Mittagsjournal 1981.08.08

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott meine Damen und Herren, für das Team des Mittagschannals begrüßt sich heute Lois Glück.
    Wir bringen ein großes Interview mit Kurt Waldheim heute, dem österreichischen Generalsekretär der Vereinten Nationen.
    Es geht um die Rolle der Weltorganisation und um die Rolle ihres Chefs.
    Einige Kernaussagen Waldheims, die UNO hat den größten Anteil an der Verhinderung eines dritten Weltkriegs, doch die Weltlage ist gefährlich, wie seit 20 Jahren nicht.
    Waldheim appelliert an die Großmächte zu verhandeln und zu seiner möglichen Wiederwahl, sagt unser Journalgast.
    Er reiße sich nicht um den Job, aber man darf da skeptisch bleiben.
    In Polen haben die letzten Tage eine deutliche Klimaverschlechterung gebracht.
    Die harte Moskauer Fraktion wird wieder stärker und auf der anderen Seite will jetzt die Solidarität mit aller Macht die Kontrolle über die Lebensmittelversorgung an sich reißen.
    In Österreich nimmt die Zahl der Polen in der Grauzone zwischen Flüchtling und Tourist zu.
    Sie fallen dem Arbeitsschwarzmarkt und dem Wohnungswucher in die Hände.
    Dazu ein Beitrag aus Wien.
    Thema Nationalpark Ruhe Tauern.
    Die SPÖ-Spitzenpolitiker Staribacher und Fischer beurteilen nach einem Lokal-Augenschein die Chancen, dass man die Interessen von Kraftwerkserbauern und Naturschützern vereinbaren kann, optimistisch zumindest in der Kernzone.
    Außerdem gibt es eine Presseschau unter anderem zum Thema PLO-Affäre und die Kulturredaktion berichtet sozusagen in eigener Sache, das ORF-Symphonieorchester spielt bei den Salzburger Festspielen klassisch modernes und ganz modernes.
    Zunächst das Weltgeschehen in zehn Minuten.
    Verantwortlich für die Nachrichten ist Edgar Theider.
    Nebenan im Sprecherstudio sitzt Günter Bahr.
    Polen.
    Der neue Primast der katholischen Kirche Polens, Erzbischof Gwemp, hat seine Landsleute zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgerufen.
    In einer Sendung des polnischen Fernsehens meinte Kremp, die gesamte Nation müsse ihr Bestes geben, um die Drohung des Hungers abzuwenden.
    Der Erzbischof reagierte damit auf den vierstündigen Warnstreik von etwa einer Million Arbeiter, durch den gestern fast die gesamte Industrieproduktion in Oberschlesien lahmgelegt worden ist.
    Die staatlichen polnischen Gewerkschaften haben harte Kritik sowohl an der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität als auch an der Staats- und Parteiführung geübt.
    In einer Erklärung des Konsultativausschusses der staatlichen Gewerkschaften heißt es, extreme Kräfte hätten genug Chaos in Polen verursacht.
    Den Behörden wird Passivität angesichts der Krise vorgeworfen.
    Nach der Gründung der Solidarität ist der Einfluss der staatlichen Gewerkschaften in Polen stark zurückgegangen.
    Von amtlicher Seite in Warschau wurde bestätigt, dass Parteichef Kania erkrankt ist.
    Er befinde sich aber nicht mehr in Spitalspflege, heißt es in einer Mitteilung.
    Nähere Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben.
    Polen, Österreich.
    Etwa 8000 Tonnen Lebensmittel und Medikamente hat Polen in diesem Jahr als Spenden aus dem Ausland erhalten.
    Die Spenden hatten einen Wert von umgerechnet etwa 300 Millionen Schilling.
    Nach Angaben der polnischen Nachrichtenagentur PAP werden die Hilfsendungen ausländischer Organisationen und Einzelpersonen von einer Kommission aus Vertretern der Regierung, der katholischen Kirche und des Roten Kreuzes verteilt.
    Mitarbeiter des Malteser Hospitaldienstes in Österreich organisieren zurzeit einen Großtransport mit Insulin, Babynahrung und Verbandsmaterial zugunsten polnischer Spitäler.
    Der Transport soll Ende nächster Woche nach Katowice abgehen.
    Der Malteser Hospitaldienst erbietet Spenden auf das Postcheckkonto 1.999.000.
    Österreich, Libanon.
    Die Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation ist offenbar bereit, ihren Vertreter in Wien, Ghazi Hussein, abzuberufen.
    Wie ein ORF-Mitarbeiter im Morgenjournal berichtete, wird von der PLO in Beirut ein entsprechendes Ansuchen der österreichischen Bundesregierung überprüft und voraussichtlich positiv erledigt.
    Ghazi Hussein hatte gestern über eine Mitarbeiterin erklären lassen, Informationen über seine Abberufung im Zusammenhang mit der Waffenschmuggelaffäre am Flughafen Wien entbehrten jeder Grundlage.
    Sollte die PLO-Führung ihn jedoch abberufen, wird er diesem Beschluss nachkommen.
    Saudi-Arabien.
    Kronprinz veracht hat die völlige Einstellung der amerikanischen Hilfe für Israel als eine der Hauptbedingungen für eine gerechte Regelung im Nahen Osten bezeichnet.
    Gegenüber der amtlichen saudischen Presseagentur meinte der Kronprinz, seine Erwartungen sowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Europa seien enttäuscht worden.
    Er forderte den amerikanischen Präsidenten Reagan auf, von dem in Camp David geschlossenen Nahostrahmenabkommen mit Ägypten und Israel abzurücken.
    Die europäischen Staaten sollten sich in einer neuen Initiative um eine gerechte und dauerhafte Friedensregelung im Nahen Osten bemühen.
    Für Saudi-Arabien sei die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt unerlässlich, meinte der Kronprinz.
    USA
    Der ägyptische Staatspräsident Sadat hat die Vereinigten Staaten zu einer Änderung ihrer Politik in der Dritten Welt aufgefordert.
    In New York erklärte Sadat vor dem Rat für auswärtige Angelegenheiten, die USA sollten in aller Welt Unabhängigkeitsbewegungen unterstützen und zugleich ihre Verbündeten in den Entwicklungsländern gegen sowjetische Interventionen bewaffnen.
    Zu den Organisationen, die der amerikanischen Unterstützung wert seien, zählte Sadat ausdrücklich die in Namibia kämpfende südwestafrikanische Volksorganisation Swapo sowie die palästinensische Befreiungsorganisation.
    Beide Organisationen werden von Washington nicht anerkannt.
    In New York traf Sadat auch mit führenden Vertretern jüdischer Organisationen zusammen, die seine Friedensbemühungen im Nahen Osten lobten.
    Die amerikanische Regierung hat die Sowjetunion zur Teilnahme an Verhandlungen aufgefordert, die zu einem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan und zu einer politischen Lösung dieses Problems führen sollen.
    Das Außenministerium in Washington bedauerte in einer Pressemitteilung die, wie es heißt, sowjetische Unnachgiebigkeit gegenüber den jüngsten Vorschlägen der europäischen Gemeinschaft zur Einberufung einer internationalen Afghanistan-Konferenz.
    Sowjetunion Belgien
    Vor der litauischen Küste findet nach den Angaben aus dem NATO-Hauptquartier in Brüssel zurzeit das größte amphibische Manöver statt, das die Sowjetunion jemals in der Ostsee durchgeführt hat.
    An der Übung nehmen Einheiten der vier sowjetischen Flotten teil, die normalerweise im Nordmeer, im Pazifik, dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer stationiert sind.
    Beteiligt sind 17 Großschiffe sowie mindestens 52 kleinere Kriegsschiffe.
    Einen Zusammenhang mit der Krisensituation in Polen gäbe es offenbar nicht, hieß es dazu aus dem Nauto-Hauptquartier.
    USA.
    Die amerikanische Regierung macht ihre Drohung gegenüber den streikenden Fluglotsen wahr.
    Bis gestern wurden mehr als 5000 Entlassungsschreiben an die streikenden Flugleiter abgesandt.
    Nach Aussage von Verkehrsminister Lewis müssen auch die anderen 7000 im Ausstand befindlichen Lotsen mit ihrer Entlassung rechnen.
    Bisher wurden 230 neue Beschäftigte eingestellt, um die Schwierigkeiten im amerikanischen Luftverkehr zu beseitigen.
    Am kommenden Montag wird ein Gespräch zwischen dem Verkehrsministerium, der amerikanischen Luftfahrtbehörde und Vertretern der Flughäfen stattfinden, um über die künftigen Pläne der Flugkontrolle zu beraten.
    Die Regierung weist Zweifel an der Flugsicherheit in den USA energisch zurück.
    Trotz des Streiks wurden gestern etwa 70 Prozent der inneramerikanischen Flüge durchgeführt.
    Italien.
    Wegen eines 24-stündigen Streiks der Bordingenieure fällt bei der italienischen Fluggesellschaft Alitalia heute und morgen ein Teil der Flüge aus.
    Betroffen sind vor allem Großraumflugzeuge der Typen Jumbo und Airbus, die zwischen Italien und New York und zwischen Rom und Mailand verkehren.
    Die 240 Bordtechniker fordern unter anderem höhere Löhne.
    USA.
    Die amerikanische Luftwaffe hat für ihre supermodernen Jagdflugzeuge vom Typ F-16 ein generelles Startverbot verfügt.
    Grund für diese Maßnahme sind Schwierigkeiten mit dem Bordcomputer.
    Maschinen des Typs F-16 sind auch den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Norwegen und in Israel im Einsatz.
    Auch dort wurden Flüge mit F-16 Maschinen vorübergehend eingestellt.
    Österreich
    Die Ursache des Absturzes eines deutschen Sportflugzeuges in der Nähe von Tamsweg im Bundesland Salzburg ist nach wie vor ungeklärt.
    Den Behörden ist es bis jetzt nur gelungen, einen der vier Toten zu identifizieren.
    Die Unfallstelle ist durch Gendarmerie und Feuerwehr abgesperrt.
    Seit heute früh versucht eine Kommission, den Hergang des Unglücks zu rekonstruieren.
    Nach Augenzeugenberichten war die Maschine über die rechte Tragfläche abgeschmiert und etwa 200 Meter tief in einen Wald gestürzt.
    Italien.
    Die Genesung von Papst Johannes Paul II.
    macht nach der letzten Operation am vergangenen Mittwoch weiterhin gute Fortschritte.
    Dies geht aus dem jüngsten Blüten der behandelnden Ärzte der Gemelli-Klinik in Rom hervor.
    Der Papst kann bereits täglich für einige Stunden das Bett verlassen.
    Bei der Nachoperation wurde der künstliche Darmausgang entfernt, den die Ärzte nach dem Schusswaffenattentat vom 13.
    Mai zur Heilung der verletzten Darmtrakte angelegt hatten.
    Luxemburg.
    Die Regierung des Großherzogtums hat den Europäischen Gerichtshof angerufen, um eine Entscheidung über die Tagungsorte des Europaparlaments zu erreichen.
    Außenministerin Flesch erklärte in einem Rundfunkinterview, nur die Regierungen der Zehner Gemeinschaft hätten über den Sitz des Parlaments zu entscheiden.
    Die 434 Abgeordneten hatten bei einer Abstimmung im Juli mehrheitlich für Straßburg und Brüssel als Tagungsorte gestimmt.
    Das Europaparlament will dadurch vor allem die teuren Reisen der Abgeordneten einschränken.
    Das Wetter.
    Bei allgemein geringen Luftdruckunterschieden überwiegt im Alpenraum schwacher Hochdruckeinfluss.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Über dem Flachland zeitweise sonnig, im Allgemeinen aber stark quälende Bewölkung und vor allem über dem Bergland aufkommen lokaler Gewitter.
    Schwachwindig, Tageshöchsttemperaturen 24 bis 30, Frühtemperaturen morgen 12 bis 19 Grad.
    Die Aussichten für morgen?
    Im Osten meist sonnig, sonst häufig reichlich bewölkt und vor allem über dem Bergland einzelne gewittrige Schauer.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 24 bis 29 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 27 Grad, Südostwind 3 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkenlos 28, Süd 10.
    Linz heiter 25 Grad, Nord 5.
    Salzburg heiter 26 Grad, Nordwest 10.
    Innsbruck heiter 22 Grad, West 5.
    Bregenz, Heiter, 23 Grad, Südwestwind, 3 Kilometer in der Stunde.
    Graz, Heiter, 26 Grad, Windstill.
    Und Klagenfurt, Heiter, 25 Grad, Westwind, 3 Kilometer in der Stunde.
    Jetzt ist es 12.12 Uhr.
    Man nennt ihn den höchsten Beamten der Welt, er dürfte der bekannteste lebende Österreicher der Welt sein und über seinen Beruf sagt er, das ist der unmöglichste Job der Welt.
    Dr. Kurt Waldheim, 63 Jahre, Generalsekretär der Vereinten Nationen.
    Früher Außenminister der letzten ÖVP-Regierung Klaus, erfolgloser Präsidentschaftskandidat gegen Franz Jonas, dann österreichischer UNO-Botschafter und seit 1972 oberster Chef der Weltorganisation, in der 154 Staaten Mitglied sind.
    Dr. Kurt Waltrim wurde 1977 wiedergewählt.
    Im Oktober wahrscheinlich entscheidet sich, ob er als erster UNO-Generalsekretär zu einer dritten fünfjährigen Funktionsperiode berufen wird.
    Das hängt davon ab, ob er kandidiert, was er noch offen lässt, und es hängt ab vom politischen Kaliber der Gegenkandidaten.
    Die Entscheidung fällt in der Vollversammlung und im Sicherheitsrat, wo die fünfständigen Mitglieder USA, UdSSR, Großbritannien, Frankreich und China zustimmen müssen.
    Jeder hat hier ein Vetorecht.
    Hinter den Kulissen des Glaspalastes am New Yorker East River haben die Kabalen und Intrigen längst begonnen.
    Die Frage, ob sozusagen auch der Nachfolger von Kurt Waldheim, Kurt Waldheim heißt, ist eines der Themen des folgenden Interviews mit der Nummer 1 der UNO.
    Am Rande eines Salzburg-Aufenthalts Waldheims, anlässlich eines Seminars, schnitten Rudolf Nagilla und Edgar Sterbens auch Fragen der globalen politischen Lage, der Effizienz der UNO und der Kritik an Waldheims Amtsführung an.
    Sie hören also jetzt im Journal zu Gast.
    Herr Dr. Waldheim, was war die Hauptleistung der UNO in den dreieinhalb Jahrzehnten ihres Bestehens?
    Ich glaube, dass man am besten die Frage damit beantworten kann, dass es keinen Dritten Weltkrieg gegeben hat.
    Das wird vielfach übersehen.
    Es hat eine Fülle von Regionalkriegen, lokalen Auseinandersetzungen gegeben, aber ein
    Dritter Weltkrieg wurde vermieden und dazu hat sicherlich die Vereinten Nationen, haben dazu sicherlich beigetragen.
    Können Sie da einmal ein sehr typisches, aber konkretes Beispiel nennen?
    Ja, zum Beispiel der Oktoberkrieg im Jahre 1973 im Mittleren Osten.
    Es war damals die Gefahr einer Großmächte,
    Konfrontation, einer militärischen Konfrontation.
    Beide Großmächte haben befürchtet, dass die eine oder andere direkt militärisch im Mittleren Osten eingreifen könnte und haben ihre Truppen in Alarmbereitschaft gesetzt.
    Und es war in diesem Augenblick, dass der Sicherheitsrat sich mit der Frage befasst hat und den Generalsekretär beauftragte, unmittelbar und unverzüglich eine
    Friedenstruppe aufzustellen und in das Kampfgebiet zu entsenden, um die israelischen und ägyptischen Truppen voneinander zu trennen und damit eine Beruhigung herzustellen.
    Und das ist gelungen.
    Ich habe binnen 24 Stunden die Truppen aus Zypern, circa 3.000 Mann, überflogen nach Kairo und von dort mit Lastwagen
    hinauf in die Kampfzone gebracht.
    Sie haben die Streitteile gedrängt und damit ist eine Großmächtekonfrontation vermieden worden.
    Wenn man die gegenwärtige Weltlage, die ja ganz anders ist als nur vor wenigen Jahren, in einem oder zwei oder sogar in drei Sätzen kondensieren müsste, wie würden Sie das dann ausdrücken?
    Wie schaut es eigentlich derzeit aus?
    Die Lage ist außerordentlich ernst.
    Ich würde sagen gefährlich.
    Vor allem deshalb, weil es wieder zu sehr ernsten Spannungen zwischen den zwei Supermächten, Amerika und der Sowjetunion, gekommen ist.
    Darüber hinaus sind die Abrüstungsverhandlungen zum Stillstand gekommen.
    Wir haben auch die weitere Konfrontation zwischen Nord und Süd, also zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsstaaten.
    Beides zusammengenommen führt natürlich zu größeren Spannungen international und ich würde sagen, dass die Situation derzeit
    außerordentlich gefährlich ist, falls man nicht wieder zu einem Minimum der Zusammenarbeit zurückkehrt.
    Nämlich zwischen Ost und West und ebenso zwischen Nord und Süd.
    Ich will überhaupt sagen, dass seit der Kuba-Raketenkrise die Situation nie so gefährlich war, wie sie derzeit ist.
    Wo würden Sie ansetzen, diese Schnittlinie?
    War das Afghanistan oder was hat dazu beigetragen, Ihrer Meinung nach, zu dieser Verschlechterung der allgemeinen Weltlage?
    Ja, es ist ein deutliches Nachlassen des Interesses zu spüren, die Politik der Detente fortzusetzen.
    Sicherlich das Afghanistan-Problem, Kambodscha und andere Entwicklungen haben dazu beigetragen.
    ein größeres Misstrauen hat eingesetzt.
    Und sie können natürlich nichts lösen, solange nicht ein Minimum an Vertrauen vorhanden ist.
    Und dieses Minimum an Vertrauen zwischen den Großmächten besteht heute nicht mehr.
    Aber wissen Sie, ich bin persönlich durchaus der Meinung, dass es möglich sein wird, diese Krise in den internationalen Beziehungen zu überwinden.
    Vielleicht noch nicht heuer, aber ich nehme an, dass sich im Verlauf der nächsten Monate doch eine
    gewisse Erleichterung anbahnen wird.
    Das bevorstehende Treffen zwischen Gromyka und Hägen, das im September wieder im Rahmen der Vereinten Nationen als Treffpunkt stattfinden wird.
    Und ich könnte mir vorstellen, dass das vielleicht doch der Anfang der Wiederaufnahme der Abrüstungsgespräche sein wird über die Mittelstreckenraketen in Europa und vielleicht auch dann in der späteren Folge übersäult.
    Sie glauben also nicht, dass wir jetzt nach einem Jahrzehnt der Entspannung, ist gleich 70er Jahre, ein Jahrzehnt der Spannung, ist gleich 80er Jahre bekommen?
    Nein, das glaube ich sicherlich nicht, weil sich die Welt das einfach nicht leisten kann.
    Schauen Sie, die größte Gefahr heute ist ein Nuklearkrieg.
    Wir haben einen ungeheuren Overkill.
    Das heißt also, wir können die Welt mehrfach mit den vorhandenen Atomwaffen ausrotten.
    Und es wird da auch keinen Gewinner geben, sondern nur Verlierer.
    Das wissen auch die Großmächte und das wissen vor allem die Nuklearmächte, die ja mehr oder weniger zu einem weiten
    weitgehend identisch sind.
    Und daher glaube ich nicht, dass es einen beabsichtigten Nuklearkrieg geben wird.
    Was ich aber besorgt bin, ist die Möglichkeit, dass durch einen Zufall oder durch einen Regiefehler oder durch eine falsche Reaktion in dem einen oder anderen Nuklear
    ein solcher Krieg ausbrechen könnte, dass irgendjemand auf einen falschen Knopf drückt oder glaubt, der andere beginnt und drückt auf den Knopf dagegen, und schon ist die Katastrophe da.
    Das ist das, was wirklich die Gefahr heute darstellt.
    Und wie könnte man dem Ihre Meinung nach vorbeugen?
    Indem man eben engere Kontakte herstellt, das Misstrauen doch wenigstens bis zu einem gewissen Grad abbaut,
    und in diesem Klima eines größeren Vertrauens wieder den Verhandlungsprozess aufnehmen.
    Man kommt um die Verhandlungen nicht herum.
    Ein wenig keck gefragt.
    Glauben Sie, dass man mit Gesprächen Atomsprengköpfe einfach hinwegreden kann?
    Nein, man kann sie nicht hinwegreden, aber man kann verhandeln.
    sie zuerst reduzieren, also einen Abbau der vorhandenen Sprengköpfe und Atomwaffen, und im späteren Verlauf, wenn sich dieser Prozess bewährt, auch eine wirkliche Abrüstung herbeizuführen.
    Das ist das, was man sich realistischerweise vorstellen könnte.
    Aber dazu bedarf es eines größeren Vertrauens, als es heute der Fall ist.
    Welchen Zugang hat ein Dr. Waldheim zu den Ganzmächtigen dieser Welt, also zum Beispiel zum Präsidenten Regen, zum Beispiel zum Zentralsekretär Brezhnev und so weiter?
    Ich bin erst vor ein paar Wochen bei Präsidenten Regen gewesen und habe mich mit ihm ausführlich unterhalten.
    Eine Woche später bin ich nach Moskau gereist und habe ein eineinhalbstündiges Gespräch mit Präsidenten Brezhnev geführt, wo wir also die Weltsituation besprochen haben, die Krisenherde und auch die Möglichkeiten mit beiden Staatschefs, wie man aus der gegenwärtigen Krise herauskommen kann.
    und was man tun kann, was auch wir von der UNO her tun können, und ich selbst als Generalsekretär, um die gegenwärtige Krise zu überwinden.
    Wie spielt sich eigentlich so eine Unterredung ab?
    Ist das so nach dem üblichen diplomatischen Schema, dass jeder eben seine Position erläutert, unter anderem hört höflich zu, oder meinen Sie dann unter anderem auch, wenn Sie etwa mit Brezhnev nach dem Gespräch mit Reagan sich unterhalten, der amerikanische Präsident, die amerikanische Seite, würde zu dieser Sache auch jene oder diese Meinung vertreten?
    Das hängt von der Person ab, mit der man spricht.
    Im Falle des Präsidenten Regan hat er mir ganz offen seine Meinung gesagt, auch direkt gesagt, was ich der sowjetischen Seite mitteilen kann über seine Auffassungen und auch die Möglichkeiten, die er sieht, um die Probleme zu lösen.
    Und ich habe das auch Brezhnev mitgeteilt, der diese Auffassung nicht akzeptiert hat, über Abrüstung zum Beispiel und die Frage, wie man
    eine Reduzierung der vorhandenen Nuklearwaffen durchführen oder erreichen könnte.
    Wird bei so einem Gespräch wirklich offen geredet, also wie man in Wien sagt, dachläßig geredet?
    Oh ja, sicher.
    Sehr, sehr, manchmal sogar auch sehr grob.
    Bei solchen Gesprächen ist es nicht so, dass der andere sofort den Standpunkt des Gegners akzeptiert.
    Da kommt es zu sehr heftigen Gesprächen und da werden also keine diplomatischen Floskeln gebraucht.
    Gibt es so ein bisschen emotionale Ausbrüche auch?
    Sicher, natürlich.
    Gegen den jeweils nicht Beteiligten Dritten bei diesen Gesprächen?
    Ja, sicher, ganz bestimmt.
    Und hier ist eben die Aufgabe, hier ist eben auch die
    die Aufgabe des Generalsekretärs, dass er versucht, sich in solchen Situationen beruhigend einzuschalten.
    Herr Dr. Waldheim, zu Ihrer Person einige Fragen.
    Ihre Bewunderer sagen, Sie verfügten über Ausdauer, Überzeugungskraft, Geduld, Sie seien objektiv.
    feinfühlig, intelligent, außergewöhnlich fleißig.
    Sie spielten ausgezeichnet die Rolle des ehrlichen Maklers.
    Sie seien dabei immer wieder neutral.
    Und sie besäßen vor allem exzellente diplomatische Kunst.
    Ihre Kritiker sagen, sie seien ein Opportunist, ein Mann ohne Eigenschaften, ein Mann, der keinen Schatten wirft.
    Sie seien ineffektiv.
    Sie hätten Bereitwilligkeit gezeigt, Despoten und Diktaturen gegenüber willfährig zu sein.
    Manche sagen, Sie seien sogar inkompetent, apolitisch, ein Parteigegner der dritten Welt.
    Das sagen vor allem die Industrienationen.
    Wenn Sie diese Aufzählung hören, wie würden Sie sich selbst klassifizieren?
    Ich stehe diesen Kritiken mit Gelassenheit gegenüber immerhin.
    mache ich dieses Amt jetzt seit zehn Jahren.
    Mein Gott, was ist da alles über mich schon hereingebrochen?
    Durch wie viele Krisen bin ich gegangen?
    Was hat man mir alles vorgeworfen?
    Und letztlich hat sich ja doch herausgestellt, dass im Großen und Ganzen die Dinge von mir richtig gemacht wurden, sonst wäre ich nicht ein zweites Mal für weitere fünf Jahre gewählt worden und bin jetzt also am Ende meiner zehnjährigen Laufbahn.
    Wie kann man sich vorstellen, dass die Weltgemeinschaft jemanden für zehn Jahre an die Spitze dieser Organisation gestellt hätte,
    in einer geheimen Abstimmung, wenn sie nicht zur Überzeugung gelangt wäre, dass der Mann seine Aufgabe ordentlich macht, Gewissenhaft macht.
    Und mein Leitmaß ist ausschließlich mein eigenes Gewissen.
    Was ich für richtig halte, das geschieht.
    Und was ich für
    unrichtig halte, was mir als Unsinn erscheint, auch wenn es propagiert wird immer wieder, das geschieht ihm nicht.
    Und dann stört es mich auch nicht, wenn wir die Leute Vorwürfe machen, von denen sie einige hier gerade aufgezählt haben.
    Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit, dieses doch sehr schwierige Amt.
    vernünftig auszuüben.
    Ein bisschen weh tut es nicht.
    Oh ja, schauen Sie, am Anfang hat es mir schon weh getan.
    Man ist ja kein Stück Holz.
    Am Anfang habe ich mich gewundert und gedacht, mein Gott, wie können Sie sagen, dass ich hier
    nach Opportunitätsprinzipien vorgehe und so weiter.
    Aber ich habe gesehen, dass das eben zum öffentlichen Leben gehört, dass man das eben akzeptieren muss.
    Ich erinnere immer an den sehr guten Ausspruch Harry Trumans, des ehemaligen amerikanischen Präsidenten,
    der seiner Frau, wie sie sich beklagt hat, über die Kritiken gesagt hat, ähm, äh, if you don't like the heat, get out of the kitchen.
    Das heißt auf Deutsch, wenn du die Hitze nicht liebst, dann verlasse die Küche.
    Und er hat recht.
    Ich meine, niemand zwingt mich, dieses Amt zu machen.
    Ich mache es aus Überzeugung.
    Und daher habe ich auch Kritik zu akzeptieren.
    Haben Sie vor, in der Küche zu bleiben?
    Ja, das wird sich zeigen.
    Ich werde meine Entscheidung noch rechtzeitig vor dem Beschluss des Sicherheitsrates und der Generalversammlung bekannt geben.
    Das würde etwa Mitte September sein?
    Das wird im Laufe des Herbstes sein.
    Sie können uns jetzt nicht sagen, wie Sie antworten werden, wenn man Sie fragen wird.
    Nein, ich habe mir diese Entscheidung vorbehalten und sie wird rechtzeitig bekannt gegeben werden.
    Sie haben 1977 in einem Interview mit dem deutschen Wochenmagazin Der Spiegel auf diesen Fragenkomplex gesagt,
    Ich habe nicht die Absicht, ein drittes Mal dieses Amt zu übernehmen.
    Wenn man in diesem Amt zehn Jahre lang einigermaßen gesund bleibt, hat man, glaube ich, der internationalen Gemeinschaft seinen Tribut gebracht.
    Ich habe mich nie in meinem Leben so geplagt wie in diesen letzten fünf Jahren.
    Weitere fünf Jahre sind dann wirklich genug.
    Also weitere fünf Jahre, das wäre dann ab 1982.
    Habe ich Ihnen schon eine Antwort gegeben?
    Nein, aber damals haben Sie gesagt, Sie werden es nicht mehr ein drittes Mal machen.
    Jetzt lassen Sie es offen.
    Ich habe Ihnen keine Antwort gegeben.
    Das ist alles, was ich dazu sagen kann.
    Sie haben in diesem Interview weiters gemeint, denn schauen Sie, was habe ich denn davon?
    Kein Familienleben, keine Wochenenden, keine Freizeit.
    Meine geplagte Frau ruft mich um 10 Uhr am Abend an und sagt, jetzt habe ich das Essen schon dreimal aufgewärmt, länger geht es nicht mehr.
    Ja, das stimmt.
    Diese privaten Probleme.
    Vollkommen richtig.
    Das ist eine ungeheure Belastung, das ist gar kein Zweifel.
    Und man sollte sich darüber keinerlei Illusionen machen.
    Aber was ich damit sagen wollte und was ich auch heute damit sagen will, ist, dass ich mich darum keinesfalls reiße und sicherlich nicht dafür kampänen werde.
    Die Entscheidung liegt bei den Mitgliedstaaten.
    Die kennen mich seit zehn Jahren und ich habe nicht die Absicht, mich hier anzubieten, geschweige denn dafür zu kampänen.
    In der persönlichen Disposition, was das betrifft, wird es auch auf und ab.
    Situationen geben.
    Haben Sie dieses Interview in einer Situation gegeben, als Sie mal ein bisschen genug gehabt haben vielleicht?
    Das ist ja wirklich menschlich sehr leicht denkbar.
    Das ist ein sehr, glaube ich, ein sehr treffendes Interview, das also schildert die enormen Belastungen dieses Berufes und ich finde das also
    diese Einstellung durchaus meiner damaligen Auffassung über das Amt entspricht.
    Würden Sie heute diese Antwort auch noch so geben auf eine entsprechende Frage?
    Meine heutige Antwort habe ich Ihnen eben gegeben.
    Also Sie würden es heute nicht mehr so geben.
    Heißt das, immerhin handelt es sich ja, wie Sie selbst geschrieben haben in Ihrem Buch, um den unmöglichsten Job der Welt.
    Das stimmt, ja.
    Aber wie gesagt, ich glaube in den letzten zehn Jahren habe ich doch bewiesen, dass dieser unmöglichste Job der Welt zu bewältigen ist.
    Aber wie gesagt, um es noch einmal zu sagen, ganz deutlich, reißen tun Sie sich nicht mehr drum.
    Warum sollte ich auch?
    Und wenn man Sie nicht mehr fragt, sind Sie auch nicht böse.
    Das ist Ihre Interpretation.
    Ich glaube, wir sollten uns über dieses Thema nicht mehr länger unterhalten.
    Ich habe Ihnen meine grundsätzliche Einstellung gegeben.
    Das Weitere müssen wir wohl der Generalversammlung und dem Sicherheitsrat im Herbst dieses Jahres überlassen.
    Wir danken für das Gespräch, Herr Dr. Waldheim.
    Im Journal zu Gast war Dr. Kurt Waldheim, der Generalsekretär der UNO.
    Er wird also für seine Wiederwahl auf alle Fälle nicht campaignen.
    Er wird keinen Wahlkampf führen.
    Rudolf Nagyla und Edgar Sterbens sprachen mit ihm.
    Sie hören im Mittagsschornal auch Berichte über die Probleme der Polen und über den Nationalparcours Itauern.
    Dazu gekommen ist eine Wiener Story.
    Der Verkehrsstaatrat Fritz Hoffmann erklärt vor kurzem, dass das Stelzenprojekt auf Flötzersteigstellstraße gefallen ist.
    Die Initiative dazu reklamiert der Niedlnachfolger für sich.
    Kultur Salzburger Konzerte des ORF-Symphonieorchesters noch als ankündigende Schlagzeile.
    Zunächst aber jetzt nach Polen.
    Blättert man in Wirtschaftsstatistiken, die nur einige Jahre alt sind, dann sieht man, dass Polen noch Mitte der 70er Jahre zu den größten Ostproduzenten an Fleisch, Getreide und Erdäpfeln zählte.
    Schon damals war trotzdem die Versorgung ein Sorgenkind, Pflichtexporte könnten eine entscheidende Rolle dabei gespielt haben.
    Doch seit drei Jahren sinkt die Produktion, sagte vor kurzem der Planungsminister.
    Heuer ist sie um dramatische 15 Prozent zurückgegangen und ein Erreichen des alten Niveaus wird Jahre dauern.
    Die schlechte Nahrungsmittelversorgung, eine Initialzündung der Danziger Streiks vor einem Jahr, ist inzwischen das beherrschende Thema geworden.
    Demokratisierung, Reform und all die freien Töne beim Parteitag Mitte Juli sind unaktuell geworden.
    Primum vivere, die Indie-Philosophari, zuerst was zum Leben haben, dann philosophieren, sagen die Polen jetzt nach einem altrömischen Spruch, oder zuerst kommt das Fressen und dann die Moral.
    Und man versteht sie dabei sehr gut.
    Indessen täte einiges handeln und Koordination not, wie es gestern auch der neue Primas Klemp gefordert hat.
    Doch da gibt's wieder Flügelkämpfe in der Partei um die Linie, wobei die Falken wieder Oberwasser haben, da gibt's einen Krisenstab der Regierung und der Generalität, da gibt's die orthodoxen Gewerkschaften und da gibt's die Solidarität und jeder zieht an einem anderen Strang.
    Demonstrationen, Wahnstreiks, Abbruch von Verhandlungen, Einberufung neuer Sitzungen über die hektische polnische Szene berichtet uns Friedrich Orta.
    Diskussion ist man jetzt wieder so weit wie zu Beginn des Konflikts im August des Vorjahres.
    Zwischen Solidarität und Regierung gibt es einen offenen Konflikt.
    Von einer Annäherung der Standpunkte kann keine Rede sein.
    Die katastrophale Versorgungslage hat beide Seiten nervös gemacht.
    In den Vereinbarungen von Danzig hatte sich die Regierung vor einem Jahr verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Leute mehr zu essen bekommen.
    Entgegen den damaligen Zusicherungen wurde es in den vergangenen Monaten immer schlimmer.
    Auch in den Regierungskreisen wird die Situation jetzt als katastrophal bezeichnet.
    Dass die Regierung in dieser Situation die Schuldigen in der Solidaritätsspitze sucht, überrascht nicht.
    Das Regierungskommuniqué über den Abbruch der jüngsten Verhandlungsrunde ist ein weiterer Beweis.
    Arroganz und anarchistische Umtriebe werden den Solidaritätsfunktionären vorgeworfen.
    Für alles, was in Polen passiert, sollen ab jetzt sie allein verantwortlich sein.
    Es fehlt auch nichts an der unbisverständlichen Drohung, dass die Regierenden über genügend Kräfte verfügen, um die Bürger Polens zu schützen.
    Darauf reagierte die unabhängige Gewerkschaft ihrerseits mit der Behauptung, auch sie könnte geeignete Mittel finden.
    In den Angriffen der Regierung vermutet man eine gezielte Aktion, wenige Tage vor dem auf kommenden Dienstag verschobenen ZK-Plenum.
    Offenbar gibt es parteiinternen Fraktionskämpfe,
    bei denen sich in der Frage der Verhandlungstaktik gegenüber der Solidarität der harte Flügel durchgesetzt hat.
    Die große nationale Gefahr, die dem Land aus Streiks und Straßendemonstrationen entstehen könnte, ist von der Parteispitze in den vergangenen Tagen immer wieder heraufbeschworen worden.
    Die Partei weist um das Dilemma dieser spezifisch polnischen Frontbildung.
    Auf der einen Seite die Gewerkschaft, auf der anderen die kommunistische Macht.
    Kompromisslösungen, wie sie bisher erreicht wurden,
    oder Irrationales, wie das Hoffen auf ein Wunder an der Weichsel auch im Wirtschaftsbereich, sind im Augenblick zu wenig.
    Vor dem Hintergrund dieser sozialen Spannungen hat auch die Gewerkschaftsführung einen schwierigen Stand.
    Notgedrungen muss sich den von der Basis ausgehenden Protestaktionen anschließen, wie zu Wochenanfang in Warschau und gestern in Katowice und Krakau, wo wieder eine Million Polen ihre Enttäuschung und ihren Unmut bekundeten.
    Die Forderungen und Parolen sind gleich geblieben.
    Verlangt wird vor allem eine Rücknahme der verschärften Lebensmittelrationierung.
    Aber auch der Ruf nach einer Freilassung der politischen Heftlinge wird immer wieder laut.
    Die Solidarität besteht angesichts der Versorgungsempäße auf den Zugang und die Kontrolle über die staatlichen Lebensmittellager.
    Das wehnt die Regierung aus verständlichen Gründen ab, denn das käme einer Kapitulation der Partei und Staatsmacht gleich und würde die de facto Machtergreifung der Solidarität bedeuten.
    Die Gefahr dieser gewaltigen Herausforderung besteht.
    Denn im Augenblick sieht die Regierung in der Solidarität nicht den Verhandlungspartner, sondern die politische Opposition.
    Einen Machtkampf unter diesen Voraussetzungen kann sich auf längere Sicht kein verantwortungsbewusster Pole wünschen.
    Denn er würde auch das wenig bisher Erreichte zunichte machen.
    Das war Friedrich Orta, der sich in Warschau aufhält.
    In den ersten sechs Monaten des Jahres 1981 hat die Zahl der Polen, die ins westliche Ausland gereist sind, um 40 Prozent zugenommen.
    Und das, obwohl die polnische Wirtschaftskrise gerade die Wiesen, also westliches Geld, zur Mangelware gemacht hat.
    Die Ursache, dass sich der polnische Strom in Richtung Westen fast verdoppelt hat, kann also keine touristischen Gründe haben, sondern beweist den Versuch einer steigenden Anzahl von Polen, ihre Heimat für immer zu verlassen und im goldenen Westen Fuß zu fassen.
    Nicht selten sind das junge und auch qualifizierte Leute kein Wunder, dass polnische Politiker und Zeitungen immer besorgter auf diese Entwicklung hinweisen.
    Die Zahl der offiziell Asylansuchenden in Österreich steht fürs erste Halbjahr 1981 vor der Zehntausendergrenze.
    Ebenso viele Polen aber dürften es sein, die als Touristen kommen und sich so durchschlagen wollen.
    Ihre Lage, ihre Hoffnungen und ihre Probleme schildert ihrem Gott Bayer.
    Wissen Sie, sind verschiedene Eltern auch hier.
    Es ist traurig, wenn die Kinder weggehen aus Polen, aber zum Beispiel ihre Eltern schreiben, wenn kannst du bleiben, kommst du nicht zurück nach Polen.
    Wir müssen hier leben, aber hoffentlich du und dein Mann werden sie besser haben.
    Mehr als 9000 Polen haben in den vergangenen Monaten in Österreich um politisches Asyl angesucht.
    Sie sind im Flüchtlingslager Dreiskirchen in Niederösterreich, in Götzendorf oder in Gasthöfen untergebracht.
    Der österreichische Staat versorgt und betreut sie, bis über ihr Asylansuchen entschieden wurde und sie dann mit allen Rechten wie ein Österreicher dableiben oder in ein anderes Land auswandern können.
    In dieser Wartezeit, sie dauert jetzt wegen des großen Ansturms von Polen bis zu sechs Monaten, bekommen sie sogar Taschengeld.
    Viel schwieriger aber ist die Situation aller jener Polen, die sich bei uns offiziell als Touristen aufhalten, von denen in Wirklichkeit aber viele dableiben wollen.
    Die Fremdenpolizei schätzt ihre Zahl auf noch einmal 10.000.
    Das Leben ist bei uns jetzt hart geworden.
    Man hat Geld und man kriegt ja nicht so, was man will und sowas.
    Auf die Nerven auf eine größere Zeit ist das furchtbar.
    Nur rund 30 Prozent aller auswanderungswilligen Polen, die um Asyl angesucht haben, werden als politische Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention anerkannt.
    Wer als Flüchtling gelten will, muss nachweisen können, dass er in seiner Heimat aus politischen, religiösen oder rassischen Gründen verfolgt wurde.
    Die wenigsten Polen, die in den vergangenen Wochen in Österreich eingetroffen sind, können das von sich angeben.
    Den meisten geht es, und das ist menschlich verständlich, einfach um ein besseres Leben.
    Ist jemand bei der Asylwerbung durch den Rost gefallen oder hat er sich gleich gar nicht um Asyl beworben, sondern hofft so auf eine Chance, hierbleiben zu können, steht er buchstäblich auf der Straße.
    Wollen Polen in Österreich Arbeit annehmen, brauchen sie eine Arbeitsbewilligung.
    Für die Arbeitsbewilligung wiederum brauchen sie eine Aufenthaltsgenehmigung von der Fremdenpolizei.
    Den begehrten Stempel in den Pass gibt es aber nur, wenn der Unterhalt eines Ausländers in Österreich gesichert ist.
    Wer ohne Wohnung und ohne österreichische Freunde und Bekannte dasteht, muss bei Landsleuten Unterschlupf suchen und sich mit Gelegenheitsarbeiten verdingen.
    Die, die es nicht können, kriegen Schwerarbeit und haben demnächst keine Arbeitsbewilligung.
    Was machen die?
    warten, dass da jemand in einer Arbeit gibt.
    Schwarz halt nicht."
    Bis zu einem Lohn von 145 Schilling pro Tag dürfen Firmen Arbeitskräfte für kurze Zeit sogar offiziell beschäftigen, ohne dass sie diese Leute zur Sozialversicherung anmelden müssen.
    Und viele Polen bringen es nie über diesen Tagesverdienst, solange sie in Österreich sind.
    Beim Arbeitsamt in Wien haben Polen allenfalls Chancen, offiziell Jobs als Reinigungskräfte oder für Hilfsarbeiten im Handel oder im Transportgewerbe zu finden.
    Wer abgewiesen wird, kann seinen Lebensunterhalt nur schwarz verdienen.
    Sie wohnen bei verschiedenen Bekannten, wo sie nur einen Platz finden können, wo sie schlafen oder wohnen können.
    Und sie suchen eine Arbeit, vielleicht auch schwarz, wenn sie es können.
    Die Polen können keine Arbeitsbewilligung bekommen.
    Es gibt schon die Möglichkeit, wenn sich jemand ein Österreicher findet, und die Polen sprechen nicht immer Deutsch, dann vermitteln die Polen, die Deutsch schon können, mit dem Österreicher.
    Verlangen die was dafür?
    Nein.
    Also manche, manche nicht.
    Meine Mutter sagt in der polnischen Kirche, sagt immer der Pfarrer, dafür kann man nicht Geld verlangen.
    Ich glaube, es verlangen auch wenige Leute.
    Wenn sich ein Mann einen Arbeiter sucht, dann kommt er und sucht zwischen den Polen, welchen Mann er braucht.
    Und es nützt ihnen gar nichts, in der Nacht zu stehen.
    Österreich anerkennt zwar nur wenige Polen als politische Flüchtlinge, es wird andererseits aber auch niemand gezwungen, gegen seinen Willen das Land zu verlassen.
    Völlig ungeklärt ist, und das wird von den offiziellen Stellen auch zugegeben, was mit allen jenen Ausländern geschehen soll, die in der Grauzone zwischen Tourist und Flüchtling in Österreich leben.
    Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse und die politische Unsicherheit treiben immer mehr Polen in den Westen.
    Man hört immer von anderen Leuten, wie sie z.B.
    Pakete, andere Sendungen aus dem Westen bekommen, welche die Sachen überhaupt haben, wie sich die Leute anziehen, wenn sie aus dem Westen nach Polen zurückkommen.
    Überhaupt, es ist ein großer Unterschied.
    Da weckt sich ein Gefühl,
    Und vielleicht eine Kraft, die hier nach dem Westen zieht.
    Wie alt sind Sie?
    30, ja.
    Es gibt in Wien sehr, sehr viele Polen jetzt als Touristen.
    Glauben Sie, dass die meisten davon dableiben wollen oder werden die zurückfahren?
    Die Mehrheit will hierbleiben, aber nicht alle können das.
    Man hat Kinder oder Familie in Polen, die man nicht verlassen kann.
    Die müssen zurückfahren.
    Glauben Sie, gibt es welche, die hier sind, nur weil sie mal warten wollen, was in Polen weiter passiert?
    Nein, nicht.
    Ich glaube, wenn sich jemand
    Wenn jemand einen Fondlein kriegt, dann bleibt er.
    Und wenn er ausreisen will... Die, welche sind hier gekommen, die wollen viel Geld verdienen.
    Die schicken so viele Pakete nach Polen.
    Mit Essen.
    Polen selbst legt seinen Staatsbürgern zur Zeit keine allzu großen Hindernisse auf den Weg in den Westen.
    Wer mindestens 150 US-Dollar hat, bekommt den Pass zur Ausreise.
    Polnisches Geld darf er nicht mitnehmen.
    Gleichzeitig ist Österreich den Polen gegenüber eines der liberalsten westlichen Länder.
    Außer nach Österreich dürfen sie nur noch nach Schweden und Finnland ohne Visum einreisen.
    Die Alpen werden zugemauert, heißt der Titel eines Kommentars in der gestrigen Süddeutschen Zeitung und aufs Korn genommen werden wir Österreicher.
    Denn wir gehen so das bayerische Großformat so unbedenklich mit unserem größten Kapital der Natur um, wie Leute die, Zitat, die Alpen für eine umgedrehte Goldmine halten.
    Ins gleiche Alphorn stieß jüngster Gesundheits- und Umweltminister Kurt Steirer, der vom Zubetonieren sprach.
    Die Alarmglocken werden seit Jahren auch von Umweltschützern und Massenmedien geläutet.
    Nun soll wenigstens ein besonders schönes Stück unberührter Berglandschaft gesichert werden.
    Österreich soll etwas erhalten, was andere europäische Länder längst haben, einen repräsentativen Nationalpark.
    Ein zehn Jahre altes Projekt, das jetzt konkret wird, allerdings fürchten manche in einer Minimalvariante.
    Handelsminister Josef Staribacher und SPÖ-Parlamentsklub Obmann und Naturfreunde-Präsident Heinz Fischer haben in den letzten Tagen in Begleitung des Salzburger Landesrates Sepp Oberkirchner den Salzburger Teil des geplanten Nationalparks sozusagen in einer Arbeitswanderung in Augenschein genommen.
    Hans Kutil berichtet darüber.
    Österreichs Nationalpark-Idee wird am 21.
    Oktober ihren 10.
    Geburtstag feiern.
    Ob es allerdings einen Anlass zum Feiern geben wird, ist fraglich.
    Vor allem die Kraftwerkspläne in Osttirol stellen nach Ansicht der Naturschützer den Nationalpark überhaupt infrage.
    Jetzt versuchen es die Bundesländer Salzburg und Kärnten auf getrennten Wegen.
    In Kärnten hofft man, schon im Herbst durch eine Verordnung die Kernzone festlegen zu können.
    In Salzburg wird derzeit ein Kernzonenvorschlag erörtert, der einen allseits annehmbaren Kompromiss darstellen soll.
    Eine Hoffnung, die allerdings die Naturschützer schon im Keime erstickt haben.
    Sie meinen zum einen, es sei zu wenig Wald im Kernzonenbereich, nämlich nur rund zwei Prozent.
    Zum anderen aber kritisieren Sie nach wie vor die Kraftwerksprojekte der Tauernkraftwerke und der Sarfe in Waldimpinska und Hollersbach.
    Für diese Kraftwerke sollen praktisch alle Tauernbäche westlich von Mittersill gefasst und abgeleitet werden.
    Dagegen wehrt sich der Naturschutz mit allen Mitteln.
    Diesem Vorhaben steht derzeit noch ein eindeutiger Beschluss der Landesregierung entgegen, der jede energiewirtschaftliche Nutzung dieser Bäche ausschließt.
    Die Begehung von Handelsminister Josef Staribacher, SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer, Landesrat Sepp Oberkirchner und Vertretern der Energieversorgungsunternehmen sollte dazu dienen, Möglichkeiten der energiewirtschaftlichen Nutzung abzustecken.
    Dazu Minister Starrybacher, der ja auch für Energiefragen zuständig ist.
    Wir haben also diese Begehung jetzt in den drei Tagen durchgeführt und sind übereinstimmend zur Überzeugung gekommen, dass es bei gutem Willen beiderseits möglich sein wird, Projekte zu finden, die sowohl die Wünsche des Nationalparks als auch die der Elektrizitätswirtschaft sozusagen erfüllen lassen können.
    Es gibt besondere Schwierigkeiten überall, denn es wurden ja die Projekte noch nicht konkretisiert und es ist bekanntlicherweise immer so, der Teufel steckt im Detail.
    Es wird also daher diese Detailproblematik genau zu untersuchen sein.
    Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass es möglich ist, bei gutem Willen beider Seiten, dass also auch diese Schwierigkeiten letzten Endes bezwungen werden können.
    Soweit also Handelsminister Staribacher.
    SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer kam bei dieser Besichtigungstour die Funktion des Naturschützers zu, da er Präsident der österreichischen Naturfreunde ist.
    Ich glaube, der Naturschutz ist etwas sehr Diffiziles, das von den Ländern zu vollziehen und zu handhaben ist.
    Da werden noch viele Überlegungen
    anzustellen sein, aber was mir wichtig ist und was ich positiv bewerte ist, dass die Planungen des Kraftwerks so sind, dass sie außerhalb der Kernzone des Nationalparks bleiben und dass damit die Kernzone des Nationalparks dadurch
    unberührt bleibt und dass dieses Projekt nicht mit dem Nationalpark unvereinbar ist.
    Wie weit außerhalb der Kernzone des Nationalparks noch Gesichtspunkte des Naturschutzes und des Landschaftsschutzes zu berücksichtigen sind, das müssen die zuständigen Behörden dann im Einzelnen entscheiden.
    Und es ist in einer ganzen Reihe von Fällen sichtbar geworden bei diesen Begehungen, dass eben auch außerhalb der Kernzone des Nationalparks auf Naturdenkmäler, auf besonders schöne Wasserfälle etc.
    Rücksicht zu nehmen sein wird.
    Es zeichnet sich also eine Kompromissbereitschaft gegenüber der Energiewirtschaft ab.
    Diese Kompromissbereitschaft dürfte aber bei den Naturschützern die Frage aufwerfen, was eigentlich am 10.
    Geburtstag vom geplanten Nationalpark noch übrig sein wird.
    Umweltschutzprobleme in den Alpen und unsere Wiener Umweltschutzgeschichte über das Fallen des stellsten Projekts der Schnellstraße Flötzersteig, die lässt noch auf sich warten.
    Ich hoffe, es geht sich aus.
    Wir ziehen den Kulturbeitrag vor.
    Wie alljährlich ist das ORF-Symphonieorchester auch heuer wieder bei den großen österreichischen Festivals zu Gast.
    Am 16.
    August bestreitet das Orchester ein Konzert unter dem künftigen Chefdirigenten Lothar Zagrosek in Bregenz.
    Bereits heute und morgen wirkt es bei den Salzburger Festspielen mit.
    Dirigent des Konzertes heute Abend im Mozarteum ist Leif Segerstam, morgen im großen Festspielhaus dirigiert Gustav Kuhn.
    Walter Gellert hat zum Auftreten des ORF-Symphonieorchesters in Salzburg den folgenden Beitrag gestaltet.
    Klassiker der moderne und zeitgenössische Kompositionen stehen zumeist auf den Programmen des ORF-Sinfonieorchesters bei den österreichischen Festspielen.
    Immer wieder kommen auch österreichische Komponisten zu Wort.
    Hatte man im Vorjahr in Salzburg Ernst Krenneggs Oper Karl V. konzertant aufgeführt, so wird heuer das Oratorium das Buch mit sieben Siegeln von Franz Schmidt dem Festspielpublikum angeboten.
    Das 1938 uraufgeführte Spätwerk des Komponisten, das die Oratorientradition des 19.
    Jahrhunderts weiterführt, hat sich erst seit Beginn der 50er Jahre zögernd in den Konzertsälen durchgesetzt.
    Was zum einen an der komplizierten Kontrapunktik des Werkes liegt, zum anderen aber auch an Besetzungsfragen.
    Das Werk ist für sechs Solisten, Chor, Orgel und Orchester geschrieben.
    Die Salzburger Aufführung morgen Abend, bei der noch der Staatsopernchor und als prominente Solisten Theo Adam und Peter Schreier mitwirken, wird von Gustav Kuhn geleitet.
    Er hat das Werk während seiner Studienzeit in Wien erstmals im Konzertsaal gehört.
    wie diese verschiedensten Stilelemente, die ja drin vorkommen, wie das einfach von der Komposition, ich war damals ein begeisterter Kompositionsschüler, wie das von der Komposition her angelegt ist.
    Und da kommt man natürlich darauf, dass es ein wirkliches Meisterwerk ist.
    Es ist also kompositorisch
    Alles drinnen, was die Kunst der Komposition ausmacht.
    Der musikalische Einfall ist ganz groß und es sind natürlich die verschiedensten Elemente verarbeitet und man spürt schon die Einflüsse ganz deutlich.
    sehr eigenständige Musik und ich empfinde es aber eben auch als eine sehr vitale Musik.
    Ich glaube nicht, dass man mit einem, wie soll ich mal sagen, oratorienhaft, im falschen Sinn verstandenen Gedankengut herankommen soll.
    Und ich finde es so schön, dass er schreibt in der Einleitung, Johannes ist angelegt, obwohl er bei der Verfassung der Apokalypse ein Alter
    Mann war, kreisenhaft sozusagen, dass er angelegt ist von der Komposition her als jugendlicher Heldentenor.
    Während also morgen Franz Schmidts Buch mit sieben Siegeln aufgeführt wird, steht im Mittelpunkt des heutigen Konzertes die Vertonung der Weise von Liebe und Tod des Kornets Christoph Rilke durch den Schweizer Komponisten Frank Martin.
    Martins Tonsprache wurde zunächst von Ravel und Debussy geprägt.
    Später ist ihr aber auch die Auseinandersetzung mit Schönberg und Webern anzumerken.
    Leif Segerstam, der Dirigent des heutigen Abends,
    Es ist kammermusikalisch ziemlich schwierig, in der Orchester ist es sensitiv und so, aber falls die Solistin also eine große Persönlichkeit ist und kann also den Wörterinhalt so bereichern, wie man diese Bildervisionen muss oder wie man sie fühlt, dann wird es schon eine sehr gespannungsvolle und wirkungsvolle 50, 55 Minuten.
    Es ist lang, aber reich.
    Solistin in Martins Werk ist, nach Absagen von Christa Ludwig und Brigitte Fassbender, Mariana Lipowschek.
    Das Konzert wird mit dem 1973 entstandenen Orchesterstück Transfiguratione des Ungarn András Sölösi eingeleitet, einem freitonalen Werk, in dem der Komponist auf Schlagzeug verzichtet und in dem Anklänge an Britten und Hinder mitzufinden sind.
    Und schließlich findet noch die Uraufführung eines Konzertes für Altposaune und Orchester des Salzburger Komponisten Cäsar Bresken statt.
    Dieses Konzert für Altposaune und Orchester ist an sich ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele gemeinsam mit dem ORF zustande gekommen und ich habe es sehr gerne angenommen gerade für das ausgefallene Instrument etwas zu schreiben, weil ich kurz vorher wunderbare Einspielungen von Herrn Branimir Slogar gehört habe.
    Er bläst die Altposaune, die seit Mozart-Zeiten ganz selten nur noch verwendet wird und hat eine erstaunliche Lyrik.
    Man glaubt oft nicht, Posaune zu hören, sein Oboe, dabei hört aber auch die Tiefe.
    Also war es reizvoll, dunkle und hellste Farben zu mischen.
    Außerdem habe ich ein bisschen, ganz vorsichtig, Colorit aus seiner Heimat genommen, nämlich aus Slowenien.
    Also keine Folklore, aber so ein leichtes Colorit.
    Das Stück selbst ist dreisätzig und zwar angepasst dem etwas kammermusikalisch orchestrierten, zwar großen Orchester, aber doch mehr mit Farben wie Celeste, Harf und Solo-Bläsern bestückt und daher auch kontrastreich.
    Erster Satz dynamisch, letzter sogar virtuos und der mittlere außerordentlich verhalten, melodisch.
    Das war's für heute.
    Eine weitere Uraufführung eines österreichischen Komponisten im Rahmen eines Konzertes des ORF-Sinfonieorchesters findet dann bei den Bregenzer Festspielen statt, wo das Konzert für Violine und Cello von Kurt Rapf mit Ernst Kovacic und Heinrich Schiff als Solisten zu hören sein wird.
    Das war ein Beitrag von Walter Gellert.
    Die Kronenzeitung berichtet heute darüber, dass Bautenminister Karl Sikanina einen Stopp des Stelzenprojekts der Schnellstraße Flötzersteig im Westen Wiens verfügt hat.
    Dieses umstrittene Projekt war ja schon Gegenstand einer Volksbefragung.
    Es ist auch seit Jahren Gegenstand kommunalpolitischer Auseinandersetzung zwischen den Parteien.
    Nun hat sich zu dem Zeitungsbericht heute der Wiener Verkehrsstaatrat Fritz Hoffmann zu Wort gemeldet.
    Er bestätigt, dass man den ursprünglichen Plan fallen gelassen hat.
    Jörg Ruminak vom Wiener Studio dazu.
    Den Ausschlag dazu soll Bautenminister Sekanina gegeben haben, der die erteilte Bewilligung zum Bau dieser Straße wieder zurückgezogen haben soll.
    Als Gründe wurden das Fehlen von Budgetmittel bei Bund und Land Wien, ein vernichtendes Umweltgutachten sowie eine Verkehrserhebung angeführt, die ergeben hat, dass lediglich 10 bis 15 Prozent des Verkehrsaufkommens der Westeinfahrt über den Flötzersteig ausweichen würden.
    Die beabsichtigte Entlastung des Wientals würde damit nicht eintreten.
    Der Wiener Verkehrsstaatrat Fritz Hoffmann widersprach jedoch heute dieser Zeitungsmeldung.
    Das ist ein Irrtum, diese Zeitungsmeldung.
    Das Bautministerium bzw.
    der Minister hat die Genehmigung nicht zurückgezogen, sondern wir haben mit dem Minister vereinbart, dass wir noch einmal die Planung überdenken.
    Und nachdem das Bautenministerium ja das Projekt genehmigt hat, muss es vorher wieder die Genehmigung zurückgenommen werden, damit Umplanungen vorgenommen werden können.
    Also es geht gar nicht darum, dass die Flötzersteigstraße nicht gebaut wird, sondern wir wollen nur noch einmal überdenken, ob es nicht ein besseres Projekt gibt.
    Wir hoffen sehr stark, dass wir doch neue Anlageverhältnisse zustande bringen.
    die eine verbesserte, umweltfreundlichere Straße ermöglicht.
    Das heißt aber, das Stelzen-Straßen-Projekt ist gestorben.
    Zumindest wollen wir eine Variante untersuchen, die nicht auf Stelzen aufgestellte Straße, sondern eher dem Terrain angemessen gegeben ist, weil dadurch mehr und bessere Möglichkeiten für Vorkehrungen des Umweltschutzes gegeben werden.
    Die Volksbefragung in Wien im März 1980 erbrachte zwar eine Mehrheit für dieses Projekt, dennoch gab es auch danach vehemente Proteste der Anrainer und der Bürgerinitiativen.
    Heißt das nun, dass die Bürgerinitiative dieses Projekt zum Fall gebracht hat?
    Nein, es ist kein Projekt zum Fall gebracht worden.
    Es wird auch das, was in der Volksabstimmung die Mehrheit gefunden hat, nämlich dass ein Projekt, das über die Linzer Straße geführt wird,
    wird voraussichtlich auch so im Endzustand bleiben.
    Nur wollen wir dann ab der Linzer Straße in Richtung der Westbahn des Wiendals versuchen, ohne Stelzen zumindest in einer Variante auszukommen.
    Ein Beitrag von Jörg Ruminak sozusagen, also irgendwie ein bisschen ein innersozialistischer Vaterschaftsstreit um das teilweise Storno der Flötzersteig-Stelzenstraße.
    Auf alle Fälle aber ein rotes Signal an grüne Wünsche sozusagen im Wiener Raum.
    Und jetzt gegen Ende des Mittagsjournals noch einmal Kurzmeldungen.
    Österreich.
    UNO-Generalsekretär Waldheim wollte in einem Interview im Mittagsjournal keine Äußerung über eine mögliche Kandidatur für eine dritte Amtszeit abgeben.
    Waldheim wiederholte seine Ankündigung, er werde seine persönliche Entscheidung noch rechtzeitig im Herbst bekannt geben.
    Das Amt des Generalsekretärs bezeichnete er als ungeheure Belastung, die aber zu bewältigen sei.
    Er werde sich, sagte er wörtlich, um eine dritte Amtszeit keinesfalls reißen, sich anbieten oder dafür werben.
    Die Entscheidung liege bei den Mitgliedstaaten.
    Polen.
    Der neue Primas der katholischen Kirche Polens, Erzbischof Gwemp, hat seine Landsleute zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgerufen.
    Er reagierte damit auf den vierstündigen Warnstreik, durch den gestern fast die gesamte Industrieproduktion in Oberschlesien lahmgelegt worden ist.
    Die Aktion ist von offizieller Seite heftig kritisiert worden.
    Arbeiterführer Valesa hat das Fernsehen um Sendezeit gebeten, um die Haltung der Gewerkschaft zu den anstehenden Problemen zu erläutern.
    Österreich.
    In der Frage von Kraftwerksbauten in der Region des geplanten Nationalparks Hohe Tauern zeichnet sich ein Kompromiss ab.
    Nach einem Lokalaugenschein meinte Handelsminister Staribacher, bei gutem Willen sowohl der Energiewirtschaft als auch der Naturschützer sei es möglich, Kraftwerksprojekte zu finden, die die Wünsche beider Seiten erfüllen könnten.
    Der Präsident der Naturfreunde SPÖ-Club Obmann-Fischer erklärte, Kraftwerksbauten seien mit dem Nationalpark nicht unvereinbar, solange die Projekte außerhalb der Kernzone verwirklicht würden.
    Die Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation ist offenbar bereit, ihren Vertreter in Wien, Ghazi Hussein, abzuberufen.
    Wie ein Mitarbeiter des ORF berichtete, wird von der PLO in Beirut ein entsprechendes Ansuchen der österreichischen Regierung geprüft und voraussichtlich positiv erledigt.
    USA.
    Der ägyptische Präsident Sadat hat die Vereinigten Staaten zu einer Änderung ihrer Politik in der Dritten Welt aufgefordert.
    Die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Über dem Flachland zeitweise sonnig, im Allgemeinen aber stark quälende Bewölkung und vor allem über dem Bergland lokale Gewitter.
    Tageshöchsttemperaturen 24 bis 30 Grad.
    Das war unser Mittagschanal.
    Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende.
    Lois Glück verabschiedet sich im Namen aller Mitarbeiter.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1981.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1981.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: UNO-Generalsekretär Waldheim
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Waldheim, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1981.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen in Österreich: Tausende werden Opfer von Wohnungswucher und schwarzem Arbeitsmarkt
    Interview: Polnische Flüchtlinge
    Mitwirkende: Bayer, Irmgard [Gestaltung]
    Datum: 1981.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Arbeitswanderung" Handelsminister Staribacher und Klubobmann Fischer im Nationalpark Hohe Tauern: Kompromiss zwischen E-Wirtschaft und Umweltschutz möglich
    Interview: Handelsminister Staribacher und Klubobmann Fischer
    Mitwirkende: Kutil, Hans [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1981.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ORF Symphonieorchester bei den Salzburger Festspielen
    Einblendung: Dirigent Kuhn, Dirigent Segerstam und Komponist Bresgen, Musiausschnitt aus dem Konzert für Alt-Posaune und Orchester von Cesar Bresgen
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kuhn, Gustav [Interviewte/r] , Segerstam, Leif [Interviewte/r] , Bresgen, Cesar [Interviewte/r]
    Datum: 1981.08.08 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Titel Mittagsjournal 1981.08.08
    Spieldauer 01:00:09
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
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    ORF [Produzent]
    Datum 1981.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
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