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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Samstag meine Damen und Herren, beim Mittagschanal begrüßt Sie Los Glück.
Eine Themenübersicht zunächst in Schlagzeilen aus dem Ausland.
Bangladesch Staatspräsident Zia-Ur-Rahman ermordet, Hintergründe sind unklar.
Spanien, Nervosität um Militärfeinde in Barcelona nach Aufdeckung von Attentatsplänen gegen den König, extreme Sicherheitsvorkehrungen für Juan Carlos.
Bundesrepublik Deutschland, Parteitag der Freien Demokraten.
Die FDP will künftig auf fixe Koalitionsaussagen verzichten.
Inland jetzt, Interview mit dem Jungsozialisten Josef Tschapp, der heute im Journal zu Gast ist, eine Presseschau, die Pläne des Föst-Konzerns im Anlagenbau und der Nijinsky-Film des Wiener Regisseurs Robert Dornhelm, der jetzt bei uns anläuft.
Sofort jetzt Nachrichten, verantwortliche Redakteurin ist Elisabeth Manners und Sprecher Wilfried Schirlbauer.
Bangladesh.
Nach der Ermordung von Staatschefs Yaw Rahman hat die Regierung einen unbefristeten Ausnahmezustand ausgerufen.
In einer Rundfunkmeldung hieß es, für die Dauer dieser Maßnahme seien die bürgerlichen Rechte außer Kraft gesetzt.
Außerdem wurde eine 14-tägige Staatstrauer angeordnet.
Die Umstände des Todes Rahmans sind noch ungeklärt.
Der interimistische Präsident Abdus Sattar meinte, der Stadtschef sei von Schurken und Ungläubigen umgebracht worden.
Abdus Sattar rief die Bevölkerung auf, Ruhe und Disziplin zu bewahren.
Die indische Nachrichtenagentur PTI äußerte unterdessen den Verdacht, dass der 45-jährige Siaur Rahman bereits gestern getötet, die Nachricht von seinem Tod aber bis heute geheim gehalten wurde.
Nach offizieller Darstellung wurde der Präsident heute früh in der Stadt Chittagong ermordet.
Der 90 Millionen Einwohner zählende Stadt Bangladesch gilt als Armenhaus der Welt.
Die Analphabetenrate beträgt 80 Prozent.
Sowjetunion.
Den bisher heftigsten Angriff gegen die polnische Gewerkschaft Solidarität unternimmt heute die sowjetische Gewerkschaftszeitung Trut.
In einem Artikel der Zeitung heißt es, nun sei die Zeit gekommen, dem unabhängigen polnischen Gewerkschaftsverband den offenen Kampf anzusagen.
In Polen sei ein unerbittlicher Klassenkampf ausgebrochen, er erfordere offene und kompromisslose Angriffe.
Ferner betont Trutt, es geht nicht mehr an, weiterhin eine Position nach der anderen, den sogenannten neuen Verteidigern der Arbeiterrechte zu überlassen.
Die Solidarität setze sich aus Abenteurern zusammen, die nicht nur das Schicksal Polens, sondern das der ganzen Welt gefährdeten.
Besorgnis über angebliche antisowjetische Agitation in Polen hatte sowjetische Botschafter in Washington Aristow zum Ausdruck gebracht.
Nach einer Meldung des sowjetischen Fernsehens erklärte Aristow, sowohl die Vorfälle als auch die Reaktionen darauf ließen diese Sorge berechtigt erscheinen.
Die Regierung in Warschau hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass es vereinzelt zu Beleidigungen gegenüber in Polen stationierten sowjetischen Soldaten gekommen sei.
Nahe Osten USA.
Die überwiegend von Christen bewohnte Stadt Sachle im Ost-Libanon war in der vergangenen Nacht Ziel heftiger Artillerieangriffe.
In der seit 60 Tagen von syrischen Truppen belagerten Stadt brachen zahlreiche Brände aus.
Unterdessen hat UNO-Generalsekretär Waldheim die neue Eskalation der Gewalt im Libanon bedauert.
Waldheim betonte die Entwicklungsfalle mit konzentrierten diplomatischen Bemühungen zusammen, einige der Probleme im Nahen Osten beizulegen.
Der amerikanische Außenminister Haig hat die konstruktive Rolle Saudi-Arabiens im Libanon-Konflikt und bei der Verteidigung der strategischen Interessen des Westens im Nahen Osten hervorgehoben.
Kritik übte Haig an der Rolle des libyschen Staatschefs Gaddafi.
Er warf ihm vor, seinen Ölreichtum zu benutzen, um Gewaltakte und Blutvergießen in der ganzen Welt zu fördern.
Der Führer der palästinensischen Befreiungsorganisation Arafat hat erstmals Meldungen bestätigt, wonach im Südlibanon libysche Luftabwehrraketen und libysche Soldaten stationiert seien.
El Salvador.
In San Salvador, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Staates, tobten in der Nacht auf heute heftige Kämpfe zwischen Guerrilleros und Regierungsstreitkräften.
Die Untergrundkämpfer griffen Militärposten in der unmittelbaren Umgebung des Nationalpalastes, des Polizeipräsidiums und des Rathauses an.
Mindestens zehn Menschen sollen ums Leben gekommen sein.
Die Angreifer konnten von hunderten Soldaten und Polizisten erst nach einem langwierigen Gefecht vertrieben werden.
Eine Stellungnahme der Regierung liegt derzeit nicht vor.
Sowjetunion.
König Hussein von Jordanien hat seinen Staatsbesuch in Moskau beendet.
In einem jordanisch-sowjetischen Abschlusskommuniqué zur Lage im Nahen Osten heißt es, die Abkommen von Camp David und der ägyptisch-israelische Separatfrieden stünden im Widerspruch zu den Interessen der arabischen Völker.
Diplomaten in Moskau bezeichnen die Ergebnisse des Staatsbesuchshusseins in der Sowjetunion als überaus dürftig.
Es wird darauf hingewiesen, dass in dem Kommuniqué im Wesentlichen nur bereits bekannte Standpunkte bekräftigt würden.
Bundesrepublik Deutschland.
Mit der Beratung eines umweltpolitischen Aktionsprogramms für die 80er Jahre haben die Freien Demokraten heute in Köln ihren dreitägigen Bundesparteitag fortgesetzt.
Innenminister Baum forderte die Industrie auf, stärker als bisher durch Produktionsveränderungen am Umweltschutz mitzuarbeiten.
Gestern hat der Parteitag nach einer Rücktrittsdrohung von FDP-Chef Genscher den sogenannten NATO-Doppelbeschluss verabschiedet.
Allerdings stimmten ein Viertel der Delegierten gegen den Beschluss.
In dem entsprechenden Antrag wird die Notwendigkeit bekräftigt, in Europa amerikanische Mittelstraßenraketen zu stationieren, zugleich aber der Sowjetunion Verhandlungen anzubieten.
Sowjetunion Die Nachrichtenagentur TASS hat den deutschen Außenminister Genscher beschuldigt, beim Parteitag in Köln seine Erklärungen über Aufrüstung der Sowjets durch manipulierte Statistiken gestützt zu haben.
Die sowjetische Agentur bezeichnet die Vorgangsweise Genschers als Manöver und betont, der FDP-Vorsitzende habe keine Quellen für seine Behauptungen genannt.
Großbritannien
Premierministerin Thatcher hat eine umfassendere Organisation des Verteidigungsministeriums bekannt gegeben.
Das bisherige System, wonach jeweils ein Staatssekretär für die drei Teilstreitkräfte zuständig war, wird aufgegeben.
Der bisherige Staatsminister im Ausland, Plecker, wird künftig als Staatsminister für Streitkräfte fungieren.
Damit soll verhindert werden, dass die Chefs der Teilstreitkräfte im Namen ihrer Ressourcestellung gegen die gesamtwirtschaftliche Strategie der Regierung beziehen.
Der Maßnahme war Anfang dieses Monats die Entlassung des Marine-Staatssekretärs Speed vorausgegangen.
Speed hatte öffentlich vor Konsequenzen möglicher drastischer Kürzungen des Verteidigungshaushalts gewarnt.
Frankreich Die neue Regierung hat das Atomtestprogramm im Südpazifik vorläufig gestoppt.
Auf dem Mururoa-Atoll sollen bis auf weiteres keine unterirdischen Tests mehr stattfinden.
Ursprünglich hätten bereits in den kommenden Tagen neue Versuchsserien aufgenommen werden sollen.
USA
Aus Washington wird ein mutmaßlicher Spionagefall gemeldet.
Das Verteidigungsministerium hat ein Verfahren gegen einen Leutnant der Luftwaffe eingeleitet, der mehrmals die sowjetische Botschaft in Washington aufgesucht hat, ohne dies den vorgesetzten Behörden zu melden.
Der Offizier, er gilt als Spezialist für den Start der Interkontinental-Rakete Titan, soll zwischen Dezember 1980 und Mai 1981 insgesamt dreimal in der sowjetischen Botschaft gewesen sein.
Derzeit gibt es allerdings noch keine Hinweise, dass der Leutnant der Sowjetunion geheime Dokumente zukommen ließ.
USA, Österreich
Nach Mitteilung der amerikanischen Zivilen Luftfahrtbehörde sind an den Tragflächen einiger Flugzeuge des Typs DC-9 Haarrisse entdeckt worden.
Alle Maschinen mit diesem Defekt haben bereits 35.000 Flugstunden hinter sich.
Das Ingenieurbüro der Austrian Airlines teilt in diesem Zusammenhang mit, dass die 16 Maschinen der Aua keinerlei Haarrisse aufweisen.
Die älteste Maschine der Austrian Airlines hat erst 25.000 Flugstunden hinter sich und wird demnächst Außerdienst gestellt.
Die Untersuchung auf derartige Fehler gehöre zur Routine der regelmäßigen Flugzeugüberprüfungen, betont die AUA.
Bundesrepublik Deutschland.
Niki Lauda wird Chef einer Fluggesellschaft in Westafrika.
Wie ein Berater des Präsidenten von Equatorial Guinea in München bekannt gab, hat Lauda einen Vertrag über die Übernahme und den Ausbau der staatlichen Fluglinie Air Guinea Equatorial unterzeichnet.
Lauda soll seine zwei Maschinen in die Gesellschaft einbringen und dazu zwei Jets der Gesellschaft übernehmen.
Die Flugzeuge sollen die Hauptstadt Malabo mit den übrigen Landesteilen und mit den Nachbarstaaten Gabun und Kamerun verbinden.
Österreich Im Raum Gröbming im Enstal in der Steiermark ereignete sich heute in den frühen Morgenstunden kurz nach vier Uhr ein Erdbeben.
Nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien erreichte das Beben die Stärke 5 nach der 12-teiligen Mercalli-Sieberg-Skala.
Am stärksten wurde der Erdstoß in Gröbming und Umgebung verspürt.
Fensterscheiben klirrten, in Schränken stürzte Geschirr um.
Es entstand keinerlei Schaden.
Nun zum Wetter.
Die Wetterlage.
Ein flaches Hoch mit Schwerpunkt über Rumänien ist auch für Österreich wetterbestimmend.
Da sich der Hochdruckeinfluss im Alpenraum noch weiter verstärkt, ist in den nächsten Tagen mit vorsommerlichem Schönwetter zu rechnen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Aufgelockerte gebietsweise auch nur geringe Bewölkung.
Am Nachmittag vor allem über dem Bergland stärkere Quellwolkenentwicklung und vereinzelt Gewitter.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad, Frühtemperaturen 7 bis 15 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag.
Sonnig und warm.
Am Vormittag meist gering bewölkt, gebietsweise auch wolkenlos.
Nur am Nachmittag örtlich stärkere Haufenwolkenbildung.
Schwachwindig.
Tageshöchsttemperaturen 22 bis 28 Grad.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien wolkig 23 Grad, Ostwind 10 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt-Heiter 23 Grad, Südost 5.
Linz wolkig 20 Grad, Nordost 3.
Salzburg wolkig 22 Grad, Windstill.
Innsbruck stark bewölkt 19 Grad, Windstill.
Prägenz, Heide 17°, Südwestwind 3 km, Graz wolkig 23°, Süd 5 und Klagenfurt, Heide 21°, Südwind mit einer Geschwindigkeit von 5 km in der Stunde.
Es ist 12.12 Uhr, Sie hören das Mittagsjournal jetzt Beiträge.
Der Staatspräsident von Bangladesch, General-Ausserdienst Zia-ur-Rahman-Uttan, ist also in der Stadt Chittagong von unbekannten Tätern ermordet worden.
Vizepräsident Sattar sprach von Schurken und Ungläubigen als den Tätern, eine indische Agentur von religiösen Fanatikern, nämlich von Sektenmitgliedern.
Rahman war vor vier Jahren an die Macht gekommen.
Der 45-Jährige konnte sein Land seither zu einem vielbeachteten Aufschwung führen.
Er etablierte relativ demokratische Verhältnisse, konnte durch eine Landwirtschaftsreform den Hunger fast besiegen und wurde eine Stimme mit zunehmendem politischen Gewicht in der Vereinigung der blockfreien Länder.
Bangladesh, das ehemalige Ostpakistan, wurde vor zehn Jahren nach einem Krieg gegen Westpakistan mit Unterstützung Indiens, das zwischen diesen beiden Ländern liegt, unabhängig.
Das Land am Ganges-Delta ist an Fläche nur so groß wie Österreich und die Schweiz zusammen, hat aber nicht zwölf, sondern an die 90 Millionen Einwohner.
Zia Ur-Rahmans Verdienst war es nun, eines der ärmsten Länder der Erde, das auch oft von Naturkatastrophen heimgesucht war, zu Hoffnung und Stabilität geführt zu haben.
Politische Hintergründe und auch Auswirkungen der Ermordung sind noch unklar.
Eberhard Kurau aus Neu-Delhi.
Der 45-jährige ehemalige Berufsoffizier Zia-ur-Rahman wurde heute Morgen ermordet.
Nachdem in ersten Gerüchten offen geblieben war, ob es sich um einen Unfall handelte oder um einen Attentat, erklärte der Vizepräsident über den Rundfunk gegen 10 Uhr Ortszeit, dass das Staatsoberhaupt durch die Hände von Schurken getötet worden sei.
Vizepräsident Abdus Sattar hat die Regierungsgeschäfte vorläufig übernommen.
Er rief die Bevölkerung auf, nicht Gerüchten zu vertrauen, sondern Radio DAKA zu hören und Geduld zu bewahren.
Der Vizepräsident versicherte weiter, dass alle Regierungsstellen normal arbeiteten und das Kabinett schon getagt habe, um über die Lage zu beraten.
Gleichzeitig rief er den inneren Notstand aus, durch den eine Reihe von Bürgerrechten außer Kraft gesetzt werden.
Dies sei nötig, betonte der Vizepräsident.
wegen der alarmierenden Lage, die durch die Ermordung des Präsidenten entstanden sei.
Militärische Einheiten wurden ausgeboten, um wichtige Anlagen des Landes zu bewachen.
Eine 15-tägige Staatstrauer sei angeordnet, sagte der Präsident.
In der Außenpolitik des Landes werde es keine Änderungen geben.
Alle Verträge und Protokolle mit ausländischen Mächten blieben in Kraft.
Diese Erklärung gilt möglicherweise auf Spannungen, die es in der letzten Zeit mit dem indischen Nachbarn gegeben hat.
Umstritten ist, ob eine aus Schwemmsand neu entstandene Insel im Golf von Bengalen zum Staatsgebiet Indiens oder zu Bangladesch gehört.
Es kam sowohl in Bangladesch als auch im indischen Kalkutta zu Ausschreitungen vor den Gebäuden der jeweils gegnerischen Luftfahrtgesellschaft.
Der 45-jährige Zia-u-Rahman war zweifellos einer der aktivsten und integersten Politiker, nicht nur seines Landes, sondern in Asien.
Auch politische Gegner mussten anerkennen, dass der ehemalige Berufsoffizier absolut unbestechlich und voller Idealismus amtierte.
Nach seiner Wahl zum Präsidenten trat Zia-u-Rahman demonstrativ von allen Aufgaben in der Armee zurück
um den zivilen und demokratischen Charakter seiner Amtsführung zu betonen.
Neben der von ihm geleiteten Bangladeschnationalisten-Partei konnte sich eine völlig zerstrittene und ohnmächtige Opposition nicht behaupten.
Allerdings hat in letzter Zeit die sogenannte Awami-Liga an Kraft und Zulauf gewonnen.
Sie wird geführt von einer Tochter des Staatsgründers Sheikh Mujibur Rahman, die erst kürzlich aus dem indischen Exil zurückkehrte.
Bei ihrer Ankunft in Dakar vor einigen Wochen wurde sie von Anhängern ihres Vaters, der bei einem Militärputsch umgebracht worden war, begeistert empfangen.
Noch keine Klarheit über die Hintergründe also der Ermordung des Staatspräsidenten von Bangladesch General Zia-ur-Rahman.
Und jetzt in die Bundesrepublik.
In Köln halten die deutschen Freidemokraten ihren 32.
Bundesparteitag ab.
Der kleine Koalitionspartner der in der Bundesrepublik regierenden Sozialdemokraten war ja Anfang Oktober des Vorjahres der große Sieger der Bundestagswahl gewesen.
Ein beträchtlicher Stimmengewinn stärkte die Position des Vizekanzlers und Außenministers Hans-Dietrich Genscher und als Regierungschef Helmut Schmidt über parteiinternen SPD-Zwistigkeiten immer frustrierter und missmutiger wurde, da sprach so mancher Kommentator in Deutschland schon vom heimlichen Kanzler.
Genscher Handle, an der Wirtschaftsfront unterstützt vom Kabinetts- und Parteikollegen Otto Graf Lambsdorff, während Schmid nur Grüble hieß es.
Inzwischen ist der blaue Höhenflug aber längst zu Ende.
Da kam zunächst Berlin, wo bei den Senatswahlen wohl die 5%-Hürde knapp geschafft wurde, aber die Landesorganisation eine regierungsfähige Koalition mit der CDU verweigert, eine christdemokratische Minderheitsregierung aber auch nicht tolerieren will.
Im Dilemma ist die FDP auch in der Rüstungsdebatte.
Hier versagten gestern immerhin mehr als 100 der knapp 400 Delegierten Genschers Bekräftigung des Atomraketenbeschlusses der NATO die Gefolgschaft.
Und Genscher sah sich, wie Schmid vor kurzem, zu einer Rücktrittsdrohung gegen seine parteiinternen Kritiker veranlasst.
Dazu kommt jetzt das Riesenloch in der deutschen Staatskasse, das die FDP auf Distanz zur SPD bringt, in der Debatte nämlich um die Zukunft des Sozialstaates.
Ein weiteres virulentes Thema in Köln, Glaubwürdigkeit und Koalitionsaussagen.
Paul Schulmeister berichtet.
Für die junge Generation ist das Umweltschutzthema zum Glaubwürdigkeitstest der Politik überhaupt geworden, sagte FDP-Chef Genscher zu Beginn des Kölner Parteitags.
Doch erst heute, am zweiten Tag, begann man,
sich mit dem sehr lange und sehr intensiv vorbereiteten Umweltschutzprogramm für die 80er Jahre und einem Antidrogenprogramm zu befassen.
Schwerpunkte Umweltschutz soll Verfassungsrang erhalten, die Fläche der Naturschutzgebiete soll verdoppelt und ein Viertel aller Mittel für den Straßenbau, für den Umweltschutz zweckgebunden werden.
Die Freien Demokraten hatten schon 1971 in Freiburg in der Ökologie eine Marktnische entdeckt, von der sie glaubten, dass sie sich hier besonders gut als eigenständige Kraft gegenüber den Großparteien profilieren könnten.
Doch die Verwandlung der Grünen aus einem Sammelbecken meist lokal verankerter Bürgerinitiativen in eine Partei hat dazu geführt, dass die Ernte dieses Feldes nun der FDP verloren zu gehen droht.
Dabei ist das Problem für die Liberalen insofern noch viel größer, als sie sich bisher als eine Art Zünglein an der Waage in einem Drei-Parteien-System verstanden, nun aber zu einer grundlegenden Revision gezwungen sehen.
Es gilt als sicher, dass eine vierte Partei der Grünen oder Alternativen im nächsten Jahr auch in die Landtage von Hamburg und Hessen einziehen wird, also in jenen Bundesländern, wo das einstige sozialliberale Bündnis schon vor längerem untergegangen bzw.
die letzte noch existierende SPD-FDP-Landeskoalition bereits heute ernsthaft gefährdet ist.
Es bahnt sich die Entwicklung eines Vier-Parteien-Systems in der Bundesrepublik an, und zwar von links her, zum Schaden der Stimmenstärke von SPD und FDP.
Die Konsequenz, und das ist ein Hauptpunkt der Kölner Parteitagsdiskussion, sieht die FDP darin, künftig auf feste Koalitionsaussagen, wie sie in den letzten Jahren meist zugunsten der SPD erfolgten, zu verzichten, um ohne Selbstfesselung beweglich für andere, allenfalls notwendige Parteibündnisse zu werden.
Ein Schlüsselwort dafür war Genschers Äußerung, viele hätten die FDP im vergangenen Oktober nicht wägen, sondern trotz ihrer Koalitionsaussage gewählt.
Genscher erblickte darin geradezu die Chance für die Liberalen, sich Kraft ihrer programmatischen Eigenständigkeit, eine wachsende Stammwählerschaft zu erobern.
Dass sich all dies durchaus auch als versteckte Absetzbewegung vom großen Bonner Koalitionspartner interpretieren lässt, wird gerade in Genschers vordergründiger Bekräftigung der Koalitionstreue deutlich, die er ausdrücklich auf die Person von Bundeskanzler Schmidt und das gemeinsame Regierungsprogramm beschränkte.
Da aber beides vom viel stärker gewordenen linken Flügel in der SPD keineswegs vollgetragen wird, ergibt sich aus Genschers Worten ein Umdenken der FDP wegen der anhaltenden Unterminierung der Bonner Koalition auf der Ebene der Parteibasis.
Zweiter Haupteindruck?
Genscher hat mit der drastischen Forderung nach wirklich einschneidenden Budgetsanierungsmaßnahmen im Herbst das entscheidende Schlachtfeld mit der SPD abgesteckt und dabei geschickt davon abgelenkt, dass die FDP durch elfjähriges Mitregieren die Situation mitzuverantworten hat, wo die reiche Bundesrepublik angesichts ihrer Schuldenexplosion gezwungen ist.
Umgerechnet rund 140 Milliarden Schilling im nächsten Budget einzusparen.
Genschers Forderung nach Abkehr von der Sozialleistungsgesellschaft, Stichwort, das soziale Netz dürfe nicht zur Hängematte werden, lässt die Schärfe der Auseinandersetzungen mit den Sozialdemokraten erahnen.
Auch führende SPD-Politiker sprechen hier von einer ernsten Bewährungsprobe.
Wie ernst sie ist, soll nur ein Beispiel verdeutlichen.
Die SPD will das drohende 70-Milliarden-Schilling-Defizit der Bundesanstalt für Arbeit im nächsten Jahr durch Einnahmenerhöhung
etwa eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbstständige decken.
Die FDP lehnt dies ab und fordert eine Senkung des Arbeitslosengeldes von derzeit 68 auf 60 Prozent des letzten Nettoverdiensts.
Dritter Hauptpunkt des FDP-Parteitags
Die Ablehnung des NATO-Doppelbeschlusses und damit des aktuellen Kernstücks der Bonner Sicherheitspolitik durch 27 Prozent der Delegierten, also eine wesentlich stärkere Minderheit als viele vermutet hatten.
Parteichef Genscher sah sich gestern Abend zum Disziplinierungsmittel einer dramatischen Rücktrittsdrohung nach dem Muster von Bundeskanzler Schmidt gezwungen.
Dennoch verweigert es sich mehr als ein Viertel des Parteitags dem Außenminister.
Eine deutliche Schlappe, die seine Position international, aber auch innerhalb der Koalition nicht gerade stärkt.
Sehr schwer wird es Genscher auch morgen Abend haben, wenn er mit dem Bundespräsidium der FDP nach Schluss des Parteitags einen letzten Versuch unternimmt, den Berliner Landesvorstand der Liberalen doch noch zur Tolerierung einer CDU-Minderheitsregierung Weizsäcker in Westberlin zu bewegen.
Ein Versuch, der wohl zum Scheitern verurteilt ist mit der unausweichlichen Folge eines offenen Spaltungsprozesses innerhalb der Berliner FDP.
So wenigstens lautet die allgemeine Vermutung nach der Entdeckung eines Geheimganges und von Sprengstofflagern unweit der Stelle, wo der Monarch morgen eine große Truppenparade abnehmen wird.
Misstrauen und Angst herrschen nach wie vor, denn es werden neue Anschläge befürchtet, ehe die Alten überhaupt aufgeklärt sind.
Nach wie vor glauben viele Spanier, dass die Militärpolizei Guardia Civil hinter diesen Aktivitäten steckt.
Immerhin sind nach dem Banküberfall in Barcelona nur zehn Geistelnehmer gefasst worden, rund 25 sollen es gewesen sein.
Wo, fragen viele, blieb der Rest.
Inzwischen sind sieben Rechtsradikale festgenommen worden, getreu der offiziellen Darstellung, dass nicht Armeekreise, sondern Rechtsextremisten die Drahtzieher sind.
Aus Barcelona berichtet jetzt Robert Gerhardt.
Die Bevölkerung von Barcelona wird auf große Distanz gehalten.
Ihrem König Juan Carlos und seiner Familie kann sie nicht die Hand zum Fuß erreichen.
Die Polizeimaßnahmen zur Sicherheit des Monarchen waren noch nie so scharf.
Attentate und aufsehenerregende Terroraktionen sollen mit allen Mitteln verhindert werden.
Der dramatische Banküberfall und die sensationelle Geiselnahme sind noch allen in warnender Erinnerung.
Und das Aufspüren eines Tunnels hält weiter die Sorge wach, dass auch an diesem sonnigen Wochenende ein großer Coup geplant ist.
Das mit der Absicht, bei der bevorstehenden prächtigen Parade der spanischen Streitkräfte Panik zu provozieren und damit die schon angeschlagene Demokratie weiter zu schwächen.
In der Hafenstadt Barcelona wollen König Juan Carlos, seine Regierung sowie die von Katalonien und die gesamte Bevölkerung, der Armee und der Fahne die höchste Ehre erweisen.
Die unzerstörbare Einheit zwischen Nation und dem Militär soll an diesem Tag der Streitkräfte geteilt werden.
Schon gestern Nachmittag ließ der Monarch als oberster Befehlshaber auf seiner Yacht Azur die Flotte vorbeiziehen, angeführt vom Flugzeugträger Dedan.
Von dort wurden die 21 Salutschüsse abgefeuert und erschallte aus den Kähnen der Matrosen und Seeoffiziere siebenmal der Ruf Viva España, so wie das Protokoll es befiel.
Viva España, es lebe Spanien.
Der Chef, der Runter des Generalstaats, Generalleutnant Ignacio Alfaro, versicherte kurz zuvor, die Streitkräfte vertrauen in die Fähigkeit des Königs, alle Probleme meistern zu können.
Sie sehen die Zukunft mit großer Hoffnung.
Morgen früh ab 11 Uhr präsentieren sich dann die Land- und Luftstreitkräfte.
Die Parade wird der Monarch auf dem palmbestandenen Prachtboulevard der Diagonale abnehmen.
Über diesen Tag der Streitkräfte wurde in Spanien schon seit Wochen geredet.
Die Zeitungen veröffentlichten Extrabeilagen und Sonderbriefmarken sind erschienen.
Ein Madrider Platz bringt heute eine schöne Karikatur des Königs und sagt im Text, der Tag der Streitkräfte dient dazu, die Gunst der Streitkräfte zu gewinnen.
Dahinter steht weiter die vorhandene Sorge der Bevölkerung, dass ultrakonservative Teile der Militärs doch noch einen Putsch versuchen könnten, herausgefordert durch Terroraktionen der politischen Extremisten von rechts und von links.
Ein ungestörter Verlauf während der Parade an diesem Wochenende kann, so hoffen die Demokraten, zu einer notwendigen Stabilisierung der parlamentarischen Monarchie führen.
Währenddessen sind die Hintergründe des Banküberfalls vom vergangenen Wochenende in Barcelona noch immer nicht geklärt.
Die Verhöre bringen nicht viel.
Vielleicht war es doch nur ein gut geplanter Gangster-Coup.
Vielleicht simulierten die Banditen nur politische Absichten und die von der Regierung vermuteten ultrarechten Hintermänner sind gar nicht vorhanden.
Bis zum 3.
Juni müssen die Polizeiverhöre beendet sein.
Dann wird sich möglicherweise zeigen, dass eine ganze Nation Angst vor einem neuen Stabsstreich hatte, den es diesmal absolut
Robert Gerhardt war das und nach diesem Beitrag aus Spanien jetzt sozusagen zur Einstimmung in die Berichterstattung aus Österreich die Inlandspresse-Schau.
Auswahl der Zitate heute Hans Langsteiner.
Der gestrige Vorschlag von Sozialminister Dallinger, die 30 Schilling Wohnbeihilfe in Zukunft weitgehend zur Stützung der Pensionsversicherung und zur Wohnbauförderung zu verwenden, wird heute in mehreren Zeitungen zurückhaltend kommentiert.
In den oberösterreichischen Nachrichten meint Reinhard Hampel,
Geht der Dallinger-Plan zur Abschaffung der Wohnbeihilfe durch, dann werden viele auf etwas verzichten müssen, was sie bisher gewohnt waren.
Vielleicht werden etliche sagen, auf die 30 Schilling kommt es mir nicht an, es ist wahrscheinlich besser, wenn das Geld gezielt eingesetzt wird.
Ein Verzicht bleibt es dennoch.
Und in der Presse heißt es in einem Kurzkommentar zum selben Thema.
Es sei mit Zähneknirschen zugegeben, dass ein diesbezüglicher Verzicht zur Sicherung der Pensionen und zu einer gezielten Wohnbauförderung beitragen könnte.
Nur sollte sich Sozialminister Dalinger dabei eines falschen Zungenschlages enthalten.
Er meinte am Freitag, dass man etwas Existierendes in etwas Besseres umwandeln könne.
Tatsächlich aber wird ein freier Einkommensbestandteil in öffentliches Geld umgewandelt.
Und das heißt, ein Stück materielle Freiheit, und sei es noch so klein, wird weggezaubert, um einer bitteren Notwendigkeit zu genügen.
Um dieses Eingeständnis wird dringend ersucht, fordert die Presse.
Mit einem anderen Thema befasst sich die sozialistische Grazer Neue Zeit.
Helmut Gries stellt dort Überlegungen über die zuletzt bei der SPÖ-Frauenkonferenz in der Vorwoche diskutierte Forderung nach einem Karenzurlaub auch für Männer an.
Soll wirklich unter der Fahne der Gleichberechtigung ein Recht, das für die Frauen errungen wurde, durchbrochen werden?
Damit dann zwar nicht der Arbeitgeber, aber irgendein Strizi seine Frau nötigen kann, arbeiten zu gehen, trotzdem den Haushalt zu führen und das Kind zu versorgen, damit er sein Karenzgeld vom Arbeitsamt ins Wirtshaus tragen kann?
Man mag der Meinung sein, dass das nur in extremen Fällen vorkommen könnte.
Aber auch auf solche Extreme sollte eine Reform Rücksicht nehmen, wenn man bewährte Regelungen ändern will.
Soweit die sozialistische Grazer Neue Zeit.
Im neuen Volksblatt der ÖVP geht Martin Stiegelmeier auf die gestern vom Schulsprecher seiner Partei Katschtaler gemachten Kompromissvorschläge zu einer weitgehenden Annäherung von Hauptschule und AHS-Unterstufe ein.
Stiegelmeier reklamiert den sich abzeichnenden Kompromiss für die ÖVP, wenn er schreibt,
Ganz schön gerissen, dieser Unterrichtsminister Fritzinovac.
Seit zwei Jahren verkündet er, wir Sozialisten machen die bessere Schule und jetzt führt er zusammen mit der Volkspartei vermutlich das ein, was die Volkspartei schon lange fordert, die neue Hauptschule.
Das ist tatsächlich die bessere Schule.
Und mag die SPÖ dieses Federl auch auf ihren Hut stecken, so ist es letztlich egal.
Wichtig und erfreulich ist, dass der Schulstreit vorbei ist.
Wichtig ist aber auch, dass endlich etwas getan werden soll für die Kinder.
Die Person des soeben im Neuen Volksblatt der ÖVP erwähnten Unterrichtsministers spielt auch in einem Kommentar in der Neuen Kronenzeitung eine Rolle, wenn auch in anderem Zusammenhang.
Viktor Raimann vertritt dort die Ansicht, dass der jüngste SPÖ-Parteitag personelle Weichenstellungen für die Zeit nach Kreisky in der Richtung vorgenommen habe, dass Unterrichtsminister Sinovac für das Amt des Bundeskanzlers, Exzentralsekretär Blecha für das des Parteivorsitzenden vorgesehen sei.
Jedenfalls dürfte mit Sinowatz und Blecher das Nachfolgespiel für die nächste Zeit geklärt sein.
Das heißt allerdings nicht, dass Kreisky für Überraschungen nicht mehr gut wäre.
Sollte er trotz gegenteiliger Aussage doch noch einmal kandidieren, dann könnte wieder eine andere personelle Konstellation auftauchen.
Es gibt noch einige ehrgeizige Politiker in Spitzenfunktion an der SPÖ, die sich Chancen auf Kreiskis Nachfolge ausrechnen.
Fest steht jedoch, dass Sinowatz und Blecha Kreiskis Wunschkandidaten sind, die ihm ein gewisses Sicherheitsgefühl geben, dass seine Funktionen, falls er sich doch zurückziehen sollte, in guten Händen ruhen.
Vor allem das Aufrücken Blechers in die Funktion eines parteivorsitzenden Stellvertreters weist darauf hin, dass es Kreisky mit dem Gedanken seines Rücktritts diesmal ernster ist, als die meisten annehmen möchten.
Das waren Ausschnitte aus österreichischen Pressekommentaren zur Innenpolitik.
Es ist halb eins, Sie hören in der halben Journalstunde noch ein ausführliches Interview mit dem Jungsozialisten-Chef Josef Tschapp, einen Beitrag über den Industrieanlagenbau der Föst und einen Beitrag über den Film des Österreichers Robert Dornhelm über das sowjetische Tanzphänomen Václav Nijinsky.
In großen sozialdemokratischen Parteien kommt es immer wieder zur Bildung von Flügeln.
Wir sehen das in England mit einer vollzogenen Spaltung.
Wir sehen das in der Bundesrepublik mit Dauerdifferenzen zwischen dem SPD-Establishment und den Jusos.
Und wir sehen das auch in der SPÖ.
wo für den jungen und linken Parteirand das deutsche Vokabel Juso ja importiert worden ist.
Wobei die Sozialistische Partei Österreichs ein breites Spektrum abdeckt, die Wählerkoalition Aldera, die schon seit einem Jahrzehnt ein Stück Weges gemeinsam mit Bruno Kreis gegeben hat, hat auch einen linken Rand.
Soziologen sagen, dass nicht zuletzt dadurch die KPÖ so klein ist.
Zu diesem linken, progressiven Rand gehören in ihrer ideologischen Position traditionell die Jugendorganisationen.
Gerade sie finden zwischen zunehmenden pragmatischen Tendenzen in der SPÖ einerseits und alternativen Bewegungen in der Jugend andererseits ein neues Feld für Kritik und Profilierung.
Wachstumsrüstung, Atomkraftdebatte, Politik und Moral, das sind da die Themen, um die es auch jetzt gehen soll.
Denn wir kommen zu unserer Samstagsserie.
Im Journal zu Gast.
Das ist heute Josef Tschapp, 29 Jahre, Obmann der sozialistischen Jugend, einer Teilorganisation der SPÖ.
Tschapp hat ja vor kurzem Schlagzeilen gemacht, als er nach einer Attacke der S.J.
gegen Hannes Androsch beim Grazer Parteitag um ein Haar aus dem Bundesvorstand hinausgewählt worden wäre.
Knapp über 50 Prozent der Stimmen gab's da nur für ihn.
Interviewer ist Rudolf Nagilla.
Herr Czapp, auf dem Parteitag der SPÖ vor einer Woche in Graz wurden Sie beinahe aus dem Parteivorstand hinausgewählt.
49,9 Prozent haben gegen Sie gestimmt.
Das war ein Rekord an Streichungen.
Kurze Zeit später haben Sie den Parteitag in einer sehr schönen Rede die Leviten gelesen.
und haben dann einen 45-Sekunden-Applaus bekommen.
Das war auch ein Rekord, wenn man nun vom Applaus für Bruno Kreisky einmal absieht.
Wie haben sich diese Parteitagswechselbäder auf ihr Wohlbefinden ausgewirkt?
Uns war bewusst, dass ab dem Moment, wo wir beschlossen haben, die Andruschkandidatur offen vor dem Parteitag zu kritisieren, dass hier Reaktionen geben wird.
Daher war das Wohlbefinden eigentlich
schon programmiert, nämlich ich habe erwartet, dass es einen höheren Anteil an Streichungen geben wird.
Und natürlich haben wir uns gefreut, dass am nächsten Tag der Parteitag zugehört hat und dass es also möglich war, hier unsere Vorstellungen und unsere Kritik einzubringen.
Sie haben in Ihrer Rede von einem Schrei nach mehr Luft in der Partei gesprochen.
Haben Sie Atemschwierigkeiten in der SPÖ?
Die wurden nach 45 Sekunden etwas erleichtert.
Woran leidet die SPÖ, dass es zu diesen Beschwerden kommt?
Durch mehr als zehn Jahre Regierungsverantwortung und unzähligen Jahren Koalitionspolitik hat sich auch in der SPÖ die Ideologie der Sachzwänge festgesetzt, die allein schon das Diskutieren von Otto Pien in die Ecke gedrängt hat.
Und wir glauben, dass die Menschen heute mehr wollen als nur Statistiken, Zahlen.
Sie wollen ein sozialistisches Gefühl entwickeln oder überhaupt Gefühle in der Politik entwickeln.
Und sie wollen nicht in einer Welt von Technokraten und Betonierern und Statistik-Zitierern leben, sondern ich glaube, dass Politik mehr ist.
Es ist etwas, das auch die sozialen und menschlichen Beziehungen berühren muss.
auch den Luxus eines Fehlers beinhalten muss, der nicht sofort mit sozialer Ächtung geahndet werden sollte.
Andererseits werfen Ihnen Politiker, die schon sehr lange im Geschäft sind, die also Erfahrung haben, Routine haben, die werfen Ihnen vor Illusionismus, Naivität, Utopismus oder was auch immer.
Ja, das ist die Argumentation der Träger der Sachzwangideologie, die also das Infragestellen der Sachzwänge einfach mit Desinformation, Naivität oder Subversivität versuchen abzuwehren und wir wollen sie aber zwingen, sich
auf der Ebene konkreter Diskussionen und auf die Fragestellung der bisherigen Werthierarchien zu stellen und einfach das, was heute als wert betrachtet wird, als anstrebenswert, einfach einmal grundsätzlich hinterfragen und die Frage stellen, ob das wirklich Ziel der Politik und ob das wirklich Ziel einer Bewegung sein soll.
Bloß nur mehr Autos, mehr Straßen, einfach
die Entwicklung nur mit Quantitäten zu begreifen und nicht die Entwicklung mit Qualitäten zu verstehen.
Glauben Sie, dass Naivität überhaupt in keinem Fall ein Kennzeichen von dem ist, was Sie vertreten?
Natürlich kann Nalivität auch dabei sein, aber ich halte das für eine zutiefst menschliche Eigenschaft und ich glaube, man sollte deswegen nicht exkommuniziert werden, wenn es Einzelne gibt, die halt auch in der einen oder anderen Frage eine gewisse Nalivität zur Schau stellen.
Manchmal hört man aus Ihren Kreisen, dass es besonders schwer mit der mittleren Generation sei, dass es mit älteren oder Altsozialisten wiederum leichter sei.
Ja, wir haben interessanterweise ein sehr herzliches Verhältnis mit den Genossen, die ja so zum Beispiel 1929 das große internationalsozialistische Jugendtreffen in Wien organisiert und durchgeführt haben.
Und diejenigen, die jetzt gerade die Entscheidungsträger sind, mit denen gibt es natürlich die meisten Reibungsflächen und daher auch die meisten Probleme.
Aber das scheint ziemlich natürlich zu sein.
Ich habe da ein Zitat von Ihnen aus einer Zeitung, das ist ein Jahr alt.
Bei einem Treffen von Alt-Jungsozialisten haben Sie da eine Rede gehalten in Wien und dann sagten Sie dann dem Reporter, der diesen Artikel geschrieben hat, das waren Leute, die haben noch keine Gemeindewohnung und keinen Job bekommen, wenn sie für die Partei gearbeitet haben, sondern Haft- und Anhaltelager.
Plötzlich war da ein Gemeinschaftsgefühl, dass ich um ein Haar geweint hätte bei dieser Veranstaltung.
Ich glaube, das waren wirklich noch Sozialisten.
Zu dem Satz stehe ich.
Das war ein Wiedersehenstreffen der alt-Jungsozialisten und man hat hier gemerkt, dass eine ganz andere emotionale Stimmung vorgeherrscht hat und man hat auch gemerkt, dass sie mehr Zeit zum Nachdenken über Utopien, über grundsätzliche Probleme, über Prinzipien
ohne aber deswegen Träumer oder Illusionisten zu sein.
Und das war eigentlich ein sehr positives Klima.
Und das geht mir ab bei der Generation, die jetzt in den Entscheidungspositionen sind.
Das heißt, die Söhne können mit den Großvätern oft leichter als mit den Vätern.
Das ist richtig, ja.
Und ich glaube, das waren wirklich noch Sozialisten, sagten Sie.
Das war ein sehr kecker und zugleich melancholischer Ausspruch.
Wollen Sie damit sagen, dass die jetzt herrschende SPÖ-Politiker-Generation keine wirklichen Sozialisten sind?
Sie machen es einem manchmal wirklich schwer, das herauszulösen.
Zu glauben, dass sie noch Sozialisten sind.
Zu glauben, dass sie noch Sozialisten sind.
Bei dem einen oder anderen.
Herr Zschab, Sie haben auch auf dem Parteitag wieder sehr betont, dass die Jungsozialisten der Meinung sind, dass sehr viel in unserer Gesellschaft, in unserer Wirtschaftsordnung, nicht nur in der Partei, verändert gehört.
Könnten Sie in ganz wenigen Sätzen umreißen, wie das Gesellschaftsmodell, das Sie anstreben und das Wirtschaftsmodell aussieht?
Für Österreich bezogen bedeutet es eine Weiterentwicklung der Demokratie in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen, vor allem im Bereich der Arbeitswelt, der Wirtschaft.
Und für Österreich bedeutet es auch etwas weg von der Dienstleistungs- und Vertretungsdemokratie hin zu einer direkteren Demokratie, dass man also mehr
sich selbst verwalten kann, sei es tendenziell in Betrieben, sei es tendenziell im städtischen Bereich.
Daher sind das auch die Kernpunkte unseres Engagements, die Krisenfelder dieser Gesellschaft.
Wachstumskritik, Kritik an dem Einsatz der Kernenergie, Kritik an dem Rüstungswahnsinn und im Speziellen an der Rüstungsindustrie in Österreich.
Und wird das neue Wirtschaftsprogramm der SPÖ, das jetzt in Graz beschlossen wurde, diesen neuen, von Ihnen besonders erfolgreich gehobenen Aufgabenstellungen gerecht?
Es wird diesen Aufgabenstellungen nur zu einem Teil gerecht und vor allem ist unser Hauptpunkt der Kritik der, dass also der
von gesellschaftlichem Wachstum gesprochen wird und dass eigentlich also die Diskussionen und die Kritik an diesem Wachstumsmodell global und aber auch in Österreich Wirtschaftswachstum Wirtschaftswachstumsmodell leicht modifiziert hier nicht berücksichtigt wurde und das ist ein Punkt der Kritik.
Das heißt neue Ufer wurden mit dem Programm auch nicht erreicht?
Na ja, neue Ufer wurden nicht erreicht.
Es wird versucht, einfach in den bisherigen Formen Wirtschaftspolitik fortzusetzen, wobei es Akzentverschiebungen gegeben hat, indem jetzt Arbeitszeitverkürzung, paritätische Mitbestimmung und Verursacherprinzip im Umweltschutzbereich enthalten ist und andere Punkte.
Sie sind also nicht zufrieden mit dem Wirtschaftsprogramm?
Haben Sie dafür gestimmt in Graz?
Naja, zufrieden.
Es gibt, wie gesagt, positive Aspekte und es gibt zu kritisierende Aspekte und daher haben wir weder dafür noch dagegen gestimmt.
Sie haben sich der Stimme enthalten?
Wir haben uns der Stimme enthalten.
Die Jungsozialisten, die Jusos.
Die Jungsozialisten, Jus ist ein etwas diskriminierender Begriff, weil der durchschnittliche Bürger glaubt, es sind böse Buben, die ihm den Rasenmäher oder die Zahnbürste wegnehmen wollen.
Herr Czapp, zu Ihnen persönlich noch einige Fragen.
Sie kommen, glaube ich, aus einem bürgerlichen Elternhaus, wenn man das so sagen kann.
Ich komme aus einem bürgerlichen Elternhaus und bin im Zuge der Aufbruchsstimmung zur SPÖ gegangen, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre.
Womit hängt es eigentlich zusammen, dass so viele aktive Jungsozialisten nicht Arbeiterkinder sind, sondern eben aus bürgerlichen Familien kommen?
Das hängt damit zusammen, dass sich Anfang der 70er Jahre die SPÖ für neue Bevölkerungsteile geöffnet hat und dass da eben sehr viele zur SPÖ gekommen sind.
Und jetzt ist es so, dass wir zwar noch natürlich die Mehrheit Arbeiterjugendliche in der SE haben.
Auch unter den Spitzenleuten?
Unter den Spitzenleuten ist es eher reichgewichtig.
Das heißt, in der Spitze der Jungsozialisten sind die Bürgerlichen stärker repräsentiert wie an der Basis der Jungsozialisten?
Bürgerliche Herkunft meine ich.
Die mit bürgerlicher Herkunft sind also an der Spitze etwas stärker repräsentiert.
Und womit hängt das zusammen?
Das hängt zusammen damit, dass es auch an der Spitze die
etwas besser ausgebildet und stärker repräsentiert sind als in den Grundorganisationen.
Aber das ist ein Prozess, den wir bereits umgekehrt haben und der sich also bereits wieder in Richtung, in die andere Richtung korrigiert.
Aber das Phänomen ist doch auch nicht neu.
Bundeskanzler Kreisky kommt aus einem bürgerlichen Haus und auch, ich glaube, fast alle oder überhaupt alle historischen Führer der österreichischen Sozialdemokratie waren doch eigentlich bürgerlicher Herkunft.
Ja, für uns ist es daher auch entscheidend, ob derjenige, der bürgerlicher Herkunft ist, sozialistische Ideen und sozialistische Gefühle entwickelt.
Gibt es in Ihnen, in Ihren politischen Vorstellungen, Reste von bürgerlichen Politikvorstellungen?
Naja, aufgrund des Wechsels und aufgrund dieser Herkunft hat es eigentlich eine ziemlich radikale Ausmerzung gegeben, weil es einem ja viel bewusster war.
Eine Überkompensation auch?
Am Anfang war es sicher eine Überkompensation, aber ich glaube, dass sich das jetzt eingebändelt hat.
Herr Zschapp, Sie sind jetzt, glaube ich, knapp 30 Jahre alt.
29.
29 Jahre alt, also tatsächlich knapp 30 Jahre alt.
Ich habe den Eindruck, jetzt auch nach diesem sozialistischen Parteitag, dass Ihnen in der SPÖ als Jungpolitiker jetzt in dieser Zeit irgendwo ein Durchbruch gelungen ist.
Dass man Sie jetzt wirklich zur Kenntnis nimmt, dass Sie eine gewisse Rolle zu spielen beginnen, wenn Sie wollen, dass Sie eine Art Rubicon als Politiker in Richtung Berufspolitiker überschritten haben.
Frage an Sie, wollen Sie Berufspolitiker werden?
Sie können ja nicht ewig Berufsjugendlicher bleiben in der SPÖ.
Ich will eigentlich politisch möglichst lange tätig sein, einfach weil es sehr viele Möglichkeiten der Konfrontation und Information ermöglicht.
Und wo streben Sie dahin?
Was strebt Ihnen da?
Ich habe in meiner Parteitagsrede gesagt, dass wir Kritik hier einbringen, aus dem Grund, weil wir Kritik einzubringen glauben müssen, dass aber wir keine Posten oder Mandate deswegen anstreben.
Aber Herr Zschaps, Sie werden doch nicht schon so angepasst sein, dass Sie jetzt mit dem bekannten österreichischen Spruch kommen, in der Politik strebt man nichts an, sondern man wird gewählt und so weiter und so weiter.
Sie sind doch ein sehr ehrgeiziger
Jungpolitiker.
Das Problem ist das, wenn man Kritik lautstark anbringt, gibt es oftmals zwei Möglichkeiten der Reaktion.
Die eine ist, sie wird nicht ernst genommen oder die andere
dass man sagt, naja, der würde nur was wehren.
Und eigentlich gefallen uns beide Positionen nicht und wollen sich auch nicht klischieren lassen, sondern wollen einfach Kritik als Kritik verstanden wissen und das sonst gar nichts.
Darf ich Ihnen zum Schluss noch ein ganz böses Zitat vorlesen, das auf Sie gemünzt ist und auf Ihre Zukunft?
Das Zitat ist vom Professor Herbert Kretschy, also vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung.
Ich glaube ein besonderer Freund unter Anführungszeichen von Ihnen.
Ja, das kann man wohl sagen.
Stimmt das, Sie ahnen schon Böses jetzt?
Ja, er ist Zwentendorf-Befürworter und ich bin Gegner gewiss.
Ja, also er hat da in einem Artikel über Sie, ist das geschrieben, er hat da Sie so charakterisiert, Chubb ist ein hochintelligenter Mensch, aber showgeil und fachlich wenig orientiert.
Er wird meiner Ansicht nach den Weg Connectionist gehen und als Hausbesitzer hin.
Ja, dem Gretsch ist es gelungen, sämtliche negativen Imagebilder in seinem Satz hineinzupressen und ich will ihm jetzt nicht die Freude machen, ihn ebenfalls mit negativen Imagebildern zu besetzen.
Danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war also Josef Zschapp, der Chef der Jusos.
Und wir kommen jetzt sozusagen zum Wirtschaftsteil der Mittagsinformation.
Die Förster Alpine AG wird für das Jahr 1980 einen Verlust in der Höhe von rund einer Milliarde Schilling hinnehmen müssen.
Hauptverursacher des negativen Abschneidens der Stahlkocher in Linz ist der Umstand, dass im zurückliegenden Jahr bei Hüttenprodukten Preisverluste im Ausmaß von bis zu 15 Prozent hingenommen werden mussten.
Gewinne konnte man dagegen im Bereich des Industrieanlagenbaus erzielen.
In den zurückliegenden Wochen wurde ja des Öfteren davon berichtet, dass die Försteralpine im Bereich Industrieanlagenbau Milliardengeschäfte abschließen konnte.
Wie lassen sich nun Erfolgsmeldungen und Defizite in Milliardenhöhe vereinbaren?
Michael Kerbler ist dieser Frage nachgegangen.
Die jüngste Meldung über ein Milliardengeschäft der Föstalpine im Bereich Industrieanlagenbau ist keine zwei Wochen alt.
Mitte Mai wurde in Linz bekannt gegeben, dass der österreichische Stahlkonzern in Malaysia eine Direktreduktionsanlage zur Herstellung von Eisenschwamm mit einer Kapazität von bis zu 715.000 Tonnen pro Jahr errichten werde.
Der Auftragswert für die schlüsselfertige Anlage beläuft sich auf 145 Millionen Dollar, also etwa 2,2 Milliarden Schilling.
Dieses Geschäft mit Malaysia ist nur eines von vielen, das in der jüngsten Vergangenheit im Bereich Industrieanlagenbau abgeschlossen werden konnte.
Mit Libyen, den Philippinern, der DDR und der Sowjetunion konnten ebenfalls Geschäfte in Milliardenhöhe kontraktiert werden.
Angesichts dieser großen Vertragssummen stellt sich die Frage, wer aller und in welchem Ausmaß an derartigen Großaufträgen verdient.
Oder anders gefragt, wie viel an der Wertschöpfung eines solchen Auftrages bleibt der Vöstalpine, bleibt österreichischen Zulieferern und welchen Anteil am Geschäft haben ausländische Firmen?
Im Hause selbst Völstalpine werden etwa 40 Prozent oder etwas mehr als 40 Prozent ingeniert und gefertigt, das heißt Software und Hardware.
Weitere etwa 30 Prozent gehen in der Regel an inländische Unternehmungen und etwa 30 Prozent bleiben, müssen im Ausland bleiben, weil entweder der Kunde hier
gewisse Forderungen stellt oder Produkte in Österreich nicht in dieser Qualität oder überhaupt nicht erzeugt werden.
Interessant ist aufzulisten, in welche Länder die Försteralpine in der jüngsten Vergangenheit Industrieanlagen wie etwa ganze Stahlwerke oder chemische Produktionsanlagen verkaufen konnte.
Eines haben diese Länder alle gemeinsam, sie liegen in der dritten Welt.
Wohin wird geliefert?
Primären Ländern, die Erdöl produzieren,
Ich verweise hier auf Algerien, Libyen, Saudi-Arabien, Irak.
Zum Zweiten im Südostasien.
Ich verweise hier auf unsere Erfolge in der letzten Zeit in Malaysia, Indonesien, Philippinen und auch bitte ein Stück weiter hinauf nach Korea.
Das sind derzeit unsere Schwerpunkte.
außerhalb Europas und wenn man die Aufträge nach diesen Ländergruppen sortiert, dürfen wir feststellen, dass wir letzten Endes im Augenblick 70 Prozent des Auftragsvolumens aus diesen Bereichen haben.
Das heißt aus Ländern, die an der Schwele zur Industrialisierung stehen.
Gleichzeitig aber doch über Einkommen oder Rohstoffressourcen verfügen, die uns sicherstellen, dass das Geld wieder zurückkommt.
Mit der Übergabe einer komplett fertiggestellten Industrieanlage, die also schlüsselfertig ist, ist es aber nicht getan, will man sich gegen die Konkurrenz aus den westlichen Industriestaaten durchsetzen.
Bleiben wir bei dem eingangs erwähnten Beispiel der Eisenschwamm-Reduktionsanlage für Malaysia.
Die Leistungen der Vöstalpine AG umfassen bei diesem Projekt nämlich nicht nur die Errichtung der Anlage,
sondern der Vertrag beinhaltet auch die Unterstützung bei der Betriebsführung für eine Laufzeit von drei Jahren sowie das Angebot, die produzierten Waren durch die Vöstalpine Tochtergesellschaft Intertrading zu vermarkten.
Im Zusammenhang mit den Bestrebungen der VÖST Alpine vor allem in Länder der dritten Welt zum Zug zu kommen, die an der Schwelle zur Industrialisierung stehen, erhebt sich die Frage, ob durch derartige Vorhaben sich die VÖST nicht eigene Konkurrenten schafft.
VÖST Generaldirektor Abfalter meint dazu.
Oberflächlich betrachtet könnte man zu so einer Auffassung kommen.
Diese Länder, die wir hier letzten Endes, in die wir Stahlwerke liefern, würden sich unabhängig von der Fest genauso Stahlwerke zulegen.
Das heißt, sie würden sich von Japan kaufen, von Frankreich kaufen oder von irgendwo kaufen.
Nummer eins.
Nummer zwei sind das Länder, die eigentlich von den Ressourcen her und vom Verbrauch her
ja geradezu prädestiniert sind, sich selbst den Stahl zu erzeugen.
Und das sollte man erkennen.
Es kann nicht die Aufgabe Europas sein, so wie es in den letzten Jahrzehnten war, diese Länder à la longue mit Stahl zu beliefern, sondern diese Länder haben begonnen bald, sich selbst Stahl zu erzeugen für den eigenen Bedarf und werden diesen Weg konsequent fortsetzen, wie die Ziffern, die Produktionsziffern hier zeigen.
Klar ist, dass die Staaten der Dritten Welt vor allem jene Länder, die im kommenden Jahrzehnt zur Gruppe der Industrieländer stoßen werden, die natürlichen Handelspartner Österreichs sind.
Dass die Vöstalpine AG offenbar bei ihren Vertragspartnern gut gewählt hat, ist daran abzulesen, dass viele der Partner sich auf einer Liste von Schwerpunktländern, der Kontrollbank und des Wirtschaftsforschungsinstitutes, finden, die als ideale Handelspartner in den 80er Jahren angesehen werden.
Und nach diesem Wirtschaftsbeitrag noch zum Thema Kino.
Überhäuft mit Lobeshymnen der internationalen Filmpresse nach der Uraufführung in Cannes kommt nun der österreichische Film She Dances Alone, sie tanzt alleine, morgen in die österreichischen Kinos.
Darin beschreibt der österreichische Filmemacher Robert Dornhelm das russische Tanzphänomen Václav Nijinsky aus der Sicht seiner Tochter Kira.
She Dances Alone ist eine ORF-Koproduktion mit der amerikanischen Filmproduktion von Federico de Laurentis.
Karin Bauer gestaltete den folgenden Beitrag.
Kira Nischinsky ist die Tochter des russischen Tänzers Vasslav Nischinsky, der zu Beginn unseres Jahrhunderts mit seinen Interpretationen in Ballettproduktionen wie Les Sylphides, Petrushka oder Nachmittag eines Fauns als Tanzgenie in die Geschichte einging.
Seine größten Erfolge feierte er auf den Tourneen mit dem Ballet Russe unter der Leitung von Serge Diaghilev, mit dem Nischinsky in einer homosexuellen Beziehung lebte.
Als er dann die ungarische Tänzerin Romula heiratete, ließ ihn sein Freund fallen.
Allein konnte Nischinsky trotz seines enormen Könnens nicht mehr an diese großen Erfolge anschließen.
Die Reaktion dieses sensiblen Künstlers machte sich in einer beginnenden geistigen Umnachtung bemerkbar, die ihn einen 30 Jahre dauernden Leidensweg mündete.
Er wurde von den Experten zum klassischen Fall der damals neu entdeckten Schizophrenie erklärt, die auch in der psychiatrischen Abteilung am Steinhof in Wien behandelt wurde.
Seine in Wien geborene Tochter Kira war zu Beginn dieser Krankheit sechs Jahre alt.
Er sah in ihr die Möglichkeit des Weiterlebens seiner Kunst und unterrichtete sie.
Mit 17 war sie unter der Regie von Max Reinhard eine sensationelle, schöne Helena.
Sie arbeitete nicht nur als Tänzerin, sondern auch als Choreografin und Lehrerin und lebt heute in San Francisco.
Dort fand sie der österreichische Filmemacher Robert Dornhelm bei Recherchen über das Leben ihres Vaters, für das er sich bei den Dreharbeiten seines Ballettfilmes »Die Kinder der Theaterstraße« zu interessieren begann, wie er nun weiter ausführt.
In Leningrad, während ich gedreht habe, hat man mir die Studios gezeigt, wo der Nijinsky der Gottesdanzes geübt hat.
Die waren sehr schön, die Studios.
Und die Bilder von Nijinsky waren auch sehr schön.
Und dann, wie ich erfahren habe, dass er wahnsinnig geworden ist und dass er sich so über den Krieg aufgeregt hat und das eigentlich gar nicht wahnsinnig war, habe ich mich für ihn zu interessieren begonnen.
Dann habe ich gemerkt, wie sehr die ganze
die Kunstströmung des Fendi-Zirkel mit ihm wächst, der ganze Jugendstil, die Musik, Stravinsky, Picasso, also die ganzen wesentlichen Künstler, die ich sehr respektiere, sehr eng mit ihm zusammengearbeitet haben.
habe ich beschlossen, mehr über ihn zu erfahren und habe zwei Bücher über ihn gelesen.
Damit war mein Interesse geweckt und während ich weiter recherchiert habe, hat mir Nouriel erzählt, dass es noch eine Tochter gäbe, die in San Francisco lebt und die dem Vater sehr ähnlich sei.
Im Tagebuch habe ich auch gelesen, dass der Vater ein Kind haben wollte, dass seine Reinkarnation
darstellen würde und diese Frau hätte diesen Wunsch des Vaters sehr wörtlich genommen.
Und ich habe das dann auch bestätigt gefunden.
So entstand ein Film, in dem nicht nur die Originalität von Kiran Ischinski durch erfrischende Szenen bei ihrem Ballettunterricht, sondern auch die Faszination ihres Vaters durch herrliche Tanzaufnahmen, Fotos und Auszüge aus seinem Tagebuch gezeigt werden.
Als dritte Ebene dazu kommt noch der Regisseur vor der Kamera, mit dem Robert Dornhelm die Schwierigkeiten einer solchen Filmarbeit dokumentieren wollte.
Dabei sieht man Diskussionen mit der unerhört temperamentvollen Kira, die vorher nicht eingeplant waren, aber im Moment mitgefilmt wurden, als sie tatsächlich stattfanden.
Kira Leschinski zu dieser Filmarbeit.
Die Bedeutung dieser Film hat mir die Möglichkeit gegeben, auszudrücken,
klar auszudrücken meine Liebe zu meinem Vater und meiner Mutter und die Liebe zu der Kunst.
Die Liebe zu meinem Vater
nicht nur als Mensch, sondern als Künstler.
Und ich wollte ihm nachahmen, als ich ein Kind war.
Ich wollte immer tanzen wie er.
Die Bedeutung dieses Filmes ist die Möglichkeit,
für mich eine Zusammenfassung von vielen verschiedenen Sachen in meinem Leben und im Leben meines Vaters.
Da habe ich die Möglichkeit gehabt, das alles zusammenzubringen.
Und der Robert Dornhelm hat mir kolossal geholfen.
Ich habe ein großes Vertrauen künstlerisch in ihn gehabt und habe es noch immer und werde es immer haben.
Und dieses künstlerische Vertrauen war, dass ich habe ihm gelassen, die Direktion des Films.
God loves a child who knows she's never alone.
He loves her so, he loves her so.
Wild geese will fly, I know they're destined to roam.
Some find their way, some fly too long.
She dances alone.
She dances alone.
Das ist der Titelsong dieses Films von Bruce Roberts.
Die Darsteller neben Kieran Ischinski sind Bud Cort als Regisseur und Patrick Dupont, der erste Solo-Tänzer der Pariser Oper, als Interpret der Tanzszenen.
Für die eindrucksvolle, poetische und dynamische Kameraführung zeichnet der ORF-Kameramann Karl Kofler.
Und nach Dornenbissi-Schinski-Film noch einmal Kurzmeldungen im Journal.
Wie die Austria-Presse-Agentur unter Berufung auf einen Mitarbeiter der Lauda Air meldet, entbehren Berichte, wonach Liki Lauda Chef einer westafrikanischen Fluggesellschaft werden soll, jeder Grundlage.
Diese Meldung soll in München von einem Partner von Konsul Weyer lanciert worden sein, der in der Bundesrepublik Deutschland ausländische Ehrendoktorate verkauft hat und von der Polizei gesucht wird.
Frau Marlene Lauda hat hingegen der APA die Meldung aus München bestätigt.
Einen Termin für den Antritt dieses Postens in Westafrika konnte sie jedoch nicht nennen.
Bangladesch.
Nach der Ermordung von Staatschefs Yawur Rahman hat die Regierung einen unbefristeten Ausnahmezustand ausgerufen.
Für die Dauer dieser Maßnahmen sind die bürgerlichen Rechte außer Kraft gesetzt.
Das war eine Stunde Information.
Für die Technik und die Redaktion verabschiedet sich Louis Glück.
Interview: Filmemacher Robert Dornhelm und Kyra Nijinski
, Einblendung: Musik von Bruce Roberts
Mitwirkende:
Baur, Karin [Gestaltung]
, Dornhelm, Robert [Interviewte/r]
, Nijinsky, Kyra [Interviewte/r]
Datum:
1981.05.30 [Sendedatum]
Schlagworte:
Film
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten