Mittagsjournal 1985.06.21

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Wie Zeit?
    In 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott, Louis Glück begrüßt Sie beim Mittagschanal.
    Die Geissler-Affäre im Libanon ist auch heute eines der wichtigen Themen.
    Unter anderem berichten wir über wachsende Spannungen zwischen Israel und den USA und zeichnen ein Stimmungsbild aus Beirut.
    Stichworte zu den weiteren geplanten Beiträgen, die Suche nach den Attentätern vom Frankfurter Flughafen von vorgestern führt ins rechtsradikale Lager.
    Eine neue UNO-Erdbevölkerungsprognose zeigt, dass die Frauen die Männer überholen werden und auch aus Österreich ein Frauenthema.
    Staatssekretärin Johanna Donald zieht Bilanz über zehn Jahre SPÖ-Frauenpolitik.
    Bilanz zieht auch Wissenschaftsminister Heinz Fischer über Aktivitäten seines Ressorts und er äußert sich auch zur Diskussion über die Zukunft des Zentralorgans AZ.
    Dann geht es noch um die Krankheit Aids in Österreich.
    Blutspender sollen jetzt auf Aids untersucht werden, um den heutigen Tag der Musik und ums Wochenendwetter am Sommeranfang.
    Vorerst aber der Nachrichtenüberblick.
    Helmut Koller ist der verantwortliche Redakteur und Sprecher Josef Wenzel-Natik.
    Libanon, USA.
    Im Flughafengebäude von Beirut haben in der vergangenen Nacht fünf der insgesamt 37 amerikanischen Geiseln Journalistenfragen beantwortet.
    Als Sprecher der Amerikaner, die von einer Schiitengruppe unter Nabi Berri festgehalten werden, appellierte ein 39-jähriger Ölexperte an Präsident Reagan, Israel um die Freilassung der 700 inhaftierten Schiiten zu ersuchen.
    Er forderte Reagan außerdem auf, jeden gewaltsamen Befreiungsversuch für die Geiseln zu unterlassen, da dies ihr Leben gefährden würde.
    Nach seinen Angaben geht es den Geiseln verhältnismäßig gut.
    Ein Vertreter des Außenministeriums in Washington hat die Pressekonferenz wörtlich als zynische Ausbeutung unschuldiger Opfer des Terrorismus kritisiert.
    Präsident Reagan verlangte angesichts der jüngsten Terrorwelle ein gemeinsames Vorgehen der westlichen Staaten gegen den Terrorismus.
    Die Geiselnahme von Beirut, das Attentat in San Salvador und der Bombenanschlag von Frankfurt am Main hätten die Geduld der USA bis an die Grenzen strapaziert, betonte Reagan.
    Nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres hat Washington Israel bisher nicht um die Freilassung der inhaftierten Schiiten ersucht.
    USA.
    Präsident Reagan hat die Geheimdienste sowie das Außen- und das Verteidigungsministerium angewiesen, El Salvador mit zusätzlicher Militärhilfe bei der Suche nach den Urhebern des blutigen Anschlags von San Salvador zu unterstützen.
    Bei dem Attentat waren in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einem Straßencafé in der Hauptstadt mindestens 13 Menschen erschossen worden.
    Unter den Toten waren auch vier amerikanische Marineinfanteristen und zwei Geschäftsleute aus den USA.
    Die salvadorianischen Streitkräfte haben der Untergrundorganisation Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí vorgeworfen, das Attentat verübt zu haben.
    Bundesrepublik Deutschland
    Eine Gruppe mit der Bezeichnung Arabische Revolutionäre Organisation hat sich durch den jüngsten Bombenattentat auf dem Flughafen von Frankfurt bekannt.
    Die Gruppierung ist bisher nie in Erscheinung getreten.
    Bei dem Anschlag kamen zwei Kinder und ein Mann ums Leben.
    Etwa 30 Menschen wurden verletzt.
    Die Frankfurter Polizei hat nun die Personenbeschreibung des Mannes veröffentlicht, der nach Zeugenaussagen unmittelbar vor der Explosion der Bombe das Gelände des Flughafens in einem Auto fluchtartig verlassen hat.
    Österreich.
    In der anhaltenden Diskussion um das Kernkraftwerk Zwentendorf hat ÖVP-Generalsekretär Michael Graf Angriffe gegen Handelsminister Norbert Steger gerichtet.
    Graf sprach von einer unbegreiflichen Leichtfertigkeit Stegers.
    Er warf dem Handelsminister vor, eine Volksabstimmung zu blockieren und die österreichische Innenpolitik seit Monaten nahezu lahmzulegen.
    Wörtlich meinte der ÖVP-Politiker, er begreife nicht, wie lange sich eine so große Partei wie die SPÖ von Steger auf der Nase herumtanzen lasse.
    Der Wirtschaftssprecher der ÖVP, Robert Graf, sprach sich für die Einhaltung des Klubzwangs bei einer parlamentarischen Abstimmung über Zwentendorf aus.
    Wenn für einen Abgeordneten der ÖVP die Linie der Partei unerträglich werde, dann könne er jederzeit sein Mandat zurücklegen, sagte Graf.
    Nach Ansicht des Generalsekretärs der Industriellen Vereinigung, Herbert Kritschi, drohe bei der nächsten Nationalratswahl ein Atomwahlkampf, sollte es nicht bald zu einer Lösung der Vernunft in der Frage Zwentendorf kommen.
    Nach Ansicht von Justizminister Harald Ofner kann eine Volksabstimmung in Niederösterreich über eine eigene Landeshauptstadt, Landeshauptmann Siegfried Ludwig, vor einem Gesichtsverlust bewahren.
    Ofner meinte, eine solche Volksabstimmung könne nur zugunsten Wiens ausgehen.
    Die Möglichkeit, eine Gemeinde nach eigener Wahl zu befürworten, führte zu einer Zersplitterung, während die Wien-Befürworter geschlossen auftreten würden.
    Ludwig hatte angeregt, die Bevölkerung solle sowohl darüber entscheiden, ob es eine Landeshauptstadt geben solle, als auch, welche Stadt zur Metropole erhoben werden solle.
    Einen Termin nannte Ludwig nicht.
    Auf der Westautobahn zwischen Fachdorf und Sattlet ist am Vormittag ein Schülerbus mit einem Lastwagen zusammengestoßen.
    Vier Kinder wurden unbestimmten Grades verletzt.
    Der Lenker des Busses wurde eingeklemmt und erlitt ebenfalls Verletzungen.
    Ein mit Sand beladener LKW-Zug hatte aus bisher unbekannter Ursache die Leitplanken am Mittelstreifen der Autobahn durchbrochen.
    Auf der Gegenfahrbahn prallte der Lastwagen gegen den Bus der ÖBB, der Schüler aus Hallein beförderte.
    Die Westautobahn ist vorläufig auf der Richtungsfahrbahn Wien gesperrt.
    Schweden.
    Der frühere Ministerpräsident Tage Erlander ist im Alter von 84 Jahren in einem Krankenhaus in Stockholm gestorben.
    Der sozialdemokratische Politiker war am 8.
    Juni mit Herzbeschwerden und einer Lungenentzündung in das Spital eingeliefert worden.
    Erlander war zwischen 1946 und 1969 Regierungschef.
    Er gilt als Vater des schwedischen Wohlfahrtsstaates.
    Norwegen.
    Der gestern zu 20 Jahre Haft verurteilte Ex-Diplomat Arne Trehold hat Berufung eingelegt.
    Trehold bekräftigte, er sei unschuldig.
    Man werfe ihm die Entgegennahme von Geld vor, das er nie gesehen habe.
    Das Gericht in Oslo hatte den ehemaligen Staatssekretär wegen Spionage für die Sowjetunion und für den Irak schuldig gesprochen.
    Während des Verfahrens bestritt Trehold stets die Weitergabe von geheimen Informationen.
    Schweiz.
    Der Europäische Fußballverband hat bei einer Sitzung in Zürich im Zusammenhang mit der Zuschauertragödie von Brüssel weitere Sanktionen gegen die Mannschaft von Liverpool, aber auch gegen Juventus Turin und den Belgischen Fußballverband beschlossen.
    Liverpool wird für zusätzlich drei Jahre von allen europäischen Bewerben ausgeschlossen, wenn die über die englischen Vereine verhängte Sperre auf unbestimmte Zeit aufgehoben wird.
    Juventus Turin muss die beiden nächsten Heimspiele in europäischen Wettbewerben ohne Publikum austragen.
    Dem belgischen Fussballverband wurde die Veranstaltung eines Endspiels europäischer Fussballbewerbe für die nächsten zehn Jahre untersagt.
    Vereinte Nationen.
    Im Jahre 2000 wird es auf der Erde mehr als drei Milliarden Frauen geben.
    Die Männer werden in der Minderzahl sein.
    Nach den Berechnungen der Vereinten Nationen wird die Zahl der Frauen, die der Männer um 175 Millionen übertreffen.
    Trotzdem wird der politische Einfluss der Frauen nicht merklich zunehmen.
    In der UNO-Studie heißt es, vor allem in den Entwicklungsländern sei die weibliche Bevölkerung durch Kinderkriegen und Aufziehen so ausgelastet, dass ihre Ausbildung zu kurz komme.
    Durch ständige Schwangerschaften wird ihre Lebenserwartung außerdem verkürzt.
    Das waren unsere Nachrichten, 12.09 Uhr ist es jetzt und wie immer Freitagmittag das erste Beitragsthema, die erste Außenstelle, die Wiener Hohe Warte, das Thema Wochenendwetter.
    Ich bin verbunden mit Christoph Kress und frage ihn, wie wird es denn an diesem Wochenende werden?
    Leider bleibt das Wetter auch am Wochenende so, wie es in den letzten Tagen gewesen ist, nämlich unbeständig und kühl.
    Denn von Westen her nähert sich eine weitere Störung und sie wird morgen zunächst einmal im Westen und im Norden Bewölkung und Regen verursachen.
    wobei die Tageshöchsttemperaturen dort nur zwischen 15 und 18 Grad etwa liegen dürften.
    Im Osten und Süden müsste es morgen zunächst einmal noch schön sein, teilweise sonnig und die Tageshöchsttemperaturen 22 Grad etwa erreichen.
    Am späten Nachmittag muss man aber auch hier von Westen her mit Wetterverschlechterung rechnen.
    Am Sonntag sollte anfangs noch Störungsreste vorhanden sein, also starke Bewölkung und strichweise etwas Regen.
    Später lockert die Bewölkung auf, vor allem im Flachland.
    Es bleibt aber verhältnismäßig kühl.
    Für die, die auf die Berge wollen, die Berge werden vor allem morgen in Wolken sein.
    Die Temperatur in 2000 Meter zwischen plus 1 und plus 3 Grad und in 3000 Meter etwa um minus 3 Grad.
    Und die Wettermeldungen von heute 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 16°, Westwind mit 30 km pro Stunde und Spitzen bis 50 km pro Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 16°, Nordwestwind 20 km pro Stunde.
    Linz Regen, 12°, Westwind mit 20 km pro Stunde.
    Salzburg bedeckt 11 Grad, Südost mit 10 km pro Stunde, Innsbruck wolkig 16 Grad, Bregenz heiter 17 Grad, Graz wolkig 19 Grad, Südwestwind mit 10 km pro Stunde und Klagenfurt wolkig 16 Grad.
    Herr Graess, heute um 12.44 Uhr, also in Wien ist diese Zeit dann die richtige, fängt der Sommer an.
    Kurze Bilanz des Frühlings.
    Müssen wir uns ärgern über einen ja wirklich nicht strahlenden Frühling oder war er im längerfristigen Durchschnitt ohnehin eher normal?
    Wie war das?
    Wenn man den Frühling etwas zerpflückt, die letzten Märztage und der April waren allgemein etwa um zwei Grad zu warm und zu trocken, also zu wenig Niederschlag.
    Auch der Mai war um etwa zwei Grad zu warm, aber was den Niederschlag betrifft etwa normal.
    Anfang Juni, wenn Sie sich erinnern, war es auch noch relativ warm und erst die letzten Tage waren zu kühl, sodass die Bilanz über den Juni bis jetzt etwa um zwei Grad zu kühl ist.
    Und was die Niederschläge betrifft,
    Wenn man den Juni aufteilt in Drittel, so müssten bis jetzt etwa 46 Liter pro Quadratmeter gefallen sein.
    Bis jetzt sind bereits 55 Liter pro Quadratmeter gefallen.
    Und der Normalwert für den Juni entspricht 70 Liter pro Quadratmeter.
    Also schon bis jetzt etwas zu kalt und etwas zu feucht.
    Auf der anderen Seite, wenn man überlegt, vor etwa 14 Tagen von Leichnam haben wir 30 Grad gehabt.
    Also es schwankt sehr hin und her.
    Herr Gress, Heinrich Heini hat schon vor 100 Jahren gesagt, unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter.
    Können sich das jetzt im Frühling in den Sommer hinein fortsetzen oder rechnet sie eher wieder mit einem der schönen Sommer, wie wir es in den letzten Jahren ja auch manchmal gehabt haben?
    Das kann man an und für sich prognostisch jetzt nicht sagen.
    Die Statistik
    Ich glaube, die sagt zu wenig aus und Prognosen, also recht mathematische Prognosen, kann man für so einen großen Zeitraum nicht machen.
    Also ich glaube, man soll es herankommen lassen.
    Man kann echt nicht sagen, wie der Sommer werden wird.
    Das heißt, jede Form der Langfristprognose ist eigentlich unseriös, wiewohl die ja auch sehr beliebt sind.
    Sie sind beliebt und werden immer wiederum versucht, aber die Trefferquote ist so gering, dass man also nicht damit in die Öffentlichkeit gehen sollte.
    Vielen Dank.
    12.13 Uhr ist es jetzt Politik im Mittagschanal.
    Es begann heute vor einer Woche auf Flug Nr.
    847 der Transworld Airlines von Athen nach Rom.
    Radikal-muslimische Geiselgangster entführten die Boeing 727 und versuchen seither, in Israel internierte schiitische Glaubensgenossen freizupressen.
    Knapp 40 Amerikaner sind in der Gewalt der Luftpiraten und ihres Protectors, des Justizministers Nabi Berri, der in erster Linie Oberkommandierender der Privatarmee der libanesischen Schiiten ist.
    Das Beiruter Geiseltrama hält seither die westliche und nahöstliche Welt in Atem.
    Die politische Zwischenbilanz für Amerika wiederholt sich das Dilemma der Ohnmacht einer Supermacht wie bei der Iran-Krise.
    Die Terroristen haben durchaus Chancen, mit ihrer Hauptforderung ans Ziel zu kommen.
    Denn die Geisel üben Druck aus auf die beiden Adressaten der Erpressung auf Israel und die USA.
    In einer von Nabi Berri gestern Abend auf dem Beiruter Flughafen inszenierten Pressekonferenz, die im OSTV breit übertragen und die von der US-Regierung als zynische Ausbeutung unschuldiger Opfer gebrandmarkt wurde, in dieser Pressekonferenz appellierten ein Sprecher der Gruppe, die Forderungen der Schiiten zu erfüllen.
    Ich bitte Israel darum, sagte Alan Cornwall, dieser Sprecher, einen Oman-Arbeiter, der amerikanische Ölexperte, ich bitte Israel, die Gefangenen freizulassen.
    Hier nun die wichtigsten Passagen seiner vorbereiteten Erklärung vor dutzenden drängenden Journalisten in einer teilweise recht chaotisch verlaufenden Pressekonferenz.
    Wir bitten Präsident Reagan und Amerika, jeden Versuch zu unserer Befreiung zu unterlassen.
    Das würde nur den Tod von Unschuldigen bedeuten.
    Wir sind bei guter Gesundheit, man nimmt sich unserer an, wir werden gut behandelt, wir haben angemessene Unterkunft, Essen und Trinken und wir werden auch notfalls ärztlich versorgt.
    Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt in den Händen einer sehr viel umgänglicheren und freundlicheren Gruppe von Leuten sind.
    Es ist eine andere Haltung.
    Es wäre sehr viel schlechter, wenn wir den ursprünglichen Flugzeugentführern zurückgegeben würden.
    Wir sind Geiseln.
    Israel hält Geiseln fest.
    Wir bitten und wir beten, dass die Geißeln freigelassen werden.
    Wir verurteilen Flugzeugentführungen.
    Aber wir bitten auch, dass die betroffenen Regierungen Stolz, Furcht und das Gefühl der Erniedrigung überwinden, das Mitleid und Weisheit triumphieren.
    Unsere Grundposition ist, manche Völker haben Unrecht begangen, manche Länder haben Fehler gemacht.
    Wer immer unschuldige Menschen festhält, die keine Kriegsgefangenen oder Verbrecher sind, sollte sie gehen lassen.
    So weiter so der Sprecher der Geißeln und wir wechseln nach Israel.
    Die Israelis sind ja die Auslöser des Ganzen.
    Sie haben im Gefolge des Rückzugs aus dem Südlibanon die Zone an ihrer Nordgrenze auch von sogenannten Verdächtigen gesäubert.
    766 Schiiten wurden in ein Internierungslager bei Tel Aviv gebracht.
    Nach israelischer Ansicht im Einklang mit dem Völkerrecht, nach allgemeiner Ansicht unter krasser Missachtung der Genfer Konvention.
    Israel hatte ohnehin vor, die Gefangenen bald freizulassen, nun aber hat sich die Situation geändert.
    Terroristen will man nicht nachgeben, also will man in Jerusalem einen formellen Wunsch der USA, die Schiiten freizugeben.
    Doch auch die Amerikaner wollen die Optik vermeiden, um etwas zu bitten.
    Keine Intervention, aber auch keine Verhandlungen mit Politverbrechern, heißt die Devise in Washington.
    Der schwarze Peter wird also hin und her geschoben.
    Israels Verteidigungsminister Yitzhak Rabin fordert die USA auf, endlich zu sagen, was sie nun wollen.
    Die Amerikaner sind darüber erzürnt.
    Außenminister Schulz lässt durchblicken, er könnte einen 15 Milliarden Schilling-Kredit an Israel aufs Eis legen.
    Michael Kort berichtet aus Israel.
    Die Verwirrung über die Art und Weise, wie die amerikanische Regierung die Geiselaffäre von Beirut behandelt, ist in Israel allgemein.
    Nur die Reaktionen darauf unterscheiden sich je nach Temperament und Amt.
    Während Premierminister Peres heute nochmals mit milden Worten das amerikanische Vorgehen lobte, ohne genau zu sagen, worauf sich das Lob bezieht, hat Außenminister Shamir relativ grob wissen lassen, was auch immer in amerikanischen Köpfen vorgehe, Israel wird die 700 Schiiten in seinen Gefängnissen nicht freilassen.
    Am heftigsten reagierte indes Verteidigungsminister Rabin, der dem amerikanischen Fernsehpublikum auf einem der drei Hauptkanäle sein glattes Unverständnis über die Entscheidung des Weißen Hauses mitteilte.
    Die amerikanische Regierung habe nun endlich die Verantwortung für das weitere Schicksal der rund 40 Geiseln des TWA-Fluges zu akzeptieren.
    Sie kann nicht erwarten, dass ein anderes Land diese Verantwortung übernimmt, etwa Israel, indem es die Forderungen der Entführer sozusagen im Alleingang erfüllt.
    Die Amerikaner müssen uns nun endlich wissen lassen, was wir tun sollen, kritisierte Rabin, der das Ganze ein schlechtes Spiel nannte.
    Spätestens an dieser Stelle wurde deutlich, wie angespannt die Beziehungen zwischen den USA und Israel im Moment sind.
    Unter eng befreundeten Nationen sollte es selbstverständlich sein, dass in besonderen Krisensituationen, und das ist eine solche, Dauertelefonleitungen geschaltet werden, damit die Entscheidungen koordiniert werden können.
    Zumeist werden sogar gemeinsame Krisenstäbe gebildet.
    Nichts davon in diesem Falle, obwohl doch die Israelis eindeutig das befreiende Faustpfand dieser Geiselnahme haben.
    Völlig unverständlich aus israelischer Sicht ist der amerikanische Versuch, das internationale Rote Kreuz einzuschalten, damit diese humanitäre Organisation in Israel sondieren soll, wie man es denn mit den 700 Schiiten halte.
    Ein Anruf zwischen dem amerikanischen und dem israelischen Außenministerium hätte dasselbe Ergebnis gehabt.
    Das internationale Rote Kreuz musste öffentlich ablehnen mit dem Hinweis,
    dass es nicht Vermittler spielen könne, zwischen Regierungen, die normale diplomatische Beziehungen miteinander unterhalten.
    Peinlich.
    Diese fatale Entwicklung in den amerikanisch-israelischen Beziehungen ist nur zu erklären mit der rollengebundenen Kraftmeierei einer Weltmacht, die nach außen um keinen Preis den Eindruck erwecken will, dass sie den Forderungen von Entführern nachgibt.
    Das scheint der wunde Punkt zu sein, den Verteidigungsminister Rabin mit der Feststellung bloßlegte, auch Israel habe im Umgang mit dem internationalen Terrorismus stets eher eine harte Haltung bevorzugt, aber dennoch nie grundsätzlich und für immer den Weg von Verhandlungen ausgeschlossen.
    Das Teheraner Geiseltrauma scheint noch immer die amerikanische Regierung zu belasten und die politischen und diplomatischen Entscheidungen der Reagan-Administratur zu beeinflussen.
    Ronald Reagans Unentschlossenheit jedoch
    verzögert eine mögliche Freilassung der Geiseln und könnte, wenn sie andauert, Nahid Berri, den Führer der Amal-Schiiten, in eine schwierige Lage bringen, sagen politische Analytiker in Israel.
    Berris Versprechen, eine schützende Hand über die amerikanischen Geiseln zu halten, gilt nicht für alle Zeit.
    Die Amerikaner sollten wissen, dass Berri innerhalb seiner Organisation unter erheblichem Druck radikaler fundamentalistischer Kreise steht, die vom Iran aus über syrische Niederlassungen gesteuert werden.
    kann der eher gemäßigte Berri nicht bald Erfolge im Sinne der Schiiten vorweisen, dann könnte tatsächlich eine Situation von Teheraner Dimension entstehen mit einer mehrmonatigen Demütigung der Vereinigten Staaten.
    Soweit die Einschätzung aus israelischer Sicht.
    Wir hörten Michael Kort.
    Wie ist nun die Stimmung in Beirut?
    Unser Sonderberichterstatter Hans Benedikt ist seit gestern dort und hat über die aktuellen Ereignisse berichtet.
    Für das heutige Mittagsjournal haben wir ihn um ein Stimmungsbild aus der libanesischen Hauptstadt gebeten.
    Von vielen Austreisen kennt Hans Benedikt das seit einem Jahrzehnt vom Bürgerkrieg zerrissene Land, er kennt die Menschen dort.
    Die einen sind fanatisiert, brutal, Menschenleben zählen ihnen nichts mehr, die anderen erleiden den blutigen Alltag des Libanons.
    Sie sind längst apathisch, hoffnungslos, Verzweifelte.
    Überlebenskünstler.
    Ich habe einen alten Freund in Beirut.
    Er heißt Ibrahim.
    Er befördert mit seinem amerikanischen Straßenkreuzer Jahrgang 1960 unsere Fernsehfilme zur nächstgelegenen Satellitenstation im benachbarten Damaskus.
    Er kennt jeden Schlupf über die Frontlinien des Bürgerkriegs.
    Er hat sich einen Besitzanteil an einem kleinen Hotel im Londoner Stadtteil Kensington erspart.
    Er isst jeden Tag Bohnen und Fladenbrot
    Und er war immer ein Denkmal der Gelassenheit, seit ich ihn kenne.
    Gelassenheit, schrieb Albert Camus, ist der Schutzpanzer des Selbsterhaltungstriebes, der dem typischen Libaneser so zu eigen ist.
    Gestern, als wir die Frontlinien des Bürgerkriegs überquerten, um etwas über die amerikanischen Flugzeuggeisel zu erfahren, sagte mein Freund Ibrahim, ich glaube nicht mehr an den Frieden.
    Der Krieg dauert zu lang.
    Wir werden nie mehr wie normale Menschen leben können.
    Selbst wenn Ibrahim nicht Recht hat, würde der Libanon nach zehn Jahren Bürgerkrieg und den Kämpfen des arabisch-israelischen Konflikts mehr als zehn Jahre Frieden benötigen, um wieder halbwegs normal zu sein.
    Im Libanon ist nichts mehr, wo es hingehört.
    Kaum jemand lebt an seinem angestammten Platz.
    Über 80 Prozent der Bevölkerung wurden entwurzelt, permanent oder zumindest zeitweise.
    Die Sozialstruktur ist total kaputt.
    In Beirut leben hunderttausende Schiiten, im Krieg aus dem Süden des Landes in die Hauptstadt geflüchtet, in den Ruinenbezirken der ursprünglichen und ebenfalls Geflüchteten Sunniten und Christen.
    Es gibt schwere, oft mit Waffengewalt ausgetragene Besitzkonflikte zwischen alteingesessenen Beirutes und Neuankömmlingen.
    Wer herrnloses Gut vorfindet, und davon gibt es eine Unmenge, Wohnungen, Möbel, Geschäfte, Autos, der greift einfach zu, weil er selbst nicht mehr am Leib hat als seine Kleider und dazu eine hungrige Kinderschar.
    Es gibt so viele Entführungen und Gewaltverbrechen, dass die Polizei gar nicht mehr einschaltet.
    Es gibt so viele Uniformen, Embleme und Kalaschnikows, dass man nicht mehr weiß, in welcher Bürgerkriegszone man sich gerade befindet.
    Die Milizen der schiitischen Bewegung Amal, die Hoffnung, kontrollieren den größten Teil Beiruts auf der islamischen Seite der Frontlinie gegen die Christen im Ostteil der Hauptstadt.
    Die Amals sind diszipliniert und offenbar straff geführt.
    Aber sie sind auch so selbstbewusst, dass sie genau wissen, welche Macht ihre Kalaschnikows darstellen.
    Dazwischen gestreut sind dutzende kleine und gleizte Splittergruppen und Milizenhaufen bis ganz rechts zu den
    Gefolgsleuten der islamischen Revolution des Ayatollah Khomeini, dessen Porträt überall angeklebt ist.
    Sie sind stolz auf die Entführung der amerikanischen Geiseln.
    Und sie fühlen sich als so etwas wie Sittenwächter in einer Stadt, die nach ihren Begriffen noch immer das Sündenbabel des Orient ist, obwohl sich die Sünde längst vertrocken hat und die meisten Nachtlokale nicht mehr im Business sind.
    Gestern wurde ein neuer Waffenstillstand zwischen den Schiiten und der PLO in den Palästinenserlagen am Südrand von Beirut ausgerufen.
    Ich persönlich habe aufgehört, Waffenstillstandspakt überhaupt noch zu zählen.
    Und als wir die Frontlinie passierten, rief ein blutjunger Schiiten-Militionär uns zu, jetzt sind wir alle wieder libanesen.
    Und mein Freund Ibrahim murmelte, ja, vielleicht bis morgen.
    Und dann werdet ihr euch wieder gegenseitig umbringen.
    Auch wenn Ibrahim diesmal nicht recht haben sollte, und ich hoffe es,
    Nach zehn Jahren Krieg wird es mehr als zehn Jahre Frieden erfordern.
    Hans Benedikt hat berichtet.
    Wir verlassen den Libanon, bleiben aber beim Thema Terror.
    Auch in Frankfurt hat es ja vorgestern einen Bombenanschlag gegeben.
    Die Explosion in der großen Halle des Flughafens forderte drei Todesopfer.
    Auf der Suche nach den Attentätern hat die Polizei noch keine heiße Spur.
    Die wahrscheinlichsten Möglichkeiten sind ja immer Linksextremismus, Rechtsextremismus oder ein nahöstlicher Hintergrund.
    Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit ein Täter aus dem rechtsradikalen Lager.
    Michael Kerbler berichtet.
    Seit dem blutigen Terroranschlag in der Halle B des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens am Mittwochnachmittag sind nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft Frankfurt sechs Bekenneranrufe eingegangen.
    Oberstaatsanwalt Rochos ist aber skeptisch, dass es sich dabei um ernsthafte Hinweise und nicht vielmehr um sensationsheischende Trittbrettfahrer handelt.
    In zwei Anrufen wurde die RAF, die Rote Armee Fraktion, als Täter angegeben.
    Aber das geschah auf eine Art und Weise, so sagte der Oberstaatsanwalt, die für diesen Täterkreis untypisch ist.
    Etwas ernster nimmt man dagegen die gestern in Beirut eingegangene Erklärung der schiitischen Gruppe Arabische Revolutionäre Organisation.
    Diese sprach von einem Vergeltungsakt für Aktivitäten der Geheimdienste aus der Bundesrepublik Deutschland, die Araber mit dem Auftrag angeworben hätten, Mitglieder und Führer arabischer Kampforganisationen im Libanon zu ermorden.
    Die Arabische Revolutionäre Organisation ist bislang nicht in Erscheinung getreten.
    Deshalb will man bei den ermittelnden Behörden in Frankfurt auch nicht ausschließen, dass der Beiruter Bekennerbrief möglicherweise nur ein Ablenkungsmanöver sei.
    In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass auch bundesdeutsche Rechtsextremisten, wie etwa die Wehrsportgruppe Hoffmann, im Libanon in der Vergangenheit einen Stützpunkt hatten.
    Sollte es sich um deutsche Attentäter handeln, so sagte heute der Leiter des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz Christian Lochte, kämen eher Rechtsextremisten in Frage.
    Es sei denn, es handelt sich um einen selbsternannten Terroristen, also um einen Einzelgänger.
    Lochte vertritt im Übrigen die Ansicht, dass die RAF oder illegale Militante aus deren Umfeld kaum als Täter in Frage kommen.
    Der Verfassungsschutzexperte verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass noch nie in der blutigen Geschichte der RAF ein Anschlag verübt worden sei, der sich ungezielt gegen irgendeine Menschenansammlung richtete.
    Die Vorgangsweise beim Frankfurter Terroranschlag, darauf machte gestern das Bundeskriminalamt aufmerksam, erinnert eher an den Anschlag beim Münchner Oktoberfest, bei dem eine Bombe durch einen, dem Rechtsextremistenlager zugerechneten Mann in einem Papierkorb gezündet worden war.
    Übrigens, auch beim folgenschweren Bombenanschlag auf dem Münchner Flughafen Riem im August 1982 waren ebenfalls deutsche Rechtsextremisten beteiligt.
    Der Sprengkörper war damals in jener Abflughalle detoniert, die für Flüge nach Israel reserviert waren.
    Zum Zeitpunkt der Explosion, die den Vorbau zerstörte, hielten sich rund 600 Fluggäste auf, die mit zwei Jets nach Tel Aviv reisen wollten.
    Damals wurden sieben Menschen verletzt.
    Nicht auszuschließen ist, dass die Frankfurter Flughafenbombe frühzeitig explodierte.
    Nicht ausgeschlossen werden kann auch, dass die Bombe gar nicht für den Flughafen bestimmt war, sondern möglicherweise an Bord eines Flugzeuges geschmuggelt werden sollte.
    Im Laufe des Nachmittags soll entschieden werden, ob das Bundeskriminalamt mit den Ermittlungen befasst werden soll.
    Entschließt man sich dazu, wäre dies ein Indiz dafür, dass die Ermittlungsbehörden es für wahrscheinlich halten, dass ausländische Terrorgruppen in den Anschlag von Frankfurt verwickelt sind.
    Unser Bonner Korrespondent Michael Kerbler hat berichtet.
    Im nächsten Beitrag geht es um Aspekte der Weltbevölkerungsentwicklung.
    Die Zahl der Erdeinwohner wächst ja dramatisch.
    Im Jahr 1800 dürfte es ungefähr eine Milliarde Menschen auf der Erde gegeben haben.
    Heute wird die Erdbevölkerung auf 4,8 Milliarden geschätzt, im Jahr 2050 auf knapp 10 Milliarden, also eine Verdoppelung innerhalb von 65 Jahren.
    Und erst im 22.
    Jahrhundert soll sich die Zahl bei rund 12 Milliarden stabilisieren.
    Den Hauptanteil am Zuwachs stellt die dritte Welt.
    Nach einer neuen UNO-Schätzung kriegt jede Frau in einem Entwicklungsland im Durchschnitt sechs Kinder.
    Die Mehrheit dieser Kinder werden Mädchen sein.
    Der Anteil der Frauen an der Weltbevölkerung steigt überproportional.
    Im Jahr 2000 wird es fast 200 Millionen Frauen mehr geben als Männer.
    Jetzt sind noch die Männer die Mehrheit.
    Marion Lorenz berichtet.
    Der diesjährige UNO-Bericht zur Lage der Weltbevölkerung steht ganz im Zeichen der Frauen.
    Am Ende der UNO-Dekade für die Frauen sei es an der Zeit, Raphael Salas, der Direktor des UNO-Bevölkerungsfonds, die demografischen Entwicklungen des weiblichen Geschlechts eingehend unter die Lupe zu nehmen.
    Doch ihre Aussichten für die Zukunft sind ausgesprochen düster.
    Noch ist weltweit das männliche Geschlecht in der Überzahl, gibt es unter den 4,8 Milliarden Einwohnern der Erde 20 Millionen mehr Männer als Frauen.
    Doch bereits im nächsten Jahrhundert wird sich dieses Verhältnis drastisch ändern.
    Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wird der weibliche Anteil an der Weltbevölkerung so stark zunehmen, dass zum Ende des kommenden Jahrhunderts 175 Millionen mehr Frauen als Männer auf der Erde leben werden.
    Und dies, so prognostiziert der UNO-Fonds für Bevölkerung, werde für die gesamte Erdbevölkerung zum Problem werden.
    Nicht nur, dass durch den Frauenüberschuss immer weniger Mädchen einen Partner finden können.
    Vielmehr stellen die Frauen schon heute die Mehrheit der Analphabeten Arbeitslosen und sozial Unterprivilegierten dar.
    Je niedriger entwickelt ein Land ist, desto benachteiligter sind dessen weibliche Bürger.
    60 Prozent aller Analphabeten auf der Welt, so die UNO-Schätzungen, sind Frauen.
    Nur knapp 30 Prozent aller berufstätigen Frauen gehen einer qualifizierten Tätigkeit außerhalb des Hauses nach.
    Der Rest verrichtet Hilfs- oder Heimarbeiten.
    Und nicht nur in den islamischen Ländern hat die Mehrheit der Frauen absolut keinen Anteil am politischen Leben.
    Ihre Existenz spielt sich im heutigen abseits der Gesellschaft ab, wo die Frauen der dritten Welt durchschnittlich sechs Kinder gebären und im Alter von spätestens 56 Jahren sterben, wenn sie nicht schon vorher den Folgen von Schwangerschaftskomplikationen zum Opfer fallen.
    Ein Schicksal, das weltweit jährlich fast eine Million Frauen das Leben kostet.
    Der momentane Männerüberschuss macht sich allerdings nur in der dritten Welt bemerkbar.
    In den hochentwickelten Ländern liegen die Frauen zahlenmäßig heute schon vorn.
    Dies ist laut UNO-Bericht auf die gute medizinische Versorgung zurückzuführen, die die ohnehin gesundheitlich stabileren Frauen ihre Männer um statistisch gesehen sechs Jahre überleben lässt.
    Ganz anders dagegen die Situation in den Entwicklungsländern.
    Hier ist die medizinische Versorgung miserabel, hier werden Mädchen meist schon in der Pubertät schwanger, hier folgt eine Geburt nach der anderen.
    Die Lebenserwartung der Frauen ist in diesen Ländern meist wesentlich geringer als die der Männer, was die UNO-Demografen auch auf die Doppelbelastung der dritten Welt-Einwohnerin durch zahlreiche Kinder und harte körperliche Arbeit zurückführen.
    so wie sich die Weltbevölkerung nach UNO-Prognosen in den nächsten Jahrzehnten durch die konsequente Familienplanung vieler Länder, China und Indien, vor allem stabilisieren wird, so wird auch die Zahl der Frauen durch die bessere Verhütungsmethoden und intensivere ärztliche Betreuung in der Dritten Welt stetig ansteigen.
    Wenn aber nicht gleichzeitig auch ihre sozialen Chancen wachsen, wenn ihnen Bildung, Berufsleben und gleiche Grundrechte weiterhin vorenthalten bleiben, dann, so befürchtete UNO-Bevölkerungsfonds, werden die Frauen der dritten Welt ein enormes asoziales Potenzial ihrer Gesellschaft bilden, da sie wegen des akuten Männermangels die bisher mögliche Flucht ins abgeschirmte Familienleben nicht mehr antreten können.
    Das Fazit dieser UNO-Studie zur Weltbevölkerung 1985 lautet, bevölkerungspolitische Probleme sind in den hochindustrialisierten Ländern kaum zu erwarten.
    Die befürchtete Überalterung wird in vielen Ländern durch eine gestiegene Geburtenquote wieder wettgemacht.
    Der Pillenknick ist vorbei.
    Die bedrohliche Explosion der Weltbevölkerung ist im nächsten Jahrhundert voraussichtlich in den Griff zu bekommen.
    Doch durch den rapiden Frauenüberschuss sollten sich die Entwicklungsländer schon jetzt darüber Gedanken machen, wie sie die traditionelle Benachteiligung und Isolation ihrer weiblichen Mitbürger überwinden können.
    Ganz sicher, so umte ein UNO-Experte, sei der Weg hierfür nicht in der Vielehe, sondern in verbesserter Bildung, Aufklärung und gesetzlicher wie beruflicher Gleichstellung.
    Informationen vom Schweizer UNO-Sitz Genf waren, das sind Informationen von Marion Lorenz.
    Zwei nach halb eins ist es jetzt.
    Die erste Journalhälfte stand im Zeichen von Auslandsberichten zu den Themen Libanon, Ermittlungen der Polizei nach dem Frankfurter Anschlag und zuletzt Bevölkerungsentwicklung auf der Welt und Vormarsch der Frauen, quantitativ zumindest.
    In der zweiten Journalhälfte dominieren jetzt Themen aus dem Inland.
    Zwei Bilanzen, eine der Frauen Staatssekretärin Johanna Donal über zehn Jahre Frauenpolitik in Österreich und eine vom Wissenschaftsminister Heinz Fischer über Arbeiten seines Ressorts.
    Dann geht es noch um Blutspender in Österreich, die nun auf mögliche AIDS-Viren untersucht werden sollen und um den Tag der Musik, der in Europa heute gefeiert wird am Sommeranfang und da gibt es auch einige Aktivitäten in Österreich.
    Bevor wir zu diesen Beiträgen kommen, aber ein Programmhinweis.
    Journal Panorama Für die einen ist es der einzige Ausweg aus der Krise der Sozialversicherung, für die anderen die einzig mögliche Antwort auf die drohende Dauermassenarbeitslosigkeit.
    Für wieder andere ein Schritt zur Befreiung des Menschen aus Angst und Abhängigkeit hin zu einer neuen, menschlicheren Gesellschaft.
    Das Grundeinkommen ohne Arbeit.
    Gestern und heute diskutierten im Wiener Renner-Institut Experten über diesen umstrittenen Weg der Abkoppelung der Existenzsicherung von der Erwerbsarbeit.
    Darunter der polnische Marxist Adam Schaff.
    Wir werden Millionen und Millionen, Zehner Millionen von Arbeitslosen haben, wenn wir es so lassen, wie es geht.
    Aber wir können es nicht so lassen, weil diese Arbeitslosen
    werden rebellieren.
    Und das ist nicht nur das Problem, dass wir ihnen Gelder geben, um zu überleben, obwohl es immer schwieriger sein wird.
    Das werden die Menschen nicht akzeptieren.
    Das muss etwas ganz Neues sein.
    Und nicht nur im Sinne des Materiellen, sondern in diesem Sinne, dass wir statt der verlorenen Erwerbsarbeit, und die werden wir verlieren, ihnen etwas Neues anbieten.
    und auch Sozialminister Alfred Dallinger Bezugstellung.
    Für mich persönlich ist das garantierte Grundeinkommen eine faszinierende Idee.
    Ich halte sie für eine sozialpolitische Utopie oder, wenn Sie etwas konkreter und positiver gefasst, für eine sozialpolitische Vision.
    Aber was heute utopisch ist, d.h.
    in der gegenwärtigen Gesellschaft keinen Ort hat, kann in einer zukünftigen Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein.
    Mehr darüber heute Abend um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 in unserer Sendung.
    Ein Panorama, das Ernest Hauer gestaltet.
    Im Bundeskanzleramt in Wien hat heute Frauenstaatssekretärin Johanna Donal den Frauenbericht 1985 präsentiert.
    In diesem umfangreichen Kompendium wird über zehn Jahre SPÖ-Frauenpolitik in Österreich Bilanz gezogen.
    Dabei geht es primär um Fortschritte der Frauenposition in der Gesellschaft und vor allem auf dem Bildungssektor.
    Andererseits wird in diesem Frauenbericht auch durchaus kritisch vermerkt, dass gerade auf dem Feld der Politik die Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert sind.
    Details hören Sie in einer Zusammenfassung des Frauenberichts von Leopold Esterle direkt aus dem Bundeskanzleramt.
    In Österreich leben derzeit siebeneinhalb Millionen Menschen.
    53 Prozent oder rund vier Millionen davon sind Frauen.
    1975, im internationalen Jahr der Frau, hat die Regierung zum ersten Mal einen umfangreichen Bericht über die Situation der Frau in Österreich vorgelegt.
    1985, im letzten Jahr der von der UNO proklamierten Dekade der Frau, wurde nun zum zweiten Mal Bericht erstattet, um Bilanz zu ziehen, inwieweit es gelungen ist, der formalen Gleichberechtigung ebenso wie der gesellschaftlichen Gleichstellung von Frau und Mann näher zu kommen.
    Die wichtigsten Ergebnisse, erstens, in der jüngeren Generation ist das Bildungsniveau der Geschlechter bereits gleich und zweitens, knapp 41% der unselbstständig Erwerbstätigen sind derzeit Frauen.
    1971 waren es noch um 4% weniger.
    Konkret Johanna Donald dazu.
    Man kann feststellen, dass die Frauen in Österreich eine höhere Berufsqualifikation erreicht haben.
    dass es einen allmählichen Abbau der Einseitigkeit gibt in der Ausbildung, dass die Schulen, die früher sehr einseitig waren, mehr und mehr durchmischt werden, dass die Erwerbstätigkeit generell höher liegt bei den Frauen und mehr und mehr zeichnet sich ab, dass der Beruf für Frauen nicht mehr nur Übergangslösung bis zur Heirat und bis zur Geburt der Kinder ist, sondern zu einer langfristigen Lebensplanung wird.
    Konkrete Zahlen.
    1971 war die Zahl der Töchter, die nach der Pflichtschule keine weitere Ausbildung bekamen, noch doppelt so hoch wie die der Söhne.
    1981 lag der Anteil bei den 20- bis 24-jährigen Frauen bei einem Drittel, bei den gleichaltrigen Männern bei einem Fünftel.
    1985 besuchen doppelt so viele Mädchen wie Burschen eine mittlere Schule.
    Bei den Maturanten liegt der Anteil der Mädchen bei 50,4 Prozent.
    1971 war noch in 44 Prozent aller Lehrberufe kein einziges Mädchen vertreten, 1981 nur noch in 12 Prozent.
    1975, 1976 war ein Drittel aller ordentlichen Hörer an Hochschulen Frauen, 1983, 1984 waren es bereits mehr als 42,5 Prozent.
    Der Prozentsatz der Absolventinnen stieg übrigens im selben Zeitraum von 27,5 auf 36 Prozent.
    Und was den Beruf anlangt, immer mehr Frauen sehen in der Berufstätigkeit keine Übergangslösung, immer weniger Frauen geben der Kinder wegen dem Beruf auf.
    Von den 25- bis 29-jährigen Frauen waren 1983 35 Prozent Hausfrauen, 1971 waren es nur 41 Prozent.
    Unzufrieden gab es die Staatssekretärin Johanna Donal allerdings über die Repräsentanz der Frauen in der Politik.
    Hier gab es in der letzten Dekade sowohl Fortschritte als auch Rückschritte zu verzeichnen.
    1975 waren erstmals seit Einführung des Frauenwahlrechts mehr als sieben Prozent der Nationalratsabgeordnete Frauen.
    In den Jahren danach stieg die Zahl der weiblichen Abgeordneten und überstieg 1983 erstmals die 10%-Grenze.
    Allerdings nur kurz.
    Derzeit sind von den 183 Nationalratsabgeordneten 18 Frauen.
    Dazu Johanna Donald.
    Es sind drei Viertel aller weiblichen, aber nur 40% der männlichen Nationalratsabgeordneten gleichzeitig in drei oder mehr Ausschüssen tätig.
    Insgesamt ist die Repräsentanz der Frauen in der Politik jener Bereich, wo man kurzfristig von einem Erfolg sprechen konnte, der aber bereits wiederum sich eingebändelt hat.
    Also das ist der Bereich, wo man nicht von einem Erfolg sprechen kann.
    Und wenn man dann noch sieht, was die Frauen tun, die wenigen, die dann also im Parlament tätig sind, dann ist das schon sehr bemerkenswert.
    Die Frauen sind ganz einfach fleißiger.
    Seit 1970 haben die Frauen nur 4,6% der Ausschussvorsitzenden gestellt, obwohl sie also sehr viel häufiger als die Männer in mehr Ausschüssen tätig sind.
    Die 9,8% weiblichen Abgeordneten stellen aber 20% der Schriftführer.
    Noch einige Details aus dem Frauenbericht.
    Die Institution der Ehe scheint an Attraktivität zu verlieren.
    Der Anteil der Ledigen hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt.
    Der Wunsch nach Kindern ist in der bäuerlichen Bevölkerung am höchsten.
    Durchschnittswert mehr als drei.
    Am niedrigsten bei mittleren Angestellten und Beamtinnen.
    Durchschnittswert knapp unter zwei Kindern.
    Frauen tragen nicht nur die Hauptverantwortung für Haushalt und Kinder, sondern auch die Hauptlast der damit verbundenen Arbeit.
    Hilfe von Seiten des Ehemannes bei der Bewältigung der Hausarbeit erhalten nur 20 Prozent der Frauen, also nur jede Fünfte.
    Soweit stichwortartig einige markante Ergebnisse des Frauenberichts und damit wieder zurück zum Studio des Mittagsjournals.
    Ein Bericht über die Lage der Frau in Österreich, Leopold Esterle, hat berichtet.
    Wissenschaftsminister Heinz Fischer hat heute im Rahmen einer Pressekonferenz den Arbeitsbericht 1984 des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung vorgelegt.
    Kernaussagen, die steigenden Mittel für das Wissenschaftsbudget ermöglichen zahlreiche Verbesserungen, können aber nicht völlig über Probleme hinweghelfen, die durch die steigenden Studentenzahlen entstehen.
    Bei der Pressekonferenz wurde Fischer am Rand auch als stellvertretender SPÖ-Vorsitzender zu den Problemen des sozialistischen Zentralorgans Arbeiterzeitungen befragt.
    Gisela Hopfmüller berichtet.
    Der Arbeitsbericht des Wissenschaftsministeriums, der Einblick in die Tätigkeit des Ressorts geben soll, weist vor allem nach, im Jahr 1984 konnten für den Bereich Wissenschaft und Forschung mehr Mittel denn je zur Verfügung gestellt werden.
    Von 1983 bis 1985 erhöhte sich das Wissenschaftsbudget um 18 Prozent und zwar auf 12,7 Milliarden Schilling.
    Damit sei, so Wissenschaftsminister Fischer heute, dem steigenden Stellenwert von Forschung und Lehre Rechnung getragen worden.
    Der Anteil des Wissenschaftsbudgets am Gesamtbudget hat sich im Zeitraum 1984 auf 85 von 2,70% auf 2,76% erhöht.
    Eine für den Wissenschaftsminister erfreuliche Tendenz, der Fortsetzung im Budget 1986 allerdings nicht ganz leicht werden dürfte.
    Denn dieses Budget soll ja nach den Willen des Finanzministers vom Bekenntnis zu größter Sparsamkeit getragen werden.
    Fischer dazu.
    Ich bekenne mich auch zu dem Grundsatz,
    aber auch zu dem Grundsatz, dass Wissenschaft und Forschung ja nicht bloße Subventionsempfänger sind, wo man
    jetzt im Falle größerer Sparsamkeit eben mit Kürzungen vorgehen kann, sondern dass es sich hier um Investitionen handelt, die für die zukünftige Entwicklung unseres Landes von großer Bedeutung sind und wo man auf die heute schon bestehenden echten personellen und zum Teil auch materiellen Engpässe
    wird verweisen müssen in dem Dialog mit dem Finanzminister, der sicher nicht einfach werden wird, der sogar sehr schwierig werden wird, in den ich nur deshalb mit einem gewissen Optimismus hineingehe, weil der Finanzminister
    damit rechnen kann, dass ich für die Gesamtlinie der Bundesregierung nicht nur Verständnis habe, sondern mich mitverantwortlich fühle, wenn ich umgekehrt annehme, dass der Finanzminister für die besondere Situation im Bereich Forschung, Universität, Entwicklung Verständnis hat.
    Ein weiterer Blick in den Arbeitsbericht gilt den Studentenzahlen.
    1984-85 sind 146.000 Studenten an Österreichs hohen Schulen inskribiert.
    Davon sind etwas mehr als 20.000 Erstinskribenten.
    Bis 1987 könnten die Studentenzahlen auf über 150.000 anwachsen.
    Dann, so Fischer,
    würde zwar wegen schwächerer Geburtenjahrgänge die Zahl der Erstinskribenten nicht weiter steigen, wohl aber, wenn auch geringer als bisher, die Gesamtzahl.
    Was dem Problem Akademikerarbeitslosigkeit mehr Bedeutung verschaffen dürfte.
    Wissenschaftsminister Fischer weist zwar darauf hin, dass derzeit die Akademikerarbeitslosigkeit mit circa 2% gegenüber der allgemeinen Arbeitslosenrate von 4,5% unterdurchschnittlich sei,
    doch man werde sich dem Problem stellen müssen.
    Als wichtige Gesetzesanliegen, die teils in naher, teils in fernerer Zukunft zur Verwirklichung anstehen, nannte Fischer das Studienförderungsgesetz, es soll ja schon nächste Woche im Nationalrat beschlossen werden, das Studentenheimgesetz, das Studienberechtigungsgesetz, das den Zugang zur Universität ohne Reifeprüfung regeln soll und anderes mehr.
    Eine Novellierung des Universitätsorganisationsgesetzes hat für Fischer derzeit keine Priorität.
    Fischer wurde im Zuge der Pressekonferenz auch als stellvertretender SPÖ-Vorsitzender zu den Problemen der nach verschiedenen Meldungen von der Einstellung bedrohten Arbeiterzeitung befragt.
    Das sozialistische Zentralorgan hat ja ein Defizit von über 50 Millionen Schilling und in der SPÖ wurden Stimmen laut, dieses Defizit könne von der Partei nicht länger verkraftet werden.
    In dieser Woche hat es ja parteiintern zahlreiche Gespräche über die Fortführung der Arbeiterzeitung gegeben.
    Fischer meinte heute dazu.
    Die Diskussion in den Gremien der Partei verläuft etwa so,
    dass man wirklich alle, alle Kräfte anspannen wird, um das Fortbestehen dieser traditionsreichen Zeitung zu ermöglichen, dass es unser Ziel sein muss, mehr Deckungsgleichheit zu erreichen zwischen der emotionalen Bindung unserer
    sozialistischen Parteimitglieder und Funktionäre an die Arbeiterzeitung unter tatsächlichen Bereitschaft, sie auch zu kaufen.
    Unbegrenzte Möglichkeiten, eine Zeitung zu halten, hat eine Partei natürlich nicht.
    So wie die Deutsche Partei nicht und so wie viele andere Parteien.
    Aber ich bin heute doch deutlich optimistischer als vor
    zwei, drei Wochen.
    Und insofern hat der Peter Schieder mit seinem Baukenschlag im Fernsehen doch etwas erreicht und in Gang gebracht.
    Und damit gebe ich zurück ans Studio des Mittagschanals.
    Heinz Fischer deutet also an, doch noch Hoffnungen für die AZ, zwei Minuten nach dreiviertel eins ist es jetzt.
    Die Diskussion, um die erst seit einigen Jahren aufgetretene und zum Teil noch immer geheimnisumwiderte Krankheit AIDS, ist wieder neu aufgeflammt.
    Ein rapides Anwachsen der Krankheitsfälle ist daran schuld, vor allem in den USA, aber auch bei uns in Österreich hat es Aufregung gegeben, als bekannt wurde, dass erstmals ein Baby an AIDS erkrankt ist, schon infiziert im Mutterleib.
    AIDS wird durch einen sogenannten HTLC3 genannten Virus ausgelöst, der zerstört das Immunsystem im menschlichen Körper.
    Die Erkrankungen können dann vielfältig sein, Gehirnhautentzündungen oder Lungenentzündungen sind häufig.
    Der Körper hat dagegen einfach keine Abwehrstoffe mehr.
    Alle Bemühungen, einen Impfstoff gegen diese Krankheit herzustellen, verliefen bisher erfolglos.
    In Amerika gibt es aber bereits Entwicklungen, die gewisse Hoffnungen zulassen.
    In Österreich versucht man derzeit, die Übertragung des Aids-Virus durch Blut weitestgehend auszuschalten.
    Darüber berichtet Jürgen Jungwirth.
    Besonders groß ist die Angst vor Aids in den Vereinigten Staaten.
    Mehr als 10.000 Fälle der durch den sogenannten HTLV-3-Virus hervorgerufenen, meist tödlich verlaufenden Krankheit sind ein Grund dafür.
    In ganz Europa wurden bisher 900 Fälle registriert.
    In Österreich bisher 16 und 12 davon verliehen tödlich.
    Nachdem eine Behandlung durch Medikamente oder Impfen bisher erfolglos war, muss man es vorherst anders versuchen.
    Einerseits durch Aufklärung innerhalb der Risikogruppen wie Homosexuellen oder Rauschgiftsüchtigen, zum anderen durch exakte Kontrolle der Blutkonserven und bei Blutabnahmen.
    Die Ärztin Dr. Helga Halbig vom Gesundheitsministerium
    Man kann also jede Konserve auf das Freisein von Antikörpern gegen dieses Virus, das eben Aids verursachen kann, prüfen.
    Man kann also das ausschließen.
    Man kann die Blutprodukte auch herstellen aus Ausgangsmaterial, das eben auch frei von diesen Erregern ist.
    Man kann entsprechende Produktionsprozesse noch verwenden, um die Sicherheit zu garantieren und man kann das Endprodukt testen.
    Werden solche Untersuchungen in Österreich jetzt schon vorgenommen?
    Solche Untersuchungen werden in Österreich jetzt schon vorgenommen und es ist also vorgesehen, dass ab 1.
    Jänner nächsten Jahres solche Untersuchungen lückenlos bei allen Blutkonserven, bei allen Blutprodukten durchgeführt werden.
    Kann das Spenderblut relativ problemlos auf bekannte Krankheitserreger wie Hepatitis B-Viren untersucht werden, ist das beim E-Zerreger bedeutend schwieriger.
    Dr. Helga Halbig.
    Dem Blutspender wird bei der Abnahme mal die Konserve abgenommen und dann noch Blut zur Untersuchung.
    Und da wird eben jetzt in nächster Zeit also noch die Untersuchung auf HTLV-3-Viren angeschlossen.
    Zum Teil ist das schon im Laufen, zum Teil ist es erst im Ausbau.
    Diese Untersuchung teilt sich in zwei Schritte auf.
    Es gibt einmal eine Untersuchung, also ein Screening, eine Massenuntersuchung, wo man also einmal nur grob feststellen kann, positiv, fraglich positiv, negativ.
    Und die fraglich positiven und positiven Befunde müssen dann in einem weiteren Untersuchungsschritt bestätigt werden.
    Das ist ein sehr kompliziertes Verfahren, aber das ist eben nötig, um das Untersuchungsergebnis eindeutig festzustellen.
    Probleme vor allem menschlicher Natur gibt es, wenn bei der Blutkontrolle tatsächlich AIDS-auslösende Viren festgestellt werden.
    Das ist eben die Frage der Umgang mit dem Befund, ich habe jetzt Antikörper gegen dieses Virus in meinem Blut, wie gehe ich damit um?
    Da ist es eben nötig, dass man die Leute, die diesen Befund haben, berät.
    Dass man ihnen sagt, wie sie sich verhalten sollen, um die Chancen möglichst gering zu halten, wirklich an Aids zu erkranken.
    Und vor allem, es muss nicht jeder, der diesen Befund hat, zu irgendeinem späteren Zeitpunkt auch wirklich an Aids erkranken.
    Der Prozentsatz ist relativ gering.
    Eine Nachricht aus den Vereinigten Staaten lässt jetzt leichte Hoffnung aufkommen.
    Man entwickelt derzeit auf Basis der Gentechnik einen Impfstoff, von dem man sich eine erfolgreiche Bekämpfung von Aids erwartet.
    Etwa Ende dieses Jahrzehnts, so hofft man, könnte dieser Impfstoff eingesetzt werden.
    Jürgen Jungwirth hat berichtet.
    Auf Beschluss des Europarates wurde der 21.
    Juni, heute also der Tag des Sommerbeginns, zum Europäischen Tag der Musik erklärt.
    Mit musikalischen Veranstaltungen aller Art wird dieser Tag heute in verschiedenen Ländern Europas gefeiert und auch Österreich hat sich dieser Initiative angeschlossen.
    Anlass diesen Tag, der seit 1982 in Frankreich gefeiert wird, europaweit zu deklarieren, ist das in diesem Jahr begangene Europäische Jahr der Musik und das von der UNESCO ausgerufene Jahr der Jugend.
    In mehreren österreichischen Städten wird es also heute Konzerte von Berufs- und auch Amateurmusikern geben.
    Das österreichische Fernsehen beteiligt sich an einer international gestalteten und international ausgestrahlten Sommernacht der Musik.
    Maria Renhofer fasst die gesamten Aktivitäten im folgenden Beitrag zusammen.
    Die Wiener Sängerknaben und die Opernsänger Hildegard Behrens und Francisco Arraiza werden Österreichs Beitrag sein, wenn heute Abend mit einer Starnacht der Musik der Sommerbeginn gefeiert wird.
    Die Fernsehproduktion, die von sechs europäischen Ländern live gestaltet wird, präsentiert Musik von Barock bis Jazz, unter anderem mit Lorin Marzell, dem Europäischen Jugendorchester, mit Live-Auftritten der Superstars Luciano Pavarotti und José Carreras.
    Anlass ist der vom Europarat für den Tag des Sommerbeginns deklarierte Europäische Tag der Musik.
    Die Initiative dazu ging von den Franzosen aus, die diesen Tag schon seit 1982 mit organisierten und spontanen musikalischen Aktionen von Berufs- und Laienmusikern feiern.
    Inzwischen haben sich andere westeuropäische Länder wie Griechenland, Belgien, Italien und Portugal angeschlossen und auch in Österreich gibt es Ansätze, diesen Tag der Musik mit zu feiern.
    Offizieller Auftakt war heute Vormittag ein Besuch des Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger in der Wiener Musikhochschule.
    Ich habe diese Benennung dieses Tages als Tag der Musik, als europäischen Tag der Musik, sehr geschätzt deswegen, weil ich glaube, dass damit einmal eine europäische Kulturinitiative Wirklichkeit wird, die uns darauf hinweist, dass neben den vielen trennenden
    dass die Nationen Europas vielfach spüren, dass es hier auch vieles Gemeinsames gibt.
    Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Europäische Tag der Musik auch Auswirkungen über jene Staaten hinaus hat, für die dieser Tag von dem Europäischen Parlament, von der Versammlung des Europarates erklärt wurde.
    Der Sinn dieses Europäischen Tages der Musik liegt ja vor allem darin, das schöpferische Musizieren die Freude an der Musik zu wecken.
    Und in Frankreich etwa manifestierte sich diese Freude in den letzten Jahren in spontanen Straßenkonzerten, bei denen weniger auf die Qualität als auf den Spaß wertgelegt wird.
    Aber auch bei uns gibt es wieder Tendenzen, die Musik nicht nur zu konsumieren, wie Bundespräsident Kirchschläger betonte.
    Wir sind in Österreich ja glücklicherweise in der guten Situation, dass das Musizieren Land auf Land abzunimmt.
    Die Musikkapellen bekommen Nachwuchs.
    Es ist eine Freude, wenn man zu Festen in Österreichs Märkte, Gemeinden und Städte fährt, wie viele junge Menschen Musik betreiben.
    Es ist schön zu erleben, dass auch die Hausmusik wieder stärker in den Vordergrund tritt.
    Mir scheint, dass dies eine sehr gute Entwicklung ist, weil sie ja nicht nur eine musikalische, sondern eine gesellschaftliche Entwicklung ist.
    Wenn junge Menschen musizieren, dann ist ihnen nicht fad.
    Und ich sage immer, das Fadsein ist eine der größten Krankheiten und der ärgsten Krankheiten, die jungen Menschen befallen können.
    Die offiziellen Stellen in Österreich hielten sich sehr zurück, Programmpunkte zu organisieren.
    Die Anregung, den Tag der Musik mitzufeiern, wurde jedoch von einer Reihe größerer und kleinerer Gemeinden aufgegriffen, die in ihrem Bereich Konzerte verschiedenster Art, von der Blasmusik bis zu Solo-Auftritten von Liedermachern, veranstalten.
    In Linz zum Beispiel gibt es am Nachmittag ab 14 Uhr ein Programm mit Schulchörern und von Schülern gestalteten Szenen aus dem Erfolgsmusical Cats.
    Wien, das zwischen Festwochen und musikalischem Sommer kein zusätzliches Programm gestalten konnte, bietet immerhin ein Militärmusikkonzert im Arkadenhof des Rathauses und eine öffentlich und bei freiem Eintritt zugängliche Probe von Verdi's Requiem heute Abend im Wiener Konzerthaus.
    Maria Rennhofer berichtete über den Tag der Musik und was zu diesem Thema in Österreich passiert.
    Drei vor eins.
    Jetzt gibt es noch einmal zum Abschluss der Sendung Nachrichten.
    Nahe Osten.
    In der Geiseler Fähre in Beirut ist in den vergangenen Stunden keine Änderung eingetreten.
    Nach Korrespondentenberichten denkt Israel nicht daran, die Forderung der Entführer der amerikanischen Passagiermaschine zu erfüllen und rund 700 Schiiten freizulassen.
    Mehrere Regierungsmitglieder wiesen auf die angespannten Beziehungen zu den USA hin.
    Über die verschiedenen Vermittlungsversuche ist bisher nichts bekannt geworden.
    Ein Sprecher der Geiseln hat gestern am späten Abend in einer Pressekonferenz auf dem Barutter Flughafen an Präsident Reagan appelliert, Israel um die Freilassung der 700 festgehaltenen Schiiten zu ersuchen.
    Außerdem forderte er Reagan auf, jeden gewaltsamen Versuch zu unterlassen, die Geiseln zu befreien.
    Schweiz Als Folge der Tragödie im Brüsseler Heyselstadion hat der Europäische Fussballverband weitere Sanktionen gegen Liverpool und Juventus Turin, die beiden Finalgegner, sowie gegen den Belgischen Fussballverband beschlossen.
    Liverpool wird für zusätzlich drei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.
    Diese Sanktion tritt erst in Kraft, wenn die über englische Vereine verhängte Sperre auf unbestimmte Zeit aufgehoben wird.
    Juventus Turin muss die beiden nächsten Heimspiele in europäischen Wettbewerben ohne Publikum austragen.
    In belgischen Stadien darf in den nächsten zehn Jahren kein Endspiel der europäischen Fußballwettbewerbe mehr stattfinden.
    Österreich.
    Der SPÖ-Vorsitzende Bundeskanzler Fritz Sinowatz hat anlässlich des Todes des früheren schwedischen Ministerpräsidenten Tage Erlander dessen besondere Verdienste um die Sozialdemokratie gewürdigt.
    Zugleich hat Sinowatz auf die engen Beziehungen zwischen Österreich und Schweden und den sozialdemokratischen Bewegungen beider Länder hingewiesen.
    Tage Erlander ist heute früh in einem Krankenhaus in Stockholm im Alter von 84 Jahren gestorben.
    Er gilt als der Vater des schwedischen Wohlfahrtsstaats.
    In der niederösterreichischen SPÖ steht ein Führungswechsel bevor.
    Landesrat Ernst Höger wird voraussichtlich die Nachfolge des stellvertretenden Landeshauptmanns und Landesvorsitzenden der SPÖ Leopold Gründzweig antreten.
    Der Landesparteivorstand der SPÖ hat heute einen entsprechenden Antrag an den Landesparteitag beschlossen.
    Die Funktionen des stellvertretenden Landeshauptmanns und des Landesparteivorsitzenden bleiben damit in einer Hand.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Im Westen und Südwesten sonnig, sonst veränderlich örtlich noch Regenschauer.
    Später Wetterbesserung, Nachmittagstemperaturen 14 bis 21 Grad.
    Das war das Mittagschanal vom 21.
    Juni 1985.
    Louis Glück dankt im Namen aller Mitarbeiter fürs Zuhören.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf das Wetter zum Wochenende
    Mitwirkende: Kress, Christoph [Gestaltung] , Glück, Luis [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zusammenfassung Geiselappell
    Mitwirkende: Bachmair, Udo [Sprecher/in]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verstimmung Israel / USA im Zusammenhang mit Geiselaffäre
    Mitwirkende: Korth, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Ort: Tel Aviv [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktueller Bericht aus Beirut
    Mitwirkende: Benedict, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Ort: Beirut [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weiter Ermittlungen zu Bombenanschlag Flughafen Frankfurt
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UNO-Bevölkerungsprognose: dramatischer Frauenüberschuß
    Mitwirkende: Lorenz, Marion [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Ort: Genf [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Diskussion über neue Formen der Arbeitsentlohnung ( Grundeinkommen )
    Einblendung: Experte Schaff, Sozialminister Dallinger
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Schaff, Adam [Interviewte/r] , Dallinger, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Staatssekretärin Dohnal legt Frauenbericht vor
    Einblendung: Frauenstaatssekretärin Dohnal
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Dohnal, Johanna [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wissenschaftsministerium präsentiert Arbeitsbericht 1984
    Einblendung: Wissenschaftsminister Fischer
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Blutspender werden in Österreich auf mögliche AIDS-Erkrankung untersucht
    Einblendung: Gesundheits-Ministeriumsvertreterin Halbich
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Halbich, Helga [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Tag der Musik in Österreich
    Einblendung: Musikausschnitte, Bundespräsident Kirchschläger
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.06.21
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.06.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850621_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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