Mittagsjournal 1980.08.27

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Für den aktuellen Dienst begrüßt Sie, verehrte Zuhörer, am Mittagsschanal-Mikrofon Louis Glück.
    AKH und Polen, das sind auch heute die Stichworte für die Schwerpunkte dieser einstündigen Informationssendung.
    Schlagzeilen dazu.
    Reaktionen auf die Verhaftung des industriellen Präsidenten Fritz Mayer, speziell zum Vorwurf politischer Motive, zu dem Justizminister Proth Darstellung nimmt.
    Sitzung des parlamentarischen AKH-Untersuchungsausschusses, der den prominenten Zeugen Armin Rumpold erwartet.
    Zeitungskommentare zur Meier-Verhaftung, eine Auslandspresseschau zum Thema AKH.
    Pressekonferenz von ÖGB-Vizepräsident Alfred Dallinger, er will, wie er wörtlich sagt, Androsch nicht zum Abschuss freigeben.
    Polenkrise vor neuem Höhepunkt, der Staat schwenkt auf die harte Linie um.
    Südkorea, offizielle Machtübernahme des neuen Präsidenten John zementiert die Militärdiktatur.
    USA, Integrationsprobleme der Kuba-Einwanderer löst Rückreisewelle aus.
    Und zum Thema Kultur, Claudio Arbado und Hermann Prey beim karintischen Sommer und Ars Electronica in Linz, dort spielt man die Sky-Symphonie.
    An der Spitze dann die Nachrichtenübersicht, Chef vom Dienst ist jetzt Ferdinand Olbord und der Sprecher Hannes Eichmann.
    Österreich.
    Der Parlamentarische Ausschuss zur Untersuchung der Vorgänge beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses hat heute die Arbeit mit der Einvernahme des früheren Ökodata-Geschäftsführers Rumpold wieder aufgenommen.
    Rumpold hätte auch bei der gerichtlichen Untersuchung aussagen sollen, war wegen eines Auslandsaufenthaltes aber nicht erschienen.
    Weitere Reaktionen hat heute die Verhaftung des Präsidenten der Industriellen Vereinigung und ehemaligen ITT-Generaldirektors Maier ausgelöst.
    ÖVP-Obmann Mock bekräftigte im Morgenjournal das Eintreten der Volkspartei für die rückhaltlose Aufklärung des AKH-Skandals, betonte aber, es sei ebenso wenig zulässig, die gesamte Wirtschaft zu verdächtigen wie die gesamte SPÖ.
    Der Wiener SP-Landesparteisekretär Edlinger wies auf Vorschläge der Volkspartei hin, Personen, die Bestechungsgelder bezahlt haben, nicht zu bestrafen, wenn sie vor Gericht aussagen.
    Edlinger meint im Zusammenhang mit der Verhaftung Mayers, die ÖVP habe dies offensichtlich mit entsprechendem Weitblick vorgeschlagen.
    Der Chef der sozialistischen Jugend, Zschapp, vertrat die Ansicht, Finanzminister Androsch werde sich schnell zwischen seiner Steuerberatungskanzlei und seinem Regierungsamt zu entscheiden haben.
    Der Vorschlag der Arbeiterkammer, den Dieselölpreis mit 30 Groschen Bundesmineralölsteuer zu belasten, ist in der Bundeswirtschaftskammer und in der Volkspartei auf Ablehnung gestoßen.
    Von Seiten der Bundeskammer wird die Befürchtung geäußert, dass eine Verteuerung der Transportkosten vom Konsumenten getragen werden müsste.
    ÖVP-Wirtschaftssprecher Graf bezeichnete den Vorschlag als Schutzmaßnahme für die Bundesbahn und warnte vor einer Schädigung der gesamten Transportwirtschaft.
    ÖVP-Energiesprecher König kritisierte, dass eine neue Steuer auf Dieselöl die bereits jetzt verzerrten Wettbewerbsverhältnisse noch verschärfen würde.
    In diesem Zusammenhang kritisierte König neuerlich die Differenzierung von amtlichen Preisen für Benzin und freien Preisen für Dieselöl.
    Polen.
    Die Zugeständnisse der Regierung an die streikenden Arbeiter haben bisher keinen konkreten Erfolg gebracht.
    Die Streiks haben sich ausgeweitet, obwohl die politische Führung freie Gewerkschaftswahlen und die Verankerung des Streikrechts in einem neuen Gewerkschaftsgesetz zugesagt hat.
    Auch Reformen innerhalb des Staatlichen Gewerkschaftsverbandes, darunter die Ablösung des Vorsitzenden Schittlack, wurden von den Streikenden als ungenügend zurückgewiesen.
    Die Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts sind zurzeit unterbrochen.
    Der Chef der Regierungsdelegation ist zu einer Sondersitzung des Politbüros nach Warschau zurückgekehrt.
    Das Parteiorgan Tribunaludu spricht in diesem Zusammenhang die Warnung aus, dass der Lauf der Ereignisse eine gefährliche Richtung genommen habe.
    In einem Leitartikel wird auf die Gefahren der Vergiftung der Atmosphäre und der Schaffung anarchischer Zustände hingewiesen.
    Scharf wendet sich das Parteiorgan gegen Bestrebungen, die Gewerkschaftsbewegung zu spalten, räumt aber andererseits ein, dass die Arbeiterklasse das Recht habe, Ziele und Aufgaben der Gewerkschaften selbst zu bestimmen.
    Bereits gestern hat Kardinal Wyszynski die streikenden Arbeiter in einer vom Fernsehen übertragenen Predigt zur Besonnenheit aufgerufen.
    USA.
    Die Außenminister der Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland, Muskie und Genscher, haben nach einer Unterredung in Washington die Auffassung vertreten, dass die Lage in Polen ausschließlich vom polnischen Volk und seiner Regierung bereinigt werden sollte.
    Die beiden Minister erklärten außerdem, sie hätten eine Botschaft des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev erörtert, die dieser am vergangenen Freitag an die Regierungen der NATO-Staaten übermittelt hat.
    Brezhnev schlug darin neue Gespräche über eine Begrenzung der nuklearen Rüstung in Europa vor.
    Nahe Osten.
    Nach israelischen Zeitungsberichten hat die Regierung Begin die Gründung von sechs weiteren jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland beschlossen.
    Die Jerusalem Post berichtet heute, der stellvertretende Ministerpräsident Yadin habe bei der Kabinettsabstimmung am vergangenen Sonntag gegen diesen Plan Stellung genommen und angekündigt, er werde ihn im zuständigen Ausschuss anfechten.
    Als siebentes Land hat die mittelamerikanische Republik El Salvador beschlossen, ihre Botschaft von Jerusalem nach Tel Aviv zu verlegen.
    Sie folgt damit einer Aufforderung der Vereinten Nationen nach der Annexion Ostjerusalems durch Israel.
    Auch Haiti hat inzwischen die Botschaft von Jerusalem nach Tel Aviv verlegt.
    Vereinte Nationen.
    Vor der UNO-Sondervollversammlung über Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungsstrategie werden heute die Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Großbritanniens und Chinas das Wort ergreifen.
    Bei der vergangenen Sitzung hat der französische Außenminister François Ponset eine neue Weltwirtschaftsordnung gefordert, die das Los der Menschen in den Entwicklungsländern erleichtert.
    Der Ministerpräsident von Zimbabwe, Mugabe, trat dafür ein, Südafrika unter Druck zu setzen, um es zur Unabhängigkeit von Namibia und zu demokratischen Freiheiten im Inneren zu zwingen.
    Schweden.
    Das Parlament in Stockholm hat einer Erhöhung der Alkohol- und Tabaksteuer zugestimmt.
    Die Regierung will damit die Inlandsnachfrage dämpfen und das hohe Außenhandelsdefizit verringern.
    Umstritten ist ebenfalls die angestrebte Erhöhung der Mehrwertsteuer von derzeit 20,6 auf 23,5 Prozent.
    Darüber soll in der kommenden Woche abgestimmt werden.
    Die Oppositionsparteien haben sich gegen diese Maßnahme ausgesprochen.
    Südkorea.
    General Chun Doo-hwan ist heute zum neuen Präsidenten Südkoreas gewählt worden.
    Chun war der einzige Kandidat.
    Für ihn stimmten 2.525 der 2.540 Mitglieder der Nationalkonferenz.
    Er gilt bereits seit der Ermordung von Präsident Park Chang-hee im vergangenen Jahr als starker Mann Südkoreas.
    Im April hat er die Leitung des Geheimdienstes übernommen.
    Nach den Unruhen von Gwangju wurde er Chef des Ständigen Sonderausschusses für nationale Sicherheitsmaßnahmen.
    Damit war er für die Säuberungskampagne verantwortlich, der politische Opponenten zum Opfer fielen.
    USA, Kuba
    Drei Luftpiraten haben heute neuerlich ein Flugzeug der amerikanischen Gesellschaft Eastern Airlines mit 228 Passagieren und 13 Besatzungsmitgliedern nach Kuba entführt.
    Die Maschine war auf einem Inlandflug zwischen New York und Miami.
    Die Luftpiraten hatten mit Benzin gefüllte Flaschen bei sich und drohten die Maschine in Brand zu setzen.
    Nach der Landung in Kuba ergaben sie sich den Behörden.
    Frankreich.
    Einheiten der Kriegsmarine haben heute früh die Blockade des Ölhafens Fos sur Mer bei Marseille durch streikende Fischer aufgehoben.
    Bei den Auseinandersetzungen wurden mehrere Fischer verletzt und einige ihrer Boote beschädigt.
    Die französische Regierung berät heute in Paris über die Forderungen der Fischer.
    Die Streikenden, die seit zwei Wochen die meisten Häfen des Landes blockieren, protestieren gegen geplante Personaleinsparungen und verlangen höhere Treibstoffsubventionen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Inszenierung von Wagners Ring des Nibelungen durch Patrice Chéreau ist bei den Bayreuther Festspielen mit einem in der Geschichte des Festivals einmaligen Beifallssturm in der Dauer von 85 Minuten verabschiedet worden.
    Nach der Götterdämmerung, dem letzten Teil der Tetralogie, gab es 101 Vorhänge und einhelligen Jubel.
    Das Publikum ließ mit dem Applaus auch nicht nach, als bereits der eiserne Vorhang heruntergelassen war.
    Es musste das Licht ausgeschaltet werden, um die Zuschauer zum Verlassen des Festspielhauses zu bewegen.
    Die Ringeinstudierung von Cherreau und dem Dirigenten Pierre Boulez, die zum ersten Mal 1976 gezeigt wurde, war zunächst äußerst umstritten und wurde von orthodoxen Wagnerianern heftig angefeindet.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    In Österreich überwiegt noch schwacher Hochdruckeinfluss.
    Von Westen nähert sich zwar eine Störungszone, doch ist ihre Wetterwirksamkeit relativ gering.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh
    Anfangs aufgelockerte Bewölkung, zum Teil auch heiter.
    Im weiteren Tagesverlauf im Durchschnitt zunehmende Bewölkung und von Westen her Aufkommen einzelner gewittriger Regenschauer, meist nur schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 19 bis 25 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 7 bis 13 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Am Morgen meist stark bewölkt, tagsüber Bewölkungsauflockerung.
    Gebietsweise auch heiteres Wetter.
    Im weiteren Tagesverlauf aufkommen einzelner, teils gewittriger Regenschauer, schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 19 bis 25 Grad.
    Das Wetter in den Landeshauptstädten um 12 Uhr.
    Wien wolkig 20°, Südostwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 18°, Ost 5.
    Linz heiter 20°, Ost 15.
    Salzburg heiter 22°, Windstille.
    Innsbruck heiter 22°, Windstille.
    Regens wolkig 20°, Nordwind 3 km in der Stunde.
    Graz, Heiter 20°, Windstille und Klagenfurt, Heiter 19°, Ostwind 3 km in der Stunde.
    Das allgemeine Krankenhaus in Wien, Österreichs inzwischen zunehmend auch weltweit registrierter Nationalskandal, steht weiter im Mittelpunkt der Innenpolitik.
    Die gestrige Verhaftung eines der prominentesten Männer der Republik, des industriellen Chefs Ingenieur Fritz Mayer, wegen mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe während seiner Ära als ITT-Generaldirektor und später Aufsichtsratspräsident, wird allgemein als neuer Höhepunkt gewertet.
    Erstmals musste ein hoher politischer Funktionär hinter Gitter und das rief auch gleich den schweren Verdacht nicht rein juristischer, sondern politischer Motive für diese Verhaftung auf den Plan.
    Ausgesprochen vom Generalsekretär der Industriellen Vereinigung Herbert Gretschi, sofort zurückgewiesen von Untersuchungsrichterin Helene Patik-Pablé.
    Heute präsentieren wir weitere Reaktionen auf die neueste Entwicklung, darunter Justizminister Broda.
    Ferner berichten wir über die seit 10 Uhr tagende 10. erste Sitzung des Parlamentarischen AKH-Untersuchungsausschusses seit einem Monat mit der mit Spannung erwarteten Einvernahme des Ökodata-Geschäftsführers Armin Rumpold.
    ÖGB-Vizepräsident Alfred Dallinger wird bei einer Pressekonferenz auch zum Thema Stellung nahmen.
    Dazu zunächst ein Bericht aus dem Parlament von Wilfried Seifert.
    Zunächst einmal die vielleicht wichtigste Information.
    Armin Rumpold ist tatsächlich gekommen und er wird derzeit vom Ausschuss befragt.
    Die Einvernahme ist noch nicht abgeschlossen.
    Die Türen, hinter denen der Ausschusstag zieht, sind fest verschlossen.
    Eine Mittagspause soll noch knapp vor 13 Uhr eingeschoben werden.
    Wenn wir da etwas Neues in Erfahrung bringen können, werden uns noch vor dem Ende des Mittagsschnalls melden.
    Allerdings wird die Arbeit der Journalisten hier im Parlament wieder einmal ziemlich behindert, da Präsident Peña einmal mehr seine Hilfskräfte streng nach der Hausordnung vorgehen ließ.
    Journalisten und Fotografen wurden aus dem Gang vor dem Ausschusslokal rigoros verscheucht.
    Kollegen, die sich zunächst weigerten zu gehen, wurden aufgeschrieben und müssten nun angeblich mit Hausverbot rechnen.
    Was bisher durch die verschlossenen Türen und die langen Parlamentsgänge sickerte, tritt einer der in Österreich meistgesuchten Männer, Ex-Öko-Data-Geschäftsführer Rumpold, recht selbstbewusst auf.
    Die ihm vom Gericht zugestellte Vorladung habe er nicht erhalten, da er zu diesem Zeitpunkt nicht in Österreich gewesen sei.
    Heute ist Rumpold übrigens freiwillig hier und nicht aufgrund einer Vorladung.
    Die Ladung des Gerichtsarztes hat Rumpold unmittelbar vor Beginn der Sitzung in die Hand gedrückt bekommen.
    Rumpold verwahrte sich außerdem dagegen, als Schlüsselfigur und Geheimnisträger erster Ordnung bezeichnet zu werden.
    Ganz offensichtlich der Versuch, seine eigene Rolle in dem AKH-Skandal als eher unbedeutend hinzustellen.
    Das Thema, zu dem Rumpold vorwiegend befragt wird, heißt Korruption.
    Nicht um die Schmiergelder in Millionenhöhe, die angeblich von diversen Elektrofirmen gezahlt wurden,
    sondern um unkorrekte Zahlungen rund um den umstrittenen 122-Millionen-Shilling-Auftrag bei der Betriebsorganisation geht es zum Thema Korruption.
    Noch einmal Stichwort Korruption.
    Hier bestätigte Rumpold seine seinerzeit vor dem Wiener Kontrollamt abgelegte Aussage,
    dass der ehemalige Bereichsleiter der Wiener Spitäler, Wilflink, von ihm dezidiert zweieinhalb Millionen Schilling, sagen wir einmal Provision, verlangt habe.
    Der mittlerweile in Untersuchungshaft festgehaltene Wilflink hat diese Darstellung vehement bestritten.
    Die Fragen, wer hat noch Provisionen verlangt und vielleicht auch bekommen, welche Beamten oder Politiker, Firmenmanager und Industrielle haben noch genommen oder gegeben, das sind so die wesentlichsten Motive der Fragen an Armin Rumpold.
    Daneben noch der Fragenkomplex Firmenverflechtung.
    Wie weit sind die Firmenconsultatio, die Steuerberatungskanzlei des Finanzministers, und die Ökodata, die auch beim sogenannten 100-Millionen-Ding der ehemaligen Gesundheitsministerin Leodolta aufteilte, miteinander verbunden?
    Wie eng war oder ist die Kooperation zwischen Geschäft und Politik?
    Vor der Einvernahme Rumpolds zeigten sich die Ausschussmitglieder zum Teil recht skeptisch.
    ÖVP-Sprecher Kohlmeier formulierte etwa, Rumpold werde sicher versuchen, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Geschäftspartner einschließlich des Finanzministers zu decken.
    Fest steht jedenfalls, dass die Einvernahme des Zeugen Rumpold vor der Mittagspause nicht abgeschlossen wird.
    Kein Wunder bei der Kompliziertheit der Materie.
    Die heutige Ausschusssitzung wird auf jeden Fall bis Abend dauern und wir werden uns sicher dazu noch melden und damit vorläufig zurück an der Studie des Mittagsschannals.
    Soweit Wilfried Seifert mit einem ersten Bericht vom AKH-Ausschuss, möglicherweise, wie er sagte, mehr noch gegen Ende dieser Sendung.
    Im Zusammenhang mit der Verhaftung des Präsidenten der Industriellen Vereinigung Meier hatte gestern der Generalsekretär der Industriellen Vereinigung Greci davon gesprochen, in Österreich werde möglicherweise leichtfertig verhaftet.
    Zu diesen schweren Vorwürfen ersuchten wir heute Justizminister Christian Broda zu einer Stellungnahme zu erreichen und wir erreichten ihn schließlich in seinem spanischen Urlaubsort Santander, mit dem telefoniert Erich Eichinger.
    Herr Minister, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Krejci hat gestern im Zusammenhang mit der Verhaftung des Präsidenten der Industriellenvereinigung Meier, des Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma ATT, davon gesprochen, dass in Österreich leichtfertig verhaftet werde.
    Ein schwerwiegender Vorwurf.
    Was sagen Sie dazu?
    Es ist bekannt, dass wir uns
    bei der Strafrechtsreform und bei unserer Strafrechtspraxis sehr genau an die Bestimmungen unserer Gesetze und vor allem auch die der Menschenrechtskonvention halten.
    Bevor ein Haftantrag durch die staatsanwaltschaftlichen Behörden gestellt wird und bevor richterliche Entscheidungen in Haftnahme getroffen werden, werden daher alle für und wieder sehr sorgfältig
    erwogen.
    Insbesondere ist für uns maßgebend, dass wenn eine Haft vermieden werden kann, im Interesse der Untersuchung trotzdem alles zur Wahrheitsermittlung erfolgen kann, von Haft, Untersuchungshaft, abgesehen werden muss.
    Was würde in dem Fall passieren, dass ein Richter tatsächlich leichtfertig verhaftet hätte?
    Was würde da dem Richter passieren?
    Was würde den Behörden drohen?
    Es gibt Rechtsmittel gegen jede richterliche Entscheidung.
    Es gibt mit Ausnahme der naturgemäß des obersten Gerichtshofes, da gibt es nur eine Wiederaufnahme.
    Es gibt daher die Möglichkeit, dass der ein Haftgenommene Haftbeschwerde erhebt.
    Es wird über diese Haftbeschwerde von einem Dreirichter-Senat entschieden.
    Es wird gegebenenfalls über diese Beschwerde vom Oberlandesgericht entschieden.
    Es ist daher nach unserem System des Strafverfahrens für ausreichenden Schutz vor ungerechtfertigten Haftnahmen vorgesorgt.
    Und Aufgabe der staatsanwaltschaftlichen Behörden ist es, auch darauf zu sehen, dass in jedem Fall gleich Verfahren
    Der Generalsekretär der Industriellen Vereinigung Krejci hat gestern in diesem Zusammenhang auch davon gesprochen, es könnte eine Verhaftung mit politischen Hintergründen sein.
    Er hat dabei offen gelassen, welchen Zusammenhang er meint, ob das quasi eine Art Retourkutsche für eine Strafanzeige der ÖVP gegen Finanzminister Vizekanzler Andros sei,
    dass nun sozusagen einer der anderen Reichshälfte zuzuzählender verhaftet werde.
    Er hat aber auch offen gelassen, ob nicht hier vielleicht das Weisungsrecht vom Ministerium zur Staatsanwaltschaft in sehr subtiler Weise gebraucht worden sei.
    Ich brauche überhaupt nichts offen lassen.
    Man hat mir mitgeteilt, dass der Generalsekretär solche Andeutungen gemacht hat.
    Ich weise sie auf das Schärfste als unbegründete
    und ungerechtfertigte Unterstellungen zurück.
    Zum Konkreten möchte ich sagen, es ist bekannt, dass im HKA-Blockenkomplex eine ganze Reihe von großen Firmen, deren Exponenten in Untersuchung gezogen worden sind.
    Mit welchem Ergebnis werde ich als Justizminister in keiner Weise vorwegnehmen.
    Es sind Vertreter der Firma ITT,
    bisher vernommen worden.
    Ein Direktor der Firma ITT ist in Untersuchungshaft genommen worden durch richterliche Entscheidung.
    Ich erkenne im Einzelnen nicht die Gründe, die Staatsanwaltschaft und Frau Untersuchungsrichter jetzt bewogen haben, auch den Herrn Generaldirektor außer Dienst Meyer in Untersuchungshaft zu nehmen.
    Ich weiß nur, dass es sich um Verabredungsgefahr handelt, kann aber erklären, dass keinerlei Weisung des Justizministeriums erfolgt ist, geschweige denn von mir, der mich überhaupt im Ausland befindet.
    Die Unterstellung, dass es sich um eine Retourkutsche handelt, ist in jeder Weise ungerechtfertigt.
    Es handelt sich um eine Entscheidung des unabhängigen Gerichts.
    Und wie ich schon sagte, hat der Betroffene
    jedes Rechtsmittel, um dagegen Stellung zu nehmen.
    Eine Frage an einen der wichtigen Repräsentanten der Regierungspartei.
    Die große Opposition erstattet Strafanzeige gegen den Vizekanzler-Finanzminister.
    Auf der anderen Seite wird der industrielle Präsident verhaftet.
    Belastet das Ihrer Meinung nach die Sozialpartnerschaft, das politische Klima überhaupt in Österreich?
    Dass Ereignisse, wie sie sich um den AKA-Komplex
    nun entwickelt haben, das innenpolistische Klima in Österreich belasten ist gar keine Frage.
    Daher ist es Aufgabe aller verantwortungsbewussten Kräfte in Österreich, natürlich auch Aufgabe der Bundesregierung und der zuständigen Ressortminister, alles und zwar wirklich alles zu tun, dass rasch volle Aufklärung erfolgen kann.
    Nur das kann das Klima in Österreich
    Vielen Dank Herr Minister Proda für dieses Gespräch.
    Soweit Justizminister Christian Proda in einem Telefonat mit Erich Eichinger.
    Welchen Niederschlag vor allem die Verhaftung des industriellen Präsidenten Mayer in den österreichischen Zeitungen findet, zeigt die Inlandspresseschau.
    Werner Löw zitiert.
    In der sozialistischen Grazer Neuen Zeit geht Paul Fritz unter dem Titel »Der Kern des Skandals« auf die Hintergründe der Verhaftung von industriellen Chef Meier aus seiner Sicht ein.
    Die ihm anvertraute Firma hatte ebenso wie jene seines Vizepräsidenten Wolfsberger und die des alteingesessenen industriellen Schrack sich einer ökonomischen Subkultur von gerissenen Geschäftemachern bedient, um zu Aufträgen zu kommen.
    Nicht ohne gelegentliche Säufze über die schlechten Sitten in Österreich, versteht sich.
    Der Umweg über die Auftragsvermittlungsstelle Winter & Konsorten war eben zielführender und bequemer, vielleicht sogar billiger als der direkte Weg des Wettbewerbs, der in ihren Sonntagspredigten immer das Credo bildet.
    Hier sind die Sitten in Wahrheit ganz gewaltig verfallen.
    Börsenkavaliere nützen eiskalt ihre Position aus, um durch rechtlich mehr als bedenkliche Handlungen Geld zu verdienen.
    Wie Winter & Co., die sich zu einer Mafia zusammengefunden haben.
    Das ist der Kern des AKH-Skandals, soweit man ihn bisher durchblicken kann.
    Die Politik, die derzeit die Suppe auslöffeln muss, ist sachlich eigentlich eher am Rand involviert.
    Andere Ansicht ist im konkreten Fall Thomas Khorherr in seinem Kommentar in der Tageszeitung die Presse.
    Er stimmt zunächst industriellen Generalsekretär Kretschi zu mit der Feststellung, dass heutzutage relativ schnell verhaftet werde in diesem Land und schreibt dann, machen wir uns nichts vor.
    Fritz Mayers Festnahme ist vor allem auch ein Politikum.
    Und diese These begründet Korherr mit dem Hinweis darauf, wie sehr genau fünf Tage nach der Androsch-Diskussion im Nationalrat die Regierungspartei diese Entlastungsverhaftung gebraucht hat und wie sehr sie nun bereit ist, sich ihrer zu bedienen.
    Als schlagenden Beweis für die offensichtliche Verflechtung höchster Wirtschaftskreise, die dem bürgerlichen Lager nahestehen, mit der AKH-Korruption, hat Abgeordneter Hobel die Festdame Meyers bezeichnet.
    Nördlich der Rhein-Main-Grenze pflegt man in solchen Fällen zu sagen, sie trapst noch deutlicher, liest man Hobels Erklärung weiter.
    Offensichtlich ist es so, und die Verhaftung Meyers zeigt eindeutig in diese Richtung, dass für Teile der österreichischen Wirtschaft Korruption und Bestechung ein Kavaliersdelikt ist.
    Man kann heute überlegen, ob es wirklich klug war, den einstigen Generaldirektor und jetzigen Aufsichtsratschef eines der vielgeschmähten Multis zum industriellen Präsidenten zu wählen.
    Man muss indes überlegen, ob das Schweigekartell der Firmen aufrechterhalten werden kann.
    Wo Geber sind, müssen zwangsläufig auch Nehmer sein.
    Jetzt den Mund aufzumachen, ist wohl das Geringste, was den involvierten Firmen zu raten wäre.
    Stille Dulder sind dort nicht gefragt, wo Schreihälse den Ton angeben.
    In eine ähnliche Richtung stößt Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
    Er geht zunächst auf das abgelehnte Rücktrittsangebot von Maier und seinem Vize-Wolfsberger vom vergangenen Monat ein und schreibt Es gibt Politiker, denen dieses Sensorium abgeht.
    die zwar in ihren Ämtern im Sinne politischer Verantwortung versagt haben, aber diese erst akzeptieren, wenn man sie beim Stählen silberner Löffeln erwischt.
    Und sicher nicht einsehen, dass ihre politische Verantwortung schon zu einem Punkt einzufordern ist, durch den Mayer vielleicht jetzt persönliche Schuld auf sich geladen hat.
    Dass man offenbar Schmiergelder zahlen muss, um an öffentliche Aufträge heranzukommen.
    Dies ist System.
    Und kein Politiker hat bisher etwas dagegen getan.
    Komme keiner mit der Ausrede, er habe das nicht gewusst.
    Erst der AKH-Skandal habe es an den Tag gebracht.
    Und Gerhard Steininger vermutet?
    Es ist schlecht anzunehmen, dass man bei den Gebern auf noch höher gestellte Persönlichkeiten stoßen wird.
    Es ist aber ebenso schlecht anzunehmen, dass man bei den Nehmern mit Adolf Winter schon den Champion eingesperrt hat.
    soweit Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
    Günther Traxler sieht im sozialistischen Parteiorgan Arbeiterzeitung die überwiegende Verantwortung allerdings eindeutig bei den Gebern.
    Er schreibt über industriellen Präsident Maier.
    Als Chef der Unternehmensvereinigung ist er auch Symbol und Gallionsfigur eines Wirtschaftssystems, das den Sumpfblüten und das allgemeine Krankenhaus das notwendige Treibhausklima bot.
    Weit mehr jedenfalls, als das öffentliche Wirtschaften sozialistischer Verwalter wie uns die ÖVP-Propaganda weismachen will.
    und zur Darstellung der Wirtschaft zu Schmiergeldzahlungen praktisch gezwungen gewesen zu sein, mein Praxler.
    Diese Verantwortung, von Anfang an obskur, wird mit jeder Verhaftung eines Firmenvertreters unglaubwürdiger.
    Dass ein ehrenwerter Herr oder vielleicht eine Handvoll dieser Sorte Österreichs gesamte Privatwirtschaft und noch einige Multis am Gängelband führt, ohne dass die sich zu helfen wissen, ist umso weniger wahrscheinlich, als die Firmen doch allesamt auch ihren Schnitt gemacht haben.
    Es ging ja alles auf Regimentsunkosten.
    Im Aufmacherartikel des heutigen Kurier wird im ersten Satz festgestellt, dass die Verhaftung von industriellen Chef Fritz Mayer an das Gerüst der Sozialpartnerschaft, wenn nicht des Staates, gehe.
    So mancher Industrielle in Österreich und zahlreiche Politiker stellen bei internen Gesprächen aber auch schon die weiterreichende Frage, nämlich
    ob der AKH-Skandal und die Geschehnisse rund um die Steirische Tierkörperverwertungsgesellschaft und die Niederösterreichische Hypobank nicht insgesamt dem bislang guten Wirtschaftsimage Österreichs auf die Dauerschaden zufügen könnte.
    Angesichts der Exportabhängigkeit Österreichs eine zweifellos berechtigte Frage.
    Als Maßstab für die Betroffenheit Österreichs durch die Entwicklungen rund um das Allgemeine Krankenhaus dienen vorerst internationale Pressestimmen, aber auch Berichte verschiedener Fernseh- und Rundfunkstationen,
    Seit gestern etwa arbeitet bei uns im Funkhaus ein Kollege vom Deutschen Südwestfunk mit unserem Bandmaterial an einer großen Dokumentation über das AKH.
    Im folgenden Beitrag geht Michael Kerbler der Berichterstattung in internationalen Medien nach und analysiert mögliche Auswirkungen auf das Ansehen der österreichischen Wirtschaft.
    Was Österreich bislang nur durch die Leistung heimischer Spitzensportler oder durch die Pflege des Fremdenverkehrs durch Lipizzaner, Sachertorte und Maria Theresia Geburtstagsfeiern schaffte, nämlich auf die Titelseiten internationaler Zeitungen und in die Berichterstattung angesehener Magazine zu gelangen, macht nun der AKH-Skandal mehrfach möglich.
    Nimmt man als selbstverständlich an, dass Zeitungen aus der benachbarten Bundesrepublik, wie etwa heute die Süddeutsche Zeitung, aber auch das Handelsblatt auf der ersten Seite die Verhaftung des österreichischen industriellen Präsidenten melden, erstaunt doch, dass schon Mitte August das New Yorker Kabel TV die Cable Network News ausführlich auf den AKH-Skandal eingingen.
    Ebenfalls Mitte des Monats taucht noch erstmals in TV-Bildschirmtext-Nachrichtenmeldungen der Agentur Reuter in New York Berichte über das Ereignis auf, das seit Monaten tagtäglich in Österreich für neue Schlagzeilen sorgt.
    Aber auch die New York Times und die Zeitschrift The Wall Street Leib und Magenblatt der Top-Börsianer in New York berichtet von einem Skandal rund um ein Krankenhaus in Wien, ohne, nobel wie die Zeitung für die Träger teurer Nadelstreifanzüge nun einmal schreibt, das AKH beim Namen zu nennen.
    Da ist das Time Magazine dieser Woche weniger zurückhaltend.
    Unter dem Titel Wiener Walzer wird nebst Foto des umstrittenen Krankenhausbaus und Finanzminister Andros ausführlich auf Bestechung und Korruption, auf geheime Bankverbindungen nach Lichtenstein und die Keimeninseln eingegangen.
    Schlussfolgerung im letzten Absatz des Berichtes, der Skandal habe die Chancen von Vizekanzler Andros, Nachfolger Bruno Kreiskis, als Kanzler zu werden geschmälert.
    Schon Anfang des Monats befasste sich das in London erscheinende Wirtschaftsmagazin The Economist mit den Ereignissen um das AKH.
    Die Elektrofirmen ITT und Siemens Austria werden ebenso erwähnt wie auch mögliche Vorteile, die die Freiheitliche Partei und den als Vorsitzenden des AKH-Untersuchungsausschusses eingesetzten FPÖ-Obmann Steger bringt.
    Den Reigen der Presse stimmen sollen zwei Zeitschriften, nämlich die Schweizer Weltwoche und der bundesdeutsche Spiegel, ergänzen.
    Als Kreislaufkollaps der politischen Moral wird in der Schweizer Weltwoche die gegenwärtige Situation diagnostiziert.
    Zitat, zehn Jahre lang hat die Regierung Kreisky erfolgreich regiert, jetzt aber wird sie von Finanzkorruptions- und Polizskandalen erschüttert.
    kommt dazu, dass Österreich entschieden über seine Verhältnisse lebt."
    Und um das Bild, das gegenwärtig Publizisten in der Schweizer Öffentlichkeit von Österreich prägen, abzurunden, sei noch eine Stelle aus dem ganzseitigen Artikel wortwörtlich wiedergegeben.
    Österreich unterteilt sich heute in Geber und Nehmer, die je nach Erfordernis ihre Rolle wechseln.
    Die Firmen schmieren tagtäglich die Beamten.
    Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, da 80 Prozent der Aufträge für das Baugewerbe und etwa 50 Prozent für die Starkstromtechnik von der öffentlichen Hand kommen.
    Die ursprünglich spaßhafte Behauptung, in Wien beginne der Balkan, klingt 1980 sehr glaubwürdig.
    Der Spiegel-Erscheinungsort Hamburg überschreibt auch seinen Bericht über den Schmiergeldskandal mit Beginn des Balkan und analysiert die Folgen, die die Ereignisse rund um das AKH haben könnten.
    In Österreich selbst weiß man in Wirtschaftskreisen von der Berichterstattung, glaubt aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht daran, dass sich der Skandal nachteilig auf die Geschäftsabwicklung mit Partnerländern auswirken werde.
    Vertreter aus Gewerbe und Industrie erklären auf die Problematik Imageverlust der österreichischen Wirtschaft angesprochen allerdings, dass das Ansehen Österreichs im Ausland durch den AKH-Skandal bereits Schaden nehme.
    Das war ein Beitrag von Michael Kerbler.
    In der zweiten halben Journalstunde berichten wir noch über die Situation in Polen, bringen eine Analyse der Situation in Südkorea und planen aus dem Kulturbereich einen Beitrag vom karitischen Sommer, zunächst aber noch ein innenpolitischer Beitrag.
    Als einer der ersten Spitzenfunktionäre des österreichischen Gewerkschaftsbundes nahm heute ÖGB-Vizepräsident Alfred Dallinger, der Chef der größten Einzelgewerkschaft im ÖGB, zum Themenkomplex AKH, zur politischen Verantwortung von Finanzminister und Vizekanzler Androsch, aber auch zur aktuellen Gewerkschaftsfragenstellung.
    Hören Sie den folgenden Bericht von Johannes Fischer.
    Alfred Dallinger, Chef der Privatangestellten im ÖGB und innerhalb des Gewerkschaftsbundes mit zunehmend mehr Gewicht ausgestattet, ließ im Zusammenhang mit dem Skandal rund um das Allgemeine Krankenhaus keinen Zweifel daran, dass für ihn Kategorien der politischen Verantwortung recht eng auszulegen seien.
    In Bezug auf Finanzminister, Vizekanzler Hannes Androsch, äußerte Dallinger aber auch nach der Parlamentssitzung zum Thema AKH die Meinung, der Finanzminister genieße innerhalb der SPÖ jedenfalls in Sachfragen noch die volle Unterstützung seiner Partei.
    Frage, ist Hannes Androsch aus anderen als aus sachlichen Motiven schon innerparteilich zum Abschuss freigegeben?
    Und ich glaube, dass er nicht zum Abschuss freigegeben wurde und wird.
    sondern dass diese bewusste Sache, die Sie so bezeichnen, eine Frage ist, die der Finanzminister selber klären muss und wo durch das Festlegen von Fakten festgestellt werden wird oder festgestellt wurde.
    Ich kann das nicht beurteilen.
    Es ist ja angeblich eine Prüfung, wie der Bundesminister Broder am Donnerstag auch im Parlament gesagt hat, seitens der Offizialstellen im Gange.
    ob dort ein korrektes Verhalten war oder nicht.
    Aber das werden Sie mir doch zugestehen, dass sich das meiner Beurteilung entzieht und ich kann das auch gar nicht sagen.
    Wenn es sich hier um ein korrektes Verhalten gehandelt hat, woran ich glaube, dann ist die Sache dann geklärt, wenn die Untersuchungsbehörden festgestellt haben, dass hier kein Delikt vorliegt und die Sache damit erledigt ist.
    In den anderen Fragen, und ich bitte mich, ich kann mich jetzt nur darauf beziehen, in der politischen und in der sachlichen Arbeit des Finanzministers, und da glaube ich, dass ich die allgemeine Meinung in der Partei und auch in den Gewerkschaften wiedergeben kann, gibt es keine Differenz zwischen dem Finanzminister und der Partei und uns.
    An Politiker allerdings, so Dallinger-Weiter, müssten strengere Maßstäbe angelegt werden als etwa an einen Privatmann, was auch für die viel zitierte politische Verantwortung gelte.
    Ganz allgemein der Auffassung bin, dass es, und ich habe das schon auch in der Vorwoche gesagt,
    meines Erachtens politische Konsequenzen und politische Verantwortung gibt und die nicht nur alle vier Jahre bei Wahlen zum Ausdruck kommt, sondern dass die auch während der Amtstätigkeit zum Ausdruck kommt.
    Aber eindeutig möchte ich klarstellen, dass Konsequenzen erst dann gezogen werden können, wenn ein schuldhaftes Verhalten eindeutig festgestellt ist.
    Dallinger weiter, an Sachfragen wie etwa der Quellensteuer werde Androsch sicher nicht scheitern.
    Zur Politik seiner Gewerkschaft in den kommenden Monaten formulierte Dallinger allerdings weitgehend Bekanntes.
    Er sei der Meinung, es wäre schon ein großer Erfolg, würde es auf der Lohnseite gelingen, den Stand des Jahres 1979 zu halten.
    Reallohnerhöhungen seien in weiten Bereichen nicht zu erwarten.
    Ja, es könnte auch zu Kürzungen kommen.
    Lohnforderungen der Gewerkschaft würden sich unter der magischen 10-Prozent-Marke bewegen.
    Die Sozialversicherungsbeiträge dürften nicht mehr erhöht werden.
    Und mit diesem Beitrag von Johannes Fischer haben wir die innenpolitische Berichterstattung beendet.
    Wir kommen ins Ausland, notiert natürlich zunächst nach Polen.
    Eher unübersichtlich zeigt sich hier die Situation.
    Einerseits schienen sich die gestrigen Verhandlungen zwischen dem überbetrieblichen Streikkomitee in Danzig und dem Regierungsdelegierten Mieczysław Jagielski positiv zu entwickeln, aber auch die Zeichen einer zunehmenden Eskalation mehrten sich.
    So Solidaritätsstreiks im Landesinneren, so die Drohung mit dem Generalstreik und die fortgesetzte Ablehnung der angebotenen Gewerkschaftsreform einerseits, die Warnung durch die Parteizeitung Tribuna Ludo und das Fernsehen vor einer gefährlichen Richtung der Ereignisse und einer nationalen Katastrophe andererseits, erstaunlicherweise unterstützt durch einen Mäßigungsappell des Primas von Pol Kardinal Wyszynski.
    Ich habe jetzt wieder Verbindung mit Barbara Kudenhofe-Kalergi in Warschau.
    Frau Kudenhofe, ist das ein Frontwechsel der katholischen Kirche?
    Wie präsentiert sich heute allgemein die Lage in Polen?
    Die Lage sieht vom Standpunkt der Streikenden gesehen gar nicht gut aus.
    Sie haben es schon erwähnt, es hat gestern und in der Nacht auf heute mehrere Anzeichen dafür gegeben, dass jetzt die Partei offensichtlich unter starkem sowjetischem Druck gesagt hat, bis daher und nicht weiter und den Schlusspunkt heute sehr genau gezogen hat.
    Die drei Anzeichen, erstens der erwähnte Artikel von Tribuna Ludu, geschrieben von Richard Wojna, dem zukünftigen Chefredakteur dieser Zeitung.
    Er hat ihn gestern auch was Ungewöhnliches im Fernsehen verlesen, der Mäßigungsappell von Wyszynski, der Verhandlungstopp und die Streiks im Landesinneren.
    Es ist zum Beispiel in Breslau gestreikt worden, in Rzeszów, in Lugansk.
    Krakau.
    Nun, worin besteht dieser Mäßigungsappell der Partei?
    Richard Weiner schreibt sehr deutlich, wenn die Entwicklung jetzt nicht gebremst wird, treibt sie eine Katastrophe zu mit Konsequenzen, die wir uns nicht einmal vorstellen können.
    Und er nennt seinen Artikel die Trennungslinie zwischen den Forderungen, die erfüllt werden können und den Forderungen, die nicht erfüllt werden können.
    Und die Tatsache, dass der Kardinal sich gestern auch eingeschaltet hat mit seinem Mäßigungsappell, deutet darauf hin, dass auch der Kardinal den Ernst der Lage kennt und Kraft seiner Verantwortung verhindern will, dass nun wirklich das Gespenst einer sowjetischen Einmischung drohend am Horizont erscheint.
    Das Ganze macht so den Eindruck eines Pokerspiels.
    Glauben Sie, dass die Versuche in Polen, Liberalisierung durchzusetzen, jetzt sozusagen ausgereizt sind?
    Müssen die Arbeiter jetzt zurückstecken?
    Würden sie es tun?
    Das ist die große Frage.
    In der Warnung der Partei wird klar gesagt, worüber diskutiert werden kann und worüber nicht.
    Und zwar ist die Partei bereit, grundlegende Reformen in der Gesellschaft und in der Gewerkschaft zuzulassen.
    Die Gewerkschaft kann zum Beispiel das Streikrecht zulassen, auch über die Einengung der Zensur kann geredet werden.
    Die Partei heißt es, muss die Gesellschaft wieder davon überzeugen, dass sie ihre Führungsrolle ordentlich ausübt.
    Sie muss mehr auf die Massen hören.
    Aber, und hier ist der kritische Punkt, es kommt nicht in Frage, dass die führende Rolle der Partei angetastet wird.
    Es kommt nicht in Frage, dass die Gewerkschaften desintegriert werden.
    Und es kommt nicht in Frage, dass jene Forderungen erfüllt werden, die, wie es heißt, von antisozialistischen Elementen gestellt werden.
    Das heißt also, die Frage der freien Gewerkschaften, die ja von Anfang an im Zentrum der Diskussion gestanden ist, das ist nun wirklich der kritische Punkt, wo die Partei Nein sagt.
    Man kann also den Eindruck nicht ganz ausschließen, dass sozusagen als Prävention von innen her eine harte Linie von der Partei jetzt eingeschlagen wird, um die Intervention von außen, von Seiten Moskaus zu verhindern.
    Ja und es gibt auch ziemlich substanzielle Gerüchte, dass das eben nicht nur Drohungen sind, sondern dass dieser sowjetische Druck wirklich da ist.
    Zum Beispiel hat Wojna in seinem
    beschwörend gehaltenen Appell gesagt.
    Unsere Gegner sagen, dass wir hier drohen mit einer Intervention von außen, dass wir mit außenpolitischen Konsequenzen drohen, aber das ist keine Drohgebärde.
    Das ist wirklich so.
    Es gibt sogar unbestätigte Gerüchte, die hier im
    Journalistenkreisen kursieren.
    Es ist ja eine wilde Gerüchtebörse, wie bei jedem großen internationalen Ereignis, dass es ein Treffen der Parteispitze mit Vertretern der Sowjetunion am Wochenende vor dem vierten Plenum gegeben hat.
    Aber die Tatsache, dass eben wie gesagt
    auch die Verhandlungen plötzlich abgebrochen worden sind, dass das Politbüro in Warschau praktisch in Permanenz tagt und dass man für das Wochenende möglicherweise schon, aber jedenfalls in sehr naher Zukunft, mit einer weiteren Sitzung des Zentralkomitees rechnet.
    Das alles deutet darauf, dass man nun wirklich Angst hat, dass die Entwicklung außer Kontrolle gerät.
    Die große Frage dürfte jetzt sein, ob die Arbeiter diese dramatischen
    Mäßigungsappelle nicht zuletzt von Kardinal Primas Wyszynski hören oder ob sie auf ihren Forderungen bestehen.
    Und so wie es gestern Abend noch in Danzig ausgesehen hat, wird es sehr, sehr schwer sein, sie davon zu überzeugen, dass sie jetzt sozusagen an der Schwelle eines Erfolgs nun wieder alles zurückstecken.
    Man muss eigentlich überhaupt für die ganze Entwicklung eher pessimistisch sein.
    Informationen aus Warschau von Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    In Südkorea haben die zarten Knospen einer Liberalisierung nach der Ermordung des Diktators Park Chung-hee den eisigen Wind einer neuen Militärherrschaft nicht überlebt.
    Trotz Warnung der Verbündeten aus Tokio und Washington vor einer neuerlichen brutalen Knebelung des Volkes sind die Machthaber in Seoul auf diesen Kurs zurückgekehrt.
    Verhaftungen von rund 30.000 oppositionellen Demokraten, die als kriminelle bezeichnet wurden, sagen alles.
    Den Wendepunkt markierten die schweren Unruhen in der Provinzstadt Gwangju, ein Ventil für den Unmut des Volkes, der Aufstand wurde niedergeschlagen.
    Oppositionsführer Kim Dae-jung, der einige Zeit eine seriöse Chance auf die Präsidentschaft hatte, als nämlich von Wahlen die Rede war, wurde als Drahtzieher bezeichnet, obwohl gerade die Verhängung des Hausarrestes gegen ihn Gwangju erst so richtig zum Kochen brachte.
    Jetzt steht Kim wegen Hochverrats und mit der Todesstrafe bedroht vor einem Militärgericht.
    Sein Rivale, General Chun Doo-hwan, ist seit heute offizieller neuer Präsident Südkoreas.
    Harry Sikorski über die Lage dort.
    Mit dem heutigen Amtsantritt von General Chun Doo-hwan als Präsident Südkoreas fällt der Vorhang nach einem Drama, das fast auf den Tag vor zehn Monaten begonnen hat, mit der Ermordung des früheren Präsidenten Park Chung-hee.
    Am Abend des 26.
    Oktober 1979 wurde Park bei einem gespenstischen Gastmahl vom Chef des koreanischen Geheimdienstes KCIA Kim Jae-kyu erschossen.
    Die Umstände des Attentats sind bis heute nicht völlig geklärt, aber es wird als sicher angenommen, dass dem Mord heftige Auseinandersetzungen über die Bekämpfung der Unruhe und Opposition in der Bevölkerung vorangingen, wobei der CIA-Chef entgegen Park für eine Liberalisierung eintrat.
    Das Verschwinden Parks sprengte die Dämme einer 17-jährigen Militärdiktatur.
    Ein demokratischer Frühling setzte ein.
    Der neue amtierende Präsident Choi Kyu-ha versprach die Revision der autoritären Verfassung.
    Über dieses Thema entwickelte sich eine gesamtnationale Debatte, wie sie sie seit Jahrzehnten in Südkorea nicht gegeben hatte.
    Im März dieses Jahres wurden schließlich 687 oppositionelle Politiker, Intellektuelle und Kirchenfürsten freigelassen.
    Die Zensur und die Notverordnungen wurden aufgehoben.
    Für 1981 versprach Präsident Choi freie Wahlen.
    Unterdessen war kaum bemerkt der Chef des Nationalen Sicherheitsausschusses, General John Duchmann, am Werk.
    In einer Aktion, die heute eindeutig als der eigentliche Militärputsch bezeichnet wird, besetzten John-treue Verbände am 12.
    Dezember vorigen Jahres das Armeehauptquartier und das Verteidigungsministerium in Seoul.
    Johns erstes Opfer war Generalstabchef Chung Sang Hwa, der ebenfalls in das Parkattentat verwickelt und Johns Hauptwidersacher war.
    Entgegen allen Erwartungen wurde CIA-Chef Kim abgeurteilt und hingerichtet.
    Chung machte sich zum Chef der Untersuchungsbehörde über Parks Tod und das gab ihm die Möglichkeit, alle Widersacher als Verdächtige auszuschalten.
    Aber noch war Johns Stunde nicht gekommen.
    Noch wurde Kim Dae-jung freigelassen, jener populäre Politiker, der seinerzeit von Parks Agenten aus dem japanischen Exil gekidnappt wurde und der bei einer freien Wahl zweifellos neuer Präsident geworden wäre.
    Die Bevölkerung schien die von John ausgehende Gefahr zu erkennen.
    Die Streiks und Studentenunruhen mehrten sich.
    Mitte Mai sammelte John seine Getreuen um sich.
    Den Chef des Seoul-Garnisons General Roh Tae-ju, den neuen Generalstabschef Kim Bo-dong und den Kommandeur der Fallschirmjäger Jong-ho Hong.
    Alles Freunde und Klassenkameraden Johns aus der Taegu Technischen Hochschule und Militärakademie.
    Am 17.
    Mai verkündete Chong das Kriegsrecht und wenige Tage später begann das Massaker von Guangzhou, jener Stadt im Süden des Landes, das zum Zentrum des Studentenaufstands wurde.
    Mehr als 1000 Zivilisten wurden getötet, mehr als 10.000 verwundet.
    Dann folgte Schlag auf Schlag.
    Wiedereinführung der Zensur, Verhaftung von 30.000 sogenannten Schmarottsern und Korruptionisten, Verbot von 172 Zeitungen und Zeitschriften, Auflösung von 617 Verlagen, Entlassung von tausenden Beamten und Lehrern, Verhaftung aller führenden Politiker und mehrerer katholischer und protestantischer Bischöfe.
    Kim Dae-jung droht nun in einem mit fantastischen Anklagen frisierten Verfahren die Todesstrafe.
    Der 49-jährige John ist seit seinem 20.
    Lebensjahr Soldat.
    Er hasst Zivilisten, Politiker und vor allem Demokraten.
    Nicht einmal die Ausflucht der Bedrohung aus dem Norden kann er diesmal als Argument verwenden, denn trotz aller Ereignisse gehen die Verhandlungen mit Nordkorea weiter.
    Kim Il-sung hat sogar auf seine alte Forderung nach Aufhebung der Antikommunistengesetze im Süden verzichtet.
    Eine traurige Rolle spielen in diesem Drama die USA.
    Von Katers Menschenrechtspolitik ist im Zusammenhang mit Südkorea nichts zu merken.
    Selbst als John im Dezember unter Vertragsbruch seine zur UNO-Truppe gehörenden Einheiten von der Grenze abzog, rührte sich der neue US-Kommandeur General Wickham überhaupt nicht.
    Vielleicht, weil er Johns alter Kriegskamerad aus Vietnam ist.
    Mit dem heutigen Amtsantritt kehrt offiziell Ruhe in Südkorea ein.
    Aber es ist Friedhofsruhe.
    Die Probleme sind nicht gelöst, sondern nur zugedeckt.
    Damit aber erhöht sich die Gefahr, dass sie früher oder später mit geballter Explosionskraft wieder zum Ausbruch kommen, anstatt ihr demokratisches Ventil zu finden.
    Das war eine Analyse unseres Ostasien-Experten Harry Sichowski.
    In der letzten Zeit mehren sich Flugzeugentführungen nach Kuba.
    Die fünfte seit zehn Tagen endete heute in Havanna unblutig.
    Drei Kubaner hatten eine Maschine der US-Gesellschaft Eastern Airlines mit 228 Passagieren und 13 Besatzungsmitgliedern auf dem Flug von New York nach Miami entführt.
    Die Luftberatern dokumentierten ihre Entschlossenheit mit einer Batterie von Benzinflaschen, die sie in Brand zu setzen drohten und damit das Flugzeug.
    Nach der Landung in Kuba ergaben sie sich der Polizei.
    Der Hintergrund des Heimwehs nach Kastros, kommunistischer Insel in der Karibik, viele Kubaner, die vor vier Monaten zu Zehntausenden auf Booten in die Vereinigten Staaten gekommen waren, weil sie die chronische Unterversorgung mit dem Wichtigsten satt hatten, kehren enttäuscht zurück.
    Was mit der Besetzung der kolumbianischen Botschaft in Havanna durch Ausreisewillige begonnen hatte, scheint jetzt teilweise an großen Integrationsschwierigkeiten der Kubaner in den USA zu scheitern, berichtet Klaus Emmerich.
    Von der Verkäuferin in Giant Supermarkt wird jeder automatisch auf Spanisch angesprochen, obwohl sie auch Englisch kann.
    Auf dem Hauptpostamt hängt die Aufforderung für die 18- bis 20-Jährigen, sich fürs Militär registrieren zu lassen, auf Spanisch.
    Polizisten von auswärts lernen Spanisch und wesentliche Fernsehprogramme laufen stundenlang nur Spanisch.
    So allein verändert sich für viele Amerikaner schon äußerlich, in diesem Fall in Miami, in Florida, vieles an ihrer englischsprachigen Zivilisation.
    Und mehr und mehr Amerikaner entwickeln neue Empfindlichkeiten gegenüber Einwanderern, wie sie vielleicht während der großen Einwanderungswellen des letzten Jahrhunderts gegenüber den Iren oder den Deutschen, den Polen oder den Italienern örtlich und vorübergehend auftraten.
    Als Gegenstück dazu wirken die für die USA ungewohnten Reaktionen von Einwanderern, den American Way of Life nicht automatisch zu konsumieren, zu adaptieren und zu prolongieren, sondern den Konsum als etwas Selbstverständliches zu nehmen, das amerikanische Englisch keineswegs automatisch anzunehmen und an die Stelle einer Supermarktzivilisation eigene Sitten und Gebräuche unbeirrt beizubehalten.
    So steht der Durchschnittsamerikaner kopfschüttelnd
    wie Meinungsumfragen bestätigen, vor dem Eigenleben der spanisch sprechenden Einwanderer und kluge Artikel sowie gründliche Fernsehdiskussionen umschreiben diese neue amerikanische Entwicklung vornehm so.
    Die spanisch sprechenden Einwanderer wollen sich nicht integrieren.
    Dass sich bei der verweigerten oder zumindest verzögerten Annahme amerikanischer Lebensart alles andere als um ein Randproblem handelt, zeigen zwei Vorgänge.
    Einmal die neueste Volkszählung in den USA,
    wonach bei Fortdauer der jetzigen Verhältnisse beim Jahrhundertwechsel die größte Minderheitengruppe jene der spanisch sprechende Bevölkerung in Amerika ist und zum anderen jene 120.000 Kuba-Flüchtlinge, die seit April des heurigen Jahres vom kommunistischen Inselstaat Fidel Castros nach Amerika geflohen sind, überwiegend nach Florida.
    Obwohl die US Coast Guard
    Die gut organisierte Küstenwache, die aufwendigste Abwehraktion in ihrer fast 200-jährigen Bestehen, durchführt fast 10 Millionen Schilling-Kontrollen für jeden Tag, kommen Tag für Tag bis zu 200 Kubaner illegal nach Amerika.
    Sie kommen per Boot oder per Schiff, sie kommen aus den verschiedensten Motiven und sie werden aus den verschiedensten Gründen von dem Regime Castro entlassen oder abgeschoben.
    Diese Denken und Jobsucher, Homosexuelle, junge Leute, die in Amerika glückt und ihr Geld machen wollen, und Ältere, die auf Freiheit made in USA setzen, Abenteurer und Verzweifelte, eine bunte Mischung, in der allerdings junge Männer, wie es heißt, überwiegen.
    Was mit dem Einwanderungsstopp eingeleitet wurde, der von Präsident Carter nach der ersten kubanischen neuen Flüchtlingswelle im heurigen Frühjahr ausgesprochen worden war, nämlich Enttäuschung, Geldmangel,
    Arbeitslosigkeit sowie Fremdenfeindlichkeit der Amerikaner einerseits und mangelnde Integrationsfähigkeit der geflohenen Kubaner andererseits, all das macht sich nun mehrfach und immer wieder Luft.
    Es kommt zu schweren Ausschreitungen, die in Amerika bereits so zum Alltag zählen, dass es amerikanischen Medien kaum mehr wert ist, darüber zu berichten, wenn etwa 4.000 aufsässige Kubaner von 1.000 Soldaten einer amerikanischen Luftlandedivision gewaltsam auseinandergetrieben werden, wie in der letzten Woche geschehen.
    Das Ausmaß der Resignation der Flüchtlinge, die mitten in einer Wirtschaftskrise stolpern, ist so groß, dass viele zurückwollen.
    Die einen unterschreiben Petitionen an der State Department in Washington und wollen offiziell wieder nach Kuba ausreisen.
    Andere entführen kurzerhand Flugzeuge.
    Allein an einem einzigen Tag, nämlich am 16.
    August, haben drei Kubaner drei amerikanische Flugzeuge nach Havanna entführt.
    Die, die jahrelang davon geträumt haben, Kuba verlassen zu können, sehen sich in einer fremden Welt von Schwierigkeiten umstellt und wissen nicht mehr ein noch aus.
    Sie finden keine Wohnung, sie finden keine Arbeit, sie haben kein Geld und sie wissen oft nicht, wo ihre Kinder in die Schule gehen sollen.
    Das Ganze konzentriert sich, wie gesagt, auf Miami, auf das Zentrum Florida.
    Dort hat eine halbe Million Kubaner in den letzten Jahrzehnten aus den verschiedensten Gründen und unter weniger dramatischen Umständen aus einem verschlafenen Touristenort eine Wirtschaftsmetropole gemacht.
    Der Unterschied zwischen diesen etablierten, integrierten Kubanern der ersten Flüchtlingswelle und der aktuellen Problematik der jetzigen Flüchtlingswelle ist offenkundig.
    Weiter helfen kann es auch nicht.
    ebenso wenig wie Geld aus Washington oder die Idee, die Neukubaner nicht in Florida zu belassen, sondern auf andere amerikanische Staaten zu verteilen, wie etwa New Jersey oder Kalifornien.
    Das Problem dieser Flüchtlinge ist in Amerika ein vorrangiges Gesprächsthema.
    Typisch dafür ist die Bemerkung eines führenden Einwanderungsexperten, der meint, Amerika habe auch den Kubanern Freiheit versprochen und müssen es nun auch ihnen gegenüber
    Und jetzt ein Kulturbeitrag im Mittagschanal.
    Heute findet eines der spektakulärsten Konzerte des diesjährigen karintischen Sommers statt.
    In der Stiftskirche Ossiach dirigiert Claudio Arbado das Bach-Ensemble des London Symphony Orchestra und wird selbst das Cembalo spielen.
    Als Solist wirkt Hermann Prey mit.
    Dieser Abend, der zum Gedächtniskonzert des im Frühjahr verstorbenen Leiters des karintischen Sommers Helmut Wobisch deklariert wurde, wird von einer Schweizer Fernsehfirma aufgezeichnet und in vielen Ländern der Welt gesendet.
    Über die aufregende Probe zu diesem Konzert heute Nacht berichtet Brigitte Hofer.
    Die zahllosen Scheinwerfer und Kameras waren in der barocken Ossiacher Stiftskirche aufgebaut und für die Probe um halb neun Uhr abends bereit.
    Die 23 englischen Musiker waren gemeinsam mit ihrem Chefdirigenten Abbado vom Klagenfurter Flughafen nach Ossiach gebracht worden.
    Nur der Koffer, in dem sich alle Noten für das Bach-Konzert befanden, war in Zagreb gelandet.
    Eine Privatmaschine musste organisiert werden.
    Um drei Viertel elf Uhr nachts wurde der kostbare Koffer zum Teil mit lautem Hallo, zum Teil mit sarkastisch britischem Humor in der Stiftskirche begrüßt.
    Nachdem dann die Orgel um einen Halbton höher gestimmt war, das Podest für Claudio Abbado ausgetauscht, eine Kamera fast so postiert war, wie sie Hermann Prey wünschte, konnte man dem Musizieren begonnen werden.
    Zuerst mit einer kurzen Probe des Chorals aus der Bach-Kantate »Ich will den Kreuzstab gerne tragen«, den der Villacher A Cappella Chor sang.
    Claudio Abbado, der schon Anfang September in Wien ein Konzert der Philharmoniker und Plattenaufnahmen leiten wird und von einer sicheren Abmachung zwischen ihm und Laurin Marcell sprach, 1984 an der Staatsoper Simone Boccanegra und Wozzeck zu dirigieren, hat schon im Vorjahr ein Fernsehkonzert in Ossiach geleitet.
    Wir haben voriges Jahr ein italienisches Programm mit Pergolesi, Stabatmato und Vivaldi gespielt.
    Und wir haben gedacht, dass dieses Jahr wäre interessant ein ganzes Programm mit Bach-Musik.
    So wir fangen mit einem Konzert für Oboen-Ukage in D-Moll an.
    Das ist eine Bearbeitung von... Original ist für zwei Cembalos und man weiß, der Bach hat selbst für zwei Geige und Oboe geschrieben.
    Dann wir spielen die Canons, 14 Canons über Thema, über Bass von Aria von Golbe Variation.
    Er hat mir sehr Kind gegeben.
    Er hat einen Musikologen in Deutschland vor zwei Jahren gefunden.
    Und ich glaube, er hat nie in Österreich gespielt.
    Wir haben in Europa die erste auf dem Eiland gespielt.
    Und er ist etwas wie der musikalische Opfer der Kunst der Flügel.
    In zwei Kantaten wirkt Hermann Pryor als Solist mit.
    Und obwohl er vor allem mit Schubert assoziiert wird, betont er doch seine langjährige und enge Beziehung zu Bach.
    Ich möchte sagen, meine ersten größeren Auftritte im Konzert waren mit der Matthäuspassion als Christus in der Matthäuspassion.
    Das habe ich erst in Berlin jahrelang mit der Berliner Singakademie gesungen.
    Und dann später immer, ich glaube, fast zehn Jahre lang im Wiener Musikverein.
    Jedes Jahr um die Karzeit, Karfreitag, also die Woche vor Karfreitag.
    Und Bach hat mich mein Leben lang immer begleitet und auch diese beiden Solo-Kantaten.
    Im letzten Jahr sang ich hier das allerletzte Konzert des karintischen Sommers und da saß ich noch mit
    unserem lieben Herrn Professor Wobisch zusammen und er fragte mich so, was wir denn im nächsten Jahr nun machen wollten.
    Da sagte ich, für sich würde ich wahnsinnig gerne mal hier in dieser Kirche die beiden Bach-Solokantaten machen, wenn möglichst mit Claudio, mit Claudio Abbado.
    Und er sagt, okay, wir wollen mal schauen, ob wir das noch irgendwie zusammenkriegen und hat das dann auch wirklich zustande gebracht, dass dieses Konzert
    hier nicht nur stattfindet, sondern sogar noch von einer Fernsehfirma aufgezeichnet wird.
    Also das wird, glaube ich, um die ganze Welt gehen.
    Ein Bericht von Brigitte Hofer aus Kärnten.
    Journalfinale jetzt mit neuen Meldungen.
    Österreich.
    Mit der Einvernahme des früheren Ökodata-Geschäftsführers Rumpold erreichte die Arbeit des Parlamentarischen Ausschusses zur Untersuchung der Vorgänge um den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses in Wien heute einen weiteren Höhepunkt.
    Vor Beginn der Sitzung verwahrte sich Rumpold dagegen, als Schlüsselfigur im AKH-Skandal bezeichnet zu werden.
    Die Sitzung ist noch nicht beendet.
    Justizminister Broda hat den Vorwurf des Generalsekretärs der Industriellen Vereinigung, Krejci, zurückgewiesen, die Verhaftung des industriellen Chefs Maier könnte politische Hintergründe haben.
    Broda hob hervor, es gebe keinerlei Weisung des Justizministeriums.
    Er sei auch nicht über die Gründe informiert, die zur Verhaftung Meyers geführt hätten.
    Es sei aber bekannt, dass im AKH-Komplex eine Reihe von großen Firmen untersucht worden seien.
    Zur Frage der politischen Verantwortung vertrat der Vorsitzende der Privatangestelltengewerkschaft und ÖGB-Vizepräsident Dallinger die Meinung, sie sei so streng wie möglich auszulegen.
    Andererseits könne es nur Konsequenzen geben, wenn eindeutig ein Verschulden festgestellt worden sei.
    Auf die Zukunft von Finanzminister Androsch angesprochen, versicherte Dallinger, der Minister genieße in Sachfragen die volle Unterstützung der Partei.
    Polen.
    In Warschau häufen sich nach dem Bericht der ORF-Sonderkorrespondentin Anzeichen, dass die polnische Führung offenbar unter starkem sowjetischen Druck auf eine Entscheidung bezüglich der anhaltenden Streikaktion der Ostseeküste drängt.
    Eine weitere Sitzung des Zentralkomitees wird vorbereitet.
    Gerüchte sprechen von einem Treffen der polnischen Führungsspitze mit der sowjetischen Parteiführung am vergangenen Wochenende.
    Bisher haben die Streikenden nicht erkennen lassen, dass sie von ihren Forderungen abgehen wollen.
    Die Streikbewegung hat sich vielmehr in das Landesinnere ausgeweitet.
    Der Chefunterhändler der polnischen Führung, Jagielski, ist unterdessen nach Danzig zurückgekehrt.
    Israel.
    Nach Presseberichten soll die Regierung die Gründung von sechs neuen jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland beschlossen haben.
    Angeblich hat sich der stellvertretende Ministerpräsident Jardin gegen solche Pläne ausgesprochen.
    Iran.
    Die Repressalien gegen die Anhänger der Bahá'í-Religion, der größten religiösen Minderheit in Persien, werden verschärft.
    Alle neun Mitglieder des Führungsgremiums der Bahá'í im Iran sind festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden.
    Die vor mehr als 100 Jahren in Persien gegründete Religion lehrt unter anderem die Einheit aller Hochreligion und die Einheit der Menschheit.
    Türkei.
    Die gewalttätigen politischen Zwischenfälle im Lande dauern an.
    Sie haben seit gestern 25 Menschenleben gefordert.
    Bombenanschläge und Attentate werden unter anderem aus Ankara, Istanbul, Tarsus, Konya und Izmir gemeldet.
    Das war das Mittagschanal.
    Ich verabschiede mich im Namen aller Kollegen von Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einvernahme von Armin Rumpold vor dem AKH-Untersuchungsausschuss im Parlament
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Presse berichtet über AKH-Skandal
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von ÖGB-Vizepräsident Alfred Dallinger zu AKH-Skandal, politische Verantwortung, Verhältnis von Vizekanzler Androsch zur SPÖ und dem ÖGB
    Einblendung: ÖGB-Vizepräsident Dallinger
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Dallinger, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen: Regierung und KP-Polens dürften nicht mehr kompromißbereit sein
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung] , Glück, Luis [Moderation]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Ort: Warschau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer südkoreanischer Präsident gewählt
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA: Kubaflüchtlinge verschärfen Integrierung von Neo-Einwanderen in den USA
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bach-Ensemble des Londoner Symphony Orchestra beim Carinthischen Sommer
    Einblendung: Probenausschnitt, Claudio Abbado, Hermann Prey
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Abbado, Claudio [Interviewte/r] , Prey, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1980.08.27 [Sendedatum]
    Ort: Ossiach [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.08.27
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.08.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800827_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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