Mittagsjournal 1981.07.06

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Wie Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagschanal begrüßt Sie als Redakteur im Studio Edgar Sterbens.
    Auf unserem Programm stehen wieder 60 Minuten Informationen aus dem In- und Ausland mit Berichten, Interviews und Sachanalysen zu aktuellen Ereignissen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur.
    Aus dem Inland erwarten wir Berichte zu folgenden Themen.
    Handelsminister Staribacher kündigt an, voraussichtlich noch in dieser Woche Benzinpreiserhöhung in Österreich.
    Neuer Benzinpreis dürfte höher ausfallen als erwartet.
    Pressekonferenz des ÖVP-Gesundheitssprechers Wiesinger zum Thema Kostenexplosion in den Spitälern.
    Die ÖVP fordert eine Neuordnung des Krankenhaussystems.
    Sowie Querschnitt durch die Leitartikel und Kommentare der heutigen Tageszeitungen.
    Die Schlagzeilen für unsere Auslandsbeiträge lauten.
    Entführter Direktor eines italienischen Chemiekonzerns heute früh in Venedig ermordet aufgefunden.
    Die Terrororganisation Rote Brigaden bekennt sich zu dem Verbrechen, das in Italien eine Welle der Empörung ausgelöst hat.
    Jugendkrawalle in Liverpool.
    Farbige und weiße arbeitslose Jugendliche liefern der Polizei siebenstündige Straßenschlacht.
    Britischer Außenminister Lord Carrington legt in Moskau der Kreml-Führung Afghanistan-Plan der Europäischen Gemeinschaft vor.
    Parteienstreit in der Bundesrepublik Deutschland über die Gespräche des SPD-Vorsitzenden Willy Brandt in Moskau.
    Nach Vorliegen des endgültigen Ergebnisses der israelischen Parlamentswahl will Ministerpräsident Begin neue Koalitionsregierung aus seinem Likud-Blog und den religiösen Parteien bilden.
    Und aus der Welt der Kultur berichten wir über die erste europäische Konferenz der Kabuki-Theater in Wien.
    Zunächst jedoch die Nachrichten.
    Sie sind unser erster Programmpunkt.
    Redigiert wurden sie von Raymond Heller und gesprochen von Wolfgang Riemerschmidt.
    Italien.
    Der von den Roten Brigaden entführte Direktor des Chemiekonzerns Montedison, Giuseppe Tagliergio, ist heute früh ermordet aufgefunden worden.
    Nach einem anonymen Telefonanruf bei einer Nachrichtenagentur fanden die Sicherheitsbehörden den durch fünf Schüsse getöteten Mann im Kofferraum eines gestohlenen Autos in Porto Maghera, einem Festlandsteil von Venedig.
    Tagliergio war am 20.
    Mai aus seinem Haus in Venedig entführt worden.
    Seine Ermordung löste in ganz Italien eine Welle der Empörung aus.
    In der Region Venedig haben die Beschäftigten in vielen Betrieben die Arbeit niedergelegt und Betriebsversammlungen einberufen.
    Die großen Gewerkschaften des Landes haben für morgen zu Protestkundgebungen aufgerufen.
    Seit der Ermordung des christlich-demokratischen Politikers Aldo Moro haben die Roten Brigaden mindestens 20 Menschen getötet und zahlreiche andere verletzt.
    Zurzeit haben die Roten Brigaden noch drei Geiseln in ihrer Gewalt.
    Großbritannien.
    Nach einer siebenstündigen Straßenschlacht mit schwarzen und weißen Jugendlichen hat die Polizei in der Hafenstadt Liverpool heute früh die Kontrolle über die Lage im Stadtteil Toxtet zurückgewonnen.
    Ein Sprecher der Sicherheitsbehörden teilte mit, die Beamten seien jetzt dazu übergegangen, die Randalierer in kleinere Gruppen zu spalten und Plünderer festzunehmen.
    Die Zahl der in der Nacht verletzten Polizisten wird mit mehr als 120 angegeben.
    Der Polizeisprecher sagte, eine Ursache für die Ausschreitungen sei nicht erkennbar.
    Der Polizeichef des Bezirkes wies jedoch darauf hin, dass die Polizei bei den schlecht ausgebildeten und mit ihren Lebensbedingungen unzufriedenen farbigen Jugendlichen oft als Symbol für die Herrschaft der Weißen gelte.
    In Tokstedt hatten die Randalierer in der vergangenen Nacht Barrikaden errichtet, Geschäfte geplündert und mehr als 20 Warenhäuser in Brand gesteckt.
    Mehr als 100 Insassen eines Altersheimes, das von den Flammen bedroht war, mussten evakuiert werden.
    Österreich
    AKH-Untersuchungsrichterin Partik Pablé hat heute als Mitglied des Wiener FPÖ-Landesparteivorstandes die Einführung eines Ombudsmannes für Behinderte gefordert.
    In einer Aussendung des Freiheitlichen Pressedienstes meinte Frau Partik Pablé,
    Um zusätzliche Staatsausgaben für die Installierung eines behinderten Anwalts zu vermeiden, wäre es durchaus denkbar, dass diese Aufgabe eine der amtierenden Staatssekretärinnen übernimmt, deren Arbeitsauslastung ohne dies ständig öffentlicher Kritik unterliegt.
    Als Begründung für ihre Forderung erklärte die FPÖ-Politikerin, trotz aller Fortschritte in der Behandlung Behinderter gebe es viele Einzelpersonen, die mit Existenzproblemen zu kämpfen hätten.
    Die Hilfsmaßnahmen für diese Behinderten würden oft unkoordiniert von Privatpersonen, Vereinen, Gebietskörperschaften und anderen Stellen getroffen, sodass es für die Betreffenden sehr schwierig sei, den richtigen Weg zu finden, ergänzte Frau Partik-Pablé.
    Der SPÖ-Abgeordnete Schranz hat heute darauf aufmerksam gemacht, dass bei allen Sozialversicherungsinstituten ein Unterstützungsfonds für Hilfe in Notfällen existiert.
    Sein Zweck sei es, in besonders berücksichtigungswürdigen Fällen einmalige Unterstützungen zu gewähren.
    Solche Unterstützungen kommen unter anderem dann in Betracht, fügte der Sozialversicherungsexperte hinzu, wenn mit den gesetzlichen oder satzungsmäßigen Leistungen nicht das Auslangen gefunden werden kann
    oder wenn die Erbringung einer Leistung überhaupt nicht vorgesehen ist.
    Nach Angaben der Industriellenvereinigung sind die Bruttomonatslöhne in der Industrie im Februar gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres weiterhin kräftig gestiegen.
    Diesem Zuwachs stehen allerdings keine entsprechenden Zunahmen der Industrieproduktion oder der Produktivität gegenüber, erklärt die Vereinigung in einer Aussendung.
    Die Bundeswirtschaftskammer veröffentlicht heute eine Studie, aus der hervorgeht, dass jeder vierte unselbstständig Beschäftigte in Österreich für den Export arbeitet.
    In der Sachgüterproduktion in Industrie und Gewerbe sind sogar vier von zehn Beschäftigten direkt oder indirekt für die Erbringung von Exportleistungen tätig, heißt es in der Untersuchung.
    Sowjetunion.
    Der britische Außenminister Lord Carrington ist heute in Moskau mit seinem sowjetischen Ressortkollegen Gromyko zu einer ersten Gesprächsrunde über die Afghanistan-Initiative der Europäischen Gemeinschaft zusammengetroffen.
    Die Mission Carringtons wird von westlichen Diplomaten in der sowjetischen Hauptstadt als wenig erfolgversprechend eingeschätzt.
    Moskau hat noch vor dem Eintreffen Carringtons gestern Abend klargemacht, dass für die Sowjetführung die EG-Initiative keine Gesprächsgrundlage sei.
    Die amtliche Nachrichtenagentur TASS sprach unterdessen sogar von einer Einmischung in die Angelegenheiten Afghanistans.
    Der Plan der Europäischen Gemeinschaft sieht in einer ersten Phase den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan vor.
    USA
    Der Dalai Lama, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibetaner, hat die Welt zu aktiven Anstrengungen für den Frieden aufgerufen.
    Bei seiner Ankunft zu einem mehrwöchigen Besuch der Vereinigten Staaten sagte der Dalai Lama in New York, um eine bessere Welt zu schaffen, sei es notwendig, zu einer Reduzierung der Rüstung und schließlich zu einer völligen Abrüstung zu gelangen.
    Der Dalai Lama, der vor den Chinesen aus Tibet geflohen war, sagte in dem Interview ferner, die Bedingungen für seine eventuelle Rückkehr nach Tibet hätten sich leicht gebessert.
    Sowjetunion
    Die Kreml-Führung hat heute dem Westen vorgeworfen, ihm fehle der politische Wille zu einem Verhandlungsergebnis bei den Wiener Gesprächen über einen Truppenabbau in Mitteleuropa.
    Die Parteizeitung Pravda schreibt, es bestehe der Eindruck, die westlichen Vertreter seien in Wien unter dem Diktat des Pentagon darauf aus, eher den Weg für ein Wettrüsten zu ebnen, als zu beiderseitig annehmbaren Vereinbarungen zu gelangen.
    Iran.
    Der Generalgouverneur der Provinz Geylan im Norden des Landes, Mohammed Ansari, ist heute früh einem Mordanschlag zum Opfer gefallen.
    Nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Pars wurde der Gouverneur in der Stadt rasch auf der Straße von zwei Motorradfahrern niedergeschossen.
    Ansari starb kurz nach dem Überfall im Krankenhaus.
    Nach Angaben eines Regierungssprechers wurde bei dem Attentat auch der Stellvertreter des Gouverneurs schwer verletzt.
    Ägypten
    Präsident Sadat schließt den Sturz der islamischen Regierung im Iran durch linksgerichtete Kräfte in nächster Zeit nicht aus.
    Sadat meinte in einem von der Wochenzeitung Mayo veröffentlichten Interview, Revolutionsführer Khomeini habe Fehler begangen.
    Er habe die Regierungsgewalt anderen übertragen, anstatt sie persönlich zu übernehmen und eine stabile Regierung zu schaffen.
    Die Situation im Iran verschlechterte sich nun ständig.
    Abschließend meinte Sadat, die extreme Linke, die Khomeini an die Macht gebracht habe, sei auch in der Lage, ihn zu stürzen.
    Japan.
    Ein Jugendlicher hat heute in Tokio eine Benzinbombe auf die Residenz von Ministerpräsident Suzuki geschaudert.
    Schaden entstand keiner, der junge Mann wurde festgenommen.
    Bei seiner Vernehmung gab er sich als Mitglied einer bisher unbekannten rechtsgerichteten japanischen Reformpartei aus.
    60 Stunden nach dem Untergang des kanadischen Forschungsschiffes Arctic Explorer wurden gestern Abend die Leichen von acht Seeleuten nördlich von Neufundland aus dem Meer gefischt.
    Fünf Matrosen werden weiterhin vermisst.
    19 Besatzungsmitglieder konnten aus einem Rettungsboot geborgen werden.
    Das Forschungsschiff war am Freitag von St.
    Anthony in See gestochen, um zwischen Neufundland und Labrador Messungen vorzunehmen.
    Das Schiff sank nach einem Zusammenstoß mit einem Eisberg in weniger als 20 Minuten.
    Schweiz
    In Genf ist eine Ausstellung mit Werken Picassos aus dem Privatbesitz seiner Tochter eröffnet worden.
    Unter dem Titel Picasso Privat sind 89 Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Bronzeplastiken zu sehen sowie eine Reihe von persönlichen Gegenständen aus dem Besitz des 1973 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Malers.
    Der Wert der Sammlung, die jetzt zum ersten Mal gezeigt wird und bis zum 6.
    September im Genfer Museum de la Tene zu besichtigen ist, wird auf umgerechnet rund 640 Millionen Schilling geschätzt.
    Die Wetterlage.
    Eine flache Hochdruckzone erstreckt sich von den Azoren über Mitteleuropa bis zum Baltikum.
    Von einem nordatlantischen Tief ausgehend streift eine Störungszone in abgeschwächter Form den Alpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Allgemein meist aufgelockert bewölkt, regional auch aufgeheitert.
    An der Alpen-Nordseite mitunter einzelne Gewitter oder Regenschauer.
    Schwachwindig.
    Nachmittags Temperaturen 19 bis 25 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 9 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen allgemein heiter bis wolkig.
    Am Nachmittag lokale Gewitterbildungen.
    Schwache bis mäßige Winde aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 21 bis 27 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Startbewölk 23° Nordwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Wolkig 23° Nordwest 15.
    Linz, Startbewölk 20° Nordwest 3.
    Salzburg, Heiter 24° Nordwest Wind 10 km.
    Innsbruck, Wolkig 21° Ost 5.
    Pregenz, Wolkig 21° Süd 3.
    Graz wolkig 23 Grad, Südostwind 5 Kilometer und Klagenfurt stadtbewölkt 21 Grad, Westwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Zwölf Uhr und zwölf Minuten war es soeben und wir kommen zur ausführlichen Berichterstattung im Mittagssjournal und beginnen damit im Inland.
    In der jahrelangen Diskussion über eine Neuordnung der Finanzierung des österreichischen Spitalswesens für das immer höhere Kostenanfallen hat sich heute wieder einmal der Gesundheitssprecher der ÖVP, Primarius Wiesinger, zu Wort gemeldet.
    Der Anlass?
    Ein von Finanzminister Salcher erstellter Entwurf für eine Umgestaltung des Krankenanstaltenzusammenarbeitsfonds, jenes Fonds, der nach dem Kostenschub Mitte der 70er Jahre eine Übergangslösung bilden sollte, bis das sogenannte Abgang-Deckungssystem
    durch ein wirtschaftlicheres System ersetzt wird.
    Dieses Abgang-Deckungssystem besagt, dass jedes Spital das von ihm erwirtschaftete Defizit abgedeckt erhält.
    In der Zwischenzeit wurde unter anderem durch die sogenannte Arbeitsgemeinschaft Kostenrechnung der früheren Gesundheitsministerin Leo Dolter versucht, die tatsächlichen Kosten, die in den Spitälern auflaufen, zu errechnen.
    Praktische Auswirkungen hatten aber alle diese Bemühungen bisher nicht.
    Noch in diesem Sommer soll im Parlamentarischen Gesundheitsausschuss der entgegen der allgemeinen Übung auch in den Ferien zusammentreten wird, intensiv über eine neue Lösung verhandelt werden.
    Warum es dabei im Einzelnen geht, darüber sprach Erich Eichinger mit dem ÖVP-Gesundheitssprecher Günther Wiesinger.
    Die Kosten für die Erhaltung, Finanzierung des österreichischen Krankenhauswesens laufen wieder einmal davon.
    Die ÖVP schlägt wieder einmal Alarm und sagt, der Krankenanstaltenfonds ist am Ende.
    Wie erklären Sie das, Herr Primarius Wiesinger im Einzelnen?
    Die jetzige Kostensteigerung, die beträchtliche Belastung der Spitalserhalter durch die gestiegenen Spitalskosten ist ganz einfach nicht mehr finanzierbar.
    Es fehlt ein Betrag von rund 9,1 Milliarden Schilling.
    Wenn Sie nur vergleichen, die letzten großen Sanierungsmaßnahmen für die VEW oder die Länderbank haben nur einen Gesamtbetrag von 8 Milliarden ausgemacht.
    Sie sehen also hier die Größe und die Dimension des Problems.
    Und wir bemühen uns seit Jahren mit Nachdruck hier eine längerfristige Lösung zu erzielen und haben auch entsprechende Anträge im Parlament eingebracht, die jetzt auch über den Sommer im Parlamentarischen Gesundheitsausschuss weiter bearbeitet werden.
    Aber grundsätzlich ist eines zu sagen.
    Es geht halt nicht, dass die Fehler der Regierung, die Versäumnisse, dann zu Krisen- und Katastrophensituationen führen und bei der Sanierung dieser Katastrophen dann die ÖVP mithelfen muss.
    Wir wollen überhaupt diese Krisen zu vermeiden trachten und verlangen deshalb jetzt schon eine Neuregelung nach einem vernünftigen System, das dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit, der Subsidiarität Rechnung trägt.
    Die Gretchenfrage ist ganz schlicht und einfach.
    Wollen die Sozialisten mehr Dogmatismus, mehr Bürokratismus, mehr Zentralismus oder sind sie bereit, mit uns gemeinsam dafür zu sorgen, dass wir leistungsfähige, humane,
    Spitäler haben, wo die Kranken auch ihre Heilung finden können.
    Soweit die politische Bemerkung.
    Inwieweit liegt dann im Sachlichen die Begründung dafür, dass der Weg der Regierung der SPÖ falsch ist und der Weg der ÖVP der richtige ist?
    Das Modell der Regierung sieht vor, dass sämtliche Gelder der Gemeinden, der Länder, des Bundes und der Krankenkasse in einem zentralen, anonymen Fonds in Wien gesammelt werden
    und nach einem sehr komplizierten Verteilungsschlüssel wieder an die Spitäler zurückfließen sollen.
    Im Ansatz ist es deshalb falsch, weil die Leistungen der Gebietskörperschaften an das Steueraufkommen gekoppelt sind und jene der Sozialversicherung an das Beitragsaufkommen.
    Nun ist die wirtschaftliche Entwicklung und das Aufbringen von Steuern nicht dasselbe wie die Entwicklung im gesundheitspolitischen Sinne.
    Und dazu kommt noch, dass die Idee von Salcher, der ja so vehement gegen den Alkohol- und Nikotingenuss zu Fälle gezogen ist,
    dass er jetzt die Bundesmittel an die Verbrauchsteuer aus diesen beiden Einnahmen, also von Alkoholkonsum und Nikotinkonsum, binden will.
    Und das bedeutet, denn weder ist die Kampagne von Steirer und Salche erfolgreich, dann bekommen die Spitäler weniger Geld.
    Oder der Gesundheitsminister muss plakatieren, Österreich ertrinkt mehr, raucht mehr, die Spitäler haben kein Geld.
    Das ist ja absurd.
    Was ist für den einzelnen Beitragszahler zu befürchten oder zu erwarten für den einzelnen Patienten?
    Ja, in dem Papier von Salcher steht schon fix drinnen, dass die Beiträge zur Sozialversicherung erhöht werden müssen.
    Und zwar im Wege der Beitrags-
    Grundlage, auch ein falscher ideologischer Weg, denn die Krankenversicherung ist eine Risikogemeinschaft zwischen Gesunden und Kranken und nicht zwischen Reich und Armen.
    Das soziale Ausgleich erfolgt ja über die Progression der Steuergesetzgebung.
    Auch dieser Ansatz ist völlig falsch.
    Aber man sollte sich doch erst einmal überlegen, wie kann ich in den Spitäler ökonomisch wirtschaften, wie kann ich mit jenen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, alles das erbringen, was der Österreicher, der Kranke, mit Recht erwartet und sich nicht immer nur damit beschäftigt, wo bekommen wir neue Gelder her.
    Denn ganz gleich, ob das Krankenkassenbeiträge sind oder Steuerbeiträge, Steuerbelastungen, zahlen muss ja jeder Einzelne.
    Und wir glauben, dass unser System, wo man Nordenkosten hat, wo man die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund steht, wo man vor allem die Führung der Spitäler in den Spitälern lässt, die Dezentralisierung ist ja heute allgemein anerkannt der richtige Weg.
    Nein, man will es den Spitälern wegnehmen und will alles zentralisieren in Wien in einen anonymen Fonds, der in den Jahren 78 und 79 allein 23 Millionen Verwaltungsaufwand gehabt hat.
    Das ist sinnlos.
    Das heißt, dass ein Kompromiss ist nach Ihren Worten nicht denkbar.
    Die Mehrheit der ÖVP-regierten Länder wird möglicherweise irgendwelche Aktionen setzen, unterstützt von der ÖVP-Zentrale gegen die SPÖ-Regierung.
    Na, das kann man keinesfalls sagen.
    Schauen Sie, wir wollen das Problem gemeinsam lösen.
    Es ist hier eine gewisse Badstellung.
    Es kann die SPÖ nicht ohne ÖVP und die ÖVP nicht ohne SPÖ.
    Und hier geht es ja nicht um einen politischen Hick-Hack oder ein politisches Prestigedenken oder Machtdenken, sondern hier geht es darum, alles zu tun, die Spitäler leistungsfähig für die Bevölkerung, für die Kranken zu erhalten.
    Daher sind keinerlei Maßnahmen angekündigt, sondern wir wollen möglichst rasch in einen fruchtbaren Dialog eintreten und versuchen gemeinsam hier einen Kompromiss zu finden zwischen diesen beiden extremen Standpunkten.
    Und wann kann eine solche Lösung
    die offenbar doch nicht in Sicht ist oder doch wieder in Sicht ist, man kennt sich da nicht so recht aus, wirklich jetzt in Kraft treten.
    Also sie muss meiner Meinung nach mit 1.
    Jänner 1983 in Kraft treten.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Soweit also die Vorstellungen der ÖVP über eine Neuordnung des Krankenhausfinanzierungssystems.
    Nun zu einem anderen Reizwort zum Thema Benzinpreiserhöhung.
    Die Konturen der bevorstehenden Benzinpreiserhöhung in Österreich zeichnen sich seit heute nämlich seit dem vormittägigen Pressegespräch Handelsminister Staribachers deutlicher ab.
    Die Preiserhöhung wird vermutlich höher ausfallen als ursprünglich erwartet und dürfte noch in dieser Woche über die Bühne gehen.
    Der Handelsminister befasste sich heute aber auch noch mit einem anderen zum Energiebereich gehörenden Thema, nämlich mit dem Länderbericht der Internationalen Energieagentur über Österreich.
    Die Internationale Energieagentur fordert nämlich von Österreich eine Anhebung des Energiemehrwertsteuersatzes von 13 auf 18 Prozent.
    Helmut Gezander meldet sich zu diesen Themen aus dem Regierungsgebäude am Wiener Stubenring.
    Zwei Themen also, die für die Österreicher durch die ohne dies bereits dramatisch gestiegene Energierechnung von besonderem Interesse sind.
    Beginnen wir bei dem Bericht der Internationalen Energieagentur der OECD.
    Dieser Bericht über die österreichische Energiepolitik konzentriert uns beträchtliche Fortschritte.
    Andererseits fordert die Internationale Energieagentur von Österreich eine Reihe von Maßnahmen, um die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern.
    Zwei Punkte verdienen dabei, hervorgehoben zu werden.
    Erstens sollten nach Meinung der OECD-Behörde die Energiepreise rascher als bisher entsprechend den Weltmarktpreisen verteuert werden.
    Handelsminister Starrybacher sagte dazu, diese Kritik beziehe sich auf das Jahr 1980.
    Mittlerweile hätten wir diesbezüglich ohne dies nachziehen müssen.
    Zum zweiten regt die internationale Energieagentur eine Erhöhung der speziellen Energie-Mehrwertsteuer von derzeit 13 auf den allgemeinen Satz von 18 Prozent an.
    Staribacher dazu.
    Derzeit besteht nicht die Absicht in der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer von 13 auf 18 Prozent zu erhöhen.
    Damit hier ja nicht ein Missverständnis entsteht und das dann heißt, Handelsminister verlangt Erhöhung der Mehrwertsteuer von 13 auf 18 Prozent.
    Also derzeit keine diesbezüglichen Absichten.
    Nun zu den Benzinpreisen, wo ja nun schon seit Monaten das Preisprüfungsverfahren läuft.
    Die Benzinpreisverhandlungen sind also in einem Stadium, wo sicherlich jetzt eine Entscheidung fallen wird.
    Die entsprechenden Überprüfungen der einzelnen Firmen wurden durchgeführt.
    Die notwendigen Auskünfte wurden erteilt.
    Die entsprechenden Beschlüsse, nehme ich an, werden jetzt in der Preiskommission nach Abschluss des Vorprüfungsverfahrens, das jetzt in den nächsten Tagen zu Ende gehen wird, dann zu Fäden sein.
    Und zum Termin der Preiserhöhung, sagte der Handelsminister?
    Die Preiskommission tritt jeden Freitag zusammen.
    Sie wird daher auch diesen Freitag wieder zusammentreten, so wie sie auch in der Vergangenheit jeden Freitag zusammengetreten ist.
    Es sei aber auch eine Sitzung der Preiskommission vor dem regelmäßigen Freitagtermin denkbar, sagte Starrybacher weiter dazu.
    Die ursprünglich bereits als fix angesehene Erhöhung von jeweils 40 Groschen je Liter Normal- und Superbenzin dürfte aber mittlerweile überholt sein, da inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland die Markenfirmen um zwei Pfennige, also umgerechnet 14 Groschen je Liter, die Treibstoffpreise angehoben haben.
    Im Raum steht daher jetzt als Ausmaß der Benzinpreiserhöhung der Satz von 50 Groschen für Normal- und Superbenzin, was Staribacher nicht dementieren wollte.
    So weit der Bericht von dem Pressegespräch des Handelsministers und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Und nun werfen wir den obligaten Blick in die heutigen Tageszeitungen.
    Im Mittelpunkt der Leitartikel und Kommentare stehen zwei Personen und deren Aussagen.
    Zum einen Sozialminister Dallinger mit seinen sozialpolitischen Ankündigungen, zum anderen der Präsident des Nationalrates und des Gewerkschaftsbundes, Anton Benia, mit seinen Aussagen in unserer Samstagsserie im Journal zu Gast.
    Leopold Esterle hat die Presseschau zusammengestellt.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt spricht Autor Franz Enz Brunner im Zusammenhang mit den politischen Zielsetzungen von Sozialminister Dallinger wörtlich von Hirngespinsten, die bei Realisierung die Wirtschaft auf einen gefährlichen Abgrund zusteuern würden.
    Hat man ihm zu Beginn seiner Ministertätigkeit so manche Ankündigung bezüglich Sozialmaßnahmen unter dem Titel Profilierungszwang verziehen, so wäre es mittlerweile höchst an der Zeit, dass ihn seine eigenen Genossen, die noch ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Realität besitzen, zur Ordnung rufen und ihm die Grenzen seiner Möglichkeiten und seines Handelns zeigen.
    Mit weniger Arbeiten, mehr Urlaub, mehr Mitbestimmung und weniger Verantwortung ist noch kein Land in ein wirtschaftliches und auch gesellschaftliches Hochempor gestiegen.
    Ist es der Regierung aber auch um die häufig zitierte, meist strapazierte Sozialpartnerschaft ernst, muss man sich wirklich fragen, wie lange sie sich einen derartigen Sozialminister leisten kann und wie lange ein Dallinger für die österreichische Wirtschaft noch tragbar ist.
    Soviel zu Dallinger im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung schreibt Manfred Scheuch.
    Einen wild gewordenen Sozialutopisten heißt die Presse Österreichs Sozialminister.
    Aber wirklich wild geworden sind die diversen Wirtschaftssprecher der größeren Oppositionspartei.
    Sie sehen Katastrophen herannahen, weil Dallinger im Parlament ankündigte, dass der Mindesturlaub noch in dieser Legislaturperiode erhöht und die tägliche Arbeitszeit noch im Laufe dieses Jahrzehnts verringert werden solle.
    Und zum Überfluss hat Dallinger auch mehr Mitbestimmung eingemahnt.
    Die Kritik der Opposition an diesen Forderungen bezeichnet Scheuch als Verteufelung sozialer Vernunft.
    aus Angst vor der Schmälerung eigensüchtiger Sonderinteressen und meint, wenn es uns nicht gelingt, die vorhandene Arbeit aufzuteilen und die Arbeitenden in den Prozess der Mitbestimmung und Mitverantwortung einzubeziehen, wird es eines Tages ein böses Erwachen geben.
    Sicherlich kann Österreich dabei nicht allein neue Wege gehen, aber es wird auch nicht das Schlusslicht dabei sein.
    Themenwechsel mit Personenwechsel.
    Von Sozialminister Dallinger zu Präsident Anton Benyar.
    Unter dem Titel »Ein Altmeister« liest man über Benyar bei Hans-Werner Scheidl in der Presse.
    Vom 68-jährigen Nationalrats- und ÖGB-Präsidenten Benyar können Jungpolitiker sämtlicher Couleurs noch etwas lernen.
    Vor allem, wie man sich auch oder gerade als Spitzenpolitiker den Luxus leistet, eine eigene Meinung zu besitzen.
    Er habe, so sprach dieses maßgebliche Mitglied des sozialistischen Parteivorstandes, nicht nur nichts gegen Panzerexporte nach Argentinien, er habe seinerzeit auch das vereitelte Geschäft mit Chile begrüßt.
    Und das in einer Zeit, da die Kommunisten willfährige Randgruppen bei Sozialisten und Christen zur Gegenbewegung einsammeln.
    Und Scheidel weiter?
    Der Realpolitiker Benja weiß aber auch, was die Wähler von dem ständigen Taktieren mit Wahlterminen halten, nämlich gar nichts.
    Gewählt solle so spät wie möglich werden, sagte der Doppelpräsident.
    Je später nämlich, desto besser für die SPÖ, fügte er kryptisch hinzu.
    Es ist fast zu wünschen, dass Anton Benja von seiner Partei nochmals eine Ausnahmegenehmigung von der Altersklausel erhält.
    Denn Politiker, die so klar sagen, was sie meinen, sind rar in diesem Land.
    Soweit Hans-Werner Scheidl in der Wiener Tageszeitung Die Presse.
    Ein Abschluss mit Humor zum aktuellen Thema Schulende und Ferienbeginn.
    Fitus Mostipf, das hemdsärmelige Original der oberösterreichischen Nachrichten, meint heute,
    Jetzt werden die Schulschwänzer draufkommen, dass der Ferienstress schlimmer ist als ihre Schularbeit.
    Dreieinhalb Minuten vor halb eins noch zu einer weiteren Programmansage, bevor wir zu unserer Auslandsberichterstattung kommen.
    Wir berichten noch über die jüngsten Terrorereignisse in Italien, über das Auffinden eines entführten Direktors eines italienischen Chemiekonzerns, heute früh ermordet in Venedig.
    Wir berichten über Jugendkrawalle in Liverpool, über die Reise des britischen Außenministers Lord Carrington nach Moskau, über den Parteienstreit in der Bundesrepublik Deutschland, über die Gespräche, die SPD-Vorsitzende Willy Brandt in Moskau geführt hat und wir berichten über die Aspirationen und Ambitionen Menachem Begins, der eine neue Koalitionsregierung in Israel bilden will.
    Und aus dem Bereich der Kultur informieren wir Sie noch unter anderem über die erste europäische Konferenz der Kabuki Theater in Wien.
    Der von den Roten Brigaden entführte Direktor des italienischen Chemiekonzerns Mont Edison, Giuseppe Tagliariggio, ist heute früh in Venedig ermordet aufgefunden worden.
    Der 54-jährige Tagliariggio war im Mai von mehreren Männern entführt worden.
    Seit der Ermordung des christlich-demokratischen Politikers Aldo Moro vor drei Jahren haben die Roten Brigaden mindestens 20 Menschen getötet und zahlreiche verletzt.
    Zurzeit haben die Roten Brigaden drei Geiseln in ihrer Gewalt.
    Über die Terrorsituation in Italien informiert sie Rolf Gallus.
    Wie Hans-Martin Fleier, wie Aldo Moro, so wurde auch Giuseppe Taglierizzo von den Terroristen der Roten Brigaden ermordet.
    Um ein Uhr in der Nacht der übliche anonyme Anruf bei der Redaktion der italienischen Nachrichtenagentur ANSA in Venedig.
    Die unbekannte Stimme sagte kurz und bündig dem zur Stunde dienstuhenden Schichtredakteur,
    In einer Straße in unmittelbarer Nähe des Mount-Edison-Werks von Porto Marghera steht ein heller Fiat-Wagen 127.
    Im Kofferraum befindet sich die Leiche des Ingenieurs Giuseppe Taglierizzo, den wir, bewaffnete proletarische Organisation der Roten Brigaden, einem Volksprozess unterzogen und Ordnungsschutz
    unverzüglich die Polizei.
    Der abgestellte Wagen wurde gleich gefunden, aber aus Sicherheitsgründen von Sprengstoffexperten zuerst eingehend untersucht und danach geöffnet.
    Inzwischen waren die Vertreter der Staatsanwaltschaft, hohe Polizeibeamte und Karabinieri-Offiziere eingetroffen.
    Eine erste gerichtsärztliche Untersuchung der Leiche ergab, dass Tagliericcio etwa gegen Mitternacht mit fünf oder sechs Pistolenschüssen getötet worden war.
    Die Ermittlungen an Ort und Stelle dauerten bis nach 8 Uhr, brachten aber nicht viel ein.
    Die Bewohner des Hauses, vor welchem das Auto geparkt war, sowie der umliegenden Häuser sagten einmütig aus, sie hätten in den fraglichen Stunden nichts gehört, nicht einmal Motorengeräusch.
    Die Brigadisten haben völlig ungestört gehandelt, war die lakonische Feststellung eines Fahnders.
    Ingenieur Giuseppe Taglierizzo war vor eineinhalb Monaten am 20.
    Mai von den Terroristen entführt worden.
    Das gigantische petrochemische Werk von Mont Edison in Marghera bei Mestre auf dem Festland gegenüber Venedig ist seit mehreren Jahren Zielscheibe provokatorischer und terroristischer Aktionen der Roten Brigaden.
    Schon zwei Direktoren des Konzerns wurden von den politischen Kriminellen auf offener Straße getötet, andere angeschossen.
    Die Zahl der Bombenattentate und Anschläge ist ohne Ende.
    Mit der Ermordung Tagliericis ist eine neuerliche Eskalation des Terrors in Italien zu erwarten.
    Allein die roten Brigaden halten noch drei Geiseln gefangen.
    seit dem 27.
    April den christlich-demokratischen Politiker Ciro Cirillo aus Neapel, seit Juni den leitenden Angestellten der Mailänder Autofirma Alfa Romeo Lorenzo Sandrucci und den Mechaniker Roberto Pecci aus San Benedetto del Tronto an der Adria, Bruder des reumütigen und geständigen Brigadisten Patrizio Pecci, dessen Aussagen es Polizei und Justiz ermöglichten,
    die Kolonnen der Roten Brigaden in Turin und Genua, teilweise auch in Mailand, zu zerschlagen.
    Am Freitagabend wurde in der Nähe Turins der 61-jährige Industrielle Lorenzo Crosetto verschleppt.
    Obwohl sich die Entführer bis jetzt bei der Familie nicht gemeldet haben, vermuten die Fahndungsstellen hinter diesem letzten und neuesten Kidnappingfall in Italien gleichfalls einen politischen Terrorakt.
    den die Untergrundorganisation Prima Linea, vorderste Front, verübt haben könnte.
    Aus Italien hörten sie Rolf Gallus.
    Die britische Hafenstadt Liverpool war in der Nacht auf heute wieder Schauplatz schwerer Ausschreitungen und Straßenkämpfe zwischen jugendlichen Demonstranten und der Polizei.
    Die Unruhen ereigneten sich in einem Stadtviertel, das hauptsächlich von farbigen Einwanderern von den westindischen Inseln bewohnt wird und in dem das Phänomen Jugendarbeitslosigkeit besonders akut ist.
    Bereits in den vergangenen Tagen war Liverpool und London schauplatzähnlicher Krawalle.
    Über die jüngsten Zwischenfälle berichtet Hans-Heinz Schlenker.
    Politiker, die Polizei und selbst die Einwohner Liverpool sind sich einig.
    Nicht Rassenbeziehen und Rassenhass waren und sind für den schlimmsten Aufruhr in einer britischen Großstadt verantwortlich, den Großbritanniens zweitgrößte Stadt hinter London an diesem Wochenende bis in die heutigen Morgenstunden durchstehen musste.
    Die Gründe dafür waren und sind vielmehr die ständig steigende Arbeitslosigkeit und die Wut besonders der farbigen Jugendlichen auf die Polizei.
    Denn sie leiden nicht nur am schwersten unter der sich immer stärker der drei Millionen Grenze nähernden Arbeitslosigkeit, sondern fühlen sich auch von der Polizei verfolgt.
    Lungern sie auf der Straße herum, weil sie nichts besseres zu tun haben, können sie sicher sein, dass sie bald von einem Polizisten zumindest misstrauisch beobachtet, wenn nicht da angehalten und verhört werden.
    Beides hat jetzt im Liverpools Immigrantenviertel Foxted zu einer Explosion der Frustration und Gewalt geführt.
    Dabei wurden nicht weniger als 200 Polizisten zum Teil schwer verletzt, rund 20 Häuser, darunter eine Bank, eine Bücherei, eine Molkerei und eine Bingo-Spielhalle angesteckt und unzählige Geschäfte geplündert.
    Zwar waren dabei die farbigen Jugendlichen im vorderster Front, aber sie erhielten kräftige Schützenhilfe von weißen Jugendlichen.
    Nicht nur bei den Angriffen auf die Polizei, sondern auch beim Plündern der Geschäfte.
    So heftig war die Gewaltexplosion, dass die Polizei um zwei Uhr heute Morgen die Kontrolle verloren hatte, Liverpool Straßen dem Mob gehörten.
    Inzwischen kann davon zwar keine Rede mehr sein, aber die Spannung ist noch nicht beseitigt.
    Das ist dagegen anders im Londons asiatischen Viertel Southall.
    Und zwar haben sich auch dort nach dem im Gegensatz zu Liverpool raschenbedingten Aufruhr in der Nacht von Freitag auf Samstag mit vereinzelten Nachwehen am Sonnabend die Gemüter noch nicht beruhigt, aber es herrscht dort keine so gespannte Atmosphäre mehr wie in Liverpool, die erneut zu einem Aufruhr führen könnte.
    Der Grund dafür ist, dass die Unruhen in Southall von außen in das Stadtviertel hereingetragen wurden, von Skinheads, den weißen Jugendlichen mit dem kurz geschorenen Bürstenhaarschnitt als ihre Markenzeichen, die immer häufiger als Art Sturmgruppen der faschistischen Nationalen Front auftreten.
    Sie kamen am Freitag in Massen nach Southall, eindeutig, um dort die asiatische Bevölkerung zu provozieren und anzugreifen, so wie sie das 1979 während des damaligen Wahlkampfes
    im Namen der Nationalen Front schon einmal getan hat.
    Den Aufruhr unter den Farbigen ist es, was die Nationale Front und ihre Skinheads brauchen und wollen, um die Volksstimmung gegen die Farbigen Einwanderer aufzuhelfen, aber auch, um die Farbigen in eine Konfrontation mit der Polizei zu zwingen.
    In Southall gelangten das.
    Zum Schluss kämpften asiatische Jugendliche gegen die Polizisten.
    Das verstärkte das latent unter den Asiaten vorhandene Gefühl, sich selbst schützen und helfen zu müssen.
    Unter diesen Umständen ist es mehr als gefährlich, dass Londons neuer linker Oberbürgermeister Livingston den Asiaten versprach, alles zu versuchen, um die unterfarbigen, besonders unbeliebte Sondereinheit der Polizei, die Special Patrol Group, aufzulösen.
    Mit dieser Absicht dürfte Livingston freilich an der Tory-Regierung scheitern.
    Konsterniert über die zumindest in Liverpool fast schon bürgerkriegsähnlichen Unruhen, kommt sie nun sicher wegen ihrer Wirtschaftspolitik unter noch kräftigeren Beschuss als bisher schon.
    Denn ihre Wirtschaftspolitik hat unbestreitbar die Arbeitslosigkeit verschärft.
    Die älteren Generationen mögen das ja noch einigermaßen ruhig hinnehmen.
    Die jugendlichen Arbeitslosen tun das jedoch nicht, genauso wie jugendliche Farbige nicht mehr weiter eine Rassendiskriminierung akzeptieren wollen.
    Liverpool und Southend zeigten das an diesem Wochenende.
    Über die Hintergründe der Unruhen in Großbritannien informierte Hans-Heinz Schlenker.
    Der britische Außenminister Lord Carrington hält sich derzeit zu einem offiziellen Besuch in Moskau auf.
    In seiner Eigenschaft als amtierender Vorsitzender des Ministerrates der Europäischen Gemeinschaft will Carrington der Kreml-Führung einen Plan der EG zur Lösung des Afghanistan-Problems vorlegen.
    Die Erfolgsaussichten für die Carrington-Mission müssen allerdings als gering eingestuft werden, nachdem der IG-Plan in den sowjetischen Medien als Verhandlungsgrundlage zur Beilegung des Afghanistan-Konflikts von vornherein zurückgewiesen worden ist.
    Aus Moskau dazu Otto Hörmann.
    Seine kalte Dusche hat Lord Carrington aus Moskau schon bekommen, bevor er noch gestern Abend auf dem Flughafen Snukowo von Außenminister Gromykos sommerlichem Apparatschik Sharm gefangen genommen wurde.
    Einige Politiker im Westen glauben noch immer, dass man über Afghanistan auf der Grundlage der sogenannten EG-Initiative verhandeln könne, obwohl völlig klar ist, dass diese Initiative keine Gesprächsgrundlage ist und niemand mit ihnen sprechen wird.
    So tönte die amtliche Nachrichtenagentur TASS noch am Samstag, aber es ist eine Tatsache, dass Gromyko mit Carrington immerhin drei Stunden und ein Arbeitsessen lang verbringen wird.
    In der offiziellen Ankündigung des Carrington-Besuches durch die sowjetische Seite ist von einem Arbeitsbesuch die Rede, nicht aber von dem, was der Lord von der Arbeitsloseninsel im Koffer hat, eben eine EG-Afghanistan-Initiative.
    Und so dürften die sowjetischen Gastgeber die Kurzvisite des britischen Außenministers zu einem bilateralen Ereignis umzufunktionieren versuchen.
    Seit 1977 war Niemeyer ein Foreign Secretary an der Moskwa,
    Und Frau Satcher ist neben Präsident Reagan einer der Lieblingsfeinde der hiesigen Propaganda.
    Moskau legt in dieser durch die Schuld der imperialistischen Militaristen zu gefährlichen Zeit großen Wert darauf, dass sich ab und zu ein westlicher Politiker an den Moskau-Plust verirrt und mit den Friedensschützern des Kremls konferiert.
    Nach hiesiger Lesart war ja auch die Afghanistan-Besetzung praktisch eine friedenserhaltende Maßnahme, unternommen auf Wunsch der dortigen Bevölkerung.
    Man hat schon im Voraus Lord Carrington darauf aufmerksam gemacht, dass es für Afghanistan-Verhandlungen nur eine Basis gebe, nämlich die Vorschläge des afghanischen Machthabers Babrak Kamal vom 14.
    Mai 1980.
    Es sollte demnach bilateral zwischen der Führung in Kabul und dem Iran und Pakistan verhandelt werden.
    Die USA sollten die Subversion einstellen.
    Wenn die Einmischung von außen zu Ende ist, könnte auch an den Abzug der sowjetischen Truppen gedacht werden.
    Dass die Sowjetunion eine politische Lösung der Frage Afghanistan anstrebt, darüber kann es keinen Zweifel geben.
    Die Errungenschaften des Dezember 1979, sprich ein Marsch, sollen aber gesichert werden.
    Babrak Kamal soll ins Spiel gebracht werden, während die EG-Initiative erst in der zweiten Konferenzphase für bisher ungenannte Repräsentanten des afghanischen Volkes eine Rolle vorsieht.
    Der Botschafter Kabuls in Moskau hat vor der Presse gesagt, dass die innere Situation in seinem Land überhaupt nicht zur Diskussion stehe.
    Der EG-Plan birgt darüber hinaus noch die Schwierigkeit, dass in der ersten Konferenzstufe die Volksrepublik China als Mitglied des Weltsicherheitsrates mit agieren soll.
    Moskau wirft China genauso wie den USA Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans vor und man kann sich nur schwer vorstellen, wie beim jetzigen Stand des amerikanisch-chinesisch-sowjetischen Verhältnisses eine zielführende Diskussion über den Tankapfel Afghanistan entstehen soll.
    Darüber hinaus verfolgt Moskau die Absicht, die Diskussion um Afghanistan auf eine regionale Ebene zu heben.
    Afghanistan soll zu einem Bestandteil der Sicherheit im Persischen Golf werden.
    In diesem Sinne versteht Moskau die Anwesenheit sowjetischer Soldaten in Afghanistan als vergleichbares Gegenstück zur Präsenz amerikanischer Flugzeugträger im Persischen Golf.
    Je breiter die Gesprächsbasis, desto lieber wäre es Moskau.
    Seit eineinhalb Jahren stehen die sowjetischen Truppen in Afghanistan und es gibt bisher kein glaubwürdiges Anzeichen für eine Kriegsmüdigkeit der Moskauer Führung oder der sowjetischen Bevölkerung.
    Das war Otto Hörmann aus Moskau.
    Ob die sowjetische Hauptstadt für Lord Carrington ein gutes Pflaster darstellen wird, wird sich weisen.
    Für Willy Brandt hat der Moskauer Boden sich jedenfalls als ein heißes Pflaster entpuppt.
    Denn die jüngste Reise des Präsidenten der sozialistischen Internationale und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt nach Moskau hat in der Bundesrepublik Deutschland zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien geführt.
    Noch ohne Kenntnis dessen, was Brandt in Moskau tatsächlich diskutiert hat, hat die Opposition schwere Geschütze gegen den Alleingang Brandts nach Moskau aufgefahren.
    Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß nannte die Brandt-Mission instinktlos und eine Belastung für die NATO.
    Außenminister Genscher warnte zwar vor einem voreiligen Urteil, verknüpfte aber seine Warnung mit einem Appell an Moskau, die Rüstung mit Mittelstreckenraketen zu stoppen.
    Paul Schulmeister aus Bonn.
    In Bonn herrschen Verwirrung, Irritation, zumindest Unklarheit über die entscheidende Frage nach Willy Brandts Moskau-Reise.
    Steckt hinter Brezhnevs neuer Raketenmoratoriums-Variante echtes Entgegenkommen der Sowjets oder ist es nur propagandistische Begleitmusik für den langfristig angelegten Versuch, einen Keil zwischen Amerikaner und Westeuropäer zu treiben?
    Die öffentliche Auseinandersetzung über die Ergebnisse der Brandreise folgt dem langjährigen, wenig zweckdienlichen Brauch, laut auf die Pauke zu schlagen, ohne im Einzelnen informiert zu sein oder Brands Moskauer Gesprächsergebnisse bereits gründlich analysiert zu haben.
    Dabei sieht die Rollenverteilung so aus.
    Die Bonner Regierung hält sich nach außen hin zurück.
    Erst in dieser Stunde informiert der SPD-Vorsitzende den Außenminister.
    Dem Gespräch Brandt-Genscher soll morgen eines mit Bundeskanzler Schmidt folgen.
    Bisher gab es hier nur Telefonate.
    Schon die Tatsache, dass sich die Bonner Regierung von Brandt erst jetzt vertraulich und gründlich informieren lässt, macht ihre Skepsis deutlich.
    Das gilt vor allem für die sogenannte Nulllösung, also das Verschrotten aller atomaren Mittelstreckenwaffen in West- und Osteuropa, das nach Brands Darstellung von der Sowjetunion für möglich gehalten werde.
    Kabinettssprecher Becker hatte dazu bereits am Wochenende die bekannten Regierungszweifel mit den Worten bekräftigt, eine Nulloption könne es nur geben, wenn die Sowjetunion auf Null heruntergehe.
    Unbehagen an Brandts Moskau-Reise gab es, trotz gegenteiliger Beteuerungen, schon vor dem, wie es hieß, Informationsbesuch, der im Rückblick nun doch vermittelnden Charakter besitzt.
    Brandt hat ein schriftliches Dossier für US-Außenminister Haig angefertigt.
    Bereits gestern ist der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Imke zur Unterrichtung nach Washington gereist.
    Noch vor den USA nannte Willy Brandt in einem Spiegelinterview,
    die französischen Freunde, die er nun informieren wolle.
    Schließlich werde er Mitte Juli in Bonn etwa 20 führenden Vertretern der sozialistischen Internationale darlegen, was sich in Moskau ergeben habe.
    Es ist auch diese bemerkenswerte Aktivität Willy Brandts, die in Bonner Regierungskreisen Missstimmung bewirkt, weil sie den Eindruck einer Art Nebenaußenpolitik erzeugt, die die Regierungsposition international nicht eben stärkt.
    Bei der oppositionellen CDU-CSU weiß man natürlich auch noch herzlich wenig über das, was Brandt in Moskau wirklich erfahren hat.
    Dennoch hat CSU-Chef Strauß bereits öffentlich erklärt, die Brandreise biete nichts Neues, sie sei jedoch in der Wirkung verführerisch und irreführend.
    Vor allem die sogenannte Nulloption, also die Illusion anzunehmen, die Sowjets könnten ihre 220 gegen Westeuropa gerichteten SS-20-Raketen wieder zerstören, sei eine schwere Täuschung der Öffentlichkeit.
    Wesentlich zurückhaltender sagte der CDU-Vorsitzende Kohl, er glaube nicht, dass die Moskauer Gespräche Brandts den Abrüstungsdialog zwischen den Supermächten voranbringen könnten.
    Und der außenpolitische Sprecher der Oppositionsfraktion Mertes verlangte überhaupt nur in nüchterner Frageform eine offizielle Regierungsstellungnahme zum jüngsten Moratoriumsvorschlag, in dem ja die Sowjets nicht mehr einen Produktions-, sondern nur mehr einen Stationierungsstopp für neue Raketen sowie nicht mehr eine offizielle Ost-West-Vereinbarung darüber, sondern
    nur mehr eine weit weniger verbindliche Mitteilung der USA verlangen.
    Aus Bonn berichtete Paul Schulmeister.
    Das lange ausständige Endergebnis der israelischen Parlamentswahl liegt nun vor.
    Es gibt mit 48 zu 47 Mandaten dem regierenden Likud-Block des Ministerpräsidenten Begin eine Mehrheit von einem Mandat gegenüber der Oppositionellen Arbeiterpartei unter Shimon Peres.
    Die Schwierigkeiten einer Regierungsbildung sind allerdings damit nicht aus der Welt geschafft.
    Zwar hat sich Beijing zuversichtlich geäußert und für die nächsten 10 bis 14 Tage die Bildung einer Koalitionsregierung versprochen, aber bisher ist es bei Worten geblieben.
    Zu einer weiteren Verhärtung der Fronten könnte dabei auch eine Ankündigung des israelischen Fernsehens führen, das in den bisherigen Landwirtschaftsminister Sharon, einem vehementen Verfechter der Siedlungspolitik, den neuen Verteidigungsminister einer Beijing-Regierung sieht.
    Hans Benedikt berichtet aus Jerusalem.
    Männer im Beginn möchte seine neue Regierung innerhalb der nächsten zwei Wochen zusammenstellen, also rechtzeitig bis zur Vereidigung des neu gewählten Parlaments am 21.
    Juli.
    Das inoffizielle Wahlergebnis zu dessen endgültiger Ermittlung nur noch die Auszählung der Stimmen von rund 1.000 Soldaten fehlt, sichert Begins Likud-Partei einen Vorsprung um ein Mandat vor der Arbeiterpartei von Shimon Peres,
    Und eine knappe Parlamentsmehrheit für eine Koalitionsregierung beginnt mit den religiösen Parteien.
    Die Likud-Partei hat jetzt 48 Mandate, die Arbeiterpartei hat 47.
    Das Stimmenverhältnis ist rund 718.000 zu rund 708.000.
    Die noch nicht gezählten Soldatenstimmen ändern somit nichts an dem Mandatstand.
    Somit ist Begin zuversichtlich, dass er von Staatspräsident Yitzhak Navon mit der Regierungsbildung beauftragt wird.
    Begins Koalitionsverhandlungspartner sind die Nationalreligiöse Partei, die orthodoxe Agudah Israel, die vorwiegend auf Einwanderer aus Afrika und Arabien gestützte religiöse Tami Partei und schließlich der ehemalige Außenminister Moshe Dayan mit seiner neuen Nationalpartei Telem.
    Das wären samt Beginns Likud-Mandaten insgesamt 64 der 120 Knästezitze für eine Koalitionsregierung.
    Noch sind aber nicht alle Koalitionspartner aufeinander abgestimmt.
    Zwischen der nationalreligiösen Partei des Innenministers Josef Burg und der neuen TAMI-Partei des Religionsministers Acheron Abou-Terra, der Burg im Stich gelassen hat, besteht ein Konflikt um die zukünftige Aufteilung der Ministerien.
    Moshe Dayan, der vor fast zwei Jahren als Außenminister Begins abgedankt hatte, will ein neues Ministerium für Palästinenser fragen.
    Dayan will die zukünftigen Palästinenser-Autonomie-Verhandlungen mit Ägypten und den USA führen.
    Und das auf der Grundlage seiner eigenen Palästinenser-Politik.
    Nämlich einer von Israel anzubietenden unilateralen Autonomie, die den Palästinensern sozusagen einfach in den Schoß geworfen werden soll.
    Das hat Begin wiederholt zurückgewiesen und Burg denkt offenbar nicht daran, seine bisherige Palästinenser Verhandlungsfunktion aufzugeben.
    Erst wenn diese Konflikte beigelegt sind, hat Begin Aussicht auf eine arbeitsfähige Regierungskoalition und erst dann wird Staatspräsident Navon den Regierungsauftrag an Begin übergeben.
    Ob Shimon Peres zum Zuge kommen könnte, wenn Begins Koalitionsverhandlungen an diesen Konflikten scheitern, ist ungewiss.
    Peres kann sich nicht einfach den religiösen Parteien anstelle Beggins als Verhandlungspartner anbieten.
    Dazu sind die Differenzen zwischen Arbeiterpartei und religiösen zu tief.
    Nicht nur in der Religionspolitik, wo die Orthodoxen beträchtlich mehr Einfluss wollen, sondern auch in der Palästinenser-Politik.
    Die religiösen Parteien sind im Wesentlichen auf einen Anschluss Westjordaniens an Israel abgestimmt.
    Das ist ihre Auslegung des Begriffs Autonomie.
    Die Arbeiterpartei bietet den Arabern hingegen territoriale Kompromisse an, aus denen einmal vielleicht ein Verzicht auf militärische Präsenz in Westjordanien im Rahmen eines Friedensvertrags mit dem Königreich Jordanien werden könnte.
    Der Gegensatz ist also eindeutig.
    Begins allerletzter Ausweg zur Rettung seiner zweiten Ministerpräsidentschaft wäre eine Minderheitskoalition mit Unterstützung von Kleinparteien, die sich nicht zur Koalition entschließen können.
    Das würde Neuwahlen aber noch rascher erzwingen als vielleicht eine schwache Koalitionsmehrheit mit begrenzter Lebensdauer.
    Dreieinhalb Minuten nach dreiviertel eins nun zum Kulturteil im Mittagsjournal.
    Heute beginnt in Wien die erste europäische Kabuki-Konferenz, an der rund 40 Wissenschaftler aus 16 europäischen Ländern teilnehmen, um über Kabuki, das weltberühmte japanische Volkstheater, zu referieren und zu diskutieren.
    Brigitte Hofer hat zum Thema Kabuki den folgenden Beitrag gestaltet.
    Ich soll die Sonara Mama holt, Ago.
    Fremdländische Töne für unsere europäischen Ohren schluchzen, schwärmen und schreien im japanischen Theater, dessen Bezeichnung Kabuki ursprünglich so viel wie Humor und Wolllust bedeutete.
    Im Gegensatz dazu übrigens das stilisierte, religiöse Noh-Spiel.
    Über das in Japan überaus populäre Kabuki-Theater wird also erstmals eine europäische Konferenz abgehalten.
    Dazu kam auch der Kabuki-Experte Japans, Professor Toshio Kawatake, nach Wien.
    Kabuki ist entstanden im Jahr 1603.
    Bis dahin waren die eigentlichen Kulturträger die Samurai, also die Ritterklasse.
    Ab 1603, eben aufgrund politischer Veränderungen in Japan,
    bekam das Volk genügend Macht, um sich seine eigene Kultur zu schaffen.
    Und Kabuki ist die Ausformung einer Volkskultur.
    Schließlich aber wurde das Kabuki immer größer.
    Es hat sich entwickelt, man möchte sagen, aus Volkstänzen, die von Frauen weiterstilisiert wurden.
    Ab einer bestimmten Zeit jedoch können
    die Frauen nicht mehr auf der Bühne auftreten, aufgrund der Verwahrlosung der Sitten auf der Bühne.
    Und so kommt es zur Entstehung des Onnagata, also des jenigen männlichen Schauspielers, der Frauenrollen darstellt.
    Kabuki beruht weiterhin auf der Betonung der Schauspielkunst, auf der Kunst des Schauspielers.
    Natürlich in den Dramen werden Probleme
    des japanischen Volkes zur Edo-Zeit, also der Zeit zwischen 1603 und 1850 ungefähr, behandelt.
    Eine weitere Besonderheit des Kabuki ist natürlich der Hanamichi, der Auftrittssteg, der durch den Zuschauerraum ihn auf die Bühne führt.
    Nicht nur der in den Zuschauerraum hineinreichende Steg, auch die Drehbühne wurde von vielen Theatern der Welt vom Kabuki-Theater übernommen.
    Die erste Drehbühne außer in Japan gab es übrigens 1896 am Münchner Residenztheater.
    Aber auch der Star Kult soll nicht nur in Japan zu finden sein.
    So wie Thomas Limes, österreichischer Kabuki-Experte, über das ca.
    500 Mann starke Ensemble des größten Kabuki-Theaters in Tokio sagt.
    Ein Ensemble mit einer sehr feudalen Beziehung.
    Das ist also der berühmteste Schauspieler, der Schauspieler, der auch den berühmtesten Namen ererbt hat.
    Es ist also so, als ob man heute sagt, da spielt Heinz Rühmann der 18. oder Meinrad der 7.
    Die Kunst wird von Vater auf Sohn und wenn kein würdiger Sohn vorhanden ist, auf einen Adoptivsohn weiterverliehen.
    Vor allem eben ein staatliches und ein privates Kabuki-Theater spielen nicht nur in Tokio, sondern auch in der Provinz Japans.
    Für welches Publikum, zu welchen Bedingungen?
    Professor Kawatake.
    Das Publikum heute besteht zum größten Teil aus ganz normalen Leuten, normalen Angestellten.
    Es gibt aber auch Vormittagsvorstellungen, die meist um 11 Uhr beginnen, und dort sind natürlich Ausfrauen am meisten zu finden.
    Die Kleidung ist normal.
    Das Eintrittsgeld ist teuer, besonders für die besten Plätze, sodass es heute üblich ist, dass Firmen diese Plätze aufkaufen und ihren Angestellten weitergeben.
    Das Interesse und das Verständnis für Kabuki will auch Frau Professor Dietrich vom Theaterwissenschaftlichen Institut in Wien fördern.
    Deshalb jetzt diese Konferenz und das Bemühen, Kabuki-Theater auch nach Wien zu bringen.
    Kunstinteressierte nehmen auf ihren Reisen immer häufiger in Büchern mit, das alljährlich in Mailand erscheint und unter dem Titel Art Diary Adressen und Telefonnummern von Künstlern, Kritikern und Galerien in aller Welt auflistet.
    Ein ähnliches Handbuch, allerdings nur über die Wiener Kunstszene und den Wiener Kunstbetrieb, ist jetzt erschienen.
    Es trägt den Titel Kunst Wien 1981.
    Mit dem Gestalter dieses Kunsthandbuches, Enke Bonk, sprach Heidi Grundmann.
    Herr Bonk, für das Kunsthandbuch Wien 1981 gibt es ja internationale Vorbilder.
    Die Vorbilder, die es da gibt, haben den Nachteil, dass sie relativ rasch unaktuell werden, sofern nicht eine konstante Redaktion besteht, sie zu aktualisieren.
    Und die Handbücher, die zum Beispiel von einer gewissen Entfernung aus, wie das Art Diary von Italien, so eine Szene betreuen wollen, sind natürlich auf Informationen angewiesen, die erstens sehr rasch veralten können und zweitens, da sie nicht mit der Szene bekannt sind, auch sehr viele Sachen einfach auslassen.
    Das Handbuch Wien gibt nun die Möglichkeit,
    wenn es jährlich erscheint, und so wie es aussieht, wird es jährlich erscheinen, sehr aktuell und sehr direkt auf Veränderungen in diesem Bereich zu reagieren.
    Und was genau enthält jetzt der erste Band?
    Also der Schwerpunkt dieses ersten Handbuchs ist das Künstlerverzeichnis.
    Und dieses Verzeichnis
    enthält über 1200 Adressen von in Wien zur Zeit arbeitenden und lebenden Künstlern und verzeichnet die Adresse und ein vorrangiges Arbeitsgebiet.
    Das heißt also, wenn jemand nach Wien kommt, dann sieht er im Verzeichnis gleich, welche Künstler sich mit den Gebieten befassen, die ihn interessieren und kann danach dann seine Kontakte knüpfen anhand der Adressen.
    In dem Handbuch gibt es aber auch noch andere Dinge verzeichnet.
    Ja, der zweite Teil des Handbuchs umfasst Adressen von Galerien.
    Auch aufgeführt wurden die Museen.
    Da nicht nur die Museen für bildende Kunst, sondern überhaupt Museen in Wien.
    Dann gibt es noch das Stichwort Medien, Akademien, Buchhandlungen, Film und Video, Künstlerbedarf, Subventionsfragen.
    Ein wichtiger Bereich, also für mich wichtig für dieses Handbuch und zur Benutzung des Handbuchs ist der Bereich Medien, weil da mit dem Künstler eine Möglichkeit gegeben wird, sich direkt an die Leute zu wenden, die für die Vermittlung seiner Arbeit interessant sein könnten.
    Daraus kann man schon ableiten, ungefähr an wen sich eigentlich das Handbuch Kunst Wien 1981 wendet.
    Ja, ich glaube, es gibt zwei Gruppen von Leuten, die das gemischt verwenden können.
    Es gibt einmal den Künstler selber, der vermittelt des Handbuchs mit seinem Anhang Medien und Galerien sich selber einen Weg durch die Kunstszene Wien, sich in der Kunstszene Wien orientieren kann.
    Und dann gibt es
    Ein Verwendungszweck für Leute, die jetzt von Seite der Kunstkritik sich über eine Szene informieren wollen.
    Und ist daran gedacht, das jemals auf ganz Österreich auszuweiten?
    Ja, also gedacht ist konkret daran, dass schon das nächste Handbuch eben ein österreichisches Handbuch sein wird und in diesem Handbuch das jetzt vorhandene Handbuch Wien integriert wird.
    Zweieinhalb Minuten vor 13 Uhr, nun noch kurz ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Der Benzinpreis wird möglicherweise noch diese Woche angehoben werden.
    Nachdem vor kurzem auch in der Bundesrepublik Deutschland die Treibstoffpreise wieder erhöht worden sind, rechnet man in Österreich nun nicht mehr wie bisher mit 40, sondern mit 50 Groschen Preiserhöhung je Liter.
    Der Gesundheitssprecher der ÖVP Wiesinger hat heute die Politik der Bundesregierung zur Finanzierung der österreichischen Spitäler kritisiert.
    Die AKH-Untersuchungsrichterin Partik Pablé hat heute als Mitglied des Wiener FPÖ-Landesparteivorstandes die Einführung eines Ombudsmanns für Behinderte gefordert.
    Trotz aller Fortschritte in der Behandlung Behinderter gäbe es viele Einzelpersonen, die mit Existenzproblemen zu kämpfen hätten, sagte Partik Pablé.
    Italien.
    Der von den roten Brigaden entführte Direktor des Chemiekonzerns Montedison, Giuseppe Taglierzo, ist heute früh ermordet aufgefunden worden.
    Großbritannien.
    Nach einer siebenstündigen Straßenschlacht mit schwarzen und weißen Jugendlichen hat die Polizei in der Hafenstadt Liverpool die Kontrolle über den Stadtteil Toxtet zurückgewonnen.
    Bei den Auseinandersetzungen wurden mehr als 120 Polizisten verletzt.
    Sowjetunion.
    Der britische Außenminister Lord Carrington ist heute in Moskau mit seinem sowjetischen Ressort-Kollegen Gromyko zu einer ersten Gesprächsrunde über die Afghanistan-Initiative der Europäischen Gemeinschaft zusammengetroffen.
    Die Mission Carringtons gilt als weniger volkversprechend, nachdem die sowjetischen Medien die EG-Initiative als Gesprächsrunde abgelehnt haben.
    Österreich, nach Angaben der Industriellenvereinigung sind die Bruttomonatslöhne in der Industrie im Februar gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres weiterhin kräftig gestiegen.
    Diesem Zuwachs stehen allerdings keine entsprechenden Zunahmen der Industrieproduktion oder der Produktivität gegenüber, erklärt die Industriellenvereinigung in einer Aussendung.
    Mit dieser Kurzzusammenfassung des bisher wichtigsten Tagesgeschehens ist das Mittagsjournal beendet.
    Meine Damen und Herren, die Journalredaktion meldet sich wieder um 18 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Österreich Regional mit dem Abendjournal.
    Im Namen des Mittagsjournalteams verabschiedet sich Edgar Sterbens.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kostenexplosion in Österreichs Spitälern - Pressekonferenz des ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger
    Interview: ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Wiesinger, Günther [Interviewte/r]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Energieagentur legt Bericht über Österreich vor
    Interview: Handelsminister Staribacher zu Erhöhung der Mehrwertsteuer und Bezinpreisverhandlungen
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror in Italien: Neue Morde, zahlreiche Politiker und Beamte nach wie vor verschleppt
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unruhen in Liverpool, weiße Jugendliche provozieren, Farbige kämpfen gegen Polizei
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Ort: Liverpool
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Britischer Außenminister legt in Moskau EG-Afghanistan-Plan vor
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen auf den Besuch von SPD-Vorsitzendem Brandt in Moskau
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israel: Endgültiges Wahlergebnis, mögliche Koalition mit religiösen Parteien
    Mitwirkende: Benedict, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    1. europäische Kabuki-Konferenz (traditionelles japanisches Theater)
    Einblendung: Szene , Interview: Kabuki-Experten Toshio Kawatake und Thomas Leims
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Kawatake, Toshio [Interviewte/r] , Leims, Thomas [Interviewte/r]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichisches Kunsthandwerkbuch erschienen
    Interview: Ecke Bonk
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Bonk, Ecke [Interviewte/r]
    Datum: 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1981.07.06
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1981.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-810706_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo