Mittagsjournal 1980.01.07

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich die Redaktion des Mittagschanals.
    Am Mikrofon im Studio begrüßt Sie Hans Fockenhuber.
    Was steht auf dem Programm?
    Wir bringen eine Zusammenfassung der Situation in Afghanistan, wo seit dem 26.
    Dezember die sowjetischen Streitkräfte das Land besetzt halten.
    Wir bringen sowjetische Reaktionen auf den vom amerikanischen Präsidenten Carter angeordneten Stopp der umfangreichen Getreidelieferungen an die UdSSR und auf die anderen Wirtschaftsmaßnahmen.
    Und wir untersuchen, wie wirksam die sogenannte Getreidewaffe überhaupt ist.
    Weitere Auslandsberichte befassen sich mit dem Treffen des ägyptischen Präsidenten Sadat und dem israelischen Regierungschef Begin auf einer Nilinsel bei Assuan und mit dem Terrorismusproblem in Italien.
    Innenpolitik.
    Heute Sitzung des Ministerrates, die Themen Afghanistan und Energie.
    Der Wehrsprecher der ÖVP, Prof. Ermacora, nimmt zur umfassenden Landesverteidigungsstellung.
    Die Kulturredaktion berichtet von einer Ausstellung im Wiener Künstlerhaus mit dem Motto Vorsicht Polstermöbel und die Kulturredaktion stellt außerdem das neue Programm von Herbert Lederer im Theater am Schwedenplatz vor.
    Zu sehen wird sein, nun ist das ein Geschäft von Scholem Aleiche.
    Soweit einige Schlagzeilen, jetzt aber die Nachrichten.
    Chef von Dienst ist Raymond Heller und Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Vereinte Nationen.
    Der Weltsicherheitsrat setzt seine Afghanistan-Debatte heute um etwa 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit fort.
    Kurz nach Mitternacht wurde die Sitzung vertagt, nachdem mehrere blockfreie Staaten einen Resolutionsentwurf eingebracht hatten.
    Darin wird die jüngste bewaffnete Intervention in Afghanistan bedauert und der sofortige und bedingungslose Abzug aller ausländischen Truppen aus diesem Land gefordert.
    Es wird erwartet, dass die Sowjetunion ihr Veto gegen die Resolution einlegt.
    Damit würde der Antrag zur Behandlung an die UNO-Vollversammlung verwiesen werden.
    Afghanistan Die muslimischen Aufständischen setzen nach eigenen Angaben ihren Widerstand gegen die sowjetischen Inversionstruppen in Afghanistan fort.
    Ein Rebellensender berichtet allerdings, die Untergrundkämpfer hätten vor allem bei Kämpfen in der Stadt Jalalabad, 120 Kilometer östlich von Kabul, schwere Verluste erlitten.
    Die Aufständischen erhielten ständig Verstärkung durch desertierte Soldaten der afghanischen Armee.
    Umkämpft sind auch die Provinzen Bazakhshan und Baktia sowie die Region Kandahar und die Umgebung der Stadt Herat in Westafghanistan.
    In Herat sollen Aufständische das städtische Gaswerk in die Luft gesprengt haben.
    Der Staatsrundfunk in Kabul meldete inzwischen, der bei der sowjetischen Intervention gestürzte und hingerichtete Präsident Amin habe vor seiner Entmachtung in einer Massenexekution 2600 politische Gefangene hinrichten lassen.
    Der Flüchtlingsstrom aus Afghanistan hält an.
    Nach inoffiziellen Schätzungen befinden sich bereits mehr als 400.000 Afghanen in Pakistan.
    China
    Das Parteiorgan Volkszeitung fördert in seiner heutigen Ausgabe die Vereinten Nationen auf, die Sowjetunion zum Rückzug aus Afghanistan zu zwingen.
    Wörtlich heißt es in einem Kommentar des Blattes, der UNO-Sicherheitsrat habe die Pflicht, wirksame Maßnahmen zu treffen, um der offenen Aggression der Sowjetunion in Afghanistan Einhalt zu gebieten.
    Neuerlich spricht die Pekinger Volkszeitung von einem verhängnisvollen Hegemoniestreben Moskaus.
    Indonesien
    Präsident Suharto hat sich heute vor dem Parlament in der Hauptstadt Jakarta gegen die sowjetische Militärintervention in Afghanistan gewarnt.
    Zugleich sprach sich Suharto auch für die Freilassung der in Teheran festgehaltenen Geiseln aus.
    Nach Ansicht des indonesischen Staatschefs bedeutet die Intervention in Afghanistan eine Beeinträchtigung der Grundlagen des Weltfriedens.
    Seine Forderung nach Freilassung der amerikanischen Geiseln im Iran begründete Suharto mit humanitären Aspekten.
    Indokina.
    Das provietnamesische Regime in Phnom Penh hat heute den ersten Jahrestag des Sturzes der Pol Pot Regierung durch vietnamesische Streitkräfte mit einer Siegesparade und Massenkundgebungen gefeiert.
    In einer Rundfunkrede richtete der kambodschanische Staats- und Regierungschef Kheng Samrin heftige Angriffe gegen China und die USA, denen er vorwarf, die Untergrundkämpfer der Roten Khmer zu unterstützen.
    Vor Vertretern mehrerer kommunistischer Länder dankte Samrin für die weltweite Hilfe gegen den Hunger in seinem Land.
    Er betonte, dass der Großteil der Hilfslieferungen aus Vietnam, der Sowjetunion und anderen kommunistischen Staaten stamme.
    Soldaten der Roten Khmer haben am Wochenende neuerlich ein Lager der antikommunistischen Khmer Sarai im thailändisch-kambodschanischen Grenzgebiet angegriffen.
    Wegen der Kämpfe zwischen den beiden antivietnamesischen Fraktionen sind bereits 100.000 Kambodschaner nach Thailand geflüchtet.
    In Bangkok wird mit einem weiteren Anschwellen des Flüchtlingsstroms gerechnet.
    USA.
    Über die Verhängung von Wirtschaftssanktionen gegen den Iran gibt es offensichtlich Differenzen zwischen Präsident Carter und UNO-Generalsekretär Waldheim.
    Carter setzte sich in einem Gespräch mit Waldheim neuerlich für derartige Maßnahmen als Reaktion auf die Geiselaffäre in Teheran ein.
    Er lehnte einen Vorschlag Waldheims ab, der diesem bei seinem Besuch in der iranischen Hauptstadt von der Revolutionsführung gemacht wurde.
    Danach sollte die Freilassung der Geißeln in der iranischen Botschaft mit einer internationalen Untersuchung über das Shah-Regime verknüpft werden.
    Der Präsident wiederholte den Standpunkt seiner Regierung, dass ein derartiges Forum erst nach Freilassung der Geißeln geschaffen werden könnte.
    Waldheim äußerte dagegen Zweifel, ob die Verhängung von Sanktionen über den Iran die Geißelaffäre lösen könnte.
    Er meinte, die Perser seien viel zu sehr mit ihren innenpolitischen Problemen beschäftigt, um derartige Maßnahmen überhaupt zu registrieren.
    Nahe Osten
    Zum neunten Mal seit seinem historischen Besuch in Jerusalem trifft der ägyptische Präsident Sadat heute in Aswan mit dem israelischen Regierungschef Begin zusammen.
    Wichtigstes Thema der Beratungen ist die Autonomie für die Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten.
    Durch die sowjetische Militärintervention in Afghanistan erhält das viertägige Treffen in Aswan jedoch eine Bedeutung, die weit über das ursprünglich Vermutete hinausgeht.
    Ministerpräsident Begin bot den USA vor seinem Abflug aus Tel Aviv neuerlich die Errichtung von Militärstützpunkten in Israel an.
    Auch die ägyptische Regierung hat sich bereits mehrmals in diesem Sinn geäußert.
    Der israelische Regierungschef ist inzwischen in Aswan eingetroffen.
    Polen.
    Heftige Kritik an der Regierung in Warschau hat der Primas von Polen, Kardinal Wyszynski, gestern Abend in einer Predigt zum Dreikönigsfest geübt.
    In der Warschauer Johanniskathedrale warf der Kardinal den kommunistischen Machthabern vor, eine Zweiklassengesellschaft errichtet und eine falsche Wirtschaftspolitik betrieben zu haben.
    Wyszynski forderte eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern.
    Österreich DDR-Außenminister Fischer ist heute zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Österreich eingetroffen.
    Im Mittelpunkt seiner Gespräche mit Außenminister Paar werden die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Staaten und humanitäre Fragen stehen.
    So soll über Konsularfälle wie Familienzusammenführung, Heiratsgenehmigungen, Ausreisewünsche und menschliche Härtefälle verhandelt werden.
    Indien.
    Die frühere Ministerpräsidentin Indira Gandhi ist aus den jüngsten Parlamentswahlen offenbar als überlegene Siegerin hervorgegangen.
    Nach Auszählung der Stimmen in 121 der insgesamt 542 Wahlbezirke zeichnete sich heute Vormittag eine Zweidrittelmehrheit für die Kongressparteifrau Gandhis ab.
    Vereinte Nationen
    Im Konflikt um den am 1.
    Jänner freigewordenen Sitz für ein lateinamerikanisches Land im Sicherheitsrat ist eine Kompromisslösung in Sicht.
    Wie aus dem UNO-Hauptquartier in New York verlautet, soll das freie Mandat an Mexiko vergeben werden, nachdem sich bei etwa 100 Abstimmungen über Kuba und Kolumbien keine absolute Mehrheit ergeben hat.
    Es wird damit gerechnet, dass bei der heute vorgesehenen Sitzung der Vollversammlung die Kompromisslösung offiziell bekannt gegeben wird.
    UNO-Kreise halten es für möglich, dass Mexiko einstimmig in den Sicherheitsrat gewählt wird.
    Österreich.
    Nach einer Mitteilung des ÖAMTC will sich der italienische Automobilclub ACI bei der Regierung in Rom für eine zumindest teilweise Rücknahme der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Besteuerung von ausgeführtem Dieselkraftstoff einsetzen.
    Nach Angaben des ACI möchte der Generaldirektor des italienischen Fremdenverkehrsministeriums eine Änderung des Regierungsdekrets hinsichtlich Personenwagen durch eine Sonderkommission prüfen lassen.
    Der Wiener Bürgermeister Graz hat heute dem Dirigenten Carlos Kleiber das Dekret über die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft überreicht.
    Carlos Kleiber wurde 1930 als Österreicher geboren und ist der Sohn des Wiener Dirigenten Erich Kleiber.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das für 11.30 Uhr angesetzte Weltcup-Abfahrtsrennen der Damen in Pfronten wurde wegen neuerlichen Schneefalls um eine halbe Stunde verschoben.
    In der Nacht fielen bis zu 50 Zentimeter Schnee.
    Die Wetterlage.
    Über Mitteleuropa befindet sich nach wie vor ein flaches Tiefdruckgebiet.
    Störungsreste bewirken regional Niederschläge.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Vor allem in inneralpinen Lagen der Alpen-Südseite lokale Auflockerungen.
    Sonst bedeckt und strichweise Schneefall, besonders am Nordrand von Gebirgszügen.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen minus 4 bis 0 Grad, im Westen bis 3 Grad.
    Frühtemperaturen morgen minus 8 bis minus 2 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Im Durchschnitt starke bis geschlossene Bewölkung und gebietsweise Schneefall.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen minus 4 bis plus 2 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt minus 4 Grad, Südost Wien 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt minus 4 Grad, Nordost 3 Kilometer.
    Linz bedeckt leichter Schneefall, minus 1 Grad, Ost 5.
    Salzburg bedeckt leichter Schneefall, 1 Grad, Südost 5 Kilometer.
    Innsbruck bedeckt, leichter Schneefall 0° West 3°, Bregenz bedeckt, Schneeregen 1° Südost 3°, Graz bedeckt, leichter Schneefall minus 3° Südwind 5km und Klagenfurt bedeckt, 0° Westwind 5km in der Stunde.
    Das waren Nachrichten und Wetter.
    Es ist 12 Uhr und 11 Minuten.
    Die sowjetische Invasion in Afghanistan kurz nach Weihnachten beherrscht noch immer die weltpolitische Szene.
    Nachdem Präsident Carter am Wochenende scharfe Wirtschaftssanktionen gegen die Sowjetunion angekündigt hat, unter anderem einen Stopp der Getreidelieferungen, Einschränkung sowjetischer Fischereirechte in amerikanischen Gewässern und ein Einfrieren des amerikanisch-sowjetischen Technologie- und Kulturaustausches,
    beschäftigt sich jetzt der Weltsicherheitsrat mit der Afghanistan-Frage.
    Barbara Kudenhofe-Kallergi fasst die aktuelle Situation in Afghanistan und die jüngsten Reaktionen zusammen.
    In Afghanistan selber gehen die Kämpfe heute mit unverminderter Heftigkeit weiter.
    Westliche Korrespondenten, von denen einige wieder nach Kabul einreisen durften, und afghanische Flüchtlinge in Pakistan berichten, dass vor allem in den Provinzstädten Herat im Westen des Landes gegen Iran zugelegen und in Kandahar und Jelabat, nahe der pakistanischen Grenze im Osten, gekämpft wird.
    In Herat sollen Aufständische das Gaswerk gesprengt haben, in Dschelabat soll es Straßenkämpfe mit vielen Toten gegeben haben.
    In allen drei Orten sollen sowjetische Truppen den Ortskern, aber nicht die Umgebung kontrollieren.
    Westliche Experten erklären, dass indessen rund 50.000 sowjetische Soldaten in Afghanistan sind.
    In der Hauptstadt Kabul ist, anders als in den ersten Tagen nach dem Einmarsch, die sowjetische Militärpräsenz nicht mehr so sichtbar.
    Es kontrollieren wieder afghanische Truppen die öffentlichen Gebäude und die Straßen.
    Dafür rollen praktisch ununterbrochen sowjetische Panzerkolonnen in Richtung der pakistanischen und iranischen Grenzen, um die Rebellenkrieger von den großen Nachschubstraßen und den Nachschubzentren abzuschneiden.
    Schwere Schneefälle machen den Aufständischen den Aufenthalt in den unwegsamen Bergregionen schwer und begünstigen die sowjetischen Truppen.
    Die Rebellen, so berichten deren Sprecher, kämpfen mit altmodischen Gewehren zu Fuß und zu Pferd gegen die sowjetischen Panzer.
    Sie bekommen aber immer wieder Zulauf von afghanischen Truppen, die moderne Waffen mitbringen.
    Auf der weltpolitischen Bühne spitzt sich der Afghanistan-Konflikt indessen immer mehr zu einer Auseinandersetzung zwischen den USA und der Sowjetunion zu, von der viele Beobachter sagen, dass sie das Ende der Entspannungsperiode einleitet.
    Präsident Carter hat alle Verbündeten aufgefordert, sich an den Wirtschaftssanktionen gegen die Sowjetunion zu beteiligen.
    Uneingeschränkt dafür ist bisher Großbritannien.
    In der Bundesrepublik Deutschland hat Außenminister Genscher zwar Moskau gerückt, die Westdeutschen wollen aber trotzdem eine realistische Entspannungspolitik weiterverfolgen.
    Und Frankreich will sich an den amerikanischen Sanktionen nicht beteiligen, wohl aber an solchen, die der Sicherheitsrat beschließt.
    In den Vereinigten Staaten selber ist Präsident Carters Einsatz der Getreidewaffe gemischt aufgenommen worden.
    Die Pharmaorganisationen, mehrere republikanische Präsidentschaftskandidaten wie Bush und Baker und auch der demokratische Kandidat Kennedy haben sich dagegen gewandt, weil ihrer Meinung nach das Embargo die amerikanischen Pharma und die sowjetische Bevölkerung trifft, aber nicht den sowjetischen Vormarsch in Afghanistan.
    Andere, darunter der republikanische Kandidat Connolly, haben aber die neuerdings harte Sprache gegen Moskau begrüßt.
    Mit Spannung verfolgt man in der amerikanischen Öffentlichkeit auch die Gespräche, die Verteidigungsminister Brown indessen in Peking führt.
    Die Chinesen haben Moskaus Intervention in Afghanistan als hegemonistische Handlung besonders scharf verurteilt und Brown hat in Peking die Sowjetunion vor einander ergänzenden Aktionen Chinas unter Vereinigten Staaten gewarnt.
    Die Amerikaner haben also die sowjetische Invasion in Afghanistan vor allem mit wirtschaftlichen Sanktionen beantwortet.
    Wie reagiert man aber in Moskau auf die wirtschaftlichen und politischen Reaktionen, vor allem der USA?
    Gerd Ruge berichtet.
    Über die wirtschaftlichen Maßnahmen, die Präsident Carter angekündigt hat, liest man in Moskau wenig.
    Seine Erklärung wird streng politisch getadelt.
    Sie sei mit der Verantwortung einer Großmacht nicht vereinbar, schlage Töne des Kalten Krieges an und vernachlässige die konstruktive Entwicklung der amerikanischen sowjetischen Beziehungen.
    Über den Stopp der Getreidelieferungen fast nicht.
    Sie werden nur erwähnt als eine Maßnahme, die den amerikanischen Farmern mehr schade als der Sowjetunion.
    Der Mann auf der Straße sieht das nicht so.
    Zwar wissen die wenigsten Sowjetbürger, wie viel Getreide aus den USA diesmal eingeführt werden sollte.
    Aber dass die Ernte enttäuschend niedrig war, ist allen bewusst und die Folgen kennt man von früher.
    Der amerikanische Lieferstopp wird nicht so schnell spürbar werden und es wird den Sowjetbürgern nicht plötzlich das Brot ausgehen, auch wenn das Mehl wie im vorletzten Jahr in Moskau zeitweise wieder knapp werden könnte.
    Aber im Lauf der Monate und besonders gegen Ende des Jahres wird das Fleisch noch knapper werden, als es in den letzten Monaten und am Ende des Jahres zuvor war.
    In den letzten Jahren hat man mehrfach nach unzureichenden Ernten große Viehbestände schlachten müssen, weil das Futtergetreide nicht ausreicht.
    Die Folge war, dass in vielen Provinzstädten Wochen und Monate lang kein Fleisch in die Geschäfte kam, dass es selbst zu überhöhten Preisen auf den Bauernmärkten schwer zu kriegen war.
    In Moskau war es nie ganz verschwunden, aber es war zeitweise de facto rationiert.
    Der amerikanische Lieferstopp wird auf vielen Versorgungsgebieten spürbar werden.
    In diesem Jahr, in dem so viele Konsumwaren knapp sind, ist die Aussicht auf den Verlust der amerikanischen Getreidelieferungen also ziemlich ernüchternd für eine Bevölkerung, die ohnehin nicht recht versteht, was die sowjetischen Soldaten in Afghanistan wollen.
    Die Volkswirtschaftler sind sich klar darüber, dass der Ausfall der Getreidelieferungen in diesem Jahr direkt die Lebensbedingungen und den Lebensstil der Bevölkerung berühren wird.
    Diese Maßnahme gilt daher als schwerwiegender als die angekündigten Einschränkungen des Technologieexports in die Sowjetunion.
    Bei ihnen liegt Amerika ohnehin nicht an führender Stelle.
    Insgesamt dienen sie in erster Linie dazu, Planungslücken auszufüllen, zeitlich begrenzte Mangelsituationen auszubalancieren.
    Die Gesamtentwicklung wird dadurch behindert, aber nicht aufgehalten.
    Was die Lieferung von Computern angeht, so haben neue amerikanische Auflagen, die die militärischen und rüstungswirtschaftlichen Verwendungen beschränken sollen, bereits dazu geführt, dass man zunächst nicht mit dem Kauf größerer Rechenzentren in den USA oder im Westen rechnet.
    Trotz der Rückstände der Sowjets auf diesem Gebiet scheint es ohnehin zwischen den Fachministerien umstritten, wie viele Computer von welcher Größe man braucht.
    Schwieriger zu verkraften wäre eine drastische Beschränkung der Lieferung moderner Technologie zur Erschließung von Energie und Rohstoffreserven.
    Die angespannte Lage, in der sich auch die sowjetische Energiewirtschaft befindet, ist auf kurze Sicht nur unter Einschaltung der ausländischen Technologien zu verbessern.
    Bleibt schließlich die Frage nach ausländischen Krediten, wie sie die Sowjetunion und die anderen Ostblockstaaten in den letzten Jahren so reichlich in Anspruch nahmen, dass sie heute schon vom Ertrag der mittleren 80er Jahre leben.
    Da meint man in Moskau auch, dass es Präsident Carter schwer haben werde, den Banken seines Landes oder gar ausländischen Bankhäusern das Moskau Geschäft zu verbieten.
    Manche Beobachter in Moskau sehen voraus, dass Katas Getreidestock der sowjetischen Führung in Zukunft als Erklärung und Entschuldigung für viele Mängel und Knappheiten dienen wird, sodass man damit die politische Diskussion über die strukturellen Wirtschaftsflächen des eigenen Landes zum Schweigen bringen könnte.
    Wie wir soeben gehört haben, sind unter den Wirtschaftssanktionen, die der amerikanische Präsident Carter den Sowjets als Reaktion auf den Einmarsch in Afghanistan angedroht hat, die spektakulärsten die Redaktion der Getreideexporte.
    Schon als zum ersten Mal über eine solche Möglichkeit gesprochen wurde, hatte die Sowjetunion mit einer rasch vorverlegten Sonderbestellung von 3,8 Millionen Tonnen Weizen reagiert.
    Offensichtlich bedeutet für die Sowjetunion diese Getreideimporte wirtschaftlich und politisch einiges.
    Wie groß ist nun der Anteil Amerikas am Weltgetreidemarkt?
    Wie wirksam sind Aktionen der USA auf diesem Gebiet?
    Hans Adler analysiert diese Frage im folgenden Beitrag.
    Zunächst einmal die Zahlen.
    Auf der ganzen Welt werden im Getreidejahr 1979 etwa 1,5 Milliarden Tonnen Getreide geerntet.
    Darunter alle Getreidesorten, also auch Reis und Kukuruts.
    Die Amerikaner halten mit 285 bis 286 Millionen Tonnen den bei weitem größten Einzelanteil an dieser Getreideernte.
    Aber schon an zweiter Stelle steht mit 180 Millionen Tonnen die Sowjetunion.
    Der zweitgrößte Produzent kauft also vom größten Produzenten der Welt.
    Alle anderen Länder zusammen werden voraussichtlich, die Ernte ist ja noch nicht überall abgeschlossen und verrechnet, etwa 1,2 Milliarden Tonnen Getreide produzieren.
    Neben den USA und der Sowjetunion sind die größten Getreideproduzenten der Welt Kanada, Australien und Argentinien.
    Sehr viel interessanter als die Globalzahlen sind allerdings die Details.
    Da stellt sich heraus, dass die UdSSR, wenn man allein den Weizen betrachtet, bei weitem der größte Einzelproduzent der Welt ist.
    Dagegen liegen die Russen beim Futtergetreide an zweiter Stelle und produzieren nur die Hälfte dessen, was die USA herstellen.
    Daraus kann man schließen, dass ein beträchtlicher Teil des Weizens, den die Sowjetunion kauft, entweder als Ersatz für inländisches Futtergetreide oder eben gleich als Futtergetreide importiert wird.
    Ohne Verbündete wird Carter bei seinem Weizenembargo kaum auskommen.
    Schließlich sitzt nicht nur das kleine Österreich auf Getreideüberschüssen, sondern auch Staaten wie Kanada, Australien und Argentinien.
    Zählt man zu diesen drei großen Produzenten die Amerikaner dazu, dann kommt man immerhin auf 85 Prozent des gesamten Weltweizenmarktes.
    Ein Embargo dieser vier Staaten könnte verhindern, dass sich die Sowjetunion auf Umwegen das fehlende Getreide besorgt.
    Wie lange eine Allianz dieser Art halten wird, kann man schwer prognostizieren.
    Jedenfalls sind die USA, Kanada, Australien und Argentinien untereinander im Regelfall harte Konkurrenten auf dem Weltgetreidemarkt.
    Das zeigt zum Beispiel der Streit mit dem Iran.
    Noch 1978 haben die Amerikaner 80 Prozent der iranischen Weizenimporte bestritten.
    Ein Jahr später, 1979, sind die Australier zum größten Weizenlieferanten Persiens geworden.
    Auch im eigenen Land muss Kater Schwierigkeiten befürchten.
    Etwa 30 große Handelsgesellschaften beherrschen den amerikanischen Getreidemarkt.
    Und sie haben sich zum Beispiel 1973, als die Amerikaner versuchten, Weizen gegen Erdöl mit der Sowjetunion zu handeln, alles andere als loyal verhalten.
    Für die amerikanischen Farmer ist das Weizenembargo eine böse Überraschung.
    Es ist noch gar nicht lange her, da haben die Amerikaner ihren Farmern Prämien für stillgelegte Produktionsflächen gezahlt.
    Das langfristige Geschäft mit der Sowjetunion hat die amerikanischen Bauern wieder Hoffnung auf sicheren Absatz und bessere Preise schöpfen lassen.
    In den Vereinigten Staaten machen die Bauern zwar nur noch 4% aller Erwerbstätigen aus, zum Vergleich in Österreich sind es noch immer 10%, aber hier macht es die Produktion, dass sie auch politisch trotz ihrer geringen Zahl eine deutliche Sprache sprechen können.
    Und sie haben bereits gesprochen und protestiert.
    Auch hier stößt Carter zunächst auf politische Schwierigkeiten und früher oder später müssen es finanzielle sein.
    Denn den großen USA geht es nicht besser wie dem kleinen Österreich.
    Um die Produktion zu erhalten, muss das Getreide, das produziert wird, auch verkauft werden können.
    Notfalls unter Einsatz gewaltiger staatlicher Mittel.
    Und schließlich als letztes Risiko für ein Weizenembargo Amerikas ist auf längere Sicht eine Umschrichtung der Produktion anzusehen.
    Wie leicht das geht, zeigt Brasilien.
    Als die Amerikaner 1973 im Zuge der weltweiten Rohstoffspekulation ihre Soja-Exporte gedrosselt haben, damals wurde ja auch in Österreich das Eiweißfutter knapp und das Speiseöl teuer,
    hat Brasilien auf Anraten Japans sofort mit der Produktion von Soja begonnen.
    Und schon zwei Jahre später haben die Brasilianer einen beträchtlichen Anteil am Weltsojamarkt errungen.
    Heute würde eine Exportdrosselung durch Amerika den Weltmarkt für Eiweißfuttermittel und Speiseöl lang nicht mehr so intensiv durcheinanderbringen wie 1973-74.
    Die Getreidewaffe wirkt also mit großer Wahrscheinlichkeit so, wie der Wiener Journalist Kurt Frischler in einem seiner Bücher das System der Wunderwaffe beschreibt.
    Einmal und nie wieder.
    Hans Adler untersuchte die Wirksamkeit der sogenannten Getreidewaffe, die die USA nun gegen die Sowjets einsetzen wollen.
    Fragen im Zusammenhang mit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan bildeten heute auch einen Schwerpunkt im Pressefoyer nach der wöchentlichen Regierungssitzung.
    Bundeskanzler Kreis erklärte dabei dezidiert vor den Journalisten, er verurteile den Einmarsch und betrachte ihn als eine Bedrohung für die Entspannungspolitik.
    Zweites Hauptthema war der Problemkreis Energiespar.
    Hier hatte zuletzt Vizekanzler Finanzminister Androsch davon gesprochen, dass es nun für Österreich gelte, die Erdölimporte um drei bis fünf Prozent zu reduzieren.
    Wir schalten nun ins Bundeskanzleramt zu Edgar Sterbens und Herbert Huthar.
    Der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan gefährdet die in den vergangenen 25 Jahren mühsam aufgebaute Politik der Koexistenz und der Entspannung zwischen Ost und West in höchstem Maße.
    So die Kernaussage Bundeskanzler Kreiskis zur aktuellen politischen Weltlage.
    Die sowjetische Invasion in Afghanistan wird vom Bundeskanzler folgendermaßen beurteilt.
    Von der politischen Moral her habe ich klar und deutlich gesagt, dass es sich um einen
    fremden Armeen, einem fremden Land handelt, der grundsätzlich und in aller Schärfe abgelehnt werden muss.
    Und niemand glaubt diese törichten Feststellungen, die da immer wieder gekommen sind.
    Man habe die Truppen zur Hilfe gerufen.
    Da gibt es immer wieder die Frage, wer hat sich zur Hilfe gerufen, wann hat das afghanische Volk diesen Wunsch äußern können, durch wen haben sie es geäußert.
    Das sind die üblichen Vorwände, mit denen man nach seiner Zeit
    einen solchen Übergriff begründet hat.
    Wird Österreich an der Entspannungspolitik angesichts der amerikanisch-sowjetischen Krise festhalten oder wird man von diesem bedingungslosen Ja zur Entspannungspolitik abgehen und die Haltung ein wenig modifizieren?
    Es gibt ja kein bedingungsloses Ja zur Entspannungspolitik, sondern es hat immer nur eins gegeben, dass wir die Entspannungspolitik als die
    Politik des letzten Jahrzehnts begrüßt haben und dazu unseren Beitrag geleistet haben.
    Aber die Entspannungspolitik ist ja nicht etwas, was man frei von den Ereignissen betreiben kann.
    Wenn also jetzt zum Beispiel die Sowjetunion in Afghanistan in einen Partisanenkrieg
    mit Guerillas zu kämpfen hat, dann wird dadurch sowieso ein Spannungszustand hergestellt.
    Sollt zwei vorläufig nicht zustande kommen, so fehlt ein Element, das die Entspannungspolitik weitergetrieben hätte.
    Wenn schließlich bei den Wiener Truppenabbaugesprächen nichts herauskommt, so fehlt wieder ein Element der Entspannungspolitik.
    Und was dann in Madrid geschehen soll, weiß ich nicht.
    Verstehen Sie, also die Entspannungspolitik ist ja nicht etwas, was durch den freien Willen abhängt.
    Es wird ja nur die Ereignisse möglich gemacht oder unmöglich gemacht.
    Aber an sich bleibt doch wünschenswert, dass
    wir die Entspannungspolitik brauchen.
    Sie ist ja nur ein Synonym für den seinerzeitigen Ausdruck von Existenz.
    Das Wort ist ja eine Politik an sich und ein Wert an sich.
    Die führt ja nicht zu einem sogenannten ewigen Frieden.
    Es gibt keine Solidarität der beiden Supermächte angesichts weltpolitischer Entwicklungen, weil sie alle von ihren eigenen Interessen primär bestimmt sind in ihrer Politik.
    Herr Bundeskanzler, teilen Sie die Ansicht von Beobachtern, dass die Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion die Welt einen Schritt näher wieder zum Kalten Krieg geführt hat?
    Ja, ich glaube, es ist sehr viel.
    Das Klima ist so verschlechtert, dass die Gefahr besteht, dass wir
    wieder in eine sehr frostige, weltpolitische Atmosphäre hineingeraten.
    Das muss noch nicht kalter Krieg bedeuten, aber das kann jedenfalls einen Zustand erhöhter Spannung bringen und davon kann man ausgehen.
    Und was würde dieses Szenario für Österreich bedeuten?
    Eine Politik zu machen, die einerseits gekennzeichnet ist durch Festigkeit,
    und gleichzeitig man sich alle Schritte gründlich überlegt, um nicht nur demonstrative Schritte zu unternehmen.
    Stichwort Maßnahmen.
    Kreisky erklärt in diesem Zusammenhang, dass Österreich von der UNO beschlossene Sanktionen gegen die Sowjetunion unterstützen werde.
    Und der Bundeskanzler deutete an, dass man auf dem Ballhausplatz auch das österreichische Abstimmungsverhalten bei den Vereinten Nationen überprüfen werde.
    Vor allem im Hinblick darauf, dass ja Kuba die Sowjetintervention in Afghanistan belegt, weshalb man sich überlegen müsse, ob man weiterhin für dieses Land als Sicherheitsratsmitglied votieren sollte oder eher nicht.
    Zweites Thema Energiepolitik.
    Der Kanzler zum Autopickel, also zum autofreien Tag, eine psychologisch wirkungsvolle Maßnahme, die aber noch nicht aktuell sei.
    Und dann zu den Erklärungen von Finanzminister Androsch gestern, dass dieses Jahr drei bis fünf Prozent Erdöl eingespart werden sollen und so der Vizekanzler ein wichtiger Bestandteil für diese Zielvorstellung sei, ein hoher Preis.
    Dazu der Bundeskanzler.
    Generelle
    Maßnahmen über den Preis erscheinen mir aus sozialen Gründen
    zweifelhaft zu sein, weil dann diejenigen, denen für die Geld eine geringere Rolle spielt, diese Maßnahmen weniger berücksichtigen, diese Preismaßnahmen, für die weniger ausmach als für andere.
    Die Preiserhöhungen kommen sowieso und sind unvermeidbar, die schlagen herein durch die Preisentwicklung im Ölbereich.
    Ich glaube also, dass man Energiepolitik über dem Preis allein und unterschiedslos wird nur sehr schwer betreiben können.
    Das ist auch sozial problematisch und das meint da auch nicht der Vizekanzler, sondern er meint, dass überschießende Mengen an Energieverbrauch, die sollten preislich sozusagen
    erhöht werden oder die sollten also teurer kommen, um so einen dämpfenden Effekt zu haben.
    Der Handelsminister hat die Möglichkeit vorgeschlagen, eines gespaltenen Heizölpreises.
    Würde das Ihre Zustimmung finden?
    Unter der Voraussetzung, dass dabei die sozialen Umstände Berücksichtigung finden, würde ich mich einem fachmännischen Urteil des Handelsministers beugen.
    Und beim Benzinverbrauch denkt man hier auch an einen gespaltenen Preis.
    Wäre das auch eine gangbare Lösung?
    Im Augenblick ist derartiges nicht vorgeschlagen worden.
    Der Herr Vizekanzler hat angedeutet, die Mineralölfirmen sollen Maßnahmen zum Energiesparen entwickeln, ansonsten würden sie einer Sondersteuer unterworfen.
    Gibt es hier bereits konkrete Vorschläge, was die Mineralölfirmen tun sollen?
    Nein, ich glaube, der Finanzminister denkt da vor allem daran, dass die sich was einfallen lassen sollen.
    Die Mineralölindustrie spielt den Ball zurück.
    Von dort hört man, die Regierung soll zunächst die Rahmenbedingungen abstecken.
    Die Mineralölindustrie sei aber zur Mitarbeit grundsätzlich bereit.
    Ein gemeinsames Konzept gibt es noch nicht.
    Die einzelnen Firmen berufen sich aber auf Einzelaktionen, wie etwa die Finanzierung von Forschungsaufträgen zur besseren Wärmedämmung bei Gebäuden, die Herausgabe von Energiesparfiebeln, wie man also sparsamer Auto fährt, oder die Aufstellung von Mixpumpen an sich, aber auch das Engagement auf dem Fernheitssektor und bei anderen Alternativenergien.
    Soweit unser Bericht aus dem Bundeskanzleramt und damit zurück zum Mittagsschonal.
    Und nach diesem Bericht vom Ministerrat ein Überblick über das, was noch bis 13 Uhr in dieser Sendung geplant ist.
    Pressekonferenz von ÖVP-Wertsprecher Erma Kora zur umfassenden Landesverteidigung in Landspresseschau, Bericht über das bevorstehende Treffen Sadat Begin in Ägypten, neuerlicher Terroranschlag in Italien und Ausstellung über Wohnkultur im Wiener Künstlerhaus.
    In der ÖVP-Parteizentrale in der Kärntnerstraße zog heute ÖVP-Wehrsprecher Felix Ermakura eine Bilanz über die umfassende Landesverteidigung in Österreich aus der Sicht der großen Oppositionspartei.
    Ermakura betonte dabei, dass die ÖVP die Schöpferin des Grundsatzes der umfassenden Landesverteidigung gewesen sei, die die wirtschaftliche, geistige, zivile und militärische Verteidigung beinhalte.
    Seit 1975 habe die Volkspartei stets eine Konsenspolitik im Rahmen der Verteidigung des neutralen Kleinstaates betrieben.
    Diese Konsenspolitik müsse aber Grenzen dort haben, sagte er Makora, wo sich die Sozialisten außerstande sehen, ihre eigenen Konzepte auch zu verwirklichen.
    Ermacora kündigte in diesem Zusammenhang eine Analyse der Situation der umfassenden Landesverteidigung für das erste Halbjahr 1980 an, wobei er betonte, dass die SPÖ selbst noch nie einen Bericht über die militärische Lage vorgelegt hätte.
    Dann wandte sich Ermacora den aktuellen außenpolitischen Geschehnissen und ihren möglichen Auswirkungen auf die Sicherheit Österreichs zu.
    Leopold Esterle berichtet.
    Kritik an Teilen der österreichischen Verteidigungsdoktrin angesichts der Weltlage, am Beispiel der sowjetischen Intervention in Afghanistan, bildeten den Schwerpunkt der heutigen Pressekonferenz Ermakoras.
    Dazu kam Kritik an der sozialistischen Verteidigungspolitik.
    der Reihe nach.
    Erma Koras Bestandsaufnahme.
    Die finanzielle Dotierung des Heeresbudgets sei zu gering, verbindliche Planungen fehlten, es gäbe kein Rüstungskonzept, es gäbe kein Artilleriekonzept, es gäbe keine vorausschauende Budgetplanung.
    Hauptkritik Ermakoras aber die Situation in der umfassenden Landesverteidigung und da vor allem der Stand der Verhandlungen im Landesverteidigungsrat über die geistige, zivile und wirtschaftliche Teilstruktur.
    Nur der militärische Teil des Landesverteidigungsplanes sei bisher fertiggestellt, weise aber laut Ermakora grobe Mängel auf, denn
    Dieser selbstverständlich geheime Plan, in dem die möglichen Bedrohungsbilder verzeichnet sind, mit denen das neutrale Österreich rechnen müsse, sehe zwar laut Ermacora die Möglichkeit vor, dass Österreichs Kleinarmee einen möglichen Durchmarsch eines Aggressors verzögern müsse,
    Nicht vorgesehen sei aber eine militärische Antwort auf Aktionen zu einer denkbaren Ausdehnung des Einflussbereiches einer Großmacht, mit denen sich aber angesichts der Vorkommnisse in Afghanistan jeder verantwortungsbewusste Politiker in Europa und in Österreich auseinandersetzen müsste.
    Herr Makörer, in diesem Zusammenhang zu Teilen des Landesverteidigungsplanes?
    Es ist im Verteidigungskonzept, soweit ich es verstehe,
    darauf abgestellt, dass man einen Durchmarsch verzögern will und soll natürlich.
    Aber ich entnehme dem Verteidigungskonzept nicht, dass man auch mit einer denkbaren Ausdehnung einer
    eines Einflusses rechnet.
    Denn der Durchmarsch ist nicht notwendigerweise eine Ausdehnung des Einflusses auf das Gebiet eines immerwährend neutralen Staates.
    Aber von einer ganz anderen Bedrohungsqualität scheint mir der Wille zur Ausdehnung des Einflusses zu sein.
    Und der ÖVP-Währexperte zur Erläuterung?
    Was das Problem der Bedrohungen angeht, so wird wahrscheinlich, wenn man die österreichische und die Weltpresse verfolgt, es gar keinen Zweifel darüber geben, dass die Intervention in Afghanistan ein bedeutender Schock für die Weltöffentlichkeit gewesen ist.
    Meine Frage war nun die, oder meine Behauptung ist nun die, dass ein Bedrohungsfall dieser Art nach meiner Interpretation in den Texten nicht ohne weiteres vorgesehen ist.
    und dass man daher hier vorzukehren hat.
    Auf die Journalistenfrage, ob er etwa eine derartige Ausdehnung des Einflussbereiches an Österreichs Grenzen, etwa im Fall Jugoslawiens, für möglich halte.
    Alle diese Dinge liegen irgendwie im Bereich der Möglichkeit, wie sich das ja klar erwiesen hat.
    Im Bereich der Möglichkeit, sage ich deutlich.
    Aber für wahrscheinlich sage ich nicht.
    Es liegt alles das im Bereich der Möglichkeiten.
    Und auf solche Möglichkeiten hat sich ein Verteidigungskonzept einzustellen.
    Abschließend kam Herr Makora dann noch auf die Frage der Raketenbewaffnung des österreichischen Bundesheeres zu sprechen.
    Da der Verteidigungsminister in der Sowjetunion zu einem Besuch eingeladen war, sagte er Makora, und dort kaum nur Sehenswürdigkeiten besichtigt hat, sondern sicherlich wehrpolitische Gespräche führte, hält es die ÖVP für selbstverständlich, dass Verteidigungsminister Rösch nun nach seiner Rückkehr die im Parlament vertretenen politischen Parteien vom Ergebnis seiner Gespräche informiere.
    Auch wenn es selbst in einer Demokratie Probleme geben mag, die vertraulich zu behandeln sind, so müssen jedenfalls die Vertreter des Volkes auch über solche Fragen informiert sein, forderte Erma Kora abschließend in seiner Pressekonferenz.
    Soweit die Schwerpunkte und ich gebe damit zurück ins Studio des Mittagsschonals.
    ÖVP-Wertsprecher Felix Ermakura zur umfassenden Landesverteidigung und zum Verteidigungskonzept der Regierung.
    Und jetzt die Inlandspresseschau, verfasst und gelesen von Zita Bernardi.
    In den letzten Tagen ist ein innenpolitischer Dauerbrenner wieder neu aufgeflammt, die Föderalismus-Diskussion.
    Unstimmigkeiten zwischen den beiden Großparteien gab es dabei vor allem um die von der SPÖ geforderte Demokratisierung der Bezirksverwaltungen.
    Ein Projekt, das bei der ÖVP nicht gerade auf Gegenliebe stößt.
    Nach Ansicht von Ernst Zipperer im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung allerdings zu Unrecht.
    Er schreibt,
    Will nun aber die ÖVP mit ihrem Verlangen nach mehr Eigenständigkeit der dem Bund nachgeordneten Gebietskörperschaften ernst genommen werden, wird sie ihren Föderalismus-Katalog ergänzen müssen.
    Denn auch die Stärkung der Gemeinderechte, für die sich MOK jetzt plötzlich ebenfalls verwendet, hätte, solange sich im territorialen Bereich der Bezirke eine gebündelte Demokratie aller dort tätigen Gemeinden nicht entfalten kann, nur theoretische Bedeutung.
    heißt es bei Ernst Zipperer in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    In den Vorarlberger Nachrichten findet es Franz Ortner zwar prinzipiell positiv, dass im Zuge der Föderalismus-Debatte über alles, also auch über eine Demokratisierung der Bezirksverwaltungen gesprochen werde.
    In der Sache selbst aber ist Ortner skeptisch.
    In der Tat fragt man sich, wie die Sozialisten sich die Installation von Bezirksparlamenten vorstellen, die zumeist derzeit als Zwischenglied zwischen Gemeindevertretungen und Landtag wenig bringen können, jedoch viel kosten würden.
    Man denke nur daran, dass es oft schwierig ist, Wahllisten in den Gemeinden aufzustellen oder sogar eine gute Personenauswahl für Landtagswahlen zu finden.
    Es kann ja letztlich nicht darum gehen, noch unterbezahlten Parteifunktionären ein zusätzliches Salär zu beschaffen.
    Der momentanen politischen Struktur nach kann in Österreich nichts gewonnen werden, eine weitere Volksvertretung einzurichten, gibt es doch beispielsweise einen Bundesrat, der erst einmal genügend Befugnisse haben müsste, um nicht bloß eine Scheinkammer darzustellen.
    Den Parteien gefällt dies lediglich deshalb, weil ein paar Dutzend Leute im Bundesrat einen Bezug bekommen, um die Parteikassen zu schonen.
    meint Franz Ortner in den Vorarlberger Nachrichten.
    Und in der Presse heißt es zum Thema Föderalismus ganz allgemein.
    Mehr Föderalismus ist größere Volksnähe und weniger Macht für anonyme Großapparate.
    Und wo es um Geld geht, in der Regel größere Sparsamkeit.
    Warum also nicht?
    Soweit Pressestimmen zur Föderalismus-Diskussion.
    Das letzte Zitat stammte von Dieter Lenhardt in der Presse.
    Ein anderes Thema hat Jens Zschepul im heutigen Kurier aufgegriffen.
    Es geht um die Arbeitszeitverkürzung.
    Ausgangspunkt für Zschepuls Betrachtungen ist eine Umfrage, der zufolge die überwiegende Mehrheit der Österreicher nichts von einer Arbeitszeitverkürzung hält.
    Und das sei nur gut so, meint der Kommentator, denn
    Die österreichische Volkswirtschaft und der Staat sind hoch verschuldet.
    Um diese Schuld zu bedienen und die Handelsbilanz eines Tages wieder in Ordnung zu bringen, ohne dabei eine empfindliche Einbuße an Lebensstandard zu erleiden, müssen wir mehr leisten, wobei ein Teil dieser Mehrleistung eben für das Nachholen versäumter Exporte und die Verzinsung von Schulden verwendet werden muss.
    Für einen Teil der Steuern, die wir in Zukunft zu zahlen haben, werden wir keine Gegenleistung des Staates bekommen, weil die Leistung längst erbracht wurde und die für ihre Finanzierung aufgenommenen Kredite nun zu Verzinsen sind.
    liest man bei Jens Tschepul im Kurier.
    Um eine Meinungsumfrage geht es auch im heutigen Leitartikel des neuen Volksblattes der ÖVP.
    Nach Angaben der Bundeswirtschaftskammer wird die Staatsverschuldung von 63 Prozent der Bevölkerung als besorgniserregend angesehen und zur Sanierung derselben würde ein Drittel der Österreicher für einen weitestgehenden Abbau des Kraftfahrzeugpauschales plädieren.
    Dazu heißt es bei Wolfgang Sperner,
    Haben wir es wirklich Not, uns den Kopf darüber zu zerbrechen, wie die Regierung, die uns ja ohne dies durch ihre Geschenke, Schulden und Verbürokratisierungspolitik die dicke Suppe mit dem Milliardendefizit eingebrockt hat, aus dem Scharmassel wieder herauskommt?
    Ist es unsere Sache, für eine verantwortungsscheue Regierungspolitik die Kastanien aus dem Feuerl der Fehlleistungen herauszuholen?
    Das war die heutige Inlands-Presseschau.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 43 Minuten.
    Die sowjetische Invasion in Afghanistan hat nicht nur den Westen beunruhigt, sondern auch manche Länder der Dritten Welt aufgescheucht, die nun fürchten müssen, unter Umständen ebensolche brüderliche Hilfe von den Sowjets zu erhalten wie Afghanistan.
    Sehr heftig sind naturgemäß die Reaktionen in der arabischen Welt, denn die Moskauer Invasion richtete sich ja in erster Linie gegen muslimische Rebellen in Afghanistan.
    Vor den Hintergründen der Vorgänge in Afghanistan, aber auch im Iran, treffen wir einander heute auf einer Nilinsel bei Assuan in Ägypten, Staatspräsident Sadat und der israelische Ministerpräsident Begin, um über die weitere Entwicklung im Friedensprozess zwischen den beiden Ländern zu diskutieren und vor allem um die Zukunft der Palästinenser zu beraten.
    Begin ist zu Mittag in Assuan eingetroffen.
    Hans Benedikt berichtet nun telefonisch vom Konferenzort.
    Aswan hat etwas Symbolisches für diese Gipfel Konferenz.
    Hier fand in Gestalt der gigantischen Energiezentrale des Aswan Dampf, Ägyptens Durchbruch zum Industriezeitalter statt.
    Das drängt zum symbolischen Vergleich mit dem Durchbruch zum Frieden mit Israel.
    Aswan ist aber auch noch total unfertig.
    Neben dem Triumph des Modernen blieb die Zeit in den Fitten der Wüstendörfer stehen.
    Unverrückbar wie das Palästinenser-Problem, dessen Lösung Männerchen Begin und andere Soldaten hier näher kommen wollen.
    Beides, der Friedensprozess neun Monate nach dem Vertragsabschluss und die Palästinenser-Frage liegen aber im Schlagschatten der Sowjetinvasion in Afghanistan und der chaotischen Radikalisierung in Iran.
    Ägyptens und Israels Regierungen haben diese Gipfelkonferenz mit Erklärungen einbegleitet,
    dass es hier in Aswan vor allem um eine gemeinsame Sichtung der neuen Konfliktsituation gehen werde.
    Erstaunlicherweise gibt es auf beiden Seiten nicht nur Betroffenheit und Besorgnis, sondern auch eine Bereitschaft, den sowjetischen Schock als möglicherweise positiven Einfluss zu sehen, nämlich auf jene gemäßigten arabischen Staaten, die sich jetzt verstärkt um eine wirksame Abwehrallianz mit den Vereinigten Staaten bemühen müssen.
    Ein Mitglied der Verhandlungsdelegation, Präsident Sadat, formulierte es so.
    Wenn die gemäßigten Araber Staaten, deren Stabilität durch den Sowjetvorstoß infrage gestellt ist, etwas zur Erhaltung dieser Stabilität tun wollen, dann werde das ihre Gelegenheit, ihre Haltung zum ägyptisch-israelischen Friedensprozess zu ändern.
    Dieser Friede ist jetzt das einzige Element der Stabilität im Nahen Osten.
    Regen und Salat werden in ihrer Tour d'Horizon auch militärstrategische Fragen besprechen, wie es in israelischen Delegationskreisen
    Dabei dürfte es vor allem um bereit an die USA übermittelte Angebote zur Benutzung von Flotten und Luftstützpunkten gehen, wenn Präsident Jimmy Carter sich für militärische Aktionen entscheiden sollte, etwa zur Sicherung von Pakistan, dem Nachbarn Afghanistans, an dessen Grenzen sowjetische Truppenkonzentrationen stattfinden.
    Begin und Salat haben heute Abend ihre erste Gesprächsrunde der dreieinhalbtägigen Gipfelkonferenz.
    Beobachter rechnen im Allgemeinen mit intensiven Meinungsaustausch in der überregionalen Problematik, jedoch kaum mit einem raschen Fortschritt in der Palästinenser Autonomiefrage.
    Das könnte bedeuten, dass die Palästinenser der israelisch besetzten Gebiete warten müssen.
    Wieder einmal.
    Die Gespräche zwischen Sadat und Begin werden also heute Abend in Aswan beginnen.
    Der italienische Terror hat gestern ein weiteres prominentes Opfer gefordert.
    Der Chef der Provinzregierung von Sizilien und christdemokratische Politiker Santi Mattarella wurde in Palermo ermordet, wobei nur so viel feststeht, dass dies ein politischer Mord war.
    Wer die Drahtzieher der Tat sind, steht noch nicht eindeutig fest.
    Mehrere Terrororganisationen bekennen sich zu diesem Mord.
    Die Hintergründe erläutert Alfons Dalma.
    Die Ermordung des Präsidenten der Sizilianischen Landesregierung in Palermo ist nur die neueste Erscheinung des Terrorismus in Italien.
    Pierre Santi Mattarella ist auf der Autofahrt zur Sonntagsmesse nur in Begleitung seiner Frau, ohne Fahrer und Eskorte, von einem jungen und blonden Mann, der nur einen Komplizen hatte, in der kaltblütigen, präzisen und selbstsicheren Art erschossen worden,
    die sonst den Killern der Mafia eigen ist.
    Durch Telefonanrufe wurde dann das Attentat sowohl von einer rechtsextremistischen als auch von zwei linksterroristischen Organisationen beansprucht.
    Die äußeren Umstände des Anschlags tragen die bereits vielfach an den Tag getretenen Merkmale eines gegenseitigen Durchdringens zwischen dem politischen Terrorismus und der Mafia.
    dass keineswegs auf Erscheinungen in Sizilien und in Kalabrien beschränkt geblieben ist.
    Der gravierende Vorfall ist in vielfachen allgemeinen Zusammenhängen zu sehen.
    Einmal im Rahmen der gegenwärtigen Mappe des Terrorismus in Italien, zum anderen in der Sicht der sizilianischen Entwicklungen.
    Wer auch immer der materielle Mörder des sizilianischen Präsidenten der Landesregierung gewesen sein mag,
    einer Stellungnahme der Roten Brigaden und der Linksorganisation Prima Linea.
    Von den beiden Gruppen weiß man, dass sie nur zwei taktische Unterteilungen einer einzigen Terroristenbewegung sind.
    Diese Verlautbarung ist auf jeden Fall zu entnehmen, dass sie sich dieses Wortes rühmen, weil sie in ihrer jetzigen Lage unbedingt einen spektakulären Erfolg brauchen und vorweisen müssen.
    In den letzten zwei Monaten befinden sie sich in Norditalien unter einem so schweren Druck der Sicherheitsorgane und der Justiz, dass sie nur noch zu sporadischen Aktionen fähig waren, die einen eindeutigen Qualitätsabfall, wenn man so beim Terrorismus sagen kann, aufweisen.
    Nachdem zwei oder drei prominente Altterroristen aufgrund einer politischen und moralischen Bewusstseinsveränderung durch ihre Aussagen
    ein neues Licht in die organisatorischen Zusammenhänge der Terroristenbewegung gebracht und die Staatsorgane durch Entdeckung von zahlreichen Zellen sowie durch Verhaftung von wesentlichen Führungs- und Exekutivgruppen riesige Fortschritte in der Bekämpfung der terroristischen Unterwelt in den norditalienischen Hochburgen der subversiven Elemente zwischen Padua, Mailand, Turin und Genua, auch Bologna, erzielt haben,
    stellt das Attentat von Palermo eine Diversion, eine Ausflucht nach Süditalien dar, wo die terroristische Tätigkeit bis jetzt eher sporadisch und amateurhaft war.
    Und nun von der anderen Warte her.
    Gerade im Zuge der letzten Monate haben die neuen und erfolgreichen Untersuchungen bestätigt, dass die Linksterroristen zumindest seit dem Jahre 1974
    Eine systematische Zusammenarbeit mit der Mafia, begründet auf einer Teilung der Beute und an den gegenseitigen Gefälligkeitsdiensten in der Beseitigung von Personen, betreiben.
    Der junge, christlich-demokratische Regierungspräsident von Palermo war nicht nur als ein unbestechlicher und kompromissloser Gegner der Mafia bekannt, sondern er hatte auch bereits manche Erfolge in seinem Kampf aufzuweisen.
    Deshalb musste
    von der Warte der Mafia gesehen, Pierre Santi Mattarella sterben.
    der Provinzgouverneur von Sizilien und Christdemokrat Santi Mattarella also von Terroristen ermordet.
    Es ist jetzt 12.50 Uhr, 10 Minuten vor 13 Uhr.
    Im Wiener Künstlerhaus wird heute eine Ausstellung des Designerteams Stieg und Hammerschmidt zum Thema Vorsicht Polstermöbel eröffnet.
    Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Fotoserie von Herr Linde Kölbl über Wohnzimmer und ihre Bewohner heute.
    Mit dem Designer Robert-Maria Stieg sprach Heidi Grundmann.
    Herr Stieg, in Prospekten, in Zeitschriften, in Schaufenstern laden uns Polstermöbel aller Art, vom Fernsehfoto über das gute alte Sofa bis zur Wohnlandschaft ein, uns zu regeln, uns wohl sein zu lassen usw.
    Und Sie sagen jetzt Vorsicht, Polstermöbel.
    Da kann man nur fragen, wie meinen Sie das?
    Ich meine das in dem Sinne, dass gerade das Polstermöbel eigentlich nur das immer wieder neue Kleidchen verkörpert.
    Das heißt, das Kleidchen über irgendeine Kraxe oder sonstiges drübergezogen.
    Kraxe in dem Sinne, dass es in den meisten Fällen von einer traditionellen handwerklichen Fertigung abgegangen wurde und bei Gott nicht nach handwerklicher, traditioneller Fertigung gearbeitet wird.
    Und das Auswahlkriterium für den Kauf von Polstermöbeln, das gilt natürlich auch für sehr viele andere Produkte, eben nur die äußere Erscheinungsform ist.
    Sie zeigen in der Ausstellung also ganz deutlich auch das Innenleben unserer Polstermöbel.
    Ja, zum Innenleben ist eben zu sagen, dass die Dinge kaum mehr einen Körper haben.
    Es ist so, dass vom Gestell betonten, vom handwerklich gefertigten Gestellbau abgegangen wurde.
    In den meisten Fällen ist es eine zusammengeklammerte Spannplattenkiste, über die Gurten oder sonstige Dinge gespannt sind.
    Das heißt also von einem
    Aufbau, der also nicht nur einen Sitzkomfort, sondern eben auch eine Langlebigkeit gewährleistet, muss man also sagen, fehlt also in den meisten Fällen eine gute Unterfederung und dann also vorwiegend der Gebrauch von künstlichen Materialien.
    Aus der Kurzlebigkeit und aus dem Gebrauch von künstlichen Materialien ergeben sich sofort auch Umweltprobleme.
    Ja, die Umweltprobleme zeigen wir auch in der Ausstellung in einem erschreckenden Ausmaß insofern, als dass wir uns die Arbeit gemacht haben, zum Beispiel ein ganz repräsentatives Massenmöbel zu zerlegen und innerhalb dessen muss man also sagen, dass hier ein Berg von Material vorhanden ist, der weiterverwertbar wäre bzw.
    zumindest verbrennbar und damit in Energieumwandlung erfolgen könnte.
    Und haben Sie Alternativen anzubieten?
    Was soll derjenige machen, der eben auf dem Polstermöbel sich ausruhen will, wenn er nur ein solches Angebot vorfindet?
    Ja, es ist so, dass heute am Markt ganz bestimmte Zugzwänge der Produzenten und letztlich natürlich des Handels da sind.
    Das heißt also, dass dieser kulturelle, produktkulturelle Niedergang, den wir hier aufzeigen und sichtbar machen, dass der zunächst sicherlich mehr schockiert als Hilfestellung leistet, wenn wir aber allerdings die Möglichkeit
    geben hier den erweiterten qualitätsbegriff in irgendeiner form
    zu erkennen, das heißt die inneren Zusammenhänge der einzelnen Produktionsprozesse und letztlich also auch die Kaufentscheidungen und so weiter, dann müssen wir so sagen, dass es zunächst darum geht, dass der Verbraucher einfach wieder mehr Wissen über die Waren bekommen muss und dass er sich eine ganz bestimmte Fragestellung angewöhnt und dass er den
    den Verkäufer, den Handel und den Produzenten einfach wieder verunsichert.
    Die Aufgabe eines Designers stellt man sich doch im Allgemeinen so vor, dass er das Innenleben von Möbeln, von Dingen aller Art schön verpackt.
    Sie aber nehmen die Dinge auseinander.
    Ist das ein neues Verständnis des Designs, ein neues Selbstverständnis, das sich anbahnt?
    Ich würde sagen, dass es ein neues Bewusstsein ist, dass es auch innerhalb dieser Entwerferschichten sich breit macht, die sich also im Gegensatz zu früher nicht nur in den Dienst oder Dienstleistungen, also für die herrschende Schichte, sondern eben heute also sich zunehmend in den Dienst des Verbrauchers stellen.
    Und das ist eben auch eine der Grundintentionen dieser Ausstellung, dass wir als Designer in der Produktgestaltung
    bestimmte Erfahrungen, permanente Erfahrungen machen, sowohl also von der Produktionsstrategie, Verkaufsstrategie, wie vom Designverständnis her, von Seiten des Produzenten, so dass wir also einfach die Verpflichtung spüren, diese Erfahrungen einfach an den Verbraucher weiterzugeben.
    Polstermöbel können also von heute an im Wiener Künstlerhaus kritisch betrachtet werden.
    Und wir schließen das Mittagsjournal mit Nachrichten.
    Österreich Bundeskanzler Kreisky hat heute die sowjetische Militärintervention in Afghanistan verurteilt.
    Im Pressefoyer nach dem Ministerrat erklärte Kreisky, es handele sich um einen Einmarsch fremder Streitkräfte in Afghanistan, der grundsätzlich und in aller Schärfe abgelehnt werden müsse.
    Der Bundeskanzler sieht in den jüngsten Ereignissen in Afghanistan eine Bedrohung für die Entspannungspolitik.
    ÖVP-Wehrsprecher Ermacora hat heute in einer Pressekonferenz in Wien Kritik am derzeitigen Landesverteidigungsplan geübt.
    In diesem Konzept sei zwar eine Verzögerung eines möglichen Durchmarsches ausländischer Truppen vorgesehen, sagte Ermacora, andere Formen der Bedrohung seien jedoch nicht berücksichtigt.
    Die Entwicklung in Afghanistan bezeichnete der ÖVP-Wehrsprecher als Schock für die Weltöffentlichkeit.
    DDR-Außenminister Fischer ist heute zu einem dreitägigen Besuch in Österreich eingetroffen.
    Im Mittelpunkt seiner Gespräche mit Außenminister Paar werden die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Staaten sowie humanitäre Fragen stehen.
    Vereinte Nationen.
    Der Weltsicherheitsrat wird um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit seine Debatte über Afghanistan fortsetzen.
    Zur Diskussion steht eine von mehreren blockfreien Staaten eingebrachte Resolution.
    Darin wird die bewaffnete Intervention in Afghanistan bedauert und der bedingungslose Abzug aller ausländischen Truppen aus diesem Land gefördert.
    Afghanistan
    Die muslimischen Aufständischen setzen den Widerstand gegen die sowjetischen Interventionstruppen fort.
    Ein Rebellensender berichtete allerdings von schweren Verlusten bei Kämpfen in der Stadt Jalalabad.
    Zugleich wurde mitgeteilt, die Aufständischen würden ständig Verstärkung durch Deserteure der regulären afghanischen Armee erhalten.
    China Das Parteiorgan Volkszeitung fordert heute die Vereinten Nationen auf, die Sowjetunion zum Rückzug auf Afghanistan zu zwingen.
    Das Blatt spricht in diesem Zusammenhang neuerlich von einem Hegemoniestreben Moskaus.
    Indonesien
    Präsident Suharto hat sich vor dem Parlament in Jakarta gegen die sowjetische Intervention in Afghanistan gewandt.
    Zugleich sprach sich Suharto auch für die Freilassung der in Teheran festgehaltenen Geiseln aus.
    Indokina.
    Das provietnamesische Regime in Phnom Penh hat heute den ersten Jahrestag des Stürzes der Pol Pot-Regierung durch vietnamesische Streitkräfte mit einer Siegesparade und Massenkundgebungen gefeiert.
    Vor Vertretern mehrerer kommunistischer Länder dankte Staats- und Regierungschef Aung San Suu Kyi für die weltweite Hilfe gegen den Hunger in seinem Land.
    Thailand Soldaten der Roten Khmer haben am Wochenende ein Lager der antikommunistischen Khmer Sarai im thailändisch-kambodschanischen Grenzgebiet angegriffen.
    Wegen der Kämpfe zwischen den beiden anti-vietnamesischen Fraktionen sind bereits 100.000 Kambodschaner nach Thailand geflüchtet.
    USA
    Zwischen Präsident Carter und UNO-Generalsekretär Waldheim gibt es Differenzen über die Verhängung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran.
    Carter hat sich in einem Gespräch mit Waldheim für solche Maßnahmen als Reaktion auf die Geisel-Affäre in Teheran eingesetzt.
    Er lehnte einen Vorschlag Waldheims ab, wonach die Freilassung der Geiseln mit einer internationalen Untersuchung über das Shah-Regime verknüpft werden soll.
    Diesen Vorschlag hat der UNO-Generalsekretär von Seiten des Regimes in Teheran überbracht.
    Nahe Osten.
    Der ägyptische Staatspräsident Sadat trifft heute in Aswan mit dem israelischen Regierungschef Begin zusammen.
    Wichtigstes Gesprächsthema ist die Autonomie für die Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten.
    Polen.
    Der Primast der katholischen Kirche in Polen, Kardinal Wyszynski, hat die Regierung in Warschau heftig kritisiert.
    Wyszynski warf den Machthabern in einer Predigt zum Dreikönigsfest vor, eine Zweiklassengesellschaft errichtet und eine falsche Wirtschaftspolitik betrieben zu haben.
    Meine Damen und Herren, mit diesen Kurzmeldungen haben wir das Mittagsjournal geschlossen.
    Hans Fockenhuer wünscht noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktuelle Situation in Afghanistan
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen in Moskau auf Getreideembargo
    Mitwirkende: Ruge, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Chancen der "Getreidewaffe"
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat - Kreisky zu Afghanistan, Entspannungspolitik und zu Energiepolitik
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Hutar, Herbert [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des ÖVP-Wehrsprechers Felix Ermacora zu umfassender Landesverteidigung
    Einblendung: Felix Ermacora
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Ermacora, Felix [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gipfeltreffen in Assuan
    Mitwirkende: Benedict, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terrorismus in Italien - Zusammenfassung
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Ausstellung im Künstlerhaus: "Vorsicht Polstermöbel"
    Einblendung: Robert Maria Stieg
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Stieg, Robert Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Künstlerhaus, Theater im Künstlerhaus [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.01.07
    Spieldauer 01:01:29
    Mitwirkende Vockenhuber, Hans [Moderation]
    Löw, Raimund [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.01.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800107_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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