Mittagsjournal 1986.07.14

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    12 Uhr hier ist der österreichische Rundfunk
    Guten Tag meine Damen und Herren, Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Am Mikrofon begrüßt Sie Michael Kerbler.
    In der knappen Stunde unserer Mittagsinformationssendung können Sie Beiträge zu folgenden Themen hören.
    Unsere innenpolitische Redaktion berichtet von einer Pressekonferenz des FPÖ-Klubobmanns Friedhelm Frischenschlager.
    Er zieht Bilanz über die zurückliegende Parlamentsarbeit.
    Der japanische Elektronik-Multi Sony unterzeichnet in Wien einen Vertrag über die Errichtung einer Produktionsniederlassung für CD-Schallplatten, für Compact Disc also, in Salzburg.
    Die Zahl der Bergunfälle mit tödlichem Ausgang ist in den Alpen wieder im Zunehmen begriffen.
    Wir untersuchen die Ursachen.
    Aus dem Ausland melden sich Korrespondenten aus Südafrika.
    Arbeiter und Schüler protestieren einen Monat nach Verhängung des Ausnahmezustandes gegen das Rassentrennungssystem.
    Ein Bombenanschlag in Madrid gegen die Guardia Civil fordert mindestens acht Todesopfer und 35 Verletzte.
    Die baskische Separatistenorganisation ETA soll Urheber des Attentats sein.
    Und ein Studiogespräch mit unserem Fernost-Korrespondenten Michael Brauner über die aktuelle innenpolitische Lage auf den Philippinern rundet dann die Auslandsberichterstattung ab.
    Die Kulturredaktion berichtet schließlich über zwei Filmpremieren in den USA, über Psycho 3 und Das Labyrinth.
    Doch zuerst bringen wir, wie gewohnt, das Wichtigste in der Nachrichtenübersicht.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Helmut Koller und gesprochen werden die Meldungen von Peter Fichner.
    Österreich.
    Als Folge des jüngsten Umweltalarms in Linz hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet.
    Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Linz erklärte, die Behörde sei aufgrund der bekannt gewordenen Fakten verpflichtet, sowohl den Fall der Luftbelastung durch die Chemie Linz AG als auch jenen der Wasserverunreinigung durch die Fürst zu untersuchen.
    Dabei gehe es vor allem um die Frage, ob und wie weit durch die beiden Unternehmen der strafbare Tatbestand einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Gefährdung von Leib und Leben herbeigeführt worden sei.
    Der Sprecher der Staatsanwaltschaft kündigte an, dass zunächst die Ursachen der Belastung von Luft und Wasser geklärt werden sollten.
    Die Chemie Linz AG hat von einer Panne in ihrer Schwefelsäureanlage gesprochen.
    Die VÖS nannte als Ursache der Vergiftung von Donauwasser Arbeiten an einem Hochofen.
    Bautenminister Heinrich Übleis und der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig haben am Vormittag in Gerersdorf bei Wien den Spatenstich für den Bau des Machfeldkanals vorgenommen.
    In den kommenden Jahren sollen insgesamt 100 Kilometer Gerinne angelegt werden, um ein weiteres Sinken des Grundwasserspiegels im Machfeld zu verhindern.
    Die Kosten des Kanals betragen etwa zwei Milliarden Schilling.
    Spanien, Portugal.
    Bei der Explosion einer Autobombe im Stadtzentrum von Madrid sind heute acht Menschen getötet und 35 verletzt worden.
    Der Sprengsatz, nach Angaben der Polizei etwa 50 Kilogramm, explodierte in dem Augenblick, als ein vollbesetzter Bus der Guardia Civil vorbeifuhr.
    Mehrere Autos und die Fensterscheiben der umliegenden Gebäude wurden zerstört.
    Die Behörden vermuten die baskische Separatistenorganisation hinter dem Anschlag und glauben an eine Vergeltungsaktion für die gestrige Ausweisung eines mutmaßlichen ETA-Führers aus Frankreich.
    Auch in drei portugiesischen Städten wurden Bombenanschläge verübt.
    Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, eine Person wurde verletzt.
    Ein Sprengsatz explodierte in der Hauptstadt Lissabon, die beiden anderen in Städten im Süden Portugals.
    Großbritannien
    Der sowjetische Außenminister Edward Schewert-Nazé ist am Vormittag zum Auftakt seines Besuchs in London mit seinem britischen Ressortkollegen Geoffrey Howe zusammengetroffen.
    Dabei wurden die jüngsten Vorschläge der Sowjetunion zur Rüstungskontrolle und die Möglichkeit eines neuen Gipfeltreffens zwischen Präsident Reagan und Parteichef Gorbatschow erörtert.
    Am Nachmittag wird Schewert-Nazé mit Premierministerin Margaret Thatcher sprechen.
    Südafrika.
    Die größte Gewerkschaftsorganisation schwarzer Südafrikaner, COSATU, hat für heute zu einem Protesttag und Generalstreik gegen den vor einem Monat verhängten Ausnahmezustand aufgerufen.
    Die verbotene schwarzen Organisation Afrikanischer Nationalkongress hat bereits ihre Unterstützung zugesichert.
    Heute wird auch mit Protestaktionen von Schülern gerechnet.
    Die Regierung hat strenge Auflagen für die Einschreibung schwarzer Schüler verfügt.
    Nach dem Ermessen der Behörden können Schüler abgelehnt oder in verschiedene Klassen zurückgestuft werden.
    Gegen die Maßnahmen gibt es kein Rechtsmittel.
    USA Die Regierung in Washington erweckt angeblich die Entsendung eines schwarzen Botschafters in den Apartheidstaat Südafrika.
    Das Magazin Time berichtet, der amtierende Botschafter werde Ende dieses Monats Pretoria verlassen und solle von einem schwarzen Geschäftsmann, einem Werbespezialisten, abgelöst werden.
    Das Außenministerium wollte dazu nicht Stellung nehmen.
    Vietnam.
    Der 79-jährige Staatspräsident Truong Chinhye ist heute zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams gewählt worden.
    Truong Chinhye tritt die Nachfolge des in der Vorwoche verstorbenen Parteichefs Le Duan an.
    Erstmals seit 1969 sind damit in Vietnam die Funktionen des Staatsoberhauptes und des Parteichefs wieder in Personalunion vereinigt.
    Truong Chinhye ist Gründungsmitglied der Vietnamesischen Kommunistischen Partei und war langjähriger Weggefährte des Parteigründers Ho Chi Minh.
    Chile Die chilenische Bischofskonferenz hat sich mit 15 verhafteten Gewerkschaftsführern solidarisch erklärt.
    Eine Abordnung der katholischen Bischöfe Chiles hat die seit vergangenem Mittwoch inhaftierten Gewerkschafter besucht und ein Schreiben überreicht.
    Darin heißt es, die Bischöfe seien überzeugt, dass die Gewerkschafter einer guten Sache dienten und dafür friedliche Mittel einsetzten.
    Die Gewerkschaftsführer sind verhaftet worden, weil sie maßgeblich an der Organisation des Generalstreiks vom 2. und 3.
    Juli in Chile beteiligt waren.
    Niederlande.
    In Den Haag ist für heute die Vereidigung der neuen Regierung des christlich-demokratischen Ministerpräsidenten Ruud Lubbers durch Königin Beatrix angekündigt.
    Lubbers hat nach zwei monatigen Verhandlungen ein Koalitionskabinett mit der rechtsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie vorgestellt.
    Von den 13 Ministern gehören neun den christlichen Demokraten an, die anderen werden von der Volkspartei gestellt.
    Niederländische Atomrüstungsgegner haben nach Mitteilung der Polizei gestern das Büro einer Baufirma in der Ortschaft Berchopsom niedergebrannt.
    Sie wollten damit gegen eine Beteiligung der Firma am Bau für eine Anlage zur Stationierung neuer amerikanischer Marschflugkörper in der Ortschaft Wundrecht protestieren.
    Dort sollen bis 1988 insgesamt 48 Raketen der Type Cruise Missiles stationiert werden.
    Frankreich, Bundesrepublik Deutschland.
    Die Proteste gegen die für Oktober geplante Inbetriebnahme des französischen Kernkraftwerks Catenon an der Mosel dauern an.
    Kernkraftgegner haben auch für heute eine Kundgebung auf dem Baugelände Atomanlage angekündigt.
    Nachdem damit begonnen wurde, im ersten Kraftwerksblock die Brennstäbe einzusetzen, hatten bereits gestern Demonstranten aus der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Luxemburg einen kollektiven Strahlentod simuliert, indem sie sich an einem Grenzübergang auf die Straße legten.
    Der Reaktor Catenon steht im sogenannten Dreiländereck der drei Staaten.
    Und nun zum Wetter.
    Mit nordwestlichen Winden strömt nach wie vor kühle Meeresluft nach Mitteleuropa.
    Da sich aber der Einfluss des Azorenhochs verstärkt, ist in den nächsten Tagen wieder sonniges und wärmeres Wetter zu erwarten.
    Aussichten bis morgen früh.
    Anfangs vielfach noch starke Bewölkung und örtlich etwas Regen.
    Im Laufe des Tages Bewölkungsauflockerung und zunehmend sonnig.
    Mäßige Winde aus West bis Nord.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 8 bis 12 Grad.
    Die Aussichten für morgen.
    Im Westen überwiegend heiter, sonst wechselnd wolkig mit sonnigen Abschnitten, schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 19 bis 25 Grad.
    Und eine Vorschau bis Freitag.
    Überwiegend sonnig und wieder warm.
    Hier die Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 20 Grad, Westwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 19 Grad.
    St.
    Pölten stark bewölkt, 17.
    Linz, Heiter, 18 Grad und Nordwestwind mit 20 Kilometern in der Stunde.
    Salzburg, wolkig, 16.
    Innsbruck, Heiter, 18.
    Bregenz, Heiter, 17.
    Graz stark bewölkt, 19.
    Klagenfurt stark bewölkt, 17 Grad.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt gleich zwölf Uhr und zehn Minuten.
    Wir beginnen unsere ausführliche Berichterstattung im Inland.
    Die erste Juli-Hälfte bietet den Klubobmännern der im Parlament vertretenen Parteien traditionsgemäß Zeit, Bilanz über die Arbeit ihrer Partei im Hohen Haus im abgelaufenen Jahr zu ziehen.
    Den Reigen eröffnete in der Vorwoche SPÖ-Klubobmann Sepp Wille.
    Ende dieser Woche wird dies Alois Mock tun.
    Zwischen den beiden Großparteien quasi eingebettet legte heute erstmals der neue Klubobmann der Freiheitlichen, Ex-Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager, die Bilanz seiner Arbeit im Parlament auf den Tisch.
    Frischenschlager nahm darüber hinaus aber auch zu weiteren aktuellen innenpolitischen Fragen Stellung.
    Er meinte etwa, die Freiheitliche Partei sei strikt gegen eine Vorverlegung der Nationalratswahlen.
    Die kleine Regierungspartei will unter allen Umständen eine große Koalition nach den nächsten Wahlen verhindern.
    Ihr Klubobmann attackierte darüber hinaus die steirische ÖVP wegen ihres antitragen Volksbegehrens.
    Roland Adrowitzer berichtet.
    Trotz aller politischen Gegensätze, die bei einer derartigen Serie von Politiker-Selbstbilanzen geäußert werden, weisen diese Veranstaltungen stets eine Gemeinsamkeit auf.
    Die Bilanz über die eigene Arbeit fällt jeweils positiv aus.
    Der neue freiheitliche Klubchef Friedhelm Frischenschlager, der erst vor einigen Monaten den Langzeitfraktionchef Friedrich Peter beerbt hatte, formulierte dieses Eigenlob heute so.
    Das Parlament habe sich in den vergangenen innenpolitisch brisanten Monaten als arbeits- und lösungsfähige demokratische Institution erwiesen.
    Die freiheitliche Fraktion habe dabei Wesentliches bewirkt.
    Als Beispiel nannte Frischenschlager das neue ÜIG-Gesetz, durch das der gesetzlich fixierte Proporz in der verstaatlichten Industrie beseitigt worden sei, die Kooperation Österreich-Ungarn in der Kraftwerksfrage und auch die Novelle zum umstrittenen Arbeitsverfassungsgesetz besser bekannt als Alfred Tallingers 29 Punkte.
    Es sei mit Verdienst der FPÖ, dass dem ursprünglichen Entwurf Dallingers die schärfsten Zähne gezogen worden seien, meinte der Klubchef.
    Die kleine Regierungspartei habe hier eine wichtige Bremsfunktion ausgeübt.
    Für den Rest der Legislaturperiode will Frischenschlager noch Änderungen im Strafrecht, im Energierecht und auch bei den Ladenschlusszeiten durchgesetzt wissen.
    Das Ende dieser Periode nimmt er mit April 1987 an.
    Frischenschlager sprach sich heute klar gegen eine Vorverlegung der Nationalratswahl aus, wie sie manche in den politischen Propheten immer wieder vorherzusehen meinen.
    Politisch sehe ich es als höchst unwahrscheinlich an, dass die Wahlen vorverlegt werden.
    Die Freiheitliche Partei ist dagegen.
    Mit guten Gründen.
    Gerade in den letzten Tagen ist wieder eine Debatte ausgebrochen, ob die Legislaturperiode nicht verlängert werden soll.
    Dazu kann man geteilter Meinung sein.
    Ich persönlich zum Beispiel halte von einer Verlängerung relativ wenig.
    Aber es soll natürlich eine Legislaturperiode, so wie es die Verfassung vorsieht, ausgeschöpft werden.
    Die Marschroute der FPÖ für den kommenden Wahlkampf ist klar.
    Sie will um jeden Preis eine Elefantenhochzeit, also eine Große Koalition, verhindern.
    Frisches Lager ging heute mit dieser Regierungsform, also mit der Großen Koalition, von der sich ihre Befürworter eine Lösung der drängenden anstehenden Probleme erhoffen, hart ins Gericht.
    Die Große Koalition ist eine der Verfassungsentsprechenden Regierungskonstellationen.
    Ich halte sie für Österreich.
    Falls sie kommt für ein großes Unglück,
    Die Freiheitliche Partei wird alles tun, um eine große Koalition von Österreich abzuwenden.
    Die Volkspartei spricht von der Wende.
    Sie spricht von neuem Anfang und all diesen Dingen.
    Aber zugleich sagt sie, ich mache es nur mit den Sozialisten zusammen.
    Und ich vermute zu wissen, warum.
    Die Volkspartei hat sich derartig vollgepumpt mit Versprechungen nach allen Richtungen.
    Sie hat
    alles zugleich versprochen.
    Wenn man ihr bös sein wollte, müsste man sagen, lassen wir sie aber Zeit regieren, damit sie sich verheddert in diesen zahllosen polemischen, demagogischen Forderungen, Versprechungen
    Der Effekt wäre natürlich, dass sie nicht sehr lange bestehen könnte mit diesem Bündel an Forderungen und Versprechungen, die sie angehäuft haben.
    Und für mich ist daher ganz logisch, dass sie gleich mit der vordergründigen
    Forderung der Wende, sich gleich die Ausrede mit einpacken will, in Form der sozialistischen Partei, in Form der großen Koalition, dass sie sagt, wir haben ja leider nicht keinen, weil die Sozialisten sind ja auch dabei und wir können ja nicht über Sozialpartner, Gewerkschaftsbund und SPÖ hinweg regieren.
    Eine Koalition-ÖVP-FPÖ nach den nächsten Wahlen sei zwar grundsätzlich möglich, aber doch eher unwahrscheinlich, meint die frischen Schlager weiter.
    Es wäre der Freiheitlichen Partei zweifellos lieber, wenn sich die ÖVP in der Vergangenheit fairer gegenüber der FPÖ verhalten hätte.
    Und noch eine massive Kritik an der derzeitigen einzigen parlamentarischen Oppositionspartei führte der FPÖ-Club und Ex-Heereschef an.
    Die steirische ÖVP habe mit ihrem antitragenden Volksbegehren die Unterzeichner zweifach hinters Licht geführt und damit der direkten Demokratie einen schlechten Dienst erwiesen.
    Und schließlich meinte Frischenschlager zur FPÖ-internen Situation, die Erksenwogen hätten sich geglättet, er rechne mit einer deutlichen Mehrheit für Obmann Norbert Steger beim nächsten Parteitag.
    Und damit zurück aus dem Parlament an Michael Kerbler im Journalstudio.
    Roland Adrovica berichtet über eine Bilanzpressekonferenz der FPÖ, Klubobmann Friedhelm Frischenschlager berichtet über die Parlamentsarbeit im abgelaufenen Jahr.
    Wir kommen jetzt, 15 Minuten nach 12 Uhr, mit unserer Berichterstattung ins Ausland.
    Südafrika steht vor einer heißen innenpolitischen Woche.
    Vor einem Monat verhängte die südafrikanische Regierung den Ausnahmezustand.
    Heute sollen alle Arbeiter, die gegen das Apartheid-Regime sind, ihre Arbeit niederlegen.
    Die größte Gewerkschaft, der Schwarzen, die COSATO, sie zählt 600.000 Mitglieder, hat quasi zu einem Generalstreik aufgerufen.
    Der in Südafrika verbotene ANC, der Afrikanische Nationalkongress, hat zu Aktionen aufgerufen, die zeigen sollen, dass südafrikanische Arbeiter nicht auf der Seite der Kräfte der Repression stehen.
    Es wird auch erwartet, dass sich Schüler, deren neues Unterrichtsjahr beginnt heute, an den Protesten beteiligen werden.
    Ein Grund für die Beteiligung der Schüler an Kundgebungen gegen den Ausnahmezustand ist der Umstand, dass die Jugendlichen spezielle Identitätskarten mit personenbezogenen Daten erhalten sollen, die sie ständig bei sich tragen müssten.
    Auch sollen künftig vor jeder Schule Südafrikas Sicherheitsposten aufgestellt werden.
    Die Unruhe in Südafrika eskaliert, Roland Haug berichtet.
    In Südafrika, das im Zeichen umfassender Protestaktionen stehen sollte, herrscht zumindest im Polizeisinn des Wortes heute Ruhe.
    Der Dachverband Schwarze Gewerkschaften COSATU hatte zu einem landesweiten Aktionstag gegen den seit über einem Monat geltenden Ausnahmezustand aufgerufen.
    Doch diese Aktion scheint bis jetzt nur ganz vereinzelt eingehalten zu werden.
    Nur bei Toyota in Dörpen streikt seit Donnerstag die gesamte Belegschaft.
    Weiße Büroangestellte wurden am Betreten ihrer Arbeitsstelle gehindert.
    Es scheint sich aber bei Toyota um einen echten Lohnkonflikt zu handeln.
    Die Unternehmer hatten die Gewerkschaftsführer aufgefordert, den Streik abzusagen.
    In einer gemeinsam mit dem Rat der südafrikanischen Gewerkschaft CUSA verfassten Erklärung verlangten die großen Bosse der südafrikanischen Wirtschaft ein Ende aller Gewaltakte und die Aufhebung des Ausnahmezustands.
    Am ersten Tag des neuen Schuljahres war die Präsenz in den schwarzen Schulen sehr unterschiedlich.
    Im Pfadreich östlich von Johannesburg und in dem schwarzen Wohngebiet von Alexandra erschienen nur ganz wenige Schüler zum Unterricht.
    In den schwarzen Taunenschiffs um Pretoria hingegen war der Schulbesuch normal.
    Die Schüler weigerten sich mitunter, in die Klassen zu gehen.
    Militär und Polizei hielten sich diskret im Hintergrund, verfolgten aber die Situation in den Schulen mit einem wachsamen Auge.
    In mehreren schwarzen Townships hatten die weißen Behörden Flugblätter verteilt.
    In diesen Pamphleten werden die Schüler vor Aktivitäten radikaler Kräfte gewarnt.
    Wörtlich heißt es, keinem Schüler ist es gestattet, sich auf den Straßen zu versammeln oder aber in der Öffentlichkeit irgendwelche Demonstrationen oder Umzüge zu veranstalten.
    Wenn du nicht zur Schule gehen willst, dann bleib zu Hause.
    Wer diese Anordnung nicht befolgt, dem werden schwere Strafen angedroht.
    Das Erziehungsministerium hatte für die Schulen der schwarzen Afrikaner einschneidende Sicherheitsbestimmungen erlassen.
    Dass sich mit der Erziehungskrise unter den Schwarzen befassende Elternkomitee äußerte die Befürchtung, dass durch die neuen Bestimmungen das ohnehin schon wankende Bildungssystem zum Einschluss gebracht werde.
    Das eigentliche Problem sei, wann die inhaftierten Schüler und Lehrer freigelassen, der Ausnahmezustand aufgehoben, die schwarzen Eltern, Lehrer und Schüler in Entscheidungen über die Erziehung mit einbezogen würden.
    In Südafrika sind jetzt die schwarzen Schulen eingezäunt.
    Wer das Schulgelände betreten will, muss einen besonderen Ausweis vorzeigen.
    Auf diese Weise soll, wie es heißt, die Spreu vom Weizen sollen echte Schüler von angereisten Unruhestiftern getrennt werden.
    Diese seltsam anmutende Bestimmung hat folgenden Hintergrund.
    In den Schulen tauchten in den vergangenen Monaten überall politische Aktivisten auf.
    Keiner wusste, woher sie kamen.
    Keiner wusste, wer sie geschickt hatte.
    Unter massiven Drohungen forderten sie den Schuldirektor auf, alle Schüler zu versammeln und ihren politischen Ausführungen zu lauschen.
    In flammenden Ansprachen bezeichneten diese Jungrevolutionäre dann all jene als Kollaborateure und Handpuppen des Systems, die den Unterricht wieder aufnehmen wollten.
    Lehrer und Direktor riskierten zumeist nicht, die jugendlichen Agitatoren in die Schranken zu weisen, aus Angst vor Repressalien.
    Verhaftete Schulkinder dürfen nur dann wieder zum Unterricht zugelassen werden, wenn der zuständige Minister ausdrücklich zugestimmt hat.
    Über diese Bestimmung ist man den Kreisen schwarzer Nationalisten besonders sehr boß, denn einmal hat man es mit Halbwüchsigen zu tun, die man nicht wie Erwachsene behandeln darf.
    Zum anderen sind diese Kinder niemals von einem ordentlichen Gericht
    Im Stadtzentrum von Madrid gab es heute von Neum einen Bombenanschlag.
    Unweit einer Kaserne der Parallelmilitärischen Guardia Civil explodierte eine ferngezündete Autobombe, als ein mit Zivilgardisten besetzter Autobus vorbeifuhr.
    Mindestens sieben Polizisten und ein Passant wurden getötet.
    Es gab mehrere Dutzend Verletzte.
    Die Polizei vermutet hinter dem Anschlag die baskische Separatistenorganisation ETA.
    ETA-Kommandos in Madrid haben erst vor einem Monat zwei Armeeoffiziere und ihre Fahrer auf der Straße niedergeschossen.
    Bei einem Anschlag auf einen mit Zivilgardisten besetzten Bus Ende April waren fünf Polizisten getötet und acht verletzt wurden.
    Die ETA-Militar, die hinter diesen Aktionen steht, hat ihre Kampfmethoden seit Einführung der parlamentarischen Demokratie in Spanien nicht geändert.
    Sie betrachtet das Baskenland als von Spanien besetztes Gebiet und tritt für seine Lostrennung vom spanischen Staat ein.
    Eine Forderung, die unter den Basken populär ist.
    Die der ETA nahestehenden Parteien haben bei den letzten Parlamentswahlen in den baskischen Provinzen bedeutende Stimmangewinne verzeichnet.
    Aus Madrid meldet sich Robert Gerhardt.
    Madrid, morgens 7.43 Uhr.
    Sie waren unterwegs zum Dienst.
    Ein großer Autobus, voll besetzt mit jungen Polizeischülern.
    Kaum hatte der Wagen die Kasernentore verlassen, war eingebogen in Richtung Plaza Santo Domingo im Norden der Vier-Millionen-Stadt Madrid.
    Da ging die Autobombe in die Luft.
    Ferngesteuert.
    Der kiloschwere Sprengstoff lag in einem PKW, zerriss den Wagen und zerfetzte Teile des Busses der Polizei.
    Vorläufige Bilanz, mindestens 8 Tote und 30 verletzte Beamte der Guardia Civil der kasernierten Polizei.
    Vermutet wird ein Racheakt der baskischen Terrororganisation ETA.
    Verübt vom Kommando Spanien.
    Seit geraumer Zeit verantwortlich für verschiedene Attentate auf die Sicherheitskräfte des Landes.
    Der brutale Anschlag aus dem Hinterhalt ist Antwort auf eine Deportation.
    Die Regierung in Paris entschied, den ETA-Chef Domingo Iturbe alias Chomine Nr.
    1 von ETA Militärischer Zweig nach Afrika zu verbannen.
    Er ist inzwischen in Libreville, der Hauptstadt von Gabun.
    Domingo Iturbe gilt als der historische Führer der baskischen Separatistenorganisation ETA Militärischer Zweig.
    Er lebt als politischer Flüchtling in Frankreich, wurde dort im Frühjahr verhaftet und zu Gefängnis verurteilt.
    Die spanische Regierung fand nicht genug Gründe, die Auslieferung zu erreichen.
    Die Gesetze Frankreichs verbieten in einem solchen Fall den politischen Flüchtling in seiner Heimat auszuliefern.
    So kam es zur Deportation des als gemäßigt geltenden Ätherführers nach Afrika.
    Die Entscheidung hat im Hintergrund Verhandlungen zwischen Paris und Madrid.
    Die spanische Regierung signalisiert damit, es wird zu keinerlei Kontakten zwischen ihr und den Terroristen kommen.
    Die rechte Opposition spendet Applaus.
    Die nationalistischen und linken Baskenparteien zeigen sich dagegen besorgt.
    Sie sprechen von Provokation und der Schaffung eines negativen Klimas für notwendige Verhandlungen zwischen ETA und der Regierung.
    Sie sprechen von Provokation.
    Die erste und prompte Antwort der ETA auf die Verbannung ist der blutige Terroranschlag heute auf dem Polizeibus in Madrid.
    Politische Lösungen für Autonomiebestrebungen der Basken rücken damit wieder weiter weg.
    Die Lage radikalisiert sich immer mehr.
    Die starke Nationalistenpartei Arriba Tasuna Volkseinheit erklärt gerade, wenn die Regierung der Sozialisten in Madrid ihre Politik der Repression und Deportation fortsetzt,
    ist sie verantwortlich für das Fehlen von Lösungen der vielen Probleme, die wir im Baskenland erleiden.
    Andere ETA-Mitglieder wurden schon früher nach Kuba, nach Panama, nach Ecuador, Venezuela oder auf die kapverdischen Inseln verbannt.
    Den historischen Führern rücken nun junge, harte und Radikale vom ETA-Kern nach.
    Weitere Attentate und Repressionen werden die Folge sein.
    Ein schwarzer Montag in Madrid.
    Robert Gerhardt berichtete aus der spanischen Hauptstadt.
    Und wir wenden uns jetzt einer geografisch ganz anderen Region zu, nämlich dem fernen Osten, genauer gesagt den Philippinen.
    Das Land, in dem im Februar durch einen unblutigen Staatsstreich eine Frau, nämlich Corazon Aquino, an die Macht kam, wird täglich von neuen Unruhen heimgesucht.
    Vor einer Woche versuchte der frühere Außenminister Arturo Tolentino unter Präsident Marcos zu putschen, gestern kam es trotz Demonstrationsverbots zu Pro-Marcos-Kundgebungen in Manila.
    Außerdem erreichte uns die Meldung, dass zehn katholische Nonnen und ein Missionar auf der Insel Mindanao verschleppt worden sind.
    Zu uns ins Studio gekommen ist unser Fernost-Korrespondent Michael Brauner.
    Herr Brauner, ich habe eingangs davon gesprochen, dass Frau Aquino die Macht übernommen hat.
    Wenn man die Bedeutung des philippinischen Militärs ins Kalkül zieht und die Machtposition von Verteidigungsminister in Rede, der ja auch unter Markus dieses Amt innehatte, da drängt sich die Frage auf, wer regiert eigentlich wirklich auf den Philippinern?
    Zweifellos ist es die Gewalt der Waffen, die auch die Regierungsgewalt wesentlich prägt.
    Nur müsste man doch auch unterscheiden, wenn Enrile, der starke Mann von Markus und der noch stärkere Mann heute so oft im Gespräch ist.
    Es ist ja nicht alleine seine Person, die alleine
    die weit verstreuten Streitkräfte der Philippinen wirklich unter voller Kontrolle halten kann.
    Das sind ja viele neue Generäle, die früher wirklich jahrelang dieser Reformfraktion innerhalb der Armee angehört haben, nun wirklich an die Macht und an die Schaltstellen gekommen.
    Und vielleicht hätte Enrile Ambitionen,
    zu selbst Präsident zu werden, eventuell auch gibt es immer wieder Gerüchte, er würde mögliche Staatsstreiche gegen Aquino planen, aber er allein könnte er gar nicht sein.
    Generalstabchef Ramos zum Beispiel ist bekannt für seine wirklich auch persönlich tiefe Beziehung zur Präsidentin und zweifellos ist es heute so, dass auch Enrile von anderen Fraktionen der Militärs kontrolliert wird.
    Das heißt aber, dass Corazon Aquino nur mit dem Militär, aber nicht gegen das Militär sozusagen mit dem Volk auf ihrer Seite regieren kann.
    Sie braucht die Militärs.
    Zweifellos.
    Und die sogenannten neuen philippinischen Streitkräfte, wie sie sich seit dem Umsturz im Februar gegen den früheren Präsidenten Markus nennen, versuchen ja gerade in den
    vergangenen Monaten und auch weiterhin dem Militär ein neues Image zu geben.
    Da laufen ganz starke PR-Aktionen, die sympathischen Soldaten, das Militär als Freund und Helfer und auch Säuberungsaktionen innerhalb des Militärs, um eben die große Zahl der
    gewaltsamen und brutalen Missstände und Aktionen, die es gegeben hat, zu untersuchen und auch Säuberungen in den eigenen Reihen durchzuführen.
    Ein anderes Problem, mit dem Corazon Aquino zu kämpfen hat, das sie also beseitigen muss, ist eigentlich die Situation der armen Bevölkerung, nicht nur in den Slum-Vierteln von Manila, sondern überhaupt im ganzen Land.
    Nur seit Februar hat man eigentlich keinen Ansatzpunkt gesehen von Corazon Aquino, die bestehende Sozialordnung, wie sie 20 Jahre lang unter Marcos existiert hat, zu ändern.
    Die Armen sind arm geblieben, die Reichen reich.
    Das ist sicherlich so und das Schlagwort, das damals verwendet worden war in dieser Februar-
    Revolution eben, war ein Schlagwort.
    Es handelte sich ja nicht um einen bewaffneten Klassenkampf.
    Auf der anderen Seite muss man doch sehen, dass qualitative Veränderungen zweifellos erreicht wurden.
    Es sind zwar noch immer die gleichen Familien, die immer schon die Philippinen seit Generationen regiert haben, auch nun wieder an der Macht, doch das Bewusstsein, so wie auch von Präsidentin Aquino,
    hat sich entscheidend geändert.
    Sie ist eben nicht mehr eine Persönlichkeit, wie Herr und Frau Markus noch waren.
    Und zweifellos ist es wohl eine Naivität, gemischt auch mit einer gefährlichen Ungeduld, zu glauben, dass innerhalb von drei, vier Monaten strukturelle politische Probleme, aber auch vor allem die wirtschaftlichen Probleme in so kurzer Zeit gelöst werden können.
    Wo muss man da ansetzen?
    Wirtschaftsreformen?
    Zweifellos.
    Das Grundproblem ist natürlich, das Land ist vollkommen ausgesaugt und zurzeit bemüht sich die Regierung neues Kapital, neue Investitionen zu erlangen, um die Wirtschaft wieder in Schuss zu bekommen.
    Zugleich geht es natürlich auch um strukturelle Veränderungen.
    Zum Beispiel in der Landwirtschaft war unter Markus die Sünde für jedes Entwicklungsland vielfach praktiziert worden, nämlich um schneller
    Unter den Freunden des Marcos große Summen aus dem Land herausbringen zu können, hatte man zum Beispiel ganze Regionen als Monokulturen gebaut.
    Das Beispiel der Zuckerinsel Negros.
    wo eine ganze Insel nur auf Zuckerrohrfelder und Zuckerproduktion aufgebaut war.
    Das ging viele Jahre gut, als die Weltpreise für Zucker hoch waren.
    Die Markus-Freunde hatten kräftig kassiert.
    Dann fiel der Zuckerpreis und nun ist Negros, eine der reichsten Inseln, so verarmt, etwa wie Äthiopien.
    Man sieht die Bilder hungernder Kinder.
    Und das Problem war eben Zucker überall, aber nicht genug Reis, kein Fleisch, kein Gemüse, kein Ernährungsmittel.
    Also solche strukturellen Missstände, nämlich Monokulturen in Entwicklungsländern über ganze Regionen anzubauen, das muss nun langsam umstrukturiert werden, verändert werden.
    Und man kann schon sehen, wenn die Probleme so liegen, das dauert natürlich Zeit.
    Hilfe erwarten sich die neuen philippinischen Herrscher oder Regenten in Manila auch von den USA oder wieder von den USA.
    Akinokritiker sagen, dass der Umschwung, der jetzt in Manila passiert, auf den Philippinen passiert, ist ein Umschwung wie von Coca-Cola zu Pepsi-Cola ist.
    Da kommt schon auch Kritik an den USA durch.
    Welche Rolle haben die USA gespielt in der Vorbereitungsphase des Umsturzes und welche Position haben die USA auch in wirtschaftlicher Hinsicht in den nächsten Monaten, Jahren auf den Philippinern zu spielen?
    Es wird wohl immer im Bereich von Spekulation bleiben und die Geschichte wird es nie voll und genau zeigen, welche Rolle die USA damals während dieses dramatischen Umsturzes wirklich gespielt hatten.
    Die meisten sind doch der Meinung, dass es Absprachen gegeben hat, auch wenn das dementiert wurde, zwischen den damaligen Rebellentruppen unter Enrile und den Amerikanern, die durch ihre großen Militärstützpunkte die Philippinen militärisch
    voll kontrollieren können, insbesondere die Lufthoheit.
    Und es sagen auch viele, dass zum Beispiel die katholische Kirche und Kardinal Sinn innerhalb dieser kritischen Tage eine ganz entscheidende Rolle, nämlich in der Verbindung zwischen den Amerikanern und dem Sonderbotschafter Habib und der Fraktion der Rebellen innerhalb des Militärs gespielt habe.
    Also Corazon Aquino möglicherweise eine Übergangspräsidentin, solange sie sich der Beliebtheit beim Volk erfreut, wird sie aber Präsidentin bleiben.
    Sie hat sicherlich sehr große Chancen, denn sie hat doch eine charismatische Persönlichkeit entwickelt in all diesen historischen Tagen und Wochen, durch die die Philippinern gingen.
    Möglicherweise wird es sich entwickeln, dass sie nicht mehr jene vollen Exekutivmächte haben wird im Vergleich zu früheren philippinischen Präsidenten und mehr eine zeremonielle Präsidentin werden wird, sozusagen ein moralisches Oberhaupt der Philippinern.
    Es ist jetzt gleich 12.32 Uhr.
    Zeit für eine kurze Übersicht, welche Beiträge Sie noch bis 13 Uhr hören können.
    Sony unterzeichnet einen Vertrag über ein CD-Werk in Salzburg im Bundeskanzleramt.
    Wir untersuchen die Unfallursachen in den Alpen.
    Der Machfeldkanal wird in Angriff genommen.
    Heute fand der Spatenstich statt.
    Und die Kulturredaktion berichtet über zwei Filmpremieren in den USA.
    Im Bundeskanzleramt ist heute Mittag von Bundeskanzler Franz Franitzski und Nohiro Oga, dem Präsidenten der japanischen Sony Corporation, der Vertrag zur Errichtung einer Kompaktdisk-Schallplattenproduktion in Anif bei Salzburg unterzeichnet worden.
    Österreich wird damit zu einem der wesentlichen Standorte für die Erzeugung jener runden Scheibe, die als absoluter Verkaufshit der Unterhaltungselektronik gilt.
    Näheres über das 800-Millionen-Schilling-Projekt und auch über die Chancen weiterer japanischer Industrieansiedelungen in Österreich berichtet Hans Christian Unger.
    Heute Nachmittags Spatenstich und Mitte 1987 Produktionsbeginn.
    Dann werden im Sonnewerk Salzburg-Arniv vorerst 200 Mitarbeiter Kompaktdiskplatten fertigen
    Und 1990 sollen es schon 500 bis 600 sein.
    Eine Million Silberscheiben werden dann Jahr für Jahr die Halle verlassen, die zu 95 Prozent in den Export gehen werden.
    Die Investitionskosten.
    Rund 800 Millionen Schilling, wobei etwa die Hälfte der Bund und das Land in Form von begünstigten Krediten bzw.
    Investitionsprämien beisteuern wird.
    Insgesamt kostet das Projekt dem Steuerzahler an die 160 Millionen, also etwa 20 Prozent der Investitionssumme.
    Das ist, so betont man, ein besonders niedriger Wert.
    Andere Länder hatten weit mehr geboten.
    Doch schließlich hatte, so Sony, die höhere Arbeitsproduktivität hierzulande den Ausschlag gegeben.
    Das Resümee von Bundeskanzler Franz Franitzki daher.
    Ich freue mich auch.
    dass eine so große weltweit tätige und weltweit renommierte Unternehmung sich entschlossen hat, sich in Österreich gemeinsam mit uns anzusiedeln, weil, und ich möchte das ganz besonders betonen, wir in diesem Fall einmal nicht mit Portugal, Spanien oder Irland im Konkurrenzkampf standen, sondern mit der Bundesrepublik und den Niederlanden.
    Und das ist die
    der Hinweis auf die Konkurrenten wohl auch ein gewisser Qualitätsausweis.
    Das Projekt war nach mehr als zwei Jahre dauernden Verhandlungen zwischen SONI und der Österreichischen Gesellschaft für Industrieansiedlung, der ICD, zustande gekommen.
    Nicht zuletzt auch mit Unterstützung von Maestro Herbert von Karajan, der sich bei SONI-Chef Morita für die Ansiedlung stark gemacht hatte.
    Von Seiten der japanischen Vertragspartner gab es aber heute nicht nur Lob, sondern auch konstruktive Kritik an Österreich.
    Die Beobachtungen des Projektverantwortlichen Norio Oga in der deutschen Übersetzung.
    Das erste ist sicher die Schwierigkeit eines föderalistischen Staates, solche Pakete, die notwendig sind,
    zwischen der Bundesregierung, der Landesregierung und der jeweiligen Gemeinde zu koordinieren und abzustimmen.
    Zweitens haben wir gesehen, dass die Gesetzgebung nicht mehr den Bedürfnissen einer modernen Produktion, einer modernen Industrie entspricht.
    Es werden so und so viele Duschen verlangt pro Arbeiter,
    Das kommt auch wohl aus einer Zeit, wo jeder seine Hände dreckig machte und schwitzte.
    Und nach der Arbeit sollte er sich doch bitte schon duschen können.
    Heute ist es genau umgekehrt.
    Ich glaube, wir verlangen von den Arbeitern, dass sie sich zuerst duschen.
    zu Hause vielleicht, bevor Sie bitte so sauber wie möglich zur Arbeit kommen.
    Und als dritter Punkt ist natürlich der Punkt der Nichtzugehörigkeit zur EG zu erwähnen.
    Ich glaube, wenn Sie überseherische, gerade auch japanische Unternehmen sehen, die in Europa ansiedeln wollen, dann schauen Sie sich natürlich zuerst die EG an.
    Und ich glaube, es ist noch besser publik zu machen, dass eben ein freier Warenaustausch, ein quasi eben freier Austausch zwischen der EEG und Österreich möglich ist.
    Das ist vom Anfang an klarzumachen, sonst kommen sie gar nicht zuerst in die Wahl.
    Sone in Salzburg, das ist der vorläufige Höhepunkt im Industrieansiedlungsgeschäft mit den Japanern.
    Und auch der für uns bisher billigste.
    Für Armada, einen Hersteller von Spezialwerkzeugen, der sich in Ternitz mit 140 Beschäftigten ansiedeln wird,
    macht die Förderung bereits etwa ein Drittel der 400 Millionen Investition aus.
    Und das bisher größte japanische Projekt in Österreich, die Halbleiterproduktion von Oki, wird mit seinem Förderungsausmaß sicher nicht darunter liegen.
    Die Verhandlungen darüber sind nach wie vor in Gang, wobei es weniger um den Standort geht, sondern in erster Linie genau um diese Förderungsmittel.
    Und die Verhandlungen laufen nach wie vor relativ zäh, wie man hört.
    So viel hier aus dem Bundeskanzleramt von der Vertragsunterzeichnung zwischen Sony und Österreich und damit zurück ins Studio des Mittagsschonals.
    Berichterstatter war Hans-Christian Unger.
    Der Bau eines Jahrhundertprojekts beginnt.
    In Gerersdorf bei Wien haben heute Bautenminister Übleis und Landeshauptmann Siegfried Ludwig den Spatenstich für den Bau des Machfeldkanals vorgenommen.
    Das Projekt soll der Sicherung der Kornkammer Österreichs des etwa 1.000 Quadratkilometer von rund 220.000 Menschen bewohnten Machfeldes dienen.
    Vom Spatenstich aus Gerersdorf berichtet Hubert Nowak.
    Der Marchfeldkanal, ein Jahrhundertprojekt zur Stabilisierung des sinkenden Grundwasserspiegels im Marchfeld, wird mit einem Gesamtaufwand von rund 2 Milliarden Schilling die Gewässergüte des Trinkwassers im Marchfeld unterstützen, wesentlich zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Bewässerung beitragen und sieht die Schaffung von Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten entlang der Gerinne für Boot- und Radfahren, Fischen und Wandern vor.
    Die Grundausstattung des Markfeldkanals umfasst den Hauptkanal zwischen Langenzersdorf und Deutsch-Wagram mit 19 Kilometern Länge, eine Adaptierung des Russbaches, den Ober-Siebenbrunner-Kanal mit 9 Kilometern Länge zwischen Markgraf-Neusiedl und Ober-Siebenbrunn sowie eine Adaptierung des Stempfelbaches sowie die Errichtung von drei Wasserzuleitungen auf die Hochtrasse von Versickerungsanlagen und entsprechenden Betriebsgebäuden.
    Die Finanzierung der Kosten ist zu 45 Prozent aus Budgetmitteln, zu 30 Prozent durch ein Darlehen des Wasserwirtschaftsfonds, zu 15 Prozent durch Zuwendungen aus dem Katastrophenfonds und zu 10 Prozent durch Zuwendungen des Landes Niederösterreich vorgesehen.
    Das heißt, von den 2 Milliarden Schilling Gesamtkosten zahlt im Prinzip 1,8 Milliarden der Bund und 200 Millionen das Land Niederösterreich.
    Das sei aber kein Geschenk der Politiker, sondern Steuergeld, sagte Landeshauptmann Siegfried Ludwig, weshalb er sich bei den Steuerzahlern besonders bedankte.
    Ludwig rekapitulierte dann die Entstehungsphase des Projektes und die Finanzierungsverhandlungen, wobei bereits seit 1850 an einen solchen Markfeldkanal gedacht wird.
    Nach der Durchführung eines Ideenwettbewerbes für die Gestaltung des Markfeldkanalsystems im Herbst 1984 werden die Kanalgerinne möglichst naturnahe ausgestaltet und bepflanzt.
    So sind unter anderem Flachwasserzonen mit Schilf vorgesehen.
    Es wird also keine kahlen Werkskanäle geben.
    Die bürgernahe Planung sei durch Informationsabende mit Podiumsdiskussionen in allen betroffenen Gemeinden seit 1984 gewährleistet worden, sagte Ludwig.
    Und dann weiter?
    denn es wurde bürgernah geplant.
    Es wurden die Bürgermeister und Kommunalpolitiker eingeladen.
    Es wurde die Bevölkerung informiert und zu Gesprächen eingeladen.
    Und wenn nun geplant wurde, verehrte Damen und Herren, bürgernah, dann wollen wir, dass volksnah gebaut wird.
    Nämlich, dass die hier lebende Bevölkerung zufrieden ist.
    Es sei dies bereits innerhalb weniger Tage die zweite große Weichenstellung für die Zukunft Niederösterreichs, sagte der Landeshauptmann unter Hinweis auf die vorige Woche erfolgte Landeshauptstadtgründung.
    Und die Verwirklichung beider Anliegen sei nur durch Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg ermöglicht worden.
    Bautminister Heinrich Übleis sagte dann, das sei heute zum ersten Mal seit langem der Baubeginn für ein Großprojekt, der ohne Gegendemonstrationen erfolgen könne, was ein Beweis für die gute bürgernahe und ökologische Planung sei, wobei das Projekt auch in der Errichtungsphase für die nächsten fünf Jahre eine besondere arbeitsplatzsichernde Wirkung entfachen werde.
    Minister Übleis?
    Dieses Projekt ist ein Musterbeispiel für eine derartige Maßnahme.
    Es werden doch 500 Arbeitskräfte auf Jahre hinaus gesichert.
    Und ich danke auch der Errichtungsgesellschaft, dass sie unseren Wunsch positiv aufgenommen hat, dass einige Brütten
    jetzt im Herbst ausgeschrieben werden, sodass noch im November, Dezember an x Stellen begonnen werden kann.
    Wir müssen schon auch schauen, dass wir der örtlichen Bauwirtschaft Aufträge zusichern können.
    Das könnten wir nicht, wenn wir hunderte Millionen Aufträge auf einmal vergeben.
    Es wird daher da und dort eine Streuung notwendig werden, sodass auch die Klein- und Mittelbetriebe eine Chance bekommen, am Machfeldkanal mitzubauen.
    Nach einer Segnung des Baubeginns durch Bischofsvikabrelat Josef Nowak nahmen dann Landeshauptmann Ludwig und Bautenminister Übleis gemeinsam den Spatenstich vor und setzten symbolisch für die reichhaltige Begrünung, die dieses Projekt begleiten soll, auch zwei Bäume.
    Die Spatenstichfeier erfolgte übrigens an einer bereits begonnenen Versuchsstrecke, an der man Böschungsfestigkeiten sowie die Dichtheit der geologischen Schichten getestet hat und Probebepflanzungen vornimmt.
    Das insgesamt 63 Kilometer lange Kanalsystem soll in etwa fünf Jahren fertiggestellt sein.
    Ich gebe damit von der Spatenstichweih in Gerersdorf zurück ins Funkhaus.
    Hubert Nowak berichtete aus Gerersdorf.
    Dieses Wochenende brachte den ersten traurigen Höhepunkt in der diesjährigen Alpinistik.
    Allein in den Alpen kamen elf Menschen bei Bergunfällen ums Leben.
    Zwei Bergsteiger aus Salzburg wurden in Trient von einem Blitz erschlagen.
    In den Walliser Alpen in der Schweiz sterben vier deutsche Bergsteiger bei einem Absturz.
    Das waren die schwersten Bergunfälle an diesem Wochenende, aber leider nicht die einzigen.
    Jedes Jahr stellt man sich wieder die Frage, warum es zu so vielen und schweren Bergunfällen kommen muss.
    Jürgen Jung wird berichtet.
    Blitztöte der zwei Salzburger Bergsteiger, Tod in der Felswand, Tragödie an der Bergwand, elf Bergtote in den Alpen.
    Das sind einige der Schlagzeilen in den heutigen Tageszeitungen.
    Eine Antwort auf die Frage, was Menschen auf scheinbar kaum bezwingbare Berggipfel treibt, sich in immense Gefahr zu begeben, um einen Berggipfel zu erobern, wird man sicherlich nicht bekommen.
    Der Bergsteiger selbst stellt sich die Frage nicht.
    Als die erste bekannte alpine Expedition im Jahre 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas, einen 2097 Meter hohen Berg, genannt der Unbezwingbare, südlich von Grenoble trotzdem bezwang, gab der Leiter de Ville anschließend zu Protokoll.
    Es ist der fürchterlichste und grauenerregendste Berg, den ich oder ein Mitglied unserer Gesellschaft je bestiegen haben.
    Und trotzdem unternahmen sie dieses Abenteuer.
    Und nicht nur deswegen, weil es König Karl VIII.
    gewünscht hatte.
    Die Bezwingung des Nanga Parbat forderte 30 Menschenleben, bevor ihn der Österreicher Hermann Buhl im Jahre 1953 bezwingen konnte.
    In den österreichischen Alpen kamen im vergangenen Jahr 283 Menschen ums Leben.
    1984 waren es nur, und das unter Anführungszeichen, 241 gewesen.
    Der Referent für alpines Rettungswesen im österreichischen Alpenverein, Dr. Martin Burtscher aus Innsbruck, sagt über die Gründe, warum sich Menschen oft in größte Gefahr, ja Lebensgefahr, begeben.
    Da möchte ich vorwegnehmen, dass sich diese Leute, die Bergsteiger, Bergwanderer, sicher nicht bewusst in Lebensgefahr begeben.
    Sie wissen einfach zu wenig Bescheid, zu wenig Bescheid über die albinen Gefahren, über die Notwendigkeiten, über körperliche Voraussetzungen, Anwendung von Ausrüstung und so weiter.
    Die einfachste Antwort, warum er sich an einen schier unbezwingbaren Berg wagte, gab 1924 der englische Alpinist George Herbert Mallory, der nach jüngsten Forschungen der erste Bezwinger des Mount Everest gewesen sein könnte.
    Er sagte auf die Frage, warum er sich an den Berg heranwagte, einfach weil er da ist.
    Immer bunter, immer verlockender und immer teurer wird die Ausrüstung für den Bergsteiger.
    Man müsste glauben, dass man für die Sicherheit des Alpinisten nicht mehr mehr tun könnte.
    Nur der Schein trügt.
    Der Innsbruck-Alpinexperte Dr. Burtscher dazu.
    Die Leute sind durch die verbesserte Ausrüstung nicht mehr gesichert.
    Diese Ausrüstung wiegt sie sehr oft wahrscheinlich in einer größeren Sicherheit.
    Nur stimmt das nicht.
    Die Leute können mit dieser verbesserten Ausrüstung nicht umgehen.
    Ich stimme natürlich, ein besserer Schuh hält besser.
    Nur, wenn ich mich jetzt mit diesem besseren Schuh auch in schwierigeres und gefährlicheres Gelände wage, so werden auch die albinen Gefahren erhöht, es wird von mir ein besserer körperlicher Zustand, körperliche Fitness verlangt und so weiter.
    Und dadurch gefährde ich mich
    Viele der schweren Bergunfälle geschehen knapp unterhalb des Gipfels, wenn der Alpinist sein Ziel schon erreicht zu haben glaubt.
    Die Gefahren treten dann oft in den Hintergrund.
    Da erhebt sich die Frage, ob es, wie beim Taucher, den tiefen Rausch, auch beim Bergsteiger so etwas ähnliches wie einen Höhenrausch gibt, der sein Bewusstsein für Gefahren einengt.
    Dr. Martin Burtscher dazu.
    Diesen Höhenrausch gibt es sicher sehr selten.
    Aus meiner Bergführertätigkeit sind mir einzelne Fälle bekannt, wo Leute
    plötzlich, also jetzt einmal in unseren mittleren Höhen, kritikunfähig geworden sind und damit auch handlungsunfähig geworden sind und sich natürlich wiederum unbewusst in lebenswürdige Gefahr begeben haben.
    Aber normalerweise gibt es so etwas sicher nicht.
    Die Unfälle von diesem Wochenende haben gezeigt, dass zum Beispiel zwei Bergsteiger vom Blitz erschlagen wurden.
    Ist es nicht manchmal doch so, wenn man den Berggipfel vor Augen hat, dass man eigentlich alles auf sich nimmt und auch auf ein nahendes Wetter nicht achtet?
    Auch meine Erfahrungen bestätigen dies eigentlich.
    Es ist schon häufig so, vor allem wiederum von Unerfahrenen.
    Und da möchte ich wieder ansetzen.
    Die alpine Ausbildung ist einfach der Kernpunkt zur Verhütung von alpinen Unfällen.
    Wenn jemand weiß, dass eben besonders Grate, Gipfel, also vorstehende Punkte besonders gefährlich sind und dass dort besonders hohe Blitzgefahr besteht, dann werden sich diese Leute auch, wenn ihnen vielleicht drastische Beispiele geschildert worden sind,
    sicher fernhalten und richtig verhalten.
    Aber wenn jemand dies nicht weiß, dann wird ihm der Gipfel nicht mehr wert sein als sein Leben, aber er ist einfach momentan näher und die Gefahr
    In der jüngsten Zeit ist jetzt immer wieder von Rekordleistungen, von Seriengipfelbesteigungen von Achttausendern, der Bezwingung hoher Eiswasserfälle im Alleingang und ähnlichem zu lesen.
    Dass Bergsteiger dadurch zu erhöhtem Risiko verleitet werden, dass sie es den sogenannten Stars nachmachen wollen, glauben die Alpinexperten nicht.
    Zu groß ist die Distanz zwischen dem Durchschnittsbergsteiger und den schillernden Alpinestars.
    Und nun ein Programmhinweis.
    Journal Panorama.
    Ich war ein Bücherliebhaber, bevor ich lesen lernte, sagt Edwin Hartl, der Nestor der österreichischen Literaturkritik.
    Heute feiert er seinen 80.
    Geburtstag.
    Im Journal Panorama berichtet er von Karl Kraus, dem seine ungebrochene Verehrung gilt, von seinen literarischen Vorlieben und Aversionen und von der Sorge, die Bücherflut könnte zum Ende des Lesens beitragen.
    finde, dass das Übermass des Angebotes Mitschuld trägt an der Krise des Buches.
    Edwin Hartl, ein Leben mit Büchern.
    Ein halbes Jahrhundert lang beschäftigt er sich schon mit dem geschriebenen Wort.
    1980 hat er dafür den österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik erhalten.
    Die Richtschnur seiner Kritik hat sich in all den Jahren nicht geändert.
    Ich habe noch nie
    den Gedanken gehabt, einen Autor oder sein Buch zu befürworten, sondern ich sage, was mir zu diesem Buch eingefallen ist, wie gut oder wie ungut es mir gefallen hat.
    Ich stehe also auf der Seite der Leser.
    Elf Minuten vor 13 Uhr, unser Kulturbericht im Mittagsschanal.
    In den amerikanischen Kinos sind zurzeit eine Reihe von interessanten Filmern zu sehen, die in den nächsten Monaten sicher auch nach Europa kommen werden.
    So wird zum Beispiel unterhaltendes wie der in der New Yorker Kunstszene spielende Thriller Legal Eagles mit Robert Redford gezeigt.
    So ist auch Ruthless People zu sehen, eine Farce, in der die Geschichte eines Mannes, der die eigene Frau entführt, dazu herhalten muss, amerikanische Lebensweise zu karikieren.
    Besonderes Interesse werden bei den österreichischen Kinofreunden zwei weitere Filme erwecken.
    Psycho 3, die bereits zweite Fortsetzung des berühmten Alfred-Hitchcock-Streifens mit Anthony Perkins als Regisseur und Hauptdarsteller und Labyrinth, ein Fantasy-Film, der in Zusammenarbeit von George Lucas und Jim Henson, dem Erfinder der Muppets, entstanden ist und in dem David Bowie einen Gnomenkönig spielt.
    Walter Gellert beginnt seinen Beitrag zu Psycho 3 und Labyrinth mit einem Original-Ausschnitt aus Hitchcocks.
    Psycho.
    Janet Lees Duschszene zählt zu den berühmtesten Sequenzen aus Alfred Hitchcocks 1960 entstandenem Film Psycho.
    Und der englische Thriller-Spezialist hätte es sich sicher nicht träumen lassen, dass sein zum Kultfilm gewordener Streifen jetzt bereits die zweite Fortsetzung erlebt.
    Norman Bates ist wieder normal.
    Leider ist seine Mutter wieder übergeschnappt.
    Mit diesem sinnigen Slogan wirbt die Verleihfirma in den USA für den Film, in dem Anthony Perkins nicht nur, wie schon in den vorangegangenen Produktionen, den ihren Frauenmörder Norman Bates spielt, sondern diesmal auch die Regie übernommen hat.
    Psycho 3 schließt an Psycho 2 an, wo Bates eine Frau, die sich als seine Mutter ausgibt, verschwinden lässt.
    Für die Komplikationen in der neuen Psycho-Auflage sorgen eine Journalistin, die die verschwundene Frau sucht und Bates dabei im Verdacht hat, an dem Verschwinden nicht ganz unschuldig zu sein.
    Ein in der Welt herum zigeunender, gitarrespielender junger Bursche, der Bates durchschaut und ihn erpressen will, und eine hysterische Ex-None, die den mordenden Motelbesitzer fatal an die von Janet Leigh gespielte Figur in Hitchcocks Original erinnert.
    Anthony Perkins, auch als Bates alt geworden, geistert teils mit ihrem, teils mit sanftem Blick durch den Film, der immer wieder die anderen Psycho-Filme zitiert und der die Original-Dusch-Szene mit einem überraschenden Ausgang variiert.
    Das makabre Spiel mit dem Entsetzen wird hier zu einer amerikanischen Spielart des Grand Guignol.
    Wenn sich Hollywoods George Lucas und Muppet-Erfinder Jim Henson zusammentun, dann ist das Ergebnis Labyrinth.
    Ein Fantasy-Film, der vor allem durch seine unzähligen, kompliziert zu handhabenden Puppen besticht.
    Für die Bewegung mancher der Puppen waren bis zu fünf Menschen erforderlich.
    Lewis Carrolls »Alice im Wunderland«, Frank Baums »Zauberer von Os« und »Bücher von Maurice Sendak« standen Pate für eine Geschichte, die eigentlich nur Vorwand für ein gigantisches Zauberspektakel ist.
    Die 15-jährige Sarah ist des Babysittens leid und wünscht sich, dass die Gnomen ihren einjährigen Bruder holen.
    Und diese tun dies auch wirklich.
    Um ihn davor zu bewahren, ebenfalls ein Gnom zu werden, muss das Mädchen innerhalb einer bestimmten Zeit durch ein Labyrinth zum Schloss des Gnomenkönigs vorstoßen.
    Auf ihrem Irrweg durch das Labyrinth begegnen Sarah die wunderlichsten Gestalten.
    Ein hässlicher Gnom namens Hogl, der durch seine Feigheit manches verdirbt, sich letztlich aber doch als guter Geselle herausstellt.
    Oder der riesenhafte Ludo, eine Mischung aus Gorilla und Auerochse, wild anzusehen, aber äußerst friedfertig.
    Oder der kleine Sir Didymus mit seinem Foxterrier-Gesicht, der seine Ritterlichkeit nicht nur in altertümmelndem Englisch, sondern auch in Taten kundtut.
    Der Gnomenkönig schließlich wird von David Bowie dargestellt.
    Dem britischen Popsänger wurde dabei eine Tina Turner Frisur verpasst.
    Zu singen bekommt der androgyn wirkende Bowie in Labyrinth einige Male Gelegenheit.
    Labyrinth ist ein Filmmärchen, das vor allem wegen der fantasievollen Puppen von Jim Henson sehenswert ist, die jede ihre ganz spezifische Individualität aufweisen.
    Labyrinth ist ein Filmmärchen, das auch beweist, was Hollywood auf technischem Gebiet zu leisten imstande ist.
    Der Film ist perfekt gemachtes Schauvergnügen, in dem der Inhalt nur an zweiter Stelle steht.
    Oh, I stand lonely.
    Und nach diesem Kulturbeitrag über die Filme Psycho 3 und Labyrinth schalten wir noch einmal ins Nachrichtenstudio zu Peter Fichner.
    Spanien.
    Die Explosion einer Autobombe in Madrid hat nach jüngsten Meldungen mindestens acht Menschenleben und 35 Verletzte gefordert.
    Der Springkörper explodierte, als ein vollbesetzter Bus der Polizeitruppe Guardia Civil vorbeifuhr.
    Mehrere Autos wurden zerstört, die Fensterscheiben der umliegenden Gebäude zerbrachen.
    Als Urheber vermuten die Behörden baskische Separatisten.
    Portugal.
    Auch in drei portugiesischen Städten wurden Bombenanschläge verübt.
    Dabei kamen insgesamt zwei Menschen ums Leben, eine Person wurde verletzt.
    Der erste Verdacht der Behörden richtet sich gegen die Terrorgruppe FP25.
    Nahe Osten.
    Israelische Kampfflugzeuge haben neuerlich Palästinenser Lager im Schufgebirge östlich der libanesischen Hauptstadt Beirut bombardiert.
    Der 15 Minuten dauernde Angriff löste in dem dicht bewaldeten Gebiet Brände aus.
    Ein israelischer Armiesprecher bezeichnete die Ziele als Terroristenstützpunkte.
    Die libanesische Drusenpartei spricht von zwei Vermissten und fünf Verwundeten.
    Es war bereits der zweite israelische Vergeltungsangriff nach einem vereitelten Landungsversuch palästinensischer Freisteller im Südlibanon in der vergangenen Woche.
    Österreich.
    Als Folge des jüngsten Umweltalarms in Linz hat jetzt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet.
    Ein Behördensprecher erklärte, man sei angesichts der bekannt gewordenen Fakten verpflichtet, sowohl die Luftbelastung durch die Chemie Linz als auch die Wasserverunreinigung durch die Föst zu untersuchen.
    Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und wie weit sich die beiden Unternehmen einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Gefährdung schuldig gemacht haben.
    Die Chemie Linz hatte von einer Panne in ihrer Schwefelsäureanlage gesprochen.
    Die Voest hatte als Ursache der Vergiftung des Donauwassers Arbeiten an einem Hochofen genannt.
    FPÖ-Klubobmann Friedhelm Frischenschlager hat sich in seiner sogenannten Bilanzpressekonferenz vehement gegen eine Vorverlegung der Nationalratswahlen und gegen eine Große Koalition von SPÖ und ÖVP ausgesprochen.
    Die Legislaturperiode sollte ausgeschöpft werden, sagte Frischenschlager.
    Eine Große Koalition halte er für ein großes Unglück.
    Die FPÖ werde alles tun, um sie abzuwenden.
    Bautenminister Heinrich Übleis, Landwirtschaftsminister Erich Schmidt und der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig haben am Vormittag in Gerersdorf bei Wien den Spatenstich für den Bau des Marchfeldkanals vorgenommen.
    Durch den Kanal soll vor allem ein weiteres Sinken des Grundwasserspiegels im Marchfeld verhindert werden.
    Die Gesamtkosten werden etwa zwei Milliarden Schilling betragen.
    Im Bundeskanzleramt in Wien ist am Vormittag der Vertrag über die Errichtung eines Kompaktschallplattenwerkes in Anif bei Salzburg unterzeichnet worden.
    Die japanische Firma Sony wird ab 1987 vorerst 200 Mitarbeiter beschäftigen und in dem Salzburger Werk eine Million sogenannter Kompaktdiscos pro Jahr herstellen.
    Die Gesamtinvestitionskosten betragen 800 Millionen Schilling.
    Südafrika.
    Die größte Gewerkschaftsorganisation der Schwarzen, COSATU, hat für heute zu einem Protesttag und einem Generalstreik gegen den Ausnahmezustand aufgerufen.
    Die Gewerkschafter haben Arbeitsniederlegungen und Sitzstreiks angekündigt.
    Nach ersten Meldungen werden die Aufrufe dazu allerdings nicht massiv befolgt.
    Bus- und Zugsverkehr funktionieren offenbar weitgehend normal.
    Mit Protesten wird heute auch an den Schulen Südafrikas gerechnet, wo der Unterricht für die schwarzen Schüler nach den Sommerferien wieder beginnt.
    Großbritannien.
    Der sowjetische Außenminister Edward Schewadnazi ist am Vormittag zu Beginn seines Besuchs in London mit seinem britischen Ressortkollegen Geoffrey Howe zusammengetroffen.
    Hauptgesprächsthemen waren die jüngsten sowjetischen Vorschläge zur Rüstungskontrolle und ein mögliches neues Gipfeltreffen Regen Gorbatschow.
    Und jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Bei wechselnder Bewölkung kühl.
    Nachrichten standen am Schluss einer Stunde Mittagsinformation des aktuellen Dienstes.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Michael Kerbler.
    Einen angenehmen Tag noch.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz - Pressekonferenz FPÖ - Klubobmann Frischenschlager
    Einblendung: Klubobmann Frischenschlager
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Frischenschlager, Friedhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Protesttag gegen Ausnahmegesetz in Südafrika
    Mitwirkende: Haug, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bombenanschlag gegen Guardia Civil in Madrid
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Ort: Madrid [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Studio - Gespräch über Situation auf den Philippinen
    Interview: Michael Braun
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Brauner, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sony errichtet ein CD - Werk in Salzburg, Vertragsunterzeichnung
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky, Übersetzer
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r] , Anonym, Übersetzer [Interpret/in]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Marchfeldkanal eröffnet
    Einblendung: Landeshauptmann Ludwig, Bautenminister Übleis
    Mitwirkende: Novak, Hubert [Gestaltung] , Ludwig, Siegfried [Interviewte/r] , Übleis, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wieder schwere Bergunfälle in Österreich
    Interview: Alpenvereinsreferent Burtscher
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Burtscher, Martin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Sport ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Edwin Hartl 80
    Einblendung: Literaturkritiker Hartl
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Hartl, Edwin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US - Filme: "Psycho 3" und "Labyrinth" laufen im Herbst in Österreich an
    Einblendung: Filmausschnitte ("Psycho", "Labyrinth")
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Unterhaltung ; Film ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.07.14
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Kerbler, Michael [Moderation] [GND]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860714_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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