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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag, meine Damen und Herren, beim Samstag-Mittag-Journal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jirkowski.
Die Folgen der Kernkraftwerkskatastrophe von Tschernobyl beschäftigen uns auch in dieser Mittagsstunde.
Wir informieren Sie über die Strahlenbelastung in Österreich, die weiter abnimmt, zitieren aus den österreichischen Tageszeitungen und berichten aus Italien über den Zusammenbruch des Obst- und Gemüsemarktes.
Im Journal zu Gast ist heute der designierte Klubobmann der FPÖ, Friedhelm Frischenschlager.
In dem Interview kommen unter anderem der Trakenankauf, der Fall Reeder und die Krise in der FPÖ zur Sprache.
Weitere Beiträge sind dann noch die Situation der Grünen nach dem ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl, eine Studie der internationalen Arbeitsorganisation ILO über den Zusammenhang zwischen Abrüstung, Arbeitslosigkeit und Entwicklungshilfe
Und die Kulturredaktion berichtet über das Gastspiel der Brüsseler Oper während der Wiener Festwochen.
Mozart heute ist ja ein Schwerpunkt dieser Festwochen, die gestern Abend eröffnet wurden.
Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
Verantwortlicher Redakteur ist Georg Schalkgruber und Sprecherin Melitta Czapka.
Österreich.
Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist die Sowjetunion nun offensichtlich zur Installierung eines Frühwarnsystems bereit.
Dies geht aus dem Bericht des Generaldirektors der internationalen Atomenergiebehörde, Hans Blix, hervor.
Hans Blix konnte sich in den vergangenen Tagen an Ort und Stelle ein Bild von der Katastrophe machen.
Er berichtete gestern nach seiner Rückkehr in Wien darüber und gab unter anderem einen detaillierten Bericht über den Hergang.
Demnach geschah das Unglück am 26.
April beim Wechseln der Brennelemente.
Der Reaktor lief zu diesem Zeitpunkt nur mit einem Bruchteil der Leistung.
Nach einer ersten Explosion waren zwei Männer auf der Stelle tot.
Zwar wurde die Kettenreaktion durch ein Sicherheitssystem sofort unterbrochen, doch fiel die Wasserkühlung aus.
Durch den anschließenden Brand des Graphitmantels schmolzen die Uranbrennstäbe, die Temperaturen erreichten Werte von mehr als 2600 Grad.
Der Brand wurde von oben durch den Abwurf von Sand und Chemikalien, von unten mit Hilfe von flüssigem Stickstoff bekämpft.
Das Feuer konnte nach Tagen gelöscht werden.
Derzeit sind die Temperaturen, wie Blix berichtete, allerdings noch sehr hoch.
Moskau hat heute ein drittes Todesopfer bestätigt.
Was die künftigen Maßnahmen anlangt, wird die Sowjetunion nach Darstellung des IAEU-Generaldirektors eine zentrale Datenmessstelle im Raum von Tschernobyl sowie sechs weitere Messstellen anlegen.
Eine erste Meldung über Strahlungswerte ist bereits gestern in Wien eingegangen.
In Österreich selbst hat sich die Situation verglichen mit gestern nicht wesentlich geändert.
Die Strahlung ist zurückgegangen, trotzdem sind die vom Gesundheitsministerium publizierten Vorsichtsmaßnahmen weiter zu beachten.
Europäische Gemeinschaft Nach der Katastrophe von Tschernobyl soll heute in Brüssel über einen Importstopp frischer Lebensmittel aus osteuropäischen Staaten entschieden werden.
Sollte wieder keine Einigung erzielt werden, dürften sich die Außenminister am Montag mit dem Problem befassen.
In Paris ist die OECD zu dem Schluss gekommen, der Reaktorunfall von Tschernobyl bedeute im Vergleich zu anderen Risken
keine wesentliche Erhöhung des Gesundheitsrisikos der Bevölkerung.
Die französische Regierung hat beschlossen, alle Lebensmittelimporte aus Osteuropa zu stoppen.
Eine breite Diskussion nach Tschernobyl gibt es auch in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Unionsparteien CDU, CSU gehen weiterhin davon aus, dass die Kernenergie wie geplant ausgebaut wird.
Ein Sprecher der Fraktion sagte, es werde sicherlich auch in Zukunft ein Atomkraftwerk jährlich zusätzlich errichtet werden.
Weiters vertrat der SPD-Bundestagsabgeordnete und Chef der Industriegewerkschaft Chemie Rappe die Ansicht, ein Ausstieg aus der Kernenergie sei für die Bundesrepublik Deutschland nicht möglich.
Entsprechende Forderungen auch in der eigenen Partei seien lediglich wahltaktisch begründet, sagte der sozialdemokratische Politiker.
Er steht damit im Gegensatz zu dem SPD-Kanzlerkandidaten Johannes Rau, der gestern erklärt hatte, das Risiko der Atomenergie sei zu groß.
Bundeskanzler Helmut Kohl hat die Überzeugung geäußert, durch das Reaktorunglück drohe der Bevölkerung keine Gefahr.
Österreich
Libysche Diplomaten dürfen künftig nicht mehr in unbeschränkter Zahl nach Österreich einreisen.
Das Außenministerium hat die Leitung der libyschen diplomatischen Mission in Wien darüber informiert, dass neu eingereiste libysche Diplomaten erst dann in Österreich akkreditiert werden, wenn vorher eine gleiche Anzahl libyscher Diplomaten Österreich verlassen hat.
Außerdem verlangt das Außenministerium genaue Angaben über die verschiedenen Aufgabenbereiche der einzelnen Diplomaten.
Die Volkspartei hat heute ihre Forderung nach einer Vorverlegung des zweiten Wahlgangs der Bundespräsidentenwahl erneuert und bekräftigt.
In diesem Sinn äußerten sich der Verfassungssprecher der ÖVP, Heinrich Neisser, der Vorsitzende der christlichen Gewerkschafter Robert Lichal und der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, Hermann Wittalm.
Staatssekretär Gerolf Murer hat heute angekündigt, dass für Weinbauern unter Umständen verschiedene steuerliche Erleichterungen geschaffen werden sollen.
Etwa 50.000 Weinbaubetriebe seien aufgrund der Missernte im Vorjahr in einer wirtschaftlich unerfreulichen Situation, argumentierte der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium.
Murer will sich in den nächsten Tagen in dieser Frage an den Finanzminister wenden.
Vereinte Nationen Die UNO-Vollversammlung hat nach langwierigen Debatten ein Sparprogramm angenommen, durch das zusätzlich etwa 30 Millionen Dollar eingespart werden sollen.
Die Vereinten Nationen befinden sich zurzeit in einer ernsten Finanzkrise, die unter anderem dadurch verschärft wird, dass die USA einen wesentlichen Teil ihres Jahresbeitrages von 200 Millionen Dollar vorerst noch zurückhalten.
Durch das nun beschlossene Sparprogramm sollen unter anderem das Reisebudget gekürzt und der Personalstand in den Sekretariaten eingefroren werden.
Die Sparmaßnahmen werden vor allem von den Entwicklungsländern kritisiert.
Auf der Karibikinsel werden in absehbarer Zeit keine demokratischen Wahlen stattfinden.
Der Vorsitzende des Regierenden Nationalrates, Generalleutnant Henry Namphy, sagte, es müssten zunächst die Gewerkschafts- und Parteigesetze reformiert werden.
Außerdem wolle man den Menschen mehr Bildung vermitteln, da dies die Voraussetzung für jede Demokratie sei.
Die jüngsten Parlamentswahlen sollen in zahlreichen Wahlkreisen wiederholt werden.
Dies gab die Wahlkommission in Dakar bekannt.
Jener Partei, die der Militärregierung nahe steht, ist von der Opposition und von unabhängigen Beobachtern massiver Wahlbetrug vorgeworfen worden.
Bei Unruhen sind allein gestern vier Menschen ums Leben gekommen.
Deutsche Demokratische Republik.
Mitglieder der autonomen Friedensbewegung der DDR haben die gesellschaftliche Entwicklung in ihrer Heimat scharf kritisiert.
In einem Schreiben an Staats- und Parteichef Erich Honecker und an das SED-Zentralorgan Neues Deutschland wird ein konstruktiver Dialog zwischen Regierung und Bürgern verlangt.
Die autonome Friedensbewegung zeigt sich vor allem unzufrieden mit der Wirtschafts-, Umweltschutz- und Bildungspolitik, auch die mangelnde Reisefreiheit wird kritisiert.
Der Partei wird in den Brief vorgeworfen, die Bevölkerung politisch ruhig zu stellen und zu entmündigen.
Nun zum Wetter.
In höheren Schichten gelangen vorübergehend wärmere Luftmassen nach Mitteleuropa.
Morgen greift von Westen her eine weitere Störung auf den Alpenraum über.
Die Aussichten bis morgen früh.
Im Süden und vorübergehend auch noch im Osten heiter, sonst überwiegend reichliche Bewölkung, örtlich auch Regenschauer.
Mäßige Winde aus West bis Nord.
Nachmittagstemperaturen 15 bis 20, Frühtemperaturen morgen 6 bis 12 Grad.
Und die Aussichten für morgen?
Im Westen bewölkt und Neigung zu gewittrigen Regenschauern, im übrigen Bundesgebiet zunächst noch sonnig, später aber auch hier lokale Regenschauer oder Gewitter.
Mäßige Winde, Tageshöchsttemperaturen morgen 16 bis 22 Grad.
Eine Vorschau auf Montag, anfangs regional noch starke Bewölkung, in der Folge Bewölkungsrückgang, unveränderte Temperaturverhältnisse.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 17 Grad, Nordwestwind 10 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt wolkig, 17 Grad, Nordwestwind 10, Linz bedeckt leichter Regen, 12 Grad, Salzburg bedeckt 15, Innsbruck stark bewölkt, 15 Grad, Bregenz wolkig, 16 Grad, Nordwind 10, Graz stark bewölkt, 16, Nordwestwind 15 Kilometer und Klagenfurt stark bewölkt, 14 Grad.
Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
Während aus dem Gebiet der Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl nun immer mehr Einzelheiten sowohl des Unfallherganges als auch der von den Behörden verhängten Maßnahmen bekannt werden, geht die Strahlenbelastung in Österreich weiter zurück.
Sie hörten es ja in den Nachrichten.
In Wien zum Beispiel wird mit Werten von 10 bis 15 Mikrorem pro Stunde nur noch ein Sechstel bis ein Fünftel der in den vergangenen Tagen gemessenen Maximalbelastung des Bodens gemessen.
In den ursprünglich stärker als Wien belasteten Bundesländern, zum Beispiel in Salzburg und Oberösterreich, ist die Strahlenbelastung in Bodennähe ebenfalls weiter zurückgegangen.
Nur noch in einzelnen Fällen wird Pegel 2 der achtteiligen Gefährdungsskala des Gesundheitsministeriums erreicht.
Zur Erinnerung, der niedrigste Pegel 1 entspricht im Schnitt 10 Mikrorem pro Stunde, Pegel 2 entspricht 30 Mikrorem.
Allerdings viel von der hauptsächlich aus dem Jod 131 entstehenden Strahlung kann vom Pflanzen durch den Regen nicht mehr abgewaschen werden, denn die Strahlungsteilchen sind durch die Blattoberflächen eingedrungen.
Und so bleiben auch die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums aufrecht.
Kühe wirklich nur dann auf die Weide zu lassen, wenn der Bauer über kein Trockenfutter mehr verfügt.
Jede Milchlieferung quer durch Österreich wird weiterhin streng untersucht, sodass gewährleistet ist, dass nur unbedenkliche Milch in den Handel kommt.
Eier von Hühnern, die im Freien gehalten werden, können nun auch leicht erhöhte Strahlungswerte aufweisen.
Weshalb das Gesundheitsministerium empfiehlt, nicht mehr als ein Ei pro Tag von Freilandhühnern zu essen.
Kinder sowie werdende und stillende Mütter sollten ganz darauf verzichten.
Und es sollte weiterhin, besonders für Kleinkinder, jeder unnötige Bodenkontakt gemieden werden.
Also beim Muttertagsausflug nicht unbedingt ein Picknick in der Wiese machen.
Die ständig durchgeführten Trinkwasserproben haben erwiesen, das Wasser ist ohne Sorge zu genießen.
Keine Furcht braucht man auch von den Muttertagsblumen zu haben, schließlich kommen sie großteils aus dem Glashaus.
Und auch zum Beispiel ein Fliederstrauß vom Fliederbusch vor der Haustür wäre wegen der abgelagerten Strahlungspartikel nur als Salat wenig geeignet, aber für die Blumenvase durchaus.
Im Gesundheitsministerium will man nach den Pfingstfeiertagen entscheiden, ob das Verkaufsverbot für Freilandgemüse aufgehoben werden kann.
Die Folgen von Tschernobyl, speziell auch unter der Perspektive Österreichs betrachtet, sind natürlich heute auch durchgehendes Kommentarthema der Tageszeitungen.
Einige Auszüge daraus hat Gisela Hopfmüller zusammengestellt.
In den Salzburger Nachrichten spricht Viktor Herrmann davon, die Sowjets hätten schwere Schuld auf sich geladen, als sie über die Tschernobyl-Katastrophe schwiegen, statt zu informieren und um Hilfe zu rufen.
Für Herrmann ist dies allerdings nicht der einzige Schwachpunkt.
Doch auch die amtlichen Gegenmaßnahmen hierzulande und in ganz Westeuropa zeigen, dass man solche Unfälle ja die gesamten möglichen Auswirkungen der nuklearen Energiegewinnung nicht im Griff hat.
Unter dem Vorwand, man wolle keine Panik hervorrufen, haben die Behörden die Gefahren zunächst einmal heruntergespielt.
Man verbot, die Kühe auf die Weide zu schicken und hob das Verbot alsbald wieder auf, weil es ohnehin nicht durchsetzbar sei.
Pläne für solch einen Notfall hat man nicht vorzuweisen.
Viktor Herrmann meint, die Politiker hätten versagt.
Denn selbst die striktesten Befürworter der Kernenergie haben immer zugeben müssen, dass das Durchschmelzen eines Reaktors möglich sei.
Man spielte zwar immer mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die belegen sollten, dass solch ein Unfall allenfalls einmal in zigtausend Jahren geschehen könne, verschwieg aber das Wesentliche.
Die Rechnung sagt nichts darüber aus, ob der Unfall am Anfang oder am Ende dieser zigtausend Jahre eintreten werde.
Und Hermann wirft in seinem Leitartikel den Politikern noch etwas vor.
Ebenso verwerflich ist die Taktik, die nun österreichische Politiker einschlagen.
Jetzt war plötzlich so mancher schon immer gegen den Betrieb des Atomkraftwerks Zwentendorf.
Es wird nicht mehr lange dauern und unsere gewählten Mandatare stecken sich samt und sonders das Federl an den Hut, dass in Österreich kein Atomunfall möglich sei.
Mit dem Verhalten der Politiker beschäftigt sich auch Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten.
Auch ihm ist aufgefallen, dass ohne Unterschied der Partei unsere Politiker nun Zwentendorf für erledigt erklärt haben.
Halt!
Falsch!
Vielmehr haben sie sich unter dem Eindruck, den Tschernobyl auf die Österreicher gemacht hat, dazu bequemt.
Sie haben sich von Zwentendorf zurückgezogen, weil sie politisch nicht mehr für machbar halten, was ihnen technisch bisher vertretbar und verantwortbar schien.
Der Verzicht auf Zwentendorf bietet also keine Gewehr auf Dauer, denn er ist rein opportunistisch und entspringt keineswegs jener grundsätzlichen Einstellung, wie sie bei nur wenigen unserer Politiker bisher schon vorhanden war.
Nicht für alle hat sich die Welt nach Tschernobyl geändert, die meisten haben nur ihre Verhaltensweise geändert.
In der Wiener Tageszeitung Die Presse schreibt Thomas Coher, in Österreich biete sich nun die Möglichkeit, die Bewusstseinsbildung zu nutzen.
Man kann den Kopf dann nicht mehr in den Sand stecken, wenn dieser kontaminiert ist.
Nie noch scheint die Bereitwilligkeit, sich ernsthaft mit den Fragen des Zivilschutzes auseinanderzusetzen, so groß gewesen zu sein wie gerade jetzt.
Das wird von den Behörden auszuschöpfen sein.
Von der Bevorratung über die Aufklärung bis zur Alarmierung reicht der Bogen der Maßnahmen, die zu ergreifen sind.
Aber in Wien wollte man ja bisher nicht einmal ausprobieren, ob die Sirenen noch funktionieren.
Soweit Thomas Kurherr in der Presse.
Und in der Wiener Tageszeitung Kurier meint Hans Rauscher,
Abgesehen davon, dass es auch andere kleine europäische Industrienationen gab, die auf Kernenergie verzichteten, das allerdings Öl- und Wasserkraftreiche Norwegen und Dänemark, heute muss man sich fragen, ob Österreich mit seinem so merkwürdig zustande gekommenen Verzicht nicht in Wirklichkeit an der Spitze des Fortschritts steht.
Tschernobyl hat auf grässlichste Weise bewiesen, dass Kernenergie an sich unsicher ist.
Soweit österreichische Pressestimmen zum Kernkraftwerksunfall, seinen Folgen und den gesetzten Sicherheitsmaßnahmen.
Die italienischen Bauern raufen sich derzeit die Haare.
Das gesamte Gemüse und Obst, das bereits im Freien gereift ist, kann nicht verkauft werden, da die EG wegen der Strahlenverseuchung ein Importverbot für Frischgemüse und Obst unter anderem aus Italien verhängen will.
Der Markt ist in Italien aber bereits vor dieser Maßnahme total zusammengebrochen.
Den österreichischen Bauern hingegen geht es da, dank des strengeren Klimas, um einiges besser.
Nur Feldspinat, Feldsalat und einige Küchenkräuter, die bereits im Freien gewachsen sind, dürfen nicht verkauft werden.
Spinat wird eingelagert und nach einigen Wochen vermutlich weiterverarbeitet.
Feldsalat muss eingeackert werden, aber dafür gibt es für die Bauern finanzielle Unterstützung aus dem Katastrophenfonds.
Aber hören Sie jetzt mehr über die Situation bei unserem südlichen Nachbarn.
Aus Rom berichtet Antonia Radus.
Dies ist eine Verschwörung der europäischen Gemeinschaft gegen Italien.
Mit diesen drastischen Worten antwortete Minister Giuseppe Zambelletti auf die Pläne aus Brüssel.
Wenn die von der EG vorgelegten Regeln in Kraft treten, kann Italien nämlich kein Obst und kein Gemüse in Westeuropa verkaufen.
Wenn die von der Regierung in Rom in der vergangenen Woche eingesammelten Werte
an Radioaktivität liegen zehnmal höher als die vorgeschriebenen.
Für Italien wäre aber ein Importverbot im wichtigsten Markt schlicht eine Katastrophe.
Erstens, weil es als einziges IG-Land die Werte nicht erfüllen kann.
Die spanische, griechische und portugiesische Konkurrenz kann sich also, fürchtet man, in den nächsten Wochen uneinholbare Marktteile sichern.
Und zweitens, weil auf der Apennienhalbinsel in der Landwirtschaft
ein größerer Teil der Bevölkerung beschäftigt ist als zum Beispiel in nördlichen Ländern.
Die Ängste scheinen noch dazu umso berechtigter, als in den vergangenen Tagen in Italien auch manch unerklärliches Geschehen ist.
Teile der Presse werfen Rom vor, die Veröffentlichung der radioaktiven Werte in der Milch und im Gemüse recht großzügig gehandhabt zu haben.
Ein Experte teilte einer Zeitung mit,
dass die Radioaktivität eigentlich hundertmal höher sei, als von der Regierung verkündet.
Dies wurde zwar von den offiziellen Stellen strikt zurückgewiesen, aber immerhin beschäftigt sich schon ein Gericht mit den angezweifelten Angaben der zuständigen Ministerien.
Und ein anderer Staatsanwalt untersucht schon jene Firmen, die in den vergangenen Tagen die verbotene und verseuchte Frischmilch einfach in Packungen von Haltemilch füllten.
Angesichts solcher Praktiken und vor allem angesichts des noch gut in Erinnerung liegenden Weinskandals will die Ägä rumgegenüber nun besonders vorsichtig sein.
Für Italien war aber der vergiftete Wein schon groß schädigend genug.
Eine Importsperre für Obst und Gemüse in der Ägä könnte schwere Folgen haben, zumal der Markt im Inland schon quasi zusammengebrochen ist.
Tonnen von Salat und Erdbeeren wurden vernichtet.
Die Bauern klagen über Millionen Verluste.
Denn vor allem im Süden des Landes wird Obst und Gemüse zum größten Teil im Freien angebaut und ist deshalb besonders bedroht.
Aus Angst vor einer Versäuchung schreckt die Bevölkerung auch vor jenen Sorten zurück, die vom Gesetz her als völlig gesund bezeichnet werden.
Auf einigen Märkten Roms verschenkten gestern die Händler deshalb wütend ihre unverkauften Bestände.
Aus Rom hörten sie Antonia Rados.
20 Minuten nach 12 ist es jetzt.
Eine der Fragen, die sich nach dem Wahlgang am vergangenen Sonntag stellt, ist die, ob es den Grün-Alternativen gelingen wird, die 260.000 Stimmen für Freder Meisner-Blau auch bei den Nationalratswahlen umzusetzen.
Meissner-Blau verstand sich ja als grüne Kandidatin, aber bewusst nicht als Kandidatin der Grünen und sie will sich erst in ein paar Monaten über ein weiteres Engagement entscheiden.
Nicht zuletzt deshalb, weil der grün-alternative Bereich bisher eher von Uneinigkeit gekennzeichnet war.
Wohl schafften Vorarlberger Alternative und Grüne gemeinsam den Einzug in den Landtag, doch bei den anderen Wahlen machten nicht zuletzt getrennte Kandidaturen die Chancen der Alternativen von vornherein zunichte, wie auch bei den Nationalratswahlen 1983, wo VGÖ und ALÖ jede für sich weit von einem Mandat blieben.
Bei den kommenden Nationalratswahlen im nächsten Jahr soll das alles anders werden.
Und der Erfolg von Freder Meisner-Blau wird von vielen als Anreiz verstanden.
Über die Situation im grün-alternativen Bereich sprach Ernest Hauer mit einigen prominenten Vertretern der verschiedenen Gruppen.
Richtung weisender Erfolg, Ermutigung, Bürgerprotest gegen Machtmaximierung.
In ihrer grundsätzlichen Freude über die 260.000 Stimmen für Freder Meisner-Blau sind sich die verschiedenen Grün- und Alternativgruppierungen durchaus einig.
Auch die Einsicht, dass nur eine gemeinsame Kandidatur aller Grüngruppen den Meisner-Blau-Erfolg bei Nationalratswahlen umsetzen könnte, ist allgemein.
Nur über die bisher erzielten Fortschritte auf dem Weg dahin gehen die Meinungen schon etwas auseinander.
Am Tag vor der Wahl hat eine Arbeitsgruppe von BIP, GRAS und VGÖ, also von Bürgerinitiative Parlament, Grün Alternativ Versammlung und Vereinten Grünen Österreichs, im Wiener Westbahnhof getagt.
Ergebnis, im Herbst soll ein Einigungskongress stattfinden, sobald die Voraussetzungen vorliegen.
Gemeinsame organisatorische Strukturen sollen geschaffen werden, inklusive Autonomie der Bündnispartner und starken Minderheitenrechten.
Und über die Kandidatenaufstellung will man in einem Wochenendseminar reden.
Aber das Mitspracherecht der Gremien jedes einzelnen Bündnispartners und der Länder bleibt von vornherein gesichert.
Viel Spielraum also für Einigung oder auch Entzweiung.
Günther Nenning, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Parlament, strahlt, wie schon so oft, Optimismus aus.
Ich bin zwar immer ein bisschen überoptimistisch, dennoch, ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass das Bündnis
das geschlossen wurde, auseinandergeht.
Das ist ja das Schöne an der neuen Politik, dass man hinter Meinungsverschiedenheiten desto dicker beieinander ist.
Doris Eisenriegler, Sprecherin der Alternativen und der Grün-Alternativen-Sammlung, warnt dagegen vor zu viel Optimismus.
Es ist zumindest einmal der Wille da, dass man gemeinsam bei den Nationalratswahlen antritt.
Der Wille ist bei allen Gruppierungen da.
Und es gibt auch schon Umrisse, wie diese Einigung ausschauen könnte.
Aber da stehen wir wirklich erst am Anfang.
Und Kaspar Naze-Simmer, alternativer Abgeordneter im Vorarlberger Landtag, vermisst überhaupt bisher Konkretes.
Das ist eine recht komplizierte Angelegenheit.
Da laufen auf verschiedenen Ebenen Gespräche, auf Bundesebene und auf Landesebene.
Für mich ist im Moment noch nicht allzu viel Konkretes in Sicht.
Also ich würde mir mehr wünschen.
Zur Gesamtgrünen-Vereinigung bekennt sich natürlich auch Josef Buchner, Obmann der Vereinten Grünen.
Ideologische Meinungsverschiedenheiten müssten zurückgestellt werden und auch die aus VGÖ-Sicht in der Vergangenheit oft kritisierten linken Positionen bei den Alternativen dürften, so Buchner, kein Problem sein.
glaube ich, findet man also sicher ohne weiter seinen richtigen Weg.
Es gibt in jeder Gruppierung sehr viele positive Kräfte und kann man sich auch nicht vorstellen, dass man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt, der eben heißt
Bei aller Bekenntnis zur Einheit.
Für die Alternativen ist ein völliger Verzicht auf gesellschaftspolitische Anliegen wie auch auf basisdemokratische Strukturen nicht denkbar.
Zumindest auf Minderheitenrechte pocht alle Sprecherin Eisenregler.
Ich sehe die Hauptunterschiede in den verschiedenen Organisationsformen, aber auch natürlich, dass die Inhalte der Alternativenliste
sehr viele gesellschaftspolitische Bereiche umfassen, die von der VGÖ meines Wissens nicht mitgetragen werden.
Und da wird es jetzt auf eine Organisationsform ankommen, wo auch die gesellschaftspolitischen Bereiche nicht untergehen.
Kaspar Naze-Simmer dagegen hält gar nicht die politischen Meinungsverschiedenheiten für das Wesentliche.
Ich finde, dass es nicht thematische
Fragestellungen sind, die uns so sehr auseinanderhalten, sondern eher, ja, ein bisschen politische Ungeübtheit und mangelnde Rücksicht, mangelnde Erfahrung, dann auch eine Reihe von Ängsten und da geht es um alle möglichen Dinge.
Wie immer, in ihrer positiven Haltung zu Fredermeißner-Blau und ihrem Erfolg sind sich alle einig.
Hat die Kandidatin doch viel zu ihrer Wiederannäherung beigetragen.
Welchen Stellenwert sie in einem Nationalratswahlkampf haben sollte, darüber gehen die Meinungen schon wieder auseinander.
Günther Nenning ist für eine große Lösung.
Ich bin dafür, dass man sie bitten soll, das Ganze, wie soll man sagen, als Schutzmantel-Madonna zu machen.
Und ich glaube auch nicht daran, dass sie das nicht machen wird.
Das wäre irgendwie unlogisch.
Nur sollen wir sie jetzt eine Zeitlang in Ruhe lassen.
Und das haben wir geschworen.
Drei Monate hat sie schon und Bedenkzeit.
Meine Prognose ist, sie wird sicher kandidieren.
Ziemlich uneingeschränkt positiv auch VGU-Obmann Buchner.
Natürlich müsste es auch ohne Freda Meisner-Blau eine gemeinsame Kandidatur geben.
Aber ein Gewinn wäre sie.
Menschen angesprochen mit ihrem positiven Wahlkampf oder Wahl-Auseinandersetzung.
Von Kampf wollen wir ja gar nicht reden.
Und dass es ein Gewinn ist, ein großer Gewinn, das stellt für mich außer Frage.
Denkbar wäre eine Spitzenkandidatin auch für die alternative Seite.
Aber aus basisdemokratischer Sicht müsste eben die Basis in jedem einzelnen Bundesland das letzte Wort haben.
Doris Eisenrieger auf die Frage, ob eine gemeinsame Galionsfigur wie Fredermeister Blau vorstellbar wäre.
Denkbar ist es natürlich.
Es wird wahrscheinlich natürliche Spitzenkandidaten geben, je nachdem in welchem Wahlkreis sie kandidieren.
ob Frieda Meißner-Blau von den Wahlkreisen gewählt werden muss.
Ich glaube aber auch, dass sie da keine Schwierigkeiten haben würde.
Aber ob sie dann von allen Wahlkreisen gewählt wird, das kann ich nicht sagen.
Kasper Naze-Simmer könnte sich durchaus mit einer Spitzenkandidatin aus dem Osten Österreichs anfreunden.
Ich habe eigentlich noch nicht so viel darüber nachgedacht.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das ein positiver Beitrag wäre, einfach wie ich Frieda kenne und ihre Fähigkeiten, um in Richtung Nationalrad weiterzukommen.
Bei den Grünen lautet die Devise also derzeit eher abwarten.
Auf eine Entscheidung von Friedermeister Blau, auf Fortschritte in den Verhandlungen.
Und auf das, was ein Einigungskongress werden soll, der ja nicht zufällig im symbolträchtigsten Ort der grün-alternativen Bewegung angesetzt ist, in Hainburg.
Die Situation der Grünen nach dem ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl.
Sie hörten einen Beitrag von Ernest Hauer.
Zwei Minuten vor halb eins ist es jetzt.
Im Journal zu Gast ist heute der designierte Klubobmann der FPÖ-Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager.
Er tritt die Nachfolge des langjährigen FPÖ-Klubobmannes Friedrich Peter an.
Frischenschlager ist seit 1983, also von Beginn der SPÖ-FPÖ-Koalition, Minister für Landesverteidigung.
Zunächst liberales Aushängeschild der Freiheitlichen Partei stürzte Frissenschlager vor eineinhalb Jahren die kleine Koalition in eine veritable Krise, als er den von den Italienern Freigelassenen wegen Kriegsverbrechen verurteilten SS-Offizier Walter Reda persönlich abholte.
Im letzten Jahr war Frischenschlager kämpferisch engagiert, den Ankauf des umstrittenen schwedischen Abfangjägers Traken zu verteidigen.
Nun wird Frischenschlager Klubobmann der FPÖ in einer Zeit, in der die FPÖ, ausgelöst durch Jörg Haider, vor einer Zerreißprobe steht.
Mit Friedhelm Frischenschlager sprach Ulrich Brunner.
Herr Minister Frischenschlager, Sie scheiden jetzt aus der Regierung aus und werden Klubobmann der Freiheitlichen Partei.
Sie haben das ja offensichtlich nicht angestrebt, sondern man hat Ihnen das politisch nahegelegt.
Stimmt das?
Ich bin leidenschaftlicher Parlamentarier und so sehr ich mich ungern von dieser Aufgabe des Verteidigungsministers trenne,
Für mich gibt es fast keine schönere Aufgabe, als an einer so wichtigen parlamentarischen Stelle zu stehen.
Ich bin mit Leib und Seel auch Parlamentarier und insofern, wenn Sie so wollen, scheide ich mit einem weinenden und wechsle mit einem lachenden Auge.
Aber es gibt auch eine Interpretation, die da sagt, der räder- und tragengeschädigte Minister Frischenschlager hat nicht mehr das bringen können, was er am Beginn versprochen hat zu bringen.
Also ich habe für das Bundesheer eine ansehnliche Liste von Punkten erledigt.
Insofern ist es richtig,
dass zwar noch einiges aussteht, und die Arbeit hier kann ja nicht aufhören, aber vieles an Neuem, ganz Wichtigem, hätte ich in diesem Jahr nicht mehr bringen können.
Aber Ihre Frage zieht ja, glaube ich, eher ins Umgekehrte.
Ob ich durch den Fall Räder oder durch die Flugzeuge
zu stark in die Defensive gedrängt worden wäre.
Nun, was den Fall Räder betrifft, so sehe ich die Dinge nach eineinhalb Jahren viel klarer und ich werfe mir selber moralisch nach wie vor nichts vor, weil das, was im Mittelpunkt für mich in diesen wenigen Stunden
im Vordergrund gestanden war, war einerseits, so grotesk das heute klingen mag, eine technische Frage, und auf der anderen Seite natürlich... Eine technische Frage, wie bewältigt man die Überstellung?
Ja.
Das war damals, man darf ja nicht vergessen, dass sich die ganze Republik für die Rückkehrräders eingesetzt hat, und ich bin vor der Entscheidung gestanden, das durchzuführen, und ich hab's getan.
Alles das, was daraus gemacht wurde,
Der sogenannte Staatsempfang hat ja nicht stattgefunden, sondern es ist ja völlig anders abgelaufen.
Nur was dann daraus gemacht wurde, hat eine immense politische Belastung gebracht, für die Republik, für meine Partei, natürlich auch für mich persönlich.
Es war für mich ein sehr stark humanitäres Anliegen, im Innersten, nicht eine spektakuläre Aktion, weil ich eben glaube, dass jemand, der 40 Jahre Gefangenschaft hinter sich hat,
eigentlich eher des Mitleides als der Rache anheimgestellt sein sollte.
Man hat es kräftig
uninterpretiert, weil das Letzte, was ich damit verbinden wollte, ist eine Geste gegenüber den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs, gegenüber Kriegsverbrechen und allen diesen unendlich tragischen Ereignissen.
Das war es wirklich nicht.
Das wäre auch nie meine politische Grundlinie gewesen.
Im Grunde genommen sind Sie offensichtlich heute überzeugt, dass Sie selbst richtig gehandelt haben, dass man nur das missverstanden oder missinterpretiert hat.
Ich möchte noch einmal sagen, menschlich werfe ich mir nichts vor, aber es ist dann dieses Bild hergestellt worden,
Und die Belastung, die dadurch für die ganze Republik entstanden ist, die eben für meine Partei auch entstanden ist, auch für mich persönlich, die hätte ich gerne allen miteinander erspart.
Herr Minister Frischenschlager, Themenwechsel.
Sie haben in Ihrer Ministerzeit auch Schrammen bekommen bei der Anschaffung des Tragen.
Ich will in diesem Interview jetzt nicht alle Pro- und Kontra-Argumente erörtern, nur so viel, haben Sie persönlich
Fehler gemacht in der Argumentation, in der Vorbereitung des Tragenankaufs?
Ich habe diese Entscheidung sehr vehement betrieben, vom ersten Tag an meiner Ministerschaft, weil ich es eigentlich für sehr riskant empfunden habe und empfinde, wie stark die Bewahrung der Souveränität in der Luft in Österreich vernachlässigt wurde.
Ich habe, was die Entscheidung zu Flugzeugen überhaupt und was die Typenentscheidung betrifft, kein schlechtes Gewissen.
Im Gegenteil.
Trotz allem, was gesagt wird und trotz aller Miesgeschicke, die auch außerhalb des Einflussbereichs des Ministers stehen,
kann ich nur immer wieder betonen, dass es eine bescheidene, aber nicht desto weniger sachliche und für 10 bis 15 Jahre das Problem lösende Entscheidung war.
Haben Sie aber nicht den Widerstand etwa in der Steiermark unterschätzt?
Den habe ich sicherlich unterschätzt, aber das ist ein Phänomen der Politik und das wird uns ja noch weiter beschäftigen.
Für mich ist es ein Phänomen,
dass eine Partei eines Bundeslandes, deren Gesamtpartei nicht nur zum Teil mitverantwortlich war, dass die Dinge so lange aufgeschoben wurden, solange sie selber das Ressort geführt hat, dann während der sozialistischen Alleinregierung jeden Verteidigungsminister gebissagt hat, warum auf dem Gebiet nichts passiert, in dem Augenblick, wo eine Entscheidung getroffen wird,
Es zulässt, dass zumindest eine Teilorganisation diese massive Manipulation auf politischer Ebene betreiben kann.
die letzten Endes dazu geführt hat, dass das Vertrauen in dieses Gerät und damit auch in die Luftdruckverteidigung so stark unterminiert wird.
Sie haben in mehreren Diskussionen in der Steiermark sich zu emotionellen Äußerungen hinreißen lassen, die in der Steiermark nicht gut angekommen sind.
Bereuen Sie das heute?
War das ein Fehler?
Da war einmal von Blödsinn die Rede, und Sie haben sich da sehr stark engagiert.
Ja, ich habe mich sehr stark engagiert, und ich werde es auch in Hinkunft tun im Übrigen, und ich werde auch im Parlament dazu Gelegenheit haben.
Wenn so viel bewusste Fehlimation hinausgegeben wird, wenn derartig mit falschen Gerüchten gearbeitet wurde, wenn die Entscheidung wirklich um die
Fachleute, die das alles erarbeitet haben, in einem langwierigen Prozess.
Ja, selbstverständlich wird ein Verteidigungsminister da auch emotional, aber ich finde keine Äußerung von mir, von der ich letzten Endes nichts sagen könnte, dass sie besteht.
Natürlich, die Auseinandersetzung war hart und auch emotional.
Aber das ist auch gar nicht anders möglich.
Jedenfalls im sachlichen Kern ist sie richtig und ich stehe dazu.
Zusammenfassend, die Schrammen, die Sie aus den Affären Reda und die Sie in Kampf um den Draken bekommen haben, diese Schrammen, glauben Sie, waren nicht mitentscheidend für Ihren Wechsel in den Klub?
Räder war für mich eine moralische Herausforderung und Belastung.
Die Tragenentscheidung ist für mich eine richtige und was ich da an Attacken abbekommen habe, schert mich relativ wenig.
Die Entscheidung ist richtig.
Dass es Kritik daran gibt, gehört auch dazu, aber es war in keiner Phase der Entscheidung dieser Personalfragen ein Argument, man müsste mich deshalb jetzt aus dem Schussfeld schleppen, wie es eine Karikatur auch ausgedrückt hat.
Das war nicht der Fall.
Sie fühlen sich nicht abgeschoben ins Parlament?
Nein, keineswegs.
Herr Minister Frischenschlager, Sie übernehmen den Club der Freiheitlichen Partei, den Abgeordnetenclub der Freiheitlichen Partei in einem Augenblick, wo Ihre Partei vor einer Zerreißprobe steht.
Ihr Parteiobmann selbst spricht von der Gefahr eines Komödiantenstadels.
Sie haben gestern in Ihrer Pressekonferenz fast einen dramatischen Appell an Ihre Partei gerichtet.
Kann man das so interpretieren, dass Sie sich Sorgen machen um den Bestand des dritten Lagers in Österreich, um den Bestand Ihrer Partei?
Zurzeit hat meines Erachtens die Freiheitliche Partei eine der letzten Chancen, sich selber Rechenschaft darüber zu geben, was sie in der österreichischen politischen Landschaft für eine Position einnehmen will.
Die Schwierigkeiten sind meines Erachtens vielleicht auch ein bisschen menschlicher Natur.
Eine Partei, die aus Führungsfunktionären besteht, da kann schon auch ein menschliches Problem mitschwingen.
Aber im Wesentlichen ist es unser Problem, dass wir den Wert, den Stellenwert der Bundespolitik in der Freiheitlichen Partei nur jetzt in dieser starken Form kennengelernt haben.
Das war früher nicht so.
Aber jetzt steht und fällt die Freiheitliche Partei mit ihrer bundespolitischen Rolle.
Sie steht und fällt mit der kommenden Nationalratswahl.
Und hier sehe ich die Schwierigkeiten im Parteigefüge.
Und wir müssen zurück zu einem geordneten Verhältnis Bundespartei und das heißt nicht Wien.
Bundespartei heißt die Gesamtheit der Partei zu den einzelnen Landesgruppen.
Man weiß, dass in einer kleinen Koalition immer das Problem besteht, wie kann sich der kleine Partner profilieren, wie kann er seine Schwerpunkte herausarbeiten, wie kann er beweisen, wo er sich durchgesetzt hat.
Ist das zu wenig geschehen?
Ich würde sagen, dass es einmal auch die sozialistische Partei nicht immer verstanden hat, aus erklärlichen, egoistischen Gründen,
dass der kleinere Partner ebenfalls seine wirklichen Erfolge auch dementsprechend in der Öffentlichkeit präsentieren können muss.
Zurück zu Ihrer Partei.
Was soll nun mit Haider geschehen?
Ich meine, dass Haider die Bundespartei arbeiten lassen soll.
Ich habe Verständnis für die Interessen von Landesgruppen, auch personelle.
Ich habe Verständnis für politischen Ehrgeiz, auch persönlichen Ehrgeiz.
Ohne dem geht es in der Politik auch nicht.
Aber Haider und seine Landesgruppe oder große Teile seiner Landesgruppe müssen
Das schien in mir unabdingbar erkennend, dass sie mit ihren Beschlüssen zu weit gegangen sind.
Das riecht zu sehr nach Spaltung.
Und wenn ich als Klubobmann lese, dass der Kärntner Nationalesabgeordnete aufgefordert wird, sich um den Klub eigentlich nicht mehr zu kümmern, der Abgeordnete Huber, so halte ich das einfach für eine Entwicklung,
die die gemeinsame Basis bei aller Individualität infrage stellt.
Und da muss es doch einfach eine Rückkehr mit Vernunft geben.
Also sind Sie gegen einen Parteitag, bei dem es dann zu einer Klärung kommt, zu einer Kampfabstimmung zwischen Steger und Haider?
Die Freiheitliche Partei hat im kommenden Herbst ihren ordentlichen Parteitag und es ist dort durchaus legitim,
nach einer, wie ich hoffe, politischen Argumentation und nicht personellen.
Auch die Obmann-Frage zu stellen, das ist der Auftrag, die Aufgabe des Parteitags.
Wenig halte ich von einem außerordentlichen Parteitag, der zu nichts anderem führt, als zu einem wochenlangen Schaukampf,
bei der die inhaltlichen politischen Fragen völlig unter den Tisch fallen, logischerweise, weil dann wird eben bloß der Streitereiraum gegeben in den Aussagen und daher auch dann in den Medien und die Chance,
Dieses knappe Jahr bis zur Nationalratswahl zu nützen, zur politischen Arbeit, dieses knappe Jahr wird noch um etliche Wochen verkürzt.
Wenn es beim Parteitag zur Obmannfrage kommt, für wen werden Sie sein?
Ich habe meinen politischen Weg in diese Bundesregierung bewusst gemacht.
Ich halte ein Wechsel von Spitzenpositionen, vor allem dem Bundesobmann oder die Funktion des Vizekanzlers, so knapp vor der Nationalratswahl für keine glückliche Lösung.
Bei allen Fehlern, die man jedem von uns nachsagen kann, meine ich, die Freiheitliche Partei muss einen eingeschlagenen Weg
den sie sehr bewusst als Bundespartei eingeschlagen hat, weitergehen, zu glauben, mit einer Kehrtwende um 180 Grad oder nur um 90 Grad das politische Heil zu suchen, in schwierigen Zeiten, davon halte ich sehr wenig.
Manchmal, wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte und Parteien, Gemeinschaften, wenn sie eine Führungsfigur haben, die
eher polarisiert und nicht integriert, sucht sie sich einen anderen.
Schließen Sie aus, dass ein anderer, nämlich vielleicht Justizminister Ofner, aus diesem Streit als der Sieger hervorgehen könnte, als der, auf den die Partei dann ruft, als Integrationsfigur?
Ich halte jede personelle Entscheidung, die von einer breiten Mehrheit in der FPÖ getragen wird und die einen politischen Sinn hat, für überlegenswert.
Insofern möchte ich eine derartige Entwicklung nicht ausschließen.
Ob es dazu kommt, hängt von so vielen anderen Faktoren ab.
Was ich nur erwarten muss von allen,
dass sie nach einem Weg suchen, der der Freiheitlichen Partei insgesamt zum Nutzen reicht.
Ich danke für das Gespräch.
Der designierte FPÖ-Clubobmann Friedhelm Frischenschlager war heute im Journal zu Gast.
Ulrich Brunner hat mit ihm gesprochen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Abrüstung, Arbeitslosigkeit und Entwicklungshilfe?
Diese Frage hat die Internationale Arbeitsorganisation in Genf, ILO, in einer groß angelegten Studie untersuchen lassen.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden jetzt veröffentlicht und es werden in drastischer Weise die Zusammenhänge zwischen den exorbitanten Rüstungsausgaben und der Entwicklungshilfe aufgezeigt.
Einzelheiten aus der ILO-Studie hören Sie von Jürgen Hören.
Was würde geschehen, wenn die astronomischen Summen, die jährlich für die Rüstung ausgegeben werden, umgeleitet würden, um zum Beispiel den Hunger in der dritten Welt endlich wirksam zu bekämpfen?
Würden tausende Arbeitsplätze verloren gehen oder neue gewonnen werden?
Hypothetische Fragen, die das internationale Arbeitsamt in Genf, ILO in einer Studie unter dem Titel Abrüstung und Entwicklung aufgegriffen hat.
Nach dieser Untersuchung sind in den letzten 25 Jahren die Ausgaben für Rüstungszwecke weltweit von 400 auf 1.000 Milliarden US-Dollar gestiegen.
Das ist mehr, als die ärmere Hälfte der Menschheit insgesamt an Einkommen zur Verfügung hat.
Kann es so weitergehen, fragt die ILO, dass Ressourcen, die das Leben auf der Erde verbessern könnten, dazu genutzt werden, das Todesurteil an der Menschheit zu vollstrecken?
Würden die Verteidigungsausgaben umgeschichtet in sinnvolle Entwicklungshilfe, so die Studie, würde dies langfristig weder negative wirtschafts- noch arbeitsmarktpolitische Konsequenzen nach sich ziehen.
Innerhalb eines Jahrzehnts ließen sich rund 170 Millionen neue Arbeitsplätze in der dritten Welt und weitere 10 Millionen in den hochentwickelten Marktwirtschaftsländern des Nordens schaffen, heißt es in der Untersuchung.
Es könnte die Grundlage für ein dauerhaftes jährliches Wachstum von 9,4 Prozent in den marktwirtschaftlich organisierten Ländern der Dritten Welt und von 3,7 Prozent in den Industrieländern geschaffen werden.
So die wissenschaftliche Hypothese, die davon ausgeht, dass Ost und West sich auf ein gemeinsames Konzept einigen.
Kommt es nicht zu einer wenigstens teilweisen Kürzung der Rüstungsetats zugunsten der Entwicklungsländer und ist auch die dritte Welt nicht selbst bereit, ihre Militärausgaben drastisch zu kürzen, wird sich das Ungleichgewicht der Entwicklung künftig noch weiter verschärfen.
Nach den Vorstellungen der ILO müssten die Milliardensummen, die heute für Panzer, Bomben und Raketen ausgegeben werden, vor allem in die Landwirtschaft der Dritten Welt investiert werden.
Den verarmten Bauern und grundbesitzlosen Arbeitnehmern müsste man ermöglichen, Land zu erwerben, die Ergebnisse der westlichen Forschung zu nutzen, Düngemittel zu beziehen und die Wasserversorgung zu sichern.
In den städtischen Gebieten sollten bisher wenig produktive Erzeuger einen besseren Zugang zu den Märkten sowie den Ausbildungszentren erhalten und durch Kredite gefördert werden.
Schon eine Kürzung der Rüstungsetats um 30 Prozent wäre nach Meinung der ILO ein Erfolg und könnte, würden diese Ersparnisse in einen Entwicklungsfonds umgeleitet, eine merkliche Wende zum Besseren für die Länder der dritten Welt bedeuten.
Ein überraschendes Ergebnis dieser ILO-Studie ist, dass 50 Prozent der 10 Millionen Arbeitsplätze, die bis zum Jahr 2000 in den westlichen Industrieländern durch Umleitung der Rüstungsausgaben geschaffen werden könnten, auf die Landwirtschaft empfielen.
Die Fertigungsindustrie wäre mit 30 Prozent, der Dienstleistungssektor mit 20 Prozent am Beschäftigungszuwachs beteiligt.
Nordamerika hätte einen größeren Anteil am Beschäftigungszuwachs im Landwirtschafts- und Dienstleistungsbetrieb, während in Japan und Westeuropa mehr Arbeitsplätze in der Fertigungsindustrie entstehen würden.
In den Entwicklungsländern würden über 50 Prozent der 170 Millionen neuen Arbeitsplätze auf die Landwirtschaft, die Lebensmittelverarbeitung und die Fertigungsindustrie entfallen.
Profitieren würden vor allem Lateinamerika, Indien und der afrikanische Kontinent.
Die Studie wurde in der Hoffnung ausgearbeitet, so das Internationale Arbeitsamt in Genf, dass das Ende dieses Jahrzehnts endlich eine gewisse Verlangsamung des Wettrüstens bringen und die Abrüstungsdiskussion in eine neue Phase eintreten wird, anstatt nur zu reden, endlich zu handeln.
Zehn Minuten vor 13 Uhr ist es jetzt.
Mozart heute ist einer der Themenschwerpunkte der diesjährigen Wiener Festwochen.
Waren vor ein paar Jahren Beispiele aus dem von Nikolaus Annancourt und Jean-Pierre Ponnell arbeiteten Mozart-Zyklus der Zürcher Oper in Wien zu sehen, so präsentieren die Festwochen heuer sehenswerte Mozart-Interpretationen der komischen Oper Berlin, der englischen Kent Opera und des Hamburger Studio Mille-Tre.
Bereits heute Abend beginnt ein Gastspiel der Brüsseler mit einer Aufführung von Così fan tutte, einer Aufführung, die noch am 12. und 13.
Mai im Theater an der Wien gezeigt wird.
Als zweite Produktion der Brüsseler ist dann am 17. und 19.
Mai Mozarts Jugendoper La finta gardiniera zu sehen.
Walter Gellert hat zu diesem Festwochengastspiel den folgenden Beitrag gestaltet.
Die interessantesten, aufregendsten und schönsten Aufführungen von Mozart-Opern sieht man zurzeit weder in Wien, München oder im sommerlichen Salzburg, sondern in Brüssel.
Dies stellte ein Kritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Artikel über das ambitionierte Opernhaus in der belgischen Hauptstadt fest.
Und in der Tat ist es bemerkenswert, was der seit 1981 amtierende Direktor der nicht allzu hoch dotierten Brüsseler Oper auf die Beine gestellt hat.
Durch optimale Arbeitsbedingungen – das Haus ist auf Stagione-Betrieb abgestellt und kann daher ca.
14 Tage vor den Premieren ganztägig für Proben zur Verfügung stehen – gelingt es immer wieder, interessante Regisseure zu gewinnen, wie etwa Luc Bondy oder den Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann, der in Brüssel sein Regie-Debüt feierte.
Mozart ist für Operndirektor Gérard Mortier ein wichtiger Schwerpunkt bei der Programmgestaltung.
Wir haben die Alle da Ponte Opern gemacht, wir haben die Opera Seren gemacht, also die wichtigsten bis jetzt, Clemenza di Tito, auch in der Herreninstallierung, Idomeneo und Lucio Silla und haben jetzt ein phänomenales Stück von Mozart, meines Erachtens, die Finta Cardiniera.
Ich warte mit den zwei deutschen Stücken noch,
Entführung und Zauberflöte, weil es mir einfach darauf ankommt, auch für ein französisches Publikum Sänger zu finden, die einen perfekten deutschen Dialog sprechen können und trotzdem also alles da mitbringen, um eine tolle Regie und musikalische Arbeit zu machen.
Das soll in 89 kommen.
Ich will unbedingt die Zauberflöte aufführen zum 200-Jahr-Feier der französischen Revolution, weil ich glaube, dass diese Oper alle großen Prinzipien des Ende des 18.
Jahrhunderts in sich birgt und eigentlich die neue Gesellschaft ankündigt.
Von den internationalen Kritikern besonders gerühmt wurde Luc Bondy's vor zwei Jahren entstandene Inszenierung von Così fan tutte in Brüssel, mit seiner tiefen psychologischen Deutung der Verwicklungen und Verwirrungen des Spiels um Liebe.
Bondy, von dem auch noch die Berliner Schaubühnenaufführung von Maribus' Triumph der Liebe in Wien bei den Festwochen zu sehen ist,
hat in seiner Regiearbeit zu Così fan tutte Zuschauerraum und Orchestergraben mit einbezogen und für einen Schauspielregisseur nur natürlich besondere Sorgfalt bei der Inszenierung der Rezitative verwendet.
Luc Bondi?
Die Darstellung einer solchen komplizierten verwickelte Geschichte wie diese, wie dieses Così ist natürlich etwas sehr schweres, weil in der Musik sind so viele Sachen
beinhaltet und materialisiert, wenn man will, auf der Bühne, könnten sie sofort eine Schematisierung sein.
Und deswegen habe ich versucht, was zu finden, auch im Raum.
Das ganze Fluidum dieser Musik irgendwie so zu machen, dass man nicht zu stark wieder an zu realen Sachen wieder denkt.
Figuren, die schwanken und ständig schwanken.
Diese Figuren, die nicht mehr wissen, wer sie selber sind.
Diese fast luftige Musik und diese Melancholie.
Also da Situationen,
zu schaffen, die das möglich machen.
Bondischs Bühnenbildner bei Mozarts Così fan tutte ist Karl-Ernst Herrmann, der für diese Aufführung ein 190 Meter langes von einem Elektromotor bewegtes Landschaftspanorama gestaltet hat.
Herrmann ist auch der Regisseur der zweiten Mozartoper, die von den Brüsselern in Wien gezeigt wird.
La Finta Giardiniera, hierzulande kaum gespielt, ist die jüngste und bisher erfolgreichste Produktion eines Werkes von Mozart an der Nationaloper Brüssel.
Direktor Gérard Mortier
Die Finta ist ein Revolutionsstück von Mozart.
Also einfach die Gedanke, dass es eröffnet mit einem riesen Ensemble, müsste die Leute mal schon zum Nachdenken setzen.
Und was wir versucht haben, ist einerseits darauf hinzuweisen, dass dieses Stück schon alle Elemente hat, der späteren Da Ponte Open, dramaturgisch und auch musikalisch.
Und das kam vor uns darauf an, zu zeigen, dass das ein riesen Spiel ist über die Liebe, wie ein grosses Marivostück,
Also da spürt man, es ist ja kein Jugendwerk, es ist schon das Werk von einem Menschen, der ja mit 18 Jahren alles beherrscht, also doch einen Großteil beherrscht.
Und das soll herauskommen, das haben wir versucht zu zeigen, dass es halt nicht mit der linken Hand geschrieben würde, aber unglaublich wichtig war.
Sir John Pritchard und Sylvain Cambréling sind die Dirigenten der Aufführungen der Brüsseler Oper im Theater an der Wien.
Karten sind vor allem für die beiden Vorstellungen von La Finta Giardiniera zu haben.
Eine Möglichkeit für Opernfreunde in Österreich, Mozart einmal abseits des normalen Repertoires zu begegnen.
Die Brüsseler Oper bei den Wiener Festwochen.
Walter Gellert gestaltet den eben gehörten Beitrag.
Dreieinhalb Minuten vor 13 Uhr ist es jetzt.
Wir schließen dieses Mittagsschornal mit einigen Meldungen.
Österreich.
Wie der Generaldirektor der internationalen Atomenergiebehörde in Wien, Hans Blix, angedeutet hat, dürfte die Sowjetunion nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl nun bereit sein,
ein Frühwarnsystem zu installieren.
Blix sagte, der Brand in dem Reaktor sei von oben durch den Abwurf von Sand und Chemikalien von unten mit flüssigem Stickstoff bekämpft worden.
Das Feuer konnte gelöscht werden, die Temperaturen sind aber noch hoch.
Moskau hat inzwischen bestätigt, dass das Reaktorunglück ein drittes Menschenleben gefordert hat.
In Österreich ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums die Strahlung zurückgegangen, trotzdem bleiben die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen aufrecht.
europäische Gemeinschaft.
Vertreter des gemeinsamen Marktes haben in Brüssel die endgültige Entscheidung über einen Einfuhrstopp frischer Lebensmittel aus dem Ostblock neuerlich verschoben.
Eine Klärung der Frage wird erst für den Abend erwartet.
In Paris ist die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu dem Schluss gekommen.
Der Reaktorunfall von Tschernobyl bedeute im Vergleich zu anderen Gefahrenmomenten
keine wesentliche Erhöhung des Gesundheitsrisikos der Bevölkerung.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden sowohl von Seiten der Unionsparteien als auch von der SPD Stimmen laut, wonach ein Abgehen von der Kernenergie nicht möglich sei.
Italien
Der Wiener Altertsbischof Kardinal Franz König hat bei einer Tagung in Vicenza die Aufnahme eines neuen, aufrichtigen Friedensdialoges zwischen Ost und West gefordert.
König verlangte auch die Einschränkung des internationalen Waffenhandels sowie gemeinsame Anstrengungen zur Überwindung der Hungerkatastrophe in der Dritten Welt.
Der Kardinal betonte, die nukleare Abschreckung sei kein Weg zu einem dauerhaften Frieden.
Österreich.
Für den künftigen Klubobmann der freiheitlichen Parlamentsfraktion und scheidenden Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager ist klar, dass die FPÖ zurzeit die letzte Chance hat, sich Rechenschaft zu geben über ihre politische Position.
In der Radioreihe im Journal zu Gast sagte Frischenschlager, die FPÖ stehe und falle mit ihrer bundespolitischen Rolle.
Sie müsse zurückkehren zu einem geordneten Verhältnis der Bundespartei zu den einzelnen Landesgruppen.
Zur Bereinigung innerparteilicher Streitereien ist laut Frischenschlager ein außerordentlicher Parteitag ungeeignet, weil er nur zu einem wochenlangen Schaukampf führen würde.
Die ÖVP hat ihre Forderung nach Vorverlegung des Termins für den zweiten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl erneuert und bekräftigt.
In diesem Sinn äußerten sich der Verfassungssprecher der ÖVP Heinrich Neisser, der Vorsitzende der christlichen Gewerkschaft Robert Lichal und der Obmann des Seniorenbundes der Volkspartei Hermann Wittal.
Die zweite Nationalratspräsidentin Marga Hubinek meinte in einer Parteiaussendung, Innenminister Blecher versuche die Wahlbehörde zu manipulieren.
Noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
Nur örtlich sonnig, überwiegend aber bewölkt.
Nachmittagstemperaturen 15 bis 20 Grad.
In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
Karl Jokowsky verabschiedet sich für Redaktion und Technik.