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KI-generiertes Transkript
Die Zeit?
In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Tag, meine Damen und Herren.
Beim Mittagsschnell des aktuellen Dienstes bei Göße hörte Reinhold Henke.
Die polnische Tragödie unverändert, kann man sagen.
Das Militärregime und die Arbeiterpartei bemühen sich allerdings ein Bild der Normalisierung zu zeichnen.
Das Politbüro der Partei trat erstmals seit Verhängung des Kriegsrechts zusammen.
Die Informationen über die Lage in Polen, die werden immer spärlicher.
Die Berichte von Reisenden, die in Wien ankommen, die sind kaum mehr ergeblich.
Jetzt erst nämlich wirkt sich die totale Nachrichten- und Versammlungssperre wirklich aus.
Weiterhin gibt es ja keine Telefonverbindungen ins Ausland und auch innerhalb Polens nicht.
Dennoch weiß man so viel.
In großen Betrieben wird weiterhin gestreikt.
Viele Arbeiter bleiben auch einfach zu Hause und melden sich krank.
Weiterhin werden Personen verhaftet.
Morgen am Heiligen Abend soll die Ausgangssperre aufgehoben werden.
Morgen wird auch die Christmette über Rundfunk und Fernsehen übertragen.
Die Briefe können nur zensuriert zugestellt werden.
Das heißt, man muss sie offen aufgeben.
Im heutigen Mittagsschanal haben wir einen Studiogast.
Es ist der Journalist Ottmar Lahodzinski, der schon vor dem Kriegsrecht nach Polen gereist war und eine Woche Kriegsrecht miterlebt hat.
Lahodzinski kam Anfang dieser Woche nach Österreich zurück.
In Wien gab der Pen-Club eine Pressekonferenz.
Immerhin sind ja in Polen nicht nur die bekanntesten Künstler und Schriftsteller verhaftet worden, sondern auch der polnische Pen-Sekretär Bartoszewski.
Die Sowjets bemühen sich jetzt überhaupt verstärkt, die Information in der UdSSR, die aus dem Westen kommt, zu verhindern.
Sie stören die West-Sendungen in russischer Sprache seit gestern stärker denn je.
Nur in Polen kann man eigenartigerweise die fremdsprachigen Sendungen, beispielsweise der Deutschen Welle, nahezu ungehindert empfangen.
Einen hochinteressanten Kommentar über die polnische Militärdiktatur und die westlichen Reaktionen darauf hat Theo Sommer, der Chefredakteur der Zeitung Die Zeit, geschrieben.
Wir wollen Ihnen diesen Kommentar leicht gekürzt wiedergeben.
Soviel zu Polen.
In Italien herrscht Ungewissheit über das Schicksal des entführten amerikanischen NATO-Generals James Dozier.
Aus Jugoslawien berichten über geradezu dramatische Grenz- und Zugkontrollen.
Die Jugoslawien stürmen nämlich mit bis zu 60 Mann die Züge und filzen die ein- und ausreisenden Jugoslawen, aber auch die Türken.
Dabei kommt es zu Zugverspätungen bis zu neun Stunden.
Und schließlich hören Sie einen Beitrag zum 80.
Geburtstag von Otto Basil, dem Wiener Dramaturg.
Jetzt aber die Meldungszusammenfassung.
Verantwortlicher Chef vom Dienst heute Mittag ist Edgar Theider und der Sprecher Wolfgang Grimerschmid.
Polen.
Während die Militärregierung von einer Normalisierung der Lage spricht, vermitteln die einlagenden Meldungen ein Bild anhaltender Spannung in Polen.
Hauptinformationsquelle sind nach wie vor die Sendungen des polnischen Rundfunks.
Nach Angaben von Radio Warschau dauert die Besetzung von Kohlengruben im Raum Katowice an.
Der Sender beschuldigt Extremisten innerhalb der Solidarität, die Bergleute am Verlassen der Stollen zu hindern.
Radio Warschau meldet neuerlich zahlreiche Verhaftungen.
Festgenommen wurden Arbeiter, denen Aufruf zum Streik vorgeworfen wird, und Lebensmittelhamsterer.
Außerdem wurden höhere Beamte und Wirtschaftsfunktionäre inhaftiert, die beschuldigt werden, sie seien unfähig, einen Betrieb unter Kriegsrechtsbedingungen zu führen.
Offenbar nimmt der Widerstand gegen das Kriegsrecht auch weniger offene Formen an.
In einem Rundfunkbericht hieß es, zahlreiche Arbeiter blieben wegen Krankheit vom Arbeitsplatz fern.
Das Politbüro in Warschau ist zum ersten Mal seit der Verhängung des Ausnahmezustandes zu einer Sitzung zusammengetreten.
Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben.
Die polnischen Bischöfe haben nach Angaben der katholischen Presseagentur einen Krisenstab gebildet, der sowohl mit der Regierung als auch mit dem internierten Arbeiterführer Walesa in Kontakt stehen dürfte.
Sowjetunion.
Die amtliche Nachrichtenagentur TASS beschuldigt erstmals seit der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen sogenannte polnische Kontrrevolutionäre, das seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa herrschende Kräfteverhältnis ändern zu wollen.
In dem TASS-Bericht heißt es, kontrrevolutionäre Kräfte hätten im Herbst den Umsturz des kommunistischen Regimes in Polen geplant.
Die TASS schreibt, es habe einen genauen Termin für einen Startstreich gegeben.
Das sowjetische Parteiorgan Pravda vertritt die Ansicht, die Lage in Polen normalisiere sich.
Die unabhängige Gewerkschaft Solidarität sei jedoch eine Gefahr für das Land.
In den meisten polnischen Betrieben werde gearbeitet, schreibt die Pravda.
Die von der Solidarität organisierten Streiks und soziale Unruhen rechtfertigten dennoch die Beibehaltung des Ausnahmezustandes.
Vereinte Nationen.
Ein Mitglied der unabhängigen polnischen Gewerkschaft Solidarität hat die UNO aufgefordert, Beobachter nach Polen zu entsenden.
Der Gewerkschafter überbrachte dem UNO-Sekretariat in New York eine entsprechende Botschaft der Solidarität.
Die Vereinten Nationen lehnten das Anliegen ab, da die Entsendung von UNO-Beobachtern nur vom Weltsicherheitsrat oder von der Vollversammlung beschlossen werden kann.
USA.
Präsident Reagan wird am Abend in seiner Weihnachtsansprache eine Erklärung zur Polenkrise abgeben.
Nach Meldungen aus Washington plant Reagan eine Reihe politischer, wirtschaftlicher und diplomatischer Maßnahmen, unter anderem die Beendigung der offiziellen amerikanischen Wirtschaftshilfe für Polen.
Ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums hat erklärt, der amerikanische Geheimdienst habe seit der Verhängung des Kriegszustandes in Polen keine ungewöhnlichen Truppenbewegungen an den polnischen Grenzen beobachtet.
Frankreich
Der französische Minister für den Außenhandel, Joubert, hält es für möglich, dass Frankreich wegen der Entwicklung in Polen die Verträge von Helsinki aufkündigen und sich vom Madrider Folgetreffen der Europäischen Sicherheitskonferenz zurückziehen könnte.
Joubert kündigte diese Maßnahmen für den Fall an, dass sich die Lage in Polen weiter verschärft.
Die Schweiz will offenbar das Schlussdokument der Helsinki-Folgekonferenz in Madrid nur dann unterzeichnen, wenn sich die Lage in Polen bessert.
Der Leiter der Schweizer Delegation betonte, dies sei seine persönliche Meinung.
Er habe politische und moralische Gründe für seine Haltung.
Österreich.
Seit der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen haben nach Angaben der Austria Presse Agentur 180 polnische Staatsbürger in Österreich um politisches Asyl ersucht.
Derzeit warten nahezu 30.000 Polen auf eine Aufenthaltsbewilligung.
In der vergangenen Woche dürften mehr als 1.000 Polen aus ihrer Heimat geflohen sein.
Zum ersten Mal seit 1974 wird es heuer voraussichtlich in Österreich wieder mehr Geburten als Sterbefälle geben.
Wie aus den jüngsten Berechnungen des Statistischen Zentralamtes hervorgeht, gab es in den elf Monaten des zu Ende gehenden Jahres 3,6 Prozent mehr Geburten als 1980.
Für das gesamte heutige Jahr rechnet man mit 94.000 Geburten.
Auch die Zahl der Eheschließungen ist um 1,4 Prozent angestiegen.
Die Säuglingssterblichkeit ist stark zurückgegangen.
Trotz der leichten Zunahme der Sterbefälle ist auch heuer mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung zu rechnen.
Mit den Stimmen der SPÖ hat heute der Gemeinderatsausschuss für Straße, Verkehr und Energie die Erhöhung der Stromtarife um durchschnittlich 13,2 Prozent ab 1.
Jänner gebilligt.
Von Seiten der ÖVP wurde die Preisverhöhung mit der Begründung abgelehnt, dass sie überproportional und deshalb nicht im Sinne des Energiesparens sei.
SPÖ-Gemeinderat Riedler betonte die Notwendigkeit, dass alle Bemühungen unternommen werden müssten, um zu einer einheitlichen Tarifgestaltung in Österreich zu kommen.
So müssen zum Beispiel die Wiener um etwa 50 Prozent höhere Strompreise zahlen als die Vorarlberger.
Bundesrepublik Deutschland.
Bundespräsident Carstens hat zur Erhaltung des Friedens gemahnt und in diesem Zusammenhang betont, dass sich die deutschen Bürger dabei nicht von Angst beeinflussen lassen dürften.
In einer Weihnachtsansprache an die Hörer der Deutschen Welle sagte Carstens heute, es gehöre zur Bereitschaft der Friedenserhaltung, dass die Bundesrepublik Deutschland mit ihren NATO-Partnern zusammen die Verteidigungsinteressen bekräftige und sich unablässig um einen friedlichen Ausgleich zwischen Ost und West bemühe.
Diese Politik habe Europa eine der längsten Friedensepochen der Geschichte beschert.
Besondere Anteilnahme drückte der deutsche Bundespräsident der polnischen Bevölkerung aus.
USA.
Das Verteidigungsministerium in Washington hat Berichte über die angebliche Ermordung des in Italien entführten NATO-Generals Dozier als falsch bezeichnet.
Gestern hatte sich ein anonymer Anrufer im Namen der roten Brigaden zur Verschleppung und angeblichen Tötung des Generals bekannt.
Eine wachsende Zahl katholischer Bischöfe in den USA fordert die Gläubigen auf, der Bedeckung gegen Kernwaffen beizutreten.
Die Bischöfe argumentieren, Besitz und Einsatz von Kernwaffen sei nämlich der katholischen Lehre verabscheuungswürdig.
Prominentester Vertreter der katholischen Atomwaffengegner ist Erzbischof Roach, als Präsident der Nationalen Bischofskonferenz, zurzeit ranghöchstes Mitglied der katholischen Kirche in den USA.
Roche betonte, dass atomare Wettrüsten sei heute die gefährlichste moralische Frage in der öffentlichen Diskussion.
Die Kirche habe besondere Verantwortung, dieses Problem zur Sprache zu bringen.
Frankreich Die Mehrheit der Franzosen wünscht sich für das kommende Jahr, dass Staatspräsident Mitterrand und die aus Sozialisten und Kommunisten zusammengesetzte Regierung ihre Reformpolitik noch schneller und noch weitgehender vorwärts treiben.
Wie aus einer Umfrage hervorgeht, die im Auftrag mehrerer Zeitungen durchgeführt wurde, sprachen sich nur 32% der Befragten gegenüber 58% für eine Verlangsamung bei der Verwirklichung der Reformen aus.
46% der Franzosen vertreten die Ansicht, dass seit der Wahl Mitterrands zum Staatspräsidenten im Frühjahr dieses Jahres nicht genügend Änderungen vorgenommen worden sind.
Für 17% waren es zu viele Änderungen.
Österreich
Österreicher dürfen auch auf der Autobahnverbindung von Salzburg nach Kufstein über deutsches Gebiet Spike-Reifen benutzen.
Genaue Recherchen des ARB haben ergeben, dass dieser Autobahnabschnitt noch zum Zollgrenzbezirk zu rechnen ist.
Außerhalb dieser Zone dürfen Spike-Reifen wie bisher nur in Notsituationen verwendet werden, etwa im Fall der Sperre des Adelbergstraßentunnels.
Nach den Nachrichten um 12.11 Uhr im Mittagsjournal, noch kurz zum Wetter, bevor wir mit der politischen Welterstattung im Mittagsjournal
Beginnend im Studio begrüße ich nun Dr. Hufnagel, grüß Gott.
Ja, die Wetterfrage, wie stellen wir sie heute?
Weiße Weihnachten oder nicht?
Bleibt es so?
Ja, man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Weihnachtsfeiertage weiß sein werden, und zwar in ganz Österreich.
Es schneit praktisch zurzeit in allen Landeshauptstädten.
Ursache dafür ist ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet, das von Oberitalien nordostwärts zieht.
und für die Schneefälle verantwortlich zeichnet.
Nach einer kurzen Zwischenbesserung, die morgen erfolgen wird, dürfte sich diese Wetterentwicklung wiederholen.
Das heißt, es stehen auch zu den Weihnachtsfeiertagen Schneefälle bevor.
Zum Wochenende dann im Süden zunächst ab Samstag und ab Sonntag auch im übrigen Bundesgebiet wird der Hochdruckeinfluss dominieren.
Das wird die Bewölkung auflockern.
Es kann sich in den Niederungen teilweise Nebel bilden, aber speziell in höheren Lagen ist auch mit Sonnenschein zu rechnen.
Die Temperaturen bleiben ziemlich gemäßigt.
Es ist kein strenges Winterwetter anzunehmen.
Nur wenn es nächtlich aufklaut, können örtlich Temperaturen um die minus 10 Grad erreicht werden.
Tagsüber kann man mit Werten zwischen minus 4 Grad und plus 2 Grad rechnen.
Ja, mehr kann man, glaube ich, gar nicht dazu sagen, außer dass es vermutlich überall hervorragend zum Skifahren geht.
Was sagen die Wetterwerte von 12 Uhr?
Nun, wie schon erwähnt, in allen Landeshauptstädten schneit es um 12 Uhr Mittag, der Wind ist generell schwach und die Temperaturen Wien 0 Grad, Eisenstadt, Salzburg und Innsbruck minus 1 Grad, Linz minus 4, Bregenz plus 2, Graz minus 2 Grad und Klagenfurt minus 3 Grad.
Ja, danke Herr Dr. Hufnagel, das waren heute ziemlich die kürzesten Wetterwerte im Mittagsjournal überhaupt.
Danke, dass Sie gekommen sind.
Und wir, meine Damen und Herren, beginnen jetzt mit der ausführlichen Berichterstattung.
Und der eine Gast geht und der andere kommt.
Das ist Otmar Lahodinski.
Grüß Gott, Herr Lahodinski.
Wir wollen, meine Damen und Herren, heute die Berichterstattung zum Thema Polen mit einem ausführlichen Studiegespräch beginnen.
Otmar Lahodinski ist der Redakteur der Zeitschrift Profil und war eine Woche lang während des Kriegsrechts in Polen.
Das heißt, Sie sind vor der Verhängung des Kriegsrechts bereits nach Polen gefahren und haben eine Woche Kriegsrecht sozusagen
miterlebt.
Sie sind am Montag, glaube ich, zurückgekommen nach Österreich.
Gestern Abend, ja.
Warum sind Sie eigentlich nicht in Polen geblieben?
Ich wurde aufgefordert, zur Polizei zu gehen, da ab 21.
Dezember Österreicher Visum brauchen für Polen.
Das war erfolglos.
Die Polizei hat gesagt, nur ständig akkreditierte Journalisten bekommen ein Visum.
Und für österreichische Journalisten gab es ja bis jetzt keine Probleme.
Wir konnten ohne Visum so wie jeder andere Österreicher auch einreisen.
Und dann versuchte ich es beim Außenministerium mit dem Hinweis, dass ich der einzige österreichische Journalist sei.
Dann gab es eine kleine Chance.
Ich musste montags noch einmal ins Außenministerium und dort wurde mir dann endgültig abgesagt.
Ich musste Polen bis 24 Uhr am Montag verlassen.
Also es wäre keine legale Möglichkeit gewesen, noch dort zu bleiben?
Nein.
Man muss ja an dieser Stelle dazu sagen, dass die Informationen jetzt zunehmend spärlicher werden, da auch die Berichte von Reisenden, die wir jeden Tag sozusagen beim Shopper-Express abfangen, immer spärlicher werden.
Die Nachrichtensperre, die verhängt wurde mit der Verhängung des Kriegsrechts, die wirkt sich eigentlich erst jetzt so hundertprozentig aus.
Die Leute wissen fast nichts mehr zu berichten, das heißt allerdings nicht, dass sich nicht viel in Polen tut.
Herr Laudinski, wo waren Sie eigentlich überall?
Wie schaut die Bewegungsfreiheit oder wie hat die ausgeschaut in diesen Tagen?
Ja, ich kam vor dem Militärputsch am Freitag aus Katowice, aus den Kohlengruben, nach Warschau, erlebte dann den Militärputsch sonntags in Warschau.
Am Abend noch gab es eine Pressekonferenz mit Regierungssprecher und Minister Jerzy Urban,
Da wurden alle ausländischen Journalisten, wir waren ungefähr 30, aufgefordert, dass das Kriegsrecht selbstverständlich auch für Ausländer gelte, dass wir den Raum Warschau nicht verlassen dürfen.
Dann haben sie uns bemitleidet, dass wir leider keine Leitungen nach außen bekommen.
Die erste Telex-Leitung wurde erst vorigen Freitag eröffnet, allerdings mit der Auflage, dass die Berichte nur in vier Sprachen abgefasst werden dürfen, mit zwei Durchschlägen abzugeben seien.
Die wurden natürlich kräftig zensuriert, so wurde auch ein Beitrag von mir ungefähr um die Hälfte gestrichen.
Welche Frage stellt man sich eigentlich gleich am Anfang als Ausländer, der in Polen ist und von der Verhängung des Kriegsrechts erfährt?
Was haben Sie sich zuerst gefragt?
Was war Ihre erste innere Reaktion eigentlich?
Ja, es war eigentlich seltsam.
Ich bin eigentlich in der Früh, ich hörte die Nachricht über BBC und bin eigentlich sofort los zum Solidarnosch-Gebäude und in der ganzen Tragweite habe ich eigentlich die
Aktion erst so ein, zwei Tage später mitbekommen, was es eigentlich heißt.
Dass praktisch auf den Straßen das Bild, also an die Soldaten hat man sich sehr schnell gewöhnt und auch an die Schützenpanzer, die an den Kreuzungen aufgefahren sind, aber die Tragweite, dass praktisch über Nacht eine zehn Millionen Mitglieder starke Gewerkschaft praktisch nicht mehr existiert, dass die Leute
keine Plaketten mehr tragen dürfen, die man sonst überall gesehen hat.
Das war das Erstaunliche.
Ich glaube, vielen Polen ist es auch so gegangen.
Ich habe mit einigen gesprochen.
Es war für sie ein echter Schock.
Die haben zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht angenommen, dass die Möglichkeiten so radikal vernichtet wurden, sich zur Solidarität zu bekennen.
Richtig.
Mit diesem Tag haben sie überhaupt nicht gerechnet.
Sie haben sich auch überhaupt nicht vorbereitet.
Es gab keine Flugblätter, es gab keine versteckten Druckereien.
Es wurden natürlich sämtliche Druckmaschinen sofort beschlagnahmt.
Und es war großes Chaos in Warschau.
In der Solidarität war ich drinnen.
Da waren einige Mitglieder dort, die gesagt haben, was ist los?
Man hört nichts aus Danzig.
Sie wussten bereits von Verhaftungen.
Sehr viele Leute sind ja in der Nacht auch in Warschau verhaftet worden.
Und allgemeine Ratlosigkeit breitete sich aus.
Das führt zur Frage, wie haben sich eigentlich die Polen informiert oder wie funktioniert die Kommunikation innerhalb der Polen?
Wie erzählen sie sich, was im Lande vor sich geht?
Ja, es ist so, als aus den Krisenregionen von der Küste und aus den Kohlenrevieren dringen nur sehr spärliche Nachrichten durch.
Im Fernsehen wurde berichtet von Ausschreitungen in Katowice und in Breslau.
Es wurden auch die sieben Todesopfer in der Kohlengrube Vujek zugegeben.
Aber sonst sind die Polen von den Vorgängen natürlich offiziell nicht unterrichtet.
Sie müssen sich verlassen auf Augenzeugenberichte.
Es kommen vereinzelt Leute mit Sondergenehmigung oder teilweise im Zug sogar.
Ich habe mit jemandem gesprochen, der ist aus Elblanc angereist, der hat keine Probleme gehabt zu reisen.
Diese Leute erzählen natürlich, was vorgefallen ist und
Aber es kursieren natürlich in Warschau viele, viele Gerüchte.
Das reicht von tschechischen Soldaten, die angeblich in dem Urwald bei Palmiry, also in den Kampinos stationiert seien, bis zu sowjetischen Soldaten, die bereits in polnischen Uniformen gesichtet sein sollen.
Wie verhält sich eigentlich das polnische Militär, die Miliz und die Polizei dem Polen selber gegenüber?
Da gibt es einen großen Unterschied.
Das Militär ist mir vorgekommen, hat speziell am Sonntag fast irgendwie... Man hat den Eindruck gehabt, die Leute schämen sich.
Sie waren überaus höflich, haben an den Kreuzungen die Autos natürlich anhalten müssen, kontrollieren, die Ausweise, und waren überaus freundlich.
Ganz im Gegenteil natürlich die Polizei, die die Verhaftungsarbeit erledigen musste.
Ich war bei einigen Demonstrationen dabei.
Die haben dann schon wild in die Menge hinein geprügelt, auch mit ihren Schlagstöcken und so.
Letzten Donnerstag war eine Demonstration auf der Krakowskie Przemyście, der Warschauer Prunkstraße.
Insofern, sonst sind die Warschauer, ist mir aufgefallen, zum Militär eher freundlich.
Es gab sogar ein Solidaritätsflugblatt, in dem die Leute aufgefordert wurden, den Soldaten, die ja Tag und Nacht an den Kreuzungen stehen und sich nur an so
spontan errichteten, offenen Kohlenfeuern wärmen.
Es hat ja minus 14 Grad gehabt.
Und die Leute wurden aufgefordert, sie sollten doch den Soldaten Kaffee und heißen Tee bringen.
Und das habe ich gesehen.
Junge Leute sind von einer Kreuzung zur anderen gegangen und haben den Soldaten Tee angeboten.
Stimmt eigentlich die Vermutung, oder kann man überhaupt dazu etwas sagen, dass die Situation in Warschau, in der Hauptstadt, relativ noch am ruhigsten ist, gemessen an der Situation in Bromberg oder in Danzig oder in Katowice?
Das kann man sicher so sagen.
In Warschau ist das tägliche Bild auf den Straßen wirklich eher friedlich, fast zufriedlich.
Man kann fast von Friedhofsruhe sprechen.
Die Leute in den Straßen sprechen kaum, nicht einmal in den Autobussen, wo ich früher
offene Gespräche hörte und das hört man überhaupt nicht mehr.
Die Leute sind ruhig und man sieht, sie haben Angst.
Gesprochen wird höchstens in den Kirchen, nach den Messen.
Da werden auch Flugblätter verteilt, erste Flugblätter, die im Untergrund hergestellt worden sind.
Aber auf den Straßen eher, bis auf diese einzelnen Demonstrationen gab es sonst nichts zu bemerken.
In diesen Tagen, Herr Laudlinski, stellt man sich zumindest hier als die Frage, ob und inwieweit die Sowjets in Polen sozusagen einmarschiert sind oder tatsächliche Arbeit leisten.
Da gibt es auch wesentliche Gerüchte, dass es sowjetische Soldaten in polnischer Uniform sind, die auf den Straßen patrouillieren.
Hört man zumindest von diesen Gerüchten auch etwas in Polen selbst?
Mir hat eine Frau erzählt, die aus Katowice angereist ist, sie kennt persönlich einen Russen und den hat sie in einer polnischen Uniform gesehen.
Aber das können natürlich auch Gerüchte sein.
Tatsache ist, dass die Solidarität vor einigen Wochen tatsächlich von einem Bericht
von einem Transport berichtet hat von mehreren tausenden polnischen Uniformen Richtung Sowjetunion.
Aber wie gesagt, das ist alles nicht… Und die Berichte und Gerüchte über Todesopfer in Polen?
Bis jetzt wurden eigentlich nur diese sieben Bergleute aus der Vujekgrube in Katowice öffentlich zugegeben, also über die offiziellen Medien.
Da gibt es natürlich Gerüchte, dass das viel zu wenig, also dass es viel mehr Tote gibt, speziell in den Kohlenrevieren.
angeblich auch in Danzig sei es zu Schießerei gekommen.
Aber wie gesagt, man hört aus Danzig kaum überprüfbare Meldungen.
Zum Abschluss, Herr Laudinski, noch die Frage, die natürlich, wenn wir sie beantworten könnten, wären wir wesentlich gescheiter, aber es ist zumindest eine Einschätzung.
Glauben Sie, dass sich aufgrund Ihrer eigenen Erfahrungen und Ihrer eigenen Augenzeugen
dass sich die Polen an die Lage und an das Kriegsrecht gewöhnen werden, oder glauben Sie, dass es einen wesentlichen Widerstand geben wird?
Ein Teil der Bevölkerung, glaube ich, hat sich bereits gewöhnt.
Ich habe mit einigen Hausfrauen in den Schlangen von den Lebensmittelgeschäften gesprochen.
Die haben gesagt, ja, seit die Armee da ist, ist wieder Ruhe und es gäbe sogar anfangs etwas mehr Brot und Milch in den Geschäften zu kaufen.
Und sie meinen also, das Militär wird aufräumen und wird für Ruhe und Ordnung sorgen.
Ich kann diese Meinung nicht so sehr teilen, weil ich weiß, dass sehr viele Solidaritätsmitglieder in den Untergrund gegangen sind und da jetzt schon versuchen, erste Aktionen vorzubereiten des passiven Widerstands, des passiven Streiks, dass die Leute einfach die Arbeiter in die Betriebe gehen, aber dort eigentlich nur sinnlose Arbeiten verrichten.
Und wer kann die Arbeiter
dann wirklich zwingen zu arbeiten.
Also eine Politik der verbrannten Erde nicht.
Ja, ich danke Ihnen, Herr Laudinski, dass Sie zu uns ins Studio gekommen sind und auf Wiedersehen.
Ja, die Polen, wir haben es ja in diesem Gespräch gehört, meine Damen und Herren, informieren sich natürlich recht spärlich, weil der offizielle Rundfunk fast nichts verlautbart.
Die Informationen kommen allerdings natürlich auch über die fremdsprachigen Sendungen, also die polnischen Sendungen westlicher Stationen, zum Beispiel der BBC, der Deutschen Welle, der Voice of America, Radio Free Europe und andere Sender.
Die Sowjets bemühen sich in den vergangenen Tagen stärker denn je, diese Sendungen zu stören.
Es ist ihnen bisher gelungen, das berichten heute Agenturen, die Sendungen von der Deutschen Welle in russischer Sprache so zu stören, dass man sie nicht empfangen kann.
In polnischer Sprache, eigenartigerweise, soll das noch nicht der Fall gewesen sein.
Ich habe nun am Telefon Günter Rössler, er ist der technische Direktor der Deutschen Welle, und an ihn die Frage, wie weit eigentlich diese polnischsprachigen Sendungen der Deutschen Welle reichen.
Ja, die polnischen Sendungen gehen natürlich direkt nach Polen, sind auf Polen gerechtet.
Auf der Kurzwelle decken sie eigentlich das ganze Land ab.
Und ähnliches gilt für die russischsprachigen Sendungen, die natürlich für die gesamte Sowjetunion gelten, mit Schwerpunkt Moskau und sonstige Gebiete, die also besonders dicht besiedelt sind.
Haben Sie Informationen, dass die Polen zum Beispiel über ihre Servicedienste und die Dienste der anderen Anstalten Bescheid wissen?
Ja, doch.
Wir haben einen großen Hörerstab in diesen ganzen Gegenden.
Und gerade jetzt in dieser Zeit der Krise werden natürlich die polnischen Sendungen, die aus dem Ausland dorthin gesendet werden, insbesondere aus dem westlichen Ausland, besonders stark gehört.
Welche Sendungen gibt es eigentlich von der Deutschen Welle für die Polen?
Welche Art von Sendungen?
Also es gibt von der Bundesrepublik Aus insgesamt vier Programme, die täglich nach Polen gesendet werden.
ein Programm auf der Mittelwelle.
Das ist das Deutschlandfunk-Programm, das auf der Mittelwelle auf 1539 kHz in der Zeit von 20 bis 20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit gesendet wird.
Und wir übertragen über die Kurzwelle, der deutschen Welle, nochmal drei polnische Programme des Deutschlandfunks.
Das ist eine gewisse Kooperation zwischen beiden Einstalten, die morgens, mittags und abends ausgesendet werden, jeweils auf zwei
Herr Rössler, die polnischsprachigen Sendungen der westlichen Stationen genießen ja ein besonderes Ansehen bzw.
sind besonders wichtig in Polen.
Auf welche Informationen stützen sich nun diese polnischsprachigen Sendungen?
Zum Beispiel Ihrer Station?
Naja, sagen wir es so.
Wir als Sender der Bundesrepublik Deutschland haben gesetzlichen Auftrag zu informieren über das kulturelle und politische Leben in
natürlich eine Gesamtinformation über die Vorgänge, über die Weltvorgänge und natürlich auch über die speziellen Vorgänge in Polen.
Haben Sie Ihre Sendungen, Ihre polnischen Sendungen jetzt wegen der aktuellen Situation geändert?
Nein, wir konnten das leider nicht anpassen.
Wir haben mit vier Programmen, sind wir der Meinung, dass wir eigentlich genügend Kapazität nach Polen senden und inhaltlich ist natürlich eine Anpassung erfolgt, aber quantitativ keine Ergänzung vorgenommen
Herr Rössler, in den letzten Tagen versuchen die Sowjets, wie man hört, verstärkt die russischen Sendungen der Deutschen Welle, aber auch andere Stationen zu stören.
Die Russen können das im sowjetischen Gebiet, aber in Polen nicht.
Wieso nicht?
Die Russen können das eigentlich auch im ausländischen Gebiet.
Auf der Kurzwelle reicht ja die Kurzwellensendung, die Programmsendung, genauso weit wie zum Beispiel die Störsendung.
Die Russen haben am 20.
August vergangenen Jahres, also 1980, begonnen mit Störsendungen gegen die russischsprachigen Dienste von Voice of America, BBC und Deutscher Wille.
Seitdem werden die Sendungen massiert gestört.
Es gab am letzten Sonntag, also vor wenigen Tagen, einen verstärkten Einsatz von Störsendungen, die bei uns notiert wurden.
Man hat also offensichtlich die Zuspitzung in Polen benutzt, um nun nochmal die russischsprachigen Sendungen, die in ihr Gebiet, in ihr eigenes Gebiet hereinkommen, von der Sowjetunion aus in der Sowjetunion selbst zu stören.
Aber in Polen passiert das offenbar nicht?
Nein, die polnischen Programme werden eigenartigerweise, möchte ich beinahe sagen, nicht gestört.
Sie sind also einwandfrei in Polen zu empfangen.
Gibt es da eine Erklärung dafür?
Ich kann mir keine Erklärung ausdenken.
Das wäre also reine Vermutung.
Danke vorerst, Herr Rössler, für diese kurzen Informationen.
Auf Wiederhören.
In einer Pressekonferenz in Wien hat heute der österreichische PEN-Club, die Vereinigung der Schriftsteller, gegen die Verfolgung von Schriftstellern und Dichtern in den Militärdiktaturen allgemein protestiert.
In erster Linie galt natürlich Information und Protest der Festnahme des Präsidenten des polnischen PEN, Prof. Ladislaw Bartoszewski, der ein Österreicher gut bekannt ist und Träger des Franz Theodor Djokoringes ist.
In diesen Minuten habe ich sogar einen Brief von Bartoszewski bekommen, den diese am 7.12., also eine Woche vor Verhängung des Kriegsrechtes, noch geschrieben hat.
Da schreibt er handschriftlich, in diesen letzten Jahren hat sich die katholische Gesellschaft dieses christlichen und westlichen Landes schon sehr geprüft.
Wir kämpfen jetzt hart und nicht umsonst, um mehr Freiheit und um mehr Würde.
Sie können sicher sein, dass wir die Grenzen des Möglichen erkennen.
Das hat Professor Bartoszewski am 7.
Dezember geschrieben.
Von der Pressekonferenz des österreichischen Pen berichtet nun Franz Kössler.
Die Persönlichkeit Wladyslaw Bartoszewskis ist ein Beispiel intellektueller Aufrichtigkeit eines Wissenschaftlers, der seiner Überzeugung auch in schwierigen Zeiten treu geblieben ist.
1929 in Warschau geboren, war er mehrmals verhaftet, als Widerstandskämpfer gegen den Hitlerfaschismus, als aktiver Vertreter der verletzten Rechte der polnischen Juden.
Später dann
unter dem stalinistischen Regime.
Insgesamt war er sechs volle Jahre in Haft.
Dann rehabilitiert ist er jetzt wieder im Gefängnis.
Seine wissenschaftliche Arbeit galt der Geschichte der Juden in Polen.
Ein immer noch oder schon wieder heißes Thema.
Auf der Pressekonferenz des österreichischen Pen-Clubs wurde die Zahl der jetzt vom Militärregime verhafteten Schriftsteller und Wissenschaftler zwischen 50 und 100 beziffert.
Dazu Professor Georgi Sebastian, Vizepräsident des Pen-Clubs,
auffallend ist, dass die Verhaftungen verschiedene Richtungen treffen.
Also es sind da politisch verschieden eingestellte Autoren, die verhaftet wurden.
Ich möchte einige Beispiele nennen, um das zu zeigen, dieses Spektrum der Weite.
Zum Beispiel der führende Publizist der Wochenzeitung Cultura, die in Warschau erscheint, Andrzej Boguslawski,
Ebenso wie ein Mann, der viel ins Französisch übersetzt wurde und in der Exilzeitschrift, die ebenfalls Cultura heißt in Paris, viel publiziert hat, Andrzej Szypiorski.
Es sind verhaftet worden ein führender katholischer Publizist, Tadeusz Mazowiecki.
Nach unseren Nachrichten, die hier eingetroffen sind, ist der weltberühmte Filmregisseur Andrzej Wajda unter den Verhafteten.
Zwei positive Nachrichten, die aus dem Vatikan, einem Pen-Club, vor wenigen Minuten direkt weitergeleitet worden sind.
Der Chefredakteur der Solidarnosc-Zeitschrift, Masowiecki, der in den vergangenen Tagen als tot gemeldet wurde, lebt.
Und der Theologe Tischner, an dessen Verhaftung man geglaubt hatte, ist frei.
Und die Hoffnung ist stärker als die Unterdrückung.
Zum Schluss möchte ich noch mitteilen, dass ich von polnischen Freunden erfahren habe, dass dort
jetzt und gerade in diesem Kreis der noch nicht Verhafteten ein Zettel kursiert, in dem Bezug genommen wird auf die Verbrennung von Giordano Bruno, eben am Weihnachtstag im Jahre 1600, mit dem Text, den Giordano Bruno damals gesprochen hat.
Ich glaube, meine Herren, in diesem Augenblick haben Sie mehr Angst vor mir als ich von Ihnen.
Das war die Pressekonferenz des sehrösterreichischen Pen-Zentrums.
Zur Verhaftung des polnischen Pen-Präsidenten war das Wort Bartoszewski.
Franz Köstler berichtete.
Theo Sommer, der Chefredakteur der Zeitung Die Zeit, hat in der jüngsten Ausgabe einen wirklich sehr hochinteressanten Kommentar über das Kriegsrecht selber und über die westlichen Reaktionen darauf geschrieben.
Im Mittagsschanal nun ein Auszug aus diesem Kommentar von Theo Sommer.
In Polen wird geschossen, verhaftet, interniert, verhört, terrorisiert.
In den Dürrenworten des katholischen Klerus.
Die Unterdrückungsaktionen der Obrigkeit rufen Widerstand hervor.
Der Widerstand fordert neue Unterdrückung heraus.
In dem Teufelskreis von Gewalt und Gegenwehr droht Polen zugrunde zu gehen.
Die Motive, die der Generalpremier Jaruzelski für seinen Militärputsch reklamiert hatte, sind durch die erste Woche, in der das Kriegsrecht herrschte, gründlich diskreditiert worden.
Was immer die ursprüngliche Absicht gewesen sein mag, sie blieb auf der Strecke.
Die Miliz prügelte und schoss.
Ein polnischer Ausnahmezustand ließ sich rechtfertigen, solange er das letzte friedliche Mittel zu sein schien, um der geplagten, zerrissenen Nation die Möglichkeit zu geben, wenigstens einen Teil der Reformen zu bewahren, ohne den Sowjet seine Handhabe zum Eingreifen zu bieten.
Es kann nicht das geringste Verständnis dafür mehr geben, seit er in Gestapo-Aktionen ausartet, in massenhafte Niederknüppelung und eine Normalisierung nach stalinistischem Schnittmuster.
Je weniger die Polen selber sagen dürfen, desto lauter müssen wir für sie sprechen.
Die Politiker, die Medien, die Schriftsteller, all die Hunderttausende von Demonstranten, die sonst aus viel geringerem Anlass zu Protesten zusammenströmen.
Die Botschaft aber muss eindeutig sein.
Gewalt verdient Abscheu, gleich ob Sowjet sie verüben oder Polen.
Auch eine polnische Lösung muss gewaltfrei sein, wenn sie den Respekt der übrigen Welt haben soll.
Etwas ganz anderes ist es freilich, wenn die ewigen Kreuzzügler im Westen jetzt rundheraussagen, eine sowjetische Invasion wäre ihnen lieber gewesen.
Als ginge es vor allen Dingen darum, dass sie ungehemmt ihrem Antikommunismus frönen können.
Wenn sie die moralische Aufweichung der Demokratien beklagen.
Als lege es bei dieser neuerlichen Ostblock-Krise, anders als in den vorangegangenen, in irgendjemandes Macht, die Trennlinie von Yalta aufzuheben und dem eisernen Zwang der nuklearen Logik zu entrinnen.
Wenn sie nach Wirtschaftssanktionen rufen.
Als ob sie damit in Wahrheit nicht bloß das hungernde und frierende polnische Volk bestraften.
Welcher Widersinn?
Reagan sperrt Polen die Nahrungsmittellieferungen, verkauft derweil jedoch 23 Millionen Tonnen Getreide an die Sowjets.
Oder, wenn sie gar mit dem Gedanken an horizontale Eskalation spielen, einen Gegenschlag an irgendeinem Ort westlicher Wahl, Kuba zum Beispiel, als ob in solcher Eskalation das Heil für Polen liegen könne.
Freiheit für die Führer der Solidarität.
Freiheit für die Zigtausende Verhafteter.
Mäßigung der Staatsorgane.
Wiederherstellung der staatlichen Ordnung und Lebensfähigkeit, nicht durch Unterdrückung des Dissenses, sondern durch Schaffung eines neuen Konsenses.
Baldige Rückkehr zur Verfassungsmäßigkeit.
Das sind die Erwartungen, die der Westen an Jaruzelskis Militärchunder richtet.
Einmischung ist dies mitnichten.
Vielmehr ist es Ausdruck der nüchternen Erkenntnis, dass von der Ost-West-Entspannung am Ende nicht viel mehr überdauern kann, als von den polnischen Reformen übrig bleibt.
Die Möglichkeit spontaner Ausbrüche im Ostblock lässt sich ja auch für die Zukunft nicht ausschließen.
Sie erwachsen immer wieder neu aus der Reformunfähigkeit des Systems und dem unwiderstehlichen Hang der Sowjets, ihrem Einflussbereich Konformität des Denkens und Uniformität des Handelns aufzupfropfen.
Wo die Völker Osteuropas sich der Schablone verweigern, steht jedes Mal der Friede in Europa auf dem Prüfstand, nicht nur die Entspannung.
Das waren Auszüge aus einem Kommentar des Chefredakteurs der Zeitung Die Zeit, Theo Sommer.
Gestern hat sich das österreichische Nationalkomitee für die Polenhilfe konstituiert und heute hat das Rote Kreuz und die Kinderhilfe einen Hilfszug zusammengestellt, der heute Abend von Wien aus nach Polen fahren wird.
Hören Sie dazu Jörg Ruminak.
Seit den frühen Morgenstunden werden hier die Eisenbahnwagons mit Hilfsgütern beladen.
Rund 100 Tonnen, die heute Abend in Richtung Polen transportiert werden.
Die zehn ursprünglich vorgesehenen Eisenbahnwagons werden nicht ausreichen, wahrscheinlich werden es zwölf werden.
Von der katholischen Kirche in Polen wurden ja gestern äußerst besorgniserregende Angaben über die derzeitige Versorgungslage in Polen gemacht.
Die Reserven bei Grundnahrungsmittel seien erschöpft, so gäbe es nur noch Mehl für zehn Tage.
Dieser Tatsache entsprechend setzen sich auch die Hilfsgüter, die die Kinderhilfe und zum überwiegenden Teil das Rote Kreuz gekauft haben.
zusammen.
10 Tonnen Mehl, 10 Tonnen Kohl, 20 Tonnen Öle und Fette, 3 Tonnen Waschmittel und Toilettartikel, 6 Tonnen hochwertige Babynahrung, 10 Tonnen Kohle und nicht zuletzt 25 Tonnen warme Winterbekleidung werden derzeit hier verladen.
Der Transport soll wie Roland Siegrist, ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes,
sagt, nach Absprache mit den tschechischen und polnischen Behörden ohne Probleme durchgeführt werden und auch vorrangig behandelt werden.
Unser Hilfszug, der heute Abend losgeht, wird reibungslos und sehr schnell abgewickelt werden.
Wir werden zwei Zugsbegleiter mitschicken, die auch dann die Verteilung und die Verladung in Warschau überwachen werden.
Wir haben am Wochenende eine Fahrt durchgeführt, um auch ein wenig zu testen, ob der Antransport reibungslos über die Bühne geht.
Wir können nur sagen, sowohl die tschechoslowakischen Behörden als auch die polnischen Behörden haben in vorbildlicher Weise auch diesmal das Österreichische Rote Kreuz unterstützt.
Sie haben also Erfahrungen, wie die Lage jetzt derzeit in Polen ist.
Ihre Fahrer sind bereits zurückgekommen.
Wo ist die Not am größten derzeit in Polen?
Leider wie bei jeder Katastrophe in den großen Ballungsräumen, wo viele Menschen zusammenwohnen, ganz besonders groß ist die Not für Kinder.
Vergessen wir nicht, dass jeden Monat 60.000 polnische Kinder zur Welt kommen.
Das sind 2.000 am Tag.
Sie müssen ernährt werden.
Wir schicken aus diesem Grund eine kleine Hilfe mit Kindernahrungsmitteln.
Wir haben jetzt bisher 75 Tonnen Material verladen.
Wir warten noch auf weitere 25 bis 35 Tonnen bis heute Abend.
Ich muss aber auch sagen, dass wir mit großem Dank daran denken, dass die österreichische Bevölkerung uns das alles zur Verfügung gestellt hat, dass sie Vertrauen gezeigt hat in die Hilfsbereitschaft des österreichischen Roten Kreuzes und wir werden uns aufrichtig bemühen, dieses Vertrauen auch in den nächsten Tagen durch großen Einsatz zu rechtfertigen.
Der Wert dieser ersten großen Hilfsaktion für Polen beträgt rund 6 Millionen Schilling.
Gestern hat sich ja bekanntlich das Nationale Komitee für Polenhilfe in Österreich konstituiert.
Dieser Transport ist aber noch eine Aktion des Roten Kreuzes und der Kinderhilfe.
So wie sich aber alle Hilfsorganisationen im Rahmen dieses Nationalen Hilfskomitees zusammengeschlossen haben, wird die Polenhilfe erst richtig anrollen.
Wobei es noch die Frage offen bleibt, wie effizient die Waren in Polen selbst verteilt werden.
12.40 Uhr ist es, wir beginnen mit der Berichterstattung zu anderen Themen im heutigen Mittagschanal.
Strengste Kontrollen der jugoslawischen Zollorgane sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise verursachen seit gestern Verspätungen bis zu neun Stunden im internationalen Reiseverkehr zwischen Jugoslawien und Österreich.
Stundenlange Wartezeiten in den Grenzbahnhöfen entstehen dadurch, dass die von Jugoslawien eingeführte 200-Diener-Sperre überaus rigoros überwacht wird.
Das bedeutet, dass jugoslawische Gastarbeiter nur Waren im Wert von rund 60 Schilling einführen dürfen.
Und auch durchreisende und zwar griechische und türkische Gastarbeiter fallen unter diese Bestimmung.
In Gesprächen mit Reisenden wird bemerkt, dass es in Städten wie Zagreb und Belgrad einen sehr gut durchorganisierten schwarzen Markt für Kaffee und Waschmittel gibt.
Die strengen Kontrollen an den Grenzen würden den Preis für einen Kilo Kaffee auf dem Schwarzmarkt bereits auf rund 500 Schilling ansteigen lassen.
Über die unerwartet scharfen Maßnahmen der jugoslawischen Grenzorgane berichtet nun Hugo Götzhaber aus dem Landesstudio Kärnten.
Betroffen von den überaus strengen Grenzkontrollen der Jugoslawen sind vor allem die internationalen Fernreisezüge von und nach Jugoslawien.
Beispielsweise wurde gestern der Istanbul-Express aus Jugoslawien kommend an der österreichischen Grenze mit etwa neun Stunden Verspätung an die österreichischen Behörden übergeben.
Sondereinsatzgruppen der Miliz und des Zolls erwarten zum Teil im jugoslawischen Grenzbahnhof Jesenice und auch schon auf der Fahrt durch den Karawankentunnel die Zugsreisenden.
Bis zu 60 Beamte kontrollieren peinlich genau alle Gepäckstücke, lassen sich auch stichprobenartig Portemonnaies zeigen und demontieren systematisch Abdeckungen von Hohlräumen in den Toilettanlagen, von Heizungsschichten in den Waggons.
Mit Scheinwerfern wird nach eventuell verstecktem Schmuggelgut gesucht.
Strengsten Kontrollen unterliegen die Einführ von Kaffee.
Höchstens ein halber Kilogramm pro Person wird genehmigt.
Auch durchreisende Griechen und Türken fallen unter diese Bestimmung.
800 bis 1000 Reisende pro Reisezug sind so zu kontrollieren.
Kein Wunder, wenn die Aufenthaltszeiten während der Kontrollen bis zu vier Stunden betragen.
Beschlagnahmen von Waren oder Geld konnten bisher, zumindest in Bezug auf Jesenitze-Rosenbach, nicht festgestellt werden.
Allerdings wird in einem sogenannten Schnellverzollungsverfahren von den Beamten in den Waggons an Ort und Stelle Zollgebühr eingehoben.
Hauptsächlich Radios und tragbare TV-Geräte werden von Gastarbeitern in ihre Heimat mitgebracht und müssen dementsprechend auch verzollt werden.
Abschreckend und sicherlich präventiv gedacht ist die ausführliche Berichterstattung in den jugoslawischen Medien über die in den letzten Tagen und Wochen erfolgten Beschlagnahmen von illegal eingeführten Waren, zum Beispiel von 8 Tonnen Kaffee am Grenzübergang Spielfeldstraß.
Die Mundpropaganda zurückreisender Gastarbeiter in die Bundesrepublik und andere Staaten Europas warnt ihre Landsleute eindringlich vor dem Folgen unerlaubter Einfuhren von Devisen und Waren nach Jugoslawien.
Sind jetzt vor Weihnachten die Jugoslawen mit dem Problem der Kontrolle der vielen Fernreisezüge inklusive der Sonderzüge vollgestopft mit Gastarbeitern betroffen, so wird dieses Problem sicherlich nach dem 6.
Jänner den österreichischen Zollbehörden ins Haus stehen.
Aus Erfahrung wissen nämlich österreichische Zollbehörden, dass vor allem Türken und Griechen, die als Gastarbeiter entweder nach Österreich oder in die Bundesrepublik weiterreisen, große Mengen an Grundnahrungsmittel mitbringen und zu ihren Arbeitsplätzen mitnehmen wollen.
So zum Beispiel gab es im Vorjahr Reisende, die bis zu 100 Kilogramm Reis mit in die Bundesrepublik nehmen mussten.
Problematisch wird es für die österreichischen Zollbehörden auch deswegen, weil hier die personelle Situation anders gelagert ist als in Jugoslawien und die Frage von bezahlten Überstunden noch immer nicht ausdiskutiert wurde und unbeantwortet im Raum steht.
In nächster Zukunft wird es also an der jugoslawisch-österreichischen Grenze zu fürchterlichen Staus kommen, wenn die Jugoslawen weiterhin so kontrollieren.
In einer Minute ist das dreiviertel eins Auslandsbericht weiter.
In Italien herrscht Ungewissheit über das Schicksal des von den roten Brigaden entführten amerikanischen NATO-Generals James Dozier.
Der stellvertretende Befehlshaber der NATO-Landstreitkräfte in Südeuropa wurde am vergangenen Wochenende entführt.
Die Roten Brigaden haben selber noch keine Bedingungen für eine Freilassung des NATO-Generals genannt.
Gestern aber stiftete ein anonymer Anrufer Verwirrung.
Der arabisch sprechende Mann gab bekannt, dass Dosir von den Terroristen abgeurteilt und hingerichtet worden sei.
Möglich ist das zweifellos, allerdings deuten viele Anzeichen darauf hin, dass diese Angaben nicht stimmen.
Wie weit die Fahndung nach den Entführern Dosirs ist, darüber berichtet nun Alfons Thalmer.
Der amerikanische NATO-General, der seit bald einer Woche von den roten Terroristen in Verona entführt worden ist, hat seitdem, weder erzwungen und noch weniger freiwillig, auch nur ein Lebenszeichen von sich geben können.
Das ist ungewöhnlich, denn in früheren Entführungsfällen, einschließlich der wirkungsstärksten Affäre Aldo Moro, hat es nur 24 Stunden gedauert, bis die roten Brigaden das charakteristische, erniedrigende Polaroid-Foto ihres Gefangenen
aufgenommen vor der roten Fahne mit dem eigenartigen fünfzackigen Stern und meistens mit einem um den Hals aufgehängten Plakat im Stile der chinesischen Kulturrevolution der Öffentlichkeit zuspielen konnten.
Schon am zweiten oder dritten Tag war das Opfer soweit, irgendwelche handschriftliche Botschaften über seine Kerkermeister an die politische Welt zu richten.
Diesmal in sieben Tagen gar nicht.
Das kann verschiedene Gründe haben.
Diese bewegen die italienischen Untersuchungsbehörden und ihre amerikanischen Helfer sehr.
Die gestrigen Falschmeldungen aus Libanon, aus Bonn und aus Tient werden zwar für glatte Erfindungen von Fanatikern und Mythomanen gehalten, könnten aber auch einen Versuch der Roten Brigaden darstellen, mit der weiten internationalen Verzweigung ihres Netzes zu prahlen, also das noch Kommende vorzubereiten.
Die zweite Hypothese ist,
dass sich die Entführer noch nicht sicher genug fühlen oder noch nicht weit genug von der venetischen Bühne ihres Überfalls sich entfernen konnten, um das übliche Spiel mit Bildern, Briefen und Verlautbarungen über ihren Volksprozess an den Entführten zu beginnen.
In einem Umkreis von 200 Kilometern von Verona sind die Kontrollen der Polizei nach wie vor ziemlich engmaschig.
Eine weitere Annahme ist, dass die Roten Brigaden mit dem entführten Brigadegeneral James Lee Dossier auf eine harte Nuss gestoßen sind, auf ein Opfer, das nicht auf die bisher übliche Art mit Nachgebigkeit, mit schlauem Lavieren und mit Konzessionen an die Erpressung und Nötigung versucht, das Leben durch Zeitgewinn zu retten.
Die amerikanischen Quellen betonen immer wieder, nicht nur,
dass der entführte NATO-Offizier keine Militärgeheimnisse unter seinen zu Hause aufbewahrten Papieren hatten, sondern vor allem, dass er sich um einen Mann handelte, der immer schon in seiner militärischen Selbsterziehung außerordentlich hart war, ganz abgesehen davon, dass er in der Jugend die besonders drastische Ausbildung der Ranger-Truppe hat über sich ergehen lassen müssen.
Da aber die Roten Figaden ihrerseits ausgebildet in den raffiniertesten Methoden nach dem Modell des sowjetischen KGB auch die ausgesuchtesten psychopharmakologischen Drogenmittel bis jetzt schon angewendet haben und anwenden, sind auch dem Vertrauen in die Widerstandskraft und Entschlossenheit des Generals Grenzen gesetzt.
Deshalb steigt als letzte Hypothese auch die Befürchtung auf,
dass der entführte NATO-Offizier, vielleicht gerade infolge des Versuchs eines physischen Widerstandes und der damit verbundenen Gefahr für die Terroristen, bereits getötet sein könnte.
Die italienische Öffentlichkeit kritisiert indessen die Behörden des Landes, dass sie für die NATO-Offiziere in Verona überhaupt keine Sicherheitsmaßnahmen rechtzeitig eingeführt hatte,
und auch die Warnungen des deutschen Innenministeriums und des amerikanischen Geheimdienstes vor der Internationalisierung des roten Terrornetzes nicht ernst genug genommen hätte.
Der frühere Chef der italienischen Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg, Journalist und Senator auf Lebenszeiten Leo Valiani macht sich zum Wortführer dieser Kritik
und behauptet, dass der Veronese-Kreis der Linksextremisten nur allzu oft durch Ausschreitungen aus der Untergrunddeckung hervorgetreten war, ohne dass Festnahmen und Verhaftungen auch nur zur genaueren Registrierung der Personen vorgenommen worden wären.
Soviel zur Entführung des amerikanischen NATO-Generals in Italien, James Lee Dozier.
Und nun etwas Wirtschaft im Journal, und zwar weltweit.
Unter den japanischen Großkonzernen ist der Nissan einer der ganz großen Zehn.
Auch international gesehen spielt der japanische Multikonzern eine wichtige Rolle.
Er stellt aber nicht nur Autos her, sondern seine Unternehmungen sind in einigen Dutzend Branchen über die ganze Welt verteilt.
Am bekanntesten ist aber sicherlich die Autoproduktion, die wie alle am japanischen Autohersteller
in den vergangenen Jahren zunehmend in das Schussfeld der in wirtschaftlicher Bedrängnis befindlichen Konkurrenten in Europa und in Amerika geraten ist.
Einer der ranghöchsten Exportmanager des Konzerns, Taichi Hara, hat in den vergangenen Tagen die Bundesrepublik Deutschland besucht und Dietmar Krepper vom Süddeutschen Rundfunk hatte Gelegenheit mit dem japanischen Manager das folgende Gespräch zu führen.
Die japanische Automobilindustrie konnte in den letzten Jahren immer Zuwachsraten verzeichnen.
Wie ist denn die Situation in diesem Jahr?
Wird es wieder einen Zuwachs, wird es eine Stagnation oder wird es möglicherweise einen Rückgang geben?
Auf dem japanischen Markt rechneten wir in den 80er Jahren mit einem durchschnittlichen Wachstum von jährlich zwei Prozent.
Aber 1981 und auch 1982 werden wir dieses Wachstumsziel nicht erreichen.
Für 1981 erwarten wir ein Nullwachstum auf dem japanischen Markt.
In der Vergangenheit rechnete die japanische Autoindustrie mit weiterem Wachstum.
Doch jetzt geht es darum, sich auf dem stagnierenden Weltmarkt zu behaupten.
Die japanische Autoindustrie verpflichtete sich in diesem Jahr, 7% weniger Autos als 1980 in die Vereinigten Staaten zu liefern.
Es gibt auch verschiedene Importbeschränkungen in Europa.
Wie reagiert denn Nissan auf diese wachsenden Importmauern?
Die Erschliessung neuer Märkte wie in Südostasien und Afrika gehörte immer schon zu unserer normalen Geschäftstätigkeit.
Doch das wäre keine Lösung für die gegenwärtige Protektionismus-Diskussion.
Wir denken deshalb daran, auf Auslandsmärkten verstärkt zu produzieren, und zwar auf zwei Wegen.
Einmal montieren wir Bausätze zu kompletten Autos, wenn knappe Devisen zu Einfuhrbeschränkungen führen, sodass nur im Lande montierte Autos verkauft werden können.
Auf der anderen Seite wollen wir auf wichtigen, noch freien Automärkten mit eigenen Produktionsstätten präsent sein.
Eigene Fabriken haben wir in Mexiko, Australien und Peru.
Wir bereiten die Produktion in Spanien, Italien und in den Vereinigten Staaten vor.
In Spanien arbeiten wir mit Moto Iberica bei der Herstellung von Nutzfahrzeugen zusammen.
In Italien mit Alfa Romeo.
Dort wird ein gemeinsames neues PKW-Modell in einer gemeinsamen Fabrik produziert.
In den Vereinigten Staaten ist ein Werk zur Produktion von Kleinlieferwagen im Bau.
Diese drei Projekte sind schon in Gang gekommen.
Weiter haben wir vor, in England und in Taiwan ein Automobilwerk zu bauen.
Die japanischen Autoexporte sind ja deshalb ins Schussfeld geraten, weil Japan derzeit pro Jahr mehr als sechs Millionen Autos exportiert, aber nur rund 40.000 Autos importiert.
Wie lässt sich denn dieses Missverhältnis verbessern?
Wir denken daran, ausländischen Autoherstellern zu helfen, auf dem japanischen Markt Fuß zu fassen.
Auf der anderen Seite kaufen wir schon lange Zulieferteile für unsere Produktion im Ausland, so beispielsweise Scheinwerfer und Lichtmaschinen, Abgasentgiftungsanlagen und Reifen.
Einen wichtigen Schritt weiter geht die Zusammenarbeit mit Volkswagen.
Der neue VW Santana wird in Japan produziert und über das Nissan-Vertriebsnetz verkauft.
Unter welchem Namen das Auto verkauft wird, steht noch nicht fest.
Von Nissan war schon zu hören, dass die Zusammenarbeit mit VW ausgeweitet werden soll.
Wir haben zwar diese Absicht und auch den Willen, aber konkret haben wir keine Pläne und Vorschläge.
Im Moment konzentrieren wir uns in diesem Projekt mit VW auf die Verwirklichung des abgeschlossenen Vertrags.
Das, was Sie in Ihrem Interview gehört haben, das war japanisch und gesagt hat das alles der Manager von Nissan Japan, Teichi Hara, über die Automobilexportsituation der Japaner schlechthin.
Viele Jahrzehnte lang war Otto Basel einer der wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des literarischen Lebens in Österreich.
Basel, dem in diesem Jahr der österreichische Staatspreis für Kulturpublikistik zugesprochen wurde, feiert morgens seinen 80.
Geburtstag.
Hören Sie dazu eine Würdigung von Hans Heinz Hanl.
Der Name Otto Basils, der morgen seinen 80.
Geburtstag feiert, ist mit der Zeitschrift verbunden, die er vor 1938 gegründet und nach 1945 zu dem Organ gemacht hat, in dem sich die junge österreichische Kunst und Literatur artikulieren konnte.
und in der sie auch den Anschluss an die unterbrochenen Kunstentwicklungen fand.
PLAN war aber nicht nur eine Zeitschrift, PLAN war auch eine Art Kulturkreis, der wöchentlich zusammenkam, wobei hier gelegentlich amerikanische, englische und russische Uniformen zusammentrafen.
PLAN war die erste Zielstation von Paul Celan im Westen.
Im Plan ist nicht nur das entstanden, was später als fantastischer Realismus den Kunstmarkt erobert hat, sondern auch der Begriff.
Der Streit, wer ihn erfunden hat, kann leicht geklärt werden.
Basel hat sich als fantastischen Realisten bezeichnet.
Er war der erste und ist vielleicht auch in dem von ihm gemeinten Sinne der einzige fantastische Realist geblieben.
Das ist der Redakteur Basil, zu dem sich damals in den ersten Nachkriegsjahren der Verlagsmann Basil gesellte, der ein großes avantgardistisches Programm entworfen hat, das, wäre es durchführbar gewesen, ein ganz anderes literarisches Klima in Österreich geschaffen hätte.
Man könnte jetzt mit dem Essayisten Basel fortfahren, mit dem Lyriker, dem Theaterkritiker, mit dem Romasier.
Aber Basel ist ein homme de lettre, durch und durch ein zeitkritisch engagierter Literat.
Und das schließt eben ein, dass er in allen literarischen Medien zu Hause, dass er allen literarischen Ausdrucksformen gewachsen ist.
Als Lyriker kommt er von den Franzosen, von den Symbolisten und Surrealisten, von seinem heimlichen Abgott Rimbaud, den er kongenial übersetzt hat.
Der Lyriker Basel, der wieder zu entdecken ist, hat ein ganz eigenes, ganz persönliches Amalgam aus surrealistischen Einflüssen, expressionistischen Gebärden, Zeitengagement und einem an der Grenze der Ironie angesiedelten politischen Pathos geschaffen.
Er war auch hier ein Moderner mit weniger Traditionsbewusstsein als Traditionskenntnis.
Sternbild der Waage heißt sein wichtigster Gedichtband.
Für Robolds Bildmonografien hat er zwei Bände geschrieben, die seine Leitfiguren der österreichischen Literatur bezeichnen, über Johann Nestré und über Georg Dracl.
Dann gab es einen Roman von ihm, der auf originelle Weise Vergangenheitsbewältigung mit Gegenwartsanalyse verbannt.
wenn das der Führer wüsste.
Der breiten Öffentlichkeit ist Basel als Theaterkritiker bekannt, man müsste fast sagen bekannt geblieben, obwohl seine letzte Kritik im Neuen Österreich, dessen Kulturschef er 1948 wurde, als das Experimentplan eingestellt werden musste, aber keineswegs gescheitert war, 1967, also vor 14 Jahren, erschienen ist.
An den Theaterkritiker Otto Basel erinnert zu diesem 80.
Geburtstag, an dem ihn auch der österreichische Staatspreis für Kulturpublizistik erreichte, ein Band seiner ausgewählten Rezensionen unter dem Titel Lob und Tadel.
Hier ist der Literat Basel in seinem Element.
Der Kenner, bei dem sich die Lust an der Auseinandersetzung mit der Lust an der Formulierung die Waage hält.
Ein Anreger, ein Förderer, ein streitbarer Literat und ein Dichter, den man über so viel kulturpolitische Aktivität nicht übersehen darf.
Otto Basil, der österreichische Literat, 80 Jahre alt und zum Abschluss des Mittagschonals noch die Kurzmeldungen.
Polen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP schreitet die Normalisierung der Lage weiter fort.
Die Agentur gibt allerdings zu, dass es nach wie vor Spannungszentren im Lande gibt und nennt in diesem Zusammenhang die Kohlengruben Siemowit und Piast im schlesischen Bergbaugebiet.
In der Zeche Siemowit, heißt es, befinden sich nach wie vor mehr als 1000 Arbeiter unter Tage.
In der Grube Piast sollen laut PAP gestern weitere 50 Bergleute ihre Aktion abgebrochen und die Zeche verlassen haben.
Einige Einheiten der polnischen Armee sollen heute einen dreitägigen Weihnachtsurlaub bekommen haben.
Diese Meldung stammt aus Kreisen des deutschen Nachrichtendienstes und wurde von offizieller polnischer Seite nicht bestätigt.
Sowjetunion.
Die amtliche Nachrichtenagentur TASS beschuldigt erstmals seit der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen sogenannte Konterrevolutionäre, das seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa herrschende Kräfteverhältnis ändern zu wollen.
Die Agentur schreibt, es habe auch schon einen genauen Termin für einen Startstreich in Polen gegeben.
Vereinte Nationen.
Ein Mitglied der unabhängigen polnischen Gewerkschaft Solidarität hat das UNO-Sekretariat aufgefordert, Beobachter nach Polen zu entsenden.
Die Vereinten Nationen lehnten das Anliegen jedoch ab, weil eine Entsendung von UNO-Beobachtern nur vom Weltsicherheitsrat oder von der Vollversammlung beschlossen werden kann.
Zum Abschluss die Wetteraussichten bis heute Abend.
Stark bewölkt und strichweise Schneefall.
Tageshöchsttemperaturen minus 5 bis 0 Grad.
Das war ein Mittagschanal, meine Damen und Herren.
Reinhold Enke war heute am Mikrofon.
Wir melden uns wieder um 18 Uhr mit dem Abendschanal.