Mittagsjournal 1980.07.26

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich der aktuelle Dienst mit dem Mittagsschornal.
    Herbert Dobrowolny begrüßt Sie aus dem Studio.
    Und bevor wir zu den Nachrichten kommen, der übliche Überblick über das geplante Programm, das Sie bis 13 Uhr hören können.
    Nach den Nachrichten haben wir Franz Kardinal König zu Gast im Schornal.
    Er feiert am nächsten Sonntag seinen 75.
    Geburtstag, Anlass für uns ein ausführliches Gespräch mit Kardinal König zu führen.
    Außerdem informieren wir Sie über die Eröffnung der Dornbirner Messe, über die Forderung der Bauarbeitergewerkschaft eine Novellierung der Arbeiterabfertigung durchzubekommen, zitieren aus österreichischen Tageszeitungen und ziehen eine Zwischenbilanz der Palästinenser-Debatte in der UNO-Vollversammlung.
    Als spezielles Service für all jene, die derzeit vielleicht auf Österreichs Straßen unterwegs sind und im Stau stehen, planen wir um etwa 12.25 Uhr ein Gespräch mit der Informationszentrale des ÖAMTC über die aktuelle Verkehrssituation.
    Die Kulturredaktion informiert sich schließlich über die offizielle Eröffnung der Salzburger Festspiele.
    Zu Beginn stellen wir immer die Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist Georg Schalgruber, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Österreich.
    Der Bundesparteiobmann der FPÖ Stege, er ist auch Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Klärung der Vorgänge rund um den Neubau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses, sagte heute, dass Vergabewesen in Österreich müssen neu geregelt werden.
    Eine Reform der Ö-Norm reiche dafür nicht mehr aus.
    Es müsse vielmehr ein Vergabegesetz geschaffen werden, das die Auftragsvergaben durch die öffentliche Hand bundesweit normiert, sagt die Stieger.
    In diesem Gesetz sollen Bestimmungen über die Ausschreibung, die Anbotseröffnung und die Vergabe sowie Kontrollmaßnahmen enthalten sein.
    Unabhängig davon soll es bei Großprojekten eine eigene begleitende Kontrolle geben.
    Ähnlich wie sie jetzt von Dr. Kandutsch für das Allgemeine Krankenhaus eingerichtet wird, meint die Stieger abschließend.
    In der Diskussion um den AKH-Skandal haben auch heute noch Äußerungen des früheren Rechnungshof-Präsidenten Kandutsch in einer Klub-II-Diskussion Folgewirkungen.
    Kandutsch hatte der Justiz im Zusammenhang mit Rechnungshof-Anzeigen laxes Vorgehen vorgeworfen.
    SPÖ-Klubobmann Fischer hat nun den neuen Rechnungshofpräsidenten Brösike um Kopien aller Anzeigen ersucht, die der Rechnungshofpräsident in den letzten fünf Jahren im Bereich der Wirtschaftskriminalität an die Staatsanwaltschaft gerichtet habe.
    Er sei deshalb am Inhalt dieser Anzeigen sehr interessiert, sagt die Fischer, weil Kandutsch seines Wissens während seiner aktiven Zeit im Nationalrat, dessen Organ der Rechnungshof hier sei, niemals darauf hingewiesen habe, dass Anzeigen des Rechnungshofes nicht mit ausreichender Konsequenz behandelt worden seien.
    Lichtenstein
    Die Regierung des Fürstentums hat in einer Anfragebeantwortung bedauert, dass Zeugenaussagen und andere Ermittlungsergebnisse des Rechtshilfeverfahrens im Wiener AKH-Skandal wörtlich in österreichischen Zeitungen abgedruckt worden sind.
    Dies widerspreche den Grundsätzen eines geordneten internationalen Rechtshilfeverkehrs.
    Die lichtensteinische Regierung bekannte sich aber zu dem Prinzip, bei der Vernehmung von Zeugen durch einen lichtensteinischen Richter ausländische Beamte zuzulassen.
    Österreich.
    In Salzburg wurden heute die diesjährigen Festspiele eröffnet.
    Bundespräsident Kirchschläger wies in seiner Rede unter anderem darauf hin, dass der 60.
    Geburtstag dieser Festspiele mit dem 60-jährigen Bestand der österreichischen Bundesverfassung zusammenfällt.
    Die Salzburger Festspiele bedürften, um die Freiheit der Kunst voll auszuschöpfen, des Hintergrundes der demokratischen Staatsordnung, sagte der Bundespräsident.
    Unterrichtsminister Sinovat stellte die Frage, inwieweit die Salzburger Festspiele 1920 bis 1980 das Österreich der Ersten und Zweiten Republik reflektierten.
    Der Minister setzte fort, die Spiele seien von Anfang an eine Manifestation einer österreichischen Selbstbehauptung mit den Mitteln der Kunst gewesen.
    Nachzulesen sei dies bei Hugo von Hofmannsthal.
    Wolfgang Hildesheimer, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren des deutschsprachigen Raumes und profunder Mozart-Kenner, hielt unter dem Titel »Was sagt Musik aus?« die Festrede.
    Hildesheimer definierte Musik als die Kunst, die zur Seele spricht, vor der die Ratio versagt.
    Musik habe keinen Gegenstand, sondern sei Subjekt und Objekt in einem.
    Ihre Botschaft liege im Medium, formulierte der 64-jährige Autor des im Jahre 1977 erschienenen Buches Mozart.
    In Dornbirn wurde heute die 32.
    Messe eröffnet.
    Sie dauert bis kommenden Sonntag.
    Etwa 800 Firmen aus 20 Staaten stellten etwa zu gleichen Teilen Konsum- und Investitionsgüter aus.
    Schwerpunkt der Dornbirner Messe ist die siebende Landeshandwerks- und Werbeausstellung.
    Ihr Motto, Handwerk, Tradition mit Zukunft.
    29 Vorarlberger Handwerksinnungen sind mit Kollektivausstellungen vertreten.
    Vereinte Nationen Nahosten.
    Bei der Sondersitzung der UNO über das palästinenser Problem ist ein Resolutionsentwurf eingebracht worden, in dem der vollständige und bedingungslose Abzug Israels aus den besetzten arabischen Gebieten gefordert wird.
    Außerdem wird das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes und die Beteiligung der palästinensischen Befreiungsorganisation an alle Nahostverhandlungen verlangt.
    Der Staatsminister des ägyptischen Außenministeriums, Ghali, erklärte während der UNO-Sonderdebatte, das israelische Gesetz über den Status von Jerusalem als unteilbare Hauptstadt des jüdischen Staates seien den Augen Kairos eine Verletzung des internationalen Rechtes.
    Nach Angaben der ägyptischen Zeitung Al-Gurmuriyah wird Kairo seinen Botschaft in Israel nicht abberufen, falls der israelische Ministerpräsident Begin seinen Amtssitz wie geplant nach Ost-Jerusalem verlegt.
    Das Blatt dementiert damit israelische Rundfunkberichte, in denen von diplomatischen Konsequenzen Ägyptens die Rede war.
    Der frühere israelische Außenminister Dayan hat in einem Fernsehinterview das Gesetz über den Status Jerusalems ebenso kritisiert wie die Entscheidung Begins, seinen Amtssitz im Ostteil der Stadt einzurichten.
    Dayan sagte unter anderem, das Gesetz sei nicht notwendig und der Zeitpunkt, zu dem es vorgelegt werde, sei äußerst ungünstig.
    USA.
    Die OAS, die Organisation amerikanischer Staaten, hat den Militärputsch in Bolivien verurteilt und ihre tiefe Besorgnis über Menschenrechtsverletzungen nach dem Staatsstreich zum Ausdruck gebracht.
    In einer gestern verabschiedeten Resolution erklären die OAS-Staaten, die Armee habe die demokratisch gewählte bolivianische Regierung daran gehindert, ihr Amt anzutreten.
    Gegen die Resolution stimmten neben Bolivien Chile und Paraguay.
    Die Vereinigten Staaten haben nach dem gewaltsamen Umsturz in Bolivien sowohl die militärische als auch die Wirtschaftshilfe für das lateinamerikanische Land eingestellt.
    Außenminister Mosky betonte, Washington sei über den Abbruch des Demokratisierungsprozesses in Bolivien besorgt.
    Iran Die Welle von Hinrichtungen nach dem von der Revolutionsführung aufgedeckten angeblichen Butch-Versuch dauert an.
    Nach einem Bericht von Radio Teheran sind in der südwestiranischen Stadt Desfol vier Personen wegen bewaffneter Aktionen gegen die Islamische Republik zum Tode verurteilt und exekutiert worden.
    Sie waren für schuldig befunden worden, Revolutionsgardisten angegriffen, öffentliche Gebäude besetzt und angeblich in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst CIA Demonstrationen organisiert zu haben.
    Weitere drei Personen, unter ihnen eine Frau, wurden in des Föhl wegen Rauschgifthandels und Sittenvergehen hingerichtet.
    Großbritannien
    Persien zieht seine Goldbestände aus dem Westen ab.
    Dies geht aus britischen Presseberichten hervor.
    Demnach versuchen die iranischen Behörden, die bei westlichen Banken und Währungsbehörden gelagerten Goldbestände in den Iran zu bringen, um möglichen Sanktionen des Westens zuvorzukommen.
    Die Entwicklung wird auch durch britische Zollstatistiken belegt.
    Insgesamt hatte Iran seit Jahresanfang etwa 30 Tonnen Gold im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar aus Großbritannien gebracht.
    Eine ähnliche Entwicklung wird auch für Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland vermutet.
    Österreich
    In einem Kukurutsfeld in der Nähe von Unterrohr bei Hartberg im burgenländisch-steirischen Grenzgebiet wurde heute die Leiche der 19-jährigen Helga Herbst gefunden.
    Seit vergangenem Sonntag suchte man nach dem Mädchen.
    Der Kriminalfall stellte die steirischen Sicherheitsbehörden vor Rätsel.
    Vor etwa einer Woche wurde die Leiche des 19-jährigen Fleischhauers Johann Binder gefunden.
    Von seiner Freundin fehlte jede Spur.
    Tag für Tag durchstreiften in groß angelegten Suchaktionen hunderte Menschen das Gebiet.
    Auch zahlreiche Spürhunde wurden eingesetzt.
    Aber erst heute bestätigten sich die Befürchtungen, auch das Mädchen sei ermordet worden.
    Beim Fundort wurden auch einige Glassplitter entdeckt und Reifenspuren gesichert.
    Diese Hinweise könnten die Kriminalisten bei der Klärung des Verbrechens helfen.
    In Wolfau findet heute das Begräbnis des Ermordeten Hans Binder statt.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Im Ostalpenraum herrscht auch heute Hochdruckeinfluss.
    Von Frankreich her nähert sich unserem Land eine Gewitterzone, die morgen in abgeschwächter Form das Wetter in Westösterreich beeinflussen wird.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist heiter, mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 25 bis 30 Grad.
    Temperaturen morgen früh 11 bis 16.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    In Vorarlberg und Nordtirol Aufkommen von Quellbewölkung und Gewitterbildungen.
    Sonst meist sonnig.
    Winde aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperaturen 24 bis 29 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter, 25 Grad, Nordwind, 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter, 26, Nordwest, 5.
    Linz, wolkenlos, 24 Grad, Ostwind, 15 km in der Stunde.
    Salzburg, Heiter, 24 Grad, Windstille.
    Innsbruck heite 25° Windstille.
    Bregenz wolkenlos 21° Südwind 3 km in der Stunde.
    Graz heite 24° Windstille und Klagenfurt wolkenlos 24° Südostwind 3 km in der Stunde.
    Das waren die Nachrichten und der angenehme Wetterbericht im Mittagschanal.
    Die Übersicht über die Verkehrssituation auf Österreichs Straßen können Sie um etwa 12.27 Uhr auf diesem Programm hören.
    Jetzt ist es 12.12 Uhr.
    im Journal zu Gast.
    Franz Kardinal König.
    Kardinal König wird am 3.
    August 75 Jahre alt.
    Er stammt aus einer kinderreichen Bauernfamilie im niederösterreichischen Alpenvorland, ist seit 1956 Erzbischof von Wien und seit 1958 Kardinal.
    Das Alter 75 ist für einen Kardinal ein ganz besonderes Alter.
    Er muss nämlich dem Papst seinen Rücktritt anbieten.
    Der Papst kann annehmen, muss diesen Rücktritt aber nicht annehmen.
    Anlass für uns, dieser 75.
    Geburtstag mit Kardinal König ein ausführliches Gespräch zu führen, Interviewer waren Horst Friedrich Mayer und Rudolf Nagilla.
    Herr Kardinal, Sie sind jetzt fast ein Vierteljahrhundert Erzbischof von Wien und auch fast ein Vierteljahrhundert Kardinal.
    Was hat sich in dieser Zeit für die Kirche, was ihre Situation in der Welt betrifft, und was hat sich für einen Kirchenmann in dieser Zeit geändert?
    Ich würde mit ein bisschen Bosheit so antworten, dass ich sage, vor 50, 80 Jahren war es noch sehr schön, Bischof zu sein.
    In der heutigen Zeit, glaube ich, ist es schwierig geworden, rein von der Arbeitsseite her und auch von der Vielfalt der Aufgaben und Probleme, die an einem Bischof heran treten, gerade aufgrund
    des großen Wechsels und der vielen Veränderungen, die in einer relativ kurzen Zeit vor sich gegangen sind.
    Manche haben einmal gesagt, mit diesem Kardinalkönig werden wir versuchen können, diese Kirche hier im Land und vielleicht auch in Europa oder in der Welt zu erneuern.
    Ist das eigentlich geschehen?
    Das kann ich selber schwer beurteilen.
    Das muss ich dann Außenstädten überlassen.
    Man hat meine Mitarbeit beim Konzil und verschiedene Reden, die ich dabei auch gehalten habe, in dem Sinne verstand, dass ich hier einerseits für die Tradition und für die Verbundenheit mit der kirchlichen Überlieferung bin, auf der anderen Seite aber habe ich immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass es darum geht, die Zeichen der Zeit zu verstehen und die neuen Fragen, die an der Kirche gerichtet werden, auch zu beantworten.
    Diese Mobilität, die damals im Kirchenbereich und im Kirchenleben zum Ausdruck gekommen ist, die hat bei manchen den Eindruck erweckt, ich bin fortschrittlich, ich bin liberal.
    Mit diesem Mann wird man eine ganz neue Richtung der kirchlichen Arbeit aufbauen können.
    und das würde dann einen bisher nicht erreichten Erfolg uns bringen.
    Das heißt, die Kirche und die Entwicklung haben Sie, Herr Kardinal, überholt oder besser anders formuliert, Sie sind davon überholt worden, wenn ich diese Antwort richtig verstanden habe.
    Ja, zum Teil.
    Erklärungen, die der
    jetzige Papst in letzter Zeit abgegeben hat und auch teilweise Erklärungen von ihnen zeigen immer wieder, dass in letzter Zeit häufig betont wird, dass die Kirche stärker als in den letzten Jahren, in den letzten 10, 15 Jahren betont wird, dass die Kirche auch da sei, die Menschen ins Jenseits zu begleiten und nicht in erster Linie da sei, die Verhältnisse in dieser Welt zu ändern.
    Also zum Beispiel die soziale Gerechtigkeit herbeizuführen.
    Sicher, es ist in der Stärke belohnt worden, weil es notwendig war, weil man damit ein Gegengewicht gegen jene Richtungen schaffen wollte, die vergessen haben, dass die Kirche nicht nur eine sozial-reformatorische Aufgabe hat.
    Das dürfte auch der Grund sein, dass die Progressisten in der Kirche in letzter Zeit etwas enttäuscht sind und unter anderem auch enttäuscht mit diesem Papst sind.
    Ja, das mag damit zusammenhängen.
    Das ist dann doch in verschiedenen Fällen zu weit gegangen.
    Es wurde eine reine sozial-reformatorische Aufgabe gesehen und daher war es notwendig, das Gegengewicht stärker zu betonen und stärker auf diese andere wesentliche Aufgabe der Kirche hinzuweisen.
    Die eher progressistischen Kreise in der Kirche kontern mit dem Argument,
    Der Kardinal König ist als Reformer angetreten und ist jetzt ein eher konservativer geworden.
    Ja, ich möchte meinerseits nur betonen, dass von mir aus gesehen die Mitte das Wichtige ist.
    Nach jedem Konzil hat es
    große Wellenbewegungen gegeben, die in extreme Richtungen auseinandergegangen sind.
    Und es ist, glaube ich, in der Kirche sehr wichtig, die Mitte zu sehen und nach der Mitte hin zu tendieren.
    Ich möchte also weder nach der einen
    von der einen Seite noch von der anderen reklamiert werden.
    Ich kann das nicht verhindern, wenn das geschieht, aber meine Meinung ist das, meine Auffassung ist das, hier die Mitte immer wieder zu sehen, die Mitte zu bedonen und die Extreme einzuladen, hier die Lösung ihrer Probleme.
    im Zusammenkommen mit der Mitte zu finden.
    In ihrer Amtszeit ist doch ein entscheidender Schritt, ein historisch bedeutsamer Schritt in diesem Land erfolgt.
    Die Kirche hat sich von der einseitigen Bindung an ein bestimmtes politisches Lager, an das bürgerlich-konservative, christlich-soziale Lager gelöst.
    Das war ein Schritt, der für viele Wähler dieses Lagers sicherlich
    vielleicht unverständlich, manchmal schmerzlich zumindest aber irritierend gewesen ist.
    In der Rückschau war dieser Schritt richtig, war er nicht zu vermeiden, musste er kommen?
    Ich glaube, dass es notwendig war, ein Ersatz deswegen, weil dieser Schritt schon gesetzt worden ist unter Kardinal Inizer und ich habe diese Errichtung in der Bischofskonferenz vertreten.
    Ich glaube, sagen zu können, dass die gesamte Bischofskonferenz hier derselben Meinung war und ist, dass es notwendig ist für die Kirche, eine parteipolitische Bindung aufzugeben, soweit sie bestanden hat.
    Dafür aber, alle Katholiken im Lande anzusprechen und alles dran zu setzen, dass Katholiken überall dort, wo sie stehen, versuchen als Katholik tätig und wirksam zu sein.
    Inzwischen hat die Regierungspartei davon schon gesprochen, dass die Kirche und die Sozialdemokratie zumindest ein Stück weges gemeinsam gehen.
    Ist das jetzt ein Reklamieren?
    der Kirche aus dem anderen politischen Lager her, wie werten Sie das?
    Ja, darauf kann ich schwer einen Antwort geben.
    Der Zentralsekretär Blecher der SPÖ sagt immer wieder, die Kirche und die sozialdemokratische, sozialistische Bewegung hätten letztlich dieselben Ziele und sie müssten eigentlich auch miteinander marschieren.
    Ein politischer Partei und die Kirche können nicht die gleichen Ziele haben, weil sie auf ganz verschiedenen Ebenen agieren.
    Und natürlich gibt es in jeder politischen Partei auch Aufgabenbereiche, etwa die soziale Frage, gibt es Anliegen, die auch unmittelbar religiöse Fragen berühren.
    In diesem Sinne kann man natürlich von einem Zusammenhang sprechen.
    Aber man kann nicht sagen, ich meine hier,
    Alle Parteien in unserem Lande, dass die Kirche dieselben Ziele hat, so wie die ein oder andere Partei.
    Sie werden manchmal von bürgerlichen Kreisen, die enttäuscht darüber sind, dass sie die Kirche aus der Parteipolitik herausgezogen haben, als der rote Kardinal bezeichnet.
    Was sagen Sie dazu?
    Wenn man damit meint, dass ich
    nicht nur der Bischof der ÖVP bin, dann verstehe ich das.
    Wenn man aber damit zum Ausdruck bringen will, dass ich auf Seiten der SPÖ stehe oder sie bevorzuge, dann muss ich das ablehnen, denn ich bin für alle Katholiken dieser Stadt und dieses Landes da.
    Manche Katholiken in diesem Land haben oft auf ein klärendes, eindeutiges Wort
    des Kardinals gewartet, das dann vielleicht später verspätet und nicht deutlich genug gewesen ist.
    In sehr brennenden Fragen, die hier eben die Katholiken sehr berühren und sehr interessieren und wo sie manchmal darauf gewartet haben, dass der Kardinal sich jetzt sehr entscheidend und sehr entschieden zu Wort meldet.
    Ja, ich glaube, dass ich das immer getan habe, dann, wenn es notwendig war.
    Ich möchte aber folgende Bemerkung vorausschicken.
    Es gibt viele im Lande, die meinen, der Kardinal braucht nur auf einen Knopf zu drücken, um einen Film zu verbieten, um irgendeine unliebsame Demonstration zu verhindern.
    Und das kann er leider nicht.
    Das würde man als Einmischung der staatlichen Aufgaben ansehen.
    Und ich möchte zweitens hinzufügen, wenn man zu oft spricht, dann läuft man Gefahr, dass man nicht ernst genommen wird.
    Man verschießt seine Munition, wenn ich das so bosaisch ausdrücken darf, ohne irgendeinen Erfolg zu haben.
    von außerordentlicher Wichtigkeit, den rechten Zeitpunkt zu finden.
    Dass das manchmal vielleicht nicht gelungen ist, gebe ich gerne zu, aber mein Bestreben war es, daran zu sprechen, wann eben der rechte Augenblick dafür da war.
    Es gab zwischen Kirche und SPÖ in den 70er Jahren zwei große Reibungsflächen, wenn ich das Recht in Erinnerung habe.
    Die eine war die Fristenlösung, die andere war das Familienrecht, insbesondere das Scheidungsrecht.
    Gibt es darüber hinaus noch andere Bereiche der SPÖ-Politik, die Ihnen nicht gefallen?
    Sie haben damit die wichtigsten Problemkreise berührt.
    Gibt es auch bei der Politik der ÖVP Positionen, die Ihnen nicht gefallen?
    Wobei klar ist, dass das etwas schwieriger zu beurteilen ist, weil die ÖVP auf Bundesebene Oppositionspartei ist, also weniger Politikmacht als die SPÖ.
    Vielleicht daher etwas anders gefragt, was sagen Sie zur grundsätzlichen Haltung der ÖVP?
    Was sagen Sie zum Beispiel zum Parteiprogramm der ÖVP?
    Ich kann also feststellen, dass ich eine Reihe von Vertretern der ÖVP persönlich kenne, die ich als praktizierende Katholiken schätze.
    Etwas anderes ist das Parteiprogramm und die Partei als solche.
    Die ÖVP hat wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht eine katholische,
    Partei sein will, weil sie auch geöffnet ist für Nicht-Katholiken und für Kreise, die der Kirche fernstehen.
    Aber es gibt sehr viele praktizierende Katholiken im Führungskreis der ÖVP.
    Trotzdem reklamiert diese ÖVP den Kardinalkönig nach wie vor für sich, wenn ich an die Aufregung denke, die es gegeben hat, dass sie dem Wiener Bürgermeister einen päpstlichen Orden verliehen haben und dabei sich bezogen haben auf die Zahl der Katholiken, die hier in dieser Stadt, also in Wien,
    eben auch dem sozialistischen Lager angehört.
    Was sagen Sie dazu, wenn die ÖVP, wenn ich es vereinfacht ausdrücke, Sie einfach reklamiert und sagt, das hätte der Kardinalkönig nicht sagen, nicht tun sollen damals?
    Erstens bin nicht ich derjenige gewesen, der den Orden verliehen hat, sondern der Papst verleiht den Orden und ich habe ihn nur zu überreichen gehabt.
    Zweitens bin ich hinsichtlich dieser Äußerung sehr missverstanden worden.
    Der Vizebürgermeister der ÖVP Busseck hat am nächsten Tag in einer Pressekonferenz den Sachverhalt richtig dargestellt, so wie es gewesen ist.
    Herr Kardinal, Sie werden in wenigen Tagen 75 Jahre alt.
    Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil müssen Bischöfe und Kardinäle
    wenn Sie 75 werden, dem Papst Ihren Rücktritt von Ihrer Funktion anbieten.
    Haben Sie das schon getan?
    Das habe ich schon getan.
    Das zweite Mal eigentlich.
    Das heißt, Sie wollen auch zurücktreten?
    Ja.
    Und wissen Sie schon, ob es der Papst annehmen wird?
    Der muss es ja nicht tun.
    Das kann ich von mir aus nicht entscheiden.
    Darüber weiß ich nichts.
    Und wann erwarten Sie eine Antwort von ihm?
    Ja, in den nächsten Monaten.
    Ist es nicht denkbar, dass der Papst Sie auffordern wird, so lange im Amt zu bleiben, bis der nächste große Katholikentag durchgeführt sein wird, der sicherlich auch einen Höhepunkt in Ihrer Laufbahn hat?
    Das kann er, aber das muss er nicht tun.
    In diesem Zusammenhang ist ja viel davon geredet worden, dass der Papst diesen Katholikentag, der in drei Jahren stattfinden wird, zum Anlass für einen oft oder mehrmals schon angekündigten Österreichbesuch nehmen wird.
    Ja, das ist mit ihm besprochen worden.
    Er hat auch zugesagt, dass er spätestens bei diesem Anlass Österreich besuchen wird.
    Das hat er schon früher vorgehabt.
    Das wird er so 1983 sehen.
    Er war in vielen Ländern, auch in vielen europäischen Ländern.
    Österreich scheint fast ein bisschen ausgespart oder ausgeklammert.
    Hat das einen besonderen Grund?
    Ja, das hat sich so ergeben.
    Er wollte ursprünglich, wie er mir selber gesagt hat, sehr früh, schon in seinem ersten Jahr nach Österreich kommen.
    Und wir hatten damals miteinander die Sache überlegt, ob er nicht seinen Polenbesuch mit einem Österreichbesuch verbinden könnte.
    Und er hat gemeint, das könnte man überlegen, aber dann ist es doch nicht gegangen.
    Und jetzt sind wir so ein bisschen durchgefallen durch unsere eigene Ungeschicklichkeit.
    Das heißt, wenn wir, wenn die Bischöfe gewollt hätten, sich angestrengt hätten, wäre er schon da gewesen?
    Ja sicher, er wäre sicher schon früher gekommen, wenn man ihn zu einem bestimmten Anlass eingeladen hätte, aber eine Reihe von Zuständigen haben Angst gehabt, dass Österreich ganz unvorbereitet wäre für einen so großen Besuch und daher wollte man da einen ganz besonderen Anlass suchen.
    Kirchlich zuständig, eine Reihe von kirchlich zuständigen Persönlichkeiten.
    Dankeschön, Herr Kardinal.
    Mit ihm sprachen Horst Friedrich Mayer und Rudolf Nagilla.
    Mittlerweile ist es 12.27 Uhr geworden, drei Minuten vor halb eins und wir kommen zur angekündigten Verkehrsübersicht.
    Dazu ist eine Leitung gelegt in die ÖAMTC-Informationszentrale.
    Dienst hat heute Heinz Kellner.
    Herr Kellner, auf den österreichischen Straßen sieht es ja derzeit grauenhaft aus.
    ja nicht nur auf den österreichischen Straßen, sondern auch auf den Zufahrten nach Österreich.
    Der Grund dafür ist zu sehen im Ferienbeginn im deutschen Bundesland Baden-Württemberg zu Ende der vergangenen Woche beziehungsweise vorgestern und das ist ja eines der deutschen Nachbarbundesländer und erfahrungsgemäß immer Anlass für einen sehr starken Reisetermin.
    Es kommt dazu noch das Schönwetter, das diese Reisewelle noch beschleunigt und noch verstärkt.
    und natürlich auch noch verschiedentlich zu Lokalverkehr führt.
    Die Schwerpunkte würde ich derzeit ansetzen auf der Zufahrt zum Grenzübergang Autobahn Salzburg und auf der Zufahrt nach Reutte-Pfronten.
    Wir haben zum Beispiel von München aus
    C-flüssigen Kolonnenverkehr.
    Ein Kollege vom deutschen ADAC ist zum Mittag in Salzburg angekommen und hat berichtet, dass er vier Stunden benötigt hat, um von München bis zur Autobahngrenze Salzburg zu kommen.
    Zeitweise sind die Stauungen so arg, dass die Leute Halt machen, ihr Fahrzeug auf dem Pannenstreifen
    abstellen und Campingstühle herausnehmen und hier kurze Mittagsrast halten.
    Wir müssen derzeit die Kolonne vor dem Autobahngrenzübergang Salzburg mit etwa 40 Kilometer ansetzen, das heißt praktisch ab dem Chiemsee fährt man Stoßstange an Stoßstange.
    Und nur geringfügig besser ist es auf der Zufahrt zum
    Grenzübergang Reutte, von Fronten aus auch ebenfalls 20 Kilometer Kolonne.
    Es zeigt sich hier, wie notwendig die Umfahrung von Reutte war, die nach jahrelangem Bau jetzt endlich fertig geworden ist.
    Durch die neuen Verkehrsverhältnisse in Deutschland, durch den verstärkten Autobahnbau, kommt jetzt ein Großteil des Verkehrs vom Norden nach Süden über diesen Raum herein nach Österreich.
    Innerhalb Österreichs haben wir eigentlich nur im Bereich der Tauernautobahnen
    im Bereich Pass Lueg, zeitweise Schwierigkeiten und auf der Strecke Spital an der Trau-Villach, wo der Verkehr zeitweise zum Stillstand kommt und auf der Zufahrt zum Grenzübergang Tuerl-Maglern, bis zu 10 km eben Kolonne, auch hier etwa eine Stunde Anfahrtszeit.
    Und der letzte Schwerpunkt liegt heute eindeutig wieder an den Ostgrenzübergängen, wo es überall zu längeren Wartezeiten kommt, an den Hauptgrenzübergängen,
    bei Klingenbach und bei Nickelsdorf sogar zu mehrstündigen Aufenthalten.
    Und selbst bei Ausweichgrenzübergängen, wie es Rathausdorf oder Schachendorf darstellen, muss man eine Stunde bis eineinhalb Stunden heute auf die Ausreise warten.
    Vielen Dank, Herr Kellner, für diese Verkehrsübersicht und auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Zwölf Uhr und 30 Minuten ist es jetzt.
    Sie hören das Mittagsschornal des aktuellen Dienstes in der restlichen halben Stunde.
    Ziehen wir eine Zwischenbilanz über die Palästinenser Debatte der UNO-Vollversammlung.
    Zitieren aus österreichischen Tageszeitungen.
    gehen der Forderung der Bauarbeitergewerkschaft nach einer Novellierung der Arbeiterabfertigung ein wenig auf den Grund und informieren sie über die offizielle Eröffnung der Salzburger Festspiele.
    Nun aber ein Bericht aus Vorarlberg.
    Handelsminister Staribacher hat heute Vormittag die 32.
    Dornbirner Messe eröffnet.
    Auf dieser Wirtschaftsschau, zu der etwa 200.000 Besucher erwartet werden, präsentieren etwa 800 Aussteller aus dem In- und Ausland ihre Produkte.
    Elmar Oberhauser vom Landesstudio Vorarlberg informiert sie näher.
    Investitions- und Konsumgüter halten sich auch bei der 32.
    Auflage der Dornbirner Messe die Waage.
    Dominierend sind die Bereiche Baumaschinen, Baugewerbe, Innenausbau und der gesamte Sektor der Gastronomie, Küchen und Haushaltsgeräte.
    Nach übereinstimmender Darstellung von Wirtschaftsexperten kommt dieser Dornbirner Messe aus mehreren Gründen besondere Bedeutung zu.
    Einmal dient sie als Konjunkturbarometer für die sonst messefreien Sommermonate.
    Zum anderen ist die Don-Berner-Messe aufgrund der Nähe zu den Wirtschaftsräumen der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland traditionell Schaufenster für die starke exportorientierte Farlberger Wirtschaft in Richtung EG und EFTA.
    Bundeswirtschaftskammerpräsident Sallinger sprach heute in seiner Eröffnungsrede von einer unaufhörlichen Entwicklung der Zahlungsbilanz, die nicht nur in den steigenden Energie- und Rohstoffkosten begründet sei.
    Es werde immer deutlicher, wovor die Wirtschaft seit langem gewarnt habe.
    Nämlich, dass es in Österreich zu viel Staat und zu wenig unternehmerische Entfaltungsmöglichkeiten gebe.
    Die Entwicklung der Staatsfinanzen ist sicher nicht erfreulich und es schaut so aus, als wäre sie außer Kontrolle geraten.
    Die zunehmende Staatsverschuldung bewirkt, dass ein größerer Teil des Budgets immer für Zinsendienste und auch für Rückzahlungen verwendet werden muss.
    Die Regierung ist offenbar nicht mehr in der Lage, die notwendigen und von ihr selbst
    anerkannte Budgetsanierung durch Ausgabenbeschränkung herbeizuführen.
    Stattdessen werden laufend Steuern erhöht und neue Steuern erfunden.
    Es geht darum, für die Wirtschaft ein Klima des Vertrauens zu schaffen und äußerste Sparsamkeit sei eine unabdingbare Forderung.
    Salinger verwiesen diesen Zusammenhang auf deutliche Anzeichen einer weltweiten Konjunkturverschlechterung und er kritisierte einmal mehr die großzügige Subventionierung weniger Großprojekte durch die Bundesregierung.
    Ohne Namen zu nennen, kam der Bundeswirtschaftskammerpräsident dann auf den AKH-Skandal zu sprechen.
    Gerade in der letzten Zeit ist uns deutlich vor Augen geführt worden, wie problematisch es ist, wenn die Verflechtung von privatwirtschaftlicher Tätigkeit und öffentlicher Verwaltung überhandnimmt.
    Je größer der Bereich wird, in dem die Wirtschaft politischen Einflüssen unterworfen ist, umso schwieriger ist eine effiziente Kontrolle über die Verwendung der öffentlichen Mittel.
    Auf einem solchen Boden können dann Praktiken entstehen, die außerhalb der Gesetze stehen, die die Wirtschaft schädigen und sicher auch den Steuerzahler Geld kosten.
    Wenn finanzielle Zuwendungen an die vergebenden Stellen oder an Personen eine Voraussetzung für die Auftragsvergabe sind, wird der Leistungswettbewerb ausgeschaltet.
    Das jeweilige Projekt wird teuer und auch hier müssen wir an den Steuerzahler denken.
    Die Interessenvertretung der Wirtschaft
    lehnt solche Praktiken entschieden ab.
    Handelsminister Staribacher reagierte auf die Ausführungen Sallingers mit einem Bekenntnis zum Prinzip der Marktwirtschaft und sagte, alle Bemühungen der Regierung seien auf einen Abbau des Leistungsbilanzdefizits ausgerichtet.
    Und darunter, meine Damen und Herren, bitte ich auch, Maßnahmen zu verstehen, die die Bundesregierung gesetzt hat, wie zum Beispiel, um General Motors nach Österreich zu bringen.
    Wir waren in einer ungeheuren Konkurrenz mit anderen Staaten.
    Andere Staaten hätten noch viel, viel mehr gegeben.
    Es war letzten Endes, und da stimme ich mit Herrn Präsidenten Sahling überein, das gute soziale Klima, was wir in Österreich haben, was dann letzten Endes General Motors veranlasst hat, nach Österreich zu gehen.
    Wo wäre die Produktionsstätte gewesen?
    Wo wäre der Betrieb gewesen, der also diese Leistungsbilanzentlastung gebracht hat oder bringen wird, besser gesagt, diese General Motors bringen wird?
    Und dann misst der Handelsminister den Vorwurf Salingers zurück, wonach der Bundeshaushalt in Unordnung geraten sei.
    Wir haben das Budget unter Kontrolle und wir werden uns im Parlament darüber noch sehr, sehr eingehend unterhalten.
    Und wir müssen nur jetzt, und darüber geht die Diskussion, meine Damen und Herren, wir müssen nur jetzt Voraussetzungen schaffen, damit das Budget wieder so beweglich wird, wie es 1976, 1977 beweglich sein musste, als die schwere weltwirtschaftliche Rezession eingetreten ist und wir Österreicher damals bekanntlicherweise wirklich am besten
    abgeschnitten haben."
    Er erkenne die jüngsten Konjunkturprognosen, meinte der Minister, und auch Erblicke mit gewisser Sorge in das Jahr 1981.
    Er sei sich aber mit seinen Amtskollegen in der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland einig, dass es gemeinsam gelingen müsste, bevorstehende Schwierigkeiten zu meistern.
    Soviel von Elmar Oberhauser aus Dornbirn.
    In der österreichischen Bauwirtschaft sind in den Spitzenmonaten etwa 160.000 Bauarbeiter auf Baustellen in Österreich beschäftigt.
    Die Bauwirtschaft ist dadurch einer der größten Arbeitgeber.
    In der Diskussion der Gleichstellung von Angestellten und Arbeitern wurde nun im vergangenen Jahr ein eigenes Arbeiterabfertigungsgesetz vom Parlament verabschiedet, das auch für Arbeiter eine finanzielle Abgeltung nach Dienstjahren geschaffelt vorsieht.
    Für die Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter haben sich nach einem Vierteljahr Praxis mit diesem neuen Gesetz einige bittere Lehren ergeben, hören Sie näheres von Michael Kerbler.
    Das Arbeiterabfertigungsgesetz, das am 15.
    März vergangenen Jahres in Kraft getreten ist, stellt einen wichtigen Schritt zur Angleichung des Arbeiterstatus an die Position des Angestellten dar.
    Die sozialistischen Abgeordneten lobten das Gesetz bei seiner Verabschiedung als Meilenstein der sozialen Politik.
    Was zwar im Begutachtungsverfahren einmal kurz zur Diskussion stand, nämlich mögliche Umgehungen dieses Gesetzes, wurde aber deshalb nicht weiter beachtet, weil es darum ging, die Grundidee der Gleichstellung von Arbeiter und Angestellten in Gesetzesform zu gießen.
    Manche Schattenseiten dieses Gesetzes machen sich jetzt im Bereich der Bau- und Holzarbeiter bemerkbar.
    Der Zentralsekretär der Gewerkschaft Bauholz, Mielendorfer, meint, befragt, welche Erfahrungen er mit dem Arbeiterabfertigungsgesetz gemacht hat,
    Die schlechtesten, denn für einen Großteil der Bauarbeiter wird dieses Gesetz nicht angewendet.
    Die Anwartschaftszeiten sind ungenügend, die Unterbrechungszeiten sind ungenügend geregelt, da die Praxis einen anderen Weg gegangen ist als bei der Gesetzwerdung vorgesehen.
    Welche Erfahrungen haben Sie mit den Unternehmen machen müssen?
    Welche Praxis kam da zum Tragen?
    Bevor die höherwertige Abfertigung überhaupt wirksam wird, setzt man die Arbeitskräfte frei.
    Das heißt, man entlässt sie?
    Das ist richtig.
    Dadurch geht der Anspruch verloren auf eine höhere Abfertigung und er beginnt wieder bei null.
    Bietet der Kollektivvertrag in der Frage Unterbrechungszeit einen Schutz für die Arbeitnehmer?
    Auch das muss ich verneinen.
    Die derzeitige kollektivvertragliche Regelung ist ebenfalls in der Anwaltschaftszeit und in den Unterbrechungszeiten ungenügend geregelt.
    Die jetzige Rechtslage sieht zwar vor, dass man die Ansprüche aus dem Kollektivvertrag und aus dem Gesetz heraus durchzurechnen hat und die günstigere Bestimmung für den Arbeitnehmer Anwendung findet, aber diese günstigere Bestimmung wird nur mehr Jahr 1980 bestehen.
    Für 81 muss auf alle Fälle eine neue Regelung gefunden werden.
    Zentralsekretär Millendorfer hält auch schon Vorschläge bereit, um die Lücken im Gesetz, aber auch im Kollektivvertrag zu stopfen.
    Es gibt zwei Möglichkeiten.
    Man nimmt das Beispiel der Bauarbeit Urlaubskasse und hängt also dort auch die Fragen der Ansprüche der Arbeitnehmer auf Abfertigung an.
    Das ist die eine Seite.
    Die zweite Seite ist, man einigt sich mit dem Kollektivvertragspartner auf eine entsprechende Regelung, die zum Beispiel Kündigungsausschluss für die Wintermonate vorsehen würde.
    Und die dritte Variation, eben das Gesetz, wird so zugeschnitten, dass die Mobilität der Arbeitskräfte gewahrt, vorhanden ist, berücksichtigt wird, im Sinne dieses Wirtschaftszweig von auswärtlichem Interesse, aber keine arbeitsrechtlichen Nachteile für den Beschäftigten sich ergeben.
    Was die ersten beiden Vorschläge betrifft, nämlich die Gesetzesnovelle und die Nutzung der Bauarbeiterurlaubskasse, ist die Gewerkschaft bereits aktiv geworden.
    Bei Sozialminister Weißenberg deponierten die Funktionäre der Gewerkschaft Bauholz ihren Wunsch auf Novellierung der entsprechenden Passagen des Gesetzes.
    Was die Regelung der Abfertigungszahlung durch die Urlaubskasse betrifft, steht man seit vergangener Woche in Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite.
    Die Abfertigungsrücklage, so Millendorfer, werde jetzt zumeist für Investitionen im Betrieb verwendet.
    Würde das Geld an die Urlaubskasse abgeliefert werden, gingen so wichtige Geldbeträge verloren.
    Daher der Widerstand gegen die Regelung von Seiten der Unternehmer.
    Auch ist mit Widerständen von Seiten der Bundeswirtschaftskammer gegen den Vorschlag deshalb zu rechnen, weil eine Verwirklichung im Bereich Bauholz logischerweise Folgewirkungen für viele andere Branchen mit stark fluktuierendem Personal, wie etwa dem Fremdenverkehrsgewerbe, haben würde.
    Millendorfer?
    Widerstände von Spitzen der Bundeswirtschaftskammer sind natürlich zu erwarten, aber die Gewerkschaften in Österreich sind groß geworden in der Bekämpfung von solchen Widerständen.
    Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite werden also im Herbst über das neue Forderungspaket für die Kollektivvertragsrunde 1981 zu diskutieren haben.
    Mit einem Fixpunkt, der Abfertigungsregelung als unbedingt Forderung, müssen die Bauunternehmer schon heute rechnen.
    Soviel von Michael Kerbler von unserer Wirtschaftsredaktion.
    Nächster Programmpunkt ist die Inlandspresseschau.
    Sie hat heute Zita Bernardi zusammengestellt.
    Heute in den großen Wochenendausgaben der Tageszeitungen sind es zum überwiegenden Teil Grundsatzbetrachtungen, die da zu den Themenbereichen AKH, Korruption und Justiz aus den Federn der Kommentatoren geflossen sind.
    In der Tageszeitung die Presse etwa schreibt Otto Schulmeister über die Dimension des AKH-Skandals.
    Die Art der Aufdeckung, die raschen Weiterungen, die Akteure, die da je ins Scheinwerfericht geraten, das heichlerische oder trotzige Getue mancher Funktionäre, das Parteiengekeife und dazu in Kontrast und vor allem das dumpfe, fast unheimliche Schweigen des Mannes von der Straße, sie zeigen an, dass da mehr im Spiel ist als eine Dauersensation für die Massenmedien in der Urlaubsflaute.
    Irgendetwas muss geschehen, bald, spätestens im Herbst, vor allem in der Regierungspartei, in der Wiener Filzokratie, auch in jenen Bundesländern, wo sich leichter Feindesgeruch bemerkbar macht.
    Oder sollte es stimmen, dass ein Volk die Politiker und Funktionäre hat, die es verdient?
    Und weiter?
    Die Vergesslichkeit und Abstumpfung der Leute lässt sich zwar immer noch in Rechnung stellen, aber im AKH-Skandal ist etwas Irreparables passiert.
    Die Union der offenen Hand ist zerfallen.
    In inneren Macht- und Verteilungszentren herrscht die Stimmung eines Rette-sich-wer-kann.
    Von politischer Verantwortung will niemand etwas wissen.
    Das schafft eine Automatik, die selbst eine weisungsgebundene Staatsanwaltschaft fassungslos machen kann.
    Gebannt von der Szene, verpuffen Ablenkungsmanöver.
    So liest man es in der Presse.
    Im Kurier beleuchtet Hans Rauscher die juristische Seite dieses Themas, kurz die Frage, ob bei all den Erhebungen und Untersuchungen auch etwas herauskommen wird.
    Rauscher jedenfalls meint, dass gerade im Fall AKH die Zeitungen der offiziellen Justiz auf die Sprünge geholfen hätten.
    Über die Arbeit der Untersuchungsbehörden schreibt er,
    Unsere Untersuchungsbehörden jagen Wirtschaftsverbrecher des Computerzeitalters zum Teil mit den Methoden des K&K-Kriegswucheramtes.
    Auf das geht nämlich die Wirtschaftspolizei zurück.
    Es wird als Triumph gefeiert, wenn ein Untersuchungsrichter, der in seinem winzigen Kammerl im Landesgericht vor sich hin werkt, gnadenhalber eine Schriftführerin zugeteilt wird.
    Justizminister Bruder verkündet mit ernster und bedeutungsvoller Miene, dass man mehr geschultes Personal heranbilden müsse, das auch einen Scheck von einem Wechsel unterscheiden kann.
    Mit einem Wort, das Tor wird ganz fest zugemacht, nachdem die Kuh aus dem Stall ist.
    heißt es im heutigen Kurier.
    Und nun ein Blick in die Parteienpresse.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt meint Walter Salzmann an die Adresse von Justizminister Broda.
    Strengere Strafen allein werden unsere Gesellschaft nicht weniger korrupt machen.
    Dazu bedarf es darüber hinaus einer Reihe flankierender Maßnahmen.
    Zu überlegen ist, ob man die Weisungsgebundenheit der Staatsanwaltschaft aufrechterhalten soll.
    Zu überlegen ist eine Änderung des Strafgesetzes, wonach der Bestechende gegenüber dem Bestochenen straffrei bleibt.
    Zu überlegen sind strengere Maßstäbe bei Auftragsvergaben und Ausschreibungen und neu zu überdenken sind die einschlägigen Bestimmungen des neuen Medienrechts.
    Am Zug ist Christian Bruder.
    An ihm liegt es nun, ob er dem Ruf des großen Reformators auch wirklich gerecht wird.
    schließt Walter Salzmann im neuen Volksblatt der ÖVP.
    In der sozialistischen Arbeit der Zeitung schließlich geht es vor dem Hintergrund eines Interviews mit dem Wiener Bürgermeister Graz um dessen Kooperationsangebot an die ÖVP in Sachen AKH.
    Chefredakteur Manfred Scheuch.
    Warum also die ÖVP einbinden in die Aufklärung eines Skandals, der die Sozialisten zu Recht schwer beunruhigt, weil in ihm Leute verwickelt sind, denen sie vertraut haben?
    Die Antwort, mit der Graz in seinem heutigen AZ-Interview sein vielen überraschend scheinendes Angebot erläutert, ist ein Kontra auf die Haltet-den-Dieb-Methode, mit der die Industriellen sich von ihrer Mitschuld freispielen wollen.
    Selbst wenn nicht schon jetzt bekannt wäre, dass Teile der verschobenen Summen an die Bestecher zurückgeflossen sind, war es wohl notwendig, mit aller Deutlichkeit darauf hinzuweisen, dass öffentliche Moral auch in der Wirtschaft nicht in einer Einbahnstraße verlaufen kann.
    Sich dazu bekennen sollte auch für die VP nicht schwierig sein.
    Das war die heutige Inlandspresseschau.
    Für Sie verantwortlich für die Zusammenstellung war Zita Bernardi.
    Es ist 12.45 Uhr, dreiviertel eins.
    Sie hören das Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    Ein Bericht aus dem Ausland.
    Seit Beginn der Woche behandelt eine UNO-Sondersitzung das Palästinenser-Problem.
    Gestern wurden nun offiziell zwei Resolutionsentwürfe eingebracht, die von den 26 Blockvereinstaaten von Ostdeutschland und von Ungarn unterstützt werden.
    In beiden Resolutionen wird das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser unterstrichen und die Beteiligung der PLO an allen Beratungen und Verhandlungen über das Nahostproblem bei der UNO gefordert.
    Israel wird neuerlich aufgerufen, die seit 1967 besetzten arabischen Gebiete einschließlich Jerusalems bis zum 15.
    November dieses Jahres bedingungslos und völlig zu räumen.
    Die UNO-Debatte wird am Montag fortgesetzt, wie ist aber der derzeitige Stand der Verhandlungen.
    Eine Zwischenbilanz zieht Klaus Emmerich.
    eine lahme Ente.
    Da kann nichts Entscheidendes herauskommen."
    So zitiert die angesehene New York Times einen ungenannten asiatischen Diplomaten am Ende der ersten Woche der siebten Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen hier in New York.
    War bei den sechs Vorgängerinnen immerhin eine gewisse Hoffnung vorgegeben, dass das Rededuell weiserungsgebundener Diplomaten zumindest keinen Rückschlag bringt und manche Hoffnung durch die Beteiligung von Ministern auf Dachbesserung einschließt,
    So verhält es sich nach den deprimierenden, teils müden, teils unversöhnlichen Darbietungen der sonst so sornierten diplomatischen Vertreter dieses Mal ganz anders.
    Ein Hauch von kaltem Krieg zieht sie durch das klimatisierte UNO-Hauptquartier am East River in New York.
    Wo Diplomaten normalerweise mit freundlichen Floskeln oder zumindest dehnbaren Unverbindlichkeiten auftreten, dreschen sie diesmal aufeinander ein wie bei einem mittelalterlichen Ritterspiel.
    Und auch dies weisungsgebunden, sichtlich für den Hausgebrauch, zitatfähig in meist subventionierten Medien, alles eigentlich nicht darauf angelegt, Andersgläubige anzusprechen, geschweige denn zu gewinnen oder gar zu überzeugen.
    An diesem tristen Bild schublattisierter Diplomaten mit vorgegebenen Redemanuskripten, die fast ohne Ausnahme nichts Neues enthalten und lediglich der Konfrontation dienen, ändert das Geschehen am Rande dieser seltsamen Veranstaltung auch nichts.
    Dass die gleichen Diplomaten, die von der Rednertribüne aus im Saal aufeinander einschlagen oder aneinander vorbeireden, in der Delegates-Lounge in die gewohnte Cocktail-Party-Situation verfallen und dort meistens zeigen, dass sie gute Erziehung genossen haben.
    Zumindest insoweit hat die aufwendige Sonderveranstaltung der Vereinten Nationen mit über 100 Rednern, die voraussichtlich noch bis Montagnacht oder Dienstag dauert, einen Mindestsweg erreicht.
    Es wird Dampf abgelassen, es wird Zeit gewonnen und es wird gehofft, dass es in der Sache inzwischen nicht zu dramatischen Zuspitzungen kommt.
    Gerade bei dieser Nahostdebatte erweisen sich die Vereinten Nationen insofern und in jedem Fall als nützlich.
    Dort besteht die Möglichkeit, dass der Sprecher der palästinensischen Befreiungsorganisation Kadumi den extremen Standpunkt seiner Organisation darlegt, ohne die Kriegsgefahr direkt zu erhöhen.
    Nämlich Alleinvertretung der Palästinenser, Abzug der Israelis und bis dahin totaler Wirtschaftsbrekord Israels sowie Einschaltung von UNO-Generalsekretär Walter.
    Dort ist möglich, dass Israel durch Botschaft der Blumen seinen Gegenzug setzt, nämlich Existenzrecht für Israel, Truppenabzug erst nach Existenzsicherung und Vorurteilung des arabischen Extremismus.
    Insoweit zeigt die UNO wirklich ihre Pufferfunktion.
    Machtpolitisch hingegen
    scheint nach dem bisherigen Austausch von Unversöhnlichkeiten die Zeit für allseits annehmbare neue Lösungen in der Ost einfach noch nicht gekommen zu sein.
    Fast alles wartet auf die amerikanische Präsidentschaftswahl und in der Zwischenzeit liefert man sich Positionskämpfe.
    Soviel von Klaus Emmerich aus New York.
    Heute Vormittag wurden im großen Festspielhaus die Salzburger Festspiele 1980 feierlich eröffnet.
    Es ist ein kleines Jubiläum, denn die Festspiele bestehen seit 60 Jahren.
    Inoffiziell haben die Festspiele ja bereits gestern mit einem großen Fest in der Salzburger Innenstadt begonnen.
    Als Festredner für die heutige feierliche Eröffnung wurde der bekannte deutsche Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer gewonnen.
    Hildesheimer, Verfasser eines vielbeachteten Mozart-Buches, sprach über das Thema »Was sagt Musik aus?« Nähere es über den Festtag der Franzi im folgenden Bericht von Volkmar Paschalk.
    Trotz aller Klagen wegen der schlechten Akustik am Universitätsplatz, die das Freiluftkonzert der Wiener Philharmoniker und der Lorin Marcel etwas beeinträchtigte,
    war die Entscheidung der Salzburger Landesregierung am Tag vor der Eröffnung in einem großen Volksfest in der Altstadt die ganze Salzburger Bevölkerung und alle Touristen von Stadt und Umgebung in den Festspielgedanken mit einzubeziehen eine richtige.
    Denn bis in die späte Nacht hinein herrschte ein fröhliches Treiben in allen Straßen und Gassen, tönte Musik, auf jedem Platz und in jedem Park gab es Theater und Kabarett, wurde allen Geschmacksrichtungen Rechnung getragen.
    Ein weiterer Weg, eine weitere Bemühung der Salzburger um Demokratisierung ihres Luxus-Festivals, nachdem im letzten Jahrzehnt ja schon andere Bemühungen, das Straßentheater, das Fest in Hellbrunn, das Alternativ-Festival Szene der Jugend und nicht zuletzt Maximilian Schells Gratis-Jedermann für die Salzburger mit anschließendem Treffen bei Würsteln und bei Bier vorangegangen waren.
    Das Fest hat also schon gestern seinen Anfang genommen und so hat die offizielle Eröffnung heute Vormittag im großen Festspielhaus nur mehr symbolische Bedeutung.
    Wie immer wird diese Eröffnungsfeier musikalisch vom Mozartiumorchester umrahmt, diesmal unter der Leitung von Bernhard Konz.
    Wie immer wurde beim Eintreten des österreichischen Bundespräsidenten die Bundeshymne gespielt und dann
    nahm man aber auch schon Bezug auf die heurigen, die 60.
    Salzburger Festspiele, auf eine der wichtigsten Premieren dieses Sommers, Mozart's Entführung aus dem Serai.
    Man spielte nämlich zum ersten Mal den von dem Salzburger Musikwissenschaftler Kroll wiederentdeckten Marsch der Janitscharen, eine Komposition für neun Bläser und zwei Trommeln,
    der vermutlich von Mozart nachkomponiert wurde und dem eine entscheidende dramaturgische Funktion für den Auftritt der Janitscharen zur Begrüßung des Bassaselim im ersten Akt zukommt.
    Diesem Marsch, den Gerhard Kroll in einer frühen Partiturkopie in Berlin wiederentdeckt hat, folgte noch ein zweiter musikalischer Leckerbissen, nämlich Johann Wends Harmoniemusik zum Mozart's Entführung.
    Wend, ein Zeitgenosse Mozarts, kam dem Salzburger Komponisten zuvor, als es galt, die Oper Entführung auf die damals so beliebte Harmonie zu setzen.
    Das heißt für acht Bläser, Oboen, Klarinette, Fagotte und Hörner zu bearbeiten.
    In seiner Begrüßungsansprache nahm der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer Bezug auf das gestrige Fest, stellte den Festredner Wolfgang Hildesheimer vor und versuchte die Bedeutung der eben erklungenen, wiederentdeckten Janitscharen-Musik zu erläutern.
    Dann ging Haslauer auf das 60-Jahre-Jubiläum ein.
    Und so, meine sehr verehrten Damen und Herren, verehrte Festgäste, stellt sich dem Betrachter die 60-jährige Geschichte
    der Salzburger Festspiele als ein Werk dar, das aus der Stadt als Kulisse seinen Anfang nahm und das allmählich jene rechtliche, räumliche und finanzielle Gestalt gewann, die die unentbehrliche Voraussetzung für künstlerische Entfaltung bot.
    Immer musste sich die Festspielidee in Salzburg gegenüber
    vorgefasster Abneigung und Missgunst gegenüber Klein- und Kurzsichtigkeit behaupten.
    Aber vielleicht hat das auch seines Gutes, weil es die Festspiele vor Selbstgefälligkeit bewahrte und weil es die Kräfte zum Bewahren, aber ebenso zum Gestalten zu stärken vermochte.
    Zweiter Redner, der Bundesminister für Unterricht und Kunst, Dr. Fritz Inowatz.
    Für ihn sind die Salzburger Festspiele im Laufe ihrer 60-jährigen Geschichte nie apolitisch zu sehen.
    Diese Spiele waren von Anfang an Manifestation österreichischer Selbstbehauptung mit den Mitteln der Kunst.
    Gerade in der politisch düsteren Zeit Österreichs 1933 bis 1938 wären die Salzburger Festspiele für Österreich und für den Frieden gestanden als Insel der Humanität.
    Doch was war 1938 bis 1944?
    Kleist Shakespeare, Goethe, Mozart in einem Meer von Barbarei.
    Kann die zur Perfektion verfeinerte Reproduktion der großen, allgemein anerkannten Kunstwerke die Funktion eines, wie ich immer gern sage, Leuchtturms für künftige Humanität erfüllen?
    Sinowatz bezog sich auf Hofmannsthal und Precht, um zu einem der Grundsätze seiner Kultur- und Bildungspolitik zu gelangen, nämlich alle Menschen an den Manifestationen der Kunst teilnehmen zu lassen.
    soll das Licht der Humanität ausgestrahlt vom Leuchtturm dauernder hervorragender Reproduktionen des Kunstwerkes wirken.
    Da müssen die vielen Menschen das Licht ausmachen, es erkennen können.
    In seiner eigentlichen Eröffnungsansprache wies Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger auf das gleichzeitige 60-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele und der österreichischen Bundesverfassung hin.
    Unsere 60-jährige Verfassung mit ihrem demokratischen Prinzip und auch mit ihrer Anerkennung des Föderalismus ist ein wertvoller, guter und in mancher Hinsicht vielleicht sogar bestimmender Hintergrund für diese 60-jährigen Festspiele in Salzburg und noch mehr für ihre Zukunft.
    Die Festspiele aber bereichern dafür auch ihrerseits unsere Republik als Ganzes im Ausdruck einer Freude am Schönen, eines Suchens nach Wahrheit und nach Vollendung und manchmal in ihrer Wirkung auf den Menschen mit ihrem Ruf
    zum Mensch sein, das am Anfang der Salzburger Festspiele stand.
    Mozarts Symphonie in C-Durkirkel Verzeichnis 200 leitete dann über zur eigentlichen Festrede gehalten von dem deutschen Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer, der nun in der Schweiz und in Italien seine Wahlheimat gefunden hat.
    Der 1916 geborene Hildesheimer ist gleichermaßen bekannt als Dramatiker, Proseautor und hat vor drei Jahren mit einer ungewöhnlichen Mozart-Biografie Aufsehen erregt.
    Die Grundtendenzen dieser Biografie, nämlich die psychoanalytische Methode, die erst das endgültige Verständnis einer Künstlerpersönlichkeit und seines Werkes ermögliche,
    verteidigte er in seiner Rede, die unter dem Motto stand, was sagt Musik aus?
    Was also sagt Musik aus?
    Können wir es ermessen und haben wir ein Vokabular, es zu beschreiben?
    Vor allem aber, und darauf will ich hinaus, sagt Musik mehr über ihren Schöpfer aus, als dass er seine Materie beherrscht und sich ihrer als Medium bedient, um die von ihm vorbestimmten Regungen in unserer Seele wachzurufen.
    sagt irgendein Kunstwerk mehr über den Schöpfer aus, als dass er die oft geniale Fähigkeit besaß, unsere Emotionen zu beherrschen und unserem Geist ästhetische Erkenntnisse zu vermitteln.
    Wenn überhaupt, so sollte man meinen, tut es nur die Musik.
    Mit der Salzburger Landeshymne wurde der Festakt abgeschlossen.
    Die 60.
    Salzburger Festspiele sind eröffnet.
    Erste künstlerische Produktion heute Abend im großen Festspielhaus, die Oper Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach, dessen 100.
    Todestag ins heurige Jahr fällt.
    Sie müssen aber nicht unbedingt in Salzburg sein, um Hoffmanns Erzählungen hören zu können.
    Sie können es auch im Programm Österreich 1 heute ab 17.50 Uhr live hören.
    Das war ein Bericht von Volkmar Paschalk und wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Der Wiener Erzbischof Kardinal König hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten.
    König wird in wenigen Tagen 75 Jahre alt und ist mit Erreichung dieser Altersgrenze zu diesem Schritt verpflichtet.
    Der Kardinal sagte, er erwarte die Entscheidung des Papstes für die nächsten Monate.
    Nach Meinung des FPÖ-Parteiobmannes und Vorsitzenden des parlamentarischen AKH-Untersuchungsausschusses Steger muss das Vergabewesen in Österreich neu geregelt werden.
    Steger sagte, durch ein neues Vergabegesetz sollten die Auftragsvergaben durch die öffentliche Hand bundesweit nominiert werden.
    In Dornbirn wurde heute die 32.
    Messe eröffnet.
    Bis kommenden Sonntag stellen etwa 800 Firmen aus 20 Staaten Konsum- und Investitionsgüter aus.
    Nach Angaben des ÖAMTC herrschen auf den Zufahrtstraßen nach Österreich derzeit chaotische Zustände.
    Zu Kolonnenverkehr kommt es vor allem auf der Autobahn München-Salzburg.
    Neue Wendung im sogenannten Liebespaar-Mord im burgländisch-tairischen Grenzgebiet.
    In einem Kukurutsfeld bei Hartberg wurde heute die Leiche der 19-jährigen Helga Herbst gefunden.
    Ihr Freund, der 19-jährige Fleischhauer Johann Binder, war bereits vor einer Woche ermordet aufgefunden worden.
    Heute wird er begraben.
    Iran.
    Neuer Regierungschef des Irans soll der bisherige stellvertretende Innenminister Mustafa Mirzalim werden.
    Einen entsprechenden Vorschlag hat Staatspräsident Banisadr dem Parlament unterbreitet.
    In der südwestiranischen Stadt Desol sind wieder vier Personen im Zusammenhang mit dem angeblichen Militärkomplott hingerichtet worden.
    Italien.
    Kommunistenchef Berlinguer hat die sowjetische Afghanistan-Politik kritisiert.
    In einem Interview erklärte Berlinguer, die Sowjetunion habe ohne Notwendigkeit eine international gefährliche Situation geschaffen.
    Diese Kurzmeldungen standen am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Für Redaktion, Technik und Regie verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Kardinal Franz König
    Interview: Kardinal König
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Mayer, Horst Friedrich [Gestaltung] , König, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrssituation in Österreich
    Mitwirkende: Kellner, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der Dornbirner Messe
    Einblendung: BWK-Präsident Sallinger, Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Oberhauser, Elmar [Gestaltung] , Sallinger, Rudolf [Interviewte/r] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Ort: Dornbirn [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter fordert Novellierung des Arbeiterabfertigungsgesetzes
    Einblendung: Zentralsekretär der Bau- und Holzgewerkschaft Millendorfer
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Millendorfer, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Palästinenserdebatte der UNO-Vollversammlung - Zwischenbilanz negativ
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Ort: New York, UNO-Hauptquartier [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Offizielle Eröffnung der Salzburger Festspiele
    Einblendung: Ausschnitt des von Gerhard Groll wiederentdeckten "Marsch der Janitscharen" aus Mozarts "Die Entführung aus dem Serail", Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Unterrichtsminister Fred Sinowatz, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, Wolfgang Hildesheimer
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Haslauer, Wilfried (sen.) [Interviewte/r] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r] , Hildesheimer, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.26 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Theater ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.07.26
    Spieldauer 01:00:14
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800726_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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