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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagjournal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie als Redakteur Karl Jokowski.
Zu Beginn die Schlagzeilen der Beiträge, die Sie bis 13 Uhr hören können.
Polens Kommunisten suchen einen neuen Kurs.
In diesen Minuten beginnt der neunte außerordentliche Parteikongress in Warschau.
Wir erwarten dazu ein Telefongespräch.
bringen eine Analyse über die Strömungen innerhalb der polnischen Kommunistischen Partei und erwarten auch Reaktionen aus Moskau zu diesem wichtigen polnischen Parteitag.
Jugendunruhen in England.
Regierung sucht Ausweg aus Krise.
Berichte aus Österreich planen wir zu folgenden Themen.
Verbraucherpreise steigen im Juni um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und Pressegespräch nach der Sitzung des Ministerrates.
Die Kulturredaktion berichtet über die Aufführung von Klux, Orpheus und Eurydike bei den Arkadenhof-Konzerten und gibt eine Vorschau auf die Berliner Preußenausstellung.
Zu Beginn dieses Programms aber jetzt Nachrichten.
Verantwortlicher Redakteur ist Raimund Heller und Sprecher Josef Wenzel-Natek.
Polen.
In diesen Minuten beginnt in Warschau der neunte außerordentliche Parteitag der polnischen KP.
Zwei Hauptthemen werden den Kongress beherrschen, nämlich die Debatte über die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Krise und die eventuell daraus zu ziehenden personellen Konsequenzen innerhalb der Parteiführung.
Zwar wird mit der Wiederwahl von Parteichef Kanya gerechnet, doch könnte es im Zusammenhang mit dem Machtkampf zwischen orthodoxen und reformwilligen Funktionären Umbesetzungen im Zentralkomitee geben.
Mit ihrer offiziellen Verurteilung müssen der frühere Parteichef Jarek und die ehemaligen Ministerpräsidenten Jarosiewicz und Babiuch rechnen.
Ihnen wird die Schuld an der gegenwärtigen Krise angelastet.
Vor dem Hintergrund des Sonderparteitags wies der Chef der Unabhängigen Gewerkschaft Solidarität Vorwürfe zurück, dass seine Organisation die eigentliche Machtausübung im Lande anstrebe.
Österreich Die Verbraucherpreise sind im Juni im Jahresvergleich um 6,3 Prozent gestiegen.
Im Mai war der Index im Vorjahresabstand noch mit 6,8 Prozent festgestellt worden.
Die Verringerung der Verbraucherpreise wird vom Statistischen Zentralamt auf saisonbedingte Preisrückgänge und auf die Verbilligungsaktion bei Teebutter zurückgeführt.
Die Industrie begrüßt die Sparpläne des Finanzministers.
Die Einsicht, dass eine Budgetsanierung vor allem auf der Ausgabenseite ansitzen muss, komme zwar spät, erklärt die Industriellenvereinigung in einer Aussendung.
Dennoch sei es positiv zu bewerten, wenn im Finanzministerium nun endlich mehr wirtschaftspolitischer Realismus bewiesen wird als in den vergangenen Jahren.
Die nächsten Monate werden zeigen, meint die Industrie, wie ernst es der Regierung mit der Sanierung des Staatshaushaltes ist.
Es sei zu hoffen, dass die sozialistische Partei bei der Durchsetzung ihrer Einsparungspläne die gleiche Konsequenz ziehen werde, wie in den 70er Jahren bei der Einführung von teuren Schulbuchaktionen, Mehrleistungen der Sozialversicherung und der Aufbürdung neuer Lasten für die Unternehmern.
In einer Aussendung kritisiert heute die Bundeswirtschaftskammer, dass durch das Mineralölsteuergesetz 1981 eine neue Verbrauchssteuer auf Flüssiggas eingeführt werden soll.
Die Bundeskammer spricht von einem Steuersatz von 300 Schillingen für 100 Kilo Flüssiggas und meint, damit sei kein Anreiz mehr für die Umstellung von Kraftfahrzeugen auf Gasbetrieb gegeben.
Der ÖAMTC appellierte an Gesundheitsminister Steirer, die Kraftfahrer bei der Abwehr des geplanten Besteuerungssystems für Flüssiggas zu unterstützen.
Die Kraftfahrerorganisation argumentiert außerdem, es gehe nicht an, dass die Besitzer von etwa 30.000 Kraftfahrzeugen, die für die jeweils 12.000 Schilling Flüssiggasanlagen eingebaut haben, jetzt für eine sinnvolle Investition gleichsam bestraft werden.
Die Sozialistische Jugend erklärte heute in einer Presseaussendung, die Vorschläge von Sozialminister Dallinger, eine Verlängerung des Urlaubs und eine Verkürzung der Arbeitszeit anzustreben, seien ein wesentlicher Beitrag zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit.
Den Unternehmerverbänden wird vorgeworfen, mit ihrer Kritik an den Vorschlägen des Sozialministers einen Stillstand und möglichen Abbau der Sozialleistungen einleiten zu wollen.
Die Landesgruppe Wien des Ringes freiheitlicher Wirtschaftstreibender hat heute in einer Aussendung gegen die von Sozialminister Dallinger angekündigte Erweiterung des Urlaubs für Arbeitnehmer protestiert.
Die FPÖ-Wirtschaftsorganisation erklärte, mehr Urlaub und weniger Arbeitszeit könne die Wirtschaft nicht mehr verkraften.
Dies würde Preiserhöhungen, neue Insolvenzen, verringerte Chancen im Export und letztlich Gefährdung von Arbeitsplätzen bedeuten.
Die Sozialisten müssten dies im Alleingang verantworten, heißt es in der Aussendung.
Frankreich.
Anlässlich des heutigen Nationalfeiertages fand am Vormittag in Paris in Anwesenheit von Staatspräsident Mitterrand die traditionelle Militärparade statt.
Zu dem Defilé auf den Champs-Élysées hatten sich zehntausende Zuschauer eingefunden.
Auf Wunsch Präsident Mitterrands stellten heuer die französischen Bodentruppen das stärkste Kontingent der Parade, bei der unter anderem auch die taktische Atomrakete Pluton gezeigt wurde.
Auch in anderen Teilen Frankreichs werden heute zum Jahrestag des Sturms auf die Bastille am 14.
Juli 1789 Kundgebungen und Feiern abgehalten.
Großbritannien.
Angesichts der zunehmenden Jugendkrawalle hat die Regierung in London die Polizei zu einem härteren Durchgreifen bei Straßenschlachten aufgefordert.
Innenminister Whitelaw hat die Polizei angewiesen, gegen Randalierer schärfer vorzugehen.
In einer Sitzung der konservativen Abgeordneten sagte der Innenminister, die Polizei könne auf Antrag Panzerfahrzeuge, Wasserwerfer und Gummigeschoße halten.
Der Innenminister schlug weiters vor, überführte Randalierer in Militärlager zu bringen, um überfüllte Gefängnisse zu entlasten.
Nach seinen Worten ist am Hauptsitz von Scotland Yard eine Kommandozentrale eingerichtet worden.
Hunderte Jugendliche mussten gestern in mehreren britischen Städten in Zusammenhang mit den Krawallen vor Gericht erscheinen.
Auch in der vergangenen Nacht kam es wieder in verschiedenen Städten, darunter in Leicester, Huddersfield und Liverpool, zu Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei.
Einige Randalierer plünderten wieder Geschäfte.
Japan.
Ministerpräsident Suzuki hat heute in einer Kabinettssitzung in Tokio die Notwendigkeit erhöhter Importe aus den Ländern der Europäischen Gemeinschaft hervorgehoben.
Als Grund gab der Regierungschef den großen Überschuss der japanischen Handelsbilanz gegenüber der EG an, der sich nach Angaben des japanischen Industrieministers für die ersten fünf Monate dieses Jahres auf fast 5 Milliarden Dollar beläuft.
Sowjetunion.
In Moskau finden zurzeit Verhandlungen mit Brasilien über sowjetische Öllieferungen statt.
Geplant sind als Teil eines langfristigen Abkommens Lieferungen von täglich 20.000 Fass Rohöl.
Nach brasilianischen Angaben sollen in Moskau weitere Handelsabkommen mit einem Gesamtvolumen von rund zwei Milliarden Dollar unterzeichnet werden.
USA.
Der Vorsitzende des großen amerikanischen Gewerkschaftsdachverbandes AFL-CIO Kirkland hat vor einem Senat unter Ausschuss die Handelspolitik der Regierung unter Präsident Reagan verurteilt.
Kirkland forderte die Regierung auf, die amerikanische Industrie, die gegen ausländische Konkurrenz zu kämpfen hat, stärker zu unterstützen.
Nach Meldungen amerikanischer Fachzeitschriften hat die amerikanische Automobilindustrie einen neuen Rekord hinsichtlich des Lagerbestandes von Neuwagen erreicht.
Mit dem Stichtag 1.
Juli befanden sich mehr als 1,6 Millionen Einheiten auf Lager.
Als Grund für die hohen Lagerbestände werden Absatzrückgang und ein hohes Produktionsvolumen angeführt.
Spanien.
Das Folgetreffen der europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki in Madrid scheint in eine entscheidende Phase zu treten.
In den nächsten zehn Tagen soll sich herausstellen, ob die Möglichkeit besteht, über die bisher noch ungelösten Fragen der Menschenrechte und vertrauensbildender Maßnahmen im militärischen Bereich Einigung zu erzielen.
Der österreichische Delegationschef Cezka appellierte, unterstützt von Schweden an alle Teilnehmerstaaten, die Verhandlungen zu intensivieren, um noch im Sommer ein Schlussdokument über die Tagung in Madrid fertigstellen zu können.
Belgien.
Auf die jugoslawische Botschaft in Brüssel ist am Vormittag ein Anschlag verübt worden.
Nach ersten Angaben wurden zwei Personen verletzt.
Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Österreich.
Noch im August soll in Wien mit dem Bau eines sogenannten Sonnenhauses begonnen werden.
Die Wohnhausanlage wird im 14.
Wiener Gemeindebezirk errichtet und besteht aus acht Einfamilienhäusern.
Die Häuser werden mit Sonnenkollektoren ausgerüstet, die vor allem der Warmwasserbereitung dienen werden.
Die Gemeinde Wien fördert das Projekt mit 6,5 Millionen Schilling.
Auch das Bautenministerium hat Förderungsmittel zugesichert.
Italien.
Auf der Laguneninsel Murano bei Venedig sind große Fresken mit Landschaftsmotiven des Malers Paolo Veronese entdeckt worden.
Die Malereien stammen aus dem 16.
Jahrhundert und sind in einem guten Zustand.
Sie sollen in einer Ausstellung über die venezianische Kunst des 16.
Jahrhunderts gezeigt werden.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Mit einer großräumigen West- bis Nordwestströmung hält die Zufuhr feuchtkühler Luftmassen in den Alpenraum an.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im äußersten Westen heiter bis wolkig, sonst allgemein reichlich bewölkt und strichweise Regen.
Mäßige Winde aus West bis Nord.
Nachmittagstemperaturen 17 bis 23 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 16 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
Im äußersten Westen und teilweise im Süden meist sonnig.
Im übrigen Bundesgebiet allgemein noch stark bewölkt und strichweise Regen.
Im weiteren Tagesverlauf auch hier allmählich Wetterbesserung.
Mäßige westliche Winde.
Nun noch die Messwerte von 12 Uhr.
Wien bedeckt leichter Regenschauer, 17°, Westwind 15 km in der Stunde.
Eisenstadt bedeckt 19°, Nordwest 20.
Linz bedeckt Regen, 16°, Westwind 10 km in der Stunde.
Salzburg stark bewölkt, 16°, Nordwind 3 km pro Stunde.
Innsbruck stark bewölkt, 17 Grad, Nordostwind 5.
Bregenz, heiter 19 Grad, Nordwestwind 3 Kilometer in der Stunde.
Graz stark bewölkt, 19 Grad bei Windstille.
Und schließlich Klagenfurt, bedeckt Regen, 17 Grad, Südwestwind 5 Kilometer pro Stunde.
Zwölf Minuten nach zwölf ist es jetzt.
Für Polens Zukunft begannen heute wichtige und entscheidende Tage.
Polens Kommunisten suchen ein Jahr nach den Sommerstreiks und den folgenden politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen im Land auf ihrem neunten außerordentlichen Parteitag einen neuen Kurs.
Nun, dieser Parteitag wird vor dem Hintergrund enormer Versorgungsschwierigkeiten der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln und Gebrauchsgütern und dem politischen Druck der Sowjetunion einen eher noch akzeptablen Kurs zu beschließen abgehalten.
Neu bei diesem Parteitag ist, dass die Delegierten frei gewählt wurden, rund 2000 sind es, und dass auch Parteivorsitzender kann ja beim Parteitag frei und geheim gewählt werden soll.
In diesen Minuten beginnt also der mit Spannung erwartete Parteitag der polnischen Kommunisten.
Für uns dabei ist in Warschau Barbara Kudenhofe-Kalergi, mit der ich nun telefonisch verbunden bin.
Guten Tag, Frau Kudenhofe.
Guten Tag, Herr Jekowski.
Frau Kudenhofe, unter welcher Spannung, unter welchem Druck hat dieser Parteitag nun begonnen?
Der Druck muss ja sehr groß sein, nach den ganzen Dingen, die bisher vorgefallen sind.
Auch im Saal, wo sich die Delegierten versammelt haben, scheint diese Spannung sehr groß zu sein.
Um 12 Uhr ist ja die feierliche Eröffnung angesetzt gewesen, aber schon seit 9 Uhr sind die Delegierten im Saal versammelt.
Sie haben die Aufgabe gehabt, sich mit den Wahlmodalitäten für das Tagungspräsidium zu beschäftigen, für die Tagesordnung, zur Ordnung dergleichen mehr.
Etwas, was sonst eher eine Routineangelegenheit ist.
Diesmal scheint es aber ziemlich heiß zugegangen zu sein.
Denn wir haben erfahren, dass die Presse und die Beobachter, die polnische Presse und die Presse aus den Bruderländern, die zugelassen waren, westliche Journalisten waren ja von vornherein ausgeschlossen, dass diese Beobachter aus dem Saal gewiesen worden sind.
Die Delegierten haben es offensichtlich vorgezogen, hier unter sich zu sein, denn an diesem Vormittag ist es ja gegangen um günstige Ausgangspositionen für den Parteitag selber.
Wann wird nun Parteichef Kania gewählt und wie wird er gewählt?
Wird das noch heute sein?
Noch nicht ganz klar.
Es sind mehrere Varianten möglich, dass er zuerst gewählt wird und dann erst das Zentralkomitee.
Es ist auch die Variante möglich, dass alle Gremien auf einmal gewählt werden.
Auch das ist eine Frage, die natürlich wichtig ist.
Denn wenn Parteichef Kania schon von vornherein mit einer großen Mehrheit bestätigt wird, in den Parteitag schon hineingeht, als unbestrittener und von einer überwältigenden Mehrheit gewählter Chef, dann ist das natürlich ein gutes Zeichen.
für die Fortsetzung des Reformgrundsatzes.
Frau Kutenhofe, wie kann man die Stimmung unter den Delegierten beschreiben?
Es gibt doch sehr viele Delegierte, die zum ersten Mal an einem solchen Parteitag teilnehmen.
Das ist sogar die überwältigende Mehrheit, die zum ersten Mal bei einem Parteitag ist.
Aber alle diese Leute haben in den letzten Tagen und Wochen schon Erfahrungen sammeln können.
Es sind die Chefs der Delegationen der einzelnen EU-Wirtschaften schon immer wieder zu delegierten Konferenzen zusammengerufen worden.
Und gestern waren alle Delegierten schon bei einer Konferenz versammelt.
Man weiß jetzt schon ziemlich genau, wie die Kräfteverhältnisse liegen.
Die Delegierten selber haben sich untereinander verständigt.
Also wie bei einem richtigen Parteitag gibt es jetzt schon Koalitionen und Fraktionen.
Zum Beispiel die 20% der Solidaritätsmitglieder haben natürlich untereinander Kontakt aufgenommen.
Auch die sogenannten Harten.
die man schätzt auf ungefähr 10 Prozent der Parteitagsdelegierten, haben sich natürlich untereinander verständigt und auch die große Masse der Reform oder Mitte haben Gelegenheit gehabt, sich kennenzulernen.
In vielen Interviews, die mit ihnen gemacht worden sind in den letzten Tagen, kommt als eigentlich sehr, sehr deutliche und sehr bestimmende Stimmung zum Ausdruck, dieser Parteitag muss zunächst einmal
mit einer überzeugenden Reform der Wirtschaft herauskommen.
Dieser Parteitag muss den Leuten die Überzeugung geben, dass es mit der Reform ernsthaft weitergeht.
Sonst ist die letzte Chance vertan, um Polen vor einer wirklichen, noch größeren Krise
Sie sagten, die westlichen Journalisten seien am Vormittag von den Beratungen der Delegierten ausgeschlossen worden.
Wie ist die Stimmung unter den westlichen Journalisten?
Sind Sie sauer auf diese Maßnahmen?
Es war von vornherein, wie bei allen Parteitagen, nicht vorgesehen, dass die westliche Presse an den Beratungen teilnimmt.
Die westliche Presse hatte Möglichkeit auf Monitoren die Parteitagsverhandlungen in einem Pressezentrum
zu verfolgen.
In den Parteitagssaal hinein hätten aber ursprünglich die Journalisten der Bruderländer und auch verschiedene Beobachter, wie bei allen Parteitagen, Beobachter, die nicht Delegierte sind, zugelassen sein sollen.
Die hat man heute Vormittag aus dem Saal hinaus komplementiert, weil eben diese heikle Frage der Tagesordnung die Delegierten offensichtlich, das ist also bisher nur ein
Werden diese Berichte, die die Journalisten da sehen, zensuriert?
Das, was die westlichen Journalisten sehen, sind Zusammenfassungen des Tages, die vom Fernsehen bearbeitet werden.
Wie weit da ein Zensurvorgang stattfindet oder nicht, lässt sich natürlich am Beginn des Parteitags noch nicht sagen.
Danke, Frau Kutnofer, für diesen ersten Bericht und wir werden uns ja dann im Abendjournal wieder hören.
Auf Wiederhören!
Viele politische Beobachter stellen sich natürlich jetzt bereits die Frage, wie wird es in Polen weitergehen?
Die verschiedensten Strömungen innerhalb der polnischen Kommunisten, von Moskau-Treuen über Reformer bis hin zur Solidarität, sind ja bekannt.
Die Frage ist jetzt, welche dieser Richtungen wird in Zukunft tonangebend sein und wird man bei diesem Parteitag einen Interessensausgleich, einen Kompromiss finden können?
Dazu eine Analyse von Ludwig Zimmerer.
Der 9.
Außerordentliche Kongress habe, so schreibt Ludwig Graszucki in Schütsche Warschawe, drei Adressaten.
Erstens die Mitglieder der polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, zweitens die polnische Gesellschaft insgesamt, drittens die Verbündeten und Nachbarn Polens.
Mit anderen Worten, all diesen Gruppierungen sollte es der Kongress recht machen und das ist praktisch die Quadratur des Zirkels.
Die Sowjets wünschen eine Normalisierung der polnischen Verhältnisse in ihrem Sinne, also ein Zurückdrehen der Entwicklung, die seit dem August 1980 eingetreten ist.
Die polnische Gesellschaft wünscht umgekehrt, dass diese Entwicklung konsequent, ja beschleunigt weitergeführt wird.
Sie verlangt mehr Demokratie und ist überzeugt, dass die Partei das Land nur dann vernünftig zu lenken und aus der furchtbaren gegenwärtigen Krise herauszuführen vermag, wenn sie sich freiwillig der Kontrolle durch die Gesellschaft, also auch durch die von der Gesellschaft geschaffenen unabhängigen Organe, vor allem die Solidarität, aussetzt.
Die Parteimitglieder sind, was ihre Wünsche betrifft, völlig gespalten.
Eine kleine Minderheit, es handelt sich vor allem um bisherige Funktionäre des Parteiapparats, also um die radikal-konservativen, möchte die Wiederherstellung der uneingeschränkten Parteiherrschaft und liegt damit im Großen und Ganzen auf der sowjetischen Linie.
Die große Mehrzahl der Parteimitglieder, vor allem die Parteibetriebsorganisationen,
wünscht im Großen und Ganzen genau das, was die Gesellschaft und nicht zuletzt auch die Kirche will, die entschiedene Fortsetzung des sogenannten Kurses der Erneuerung.
Diesen entgegengesetzten Wünschen kann der Kongress also unmöglich entsprechen.
Demgemäß kann es sich nur darum handeln, auf dem Parteitag zu Beschlüssen zu kommen, die keiner der beiden Seiten, weder die polnische Gesellschaft noch die Bundesgenossen, zu sehr vor den Kopf stoßen.
Kommen die Delegierten den Wünschen der polnischen Gesellschaft zu sehr entgegen, ist die Intervention fast zwangsläufig.
Fügen sie sich zu sehr den sowjetischen Wünschen, lässt sich die Konfrontation zwischen den Herrschenden und der Nation in Polen nicht mehr vermeiden.
Nur der Kompromiss kann einigermaßen aus dem Dilemma helfen.
Macht man sich das klar, wird auch deutlich, dass bei diesem Parteitag nichts Aufregendes, keine grundsätzliche Wendung, weder in der einen noch in der anderen Richtung herauskommen können und dürfen.
Das Optimale, was herauskommen kann, sind Beschlüsse, die für beide Seiten gerade noch erträglich sind.
Das alles bedeutet auch, dieser Kongress muss sich gegen die radikalen Gruppen in der Partei, also sowohl gegen die radikal-konservativen wie gegen die radikalen Reformer, entschieden zur Wehr setzen.
Die einen machen vielleicht bis zu 10% der Delegierten aus, die anderen nicht mehr als 5%.
Mit anderen Worten, dieser Kongress steht von vornherein unter dem Zeichen der äußerst gemäßigten Reformer und das heißt praktisch, an dem Sieg der von Kania repräsentierten Linie ist nicht zu zweifeln.
Vermutlich wird bei diesem Kongress gegen die früheren Gepflogenheiten der erste Sekretär des Zentralkomitees direkt und zwar in geheimer Wahl von sämtlichen Delegierten gewählt.
In diesem Fall dürften Kanja nach übereinstimmender Meinung etwa 85% der Stimmen sicher sein.
Also bleibt alles beim Alten, eine solche Vermutung wäre grundfalsch.
stellt sich jetzt heraus, dass die Partei ziemlich geschlossen hinter der von Kania repräsentierten Linie der vorsichtigen Erneuerung steht, dürfte es den Sowjets künftig nicht mehr so leicht fallen, den polnischen 1.
Sekretär nach dem Vorbild ihres Briefes Anfang des vergangenen Monats wie einen Schuljungen herunterzuputzen.
Weiteres zu erwarten,
dass das aus dem außerordentlichen Kongress hervorgehende neue Zentralkomitee und Politbüro in seiner großen Mehrheit diese Linie der vorsichtigen Erneuerung vertreten wird.
Kania wird also künftig nicht mehr, wie das in den Monaten seit September mehrfach der Fall war, einen Putsch von Seiten der Parteikonserve befürchten müssen.
Für die Regierung Jaruzelski, die von den Konservativen unentwegt kritisiert wurde, wird dies eine Zunahme von Handlungsfreiheit bedeuten.
Simpel ausgedrückt, Kania und Jaruzelski können nach diesem Parteitag endlich zeigen, was sie wirklich können.
Wie beurteilt man nun in der Kreml-Führung den polnischen Parteitag?
Welche Erwartungen setzt man in die Führung Kania?
Moskau hat in den letzten Monaten den Druck auf die polnische Parteiführung verstärkt.
Eine Intervention in Polen, so wie in Ungarn oder der GSSR hat die Sowjetunion bis heute noch nicht gewagt.
Otto Hörmann berichtet aus Moskau.
Mit dem heutigen Tag, mit dem Beginn des Warschauer Parteitags, muss der Vergleich mit den Ereignissen 1968 in der GSSR endgültig enden.
Ein Jahr lang hat Moskau die ideologisch-propagandistischen Schrauben gekonnt angezogen.
Durch eigene Medienkommentare, durch die scharfmacherischen Kommentare der Verbündeten, durch bilaterale Zusammenkünfte und Gipfeltreffen, durch ZK-Briefe und Militärmanöver.
Und jeder Schritt wurde mit den Ereignissen in Prag 1968 in Verbindung gebracht, ob das die Regisseure in Kreml wollten oder nicht.
Die Geschichte wiederholt sich also nicht so einfach.
Der Parteitag wurde nicht durch einen militärischen Schlag vorweggenommen.
Was aber nicht heißt,
dass für Moskau das Polen-Problem gelöst ist.
Es gilt noch immer, was im Juni-Brief des ZK der KPDSU zu lesen war.
Der Kreml ist dies besorgt über das Schicksal des Sozialismus in Polen.
Gegen die Gefahr der Konterrevolution ist aus Moskauer Sicht nichts unternommen worden.
Der Kreml ist besorgt wegen der geringen Zahl von Kommunisten aus der Arbeiterschaft, die als Delegierte zum Parteitag entsandt wurden.
Man fürchtet,
dass der Versuch gemacht werden könnte, den marxistisch-leninistischen Kräften, sprich Moskau-treuen Kräften, eine entscheidende Niederlage zuzufügen.
Mit anderen Worten, die führende Rolle der kommunistischen Partei darf nicht demontiert werden.
Ebenso unangreifbar soll nach den Wünschen Moskaus die Rolle Polens innerhalb von Warschauer Pakt und RGW sein.
Dies kam besonders klar zum Ausdruck im Kommuniqué von Gromykos-Warschau-Visite Anfang des Monats.
Polen war, ist und wird auch in Zukunft ein fester Bestandteil der sozialistischen Gemeinschaft sein, lautete der Schlüsselsatz in dem Kommuniqué.
Und man erinnert sich, dass im Verlauf des Polenjahres die Streikdrohungen im polnischen Transportwesen von Moskau mit scharfen und drohenden Stellungnahmen beantwortet wurden.
Moskau fürchtete damals wahrscheinlich ernsthaft um seine Landverbindungen zum verbündeten DDR.
Der Besuch Gromykos in Warschau in der Vorwoche scheint das vorübergehende propagandistische Entwarnungssignal Moskaus für den Parteitag gewesen sein.
Parteichef Brezhnev ist jetzt bereits außerhalb von Moskau auf Urlaub.
Seit einiger Zeit figuriert Polen in den sowjetischen Medien kaum noch und so wird es vermutlich bis zum Ende des Parteitags bleiben.
Dann wird man Bilanz ziehen und erst dann wird sich Moskau vermutlich wieder mit einer hochoffiziellen Einschätzung vernehmen lassen.
In dieses Bild passt auch die Entsendung des Moskauer Ortsparteichefs Grishin als Delegationsführer der KPU zum Parteitag.
Er ist ein wichtiger Mann in der sowjetischen Hierarchie, aber ein Mann der zweiten Linie.
Und nun Berichte aus Österreich.
Heute Vormittag wurde im Statistischen Zentralamt in Wien der Verbraucherpreisindex, also die Teuerungsrate der Lebenshaltungskosten für den Monat Juni errechnet.
Wie Sie in den Nachrichten ja bereits gehört haben, beträgt die Teuerung im Jahresabstand 6,3 Prozent.
Was hat zudem gegenüber dem Monat Mai gesunkenen Indexwert beigetragen?
Michael Kerbler informiert.
Tendenz fallend.
So könnte man den Indexwert für den Monat Juni mit 6,3% im Jahresabstand einordnen.
Denn seit April schrumpft die Teuerungsrate kontinuierlich in großen Schritten.
Damit hat Hofrat Anton Kausl vom Statistischen Zentralamt
einer der anerkannten, aber nicht ganz unumstrittenen Wirtschaftsprognostiker Österreichs einmal mehr Recht behalten, nämlich, dass die Teuerungsrate bis zum Jahresende kleiner wird, ja sogar unter die von den beiden Wirtschaftsforschungsinstituten WIFO und IHS prognostizierte Jahresdurchschnittsrate von 6,75% sinken könnte.
Der Konjunktiv signalisiert die Unsicherheit, nämlich weitere Preissteigerungen am Energiesektor.
Wie sieht nun der Index im Detail aus?
Die mit Abstand höchste Steigerungsrate von Juni vergangenen Jahres auf Juni 1981 ist in der Kategorie Beleuchtung und Beheizung mit 18,5% zu registrieren.
Verteuerung bei Verkehrsmitteln, egal ob Autobus-, Post- oder Bahnpersonenbeförderung im Ausmaß von 8,2% rangiert an zweiter Stelle.
Auch der Mietaufwand für Wohnungen ist kräftig gestiegen, nämlich um 7,5 Prozent.
Auch die Tabakwaren sind um denselben Wert, nämlich um 7,5 Prozent teurer geworden.
Wie stark war nun die Teuerung im Monatsabstand, also von Mai auf Juni dieses Jahres?
Um 0,6 Prozentpunkte ist die Teuerung gestiegen.
Beigetragen dazu haben saisonbedingte Preisanhebungen bei Obst, aber auch Kartoffeln, bei Urlaubsreisen, aber auch bei Gebäck, wie zum Beispiel Semmeln.
Die Zahlen sprechen eine noch deutlichere Sprache.
Kartoffeln etwa verteuerten sich von Mai auf Juni um nicht weniger als 64 Prozent im bundesweiten Durchschnitt.
Obst stieg um durchschnittlich 17,8 Prozent.
Aber auch die eingangs erwähnte kritische Kategorie Energie zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend.
Von Mai auf Juni dieses Jahres verteuerte sich Gas um 7,9 Prozent.
Nicht unerwähnt bleiben soll in der Urlaubssaison, dass die Preise für Urlaubsarrangements in Österreich gestiegen sind.
Interessanterweise gleichzeitig aber das Zimmer mit Frühstück von Mai auf Juni um 1,7% billiger wurde.
Preisdämpfend auf den Index hat sich aber auch die Butterverbilligungsaktion von T-Butter ausgewirkt.
Minus 6,7% haben dazu beigetragen eine Indexsteigerung zu bremsen.
Der höchste Minuswert ist in der Kategorie Schnittblumen abzulesen.
Diese verbilligten sich um fast 13,5% im Monatsabstand.
Alles in allem ist der Juni-Index mit 6,3% der niedrigste in diesem Jahr.
Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass Österreich das Schweizer Niveau oder will man es umgekehrt sehen, die Schweizer die österreichische Teuerungsrate erreicht haben.
Beide Länder notieren 6,3% Teuerungsrate für Juni.
Die Bundesrepublik Deutschland steht am besten da.
Ihre Preissteigerung gegenüber Juni vergangenen Jahres beträgt nur 5,5 Prozent.
Verbraucherpreisindex für Juni 6,3 Prozent.
Sie hörten Michael Kerbler.
Jetzt ist es 12 Uhr 29.
Was können Sie in den verbleibenden 31 Minuten im Mittagsschornal noch hören?
Jugendunruhen in England.
Regierung sucht Ausweg aus der Krise.
Dann Berichte aus Österreich.
Wir berichten vom Pressegespräch nach der Sitzung des Ministerrates, dann von einer Pressekonferenz vom Diplom-Kaufmann Peter Scharmüller, dem Ökodator und Abo-Geschäftsführer.
Er kündigt gerichtliche Schritte gegen seine Verhaftung in der Vorwoche an.
Dann die Kulturredaktion berichtet über die Aufführung von Clux Orpheus und Eurydice und gibt eine Vorschau auf die Berliner Preußenausstellung.
Jetzt aber ein Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen, Auswahl der Zitate Fedor Huli.
Mit den zum Teil heftigen Reaktionen auf die Ankündigung einer Urlaubsverlängerung durch Sozialminister Dallinger beschäftigen sich heute ebenso heftige Kommentare in den Tageszeitungen.
So meint zum Beispiel Manfred Scheuch in der Arbeiterzeitung.
Den Aufschrei der Unternehmervertreter ist man in Österreich nach gerade gewohnt, wann immer eine soziale Verbesserung für die Arbeitnehmer angekündigt wird.
Es wundert also gar nicht, wenn die Industriellenvereinigung sich in keiner Weise auf eine Diskussion des Für und Wider einlässt, sondern unter dem Titel »unglaubwürdig« mit dem fünfwöchigen Mindesturlaub die Katastrophe über die Wirtschaft heraufziehen sieht.
Nur haben die wegen sozialer Maßnahmen prophezeiten Untergänge der Wirtschaft halt nie stattgefunden.
Wenn es Krisen gab, so hatten sie ganz andere Ursachen.
Auch in der kommunistischen Volksstimme beschäftigt sich Ernst Fettner unter dem Titel »Das Wutgeheul« mit dem gleichen Thema.
Er meint allerdings, von den Plänen des Ministers bis zu deren Realisierung ist jedoch noch ein langer Weg.
Von allen möglichen Seiten werden Dornen gestreut, Hindernisse errichtet.
Folgt man diesen Einwänden gegen die Arbeitszeitverkürzung und Urlaubsverlängerung, so dürften wir heute keine 40-Stunden-Woche haben und 14 Urlaubstage im Jahr wären schon zu viel.
dann müssen wir eigentlich zurück zur 60-Stunden-Woche und zur Kinderarbeit.
Im Oberösterreichischen Tagblatt schreibt Manfred Steinhuber unter der Überschrift, die Hetze geht weiter.
Und wenn der Generalsekretär des VP-Wirtschaftsbundes Schüssel offenbar in einer Anwandlung dessen, was er für Ironie hält, meint, durch die Einführung von einer Urlaubswoche mehr, könnte es geschehen, dass viele Österreicher dann zwangsweise 52 Wochen Urlaub im Jahr hätten.
Dann steht hinter der Drohung auch noch eine der ältesten Schweinereien, die Arbeitnehmern unterstellt werden.
Wer arbeitslos ist, hat Urlaub.
In der Rubrik Klartext im Neuen Volksblatt nimmt Peter Klar die Anregung von Arbeiterkammerpräsident Zettel aufs Korn, in den Berufsschulen mehr politische Bildung zu vermitteln und schreibt... Zahlen soll es wahrscheinlich der Arbeitgeber.
Der hat ohnehin viel zu viel Geld, nicht wahr?
Das ganze Gefasel von Stärkung der Wirtschaftswechselhaltung von Arbeitsplätzen verliert an Glaubwürdigkeit, wenn man Zettel lang weiterplaudern lässt.
Die Menschen sind politisch gebildet genug, um zu erkennen, wohin der Hase läuft.
Aushöhlung der Existenzkraft kleiner Gewerbe und Wirtschaftstreibender, damit die Arbeiterkammer und die SPÖ die Lehrlinge besser in den politischen Griff bekommen.
Die Presse kommentiert unter dem Titel »Abgeschminkt« die Pressekonferenz von Finanzminister Salcher, in der dieser zum Budget Stellung genommen hat.
In dem Großformat heißt es dazu, Salcher verzichtete auf jede Beschönigung der staatlichen Finanzlage, sprach von »Budgetsanierung«, was Androsch nie von der Zunge ging, und reagierte auch nicht empört, als er nach etwa bevorstehenden Milliardenhilfen für den verstaatlichten Paradekonzern Voest gefragt wurde.
Zwar ist es kein großer Trost, dass der Herr über die wurmstichigen Staatsfinanzen nun keine rosafarbene Parallelwelt zur Wirklichkeit mehr aufzubauen bemüht ist.
Aber etwas leichter tut sich der Berichterstatter doch, wenn er grundsätzlich kein Erstatter von Berichtigungen mehr sein muss.
Salcher sagt, dass allein die Sozialversicherung und der Zinsendienst 1982 um 14 Milliarden mehr kosten als heuer.
Damit ist fast alles gesagt.
Die Schminke ist ab.
Fragen der Sozialpolitik beherrschen also nach wie vor die heimische Innenpolitik, wie sie auch den Pressestimmen entnehmen konnten.
Sozialminister Tallinger hat mit seiner vorgestrigen Ankündigung im Fernsehen 1983 notfalls auch im Alleingang die fünfte Mindesturlaubswoche und in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit durchzusetzen zu wollen, auch in seiner eigenen Partei für Diskussionen gesorgt.
Während Wirtschaft und Opposition gegen Tallingers Pläne Sturm liefen, meinte etwa auch Bautenminister Sekanina, mit dem Sozialminister werde ein klärendes Gespräch nötig sein.
Diese Diskussionen standen heute auch im Mittelpunkt des traditionellen Pressegesprächs nach der Regierungssitzung, die von Bundeskanzler Kreisky geleitet wurde.
Wir schalten nun zu Erich Aichinger ins Bundeskanzleramt.
Ja und zu dieser Ankündigung von Sozialminister Dallinger für Österreichs Arbeitnehmer werde es ab 1.
Jänner 1983 eine fünfte Urlaubswoche geben, präzisierte heute Bundeskanzler Kreisky.
In dieser Frage gebe es keine regierungsinterne Festlegung.
Ich möchte in aller Form erklären, dass für Fragen der Arbeitszeitverkürzung
es in Österreich ein seit langem eingespieltes und, wie ich es hinzufügen möchte, bewährtes System gibt, dass zwar einerseits die politischen Forderungen erhoben werden, dass dann aber die Sozialpartner miteinander über die Realisierung verhandeln und ich habe eigentlich dem nichts hinzuzufügen.
soll sich die bewährte Einrichtung der Sozialpartnerschaft abermals bewähren können.
Die Wirtschaft, also ein Teil der Sozialpartnerschaft, habe aber gestern Nein zu Dahlingers fünfter Urlaubswoche ab 1983 gesagt.
Dazu Bundeskanzler Kreisky.
Das ist immer so gewesen.
Ich habe ja die Arbeitszeitverkürzungen von 45 auf 40 Stunden erlebt.
Da waren auch die Präludien ähnlich.
Also das wundert mich nicht, aber das wird doch verhandelt werden.
Aber irgendeine
irgendeine, sagen wir, Äußerung, wodurch solche Verhandlungen präjudiziert werden könnten,
oder in ihrer Bedeutung reduziert werden können, können Sie von mir nicht erwarten.
Kreisky, zusammenfassend.
Man dürfe nichts übereilen, nichts machen, was der österreichischen Wirtschaft nicht zugemutet werden könne.
Allerdings könnten sich neue Konjunkturentwicklungen in etwa sechs Monaten ergeben.
Thema Arbeitsplätze und Föst.
Hier sagte Finanzminister Salcher, vonseiten der Föst sei niemand an ihn und Bundeszuschüsse herangetreten.
Es sei also diese Frage heuer sicher nicht mehr aktuell.
Diskussion um Besteuerung des 13. und 14.
Gehalts.
Vorige Woche hatte Kanzler Kreisky eine solche Besteuerung für Monatseinkommen ab 35.000 Schilling zur Diskussion gestellt.
Gestern hatte Finanzminister Salcher erklärt, dass sie in der jüngsten Regierungsvorlage nicht enthalten sei, man aber nicht wisse, was im Parlament noch geschehe.
Heute präzisierte Kreisky, für das nächste Budget kommt eine solche Besteuerung des 13. und 14.
Gehalts sicher nicht.
Ich möchte dazu nur sagen, dass ich prinzipiell die Frage aufgeworfen habe, dass bei Einkommen über einer bestimmten Höhe ein solches Steuerprivileg nicht gerechtfertigt ist.
Mehr als das habe ich nie gesagt.
Wann man dieser Auffassung entsprechen wird, darüber habe ich keine Äußerung abgegeben.
Ich halte nur ein solches Privileg, wie wir es gegenwärtig haben, dass der 13. und der 14. auch für hohe Einkommen, also die Bezieher hoher Einkommen, steuerfrei sein soll, für nicht gerechtfertigt.
Mehr sage ich dazu nicht.
Sind Wahlversprechen teilbar nach der Höhe von Einkommen?
Wahlversprechen sind von dem zu rechtfertigen, der sie abgegeben hat.
Und ich habe für diese Legislaturperiode keine Ankündigung gehabt.
Ich halte das für die Dauer, nicht für vertretbar.
Das muss genügen.
Finanzminister Salcher hat gesagt, er würde sich zumindest mitschuldig fühlen, sollte ein Wahlversprechen gebrochen werden.
Das ist kein Wahlversprechen, das jetzt gebrochen wird, sondern ich halte das Prinzip,
habe ich zur Diskussion gestellt.
Soweit einige Ausschnitte aus dem Pressefoyer und damit zurück zum Studio.
Berichterstatter im Bundeskanzleramt war Erich Aichinger.
Neuerliche Wendung im AKH-Skandal, einer jener drei Manager, die Untersuchungsrichterin Bartik Bablé in der vergangenen Woche einen Tag lang in Verwahrungshaft genommen hatte, hat heutige gerichtliche Schritte gegen diese seiner Ansicht nach willkürliche Vorgangsweise angekündigt.
Diplomkaufmann Peter Scharmüller, Ökodator und Abo-Geschäftsführer, wirft Bartik Bablé politische Justiz vor.
Die Richterin hat diese Vorwürfe postwendend zurückgewiesen.
Näheres dazu nun von Markus Sommersacher.
Wie so oft im AKH-Skandal steht wieder einmal Meinung gegen Meinung.
Noch Abo und noch Ökodata-Geschäftsführer Peter Scharmüller sieht sich durch die eintägige Verwahrungshaft in der vergangenen Woche in seiner beruflichen Laufbahn derartig ungerechtfertigt behindert, dass er dagegen Schritte unternehmen will.
Und Untersuchungsrichterin Patik Pablé sieht ihre Vorgangsweise gesetzlich gedeckt.
Vorerst ein kurzer Rückblick.
Am Mittwoch der vergangenen Woche waren Schamüller, Ex-AKP-Direktor Schweiger und Ex-Konsultatio-Geschäftsführer Bauer auf Antrag von Untersuchungsrichterin Helene Patik-Pablé in Verwahrungshaft genommen worden.
Haftgrund Verabredungsgefahr.
Vorwurf an die drei Manager, sie hätten 1978 die Vergabe des zig Millionen Auftrags für die Betriebsorganisationsplanung beim AKH zu einem bewusst überhöhten und teilweise durch keine Gegenleistung belegten Honorar bewirkt.
Dadurch sei die AKPE um mehrere Millionen geschädigt worden.
Diese Vorwürfe gründen sich auf ein vor kurzem von der Betriebsberatungsfirma Neid-Wegenstein erstattetes Gutachten.
Nach einer längeren Einvernahme des Ex-Abo- und Ökodata-Managers Rumpold wurden die drei Manager allerdings am folgenden Tag wieder auf freien Fuß gesetzt und bald darauf erhoben sich Stimmen, die die Frage aufwarfen, ob Patik Pablé mit ihrer Haftverhängung nicht übers Ziel geschossen habe.
Dieser Meinung ist jedenfalls ganz bestimmt Diplom-Kaufmann Peter Scharmüller.
Scharmüller ist der Ansicht, dass das jüngste Neidwegensteingutachten von einem Befangenen stamme, nichts Neues enthalte und er selbst die darin enthaltenen Vorwürfe bereits vor einem Jahr bei seiner ersten Einvernahme entkräftet habe.
Darüber hinaus machte Scharmüller heute Patrick Pablé noch weitergehende Vorwürfe.
Ich hätte
es verstanden, wenn man mich im Zuge der allgemeinen Hysterie vor einem Jahr verhaftet hätte.
Ich habe aber kein Verständnis dafür, wenn man mich nach einem Jahr und aufgrund eines Gutachtens, das nur bekannte Fakten wiederholt, detaillierter darstellt und zum Teil falsche Folgerungen zieht, verhaftet.
Ich sehe darin einerseits persönliche Gründe.
Ich kann nichts dafür, dass Patrick Pablé schon seit zehn Jahren Untersuchungsrichterin ist.
Ich habe für ein Karrierestreben ein gewisses Verständnis, aber nicht auf diese Art.
Und ich wehre mich auch gegen politische Willkür.
Es ist mir gleichgültig, ob die Freiheitliche Partei mehr Wählerstimmen hat oder weniger.
Auf meine Kosten nicht.
Er finde es unerhört, der politischen Publicity wegen drei Menschen in Haft zu nehmen, erklärte Charles Müller.
Er hat deshalb gegen Patrick Pablé Beschwerde wegen der seiner Ansicht nach ungerechtfertigten Verhaftung eingelegt.
Und sein Anwalt bereitet zwei Strafanzeigen gegen die Untersuchungsrichterin wegen fahrlässiger Verletzung des Rechts auf Freiheit der Person und Verletzung des Amtsgeheimnisses vor.
Ich weiß auch, dass ich durch meine Aussagen heute die Rache der Untersuchungsrichterin herausfordere.
Ich nehme den Umstand ganz bewusst in Kauf und setze auch meine Existenz bewusst aufs Spiel, weil ich keine strafbare Handlung begangen habe und in einem Land auch nicht leben will, in dem die Willkür regiert.
Patrick Pablé selbst hat vor wenigen Minuten mir gegenüber den Vorwurf der politischen Justiz als lächerlich und niederträchtig zurückgewiesen.
Sie betonte, sie habe im Laufe der Erhebungen immer objektiv und dem Gesetz entsprechend gehandelt.
Scharmüllers Vorgehen sei wieder ein Teil eines Kesseltreibens, das gegen sie von Anfang an entfacht worden sei.
In Österreich habe man sich eben noch immer nicht damit abgefunden, dass die Justiz sich durch klingende Namen nicht beirren lasse, erklärte Patik Pablé.
Sie habe die drei Manager in der Vorwoche in Verwahrungshaft nehmen müssen, weil das neue Neidwegensteingutachten erst jetzt erschienen sei und entsprechend konkrete Vorwürfe enthalten habe.
Sie habe keine andere gesetzliche Möglichkeit gehabt zu verhindern, dass die Verdächtigen sich verabredeten, sagte die Richterin.
Soweit also die jüngste Wendung der Auseinandersetzung um den AKH-Skandal und damit wieder zurück zum Mittagsschornal Studio.
Berichterstatter war Markus Sommersacher und jetzt nochmals kurz ins Ausland vor den Kulturberichten.
Molotow-Cocktails gegen Polizisten, durch Brandsätze entzündete Häuser, von Kindern geplünderte Geschäfte und Supermärkte, das ist das Bild der schweren Jugendausschreitungen in englischen Städten.
England erlebte heute Nacht zum elften Mal hintereinander diese Welle der Ausschreitungen.
Die Regierung steht den Ausschreitungen fast machtlos gegenüber und man beriet gestern über ein Dringlichkeitsprogramm, das weitere Unruhen verhindern soll.
Wegen der anhaltenden Jugendkrawalle kommt die Regierung Thatcher auch unter zunehmende Kritik in ihrer eigenen Partei.
Ihre Kritiker führen die Unruhen auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit zurück.
Sie sollen nach offizieller Darstellung bei etwa 20 Prozent liegen, aber bei den schwarzen und asiatischen Jugendlichen eine Zahl bis zu 40 Prozent erreichen.
Wie die britische Regierung der Krise und den Unruhen Herr werden will, hören Sie von Heinz Beeran aus London.
hat den Ernst der Lage in der Weise beschrieben, in dem sie erklärte, die letzten zehn Tage seien die beunruhigendste Periode ihrer Amtszeit gewesen.
Man muss dazu sagen, dass das Bild eines brennenden Englands, wozu seit neuestem ein kleines Stück Schottland kommt, insofern falsch ist, als es sich um Ereignisse handelt, die große Teile des ländlichen Englands sowie der Provinzstädte und auch der großen Städte gar nicht betreffen.
Bei einem angenehmen Sommerwetter, sonnig, aber nicht zu heiß,
Genießen tausende ihren Urlaub am Meer und im schottischen Hochland.
Und auch sonst geht, wenn Karl Kraus nicht dagegen hat, das Leben weiter.
Es wäre andererseits falsch zu unterschätzen, was da geschieht.
Die Polizei hat Beweise dafür, dass rechts und links stehende Gruppen die randalierenden und plündernden Banden mit tragbarem Radiogerät lenken.
Man richtet sich also auf Regierungsseite auf eine längere Kampagne ein.
Armeelager werden freigegeben, um die Massen der verurteilten Jugendlichen in ihren Hütten aufzunehmen.
Panzerspähwagen des Heeres werden blau gestrichen vor dem Einsatz in den Straßen, um nur ja nicht den Eindruck eines Eingriffs der bewaffneten Streitkräfte hervorzurufen.
Die Fahrzeuge des Heeres sind ja bekanntlich grün, die Farbe der Polizei aber dunkelblau.
Polizeichefs werden diese Woche Gelegenheit haben, die sogenannten Water Cannons,
bei einer Vorführung zu beobachten.
Man ist sich noch nicht klar darüber, ob diese wirkungsvoll eingesetzt werden können oder nicht.
Die Polizeigerichte im ganzen Lande haben Hochbetrieb.
Geldstrafen bis zu 500 Pfund gibt es da.
Gefängnis, Jugendgefängnislager für die asoziale Jugend füllen sich langsam mit der neuesten Kategorie von Häftlingen.
Wie gesagt, es ist nicht genug Platz da und Militärlager müssen für diese Zwecke freigemacht werden.
Gelegentlich erhebt sich eine Stimme des Zweifels an all dieser Tätigkeit, so hat der Schatten Innenminister Roy Hethersley gesagt.
Er wollte nicht, dass die britische Polizei sich ändere in ihrer Haltung und eine aggressive Organisation werde, wie wir sie in kontinentalen Ländern beobachten können.
Ein bekannter politischer Kommentator und langjähriger Beobachter der politischen Szene, James Cameron,
betont im heutigen Guardian, wie sich die englischen Krawalle von heute von denen in Paris und Chicago im Jahre 1968 unterscheiden.
Damals nämlich gab es keinerlei Plünderung und er meint, dass es eben die Hoffnungslosigkeit der wirtschaftlichen Lage ist, die hier viele kleine Ladenbesitzer in den ärmeren Bezirken der englischen Städte zu den ersten Opfern der Unruhen macht.
Wie viel neue Bankrote, wie oft wird da das Lebenswerk eines kleinen Mannes zerstört?
Letzten Endes muss natürlich der Steuerzahler aufkommen für den Schaden.
Wenn Cameron durch seinen Vergleich mit 68 auf den ephemären Charakter solcher Amateur-Bürgerkriege verweisen will, ist zwar das auf lange Sicht vielleicht ein Trost, nicht aber hier und jetzt.
Die Polizei und die Gerichte müssen versuchen,
den Ausbruch dieser sozialen Krankheit direkt, sofort, lokal zu behandeln, während man auf Regierungsseite vor allem erneute Bemühungen um jugendliche Arbeitslosigkeit und das Elend in den Innenstädten machen muss, ebenso wie über die hinsichtlich der Lage der ethnischen Minoritäten.
Und nun Kultur-Im-Mittag-Journal.
Bieten die Sommermonate den Opernfreunden in Wien relativ wenig Gelegenheit, Musiktheaterwerke zu sehen, so besteht heute die Möglichkeit, bei einem Arkadenhof-Konzert eine konzertante Aufführung von Klugs, Orfeus und Eurythike mitzuerleben.
In der von Günther Teuring geleiteten Aufführung des in Wien nicht allzu oft gehörten Werkes singen Solisten wie Eugenia Moldovanenu und Seeger Van der Steene, Walter Gellert berichtet.
Nicht nur weil Glücksorfer es hierzulande recht selten zu hören ist, ist die Wiederbegegnung mit dieser Oper erfreulich, sondern auch deshalb, weil man wieder einmal daran erinnert wird, dass es eine Zeit gegeben hat, in der Reformen auch von Wien ausgegangen sind.
Wie im 18.
Jahrhundert, wesentliche Impulse für die Entwicklung der Kunstform Oper.
In seinen in Wien uraufgeführten Reformopern Alceste, Paris und Helena und Orpheus und Eurydike versuchte Gluck die Oper als eine Art Gesamtkunstwerk zu begreifen.
Die Musik, so der Komponist, sollte auf ihre wahre Aufgabe beschränkt werden.
Und das sei der Dichtung zu dienen, indem sie den Ausdruck der Empfindungen und den Reiz der Situationen verstärke, ohne die Handlung zu unterbrechen oder durch unnütze und überflüssige Zierrate abzuschwächen.
Und das ist Glück bei der 1762 erstaufgeführten Orphalsoper, der Vertonung der bekannten Sage vom griechischen Sänger, der seine tote Gattin aus der Unterwelt wieder auf die Erde zurückholt, wohl gelungen.
Bei der heutigen Aufführung dieser Oper wird nicht die Wiener Fassung, sondern die Pariser Fassung gespielt.
Dirigent Günther Teuring.
Ich bin der Überzeugung, dass es mit der dramatischen Wahrheit einfach unvereinbar ist, wenn man Orpheus, das Idol des liebenden Mannes, mit einer Frau besetzt.
Klug hat das in seiner Wiener Fassung von 1762 auf diese Weise realisiert, weil es einfach damals zur Aufführungspraxis gehörte und einfach üblich war, Titelrollen einem Kastraten zu übergeben.
Und dass er nicht wollte, dass eine Frau das ausführt, zeigt ganz klar der Umstand, dass in Paris, wo man diese Oper aufführte und der großartige Tenor Le Gros vorhanden war, sofort eine neue Fassung 1774 verfasst hat.
Und bei dieser Gelegenheit auch Rechnung trug der Tatsache, dass in Paris ein fantastisches Ballett vorhanden war und er die Furienszenen ausgebaut hat, damit er diesem Ballett die Möglichkeit gibt, sich zu produzieren.
Hier zum Vergleich Orpheus, zunächst gesungen von einem Alt von Grace Bambry.
Und jetzt Orpheus gesungen vom belgischen Tenor Seger van der Steene.
Sieh dir das an!
Er hat die Karriere als Kontratenor aber aufgegeben und ist seit einiger Zeit ins Tenorfach übergewechselt und hat sich auf dem Sektor Oper vor allem auf Mozart Partien spezialisiert.
Er sagt zur Partie des Orfers
Es ist eine unglaublich anstrengende Partie.
Eine Rolle, die kommt nicht zum Ende.
Und die Lage ist, glaube ich, ganz bewusst sehr schwierig.
Das hat Gluck sicher absichtlich gemacht, weil er möchte den Orfeo singen lassen, wirklich so lang und so hoch und so stark und so weiter, er kann.
Nebeneinander kommen dann diese Stellen, wo er wirklich ganz pianissimo singt.
Und diese Abwechslung macht es besonders anstrengend.
Partnerinnen von Seger van der Steene in der heutigen Aufführung des Orfers sind Regina Winkelmeier von der Volksoper als Amor und als Eurydike, Eugenia Moldoviano, die ja von der Staatsoper her bekannt ist und die auch an der Met singt.
Chor und Orchester für die Aufführung wurden übrigens aus jungen Musikern gebildet.
Günther Teuring,
Es handelt sich hier um das Philharmonische Orchester von Gronstadt aus dem Siebenbürgergebiet in Rumänien, die hier in Wien weilen, um bei einem Dirigentenkurs der Wiener Meisterkurse, der von Charles Maceras geleitet wird, als Orchester zu dienen.
Und bei dieser Gelegenheit sind sie eingeladen worden, von der Stadt Wien hier im Rahmen der Arkadenhof-Konzerte ein Konzert mit mir zu machen.
Der Chor wird gestellt von Chören, die anlässlich des Musikfestes Jugend und Musik in Wien anwesend sind.
Es handelt sich hier um drei englische Chöre und einen amerikanischen Chor aus Texas.
Doch ohne Leid, doch ohne Leid, dann befreit meine Brust.
Zuletzt hörten Sie Regina Winklmeier, die heute im Arkadenhof-Konzert in Wien den Amor in Glücksorfers unter Rüdiges singt.
Bei Schlechtwetter findet das Konzert übrigens im großen Konzerthaussaal statt.
Am 16.
August beginnt im Martin-Gropius-Bau in Berlin-Kreuzberg eine auf drei Monate konzipierte Ausstellung der Berliner Festspiele.
die dem Thema Preußen-Versuch einer Bilanz gewidmet sein wird.
Von dieser Ausstellung erhofft man eine anschauliche Auskunft über das Entstehen und die Entwicklung eines Staates, der den einen als Hort des deutschen Militarismus gilt und den anderen als Ursprungsland spezifischer Tugenden.
Hören Sie Näheres von Helmut Schneider.
Das rund 2500 Exponate umfassende Preußen-Panorama wird im ehemaligen Kunstgewerbemuseum aufgebaut.
In dem von Martin Gropius entworfenen klassizistischen Bau stehen dafür etwa 6000 Quadratmeter Fläche verteilt auf zwei Stockwerke zur Verfügung.
Es ist also zu befürchten, dass erneut eines jener kaum zu bewältigenden, mehr die Füße belastenden als den Kopf befreienden Monsterunternehmen vor der Tür steht.
Oder haben die Berliner Veranstalter aus den vorangegangenen Ausstellungen etwas gelernt?
Frage also an Winfried Ranke, den Autor der Texte im Ausstellungsführer.
Nun, zunächst einmal kann ich sagen, was sie nicht tun, die Veranstalter.
Sie tragen keine Kostbarkeiten der historischen Überlieferung zusammen, keine Zimelien, wie man sagt.
Da hat Preußen ohnehin nicht so sehr viel zu bieten.
Im Übrigen ist die
Lage dadurch erschwert, dass ein großer Teil in den östlichen Ländern aufbewahrt wird, soweit noch vorhanden und es hat Versuche gegeben, Leihgaben aus Polen, aus der DDR zu bekommen.
Das hat leider nicht geklappt.
Die Ausstellung will auch gar nicht Kostbarkeiten, Einzelstücke, staunenswerte Merkwürdigkeiten zusammentragen, sondern sie will Geschichte erklären.
Dafür ist das, was sie an Überlieferungsstücken der verschiedensten Art, Materialbeschaffenheit und Kostbarkeit zusammentragen konnte, nur Belegstück in einem größeren historischen Zusammenhang.
Man will versuchen, in Berlin durch gestalterische Maßnahmen, die teilweise Bühnenbildnern übertragen sind,
historische Zusammenhänge deutlich zu machen.
Man versucht also Räume zu gestalten, Ensembles zu bilden, in denen das einzelne Stück oder die einzelnen Stücke in all ihrer Vielfalt und Verschiedenheit
einen Beleg- und Beweischarakter haben.
Sie stehen also nicht für sich, sondern für einen historischen Zusammenhang.
Für den Besucher bedeutet das, dass er sie auch gar nicht als einzelne wahrnehmen muss, sondern dass er nur verwiesen wird auf ganz bestimmte Situationen und Verhältnisse in der preußischen Geschichte, damit auch letztlich in der deutschen und europäischen Geschichte.
Auch der Katalog sieht diesmal anders aus.
Er ist ein Handbuch und nicht eine Handbibliothek.
Drei Minuten vor 13 Uhr, Kurznachrichten im Mittagsjournal.
Polen.
Ab heute findet in Warschau der neunte außerordentliche Parteitag der polnischen KP statt.
In seiner Eröffnungsansprache sagte Parteichef Kania, dessen Wiederwahl als wahrscheinlich gilt, die polnische Gesellschaft stelle große Erwartungen an den Parteitag.
Nach der Ansicht vieler Beobachter wird der Parteitag bemüht sein, einen Mittelweg zwischen einem Reformkurs und der orthodoxen Parteilinie zu finden, auf die an Einhaltung Moskau um die Mehrheit der anderen osteuropäischen Verbündeten Polens drängen.
Der Chef der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität, Walesa, hat Vorwürfe zurückgewiesen, seine Organisation striebe die eigentliche Machtausübung im Lande an.
Österreich Die Verbraucherpreise sind im Juni gegenüber dem Juni 1980 um 6,3% gestiegen.
Der Vergleichswert des Monats Mai 6,8%.
Der Indexanstieg gegenüber Mai 1981 beruht vor allem auf saisonbedingten Preiserhöhungen von Obst, Kartoffeln und Urlaubsreisen.
Bundeskanzler Kreisky sagte heute nach dem Ministerrat in Bezug auf die von Sozialminister Dallinger angekündigte Urlaubsverlängerung gebe es keine regierungsinterne Festlegung.
Kreisky meinte, bei Fragen der Arbeitszeitverkürzung gebe es ein lange eingespieltes und bewährtes System.
Die Sozialpartner verhandeln miteinander.
Dieses System solle sich abermals bewähren.
Die Industrie begrüßt die Sparpläne des Finanzministers.
In einer Aussendung meint die Industriellenvereinigung, die Einsicht, eine Budgetsanierung müsse vor allem auf der Ausgabenseite ansetzen, komme zwar spät, dennoch sei es positiv zu bewirten, wenn im Finanzministerium nun endlich mehr wirtschaftspolitischer Realismus bewiesen werde als in den vergangenen Jahren.
Die sozialistische Jugend nimmt in der Frage einer Verlängerung des Urlaubs und einer Verkürzung der Arbeitszeit Partei für Sozialminister Dallinger.
Diese Pläne seien ein wesentlicher Beitrag zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit, argumentiert die sozialistische Jugend.
Mit diesen Meldungen ist eine Stunde Mittagsinformation beendet.
Ausführliche Berichte, meine Damen und Herren, hören Sie dann wieder um 18 Uhr im Abendjournal in den Programmen Österreich 1 und Österreich Regional.
Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik und wünscht noch einen angenehmen Tag.
Interview: Leiter Theuring und Solist Zeger Vandersteene
, Einblendung: Szenenausschnitte (Orpheus gesungen von Grace Bumbry und von Zeger Vandersteene, und Arie von Regina Winkelmayer)
Mitwirkende:
Gellert, Walter [Gestaltung]
, Theuring, Günther [Interviewte/r]
, Bumbry, Grace [Interpret/in]
, Vandersteene, Zeger [Interviewte/r]
, Winkelmayer, Regina [Interpret/in]
Datum:
1981.07.14 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Kultur
;
Musik ; E-Musik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten