Mittagsjournal 1978.07.22

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Das war's.
    Guten Tag, meine Damen und Herren, Redakteur im Studio des Mittagsjournals ist Edgar Sterbens.
    Kurz ein Blick auf die wichtigsten Punkte unseres Programms.
    Erste Bilanz über die Arbeit der österreichischen Volksanwälte.
    Energiestudie besagt, Welterdgasvorräte reichen noch 100 Jahre.
    Plan für die Unabhängigkeit Südwestafrikas des heutigen Namibias soll nächste Woche vom Weltsicherheitsrat verabschiedet werden.
    UNO-Generalsekretär Waldheim und westdeutscher Außenminister Genscher konferieren in Salzburg über deutschen UNO-Einsatz in Namibia.
    Sowjetunion will in Sibirien Großindustrie zur Förderung von Bodenschätzen aufbauen.
    Analyse der Situation in Italien vor der politischen Sommerpause sowie Geburtstagskonzert für Leonard Bernstein beim karintischen Sommer.
    Zunächst jedoch hören Sie die neuesten Nachrichten.
    Für Sie verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schalgruber, Sprecher Wilfried Schedlbauer.
    Österreich
    ÖVP-Obmann Tauß hat heute auf die gestrigen Äußerungen des Bundeskanzlers reagiert, wonach eine weitere Staatsverschuldung einer Arbeitslosigkeit um 200.000 Menschen vorzuziehen sei.
    Dazu meinte heute Tauß, die österreichische Wirtschaft könne nicht dadurch angekürbelt werden, dass sich Österreich weiter total verschulde, sondern müsse gezielte Kostenentlastung für die Betriebe und mehr Spielraum für die Eigenmittelausstattung erhalten.
    Außerdem sollten vernünftige Strukturmaßnahmen getroffen und eine stärkere Konsumbereitschaft der Bevölkerung ermöglicht werden, forderte Taus.
    Solche Maßnahmen wären ein Beitrag dazu, die Arbeitsplätze zu sichern und würden dem Staat mehr Einnahmen bringen als fortwährende Belastungen und neue Steuern.
    Die Vorsitzende der Katastrophenhilfe österreichischer Frauen, Schmitz, hat über ihren Anwalt das Gesetz für die Volksabstimmung über die Atomenergie wegen Verfassungswidrigkeit anfechten lassen.
    Als Begründung führte Schmitz an, dass das Gesetz durch seinen §2 ein verfassungswidriges Individualgesetz, eine Maßnahme der Vollziehung und Verwaltung sei, dessen Verfassungswidrigkeit noch dadurch erhöht werde, dass sich die Mehrheit der Abgeordneten zum Nationalrat durch den §1 selbst ermächtigt habe,
    weitere, nach Ansicht der Klägerin, verfassungswidrige Individualgesetze zu schaffen, beziehungsweise Maßnahmen der Vollziehung und Verwaltung zu setzen.
    Außerdem fühle sie sich in ihren staatsbürgerlichen Rechten auf Leben und Gesundheit, gestützt auf seismologische und hydrologische Gutachten, verletzt, argumentierte Schmitz.
    UNO-Generalsekretär Waldheim und der deutsche Außenminister Genscher erörterten gestern in Salzburg das Manamibia-Problem.
    Waldheim bemüht sich um die Aufstellung einer Friedenstreitmacht von insgesamt etwa 6.000 Mann, die den Übergang der früheren deutschen Kolonie zur Unabhängigkeit von Südafrika überwachen soll.
    Wie der Pressesprecher von Außenminister Genscher bekannt gab, wurde über eine sogenannte logistische Unterstützung dieser Friedensstreitmacht durch die Bundesrepublik Deutschland diskutiert, nicht aber über eine direkte Beteiligung westdeutscher Soldaten, da eine derartige Beteiligung aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich ist.
    Vereinte Nationen.
    Der österreichische UNO-Botschafter Klestil warf in New York mit dem stellvertretenden UNO-Generalsekretär Ahtisaari zusammen, der die Funktion des UNO-Hochkommissars für Namibia innehat.
    Bei dieser Unterredung dürfte die grundsätzliche Bereitschaft Österreichs erörtert worden sein, sich auf dem zivilen Sektor an einem UNO-Einsatz in Namibia zu beteiligen.
    Sudan.
    Permanente Differenzen über die Aktivitäten fremder Mächte in Afrika haben die Staatschefs der Mitgliedsländer der OAU, der Organisation für die Einheit Afrikas, zur Verlängerung des Gipfeltreffens in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum, gezwungen.
    Die Konferenz sollte gestern zu Ende gehen, doch waren bis heute früh wichtige Tagesordnungspunkte noch nicht erledigt.
    Unter anderem muss ein neuer OAU-Generalsekretär gewählt werden,
    nachdem der bisherige Generalsekretär überraschend auf eine weitere Amtsperiode von vier Jahren verzichtet hatte.
    Politische Konflikte haben sich an militärischen Engagements Frankreichs und Kubas in Afrika entzündet.
    So etwa attackierte der algerische Staatschef Boumediene den Senegal als Handlanger des französischen Kolonialismus.
    Der senegalesische Präsident Senghor wies diese Vorwürfe zurück und verwies darauf, dass Frankreich zwar 10.000 Soldaten in Afrika stationiert habe, Kuba aber nach eigenem Eingeständnis 50.000.
    Mit Nachdruck forderten die Konferenzteilnehmer eine Verschärfung der internationalen Sanktionen gegen Rhodesien.
    Nahe Osten.
    Der ägyptische Staatspräsident Sadat wird heute in Kairo eine Rede halten, von der Aufschlüsse über die ägyptische Haltung zum Stand der Nahost-Friedensverhandlungen erwartet werden.
    Möglicherweise wird Sadat auch neue Maßnahmen zur Demokratisierung des Landes ankündigen.
    Dazu soll die Gründung einer neuen sozialdemokratischen Partei unter seiner Führung gehören, die um Aufnahme in die sozialistische Internationale ansuchen könnte.
    Weiters gibt es Mutmaßungen, Sadat wolle in Ägypten ein Präsidialsystem nach amerikanischem Vorbild einführen.
    Demnach würde Sadat persönlich das Amt des Regierungschefs übernehmen.
    In Damaskus hat eine Organisation, die sich Arabischer Volkskongress nennt, es ist dies ein Zusammenschluss Sadat-feindlicher Gruppen, eine Anklageschrift gegen den ägyptischen Präsidenten veröffentlicht.
    Er wird unter anderem des Hochverrates an seinem Volk und an der arabischen Nation beschuldigt.
    Der jordanische König Hussein ist zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Saudi-Arabien eingetroffen und wird mit König Khalid bilaterale Fragen und den Nahostkonflikt erörtern.
    Kuwait Eine Sachverständigenkommission der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, hat empfohlen, den Rohölpreis in Zukunft nicht mehr an den Kurs des amerikanischen Dollars, sondern an einen sogenannten Währungskorb zu binden.
    Dadurch sollen weitere Verluste der Organisation, wie sie durch den Dollarkursverfall entstanden sind, abgewendet werden.
    Wie der Ölminister von Kuwait, Sheikh Ali Sabah, mitteilte, habe sich die Kommission bei einer Sitzung in London zu der Maßnahme entschlossen.
    Welche Währungen für die Berechnung des Ölpreises herangezogen werden sollen, wurde noch nicht bekannt.
    Die Londoner Tagung sei ausschließlich dem Schutz der OPEC-Einkünfte gewidmet gewesen.
    Preiserhöhungen seien nicht diskutiert worden, sagte der kuwaitische Ölminister.
    Sowjetunion Die Parteizeitung Pravda kritisiert den amerikanischen Präsidenten Carter wegen seiner jüngsten gegen die UdSSR gerichteten Entscheidungen.
    In einem von der Pravda abgedruckten Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur TASS über die gestrige Pressekonferenz des Präsidenten heißt es, dass Unvermögen Carters mit innenpolitischen Schwierigkeiten fertig zu werden, sei eine der Ursachen für eine Verhärtung der amerikanischen Außenpolitik.
    Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Beliebtheit des Präsidenten in den USA sinke, was auf seine, wie es die Pravda formuliert, Unentschlossenheit und auf den häufigen Meinungswechsel zurückzuführen sei.
    Bolivien.
    Nach dem gestrigen Militärputsch haben die Kommandanten der drei Waffengattungen den politisch rechts stehenden General Pereda zum Staatspräsidenten erklärt.
    Pereda war aus den Präsidentenwahlen zu Beginn dieses Monats als Sieger hervorgegangen.
    Wegen Vorwürfen des Wahlbetrugs hatte er zunächst auf einen Amtsantritt verzichtet und Neuwahlen gefordert.
    Nach einer Rebellion von Truppen in der zweitgrößten Stadt des Landes, Santa Cruz, unter Führung Peredas, trat jedoch der bisherige Staatspräsident Banser zurück und übertrug die Regierungsgewalt an die Militärjunta.
    Durch die Vereidigung Paredes dürfte ein drohender Bürgerkrieg verhindert worden sein.
    Spanien.
    In Madrid wurden heute die beiden gestern auf offener Straße ermordeten Offiziere, ein General und ein Oberstleutnant beigesetzt.
    Zuvor waren die beiden Toten unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen im Verteidigungsministerium aufgebahrt.
    Vor dem Gebäude kam es zu Zwischenfällen, als Demonstranten von der Polizei auseinandergetrieben wurden.
    Die Fahndung nach den Mördern der beiden Offiziere blieb bisher ohne greifbares Ergebnis.
    Großbritannien.
    Beim internationalen Televisionsfestival, veranstaltet von der britischen Akademie der Film- und Fernsehkunst, wurde der österreichische Beitrag »Der Kaiser auf dem Land« gemeinsam mit Beiträgen aus vier anderen Ländern mit einem Zertifikat ausgezeichnet.
    Der Film ist der zweite Teil der ORF-Produktion Alpensaga.
    Die Autoren sind Peter Turini und Nikolaus Pevny.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Über West- und Mitteleuropa hat sich in Bodennähe ein Hochdruckgebiet aufgebaut.
    Da in der Folge auch in höheren Schichten Luftdruck steigt, kann mit Wetterbesserung gerechnet werden.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    An der Alpen-Nordseite vorübergehend noch reichliche Bewölkung und lokal etwas Regen.
    Sonst Allgemeinübergang zu wechselnd aufgelockerter Bewölkung im Bereich des Flachlandes sowie in Südösterreich in der Folge auch Aufheiterung.
    In freien Lagen lebhafte nordwestliche Winde, Nachmittagstemperaturen 16 bis 21, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht zwischen 7 und 13 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag, vielfach heiter bis wolkig, nordwestliche Winde, Frühtemperaturen 7 bis 13, Tageshöchsttemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 16°, Nordwestwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 16°, Südwest 35, Linz stark bewölkt, 15°, West 20, Salzburg stark bewölkt, 15°, Windstill, Innsbruck wolkig, 16°, Ost 5,
    Das waren der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsjournal.
    Ein Blick auf die Uhr vor einer halben Minute war es 12.10 Uhr.
    Zu Beginn dieses Monats hat die österreichische Volksanwaltschaft dem Nationalrat einen Tätigkeitsbericht über ihr erstes Arbeitsjahr vorgelegt.
    Mehr als 4.000 Beschwerdefälle sind seit Juni 1977 über die Schreibtische der drei in der Wiener Johanniskasse amtierenden Ombudsmänner gegangen.
    Geholfen werde konnte zwar nur in einem Viertel der Fälle, doch glauben die Volksanwälte, auch durch Aufzeigen relativ häufiger, gleichlautender Beschwerden, einiges in Gang gesetzt zu haben.
    So haben sich etwa Finanzminister Andros und Gesundheitsministerin Leo Dolter aufgrund zahlreicher Härtefälle im Zusammenhang mit den für die Geburten bei Hilfe vorgeschriebenen Untersuchungen zu Gesprächen über eine Novellierung der derzeit gültigen Regelung bereit erklärt.
    Aus dem in groben Zügen bereits vorgestellten Bericht hat Zita Bernardi die markantesten unveröffentlichten Beispiele ausgewählt und berichtet.
    Auf manchmal wirklich kuriose Art und Weise können die zum Wohle der Bevölkerung eingeführten Gesetze dieser wieder auf den Kopf fallen, und zwar in sämtlichen Bereichen der öffentlichen Verwaltung.
    Ein Beispiel aus dem Sozialressort.
    Ein Irrtum bei der Beurteilung der Matura-Arbeit der Mutter hat letztlich ein Kind um seine Waisenpension gebracht.
    Die Deutscharbeit einer jungen Burgenländerin war offenbar so unglücklich zusammengefaltet, dass zunächst nur die Gliederung bewertet wurde.
    Die Aufklärung dieses Missgeschicks hat dann so lange gedauert, dass die junge Frau ihren Dienst erst verspätet antreten konnte.
    Nach dem frühen Tod der Frau haben aber genau diese Monate auf die vorgeschriebene Versicherungszeit gefehlt und das Kind bekommt nun keine Waisenpension.
    Eine juristisch zwar korrekte Entscheidung, für die Betroffenen aber eine existenzbedrohende Härte.
    Die Volksanwaltschaft konnte nur appellieren, für künftige Fälle einen Härteausgleich zu schaffen.
    Den Glauben an die Gerechtigkeit dürfte auch ein Salzburger Ehepaar verloren haben, dass seine kulante Haltung beim Verkauf einer Liegenschaft für Straßenbauzwecke an den Bund letztlich teuer bezahlen musste.
    Das Ehepaar war für den Verkauf seines Grundstückes mit einer Gemischtwarnhandlung zunächst mit 2,3 Millionen Schilling entschädigt worden und hatte gleichzeitig, unglücklicherweise, auf alle Rechtsmittel verzichtet.
    Mit der Entschädigungssumme hat das Ehepaar dann ein neues Geschäft gebaut, notgedrungen an einer anderen Stelle.
    Nun gibt es aber eine gesetzliche Bestimmung, nach der eine Entschädigung neu festgesetzt werden kann, sobald ein Gewerbebetrieb seinen Standort wechselt.
    Und das haben die Finanzbehörden dann auch getan.
    Fazit, den Geschäftsleuten ist eine Rückzahlungsforderung in Höhe von mehr als einer Million Schilling ins Haus geflattert.
    Pican Terria am Rande, durch frühzeitige Räumung der Liegenschaft hat das Ehepaar der Bundesstraßenverwaltung zudem mindestens eine halbe Million Schilling erspart.
    Kommentar der Volksanwaltschaft, ein gravierender Verstoß gegen den Grundsatz von Treu und Glauben.
    Kein Einzelfall ist eine weitere Beschwerde im Zusammenhang mit dem Jahresausgleich.
    Wegen einer Adressenänderung ist nämlich schon so mancher Staatsbürger um die ihm zustehende Rückzahlung gebracht worden.
    So auch eine früher in Weidhofen wohnhafte Frau, die nach Wien übersiedelt ist, ihren Antrag für den Jahresausgleich aber noch beim alten Finanzamt eingebracht hat.
    Bis der Irrläufer dann an die richtige Stelle kam, war die Einreichfrist schon abgelaufen und der Anspruch auf die Steuerrefundierung erloschen.
    Im konkreten Fall konnte zwar eine Kulanzlösung gefunden werden, zur endgültigen Lösung des Problems hat die Volksanwaltschaft aber eine Gesetzesänderung angeregt.
    Zumindest kurzfristig um mehr Geld kommen können auch jene Staatsbürger, die bei der Einberufung zu einer Reservistenübung nicht gleich einen Antrag auf Rückzahlung ihres Verdienstentganges stellen.
    Konkretes Beispiel.
    Das Gehalt eines Tiroler Beamten war aufgrund einer solchen Einberufung bereits drei Wochen vor Beginn der Übung, dem Gesetz entsprechend, um 4500 Schilling gekürzt worden.
    Er hat sich dann für den Lebensunterhalt seiner Familie einen Kredit genommen und erst während der Reservistenübung den Antrag auf Refundierung seines Verdienstentganges gestellt.
    Bis zur Erledigung vergingen dann wieder ein paar Wochen die in dieser Zeit aufgelaufenen Zinsen, musste er selbst bezahlen.
    Die Volksanwaltschaft konnte im vorliegenden Fall zwar nicht helfen, aufgrund einer in Aussicht gestellten Änderung des Arbeitsplatzsicherungsgesetzes wird aber eine Verbesserung dieser Situation erwartet.
    Ein unerschöpfliches Betätigungsfeld für die Volksanwälte ist auch der Bereich der Justiz, wobei sich die Arbeit allerdings hauptsächlich auf Verfahrensbeschleunigungen beschränken muss.
    Eingegriffen haben sie zum Beispiel, als ein Vaterschaftsprozess kurz vor Schuleintritt des Kindes noch immer nicht abgeschlossen war.
    Direkte Eingriffe in die Rechtsprechung sind jedoch aufgrund der Verfassung nicht möglich, obwohl die Volksanwaltschaft immer wieder um Rechtsbeistand oder Hilfe bei der Aufhebung eines Urteils ersucht wird.
    Beweis auch für ein großes Handicap der in Österreich noch jungen Institution.
    Die Leute wissen noch nicht so recht, was sie mit ihr anfangen sollen.
    Es wird eben noch ein bisschen dauern, so Volksanwalt Zeilinger, bis in Österreich schwedische Verhältnisse herrschen.
    Dort nämlich wird schon in der Schule gelehrt, mit welchen Anliegen man zum Ombudsmann gehen kann und mit welchen nicht.
    Erste Bilanz über die Arbeit der österreichischen Volksanwälte.
    Sie hörten einen Beitrag von Zita Bernardi.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Hauptthema der Leitartikel und Kommentare bildet die gestrige Pressekonferenz Bundeskanzler Kreiskis.
    Die Auswahl der Zitate für unsere Inlandspresseschau nahm Markus Sommersacher vor.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung sieht Manfred Scheuch die gestrige Saisonabschluss-Pressekonferenz des Bundeskanzlers so.
    Die Grundaussage der sozialdemokratischen Politik in Österreich bleibt unverändert.
    Ja, sie wird vom Regierungschef trotz der wirtschaftlichen Krise in der Welt, deren treuende Wolken sich durch keine Konjunktursonne verdrängen lassen, bekräftigt.
    In Österreich hält man es weiterhin für besser, Schulden zu machen, als viele zehn, wenn nicht hunderttausende Menschen zur Arbeitslosigkeit zu verdammen.
    Wenn es auch eine Grenze der Belastbarkeit des Staatshaushaltes gibt, die Belastung des Staates durch Menschen, die das kapitalistische System auf den Abfallhaufen der Nutzlosigkeit schickt,
    Und sei es selbst mit hohen Arbeitslosenunterstützungen, erscheint Österreichs Sozialisten vorläufig weiterhin die Folgen schwerere und daher unter allen Umständen zu Vermeidende.
    Soweit die Arbeiterzeitung.
    Im ÖVP-Organ Salzburger Volkszeitung meint dagegen Lucia Petzl,
    Wer gestern die Pressekonferenz Bruno Kreiskis, gegeben als SPÖ-Parteiobmann, aber flankiert vom Kanzleramtssekretär miterlebt hat, musste glauben, Österreich sei wirklich jene Insel der Seligen, die immer wieder zitiert wird.
    Alles Negative sei lediglich Ausgeburt oppositioneller Fantasie, hieß es.
    So stehe wirtschaftlich alles zum Besten, es gebe kein Staatsschuldenproblem und die Arbeitslosenrate sei eine Traumzahl.
    Er sei zwar kein Fachmann, dies aber hätten ihm die Experten mitgeteilt.
    Wir glauben ohne weiteres, dass die Experten ihm einen großen Teil jener Fakten und Zahlen, allerdings nicht die Schlüsse daraus, mitgeteilt haben.
    Aber sie müssen, wenn sie wirklich Fachleute waren, noch etliches mehr gesagt haben.
    Etwa, dass die Staatsschulden, die laut Kreisky mit 21.900 Schilling je Kopf der Bevölkerung lächerlich gering seien, in den letzten Jahren extrem zugenommen haben.
    Heißt es in der Salzburger Volkszeitung?
    In der Tageszeitung Die Presse sieht Thomas Coher die Gefahr Schwindenden.
    Vertrauen Sie in die Demokratie?
    Wir reden von Staatsverdrossenheit und meinen doch eigentlich Verdrossenheit mit jenen, die den Staat repräsentieren.
    Wir sorgen uns um zivilen Ungehorsam und wissen doch genau, dass den Mächtigen schon langsam die Macht zu entgleiten droht.
    Wir sprechen vom Widerstand oft sogar mit anerkennendem Unterton und sollten doch bange davor sein, dass ein Vakuum entsteht, in das neue Kräfte einrücken.
    Es gibt keinen Staat ohne Machtfaktoren.
    Und zu den Segnungen der Demokratie gehört es noch allemal, dass sich in der Theorie jedenfalls die Wähler die Machtfaktoren wählen.
    Wir aber erleben eine Krise der Institutionen, der Parteien, der Staatsrepräsentanten und sagen, lasst uns in Ruhe, schafft lieber besseres Urlaubswetter.
    Wir nehmen zur Kenntnis, dass selbst ein so cleverer Politiker wie Kreisky nichts mehr zu sagen hat, dass der Journalisten-Kanzler die Journalisten nach einer Dreiviertelstunde heimschickt, weil dem einen keine Fragen, dem anderen keine Antworten oder jedenfalls keine trefflichen, sachlichen Antworten mehr einfallen.
    Die Müdigkeit ist allgemein und niemand denkt daran, dass wir plötzlich geweckt werden könnten.
    Und zwar sehr unsanft, heißt es in der Presse.
    Soweit einige Stimmen zur gestrigen Pressekonferenz des Bundeskanzlers.
    Im Kurier zieht Alfred Peierleitner eine Bilanz der bisherigen Entwicklung der Haltung der österreichischen Großparteien in der Frage der Kernenergie.
    Er schreibt, im Gegensatz zur CDU-CSU entwickelt sich die ÖVP mehr und mehr zu einer atomkritischen Partei.
    Das Wahlvolk fühlt sich zunehmend überfordert.
    Von den gewählten Repräsentanten allein gelassen, soll es eine Gewissensentscheidung treffen, ohne über genug Wissen zu verfügen.
    Das stärkt die Neigung zur Ablehnung oder Stimmenthaltung.
    Um diesem steigenden Risiko zu begegnen, wird daher die SPÖ nicht um eine klare Abstimmungsempfehlung für den November herumkommen.
    So erzwingt es die Logik des politischen Rollenspiels.
    Und selbst ein Magier wie der Bundeskanzler wird dann die Spaltungserscheinungen in der SPÖ nicht verschwinden lassen können.
    Ein Fall von hausgemachter Kettenreaktion.
    Nach diesem Auszug aus dem Kurier abschließend ein Zitat aus dem Leitartikel der Oberösterreichischen Nachrichten, in dem sich Hermann Polz mit der geplanten Kommission des Finanzministers befasst, die Möglichkeiten zur Vereinfachung der Steuergesetzgebung untersuchen soll.
    Dazu Polz.
    Kommissionen und wortreicher Reformeifer haben noch selten zu konkreten Ergebnissen geführt.
    Und selbst wenn es gelänge, zu einfachen Steuergesetzen zu kommen, wäre damit allein noch nichts getan.
    Sie garantieren nicht eine künftig sinnvollere Verwendung der Steuergelder.
    Ebenso wenig garantieren sie, dass der Staat nicht noch mehr Aufgaben an sich reißt und für deren Bedeckung verschiedene Steuern erhöht oder neue einführt.
    Eine Vereinfachung der Steuergesetze bliebe nur eine Symptomkur, wenn ja nicht eine grundsätzlich neue Definition der Aufgabenstellung des Staates in der modernen Demokratie folgen würde.
    Das war die Inlandspresseschau, zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Acht Minuten vor halb eins nun zur außenpolitischen Berichterstattung.
    Noch in diesem Jahr soll sich, wenn es nach dem Willen der Vereinten Nationen geht, die politische Situation in der ehemaligen deutschen Kolonie Südwestafrika, dem heutigen Namibia, entscheidend ändern.
    In dem nicht einmal von einer Million Menschen bewohnten fast 825.000 Quadratkilometer großen Land sollen nämlich endgültig konkrete Schritte zur Erlangung der seit Jahrzehnten ersehnten Unabhängigkeit gesetzt werden.
    Südwestafrika stand nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund eines Völkerbundmandats unter der Verwaltung Südafrikas.
    Nach 1945 machte sich die Regierung in Pretoria eine Rechtsunsicherheit zu nutzen, nämlich die Uneinigkeit darüber, ob die Vereinten Nationen als nicht unmittelbare Rechtsnachfolger des Völkerbundes ein neues Mandat vergeben müssten oder ob das alte ohnehin weiter wirksam sei, und betrachtete Südwestafrika weiterhin als ihr Hoheitsgebiet.
    Daran änderte sich auch nichts, als 1966 die UNO-Vollversammlung Südafrika formal das Verwaltungsmandat entzog, ein Jahr später eine UNO-Verwaltung einsetzte und beschloss, dass, wie sie Südwestafrika nennt, Namibia nämlich Unabhängigkeit werden sollte.
    In den vergangenen drei Jahren wurden dann sowohl von der UNO als auch von Südafrika mehrere Pläne erstellt, die für einen Übergang der politischen Macht an die schwarze Bevölkerungsmehrheit Namibias unterschiedliche Lösungsmodelle vorschlugen.
    Der jüngste Vorschlag der westlichen Mitglieder des Weltsicherheitsrates, unter Aufsicht der UNO noch heuer allgemeine und freie Wahlen über die Unabhängigkeit Namibias durchzuführen, wurde jetzt erstmals von den Hauptkontrahenten in der Namibia-Frage, nämlich der südafrikanischen Regierung und der Befreiungsbewegung SWAPO,
    Was so viel heißt wie Organisation für südwestafrikanische Einheit akzeptiert.
    Im Hinblick auf die für Herbst geplanten Wahlen haben sich bereits rund 215.000 Südwestafrikaner aller Rassen als Wahlberechtigte registrieren lassen.
    Die kommende Woche dürfte dabei für das weitere Schicksal Namibias bedeutungsvoll sein, wie Paul Schumacher berichtet.
    Südafrikanische Zeitungen berichten heute, dass die nunmehr spruchreife Namibia-Einigung bereits am kommenden Dienstag oder Mittwoch vor den Sicherheitsrat der UNO in New York kommt.
    In einer ersten Resolution sollte der von fünf Westmächten ausgearbeitete Unabhängigkeitsplan zur Abstimmung vorgelegt werden.
    Da beide Parteien im Namibia-Konflikt, Südafrika und die Befreiungsbewegung Swapo, dem Papier bereits zugestimmt haben,
    handelt es sich bei der UN-Debatte nur mehr um eine Formsache.
    Strittig bleibt allerdings die Walfischbeifrage.
    Der einzige Tiefseehafen des Gebiets gehört historisch nicht zu Namibia, sondern zu Südafrika und Pretoria pocht deswegen auf sein Recht.
    Die westlichen Vermittler ließen sich deshalb, sehr zum Gefallen der Swapo, einen Trick einfallen.
    In einer zweiten Resolution vor dem Sicherheitsrat wollen sie in der kommenden Woche bekräftigen, dass Walfisch Bay als integraler Bestandteil von Namibia zu sehen sei.
    Die zukünftige Regierung des Landes wird darüber mit Südafrika zu verhandeln haben.
    Trotz solch offenkundiger Fortschritte wird die ehemals kaiserdeutsche Kolonie Südwestafrika wohl in den nächsten Monaten zum Brennpunkt des Weltinteresses werden.
    10.000 Mann UN-Personal, davon 6.000 Soldaten und 4.000 Zivilisten, sollen den ordnungsgemäßen Ablauf von Wahlvorbereitungen und Wahlen sichern.
    Neben dem südafrikanischen Generalverwalter Martino Steyn in Windhoek soll der UNO-Beamte Artisari aus Finnland ebenbürtig gestellt werden.
    In hiesigen Zeitungen wird nun darüber spekuliert, aus welchen Ländern die UN-Soldaten kommen.
    Es heißt, Amerika wolle Blauhelme aus dem befreundeten Nigeria rekrutieren.
    Die Sowjetunion dagegen bestehe auf Soldaten vorwiegend aus Polen und der Tschechoslowakei.
    Nicht zuletzt wird diese größte, jemals von der UNO im Namen des Friedens veranstaltete Aktion riesige Summen verschlingen.
    Die fünf Westmächte, USA, Kanada, Frankreich, England und die Bundesrepublik wollen zu diesem Zweck einen Sonderfonds einrichten, in den dann auch weitere Länder finanzielle Zuwendungen einzahlen können.
    Die Bundesrepublik will sich besonders, so heißt es, durch die Entsendung von Zivilisten hervortun.
    Solchermaßen will Bonn der besonderen Verantwortung gegenüber den rund 30.000 deutsch sprechenden Weißen in Namibia Rechnung tragen.
    Aus dem südlichen Afrika hörten Sie einen Beitrag von Paul Schumacher.
    Mit dem Namibier-Problem, vor allem mit der dort geplanten UNO-Operation, sowie mit aktuellen weltpolitischen Fragen befassten sich auch gestern Abend UNO-Generalsekretär Waldheim und der westdeutsche Außenminister Genscher bei einem Treffen in Salzburg.
    Waldheim bemüht sich ja derzeit um die Aufstellung jener UNO-Truppe, die den bevorstehenden Unabhängigkeitsprozess in Namibia überwachen soll.
    Aus Salzburg berichtet Werner Mück.
    In dem einstündigen Gespräch des UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim mit dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher wurden ebenso wie beim anschließenden gemeinsamen Abendessen drei Themen erörtert.
    Erstens die bevorstehende Entscheidung des Weltsicherheitsrates über den Friedensplan der fünf Westmächte für Südwestafrika.
    Dieses Territorium soll nach diesem Friedensplan zum Jahresende unabhängig werden, wobei in dem neu gegründeten Staat Namibia unter Aufsicht der UNO freie Wahlen stattfinden sollen.
    Die Namibia-Frage ist für die Bundesrepublik Deutschland schon aus historischen Gründen von Bedeutung, handelt es sich doch um die ehemals deutsche Afrika-Kolonie, in der heute noch tausende Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft leben.
    Das zweite Thema des Gedankenaustausches war der Nahe Osten und schließlich berichtete Kurt Waldheim, der aus Khartoum gekommen war, über den Verlauf des Gipfeltreffens der Vereinigung afrikanischer Staaten.
    In einer Gesprächspause war UN-Generalsekretär Waldheim zu einem Interview bereit und antwortete zunächst auf die Frage, wie er eine Woche vor der Debatte im Weltsicherheitsrat die Chancen des Friedensplanes der Westmächte für Namibia und die Haltung der Sowjetunion dazu beurteilt.
    Ich glaube, dass sich eine durchaus positive Entwicklung angebahnt hat.
    Die Vorschläge der fünf westlichen Mitglieder des Sicherheitsrates sind in der Zwischenzeit von den Streitteilen angenommen worden und ich nehme daher an, dass die nächste Woche stattfindende Sitzung des Sicherheitsrates zu einem positiven Ergebnis führt.
    Diese Sitzung wird, so hoffe ich, den Generalsekretär ermächtigen, die notwendigen Schritte zur Durchführung dieses Planes der fünf westlichen Mitglieder des Sicherheitsrates zu ermächtigen.
    Das heißt, eine Friedensgruppe zu entsenden von ca.
    5.000 Mann und ca.
    1.000 Mann Polizei und Ziviladministration.
    Also eine große Aufgabe.
    Denken Sie in diesem Fall daran, auch Österreich aufzufordern, ein Kontingent zu stellen?
    Es sind noch keine genaueren Pläne diesbezüglich im Hauptquartier der Vereinten Nationen ausgearbeitet worden.
    Wir machen uns natürlich darüber schon Gedanken.
    mein Vorschlag an den Sicherheitsrat über die Zusammensetzung des Kontingentes sowie die anderen Vorschläge werden erst gemacht werden nach der Rückkehr einer Erkundungsmission, die ich vorhabe nach Namibia zu entsenden, sobald der Sicherheitsrat nächste Woche einen einschlägigen Beschluss gefasst hat.
    In Namibia gibt es ja sehr viel deutschsprachige
    Menschen, die dort zur Wahl gehen, da wäre es ja naheliegend, auch im Bereich der UNO Leute einzusetzen, die diese Sprache als Muttersprache beherrschen.
    Sicherlich.
    Und das ist durchaus im Bereich der Möglichkeit, aber diesbezüglich muss zuerst der Sicherheitsrat Beschluss fassen und vorher müssen die entsprechenden Regierungen, die die Truppen stellen, sollen befragt werden, ob sie bereit sind, das zu tun.
    Herr Generalsekretär, in unserem anderen Thema Nahost, wie beurteilen Sie dort jetzt die Situation nach den Gesprächen in Salzburg nach London?
    London hat jedenfalls kein Ergebnis gebracht.
    Ich glaube, man muss jetzt abwarten, wie die Dinge sich weiterentwickeln werden.
    Ich persönlich
    Ich bin skeptisch bezüglich eines Durchbruchs im Verhandlungsprozess und glaube, dass man, falls die bilateralen Bemühungen endgültig scheitern sollten, wieder nach Genf zurückkehren wird.
    Also im Augenblick nicht sehr optimistisch?
    Nein.
    Weniger gesprächig zeigte sich der deutsche Außenminister Genscher.
    Zur Frage, ob Deutschland bereit sein würde, für den Einsatz in Namibia erstmals ein Kontingent an Soldaten für die UNO-Friedenstruppe zu stellen, verweigerte der Minister jede Antwort mit dem Hinweis, dass er sich dazu vor allem im Ausland nicht äußern wolle.
    Der Pressesprecher Genschers meinte anschließend,
    dass Deutschland so wie bisher erforderlichenfalls militärische Einrichtungen für Transportzwecke zur Verfügung stellen werde, das aber an den Einsatz von Bundeswehrsoldaten schon aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht gedacht sei.
    Offen allerdings blieb, ob diese Frage nicht doch auch Gegenstand des gestrigen Gespräches war.
    Auch zur Schließung des Deutschen Konsulates in Südwestafrika
    Eine Aktion, die in Deutschland und im Ausland kritisiert worden war, wollte sich der Außenminister gestern nicht mehr im Speziellen äußern, sondern meinte lediglich.
    Das unabhängige Namibia kann heute schon wissen, dass die Bundesrepublik Deutschland ihm helfen wird beim Aufbau und bei der Entwicklung des Landes.
    Im Übrigen meinte Genscher, dass die friedliche Lösung des Namibia-Problems als Vorbild für die Bewältigung von Konflikten im ganzen südlichen Afrika dienen könnte.
    Das war ein Beitrag von Werner Mück vom Landesstudio Salzburg.
    Zweieinhalb Minuten nach halb eins nun ein Ausflug in die Welt der Wirtschaft.
    Pessimistische Prognosen über die Entwicklung auf dem Energiesektor und eine sich abzeichnende Knappheit an Energieträgern in der Zukunft lassen immer mehr Fachleute zu der Erkenntnis gelangen, dass neben der Erforschung und dem Ausbau neuer Energiegewinnungsmöglichkeiten auch die konventionellen Energielieferanten besser als bisher genützt werden müssen.
    So gewinnt neben den klassischen Energiespendern Kohle, Holz und Wasserkraft sowie neben dem Erdöl auch das Erdgas als Energieträger immer größere Bedeutung.
    Sowohl Haushalte als auch die Industrie verbrauchten in den vergangenen Jahren immer mehr Mengen dieses Rohstoffes.
    Das Erdgas, das zumeist gleichzeitig mit dem Erdöl an die Erdoberfläche tritt, ist aber nicht in unbegrenzter Menge vorhanden.
    Deshalb werden pro Jahr Dutzende Forscherteams damit beschäftigt, neue Erdgasfelder zu erkunden und die Erdgasvorräte genau zu berechnen.
    In dieser Woche wurden nunmehr die Berechnungen über die Erdgasvorräte der Welt veröffentlicht.
    Michael Kärbler hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
    Die Forscherteams, die in Asien, Afrika, Nord- und Lateinamerika unterwegs waren, orteten Erdgasvorräte im Umfang von 72.000 Milliarden Kubikmeter.
    Die Erdgasfachleute schätzen die möglichen Weltreserven dieses Energiestoffes auf 163 Milliarden Kubikmeter.
    Wenn man diese beiden Werte addiert, ergibt sich ein Reservoir, das rund 180 Mal so groß ist, wie der derzeitige jährliche Welterdgasverbrauch.
    In welchen Regionen der Erde befinden sich die größten Erdgasreservoirs?
    An erster Stelle der Statistik wird der Großraum Asien genannt, der mit 23.500 Milliarden Kubikmeter Erdgas auch über die größten Erdgasvorräte verfügt.
    Die Forscherteams sind der Ansicht, dass sich in jenem Gebiet der Erde noch die größten nicht entdeckten Erdgasmengen befinden.
    Sowjetische Forscher haben vor allem in Sibirien Erdgasfelder entdeckt, die mehrere Millionen Kubikmeter Erdgas enthalten.
    Diese Erdgasvorkommen bleiben aber vorerst noch ungenützt, denn bei manchen der Felder ist der Innendruck, der das Gas an die Erdoberfläche treibt, zu gering, sodass das Gas an die Oberfläche gepumpt werden müsste.
    Hier haben die Wissenschaftler allerdings empfohlen, an Ort und Stelle oder zumindest in unmittelbarer Umgebung der Gasvorkommen große thermische Kraftwerke zu errichten, um damit den Energierohstoff Erdgas kostengünstig in Elektrizität umzuwandeln.
    An zweiter Stelle der Welterdgasvorratsstatistik scheinen die Vorräte im vorderen Orient auf.
    Im Gebiet Irak, Iran und Saudi-Arabien wurden von Fachleuten Erdgasfelder von einer Kapazität von 19.000 Milliarden Kubikmeter Erdgas entdeckt.
    An dritter Stelle schließlich rangieren die Erdgasreservoirs auf dem afrikanischen Kontinent.
    An vierter Stelle die Erdgasfelder in Kanada und Nordamerika.
    Nach den Berechnungen internationaler Experten sind sichere Erdgasvorräte im Ausmaß von 5.500 Milliarden Kubikmeter in Europa und vor der Küste Westeuropas vorhanden.
    Von den gesamteuropäischen Erdgasvorräten entfallen 15 Milliarden Kubikmeter auf Erdgasfelder, die in Österreich entdeckt wurden.
    Im vergangenen Jahr wurden nicht weniger als 2,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas in Österreich gefördert.
    Meistens befindet sich Erdgas nicht in ausreichender Menge dort, wo es benötigt wird und muss deshalb über weite Strecken über tausende Kilometer transportiert werden.
    Dies geschieht entweder dadurch, dass man Erdgas unter hohem Druck durch Rohrleitungen pumpt oder Erdgas in einem speziellen Verfahren verflüssigt, es in dieser Form in Containerschiffen und Tankwagen zum Bestimmungsort bringt und dort wieder in gasförmigen Zustand versetzt.
    In Österreich, Erdgas ist übrigens in unserem Land der viertwichtigste Energieträger, sind verschiedene ehemalige Naturgaslagerstätten vorhanden.
    Diese werden nun von der ÖMV als Gasspeicher verwendet.
    Dazu ein Beispiel.
    Nicht immer wird die gesamte Erdgasmenge, die etwa aus der Sowjetunion nach Österreich importiert wird, sofort der Industrie oder den Haushalten zum Verbrauch zugeführt.
    Um Kosten zu sparen, nutzt man jene Gasfelder, die bereits leer gepumpt sind, als Speicher.
    Nicht zuletzt auch zur Krisenbevorratung.
    Die ÖMV verfügt über Gaslagerstätten, in denen pro Jahr mehrere Millionen Kubikmeter Erdgas gelagert werden können.
    Die Bemühungen um eine Ausweitung der österreichischen Erdgasimporte laufen in der Zwischenzeit auf Hochtouren.
    Ende vergangenen Monats wurden die Verhandlungen mit Algerien, einem wichtigen Erdgaslieferanten aus Afrika, wieder aufgenommen.
    Österreich müsste, so der derzeitige Stand der Verhandlungen, etwa drei Milliarden Schilling aufbringen, die in der Richtung von Pumpstationen und Pipelines investiert werden sollen.
    Ob der Zuschlag zu dem Projekt schließlich erfolgt, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob der Preis für das algerische Erdgas vertretbar ist.
    Übrigens, auch Handelsminister Staribacher, der sich zur Zeit zu einem Besuch in der Sowjetunion aufhält, verhandelt über verstärkte Erdgaslieferungen aus der UdSSR nach Österreich.
    Erdgas gewinnt also immer größere Bedeutung als Energieträger.
    Sie hörten einen Beitrag von Michael Kerbler.
    Als ein Land, das fast über unerschöpfliche Energie- und Rohstoffressourcen verfügt, gilt heute die Sowjetunion.
    Diejenige Zone der UdSSR, in der noch nicht alle Bodenschätze erschlossen sind, ist der Raum Ostsibirien.
    Dort haben die Experten Vorkommen an Kohle, Eisenerz, Erdöl und Erdgas sowie an Kupfer, Blei und Uran entdeckt.
    Um diese Reichtümer abbauen zu können, muss allerdings zunächst eine Infrastruktur wie etwa Eisenbahnlinien, Verkehrswege, Flugplätze und die notwendigen Siedlungen für Arbeiter und Verwaltung errichtet werden.
    Einen Schritt zum Ausbau dieser Infrastruktur hat man jetzt bereits getan.
    Unser Mitarbeiter Gerhard Ruge bereiste längere Zeit Sibirien.
    Hier sein Bericht über die Bemühungen in diesem Gebiet der UdSSR, weitere Bodenschätze zu erschließen.
    Im Süden Jakutiens führt die erste Eisenbahnstrecke in das riesige Nordost-Sibirien.
    Eine verhältnismäßig kurze Stichbahn von der Trans-Sibirien-Strecke und von der neuen Baikal-Amur-Magistrale.
    Denn im südlichen Jakutien entsteht ein neues Industriegebiet,
    Und die Bahn soll Baumaterial bringen und später die Bodenschätze abtransportieren, die hier erschlossen und verarbeitet werden.
    In den nächsten zehn Jahren soll die Eisenbahn helfen, ein Gebiet von einer Million Quadratkilometer industriell zu verschließen.
    Zwölfmal so groß wie Österreich.
    Und der südjakutische Industriekomplex ist das Industriegebiet, das sich im Bereich der neuen Baikal Amur Eisenbahn am schnellsten entwickeln wird.
    Im Nierunga-Gebiet hat man heute mit der Ausbeutung eines 13 Quadratkilometer großen Feldes hochwertiger Koks und Industriekohle begonnen, in dessen Nähe große, hochprozentige Eisenerzlager ebenfalls im Tagebau abgebaut werden können.
    Auf dieser Basis soll zunächst eine Hüttenindustrie entstehen, an die sich ein ganzer Komplex anderer Industriezweige anschließen wird.
    Denn außer Kohle und Eisenerz gibt es hier Kupfer, Naturgas und Phosphate.
    Aber die Verarbeitung der Bodenschätze ist nur ein Teil des Entwicklungsprogramms.
    Andere Fabriken der verschiedensten Branchen sollen dazukommen, denn in Verbindung großer Komplexe lassen sich 20 Prozent der Investitionskosten und 10 bis 15 Prozent der Betriebskosten einsparen.
    Und schließlich will man außerdem durch die Verbindung mit neuen landwirtschaftlichen Betrieben und Konsumgüterfabriken geschlossene Wirtschaftsgebiete aufbauen.
    Das südjakutische Industriegebiet ist einer jener sogenannten territorialen Produktionskomplexe, in denen Kraftwerke, Bergwerke, Ölfelder mit einem ganzen Netz weiterverarbeitender Industrien verbunden werden sollen.
    Die Sowjetunion plant eine Verlagerung ihrer Produktions Schwerpunkte aus dem europäischen Teil nach Osten, wo die Bodenschätze der Zukunft liegen.
    Am weitesten ist dabei das Produktionszentrum in Westsibirien fortgeschritten, dessen Ölfelder von Schumann bereits im Westen bekannt sind.
    Wo vor 20 Jahren kein Mensch lebte, arbeiten heute 600.000 Menschen nicht nur in der Ölindustrie, in Minen oder in der Forstwirtschaft, sondern auch in den ersten Fabriken des Maschinenbaus und der chemischen Industrie.
    In Südjakutien ist die Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten.
    Aber nach den Wissenschaftlern, Geologen und Ingenieuren sind nun die Arbeiter dabei, das 13 Quadratkilometer große Kohlefeld auszubeuten.
    Und die Planer versprechen sich hier eine schnelle Entwicklung.
    Ein neues Industriegebiet wäre durch die Eisenbahn mit den Häsen am Pazifik verbunden.
    Seine Produkte hätten also auch Exportchancen.
    Die allgemeinen Bedingungen sind freilich hier auch günstiger als im unzugänglichen hohen Norden, wo andere große Bodensätze liegen.
    Aber die Erschließung ist selbst im Süden Jakutiens schwer genug.
    Da muss man nicht nur Siedlungen bauen, in denen Arbeiter auf Monate oder ein paar Jahre hausen können.
    Man braucht gute Wohnungen, man braucht Kinos und Geschäfte.
    Ebenso wie im hohen Norden sind auch hier die Lebensbedingungen hart, wirken Klima und Einsamkeit abschreckend.
    Und wenn man den zukünftigen Arbeitern, Ingenieuren und Verwaltungsleuten keine halbwegs komfortablen Lebensbedingungen verschafft, dann kassieren sie ihre Nordlandzulage und ihre Prämien nur ein paar Jahre und setzen sich dann, so schnell es geht, in ihrer Heimatgebiete im Westen oder Süden der Sowjetunion ab.
    Das hat die sowjetische Wirtschaft schon in manchem ihrer Entwicklungsgebiete zu spüren bekommen.
    Damit aber ginge die ganze Regionalplanung der Sowjetunion ins Leere, durch die der Rat für die Untersuchung der Produktivkräfte die künftigen Industriezentren über riesige, kaum bewohnte Gebiete mit reichen Rohstofflagern verteilen will.
    In Zentralasien, im fernen Osten und in Sibirien.
    Der Generalplan für die Verteilung der Produktivkräfte reicht heute bis ins Jahr 1990.
    Aber die Perspektiven, um die es geht, schließen schon die Entwicklungen um das Jahr 2000 ein.
    Denn insgesamt sind da 22 Millionen Quadratkilometer, die erschlossen werden sollen.
    Doppelt so viel Land wie ganz Europa, einschließlich der europäischen Teile der Sowjetunion.
    Die Sowjetunion will also in Sibirien eine Großindustrie zur Förderung von Bodenschätzen aufbauen.
    Sie hörten einen Beitrag von Gerd Ruge.
    Ein Blick auf die Uhr, in zwei Minuten ist es dreiviertel eins.
    Parteipolitisches Pokerspiel um die Macht im Staat, wirtschaftliche Instabilität, Terroranschläge, die Ermordung Aldo Moros, sowie der Rücktritt und die Neuwahl eines Staatspräsidenten prägten in der ersten Hälfte dieses Jahres das Geschehen in Italien.
    Und so wie hierzulande zieht man auch in unserem südlichen Nachbarland jetzt, zu Beginn der innenpolitischen Sommerpause, Bilanz über das erste Halbjahr 1978 und stellt Überlegungen über die möglichen weiteren Entwicklungen an.
    Was Italien anlangt, besorgt das für uns Alfons Thalmer.
    Die politischen Ferien werden in Italien kurz sein.
    Für die Gruppe der führenden Politiker wird es wahrscheinlich überhaupt keine geben.
    Das Parlament hat noch eine Reihe von Regierungsvorlagen zu behandeln, nachdem durch die Affäre Moro und durch den Rücktritt des Staatspräsidenten Leone für Wochen und Monate die Durchführung des mit den fünf Koalitionsparteien vereinbarten Regierungsprogramms ins Stocken geraten war.
    Die relativ schnell erfolgte Einigung der Parteien über eine Amnestie anlässlich des Wechsels in der Präsidentschaft der Republik war doppelt charakteristisch.
    Einmal, weil sie unter dem eindeutigen Zeitdruck stand und zum anderen, weil die Regierung ihre Vorstellungen mit dem einfachen Hinweis durchsetzen konnte, sie werde sonst ihre Vorlage auch ohne die vorherige Einigung im Parlament einbringen.
    Das hätte eine kritische Lage herbeiführen können, die aber in diesem Augenblick niemand will.
    Für einen Ausbruch aus der Koalition ist keine Partei reif.
    Andreotti muss also schauen, dass er durch Regierungsaktivität aus dieser Situation das Maximum an Regierungsfähigkeit herausholt.
    Wenn etwa sein kommunistischer Koalitionspartner Berlin-Guerre an die eigene Partei die Parole ausgibt, sie müsse die Regierung zum Regieren anspornen, dann ist das einerseits nur eine propagandistische Aufwertung der Rolle der Kommunisten, andererseits aber, und praktisch, eine Bestätigung
    dass die Kommunisten selbst von Andreotti erwarten, die Regierung möge die Koalition anspornen und nicht umgekehrt.
    Außer der rein parlamentarischen Nachholtätigkeit stehen noch zwei größere politische Ereignisse vor dem Beginn der echten Ferien bevor.
    Am kommenden Montag tritt schon zum zweiten Mal in diesem Jahr das Zentralkomitee der KPI zusammen.
    Und am 28.
    Juli versammelt sich auch das Parteiparlament der Demokratia Christiana, der sogenannte Nationale Große Vorstand.
    Die Kommunisten werden mit zwei Problemen nicht fertig, die für sie neu sind.
    Mit dem eindeutigen Rückgang ihrer Wählerstärke in diesem Jahr und mit einem neuen Wind, der in der Sozialistischen Partei Italiens weht.
    Sie waren schon zu sehr daran gewöhnt, die Sozialisten in allen Fragen der politischen Großstrategie in Abhängigkeit zu halten, um nicht jetzt etwas ratlos zuschauen zu müssen, wenn Bettino Craxi und sein Team von 40-Jährigen eigene Wege, etwa nach dem Muster des Franzosen Mitterrand und nach Anregungen, die auch von Bonn und Wien ausgehen, beschreitet.
    Und was die Wahlniederlagen betrifft, müssen die Kommunisten sich zuerst darüber klar werden, worauf sie überhaupt zurückzuführen sind.
    Auf den Abbruch des revolutionären Schwungs der Partei oder, im Gegenteil, auf zu viel Zackhaftigkeit in der wirklichen Abkehr von Moskau und vom sozialistischen Modell der Oktoberrevolution.
    Die Demokratia Christiana hat zunächst ein konkretes Problem zu lösen.
    die Nachfolge für Aldo Moro im Vorsitz der Partei.
    Dieses Amt kann erfahrungsgemäß, entweder formal oder echt, durch eine Art Ehrenpräsidenten oder eine starke politische Persönlichkeit besetzt werden.
    In einem Fall wird damit nichts gelöst, im anderen stellt sich ein bestimmtes Gleichgewicht der Kräfte ein.
    In der konkreten Situation muss sich also herausstellen,
    ob Generalsekretär Zaccanini nun allein das Parteichef in der Hand behält oder etwa mit dem Trientiner Piccoli ein einvernehmliches Duum Virat eingeht, beziehungsweise mit dem jetzigen Außenminister Forlani einen Rivalen erwachsen sieht.
    Dieses Persönlichkeitsdilemma bedeutet aber auch im Grunde genommen den Ansatz einer Orientierung der Demokratie der Christianer.
    Nämlich mehr Vorrang für die aufrechte Haltung des Ausgleichs mit den Kommunisten oder mehr Hoffnung auf die neue Linie und auf die Erstarkung der Sozialisten.
    Dieses Grunddilemma wird die Parteienführer Italiens auch in den Ferien ununterbrochen beschäftigen.
    Diese Analyse der Situation in Italien vor Beginn der sogenannten politischen Sommerpause gab Alfons Dalma.
    Nun zum Kulturteil im Mittagschanal.
    Aus Anlass der 60.
    Wiederkehr des Geburtstages von Leonard Bernstein am 25.
    August wird heute Abend im Rahmen des karintischen Sommers im Villacher Kongresshaus ein Konzert veranstaltet, in dem drei Meditationen aus Bernsteins Mass aufgeführt werden.
    Außerdem stehen Werke von Lukas Voss, Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven auf dem Programm dieses Konzerts.
    Brigitte Hofer berichtet.
    Als Komponist, Dirigent und Solist wirkt Lukas Voss beim heutigen Konzert im Vielacher Kongresshaus.
    Ein Allround-Musiker, der durch seine Vielseitigkeit zu den prominentesten Künstlern Amerikas zählt.
    Voss war Nachfolger Arnold Schönbergs als Professor für Komposition an der California Universität in Los Angeles, ist heute Dirigent und künstlerischer Berater des Jerusalemer Symphonieorchesters und der Brooklyn Philharmonie in New York.
    Als österreichische Erstaufführung wird heute Abend sein 1976 entstandener Folk Song for Orchestra zu hören sein.
    Eine Komposition als Folge seiner intensiven Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Kollektiv-Improvisation.
    Dazu Lukas Voss.
    Insofern ist es ein Publikumsstück.
    Es behandelt sechs amerikanische Volkslieder, aber auf merkwürdige Weise, die sich wie im Spiegel verzerrt werden zu fetzen.
    Und nicht ein einziges Lied kommt je wirklich so zustande, dass man es genießen kann, sondern was man genießt ist hoffentlich die Gesamtvision, etwas merkwürdige Visionen von Naturklängen, Landklängen, Schiffklängen und Zugklängen und so weiter.
    Nach diesem Folksong for Orchestra von Lukas Voss, aus dem Sie soeben einen kurzen Probenausschnitt hörten, wird der 26-jährige Cellist Heinrich Schiff die drei Meditationen aus Bernsteins Mass spielen.
    Unterstützt vom Orchester der Slawischen Philharmonie, das seit 1974 ständiger Gast des karintischen Sommers ist.
    Über die Entwicklung dieses neben der Prager Philharmonie führenden staatlichen Orchesters der Tschechoslowakei, sagt dessen organisatorische Leiterin Melanie Kuschnir,
    Das nächste Jahr ist die Philharmonie in der 30.
    Saison.
    Also da haben wir eine Jubiläumssaison, denn das Orchester wurde 1949 gegründet.
    Der Chef von unserem Orchester war Professor Watzlaff-Tallich.
    der ja weltberühmt war.
    Der hessische Chef des Orchesters ist Professor Ladislav Slovak und das ganze Orchester besteht aus 120 Mitgliedern.
    Johann Sebastian Bachs Klavierkonzert in D-Moll war ursprünglich ein Violinkonzert, wurde dann von Bach selbst für Cembalo bearbeitet und wird heute von Lukas Voss am Klavier gespielt werden.
    Es wird ja Bach auf dem Klavier immer fortgespielt, nicht wahr?
    Ich erinnere mich noch, wie ich ganz klein war, hat man mir immer von Edwin Fischer erzählt.
    Und jetzt Glenn Gould und alle.
    Das auf Cembalo spielen ist natürlich sehr schön, aber die Seele sind falsch.
    Die Cembalos sind oft viel zu brillant gebaut, um großen Ton herzugeben, was dem Instrument gar nicht gut passt.
    Und schließlich hat Bach selber alle Konzerte, alles von sich so viel umarrangiert.
    Zum Beispiel ist das D-Moll-Konzert wahrscheinlich zuerst ein Geigenkonzert gewesen.
    Und das hat er einfach umarrangiert, was bei Bach sehr leicht geht, nämlich das Interesse ist ja in den Noten.
    Man muss also vor allem den Geist treffen, wenn man die Noten spielt.
    Beethovens fünfte Symphonie, die im Jahr 1807 entstandene Schicksalssymphonie, beendet das heutige Konzert des karintischen Sommers.
    Für Lukas Voss immer während heutige Musik.
    Ja, die Fünfte ist ein sehr schwieriges Stück, gerade weil eben jedes Orchester es auswendig kennt gewissermaßen und es ein bisschen wie einen alten Schuh spielt.
    Dann spielt man es aber nicht richtig.
    Man muss es spielen, als ob es moderne Musik ist.
    Man muss es spielen, als ob die Tinte noch nicht getrocknet ist.
    Und dann die Moderne vielleicht so spielen, als ob es sich um alte Meister handelt.
    Diese Impressionen vom karintischen Sommer rund um das Geburtstagskonzert für Leonard Bernstein vermittelte ihnen Brigitte Hofer.
    In der Akademie der Wissenschaften in Wien findet heute Abend im Rahmen der Sommerspielzeit der Gesellschaft für Musiktheater ein Konzert statt, in dem lauten Lieder der Renaissance zu hören sind.
    Die Sopranistin Jane Gardner singt Lieder aus Deutschland, Frankreich, England, Italien und Spanien.
    Begleitet wird sie von Konrad Rogosnik.
    Mit Jane Gardner sprach Walter Gellert.
    Frau Gartner, der Abend, den Sie zusammen mit Konrad Ragosnik gestalten, betitelt sich Lauten Lieder der Renaissance.
    Mit Lauten Liedern der Renaissance haben Sie sich schon seit längerer Zeit beschäftigt und ich glaube, Sie haben da auch einige gesammelt.
    Ja, ich habe mich bemüht für eine größere Publikation.
    sämtliche Erstdrucke zusammenzustellen von allen Lautenliedern, die in Europa erschienen sind, von 1508 bis etwa 1600.
    Und unser Programm besteht aus einer Auswahl von den Zuckerln draus, in fünf verschiedenen Sprachen.
    Wo wurden diese Lautenlieder gesungen?
    Für welchen Zweck wurden diese Lieder geschrieben?
    Man kann sagen, die Laute war damals wie heute das Klavier.
    Das war das Instrument für zu Hause und für Dilettanten.
    Und auch am Hof, also an den verschiedenen Höfen hat man Lautenlieder gesungen und gespielt.
    Es war damals richtig, wenn ein Gentleman auch Laute spielen konnte und ein bisschen singen konnte.
    Mit welchen Themen beschäftigen sich diese Lautenlieder?
    Natürlich sind sehr viele Liebeslieder dabei.
    Es sind auch sehr viele geistliche Lieder dabei.
    Man hat damals Motetten genommen und auch Madrigale und die oberste Stimme singen lassen von der Sängerin und vom Sänger und die unteren Stimmen wurden übernommen in Tabulatur von der Laute.
    Wie findet der Mensch von heute, der Mensch des 20.
    Jahrhunderts, Zugang zu diesen Liedern?
    Wo kann er da ansetzen, wenn er diese Lieder interpretiert?
    Ja, ich finde, diese Lieder sind sehr zugänglich für den heutigen Menschen.
    Die sind wunderschön.
    Es ist ein Riesenschatz von zum Teil ganz unbekannten Liedern, die für uns wunderschön zu interpretieren sind.
    Gar nicht schwer.
    Zu den Themen wollte ich noch sagen, das ist bei Dowland sehr viel Traurigkeit dabei und sogar selbstmörderische Gedanken sind dabei und philosophische Gedanken über das Leben und Geld, abgesehen von den Liebesliedern.
    Si ton âme se sent devoir allumer De cette douce flamme Qui nous force d'aimer Allons, compagnes, Allons sur la verdure Allons dans des clôtures
    Wunderbar, wunderbar.
    nach dieser Kostprobe eines französischen Lautenliedes aus der Zeit der Renaissance zum Abschluss des Mittagsjournals nur noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    In einer Stellungnahme zur Äußerung des Bundeskanzlers, wonach Kreisky eine weitere Staatsverschuldung einer Arbeitslosigkeit von 200.000 Menschen vorziehe, sagte heute ÖVP-Bundesparteiobmann Tauß, die österreichische Wirtschaft könne nicht dadurch angekürbelt werden, dass sich das Land weiter total verschulde.
    Tauß meint, es müsste vielmehr eine gezielte Kostenentlastung für die Betriebe geben.
    Die Vorsitzende der Katastrophenhilfe österreichische Frauen, Schmitz, hat über ihren Anwalt das Gesetz für die Volksabstimmung über die Atomenergie wegen Verfassungswidrigkeit anfechten lassen.
    Als Begründung führt Schmitz an, das Gesetz sei durch seinen § 2 ein verfassungswidriges Individualgesetz, eine Maßnahme der Vollziehung und Verwaltung.
    Außerdem fühle sie sich in ihren staatsbürgerlichen Rechten auf Leben und Gesundheit verletzt, argumentiert Frau Schmitz.
    UNO-Generalsekretär Waldheim und der deutsche Außenminister Genscher haben gestern in Salzburg das Namibia-Problem erörtert.
    Waldheim bemüht sich zurzeit um die Aufstellung einer Friedensstreitmacht von etwa 6.000 Mann, die den Übergang der früheren deutschen Kolonie Südwestafrika zur Unabhängigkeit von Südafrika überwachen soll.
    Vereinte Nationen.
    Der österreichische UNO-Botschafter Klestil warf in New York mit dem stellvertretenden UNO-Generalsekretär Akhtisaari zusammen, der zugleich UNO-Hochkommissar für Namibia ist.
    Dabei dürfte die grundsätzliche Bereitschaft Österreichs erörtert worden sein, sich auf dem zivilen Sektor an einem UNO-Einsatz in Namibia zu beteiligen.
    Sudan Das Gipfeltreffen der OAU, der Organisation für Afrikanische Einheit, das programmgemäß gestern beendet werden sollte, ist verlängert worden.
    Grund dafür sind permanente Differenzen über die Aktivitäten fremder Mächte in Afrika.
    Über diese Debatten sind die Staatschefs nicht dazugekommen, andere wichtige Tagesordnungspunkte zu erledigen.
    Nahe Osten.
    In Kairo erwartet man heute eine politische Rede von Staatspräsident Sadat, die Aufschlüsse über die ägyptische Haltung zum Stand der Nahost-Friedensverhandlungen geben soll.
    Es gab auch schon Hinweise, wonach Sadat die Gründung einer neuen sozialdemokratischen Partei unter seiner Führung ankünden werde, die um Aufnahme in die sozialistische Internationale ansuchen könnte.
    In Damaskus hat eine Organisation, die sich Arabischer Volkskongress nennt, eine Anklageschrift gegen den ägyptischen Präsidenten veröffentlicht.
    Sadat wird des Hochverrats an seinem Volk und an der arabischen Nation beschuldigt.
    Kuwait.
    Eine Sachverständigenkommission der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, hat empfohlen, den Rohölpreis in Zukunft nicht mehr an den Kurs des amerikanischen Dollars, sondern an eine Reihe anderer Währungen zu binden.
    Dadurch sollen weitere Verluste der Organisation, die durch den Dollarkursverfall entstanden sind, abgewendet werden.
    Mit diesem Kurzüberblick über das wichtigste Tagesgeschehen ist das Mittagschanal beendet.
    Edgar Sterbens verabschiedet sich im Namen von Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Namibia - Plan der Westmächte soll von Sicherheitsrat verabschiedet werden - SWAPO und Südafrika einig
    Mitwirkende: Schumacher, Paul M. [Gestaltung]
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Namibia - Plan der Westmächte soll von Sicherheitsrat verabschiedet werden
    Einblendung: UNO-Generalsekretär Waldheim, BRD Außenminister Genscher
    Mitwirkende: Mück, Werner [Gestaltung] , Waldheim, Kurt [Interviewte/r] , Genscher, Hans Dietrich [Interviewte/r]
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Welt-Erdgasvorräte reichen noch 100 Jahre
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor kurzen politischen Ferien in Italien
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konzert der slowakischen Philharmonie beim "Carinthischen Sommer" anläßlich des Geburtstages von Leonard Bernstein
    Einblendung: Lukas Foss, Melanie Kusznier, Musikausschnitt
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Foss, Lukas [Interviewte/r] , Kusznier, Melanie [Interviewte/r]
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Lautenlieder der Renaissance" in Wien
    Interview: Jane Gartner, Liedausschnitt
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Gartner, Jane [Interviewte/r] , Gartner, Jane [Interpret/in]
    Datum: 1978.07.22 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.07.22
    Spieldauer 00:59:42
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780722_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo