Mittagsjournal 1979.09.27

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    Das war's.
    Eine angenehme Mittagsstunde meine Damen und Herren, hier meldet sich wieder der aktuelle Dienst mit dem Mittagschanal zu 60 Minuten Information, begrüßt im Namen von Redaktion und Technik Herbert Dobrowolny.
    Wir berichten heute aus Österreich über die Spitälerfinanzierung und zwar unter dem quasi Titel Misere ohne Ende trotz Kostenrechnungssystem.
    Wir vergleichen Analysen aus Deutschland, der Schweiz und aus Österreich.
    Dann widmen wir zwei Beiträge dem Thema Auto.
    Und zwar berichten wir aus Deutschland über sinkende Aufträge in der deutschen Automobilindustrie, gleichsam als Wink mit dem Zaunpfahl für eine eher abweichende und sich abschwächende Konjunktur, und untersuchen aus Österreich das Kostenbewusstsein beim Autokauf.
    Die Schlagzeilen der weiteren Beiträge, Nordirland, Reportage über die Situation der IRA, Abschlussbericht vom Besuch Kardinal Königs bei den serbisch-orthodoxen in Jugoslawien und politische Konsequenzen aus dem Hamburger Giftskandal.
    Im Kulturteil hören Sie schließlich noch neueste Entwicklungen im Filmförderungsgesetz anlässlich der Filmtage in Österreich.
    Nun aber zu den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Fedor Holi, Sprecher Wilfried Schirrlbauer.
    Österreich.
    Der Vorsitzende der Gewerkschaft öffentlicher Dienst, ÖVP-Bundesrat Sommer, bezeichnete heute jüngste Äußerungen des Bundeskanzlers zum Beamtenstand als unsachlich, unbegründet und diskriminierend.
    Der Kanzler hatte vor kurzem angedeutet, man sollte in jedem Ministerium regierungstreue Staatssekretäre installieren, weil man den Beamten nicht immer trauen könne.
    Gewerkschaftschef Sommer wies diese Äußerung des Kanzlers heute auf das Schärfste zurück und betonte, Bundeskanzler Kreis gestelle damit neuerlich das Verfassungsprinzip des Berufsbeamtentums in Frage.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die amerikanische Währung der US-Dollar ist nach einigen Tagen relativer Ruhe an den internationalen Devisenmärkten heute wieder unter starkem Druck geraten.
    An der Frankfurter Börse fiel aufgrund hoher Dollarverkäufe die amerikanische Währung erstmals in diesem Jahr unter den Wert von 1,76 Mark.
    Die gegenläufige Entwicklung wurde beim Goldpreis festgestellt.
    Er erreichte heute in Frankfurt einen neuen Rekordwert.
    Für eine Unze Feingold wurden bei der ersten Wertstandsetzung 386,75 Dollar gegenüber fast 374 Dollar am Mittwoch bezahlt.
    Der Rückgang der US-Währung wird vor allem auf Gerüchte zurückgeführt, die mit der Finanzministertagung der OPEC in Wien in Zusammenhang gebracht werden.
    Dem Vernehmen nach wird in Börsenkreisen angenommen, dass die OPEC-Finanzminister den Dollar als Leitwährung aufgeben und auf eine Rechnungseinheit übergehen wollen, die als Mittelwert aus einer Reihe wichtiger Währungen gebildet werden soll.
    Im Hamburger Munitions- und Giftgasskandal wurden gestern Abend die ersten politischen Konsequenzen gezogen.
    Justizsenator Darrendorf ist zurückgetreten.
    Darrendorf gab zu, bei der Untersuchung der Munitions- und Giftgassfunde den Hamburger Bürgermeister Klose und den SPD-Fraktionsvorsitzenden unzureichend informiert zu haben.
    Darendorf hatte 1971 an eine besorgte Bürgerinitiative einen Unbedenklichkeitsbrief geschrieben und von einem Untersuchungsergebnis gesprochen, wonach das betroffene Gelände und seine Umgebung nicht gefährdet seien.
    Dieser Brief war von der CDU-Opposition veröffentlicht worden.
    Die Opposition argumentiert nun, dass Darendorf der am wenigsten belastete Politiker in der Affäre sei und das Bürgermeister Klose nur seinen eigenen Kopf retten wolle.
    Klose hat unterdessen erklärt, über weitere personelle Konsequenzen könne erst nach Abschluss der Untersuchungen entschieden werden.
    Frankreich.
    Die Energieminister der sieben wichtigsten Industrieländer des Westens haben sich bei einer Konferenz in Paris auf konkrete Maßnahmen zur Abwendung einer neuen Energiekrise geeinigt.
    Die Länder der europäischen Gemeinschaften beschlossen eine Begrenzung der Ölimporte bis zum Jahr 1985.
    Zusätzlich soll ein Zentralregister für internationale Öltransaktionen geschaffen werden.
    Geplant ist schließlich auch die Bildung einer sogenannten energietechnischen Gruppe, die die Ölbedarfsplanung der westlichen Welt überwachen soll.
    Jugoslawien.
    Der Wiener Erzbischof Kardinal König hat in Belgrad seine Gespräche mit Würdenträgern der orthodoxen Kirche und mit jugoslawischen Spitzenpolitikern als befriedigend bezeichnet.
    König drückte seine Hoffnung aus, es werde bald die Zeit kommen, wo man sich gemeinsam an einen Tisch setzen werde.
    Kardinal König hat sich an der Spitze einer Pro-Oriente-Delegation auf Einladung des Patriarchen der serbisch-orthodoxen Kirche Germán mehrere Tage in Jugoslawien aufgehalten.
    Italien.
    Angehörige der linksextremen Terrororganisation Rote Brigaden und andere Terroristen, die auf der Insel Asinara bei Sardinien in einem Sondergefängnis inhaftiert sind, sollten von ihren Gesinnungsgenossen in einer nächtlichen Aktion befreit werden.
    Dieser Plan, in dem die Ermordung aller Wachen in und außerhalb des Gefängnisses vorgesehen war, wurde bei dem gefassten Terroristen Prospero Gallinari gefunden.
    Gallinari war am Montag in Rom bei einem Feuergefecht mit Polizisten schwer verletzt worden.
    Die detaillierten Anweisungen zu der Befreiungsaktion stammten zum Teil von Renato Curcio, dem Mitbegründer der Roten Brigaden, der auf Asinari inhaftiert ist.
    Demnach sollte den Häftlingen Sprengstoff ins Gefängnis geschmuggelt werden, mit dem sie sich bei dem Angriff der Terroristen ein Loch in die Mauer sprengen sollten.
    Rumänien.
    Der Europäische Dachverband der Automobil- und Touringclubs protestiert in einer Resolution gegen die geplante Abschaffung der Benzingutscheine für Ausländer in Italien.
    Bei einer Tagung in Bukarest wurde ein Schreiben an den italienischen Tourismusminister verfasst, in dem darauf hingewiesen wird, dass der Verband 50 Millionen Kraftfahrer repräsentiert und dass die geplante Abschaffung der Benzingutscheine eine Härte für Touristen sei.
    Italien will mit Jahresbeginn 1980 nicht mehr wie bisher Benzin für ausländische Touristen verbilligt abgeben.
    Sowjetunion.
    In Moskau soll heute die erste Plenarsitzung der chinesisch-sowjetischen Normalisierungsgespräche beginnen.
    Westliche Diplomaten in der sowjetischen Hauptstadt rechnen mit einem wochenlangen Tauziehen um die Tagesordnung.
    Besonders heikel ist die Frage, ob die Thematik rund um Indokina in die Verhandlungen aufgenommen werden soll.
    Die UdSSR hat China gestern zur Einstellung einer gegen sie gerichteten Propagandakampagne aufgerufen.
    Die Nachrichtenagentur TASS betonte, die jüngsten Angriffe der chinesischen Presse auf die Sowjetunion seien mit den Beteuerungen führender chinesischer Politiker nicht in Einklang zu bringen, wonach die Regierung in Peking an einer Verbesserung der Beziehungen zu Moskau interessiert sei.
    USA.
    Die Regierung in Washington plant die Einberufung einer Libanon-Konferenz unter Beteiligung aller Konfliktparteien, einschließlich der Palästinensischen Befreiungsorganisation und Israels.
    Ziel einer solchen Konferenz soll es sein, im Libanon einen international überwachten Waffenstillstand zu erreichen.
    Wie dazu aus New York verlautet, besteht auf amerikanischer Seite die Hoffnung, dass Israel in diesem spezifischen Fall seine Politik der totalen Ablehnung der PLO als Verhandlungspartner ändern könnte.
    Nach den amerikanischen Vorstellungen müsste neben dem Libanon auch Syrien an einer solchen Konferenz teilnehmen.
    Vietnam, USA Die Berichte des Außenministeriums in Washington über eine Großoffensive Vietnams in Kambodscha sind heute von vietnamesischer Seite zurückgewiesen worden.
    Demnach sollen die Operationen in Kambodscha keine militärische Offensive, sondern eine Polizeiaktion für die innere Sicherheit des Landes sein.
    Nach vietnamesischer Ansicht wollte die Regierung in Washington mit ihrer Ankündigung einer Offensive Vietnams China einen Vorwand für einen Angriff gegen Vietnam liefern.
    Die Vereinigten Staaten hatten ihre Besorgnis über neue Aktivitäten Vietnams gegen Anhänger des gestürzten Pol Pot-Regimes geäußert.
    Zentralafrikanische Republik.
    Die Kritik am neuen Präsidenten der Republik, Dacko, wächst.
    Vor allem aus Kreisen der Studenten wird Dacko vorgeworfen, dass er bei der Bildung der neuen Regierung bereits unter dem früheren Herrscher Kaiser Bokassa amtierende Minister in sein Kabinett aufgenommen habe.
    Die Studentenführer haben heute auch zu einem Generalstreik aufgerufen, um gegen die Weigerung Frankreichs zu protestieren, den ehemaligen zentralafrikanischen Regierungschef Patasse aus seinem Pariser Exil in die Heimat ausreisen zu lassen.
    Diplomaten in der Hauptstadt Bangui meinen, dass Dago zunehmend an Glaubwürdigkeit verliere und Patasse durchaus bessere Chancen habe, von der zentralafrikanischen Öffentlichkeit anerkannt zu werden.
    USA.
    Die für kommende Woche geplante Tournee des Moskauer Symphonieorchesters durch die Vereinigten Staaten ist von Moskau aus annulliert worden.
    Für die Konzerte sind bereits tausende Eintrittskarten verkauft worden.
    In New York wird vermutet, dass die jüngste Flucht bekannter sowjetischer Künstler und Sportler in den Westen für das Verhalten Moskaus ausschlaggebend ist.
    Die Orchestertournee sollte am Mittwoch kommender Woche in der Carnegie Hall in New York beginnen und durch 24 amerikanische Städte führen.
    Alle Straßenbahnen San Francisco sind für mehrere Monate stillgelegt worden.
    In diesem Zeitraum soll die gesamte mehr als 100 Jahre alte Anlage wieder instand gesetzt werden.
    Die 1873 eingeweihte Straßenbahn ist mit ihren offenen Holzwagen eine der Attraktionen, die jedes Jahr etwa 8 Millionen Touristen nach San Francisco zieht.
    Nach offiziellen Angaben ist die Anlage derart abgenutzt, dass Teilreparaturen nicht mehr möglich sind.
    Soweit die Meldungen.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Ein ausgedehntes Hoch mit Kern über der Tschechoslowakei ist für den Ostalpenraum weiterhin wetterbestimmend.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Allgemeinen wolkenlos bis heiter, lokal noch hochnebelartige Restbewölkung.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 14 bis 19.
    Frühtemperaturen morgen 2 bis 8 Grad.
    In exponierten Lagen jedoch örtlich leichter Bodenfrost.
    Die Prognose für morgen.
    Am Morgen im Tal und Becken lagen Nebel- oder Dunstfelder, nach deren Auflösung allgemein sonnig und warm, schwachwindig, Tageshöchsttemperaturen 15 bis 20 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wienwolkengross 17 Grad, Südwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkenlos 16°, Ost 15, Links wolkenlos 11°, Nord 2, Salzburg wolkenlos 16°, Windstill, Innsbruck wolkenlos 16°, Windstill, Bregenz wolkenlos 10°, West 3, Graz heiter 16°, Windstill und Klagenfurt heiter 14°, Südwind 3 km in der Stunde.
    Zwölf und elf Minuten ist es geworden bei strahlendem Wetter hier in Wien und nicht nur in Wien zum Glück.
    Man kann nur hoffen, dass das Wetter auch bis zum Wochenende anhält.
    Nun aber zum ausführlichen Beitragsteil im Mittagsjournal.
    Mitten in den Rummel des deutschen Automobilsalons in Frankfurt platzte die Ankündigung der deutschen Fahrradwerke, Kurzarbeit einführen zu wollen.
    Die Deutschen reagierten auf solche Ankündigungen ebenso, wie der Österreicher auf Entlassungen im großen Stil in der heimischen Bauwirtschaft reagieren würde, nämlich mit Schrecken.
    Denn die deutsche Autoindustrie ist für die Wirtschaftspolitik beim nördlichen Nachbarn ein Barometer der Konjunktur.
    Und mit einem starken Absinken des Luftdrucks, den dieses Barometer registrieren könnte, hat man eigentlich in Deutschland nicht gerechnet.
    Was steckt nun wirklich dahinter?
    Kommt eine Krise auf die deutsche Autoindustrie zu oder nicht?
    Die Antwort auf diese Frage gibt Paul Schulmeister aus Bonn.
    Der Boom ist zwar zu Ende, doch von einer Krise spricht kein deutscher Autoproduzent.
    So wird die Produktion in diesem Jahr noch immer etwas höher sein als 1978.
    Für nächstes Jahr sind die Prognosen zwar zurückhaltend, man rechnet mit einem fünfprozentigen Produktionsrückgang, doch für einen echten Einbruch fehlen die Anzeichen.
    Das Auto bleibt das bevorzugte Wohlstands- und Freiheitssymbol der Bundesbürger.
    Das hat der Rekordbesuch bei der jüngst zu Ende gegangenen Automobilausstellung in Frankfurt deutlich demonstriert.
    Der Paukenschlag, den die Ford-Werke ausgerechnet während der friedlichen Glitzerschau in Frankfurt produzierten, nämlich die Ankündigung von 25 Tagen Kurzarbeit für 12.000 Arbeiter in Köln, ist abgeklungen.
    Die Bereitschaft einzelner Beobachter, im Zeichen der Energiekrise diese Meldung in eine Hiobsbotschaft für die ganze Branche umzudeuten, entsprang einer leicht irrationalen Krisenerwartung, war zumindest vorschnell.
    Parallelen zur großen deutschen Autokrise 1973-74, die ebenfalls bei Ford begann, sind absolut verfehlt.
    Damals sank die PKW-Produktion innerhalb eines Jahres um ein Fünftel.
    Überall, außer bei Mercedes, gab es Kurzarbeit.
    Doch damals sahen sich die deutschen Autoproduzenten unvorbereitet einer Krise gegenüber, die durch den Ölpreisschock und eine erste Welle einer, wie es zunächst schien, ernsthaften Bereitschaft breiter Bevölkerungskreise umzudenken und sich vom Götzen Auto abzuwenden, geprägt war.
    Ganz anders heute.
    Die Branche ist vorbereitet.
    Die Benzinsparwelle dominierte bei der Autoschau in Frankfurt und auch die Bundesdeutschen haben mittlerweile gut gelernt mit Krisengeräte und mit Krisen auszukommen.
    Die fünf fetten Jahre einer beispiellosen Hochkonjunktur der deutschen Autoindustrie sind zwar vorbei, doch die Auftragsbücher sind im Allgemeinen noch gefüllt, eine echte Marktzettigung wird erst für die Jahrhundertwende angenommen und so sind es vor allem drei Gründe, die den Nachfrage-Rückgang seit dem vergangenen Juni ausgelöst haben.
    Erstens die neuen Benzinpreissteigerungen und die Unsicherheit der Käufer, ob nicht in kurzer Zeit weitere von der OPEC erzwungene Verteuerungen zu befürchten seien.
    Zweitens die Dauerdiskussion um ein Tempolimit auf den deutschen Autobahnen.
    Sie ist zwar vorerst nach einem Veto der wirtschaftsnahen Freien Demokraten vom Tisch.
    Doch in der SPD spricht man davon, dass entsprechende Pläne nur in die Schublade gelegt worden seien.
    Kurz, auch hier weiß der bundesdeutsche Käufer nicht, ob es sich auszahlt, größere Autos zu erwerben, wenn er dann damit vielleicht nicht mehr rasen kann.
    Drittens, die umfassende Erneuerung des bundesdeutschen PKW-Bestandes in den letzten Jahren, die viele Konsumenten jetzt für einige Zeit keine neuen Autos kaufen lässt.
    Das alles hat die deutliche Umschichtung der Nachfrage weg vom großen hin zum kleinen Auto mit verursacht.
    Betroffen davon ist jener Marktbereich, der durch Autos wie Ford Granada, 28% weniger Nachfrage im ersten Halbjahr, Opel Rekord, minus 21% oder Audi 100, minus 14,5% charakterisiert wird.
    Dass die Kölner Ford-Werke davon so stark betroffen sind, dass sie nun von Anfang Oktober an mittels Kurzarbeit die Jahresproduktion des Granada und des Capri, des ältesten Modells der Kölner überhaupt, um 30.000 Stück verringern wollen, hat freilich auch mit einer missglückten Modellpolitik der Ford-Manager zu tun.
    Ihr Modellzyklus, also die Entwicklung und Vorstellung neuer Autos im Rhythmus einiger Jahre, hatte das Pech, die jetzt neu präsentierten Wagen nicht schon einige Zeit vor dem großen Nachfrage-Rückgang im Sommer vorstellen zu können.
    Nun sind sie genau in eine flaute Zeit hineingerutscht.
    Die Abschwächung auf ein, so sagen die Automanager, Normalniveau ist da.
    Doch im Gegensatz zu 1973-74 sind die allgemeinen Konjunkturaussichten diesmal durchaus günstig und alle Autofirmen demonstrieren ihre Zuversicht mit Investitionen von umgerechnet mehr als 200 Milliarden Schilling bis 1983.
    Die oft beschworene grundlegende Tendenzwende ist nicht in Sicht.
    Was Sie eben von Paul Schulmeister über die Situation der deutschen Autoindustrie gehört haben, kann man natürlich nicht auf Österreich übertragen.
    Denn schließlich gibt es ja bei uns keine Industrie, die Personenwagen oder Kombis herstellt.
    Und um diese geht es ja im Prinzip.
    Für diese Autos wurde am 1.
    Jänner 1978 die erhöhte Mehrwertsteuer eingeführt und nur der PKW- und Kombimarkt hat auf die Ankündigung dieser Steuer mit einem Boom und auf die tatsächliche Einführung mit einem Wahnzusammenbruch im vergangenen Jahr reagiert.
    Heuer also kann man zum ersten Mal mit einer normalen Entwicklung rechnen, die Vergleiche mit vorangegangenen Jahren erlaubt.
    Konkret also kann man den Automarkt von 1979 nur mit jenem des Jahres 1976 vergleichen, wenn man aufgrund der Verkaufs- und Importstatistiken herausbekommen will, ob der Österreicher als Autokäufer außer auf die Mehrwertsteuer noch auch auf andere Dinge wie die Einführung der Geschwindigkeitsbeschränkungen und vor allem auf die allgegenwärtige Benzinpreisdebatte reagiert hat.
    Hans Adler hat für Sie diese Statistiken durchgesehen.
    Der Österreicher ist gerade dabei zu beweisen, dass das Auto nicht sein liebstes Kind ist.
    Er rechnet beim Autokauf und zwar genauer als die Deutschen und die Schweizer.
    Das jedenfalls kann man aus der Tatsache schließen, dass die sechs Millionen Schweizer heuer trotz der Benzinpreisdebatte um 20 Prozent mehr Autos gekauft haben, wie die siebeneinhalb Millionen Österreicher.
    Und so meint auch der Sprecher der Automobilimporteure, Andreas Sternbach, auf die Frage nach dem Käuferverhalten des Österreichers.
    Der Österreicher ist beweglich, ist beweglich eigentlich ganz besonders in Bezug auf Energie- und Steuermaßnahmen.
    Er ist vielleicht nicht so beweglich in Bezug auf Marken und ich glaube auch die emotionelle
    Das emotionelle Kaufmotiv wird immer mehr in den Hintergrund gerückt.
    Man kauft also nicht mehr nach Prestige, sondern sicher viel wirtschaftlicher.
    Vielleicht hat da die Gesetzgebung ganz besonders das Abgabenänderungsgesetz mit dazu beigetragen.
    Und hier zwei statistische Beweise für die Tatsache, dass die Österreicher offenbar beim Autokauf mehr denn je rechnen.
    Im ersten Halbjahr 1979 wurden zwar um rund vier Prozent mehr Autos verkauft als im vergangenen Jahr.
    Damit aber liegt die Zahl der Neuzulassungen von Personenwagen und Kombis noch immer um nicht weniger als 34 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum des Jahres 1976, also des letzten Jahres vor dem Rummel auf dem Automarkt, mit dem die Einführung der Luxusmehrwertsteuer verbunden war.
    Und Beweis Nummer zwei ist das Kaufverhalten.
    Der Österreicher reagiert auf die Benzindebatte nach allgemeinen Angaben der Autoimporteure mit einem Trend zum Wagen der unteren Mittelklasse.
    Die Renner im Autoverkauf sind im Augenblick auch in Österreich Fahrzeuge mit Motoren zwischen 1100 und 1600 Kubikzentimeter.
    Interessant ist dabei der Vergleich mit der Schweiz.
    Die Schweizer sind als Folge der Benzindebatten durchaus nicht auf kleinere Fahrzeuge umgestiegen, sondern üben sich, was man vom Österreicher wieder nicht behaupten kann, im Benzinsparen und in der genauen Kalkulation der Fahrten.
    Bei den Schweizern ist im Augenblick das Wechselkennzeichen ein ganz besonders gefragtes amtliches Dokument.
    Man hat zwar zwei, manchmal sogar drei Autos, fährt aber mit dem einen nur in den Urlaub, mit dem anderen ins Büro und ein andermal fährt vielleicht die Frau mit dem dritten einkaufen.
    Ein solcher Trend wird in Österreich nicht verzeichnet.
    Deutlich zeigen sich neue Käuferwünsche auch beim Handel mit Gebrauchtwagen in Österreich.
    Die Händler erklären übereinstimmend, dass sich die Kauflust ihrer Kunden auf Fahrzeuge in einem sehr engen Preisbereich von 35.000 bis 40.000 Schilling konzentriert.
    Gerade noch fahrender Schrott um 5.000 bis 15.000 Schilling ist praktisch unverkäuflich.
    Es gibt nur noch ganz wenige Käufer, die sich mit einem solchen Fahrzeug auf die Straße wagen oder, wie es früher viel häufiger geschah, aus drei Autos eines machen.
    Der Trend, auch für einen gebrauchten Wagen relativ viel Geld auszugeben, kommt wieder jenen Autoherstellern zugute, die erst dabei sind, den österreichischen Markt zu erobern und die deshalb im Vergleich zu europäischen Konkurrenten relativ billig sind.
    Der Weg vom eher teuren Gebrauchtwagen zu ihnen ist ja nicht mehr weit.
    Autoimporteur Sternbach weiß dazu zu berichten.
    Traditionell der größte Lieferant nach Österreich ist nach wie vor die Bundesrepublik Deutschland.
    Aber dieser Anteil hat sich nicht sehr wesentlich verschoben.
    Ich sage nicht sehr wesentlich, sondern das sind einige Prozentpunkte.
    Angestiegen, rapid angestiegen ist der Anteil der Importe aus Japan und auch die französischen Marken haben gegenüber
    ihren britischen Konkurrenten an Boden sehr stark gewonnen.
    Die Italiener halten etwa die Position, die sie immer gehabt haben.
    Und im heurigen Jahr sind die russischen Importe immerhin bemerkenswert, weil sie also von einer Nullposition gestartet sind.
    Im Übrigen kommen in Österreich auf 1.000 Einwohner 261 Autos.
    Wir liegen damit lange nicht an der Spitze der Statistik unter den motorisierten Nationen.
    Die halten natürlich die USA mit über 500 Autos pro 1.000 Einwohner.
    Und es folgen dann der Reihe nach.
    Schweden, die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Italien und dann erst kommt Österreich.
    Die Luxusmehrwertsteuer hat also dem Finanzminister an Steuern nichts gebracht, denn einer Steigerung der Steuer von 12 Prozent, 18 Prozent auf 30 Prozent, ist ein Rückgang der Neuwagenverkäufe um 34 Prozent gegenüber 1976 gefolgt.
    Als Erfolg ist dagegen zu werden, dass damit natürlich die Devisenabflüsse für Autokäufe lang nicht so stark gestiegen sind, wie man befürchtet hat.
    Und schließlich gewinnt offensichtlich der Gebrauchtwagenhandel weit mehr als die Neuwagenhändler.
    Im vergangenen Jahr sind nämlich die Neuwagenverkäufe im ganzen Jahr um 30% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und heuer sind sie im ersten Halbjahr nur um knappe 4% wieder gestiegen.
    Gebrauchte Fahrzeuge dagegen verzeichneten 1978 einen Rückgang von nur 14 statt 30 Prozent im Verkauf und im ersten Halbjahr 1979, also heuer, eine Steigerung von mehr als 10 Prozent.
    Fazit also, der Österreicher kauft aufgrund der Energiedebatte und der Steuersituation den preiswerteren Neuwagen, aber noch mehr den guten Gebrauchtwagen.
    Er hat sich damit als flexibler Käufer erwiesen, der rascher als erwartet auf Änderungen der äußeren Umstände reagiert.
    Ein Umdenken ist also festzustellen, wobei wir hier sicher noch am Anfang stehen.
    Diesen Beitrag gestaltet übrigens Hans Adler von unserer Wirtschaftsredaktion.
    Schon seit einiger Zeit ist im Gesundheitswesen weltweit eine alarmierende Entwicklung festzustellen.
    Auf der einen Seite kommt es durch den rasanten Anstieg der medizinischen Entwicklung zu einer wahren Kostenexplosion im Gesundheitswesen, der auf der anderen Seite immer weniger Mittel gegenüberstehen.
    In Österreich sind zum Beispiel die Ausgaben für die Spitäler von 1973 auf 1976 von 10,4 Milliarden auf 17 Milliarden, also um 50 Prozent gestiegen.
    Aus diesem Grund machte man sich auch in Österreich Gedanken darüber, wie dieser rasanten Kostenanstieg einzubremsen wäre.
    Die Schwierigkeit dabei war nur, dass es nicht einmal ein einheitliches Buchführungssystem in österreichischen Krankenanstalten gab.
    Man konnte also nicht beurteilen, welches Spital rationell und welches nicht rationell arbeitet.
    Seit einem Jahr gilt nun in Österreich die sogenannte Kostenrechnungsverordnung, in der die Krankenanstalten aufgefordert werden, mit einem einheitlichen Buchführungssystem Daten über ihre Leistungen zu sammeln.
    Wie sich diese Kostenrechnungen der Praxis bisher bewährt hat, war Thema einer Expertentagung, die heute in Wien zu Ende geht.
    Markus Sommersacher informiert Sie darüber.
    Entschuldigen Sie meine Damen und Herren, das kann leider auch einmal passieren.
    Wir haben das falsche Band gestartet.
    Wie gesagt, es sollte jetzt ein Beitrag von Markus Sommersacher kommen.
    Thema Spitalskostenrechnung.
    Wie hat sie sich entwickelt?
    Wie hat sie sich rentiert?
    Markus Sommersacher.
    Ich hoffe, dass es diesmal klappt.
    Mit der Kostenrechnung allein wird es wohl nicht möglich sein, die Explosion der Spitalskosten zu bremsen.
    Wohl aber bietet sie die Basis dafür, wenigstens einmal die Kosten und damit die Betriebsführung der Spitäler zu vergleichen.
    Auf dieses sehr dürftige Ergebnis eines so kostspieligen Projekts lassen sich die Meinungen der Spitalsverwalter zusammenfassen, die hier im Palais Auersberg in Wien gestern und heute mit Kollegen aus der Schweiz und Deutschland Erfahrungen mit dieser Kostenrechnung austauschten.
    Worum geht es?
    Seit dem Vorjahr werden in allen Spitälern Österreichs Daten gesammelt, wie zum Beispiel, wie lange bleibt ein Patient für eine Blinddarm-Operation im Krankenhaus, wie viele Ärzte sind bei dieser Operation mitwirkend, welche technischen Geräte werden dabei, wie lange benutzt und ähnliches.
    Aufgrund der Sammlung und Auswertung dieser Daten sollen dann Vergleiche angestellt werden können, warum die besagte Blinddarm-Operation in einem Spital Kosten von 30.000, in einem anderen von 45.000 Schilling verursachte.
    Und damit sollen dann Grundlagen vorhanden sein, mit denen unwirtschaftliche, ineffiziente, unrationelle medizinische Arbeiten ausgeschlossen werden können.
    Soweit die Theorie.
    In der Praxis sieht das jedoch viel schwieriger aus.
    Wie will man beurteilen, ob die Tatsache, dass ein Arzt für die Operation 45 Minuten, der andere für die gleiche Operation 60 Minuten brauchte, schon sagt, dass die Operation deshalb unrationell war?
    Derartige Fragen, also die Bewertung der ärztlichen Leistung, werden sich also auch nach Erstellung der umfangreichsten Datensammlung über Spitalskosten nicht mit Zahlen allein messen lassen.
    Dies räumt auch Dr. Josef Deji von der Vorsitzendenkonferenz der Arbeitsgemeinschaft der Verwaltungsleiter öffentlicher Krankenanstalten Österreichs ein.
    Schauen Sie, der Input, also der Patient, der hereinkommt, der wird behandelt.
    Wir werden nie erfahren, ob jetzt diese Behandlung genau in dieser Form notwendig war oder ein anderer genauso demselben Erfolg geführt hätte.
    Das wird also nicht möglich sein.
    Wir werden aber durch eben diese Bewertung der Leistungen aufgrund der statistischen Gesetze der großen Zahl, wenn wir das einige Jahre machen, dann werden wir schon ein natürlich mit kleinen Fehlern behaftetes System haben, wo wir diese Leistung des Hauses erstens einmal im Haus selbst
    quantifizieren können für die gegenseitige Leistungsverrechnung und nach außen vergleichbar machen können.
    Ich meine, schließlich haben sich die Ärzte zum Beispiel auch auf Punkteschemen einigen können.
    Sie waren selbst bereit, ihre Leistungen zu quantifizieren.
    Also müsste es auch für uns im Krankenhaus möglich sein.
    Die Verwalter der Krankenanstalten Österreichs sind also optimistisch, was die Auswertungsmöglichkeiten der Daten der Kostenstellenrechnung betrifft.
    Vor allem wohl auch deshalb, weil ihnen das Datenmaterial, wenn es einmal zusammengestellt sein wird, natürlich auch die Handhabe für eine Verbesserung ihrer Ausgangsposition bei Gesprächen mit dem medizinischen Personal bieten wird.
    Allerdings, die Schwierigkeiten bei der Bewertung medizinischer Leistungen sehen auch Sie.
    Diese Schwierigkeiten sahen auch ihre Kollegen in der Bundesrepublik Deutschland und in der Schweiz, wo man schon seit einigen Jahren mit Kostenstellenrechnungen operiert.
    So meint Walter Can von der Universitätsklinik Basel, einer jener Experten, die in der Eidgenossenschaft die Kostenrechnung in den Krankenanstalten einführte.
    Das wird sicher weiterhin so bleiben und hier liegt eine der großen Schwierigkeiten in der Kostenrechnung.
    Wir glauben aber, dass durch die Weiterentwicklung und die Möglichkeiten, Gespräche mit den Ärzten zu führen, wird die Ärzte motivieren können, auch das Kostendenken zu akzeptieren und durchzuführen.
    Das Ganze ist natürlich auch eine Frage der Ausbildung der Ärzte.
    in betriebswirtschaftlichen Fächern.
    Darauf wird es also in der Zukunft immer mehr ankommen.
    Motivation aller Beteiligten am medizinischen Geschehen, in ihrem Bereich so kostenbewusst wie möglich zu arbeiten.
    So gesehen bietet die Kostenrechnung also eine fast psychologische Grundlage für Wirtschaftlichkeitsdenken im Spitalsbereich.
    Ob sich der Aufwand dafür lohnt, ist eine andere Frage.
    Siehe die politischen Auseinandersetzungen rund um den Millionenauftrag von Gesundheitsministerin Leo Dolter an die Arbeitsgemeinschaft Kostenrechnung, die vor den Wahlen noch so hohe politische Wellen schlugen.
    Berichterstatter war Markus Sommersacher.
    Mittlerweile ist es eine Minute vor halb eins geworden in der uns noch verbleibenden Zeit.
    In den nächsten 31 Minuten berichten wir aus Nordirland und zwar berichten wir über die Situation der IRA.
    Wir informieren Sie über den Abschluss des Besuchs von Kardinal König bei den serbisch-orthodoxen in Jugoslawien und über die Konsequenzen aus dem Hamburger Giftgasskandal und in einem Kulturbericht
    informieren wir über die neuesten Entwicklungen in Sachen Filmförderungsgesetz.
    Nächster Programmpunkt ist aber die Inlandspresseschau, heute zusammengestellt von Hans Langsteiner.
    Von den Beamtengehaltsverhandlungen über Mietrechts- und Föderalismusfragen bis zu den kommenden Landtagswahlen spannt sich der thematische Bogen der heutigen innenpolitischen Kommentare.
    In den oberösterreichischen Nachrichten zieht Reinhard Hampelt Zwischenbilanz unter die bisherigen beiden Gespräche über eine Anhebung der Beamtenbezüge.
    Noch verkneifen die Beamten jede Äußerung, die auf spätere Kampfmaßnahmen hindeutet.
    Nach den ergebnislosen Verhandlungen von Mittwoch hieß es bloß kraftmeierisch, wir werden um jedes Zehntelprozent kämpfen.
    Zum Kämpfen gehören mindestens zwei und wenn es dann um Zehntelprozente geht, kann jeder der Verhandlungspartner sagen, nach 10 Ringen haben wir.
    Aber soweit ist es noch lange nicht.
    Vorläufig versteifen sich die Fronten.
    Mit der geplanten Mietrechtsreform setzt sich Reinhold Wissiak im steirischen ÖVP-Organ Südost Tagespost sehr kritisch auseinander, wenn er schreibt, hat Broda bei seiner Strafrechtsreform de facto das Gesetz entkriminalisiert,
    und so den rein statistischen Rückgang der Kriminalität erreicht, auf den er so stolz ist, so will er nun unter dem Aufhänger eines Mietrechtsgesetzes einen dirigistischen Schritt setzen, wie er eigentumsfeindlicher kaum sein kann.
    Welcher Mieter wird in seine Wohnung investieren, wenn er beim Ausziehen um die Ablöse bangen muss?
    Welcher Hausbesitzer wird vermieten, wenn er dabei nichts, aber auch schon gar nichts verdient?
    Broder hat mit seinem jüngsten Elaborat und einem Deckmäntelchen einer notwendigen Mietrechtsreform einen deutlichen Schritt nach links gemacht.
    Wie viel fehlt noch, bis Herr und Frau Österreicher ihre Wohnungen vom Staat zugewiesen bekommen, fragt Reinhold Wissiak im ÖVP-Organ Südost-Tagespost.
    Mit einem anderen Thema, nämlich der aktuellen Föderalismus-Diskussion, befasst sich dagegen der Leitartikel der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Bei Manfred Scheich liest man dazu, Wenn man schon mehr Demokratie will, so kann diese nicht an den Ländergrenzen Halt machen, sondern müsste erst recht die kleineren Bereiche umfassen, die wegen ihrer Überschaubarkeit die Mitbestimmung noch näher zum Bürger bringen.
    Man muss sich ansehen, ob die Gemeinden nicht mehr Rechte bekommen sollen und man muss sich vor allem die Bezirke ansehen.
    Während Wien mit der Demokratisierung der Bezirksverwaltung weit voran ist und nun auch konkret zur Dezentralisierung schreitet, ist die ÖVP bezüglich der Bezirksdemokratie in den Ländern taub.
    Hier gäbe es ein weites Feld, die Mitbestimmung zu bereichern.
    Nach diesen Zitaten aus den Organen der beiden Großparteien zum Abschluss noch ein Blick in die Neue Freie Zeitung der FPÖ.
    Dort geht Kurt Pieringer auf die bevorstehenden Landtagswahlen in vier Bundesländern ein.
    Man sollte wegen der Häufigkeit der Wahlgänge in den nächsten Wochen nicht von einer Qual der Wahl reden.
    Zur Wahlmüdigkeit besteht kein Grund, denn ein besseres Mittel zur Verwirklichung des Mitbestimmungsrechts der Bürger, als das durch Wahlen gegebene, wurde bisher noch nicht gefunden.
    Wahlen können nicht nur das Stärkeverhältnis der Parteien verändern, sie geben auch für die weitere politische Entwicklung maßgebende Impulse.
    Daher sind Wahlen nie überflüssig, sondern, auch in dichter Aufeinanderfolge, stets zweckmäßig und zur Belebung der Demokratie unerlässlich.
    12.33 Uhr, Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes, Berichte aus dem Ausland.
    Morgen trifft Papst Johannes Paul II.
    in Irland ein.
    Es wird seine dritte Reise sein nach Mexiko und Polen.
    Die Iren sind neben den Polen wohl die Nation in Europa, die mit der größten Intensität und Frömmigkeit an ihrem katholischen Glauben festgehalten hat, denn wie in Polen war auch in Irland die römisch-katholische Religion jahrhundertelang der einzige Zusammenhalt einer unterdrückten und geteilten Nation.
    Für die Katholiken in Nordirland gilt das heute noch.
    Und deshalb wird der Papstbesuch in Nordirland, wo ja Johannes Paul II.
    nicht hinkommt, mit mindestens ebenso viel Spannung erwartet wie im Süden.
    Barbara Kudenhove-Kalergi berichtet aus Belfast.
    Ich stehe hier an der Ecke Dover Street und Falls Road in Belfast, also an der Stelle im katholischen Ghetto, wo vor ziemlich genau zehn Jahren die Unruhen ihren Höhepunkt erreicht haben und wo die katholische Bürgerrechtsbewegung von der protestantischen Polizei niedergeknüppelt worden ist.
    Seitdem stehen die britischen Soldaten hier in Belfast und man sieht sie hier auch überall.
    Sie kontrollieren die Fußgängerübergänge, sie kontrollieren besonders hier im katholischen Ghetto auch die Wohnungen und wenn sie vorbeikommen, dann rufen ihnen die Kinder Unfreundliches nach und werfen ihnen Steine hinterher.
    Seit dem Kommen der Briten ist auch die IRA, die gefürchtete irische republikanische Armee, wieder im Kommen.
    Kaum ein Tag vergeht hier ohne ein Attentat, ohne einen Bombenüberfall.
    In einem vergammelten Elendsquartier hier in der Falls Road habe ich eben den jetzigen Sprecher der radikalen Sinn-Fan-Partei interviewt, dem legalen Arm der IRA.
    Richard McCauley hat soeben fünf Jahre wegen Waffenschmuggels für die Terroristen-Organisation abgesessen.
    Die Leute heute in unseren Bereichen, in unserer Gemeinschaft, realisieren, dass Gerechtigkeit, dass Frieden,
    Das irische Volk hat heute erkannt, dass sich die Situation nur dann bessern wird, wenn die britischen Truppen abziehen und wenn sich die britische Regierung nicht mehr in irische Angelegenheiten einmischt.
    Unsere republikanische Bewegung macht für viele Leute heute eine völlig akzeptierte Politik.
    Daher werden derzeit sowohl die IAA als auch die Sheinfein vom Volk unterstützt.
    Die IRA wieder da ist, kann man hier auch an den Hauswänden sehen.
    Überall steht hoch die Provos und Briten raus.
    In den Wirtshäusern wird für die Familien der IRA-Häftlinge gesammelt, die gegenwärtig in den Gefängnissen einen Streik für den Status als politische Gefangene durchführen.
    Und auch die genossenschaftlichen Taxis, die hier im katholischen Viertel verkehren, führen einen Teil ihres Fuhrlohns an diese Solidaritätsorganisation ab.
    Es kann keine militärische Lösung des Irland-Problems geben.
    Die Probleme sind politischer Natur, daher muss es eine politische Lösung geben.
    Der bewaffnete Kampf hat nur den Sinn, dass das irische Volk Großbritannien unter Druck setzen kann, sich aus Irland zurückzuziehen.
    Andere Leute haben einen politischen Prozess versucht, sind also den verfassungspolitischen Weg gegangen.
    Auch sie sind aber darauf gekommen, dass die Briten nur ein politisches und ein wirtschaftliches Interesse daran haben, dass Irland und die irische Arbeiterklasse geteilt bleiben.
    Wir müssen nun diesen Totenpunkt überwinden.
    Wir müssen Großbritannien zwingen, sich zurückzuziehen.
    Wir kämpfen einen nationalen Befreiungskampf.
    Einen Kampf gegen einen ausländischen Unterdrücker.
    Zu fürchten haben nur die Briten etwas.
    Die Briten haben außerdem überhaupt kein Recht in unserem Land zu sein.
    Sie sollen abziehen.
    Wenn sie das nicht tun, dann wird der bewaffnete Kampf weitergehen.
    Natürlich sind die meisten Katholiken in Nordirland gegen Mord und Gewalt, übrigens auch die meisten Protestanten, aber die Ablehnung der britischen Truppenpräsenz ist bei den Katholiken allgemein und es geht längst nicht mehr in erster Linie um die Bürgerrechte und auch nicht um die Religion, sondern um die nationale Identität.
    Die meisten Katholiken wollen die Wiedervereinigung mit dem Süden, also mit der irischen Republik, und die meisten Protestanten wollen, dass Nordirland britisch bleibt und dass die britischen Truppen hier bleiben und das garantieren.
    Eine Lösung ist vor der Hand nicht in Sicht, aber seit kurzem wenigstens ein neuer Ansatz.
    Nächste Woche, nach dem Papstbesuch in Irland, wollen der irische Außenminister Kennedy und der neue britische Nordirlandminister Atkins zusammentreffen.
    Die irische Regierung, manche werfen ja vor, dass sie insgeheim mit der IAA sympathisiert und sie nicht scharf genug bekämpft.
    Diese irische Regierung hat durch ihren Ministerpräsidenten Lynch dieser Tage erstmals zugestanden, dass es so lange keine Wiedervereinigung geben wird, als es dafür in Nordirland keine demokratische Mehrheit gibt.
    Ein Thema der Gespräche London-Dublin könnte es sein, eine Föderation der britischen Inseln zu sondieren, in der Nordirland seinen Platz hat.
    Bis dahin freilich rechnet man hier in Belfast und vor allem hier in der Falls Road damit, dass der Terror von beiden Seiten noch mehr Opfer fordern wird.
    Barbara Kuttenhofe-Kalergi hat in diesen spannungsgeladenen Tagen vor der Papstreise in Nordirland versucht, mit dem Mikrofon die Stimmung einzufangen, die in und um Belfast herrscht.
    Und das nicht nur für unseren Journalbeitrag, sondern auch für die Sendung Im Brennpunkt, die heute Abend im Programm Österreich 1 um 21.15 Uhr ausgestrahlt wird.
    Titel Nordirland, sie töten aus Angst vor dem Frieden.
    Die Wiederholung der Sendung gibt es übrigens am Samstag im Programm Österreich Regional um 9 Uhr.
    Und während dieser Beitrag von Barbara Kudenhofe-Kalergi gelaufen ist, hat sich mein Kollege Wilfried Seifert gemeldet.
    Er hat den Vormittag in der ÖVP-Parteizentrale in der Wiener Kärntnerstraße verbracht.
    Dort wurde ein Parteivorstand abgehalten.
    Wilfried Seifert, es ging da um Schulpolitik, den Fall Leo Dolte und auch um internationale Fragen.
    Was können Sie denn da berichten?
    Es geht nicht nur um diese drei Themen, sondern mittlerweile hat sich herausgestellt, dass es auch um das Thema Atom noch einmal geht.
    Die Pressekonferenz von Generalsekretär Lanner nach dem Parteivorstand der ÖVP ist ja noch im Gang und eben in diesen Minuten spricht Lanner zum Thema Atom, zu dem Thema Vereinbarung zwischen den beiden Großparteien oder zwischen den Clubs der beiden Großparteien über Erhebung des Atomsperregesetzes in den Verfassungsrang.
    Hier hat Lanner soeben der SPÖ Untätigkeit und Doppelspiel vorgeworfen und eine eigene Initiative seiner Partei, das Atomsperrgesetz in den Verfassungsrang zu erheben, nicht mehr ausgeschlossen, wie das ja bisher eher weniger gefragt war innerhalb der ÖVP.
    Aber zunächst Schulpolitik, da geht es heute nicht um das sonstige Dauerthema in der Auseinandersetzung der beiden Großparteien, um die integrierte Gesamtschule, sondern da geht es heute um die Ganztagsschulformen.
    Die SPÖ führt derzeit ja eine Kampagne, durch eine Informationskampagne, in der die Bevölkerung von ihrem Schulmodell überzeugt werden soll, von der Ganztagsschule.
    Das ist eine Schulform, an der am Vormittag und am Nachmittag verpflichtender Unterricht abgehalten wird.
    Das heißt, die Kinder werden zwar in der Schule beaufsichtigt, haben aber auf der anderen Seite natürlich nicht die Möglichkeit, nur am Vormittag zu gehen, da ja eben auch am Nachmittag Unterricht ist.
    Die ÖVP stellt dem ihr Modell die Tagesheimschule gegenüber.
    Das ist eine Schule, die in traditioneller Weise vormittags Unterricht hat, nachmittags aber nur noch die Beaufsichtigung der Kinder vorsieht.
    Es ist auf den ersten Blick ein bisschen ein Kampf gegen Windmühlen, wenn die ÖVP hier jetzt eine Anti-Informationskampagne ankündigt und eine Anti-Propaganda-Aktion im Gegensatz zur SPÖ.
    weil es etliche Stellungnahmen von der SPÖ gibt, wonach nicht damit zu rechnen sei, dass die Ganztagsschule jemals die verpflichtende Schule wird.
    Einerseits, weil sie zu teuer sind und eben weil sie bestimmte Zwangselemente enthält, die vielleicht einige Eltern nicht wollen.
    Nach Meinung von Generalsekretär Lanner kann man sich aber auf diese Meinungen der SPÖ nicht unbedingt verlassen.
    Ich glaube, Äußerungen, die am Tisch liegen von sozialistischer Seite, sind gerade in den letzten Jahren, siehe Bundeskanzler, sehr nachdrücklich und wiederholt modifiziert worden.
    Hier geht es um unterschiedliche Modelle und man soll sich um diese Unterschiedlichkeit, freiwillige Tagesheimschule auf der einen Seite, sozialistische Zwangstagsschule auf der anderen Seite, man soll sich darum nicht herumdrücken.
    Thema Leo Dolter, hier meinte Lanner mit dem nunmehr offenbar bevorstehenden Rücktritt der Gesundheitschefin sei aber das sogenannte 100-Millionen-Ding für die ÖVP nicht vom Tisch und auch der Bundeskanzler nicht aus seiner Verantwortung entlassen, dass acht Jahre an der Spitze des Gesundheitsministeriums praktisch nichts passiert sei.
    Hier könne man den Bundeskanzler nicht entlasten aus seiner Verantwortung als Chef dieser Regierung.
    Und etwas überraschend dann noch an den Tiroler Generalsekretär Sixtus Lanner die Frage, ob er nun, da der Tiroler Landeshauptmann Wallnöfer angekündigt hat, er werde nur noch in der kommenden Legislaturperiode dieses Amt ausüben, dann aber noch in dieser Legislaturperiode eine Nachfolge suchen, ob er da jetzt wieder nach Tirol zurückkehren könne als Chef der Tiroler ÖVP?
    Bitte.
    Ein Tiroler hat sein Land immer lieb.
    Das möchte ich an die Spitze stellen.
    Und was den Landeshauptmann Wallneffer anlangt und der Ludwig Steiner ist auch ein Tiroler.
    Sie haben also zwei hier, die ihr Land und ihre Heimat lieben.
    Was das andere anlangt, glaube ich, hat man hier
    sehr weitgehende Interpretationen an Wallneffers Äußerungen geknüpft.
    Ich glaube und hoffe, dass Wallneffer noch sehr sehr lange Landeshauptmann von Tirol bleiben wird, denn er ist unser bester und ich hoffe sehr, dass die Nachfolgefrage noch lange nicht aktuell ist.
    dass das Wesentlichste aus der heutigen Pressekonferenz von ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lahner nach der Parteivorstandssitzung der ÖVP und damit zurück zu Herbert Oberwollny.
    Berichterstatter war Wilfried Seifer, das ist jetzt zwei Minuten vor Dreiviertel Eins geworden.
    Am 6.
    September kam durch den Tod eines Kindes ein Skandal ins Rollen und zwar in der Hansestadt Hamburg, ein Skandal von nicht absehbaren Ausmaßen.
    Man fand nämlich auf dem Gelände einer aufgelassenen Fabrik im Stadtteil von Hamburg
    Munitionen, Giftgase und das in tonnenweiser Anhäufung.
    Nach der Entdeckung von acht Giftgasgranaten mit dem lebensgefährlichen Kampfstoff Tabun aus dem Zweiten Weltkrieg auf diesem Firmengelände wurden am vergangenen Montag 90 Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft evakuiert und 60 Betriebe mit etwa 1500 Mitarbeitern mussten sechs Stunden lang geschlossen werden.
    In dieser Munitions- und Giftgasaffäre wurden nun gestern Abend die ersten politischen Konsequenzen gezogen.
    Justizsenator Dahrendorf ist zurückgetreten und wie mein Kollege Herbert Fricke berichtet, ist er nicht nur freiwillig zurückgetreten, sondern man kann auch davon sprechen, dass er zurückgetreten wurde.
    Darendorf ist geopfert worden, um andere Köpfe vorerst jedenfalls zu retten.
    Es lag ja schon seit Tagen in der Luft, dass eine personelle Konsequenz unausweichlich wurde.
    Zu laut, zu akademisch waren die Ausflüchte des ersten Bürgermeisters, der im Bundesland Hamburg ja die Funktion eines Ministerpräsidenten hat.
    Es gebe, so Bürgermeister Klose noch vorgestern, kein persönlich zurechenbares Fehlverhalten eines Senatsmitglieds.
    Dies ist eine Formel, die nirgends in der juristischen Literatur zu finden ist.
    Eine eigene Formel, die Klose quasi als Messlatte erfunden hat.
    Nun stellte sich hervorgestern heraus, dass Frank Dahrendorf vor acht Jahren als Staatsrat in der Innenbehörde einen Brief unterzeichnet hat, in welchem die Firma Stolzenberg als durchaus ungefährlich bezeichnet wird.
    Dieser Brief war damals die Antwort auf einen Antrag zahlreicher Bürger, die Chemiefabrik Stolzenberg doch aus dem Wohngebiet Eidelstedt-Lurup zu verlegen.
    Allerdings in seiner Ablehnung dieses Antrags bezog sich der damalige Staatsrat Darendorf auf eine Stellungnahme des Gesamtsenats.
    Denn kurz zuvor hatte der Senat eine Anfrage der FDP-Abgeordneten Helga Schuchert offiziell im gleichen Sinn beantwortet.
    Wenn diese Antwort falsch war, dann war auch die vorangegangene falsch.
    Dann hätte also logischerweise der gesamte Senat die Verantwortung zu tragen.
    Dahrendorf wurde zum Sündenbock gestempelt, weil dies der einfachste Ausweg zu sein schien.
    Er ist derjenige, dessen Position in der Partei und im Senat am schwächsten verankert ist.
    Er hat keine Hausmacht.
    Der Innensenator hingegen, eigentlich viel deutlicher mit Schuld beladen, ist der Mann der Gewerkschaften.
    Ihn zu kippen konnte sich Klose offenbar nicht leisten.
    Wobei das mit dem Kippen in Hamburg ja nicht so einfach ist, denn hier kann ein Senator, gleichbedeutend mit einem Minister in anderen Ländern, nicht entlassen werden.
    Er kann nur von sich aus zurücktreten.
    Und dazu muss er zunächst bewogen, besser gesagt, überredet werden.
    Innensenator Stark hat sich gegen diesen Schritt mit Händen und Füßen gewehrt.
    Auch der als Vertreter des sehr linken Flügels geltende Arbeitssenator Ehlers und der ebenfalls vom äußeren linken Flügel getragene Umweltsenator Corilla, dessen Behörde bisher so jämmerlich versackt hat.
    Also schickte man den gemäßigten, liberalen Justizsenator in die Wüste.
    Stehend und einhellig applaudierte gestern Abend die gesamte internationale Presse dem auf diese Weise geschassten Senator.
    Eine ganz ungewöhnliche Demonstration.
    Eine Demonstration auch gegen den ersten Bürgermeister.
    Für den bisher so unangefochten wirkenden Hans-Ulrich Klose bedeutet diese Affäre einen bisher noch kaum abzuschätzenden Prestigeverlust.
    Sein zögerndes, schrittchenweises, gequältes Verfahren wirkt ziemlich hilflos und wenig souverän.
    Es hat den Anschein, als sei Dahrendorf in diesem Fall nicht der letzte, der an der Elbe die politische Bühne zu verlassen hat.
    Zu schwer sind die Vorwürfe, die auf 64 Seiten schwarz auf weiß gegen die Behörden erhoben werden.
    Zu schlimm das überbürokratisierte Organisationschaos, das sich hier offenbart.
    Auch das Ansehen der Beamtenschaft hat einen schweren Schlag erlitten, eines öffentlichen Dienstes, der jedes Augenmaß für Wesentliches und Unwesentliches vermissen lässt.
    Wenn es hier so war, das darf getrost vermutet werden, wird es in anderen Bereichen ja ähnlich sein.
    Herbert Fricke gestaltete diesen Beitrag.
    Die Münchner Staatsanwaltschaft hat übrigens Ermittlungen im Zusammenhang mit der angeblich unsachgemäßen Lagerung von chemischen Substanzen auf dem Gelände einer stilgelegten Chemiefabrik in München-Aubing eingeleitet.
    Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte, es werde wegen eines möglichen Vergehens gegen das Abfallbeseitigungsgesetz ermittelt.
    Man bestreitet aber jeglichen Zusammenhang und jegliche Parallele zum Hamburger Giftgaskandal, über den wir jetzt ausführlich gehört haben, der ja politische Konsequenzen nach sich gezogen hat.
    Es ist jetzt drei Minuten nach dreiviertel eins geworden, Kulturberichte im Mittagschanal.
    Die österreichischen Filmtage, die derzeit in Karpfenberg stattfinden, dienen nicht nur einer Leistungs- und Vergleichsschau des heimischen Films.
    Nach den Vorstellungen der Organisatoren sollen sie auch, wie wir bereits berichtet haben, der Diskussion dienen.
    Im Mittelpunkt des Interesses steht immer noch der Entwurf zu einem Filmförderungsgesetz.
    Die neuesten Entwicklungen in dieser schon ziemlich lang anhaltenden Frage fasst nun Josef Kernst zusammen.
    Ein Filmförderungsgesetz zu schaffen, also juridisch gültige Richtlinien für den Umgang mit förderungswürdigen Ideen und Projekten auf dem Gebiet des Films festzulegen, scheint zu den schwierigsten, zumindest langwierigsten Aufgaben zu zählen, die zu lösen sich die zuständigen Ministerien auferlegt haben.
    Letzte Berichte, wonach ein Gesetzesentwurf noch im heurigen Jahr das Parlament erreichen würde, müssen endgültig dementiert werden.
    Was sicherlich vor allem in den Kreisen der davon Betroffenen mit Erleichterung zur Kenntnis genommen werden wird.
    Denn so vielfältig auch die österreichischen Filmemacher sich organisieren, alle Vertreter scheinen sich in der Ablehnung des Gesetzesentwurfs einig zu sein.
    Was nicht verwundern kann, würde durch ein Förderungsgesetz die bisher gebräuchliche Praktik völlig ändern.
    Nicht mehr die Originalität einer Idee, die Überzeugungskraft eines Drehbuchs würden nach dem Entwurf mit entsprechenden finanziellen Mitteln gefördert werden, denn Handelsministerium und Finanzministerium sehen für die Zukunft nur mehr die Förderung von österreichischen Filmprojekten durch Darlehen vor.
    Diese Darlehen, die zurückzuzahlen sind, würden, so darf man annehmen, nur arrivierte, erfolgreiche, also kommerziell vielversprechende Filme erreichen.
    Die Unzufriedenheit der Experimentierfreudigen, der Dokumentaristen und der Neulinge ist verständlich.
    Doch mit der eingangs erwähnten Verzögerung der Beschlussfassung dieses neuen und gravierenden Gesetzes scheint sich auch eine mögliche Einigung zwischen den Verhandlungspartnern abzuzeichnen.
    Eine völlig neue Lösung des Konfliktes erläuterte uns der zuständige Kunstbeamte des Unterrichtsministeriums, Herbert Schwander.
    Ich glaube, dass sich ein Konsens vor allem insofern abzeichnet, dass
    das Unterrichtsministerium derzeit als Überlegungen anstellt, für die Jungfima und für die Experimentalfima eine Sonderfinanzierung zu ermöglichen.
    Das heißt, dass einen eigenen Budgettopf vorzusehen, aus dem eben Jungfima und Experimentalfima gefördert werden, sodass also der Betrag, der für die
    Filmförderung aufgrund des Filmförderungsgesetzes vorgesehen ist, einem schon so wollen arrivierten oder arrivierteren Filmemachern vorbehalten ist.
    Die Idee ist, dass die Jungfilmer und die Experimentalfilmer unter den gleichen Startbedingungen arbeiten können, wie sie Leute wie John Cook
    Patzack, Wally Export vorgefunden haben.
    Dies würde bedeuten, dass die von anerkannten und erfahrenen Filmern eingebrachten Spielfilmprojekte in die Kompetenz des neuen Filmförderungsgesetzes fielen, mit der Auflage, die in sie investierten Gelder bei dem entsprechenden Erfolg wieder zurückzuzahlen.
    Dafür vorhanden 30 bis 40 Millionen Schillinge.
    Alle anderen nicht kommerziellen Filmentwürfe werden nach den Vorstellungen des Unterrichtsministeriums wie bisher begutachtet, von einer derzeit noch agierenden Kommission ausgewählt und finanziert.
    Dafür vorgesehen etwa 10 Millionen.
    Das heißt etwas geringere Mittel als bisher, die aber auf wesentlich weniger Antragsteller aufgeteilt würden.
    Die Reaktionen auf diesen überraschenden Vorschlag des Unterrichtsministeriums, der eine Klärung des Konfliktes und die Beendigung eines jahrelangen Provisoriums bringen könnte, stehen noch aus.
    Josef Kernst fasste die neuesten Entwicklungen in Frage Filmförderung zusammen.
    Die neue Galerie der Stadt Linz eröffnet morgen offiziell ihre neuen Räumlichkeiten in der Großwohnanlage Lenzer 2000 im Stadtteil Urfa.
    Mit der Übersiedlung der Galerie ist aber nicht nur eine räumliche Ausdehnung, sondern auch eine Erweiterung des Konzepts verbunden.
    Man will den Kontakt der Bevölkerung zur Linzer Galerie intensivieren, denn immerhin hat die Adaption der neuen Räume etwa 50 Millionen Schilling gekostet, ein ziemlich ansehnliches Hümmchen also.
    Es berichtet Werner Hofer vom Landesstudio Oberösterreich.
    Die neue Galerie der Stadt Linz ist eigentlich nicht mehr neu.
    Sie wurde im Jahr 1947 von dem Berliner Kunsthändler und Sammler Wolfgang Gurlitt gegründet.
    Die Galerie trägt daher heute auch den Beinamen Wolfgang Gurlitt Museum.
    Seit der Gründung bis zum Juni des heutigen Jahres war die Galerie im Gebäude der Kunsthochschule am Linzer Hauptplatz untergebracht.
    Auf nur 700 Quadratmetern sollten dort die 600 Werke der Malerei, der Plastik- und der Objektkunst sowie 2500 Grafiken und schließlich 600 Arbeiten von Alfred Kubin Platz finden.
    Eine Tatsache, die nun zur Schaffung der neuen, 3000 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten in der Großwohnanlage Lenzer 2000 in Urwa führte.
    Die Anordnung der Bilder und Objekte kann nun locker und individuell erfolgen.
    Die Räume selbst sind dezent und fast nüchtern ausgestattet.
    Vom ersten Moment an nehmen die ausgestellten Werke den Blick des Besuchers gefangen.
    Weniger dezent, wenn gleich ansprechen, ist die Marmortreppe, die zur Galerie führt.
    Alles in allem hat die Adaption der neun Räume, für die der Linzer Architekt Fritz Goffitzer verantwortlich zeichnet, 50 Millionen Schilling gekostet.
    37 Millionen davon trägt die Stadt Linz.
    Den Rest finanzieren das Land bzw.
    zwei Linzer Geldinstitute.
    50 Millionen weitgehend aus Steuermitteln sind eine Verpflichtung für die Galerieverantwortlichen, ein möglichst breites Publikum anzusprechen.
    Dazu Peter Baum, der Direktor der neuen Galerie.
    Es gibt hier eine Vielzahl von Überlegungen und Maßnahmen, die wir durchführen werden, um eben noch mehr Leute als bisher für die Bestände, für die Aktivitäten, für das Ausstellungswesen der Neuen Galerie zu interessieren.
    Ganz praktisch gesprochen sind es vor allem einmal jene Einrichtungen, die uns bisher fehlten.
    Ein Mehrzwecksaal für Vorträge, Gespräche, Lesungen, kleine Aufführungen und vor allem auch für die Kindermahlaktionen.
    Dann gibt es einen Studiensaal für Grafik, in dem man sich die Originale der großen grafischen Bestände vorlegen lassen kann, an zwei Tagen in der Woche, an Montag und Donnerstag jeweils.
    Und es wird darüber hinaus neben einer viel großzügigeren und breiten Präsentation der eigenen Bestände
    sehr, sehr wichtige Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen geben.
    Ich möchte gleich eine nennen, die am 25.
    Oktober beginnt.
    Das wird eine große Ausstellung des weltberühmten spanischen Malers Jean Miró sein.
    Noch einmal aber die Grundsatzfrage, Herr Direktor Baum.
    Glauben Sie, dass in der heutigen Zeit das Interesse der Bevölkerung für eine Galerie so groß ist, dass der Aufwand von etwa 50 Millionen Schilling gerechtfertigt wird?
    Ja, das kann ich also sofort und ganz eindeutig mit Ja beantworten.
    Wenn man heute die Besucherfrequenzen und damit in Zusammenhang die Aufwendungen vergleicht, etwa auf dem Sektor des Theaters oder umgekehrt nehmen wir die Fußballspiele der höchsten Liga her, dann werden diese Zahlen von den Museumsbesuchern in allen westlichen Ländern übertroffen.
    Noch einmal jetzt zur neuen Galerie und zur Konzeption, die dahinter steht.
    Welche Schwerpunkte werden Sie in nächster Zeit setzen, etwa bei den Neuankäufen und bei der Ergänzung der Sammlungen?
    Es gibt hier eine Fortsetzung der schon bisher praktizierten Überlegungen, wobei eines hinzukommt.
    Neben dem starken Engagement bei der unmittelbaren Gegenwartskunst, die natürlich preislich eher zu erreichen ist als wichtige Werke der Vergangenheit,
    können wir hier, weil wir zwei begrünte Innenhöfe zur Verfügung haben, auch Plastiken aufstellen.
    Dieses Gebiet der Plastik war ja bisher sehr vernachlässigt worden, notgedrungen aus finanziellen Gründen, aber auch infolge des Platzmangels, der ja überhaupt dazu führte, dass man im Gebäude am Hauptplatz nur immer einen bescheidenen Teil der ständigen Sammlung zeigen konnte.
    Zur Eröffnung der neuen Galerie Räumlichkeiten wurde auch ein überarbeiteter Sammlungskatalog aufgelegt, der auf 400 Seiten in Bild und Wort einen Überblick über die Bestände der neuen Galerie in Linz gibt.
    Nach diesem Beitrag von Werner Hofer nun knapp drei Minuten vor 13 Uhr nochmals ins Nachrichtenstudio Österreich.
    Handelsminister Staribacher hat sich neuerlich gegen Berichte über eine Energiekrise gewarnt.
    Staribacher sagte in einem Vortrag in Wien, es werde derzeit mehr Öl produziert als abgegeben.
    Man halte, nur halte man dieses an manchen Stellen zurück, um höhere Preise zu erzielen.
    Das Gerede von der Energiekrise, führte Staribacher aus, habe die Österreicher leider dazu gebracht, im Sommer höhere Preise als nötig für Öl zu zahlen.
    Die Finanzminister von 13 Mitgliedstaaten der Organisation Erdöl-Exportieren der Länder sind heute zu ihrer vierten Jahrestagung zusammengekommen.
    Im Mittelpunkt der Beratungen stehen die Auswirkungen der Dollarschwäche auf die Einnahmen der Erdölproduzenten.
    Ein weiteres Thema ist der OPEC-Sonderfonds, aus dem die Unterstützung der Entwicklungsländer finanziert wird.
    Der ÖVP-Vorstand hat sich neuerlich mit der Kernkraftfrage befasst.
    Generalsekretär Lanner hat die SPÖ in diesem Zusammenhang der Unfähigkeit und des Doppelspiels beschuldigt und eine Eigeninitiative der ÖVP zum Thema Atomsperrgesetz nicht ausgeschlossen.
    Lanner kündigte ferner eine Aufklärungsaktion gegen die von den Sozialisten befürwortete Ganztagsschule an.
    Rhodesien.
    Einheiten der rhodesischen Streitkräfte haben heute Angriffe gegen Stützpunkte der Befreiungsbewegung Patriotische Front im benachbarten Mosambike eingeleitet.
    Nach Angaben des Oberkommandos in Salisbury sind Ziele der Operation Einrichtungen der Befreiungsbewegung 40 Kilometer nordöstlich der Grenzstadt Umtali.
    Vietnam.
    In Hanoi sind heute Berichte des Außenministeriums in Washington über eine Großoffensive Vietnams in Kambodscha zurückgewiesen worden.
    Die Operationen, so wird betont, seien keine militärische Offensive, sondern eine Polizeiaktion für die innere Sicherheit.
    Sowjetunion.
    In Moskau soll heute die erste Plenarsitzung der chinesisch-sowjetischen Normalisierungsgespräche beginnen.
    Westliche Diplomaten rechnen mit einem wochenlangen Tauziehen allein um die Tagesordnung.
    Besonders schwierig dürfte die Frage sein, ob das Indochina-Problem in die Verhandlungen aufgenommen werden sollte.
    USA.
    Die Regierung in Washington plant die Einberufung einer Libanon-Konferenz unter Beteiligung aller Konfliktparteien, einschließlich der Palästinensischen Befreiungsorganisation und Israels.
    Ziel der Konferenz ist ein international überwachter Waffenstillstand.
    Diese Kurzmeldungen entstanden am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Die Redaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr mit ausführlichen Berichten im Abendsjournal.
    Bis dahin stündlich die wichtigsten Nachrichten aus aller Welt.
    Für das Team des Mittagssjournals verabschiedet sich Herbert der Brollne.
    Auf Wiedersehen.
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    Nachrichten
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Situation der deutschen Automobilindustrie, sinkende Aufträge
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreich: Kostenbewußtsein beim Autokauf steigt
    Einblendung: Steinbach
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Steinbach, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spitälerfinanzierung: Misere ohne Ende
    Einblendung: Becsi, Tschan
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Becsi, Klemens [Interviewte/r] , Tschan, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Mietrecht, Föderalismus, Wahlen, Beamtenrecht
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Nordirland am Vorabend des Papstbesuches
    Einblendung: Sinn-Fein - IRA
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Lanner zu Schulpolitik, Leodolter, internationale Fragen, Atom
    Einblendung: S. Lanner
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Lanner, Sixtus [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
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    Auswirkungen des Hamburger Giftskandals
    Mitwirkende: Fricke, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Mitwirkende: Kernst, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
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    Datum: 1979.09.27 [Sendedatum]
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    Titel Mittagsjournal 1979.09.27
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790927_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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