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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
aus einem Automobil heraus erschossen worden.
Kader wurde von fünf Schüssen getroffen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Der mutmaßliche Täter fuhr nach dem Bericht eines Augenzeugen einen Wagen mit westdeutschem Kennzeichen.
Der PLO-Vertreter, ein 41-jähriger Politiker, der als einer der einflussreichsten Vertreter der palästinensischen Befreiungsorganisation galt, war auf dem Weg in sein Büro.
Ein Sprecher des PLO Büros sagte, gegen Kader seien wiederholt Drohungen eingegangen, keine jedoch in jüngster Zeit.
Die belgische Polizei hat sofort nach dem Anschlag eine groß angelegte Fahndungsaktion nach dem Täter eingeleitet.
Berichte über dessen Festnahme wurden von einem Polizeisprecher dementiert.
Bundesrepublik Deutschland
Nach Angaben der Sicherheitsbehörden in Hessen hat sich eine Untergrundorganisation mit dem Namen «Revolutionäre Zellen» zum Mordanschlag auf den hessischen Wirtschaftsminister Kari am 11.
Mai bekannt.
Zwei gleichlautende anonyme Schreiben sind in einer Offenbacher Buchhandlung und in der Redaktion einer Frankfurter Alternativzeitung aufgetaucht.
In dem Schreiben wird behauptet, der Tod Karis sei nicht beabsichtigt gewesen, sondern eigentlich ein Unfall.
Die Schüsse seien auf die Beine gezielt worden, um ihn für längere Zeit wegen seiner Kernenergie- und Verkehrspolitik auszuschalten.
Bangladesh, Indien.
Nach der Niederschlagung der Militärrebellion in der bengalischen Hafenstadt Chittagong hat sich die Lage in Bangladesch wieder normalisiert.
Eine Meldung der indischen Nachrichtenagentur PTI, der Anführer der Putschisten, General Mansoor, sei von Regierungstruppen festgenommen worden, wurde bisher nicht offiziell bestätigt.
Die Regierung von Bangladesch hatte für die Ergreifung Mansoors eine Belohnung von umgerechnet knapp 500.000 Chilling ausgesetzt.
Die Rebellion in Chittagong war nach der Ermordung von Staatschef Zia Rahman ausgebrochen.
Die Leiche des Präsidenten wurde heute früh in einer Ingenieursschule 40 Kilometer von der Hafenstadt entfernt gefunden und soll zur Beisetzung in die Hauptstadt Dakar gebracht werden.
Japan
Der Kommandant des amerikanischen Atomunterseebootes George Washington, das im April beim Auftauchen im ostchinesischen Meer einen japanischen Frachter gerammt und zum Sinken gebracht hatte, ist seines Postens enthoben worden.
Dies teilten japanische und amerikanische Beamte bei den Schadenersatzverhandlungen in Tokio mit.
Bei der Kollision zwischen dem U-Boot und dem japanischen Schiff waren der Kapitän des Frachters und ein japanischer Seemann ums Leben gekommen.
13 japanische Matrosen trieben stundenlang im Meer, bevor sie geborgen werden konnten.
Japan wirft der amerikanischen Marine vor allem vor, den Unfall 36 Stunden lang geheim gehalten zu haben.
Pakistan
Der chinesische Ministerpräsident Zhao Ziyang ist zu einem viertägigen offiziellen Besuch in der Hauptstadt Islamabad eingetroffen.
Es ist der erste Besuch eines chinesischen Regierungschefs in Pakistan seit 16 Jahren.
Bei seinen Gesprächen mit Staatschef Ziaul Haq will Zhao vor allem die sowjetische Präsenz in Afghanistan und das gespannte indisch-pakistanische Verhältnis erörtern.
Indien hat sich in jüngster Zeit besorgt, über die amerikanische und chinesische Militärhilfe für Pakistan geäußert.
Nach seinem Aufenthalt in Islamabad wird Xiao Xiang nach Nepal weiterreisen.
Ein ursprünglich geplanter Besuch in Bangladesch wurde nach dem Putschversuch in Chittagong vom vergangenen Wochenende verschoben.
Bundesrepublik Deutschland
Das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung spricht sich für eine Aufwertung der deutschen D-Mark innerhalb des europäischen Währungssystems aus.
Allerdings werden in der Untersuchung keine Angaben über die Größenordnung einer solchen D-Mark-Aufwertung gemacht.
Es wird lediglich die Forderung erhoben, durch einen höheren Wechselkurs das Ausmaß der importierten Inflation einzuschränken.
Großbritannien
Nach Ansicht des Nationalen Instituts für Wirtschafts- und Sozialforschung gibt es keine Anzeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung vor Ende nächsten Jahres.
Die Wirtschaftswissenschaftler widersprechen damit der konservativen Regierung Thatcher, die den Beginn der wirtschaftlichen Gesundung für die nächsten Wochen angekündigt hat.
Die Produktion werde für absehbare Zeit mehr oder weniger auf dem bisherigen niedrigen Niveau bleiben und die Arbeitslosigkeit werde weiter steigen, heißt es im heute veröffentlichten Vierteljahresbericht.
Libanon.
In der Hauptstadt Beirut ist es gestern wieder zu schweren Kämpfen zwischen christlichen Milizen und Moslem-Verbänden gekommen.
Auch aus anderen Landesteilen werden heftige Kämpfe gemeldet.
Mindestens 20 Menschen sollen getötet und etwa 270 verletzt worden sein.
Nach einer Meldung des libanesischen Rundfunks hat die Regierung mit beiden Konfliktparteien Verbindung aufgenommen, um einen neuen Waffenstillstand zu erreichen.
Viele Einwohner Beiruts waren gestern bei dem sonnigen Wetter am Strand, wo unter den Badegästen eine Panik ausbrach, als auch dort Sprengkörper explodierten.
Irak.
In Bagdad beginnt heute eine sechstägige Konferenz der Außenminister islamischer Staaten.
Hauptthema des Treffens ist die Situation der Palästinenser.
Nach Ansicht ausländischer Beobachter werden jedoch vor allem der iranisch-irakische Krieg und das Libanon-Problem die Verhandlungen beherrschen.
Iran.
Präsident Banisadr hat in seinem innenpolitischen Machtkampf mit der religiösen Führung offenbar vorerst zurückgesteckt.
Bei einer Pressekonferenz erklärte Banisadr, durch seine Funktion als Oberbefehlshaber der Streitkräfte brauche er jetzt Ruhe, um sich ganz dem Krieg mit dem Nachbarstaat Irak widmen zu können.
Sobald jedoch dieser Konflikt beendet sei, werde er wieder hart durchgreifen, kündigte Banisadr an.
Direkte innenpolitische Gegner des persischen Staatspräsidenten sind vor allem Ministerpräsident Rajaj, Parlamentspräsident Rafsanjani sowie der Führer der islamisch-republikanischen Partei Ayatollah Beheshti.
Italien
Eine deutliche Steigerung der weltweiten Getreideerzeugung erwartet die für solche Fragen zuständige UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft.
Demnach wird die Weltweizenernte um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunehmen.
In etwa gleichem Ausmaß soll die Getreideerzeugung steigen.
Allerdings erwartet die FAO in ihrem heute in Rom veröffentlichten Bericht eine starke Zunahme der Getreideeinfuhren in die Entwicklungsländer, da in diesen Klimazonen mit Missernten gerechnet werden muss.
Österreich In der vergangenen Nacht wurde das Ennstal von Erdstößen erschüttert, die nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien jedoch keine Schäden verursacht haben dürfen.
Dem ersten Beben gestern Abend um 21.46 Uhr mit der Stärke 5 auf der 12-teiligen Mercalliskala folgte heute früh um 1.50 Uhr ein schwächeres Nachbeben.
Der Erdbebendienst in Wien-Hohe Warte ersucht die Bevölkerung um Wahrnehmungsberichte.
Erst am Samstag früh hatte sich im Raum Gröbming im steirischen Enztal ein Erdbeben ereignet, das gleichfalls mit der Stärke 5 der Mercalliskala registriert wurde.
Die Erdbebenexperten schließen weitere Nachbeben für die nächste Zeit nicht aus.
Österreich.
Verkehrsminister Lausecker hat heute im Beisein von Landeshauptmann Ludwig die neu elektrifizierte Bundesbahnstrecke zwischen St.
Pölten und Tulln eröffnet.
Damit sind nunmehr 3000 Streckenkilometer oder mehr als die Hälfte des gesamten Bundesbahnnetzes elektrifiziert worden.
Lausecker verwies dabei auf die energiepolitische Bedeutung der elektrischen Zugförderung.
Der Minister sagte, der Strom werde zu 90 Prozent aus heimischen Wasserkräften bei sehr geringer Abhängigkeit von importiertem Erdöl erzeugt.
Das Wetter.
Eine bis Deutschland und in die Schweiz vorgedrungene Gebitterfront wird durch die südwestliche Höhenströmung nordostwärts abgedrängt.
Österreich verbleibt daher unter Hochdruckeinfluss.
Das sommerliche Schönwetter dauert an.
Die Aussichten bis morgen früh.
Heiter, am Nachmittag örtlich wolkig, über den schneefreien Teilen des Berglandes vereinzelt Wärmegebitter.
Nachmittagstemperaturen 24 bis 30, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 16 Grad.
Südliche Winde.
Und die Aussichten für morgen?
Sonnig und heiß.
Auch am Nachmittag nur vereinzelt Wärmegewitter, hauptsächlich über bereits schneefreien Teilen des Berglandes, südliche Winde.
Tageshöchsttemperaturen 25 bis 31 Grad.
Die Wetterübersicht von 12 Uhr.
Wien, Heiter, 27°, Südostwind, 15 km in der Stunde.
Eisenstadt, wolkenlos, 27°, Südwind, 25 km.
Linz, Heiter, 26°, Ostwind, 5.
Salzburg-Heiter 27°, Nordwest 5, Innsbruck-Heiter 25° Windstille, Bregenz-Wolkenlos 23°, Südwestwind 3 km, Graz-Heiter 27° Windstille und Klagenfurt-Heiter 24° Ostwind, 5 km in der Stunde.
Das waren Wetter und Nachrichten im Mittagsjournal.
Der heutige Montag hat also wieder ein politisches Attentat gebracht.
Schauplatz, die Innenstadt von Brüssel.
Das Opfer, der Vertreter der palästinensischen Befreiungsorganisation in Brüssel, Naim Kader.
Er wurde auf offener Straße niedergeschossen und ist auf dem Weg ins Spital gestorben.
Der mutmaßliche Täter ist angeblich in einem Auto mit deutschen Kennzeichen gefahren.
Einzelheiten über diesen jüngsten politischen Mord hören wir nun von Hans-Peter Ott aus der belgischen Hauptstadt.
Erst vor kurzem hatte die belgische Regierung noch die Vorkehrungen zum Schutz der PLO-Vertreter hier in Brüssel verschärft.
Die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen reichten aber nicht, um ein Attentat auf Naim Kader, den Chef des PLO-Büros Brüssel, zu verhindern.
Naim Kader, der hier als ein diplomatischer Repräsentant behandelt wurde, musste seine Arbeit mit dem Leben bezahlen, wie schon andere PLO-Vertreter in Paris und in London.
Kader wurde heute früh auf offener Straße erschossen.
Er war zu Fuß auf dem Weg von seiner Wohnung in das wenige hundert Meter entfernte PLO-Büro an der wohnnehmen Avenue Roosevelt.
Der Täter gab fünf Schüsse ab, das Opfer starb auf dem Transport zum Krankenhaus.
Der Attentäter konnte flüchten.
Er hinterließ ein Auto mit deutschem Kennzeichen.
Naim Kader vertrat die PLO seit der Errichtung ihres Brüsseler Büros vor sechs Jahren.
Er war 41 Jahre alt, hatte Studien an der Universität Löwen hier in Belgien, mit dem Doktor der Rechte abgeschlossen und war mit einer Belgierin verheiratet.
Naim Kader galt allgemein als ein gemäßigter PLO-Mann.
Es erscheint also denkbar, dass er Opfer eines Anschlags von radikalen Kräften innerhalb der in sich uneinigen palästinensischen Befreiungsorganisation geworden ist.
Mit der belgischen Regierung haben die Brüsseler PLO-Vertreter seit langem ziemlich gute Kontakte.
Im Herbst 1979 hatte der damalige sozialistische Außenminister Henri Simonet nach einem langen Gespräch mit dem Chef des politischen Büros der PLO, Kadumi, diese Organisation ausdrücklich als Instrument bezeichnet, mit dem sich das palästinensische Volk ausdrückt.
Simonet vertrat damit dieselbe Auffassung, die zur gleichen Zeit und mehrmals danach
auch der österreichische Bundeskanzler Kreisky öffentlich bekundet hat.
Kadumi war Ende Oktober 1979 auch mit dem damaligen EG-Kommissar und jetzigen französischen Außenminister Claude Chezon zusammen getroffen.
Über das Brüsseler PLO-Büro liefen und laufen ständig Kontakte mit der europäischen Gemeinschaft.
Die offizielle Anerkennung der PLO durch die EG steht zwar weiterhin aus,
Aber die zahlreichen Gespräche und die offiziellen Erwähnungen der PLO in den letzten Nahosterklärungen der IG, vor allem die IG-Forderung nach Einbeziehung der PLO in den Nahostfriedensprozess, werden auf arabischer Seite als faktische Anerkennung der PLO gewertet.
Die IG erhebt seit längerem keinerlei Einsprüche dagegen, dass ein PLO-Repräsentant in der Delegation der Arabischen Liga sitzt.
Beim letzten Treffen auf Ministerebene im Rahmen des europäisch-arabischen Dialogs in Luxemburg Ende letzten Jahres wurde die Delegation der 21 Staaten der Arabischen Liga von einem Mitglied des PLO-Exekutivausschusses namens Darshani geleitet.
Der heute erschossene Nahim Kader war in Brüssel stets bemüht, den Eindruck gemäßigter PLO-Politik zu festigen.
Nach dem Bombenanschlag auf eine El Al-Maschine an Ostern 1979 auf dem Brüsseler Flughafen Saventem, bei dem es zwölf Verletzte gab, distanzierte sich Kader nachdrücklich von diesem Terrorakt und lehnte ihn als Verbrechen ab.
Die PLO bekenne sich zum Kampf um die Freiheit nicht in Brüssel, sondern in den von Israel besetzten arabischen Gebieten, unterstrich Kader damals.
So viel also über das heutige politische Attentat in Brüssel, dessen Hintergründe offensichtlich noch nicht klar zu erkennen sind.
Kämpfe im Libanon, Granatwerferbeschuss in verschiedenen Stadtteilen von Beirut, Bürgerkrieg wieder aufgeflammt, fast hat man sich an diese Schlagzeilen in den Medien gewöhnt, denn es vergeht kaum ein Tag, an dem man sie nicht hört oder sieht.
Gestern erlebte die Bevölkerung der libanesischen Hauptstadt Beirut wieder einmal die schwersten Kämpfe zwischen Moslems und Christen seit Wochen.
Wie man es immer nennt, 20 Tote und mehr als 200 Verletzte sind diesmal die Bilanz.
Offener Bürgerkrieg in einer Stadt, die anscheinend dennoch weiterlebt, als ob es keinen Krieg gäbe.
Wir haben dazu wieder einmal Direktverbindung mit Beirut.
Guten Tag, Herr Schneider.
Herr Schneider, wie ist die Lage für diese einstige Schweiz des Nahen Ostens, wie man es bezeichnet hat?
Einmal haben 800.000 Menschen in Beirut gelebt.
Wie viele sind es denn heute?
Es dürften doch um die Millionen Menschen sein, weil Beirut einen sehr großen Zustrom von Flüchtlingen erhalten hat.
Denken Sie daran, dass ja seit Jahren der Südlibanon bombardiert wird von israelischen Flugzeugen.
Und dort haben sehr viele Leute ihre Wohnungen verlassen und sind jetzt nach Beirut gezogen.
Es gibt aber keine genaue Statistik, denn in diesen Wirren lässt sich natürlich keine klare Bestandsaufnahme machen.
Denn auf der anderen Seite haben auch viele Menschen natürlich aufgrund der Unruhen hier Beirut verlassen.
Und wohin flüchten diese Menschen, die Beirut verlassen?
Ja, das sind die eher Wohlhabenden, die dann praktisch hier aufgeben,
sich eine neue Existenz suchen, entweder in Europa, aber auch in Südamerika und Australien.
Dort gibt es große libanesische Gemeinschaften.
oder die an den Golf gehen, in die reichen Ölstaaten.
Dort werden ja Fachleute gesucht, also Ärzte, Ingenieure, Techniker.
Die sind dort unten sehr willkommen und beginnen dort eben ein neues Leben.
In den Berichten von gestern hieß es, es seien viele Menschen beim Baden am Strand überrascht worden.
Das heißt, trotz des Bürgerkriegs suchen etliche Menschen am Strand Erholung?
Ja, ich glaube, man muss mal
einige Dinge zurechtrücken, denn durch diese Kriegsmeldung entsteht ja vielleicht ein etwas falscher Eindruck über die Situation hier.
Die Menschen hier müssen ja weiterleben, sie müssen ihrer Arbeit nachgehen und sie tun das so gut sie es können.
Sie haben gelernt mit diesem Bürgerkrieg zu leben, sie hören stündlich die Nachrichten, erfahren dann, wo geschossen wird, sie vermeiden bestimmte Straßen, aber sie haben sich arrangiert.
Sonntagnachmittag, ich habe es selbst hier vor meiner Haustür erlebt,
Da gehen die Leute ein bisschen raus, suchen ein bisschen Erholung.
Sie können ja nicht mehr ins Land fahren.
Dann marschieren sie entlang der Uferpromenade, die nur ein paar tausend Meter lang ist.
Und einige legen sich natürlich auch an den Strand oder spielen ein bisschen Fußball.
Und das war auch so gestern Nachmittag.
Ich war bei Bekannten im Hause gewesen, habe dort Mittag gegessen und plötzlich flogen uns dann die Granaten um die Ohren.
Und es ist einfach so grauenhaft, so schrecklich unvorstellbar, wenn man sieht, wie mitten in diese Fußgänge die Familien mit ihren Kindern, wenn da die Granaten zwischen hineinschlagen, Mütter mit angstverzerrten Gesichtern reißen ihre Kinder hinter sich her.
und laufen ziel- und wahllos in diesem Artilleriefeuer umher.
Sie haben ja keinen Schutz.
Es war mit das Grauenhafteste, glaube ich, was Beirut in den letzten sechs Jahren hier erlebt hat.
Tiefer kann man nicht mehr sinken, wenn man also bereits badende Familien bombardiert, die sonntags ein bisschen Erholung, ein bisschen Entspannung suchen in diesem
Ist es Ihnen möglich, diese Demarkationslinie in der Stadt ohne Weiteres zu überschreiten?
Ja, da muss ich mich eben orientieren.
Es gibt heute nur noch einen Übergang zwischen Ost und West Beirut, der stundenweise befahrbar ist.
Aber da empfiehlt es sich eben vorher Radio zu hören und festzustellen, ob an diesem Übergang geschossen wird oder nicht.
Ich kann diesen Übergang nehmen.
Ich habe also keine Schwierigkeiten.
Als Ausländer kontrolliert man mich nicht.
Aber viele Moslems auf der einen Seite oder Christen auf der anderen Seite haben natürlich seit Jahren schon nicht mehr den anderen Teil der Stadt gelebt.
Trotz Bürgerkrieg aber, wie Sie sagen, Betrieb in der Stadt, Betrieb im Hafen, auf dem Flugplatz.
Ja, das Leben muss ja weitergehen.
Man kann ja nicht sechs Jahre in Agonie leben.
Die Leute müssen Geld verdienen, sie müssen ihr Brot kaufen, sie müssen ihre Familien ernähren.
Es können ja nicht alle auswandern.
Also versuchen die Libanesen, so gut es geht, eben weiter ihre Existenz zu sichern in diesem Lande, eben immer wieder unterbrochen durch solche Ereignisse wie gestern.
Es ist ein Leben mit den Granaten, mit dem Maschinengewehrfeuer.
Viele Stadtteile sind inzwischen reine Sandsackfestungen, Barrikaden aufgestellt.
Leute haben sich im Keller eingerichtet, haben ihre Telefone in den Keller gelegt.
verbringen dort also die Nächte, um dann morgens, wenn es wieder etwas ruhiger ist, zu versuchen, eben einzukaufen oder an ihren Arbeitsplatz zu kommen, wenn er in einem Gebiet liegt, das nicht beschossen wird.
Zum Abschluss, Herr Schneider, hat die Bevölkerung Beiruts irgendwie die Hoffnung, dass die Stadt einmal, irgendeinmal wieder aufgebaut wird?
Ja, diese Hoffnungen sind da.
Es wurde in den letzten Monaten und im letzten Jahr sogar sehr viel gebaut hier.
Das ist ein Charakterzug eben der Levantiner, die immer optimistisch sind und die immer daran glauben, dass es doch noch einen Punkt gibt, wo es dann wieder besser gehen wird.
Aber bei vielen Libanesen spürt man jetzt einfach die Resignation.
Es ist dann ein Punkt gekommen, wo wirklich für den
für den kleinen, normalen Bürger hier im Land praktisch keine Hoffnung mehr besteht.
Es gibt ja kaum noch eine Familie, die nicht irgendeinen Angehörigen verloren hat in diesem Krieg und es werden jeden Tag mehr.
Aber es gibt keinen Ausweg für diese Leute.
Die Libanesen sind nicht Herr in ihrem Staat.
Herr Schneider, recht herzlichen Dank für diese direkten Informationen aus Beirut und auf Wiederhören.
Und weiter im Ausland.
Der Putsch in Bangladesch ist gescheitert.
Nur 48 Stunden nach der Ermordung des Staatschefs Ziaur Rahman ist die Regierung im ganzen Land wieder Herr der Lage.
Generalmajor Mansour, der Kopf der Revolte, ist in Haft.
Bangladesch, das seit der Staatsgründung vor zehn Jahren immer wieder von solchen Revolten und politischen Morden erschüttert wird, kann sich wieder den vielen offenen Problemen zuwenden, von denen die Hungersnot in weiten Landstrichen wohl das Dringendste ist.
Über die Motive der Bujisten herrscht noch weitgehend Unklarheit.
Angeblich gibt es Verbindungen nach Indien, aber der verhaftete General ist auch für seinen islamischen Fanatismus bekannt.
Eberhard Kurau analysiert die jüngsten Ereignisse in Bangladesch, das wohl eines der ärmsten Länder der Welt ist.
Die schwere innenpolitische Krise in Bangladesch scheint rund 48 Stunden nach der Ermordung des Staatspräsidenten Zia-u-Rahman überwunden worden zu sein.
Die Regierung gab über Radio Dakar offiziell bekannt, dass Generalmajor Mansur und andere Offiziere, die an der Ermordung des Staatspräsidenten in einem Rasthaus nahe der Hafenstadt Chittagong beteiligt waren, geflohen sind.
Auf ihre Ergreifung, tot oder lebendig, ist ein Preis von 500.000 Taka ausgesetzt.
Das sind rund 60.000 Mark.
Der Regierungssprecher erklärte weiterhin, dass Chittagong bereits unter Kontrolle der Regierung sei.
Damit ist es der Gruppe rebellierender Offiziere, die zwei Tage lang die zweitgrößte Stadt von Bangladesch besetzt hielten und einen sogenannten Revolutionsrat gebildet hatten, offenbar nicht gelungen, weitere Einheiten in anderen Landesteilen zur Meuterei zu überreden.
Unmittelbar nach der Ermordung des Staatspräsidenten hatte der stellvertretende Präsident Abdus Salam die Führung als amtierender Präsident übernommen und im wiederholten Radioaufrufen aus der Hauptstadt Dakar die Bevölkerung und die Armee zum Gehorsam gegenüber der verfassungsmäßigen Regierung ermahnt.
Der Oberbefehlshaber der Armee stellte den meuternden Einheiten und dem Revolutionsrat gestern ein Ultimatum, das verschiedentlich verlängert wurde.
Es setzte dann endgültig für 6 Uhr Ortszeit heute Morgen eine Frist, bis zu der die mäuternden Truppen kampflos die Waffen strecken sollten.
Noch vor Ablauf dieser Frist scheinen die hauptsächlich am Putschversuch beteiligten Offiziere nun mit unbekanntem Ziel geflohen zu sein, nachdem klar war, dass keine weiteren Einheiten sich der Rebellion anschließen würden.
Auch ein Angebot an den Armeechef, eine Regierung der sogenannten nationalen Würde zu bilden, das die rebellierenden Offiziere gestern über Radio Chittagong veröffentlichten, blieb ohne Echo.
Zur schnellen Beilegung der Krise mag auch beigetragen haben, dass keine der politischen Parteien versuchte, aus dem Attentat und der Verwirrung in der Armee politisches Kapital zu schlagen.
Auch wenn der gegenwärtige, der achte Putschversuch seit 1975 gescheitert ist,
geht Bangladesch wieder einer Zeit politischer Unsicherheit entgegen.
Und dies gilt auch für die Außenpolitik.
Denn die Versuchung ist groß, die ohnehin bestehenden sachlichen Spannungen mit dem indischen Nachbarn parteipolitisch auszunutzen.
Selbst der ermordete Staatspräsident, der mit seiner Bangladesch-Nationalpartei über eine sichere Mehrheit im Parlament verfügte, hat dieser Versuchung nicht ganz widerstanden.
Auch er hat die Emotionen angeheizt, die sich im Streit um eine winzige Insel, um ein Stückchen Schwemmland im Golf von Bengalen entluden.
Beide Länder beanspruchen dieses Inselchen für sich und zunächst demolierten in Dhaka Demonstranten das Büro der indischen Luftfahrtgesellschaft.
Später zogen die Inder in Kalkutta gleich.
Bedeutungsvoller ist der Streit um das Gangeswasser, das für beide Nationen lebenswichtig ist und das doch für beide nicht reicht.
Auch die putschenden Offiziere wollten antiindische Ressentiments für sich nutzen.
Und ihr Scheitern hat die Lage zunächst entspannt.
Aber jeder denkbare Nachfolger Zia-u-Rahmans wird in einer schwächeren Position sein als sein tüchtiger Vorgänger.
Und innenpolitische Schwäche hat noch immer außenpolitische Abenteuer begünstigt.
Zunächst jedenfalls wieder Ruhe in Bangladesch, hoffentlich diesmal länger als zuletzt.
Der Iran führt zwar nach wie vor Krieg gegen die irakischen Eindringlinge, wie die offizielle Teheraner-Version lautet, aber er leistet sich dennoch einen offenen Machtkampf seiner Staatsspitzen.
Revolutionsführer Khomeini hat vor einigen Wochen einen Maulkorb für diese Spitzenpolitiker verhängt, d.h.
Präsident Banisadr und Ministerpräsident Rajaj dürfen keine öffentlichen Reden mehr halten, um die Kluft zwischen ihren Parteigängern nicht noch tiefer werden zu lassen.
Banisadr hat im Übrigen in letzter Zeit mehr und mehr an Boden verloren und er hat das bei einem Presseempfang in Teheran auch eingestanden.
Ulrich Tildner berichtet aus der persischen Hauptstadt über die Ursachen der schwindenden Macht des iranischen Präsidenten.
Die Brücken zwischen dem iranischen Staatspräsidenten Abolhassan Banisadre und seinen innenpolitischen Gegnern aus dem Lager der Islamischen Republikpartei sind abgebrochen.
In einer außergewöhnlich stark besuchten Pressekonferenz machte der Präsident seinen Widersacher nicht mehr das übliche Kompromissangebot.
Aber der Konflikt wird nicht offen ausgetragen,
sondern auf die Zeit nach Kriegsende verschoben.
Dann will Baniface, wie er sagte, mit stählerner Härte an der innenpolitischen Front auftreten.
In der ihm eigenen Geschichtentaktik des Ausweichens hatte der 47-Jährige den Angriff von Revolutionsführer Khomeini aus der letzten Woche abgewehrt.
Der Ayatollah hatte ihn öffentlich verwarnt.
Die harten Worte Khomeinis wurden vom iranischen Rundfunk und Fernsehen wiederholt ausgestrahlt.
Die Partei der Islamischen Republik witterte morgenlos
Denn der Revolutionsführer hatte am vergangenen Mittwoch durchblicken lassen, Banitabre stehen nicht voll auf dem Prinzipien des Islam.
Das Volk will nur den Islam.
Und wenn ihr nur einen Schritt vom Islam abweicht, wird dieser Mullah, der hier sitzt, sich mit ganzer Kraft gegen euch stellen.
Das ganze islamische Volk will den Islam.
Die Abgeordneten des Landes riefen Gott ist groß und Rumäni unser Führer.
Und dieser machte trotz seiner 82 Jahre und der schweren Krankheit einen geradezu frischen Eindruck.
Und kündigte sogar an, auch dann gegen Banisadre auftreten zu wollen, wenn dieser die Unterstützung des ganzen Volkes erhalte.
Aber Banisadre nahm den Federhandschuh nicht auf.
So unmissverständlich er auch seinen Widerstand gegen die innenpolitischen Gegner weiterführen will,
Eine Rücktrittsanordnung Rumänies werde Erfolge leisten.
Er wolle nicht die Konfrontation mit dem Revolutionsführer.
Aber der Präsident setzt natürlich auf seine nach wie vor ungebrochene Beliebtheit bei der Bevölkerung und versucht diese weiter zu steigern, auch mit dem Ziel, dass Rumänie sich letztlich die unpopuläre Maßnahme der Amtsenthebung nicht mehr leisten kann.
Der Spielraum des Präsidenten in der Politik des Landes ist derzeit auf den Nullpunkt gesunken und ähnelt schon fast der Stellung der englischen Königin.
Verbittert meinte Banifadre, er solle nur noch unterschreiben, aber das Volk habe ihn nicht zum Präsidenten gewählt, damit er Unterschriften leichte.
In der letzten Woche hatte das Parlament ein Gesetz verabschiedet, nachdem auch der letzte Mann Banifadres in der hohen Politik, der Zentralbankchef des Landes, durch die Rajaj-Regierung ausgewechselt werden kann.
Banisadre versucht natürlich aus der letzten ihm verbliebenen Machtposition, nämlich der des militärischen Oberbefehlshabers, Kapital zu schlagen.
Er will den Krieg beenden und die Rettung des Landes auf sein Konto buchen.
Den politischen Gegnern unterstellte er bereits, nicht alles für die Beendigung des Krieges zu tun.
Aber Banisadre wird sein militärisches Ziel, die irakischen Truppen vom iranischen Territorium zu vertreiben, nicht so schnell erreichen können.
Denn die Streitkräfte haben in den letzten Wochen zwar einige militärische Erfolge erhoben, aber nicht die Kraft, den Gegner schnell aus dem Lande zu greifen.
Und je länger der Krieg dauert, desto schlechter werden die Aussichten Bani Chabris, ihn politisch zu überleben.
Mittlerweile ist es 12.30 Uhr geworden.
Das heißt, die erste Hälfte des Mittagsschornals ist vorüber.
Für die zweite Hälfte planen wir noch Beiträge und Korrespondentenberichte über folgende Ereignisse.
Der ÖGB-Vorstand berät über Wirtschaftsfragen.
Wir erwarten dazu, wie schon einmal angekündigt, ein Interview mit ÖGB-Präsident Benja.
Sie hören die Inlandspresseschau und dann einen Beitrag aus Belgrad über die Beratung von Schulexperten aus Österreich und aus Jugoslawien.
Schließlich folgt dann noch ein weiterer Bericht unserer Kulturredaktion von den Wiener Festwochen, eine Woche lang Begegnung von Jazzgruppen, zeitgenössischen Komponisten und Ensembles der ernsten Musik.
Zunächst aber noch ein Beitrag aus Rumänien.
Das Kabatenland zählt mit seinen mehr als 22 Millionen Einwohnern offiziell noch immer zu den Entwicklungsländern.
Dieser Status bringt wohl bei internationalen Gremien wie Weltbank, Internationaler Währungsfonds und UNO einige Vorteile bei Kreditkonditionen und Entwicklungsprogrammen, hat aber auch Auswirkungen auf den Lebensstandard der Bevölkerung.
Der außenpolitisch unabhängige Kurs Rumäniens wird kompensiert durch ein straffes innenpolitisches System, das nur sehr zögernd Konzessionen an kapitalistische Umtriebe wie Privateigentum oder Pressefreiheit macht.
Trotzdem regelt sich ein solches System und regelt sich das Leben der Bevölkerung abseits und parallel zum offiziellen Plan.
Man schaut eben, wie man durchkommt.
Hans Fockenhuber war vergangene Woche in Rumänien und hat versucht, einige Eindrücke davon zu gewinnen, wie das Leben in diesem planwirtschaftlich durchorganisierten Staat funktioniert.
Wenn die Hausfrau in Rumänien einkaufen geht, überlegt sie weniger, was sie im Moment benötigt, sondern vielmehr, was derzeit zubekommen ist.
Vorige Woche etwa gab es in Bukarest plötzlich Bananen.
Und zwar nicht auf dem Gemüsemarkt, sondern in einem Fischgeschäft.
Die Kunde von der überraschenden Lieferung verbreitete sich schnell und nach ein paar Stunden war die Bananenladung auch schon wieder verkauft.
Aber auch bei Grundnahrungsmitteln kommt es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten in der Versorgung und zu Versorgungsschwierigkeiten.
Etwa bei Milch und Milchprodukten, bei bestimmten Gemüsesorten, gegenwärtig sind zum Beispiel keine Zwiebeln zu erhalten, bei Getreide und vor allem bei Fleisch.
Böse Zungen behaupten, Fleischrationierungen seien in Rumänien nicht notwendig, weil so selten etwas zu rationieren sei.
Speck und Geflügel sind derzeit in Bukarest zu haben, dafür kaum Schweinefleisch oder Rindfleisch.
Einigermaßen funktioniert der von der Bevölkerung organisierte zweite Markt.
Da für die staatliche Währung, Lei, nicht immer alles zu haben ist, haben sich ausländische Zigaretten als Aushilfswährung eingebürgert.
Für eine Stange Kent kann man sein Auto zum Service bringen, für einige Schachteln kauft man Lebensmittel oder bezahlt Dienstleistungen.
Natürlich wäre es eine unzulässige Übertreibung zu behaupten, dass die Leute hungern.
Andererseits sind aber die offiziellen statistischen Zahlen auch nicht immer ein Spiegelbild der Wirklichkeit.
In der staatlichen Planungskommission erfährt der staunende Besucher aus dem Westen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch bei 62 Kilogramm im Jahr liegt.
Bei 22 Millionen Einwohnern sind das 1,36 Millionen Tonnen Fleisch-Inlandsverbrauch im Jahr.
Gleichzeitig wird die offizielle Fleischproduktion mit etwas weniger als einer Million Tonnen angegeben und da sind Exporte von 225.000 Tonnen, also ein Viertel, schon drinnen.
Die Rechnung weist einen Fehlbetrag von mehr als einer halben Million Tonnen Fleisch aus.
Das sei, so heißt es offiziell, die nur für den Eigenverbrauch bestimmte private Produktion der Bauern in den Bergen, die vor allem in den Karpaten leben und insgesamt 15% der landwirtschaftlich genutzten Fläche bewirtschaften.
Das Kompliment des Wesp-Besuchers an die privaten Kleinbauern, die es schaffen, mehr als die Hälfte der Fleischproduktion der staatlichen Großbetriebe und der Genossenschaften zu erwirtschaften, und noch dazu jener staatlichen Großbetriebe, die in den viel fruchtbaren Gegenden liegen, dieses Kompliment wird mit zurückhaltender Höflichkeit entgegengenommen.
Im Übrigen ist es natürlich schwer, als Mitglied einer offiziellen Delegation einen tieferen Einblick in die Versorgungslage eines Ostblocklandes zu erhalten, weil die perfekte Betreuung alles tut, um dem Auge kein Ärgernis zu bieten.
Die Schlangen vor den Lebensmittelgeschäften und die halbleren Regale in diesen Geschäften lassen aber einige Rückschlüsse zu.
Andererseits ist man aber auch wieder überrascht, wenn man an einem Wochentag um die Mittagszeit überfüllte Restaurants sieht, wenn der Autoverkehr in Bukarest zu Stauungen führt und man für Kino- oder Theatervorstellungen kaum Karten bekommt.
In den Provinzen dürfte es oft wesentlich schwerer sein, zu Lebensmitteln zu kommen als in der Hauptstadt, auch wenn dort die Selbstversorgung um vieles wieder besser funktioniert.
Voriges Jahr soll es in verschiedenen Industriezentren zu deutlichen Unmutsäußerungen mit gelegentlichen Arbeitsniederlegungen gekommen sein.
Aufschlussreich sind unter Umständen die Chronikberichte von Regionalzeitungen, wenn von Schweinediebstahl berichtet wird, Strafe zwei Jahre Haft oder von Schlägereien zwischen Privatbauern und Hirten einer Genossenschaft.
Was das soziale Netz betrifft, so ist dieses relativ dicht gewebt.
Der Kindergarten kostet pro Kind und Monat den symbolischen Preis von 36 Lei.
Die Renten betragen bei zugegeben niedrigen Monatslöhnen von durchschnittlich 2.400 Lei 85 oder mehr Prozent des Durchschnittseinkommens der letzten fünf aktiven Jahre.
Und die medizinische Versorgung ist überhaupt kostenlos.
Man kommt allerdings möglicherweise schneller zu einem Ordinationstermin, wenn man dem Arzt eine kleine Aufmerksamkeit, etwa eine Stange Zigaretten, mitbringt.
Nun aber nach Österreich in der Berichterstattung des Mittagschanals.
Der Bundesvorstand des Gewerkschaftsbundes diskutierte heute in Wien Fragen der internationalen und der österreichischen Wirtschaftsentwicklung.
Er hat die Bundesregierung aufgefordert, die Vollbeschäftigung in Österreich offensiv zu verteidigen.
Die wirtschaftliche Situation verlange, heißt es in der ÖGB-Resolution, dass abseits von parteipolitischen Erwägungen die bestimmenden Kräfte der Wirtschaftspolitik den bisherigen Weg fortsetzen.
Der ÖGB fordert darüber hinaus eine Verbesserung des Insolvenz- und Gesellschaftsrechts, eine Senkung des Zinsniveaus und er beharrt auf der Lohnsteuerreform mit 1.
Jänner 1982.
Zum Themenkomplex Wirtschaft und SPÖ-Parteitag führt Hannes Fischer mit ÖGB-Präsident Benja das folgende Gespräch.
Herr Präsident, Benne, der ÖGB-Vorstand hat heute zu der Wirtschaftslage einiges ausgesagt.
Es ist im Grunde eine überaus düstere Prognose.
Sie sprechen davon, dass die Inflationsrate in Österreich weiter ansteigen wird, in die Größenordnung von sieben Prozent, und dass vor allem die Arbeitslosenrate weiter ansteigen wird.
Wie düster sehen Sie eigentlich Österreichs Wirtschaftsentwicklung im Jahr 1981?
Ich möchte sagen, von Düsterkeit kann in Anbetracht dessen, dass wir nun anfangs die Uni sind,
und sehr deutlich merken, dass die Arbeitslosenzahlen rückgängig sind, dass die Beschäftigungszahl hält, kann davon keine Rede sein.
Natürlich, weltweit ist die Wirtschaftssituation nicht günstig.
Wir brauchen daher Ruhe in unserem Lande und müssen die wirtschaftliche Entwicklung genau beobachten.
Aber wir liegen derzeit wieder bei zwei Prozent Arbeitslosigkeit.
Wenn wir schätzen, dass in diesem Jahr
die Inflationsrate um die 7 % sein wird, dann ist das wohl ein Ansteigen.
International gesehen ist es aber immer noch eine günstige Ziffer, weil wir wissen, dass etwa aus 13 OECD-Nationen oder von diesen 13 wir mit diesen 7 % an der viertbesten Stelle liegen, während es ja in Westeuropa meist schon zweistellige Ziffern gibt.
Also wir müssen, können ja nicht glauben, wir sind eine Insel der Seligen.
Das geringe Wirtschaftswachstum, das sich abzeichnet und diese siebenprozentige Inflationsrate wird ganz besondere Schwierigkeiten dem ÖGB bereiten bei der Frage der Lohnforderungen.
Das hängt sehr unmittelbar und sehr eng zusammen mit der Lohnsteuerreform.
Wie sieht die Komponention hier aus?
Wird der ÖGB bei der Lohnsteuerreform vielleicht von seiner Forderung sehr stark heruntergehen, um sich die Lohnforderungen selbst ein wenig zu erleichtern?
Ich habe schon wieder gesagt, ich stelle die beiden Dinge nicht nebeneinander.
Lohnforderungen richten sich nach dem, was der Betrieb, was die Branche, was die Wirtschaft ermöglicht.
Dorthin wird die Arbeitskraft verkauft und aus dem Ertrag der Arbeitskraft will der Arbeitnehmer seinen entsprechenden Anteil.
Der Staat, der für die Ausgaben, die er zu tätigen hat, Einnahmen benötigt, dazu gehört auch die Lohn- und Einkommensteuer, versucht natürlich aufgrund seiner Aufgaben möglichst viel von den Masseneinkommen zu bekommen.
Wir haben eine Forderung oder ein Forderungsprogramm schon seinerzeit erstellt, das sich bei etwa 12 Milliarden Schillinge bewegt.
Nächste Woche werden die Verhandlungen weitergeführt, denn es gab ja schon Verhandlungen und wir schätzen, dass wir im Juni zum Abschluss kommen.
Was dabei herauskommt, kann vorher nicht gesagt werden.
Ist es realistisch anzunehmen, dass diese Forderung praktisch halbiert werden könnte?
Schauen Sie, ich sage sehr deutlich, wenn ich zu Verhandlungen gehe, dann spreche ich erst an, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind oder wenn man sieht, was dabei herauskommen kann.
Aber nie zu Anfang.
Am Parteitag der SPÖ in Graz ging es nicht nur um das Wirtschaftsprogramm der SPÖ, es ging auch um die Frage, soll der Bundeskanzler Kreisky Spitzenkandidat der SPÖ bleiben, ja oder nein.
Hier fiel auf, dass Sie sich auch zu diesem Thema
eher nicht zu Wort gemeldet haben.
War es, weil Sie in die Nachfolgediskussion, Kreisky, sich nicht einmischen wollten oder war es, weil Sie da vielleicht eine andere Meinung haben, als der Parteitag zum Ausdruck gebracht hat?
Nein, keine Ahnung.
Ich habe einige Male in meiner Meinung zu dem Problem gesagt und der Bundeskanzler hat dort für mich sehr richtig, verständlich und einprägsame Worte zu dieser Frage gesagt.
sodass wir jetzt einmal das Problem überhaupt nicht zu diskutieren brauchen.
Waren Sie einverstanden mit dieser Einjahresregelung, dass der Kanzler sich jetzt in einem Jahr entscheiden braucht?
Absolut, das ist seine Meinung.
Jeder hat für sich zu entscheiden und die Erklärung, wie gesagt, war sehr gut, sehr gut überlegt und da habe ich überhaupt nichts hinzuzufügen.
Sollte Bundeskanzler Kreisky in einem Jahr eine Entscheidung treffen, die also nicht dem Wunsch der Partei folgt, sondern vielleicht seinem eigenen, nämlich nicht mehr zu kandidieren, gibt es für Sie einen persönlichen Wunschnachfolger?
Da wird die Partei entscheiden.
Johannes Fischer hat die Fragen an ÖGB-Präsident Peña gerichtet.
Als nächstes die Presseschau.
Markus Sommersacher hat heute ausgewählt und zusammengestellt.
Die Salzburger Nachrichten befassen sich heute mit der gestrigen Fernseh-Pressestunde, in der Gesundheitsminister Steirer Rede und Antwort stand.
Steirer trat dabei für die Einrichtung eines Umweltschutzanwalts, die Senkung des Bleigehalts im Benzin, eine Erleichterung der Formalitäten für die Gesundenuntersuchung und für eine Herabsetzung der Höchstgrenze des Alkoholgehalts im Blut für Kraftfahrer ein.
Dazu meinen die Salzburger Nachrichten, dass diese Bemerkungen von anderen Feststellungen Steirers zur allgemeinen Politik noch in den Schatten gestellt worden seien, wie etwa den folgenden.
Gesundheit hat nichts mit Parteipolitik zu tun.
Der Sohn eines Ministers darf keine Protektion haben.
Der jüngere Sohn Steirers war nach seinem Medizinstudium drei Monate arbeitslos, weil er auf einen Ausbildungsplatz warten musste, wie viele andere junge Mediziner auch.
Ein Minister beruft sich nicht auf seine Amtsvollmachten, sondern auf die Kompetenz der öffentlichen Meinung.
Das heißt, Steirer ist entschlossen, dort, wo er in Sachen Gesundheit gegen eine bürokratische Mauer stößt, diese mit der öffentlichen Meinung niederzureißen.
Gestern hat er die öffentliche Meinung im Fernsehen zweifellos gewonnen.
Dem tut nicht einmal Abbruch, dass er nichts gegen eine zusätzliche Alkohol- und Nikotinsteuer hat, meinen die Salzburger Nachrichten.
Im Kurier vertritt Jens Cebul in einem Gastkommentar die Ansicht, dass Österreich vor einem Sozialstopp steht und begründet dies folgendermaßen.
Auch bei uns wird der Gesundheitsaufwand weiter wachsen.
Die Lebenserwartung und damit der Bedarf an ärztlicher Betreuung steigen.
Die medizinische Technik und die pharmazeutische Industrie bieten immer neue Produkte zur Lebensverlängerung und Lebensverbesserung an.
Die Frage ist nur, ob die zusätzlichen Milliarden wieder durch die Umverteilungsmaschinerie der Sozialversicherung gepumpt werden müssen.
Denn die Geduld der Beitrags- und Steuerzahler ist bereits stark strapaziert und das Kassensystem enthält Kostenverstärkereffekte.
Ich vertrete den Standpunkt, dass eine grundsätzliche Reform des Krankenkassensystems notwendig sein wird.
Es gilt, die Reibungsverluste und die im derzeitigen System steckende Verschwendungsautomatik abzubauen, heißt es im Kurier.
Abschließend ein Blick in die Grazer Kleine Zeitung, wo Gerfried Sperl das Verhältnis der Parteien zu ihren Jugendorganisationen unter der Überschrift Macht und Ohnmacht untersucht.
Die Parteien entdecken die Jugend widerwillig oft, aber immerhin aufgeschreckt von den Ereignissen im benachbarten Ausland.
Am SPÖ-Parteitag wollte man über die jungen Kritiker drüberfahren, nahm ihre Kritik dann aber doch zur Kenntnis, weil sie sich mit Hilfe einiger älterer oder jung gebliebener Delegierter wehrten.
In der ÖVP ist es vor allem der Wiener Parteiobmann Erhard Bussek, der trotz erheblichem Misstrauen die Grünen und Jungen Anliegen seit langem ernst nimmt.
Die Steirer folgen ihm, haben hier aber eine längere Tradition der Offenheit voraus.
Es darf freilich nicht beim Gespräch bleiben, obwohl es besser ist zu reden, als scherben zu riskieren.
Die Politiker sollten endlich dazu finden, Forderungen nicht nur dann zu realisieren, wenn dahinter eine Haus-, oder Finanz- oder Gewerkschaftsmacht steht.
Mit einem Zitat aus der Grazer Kleinen Zeitung schloss die Inlandspresse scharf.
Rund 170.000 jugoslawische Staatsbürger arbeiten in Österreich als Gastarbeiter.
Nach einem Abkommen, das 1970 zwischen den beiden Staaten geschlossen wurde, erhalten die Kinder der jugoslawischen Gastarbeiter regelmäßigen Unterricht in ihrer Muttersprache und in Heimatkunde.
Damit soll die Integration erleichtert werden, wenn sie einmal nach Jugoslawien zurückkehren.
Umgekehrt gibt es in manchen Schulen, vor allem in Wien, besonderen Unterricht in deutscher Sprache, um den Gastarbeiterkindern das Vorwärtskommen im österreichischen Schulsystem zu erleichtern.
In Belgrad ist nun am Wochenende die jährliche Konferenz von Schulexperten beider Länder zu Ende gegangen.
Gustav Kalupa berichtet.
Noch immer können rund 45 Prozent der österreichischen Gastarbeiterkinder den vorgesehenen Zusatzunterricht nicht besuchen.
Teils, da sie so verstreut über Österreich leben, dass ein Unterricht auch in Gruppen nicht organisiert werden kann, teils aus Mangel an Lehrkräften.
Am einfachsten ist es in Ballungszentren wie Wien, Linz oder Bregenz, wo verhältnismäßig viele Gastarbeiter mit Familienangehörigen leben, schwieriger verständlicherweise am Land.
Die Unterrichtsgruppen sollen deshalb in Zukunft kleiner werden, vier bis fünf Schüler, die Zahl der Lehrer vermehrt und auch die wöchentlichen Unterrichtsstunden in der Muttersprache, also in Serbo-Kroatisch oder in Slowenisch, erhöht werden.
Auch mehr Lehrbehälfe wie Bücher, Schallplatten und Tonbänder sollen in Zukunft von den jugoslawischen Schulbehörden für die Gastarbeiterkinder in Österreich bereitgestellt werden.
Kinder von Gastarbeitern mit ungarischer Muttersprache, meist aus der Volvodina oder Slavonien, erhalten bisher kaum einen Nebenunterricht, da keine ungarischen Lehrer zur Verfügung stehen.
Auch mit Kindern von Amselfeldalbanern, die in Österreich leben, wirft der Zusatzunterricht in Muttersprache Fragen auf.
Die Gastarbeiter sind wie ein Fokus der Nationalitätenstruktur Jugoslawiens.
Jugoslawischerseits bemängelt der Mann die Beschäftigung zweier Lehrer für Zusatzunterricht in Vorarlberg, so eines pädagogisch hochqualifizierten katholischen Pfarrers aus Kroatien und das Besoldungsschema für entsandte Lehrer aus Jugoslawien.
Letzteres wird in Kürze gelöst werden, da die österreichischen Schulbehörden den entsandten Kräften Vordienstzeiten in Jugoslawien anrechnen werden und sie dann so entsprechend höher eingestuft werden können.
Österreich bzw.
die Schulbehörden in den einzelnen Bundesländern sind auch bereit, dem jugoslawischen Wunsch nach einem Vorschulunterricht entgegenzukommen und Möglichkeiten der Unterrichtserteilung in Muttersprache nach der Pflichtschulzeit bzw.
bei der Erwachsenenbildung zu prüfen.
Für Letzteres wären dann allerdings nicht die Schulbehörden in den Bundesländern zuständig, sondern es müssten andere Institutionen hierfür gewonnen werden, wie etwa die Volkshochschulen.
Jedenfalls haben die jugoslawischen Gesprächspartner die Bemühungen österreichische Stellen
um die schulische Betreuung der Gastarbeiterkinder dankend anerkannt.
Die Wiener Festwochen, alternativ im Achtzigerhaus, bringen von heute bis Freitag ein ungewöhnliches Musikfestival, das gemäß seinem Titel U und E eine interessante Konfrontation von Unterhaltungsmusik, hier allerdings in Form von Jazzmusik, und ernster Musik bietet.
Jeden Abend findet ein Doppelkonzert statt.
Zuerst stellt jeweils die Jazz-Gruppe ihr eigenes Programm vor, dann spielt ein Klassik-Ensemble die Original-Version der jeweiligen Komposition, deren Bearbeitung dann von der Jazz-Formation uraufgeführt wird.
Konrad Zobel hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
So beginnt das Finale von Heinz-Karl Grubers Frankenstein-Suite, die morgen vom Ensemble Kontrapunkte im Original vorgestellt wird und anschließend in der Jazz-Version des Erich Kleinschuster Sextets zu hören sein wird.
Macht auf das Tor!
Es kommt ein ruhiger Mann.
Weitere E-Musik-Komponisten, deren Werke bei diesem Festival original und in Bearbeitungen gespielt werden, Dieter Kaufmann, Paul Angerer, George Ligeti, Kurt Schwerzig, Öster Neuwirth, Meinhard Rüdenauer, Peter Ablinger, Ernst Krenek und Gerhard Lampersberg.
Wer sitzt darin?
Wer sitzt darin?
Ein Mann.
mit grünen Haaren.
An Jazzend sind noch dabei das Pushnik-Scherer-Duo, Austria 3, das Hans-Koller-Quartett, das Farmer-Power-Duo, Three Motions, Roland Bartik, Neighbours, das Franz-Kugelmann-Trio und das Vienna Art Orchestra.
Was will er denn?
Was will er denn?
Er will Marischen holen.
Zitat Heinz Karl Gruber, eigentlich müsste jede Musik Unmusik sein, denn wenn sie dem Publikum nicht gefällt und beim Spielen keinen Spaß macht, wem nützt sie dann?
Ich habe versucht, die thematischen Kerne
der gruberschen Komposition zu übernehmen.
Nehme also melodische Fragmente in meine Bearbeitung hinein, aber auch natürlich harmonische Strukturen und teilweise rhythmische Ideen, rhythmische Grundlagen nur auf unsere Art und Weise, wie das im Jazz so üblich ist.
HC Admann wird seine Werke dort direkt deklamieren und wir werden ihm die nötige musikalische Garnierung geben.
Soweit Erich Kleinschuster über seine Bearbeitung des gruberschen Pandemoniums für Musik nach Gedichten von HC Artmann, die in der Originalversion von Gruber selbst gesungen werden.
Ein Jazzer, der zum extremen Experiment neigt, ist Franz Kogelmann, der seine Herkunft sowohl in der Wiener Schule als auch, und das wohl vor allem, im Freejazz sieht.
Er wählte für seine Bearbeitung ein Lied von Ernst Krennegg aus dem Jahre 1926, also etwa aus jener Zeit, in der Krennegg auch die sogenannte Jazz-Oper Johnny spielt auf komponierte und in der sich auch andere Komponisten der ernsten Musik von Stravinsky bis Milot vom Jazz beeinflussen ließen, aber dabei in einer oberflächlichen Imitation stecken blieben.
Franz Kogelmann über seinen Festivalbeitrag
Das Lied ist für eine Singstimme und sechs Bläser.
Meine Umsetzung in die Triobesetzung geschieht also so, dass ich zwei Stellen aus der originalen Bläserbegleitung des Liedes herausgenommen habe.
Eine davon als Anfang, die zweite als Schluss nehme und dazwischen wird sozusagen über die Melodie improvisiert.
Wobei ich noch dazu zu sagen werde, dass es eigentlich von Greineck zwei Singstimmen gibt.
Es gibt eine Sopranstimme und eine für mittlere Lage.
Und der Sopranist improvisiert also über seine Stimme und ich über meine.
Der E-Musikkomponist Meinhard Rüdenauer ist mit seinen Tango-Variationen vertreten, in welchen er selbst bereits eine Grenzüberschreitung in Richtung Populärmusik unternahm.
Das Problem bei der modernen Musik ist, man arbeitet mit Formeln, bei denen der Hörer Schwierigkeiten hat, sie aufzufassen.
Andererseits ist das Problem, wenn man nach Mustern arbeitet, die dem Hörer sehr bekannt sind, ist die Gefahr immer gegeben, dass die Musik sehr süßlich wird, sehr plagiathaft wirkt.
Und in den Tango-Variationen habe ich versucht, Besseres auszuweichen, andererseits aber
eine schmissige Komposition zu schreiben.
Rüdenauers Tango-Variationen wurden vom Pianisten Roland Battig als Vorlage gewählt.
Battig ist vielleicht das Paradebeispiel des Festivals, was die Verbindung von Jazz und Klassik betrifft.
Er spielt beides und unterrichtet beides.
Aber auch für Jazzmusiker wie Hans Koller, Fritz Power oder Dieter Klawaschnig ist die Zusammenarbeit mit klassischen Ensembles nichts Neues.
Musikalische Grenzüberschreitungen in die verschiedensten Richtungen ist man von Dieter Kaufmann gewohnt.
Sein westöstlicher Walzer sorgt heute Abend für den Festivalauftakt.
Kaufmann über seine Komposition, die im Vorjahr im Auftrag des Warschauer Herbstes entstanden ist,
Gerade als ich den Walzer geschrieben habe, kommt von Warschau ein Brief, bitte keinen Walzer, alle 30 angeschriebenen Komponisten oder so ähnlich wollen einen Walzer schreiben, worauf ich mich bemühe, innerhalb des Stückes, auf diesem Brief, der wird auch verlesen in der Aufführung, etwas anderes zu machen.
Ich komme zu einem Art Jodler, zu einem Schuhplattler und so weiter, aber zum Schluss bleibt der Walzer Sieger und es wird also der Walzer gespielt am Schluss.
Diese Komposition will das Wolfgang-Puschnik-Uli-Scherer-Duo in Richtung Jazz interpretieren, sodass man also stilistisch gesehen drei Ohren brauchen wird für Jazz, E-Musik und Folklore.
Dieter Kaufmann hätte sich gewünscht, dass die E-Musik-Komponisten bei diesem Festival nicht nur als Materiallieferanten auftreten, er kann sich zum Beispiel auch ein Modell der gegenseitigen Interpretation vorstellen.
Zum Thema der Trennung von U- und E-Musik meint Kaufmann,
Die Trennung von den beiden Sparten besteht zum Teil zu Recht, muss ich sagen, zum Teil zu Unrecht.
Dort zu Unrecht, wo auf dem Gebiet der Urmusik genauso nicht kommerzielle Tendenzen verfolgt werden, wo genauso also
Dinge gemacht werden, Kompositionen geschrieben werden, die sich an einen kleineren, speziellen Kreis wenden.
Dort ist es also zu Unrecht, eine Trennung von U und E. Aber zu Recht muss sie wohl bestehen, das sage ich jetzt ganz bewusst als AKM, wie heißt das dann, Themenbezugsberechtigte, dass die Leute, die also hundertfach reproduziert werden, nicht in dem gleichen Maß entlohnt werden können, als diejenigen, die eben
ein Minderheitenprodukt liefern und deshalb auf weniger Aufführungen im Jahr kommen."
Vielleicht kann dieses Musikfestival Maßstäbe zum Umdenken in der Unterscheidung von E- und U-Musik setzen, hofft zum Beispiel Roland Batik.
Ein bisschen weniger Ideologie und ein bisschen mehr Zuhören könnte hier Wunder wirken.
Denn was soll das gegenseitige Naserümpfen der einseitig Gebildeten, wo man überall hören kann, dass es auch anspruchsvolle U-Musik und seichte E-Musik gibt, dass ernste Musik auch witzig und sogenannte Unterhaltungsmusik tödlich langweilig sein kann.
Einfallslosigkeit wird man in allen Sparten getrost schlecht nennen, Kreativität und Qualität ist in allen Bereichen möglich.
Und um das Zitat von Gruber zu wiederholen, eigentlich müsste jede Musik U-Musik sein.
Und dreieinhalb Minuten bleiben uns jetzt noch für die Schlussnachrichten im Mittagschanal.
Österreich.
Nach den Worten von ÖGB-Präsident Benja ist von einer düsteren wirtschaftlichen Situation in Österreich zurzeit keine Rede.
Benja wies auf die hohen Beschäftigungszahlen hin und betonte, die Wirtschaft benötige vor allem Ruhe, außerdem müsse man die Entwicklung in anderen Ländern genau beobachten.
Benje erneuerte die Forderung nach Lohnsteuersenkung am 1.
Jänner 1982, wollte sich aber nicht näher über die Ergebnisse der Verhandlungen äußern, die in dieser Woche fortgesetzt werden.
Der ÖGB-Bundesvorstand hat in einer Resolution die offensive Verteidigung der Vollbeschäftigung durch Einsatz aller verfügbaren und bewährten wirtschaftspolitischen Instrumente verlangt.
Gefordert werden eine an den wirtschaftlichen Gegebenheiten orientierte Lohnpolitik, Festhalten an der Hartwährungspolitik und die Senkung des Zinsniveaus, soweit dies aus außenwirtschaftlichen Gründen möglich ist.
Belgien.
Der Vertreter der palästinensischen Befreiungsorganisation in Belgien, Nahim Qader, ist heute Vormittag im Zentrum von Brüssel erschossen worden.
Ursprüngliche Meldungen, wonach der Attentäter festgenommen worden sei, wurden dementiert.
Nahim Qader galt als einer der einflussreichsten gemäßigten Vertreter der PLO.
Von Seiten der Palästinenser wird der israelische Geheimdienst für den Mord verantwortlich gemacht.
Bundesrepublik Deutschland.
Eine Untergrundorganisation mit dem Namen Revolutionäre Zellen hat sich zu dem Mordanschlag auf den hessischen Wirtschaftsminister Kari am 11.
Mai bekannt.
Nach Angaben der Sicherheitsbehörden wird in zwei aufgefundenen Schreiben behauptet, der Tod Karis sei nicht beabsichtigt gewesen, vielmehr sollte er durch Schüsse in die Beine für längere Zeit wegen seiner Kernenergie- und Verkehrspolitik ausgeschaltet werden.
Bangladesch.
Nach der Niederschlagung der Militärrebellion in Chittagong hat sich die Lage in Bangladesch normalisiert.
Eine Meldung, wonach der Anführer der Putschisten, General Mansur, festgenommen worden sei, wurde bisher nicht bestätigt.
Iran.
Präsident Bani Sader hat in seinem innenpolitischen Machtkampf mit der religiösen Führung offenbar zurückgesteckt.
Bani Sader erklärte, er brauche Ruhe, um sich ganz dem Krieg mit dem Irak widmen zu können.
Sobald dieser Konflikt jedoch beendet sei, werde er wieder hart durchgreifen und mit Festigkeit an der inneren Front aktiv werden.
Italien Der designierte Ministerpräsident Forlani hat heute seine Gespräche über Möglichkeiten zur Überwindung der Regierungskrise aufgenommen.
Nach Verhandlungen mit seiner eigenen Partei, den Christlichen Demokraten, will Forlani mit dem sozialistischen Parteichef Craxi zusammentreffen, der das Amt des Regierungschefs für die Sozialisten reklamiert.
Schweiz
Der Führer der polnischen Gewerkschaft Solidarität, Wałęsa, ist heute in Genf eingetroffen, wo er an der Tagung der Weltarbeitskonferenz teilnehmen wird.
Wałęsa ist offizieller Chefdelegierter der gemeinsamen polnischen Gewerkschaftsabordnung.
Und das waren wieder einmal 60 Minuten Mittagsinformation.
Sie wissen ja, verehrte Zuhörer, das Wichtigste von den aktuellen Ereignissen ist stündlich in den Nachrichten zu hören.
Mehr darüber dann wieder im Abendschanal ab 18 Uhr.
Einblendung: diverse Musik
, Interview: Jazzmusiker Erich Kleinschuster und Franz Koglmann, Komponist Meinhard Rüdenauer und Dieter Kaufmann
Mitwirkende:
Zobel, Konrad [Gestaltung]
, Kleinschuster, Erich [Interviewte/r]
, Koglmann, Franz [Interviewte/r]
, Rüdenauer, Meinhard [Interviewte/r]
, Kaufmann, Dieter [Interviewte/r]
Datum:
1981.06.01 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Kultur
;
Musik ; U-Musik
;
Musik ; E-Musik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten