Mittagsjournal 1980.05.27

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    Rechtliches

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    Zur gewohnten Stunde an Wochentagen, der aktuelle Dienst.
    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Adolf Poindl begrüßt Sie für Redaktion und Technik am Beginn von 60 Minuten Mittagsinformation.
    Bedeutendstes Thema ist nach wie vor die Mission der sozialistischen Internationale in Teheran.
    Bundeskanzler Kaiski hat unterdessen seinen offiziellen Griechenland-Besuch angetreten und auch der schwedische Oppositionsführer Palme sowie der spanische Sozialistenführer González haben Persien wieder verlassen.
    Wir bringen nach den Nachrichten ein Interview mit dem Bundeskanzler und Sie hören ferner Auszüge aus Kommentaren der Inlands- und der Auslandspresse zum Ergebnis der Gespräche in Teheran.
    Einen sehr wichtigen Korrespondentenbericht erwarten wir auch aus dem fernen Osten.
    Der Aufstand in der südkoreanischen Provinzstadt Gwangju soll vom Militär mit Gewalt niedergeschlagen worden sein.
    Angeblich fallen aber noch Schüsse in der viertgrößten Stadt Südkoreas.
    Zu den übrigen Beiträgen einige Schlagzeilen.
    Israelische Krise nach Rücktritt von Verteidigungsminister Weizmann.
    Landesweiter Journalistenstreik in Italien.
    Ex-Präsident Obote nach neunjährigem Exil nach Uganda zurückgekehrt und dann aus Österreich.
    Verkehrsunfallsbilanz zu Pfingsten günstiger als im Vorjahr, aber im ersten Vierteljahr dramatische Verschlechterung der Verkehrssicherheit in Österreich.
    Sowie im Kulturteil des Journals, Melker Symposium, was blieb von Josef II., eröffnet.
    Zunächst aber das Wichtigste in den Nachrichten zusammengefasst.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schalk-Ruber und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Grimma-Schmidt.
    Griechenland.
    Bundeskanzler Kreisky nimmt heute anlässlich seines offiziellen Besuches in Athen Gespräche mit Ministerpräsident Rallis und Staatspräsident Karamanlis auf.
    Hauptthemen sind internationale und wirtschaftliche Fragen, vor allem auch im Hinblick auf den bevorstehenden Beitritt Griechenlands zur europäischen Gemeinschaft.
    Kreisky kam aus Teheran, wo er gemeinsam mit dem schwedischen Oppositionschef Palme und mit dem spanischen Sozialistenführer González an der Spitze einer Delegation der Sozialistischen Internationale mit iranischen Spitzenpolitikern Kontakte geknüpft hatte.
    Südkorea.
    Die Rebellion in der 800.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Gwangju ist nach offiziellen Berichten von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen worden.
    Nach Meldungen von Reportern kamen mindestens 16 Menschen ums Leben.
    Offiziell ist allerdings nur von drei Toten die Rede.
    Präsident Choi hat die Bildung eines Sonderausschusses befohlen, der in Gwangju für Ordnung sorgen soll.
    Das Versprechen, eine Amnestie zu gewähren, dürfte nicht eingehalten werden.
    Mit Verhaftungen und politischen Verfolgungen ist zu rechnen.
    Israel.
    Der Rücktritt von Verteidigungsminister Weizmann bestimmt weiterhin das innenpolitische Geschehen.
    Weizmann hat in seinem offiziellen Rücktrittsschreiben Ministerpräsident Begin wegen seiner Haltung in der Autonomiefrage für die Palästinenser scharf kritisiert.
    Begin seinerseits wies die Beschuldigungen oder andere mit der Begründung zurück, die Existenz des israelischen Staates und seine Sicherheit müssten gewährleistet bleiben.
    Die Zeitung Jerusalem Post veröffentlicht heute das Ergebnis einer Meinungsumfrage, wonach eine Mehrheit der Israelis den sofortigen Rücktritt der Regierung unter Ministerpräsident Begin wünsche.
    Etwa 52% sind für die Ablösung des Kabinetts, etwa 41% dagegen.
    Für vorgezogene Neuwahlen sind etwa 55%, etwa 42% sind dagegen.
    Uganda.
    Der ehemalige Präsident Obote hat vor seiner Rückkehr aus dem Exil in Tansania erklärt, er wolle die Gesetzlosigkeit in seinem Land entschlossen bekämpfen.
    Sollte er wieder an die Macht kommen, sagte Obote, werde er der Entwicklung der Landwirtschaft Vorrang geben und die Industrie nicht verstaatlichen, sagte Obote.
    Obote ist vor neun Jahren von dem unterdessen entmachteten Staatschef Idi Amin gestürzt worden.
    Heute kehrte er nach Uganda zurück.
    Er wird wahrscheinlich wieder für das Präsidentenamt kandidieren.
    Noch im Laufe des Tages will Obote vor Anhängern bei einer ersten großen Versammlung eine Rede halten.
    Sowjetunion.
    Seit gestern befindet sich zum ersten Mal ein ungarischer Kosmonaut im Weltraum.
    An Bord des Raumschiffes Soyuz 36 starteten im Kosmodrom von Baikonur der 31-jährige Pilot der ungarischen Luftwaffe Bertalan Farkas sowie ein sowjetischer Kosmonaut.
    Bis jetzt nahmen bereits Kosmonauten aus der Tschechoslowakei, der DDR, aus Polen und Bulgarien an sowjetischen Unternehmen teil.
    Soyuz 36 soll heute an die Weltraumstation Salut 6 ankoppeln.
    Italien
    An der grundsätzlichen Frage der Pressefreiheit und des Redaktionsgeheimnisses hat sich nun ein Streik entzündet.
    Nachdem zwei Journalisten verurteilt worden waren, weil sie geheime Protokolle der Geständnisse eines Terroristen veröffentlicht haben, beschloss der italienische Presseverband einen nationalen Streiktag.
    Daher gibt es im ganzen Land heute keine Zeitungen und kein Fernsehprogramm.
    Auch die Hörfunknachrichten fallen aus.
    Europäische Gemeinschaft.
    Die Finanzminister der Europäischen Gemeinschaft besprechen heute in Brüssel Möglichkeiten, den Konflikt um die britischen EG-Beiträge zu lösen.
    Diese Frage macht die 9.
    Gemeinschaft seit einem halben Jahr nahezu aktionsunfähig.
    Die Sitzung der Finanzminister ist der Auftakt einer dreitägigen Konferenzserie.
    Morgen tagen die Agrarminister, am Donnerstag die Außenminister.
    Schweiz.
    In Genf wird heute die zweitägige UNO-Konferenz über humanitäre Hilfe für Kambodscha fortgesetzt und abgeschlossen.
    Die Sowjetunion und die übrigen Ostblockländer sowie Vietnam boykottieren die Gespräche mit der Begründung, sie dienten politischen und nicht humanitären Zielen.
    Die Konferenz ist auf Initiative des Verbandes Südostasiatischer Staaten zustande gekommen.
    Mehrere Länder befürchten, dass die Hungersnot in Kambodscha eine Flüchtlingslawine vor allem nach Thailand auslösen könnte.
    Japan.
    Der chinesische Partei- und Regierungschef Hua Kuofang ist heute zu einem einwöchigen Staatsbesuch in Tokio eingetroffen.
    Es ist dies das erste Mal in der 2000-jährigen Geschichte der chinesisch-japanischen Beziehungen, dass ein Regierungschef Chinas Japan besucht.
    Bei Gesprächen unter anderem mit Ministerpräsident Ohira werden die Lage in Korea und in Südostasien besprochen, weiters die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, besonders japanische Kredite und Rohöl- und Kohlelieferungen durch die Volksrepublik.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der rumänische Außenminister Andrej trifft heute zu einem zweitägigen Besuch in Bonn ein.
    Es sind Gespräche mit Bundeskanzler Schmidt, Außenminister Genscher und Finanzminister Matthöfer vorgesehen.
    Themen sind die internationale Lage, europäische Fragen und der Stand der deutsch-rumänischen Beziehungen.
    Brasilien
    Außenminister Parr setzt heute in Brasilia Gespräche mit Spitzenpolitikern fort, nachdem er gestern mit Staatspräsident Figueiredo konferiert hatte.
    Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt.
    Parr erklärte anschließend, er hoffe, dass seine Reise ein wichtiger Schritt für den Ausbau der österreichisch-brasilianischen Beziehungen sei.
    Parr erörterte unter anderem auch mit dem brasilianischen Planungsminister die Aufstockung eines österreichischen zweieinhalb Milliarden Schilling-Kredits.
    Österreich
    Die Finanzminister der 13 Mitgliedstaaten der Organisation Erdöl exportierender Länder erörtern heute in Wien einen Bericht über die bisherige Verwendung eines OPEC-Sonderfonds.
    Dieser Sonderfonds ist im Jahr 1976 geschaffen worden.
    Durch ihn sollen die wirtschaftlich schwächsten Entwicklungsländer unterstützt werden.
    Von der Tagung in Wien sind keinerlei Preisbeschlüsse zu erwarten.
    Diese fallen ausschließlich in die Kompetenz der OPEC-Ölminister, die am 9.
    Juni in Algier konferieren werden.
    Im Straßenverkehr ereigneten sich heuer, verglichen mit dem Vorjahr, weniger Verkehrsunfälle, weniger Menschen kamen ums Leben oder wurden verletzt.
    Dafür wurden mehr Führerscheine abgenommen und Anzeigen wegen Schnellfahrens durchgeführt.
    Die Bilanz und die Vergleichszahlen des Vorjahres.
    Heuer 31 Tote, 1979 40 Tote.
    817 Schwerverletzte gegenüber 911 Verletzten 1979.
    Heuer waren etwa 580 Unfälle mit Personenschaden zu verzeichnen, 1979 etwa 680 Unfälle.
    Heuer etwa 370 Führerscheinabnahmen, im Vorjahr waren es etwa 280.
    Heuer etwa 18.300 Anzeigen, im Vorjahr etwa 16.900.
    In Wien wurden heute die Karl-Renner-Preise des Jahres 1980 für Publizistik verliehen.
    Die Preisträger und die Begründungen?
    Ohne Maulkorb für die Gestaltung von Fernsehsendungen, die zur Förderung eines kritischen demokratischen Bewusstseins der jüngeren Generation in Österreich wesentlich beitragen.
    Weiters die Reporterin Eva Dyson für die mutige Vertretung von Forderungen der Frauen und der Journalist Alfred Magaziner für sein Lebenswerk, das bis in die Erste Republik zurückreicht.
    Förderungspreise erhielten Hans Günther Martin und Kurt Langbein.
    Im Stift Melk wurde heute ein dreitägiges internationales Symposium eröffnet.
    Es steht unter dem Motto, was blieb von Josef II.
    Veranstalter ist das ORF Landesstudio Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Universität Wien.
    Die Wetterlage.
    Über Mitteleuropa hält die flache Druckverteilung weiter an.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Vielfach heiter oder leicht wolkig.
    Abmittag vor allem über dem Bergland Einsätzen von Quellwolkenentwicklungen.
    Örtlich Gewitter.
    Mäßige Winde, in Gewittern jedoch lebhaft auffrischend.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 5 bis 10 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Anfangs mäßige bis geringe Bewölkung.
    In der Folge von Süden her Bewölkungszunahme in höheren Schichten.
    Zunehmende Bereitschaft zu gewittern.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, heiter 20°, Südostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkenlos 21°, Ostwind 5 km.
    Linz, heiter 21°, Ost 10.
    Salzburg, heiter 20°, Nord 5 km.
    Innsbruck, stark bewölkt 21°, Südost 20.
    Bregenz, wolkig 18°, Nordwest 5 km.
    Graz, Heiter, 21 Grad, Wind still und Klagenfurt, Heiter, 18 Grad, Nordwind, drei Kilometer in der Stunde.
    Soweit also Wetter und Nachrichten und jetzt gleich ausführlicher zurück zum Hauptereignis der vergangenen Tage.
    Zum Besuch der Delegation der Sozialistischen Internationale in Teheran, zu den Gesprächen, die Bundeskanzler Kreisky und die Sozialistenführer Schwedens und Spaniens, Palme und Gonzalez, mit persischen Spitzenpolitikern geführt haben.
    Besonders Kreisky hat nach Bekanntwerden der Reise, die ja wochenlang vorbereitet worden ist, immer wieder betont, man unternehme keine Vermittlungsaktion, sondern wolle sondieren und sich informieren und man werde keinesfalls mit UNO-Aktionen kollidieren.
    Unser Redaktionsmitglied Ferdinand Hennerbichler war während der Gespräche der drei europäischen Spitzenpolitiker in Teheran
    Und er hat dort an Bundeskanzler Kreisky jene Fragen gerichtet, die die Öffentlichkeit natürlich besonders interessieren.
    Hier das Gespräch.
    Herr Bundeskanzler Kreisky, was ist denn das Ergebnis dieser Reise hier in den Iran und der Gespräche der sozialistischen Internationalen?
    Man muss noch einmal festhalten, dass wir drei hergekommen sind in unserer Eigenschaft,
    Vorsitzende der sozialistischen Parteien Österreichs, Schwedens und Spaniens.
    Wir sind natürlich auch gleichzeitig Vizepräsidenten der Internationalen und haben in den Gesprächen mit den führenden Persönlichkeiten
    Im Iran alle Fragen der Weltpolitik, die für uns beide von Interesse sind, behandelt.
    Probleme der Entspannungspolitik, Probleme der Zusammenarbeit zwischen Völkern, Probleme des Friedens überhaupt.
    Und das war so.
    Sie und Ihre Delegation hier war die erste von prominenten westlichen Politikern, die nach der islamischen Revolution in dieses Land gekommen sind.
    Und soviel ich weiß, haben Sie auch Vertreter aller politischen und religiösen Richtungen, jedenfalls der wesentlichen, in diesem Land gesprochen.
    Ja, wir können davon ausgehen, dass wir ein sehr umfassendes Bild der Ansichten gewonnen haben.
    Und was ist Ihre persönliche Einsicht aus diesen Gesprächen, aus dieser umfassenden Sicht?
    Wir sind der Auffassung, dass man im Iran schon unseren Besuch sehr positiv auffasst.
    Man wird ja auch von iranischer Seite eine dispuzierte Erklärung abgeben.
    Wir sind mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben hier eine Initiative gesetzt, die man vielleicht als Initiative der Verständigung nennen könnte.
    Ist das etwas, um zu zeigen, dass es durchaus lohnend wäre, auch politisch, auch wirtschaftlich, wenn Sie wollen auch sicherheitspolitisch, mit diesen Leuten hier zu reden?
    Wir glauben, dass es sich die Welt nicht leisten kann, Länder von der Bedeutung des Irans zu isolieren oder das zu ignorieren, was hier geschehen ist.
    Hier hat sich eine Revolution vollzogen.
    beginnt ein Land, sich eine neue politische Struktur zu geben und wir als Sozialdemokraten, demokratische Sozialisten glauben nicht, dass so eine Entwicklung vom demokratischen Europa unbeachtet bleiben sollte.
    Nun ist das natürlich eine Initiative, die zu einem Zeitpunkt kommt, wo wir hinter uns haben, Perioden von Drogen, von Gegendrogen, von Boykotten,
    auch vom Militär einsetzen.
    Und das ist eine Initiative der Verständigung.
    Sie hat die Chancen.
    Das ist sicherlich eine Initiative, die dem Frieden und der Verständigung dient.
    Wir glauben, dass eine solche Initiative, wenn sie so ernst gemeint ist, wie unsere, große Chancen hat.
    Ich will nicht die amerikanische Position beschreiben und auch nicht der Alliierten der Amerikaner in Europa, aber zusammenfassend und diese Position meint, in kritischer Haltung zu dem, was Sie hier betreiben, es wäre eben nicht lohnend, eine Gesprächsbasis mit diesen führenden Männern in diesem Iran aus verschiedenen Gründen zu suchen, sondern dass man eben heute nur mehr eine militärische Politik, eine Kraftpolitik betreibt.
    Ja, für so eine These sind ja Sozialisten und Sozialdemokraten überhaupt nicht zu gewinnen.
    Aber es ist in Amerika, so wie in allen demokratischen Völkern, es gibt sehr verschiedene Ansichten, wie man Probleme lösen soll.
    Und wir sind sicher, dass es auch sehr große Kräfte in den Vereinigten Staaten gibt, die für eine friedliche Lösung der Verständigung sind und die nicht alles billigen, was auf dem Gebiet seitens Amerikas geschehen ist.
    Herr Bundeskanzler, die Politik, die Sie im Augenblick in diesem Land eingeleitet haben, ist im Grunde genommen das, was die Gruppe der sogenannten Liberalen in diesem Land seit längerer Zeit will.
    Verstehen Sie Ihre Initiative auch als Stärkung dieser Gruppe, die man als die Liberalen nennt und deren größte Hoffnung, vor allem im Westen, der Staatspräsident Banisad gesehen wird?
    Wir wollen keine politische Gruppe hier im Iran in irgendeiner Weise besonders fördern.
    Wir sind nicht interessiert, hier zu fraktionieren.
    Wir wollen lediglich den Kontakt etablieren zu dem neuen Iran.
    Die Frage anders gestellt.
    Glauben Sie, dass die führenden Männer in diesem Land in der Lage sind, die drängenden und großen Probleme, vor denen sie stehen, tatsächlich zu lösen?
    Davon sind wir überzeugt.
    Herr Bundeskanzler, ich habe Ihre Antwort gehört, dass Ihre Mission nichts damit zu tun hat, eine Lösung des Geiseltraums zu bringen.
    Glauben Sie dennoch, dass sie dazu beitragen könnte, in gewisser Hinsicht die Probleme des Irans mit dem Westen und vor allem mit den Vereinigten Staaten eine Lösung näher zu bringen?
    Ich möchte noch einmal mit aller Deutlichkeit sagen, wir sind nicht hierher gekommen als Vermittler.
    Wir sind auch nicht hierher gekommen, um den maßgebenden Männern im Iran Vorschläge zu machen, wie sie ihre Politik gestalten sollen.
    Das bleibt ihre Aufgabe.
    Natürlich haben wir, als wir alle Fragen behandelt haben, alle Aspekte dieses Problems der Revolution behandelt haben, unvermeidlich auch die Frage der Geißeln behandelt.
    Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass man hier, dass die führenden Persönlichkeiten im Iran sich der ganzen Reichweite dieses Problems bewusst sind und dass sie ihrerseits alle Aspekte dieses Problems kennen und wir persönlich haben das Gefühl, dass wenn man Gewaltakte unterlässt, wenn man
    Wenn man diese Aufgabe den maßgebenden Persönlichkeiten im Iran überlässt, dann glauben wir, dass man eine vernünftige und friedliche Lösung allmählich finden wird.
    Herr Bundeskanzler, im Westen sagt man oft, vor allem die führenden religiösen Leute in diesem Land wollten eigentlich nicht, dass diese Geistelfrage gelöst wird.
    Haben Sie persönlich den Eindruck gewonnen, das ist richtig oder dass man auch ruhig sagen kann, dass die religiösen Führer dieses Landes eine Lösung wollen?
    Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die maßgebenden und führenden Männer in diesem Land für eine vernünftige Politik sind.
    Aber sie haben natürlich diese Politik auf der Grundlage ihrer Voraussetzungen zu machen.
    Ich glaube, der Iran gestaltet selber seine Politik und wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass die Männer, die hier am Werk sind, von höchstem Verantwortungsgefühl für ihr Volk beseelt sind.
    Und eine Zukunftsperspektive, wie könnte es Ihrer Meinung nach in nächster Zukunft in diesem Land weitergehen?
    Ich hoffe gut.
    Sind Sie zuversichtlich?
    Ich bin zuversichtlich, dass hier ungeheure Schwierigkeiten zu überwinden sind, dass aber letzten Endes es möglich sein wird, die Ziele, die man sich gesetzt hat, zu erfüllen.
    Wir sehen jetzt gerade im Augenblick wie eine Neue, wie sich die Demokratie hier zu strukturieren beginnt und alles das sind ja sehr optimistische Entwicklungen.
    Ich bedanke mich sehr herzlich.
    Ferdinand Henabichler hat die Fragen an Bundeskanzler Kaiski gerichtet.
    Die Mission der Sozialistischen Internationale findet natürlich auch einen starken Niederschlag in der Presse des In- und des Auslandes.
    Einige aussagekräftige Auszüge hat Barbara Kudenhofe-Kalergi ausgewählt und zusammengestellt.
    So gut wie alle Zeitungen, die Einheimischen wie die großen Ausländischen, bringen die Nachricht heute auf der ersten Seite, samt dem Foto der drei Sozialistenführer Kreisky, Palme und González im Gespräch mit dem iranischen Außenminister Ghozpadeh.
    Die Londoner Times macht mit der Kreisky-Mission auf.
    Der Teheraner Berichterstatter des Blattes betont, dass die Kreisky-Delegation sehr hochrangige Gesprächspartner bekommen hat.
    Die Bonner Welt wieder betitelte ihren Bericht Kreisky-Plan für die Geiseln.
    Es heißt darin, Kreisky habe die Mission sowohl bei den Amerikanern als auch bei den Sowjets vorbereitet.
    Die Kommentare sind freilich noch spärlich.
    In Österreich hat der Kurier die Reise des Kanzlers überhaupt noch nicht kommentiert.
    Die Presse beurteilt sie in einem Leitartikel von Georg Posanner eher negativ.
    Der Autor meint, hier seien wieder einmal Kreiskys persönliche Interessen
    zur österreichischen Außenpolitik geworden.
    Kreisky sei nicht gerade der ideale Gesprächspartner für die Theologen um Khomeini und aus den Medien und aus den Berichten der Botschafter in Teheran hätten sich nach Meinung der Presse präzisere Auskünfte einholen lassen als aus einem Drei-Stunden-Gespräch mit Bani Sadr und Beheshti.
    Womit das Fazit der Reise lautet, die Geiseln bleiben noch, wo sie sind.
    Die Sozialistische Internationale hat nach Palmes jüngster Reise nach Moskau ein neues Beispiel von Geheimdiplomatie gesetzt.
    Und sie hat, während andere sich Nolenswolens zum Boykott durchgerungen haben, Äquidistanz gezeigt.
    Und Österreich war durch Kreisky mit von der Partie.
    soweit die Presse.
    Auch die Salzburger Nachrichten kritisieren die These der Sozialistenführer, es herrsche international ein Mangel an Information über die Vorgänge im Iran.
    Mangel an Information für wen eigentlich?
    Für die Hauptakteure der Krise wohl kaum.
    Wozu verfügt die Welt über einen aufwendigen und leistungsfähigen diplomatischen Apparat, wenn ein Regierungschef und zwei Oppositionsführer den Anschein erwecken, als könnten sie binnen 24 Stunden jene Informationen erhalten, an denen international Mangel herrscht?
    Diese Frage stellen die Salzburger Nachrichten.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung meint Manfred Scheuch, dass die sozialistische Internationale in einer Welt, die die Polarisierung in zwei Blöcke nicht als ewigen Zustand ansehen will, eine Alternative darstellt.
    Auch wenn die iranische Revolution unter ganz anderen Vorzeichen steht, gegen beide Supermächte hat sie ihre Vorbehalte.
    Hier könnten sich, ist die Geiselaffäre erst einmal bereinigt, Anknüpfungspunkte finden.
    Die Kronenzeitung schließlich, die einen Sonderberichterstatter in den Iran geschickt hat, nennt ihren Bericht Kreisky brachte Hoffnung ins Geiseldrama und meint, der Erfolg der Mission liegt darin, dass Kreisky gegenüber dem harten Kern der Revolution, den Leuten um Ayatollah Beheshti, das Eis brechen konnte.
    Im Kommentar schildert Ernst Troost Kreiskis oft geäußerte Sorge um die Öldrohung, die vom Nahen Osten ausgehend auf der westlichen Welt lastet und schreibt.
    Und weil er die Welt und vor allem Österreich von dieser Last befreien möchte, redet, redet und redet er.
    Fast mit jedem, wenn er es für nützlich hält.
    Das ist Kreiskis Philosophie und damit ist er bis jetzt nicht schlecht gefahren.
    Aus dieser Sicht muss man auch die Reise nach Teheran verstehen.
    Mit diesem Auszug aus einem Kommentar der Kronenzeitung schloss die Presseschau.
    Das zweite außenpolitische Ereignis, das neben der Mission der sozialistischen Internationale während der Pfingstfeiertage die Informationssendungen von Hörfunk und Fernsehen beherrscht hat, war die Rebellion in der südkoreanischen Provinzstadt Gwangju.
    Heute früh hat nun die Armee zum Sturm auf die Innenstadt von Guangzhou angesetzt, die trotz des Ablaufes mehrerer Ultimaten der Regierung bis zuletzt von Aufständischen gehalten worden ist.
    Wie dieser Sturm auf das Stadtzentrum dieses Symbols der Opposition gegen das Kriegsrechtsregime verlaufen ist, darüber gibt es einander widersprechende Meldungen.
    Angeblich fallen noch immer Schüsse.
    Dazu meldet sich wieder Hans Kirchmann.
    Lage, Präsident Scheuß das Ergebnis von Verhandlungen abzuwarten und das Militär nicht in die seit Tagen belagerte Provinzhauptstadt Guangzhou einmarschieren zu lassen, sprangen heute Morgen um 3.30 Uhr Fallschirmbärger über dem Marktplatz ab.
    Die Truppen rückten alsbald nach.
    Es gab Feuergefechte von über zwei Stunden.
    Um 7 Uhr Ortzeit stellte die Regierung fest, die Stadt sei in ihrer Hand.
    Doch zur gleichen Zeit und auch jetzt noch gingen wieder mehr als 40.000 Demonstranten auf die Straße.
    Augenzeugen, die Kwangju verließen und gerade in Tokio eintrafen, versicherten, es könne keine Rede davon sein, dass Kwangju genommen wurde.
    Vielmehr seien die Rebellen an Zahl weitaus stärker, auch wenn sie auf Anwendung von Waffengewalt verzichteten.
    Die örtlichen Unternehmer verteilten kostenlos Lebensmittel an sie,
    Die Einwohner verhielten sich weiter solidarisch.
    Wenn das Militär sich an seine Praxis extremer Grausamkeiten halte, seien neue, blutige Konfrontationen nicht auszuschließen.
    Andererseits sind zahlreiche Personen verhaftet worden, darunter 10-jährige Kinder und Frauen, die Schmährufe gegen die Besatzungsgruppen ausgeschlossen hatten.
    Das allerdings passiert in den frühen Morgenstunden.
    Inzwischen hat sich der Widerstand in Demonstrationskolonnen formiert.
    Bauern fahren auf Nebenwegen Nahrungsmittel in die Stadt, was darauf schließen lässt, dass in der Provinz Rütschola der Widerstandswillen keineswegs erstickt wurde.
    Wie viele bei dem Einmarsch des Militärs getötet worden ist, ungewiss.
    Dagegen werden jetzt erstmals genaue Zahlenwerte für die Opfer der Straßenschlachten der vergangenen Tage bekannt.
    Schätzungen gehen da bis zu 3.000.
    Aus mehreren Teilen des Landes werden Sitzstreiks in den Betrieben gemeldet.
    Resolutionen von Bürgerkomitees fordern weiter die Freilassung vor allem Kim Dae-jungs des prominenten Regimegegners.
    Angebote der Rebellen von Guangzhou, die Amerikaner in die Verhandlungen einzuschalten, wurden von der Regierung in Seoul zurückgewiesen.
    Es sieht danach aus, als habe Washington auch keinen Einfluss mehr auf die von Geheimdienstschaft schon befähigte Generalpflege, die zunehmend nationalistische und teils sogar anti-amerikanische Tendenzen zeigen soll.
    Der in Tokio als Staatsbesucher eingetroffene Premier
    Der Volksrepublik China, Huaku Feng, will in seinem Gespräch mit Premierminister Ohira den Bürgerkrieg in Südkorea auf den vordersten Platz rücken.
    Dabei bringt er die Versicherung ein, dass Nordkorea keinerlei Intervention im Sinn hat.
    In Gwangju finden zurzeit keine Kämpfe statt, aber Südkorea insgesamt stellt auch für die Chinesen einen Unruheherd dar, der ihrem Versuch nicht förderlich ist,
    eine breite antisowjetische Allianz zu gründen, ein Hauptzweck des Besuchs von Hua Kuo-Feng in Tokio.
    Also noch immer Hochspannung in Südkorea.
    Wir bleiben mit Hans Kirchmann in Verbindung.
    In Israel ist während der Pfingstfeiertage mit dem Rücktritt des Verteidigungsministers Weizmann eine seit längerem erwartete Entwicklung eingetreten.
    Weizmann hat ja in den vergangenen Wochen mehrmals mit seiner Demission gedroht, weil er mit dem Kurs der Regierung Beginn besonders in der Siedlungspolitik und der palästinenser Autonomie nicht einverstanden ist.
    Die Bedeutung dieser Entwicklung geht allerdings weit über einen Ministerrücktritt hinaus.
    Sie kommt zu einer Zeit, in der, wie wir in den Nachrichten gehört haben, die Mehrheit der Bevölkerung Israels einen Regierungswechsel wünscht, in der die Inflationsrate des Landes auf die für uns eigentlich unvorstellbare Höhe von 123,5% geklettert ist.
    Wir haben Heinz Hoffmann um eine Analyse gebeten.
    Dieser Weizmann hatte das Handtuch schon oft in die Hand genommen, ehe es gestern war.
    Er folgte damit dem Beispiel seines früheren Schwaders Moshe Dayan, der vor acht Monaten das Außenministerium verließ.
    Die Regierung Beijing verfügte nun über keinen Minister mehr, der sich international vorzeigen ließe.
    Weizmann war der letzte, der in Amerika und Ägypten noch Sympathie fand und um Verständnis für die israelische Politik werben konnte.
    In Kairo wird Weizmanns Rückdrück ebenso bedauert, wie Washingtoner Kreise ihn als die schlimmste zu erwartende Möglichkeit bezeichneten.
    Das bezieht sich vor allen Dingen darauf, dass Weizmann der Einzige war, der das Kabinett in Jerusalem bei seinem Eifer in den besetzten Gebieten neue Siedlungen anzulegen, zu bremsen versuchte und der bereit war, in den Autonomieverhandlungen Zugeständnisse zu machen, um einen Frieden nicht nur mit Ägypten, sondern auch mit den anderen arabischen Nachbarn Israels zu ermöglichen.
    Kein Zweifel, das Kabinett Degen wird jetzt noch rechtslastiger und faltenhafter werden, als es bisher schon war.
    Die innenpolitischen Auswirkungen von Weizmanns Rücktritt sind heute noch nicht abzusehen.
    Der Verteidigungsminister erklärte selbst, dass sein Ausscheiden auf einer Kette von Meinungsverschiedenheiten mit seinen übrigen Ministerkollegen und dem Ministerpräsidenten beruht und die Forderung von Finanzminister Hurwitz, den Verteidigungsetat einzufrieren, nur ein letztes auslösendes Moment gewesen sei.
    Horowitz wird sich an diesem Vorhaben noch die Zähne ausbeißen, denn sowohl Generalstabschef Ethan, wie auch hohe Beamte und Generäle des Verteidigungsministeriums haben bereits ihren Widerstand dagegen erklärt.
    Gerade Ethan war mit dem Vorsatz angetreten, Verschwendung und Schlamperei in Israels Streitkräften auszumerzen und erklärt heute, man sei da angelangt, wo jede weitere Beschränkung an die Substanz, das heißt an die Sicherheit Israels geht.
    Jeder neue Verteidigungsminister wird sich also erst einmal mit dem Establishment des Militärs im Trench begeben und gleichzeitig beweisen müssen, dass er etwas von Verteidigungsindustrie versteht, denn Israels Waffenexporte erhalten steigendes Gewicht in der Gesamtausfuhr des Landes.
    Wer neuer Verteidigungsminister wird, ist nun die Frage.
    Vorübergehend dürfte Ministerpräsident Begin das Amt übernehmen.
    Doch angesichts der aus Camp David herrührenden außenpolitischen Aufträge dürfte er kaum in der Lage sein, es über längere Zeit vollwertig auszufüllen.
    Landwirtschaftsminister Chevron, siegreicher Überquerer des Sules-Kanals mit seinem Bann von dem Jahre 1973 und heute Siedlungszahr, hat bereits seinen Anspruch angemeldet.
    In Belgiens Ferut-Partei hat sich eine Gruppe zu seiner Unterstützung gebildet,
    Aber die Liberalen und die Demokraten drohen dann mit ihrem Austritt aus der Koalition.
    Die Liberalen fordern das Verteidigungsministerium für sich selbst und unter den Nationalreligiösen erheben sich plötzlich wieder Stimmen, die für den Austritt aus der Regierung sind.
    Das Chaos, das die Regierung Bein bisher schon auszeichnete und das sich auf das ganze Land ausdiente, wird nunmehr verstärkt.
    In Jerusalem geht es nicht um Ideologie oder politische Programme, sondern um persönliche Egoismen.
    Von einer Regierungsfähigkeit des Kabinetts Beginn konnte schon seit Monaten keine Rede mehr sein.
    Jetzt stellt sich wieder einmal die Frage, wann diese
    Ernste Krise in Israel also.
    Heinz Hoffmann schilderte den Hintergrund.
    Es ist jetzt gleich 12.32 Uhr, zwei Minuten nach halb eins.
    Für die uns noch bleibende Zeit im Mittagsjournal haben wir vorbereitet Beiträge über landesweiter Journalistenstreik in Italien.
    britische Wirtschaft in großen Schwierigkeiten, dann Verkehrsbilanz zu Pfingsten in Österreich und allgemeiner Trend der Verkehrssicherheit, sowie Melker Symposium, was blieb von Josef II.
    eröffnet.
    In Italien protestieren also die Journalisten von Presse, Rundfunk und Fernsehen heute mit einem Streik gegen die Verurteilung eines Kollegen.
    Der Journalist Fabio Isman ist wegen der Veröffentlichung der Geständnisse eines Terroristen zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
    Die Journalisten der Nachrichtenagenturen sind gestern nicht an ihren Arbeitsplätzen erschienen.
    Heute gibt es in Italien keine Zeitungen.
    Auch entfallen die Nachrichtensendungen in Hörfunk und Fernsehen.
    Alfons Thalmer schildert als Rom die Situation.
    Ein totaler Journalistenstreik ist selbst für das streikgewöhnte Italien ein außerordentliches Ereignis.
    Heute ist keine einzige Zeitung erschienen und es gibt auch bis jetzt keine Nachrichten und Informationssendungen im Hörfunk und im Fernsehen.
    Gestreikt wird zur Verteidigung einer möglichst großen Bandbreite der Informationsfreiheit
    nachdem der Leiter der innenpolitischen Redaktion der größten römischen Tageszeitung Il Messaggero vom Landesgericht der italienischen Hauptstadt wegen der Veröffentlichung der geheimen Untersuchungsprotokolle gegen die Terroristenorganisation der Roten Brigaden zu einer Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren ohne Bewährungsfrist, obwohl unbescholten, verurteilt worden ist.
    Die Protokolle wurden dem römischen Redakteur vom stellvertretenden Leiter des zivilen Geheimdienstes im Innenministerium, aus welchen Motiven auch immer, denn das wurde im Zuge des Gerichtsverfahrens nicht geklärt, direkt zugespielt.
    Der hohe Beamte der Staatspolizei wurde zu drei Jahren Gefängnis ebenso unaufschieber verurteilt.
    Obwohl natürlich von Seiten der Verteidigung sofort Berufung eingelegt wurde,
    war das Landesgericht nicht bereit, ganz wieder die übliche Praxis, den Verurteilten die provisorische Freiheit zu gewähren.
    Für die Journalisten nun, und vom Standpunkt der Philosophie der Information als Recht und Pflicht, könnte nur der Beamte, der sich eines Bruchs der Verpflichtung zur Geheimhaltung schuldig gemacht hat, verfolgt werden, nicht aber der Redakteur, der nun einmal in den Besitz von wichtigen Informationen gelangt ist.
    Das Gericht ging aber davon aus, dass der Journalist sich der Ungesetzlichkeit der Handlung seines beamteten Partners bewusst war und außerdem nicht von der gesetzlichen Pflicht befreit werden kann, das Untersuchungsgeheimnis zu wahren und in ein schwebendes Verfahren nicht zugunsten der Kriminellen einzugreifen, nach denen noch gefahndet wird.
    Der heutige Streik wird lügenlos durchgeführt.
    Die italienischen Journalisten sind in einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft organisiert, ähnlich unseren Kammern der Rechtsanwälte oder der Ärzte.
    Die Standesdisziplin ist ebenso stark, wie die Aufnahmebedingungen anspruchsvoll und die beruflichen, materiellen und ideellen Privilegien groß sind.
    Eine Reihe von Redaktionsrätern der großen Zeitungen und einige Rundfunkredaktionen, obwohl sie sich dem Streikbeschluss fügen,
    haben dennoch Bedenken angemeldet und sich in Bezug auf eventuelle weitere Streikbeschlüsse das Recht auf eine eigenständige Haltung vorbehalten.
    Der gesamte Berufsstand ist sich darüber einig, dass der exemplarische Charakter der Strafvermessung nicht nur übertrieben ist, sondern auch im Widerspruch zur bisherigen langen Praxis der Nachsicht steht.
    Viele Journalisten sind aber der Meinung,
    dass in diesem Fall die Grenzen zwischen den Rechten und den Pflichten der Information von ihrem Kollegen verletzt worden sind.
    Die Rundfunkjournalisten der öffentlich-rechtlichen Anstalt RAI führen außerdem an, dass sie eine öffentliche Dienstleistung zu vollbringen haben, die auf jeden Fall gewährleistet werden müsse.
    Sie haben sich also vorbehalten, im Laufe des heutigen Tages, wie es wörtlich heißt,
    Nachrichten von außerordentlicher Dringlichkeit zu bringen, wenn auch in äußerst knapper und schlichter Form.
    Ein solcher Dringlichkeitsfall hat sich allerdings bis zur Stunde nicht ergeben.
    Alfons Thalmer schilderte Hintergrund und Auswirkungen des landesweiten Journalistenstreiks in Italien.
    Jetzt ein Wirtschaftsbeitrag.
    Die Großbritannien, einst Flaggschiff der industrialisierten Welt, befindet sich seit Jahren in einer Wirtschaftskrise.
    Die Streikfreude der unzähligen Einzelgewerkschaften scheint zwar im Augenblick etwas gebremst zu werden, da immer mehr Gewerkschaftsmitglieder die Notwendigkeit dauernder Streiks zum Schaden der Gesamtwirtschaft immer weniger einsehen.
    Ob man das aber bereits als Tendenzwende beurteilen kann, das ist fraglich.
    British Leyland, größter Automobilkonzern des Landes und damit Schlüsselindustrie, nimmt zur Zeit den ersten großen technologischen Anlauf seit Jahren, den ersten seit dem legendären Mini, dem kleinen britischen Erfolgsmodell auf den Automärkten der Welt, etwas folgen zu lassen.
    Diese Arminie ist bereits in den 60er Jahren herausgekommen.
    Nun will man ein Sparauto mit einem Verbrauch von nicht einmal drei Liter Benzin entwickeln.
    Dieses Sparauto wird aber erst 1987 auf den Markt kommen.
    Inzwischen bringen sich die Briten mit Hilfe des seit 1975 geförderten Erdöls aus der Nordsee mehr schlecht als recht über die Runden.
    Hören Sie folgende Analyse der britischen Wirtschaft von Heinz Bär an.
    Die Lage der britischen Wirtschaft ist ernst.
    Aber nicht wirklich tragisch.
    Darf ich mit diesem Ernst beginnen?
    Im ersten Jahr der Regierung Thatcher ist die Inflationsrate um etwas mehr als das Doppelte gestiegen, von etwa 10 auf fast 22 Prozent.
    Die Arbeitslosigkeit steht heute auf 6 Prozent, ungefähr eineinhalb Millionen.
    In den ersten drei Monaten dieses Jahres sind Investitionen in der Güter produzierenden Industrie um 3 Prozent gefallen.
    Die Economist Intelligence Unit, also die Forschungsstelle der Zeitschrift Economist, hat vorausgesagt, dass in der ersten Hälfte der 80er Jahre Großbritannien die geringste Wachstumsrate unter den größeren Industrieländern Europas aufweisen werde.
    In den nächsten fünf Jahren würden die Arbeitslosenziffern hier durchschnittlich nicht unter den zwei Millionen Pegel sinken.
    Fast alle Prognosen besagen,
    ein scharfes Absinken der Produktion.
    Das Schatzamt sagt für heuer ein Sinken des Bruttosozialprodukt um 2,5 Prozent und eine Reduktion der Güterproduktion um 4,5 Prozent voraus.
    Und nun zu meiner qualifizierenden Behauptung ernst, aber nicht tragisch.
    Da ist erstens einmal ein Paradox.
    Premierminister Thatcher und ihre Mitarbeiter glauben doch,
    dass der liebe Gott alles richten wird.
    Er heißt in diesem Falle freie Marktwirtschaft oder das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
    Dieser Glaube ist rührend, aber ein Schwindel, weil man ja auch interveniert, wenn man nichts tut, sich nicht einmischt.
    Siehe später die verschiedenen Gehaltserhöhungen im öffentlichen Sektor.
    Aber paradoxerweise hat sich ja der liebe Gott doch eingeschaltet, indem er
    Die Briten, das von ihm dort geschaffene Erdöl und Erdgas unter dem Boden der Nordsee hat entdecken lassen.
    Die Nordsee Öl und Gas Produktion ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 3,75 Prozent gestiegen.
    Also ein Staatsbankrott ist zunächst ausgeschlossen.
    Zweitens.
    Den meisten geht es gut, die Staatsbeamten.
    haben eine 25 prozentige Gehaltserhöhung bekommen.
    Die Ärzte und Zahnärzte des Gesundheitsdienstes gerade eine 30 prozentige.
    Den Lehrern hat man eine 17 prozentige Erhöhung zugestanden.
    Das soll auf einen Rechenfehler beruhen.
    Aber die Lehrer sagen, das störe sie überhaupt nicht.
    Von den eineinhalb Millionen Arbeitslosen gehört nur etwa ein
    Eine Viertelmillion zu jenen, die mehr als ein Jahr arbeitslos sind.
    Es handelt sich hier um ungelernte Arbeiter mit vielen Kindern.
    Und die Spanne zwischen dem, was sie an Sozialfürsorge erhalten und was der Familienvater verdienen könnte, nehme er einen Arbeitsposten an, sind oft nur ein paar Pfund.
    Ein Phänomen der Mixed Economy, der gemischten Wirtschaft, wo nur mit Hilfe eines wirklichen Plans Ordnung geschaffen werden könnte.
    Aber den wollen die Engländer nicht.
    Erzählt man ihnen vom österreichischen Beispiel, so sagen sie, das sei Corporatism, also der Ständestaat, und den lehnen sie ab.
    Nein, Mitleid wäre eine Verschwendung.
    Premierminister Thatcher redet den Arbeitnehmern in staatlichen und verstaatlichten Betrieben gut zu.
    Gar nicht originell.
    Das haben vor ihr andere Regierungschefs auch schon getan, nämlich
    Man kann nicht mehr aus der Kasse nehmen, als man vorher hineingegeben, das heißt erarbeitet und verdient hat.
    Das ist das Ende ihrer Weisheit, abgesehen vom Drosseln des Geldes für Staatsausgaben.
    Und der Vorsitzende des Wirtschaftsrats des britischen Gewerkschaftsbundes David Basnet haut auf den Tisch.
    Wir werden uns bei Lohnforderungen nicht zurückhalten, solange die Regierung bei ihrer Politik bleibt und sich nicht mit uns zusammensetzt.
    Also ernst, aber nicht tragisch.
    Denn die Briten wollen es ja.
    Vor allem, weil sie es wohl schwer finden, ihren Nationalsport, den Klassenkampf aufzugeben.
    Unser nächstes Thema im Mittagsschonal, die Verkehrssicherheit, verehrte Zuhörer.
    Besondere Aktualität heute natürlich durch den Doppelfeiertag, der ja immer wieder erschreckend hohen Blutzoll fordert.
    Diesmal war das Verkehrsaufkommen nicht so arg wie früher.
    Und es gab auch weniger Verkehrstote und Verletzte in Österreich.
    Wir haben zu diesem Thema Herrn Kudrytski vom Korridorium für Verkehrssicherheit ins Mittagsschonarstudio gebeten.
    Herr Kudrytski, Sie haben die endgültigen Ziffern, die Verkehrsunfallsbilanz Pfingsten 1980 mitgebracht.
    Wie lautet sie kurz?
    Bei den Toten ist ein erfreulicher Rückgang zu verzeichnen.
    Zum Unterschied von 1979 sind es diesmal nur 31 Tote gewesen.
    Bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden insgesamt waren es 579 Unfälle gegenüber 678 im 79er Jahr und die Gesamtzahl der Verletzten beträgt 817 Verletzte gegenüber 911 im Vorjahr.
    Also im Vergleich zu Pfingsten 1979 im Allgemeinen günstiger.
    Worauf ist das Ihrer Meinung nach zurückzuführen?
    Es ist darauf zurückzuführen, dass nicht eine derartige Massierung beim Beginn der Reise aufgetreten ist.
    Schuld daran dürfte in gewisser Weise die Wettervorhersage gewesen sein.
    Zum anderen ist auf die wesentlich verstärkte Überwachung durch die Exekutive ein wesentlich positiver Aspekt in der Hinsicht aufgetreten.
    Dann durch den schulfreien Dienstag ist die Rückfahrhektik bei den Familien mit schulpflichtigen Kindern weggefallen und die tödlichen Verkehrsunfälle, wie jedes Mal wieder, sind darauf zurückzuführen, dass die primitivsten Gebote, die der Kraftfahrer einzuhalten hat, eben nicht eingehalten wurden.
    Nun, diese relativ günstige Entwicklung zu Pfingsten 1980 stimmt aber leider mit der allgemeinen Tendenz der Verkehrssicherheit in Österreich nicht überein.
    Das Kuratorium hat fußend auf den Zahlen für das erste Quartal 1980 heute die Befürchtung geäußert, dass man sogar mit einer dramatischen Verschlechterung der Unfallentwicklung rechnen müsse.
    In welcher Größenordnung und vor allem warum, aus welchen Gründen?
    Es ist anzunehmen, dass etwa dreieinhalb bis fünf Prozent mehr Unfälle als im Vorjahr passieren werden, aufgrund der Tatsache, dass die bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht konsequent eingehalten und überwacht werden, dass das Gurtengesetz nicht zwingt, jeden Lenker zwingt, die Gurten auch wirklich zu tragen, dass die Helmtragepflicht
    in ähnlicher Weise ist, dass es nicht dazu verpflichtet, auch den Helm wirklich aufzusetzen.
    Dass die Ausbildung der Mopedlenker und der Kleinmotorradlenker nicht die ist, wie wir es uns wünschen.
    Sie glauben also, wenn alles das eingehalten wird, könnte man der Steuer noch herumreißen und Ihre Prognose muss nicht stimmen.
    Das würde ohne weiteres dazu führen, dass dieser negative Trend umgekehrt werden würde.
    Wenn man bedenkt, dass allein durch eine 100-prozentige Anlegequote der Gurten ungefähr 320 Tote weniger zu beklagen wären und dass 4.300 Verletzte weniger zu beklagen wären,
    So kann man sich ohne weiteres schon vorstellen, dass allein durch diese Maßnahme ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrssicherheit getan werden könnte.
    Und ich glaube, das sollten wir alle miteinander beherzigen, die mit einem Fahrzeug auf Österreichs Straßen fahren.
    Herr Kutrycki, wir danken Ihnen, dass Sie zu uns ins Studio gekommen sind und hoffentlich hat das Kuratorium tatsächlich Unrecht mit seinen düsteren Prognosen.
    Ich will es nur hoffen.
    Ja, und nun gleich wieder ins Ausland, denn die Verbindung mit dem Korrespondenten Peter Laudan ist doch noch zustande gekommen.
    Der afrikanische Staat Uganda, einstmals das Herrschaftsgebiet des Diktators Idi Amin, hat heute seinen früheren Präsidenten Milton Obote empfangen.
    Nach neunjährigem Exil ist Obote heimgekehrt.
    Obote will wieder für das Präsidentenamt kandidieren, bei den Wahlen, die von der Militärregierung des Landes für September zugesagt worden sind.
    Die Aufgaben, die auf den künftigen Präsidenten Ugandas warten, sind geradezu gigantisch.
    In Norduganda sterben jeden Tag an die 100 Menschen den Hungertod, um nur eines anzuführen.
    Zur Rückkehr Milton Obotes ein Bericht von Peter Laudan.
    Der frühere ugandische Präsident Dr. Milton Apollo Obote ist heute mit einer riesigen volksfestartigen Veranstaltung an der Grenze zu Tansania in der Kleinstadt Busceni willkommen geheißen worden.
    Obote war in Abwesenheit 1971 von Idi Amin gestürzt worden und hatte seither im tansanischen Exil in Dar es Salaam gelebt.
    Er war in den neun Jahren seiner Immigration geduldig und schweigsam geworden, hatte kaum ein Interview gegeben und sich nie in der Öffentlichkeit gezeigt.
    Gut ein Jahr nach dem Sturz des Tyrannen Amin hält nun Obote seine Stunde für gekommen.
    Er hat mithilfe ihm ergebener Soldaten die Befreiungsaktion der Tansanier, den bewaffneten Kampf gegen Idi Amin, unterstützt, ohne persönlich an dessen Planung bei der Konferenz von 22 Exilgruppen von Ugandern in der tansanischen Stadt Moshi vor knapp anderthalb Jahren beteiligt gewesen zu sein.
    Aber stets war es Kennern der Situation klar, dass die militantesten Offiziere innerhalb der nationalen Befreiungsfront Ugandas Leute seines Vertrauens waren.
    Nachdem inzwischen in der Ära nach dem Sturz Amins das befreite Land politisch noch immer nicht zur Ruhe kam, die Wirtschaftslage sich nicht besserte und Unsicherheit, Raub, Mord und Totschlag in Kampala und auf dem Lande immer weiter um sich griffen, hatten die Oboete treuen Militärs die Macht ergriffen und den zweiten Interimspräsidenten Godfrey Benaissa abgesetzt.
    Wahlen für Ende September versprochen und jedem Uganda freigestellt, an diesen Wahlen als Präsidentschaftskandidat teilzunehmen.
    Dies war der Zeitpunkt, den Milten Obote für seine Rückkehr nach Uganda auswählte.
    Und er beschloss, auf dem Landweg an der gleichen Stelle über die Grenze zu gehen, wo erst Aminstruppen Tansania überfallen und dann dessen Soldaten nach Uganda einmarschiert waren, um den Diktator zu stürzen.
    Inzwischen waren Tausende von Obotes Anhängern in Bussen aus allen Landesteilen an die Grenze nach Busceni gekommen und überall im Lande hängen riesige Portraits von ihm und die Mitglieder seiner unter Armin verbotenen Partei UPC, Uganda People's Congress, sorgen dafür, dass der Altpräsident nicht nur bei seinem Grenzübertritt, sondern überall im Lande einen begeisterten Empfang haben wird.
    Nach fast zehn Jahren, davon gehen sie aus, sind in Uganda die Fehler und Schwächen der Politik Obotes vergessen.
    Selbst die Volksgruppe der Baganda, deren Königreich er zerschlug, als es seinen Sozialisierungs- und Zentralisierungsplänen vor 1971 im Wege stand, selbst die Baganda sind nicht mehr einmütig gegen ihn.
    Viele von ihnen haben realistisch erkannt, dass es ein Zurück zu Königtum und Feudalismus nicht mehr geben kann und dass es für das Land heute wichtiger ist,
    eine starke Führerpersönlichkeit an der Spitze zu haben als unzählige machthungrige und korrupte Politiker, die sich gegenseitig den Rang streitig machen.
    Auch spricht Fürobote seine Herkunft aus einer sehr armen, kleinbäuerlichen Familie und seine bekannte Haltung der Versöhnung und des Kompromisses trotz seiner eindeutig sozialistischen Motivierung.
    Außerdem kommt er aus dem kleinen Stamm der Langhi im Nordosten, der schwerlich die Mehrheit aller anderen Volksgruppen zu dominieren imstande wäre.
    Schließlich kann sich Obote auf die Unterstützung des tansanischen Präsidenten Nyerere berufen, der nach wie vor infolge eines Vertrages zwischen beiden Ländern 10.000 Soldaten und 1.000 Polizisten in Uganda stationiert hat und damit größeren Einfluss als irgendein anderer Politiker im Lande.
    So hoffen viele Afrikaner nicht nur in Uganda, dass Obote auf legale Weise bei den angekündigten Wahlen die Mehrheit gewinnen und das geplagte Land endlich wieder zu politischer Einheit und wirtschaftlichem Aufstieg führen kann.
    Peter Laudan schilderte die Lage im afrikanischen Stadt Uganda am Tag der Rückkehr des früheren Präsidenten Obote aus dem Exil.
    In neun Minuten ist es 13 Uhr, der angekündigte Kulturbeitrag.
    In Ergänzung zur niederösterreichischen Landesausstellung über Josef II.
    hat heute in Melk ein dreitägiges internationales Symposium mit dem Titel »Was blieb von Josef II.« begonnen.
    Veranstalter sind das ORF Landesstudio Niederösterreich und die Universität Wien.
    Aus Melk berichtet Franz Eiselt.
    Fast 200 Jahre nach dem Tod Josef II.
    untersuchen die Wissenschaftler hier in Melk, was von den zahlreichen Reformen dieses umstrittenen österreichischen Herrschers überlebt hat und welche Auswirkungen seine Reformen bis in die Gegenwart haben.
    Josef II.
    versuchte ja in den zehn Jahren seiner Alleinherrschaft von 1780 bis 1790 aus dem Vielvölkerstaat der Monarchie einen zentralistischen Einheitsstaat zu machen.
    Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf, schaffte die Folter ab und verhängte die Todesstrafe nur mehr für Ausnahmefälle.
    Er leitete mit dem Bau des Allgemeinen Krankenhauses in Wien eine neue Epoche für das Gesundheits- und Sozialwesen ein und durch die Abschaffung der Zensur gab er der Literatur und Kunst neue Impulse.
    Spektakulär war seine Kirchenpolitik.
    Er hob mehr als die Hälfte der österreichischen Klöster auf, verstärkte die Seelsorgetätigkeit der Kirche und regelte die Organisation der Pfarren und Diözesen von Grund auf neu.
    Zuvor hat er mit dem Toleranzpatent auch den Nicht-Katholiken Religionsfreiheit gewährt.
    Mit dem revolutionären Elan dieses Herrschers konnte aber der veraltete Beamtenapparat nicht immer mithalten.
    Außerdem vergrößerte sich ständig der Widerstand von Adel und Geistlichkeit gegen seine Regierungstätigkeit.
    Als der Kaiser schließlich die Steuergleichheit für alle Untertanen einführen wollte, führte das in Ungarn zu offenem Widerstand.
    Nach seinem Tode aber wurde der Herrscher als Revolutionär auf dem Kaiserthron bezeichnet.
    Zu diesem Josefsmythos, der sich bis in die Revolutionstage von 1848 immer mehr steigerte, nahm heute auch Universitätsprofessor Adam Wandruszka von der Universität Wien in seiner Eröffnungsrede Stellung.
    Wenn die Revolution sich als Erbe und Vollstreckerin
    des Vermächtnisses des 1790 gestorbenen Herrschers betrachtete, so konnte dies nicht ohne gewaltsame Vereinfachung und Verzerrung abgehen.
    Josef der Einzige, Josef der Volkskaiser, Josef der Menschenfreund, Josef der Lichtbringer, Josef der Glaubensfähiger, das waren Epitheter, die sich mit der geschichtlichen Gestalt des Monarken irgendwie vereinbaren ließen.
    Ebenso aber dann auch durch die sogenannte Bauernbefreiung, die Aufhebung des grundherrschaftlichen Verhältnisses, die wichtigste Tat des in der spanischen Reitschule in Wien tagenden österreichischen Reichstags, konnte sich die Revolution mit Recht als Vollenderin und Testamentsvollstreckerin Josefs des Ausklärers und Josefs des Bauernbefreiers fühlen.
    Wandruschka setzt, so wie viele Historiker, große Erwartungen in dieses Symposium in Melk.
    Heute, hundert Jahre später, ist der Josefs-Mythos gewiss keine politische Kraft und keine Realität mehr.
    Aber das Interesse an der Gestalt Josefs ist, das hat sich, so möchte ich glauben, in den letzten Wochen und Monaten doch schlagend erwiesen, überaus stark.
    Es wäre daher, so glaube ich, wohl an der Zeit,
    dass wir uns wieder stärker bemühen, hinter den legendären und popularisierenden Übermalungen das Bild des historischen Menschen und Herrschers Josef deutlicher zu sehen.
    Diese Ausstellung, ihr gewichtiger Katalog und vielleicht auch dieses Symposium können hoffentlich dereinst als wesentliche Schritte zu dem Ziele einer besseren Kenntnis
    der für die österreichische, deutsche und europäische Geschichte so wichtigen Gestalt dieses Reformkaisers gelten.
    Die Historiker hoffen sich durch das Melker-Symposium an Knüpfungspunkte für eine erste gemeinsame Aufarbeitung der Vergangenheit.
    Wurde doch nach 1918 in den meisten Nachfolgestaaten der Monarchie die österreichische Geschichte zerlegt und zwar in Teilgeschichten zerlegt und verschieden interpretiert.
    Der Intendant des Landesstudios Niederösterreich, Dr. Paul Twaruch, hat in seiner heutigen Eröffnungsrede auf den Umstand hingewiesen, dass Niederösterreich das einzige Bundesland ohne Hauptstadt und deshalb auch ohne Universität sei.
    Melk sei deshalb in den nächsten drei Tagen Universitätsstadt auf Zeit.
    Nicht nur wegen der Vorträge, sondern auch wegen der Seminare, die hier von der Universität Wien mit Studenten abgehalten werden.
    Er nannte das Symposium auch Modell für einen Medienverbund.
    Als Basisinformation diene die Landesausstellung, die Seminare und Vorträge lieferten die Zusatzinformation zur Erweiterung des Themas.
    Das Interesse für Josef II.
    ist ja gewaltig.
    Wurde doch heute knapp vor Mittag bereits der 150.000.
    Besucher der Niederösterreichischen Landesausstellung Österreich zur Zeit Kaiser Josef II.
    begrüßt.
    Was blieb von Josef II.?
    Diese Frage stellt sich ein Symposium in Melk.
    Und zum Abschluss des Mittagsjournals noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Sie hören das Wichtigste kurz zusammengefasst.
    Iran, Griechenland.
    Bundeskanzler Kreisky sagte heute in einem ORF-Exklusivinterview, die Mission der sozialistischen Internationale in Teheran sei positiv verlaufen.
    Kreisky betonte, es seien alle Weltprobleme, vor allem Fragen der Entspannung und der Zusammenarbeit diskutiert würden.
    Die Sozialisten seien der Auffassung, sagte der Kanzler, dass die Entwicklung nach der persischen Revolution nicht unbeobachtet bleiben sollte und meinte, jeder Versuch, Druck auf den Iran auszuüben, sei schlecht, da dies international nur neue Schwierigkeiten bringen würde.
    Kreisky befindet sich zurzeit in Athen und wird hier offizielle Gespräche mit Ministerpräsident Rallis und Staatspräsident Karamanlis aufnehmen.
    Israel.
    Der Rücktritt von Verteidigungsminister Weizmann hat eine heftige Kontroverse mit Ministerpräsident Begin ausgelöst.
    Der Regierungschef wies Beschuldigungen Weizmanns im Zusammenhang mit der Autonomiefrage für die Palästinenser zurück und bezeichnete Weizmann als machthungrigen Intriganten.
    Die Vorwürfe des ehemaligen Ministers gegen seine Regierung, den Friedensprozess im Nahen Osten hinauszuzögern, bezeichnete Begin als Ausdruck von Weizmanns Treulosigkeit.
    Uganda.
    Der ehemalige Präsident Obote hat vor seiner bevorstehenden Rückkehr aus dem Exil in Tansania erklärt, er wolle die Gesetzlosigkeit in seinem Land bekämpfen.
    Gerüchte über eine geplante Verstaatlichung der Industrie wies Obote zurück.
    Sowjetunion.
    An Bord des gestern gestarteten Raumschiffes Soyuz 36 befindet sich neben dem sowjetischen Kommandanten erstmals auch ein ungarischer Kosmonaut.
    Der Pilot der ungarischen Luftwaffe, Bertalan Farkas und Kommandant Kubasow, werden an die Raumstation Salut 6 ankoppeln.
    Großbritannien.
    Am Bauplatz des größten europäischen Elektrizitätswerkes, auf der Isle of Grain an der Themsemündung, ist es heute zu schweren Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Gewerkschaftsgruppen gekommen.
    Angehörige der Gewerkschaft der städtischen Arbeiter hatten wegen Entlassung von 27 Kollegen zum Streik aufgerufen und versucht, Autobussen mit Arbeitern der Elektriker-Gewerkschaft die Zufahrt zum Bauplatz zu versperren.
    Die Polizei nahm 31 Arbeiter fest.
    Die EG-Finanzminister besprechen heute in Brüssel Möglichkeiten, den Konflikt um die britischen Beitragszahlungen zu lösen.
    Diese Frage macht die Neuner-Gemeinschaft seit einem halben Jahr nahezu aktionsunfähig.
    Schweiz.
    In Genf wird heute eine zweitägige UNO-Konferenz über humanitäre Hilfe für Kambodscha fortgesetzt und abgeschlossen.
    Mehrere Länder befürchten, dass die Hungersnot in Kambodscha eine Flüchtlingslawine vor allem nach Thailand auslösen könnte.
    Südkorea.
    Über die Lage in der umkämpften 800.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Guangzhou gibt es widersprechende Meldungen.
    Nach offiziellen Regierungsmeldungen sollen Armeeeinheiten die Stadt eingenommen haben.
    Andererseits ist aber von Demonstrationen zehntausender Bürger die Rede, die sich dem Einmarsch der Soldaten widersetzen sollen.
    Ebenso heißt es, dass Feuergefechte bis zur Stunde anhalten.
    Und das waren wieder einmal 60 Minuten Mittagsinformation.
    Für das Journalteam sagt Ihnen Adolf Poindler auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Bundeskanzler Kreisky über Iran-Mission der Sozialistischen Internationalen
    Interview: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Ort: Teheran [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlands- und Auslandspresseschau zu Kreisky Mission
    Intervier: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Ort: Teheran [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bürgerkrieg Südkorea: Gwang Ju nach Augenzeugenberichten noch nicht gefallen
    Mitwirkende: Kirchmann, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Krise nach Weizmann-Rücktritt in Israel
    Mitwirkende: Hofmann, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Journalistenstreik in Italien
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Britische Wirtschaftslage ernst aber nicht tragisch
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichs Unfallstatistik verschlechtert - Kuratorium fordert Sanktionen für Helm- und Gurtenpflicht
    Interview: Kudricki
    Mitwirkende: Poindl, Adolf [Gestaltung] , Kudricki, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Triumphale Rückkehr Obotes nach Uganda
    Mitwirkende: Laudan, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Symposion "Was blieb von Joseph II?" in Melk
    Einblendung: Univ-Prof. Adam Wandruszka
    Mitwirkende: Eiselt, Franz [Gestaltung] , Wandruszka, Adam [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.27 [Sendedatum]
    Ort: Melk [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.05.27
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.05.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800527_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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