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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Ich habe einen Bekannten in einer Kaserne und der hat mir erzählt, dass die russischen Soldaten in unseren Uniformen marschieren.
Wir selbst haben keine Waffen und keine Munition, wir haben alles nur zum Herzeigen.
Auf die Frage, ob das stimmt, dass die Armee entwaffnet ist, ja ja, mein Bekannter sagt, sie haben nichts, womit sie kämpfen können.
Eine Polin, die mit einem Italiener verheiratet ist und heute Morgen nach der Ankunft des Chopin-Expresses das in unser Mikrofon sagte.
Polin am sechsten Tag nach der Verhängung des Kriegsrechtes steht auch heute im Mittelpunkt des Mittagsschanals, zu dem sie Herbert der Brawollne begrüßt.
Düstere Nachrichten liegen über unserem Land.
Mit diesen Worten kommentierte der unter Kriegsrecht stehende polnische Rundfunk heute Morgen die blutigen Zusammenstöße der vergangenen Tage, die seit gestern Abend von der gleichgeschalteten Medienlandschaft Polens zum ersten Mal zugegeben wurden und die auch durch Nachrichtensendungen anderer kommunistischer Staaten wie der DDR oder Ungarns bestätigt wurden.
An mindestens zwei Plätzen in Polen müssen demnach die Auseinandersetzungen so heftig gewesen sein, dass das Militärregime nicht mehr hoffen konnte, trotz der Nachrichtensperre und Abschaltung aller Verbindungen im Lande selbst und ins Ausland die Ereignisse geheim halten zu können.
Freilich wird diese Schuld eindeutig jemandem zugewiesen, nämlich unverantwortlichen Gruppen, Provokateuren von außen, verantwortungslosen Gruppen und so lauten eben diese Bezeichnungen jedes Mal.
Die schwersten Zwischenfälle ereigneten sich im Bergwerk Wujek bei Katowice.
Die offizielle Bilanz sieben Tote und 39 Verwundete auf Seiten der Arbeiter.
Danzig war auch jetzt eines der Zentren des Widerstandes gegen die Militärgewalt.
Eine Demonstration gestern Abend, so meldet Radio Warschau.
Bei dieser Demonstration seien 160 Polizisten und 174 Zivilisten verletzt worden.
Aus einer Liste von Personen, die wegen Verletzung des Kriegsrechtes verhaftet wurden, lässt sich auch die geografische Verteilung des Widerstandes ablesen.
Erwähnt wurden Warschau, Lodz, Lublin, Gorszow, das frühere Bromberg und die Kohlengruben Holländer und Stasic, sowie in Stettin, die Warinski-Werft und andere Betriebe.
In allen Fällen handelt es sich bei den Festgenommenen um namentlich genannte Solidaritätsfunktionäre, in einem Fall um ein Mitglied der kommunistischen Partei.
Und es ist den Behörden auch ein Fehler unterlaufen, man hat nämlich auch Leute in diesen Listen genannt, die gar nicht in Polen selbst sind.
Wir bringen heute Augenzeugenberichte aus Polen und analysieren die derzeitige Situation in einem Gespräch mit dem Polenexperten Hans Jakob Steele.
Seine Meinung ist unter anderem, dass General Jaruzelski nicht mehr lange Zeit haben dürfte, um die Situation im Land zu normalisieren.
In einem Bericht aus Moskau informieren wir Sie darüber, wie man in der UdSSR über die Lage in Polen berichtet.
Polen stand auch im Mittelpunkt der traditionellen Pressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky zum Abschluss der Parlamentssession.
Aus dem Ausland hören Sie noch einen Bericht über die Entführung eines hohen NATO-Generals durch die Roten Brigaden und die Kulturredaktion informiert über die Weihnachtspremieren an den Wiener Theatern.
Gleich nach den Nachrichten gibt es den Blick auf das voraussichtliche Wetter zum Wochenende, Herr Dr. Hufnagel, wie wird's werden?
Es bleibt zum Wochenende winterlich, es ist mit Schneefällen zu rechnen und ab Sonntag setzt Temperaturrückgang ein.
Nun zu den Nachrichten.
Für Sie zeichnet heute Adolf Poindl.
Verantwortlich und gelesen werden die Meldungen von Anneliese Bach.
Polen.
Weitere Spannungen, eine sich verschärfende Wirtschafts- und Energiekrise und neuerliche Ordnungsappelle des Militärrates, das sind die wichtigsten Faktoren der Situation in Polen.
Widerstand gegen das herrschende Recht und gegen die Ordnung habe zu tragischen Fällen geführt, formuliert Radio Warschau im Hinblick auf die gestrigen Zusammenstöße, die mindestens sieben Menschen leben und mehrere hundert Verletzte gefordert haben.
Die Kriegsrechtsbestimmungen müssten eingehalten werden.
Niemand solle sich mit verantwortungslosen Personen einlassen.
Weiters setzt das Militärregime die Attacken auf die in die Illegalität gedrängte Gewerkschaft Solidarität fort.
Die Stromversorgung hat sich offensichtlich weiter verschlechtert.
Dies bei Schneefall und Temperaturen zwischen minus 10 und minus 5 Grad.
Auf der 20-teiligen Skala, mit der den Verbrauchern die Situation auf dem Stromsektor angezeigt wird, wurde heute wieder der schlechteste Wert veröffentlicht.
Die Bauernpartei ruft die Landwirte zu verstärkten Lebensmittellieferungen auf.
Der Militärrat hat neue wirtschaftliche Richtlinien bekannt gegeben.
Neuerlich zu Wort gemeldet haben sich auch die Bischöfe, die einerseits zur Zurückhaltung aufrufen, andererseits die Freilassung der Internierten sowie die Wiederherstellung der Bürgerrechte fordern.
Jener Lastwagenkonvoi, der aus den Niederlanden Hilfsgüter nach Polen brachte, wurde von Militärs teilweise fast 36 Stunden lang festgehalten.
Die ersten jetzt zurückgekehrten Fahrer berichten von einer Scheu und unvorholener Angst der Bevölkerung.
Übergriffe der Militärs haben sie allerdings nicht bemerkt.
Sowjetunion.
In Moskau findet heute Nachmittag die Eröffnungssitzung der kommunistischen Gipfelkonferenz statt.
Offizieller Anlass für die Konferenz ist der 75.
Geburtstag des sowjetischen Staats- und Parteichef Brezhnev, doch zweifelt niemand daran, dass die Ereignisse in Polen im Mittelpunkt stehen werden.
Die Parteichefs der Tschechoslowakei, Ungarns und der Mongolei sind bereits seit gestern Abend in Moskau.
Heute Mittag werden der ostdeutsche Staatsratsvorsitzende Honecker, der bulgarische Staats- und Parteichef Schiffkow und der rumänische Staats- und Parteichef Ceaușescu erwartet.
Auch Polen wird vertreten sein, doch ist nicht bekannt, von wem.
Von nicht offizieller sowjetischer Seite wird nicht ausgeschlossen, dass General Jaruzelski an den Moskauer Beratungen teilnimmt.
Die Konferenz wird nur einen Tag dauern.
Die Parteichefs reisen morgen oder Sonntag wieder ab.
Österreich Bundeskanzler Kreisky hat nach wie vor Hoffnung, dass es in Polen zu keiner Intervention von ausländischen Mächten kommen wird.
In diesem Sinne äußerte sich Kreisky heute in einer Pressekonferenz zur Lage in diesem Land.
Sollte es aber zu einer militärischen Intervention kommen, würde dies das Ende der Entspannungspolitik in Europa bedeuten, sagte der Bundeskanzler.
Er ließ keine Zweifel daran, dass die jetzige Situation die gefährlichste seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist.
In Europa wegen der Ereignisse in Polen und weltweit wegen der Entwicklung in Nahost.
Der Außenpolitische Rat hat einvernehmlich die Gründung eines Nationalkomitees zur Hilfe für notleidende Polen beschlossen.
Den Ehrenschutz hat der Bundespräsident übernommen.
Dem Nationalkomitee wollen Vertreter aus humanitären und religiösen Vereinigungen sowie die politischen Parteien beitreten.
Finanziert wird diese neue, auf Vorschlag der ÜVP gegründete Organisation, aus Spenden, die Bundesregierung will die einlangenden Beiträge aus Steuermitteln verdoppeln.
Das Rote Kreuz will morgen einen Hilfsgütertransport nach Polen durchführen.
Von polnischer Seite wurde zugesagt, es werde alles in die Wege geleitet, damit der drei Lkw umfassende Konvoi auch ins Land kommt.
Das Kuratorium für Flüchtlingshilfe richtete neulich einen Appell an die Bevölkerung und vor allem an die Betriebsräte, den Polenflüchtlingen zu helfen.
Drei sozialistische Jugendorganisationen haben heute die Rücknahme des Kriegsrechts in Polen, die Wiederherstellung der gewerkschaftlichen Rechte und die Freilassung aller politischen Häftlinge gefordert.
Der Wiener Vizebürgermeister Buszek hat die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International gebeten, den inhaftierten Polen zu helfen.
Italien
Die Öffentlichkeit steht völlig unter dem Eindruck der Entführung des amerikanischen Brigadegenerals James Dozier, der sich seit gestern Abend in der Gewalt der Roten Brigaden befindet.
Ministerpräsident Spadolini hat die italienischen Sicherheitschefs zu einer Konferenz nach Rom berufen.
Der 50-jährige General Dozier ist der für Logistik und Verwaltung zuständige stellvertretende Chef des Stabes beim Oberkommando der NATO-Landstreitkräfte Südeuropa.
Die Entführer sind gestern Abend in die Wohnung des Offiziers eingebrochen und haben ihn verschleppt, obwohl er heftig Widerstand leistete.
Vermutlich ist Dozier bei der Aktion verletzt worden.
Der amerikanische General ist das erste prominente ausländische Entführungsopfer der Roten Brigaden.
Forderungen haben die Entführer bisher nicht gestellt.
Der Weltsicherheitsrat hat die Annexion der Golanhöhen durch Israel einstimmig für null und nichtig erklärt.
Alle 15 Ratsmitglieder haben in der vergangenen Nacht eine Entschließung gebilligt, in der Israel aufgefordert wird, diese Maßnahmen unverzüglich zu widerrufen.
Entgegen den Erwartungen haben die USA kein Veto gegen die Entschließung eingelegt.
Sollte Israel nicht reagieren, will der Weltsicherheitsrat Anfang Jänner Repressalien beschließen.
Die Vollversammlung der UNO hat eine nahezu gleichlautende Resolution gegen die israelische Annexion der Golanhöhen verabschiedet.
Entgegen ihrem Abstimmungsverhalten im Sicherheitsrat stimmten die USA in der Vollversammlung gemeinsam mit Israel gegen die Entschließung.
Österreich.
Der neue Bischof der Diözese Linz, der bisherige Abt von St.
Lambrecht in der Steiermark, Maximilian Eichern, hat heute in der oberösterreichischen Landeshauptstadt erste Kontakte aufgenommen.
Der designierte Bischof sprach mit Altbischof Zauner, dem aus Linz scheidenden Weihbischof Wagner und führenden Vertretern der Diözesanämter sowie der katholischen Aktion.
Die Bundespolizeidirektion hat heute die Bevölkerung ersucht, pyrotechnische Gegenstände anlässlich des bevorstehenden Jahreswechsels sparsam zu verwenden.
Die Polizei wurde angewiesen, dafür zu sorgen, dass die bestehenden Verbote für die Verwendung von Feuerwerkskörpern im Ortsgebiet eingehalten werden, um die Belästigung von Alten, Kranken und ruhebedürftigen Menschen zu verhindern.
Schweiz.
Sechs Schwerverbrecher sind gestern Abend aus einem Gefängnis in Regensdorf in der Schweiz ausgebrochen.
Nach Angaben der Polizei war es zuvor in einer Werkstatt der Strafanstalt zu einer Schießerei gekommen, bei der zwei Aufseher so schwer verletzt wurden, dass der eine kurz darauf starb.
Die Ausbrecher, vier Italiener, ein Kenianer und ein Schweizer, waren zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt worden, einer davon wegen der Ermordung eines Zollbeamten zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe.
Zwei der entflohenen Häftlinge konnten noch in der Nacht in Zürich festgenommen werden, von den anderen fehlt bisher jede Spur.
Das waren also die Nachrichten im Mittagsschanal und bevor wir zur ausführlichen Berichterstattung über die Situation in Polen kommen, wie an jedem Freitag kurz ein Blick auf das voraussichtliche Wetter zum Wochenende.
Bei mir im Studio ist Herr Doktor Hufnagel von der Hohen Warte.
Herr Doktor, wie wird es werden?
Grüß Gott.
Zum Wochenende wird wetterbestimmend ein Tiefdruckgebiet, das derzeit Mitteleuropa überquert.
Es bringt Schneefälle im Süden und teilweise auch im Osten Schneides bereits.
Diese Niederschläge werden sich auf die Alpen-Nordseite ausdehnen.
Zunächst wird noch relativ milde Luft in die Strömung miteinbezogen, ab Sonntag setzt aber dann ein markanter Temperaturrückgang ein.
Wie gesagt, morgen durchwegs trübes Wetter und Schneefälle, Temperaturen tagsüber noch zwischen minus drei und plus drei Grad.
Am Sonntag an der alten Nordseite noch Niederschlag, im Süden bereits Wetterberuhigung und Bewölkungsauflockerung und Tagestemperaturen nur noch zwischen minus sechs und null Grad.
Viel kälter wird es nicht mehr werden in den absehbaren nächsten Tagen.
Der Wochenbeginn dürfte auch winterliche Verhältnisse und unter Umständen nach nächtlichen Aufklaren auch ziemlich tiefe Morgentemperaturen bringen.
In weiterer Folge lässt sich jetzt noch nicht viel sagen.
Über Weihnachten sind die Unterlagen noch viel zu unsicher.
Jetzt haben Sie auch die Messwerte von 12 Uhr soeben bekommen.
Wien bedeckt leichter Schneefall, minus 2 Grad Südostwind mit 30 Kilometern pro Stunde.
Eisenstadt bedeckt minus 2 Grad Südostwind, 30 Kilometer pro Stunde.
Linz stark bewölkt, minus 4 Grad Ost, 20.
Salzburg bedeckt minus 2 Grad Nord, 10.
Innsbruck stark bewölkt, 7 Grad Ost, 25.
Bregenz bedeckt zwei Grad Südostwind drei Kilometer pro Stunde, Graz bedeckt Schneefall minus vier Grad bei Windstille und Klagenfurt stark bewölkt, Schneefall minus ein Grad Ostwind drei Kilometer pro Stunde.
Vielen Dank Herr Dr. Hufnagel.
Zwölf Uhr und zwölf Minuten war es soeben.
Sie hören das Mitte-Journal des aktuellen Dienstes.
Neben dem Abhören von Radio Warschau sind die Schilderungen von Augenzeugen eine unserer wichtigsten Informationsquellen in der Berichterstattung über die Situation in Polen.
Heute kam der Chopin-Express in Wien pünktlich aus Polen und der GSSR an.
Karl Jekowski war wie immer am Südbahnhof und sprach mit ankommenden Reisenden.
Hatte gestern der Chopin-Express aus Warschau drei Stunden Verspätung, so kam er heute, wie bereits gesagt, pünktlich um 8.25 Uhr an und wie jeden Tag erwarteten zahlreiche Journalisten aus aller Welt die ankommenden Reisenden und befragten sie über ihre Eindrücke und Erlebnisse in Polen.
Mit dem Zug heute früh kamen acht österreichische Staatsbürger und mehr als 70 Reisende an, die einen ausländischen Reisepass haben, von denen viele natürlich Polen sind.
Aus Warschau kam heute Morgen eine junge Polin mit ihrem Kleinkind.
Sie ist mit einem Italiener verheiratet und nach Mailand unterwegs.
Die Frage, ob sie gestern in Warschau viel Militär und Panzer gesehen hat, bejaht sie.
Man sieht alle Arten von Panzern in den Straßen von Warschau, sagt sie.
Die Polizei ist im Straßenbild fast nicht präsent, man sieht vor allem Militär.
Dann die Frage, ob sie etwas gehört oder gesehen habe von russischen Soldaten in polnischen Uniformen.
Die Frau wörtlich.
Ich habe einen Bekannten in einer Kaserne und der hat mir erzählt, dass die russischen Soldaten in unseren Uniformen marschieren.
Wir selbst haben keine Waffen und Munition.
Wir haben alles nur zum Herzeigen."
Auf die Zusatzfrage, ob das wirklich stimme, dass die Armee in Polen entwaffnet ist, sagt die Polin, ja, ja, mein Bekannter sagt, sie haben nichts, womit sie kämpfen können.
Über die Stromversorgung berichtet die junge Frau, dass es in den Häusern von Warschau ausreichend Strom gibt.
Es gibt aber keine Heizung und kein warmes Wasser.
Die POLIN berichtet auch, dass es im Traktorenwerk Ursus einen Streik gegeben hat.
Das Werk soll derzeit von Militäreinheiten umstellt sein.
Auf die Frage, ob in den Ursuswerken gearbeitet wird, wie Radio Warschau meldete, sagt sie, nein, das ist falsch.
Radio Warschau verbreitet öfters Lügen.
So hat Radio Warschau gesagt, es seien nur 6.000 Verhaftete, in Wirklichkeit sind es aber 47.000.
Ein anderer Pole mit italienischer Staatsbürgerschaft kam heute aus Katowice in Wien an.
Er ist dort Arbeiter in einer Autofabrik.
Zu den Meldungen über Militäreinsätze gegen streikende Arbeiter ergänzte er, er habe gesehen, wie das Militär von einer Kohlengrube zurückgekommen ist.
Schießereien hat er nicht gesehen, hat aber davon in Radio Warschau gehört.
Gesehen hat er weiters, dass Betriebe und Kohlengruben von Militär umstellt sind.
Gearbeitet wird in den Kohlengruben und Betrieben zum größten Teil überhaupt nicht.
Manche Betriebe sind von den Soldaten gestürmt worden und befinden sich jetzt unter ihrer Kontrolle.
Die Streikenden wurden zum Schweigen gebracht.
Sicher weiß der Arbeiter auch, dass in den Kohlengruben Simovit und Bjaszt gestreikt wird.
Die Bergleute haben sich unter der Erde verschanzt.
Die Sicherheitskräfte haben ab Angst, diese Gruben zu stürmen, denn die Bergleute haben Dynamitsprengstoff und würden die Kohlengruben bei einer Stürmung durch die Sicherheitskräfte in die Luft jagen.
Auf die Frage, ob er Flugblätter der Solidaritätsgewerkschaft in Katowice gesehen habe, sagt der Arbeiter, ja, es sind welche im Umlauf.
Es gibt auch Parolen auf den Häuserwänden.
Zum Beispiel in dem Häuserblock, in dem ich wohne, steht an einer Wand, wir werden Walesa rächen.
In den Betrieben selbst gibt es verstärkten Druck von der Basis an die Solidarität, nicht nachzugeben, da die Regierung in diesem Jahr nichts getan hat.
Gestern sind auch einige Ausländer mit mehreren Charterflügen aus Polen herausgekommen.
Die Flüge gingen unter anderem nach Rom und auch nach Paris.
Dort sprach Thomas Fuhrmann mit Harald Grossmann, einem Schweizer Journalisten, der die Lage folgendermaßen aus seiner Sicht schilderte.
Das ist eine Zuss-Fabrik, der großen Traktorenfabrik.
Da war ebenfalls alles ruhig.
Man sah das Arbeiter reingehen, wahrscheinlich zum Schichtwechsel.
Ich sah ein einziges Militia, also Polizeiauto.
Dort kein Polizei sonst, kein Militär.
Keine demonstrierenden Arbeiter.
Das erzeugt Ihnen den Eindruck, dass die Fabrik läuft oder dass sie sich im Streik befindet?
Ich glaube ja, dass sie läuft.
Und das ist, was man in der großen Gerüchteküche allgemein hört.
Das sind die Gerüchte, dass das am häufigsten da war, schon am Mittwoch.
Und zwar auch von Leuten, die vielleicht die besten Kontakte haben.
Zum Beispiel ein amerikanischer Diplomat war auch da an sich.
zu Ende sind.
In Gdansk soll das nicht ruhig sein, sondern dort sollen die Arbeiter die Werften besetzt halten.
Sie sollen sogar den Danziger Hafen vermint haben, sodass sie ihn nach Belieben in die Luft jagen können.
Wie gesagt, es gibt eine Menge Gerüchte, manche Gerüchte, über die lächelt man.
Weise, wenn man in Warschau ist, also die Gerüchte zum Beispiel, dass da Riesige zu Zehntausenden in Verhaftung stattgefunden hätten und zig Trote, glaubten wir in Warschau nicht vielleicht.
Und den ganzen Journalisten, das habe ich auch besprochen, wiederum mit ein paar Diplomaten, die haben das mehr oder weniger bestätigt.
dass unter Journalisten rund 80 verschwunden oder verhaftet wurden.
Ich habe nun telefonische Verbindung mit Hans Jakob Stähle in Rom.
Hans Jakob Stähle ist Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks und das ist keine Übertreibung, der Polenexperte in Europa.
Er hat sich jahrelang in Polen aufgehalten, spricht fließend Polnisch, hat Bücher über Polen verfasst
und war jetzt in Hamburg bei seiner deutschen Mutterstation, um in der Polen-Berichterstattung zu helfen, und ist jetzt wieder nach Rom zurückgekehrt, wo er seit einigen Jahren über den Vatikan berichtet.
Herr Steele, Sie sind nicht nur Polenexperte, sondern auch Kirchen- und Vatikan-Experte.
Wenn man sich die Situation in Polen vor der Verhängung des Kriegsrechtes ansieht, so gab es vier tragende Säulen der Gesellschaft und des Staates.
Das war auf der einen Seite die Partei, dann das Militär, auf der dritten Seite sicher irgendwo seit eineinhalb Jahren die Solidaritätsbewegung und natürlich auch die Kirche.
Wenn man sich jetzt die Situation sechs Tage nach Verhängung des Kriegsrechtes ansieht, dann gibt es mehr oder weniger
nur mehr das Militär und die Kirche.
Und die Kirche war in einer Predigt von Erzbischof Klempp am Anfang eher zurückhaltend und gestern durch eine Mitteilung der Bischofskonferenz ziemlich scharf.
Wie ist hier jetzt aus Ihrer Sicht die Aufteilung der Säulen des Staates?
Ich glaube, auch die Kirche ist auf einem gewissen Nullpunkt angelangt, wie ich das einmal nennen möchte.
Das Land selbst ist auf einem Nullpunkt.
Denn das Kriegsrecht ist ja etwas, wonach man nur wirklich im äußersten Notfall greift, nicht aus Lust und aus Machtgier.
Das, glaube ich, muss man mal voraussetzen.
In einem Augenblick, in dem der Dialog auf diese Weise abgebrochen ist, ist natürlich auch die Funktion der Kirche als eine Vermittlerin zwischen den streitenden Parteien, wenn man das einmal so sagen darf,
im Grunde zumindest suspendiert.
Dass der Episkopat und dass auch der Papst, das geht aus seinen jüngsten Äußerungen immer wieder hervor, alles tun, was in ihrer Kraft steht, um zu diesem Dialog zurückzukehren, das ist gar kein Zweifel.
Nur, was können sie in diesem Augenblick tun?
Die Solidarität hat ja vor der Ausrufung des Kriegszustandes
im Grunde den Dialog verweigert, mit Gründen, die sie hatte und die sich zum Teil sehen lassen konnten und die aber überwiegend natürlich auch auf Emotionen beruhten.
Die Kirche hat immer wieder versucht, die Streitenden an einen Tisch zu bringen.
Im Augenblick besteht dieser Tisch einfach nicht mehr.
Die Kirche kann sich jetzt im Grunde nur mit dem Volk identifizieren.
Sie kann sich nicht mehr
identifizieren mit dem Staat, der sich ja durch das Kriegsrecht selbst auch in gewisser Weise suspendiert hat.
In dieser Weise ist eigentlich die Kirche fast in einer ähnlichen Lage wie die Solidarität, nur mit einem Unterschied, dass die Kirche auf jeden Fall diese Situation überleben wird.
Dieses Überleben ist ihr ja sogar vom Militärrat gewissermaßen amtlich zugesichert.
Sie zieht sich jetzt sozusagen auf dieses Minimum zurück, so sehe ich das.
Das heißt, Herr Stähle, wenn man das andersherum formuliert, wenn die Kirche den Militärrat gleichsam unterstützen würde und sagen würde, bitte haltet still, macht keinen Aufstand, lassen wir mal die Zeit vergehen, dann schießt sie sich bei der Bevölkerung ins Out und wenn sie die Bevölkerung unterstützt, dann ist sie gleichsam für den Militärrat unglaubwürdig.
So könnte man sagen, obwohl die Kirche natürlich in ihrer ersten Äußerung, vor allem in der
die ja nicht von ungefähr vom polnischen Rundfunk zusammen mit der Rede von Jaruzelski am letzten Sonntag immer wieder verbreitet wurde.
In dieser Rede ging die Kirche sehr weit in der Unterstützung des Militärrates.
Sie hat sich zwar vom Kriegsrecht als solchem distanziert, aber sie hat im Grunde zugegeben, dass dies vielleicht das kleinere Übel sein könnte, dass dies im Grunde eine Situation ist, die kaum vermeidbar gewesen ist.
Das wurde ja aber jetzt zurückgenommen durch diese Erklärung der Bischofskonferenz von gestern.
Eben, zurückgenommen würde ich nicht sagen, aber die Bischofskonferenz hat natürlich gestern deutlicher gemacht, so wie es auch der Papst hier in Rom getan hat, deutlicher gemacht als vorher, dass sie mit den Folgen, die das Kriegsrecht haben kann, und die es ja nach den gestrigen Ereignissen auch gehabt hat, sich damit natürlich nicht mehr identifizieren kann.
sondern im Grunde nun sich auf die andere Seite der Barrikade, wenn man das einmal so sagen will, geschlagen hat.
Herr Stähle, das ist jetzt vielleicht, auf gut wienerisch gesagt, eine Kaffeesudfrage, aber die Rolle der Kirche in Polen ist ja nicht zu unterschätzen.
Nur was kann sie jetzt dazu beitragen, um die Situation zu beruhigen?
Sie haben gesagt, den Dialog suchen.
Wie sollte das praktisch vor sich gehen?
Was könnte auch zum Beispiel Papst Johannes Paul II.
dazu beitragen?
Augenblicke ist der Papst selbst ja auch von allen Nachrichtenverbindungen mit Polen abgeschnitten.
Auch der Papst kann nur immer wieder vor Blutvergießen warmen.
Er hat zweifellos mit dem Primas in Polen eine Absprache getroffen für einen solchen Fall, denn man musste ja mit dergleichen rechnen.
Diese Absprache beruht im Wesentlichen darauf, dass Erzbischof Kemp
in einem solchen äußersten Fall hinter den Kulissen versuchen wird, sich einzuschalten.
Ich bin sicher, dass Klempe auch jetzt, ohne dass dies nun publik werden kann und soll, versucht, Kontakt auch mit dem Militärrat zu bekommen.
Diese Kontakte dürfen auch deshalb nicht publik werden, weil sie ja in der Öffentlichkeit und von der Bevölkerung falsch verstanden werden könnten.
Es gab Berichte, dass
Klempe Jaroschelski zu sich in die Residenz gebeten habe.
Es geht dabei ja auch um das Schicksal von Lech Wałęsa, das immer noch ungeklärt ist.
Aber der General hat sich dazu offenbar nicht bereit gefunden.
Außer die Militärs ist ja die Kirche, wie immer schon auch in dieser Situation, allenfalls ein allerletzter Rettungsanker.
Aber ob die Militärs in einem äußersten Fall
Dennoch sind wir nicht am alleräußersten Fall angelangt, ob sie da noch imstande wären und ob die Kirche noch bereit wäre, sich mit ihnen vor die Öffentlichkeit zu stellen.
Nun haben Sie gesagt, Herr Stähle, wir sind noch nicht am äußersten Punkt der Entwicklung in Polen angelangt.
Wir haben zu Beginn unserer Sendung eine polnische Augenzeugin im Originalton gebracht, die gesagt hat, ich habe einen Bekannten in einer Kaserne und der hat mir erzählt, dass die russischen Soldaten in unseren Uniformen marschieren, wir selbst haben keine Waffen und keine Munition.
Das heißt, wir haben alles nur zum Herzeigen.
Und auf die Frage, ob das denn wirklich stimmt, dass die Armee entwaffnet ist, ja, mein Bekannter sagte, sie haben nichts, womit sie kämpfen können.
Aus Ihrer Sicht, Herr Stähle, was sagen Sie zu dieser Augenzeugin?
Ich glaube, dass man solche Gerichte, oder ich würde es eher Gerüchte nennen, dass man damit sehr, sehr vorsichtig sein soll.
In einer Situation, wie sie in Polen ist, entstehen, wachsen täglich Gerüchte.
Zum Teil werden solche Gerüchte natürlich auch von den verschiedensten Seiten bewusst ausgestrahlt.
Zum Teil entstehen sie aus der psychologischen Situation.
Ich glaube, man muss da äußerst vorsichtig sein.
Das, was Sie eben sagten, erscheint mir nach Kenntnis der Dinge äußerst zweifelhaft.
Gewiss ist, dass die Sowjets dort ihre Hände mit im Spiel haben.
Andererseits aber hätte die
Die polnische Armee hätte General Jaroselski schwerlich das Kriegsrecht ausrufen können, wenn er sich auf diese Armee nicht tatsächlich hätte stützen können.
Die sowjetischen Divisionen, die in Polen stationiert sind,
haben sich bisher nicht von ihren Standorten wegbewegt.
Das ist eine Erkenntnis, die die NATO eindeutig bekannt gegeben hat und aufgrund ihrer Möglichkeiten auch verifizieren kann.
Insofern muss man davon ausgehen, dass das Militär, das dort wirklich aktiv ist, tatsächlich polnisches Militär ist.
Und die polnische Armee ist nach Kenntnis der NATO-Spezialisten durchaus
normal und modern ausgerüstet.
Wie zuverlässig sie im Einsatz gegenüber dem eigenen Volk ist, das ist eine ganz andere Frage.
Bezeichnenderweise ist ja der schwerste bisherige Zwischenfall der Tod der sieben Bergleute gestern in Schlesien nicht durch einen Armeeeinsatz, sondern durch einen Einsatz bewaffneter Miliz, das heißt der polnischen Polizei, verursacht worden.
die mit der Armee als solcher nicht zu verwechseln ist, die aber natürlich in diesem Augenblick, wo Ausnahmezustand, wo Kriegszustand herrscht, mit eingesetzt wird.
Nun, Herr Stelle, wenn man einen eher tragisch anmutenden Witz der vergangenen Monate zitiert, dann sagte ein polnischer Wissenschaftler auf die Frage, was machen Sie, wenn die Russen nach Polen einmarschieren?
Die Antwort, wir brauchen nichts zu tun, denn die sind ja so und so schon in unserem Land.
Und auf der anderen Seite gibt es jetzt auch wieder das Gerücht, dass man ungefähr zehntausende Uniformen
polnischer Armeeangehöriger nach Russland geschickt hat.
Die Frage an Sie, ist die Sowjetunion seit den Ereignissen in der Tschechoslowakei 1968 gescheiter unter Anführungszeichen geworden, wie man eine Invasion besser machen kann?
Auch mit dieser Nachricht, meine ich, sollte man sehr vorsichtig sein, dass es so etwas geben kann in einzelnen Fällen, zumindest wo, sagen wir einmal, sowjetische
Informanten sich unsichtbar machen wollen, schließe ich nicht aus.
Aber ich wüsste nicht, auch wenn man sich das Ganze
vernünftig überlegt, welche Art von Tarnung es sein sollte, wenn zehntausende von sowjetischen Soldaten in polnischen Uniformen erschienen.
Das würde sie also keineswegs unsichtbar machen.
Denn wenn sie in solchen Massen auftauchen würden, würde kein Mensch glauben, dass es polnische sind.
auch wenn sie polnische Uniformen trügen, also diese Art von Kamouflage in einem solchen Umfang, Tausende, Zehntausende, ist einfach nicht glaubwürdig und deshalb, meine ich, ist dieses Gerücht auch ziemlich absurd.
Und die Gefahr zum Abschlusserstelle einer russischen Invasion?
Die russische Invasion kommt meines Erachtens nur dann in Frage, wenn es dem General Jaruzelski nicht gelingen sollte,
einer absehbaren Zeit die Lage wirklich in den Griff zu bekommen und das heißt nicht nur etwa Friedhofsruhe herzustellen, sondern, was ja sehr viel wesentlicher ist, das normale Leben in Gang zu bringen, das heißt die Menschen zum Arbeiten zu bringen.
Und da kann man natürlich große Fragezeichen machen, ob ihm das mit dieser Methode gelingen soll, denn diese Methode, die es
vorbeiführen soll, ist ja genauso auch eine Methode, die es behindert.
Herr Stehle, vielen Dank für dieses Gespräch und auf Wiederhören.
Bundeskanzler Kreisky gab heute seine schon traditionelle Pressekonferenz zum Abschluss der Parlamentssession und gleichsam schon des heurigen Jahres und natürlich stand in dieser Pressekonferenz heute Vormittag die Situation in Polen im Mittelpunkt.
Ich rufe nun Irmgard Bayer und Johannes Fischer aus dem Presseklub Concordia.
Österreich scheint in diesen Tagen für die Entwicklung in Polen so etwas wie der Horchposten der Welt zu sein.
Zahlreiche ausländische Journalisten sind nach Wien gekommen, um hier ebenso wie wir vom ORF mit Reisenden aus Polen zu sprechen und sich so ein spärliches, aber doch mögliches Bild von der Situation des Kampfes der Polen gegen die Militärdiktatur zu machen.
Kein Wunder also, dass die heutige Pressekonferenz des Regierungschefs zu einer der seltenen großen internationalen Pressekonferenzen geriet, bei der sich englische, amerikanische, deutsche und griechische Fernseh- und Radioteams-Informationen erhofften, bei der aber auch etwa russische Korrespondenten versuchten, das Bild, das Polen gegenwärtig der freien Welt bietet, zu korrigieren.
Hier nun einige Ausschnitte aus der Pressekonferenz.
Kanzler Kreisky auf die Frage nach seiner Einschätzung, sollte es in Polen zu einer Intervention der Warschau-Paktstaaten kommen.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wenn es zu einer militärischen Intervention in Polen kommt, dass damit die Entspannungspolitik tot ist.
Und zwar
In einer Weise tot ist, wie sich das die meisten von uns heute noch gar nicht vorstellen können.
Im Zusammenhang mit Polen, Kreiskis Einschätzung der gegenwärtigen Weltsituation, eine Frage gestellt von der amerikanischen TV-Gesellschaft CBS und auf Englisch beantwortet.
No doubt that the situation is more dangerous today.
No doubt about that.
The situation is very, very dangerous.
We have today one of the
eine der gefährlichsten Situationen seit dem Zweiten Weltkrieg.
Hier in Europa wegen Polens, im Mittelmeer wegen der Entscheidung des israelischen Nasserts, den Golan zu erneuern, der Krieg zwischen Irak und Iran,
Kein Zweifel, sagt der Kreisky, dass die Situation in der Welt heute die gefährlichste seit dem Zweiten Weltkrieg ist.
In Europa wegen Polen, in der Welt wegen der Situation im Nahen und Mittleren Osten, wegen der Afghanistan-Krise und wegen der israelischen Annexion der Golanhöhen.
Kreiskys Einschätzung über eine vielleicht noch immer mögliche, halbwegs friedliche Weiterentwicklung in Polen
Da nun jetzt, wie leider nicht zu vermeiden, diese Auseinandersetzung nun zu Blutvergießen geführt hat, so wird, so glaube ich, dieses Regime, das jetzt sich etabliert hat, es sehr viel schwerer haben, sehr, sehr viel schwerer haben, wieder
irgendeinen Weg zur Versöhnung zu finden.
Das kann keine Frage sein.
Wenn im Augenblick es Tote gibt, ändern sich natürlich die Voraussetzungen für eine Beruhigung und Befriedung sofort.
Und die Einschätzung des Bundeskanzlers und Meinung des Bundeskanzlers über eine aktuelle Gefahr einer Intervention in Polen?
Ich kann nur sagen, was wir gestern schon gesagt haben, der Hoffnung Ausdruck geben, dass sie so unerfreulich und so unglücklich die Ereignisse in Polen sind und so sehr wir sie verurteilen, so sehr hoffen wir,
dass es zu keiner Intervention von irgendeiner Seite von außen kommt.
Der Bundeskanzler hat schon vor einigen Tagen erklärt, die Menschenrechte in Polen würden verletzt.
Diese Meinung präzisiert der Kanzler heute neuerlich.
Vom Standpunkt der Menschenrechte
wird es jedem jetzt Inhaftierten gleichgültig sein, wer sein Folterknecht und sein Gefängniswärter ist.
Nehmen Sie das von jemandem, der das selber erlebt hat, zur Kenntnis.
Zweimal.
Ich bin der Ansicht, dass in Polen verhaftet und die Menschen in die Gefängnisse geworfen werden und die Menschenrechte missachtet werden.
Dieser Meinung bin ich.
Das wird mir aufgrund meiner Einstellung durch niemanden verwehren können.
Das ist keine Frage.
Auf die Frage, wie es die österreichische Regierung mit dem Militärregime in Polen halten werde, wenn sich die Lage dort wieder beruhigt haben wird, antwortet der Bundeskanzler so.
Der Regime Kada z.B.
sah unmittelbar nach der Machtergreifung Kadas anders aus, als es heute aussieht.
Niemand kann voraussehen, welche Entwicklung es geben wird.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, ich kann mir nicht vorstellen, dass eine so veränderte Situation, wie sie nun mehr in Polen entstanden ist,
nicht auch die Voraussetzungen der Politik total verändert.
Das ist gar keine Frage.
Das war der Bericht von der Jahresschlusspressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky und damit zurück zum Studio des Mittagsjournals.
Reporter waren Irmgard Beyer und Johannes Fischer.
Was nun die Informationen über die Lage in Polen betrifft, so sind die westlichen Medien auch zum großen Teil auf gegenseitige Informationen angewiesen.
Wir werden sehr oft auch von ausländischen Stationen angerufen, dass sich Wien neben Stockholm zu einer Art Nachrichtendrehscheibe in Sachen Polen entwickelt hat.
Die Informationen, die sie durch den ORF bekommen, sind fast deckungsgleich mit den Informationen, die in den anderen Medien, seien es nun Zeitungen, Radiostationen oder Fernsehstationen in Europa und in Amerika ausgestrahlt werden.
Wir haben uns nun dafür interessiert, wie die Sowjetbürger über die Lage in Polen informiert werden.
Hören Sie nun zu Beginn einen Originalausschnitt aus der deutschsprachigen Sendung von Radio Moskau und dann die Einschätzung dieser Meldungen von unserem Moskauer Korrespondenten Otto Hörmann.
Gebärdigt Moskwa.
Hier ist Moskau mit seiner deutschsprachigen Sendung.
In Warschau wurde eine Klärung des Militärrates der nationalen Rettung veröffentlicht.
Der Militärrat erklärte, dass nach Schaffung von Bedingungen zur Gewährleistung der Ordnung und Gesetzlichkeit die zuvor begonnenen Reformen, beispielsweise die Wirtschaftsreform, fortgesetzt werden.
Auf einer Pressekonferenz in Warschau wurde erklärt, dass sich die Lage im Lande insgesamt stabilisiert.
Es verbleiben jedoch noch einige gefährliche Herde, wo der Internierung entgangenen Solidarnischführer versuchen Gewalt anzuwenden.
In Warschau und anderen polnischen Städten sind Zivilpatrouillen zu sehen, die weiß-rote Armbände mit der Aufschrift
Volksrepublik Polen tragen.
Das sind freiwillige patriotische Aktionen der Selbsttätigen zur Unterstützung der Maßnahmen des Militärrates im Kampf gegen die Kräfte der Konterrevolution.
Den sowjetmenschen wird heute über die offiziellen Medien gesagt, im Großen und Ganzen bessere sich die Lage in Polen, aber es gebe noch einige Gefahrenherde, wo die noch nicht internierten Führer der Solidarität eine gewaltsame Konfrontation vom Zaun zu brechen versuchten.
Hatte Radio Moskau schon am Montagmittag die Normalisierung der Lage verkündet, musste man im Laufe der Woche mit dem anfänglichen Optimismus mehr und mehr zurückstecken.
Den Sowjetmenschen wird nicht gesagt, dass es schon Tote in Polen gegeben hat, aber es fällt auf, dass das Moskauer Fernsehen in seiner Polen-Berichterstattung wieder etwas weniger lebendig ist und zu seiner alten Stereotypen-Präsentation zurückgekehrt ist.
Um den Leuten die Normalisierung zu suggerieren, zeigte man zu Wochenanfang Straßenszenen aus Warschau, aus denen zu schließen war, dass der öffentliche Verkehr funktioniere, dass die Geschäfte offen seien.
Kurz, dass es keine Streiks gäbe.
Jetzt handelt man Polen wieder durch das Verlesen von Kommuniqués durch den Nachrichtensprecher vor einer Polenkarte ab.
Als flankierende Maßnahme sozusagen werden auch die Statements und Kommentare von ausländischen Politikern und Medien zitiert,
Aber wie üblich versteht man sich notfalls dabei sehr gut auf die Kunst des Aus-dem-Zusammenhang-Reißens.
In indirekter Rede wurde die KPÖ zitiert mit einer Erklärung des Wiener Politbüros.
Darin werde unterstrichen, dass die Feinde des Sozialismus für die Lage in Polen verantwortlich seien.
Es werde die Überzeugung ausgedrückt, dass das polnische Volk der Kontrrevolution eine Abfuhr erteilt und die für das Schicksal des polnischen Staates historisch wichtigen Probleme auf dem Weg des Sozialismus und des Friedens löst.
Neue Aspekte in der Berichterstattung sind im Laufe des heutigen Tages zu erwarten, wenn das angekündigte Ostblocktreffen über die Bühne gegangen ist.
So viel also von unserem Moskau-Korrespondenten Otto Hörmann und zu Beginn hörten Sie einen Ausschnitt aus der deutschsprachigen Sendung von Radio Moskau.
Gestern Abend, mitteleuropäischer Zeit, gab der amerikanische Präsident Ronald Reagan eine Pressekonferenz und zu Beginn seiner relativ kurzen Pressekonferenz stand eine Erklärung zur Situation in Polen.
All the information that we have confirms that the imposition of martial law in Poland
hat zu den Arresten, Gefangenheiten in Gefängnissen und Gefängnissen von Tausenden von politischen Union-Lehrern und Intellektuellen geführt.
Fabriken werden von Sicherheitskräften besiegt, Arbeiter werden getroffen.
Diese Tatsachen machen klar, dass es einen scharfen Rückwärtsgang der Bewegung in Richtung freier Gesellschaft gegeben hat, die in Polen seit einem halben Jahr stattgefunden hat.
Es wäre naiv, zu denken, dass dies passieren könnte, ohne das volle Wissen und die Unterstützung der Sowjetunion.
Wir sind nicht naiv.
Alle verfügbaren Informationen bestätigen, sagte Reagan, dass die Verhängung des Kriegsrechtes zu Verhaftungen von tausenden polnischen Gewerkschaften und der Internierung von Intellektuellen in Gefängnissen geführt haben.
Sicherheitskräfte haben Fabriken besetzt und Arbeiter geschlagen.
Diese Aktionen zeigen klar, dass die Bewegung zu einer freien Gesellschaft in Polen, die in den letzten eineinhalb Jahren durchgeführt wurde, mit aller Schärfe gestoppt und rückgängig gemacht wurde.
Reagan sagte zum Schluss schließlich, es wäre naiv zu glauben, dass dies alles ohne der vollen Kenntnis und der Unterstützung der Sowjets passiert ist und wir sind nicht naiv.
Diesen Ausschnitt aus der Pressekonferenz Ronald Reagans von gestern Abend, dieser Ausschnitt war der Schlusspunkt.
unserer Berichterstattung über die Situation in Polen.
Ein Blick auf die Uhr, es ist mittlerweile 12 Uhr und 43 Minuten geworden.
Nun zu einem zweiten Ereignis, das relativ untergegangen ist, aber leider die Terrortätigkeit wieder signalisiert.
Der amerikanische Brigadegeneral James Dossier ist nämlich aus seiner Wohnung in der italienischen Stadt Verona entführt worden.
Der 50-jährige Offizier ist für die Logistik und Verwaltung zuständig.
Er ist der stellvertretende Chef des Stabes beim Oberkommando der NATO-Landstreitkräfte in Südeuropa.
Die Entführer drangen gestern in die Wohnung Dossiers ein und haben ihn verschleppt, obwohl er Widerstand leistete.
Die ebenfalls anwesende Frau des Offiziers wurde zurückgelassen.
Es legen keine Erkenntnisse darüber vor, teilte das Pentagon in Washington mit, dass General Dossier bei der Entführung verletzt wurde.
Aber hören Sie näheres von Alfons Dalma aus Rom.
Seit langem ist den italienischen Roten Brigaden ein solcher Schlag nicht gelungen.
Die Entführung des amerikanischen Generals, des stellvertretenden Stabschefs der NATO-Landstreitkräfte in Italien und im zentralen Mittelmeerabschnitt des drittranghöchsten amerikanischen Offiziers in Italien nach dem NATO-Oberkommandierenden dieses Raumes in Neapel, Admiral Croove, und nach dem Chef der NATO-Luftstreitkräfte in Vicenza, General McFadden,
Diese Entführung also ist in ihren politischen Folgen schwererwiegend als der Mord am katholischen Rechtsgelehrten und stellvertretenden Vorsitzenden des Verfassungsgerichts Bachelet vor einem Jahr und gemessen am politischen Effekt gleichzustellen mit der Entführung des christlich-demokratischen Parteiführers und ehemaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro vor mehr als vier Jahren.
nur dass diesmal die internationale Auswirkung den höheren nationalen Rang Moros kompensiert.
Brigadegeneral James Laschus Dossier war gestern knapp nach Einbruch der ersten Dunkelheit um 5 Uhr Nachmittag
in seiner Wohnung etwas außerhalb von Verona zurückgekehrt und dabei außer seiner Frau zwei Installateure der städtischen Wasserwerke vorgefunden, die sich unter Vorgabe eines Kontroll- und Reparierungsauftrags Eingang verschafft hatten.
Sofort, im Augenblick des Erscheinens des Generals, zogen die angeblichen Arbeiter aus ihren Werkzeugkisten Maschinenpistolen und Revolver
Und ohne eine Sekunde zu zögern, schlugen den Offizier mit einem Schlag auf den Kopf bewusstlos nieder, fesselten mit Handschellen seine Frau und knebelten sie mit einem breiten Werkklebestreifen über den Mund und das Gesicht, sodass sie in Gefahr war zu ersticken.
Ihr Opfer trugen sich hinaus und verschwanden mit zwei weiteren Komplizen im lebhaften Verkehr.
Erst drei Stunden später gelang es der Frau,
nachdem sie immer wieder mit dem Kopf gegen den Boden schlug, die Aufmerksamkeit der darunter wohnenden Nachbarn zu wecken.
Der sofortige Großalarm im ganzen Gebiet der venetischen Region führte aber natürlich nur zur Auffindung eines mittelgroßen Fiat-Lieferwagens, der den Terroristen als erstes Fahrzeug gedient hat.
Wie sorgfältig der Anschlag vorbereitet war, zeigt der Umstand, dass es ein knapp nach Mittag gestohlener Wagen mit der Aufschrift einer Dienstleistungsfirma war, die für die zivile Luftfahrt und auch für manche Armeestellen ein vielfaches technisches Service betreibt, so dass Mrs. Dossier keinen Verdacht schöpfen konnte.
Die Terroristen hatten den Wagen, vielleicht sogar ironisch, vor dem Palazzo Carli, dem Sitz des NATO-Kommandos für Norditalien, abgestellt.
Derselbe Palast war übrigens einmal die Residenz Feldmarschall Radetzkis des österreichischen Oberkommandierenden in Norditalien.
Nach der Niederschlagung des Generals hatten die Terroristen die Wohnung durchwühlt und alles mitgenommen, was nach militärischen Dokumenten und Unterlagen ausschaut.
Um halb zehn am Abend gaben die Roten Brigaden mit einem Telefonat an die Nachrichtenagentur Ansar in Mailand bekannt, dass die Entführung ihr Werk sei.
Niemand zweifelt an der Authentizität dieser Mitteilung.
Alfons Dahlmer informierte Sie über die Entführung eines hohen amerikanischen NATO-Generals durch die Roten Brigaden in Verona.
Es ist 12 Uhr und 47 Minuten.
Wir kommen nun zur Inlandspresseschau.
Sie beschäftigt sich mit dem Abschluss der gestrigen Budgetdebatte.
Hans Langsteiner hat die Zitate für unsere Auswahl zusammengestellt.
Wenig Gnade vor den Augen der kommentierenden Öffentlichkeit findet die gestern beendete diesjährige Budgetdebatte des Nationalrates.
Noch relativ zurückhaltend formuliert Reinhard Hampel in den oberösterreichischen Nachrichten.
Wohlwollend ist zu sagen, der Nationalrat debattierte friedlich das Budget zu Ende.
Man kann es auch anders nennen, lustlos.
Schärfer schon Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
Präsident Peña hat vor kurzem gemeint, jeder Abgeordnete müsse selbst wissen, was er dem Ansehen der Volksvertretung schuldig ist.
Nach dieser Budgetdebatte liegt die traurige Vermutung nahe, dass eine Mehrheit der Abgeordneten es offenbar nicht weiß.
Für Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten brachten die letzten Parlamentstage überhaupt die schwächste Budgetdebatte seit langem.
Nach Steiningers Ansicht trifft dieser Vorwurf vor allem die große Oppositionspartei.
Denn eine Regierungspartei hat kein Interesse an einer guten Debatte.
Die Budgetsitzung des Nationalrates ist vor allem die Tribüne der Opposition mit der Regierung abzurechnen.
Und das ist der ÖVP heuer noch weniger gelungen als in den vergangenen Jahren.
In der Presse meint Hans-Werner Scheidl, dass die eigentlichen politischen Entscheidungen während der Budgetdebatte
anderswo gefallen waren.
Mock und Kreisky paktierten jene Übereinkunft, wonach der Bund der verstaatlichen Industrie helfen wird, dafür aber auch den Klein- und Mittelbetrieben.
Aber die Schauplätze waren das Bundeskanzleramt und das Ministerzimmer im Parlament.
Das Plenum musste sich mit saftlosen Standardreden begnügen.
Die soeben erwähnte Einigung der Großparteien über die Hilfsmaßnahmen für die Verstaatlichte nimmt auch Kurt Vorhofer in der Grazer Kleinen Zeitung zum Anlass für folgendes innenpolitisches Situationsbild vor Anbruch der Weihnachtsferien.
In der Bundespolitik ist eine seltsame Lage entstanden.
Einerseits haben Regierung und Opposition die Zusammenarbeit so weit verstärkt, dass nun auch der zentrale Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik ziemlich ruhig gestellt ist,
Gelegentliche verbale Anstrengungen der ÖVP ändern daran nicht das Mindeste.
Andererseits ist die SPÖ weiterhin am Drücker.
Die Sozialisten sind nach wie vor darum bemüht, ihre Positionen voranzutreiben.
Nur haben sie sich derzeit für ihre Aktivitäten mehr die ideologischen Themen ausgesucht, so Grundsatzfragen des Rechtsstaates und der Schulpolitik.
Gleichsam spiegelverkehrt zu diesem Kommentar der Grazer Kleinen Zeitung liest sich schließlich der Leitartikel der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
Peter Pellinker nimmt dort die eben erwähnte schulpolitische Debatte zum Anlass für folgende Feststellungen.
Es spricht für die Existenz einer konservativen Doppelstrategie, dass es oft dieselben Medien und Gruppen sind, die in diesen Fragen die ÖVP zu mehr Härte mahnen und auf anderen Platzseiten Koalitionsgeruch verbreiten.
Die Diagnose?
Ein Einschläferungsversuch.
Die Medizin?
Entschlossene Fortsetzung einer sozialistischen Reformpolitik, Aufklärung und Mobilisierung der Bevölkerung dafür.
Nur so wird man in einzelnen Punkten die Konservativen zu Zugeständnissen bewegen, wie die Einstimmigkeit für die Föst-Spritze bewiesen hat.
Nach der heutigen Inlands-Presseschau, die Hans Langsteiner zusammengestellt hat, nun neun Minuten vor 13 Uhr ein Kulturbericht.
Was den Kleinen ihr vorweihnachtliches Märchenstück, das in Wien allerdings nur vom Burgtheater angeboten wird, ist, das ist den Großen ihr nachweihnachtlicher Theaterbesuch.
Es ist vielleicht auch eine wunderbare Gelegenheit, den neuesten Pelzmantel auszuführen, den man zwar leider in der Pause nicht herzeigen kann, aber dafür muss man ja den Schmuck nicht in der Garderobe abgeben.
Aber nicht nur auf diese kulturellen Bedürfnisse versuchen die großen Wiener Bühnen, sich in ihren Weihnachtsprämieren einzustellen.
So spielt das Volkstheater einen Schwank von Fedot, die Josefstadt Molnar und nur das Burgtheater tanzt, diesmal aus der Reihe und bringt ein Problemstück.
Über diese drei Prämieren in Wien berichtet Erich Gabriel.
Mit der deutschsprachigen Erstaufführung des Stückes von Jean Bouchot »Wie war das damals« beginnt der vorweihnachtliche Prämierenreigen.
Es geht um die Erinnerungen einer alten Frau, die in ein Altersheim abgeschoben werden soll.
Was hat von all dem Erlebten noch Wert?
Was bleibt bestehen?
Regisseur der Erstaufführung ist Paul Hoffmann.
Es ist ein naturalistisches Theaterstück von einem jungen französischen Theaterregisseur, geschrieben für drei Schauspielerinnen.
Bei uns ist es Paula Vesely,
Aglaya Schmid und Marika Adam.
Von dem Inhalt möchte ich nichts vorher preisgeben, um eine gewisse Spannung zu erhalten.
Aber es ist ein Problem, was unsere Gesellschaft sehr zu schaffen macht.
Damit die Feiertagsbesuche nicht allzu verstört werden, spielt Paula Vesely die Hauptrolle.
Und damit fällt wohl auch ein versöhnlicher Willi Forst ganz auf das tragische Problem.
Das Risiko, dass das Publikum nicht genügend zum Lachen kommt, geht das Volkstheater nicht ein und spielt, wie man Hasen jagt, von Fedot.
Das zwar von Experimenten nicht allzu strapazierte Volkstheaterpublikum soll sich unterhalten dürfen, wie Direktor Paul Blaha sagt.
Einmal im Jahr Fedot und das zur Weihnachts- und Faschingszeit war und ist eine Überlegung dieses Theaters.
dahingehend, dass wir einmal im Jahr dem Publikum ein ungetrübtes Vergnügen bereiten wollen.
Die Hasenjagd ist natürlich nur ein Vorwand für amoröse Affären, die, wie immer bei Fedot, für alle Beteiligten auf das Peinlichste scheitern.
Hauptrollen spielen in der Premiere am 19.
Daniela Ziegler und Heinz Petters.
Im Augenblick noch bin ich eine ehrbare Frau, aber morgen werde ich... Werden Sie es noch immer sein.
Ist das Ihr Ernst?
Und ob, es sei denn Sie erzählen es überall herum.
Aber Maurice!
Was macht denn den guten Ruf einer Frau aus?
Die öffentliche Meinung?
Dann lassen wir eben die öffentliche Meinung über unsere kleinen Affären im Dunkeln.
Und das nennen Sie Moral?
Allzu leicht will es Regisseur Werner Kreindl dem Publikum allerdings nicht machen.
Im Grunde, wenn am Schluss die Paare sich finden, beziehungsweise die alte Regel, die alte Spielregel der
Personen wiederhergestellt ist, die Ehe ist wieder gekittet und der Liebhaber ist der Gelackmeierte, dann ist das eigentlich nur ein Schein-Happy-End, im Grunde sind es...
eigentlich schreckliche Dinge, die sich getan haben.
Um es den Josefstedter Abonnenten nicht allzu schwer zu machen, hat Direktor Häusermann Molnars Schwan, der in den letzten 25 Jahren nur mehr zwischen seinem Haus und dem Akademietheater hin und her schwamm, wieder zurückgeholt.
Ich habe auch ein bisschen eine sentimentale Beziehung dazu, weil ich als ganz junger Schauspieler am Burgtheater einen der jungen Prinzen gespielt habe, noch in der
in der sogenannten großen Schauspielerzeit des Burgtheaters mit Rosalba, Retti und Georg Reimers und etwas bleibt.
Natürlich spielt die Geschichte von der Prinzessin, die den Kosenamen Schwan trägt, weil sie das allerhöchste Köpfchen so hoch hält, und dem bürgerlichen Hauslehrer auf einer höheren Ebene als das bürgerliche Lachtheater in der Neustiftgasse.
Die Mitglieder der erlauchten Familien in der Premiere am 22. sind Wilma Degischer, Erna Korhell, Amadeus August, Eugen Stark und Hans Jara, der außerdem noch Regie führte.
Der Schwan ist Marianne Nentwich und Prinzessin Beatrix Susanne Almaschi.
Wir brauchen einen Mann, der Alberts Eifersucht entfachen könnte.
Natürlich würde ich dir lieber einen Fürsten oder einen Grafen bieten, aber im Moment haben wir nicht einmal einen Baron bei der Hand.
Also müssen wir uns mit dem Dr. Agit begnügen.
Ist das nicht ein riskanter Versuch, Mutter?
Wer weiß, wie Albert darauf reagieren wird.
So wie die Dinge jetzt stehen, müssen wir ein Risiko auf uns nehmen.
Das sagt mir mein Instinkt und auf den kann ich mich verlassen.
Sonst fallen wir unabwendbar Montenegro zum Opfer.
Erich Gabriel informiert es über die Weihnachtspremieren an den Wiener Theatern und nach diesem Bericht nun nochmals ins Nachrichtenstudio.
Österreich.
Bundeskanzler Kreisky hat nach wie vor Hoffnung, dass es in Polen zu keiner Intervention von ausländischen Mächten kommen wird.
In einer Pressekonferenz äußerte sich Kreisky heute in diesem Sinne.
Der Bundeskanzler bezeichnete die aktuelle Situation als gefährlichste seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
In Europa wegen der Ereignisse in Polen und weltweit wegen der Entwicklung im Nahost.
Polen.
Fünf Tage nach Verhängung des Kriegsrechtes scheinen sich die Spannungen, aber auch die Wirtschafts- und Energiekrise in Polen zu verschärfen.
Radio Warschau sprach im Hinblick auf die gestrigen Zusammenstöße, bei denen mindestens sieben Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden sind, von tragischen Fällen aufgrund des Widerstandes gegen das herrschende Recht und gegen die Ordnung.
Die polnischen Bischöfe haben neuerlich zur Zurückhaltung aufgerufen, andererseits aber die Forderung nach Freilassung der Internierten sowie nach Wiederherstellung der Bürgerrechte gestellt.
Sowjetunion.
In Moskau treten heute prominente Vertreter der Ostblockstaaten zu einer Gipfelkonferenz zusammen.
Offizieller Anlass ist der 75.
Geburtstag des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev, doch gilt es als sicher, dass die Entwicklungen in Polen im Mittelpunkt der Beratungen stehen werden.
Belgien.
Der polnische Botschafter in Brüssel, Fekic, hat in einem Interview der belgischen Nachrichtenagentur Belga angekündigt, dass der Dialog mit der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität in Polen nach Aufhebung des Kriegsrechtes wieder aufgenommen werden soll.
Voraussetzung sei allerdings, ergänzte der Diplomat, dass die Solidarität die Strukturen des polnischen Staates nicht infrage stelle.
Fekic versicherte, die Solidarität sei weder aufgelöst noch als illegal erklärt worden.
Österreich.
Der Wiener Vizebürgermeister Busek hat heute an die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International appelliert, den vom polnischen Militärregime inhaftierten Polen zu helfen.
In einem Telegramm an Amnesty International bezeichnete Busek die Festnahmen von tausenden Menschen als erschütternde Missachtung der Grund- und Freiheitsrechte der Menschheit.
Der Außenpolitische Rat hat einvernehmlich die Gründung eines Nationalkomitees zur Hilfe für notleidende Polen beschlossen.
Finanziert wird diese auf Vorschlag der ÖVP gegründete Organisation.
Aus Spenden, die Bundesregierung will die einlangenden Beiträge aus Steuermitteln verdoppeln.
Das Rote Kreuz will morgen einen Hilfsgütertransport nach Polen durchführen.
Von polnischer Seite wurde zugesagt, eventuelle Hindernisse bei der Einreise nach Polen zu beseitigen.
Italien.
Der amerikanische Brigadegeneral James Dozier befindet sich seit gestern Abend in der Gewalt der Terroristenorganisation Rote Brigaden.
Der General ist das erste prominente ausländische Entführungsopfer der Roten Brigaden.
Forderungen haben die Entführer bisher nicht gestellt.
Vereinten Nationen.
Der Weltsicherheitsrat hat die Annexion der Golanhöhen durch Israel einstimmig für null und nichtig erklärt.
Entgegen den Erwartungen legten die USA kein Veto gegen diese Entschließung ein.
Sollte Israel nicht reagieren, will der Weltsicherheitsrat Anfang Jänner Repressalien beschließen.
Österreich.
Die Volksanwaltschaft erweckt derzeit dem Nationalrat eine Gesetzesänderung zu empfehlen.
Dabei soll vorgeschlagen werden, dass für die Bezieher von invaliden Renten die Beiträge für jede weitere Pension in Zukunft anrechenbar sein soll, gleichgültig aus welcher Tätigkeit sie erworben wurden.
Und nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Stark bewölkt und Aufkommen von Schneefall.
Tageshöchsttemperaturen minus drei bis plus fünf Grad.
Zum Abschluss noch ein Programmhinweis auf die Sendung im Brennpunkt.
Sie heißt heute Kriegsrecht in Polen und die Sendung wird den Weg von der Gründung der Solidarität bis zur Machtübernahme durch die Militärs am vergangenen Sonntag nachzeichnen.
Heute Abend im Programm Österreich 1 um 20 Uhr und dann morgen die Wiederholung um 10.05 Uhr im Programm Österreich Regional.
Mit diesem Programmhinweis sind wir am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst angelangt.