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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
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KI-generiertes Transkript
Das war's.
Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren, hier meldet sich Herbert Dobrowolny aus dem Studio des Mittagsschonals zu Beginn der übliche Überblick über das Programm, das Sie bis 13 Uhr hören können.
Aus Österreich berichten wir über Bundeskanzler Kreisky und Vizekanzler Finanzminister Hannes Andrusch, die heute dem Parlament den Wirtschaftsbericht vorlegen.
Wir bringen den Verbraucherpreisindex, er zeigt die größten Preissteigerungen seit Juli 1977 an, nämlich 6,4 Prozent.
Und in den Sachen Untersuchungen rund um die Affäre des allgemeinen Krankenhauses hören Sie ein Telefoninterview mit Staatsanwalt Hofer, der sich in Vaduz aufgehalten hat.
Er hat dort mehrere Verdachtsmomente gefunden, die gegen Ex-Direktor Winter sprechen und den Verdacht gegen ihn erhärten.
Die Inlandspresse schauend ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten der Industriellen Vereinigung Meier runden das Programm aus Österreich ab.
Die Schlagzeilen der Beiträge aus dem Ausland
Forscher auf die Europa-Reise von Präsident Carter, Pressekonferenz von König Khalid in Bonn und Demonstrationen in Zürich um den Bau eines Jugendzentrums.
Im Kulturteil hören Sie einen Vorbericht auf die Ernst-Jandl-Premiere im Burgtheater, das Stück aus der Fremde wird auf dem Lusterboden aufgeführt und einen Bericht über die Oskar Kokoschka-Ausstellung in Pöchlern.
Zu Beginn die Nachrichten.
Verantwortlicher Chef vom Dienst ist heute Adolf Poindl, Sprecher Roland Gni.
Österreich.
Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Andros haben heute dem Nationalrat ihre Berichte zur wirtschaftlichen Situation Österreichs vorgelegt.
Beide Politiker unterstrechen den weiteren Vorrang der Vollbeschäftigung und der Stabilität.
Sie wiesen auch auf die Bedeutung der Klein- und Mittelbetriebe und auf die Notwendigkeit strukturpolitischer Maßnahmen hin.
Kreisky hob unter anderem die Automobilprojekte von General Motors und Steyr BMW als Beispiele für weitreichende Planung hervor, die über die Arbeitsbeschaffung hinaus auch den Klein- und Mittelbetrieben zugute kämen.
Äußerst wichtig sei auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ländern der Dritten Welt, betonte der Bundeskanzler.
Androsch stellte neuerlich klar, dass es auch im kommenden Jahr keine Lohnsteueranpassung geben werde.
In der Energiepolitik vertrat er die Auffassung, dass kein Industriestaat auf die Nutzung der Kernenergie verzichten könne, schon gar nicht, wenn ein derartiges Kraftwerk zur Verfügung stehe.
Die Verbraucherpreise sind in Österreich im Mai im Vergleich zum Mai 1979 um 6,4% gestiegen.
Das Statistische Zentralamt weist darauf hin, dass dieser Anstieg vorwiegend auf die Verteuerung von Erdölprodukten zurückzuführen ist.
Daneben gab es geringfügige Preissteigerungen in anderen Verbrauchsgruppen, die durch saisonbedingte Preisrückgänge bei Obst und Gemüse teilweise ausgeglichen wurden.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen begann heute im Wiener Straflandesgericht der Prozess um den Sprengstoffanschlag auf das Heimatmuseum in Völkermarkt in Kärnten.
Bei dem Anschlag im September 1979 sind drei Personen verletzt worden.
Außerdem entstand ein Sachschaden von mehr als vier Millionen Schilling.
Angeklagt sind der 33-jährige Elektrotechniker Luca Wittmar aus Laibach und die 29-jährige Angestellte Marina Blei aus Marburg.
Der Staatsanwalt wirft ihnen vor, das Attentat verübt zu haben, um das Heimatmuseum zu zerstören.
Die Anklageschrift wurde in Deutsch und in Slowenisch verlesen.
Widmar, dem nach der Explosion, bei der er schwere Verletzungen erlitt, der rechte Unterschenkel amputiert werden musste, nimmt an der Verhandlung im Rollstuhl teil.
USA Präsident Carter tritt heute Nachmittag seine seit längerem geplante Europareise an,
die ihn zunächst nach Italien und dann nach Jugoslawien, Spanien und Portugal führen wird.
Sechs Monate nach dem Einmarsch der Roten Armee in Afghanistan wird Carter zum ersten Mal Gelegenheit haben, persönlich mit fast allen westeuropäischen Staatschefs und mit der japanischen Führungsspitze die wichtigsten Probleme der Weltpolitik zu besprechen.
Den Anfang macht ein zweitägiger Staatsbesuch in Italien und im Anschluss daran nimmt Carter am westlichen Wirtschaftsgipfel in Venedig teil, der vornehmlich dem Energieproblem und dem Kampf gegen die Inflation gewidmet sein wird.
Besondere Bedeutung wird dem Besuch des amerikanischen Präsidenten in Jugoslawien beigemessen.
Nach der Erkrankung Titus hatte Carter wiederholt die Bereitschaft der USA bekundet, die Sicherheit, Unabhängigkeit und Paktfreiheit Jugoslawiens zu verteidigen.
Großbritannien.
In dem in London veröffentlichten Jahresbericht des Instituts für strategische Studien wird hervorgehoben, die Verbündeten der USA müssten sich in den 80er Jahren stärker als bisher engagieren, wollten sie die westliche Allianz erhalten und ihre Rolle festigen.
Es werde für die Partner der Vereinigten Staaten nicht länger genügen, heißt es in dem Jahresbericht weiter, nach der Führung der USA zu verlangen und ihre eigenen nationalen Interessen zu verfolgen, wenn eine solche Führung ausbleibt.
Das Institut warnt ferner vor einem ungezügelten Wettrüsten.
Als Gefahren für die internationale Stabilität nennen die Autoren des Jahresberichtes die Abhängigkeit der Industrieländer vom Öl, eine langsam sichtbar werdende Energiekrise in der Sowjetunion
und das offensichtliche Ende der Entspannung.
China.
Die offizielle Nachrichtenagentur Neues China richtete einen überaus heftigen Angriff gegen die Sowjetunion.
Die Agentur appelliert an alle Staaten, die gegen die sowjetische Aggression und Intervention sind, sich jetzt der Sowjetunion entgegenzustellen.
Neues China betont, zu einem späteren Zeitpunkt werde man sich vermutlich in einer ungünstigeren strategischen Lage befinden.
Zu den Absichten der Regierung in Moskau schreibt die chinesische Agentur, die Sowjetunion arbeite darauf hin, bestimmte strategische Punkte in Westeuropa voneinander zu trennen, sie aber gleichzeitig einzuschließen.
Das Endziel sei, den gesamten europäisch-asiatischen Kontinent unter eine bewaffnete Bedrohung von Norden und von Süden her zu bringen.
Außerdem plane Moskau nach wie vor, die gesamten Ölvorräte im Nahen Osten, in Nordafrika und in der Golfregion unter seine Kontrolle zu bringen.
Israel Nach einer neunstündigen Sitzung hat die israelische Regierung heute früh beschlossen, den Verteidigungshaushalt um umgerechnet etwa zwei Milliarden Schilling zu kürzen.
Finanzminister Hurwitz hatte Abstriche vom Wehretat in mehr als doppelter Höhe gefordert und mit seinem Rücktritt gedroht.
In einem Fernsehinterview gab der Minister zu bedenken, dass Israel immer noch mehr als 30 Prozent seines Budgets für die Verteidigung aufwende.
Unter den gegenwärtigen Umständen sei an eine Senkung der Inflationsrate von 130 Prozent nicht zu denken, sagte der Minister.
Südafrika Nach viertägigen blutigen Krawallen, Straßenschlachten, Brandstiftungen und Plünderungen hat sich nach Angaben der Polizei die Lage in Südafrika wieder beruhigt.
Die seit 1976 schwersten Rassenunruhen haben mindestens 60 Menschenleben und mehr als 200 Verletzte gefordert.
Ihr Anlass war der vierte Jahrestag der Niederschlagung des Aufstandes der schwarzen Bewohner der Stadt Sowjetow durch die Regierung.
Iran.
Staatspräsident Banisadr hat den bisherigen Oberbefehlshaber des Heeres, General Falahi, zum neuen Generalstabschef ernannt.
Falahi tritt an die Stelle von General Shadmehr, der das Amt seit Dezember des Vorjahres ausgeübt hat.
Das Revirement in der Führung der Streitkräfte folgt einem Aufruf von Schiiternführer Khomeini, an die Streitkräfte und die Revolutionsgarden, die Anordnungen Banisadrs strikt zu befolgen.
Die Stellung des Staatspräsidenten ist durch diese Erklärung des Schiitenführers in hohem Maß gestärkt worden.
Schweiz Aus Zürich werden weitere Zusammenstöße zwischen jugendlichen Demonstranten und der Polizei gemeldet.
Die Polizisten setzten zeitweise Tränengas und Gummigeschosse ein, um den Platz vor dem Rathaus zu räumern.
Der Verkehr in der Zürcher Innenstadt war gestern Abend stundenlang blockiert.
Hintergrund der Zwischenfälle ist die anhaltende Protestbewegung von Jugendlichen, die von den Zürcher Stadtbehörden eine neue Kultur- und Jugendpolitik fordern.
Sie werfen den Behörden vor, die institutionalisierte Kultur mit großen Mitteln zu subventionieren, aber die kulturellen Belange der Jugend zu übergehen.
USA
Die amerikanischen Automobilkonzerne erhoffen sich nach der Misere in den Vereinigten Staaten das große Geschäft auf den Auslandsmärkten.
Die beiden größten Autohersteller, General Motors und Ford, wollen Milliarden Dollar in Auslandswerke investieren.
Während General Motors in erster Linie Europapläne hat, steht Ford vor größeren Engagements in Lateinamerika.
Beide Konzerne rechnen aber auch mit dem Marktpotenzial Chinas.
Italien.
Die weltweite Nachfrage nach Autos wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts jährlich um etwa zwei, zwei Zehntel Prozent wachsen und damit von derzeit 31 Millionen auf 48 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2000 ansteigen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Perspektivstudie des italienischen staatlichen Automobilkonzerns Alfa Romeo, die heute in Rom veröffentlicht wurde.
Die Verfasser der Marktanalyse kommen zu dem Ergebnis, dass auch in den nächsten 15 bis 20 Jahren Europa, die USA und Japan die bestimmenden Länder auf dem Automarkt sein werden.
In der Geschmacksrichtung der Autokäufer erwartet man angesichts der Energiepreise neue Trends.
Die Industrie geht davon aus, dass die Autofahrer kein Geschwindigkeitssymbol mehr wollen, sondern Fahrzeuge mit Komfort.
Das waren die Meldungen.
Nun zum Wetter.
In Österreich herrscht derzeit schwacher Zwischenhocheinfluss.
Störungsfronten eines nördlich der britischen Inseln liegenden Tiefs haben Westeuropa erreicht.
Sie werden morgen im Alpenraum wirksam.
Die Wetteraussicht und bis morgen früh.
Meist aufgelockerte Bewölkung, gewissweise auch heiter.
Am Nachmittag einzelne gewittrige Regenschauer.
Schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nordwest.
Die Temperaturen am Nachmittag 18 bis 24 Grad, tiefste Temperaturen in der kommenden Nacht 9 bis 15 Grad.
Die Prognose für morgen nur örtlich vorübergehend aufgelockerte im Allgemeinen starke Bewölkung, zunehmend Regen oder Regenschauer, stellenweise auch Gewitter.
In freien Lagen Winde aus West bis Nordwest.
Die höchsten Temperaturen morgen 17 bis 24 Grad.
Das Wetter in den Landeshauptstädten heute um 12 Uhr.
Innsbruck heiter, 17° Nordost 10, Bregenz stark bewölkt, 18° Südwest 5, Graz stark bewölkt, 17° Windstille und Klagenfurt heiter, 16° Südwestwind 3 kmh.
Zwölf Uhr und zwölf Minuten ist es jetzt zu hören, das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes zu Beginn Berichte aus Österreich.
Wie es scheint, gibt es keinen Tag ohne neue Erkenntnisse und Enthüllungen im AKH-Skandal.
Gestern zeigte die massive Kritik an der Auftragsvergabe beim Neubau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses erstmals auch in einer Eigentümerkonferenz Folgen.
Finanzminister Androsch, Wiens Bürgermeister Kratz und Wissenschaftsministerin Firnberg einigten sich auf die Errichtung eines Planungsdirektoriums, das künftig anstelle der umstrittenen Firma ABO die Detailplanung beim Krankenhausneubau bestreiten soll.
Dem Planungsdirektorium werden Vertreter der AKPE, der Arbeitsgemeinschaft Krankenhausplanungs- und Errichtungsgesellschaft,
Vertreter der späteren Spitalsbetreiber Magistratsabteilung 17 und des Wissenschaftsministeriums angehören.
Es soll damit sowohl die so oft kritisierte mangelhafte Beteiligung der MA 17 als auch der kritisierte Abo-Vertrag abgedeckt werden.
Unterdessen laufen jedoch die Untersuchungen des Wiener Landesgerichts gegen den in Haft befindlichen AKB-Exdirektor Winter weiter.
In Lichtenstein untersucht der 44-jährige Staatsanwalt Herbert Hofer Beweise für die Zahlung bzw.
den Erhalt von Schmiergeldern der verschiedensten Firmen, die für den Erhalt von Aufträgen beim AKH-Neubau gezahlt worden sein sollen.
Schön langsam wird nämlich immer deutlicher, dass sich ursprüngliche Verdachtsmomente in dieser Richtung verhärten.
Josef Brokkal vom Landesstudio Wien führte deshalb heute Vormittag mit Staatsanwalt Herbert Hofer das folgende Telefoninterview.
Guten Morgen, Herr Dr. Hofer.
Sie sind jetzt in Feldkirch, vermutlich wieder am Beginn eines neuen arbeitsreichen Tages in Sachen AKH.
Was haben denn Ihre Nachforschungen bisher ergeben?
Ja, also ich kann Ihnen natürlich, da es eine Voruntersuchung ist, nicht alles sagen, was wir wissen.
Man kann sagen, dass der Verdacht gegen den Untersuchungshäftling Winter doch weiter verstärkt wurde.
Durch die Zeugenaussage hier in Lichtenstein wurde bestätigt, was bisher vermutet wurde.
Genaue Zahlen stehen schon deswegen noch nicht fest, weil das doch sehr umfangreiche Material, das uns vorliegt, noch nicht im Detail gesichtet werden konnte.
Erste Berichte sprechen davon, dass über die zwei Treuhandfirmen in Lichtenstein etwa 100 Millionen Schilling an Provisionen geflossen sein sollen, und zwar nicht nur Provisionen von Siemens und Knobliglicht, sondern auch von anderen Unternehmen.
Können Sie uns sagen, welche Firmen das sind?
Ich möchte die Firmen jetzt nicht nennen.
Was die Zahl betrifft, wie gesagt, ist eine solche Ziffer unüberprüft und könnte sich noch ganz wesentlich ändern.
Sie wollen die Firmennamen?
Die Firmennamen kann ich Ihnen nicht mitteilen.
Richtig ist, dass andere Firmen, ebenso wie Siemens etwa, hier an das Firmagebrummer, beziehungsweise an Überweisungen dorthin, im mindestens auch so großen Ausmaß beteiligt waren.
Können Sie uns zumindest sagen, um welche Branchen es sich hier handelt?
Es handelt sich um die gleiche Branche wie bei Siemens und Knoblich, nämlich Elektrobranche.
Und es geht dabei auch um Gelder im Zusammenhang mit dem Bau des Allgemeinen Krankenhauses.
Ist das richtig?
Das ist wahrscheinlich.
Es ist noch zu überprüfen, ob diese Firmen als Bewerber für Aufträge beim Allgemeinen Krankenhaus aufgetreten sind und in welchem Umfang und inwiefern sie auch Aufträge bekommen haben.
Ist der Empfänger all dieser Gelder auch wieder der gefeierte Direktor Winter oder gibt es dann eben auch andere Geldnehmer?
Zunächst dürften alle Gelder über Winter gegangen sein.
Ob dann im Hintergrund noch weitere Leute stehen, das wird noch zu erforschen sein.
Das heißt also, Herr Dr. Hofer, was wir bisher wussten, Siemens und Knoblicht ist die Spitze eines Eisberges.
Etwa 18 Millionen sind über der Wasserfläche zu sehen, darunter etwa noch weitere 60 bis 70 Millionen.
Ja, also bitte, ich muss noch einmal sagen, die Ziffern kann ich nicht bestätigen, aber es steht hier jedenfalls mehr am Tabee.
Nun hat es neben den beiden lichtensteinischen Treuhandfirmen Plantech und Geproma jetzt auch einen Züricher Rechtsanwalt erwischt, einen Herrn Dr. Rossels, den Sie verhört haben.
Auch von ihm soll Winter einige Millionen kassiert haben, angeblich für ein elektronisches Patent.
Wie glaubhaft ist eigentlich diese Darstellung?
Ja, es hat sich hier herausgestellt, dass Rossel... Bitte, ich möchte sagen, nicht ich habe ihn vernommen, sondern der Bezirksanwalt in Zürich.
Ich war nur zugegen.
Es hat sich herausgestellt, dass Roßl etwa auch so zu beurteilen ist wie Plantech oder Gebroma, also dass man hier nicht sagen kann, welche Leistungen wirklich erbracht worden sind.
Wie gesagt, die Unterlagen über angebliche Leistungen müssen erst genau ausgewertet werden.
Aber es ist offenbar nichts anderes dort auch wie in Lichtenstein.
Ist also jetzt nach dieser neuen Entwicklung mit weiteren Verhaftungen zu rechnen?
Das kann ich Ihnen zunächst nicht sagen, also unmittelbar steht nichts bevor, nein.
Anderseits gefragt, ist mit Endhaftungen zu rechnen.
Besteht die Chance, dass Dr. Winter und Karl Sefcik in nächster Zeit freigehen?
Naja, also da Sie gehört haben, dass bezüglich Winter sich der Verdacht eher verstärkt hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass Winter also in allernächster Zeit hier freikommen soll.
Was Sefcik betrifft, so kann ich Ihnen das nicht sicher sagen, da ja die Staatsanwaltschaft nicht allein maßgeblich ist für die Haftfrage.
Es wird sicherlich hier zu erwägen sein, nicht?
Aber Dinge, die Safechick wieder von allen Vorwürfen frei waschen, haben Sie bisher nicht entdeckt bei Ihren Nachforschungen?
Nein, nein, so kann man das jedenfalls nicht sagen.
Wir haben ja noch zwei AKH-Direktoren im Amt, die Herrn Schweiger und Parzer, deren Namen tauchen nicht auf bei Ihren Nachforschungen.
Nein, hier gibt es also keine direkten Belastungen.
Danke vielmals.
Auf Wiederhören.
Soweit also dieses Gespräch, das Josef Brockerl mit Staatsanwalt Hofer führte.
Die AKH-Untersuchungsrichterin Partik Pablé, die den AKH-Exdirektor Adolf Winter ebenso verhaften ließ wie den Chef der Siemens-Tochterfirma Knoblich-Licht, Karl Sefcik, erklärte heute übrigens auf Anfrage unserer Redaktion, sie könne über eventuelle weitere Verhaftungen ebenso wie über eine mögliche Entlassung Sefciks aus der Untersuchungshaft vor dem Vorliegen des Ergebnisses des Rechtshilfeverfahrens keine Angaben machen.
Nächster Themenbereich im Mittagsschanal, jetzt 19 Minuten nach 12 Uhr Mittag Wirtschaft.
Wie Sie bereits in den Nachrichten ja gehört haben, liegt der Verbraucherpreisindex für den Monat Mai mit 6,4 Prozent, erstmals über der 6-Prozent-Grenze in diesem Jahr.
Das Statistische Zentralamt, das Monat für Monat die Preissteigerungsrate errechnet, hat auch diesmal untersucht, welche Produktteuerung zu dieser ziemlich ansehnlichen Inflationsrate geführt hat.
Hören Sie näheres von Michael Kerbler.
Die Statistiker haben heute nicht nur den Konsumenten, sondern auch den Wirtschaftspolitikern den Sommerschock verpasst.
Die Inflationsrate für den Monat Mai liegt bei 6,4%.
Der Grund für diesen hohen Indexwert liegt in erster Linie in der Ermittlungsmethode.
Die Berechnung für den Verbraucherpreisindex geht nämlich von der Basis des Indexwertes von Mai 1979 aus.
Ein Blick auf die Statistik der Inflationsentwicklung im Vorjahr zeigt nun, dass im Mai vergangenen Jahres keine indexwirksame Verteuerung der Produkte gegenüber April aufgetreten ist.
Dieser Basiseffekt, wie ihn die Statistiker bezeichnen, hat nun zufolge, dass alle Preissteigerungen von April dieses Jahres auf Mai voll wirksam werden.
Für den Indexwert von 6,4% sind vor allem Preisverteuerungen im Bereich Erdöl und Erdölprodukte verantwortlich.
Im Monatsabstand sind vor allem die Preise für Superbenzin, Heizöl leicht, Normalbenzin und Heizöl extra leicht deutlich im Preis gestiegen.
Die Preissteigerungsrate für Normalbenzin beträgt etwa 10,6%, die für Superbenzin 9,5%.
Auch auf der Beheizungsseite und beim Verbrauch elektrischer Energie hat sich eine deutliche Verteuerung ergeben.
Die Statistiker errechneten eine Teuerungsrate für Beleuchtung und Beheizung im Jahresabstand von nicht weniger als 24,5 Prozent.
Über dem Indexwert von 6,4%, der die Durchschnittsrate angibt, liegt die Teuerungsrate für Ausgaben für Verkehrsmittel von 8,5%, die Teuerungsrate für Reinigung von Wohnung, Wäsche und Bekleidung von 8,1% und die Indexsteigerung von 6,5% für Bekleidungsausgaben.
Nur knapp unter dem Verbraucherpreisindex liegt die Teuerungsrate für Ausgaben der Wohnung, also etwa der Miete, mit einem Wert von 6,1% im Jahresabstand.
Die Spitzenreiter der Teuerung im Jahresabstand führen auch bei der Teuerung im Abstand April-Mai 1980.
So ist zum Beispiel innerhalb eines Monats die Reinigung der Wohnung um 0,7% teurer geworden, die Wohnungsmiete um 0,5% gestiegen.
Spitzenreiter ist natürlich der Teuerungswert von 2,6% bei Ausgaben für Beleuchtung und Beheizung.
Interessant ist die Tatsache, dass knapp vor Beginn der Reisesaison die Aufwendungen für den Urlaub innerhalb eines Monats um nicht weniger als 5,7% in die Höhe kletterten.
Es gibt allerdings auch einige Werte, die einen Rückgang der Preisverteuerung aufweisen.
So ist zum Beispiel das Gemüse um 16,3% im Durchschnitt gegenüber April dieses Jahres billiger geworden.
Auch die Preise für Obst haben sich durchschnittlich um 7,3% verringert.
Und schließlich sind Briketts, die angenehme Ausnahme bei den Brennstoffen, um 1,4% billiger geworden.
Der Indexwert von 6,4%, es sei noch einmal wiederholt, wird also nicht nur von der jüngsten Benzinpreiserhöhung ausgelöst, sondern auch durch die Indexberechnungsmechanik.
Erstmals seit drei Jahren, zuletzt im Juli 1977, gibt es einen Index, bei dem eine 6 vor dem Komma steht.
Im Juli und August dürfte es aufgrund der Tatsache, dass es im Vorjahr in diesen beiden Monaten, so wie schon April auf Mai, keine indexwirksame Preissteigerungen gegeben hat,
wieder zu einer ähnlich hohen Inflationsrate kommen.
Der Sommerschock hat allerdings auch seine positiven Seiten.
Im kommenden Jahr wird die Preisteuerungsrate aufgrund der hohen Monatswerte in diesem Jahr rein statistisch gesehen deutlich unter der 6%-Marke liegen.
Was nützt uns das aber alles?
Wir müssen trotzdem mehr dafür zahlen.
Vielleicht ist auch interessant ein Vergleich mit unseren beiden Nachbarspaaten Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland.
Bei uns wie gesagt 6,4 Prozent, in der Bundesrepublik Deutschland 6,0 und in der Schweiz 4,3 Prozent Preissteigerungsrate.
Soviel als Ergänzung zu diesem Beitrag von Michael Kerbler und wir bleiben gleich weiter beim Thema Wirtschaft.
Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Andros haben heute dem Nationalrat ihre Berichte zur wirtschaftlichen Situation Österreichs vorgelegt.
Beide Politiker unterstreichen den weiteren Vorrang der Vollbeschäftigung und der Stabilität.
Meine Kollegen Hans Langstein und Markus Sommersacher haben sich heute Vormittag im Parlament aufgehalten und hier ist nun ihr zusammenfassender Bericht.
Traditioneller wirtschaftspolitischer Schwerpunkt zur Mitte des Parlamentsjahres.
Vor dicht besetzten Abgeordnetenbänken und flankiert von fast sämtlichen Kabinettskollegen auf der Regierungsbank legten heute Vormittag Bundeskanzler und Vizekanzler hier im Nationalrat ihre Berichte zur wirtschaftlichen Lage Österreichs vor.
Der Bericht des Kanzlers eine trotz mancher Krisensymptome zufriedene Leistungsbilanz mit deutlichem Außenhandelsschwerpunkt und Kooperationsbezeugungen in Richtung Wirtschaft.
Einleitend diagnostizierte der Regierungschef außerordentliche Stabilität bei Beschäftigung und Währung, räumte jedoch ein, dass die Inflation voraussichtlich über den Schätzungen des Jahresanfangs liegen werde, ohne freilich auf den heute veröffentlichten aktuellsten Index Bezug zu nehmen.
Angesichts internationaler Krisensymptome sei vor einer, so Kreisky, Prosperitätseuphorie zu warnen.
Heute scheint es so zu sein, dass derartige partielle Krisen im weltwirtschaftlichen Gefüge zu einer Bedrohung der wirtschaftlichen Stabilität aller Länder werden.
Und wir werden uns daran gewöhnen müssen, mit diesen Schwierigkeiten durch eine jeweilige Anpassung unseres wirtschaftspolitischen Instrumentariums fertig zu werden.
Diese Krisenerscheinungen stellen nicht nur die wirtschaftspolitisch Verantwortlichen eines Landes, sondern natürlich auch die Wirtschaft im Allgemeinen vor schwierige Anpassungsprobleme.
Die Bundesregierung war sich stets der Verantwortung dafür bewusst, den österreichischen Unternehmungen und Betrieben unterstützend
bei der Bewältigung dieser Aufgabe zur Seite zu stehen."
Etwa durch die Unterstützung der Exportwirtschaft.
Über den durchschlagenden Erfolg der Handelsbeziehungen mit EFTA und EBG-Staaten dürfe man, so Kreisky weiter, die Handelsausweitung mit den Entwicklungsländern nicht übersehen.
Allein der Export in diese Länder sei zwischen 1970 und dem Vorjahr von 5 auf 21 Milliarden Schilling angestiegen, Handelserfolge, für die die Regierung oft Initialzündungen gegeben habe.
Generell seien Österreichs Exporte in den letzten zehn Jahren durchschnittlich um 21 Prozent pro Jahr gewachsen, also weit über dem Mittel der OECD-Länder.
Neben dieser Exportförderung sei aber auch die Anpassung der Strukturen der heimischen Wirtschaft ein weiteres wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik.
Sowohl im Bereich der Forschung als auch auf der Produktseite müssten gezielt Schwerpunkte gesetzt werden.
Neuen, arbeitssparenden Technologien dürfte aus Angst um die Vollbeschäftigung nicht mit einer Beschränkung des technischen Fortschritts, sondern durch die Förderung gerade jener internationalen Konzerne begegnet werden, die durch ihre Forschungseinrichtungen den Vorsprung vor der Konkurrenz sichern helfen.
An dieser Stelle seiner Rede kam Kreisky auf die umstrittene General Motors-Niederlassung in Aspern zu sprechen und wies Kritik daran zurück.
Den Gedanken der Dezentralisierung zu Ende gedacht, käme ein Verzicht auf große Projekte, sei es auf dem Gebiet der Infrastruktur oder auch auf der Industrie, würde dazu führen, dass einerseits die Förderungsaufgabe der öffentlichen Hand und andererseits die Wirtschaftlichkeit vieler solcher Projekte in Frage gestellt wird.
Allein die im Bau befindlichen Werke in Aspern, meine Damen und Herren der rechten Seite dieses Hauses, in Aspern und in Steyr werden dem österreichischen Export nach heutigen sachkundigen Schätzungen unmittelbar einen jährlichen Zuwachs von rund 7 bis 8 Milliarden bringen.
Dennoch müssten neben solchen Großprojekten auch kleinere und mittlere Unternehmen gefördert werden.
Zum Schluss die wirtschaftspolitische Bilanz des Bundeskanzlers.
Die Sicherung der bisherigen Erfolge wird angesichts neuer Gefahren, die sich aus der weltwirtschaftlichen Entwicklung ergeben, die durch die Energiepreissteigerung verursacht wird, das Gesamtinstrumentarium der Wirtschaftspolitik vor eine neue Bewährungsprobe stellen.
Hohes Haus!
Die Bundesregierung ist überzeugt, dass es ihr auch in Zukunft gelingen wird, so wie in der Vergangenheit weltweit anerkannt in Österreich die Vollbeschäftigung und Stabilität zu erhalten.
Soweit der Bundeskanzler.
Ausgangspunkt für den Wirtschaftsbericht des Finanzministers war heute ein Vergleich zwischen den Prognosen für das heurige Jahr und der tatsächlichen Entwicklung.
Und da zeigt sich Folgendes.
Das reale Wachstum des Sozialprodukts wird stärker als prognostiziert ausfallen.
Die Arbeitslosenrate wird mit etwa 1,7 Prozent niedriger sein als 1979.
Das Exportvolumen wird nicht um 4, sondern um 5 Prozent steigen.
Allerdings werden sich die Importmengen stärker erhöhen, das Defizit in der Handelsbilanz wird zunehmen und die Verbraucherpreise werden stärker steigen als vorhergesagt.
Gefahren würden sich jetzt vor allem durch den neuerlichen Preisschub bei Airdrill ergeben und zwar durch Verschärfung der Inflation, Abschwächung des Wirtschaftswachstums und Zunahme der Arbeitslosen OECD-weit.
Für Österreich ergebe sich folgende spezielle Situation.
Die Energierechnung wird heuer um mindestens 14 Milliarden auf 47 bis 50 Milliarden ansteigen.
Das heißt, dass mehr als die Hälfte des für 1980 erwarteten Handelsbilanzdefizits durch Energieimporte verursacht sein wird.
Trotz dieser Belastungen hat sich das bereinigte Leistungsbilanzdefizit, also unter Einschluss der Dienstleistungen und vor allem des Fremdenverkehrs, in den ersten vier Monaten des heurigen Jahres im Vergleich zum Vorjahr unter diesen Umständen nicht mehr als 1,8 Milliarden auf 5,5 Milliarden erhöht.
Dies wurde durch eine außerordentlich günstige Exportentwicklung, vor allem aber durch ausgezeichnete Einnahmen im winterfremden Verkehr.
Wir haben eine Rekordsaison hinter uns erreicht.
Dennoch werden unsere gesamten Reiseverkehrseinnahmen 1980 gerade ausreichen, die Energieimporte für 10 Monate zu decken.
1970 reichten sie noch für 28 Monate.
Diese Zahlen unterstreichen die dramatische Verschiebung.
Der Finanzminister erklärte, zur Erhaltung der Vollbeschäftigung seien fünf Maßnahmen notwendig.
Erstens, Absicherung der Preisstabilitätserfolge.
Zweitens, geordneter Rückzug aus dem Erdöl.
Andros sprachte neuerlich seinen Appell zur friedlichen Nutzung der Kernenergie vor.
Drittens, Absicherung der außenwirtschaftlichen Flanke.
Viertens, Forsierung des Strukturwandels.
Und fünftens, Verbesserung der Budgetsituation.
Einige Schwerpunkte aus diesem Programm, weitere Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit im Fremdenverkehr, Verstärkung der Exporte in Länder, mit denen Österreich das größte Außenhandelsdefizit hat, Verstärkung der Produktion von Gütern durch eine neue Industrialisierungswelle, Wirtschaftsförderung nur dort, wo sie Aussicht auf Erfolg hat.
Zum Budget 1981 sagte der Vizekanzler, trotz guter Konjunkturlage und Vollbeschäftigung drohe sich die Kluft zwischen Einnahmen und Ausgaben wieder zu vergrößern.
Einen der Gründe dafür sieht der Finanzminister in einer Stagnation, also einem Gleichbleiben der Steuerquote bei wachsenden Ausgaben.
Folgerung daraus für die Erstellung des Bundeshaushalts 1981.
Wenn auch die derzeitige Konjunktursituation dies noch nicht erfordert,
So müssen die öffentlichen Haushalte und ich meine damit nicht nur den Haushalt des Bundes in die Lage versetzt werden, den mit der Ölpreisverteuerung verbundenen Nachfrageausfall allenfalls durch selektive Nachfragemaßnahmen, die vor allem die Angebotseite stärken, ausgleichen zu können.
Daher, hohes Haus und meine Damen und Herren,
bitte ich um Verständnis, dass ein Verzicht auf Einnahmen nicht vertretbar ist, dass Ausgabenwünsche, zusätzliche, so verständlich sie im Einzelfall sein mögen, nicht erfüllt werden können, dass bestimmte Ausgaben gekürzt werden müssen und dass alle ökonomisch, sozial und verwaltungstechnisch vertretbaren Einnahmequellen genutzt werden.
Soweit Ausschnitte aus den Wirtschaftsberichten von Bundeskanzler und Vizekanzler und damit wieder zurück zum Studio des Mittagsjournals.
Reporter waren Markus Sommersacher und Hans Langsteiner.
Nächster Programmpunkt, jetzt zwei Minuten nach halb eins, ist die Inlandspresseschau.
Für Sie zeichnet heute Wolfgang Fuchs verantwortlich.
Die Zentralorgane der drei Parlamentsparteien beschäftigen sich heute übereinstimmend mit dem Thema Rechnungshof und der Wahl des freiheitlichen Abgeordneten Prösige zum Rechnungshofpräsidenten.
So einheitlich die Themenwahl auch ist, die Beurteilung fällt jedoch verschieden aus.
So schreibt Kurt Pieringer in der freiheitlichen Neuen Freien Zeitung über den Rechnungshof und die 16-jährige Tätigkeit des scheidenden Präsidenten Kandutsch.
Unter ihm ist der Rechnungshof zur zentralen Stelle der Kontrolle geworden.
Einer Kontrolle, die entsprechend den elementaren Grundsätzen der Demokratie eine eigene Gewalt im Staat darstellt.
Der immer wieder neu aufflammende Parteienstreit um den Rechnungshof, an sich eine gewiss unerfreuliche Erscheinung, beweist sehr eindringlich, wie stark das oberste Kontrollorgan der Republik in den letzten Jahren aufgewertet wurde.
Die Einsicht hat sich inzwischen allgemein durchgesetzt, dass es ohne funktionierenden Rechnungshof keine funktionierende Demokratie geben kann.
Zugleich scheint aber auch die Versuchung zu wachsen, ihn als parteipolitisches Instrument einzusetzen.
Die gestrige Wahl und das Wahlverhalten der ÖVP kommentiert Günther Traxler in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
Traxler versteht den Standpunkt der Volkspartei nicht, die Frage des Vizepräsidenten des Rechnungshofes
mit der Wahl des Präsidenten zu verknüpfen und schreibt.
Ihr Obmann trampelt auch noch durch den Porzellanladen der Opposition, indem er die Wahl Brösiges als eine Lösung zu Ungunsten der Opposition, zu Ungunsten der Kontrolle und damit zu Ungunsten der Demokratie bezeichnet.
Man wählt einen Mann der kleineren Oppositionspartei zum Präsidenten, um halbwegs das Gesicht zu wahren, sagt Mock, und verliert damit vollends das Gesicht.
Denn er hält ja auch Brösige für den Richtigen.
Und schließlich Martin Stiegelmeier,
im ÖVP-Organ Neues Volksblatt?
Die Volkspartei hat nichts gegen Brösike und stimmt dennoch nicht für ihn.
Ist das alles nicht unlogisch und schizophren?
Nicht nur in der Wirklichkeit des Alltags, auch in der Politik gibt es die optische Täuschung.
Im Auge erscheint oft etwas krumm, was in Wirklichkeit gerade ist.
In der Politik spricht oft alles zugunsten einer Partei, was in Wirklichkeit ein schlimmer Fehler ist.
So ist es auch im Fall Brösike und im Streit um den Vizepräsidenten des Rechnungshofes.
Die SPÖ sucht sich den künftigen Vizepräsidenten sicher nicht zum Spaß selber aus.
Sie weiß, warum sie das tut.
Sie tut es, wenn man ihr überhaupt keine Strategie unterstellt, allein um die Volkspartei zu ärgern.
Sie tut es, um jenen Partner in Weißglut zu versetzen, den sie in wichtigen Anliegen wie der Atomenergie, der Witwenpension und den Marktordnungsgesetzen sehr nötig braucht.
Sie zeigt der Volkspartei, sonst gerne Partner genannt, hemmungslos ihre Macht.
Abschließend noch ein Kommentar der Tiroler Tageszeitung, der sich mit den heute im Parlament zu beschließenden Marktordnungsgesetzen beschäftigt.
Hans Thür schreibt
Was heute der Nationalrat als neue, wiederum zwei Jahre geltende Landwirtschafts-, Marktordnungs- und Viehwirtschaftsgesetze beschließen wird, dürfte Minister Heiden kaum mehr als seine Kinder erkennen.
Dutzende von SPÖ und ÖVP gemeinsam gestellte Abänderungs- und Ergänzungsanträge haben ihn an die heidnischen Heidenzähne gezogen.
Im Bereich der Milchwirtschaft haben sich die Bauern durchgesetzt.
Auch wird es künftig weder einen Schweinekrisengroschen noch Mastfabriken für Schweine, Kälber und Hühner geben.
Zu verhandeln sind nur noch die Finanzierung des Vieh-Exportes und die Neuregelung der Abschöpfungs- und Erstattungsbeträge, die die Bauern an die EG-Praktiken angeglichen haben wollen.
Doch hier ist nicht der Landwirtschaftsminister federführend, sondern haben Finanz- und Handelsminister das Wort.
Nach dieser Inlandspresse schaufeln Wolfgang Fuchs nun sechs Minuten nach halb eins ins Ausland.
Präsident Carter geht wieder auf große Reise.
Nachdem er sich in den vergangenen Monaten in seinem Rosengarten um das Weiße Haus zurückgezogen hat und nur zu den diversen Vorwahlkampagnen in die Vereinigten Staaten durchs Land zog, wird er nun nach Europa kommen.
Erste Station seiner Reise ist Italien, wo er am Wirtschaftsgipfel der führenden sieben westlichen Industriestaaten in Venedig teilnehmen wird.
Weitere Programmpunkte sind eine Audienz bei Papst Johannes Paul II.
und Visiten in Jugoslawien, Spanien und Portugal.
Diese Reise ist aber bei weitem keine Europa-Sightseeing-Tour, sondern für Carter geht es um weit mehr, wie Jürgen Coe aus Washington zu berichten weiß.
Denn noch nie hat Carter eine Reise mit solcher Sorgfalt vorbereitet wie diese.
Im Mittelpunkt dieser Gipfelbegegnung mit seinen sechs Kollegen will Carter die politische Diskussion stellen, die ihm die vielleicht letzte Chance gibt, sich als wirklicher Führer der westlichen Welt zu beweisen.
Zum Hauptthema will er die sowjetische Invasion Afghanistans machen, weil er glaubt, dass die Verbündeten die daraus erwachsene Bedrohung unterschätzen.
Die Formulierung einer gemeinsamen globalen Strategie des Westens als Antwort darauf,
ist das sicher um einiges zu hoch angesetzte Ziel.
Doch ein lohnender Versuch ist es immerhin.
Natürlich wird Carter auf stärkere Bestrafung der Sowjetunion drängen.
Er dürfte aber auch dem Gedanken näher rücken, in den Ruf nach einem neutralen Afghanistan einzustimmen.
Er wird mit Bundeskanzler Schmidt, dessen bevorstehende Moskau-Reise im Sinne des vorangegangenen Briefwechsels erörtern wollen,
und erneut davor warnen, den NATO-Nachrüstungsbeschluss aufzuweichen.
Korte hat vor, fest aufzutreten, aber nicht provozierend.
Er hat nicht vor, jene mit dem erhobenen Zeigefinger zu schelten, die den Olympia-Wollkott nicht mitmachen.
Iran-Krise und Sanktionen, Autonomieverhandlungen und die EG-Initiative zugunsten der PLO werden von Carter mit Bestimmtheit auf die Tagesordnung gebracht werden und somit den Wirtschaftsgipfel weiter verfremden.
Trotz aller aufgetretenen Meinungsverschiedenheiten und Spannungen zwischen den Verbündeten, oder gerade deshalb, wollen die USA das Treffen in Venedig aber zu einem Gipfeltreffen der Übereinstimmung werden lassen.
Das könnte sogar gelingen und zwar nicht zuletzt deshalb, weil Gipfel dieser Art keine dramatischen Entscheidungen gebären, wenn Wahlen in einzelnen Ländern vor der Tür stehen, wie hier in den USA, Japan, Deutschland und später Frankreich.
Differenzen werden bei solchen Gelegenheiten also eher ängstlich übertüncht.
Wohl nicht ganz zu Recht hat man in Washington den Eindruck gewonnen, als nehmen Amerikas Verbündete ohnehin eine abwartende Haltung ein, als sehen sie Carter und seine Außenpolitik bis zum 4.
November vom Wahlkampf gelähmt oder gar entmündigt.
Natürlich wird sich der amerikanische Präsident bemühen, diese Vorstellung ad absurdum zu führen.
Aber das nächste wirklich wichtige Gipfeltreffen der Sieben, stellt das Nachrichtenmagazin Newsweek fest,
dürfte erst das im nächsten Jahr in Kanada sein.
Doch ob Jimmy Carter dazu eingeladen werde, sei noch nicht entschieden.
Es ist allerdings keineswegs die Furcht vor einer Wahlniederlage, die Präsident Carter die Gelegenheit seiner ersten Auslandsreise in diesem Wahljahr benutzen lässt, seinem Staatsbesuch in Italien und Papst Audienz Abstecher nach Jugoslawien, Spanien und Portugal hinzuzufügen.
Der Jugoslawien-Besuch dient dem Kennenlernen der kollektiven Führung in Belgrad,
und dem Ausbügeln der politischen Fehlentscheidung nicht selbst zu Titos Begräbnis erschienen zu sein, hat also nicht zuletzt demonstrativen Charakter.
Die nächsten und letzten beiden Stationen, Spanien und Portugal, scheinen wie zufällig auf dem Heimweg zu liegen.
Aus Regierungskreisen in Washington hieß es zur Begründung dieser beiden Zwischenstops, Carter wolle dem Prozess der Demokratisierung auf der iberischen Halbinsel seinen Tribut zollen.
Etwas verstört reagierten die Amerikaner denn auch, als der Präsidentenbesuch in Spanien dort schon vorab zu ihnen politischer Munition verarbeitet wurde.
Die Regierung in Madrid kündigte ausgerechnet jetzt an, dass sie Spaniens NATO-Beitritt schon für das nächste Jahr anstrebe, wenn nämlich das bilaterale Verteidigungsabkommen mit den USA abläuft.
Das zeitliche Zusammentreffen der Ankündigung mit dem hohen Besuch aus Washington führte, so hört man, zur innenpolitischen Kontroverse in Spanien.
Und in den Mittelpunkt einer neuen Kontroverse gezogen zu werden ist das letzte.
Soviel von Jürgen Kohar aus Washington.
Die Bundesrepublik Deutschland und Saudi-Arabien stimmen in der Beurteilung der internationalen Krisenherde weitgehend überein, wollen wirtschaftlich noch enger zusammenarbeiten und streben einen intensiven und kontinuierlichen Meinungsaustausch an.
Das ist das vorläufige Ergebnis der deutsch-saudischen Konsultationen anlässlich des viertägigen Staatsbesuchs von König Khalid, der gestern zu einem etwa einstündigen Gespräch mit Außenminister Hans-Dietrich Genscher in der Nähe bei Bonn zusammentraf.
König Khalid hatte am Vortag einen zweistündigen, umfassenden Meinungsaustausch mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, bei dem die Krisenherde im Mittleren und Nahen Osten, Fragen der Weltwirtschaft und die weitere deutsch-saudische Zusammenarbeit im Vordergrund standen.
Der Bundeskanzler hob bei der Begegnung die verantwortungsvolle Ölpreispolitik Saudi-Arabiens hervor, das die jüngsten Preiserhöhungsbeschlüsse des OPEC-Kartells nicht mitvollziehen will.
Und ums Öd ist es hauptsächlich gegangen bei diesem Aufenthalt Caliz in Bonn, auch bei einer Pressekonferenz, die der König heute Vormittag gab, Gneris von Paul Schulmeister.
Bei einer Pressekonferenz heute Vormittag gab der saudische Außenminister Prinz Faisal die entsprechende Lieferbereitschaft seines Landes zu verstehen.
Konkrete Absprachen wurden während des viertägigen Besuches allerdings nicht getroffen.
Trotz der gewaltigen Öllieferungen exportiert Westdeutschland noch mehr nach Saudi-Arabien, dem wichtigsten arabischen Handelspartner der Westdeutschen.
Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen prägten aber nur vordergründig die Bonner Gespräche der saudischen Delegation, zu der neben dem König und dem Außenminister auch der Verteidigungs-, der Wirtschafts- sowie der Industrieminister gehörten.
Allein die Tatsache, dass der durch ein schweres Herz- und Hüftleiden
Gehandicapte Monarch, für dessen Sicherheit 25 Leibwächter sorgten, die anstrengende Reise in die Bundesrepublik unternahm, zeigt, welchen Stellenwert Saudi-Arabien den Beziehungen zur stärksten westeuropäischen Macht beimisst.
Das steigende Interesse Saudi-Arabiens an Europa rührt vor allem aus der Enttäuschung über die Schutzmacht USA.
Ihr Positionsverlust nach dem Umsturz im Iran
und die Sprunghaftigkeit der amerikanischen Außenpolitik veranlassen Saudi-Arabien, in Westeuropa ein Gegengewicht zu seiner Abhängigkeit von Amerika zu suchen.
Die Erklärung Präsident Carters nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan, wonach die Region des Persischen Golfes von vitalem Interesse für die USA sei, wird in Saudi-Arabien vorerst mehr als verbale Bekundung, denn als ein durch reale Machtmittel gedecktes Garantieversprechen betrachtet.
Auch vor diesem Hintergrund hat die Bonner Regierung den Entschluss König Kalitz, eine seiner seltenen Auslandsreisen gerade in die Bundesrepublik zu unternehmen, besonders gewürdigt.
Dazu kam die Tatsache, dass der saudische Herrscher heute fünf Stunden lang West-Berlin besucht.
Eine politische Demonstration, wozu sich keineswegs mehr alle Staatsbesucher in der Bundesrepublik verstehen können.
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Außenminister Genscher und Prinz Faisal wurde heute in Bonn der außerordentlich freundschaftliche Charakter, der nicht nur für die europäische Wirtschaft fundamentalen Beziehungen zwischen den beiden Staaten erkennbar.
Genscher lobte die maßvolle Ölpreispolitik Saudi-Arabiens, hob die weitgehende Übereinstimmung in internationalen Fragen hervor und sprach sich für eine Vertiefung des europäisch-arabischen Dialogs aus, der auf eine höhere politische Ebene gehoben werden solle.
Sowohl in Bonn wie auch in Riyadh sehe man eine Lösung der Afghanistan-Krise nur durch einen Rückzug der Sowjets.
In beiden Staaten halte man eine wirtschaftliche Unterstützung der Türkei und Pakistans für dringend erforderlich und trete man nachdrücklich dafür ein, die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Staaten der Dritten Welt zu stärken.
Außenminister Prinz Faisal lobte die positiven Aspekte in der jüngsten Nahosterklärung der westeuropäischen Regierungschefs, so die Erwähnung des Selbstbestimmungsrechtes des palästinensischen Volkes, der Jerusalemfrage und des illegalen Charakters der israelischen Siedlungspolitik.
Andererseits aber sei Saudi-Arabien enttäuscht, dass die EEG-Erklärung von Venedig in der Frage der Verwirklichung dieser Grundsätze vage blieb und nichts über die Alleinvertretung der Palästinenser durch die PLO ausgesagt habe.
Prinz Faisal bestätigte, dass künftig saudiarabische Offiziere zur Ausbildung in die Bundesrepublik entzahnt werden sollen.
Die auf Bonner Initiative getroffene Vereinbarung sieht allerdings nicht vor, dass auch die Deutschen Militärpersonal nach Saudi-Arabien schicken.
Immerhin das vielleicht stärkste Indiz dafür, dass die Bundesrepublik Deutschland, wenngleich nur sehr vorsichtig, zunehmend bereit ist, aus ihrer weltwirtschaftlichen Führungsrolle Konsequenzen zu ziehen und politische Verantwortung
im Rahmen der westlichen Zusammenarbeit zu übernehmen.
Reporter war Paul Schulmeister.
Ein kulturpolitischer Beitrag steht als nächstes auf unserem Programm.
Die biederen Schweizer haben sich in den letzten Wochen dazu hinreißen lassen, Demonstrationen zu liefern, wie man sie, so ein Polizeisprecher, in den letzten Jahrzehnten in Zürich noch nicht erlebt hatte.
Grund des Unmutes mancher Bürger der schwelende Unterschied zwischen Hochkultur, ein Begriff der auch bei uns einen Beigeschmack hat, und der Jugendsubvention.
Genau geht es darum, dass in Zürich ein Jugendzentrum gebaut werden soll, aber angeblich keine Mittel vorhanden sind.
Diese Tatsache trieb einige Unzufriedene sogar so weit, nackt durch die Züricher Innenstadt zu ziehen.
Aber auch gestern Abend kam es wieder zu Demonstrationen und Auseinandersetzungen.
Ludwig Minelli hat sie miterlebt.
Am Mittwochabend ist es in Zürich wieder zu Strassenschlachten zwischen Jugendlichen, Demonstranten und der Polizei gekommen, nachdem einige hundert Jugendliche das Rathaus der Stadt belagert und so das Stadtparlament dahin gehindert hatten, das Rathaus verlassen zu können.
Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Hartgummigeschosse ein.
In der Folge entwickelte sich eine Strassenschlacht, die nur deshalb nicht wieder zu grossen Sachschäden führte, weil sich die Polizei in einer späteren Phase bereit erklärte, sich zurückzuziehen.
Dann marschierten die Demonstranten friedlich ins Volkshaus, wo sie eine Vollversammlung durchführten, etwa 1000 Personen diskutierten, schliesslich gipfelte die Vollversammlung einmal mehr,
in der Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum.
Es sieht so aus, als würde sich der heisse Sommer in Zürich, wie er Ende Mai angebrochen ist, weiterhin fortsetzen.
Entzündet hatte sich der Unmut zahlreicher Jugendlicher an der Kultursubventionspolitik der Stadt Zürich.
61 Millionen Franken haben die Stimmberechtigten zur Renovation des Opernhauses bewilligt.
Demgegenüber reklamieren die Jugendlichen, dass für ihre Kultur nur wenig Mittel aus dem Stadtsäckel fliessen.
Der Zürcher Stadtpräsident Sigmund Widmer versucht zwar, den Jugendlichen weiss zu machen, die Stadt gebe rund 25 Millionen für sie aus,
Diese Summe kommt aber nur zusammen, wenn Posten zusammengezählt werden, die mit den Opern-, Schauspiel- und Tonhallesubventionen überhaupt nicht verglichen werden.
Es sind etwa Ausgaben für Bastelwerkstechten, Sportanlagen und ähnliches.
Während Tag für Tag unsichtbar auf jedem Sitzplatz des Opernhauses ein Subventionsbeitrag von mindestens rund 80 Franken, etwa 615 Schilling, liegt, müssen Jugendliche die Kosten von Pop-, Rock- und Punkkonzerten selbst vollberappen.
Auch die Forderung nach einem Jugendhaus ist jahrzehntelang von den Stadtbehörden von Zürich sträflich nachlässig behandelt worden.
Was bisher als Jugendhaus galt, waren Abbruchobjekte.
Zeitweise sogar 1968 ein fensterloser Luftschutzbunker im Stadtzentrum.
Auch jetzt bietet der Stadtrat nur eine abbruchreife Fabrikliegenschaft auf Zusehen hin an.
Die Rote Fabrik in Zürich-Wollishofen, die vor zwei Jahren durch Volksentscheid zu einem Kulturzentrum gerade auch für alternative Kultur bestimmt wurde, ist von der Stadt den Jugendlichen vorenthalten worden.
Sie hat darin Räume an kommerzielle Unternehmungen vermietet und in der grossen Fabrikhalle wird ausgerechnet das Opernhausorchester seine Proben durchführen.
Kein Wunder, dass sich die Jugendlichen genassführt vorkommen.
Es kommt hinzu, dass der Erziehungsminister des Kantons Zürich das Problem «Gilgisiert» hat.
«Gilgisieren» ist ein Ausdruck, den der Kabarettist Franz Hohler geprägt hat für ein Verhalten, das darin besteht, immer wieder denselben Fehler zu machen.
Und das Wort leitet sich vom Namen des Erziehungsministers Alfred Gilgen ab.
Dieser hat das Vorführen eines von Universitätsangehörigen im Rahmen eines völkerkundlichen Forschungsprogramms gemachten Videofilms über den Opernhauskrawall verboten.
Angeblich, weil damit staatliches Material zur politischen Agitation verwendet werde.
Tatsächlich aber eben deshalb, weil der Film den Eindruck erweckt, die Polizei habe als erste angegriffen.
Dieses Verbot führte dazu, dass die Unruhen aus der Stadt an die Universität übersprangen.
Da Erziehungsminister Gilgen zugestandener Massen Geheimdossiers in Zusammenarbeit mit der Polizei führt, die schon zu Berufsverboten geführt haben, war sein Verlangen, alles Filmmaterial müsse ihm ausgehändigt werden, wiederum Öl ins Feuer.
Gilgen, ein hundertprozentiger Opportunist, verspricht sich von solchen starken Gesten gute Wahlresultate und nicht ohne Grund.
Er hat das schon wiederholt erlebt.
Dass er dabei aber erhebliche Sachwerte der Bürger gefährdet, weil seine Anordnungen und sein Auftreten provokativ wirken, scheint für ihn Nebensache zu sein.
Politiker müssen eben nichts anderes verstehen, als wiedergewählt zu werden.
Da liegt denn wohl auch eine der Ursachen der Krawalle.
Die Jugendlichen haben keine Wählermacht und deshalb sind sie in der Politik nicht vertreten.
Es gibt auch kaum Parlamentarier im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die der jungen Generation noch nahe genug sind, um deren Anliegen auf der politischen Ebene vorzutragen und durchzusetzen.
Die Vergreisung der Parlamente und die durch soziologische Forschungen nachgewiesene Abwendung der Jugend von der Politik hat in der Schweiz erschreckende Fortschritte gemacht.
Deshalb sind diese Krawalle Flammenzeichen auf einer Wand, die man sollte lesen können.
Soviel also von Ludwig Minelli aus der Schweiz.
Nach einer längeren Pause führt das Burgtheater wieder einmal einen zeitgenössischen österreichischen Autor auf.
Morgenabend hat im sogenannten dritten Raum dem Lusterboden Ernst Jandls Sprechoper aus der Fremde Premiere.
Nach der Urführung im vergangenen Jahr beim Steirischen Herbst war das Stück bis jetzt in Berlin und Zürich zu sehen gewesen.
In der Aufführung des Burgtheaters, die bis Ende Juni insgesamt sechs Mal gezeigt wird, spielen Rudolf Wesseli, Sonja Sutter und Rudolf Bissecker.
Als Regisseur debütiert Gerd Böckmann.
Walter Gellert hat sich bei den Proben zu Ernst Jandls Stück »Aus der Fremde« ein wenig umgesehen.
Ein Tag im Leben eines Schriftstellers.
Eine Chronik der Ereignislosigkeiten, wie Yandl seine Hauptperson einmal sagen lässt, wird in der Sprechoper in sieben Szenen aus der Fremde geschildert.
Im Mittelpunkt des Stückes stehen Schaffenskampf, die Schwierigkeiten kreativ zu sein, mit einem Wort die Existenz eines Schriftstellers.
Die drei Hauptpersonen in diesem brillant geschriebenen Text, ein Schriftsteller und eine Schriftstellerin, beide an die 50, sowie ein junger Intellektueller, sprechen im Konjunktiv, was, um wieder Jandor zu zitieren, Objektivierung, Relativierung und Zerbrechen der Illusion bewirken soll, was aber auch zahlreiche komische Elemente in das Spiel mit einbringt.
Hier ein kurzes Beispiel.
Sie hören Rudolf Wesseli, der den Schriftsteller verkörpert.
dass sie wohl wisse, wie er seine Depression zum Schreiben nütze, dass vor Jahrzehnten schon den Selbstmord er zum Thema von Gedichten gemacht hätte und dass er schwören könne, so lang immun zu sein, als eine Zeile ihm gelinge, was allerdings zuweilen völlig unmöglich scheine, wie sie selber wisse.
Autor Ernst Jandl hat bis jetzt drei Aufführungen seiner Sprechoper aus der Fremde gesehen.
Bei der Grazer Aufführung hat man auf die Bezeichnung Sprechoper verzichtet und sie durch die Bezeichnung Sprechstück ersetzt.
Es geht sehr rasant vor sich, das Ganze dauert glaube ich 90 Minuten.
Und wenn man das mit der Berliner Aufführung vergleicht, die also tatsächlich als Sprechoper konzipiert wurde, so ist schon auffallend der große Zeitunterschied.
Die Berliner Aufführung dauert ungefähr drei Stunden.
Und man hat nicht nur in der Intonation des Peter Fitz, der die Hauptrolle spielt, die von mir gedachte
Abweichung vom normalen Sprechen und das fallweise Auftreten einer Art von Rezitativgesang, sondern es wird auch jedes sprachliche Teilchen, jede Zeile so sorgsam modelliert, wie es etwa einer musikalischen Aufführung entsprechen würde.
Ich habe ja auch eine dritte gesehen in Zürich im Theater an der Winkelwiese,
wo man wieder um einen anderen Weg gegangen ist, indem nämlich alle drei Schauspieler ihre Stimme von der normalen Alltagsintonation wegbewegt haben in Richtung Sprechgesang.
Wie löst man am Burgtheater dieses Problem?
Dazu Regisseur Gerd Böckmann.
Ernst Gerndl gibt in dem Stück
dem Regisseur und den Theatermachern etwas an die Hand, was wir versucht haben zu nutzen und zwar lässt er die Hauptperson folgendes sagen und so lasse sich das ganze Stück hindurch
Die Illusion des Sichtbaren entweder betonen oder verringern, aber am besten vielleicht lasse es sich schwankend tun.
Die Illusion des Sichtbaren abwechselnd betonend und verringernd und dazu noch in verschiedenen Geraden.
Was aber wirklich Sache des Regisseurs sei.
Und ich habe mich versucht daran zu halten, weil ich glaube, dass das von ihm angestrebte Singen einen ganzen Abend lang hindurch
tatsächlich das erreichen würde, was, glaube ich, nicht sehr aufregend ist, nämlich eine totale Zerschlagung von Illusionen.
Und wir haben versucht, das abwechselnd zu tun.
Es wird ein Teil gesungen, ein Teil wird gesprochen, ein Teil wird rezitativisch behandelt.
Unschwer lassen sich in den Figuren des Schriftstellers und der Schriftstellerin Ernst Jandl und Friederike Mayröcker erkennen.
Allerdings möchte Jandl selbst sein Stück nicht als autobiografisch verstanden wissen.
In der Zeitschrift Theater Heute schrieb der Autor dazu, wollte man dieses Stück am Leben der realen Gegenbilder der darin auftretenden Personen messen, müsste man sagen, nahezu alles aus dem Leben dieser drei sei im Stück ausgespart.
Aber alles darin, nahezu alles darin, sei zu finden in dem Leben dieser drei.
Und dieses radikale Hineinnehmen habe das Stück erst möglich gemacht und beides zusammengenommen sei, um dieses Wort zu wagen, die Kunst an diesem Stück.
Walter Gellert hat diesen Beitrag gestaltet.
Letzter Programmpunkt im Mittagschanal, die Kurznachrichten aus aller Welt.
Österreich.
Der Verbraucherpreisindex ist im Mai gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um 0,6%.
Am stärksten war die Teuerung in der Verbrauchsgruppe Beleuchtung und Beheizung mit 24,5%.
Gegenüber April sind die Preise um 0,5% gestiegen.
Ins Gewicht fällt dabei besonders die Verteuerung bei Erdölprodukten.
Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Androsch haben heute dem Nationalrat ihre Berichte zur wirtschaftlichen Situation vorgelegt.
Beide unterstrichen den weiteren Vorrang von Vollbeschäftigung und Stabilität.
Kreisky hob unter anderem die Automobilprojekte von General Motors und Steyr BMW als Beispiele für weitreichende Planung hervor, die über die Arbeitsbeschaffung hinaus auch den Klein- und Mittelbetrieben zugute kämen.
Außerdem wies er auf die Bedeutung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Ländern der Dritten Welt hin.
Der Finanzminister nahm ausführlich zur Budget- und Energiesituation Stellung.
Er trat für die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf ein.
Einen Verzicht auf Steuereinnahmen des Staates hält er nicht für möglich.
Erhebungen von Staatsanwalt Hofer in Lichtenstein und in der Schweiz haben den Verdacht gegen den suspendierten AKH-Direktor Winter verstärkt.
Hofer wollte in einem Interview noch keine Zahlen nennen, sagte aber, auch bisher nicht genannte Firmen der Elektrobranche hätten Schmiergelder bezahlt.
Gegen die verbliebenen AKH-Direktoren Schweiger und Parzer haben sich nach seinen Angaben keine Verdachtsmomente ergeben.
Der Gewerkschaftsbund hat im vergangenen Jahr knapp 1,3 Milliarden Schilling eingenommen.
98 Prozent davon stammen aus Mitgliedsbeiträgen.
Die größten Ausgabeposten entfallen auf Betreuung der Mitglieder und Personalkosten, Organisation, Information sowie Bildung, Jugend und Sport.
USA Präsident Carter tritt heute seine seit längerem geplante Reise nach Europa an, die ihn zunächst nach Italien und dann nach Jugoslawien, Spanien und Portugal führen wird.
Höhepunkt wird die Teilnahme Kaders am westlichen Wirtschaftsgipfel in Venedig sein.
Großbritannien Das Institut für strategische Studien in London ist der Ansicht, die Verbündeten der USA müssten sich stärker als bisher engagieren, wenn die Rolle der westlichen Allianz gefestigt werden solle.
In seinem Jahresbericht warnt das Institut vor einem ungezügelten Wettrüsten.
Israel
Nach Auffassung von Ministerpräsident Begin ist eine Einigung zwischen Israel und Ägypten in der Palästinenser-Frage trotz der bestehenden Meinungsunterschiede möglich.
Die Schaffung eines Palästinenser-Staates schloss Begin neuerlich aus.
Südafrika.
Die Situation nach viertägigen blutigen Unruhen hat sich offenbar wieder beruhigt.
Die seit 1976 schwersten Rassenunruhen haben mindestens 60 Menschenleben und mehr als 200 Verletzte gefordert.
Diese Kurznachrichten standen am Ende von 60 Minuten.
Information durch den aktuellen Dienst für Redaktion und Technik verabschiedet sich.
Einblendung: Ausschnitt mit Rudolf Wessely. Einblendung: Ernst Jandl, Gerd Böckmann
Mitwirkende:
Gellert, Walter [Gestaltung]
, Wessely, Rudolf [Interpret/in]
, Jandl, Ernst [Interviewte/r]
, Böckmann, Gerd [Interviewte/r]
Datum:
1980.06.19 [Sendedatum]
Ort:
Wien, Burgtheater [Ort der Aufführung]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Kultur
;
Theater
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten