Mittagsjournal 1986.06.20

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    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren.
    Beim letzten Mittagsjournal im Frühling am 20.
    Juni begrüßt Sie Werner Löw.
    Und das mit einem dichten Themenangebot für die folgende Stunde Mittagsinformation.
    Hier die Schlagzeilen.
    Eröffnung des Bundesparteitags der ÖVP in Innsbruck.
    FPÖ-Generalsekretär Grabherr Meier zur Lage der Freiheitlichen nach der Regierungsumbildung.
    Und als zweites FPÖ-Thema die Pläne von Obmann Steger Friedrich Peter als Aufsichtsratspräsident des Verbundkonzerns zu installieren.
    Dann die Pläne von Landwirtschaftsminister Schmidt, Österreichs Lebensmittelindustrie und deren Exporte anzukurbeln.
    Und 8.000 junge Österreicher wollen zum Bundesheer einrücken, werden aber gewissermaßen als Personalreserve gezwungen, im Extremfall an die vier Jahre lang zu warten.
    Zwei Österreich-Themen auch aus dem Bereich Kultur.
    Der beliebte Schauspieler Richard Aibner ist gestorben und in Linz beginnt heute die Ars Electronica.
    Eine Todesmeldung auch aus dem Ausland.
    Der französische Komiker Coluche, der besonders als grotesker Präsidentschaftskandidat bekannt wurde, ist mit dem Motorrad tödlich verunglückt.
    Weitere Auslandsthemen sind die Gefängnisrevolte in Peru mit hunderten Toten und ETA-Terrorismus gegen Tourismus in Spanien.
    So weit also unser geplantes Programm.
    Zuerst aber wie immer die Nachrichten, zusammengestellt von Georg Schalk-Ruber, gelesen von Wilfried Schirrlbauer.
    Österreich.
    Kammer-Schauspieler Richard Aibner ist heute früh in Wien im 91.
    Lebensjahr verstorben.
    Der 1896 in St.
    Pölten geborene Aibner war Absolvent des Reinhard-Seminars und spielte ab 1931 am Wiener Burgtheater.
    Bekannt wurde er auch durch zahlreiche Gastauftritte bei den Salzburger Festspielen, an der Volksoper sowie in Radio und Fernsehen.
    In den vergangenen Monaten stand Aibner im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen anlässlich seines 90.
    Geburtstages.
    Der Index der Verbraucherpreise war im Mai gegenüber dem Mai 1985 um 1,6 Prozent höher.
    Der entsprechende Aprilwert lag bei 1,4 Prozent.
    Gegenüber dem April des laufenden Jahres ist der Verbraucherpreisindex um einen Zehntelprozentpunkt gefallen.
    Die Volkspartei tritt heute im Innsbrucker Kongresshaus zu ihrem 26. ordentlichen Bundesparteitag zusammen.
    Die zweitägige Veranstaltung steht unter dem Motto, wir regieren besser.
    Die etwa 740 Delegierten befassen sich im Hinblick auf die kommende Nationalratswahl mit der nach Ansicht der ÖVP gescheiterten Regierungspolitik.
    Auf der Tagesordnung steht auch die türnusmäßige Wahl der Spitzenfunktionäre.
    Die Zahl der Parteiobmannstellvertreter soll von 4 auf 6 erhöht werden.
    Voraussichtlich wird auch die Frage der Vertretung der Frauen in den ÖVP-Gremien neu geregelt.
    Außenminister Peter Jankowitsch hat die israelische Regierung aufgefordert, die normalen Beziehungen zu Österreich wiederherzustellen.
    In einem Interview für eine israelische Zeitung ersucht Jankowitsch Israel, die Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten zu akzeptieren, selbst wenn, wie der Ressortchef formuliert, die Israelis nicht glücklich darüber sein mögen.
    Er würde es begrüßen, wenn der israelische Botschafter möglichst schnell nach Wien zurückkehrte, ergänzt der Außenminister.
    Die Bilanz aus den Deviseneingängen und Devisenausgängen im fremden Verkehr verschlechtert sich weiter.
    So etwa sind im vergangenen Jahr die Einnahmen aus dem fremden Verkehr verglichen mit 1984 um fast zehn Prozent gesunken.
    Zwar haben sich auch die Ausgaben der Österreicher im Ausland verringert, die Differenz zwischen diesen beiden Werten hat sich aber verschlechtert.
    Auch das Wirtschaftsforschungsinstitut spricht in der jüngsten Konjunkturprognose von einer enttäuschenden Entwicklung der Einnahmen aus dem Tourismus in der vergangenen Wintersaison.
    Zwar war die Nachfrage im Februar und März höher, es hat sich ein leichtes Nächtigungsplus von eineinhalb Prozent ergeben, die Einnahmen sind aber real um drei bis vier Prozent zurückgegangen.
    Österreich werde weiterhin Marktanteile verlieren, meint das Wirtschaftsforschungsinstitut.
    Als ein Grund wird die relative Verteuerung des Angebotes genannt.
    Konkret heißt es, der Welttourismus werde weiterhin expandieren, die Einnahmen dürften jedoch um 2% zurückgehen.
    Eine Besserung wird erst für 1987 erwartet.
    Sozialminister Dallinger sagte zu grundsätzlichen Themen der Teilzeitarbeit, diese sei die Ausnahme und nicht die Norm.
    Wo neue Arbeitsplätze geschaffen oder Teilzeitarbeit freiwillig geleistet werde, sei sie zu begrüßen und auch durch die Arbeitsmarktverwaltung zu forcieren, ergänzte der Ressortchef im Morgenjournal.
    Die Umwandlung eines Vollzeitarbeitsplatzes und jeder Zwang seitens der Arbeitgeber seien aber abzulehnen.
    Ein Teilzeitarbeitsgesetz ist nach den Erklärungen des Sozialministers nicht geplant.
    Es gebe hier zu viele individuelle und branchenspezifische Probleme, sie seien besser mit Kollektivverträgen in den Griff zu bekommen, sagte Dallinger.
    USA.
    Präsident Reagan hat von einer möglichen Wende in den Beziehungen zur Sowjetunion gesprochen.
    Reagan begrüßte die jüngsten sowjetischen Abrüstungsvorschläge als einen ernsthaften Versuch zur Verringerung der Atomwaffen.
    Er glaube, dass seriöse Verhandlungen jetzt eine Chance hätten, ergänzte der Präsident vor Studenten in Glassboro im Bundesstaat New Jersey.
    In dieser Stadt trafen einander im Juni 1967 der damalige Präsident Johnson und der seinerzeitige sowjetische Ministerpräsident Kassigin.
    Reagan hat diese Stadt für seine Erklärungen offensichtlich mit Absicht gewählt.
    Er sprach sich auch ausdrücklich für ein zweites Gipfeltreffen mit Gorbatschow aus.
    Das Repräsentantenhaus hat unterdessen Reagan dazu gedrängt, sich auch weiter an das zwar nicht ratifizierte, aber weitgehend eingehaltene SALT II-Abkommen über die Begrenzung der strategischen Rüstung gebunden zu fühlen.
    Die entsprechende Resolution des Repräsentantenhauses ist für Reagan allerdings nicht bindend.
    Peru.
    In der Hauptstadt Lima beginnt heute der 17.
    Kongress der Sozialistischen Internationale.
    400 führende Sozialisten und Sozialdemokraten befassen sich mit den Themen Wirtschaftskrise, Schuldenentwicklung, Abrüstung und Terrorismus.
    Überschattet wird der Kongress von der blutigen Niederschlagung der Häftlingsrevolten in peruanischen Gefängnissen.
    Regierungssoldaten haben gestern zwei Haftanstalten gestürmt, in denen sich Gefangene verschanzt hatten.
    Dabei wurden nach Angaben aus Regierungskreisen 400 Häftlinge, inhaftierte Mitglieder der maoistischen Freischärlergruppe Leuchtender Pfad, getötet.
    Bundesrepublik Deutschland
    In Nürnberg beginnt heute der 50.
    Parteitag der Christlich-Sozialen Union.
    Dieser Parteitag ist der CSU-Wahlkampfauftakt für die bayerische Landtagswahl am 12.
    Oktober.
    Prominenteste Redner sind morgen Bundeskanzler Helmut Kohl und nach ihm CSU-Chef Franz Josef Strauß.
    Die bayerische SPD hält morgen in Augsburg einen Parteitag ab.
    Schweiz.
    Im Kanton St.
    Gallen findet heute eine Sitzung der Regierungschefs der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer statt.
    Zur Arge-Alp gehören neun Mitgliedsländer.
    Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Bayern, Bozen und Trient, die Lombardei sowie Graubünden und St.
    Gallen.
    Beim heutigen Treffen werden vor allem die Folgen des Unglücks von Tschernobyl erörtert.
    Ferner befasst man sich mit Fragen der Jugendbeschäftigung, der fremden Verkehrswerbung und des Energiesparens.
    Italien.
    Treibstoffgutscheine für ausländische Autofahrer sind ab kommender Woche billiger.
    Auch die Autobahngebühren werden gesenkt.
    Zugleich wird für Touristen eine kostenlose Pannenhilfe eingeführt, die Tag und Nacht in ganz Italien unter der Nummer 116 zu erreichen ist.
    Mit diesen Maßnahmen reagiert Italien offenbar auf den starken Rückgang der Urlauberzahl nach der Entführung des Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro und dem italienischen Giftweinskandal.
    Soweit die Nachrichten im Mittagssjournal.
    Und wie jeden Freitag gibt es heute auch den ausführlichen Blick auf das Wochenendwetter.
    In der hohen Warte rufe ich den Experten.
    Guten Tag.
    Ja, grüß Gott.
    Wie schaut es denn aus?
    Ja, eigentlich im Wesentlichen unverändert.
    Also hochsommerliche Wetterlage.
    Es ist ganz interessant.
    Zurzeit befindet sich über dem Atlantik ein ausgedehntes Hoch.
    Dadurch werden die atlantischen Störungen nicht direkt zu uns befördert, sondern sie machen einen weiten Umweg über Grönland bis zum Nordmeer und kommen dann auf diesem Umweg von Norden her über Skandinavien in sehr abgeschwächter Form zu uns und zwar in Form von Gewitterstörungen.
    Eine derartige Gewitterstörung liegt zurzeit über Mitteldeutschland und Polen.
    Sie wird morgen über uns erwartet.
    Am Sonntag soll sie dann bereits abgezogen sein.
    Mit dieser zwar schwachen nördlichen Strömung
    kommen dann in der Folge etwas trockenere Luftmassen zu uns und auch etwas kühler.
    Dabei ist kühl mit Anführungszeichen zu versehen.
    Die Temperaturen werden also bestenfalls ein, zwei Grad niedriger sein.
    Insgesamt sieht daher die Entwicklung so aus.
    Morgen Samstag
    wohl im Großen und Ganzen schon freundliches Wetter, also sonnig, aber verstärkte Gewittertätigkeit.
    Das gilt in erster Linie für die westlichen Bundesländer von Vordelberg über Tirol bis etwa Salzburg.
    Aber auch in den übrigen Bundesländern muss man vor allem am Nachmittag mit vereinzelten Gewitterbildungen rechnen.
    Diese Gewitter können natürlich auch örtlich recht heftig sein.
    Am Sonntag sieht es dann etwas günstiger aus oder noch günstiger aus.
    Die Luft, wie gesagt, wird etwas trockener sein.
    Daher am Sonntag vorwiegend sonniges Wetter und nur geringe Gewittertätigkeit, die sich dann im Wesentlichen auf das Berg- und Hügelland beschränken sollte.
    Die Temperaturen werden an beiden Tagen recht hoch liegen.
    Ich erwarte Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad, also anhaltendes Badewetter.
    Die weitere Vorschau dann für die kommende Woche.
    Es zeichnet sich keine Wetteränderung ab.
    Soweit wir also Unterlagen haben bis etwa Donnerstag hält das hochsommerlich warme und vorwiegend sonnige Wetter an.
    Ja, also ein hochsommerliches Wochenende zum offiziellen Sommerbeginn.
    Herr Raggetti, wie schaut es jetzt aus in Österreichs Landeshauptstädten?
    Wien, Heiter, 26 Grad, Ostwind mit 15 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt, Heiter, 25 Grad, Linz, Heiter, 24 Grad, Südostwind mit 10 Kilometer pro Stunde, Salzburg, Heiter, 25 Grad, Innsbruck, stark bewölkt, 23 Grad, Westwind mit 10 Stundenkilometer, Bregenz, Heiter, 23 Grad,
    Graz ebenfalls heiter, 24 und Klagenfurt auch heiter, bei 21 Grad.
    Vielen Dank, Herr Raggette.
    Soweit also die Wochenendwetterprognose und wir beginnen den politischen Teil des Mittagsschonals mit einem Blick auf den heute beginnenden 26. ordentlichen Bundesparteitag der ÖVP, eine Veranstaltung, die in Innsbruck stattfindet.
    Motto dieser zweitägigen Konferenz ist, wir regieren besser.
    Und schon am Vorabend des Parteitages hat ÖVP-Obmann Mock klar erklärt in Interviews, jawohl, ich will Kanzler werden.
    Er rüstet sich also zum Kampf, zum politischen Kampf gegen seinen neuen Gegner, Franz Franitzki.
    Und noch vor der offiziellen Eröffnung des Parteitags in Innsbruck, das wird um 13 Uhr sein, hat ÖVP-Obmann Mock eine Pressekonferenz gegeben und da berichtet Roland Adrowitzer.
    Zwar nicht im selben Saal, doch im selben Gebäude, in dem die Popgruppe erste allgemeine Verunsicherung gestern Abend das Innsbrucker Publikum mit ihrem Märchenprinzen-Zubeifassstürmen hinriss, wird heute und morgen alles Mock seinen Anspruch auf den Einzug ins Kanzleramt erheben.
    Die ÖVP ist mit ihrem 26. ordentlichen Bundesparteitag im Kongresshaus der Tiroler Landeshauptstadt zwischen zwei musikalischen Ereignissen eingebettet, denn wenn sie morgen ihre Zelte hier abbricht, beginnt am Abend dann das Bundesjugendsingen.
    Die Marschroute dieses Parteitags, der um 13 Uhr beginnen wird, ist klar.
    Schon das Motto, wir regieren besser, macht deutlich, dass die ÖVP nach 16 Jahren harten Oppositionsbänke drückens Morgenluft wittert.
    Sie demonstriert die Überzeugung, bei den kommenden Nationalratswahlen in die Regierung zurückzukehren.
    Die Tagesordnung des, wie auch von der ÖVP bezeichnet wird, Österreichparteitags spricht eine deutliche Sprache.
    Heute heißt es da unter Punkt 4, Bilanz der gescheiterten Regierungspolitik.
    Hauptredner ist dabei, nicht zufällig, Industriexperte Josef Taus.
    Morgen will dann die ÖVP darlegen, wie sie es besser machen würde.
    Eine Resolution mit dem Titel Leitlinien einer besseren Regierungspolitik wird von Wirtschaftssprecher Robert Graf präsentiert und von den Delegierten beschlossen werden.
    Einleitend liest man darin, die tiefe Unzufriedenheit mit der Regierung und das Verlangen nach grundlegender Erneuerung der politischen, wirtschaftlichen und geistigen Strukturen seien unübersehbar.
    Die österreichische Partei wird als ausgebrannt und ausgelaugt bezeichnet.
    Gleich auf Seite 1 beschäftigt man sich mit dem neuen Kanzler Franz Ranicki, ohne ihn aber beim Namen zu nennen.
    Da heißt es wörtlich, auch der Verzweiflungsschritt durch einen Wechsel an der Spitze der drohenden Niederlage zu entgehen, ist zum Scheitern verurteilt, denn die Mehrheit der österreichischen Wähler wünscht keinen Kanzlerwechsel, sondern einen politischen Wechsel.
    Keine Verlängerung der Krise, sondern einen politischen Neubeginn.
    Zitat Ende.
    In der einleitenden Pressekonferenz erhoben Parteiobmann Alois Mock und Generalsekretär Michael Graf unmissverständlich Regierungsanspruch.
    Graf?
    Wir werden heute zeigen, dass wir auch von den Programmen und von den Personen her mehrheitsfähig und regierungsfähig sind.
    Der Dr. Mock als Kanzlerkandidat und sein Team stehen bereit.
    Die Programme liegen vor.
    Wir sind also gerüstet, die Verantwortung in diesem Land zu übernehmen.
    Und Parteichef Wallace Mock, der wie erwähnt schon gestern im Inlandsreport etwa erklärt hatte, er wolle Kanzler werden, wurde ersucht, drei bis fünf Namen eines möglichen Regierungsteams zu nennen.
    Er tat weit mehr als das.
    Mock?
    Bitte wie Sie wünschen, aber ich kann auch auf das Mehrfache gehen.
    Wenn Sie wollen, sicherlich
    Einer der stärksten Persönlichkeiten der Wirtschaftssprecher, Präsident Graf, Sie haben den Dr. Tauss, Sie haben den Geraalsäger der Schüssel, Sie haben auf dem Bereich der Damenriege die Frau Präsident Hubinex, Sie haben Lise Brockhop, Sie haben den Herrn Dr. Lichal, nur einige Beispiele.
    Aus den Landesregierungen sind jederzeit Persönlichkeiten zur Verfügung.
    Auch einer für viele ist der Agrarsprecher und frühere Abgeordnete Landesrat.
    Riegler.
    Das sind aber bitte nur eine.
    Es gibt kein Ministerkabinett und kein Schattenkabinett.
    Ich spiele mit diesen Dingen nicht herum.
    Mein Ziel ist es, den Österreichern und dann werde ich natürlich auch mich bemühen aus dem Bereich außerhalb der Parteipersönlichkeiten zu finden, die sich mit ihrem Fachwissen zur Verfügung stellen.
    Aber das wichtigste Anliegen für mich, den Österreichern eine andere Politik, eine politische Alternative anzubieten, eine Mehrheit zu gewinnen.
    Dann werden wir angesichts des großen Potenzials
    sicherlich keine Schwierigkeiten haben, die Positionen zu besetzen.
    Der Optimismus des Kanzlerkandidaten, alles Mock also.
    Was wird auf diesem Parteitag ÖVP-intern passieren?
    Parteiabmann Mock und Generalsekretär Graf werden wiedergewählt werden.
    Mock wird zwei zusätzliche Stellvertreter erhalten, Niederösterreichs Landeshauptmann Sigfried Ludwig sowie den steirischen Landesrat und ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler.
    Die Bundesparteileitung wird um drei
    werden dann zehn Frauen sein.
    Die drei Neuen sind die Linzer Universitätsdozentin Irene Daig, die steirische Landtagsabgeordnete Waltraud Klasnik und die niederösterreichische Landesrätin Lise Prokop.
    Die Altersklausel, die besagt hat, dass Mandatare mit 65 aus ihren politischen Ämtern ausscheiden müssen, wird fallen.
    Damit entspricht man einem Anliegen,
    des großen alten Mannes der ÖVP, Seniorenbundchef Hermann Withalm.
    Der mehr als 70-jährige eiserne Hermann will allerdings nicht selbst ins Parlament zurückkehren.
    Und noch ein Zuckerl für die Frauen wird es hier geben.
    Man wird beschließen, dass bei gleicher Qualifikation für politische Ämter einer weiblichen Bewerberin der Vorzug zu geben ist.
    Heute Abend wird Tirols Landesfürst Eduard Wallnöfer einen Empfang geben, dessen Stargast der zukünftige Bundespräsident Kurt Waldheim sein wird.
    Soviel vorerst aus Innsbruck, mehr dann im Abendschanal.
    Zurück zu Werner Löw, nach Wien.
    Roland Adrowitzer über den heute beginnenden zweitägigen Bundesparteitag der ÖVP in Innsbruck.
    Und um den Innsbrucker ÖVP-Parteitag ging es auch bei einem Pressegespräch von FPÖ-Generalsekretär Walter Grabherr-Meyer heute in Wien.
    Außerdem um die allgemeine politische Lage nach der Regierungsumbildung und insgesamt bereits um die Frage, wie die politische Landschaft in Österreich nach den nächsten Nationalratswahlen aussehen könnte.
    Es berichtet Manfred Steinhuber.
    Der freiheitliche Generalsekretär Walter Grabherr-Meyer nahm die vollzogene Regierungsumbildung und den ÖVP-Bundesparteitag zum Anlass für einen ausführlichen Blick auf die politische Lage und auch für einen Ausblick auf die Zeit nach den nächsten Nationalratswahlen.
    Grabherr-Meyer lobte die Regierungsumbildung, weil der Personenwechsel eine Akzentverschiebung in Richtung freiheitliche Positionen gebracht habe.
    Zugleich konstatierte er einige Schwachstellen der Regierungspolitik, um die sich der neue Bundeskanzler nach Meinung der Freiheitlichen zu kümmern habe.
    Das sei einmal die Budgetkonsolidierung und alle Bereiche, in denen üblicherweise die Sozialpartner mitreden, also die Steuerreform, die Agrarpolitik und die verstaatlichte Industrie.
    Hier müsse das System der Sozialpartnerschaft neu überdacht werden, fordert Grabherr Mayer.
    Dann ein Themenwechsel, der ÖVP-Parteitag und ein heute erschienenes Zeitungsinterview, in dem sich ÖVP-Obmann Mock für eine Allparteienregierung ausspricht.
    Grappermeier meint, Mock wolle in Wahrheit keine Konzentrationsregierung, sondern nur eine Elefantenhochzeit in der Form der Großen Koalition.
    Die Freiheitlichen würden jedenfalls nicht in so eine All-Parteien-Regierung gehen, kündigte Grappermeier an.
    Die FPÖ werde sich ihre Kontrollfunktion nicht durch das Angebot eines Ministers abkaufen lassen.
    Im Übrigen sei eine politische Wende weder notwendig noch von denen, die sie ständig im Munde führten, überhaupt ernst gemeint.
    Das Gerede von der Wende, meint Grabherr Mayer mit Blickrichtung ÖVP wörtlich, sei fadenscheinig, unaufrichtig und unehrlich.
    Mock habe den Mut zur Wende nicht.
    Ich fordere deshalb den Herrn Dr. Mock auf, wenn er schon von der historischen Wende spricht,
    davon auch zu sprechen, wie diese historische Wende in Österreich gemacht werden kann.
    Und dazu braucht es den Mut zu sagen, dass es, nachdem gerade die ÖVP die sozialistische Politik als grundfalsch bezeichnet, es auch so sein müsste, dass eine historische Wende nur ohne die sozialistische Partei in der Regierung zu machen wäre.
    Wenn Dr. Mock schon immer wieder behauptet, wie grundfalsch,
    die sozialistische Politik im Grunde ist.
    Deshalb glaube ich, Herr Dr. Mock soll den Mut aufbringen, wenn er von der historischen Wende spricht, auch den Mut aufbringen, sie historisch zu vollziehen.
    So wie es beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland und in Niedersachsen der Fall war, wo tatsächlich eine bürgerliche Partei den Mut aufgebracht hat, sich auch offen
    für eine Zusammenarbeit mit der Zweiten Bürgerlichen Partei auszusprechen.
    Ich bettle diese Entwicklung nicht herbei, denn die Freie Demokraten sieht sehr wohl, dass die Möglichkeiten der Mitbestimmung
    des Mitverantwortens auch mit der Sozialistischen Partei in Österreich möglich ist.
    Diese drei Jahre, die bisherigen drei Jahre der Zusammenarbeit, haben bewiesen in vielen Punkten, dass es durchaus möglich ist, mit der Sozialistischen Partei auch bürgerliche, aus bürgerlicher Sicht, Gesetze zu beschließen, die aus bürgerlicher Sicht die richtigen sind.
    Grabherr Mayer wollte diese Aussage allerdings nicht ausdrücklich nicht als eine Aufforderung zur Wende verstanden wissen.
    Er könne zwar nach den Wahlen auch eine schwarz-blaue Koalition nicht ausschließen, meinte er, er wolle aber seine Worte weder als Angebot noch als Bitte an die Volkspartei verstanden wissen, sondern als den Versuch, den Wählern die Augen über die wahren Absichten der ÖVP zu öffnen.
    Manfred Steinhuber fasste zusammen die Aussagen des FPÖ-Generalsekretärs Walter Grabherr-Meyer zur Lage nach der Regierungsumbildung und auch im Hinblick auf künftige Regierungskonstellationen.
    Im Zusammenhang mit der FPÖ ist uns gestern übrigens ein bedauerlicher Irrtum unterlaufen.
    In einem Beitrag über Politikereinkommen wurde gesagt, dass die freiheitlichen Regierungsmitglieder keine Parteisteuer zahlen.
    Das stimmt nicht.
    Auch die FPÖ-Politiker leisten diese Abgabe an ihre Partei, und zwar in der Höhe von 12 Prozent des Bruttoeinkommens.
    Wir bitten diesen Irrtum zu entschuldigen.
    Bleiben dafür aber auch gleich bei dem Thema FPÖ, bei dem Thema FPÖ-Politiker und ihre Positionen.
    In seiner Eigenschaft als Energieminister hat Vizekanzler Norbert Steger nämlich offenbar einen Wechsel im Aufsichtsrat des Verbundkonzerns im Auge.
    Der bisherige Vorsitzende, der frühere Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Arthur Musil soll abberufen werden und als Nachfolger ist offensichtlich der frühere freiheitliche Klubobmann Friedrich Peter vorgesehen.
    Erich Aichinger fasst zusammen.
    Kommenden Montag in der Aufsichtsratssitzung soll vollzogen werden, was in den Medien bereits als Steger-Putsch im Verbundkonzern
    apostrophiert wird.
    Nämlich der Wechsel vom bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden des Verbundkonzerns Arthur Mussil zum langjährigen freiheitlichen Ex-Parteiobmann und Ex-Klubobmann Friedrich Peter.
    Eine solche Entsendung ist an sich Sache der Bundesregierung
    dürfte am Dienstag dieser Woche in der ersten Sitzung des Kabinetts Franitzki besprochen worden sein und ist, so wird bestätigt, nach den gültigen Regelungen vom Handelsminister lediglich der Bundesregierung zur Kenntnis zu bringen.
    Schwierigkeiten von Seiten des sozialistischen Koalitionspartners dürften dem freiheitlichen Parteichef Steger also offensichtlich nicht bevorstehen.
    Allerdings hatte sich schon innerhalb der freiheitlichen Partei kräftig Unmut geregt, als Steger mit der Idee kam,
    Friedrich Peter als einfaches Mitglied des Aufsichtsrates zu installieren.
    Einer der schärfsten Kritiker war damals der oberösterreichische Abgeordnete der Freiheitlichen, Norbert Gugerbauer.
    Wenn so die von der Partei geforderte Entpolitisierung aussähe, dann werde die FPÖ unglaubwürdig", sagte er.
    Steger beruhigte damals die innerparteilichen Kritiker mit dem Hinweis, dass mit dem Aufsichtsratsmandat keine nennenswerten finanziellen Zuwendungen für Friedrich Peter verknüpft seien.
    Sollte nun allerdings Friedrich Peter Vorsitzender des Aufsichtsrates im Verbundkonzern werden, stünden ihm ein Dienstwagen und ein Büro zur Verfügung.
    Für eine erste, sinngemäß bestätigende Stellungnahme erreichten wir Parteichef Norbert Steger heute in Vorarlberg.
    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann nicht gesagt werden, wer dort wirklich gewählt wird, weil ich über den letzten Stand der Gespräche nicht informiert bin.
    Ich kann nur eines sagen.
    Friedrich Peter hat 30 Jahre Erfahrung in der Kontrolle.
    Die Hauptaufgabe eines Aufsichtsrates ist die Kontrolle der Geschäftsführung, der Geschäftsleitung.
    Das kann er sicher hervorragend.
    Und ich kann etwas Zweites dazu sagen.
    In der Elektrizitätswirtschaft hat es manche Themen in den letzten Jahren gegeben, wo man sich über die Wünsche des Ministers hinweggesetzt hat.
    Das ist sicher im letzten Jahr wesentlich besser geworden, das Zusammenarbeitsklima, aber fest steht noch immer, man kann nicht als Minister zuständig sein für einen gewissen Themenbereich und dort nicht auch gewisse persönlich Vertraute in den Kontrollorganen drinnen haben, denn dann gibt es plötzlich bei Bezugsregelungen oder bei den generellen
    energiepolitischen Linien eine ganz andere Vorgangsweise in einer Gesellschaft, als das der Minister wünscht.
    Friedrich Peter hat mein besonderes politisches Vertrauen und ich hielt es für sehr sehr günstig, wenn er in einem Arbeitsausschuss innerhalb der Elektrizitätswirtschaft, innerhalb der Verbundgesellschaft auch einbezogen wird.
    feststeht, dass egal ob er dort Vorsitzender ist oder anders im Arbeitsausschuss, er keinen Groschen für seine Tätigkeit bekommt, weil wir Freiheitlichen einen Privilegienabbau so durchgeführt haben, dass jener, der den Höchstbezug bekommt, dann nichts mehr zusätzlich ausbezahlt wird.
    Friedrich Peter ist durch seine 30 Jahre über die Höchstgrenze bereits hinausgeraten.
    Wenn ihm die Verbundgesellschaft etwas ausbezahlt, dann ruht dafür genau im gleichen Ausmaß jener Pensionsteil, den er als Politiker bezieht.
    Der Staat
    Er spart sich daher Kosten und feststeht auch, dass Friedrich Peter nicht abgesprochen werden kann, Kontrolle so gelernt zu haben, wie kaum ein anderer Politiker in Österreich.
    Und feststeht, dass der bisherige Vorsitzende ein Abgeordneter zum Nationalrat AD war, nämlich Dr. Musil, und durchaus auch andere aus politischen Funktionen nach dem zweiten verstaatlichten Gesetz nach wie vor in diesem Gremium drinnen sind.
    SPÖ-Politiker, ÖVP-Politiker, was auch nicht geändert werden kann durch den Minister, weil das Gesetz hier einen Riegel vorschiebt.
    Der freiheitliche Generalsekretär Walter Grabherr-Meyer wurde bei seiner Pressekonferenz in Wien natürlich ebenfalls auf einen bevorstehenden Wechsel Musil-Peter im Verbund Aufsichtsrats angesprochen.
    Grabherr-Meyer verwies zunächst darauf, dass Arthur Musil immerhin 75 Jahre alt sei und jeder die Grenze seiner physischen Leistungsfähigkeit einmal erreiche.
    Grabherr-Meyer dann speziell darauf, dass Peter nun Anspruch auf Büro- und Dienstwagen habe, hat bisher nicht nur
    jene Voraussetzungen bekommen, die notwendig sind, um die Tätigkeit eines Aufsichtsratsvorsitzenden auch wirkungsvoll auszuüben, nämlich ein Büro.
    Und das ist wohl nichts Unehrenhaftes und nicht zu verstehen als Einkommen.
    Denn wenn ich nun, wenn jeder, der aktiv tätig ist, sein Büro, das er zur Verfügung hat, als Teil seines Einkommens betrachten würde,
    oder den Arbeitsplatz, den er hat, als Teil seines Einkommens betrachten würde, so gilt das wohl auch nicht für Friedrich Peter, darf ich doch dazu sagen.
    Dass für das Ausüben des Aufsichtsrats des Aufsichtsratspräsidenten auch ein Dienstauto zur Verfügung gestellt wird, scheint mir auch nicht ein Privileg zu sein, dass irgendwo Einkommens wirksam werden könnte, denn beispielsweise überprüft
    ja auch der Rechnungshof und hat es auch beim bisherigen Aufsichtsratspräsidenten Musil getan.
    Jene Benützung des Dienstautos, die ein Aufsichtsratspräsident hat und falls hier missbräuchlich verwendet wird, wird das ja auch vom Rechnungshof aufgeführt.
    Soweit also Generalsekretär Walter Grapermeier.
    Die Kritik etwa aus Oberösterreich, beispielsweise vom Abgeordneten Norbert Gugerbauer, wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.
    Erich Eichinger fasste zusammen, was derzeit bekannt ist über mögliche Pläne der FPÖ, den ehemaligen Klubobmann Friedrich Peter als Aufsichtsratspräsident des Verbundkonzerns zu installieren.
    Es ist jetzt eine Minute vor halb eins und wir wechseln zu einem bis jetzt eher weniger behandelten, eher unbekannten Thema aus dem Bereich der Landesverteidigung.
    Denn während sich das Interesse der Medien am Bundesheer derzeit fast ausschließlich auf den umstrittenen Tragenankauf konzentriert, gerät das Bundesheer im Bereich des Ergänzungswesens, also des Personalstandes, langsam in Schwierigkeiten, die auf längere Sicht das gesamte Milizsystem Österreichs in Frage stellen könnten.
    Denn während bis Mitte der 90er Jahre der Mannschaftsstand der Bundesheer Miliz von derzeit 187 Mann auf 300.000 angehoben werden muss, was einen Zusatzbedarf von jährlich 10.000 bis 15.000 Mann bedeutet, sinkt im selben Zeitraum die Zahl der Wehrpflichtigen, statistisch vorausberechenbar durch den sogenannten Pillenknick, von derzeit rund 65.000 Mann pro Jahr auf weniger als 40.000 Präsenzdiener.
    In dieser Personalnotlage sah sich die militärische Führung zu einschneidenden Schritten gezwungen, die schon jetzt schwerwiegende Folgen für präsenzdienstwillige Staatsbürger haben, Leopold Esterler informiert.
    Derzeit müssen pro Jahr mindestens 8000 wehrpflichtige junge Österreicher, die nach ihrer Musterung zum Bundesheer einrücken wollen, Wartezeiten bis zu eineinhalb Jahren in Kauf nehmen.
    Die Problemstellung ergibt sich aus den gesetzlichen Forderungen des mit den Stimmen aller drei Parteien beschlossenen Landesverteidigungsplanes, der bis 1994 eine Aufstockung des Milizheeres auf 300.000 Mann bindend vorsieht.
    Um dieses Ziel zu erreichen, müssten jährlich zusätzlich 10.000 bis 15.000 Mann zur Ausbildung gelangen.
    Durch den von Statistikern als sogenannten Pillenknick bezeichneten Umstand kommender geburtsschwacher Jahrgänge werden aber im selben Zeitraum pro Anno satte 20.000 Mann fehlen.
    Ein Beispiel.
    Betrug in den beiden Vorjahren die Zahl der Präsenzdiener noch rund 65.000 Mann, werden es 1994 und 1995 weniger als 40.000 wegen des sogenannten Pillenknicks sein.
    Um die Sicherung der Personalstände des Bundesheeres und dessen Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, wurde im November 1984 bereits mittels Anordnung des damaligen Verteidigungsministers Friedhelm Frischenschlager eine gesetzliche Erweiterung zur Möglichkeit der Rückstellung jüngerer Jahrgänge mit einer Zeitdauer bis zu vier Jahren geschaffen.
    Auch das an einem konkreten Beispiel erläutert.
    Die Jahrgänge 1967 und 68, die also im nächsten Jahr zur Ableistung des Präsenzdienstes heranstehen würden, müssen nun unter Umständen bis zum April des Jahres 1990 warten.
    Was das angesichts der derzeit herrschenden Jugendarbeitslosigkeit bedeutet, kann in persönlichen Fällen nur erahnt werden.
    Sicher ist aber derzeit eines, dass Firmen junge männliche Österreicher nur dann anstellen, wenn sie ihren Präsenzdienst bereits geleistet haben.
    Noch einmal, 8.000 pro Jahrgang würden ihn abdienen wollen, können aber nicht.
    der Leiter des heimischen Ergänzungswesens, Divisionär Alfred Beneda, zur Anordnung des Verteidigungsministeriums.
    Ziel und Zweck dieser Vorratshaltung ist, um für die mageren Jahre vorzusorgen, einen Polster zu schaffen für eine Einberufung in den Jahren, wo uns die geburtsschwachen Jahrgänge ins Haus stehen.
    Und diese Vorratshaltung wird ermöglicht durch die spätere Einberufung jener Wehrpflichten,
    denen ein Aufschub des Antritts des Grundwehrdienstes oder eine befristete Befreiung vom Grundwehrdienst gewährt wird und
    eine Zurückstellung der Einberufung der jüngeren Wehrpflichtigen.
    Divisionär Beneder sieht aber auch noch andere Gründe für den Stau wehrdienstwilliger junger Österreicher.
    Da ist es erst einmal ebenfalls in der Anordnung des Ministeriums vorgesehen, dass ältere Jahrgänge grundsätzlich vor Angehörigen jüngerer Jahrgänge einzuberufen sind.
    Der Hintergrund?
    Wird etwa ein Akademiker, der bisher aus Studiengründen Aufschub erhielt, nach seiner Promotion nicht vor dem 35.
    Lebensjahr einberufen, geht er dem Bundesheer völlig verloren.
    Ein zweiter Grund ist für Divisionär Beneder die mangelnde Kasernen- und Ausbildungskapazität.
    Sei es in bettenmäßiger Hinsicht, das heißt bloß die reine Unterbringung des Mannes, als darüber hinaus auch
    die Kapazität an Ausbildung.
    Das heißt, auch das Ausbildungspersonal ist nicht in allen Garnisonen vorhanden, um zum Beispiel frisch
    Garnisonen, neu gebaute Kasernen sofort befüllen zu können.
    Daher gibt das Armeekommando den einzelnen Militärkommanden in den Bundesländern sogenannte Quoten von Rückstellungen vor.
    Als konkretes Beispiel in den beiden bevölkerungsstärksten Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich etwa beträgt die Rückstellungsquote 20 Prozent eines Jahrganges, was zum Beispiel für 3000 Niederösterreicher eine durchschnittliche eineinhalbjährige Wartezeit bedeutet.
    Der Chef des Ergänzungswesens, Divisionär Beneda, anerkennt die Probleme, die sich vor allen Dingen in wirtschaftlich schweren Zeiten wie diesen für die Betroffenen bzw.
    deren Eltern ergibt, untersucht alle potenziellen Jungmännern, sich bei besonderen Problemen an das jeweilige Ergänzungskommando zu wenden.
    Allzu viel Hoffnung gibt es allerdings nicht.
    Derzeit werden eben nur 70 Prozent eines jeweils heranstehenden Jahrganges eingezogen.
    Für die restlichen 30 Prozent, also 8.000 Mann mindestens, heißt es warten.
    Personalprobleme beim Bundesheer erzwingen also längere Wartezeiten, auch für junge Männer, die den Präsenzdienst leisten wollen.
    Es ist fünf Minuten nach halb eins.
    Was können wir in der verbleibenden Zeit in dem Mittagsschornal noch unterbringen an Themen?
    Wir bringen einen Nachruf auf den verstorbenen Kammer-Schauspieler Richard Aibner.
    einen Nachruf auch auf den verunglückten französischen Komiker Coluche und wir informieren über die Hintergründe der Gefängnisrevolte in Peru.
    Zunächst aber noch ein Thema aus dem Inland, aus dem Bereich Landwirtschaft.
    Denn bereits in wenigen Minuten, in rund einer halben Stunde, geht der neue Landwirtschaftsminister Erich Schmid
    an die Ausführung eines seiner wichtigsten Vorhaben, nämlich der Lebensmittelindustrie die Voraussetzungen für verstärkte Exportbemühungen zu schaffen und damit den Export von österreichischen Agrarprodukten auf diese Weise zu fördern.
    Die Struktur der österreichischen Agrarexporte wurde bisher oft mit jener eines Bananenstaates verglichen, weil wir hauptsächlich den Rohstoff exportieren anstelle möglicher fertiger Nahrungs- und Genussmittel.
    Selbst wenn der österreichische Steuerzahler vom Export von Backwaren statt Getreide oder Konserven statt Rindfleisch zur Kasse gebeten wird, zumindest die Wertschöpfung der Verarbeitung bleibt dabei im Inland.
    Und daher ist ein Fertigwarenexport immer mehr wert als der Export von Rohstoffen.
    Selbst dann, wenn auch die Fertigprodukte nur mit Preisstützungen im Ausland zu verkaufen sind.
    Hans Adler analysiert die Bedeutung der Lebensmittelindustrie und die Probleme, denen sich diese Industrie im Export gegenüber sieht.
    Rechnet man alles zusammen, die rund 600 industriellen Lebensmittelverarbeiter, die gewerblichen Bäcker, Fleischhauer, Müller, Zuckerbäcker, die vielen Obst- und Gemüseverwerter und Feinkosthersteller, dann ist die Lebensmittelproduktion, also Bauern und Lebensmittelverarbeitung, der bei weitem größte Bereich der österreichischen Wirtschaft, der im vergangenen Jahr allein Nahrungs- und Genussmittel im Wert von 71 Milliarden Schilling erzeugt hat.
    Die Tabakindustrie ist hier noch gar nicht mitgerechnet.
    Besonders deshalb ist dieser Wirtschaftsbereich interessant, weil er viel weniger als alle anderen von den Schwankungen der Konjunktur abhängig ist.
    Gegessen wird eben.
    Bedauerlich ist natürlich, und hier hackt der neue Landwirtschaftsminister ein, dass nur der geringste Teil der Wertschöpfung aus dem Nahrungs- und Genussmittelbereich für den Export bestimmt ist.
    Auf dem internationalen Markt gelten Gesetze und Preise, mit denen die österreichische Nahrungs- und Genussmittelindustrie ebenso wenig mitzuhalten vermag, wie es die österreichischen Bauern ohne massive Preisstützungen im Rohstoffexport könnten.
    Die Preise auf dem Weltmarkt
    sind die Preise der Vereinigten Staaten.
    Und die liegen weit unter jenen der Europäer.
    Und zwar deshalb, weil in Amerika viel rationeller Getreide oder Vieh produziert werden kann, als in Europa mit seiner kleiner strukturierten und kleinräumiger arbeitenden Landwirtschaft.
    Dass die Europäer auch Überschüsse produzieren und dass sie, um diese Überschüsse international verkaufen zu können, ihre Preise auf und unter das Niveau der amerikanischen Stützen, ist immer wieder Gegenstand von Zwistigkeiten EG, USA, die bis an den Rand von Handelskriegen gehen.
    Denn Amerikanern passt es eben nicht, wenn in den USA mehr italienische Spaghetti verkauft werden als amerikanische.
    Nur weil die Europäer die Preise für das Mehl, aus dem die Spaghetti gemacht werden, so herunterstützen, dass die italienischen Nudeln in Amerika billiger sind als die amerikanischen.
    Mit der gleichen Härte wird dieser Kampf weltweit geführt.
    Ein anderes Beispiel.
    Am 16.
    Dezember vergangenen Jahres hat Österreich der UNRWA, einer Hilfsorganisation der Vereinten Nationen, 12,5 Millionen Schilling für den Kauf österreichischen Mehls gegeben.
    Am 2.
    Jänner sind die österreichischen Exporteure aufgefordert worden, anzubieten.
    Die Agrarvertreter, die natürlich über die Verwendung des Geldes mitzubestimmen haben, dass die Bauern mit ihren Verwertungsbeiträgen aufbringen, konnten aber aus prinzipiellen Gründen einer zusätzlichen Stützung eines Mehlverkaufs, den Österreich ohnehin finanziert hatte, nicht zustimmen.
    Die Folge war, dass Österreich einer internationalen Ausschreibung am 12.
    März dieses Jahres zustimmen musste und die Hilfsorganisation hat ihr Mehl anderswo gekauft.
    Österreich aber musste seine Überschüsse dennoch mit Stützungen exportieren.
    So hart sind die Bräuche im internationalen Nahrungsmittelgeschäft.
    Der Angelpunkt ist ein Abschöpfungs- und Erstattungssystem der europäischen Gemeinschaften.
    Sie legen vierteljährlich fest, wie viel als Differenz zwischen dem niedrigen Weltmarktpreis und dem hohen EG-Inlandspreisniveau für Agrarprodukte zu gelten hat.
    Exportiert eine österreichische Firma in einen EG-Staat, dann muss sie um die Höhe dieser Abgabe, die an der Grenze eingehoben wird, schon von vornherein niedriger anbieten, sonst kauft der Kunde in der EG gar nicht.
    Und das Gleiche gilt im Export außerhalb Europas, denn dort laufen ja auch die Vertreter der Unternehmen aus der Gemeinschaft herum und bieten Waren an, für welche die Rohstoffe verbilligt sind.
    Und zwar mit jenem Geld, welches vorher als Abschöpfung eingehoben worden ist.
    Für bestimmte Waren gibt es auch in Österreich ein solches System, zum Beispiel für Zucker, Mehl, Milchprodukte, Butter und Stärke.
    Etwa 600 Millionen Schilling haben die Abschöpfungen bei diesen Waren im vergangenen Jahr eingebracht.
    Die sind aber im Budget verschwunden und sind nicht für die Exportstützung zweckgewidmet.
    Der österreichische Export an Nahrungs- und Genussmitteln ist allerdings so gering, dass nicht einmal diese 600 Millionen Schilling bisher gebraucht würden.
    Hier ist aber auch der Grund dafür zu suchen, dass es derzeit im Zollfreiladen des Internationalen Zentrums in Wien keine österreichischen Nahrungsmittel gibt.
    Die ausländische Konkurrenz ist eben billiger.
    Hier also soll nach dem Willen des neuen Landwirtschaftsministers angesetzt werden, um einen Einstieg für die österreichische Industrie zu finden.
    Die Experten, die sich heute treffen, reden sicherlich nicht zum letzten Mal darüber.
    Man denkt sogar an die Einrichtung einer ständigen Arbeitsgruppe.
    So kompliziert ist dieses Geschäft.
    Und eben dieses erste Expertengespräch war mit dem eingangs erwähnten 13-Uhr-Termin des neuen Landwirtschaftsministers gemeint, Hans Adler informierte.
    Wir wechseln ins Ausland.
    Möglicherweise bis zu 400 Tote hat in den vergangenen zwei Tagen in Peru die Niederschlagung einer Revolte von politischen Häftlingen in drei Gefängnissen unweit der Hauptstadt Lima gefordert.
    Angehörige der Guerilla-Organisation Leuchte und der Pfad hatten angesichts der heute in Lima beginnenden Jahrestagung der Sozialistischen Internationale ein Fanal setzen wollen.
    In Lima gingen Bomben hoch und eine koordinierte Gefängnismäuterei setzte ein.
    Die Regierung des vor fast genau einem Jahr gewählten sozialdemokratischen Staatspräsidenten Alain Garcia ließ sich auf keine langen Verhandlungen ein.
    Als die Mäuterer sich in den ersten zwölf Stunden nicht zur Aufgabe bereit erklärten, gab die Regierung der Armee den Sturmbefehl.
    Ein Blutbad war die Folge, dass für die Regierung des um Reformen bemühten 36-jährigen Präsidenten einen tiefen Einschnitt bedeutet und eine schwere Hypothek für die Konferenz der Sozialistischen Internationale in Lima darstellt.
    Hören Sie mehr von Raimund Löw.
    276 Häftlinge sind nach einer Erklärung des Oberkommandos der peruanischen Streitkräfte von gestern Abend ums Leben gekommen.
    Nach inoffiziellen Quellen waren es bis zu 400.
    Der Aufstand war am Mittwoch in drei Gefängnissen ausgebrochen.
    Seine Niederschlagung durch Sondereinheiten der Armee artete zu einem blutigen Massaker aus.
    180 inhaftierte Anhänger der maoistischen Guerilla-Organisation Sendero Luminoso, zu deutsch Leuchtender Pfad, hatten am Mittwoch die Gefängnisinsel El Fronton vor der Küste Limas völlig unter ihre Kontrolle gebracht.
    Mit selbst hergestellten Waffen wie Steinschleudern oder Pfeil und Bogen bemächtigten sie sich der Wächter und deren aus Schnellfeuergewehren und Faustwaffen bestehenden Waffenarsenale.
    In offensichtlich schon Wochen vorher angelegten Schützengräben und Höhlen verschanzt, leisteten sie den anrückenden Militärs mehr als 24 Stunden lang erbitterten Widerstand.
    Der peruanische Innenminister gab an, dass El Fronton in eine richtiggehende Festung verwandelt worden sei.
    Man habe unterirdische Geheimzellen und Labyrinthe entdeckt.
    Ob und wie lange es Verhandlungen gegeben hat, ist nicht bekannt.
    Die Armee ging auf jeden Fall wie im Krieg gegen die Mäuterer vor.
    Marinehubschrauber griffen die Stellungen der Aufständischen mit Raketen an, das Gefängnis wurde von Kriegsschiffen aus beschossen und in Brand gesteckt.
    Von 180 Insassen haben nur 30 das Massaker überlebt.
    Nicht viel anders ging es im Gefängniskomplex Lurigancho südlich von Lima zu.
    Mit Hilfe von Panzerfäusten durchbrachen Elitesoldaten die Barrikaden aus Zement und Ziegelsteinen, die die mit Schusswaffen und Sprengstoff ausgerüsteten Mäuterer im Gefängnishof errichtet hatten.
    Beim Sturm der Armee kamen die Hälfte der 300 Gefangenen des Sendero Luminoso um.
    Glimpflicher sind nur die Insassen des Frauengefängnisses der Hafenstadt Callao davongekommen.
    Die 200 revoltierenden Frauen ergaben sich der Armee nach kurzem Kampf.
    Es gab zwei Tote.
    Am gleichen Tag meldete die peruanische Armee Zusammenstöße zwischen Militärpatrouillen und Guerrilleros in der Andenprovinz Ayacucho, der Hochburg des Sendero Luminoso.
    Der schmutzige Krieg, der seit 1980 in den vergessenen Gegenden des Andenhochlandes tobt, hat in grausamster Weise auch die Hauptstadt erfasst.
    Tausende Überfälle auf Polizei- und Militärposten, grausame Hinrichtungen von Bürgermeistern und Beamten der Zentralverwaltung auf der einen Seite, die Auslöschung ganzer Dörfer und die Entführung tausender Jugendlicher durch die Anti-Guerilla-Einheiten der Armee auf der anderen Seite.
    Das gehört in dem 500 Kilometer von Lima entfernten Ayacucho seit Jahren zum Alltag.
    Die maoistischen Guerilleros der kommunistischen Partei Perus leuchten der Pfad,
    so lautet der volle Name der Organisation, haben hier weite Teile des Landes unter Kontrolle.
    Ihr Führer ist ein ehemaliger Philosophie-Professor namens Gußmann.
    Als Camarada Gonzalo, Genosse Gonzalo, so lautet sein Kriegsname, wird er heute von seinen ihm mit quasi religiösem Fanatismus ergebenen Anhängern gleich neben Marx, Lenin und Mao Zedong verehrt.
    Die einfachen Kämpfer des leuchtenden Pfades sind die Söhne der Indiobauern des Andenhochlandes.
    Abgeschnitten von den Zentren des Landes leben die Indios hier wie vor der spanischen Kolonisation, ohne Trinkwasser, ohne Elektrizität und ohne medizinische Versorgung, einfach von Bohnen und Kartoffeln.
    Die Guerilla lehrt sie, ihren Hass auf Großgrundbesitzer und Steuereintreiber in Gewalt umzusetzen.
    Die Ausgebildeteren unter ihnen tragen Schusswaffen.
    Einfache Kämpfer richten die sogenannten Verräter, die sich den Anordnungen der Partei widersetzen, mit Messern und Mistgabeln hin.
    Die Brutalität des Sendero Luminoso entsetzt sogar die Organisationen der städtischen revolutionären Linken Perus.
    Die sumarischen Hinrichtungen, Entführungen und Folterungen, mit denen die Armee in den Guerillagebieten vorging, ließ Präsident Alain Garcia nach seiner Regierungsübernahme vor einem Jahr hunderte Offiziere aus dem Dienst entlassen.
    Einige mussten sich auch vor Gericht verantworten.
    Durch Reformen hoffte er, den Untergrundkämpfern ihre Basis zu entziehen.
    Mit der blutigen Niederwerfung des Gefängnisaufstandes der vergangenen Tage beherrschen in Peru jetzt wieder Terror und Gegenterror die Politik.
    Raimund Löw informierte über die Hintergründe der blutigen Ereignisse in Peru.
    Ereignisse, die übrigens Norwegens Ministerpräsidentin Frau Bundland und Schwedens Regierungschef Karlsson veranlasst haben, ihre Teilnahme an der Jahrestagung der Sozialistischen Internationale in Lima abzusagen.
    Frankreichs wohl bekanntester Komiker Coluche ist gestern im Alter von 41 Jahren mit seinem Motorrad tödlich verunglückt.
    Coluche, der mit seinem bürgerlichen Namen Michel Colucci hieß, hatte sich als Kritiker des Establishments mit oft derben Humor ein Publikum auch über Frankreichs Grenzen hinaus gewonnen.
    Internationale Schlagzeiten machte Coluche 1981 durch seine klauneske Kandidatur bei den französischen Präsidentenwahlen.
    Er setzte sich aber auch aktiv für zahlreiche soziale und politische Belange ein.
    Gestern starb Coluche auf einer Landstraße bei Grasse in Südfrankreich.
    Und der folgende Nachruf von Thomas Fuhrmann beginnt fast im Stil von Coluche.
    Michel Coluche hat gestern für immer die Kurve gekratzt.
    Auf einer kleinen Bezirkstraße in der Provence raste er mit seiner schweren Honda 1100 in einen Sattelschlepper.
    Der LKW stand quer über die Straße in einer Kurve.
    Coluche hatte nicht einmal mehr die Zeit zu bremsen.
    Er war auf der Stelle tot.
    Die Versuchung ist groß, die Umstände dieses brutalen Todes als Symbol für das Leben des ungestümen, respektlosen und überaus populären Alleinunterhalters zu sehen.
    Sich einzubremsen war nicht die Art des 41-jährigen Komikers und Schauspielers.
    Seit seiner Kindheit hatte der Sohn eines italienischen Malers und Anstreichers und einer französischen Blumenhändlerin nie Ruhe gegeben.
    In der Schule hält er es nicht aus, pfeift auf den Hauptschulabschluss, versucht es in verschiedenen Berufen als Eisverkäufer, Zeitungsauslieferer, Blumenverkäufer, Tellerwäscher, Apothekerlehrling.
    Seine Karriere beginnt 1966 am Kaffeetheater, zusammen mit heutigen Filmgrößen wie Gérard de Cordieu und Miu Miu unter der Leitung des Kaffeetheatererfinders Romain Bouteille.
    Sketches und Kabarett, Gags und Wortspiele über Alltag und Politik sind die Essenz des Kaffeetheaters.
    Doch der Einzelgänger Coluche macht sich 1972 selbstständig und feiert im Olympia in seiner Latzhose erste Triumphe.
    Er eilt von Erfolg zu Erfolg, sein Publikum wird immer größer, die Vulgarität seiner Witze verhelfen ihm zur Popularität, vor allem bei den kleinen Leuten, dem Milieu aus dem er stammt.
    Nach sieben Jahren Musical hat Coluche plötzlich genug.
    Mit Auftritten, Platten und Radiosendungen scheffelt er inzwischen Millionen, hat aber keine Zeit für seine beiden Kinder.
    Die Ehe geht kaputt und Coluche versucht, etwas Distanz vom Erfolg zu gewinnen, kauft sich ein Haus auf den Antillen und versucht es mit Filmrollen.
    Da arbeitest du drei Monate und dann kannst du dich ausruhen, sagt er.
    Doch bevor er sich abseilt,
    tritt den gestandenen Politikern aller Couleurs noch einmal kräftig in den Hintern.
    Kulisch versucht sich als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen von 1981.
    Die Umfragen bescheinigen ihm bis zu 16 Prozent in den Wahlabsichten und der Clown und Buffo posiert fast splitternackt mit einem Trikolorenband als Feigenblatt und blau-weiß-roten Straußenfedern im Bocsch.
    Viele Politiker, die ihm heute in erschütterten Beileidsbezeugungen nachweinen, entrüsteten sich damals über die Respektlosigkeit, Provokation und Würdelosigkeit des Komikers.
    Coluche kandidierte schließlich nicht, doch der Rummel hatte seiner Beliebtheit und seinem Ruf in keiner Weise geschadet.
    Mit seinen Filmrollen hatte er wechselnden Erfolg.
    Als einsamer Tankstellenwart in Ciao Pantin erhielt er 1984 den César in Cannes, den französischen Ableger des amerikanischen Oscars.
    Kulisch hat eine neue Dimension seines Könnens gezeigt, die Einsthaftigkeit.
    Zwischen großen Festen in seinem Pariser Haus und einem triumphalen Comeback in Radio und Fernsehen mit groben Späßen engagierte er sich seit zwei Jahren auch für humanitäre Aufgaben.
    Als prominenter Promoter der antirassistischen Jugendbewegung SOS-Rassismus im vergangenen Winter stellte er für die Unenden der Wohlstandsgesellschaft die Restaurants des Herzens auf die Beine.
    Bis zu 60.000 gratis Mahlzeiten pro Tag
    vom 21.
    Dezember bis 21.
    März.
    In einer vielbeachteten Fernsehsendung brachte Coluche an einem Sonntag kurz vor den Wahlen Politiker sämtlicher Schattierungen mit Ausnahme der rechtsextremen Nationalen Front im Studio für die gute Sache zusammen.
    Coluches Großzügigkeit war kein Theater, sondern ein selbstverständliches Engagement für ein Milieu, aus dem er kommt.
    Die Arbeiterfamilien in den dresden Vororten der Großstädte, ob nun Franzosen oder Ausländer.
    Schließlich war Coluche auch ein fanatischer Motorrad-Fan.
    Er besaß elf Maschinen und hat im Vorjahr den Weltrekord im lausierten Kilometer auf einer 750er gebrochen.
    Mit 252,087 Kilometern pro Stunde raste der rundliche Star in vollem Bewusstsein des Risikos über das Testgelände in Sizilien.
    Ich packe es oder es duscht, sagt er damals.
    Der Dusch kam gestern, dort, wo er ihn nicht erwartet hatte.
    Thomas Fuhrmann über den gestern verunglückten französischen Komiker Coluche.
    Auch einer der bekanntesten und beliebtesten Schauspieler Österreichs ist gestorben heute früh in Wien im 91.
    Lebensjahr Kammer-Schauspieler Richard Aibner.
    Den Nachruf auf ihn gestaltete Hans Langsteiner.
    War ned Wien, war ned dort, wo kein Gefreit is ans Wort, denn des Gefreit ohne Grund gibt uns Kern, holt uns gesund.
    War ned Wien, ging ned geschwind wieder einmal der Wind, dass der Staub wir ned gescheit umanand reißt die Leit.
    War ned Wien, wollt's zum Bier, und des stessert mit dir ned a Besuferner zamm, der a Feier möcht ham.
    War ned Wien,
    wenn nicht gerade aufgeräumt wird in der Stadt.
    Richard Aibner liest Josef Weinheber.
    Die raunzerische Liebeserklärung an Wien gehörte nicht ohne Grund zu den Glanzstücken Aibners.
    Hier konnten sich sein verschmitzter Vortragsstil, seine kauzige Komik, aber auch seine einfühlsame Menschlichkeit besonders bewähren.
    Erst vor wenigen Wochen hat Aibner selbst anlässlich seines 90.
    Geburtstages auch seine unverwechselbare Vortragskunst kommentiert.
    Ich bin also immer aktiv geblieben und habe nicht gerostet und blieb auf dem Laufenden.
    Und vor allem hat mir der Herrgott ja die Begabung gegeben, einem Sprachklang, einer Umgangssprache richtig nachzugweifen und zu reproduzieren und dadurch
    ist in Josef Weinhebers Wien wörtlich mir das Repertoire zugeflossen, was mich weiterentwickelt hat.
    Selbstverständlich ist der Lyrik- und Mundartinterpret nicht der ganze Richard Aibner.
    Die Liebe des Publikums gewann Aibner vor allem auf der Bühne, wo er zwar fast nie in einer Hauptrolle, aber dafür umso öfter in Nebenrollen brillierte und die Szene auch nicht selten dominierte.
    Allein am Burgtheater hat Aibner 290 Rollen verkörpert.
    Nestral und Raimund vor allem, aber auch Shakespeare und Schnitzler.
    Liebenswert schallkraft konnte Aibner sein, aber auch von tückischer Servilität, schmierig und boshaft.
    Auch die Schattenseiten des Österreichers waren bei seiner Darstellungskunst in besten Händen.
    Hören wir Richard Aibner mit Johann Nestral.
    Das Heiraten ist offenbar keine Kunst, denn es kommt sogar bei den Wülden vor.
    Und damit uns das recht augenscheinlich wird, heiraten selbst in Europa viele Wülden, wenn sie nur ein schönes Geld haben.
    Und doch ist es gut, dass es nicht abkommt.
    Im Mittelalter hat man ein Leben reich an Taten und noch reicher an Untaten, unter anderem auch als Einsiedler abgebüßt.
    Jetzt hat man bloß die Zweisiedelei des Ehestands, um Jugendtorheiten abzubürsten.
    Zum Theater hat es den Sohn des damaligen St.
    Pöltner Bürgermeisters erst relativ spät gezogen.
    Erst mit 33 bewarb sich der gelernte Bankbeamte am Reinhardt-Seminar.
    Bei den Salzburger Festspielen debütierte er mit dem dünnen Vetter im Jedermann.
    Mehr als 70 Mal hat er ihn damals, Anfang der 30er Jahre, gespielt.
    Ans Burgtheater war Aibner vom damaligen Hausherrn Anton Wildganz geholt worden.
    In der Vorkriegs- und Kriegszeit spielte sich Aibner dort dann in die erste Reihe der Bühnenstars.
    Seine Mitgliedschaft bei den Nationalsozialisten trug ihm nach dem Krieg eine zweijährige Zwangspause ein.
    Doch 1947 stieß Aibner mit einer Rolle in Shakespeare's Sommernachtstraum wieder zum Ensemble.
    Dem hat er bis zuletzt als Doyen angehört.
    Noch die letzten Monate sahen Richard Aibner in Nestroy's Freiheit im Krehwinkel, im Lumpatziwagabundus und in Raimonds Diamant des Geisterkönigs auf der Bühne.
    Im Kinderstück »Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer« hat Aibner den Kaiser von China gespielt.
    Längst ein Denkmal seiner selbst und dementsprechend bejubelt.
    Immerhin an die 1000 Mal ist Aibner auch in Musiktheatern aufgetreten.
    Zuletzt 1975 als Conte Canero im »Zigeunerbaron«.
    Die Liebe zwischen Aibner und seinem Publikum war wohl eine zweiseitige.
    In einem seiner letzten Interviews hat Richard Aibner einen Wunsch geäußert, der denn auch in Erfüllung gegangen ist.
    Wunsch geht, so wie bisher, hier und da mitnaschen.
    Das ist das Hauptglück, den Kontakt mit dem geliebten Haus nicht verlieren zu müssen.
    Kammer-Schauspieler Richard Aibner.
    Er ist heute früh in Wien im 91.
    Lebensjahr gestorben.
    Schlusspunkt im Mittagsjournal, die aktuelle Meldungsübersicht.
    Österreich.
    In Innsbruck beginnt heute der 26. ordentliche Bundesparteitag der Volkspartei.
    Vor Beginn der Veranstaltung sagte ÖVP-Chef Mock, angesichts der anstehenden Probleme bedürfe es einer nationalen Anstrengung aller demokratischen Gruppen, um durch einen neuen Grundkonsens brüchig gewordene gesellschaftliche Brücken wieder zu festigen.
    Mock kritisierte die Regierungserklärung des neuen Bundeskanzlers Wranitzki.
    In der Erklärung sei kein Wort über Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit oder über den Sparwillen des neuen Kabinetts enthalten, betonte der ÖVP-Chef.
    Der Generalsekretär der FPÖ Walter Grabermeier hat anlässlich des heute beginnenden ÖVP-Parteitages dem Obmann der Volkspartei MOK mangelnden Mut zu einer politischen Wende vorgeworfen.
    Mock strebe, wie Grabherr Mayer sagte, eine Elefantenhochzeit durch eine große Koalition mit den Sozialisten an.
    Eine wirkliche politische Wende sei aber nur ohne eine Beteiligung der SPÖ nach den Vorstellungen Mocks zu realisieren.
    Außenminister Peter Jankowitsch hat die israelische Regierung aufgefordert, die normalen Beziehungen zu Österreich wiederherzustellen.
    In einem Interview für die israelische Zeitung Davar ersucht Jankowitsch Israel, die Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten zu akzeptieren, selbst wenn, so Jankowitsch wörtlich, die Israelis nicht glücklich darüber sein mögen.
    Er würde es begrüßen, wenn der israelische Botschafter möglichst schnell nach Wien zurückkehrte, betonte der Außenminister.
    Der Index der Verbraucherpreise lag im Mai gegenüber dem Mai 1985 um 1,6 Prozentpunkte höher.
    Der entsprechende Aprilwert lag bei 1,4 Prozent.
    Gegenüber April des laufenden Jahres ist der Verbraucherpreisindex um ein Zehntelprozent gefallen.
    Tausende junge Wehrpflichtige, die ihren Wehrdienst ableisten wollen, müssen künftig mit langen Wartezeiten rechnen.
    Grund dafür sind Maßnahmen des Verteidigungsministeriums, den Bedarf an Soldaten zu decken, weil die Wirkung des sogenannten Pillenknicks auf das wehrpflichtige Aufkommen bereits einsetzt.
    Die Heeresbehörden wurden angewiesen, vorrangig Wehrpflichtige einzuberufen, die knapp vor dem altersbedingten Ende ihrer Wehrpflicht mit dem 35.
    Lebensjahr stehen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sonnig, lokal aber Gewitter.
    Nachmittagstemperaturen bis 29 Grad.
    Und ganz zuletzt im Mittagsschornal noch ein Programmhinweis.
    Im Journal Panorama heute Abend ist Leonie Rieseneck als Zeitzeugin zu hören.
    Das Mittagsschornal geht aber damit zu Ende.
    Redakteur im Studio war Werner Löw.
    Ich verabschiede mich auch im Namen von Redaktion und Technik und wünsche noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf das Wochenendwetter
    Mitwirkende: Ragette, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz zur Eröffnung des ÖVP - Parteitages Innsbruck
    Einblendung: VP-Generalsekretär Graff, VP-Obmann Mock
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Grabher-Meyer zur Lage der FPÖ
    Einblendung: FP-Generalsekretär Grabher-Meyer
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Grabher-Meyer, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    FPÖ - Politiker und ihre Positionen
    Einblendung: FP-Obmann Steger; FP-Generalsekretär Grabher-Meyer
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r] , Grabher-Meyer, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    8000 junge Österreicher, die zum Bundesheer einrücken, müssen eineinhalb Jahre warten
    Einblendung: Divisionär Beneder
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Beneder, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landwirtschaftsminister Erich Schmidt will Lebensmittelindustrie und Exporte ankurbeln
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hintergründe der Gefängnismeutereien und Massaker in Lima
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Französischer Komiker und Präsidentschaftskandidat Coluche tödlich verunglückt
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Humor ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Richard Eybner gestorben
    Einblendung: Richard Eybner
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Eybner, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.06.20
    Spieldauer 00:59:33
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860620_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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