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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Zu einer Stunde Information im Samstag-Mittag-Journal begrüßt Sie, Udo Bachmeier.
Guten Tag, meine Damen und Herren.
Zum geplanten Programm.
Sie hören, Bundespräsident Waldheim aus Anlass der Welser Messeeröffnung erforderte mehr Selbstvertrauen Österreichs.
Sie hören ein Gespräch mit dem neuen ÖAAB-Chef Lichal.
Aus dem Ausland einen aktuellen Bericht über den Papstbesuch in Chile, eine Vorschau auf die morgigen hessischen Landtagswahlen sowie auf die Schweizer Volksabstimmung über die Verschärfung des Asylrechts.
Im Journal zu Gast ist heute der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek.
Der Beitrag unserer Kulturredaktion befasst sich heute mit dem zunehmenden Problem der Restaurierung von Kunstbauten.
Wir beginnen mit den Nachrichten.
Josef Schweizer hat sie zusammengestellt.
Es liest Maria Piffl.
Chile.
Während einer Versöhnungsmesse in Santiago ist es gestern Abend zu den bisher schwersten Ausschreitungen seit Beginn des Papstbesuches in Chile gekommen.
Lokale Rundfunksender meldeten, bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten seien 600 Menschen verletzt worden.
Jugendliche hatten Parolen gegen die Militärregierung gerufen und die Sicherheitskräfte mit Steinen beworfen.
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Traininggas ein.
Ungeachtet der Unruhen las der Papst die Messe weiter und rief zum Gewaltverzicht auf.
Zum Schutz gegen das Tränengas mussten die Priester ihr Gesicht mit Taschentüchern bedecken.
Später traf Johannes Paul mit Vertretern von Oppositionsparteien zusammen.
Seit gestern sind oppositionelle Gruppierungen durch ein Gesetz wieder mit Einschränkungen zugelassen.
Argentinien.
Eine Woche vor dem geplanten Besuch des Papstes in Argentinien ist es in Buenos Aires zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und Gegnern des Papstbesuches gekommen.
Mindestens 50 Menschen sollen festgenommen worden sein.
Österreich.
Bundespräsident Waldheim hat heute bei der Eröffnung der Welsermesse kritisiert, dass Bemühungen um einen wirtschaftlichen Strukturwandel von innenpolitischen Auseinandersetzungen belastet werden.
Waldheim sagte, die Regierung müsse ihr geplantes Reformwerk verwirklichen, dann wären die Voraussetzungen für die Gesundung der Wirtschaft und den für den Weg nach Europa geschaffen.
Beim Bundestag des ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbundes in Eisenstadt hat der scheidende Obmann Herbert Kohlmeier heftige Angriffe gegen die Sozialisten gerichtet.
Kohlmeier sagte wörtlich, dieser Staat sei verschlampt und verdorben worden, weil man den verhängnisvollen Weg einer Gefälligkeitsideologie der Pflichtlosigkeit herbeigehen wolle.
Es sei zu einer Aufdürrung von unerfüllten Ansprüchen, gebrochenen Versprechungen und durchsichtigen Ausreden gekommen.
Auf der Tagesordnung steht ferner die Bestellung eines neuen ÖAAB-Obmannes.
Zum Nachfolger von Kohlmeier ist Verteidigungsminister Robert Lichal designiert.
Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner hat seine Forderung nach einer generellen Maut auf Österreichs Autobahnen bekräftigt.
Wagner kündigte an, sollte die Absicht der Regierung nicht durchgezogen werden, so werde Kärnten auf eine Abschaffung der Maut an den Einzugsstraßen in das Bundesland drängen.
Unterrichtsministerin Hilde Havlicek hat die Kritik des Katholischen Familienverbandes an einem Unterrichtsbehelf zur AIDS-Aufklärung zurückgewiesen.
Frau Havlicek betonte, bei allem Respekt vor religiösen Überzeugungen dürfe man nie vergessen, dass die zentrale Sorge die Gesundheit der Kinder betreffen müsse.
Libanon.
Ein neuer Versuch, das palästinensische Flüchtlingslager Shatila im Süden von Beirut mit Nahrungsmitteln zu beliefern, ist gescheitert.
Ein mit drei Tonnen Lebensmitteln beladener LKW wurde von einer Rakete getroffen und brannte völlig aus.
Es wäre die erste Hilfsgüterlieferung seit Ende Februar und der zweite Lebensmitteltransport seit Beginn der Belagerung von Shatila durch die schiitische Amal-Miliz vor fast fünf Monaten gewesen.
Die arabischen Staaten haben angekündigt, in den kommenden Tagen große Mengen von Nahrungsmitteln in die Palästinenser Lager zu schicken.
Portugal
Durch ein Misstrauensvotum haben die drei Linksparteien die Minderheitsregierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Kavakos Silva gestern Abend gestürzt.
Die Opposition kritisierte in erster Linie die Wirtschaftspolitik der Regierung.
Staatspräsident Mario Soares kann nun nach den Bestimmungen der Verfassung entweder einen Politiker mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen oder neue Wahlen ausrufen.
Bundesrepublik Deutschland.
Die DDR und die Tschechoslowakei haben Bonn vorgeschlagen, eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa zu errichten.
Regierungssprecher Friedhelm Ost teilte mit, Bundeskanzler Kohl werde zu gegebener Zeit auf entsprechende Schreiben von DDR-Staatschef Erich Honecker sowie der Führung in Prag antworten.
Die Ostbürgstaaten wollen vorerst einen 150 Kilometer breiten, kernwaffenfreien Korridor beiderseits der Grenzen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR sowie der CSSR errichten.
Später dann soll die Zone auf ganz Mitteleuropa ausgedient werden.
USA, Sowjetunion.
Außenminister George Shultz wird ungeachtet der Spionage-Affäre um die amerikanische Botschaft zu den in einer Woche geplanten Gesprächen nach Moskau reisen.
Shultz wird aber Telefongespräche mit Washington voraussichtlich aus einem Wohnmobil führen, weil das Botschaftsgebäude derzeit als nicht abhörsicher gilt.
Das Wohnmobil wird eigens aus den USA eingeflogen und soll im Hof der Botschaft aufgesteckt werden.
In die Spionageaffäre sind nach neuen Erkenntnissen möglicherweise mehr als die bisher verdächtigten Marineinfanteristen verwickelt.
Das Ausmaß des Skandals wird auf Fehler bei der Koordinierung jener Stellen zurückgeführt, die für die Sicherheit der Botschaft verantwortlich sind.
USA.
Die Vereinigten Staaten haben angeblich in China Geräte installiert, mit denen sowjetische Atomtests überwacht werden können.
Nach einer Meldung der New York Times ermöglichen es die Apparaturen, die Sprengkraft kleinerer Nuklearversuche zu bestimmen und die Tests von Erdbeben zu unterscheiden.
Die Geräte sollen ein Ergebnis der chinesisch-amerikanischen Zusammenarbeit in der Erdbebenforschung sein.
Italien.
In Messina auf Sizilien ist ein Massenprozess gegen Mafiamitglieder zu Ende gegangen.
Es wurden 65 Schuldsprüche und 180 Freisprüche gefällt.
Die längsten Gefängnisstrafen erhielten die drei mutmaßlichen Paten der Mafia von Messina.
Die Anklage hatte sich hauptsächlich auf Aussagen eines geständigen Mafioso gestützt.
Während des einjährigen Prozesses kam es zu einer Serie gewaltsamer Todesfälle.
Ein Anwalt und fünf aus der Untersuchungshaft entlassene Mafia-Mitglieder wurden ermordet.
Nun zur Wetterlage.
Die zum Biskaya tiefgehörende Störungszone überquert in der kommenden Nacht den Ostalpenraum.
Nach ihrem Durchzug bleibt Österreich weiterhin in einer milden Südwestströmung.
Die Aussichten bis morgen früh.
Im Westen und teilweise im Süden reichlich bewölkt und vor allem im Süden zeitweise Regen.
Im übrigen Bundesgebiet heiter bis wolkig.
Im weiteren Tagesverlauf auch hier Bewölkungszunahme.
Nachfolgend regional Regen.
Mäßiger bis lebhafter Wind aus Südost bis Südwest.
Nachmittagstemperaturen 10 bis 17 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 2 bis 9 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag.
Im Westen und Südwesten aufgelockerte bis starke Bewölkung und zeitweise Regenschauer.
Im übrigen Bundesgebiet heiter bis wolkig und im späteren Tagesverlauf lokal Regenschauer.
Tageshöchsttemperaturen 11 bis 17 Grad.
Noch eine Vorschau auf Montag.
Im Westen und Südwesten zum Teil stark bewölkt und regional Regen, sonst heiter bis wolkig.
Sehr mild.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien heiter 16 Grad, Ostwind mit 20 Kilometern pro Stunde, Eisenstadt wolkenlos 15 Grad, Ost 35, St.
Pölten stark bewölkt 9 Grad, Nordostwind mit 10 Kilometern pro Stunde, Linz stark bewölkt 9 Grad, Ost 25, Salzburg bedeckt 15 Grad, Innsbruck bedeckt 16 Grad, Ostwind mit 25 Kilometern pro Stunde, Spitzen bis 65, Bregenz bedeckt 16 Grad,
Graz bedeckt 13 Grad, Südwind mit 20 Kilometern pro Stunde und Klagenfurt bedeckt bei 8 Grad.
12.10 Uhr zur Papstvisite in Chile überschattet von Massendemonstrationen und brutalem Polizeieinsatz.
So ist etwa eine Gruppe von wohnungslosen Chilenern, die den Papstbesuch zur Besetzung von Grundstücken bei Santiago ausnützen wollten, von Polizei- und Truppeneinheiten unter dem Einsatz von Schusswaffen vertrieben worden, die Folge ein Toter und zahlreiche Verletzte.
Zuvor auf einem Treffen mit 600.000 Menschen in den armen Vierteln der Stadt
hörte der Papst neuerlich schwere Vorwürfe gegen die Gewaltanwendung des Regimes.
Johannes Paul wiederholte auch hier seine Mahnung an die kirchlichen Basisgemeinschaften, sich nicht mit Parteien und Ideologien zu identifizieren.
Auch wenn der Papst seine Betroffenheit ausdrückte, vor allem über den unglaublichen Gegensatz von Massenarmut und Reichtum weniger, so befürchten viele der Armen und Entrechteten, dass ihre Hilfeschreie ohne konkretes Ergebnis bleiben, ohne eindeutige Aussage des Papstes gegen Pinochet allzu schnell verhallen könnten.
Die Salzburger Nachrichten schreiben etwa, hier ein Papst, der Menschenwürde, Liberalität und Gerechtigkeit predigt, daneben ein Tyrann, der jeden Sonntag zur Messe geht, doch foltern und morden lässt.
Und weiter in dem Blatt, die Kirche setzt sich zumindest argen Missverständnissen aus, wenn ihr Oberhaupt gemeinsam mit einem Tyrannen betet, statt diesen im Namen Gottes und der Menschenrechte zu exkommunizieren.
Zuletzt gestern Abend während eines Gottesdienstes wurden bei Zusammenstößen 600 Menschen verletzt.
Gewalt soll dabei auch von Demonstranten ausgegangen sein.
Aus Chile ein aktueller Bericht von Antonia Rados.
In diesen Stunden verlässt Johannes Paul II.
die chilenische Hauptstadt.
Seine Reise führt ihn nun in die ruhigeren Provinzen des Landes.
Bei seinem bisherigen Aufenthalt hat der Heilige Vater allerdings die Realität dieses Landes schon ganz hautnah erleben können.
Er freute sich einerseits über die zehntausenden Gläubigen, die seine Wege säumten.
Er konnte aber auf der anderen Seite auch die Probleme nicht übersehen.
Zumindest seit gestern nicht.
Seine große Abschlussveranstaltung im Higgens Park verließen nämlich hunderte, es werden Zahlen bis zu 600 genannt, hunderte Menschen verletzt.
Eine Journalistin trafen die Kugeln der Carabineros so schwer, dass sie erst jetzt außer Lebensgefahr ist.
In dem allgemeinen Chaos kann und will niemand nun die Täter der Gewalt nennen.
Sicher ist, dass eine Gruppe von regimfeindlichen Demonstranten die Unruhe mit Schreien und Steinen ausgelöst hat.
Sicher ist auch, dass die wartenden Soldaten und Karabinieros ihre Wasserwerfer, ihr Tränengas schnell und brutal einsetzten.
Und das fast vor den Augen des Papstes.
Hermann Correa, Vertreter des MDP, der linken Sammelorganisation, den Johannes Paul II.
gestern zusammen mit oppositionellen Politikern empfangen hat, verurteilte seinerseits die Demonstranten.
Manch ein anderer spricht offen von einer organisierten Provokation des Regimes.
Joaquín Navarro, Pressemann des Heiligen Vaters, lobte seinerseits indirekt die gute Organisation der Carabinieros, sonst wäre nämlich Schlimmeres passiert.
Nach Meinung vieler Chilenen waren die Tage des Papst Besuches in dieser Hinsicht außerordentlich.
Die Sicherheitskräfte hielten sich fast im Zahn.
Die Kontrollen waren streng, aber umgänglich.
Die Wasserkanonen immer präsent, aber unauffällig.
Nun ist der Papst weg.
Die Mehrheit der Pressevertreter ebenfalls.
Warten Sie nur, sagte ein Chilene.
Warten Sie nur, wie die Diktatur nun zu backen wird.
Berichterstatterin war Antonia Rados.
Morgen wird im deutschen Bundesland Hessen gewählt.
Rund 4,2 Millionen Bürger sind zu dieser auch in Bonn mit Spannung erwarteten Landtagswahl aufgerufen.
Die Ausgangslage, die SPD und die Grünen hatten bisher zusammen 52 Prozent der Stimmen und gingen erstmals in der Bundesrepublik Deutschland eine rot-grüne Ehe ein.
CDU und FDP konnten bei der letzten Wahl etwa 47 Prozent auf sich vereinigen.
Sie wollen im Falle einer gemeinsamen Mehrheit
die Regierung übernehmen.
Morgen werden die Karten jedenfalls neu gemischt.
Bei regulärem Verlauf der Legislaturperiode hätte die Landtagswahl in Hessen erst im September dieses Jahres stattfinden sollen.
Doch das rot-grüne Bündnis ging vorzeitig in Brüche, nachdem man sich innerhalb der Regierung nicht über die weitere Genehmigung hessischer Nuklearbetriebe hatte einigen können.
Eine Vorschau auf die morgige Landtagswahl in Hessen von Markus Peter.
Alle landespolitischen Sachfragen von der Gesamtschule über Verkehrspolitik, Chemiepolitik, Abfallbeseitigung bis hin zur Agrarpolitik wurden von einem einzigen Thema überschattet, der Atompolitik.
Die Grünen gingen forsch voran mit ihrer Forderung nach dem Ausstieg aus der Atomindustrie, vor allem aber aus der Plutoniumwirtschaft.
Die hessischen Sozialdemokraten wollten sich in der Koalition nicht vom Juniorpartner erpressen lassen.
Aber jetzt, da die Karten neu gemischt werden, folgen sie bedächtig und in sozialer Verantwortung den Grünen.
Auch sie wollen sich nicht mehr auf das Abenteuer der Plutonium-Großtechnologie einlassen.
Und diese Gemeinsamkeit soll Basis sein, um auf dem Scherbenhaufen der ersten rot-grünen Koalition ein neuerliches Bündnis zu bauen.
Wenn der Wähler das morgen möglich machen sollte.
Auf der anderen Seite stehen die Christdemokraten und die Liberalen.
Sie sind davon überzeugt, dass ein Ausstieg aus der atomaren Hochtechnologie der Anfang vom Ende einer modernen, zukunftsorientierten Industriegesellschaft wäre.
Und schließlich die Kandidaten.
Nachdem der alte sozialdemokratische Haudegen Holger Börner das Handtuch geworfen hat, tritt jetzt Hans Krollmann für die SPD an.
Er ist auf den ersten Blick eher ein unscheinbarer, farbloser und ein wenig hölzerner Kandidat.
Doch er scheint von vielen unterschätzt zu werden.
Er hat langjährige Regierungserfahrung und weiß durch sachliche Kompetenz zu überzeugen.
Ein mitreißender Wahlkampfredner ist Hans Krollmann allerdings nicht.
Ein Thema hat diesen Wahlkampf beherrscht, Alkem und die Plutonium-Technik.
Die Plutonium-Technik war vor 10 bis 20 Jahren für viele in der Bundesrepublik die große energiewirtschaftliche Zukunftshoffnung.
Alle damals im Bundestag vertretenen Parteien gingen davon aus, dass so das Energieproblem zu lösen sei.
Inzwischen wissen wir, dass es die befürchtete Energieknappheit nicht gibt und dass die Plutoniumtechnik noch nicht einmal wirtschaftlich ist.
Und wir wollen Schluss machen mit dieser Technik, die wir einmal politisch gewollt haben.
Wir haben erkannt, dass dies ein Fehler war.
Und wenn man ein Irrtum erkannt hat, dann muss man ihn korrigieren.
Ich halte dies nicht für ein Zeichen von Schwäche, sondern ich halte es für Stärke, lernfähig zu sein und korrekturfähig.
Hans Krollmanns Kontrahent ist Walter Wallmann.
Vom erfolgreichen Frankfurter Oberbürgermeister ist er zum nach Tschernobyl Umweltminister in Bonn avanciert.
Jetzt will er wieder zurück nach Hessen als Ministerpräsident.
Ob das die Hessen akzeptieren, ist in den letzten Tagen immer öfter in Zweifel gezogen worden.
Als Bonner Minister hat Wallmann ohne Not auch noch den Atomwahlkampf in Hessen angeheizt, indem er weitere Genehmigungen für die Plutoniumfabrik Alkem durchzusetzen versuchte.
Sein Stil ist kämpferisch und seine Reden nicht ohne Polemik.
Wir wollen Schluss machen mit diesem rot-grünen Pakt.
Wir wollen Schluss machen
mit jener Verweigerungspolitik, die zum Schaden unseres Landes geworden ist.
Nicht aussteigen, einsteigen, einsteigen in mehr Verantwortung, in mehr Sicherheit, Sorge tragen, dass die Menschen nicht enttäuscht sind von modernen, postsektischen Anlagen.
Wallmann oder Krollmann, wer nächster hessischer Ministerpräsident sein wird, soll sich morgen entscheiden.
Doch dieser Urnengang hat Bedeutung weit über Hessen hinaus.
Zum ersten Mal stimmt nämlich der Wähler über eine rot-grüne Koalition direkt ab.
Und dieses Votum wird, wie immer es auch ausfällt, Signalwirkung haben.
Morgen also Landtagswahl in Hessen.
Auch die Schweizer werden an die Wahlurnen gerufen.
Morgen finden gleich zwei Volksabstimmungen statt.
Bei der einen geht es um Militärausgaben.
Die Sozialdemokraten wollen erreichen, dass angesichts einer Reihe von Skandalen der vergangenen Jahre im Rüstungsbereich Kredite für die Armee einer Volksentscheidung unterworfen werden.
Die andere morgige Volksabstimmung ist von besonderem Interesse vor allem für die Asylsuchenden, von denen es rund 10.000 jährlich gibt.
Die Eidgenossen sollen darüber abstimmen, ob das Asylrecht verschärft werden soll oder nicht.
Eine intensive politische Debatte kennzeichnete das Vorfeld des morgigen Referendums in unserem westlichen Nachbarland.
Von dort meldet sich Hans-Peter Trütsch.
In der Schweiz erhält Asyl, wer an Leib und Leben gefährdet ist, so steht es geschrieben im Gesetz aus dem Jahre 1979.
In den 60er und 70er Jahren waren es jährlich rund 1000 Asylbewerber, vorab aus Ostblockstaaten, welche in der Schweiz um Asyl nachsuchten.
Ihnen wurde in aller Regel der Flüchtlingsstatus zuerkannt.
Mit dem weltweiten Flüchtlingselend ist die Zahl der Asylbewerber rasch angestiegen.
1985 stellten rund 10.000 Flüchtlinge einen Asylantrag.
Die Behörden sind heute hoffnungslos überfordert.
Zurzeit stapeln sich mehr als 20.000 unerledigte Asylgesuche bei den zuständigen Amtsstellen.
Asylbewerber warten zum Teil während drei und mehr Jahren auf einen Entscheid.
Die Behörden sprechen von einem Vollzugsnotstand.
Hier soll nun also die Revision des Asylgesetzes, über welche an diesem Wochenende abgestimmt wird, Abhilfe schaffen.
Stimmen die Schweizer Bürger dieser Revision zu, erhalten die Behörden mehr Handlungsfreiheit.
Das Verfahren wird vereinfacht.
Es kann beispielsweise auf eine zweite Befragung des Asylbewerbers verzichtet werden, um der illegalen Einwanderung über die grüne Grenze Einhalt zu gebieten.
Dies eine zweite Revision sollen Asylbewerber künftiger Gesuch an genau bezeichneten Grenzstellen einreichen müssen.
Mit diesen Massnahmen der Vereinfachung des Verfahrens sollen die Asylanträge schneller behandelt werden können.
Negative Asylentscheide und damit die Rückreise ins Herkunftsland oder ein Drittland sollen damit auch rascher durchgesetzt werden können.
Denn wie in anderen europäischen Ländern, auch hier, der Grossteil der heutigen Asylbewerber stammt aus Sri Lanka oder der Türkei.
Viele gelten als Wirtschaftsflüchtlinge und möchten vorab einmal einen Arbeitsplatz in der angeblich so heilen und sicheren Schweiz.
Bis zu 90 Prozent aller Gesuche werden denn heute auch negativ beurteilt.
Wenn Asylbewerber aber drei bis vier Jahre warten müssen, bis ihr Gesuch überhaupt einmal behandelt wird, fällt es natürlich umso schwerer, sie bei einem negativen Entscheid wieder auszuweisen.
Die Diskussion im Vorfeld dieser Abstimmung dreht sich um die Frage, ob denn mit dieser Revision am Flüchtlingsbegriff an sich etwas geändert werde.
Nein, sagen die Befürworter, die Regierung und die drei bürgerlichen Regierungsparteien.
Ja, meinen die Sozialdemokraten.
die Hilfswerke und auch kirchliche Kreise.
Sie sehen in der Revision vorab eine Aushöhlung des schweizerischen Asylrechts.
Man betreibe hier eine Abschreckungspolitik fernab jeder humanitären Tradition.
Die Gegner der Revision haben dann auch innerhalb dreier Monate 50.000 Unterschriften zusammengetragen.
Damit kommt es nun eben zwingend zur Volksabstimmung.
Die Gegner der Revision und damit die Befürworter einer liberaleren Flüchtlingspolitik sehen in der Vorlage aber auch eine Reaktion auf die innenpolitisch engagierte Diskussion um Flüchtlingsprobleme ganz generell.
Man wolle mit einer Verschärfung des Gesetzes den Rechts- und Überfremdungsparteien den Wind aus den Segen nehmen, sagen sie.
Flüchtlinge würden nun einfach, so formulierte sein Nationalrat aus dem Referendumskomitee, zum Sündenbock gestempelt.
Wir sagen Nein zu diesen Gesetzesrevisionen, weil die ein paar tausend Flüchtlinge in der Schweiz schon wieder als Sündenböcke anheben müssen für innenpolitische Probleme.
Gesetzesrevisionen sind eine Konzession an die fremdenfeindlichen Kräfte und werden geprägt durch den Abschreckungsgedanken durch neue und komplizierte Hürden und Schikanen.
Mehr Menschlichkeit also keine Abschreckungspolitik.
Dies wäre die Grundlage für eine schweizerische Flüchtlingspolitik, sagen die Gegner dieser Revision.
Die Diskussion im Vorfeld dieser Abstimmung verlief in beiden Lagern recht engagiert und zum Teil auch sehr emotionsgeladen.
Aufgrund der Kräfteverhältnisse im Parlament
und auch der allgemeinen Stimmung im Volk dürfte man an diesem Wochenende aber doch mit einer Ja-Mehrheit rechnen.
Das revidierte Gesetz dürfte wohl im Sinne der Regierung angenommen werden.
Am Sonntagabend wissen wir dann mehr.
Hans-Peter Trütsch aus Bern, 12.23 Uhr, zurück nach Österreich.
Bundespräsident Kurt Waldheim hat heute Vormittag die Welser Messe eröffnet.
Für seinen Vorgänger Rudolf Hirschläger gehört es bereits zur Tradition bei der Welser Messe, auch zu aktuellen tagespolitischen Themen Stellung zu nehmen.
Der berühmt gewordene, auf den AKA-Skandal gemünzte Satz von den Sümpfen und den sauren Wiesen, die es gelte, trocken zu legen, ist auch in Wels gefallen.
Bundespräsident Waldheim versucht nun offensichtlich, diese Tradition weiterzuführen.
Heute nahm er zur österreichischen Imagekrise im Ausland Stellung.
Wir sollten überhaupt viel stolzer auf unser Land sein.
viel Stolz auf das, was wir geleistet haben.
Manchmal, wissen Sie, wenn ich so mir anhöre und ansehe, was da in den Medien berichtet wird, man hat das Gefühl, es ist alles schlecht in Österreich.
Und wir gehören zu jenen Ländern, die so ganz am Rande
der Industriewelt stehen, am Rande der entwickelten Welt.
In Wirklichkeit ist es ganz anders.
In Wirklichkeit sind wir eines der schönsten, auch eines der stabilsten Länder dieser Erde.
Und ich sage das im Wohlbewusstsein der Kenntnis der Welt, denn ich habe sie gesehen und ich bitte sie daher,
haben wir wieder mehr Selbstvertrauen.
Seien wir stolz auf unser Land.
Es ist ein prachtvolles, schönes Land, das aufgebaut wurde durch diese Österreicherinnen und Österreicher.
Und wir sollten einfach es nicht akzeptieren, dass man dieses Land versucht, jetzt schlecht zu machen.
Und dann ging Waldheim auch noch auf die Krise der verstaatlichen Industrie ein und auf die herrschenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den Koalitionsparteien.
Jeder Strukturwandel ist schwer.
Aber ich weiß, wie sehr die Regierung gerade in diesen Tagen darum ringt, hier einen Ausweg zu finden.
Ich habe es sehr bedauert, dass gerade in dieser Phase
des Überdenkens in dieser Phase wichtige Entscheidungen, die innenpolitische Szene durch eine Reihe von Auseinandersetzungen belastet wurde.
Ich kann nur aufrichtig hoffen, dass diese Auseinandersetzungen zum Stillstand kommen, um der Regierung die Möglichkeit zu geben, in Ruhe an die Lösung dieser Probleme heranzugehen.
Was die neue Bundesregierung in diesen ersten Monaten ihrer Tätigkeit dringend braucht, ist die Möglichkeit, sich auf die großen Themen der österreichischen Wirtschaftspolitik konzentrieren zu können und diese Probleme, wie ich schon sagte, mit der Konsequenz
einer vernünftigen Lösung zuzuführen.
Es wäre eine unverzeihliche Sünde, meine Damen und Herren, wollten wir die Chance vertun, die vor uns liegenden Probleme im Geiste der neuen Zusammenarbeit, die wir endlich gefunden haben, zu bewältigen.
Gelingt es aber, jenes Reformwerk, das sich die Bundesregierung vorgenommen hat, durchzuführen, dann wären damit die Voraussetzungen für die Gesundung unserer Wirtschaft und für den bevorstehenden langen und so lebenswichtigen Weg nach Europa, nach unserem Europa geschaffen.
Bundespräsident Kurt Waldheim bei der Welser Messe.
Mit einem Referat des scheidenden ÖAAB-Obmanns Herbert Kohlmeier, mit der Diskussion über die rund 100 Anträge und mit der Wahl Robert Lichals zum Nachfolger Kohlmeiers wurde der ÖAAB-Bundestag in Eisenstadt fortgesetzt.
In der vormittägigen Diskussion gab es vor allem aus der Steiermark vereinzelt Kritik an der Parteiführung, aber auch an Lichals selbst wegen seiner kompromisslosen Haltung in der Tragenfrage.
Zur Stunde ist die Wahl noch nicht abgeschlossen, doch an der Bestellung Lichals besteht kein Zweifel.
Mit dem künftigen ÖARB-Obmann Lichal führte Fritz Besata das folgende Interview.
Herr Minister Lichal, der Verteidigungsminister wird ÖAB-Obmann.
Ist das nicht aus der Sicht des ÖAB als Interessensgruppe innerhalb der Volkspartei ein bestimmtes Problem der Interessensvertretung?
Möglicherweise hat der ÖAB in Zukunft andere Probleme, als sie im Regierungsübereinkommen niedergeschrieben sind und Sie müssen sie in der Regierung vertreten, dürfen sie aber nicht durchsetzen.
Nun, ich sehe das nicht so, denn warum soll nicht ein Regierungsmitglied Chef einer Teilorganisation sein?
Das haben wir in anderen Bereichen, wenn wir an die Kollegin Fleming denken, bei der Frauenbewegung auch, und wir haben es auf der anderen Seite bei den Sozialisten auch, dass wir einen Parteivorsitzenden Stellvertreter haben, der Innenminister ist.
Also es ist so, dass man als Politiker nicht nur, und diese Gnade habe ich nicht, eine Staatsfunktion ausüben
kann, ohne auch politische Arbeit zu leisten.
Zum anderen ist es richtig, dass sehr viele Probleme auf die Arbeitnehmer zukommen.
Wenn man aber dann Mitglied der Bundesregierung ist, dann ist es vielleicht auch leichter, bei der Willensbildung über die Entscheidungen doch mitwirken zu können, die dann den österreichischen Arbeitnehmern betreffen.
Und so kann ich halt die Interessen des österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes auch schon auf dieser Ebene mit einbringen.
Vorerst in der Partei und dann vielleicht auch in der Regierung.
Nun hat etwa ÖAP-Gereisiger der Herr Heinzinger
Aber auch der scheidende Obmann, Ihr Vorgänger Kohlmeier, gemeint, in Zukunft, jetzt in der Regierungszeit, wird der ÖAB als solches aktiver sein.
Das, was er an Solidarität und Disziplin in der Zeit der Opposition quasi zugunsten der Partei hintangehalten hat, verschiedene Wünsche, das wird jetzt nicht mehr so sein.
Sehen Sie da keine Schwierigkeiten als Minister in der Regierung?
Ich sehe vorläufig noch keine Schwierigkeiten, stimme aber hier der Auffassung von Freund Kohlmeier und Freund Heinzinger zu, dass wir vielleicht einige Standpunkte des ÖAPs in Zukunft akzentuierter setzen müssen.
Das heißt, als politische Teilorganisation der österreichischen Volkspartei haben wir hier auch in der eigenen Partei schon an der Willensbildung mitzuwirken.
Herr Minister, es hatte heute hier in der Diskussion einen direkten persönlichen Angriff, Kritik jedenfalls, aus der Steiermark gegeben in Ihrer Funktion als Verteidigungsminister.
Sie wurden davor gewarnt, den Weg Frischenschlagers weiterzugehen.
Ansonsten hätten Sie alle Hände voll zu tun.
Für mich als Obmann nicht leicht sein, den ÖAB Österreichs zu führen.
Es wird auch für die ÖAB-Funktionäre nicht leicht sein, denn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und die insbesondere auch in der Steiermark gegeben sind, werden unsere Aufmerksamkeit und unsere Arbeit sicher sehr beanspruchen.
Ich glaube doch, dass ich aber auch hier mit den steirischen Freunden, denn sehr viele sind auch der Meinung, dass wir hier gemeinsam einen Weg gehen sollen, um diese Probleme zu lösen.
Sie werden den gegenwärtigen Generalsekretär mit übernehmen.
Der steirische Abgeordnete Heinzinger bleibt auch hier Generalsekretär.
Heinzinger ist nicht zuletzt, weil er Steirer ist, natürlich ein Tragengegner.
Sie sind kein Tragengegner.
Wie wird denn das auf die Arbeit im ÖAB selbst, auf die unmittelbare Arbeit zwischen Ihnen und Heinzinger sich auswirken?
Ich denke, da gibt es kein Problem.
Denn das eine ist ein ganz spezifisches Problem im Bereich der Landesverteidigung.
Wir haben aber unsere Arbeit zu gestalten im Hinblick auf die Problemlösung für die Arbeitnehmer in Österreich.
Scherzhaft gefragt, Sie werden nicht verlangen, dass Heinz einen Tragen auf seinem Schreibtisch stehen hat?
Ja, nicht einmal in Scherz, aber auch nicht im Ernst.
Der neue ÖAB-Obmann, Verteidigungsminister Robert Lichal, auf Fragen von Fritz Besater.
Zwölf Uhr, 31, weiß soeben.
Im Journal zu Gast.
ist heute der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek.
Der fast 76-Jährige stammt ursprünglich aus Wien, nach Palästina kam er schon 1935.
Seit 1965, also seit 22 Jahren, ist Teddy Kollek Bürgermeister von Jerusalem und er denkt gar nicht daran aufzuhören, obwohl die heilige Stadt als eigentlich unregierbar gilt.
Auf engstem Raum leben hier rund 300.000 Juden mit rund 120.000 Arabern zusammen.
Juden, Moslems und Christen erheben Anspruch auf jeweils ihre heilige Stadt.
Orthodoxe und nicht-orthodoxe, religiöse und nicht-religiöse stehen in ständigem Widerspruch zueinander.
Und manchmal kracht es dann eben.
Das war der Fall, als Israel 1980 den 1967 eroberten arabischen Ostteil der Stadt annektierte und Jerusalem zur Hauptstadt Israels machte.
Das ist so, wenn die Ultra-Religiösen am heiligen Samstag darauf bestehen, dass niemand Auto fährt.
Für den Sozialisten Teddy Kolleck gibt es nur eines, was man dem entgegenhalten kann.
Liberalismus und Toleranz, ein Bemühen um die Aussöhnung aller.
Das Gespräch mit Teddy Kolleck, dem Bürgermeister von Jerusalem, hat Brigitte Fuchs geführt.
Teddy Kollig, Sie sind seit 22 Jahren Bürgermeister von Jerusalem.
Sie werden heuer 76 Jahre alt.
Sie haben sich dennoch entschlossen, auch im nächsten Jahr wieder... Nein, ich habe mich auch nicht entschlossen.
Sie dürfen nicht alles glauben, was in den Zeitungen steht.
Nicht nur bereit, ich will alles für die Stadt tun, solange ich es kann.
Ich habe noch anderthalb Jahre Zeit bis zu den Wahlen, also es ist gar nicht so dringend.
Unsere Erfolge hier in Jerusalem sehen sehr schön aus, aber sie sind so dünn wie Papier.
Es ist verhältnismäßig ruhig, wir haben verhältnismäßig gute nachbarliche Beziehungen zwischen den verschiedenen christlichen Gruppen, Abyssinien und Armenien und Griechen und Katholiken und so weiter, zwischen denen und den Israelis und zwischen den Israelis und den Araben.
Es gibt hier und da mal einen Terroranfall, den gibt es sogar in Schwächert.
Also
Das ist viel, viel weniger als man glaubt, obwohl hier alles immer ein bisschen aufgebauscht wird.
Aber im Grunde genommen haben wir keine Lösungen gefunden, auch keine praktischen Lösungen gefunden.
Und die können wir nicht finden ohne die Hilfe des Staates.
Zum Beispiel.
Wir haben nicht genug Schulen gebaut.
Der Staat muss die Schulen bauen und es fehlen uns heute im arabischen Teil 200 Schulklassen.
Auch im jüdischen Teil 200 Schulklassen, aber das ist kein Prozentsatz.
Es gibt nur das eine Beispiel, und ich könnte Ihnen viele solche Beispiele geben.
Aber weil es verhältnismäßig ruhig ist, und weil wir viele Blumen gepflanzt haben, weil die Architektur gut ist, und weil es gute Konzerte gibt oder so, glaubt die Regierung, man kann Jerusalem allein lassen, man muss nichts für Jerusalem tun, und man muss für alle möglichen anderen Plätze tun, denen es schlecht geht.
Das soll man tun.
Deswegen, weil wir nicht die ganze Zeit weinen, muss man uns auch helfen.
Und wenn ich das nicht erreichen kann zum Beispiel und keine ganz klaren Unternehmungen des Staates habe, kann ich das nicht weitermachen.
Denn ich bin da sozusagen ein Feigenblatt und ich will nicht ein Feigenblatt sein.
Was sind denn für Sie die größten Probleme?
Ist es das Zusammenleben der einzelnen Bevölkerungsgruppen?
Ich spreche jetzt von sephardischen Juden, europäischen Juden, religiösen Juden, nicht-religiösen Juden, Arabern, Christen, wie Sie schon erwähnt haben.
Sind das die größten Probleme oder gibt es da noch andere?
Das sind unzweifelhaft die größten Probleme.
Der Staat hat auf unsere Schultern alle möglichen Verpflichtungen gewälzt, die wir ohne seine starke Hilfe, so wenig Geld der Staat hat, nicht lösen können.
Zum Beispiel.
Man hat im Jahre 67, nachdem man die Grenzen von Jerusalem festgesetzt hat, an die Grenzen von Jerusalem, die ziemlich weit sind, alle möglichen neuen Vororte gebaut.
sind für uns eine schreckliche Belastung.
Denn wenn man Wasser und Abflusswasser und Elektrizität und Straßen 10 Kilometer oder 15 Kilometer in alle möglichen Richtungen führen muss und erhalten muss und in all diesen Gegenden versuchen muss, ein gesellschaftliches Leben zu schaffen, ist das eine viel größere Belastung, als wenn das nahebei wäre.
Also einerseits haben wir eine unerhörte Belastung, zweitens haben wir wenig staatliche Hilfe.
Vor allem in den sozialen Gebieten, auf den Beziehungen zwischen den verschiedenen, ganz unterschiedlichen Gruppen in der Bevölkerung, aber auch in geografischer und urbaner Hinsicht.
Gibt es eine Bevölkerungsgruppe, mit denen Sie speziell Probleme haben, die speziell schwierig zu integrieren sind?
Wir wollen niemanden integrieren.
Vielleicht nehmen wir in Wien ein Beispiel.
Ich war in Wien bei den ersten Wahlen nach dem Ersten Weltkrieg.
Ich war ein Kind, aber uns gegenüber gab es eine große Wand mit Wahlplakaten.
Und ich kann mich erinnern, damals im Jahr 1919, an Wahlplakate auf Tschechisch und auf Ungarisch und auf Polnisch und auf Kroatisch und so weiter und so weiter.
Und natürlich auf Deutsch.
Das war eine Zeit, wo Nationalismus nicht so stark war.
Trotzdem dieser Nationalismus stark genug war, um Österreich und Ungarn zu zerbrechen, gab es nicht dieses starke antagonistische Gefühl.
Und deswegen, wenn man heute nach Wien kommt,
Kann man nur im Telefonbuch nach den Namen all diese Mischung sehen.
Aber es ist eine Mischung, die wunderbar gelungen ist.
Es ist kein Gefühl in Wien, dass es extra Kroaten oder extra Ungarn oder extra Tschechen gibt oder ich weiß nicht was.
Hier gibt es im Prinzip keine Integrierung.
Nehmen Sie die Juden extra und die Araber und lassen Sie die allein.
Aber nehmen Sie einmal die Abyssinier, die Äthiopier oder die Griechen oder die Armenier.
Die gibt es seit 1500 Jahren, seit 1900 Jahren.
Und die sind die ganze Zeit Armenier oder Äthiopier oder Griechen geblieben.
Die ersten Armenier kamen hierher, als das armenische Königreich, das erste Königreich war, das christlich geworden ist.
Das war im vierten Jahrhundert.
kamen die hierher, um in der Stadt Christi zu leben.
Und seither sind sie Armenier geblieben, mit ihrer Sprache, mit ihrer Schule, mit ihrem Patriarchen, mit ihrem kleinen Museum, mit ihrer Bibliothek, später mit ihrer kleinen Druckerei.
Die wollten niemals was anderes werden.
Als sie herkamen, hat es hier noch das große römische Reich gegeben.
Und Byzanz hat hier geherrscht.
Die sind nicht Griechen geworden.
Sie sind später nicht Araber geworden.
Sie sind später nicht Türken geworden.
Sie sind nicht Engländer oder Jordanier geworden.
Sie wollen nicht Israel sein.
Sie wollen das bleiben.
Also Integrierung ist überhaupt keine Frage.
Vielleicht gibt es langsam, und das wird auch ein paar Generationen dauern, Integrierung zwischen den Juden, die aus hundert verschiedenen Ecken der Welt hergekommen sind.
Aber es wird nie eine Integrierung zwischen Arabern und Juden oder zwischen Arabern, zwischen Mohammedanern und Christen geben oder zwischen Griechen und Armeniern geben.
Das ist im Prinzip ein Mosaik und nicht ein Gulasch.
Wie würden Sie denn Ihre persönlichen Beziehungen zu den Arabern in Ost-Jerusalem beschreiben?
Wenn Sie über die persönlichen Beziehungen sprechen, sind Sie ausgezeichnet.
Es gab hier vor zwei, drei Tagen einen Unfall.
Ein Auto ist vorbeigefahren an einer Gruppe von Polizisten und hat irgendeinen Explosivstoff oder eine Bombe oder eine Handgranate oder irgendwas geworfen.
Und es sind ein paar verletzt worden, nicht gefährlich, nach einem Tag sind schon alle aus dem Spital heraus.
Aber ich kam dorthin und ich bin dann allein, wie immer, ohne irgendwelche Polizisten oder irgendwelche Bewachung durch die ganze Altstadt gegangen, von einem Geschäft zum anderen.
Jeder hat mich eingeladen, jeder wollte mit mir Kaffee trinken.
Also die persönlichen Beziehungen sind überhaupt kein Problem.
Das Problem sind die offiziellen Beziehungen.
Die Israelis haben gar keinen Grund, die Araber zu lieben.
Die große Mehrheit der Juden in dieser Stadt sind aus islamischen Ländern hierher gekommen, seit 1950.
Auch in denen, in denen sie gut gegangen sind, und es gab einige, wo sie gut gegangen sind, und es gab viele, wo sie unterdrückt waren.
Auch in denen, in denen es gut gegangen ist, waren sie immer besorgt, wer der nächste Herrscher sein wird.
Sie sind zum Beispiel im Iran ausgezeichnet gegangen, bis dann der Schah gefallen ist.
Und dann ist es umgekehrt gewesen.
Also, sie haben
immer Vorurteile oder Angst vor den islamischen Regierungen gehabt.
Und sie identifizieren die Araber hier mit diesen herrschenden Gruppen in den Ländern, von denen sie hergekommen sind.
Also das ist schon einmal ein bestimmtes Vorurteil.
Alle unsere Kriege waren mit Arabern.
Wir haben hier ein gefallenes Denkmal.
Dort sind über 2000 Namen eingraviert von Jerusalemen.
die in diesen verschiedenen Kriegen gefallen sind.
Nehmen Sie da die ganze Familie, nehmen Sie die Verletzten, das ist ein ganz großer Prozentsatz der Bevölkerung.
Also es ist gar keinen Grund, sich zu den Arabern sehr positiv zu beziehen.
Die Araber andererseits fühlen sich besetzt, erobert.
Also eben auch keinen besonderen Grund, sich gut zu Israelis zu beziehen.
Es gibt gute persönliche Beziehungen in vielen Fällen.
Das ist ein schweres Problem, das man nicht lösen kann, weil Israel meiner Meinung nach im Prinzip alles andere aufgeben könnte außer Jerusalem.
Jerusalem, das es als Herzliberationismus geschrieben hat und Karl Kraus daraus eine Satire gemacht hat und geschrieben hat, eine Krone für Zion.
Zion ist Jerusalem.
Und wenn es etwas gibt, auf das wir auch noch hunderte Jahre gewartet hätten, aber dann ist es auf einmal zusammengefasst worden und ist hier, das ist Jerusalem.
Also wir können innerhalb Jerusalems alle möglichen Lösungen versuchen.
Aber wir können Jerusalem nicht aufgeben.
Und das wird lange Zeit dauern, bis viele dieser Lösungen, die wir vorschlagen, von den Araben angenommen werden.
Eine Generation, zwei Generationen.
Und inzwischen muss man versuchen, die Beziehungen zu verbessern und nebeneinander zu leben und soziale Probleme zu lösen und Wohnungsprobleme zu lösen, sodass sie sich zumindest von einem physischen Standpunkt aus nicht beeinträchtigt fühlen.
Das heißt, für Sie kommt also auch nicht eine Internationalisierung Jerusalems infrage?
Ich glaube, die kommt für niemanden infrage.
Für wen kommt die infrage?
Vielleicht für Sie, wenn Sie in Wien leben.
Die Araber haben das abgelehnt im Jahre 1948, als das vorgeschlagen war und wir das sogar angenommen haben.
Denn unter arabischem religiösen Gesetz kann eine heilige Städte nicht von Ketzern oder Ungläubigen geführt werden.
Aber wer würde überhaupt diese Stadt erhalten?
Die heutigen Vereinigten, wie heißt das, die UNO, ja?
Ist doch eine Lächerlichkeit, nicht?
Wir haben vor einigen Jahren, haben irgendwo Gräber entdeckt.
Und die sind an einer Straße gewesen.
Die Araben wollten die Straße, die Juden wollten die Gräber.
Da gab es fast einen Zusammenstoß.
Ich bin zwischen zwei solchen Gruppen da allein gestanden.
Da haben wir beschlossen innerhalb ein, zwei Tagen ungefähr eine halbe Million oder dreiviertel Million Dollar für eine neue Straße auszusetzen.
und haben den Raben versprochen, dass sie eine Parallelstraße nicht über die Gräber bekommen werden.
Jetzt stellen Sie sich einmal vor, es gibt eine internationale Regierung hier, sogar wenn es die möglich wäre, wie viele Jahre es dauern würde, bis es durch alle möglichen Außenministerien durchgeht und so weiter, um da eine neue Straße zu haben.
Inzwischen werden 100 Leute erschlagen werden.
Herr Dietkolleg, Sie haben ganz sicherlich eine ganz besondere Beziehung zu Jerusalem.
Sie stammen aber aus Wien.
Haben Sie zu Wien heute noch eine Beziehung?
Kaum.
Schauen Sie, ich bin aus Wien ziemlich früh weg, noch ein, zwei Jahre bevor ich hierher gekommen bin.
Aber meine Eltern waren noch dort, als Hitler einmarschiert ist.
Und sie haben den Jubel der Bevölkerung gesehen.
Und ich glaube, dass die Österreicher sich während dieser ganzen Jahre nach dem Krieg sehr zynisch und hypokritisch benommen haben.
Wir, die wie erobert worden sind, warum sollen wir an irgendetwas schuldig sein?
Das war eine ganz unmögliche Situation.
Ich weiß zu wenig darüber, ich kann es nicht erforschen, ob die Waldheim-Angelegenheit richtig oder nicht richtig ist, aber die Österreicher im Großen und Ganzen
als Volk, als Regierung haben sich ihrer Vergangenheit gegenüber, wie gesagt, hypokritisch und zynisch benommen.
Wir haben hier kleine Gruppen von Deutschen, jetzt für 30 Jahre, die nennen sich Sühnezeichen.
Und die sagen, wir waren zwar nicht dabei, wir sind nicht schuldig, aber wir sind verantwortlich.
Und die arbeiten hier in Blindeninstituten und in allen möglichen sozialen Institutionen, Waschböden und so, geben ein Jahr oder zwei Jahre her, um irgendwie ihre Verantwortlichkeit zu zeigen.
Ich habe unter denen noch nie einen Österreicher getroffen,
noch nie einen Österreicher getroffen, der so etwas gesagt hat.
Und vielleicht hat die Waldheim-Angelegenheit einen Vorteil, dass zum ersten Mal die Österreicher sich diesen Sachen gegenüber sehen.
Aber ich habe das nicht jetzt gesagt.
Ich habe es auch vor vier oder fünf Jahren gesagt.
Ich wurde einmal von Herrn Molden auf Television über Auslandsösterreich oder Leute, die aus Österreich gekommen sind,
gefragt und habe ihm genau dieselbe Antwort gegeben, lange bevor die Waldheim-Angelegenheit aufgekommen ist.
Aber mir hat das den Geschmack an Wien und an Österreich ein bisschen vertrieben.
Wenn es was Wichtiges geben würde, wozu ich hinfahren müsste, aber um dort einen Urlaub zu verbringen oder so, würde ich sicher nicht hinfahren.
Im Journal zu Gast war heute Teddy Kollek, Bürgermeister von Jerusalem.
Das Gespräch führte Brigitte Fuchs.
12.48 Uhr.
Österreichs Bundesmuseen genießen wegen der in ihnen aufbewahrten Schätze Weltruhm.
Die Museumsgebäude selbst aber befinden sich in einem Zustand, der den internationalen Renommee der Sammlungen kaum gerecht wird.
Vor kurzem haben die Direktoren der Bundesmuseen der Öffentlichkeit einen Forderungskatalog präsentiert, in dem nicht nur der Ruf nach Verwaltungsvereinfachung und nach realistischen Budgets laut wird, sondern auch auf die Notwendigkeit verstärkter Baumaßnahmen hingewiesen wird.
Im folgenden Beitrag informiert sie Walter Gellert über einige besonders markante Beispiele für den Zustand der Bundesmuseen und bringt auch Stellungnahmen der zuständigen Politiker.
Im Technischen Museum regnet es herein und manche Räume dürfen nicht betreten werden.
In der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums führt die Trockenheit dazu, dass Holztafeln reißen.
In der Sammlung alter Musikinstrumente ist die niedrige Luftfeuchtigkeit, die jeder Sauna zur Ehre gereichen würde, dafür verantwortlich, dass wertvolle Musikinstrumente für immer unbenützbar werden.
Abhilfe würden Luftbefeuchter bringen.
Die dürfen aber wieder nicht die ganze Nacht eingeschaltet werden, da es keine Brandschutzvorrichtungen gibt.
Dass man sich in vielen Bundesmuseen nicht gerade wohlfühlen kann, das zeigt auch das folgende Beispiel, das der Direktor des Naturhistorischen Museums Oliver Paget erzählt.
Abgesehen vom Außenzustand des Hauses ist es so, dass die Innenhöfe vor 15 Jahren abgeschlagen wurden, weil der Verputz heruntergefallen ist.
Es sind in der Zwischenzeit die Fenster in einem Zustand, dass dezimeterhoch der Schnee in die Fenster und in die Schausammlungen hereingeweht wird.
Dass das für unsere Sammlungen natürlich nicht sehr zuträglich ist, können Sie sich vorstellen.
Auf den Hilfeschrei der Museumsdirektoren bezog sich Wissenschaftsminister Hans Tupi in der Budgetdebatte und kündigte erste Schritte zur Verbesserung der Situation der Museen an.
dass wir unerträgliche Menge beseitigen, wie zum Beispiel keine vollständige Elektrifizierung des Naturhistorischen Museums.
Etwas, was eigentlich seit Jahrzehnten und zumindest in den letzten Jahren hätte bereits behoben werden sollen.
Mindestens ebenso gravierend wie der bedenkliche bauliche Zustand der Museumsgebäude ist der Umstand, dass die Sammlungen unter akutem Raummangel leiden, was im Forderungskatalog der Direktoren der Bundesmuseen deutlich zum Ausdruck kommt.
Als besonders krasses Beispiel bietet sich die Theatersammlung an, die seit 1922 provisorisch in der Hofburg untergebracht ist und der für Ausstellungen im Hanuschhof Ausstellungsräume zur Verfügung stehen.
Theatersammlung und Theatermuseum sollten nun im Palais Lobkowitz unter einem Dach untergebracht werden.
Im Palais wurde auch seit 1983 gebaut.
Im Zuge der Budgetsparmaßnahmen wurde nun bei den Renovierungsarbeiten ein vorläufiger Baustopp verfügt.
Der Direktor der Theatersammlung, Oskar Pausch, befürchtet,
Dieses Gebäude verfällt sofort.
Es ist halbfertig.
Es besteht die große Gefahr für die Fresken und auch für die originalen Stücke des 18.
Jahrhunderts, die jetzt den Witterungseinflüssen in weit höherem Maß ausgesetzt sind, wie sie früher waren und wie sie im Endstadium sein werden.
Zu den wichtigsten Anliegen der Museen zählen Depots.
Im Museum für Angewandte Kunst setzt man sich für die Errichtung eines zweigeschossigen unterirdischen Depots ein.
Und auch das Naturhistorische Museum will den Platzmangel behoben wissen.
Direktor Pejitz.
Vor allem geht es bei uns auch ja in erster Linie auch darum,
dass der Exponatenspeicher, der geplant ist zwischen U-Bahn und dem Naturhistorischen Museum, jetzt gebaut wird.
Denn in dem Augenblick, in dem die U-Bahn-Bauten fertig sind und der Park wieder restauriert, besteht also für die nächsten Jahrzehnte sicherlich keine Möglichkeit, dort wieder mit den Bauten anzufangen.
Und damit wäre eine einmalige Möglichkeit weg, uns für die nächsten 50 Jahre unseren Platzmangel mit einem Schlag zu beseitigen.
Wirtschaftsminister Robert Graf, dessen Ministerium die Kompetenzen des ehemaligen Bautenministeriums übernommen hat, bestätigt, dass für Kulturbauten wenig Geld vorhanden ist.
Ihm schwebt ein Finanzierungsmodell vor, das aus privaten Kreisen Geld bringt.
Es bedarf eines neuen Modells der Finanzierung, denn aus dem Budget heraus kann ich es tatsächlich nicht finanzieren.
Im Zusammenhang mit den Museen schwebt mir vor, man sollte private Finanzträger finden,
die Eintrittspreise und so weiter regeln können, also es kommerziell führen und vielleicht kann man auf diese Weise Geld locker machen.
Und Wirtschaftsminister Graf weiter.
Bitte.
Ich bin weder ein mutwilliger Kürzer, noch bin ich ein Banauser, der für Kunst nichts übrig hat.
Ich sehe mich einem Budget gegenüber, das entscheidende Kürzungen mir vorschreibt, über das Budget und über den Finanzminister.
Ich habe das anzusehen, ich habe dem zu folgen.
Und ich kann Versprechungen, wenn sie gemacht werden, meiner Vorgänger, nur dann erfüllen, wenn ich sie finanziell bedecken kann.
Bleibt noch eine Frage, wie stehen die Chancen für das viel diskutierte, in Aussicht gestellte Museumszentrum im Messepalast?
Minister Tupi äußerte sich dazu bei der Budgetdebatte.
Wenn wir im Auge auch haben, die städtebaulich, kulturell und museal einmalige Chance, in Wien bei den alten Hofstallungen dieses Areal für museale Zwecke und für kulturelle Zwecke zu erschließen, dann ist das ein großes Ziel, das ich mir selbst vornehme, das wir nur gemeinsam erreichen können, dessen Erreichung aber sicherlich nicht Sache einer einzigen Legislaturperiode sein kann.
Nach diesem Beitrag gestaltet von Walter Gellert im Mittagsjournal noch eine aktuelle Meldungsübersicht.
Chile.
Schwere Zusammenstöße zwischen teilweise vermummten Demonstranten und Sicherheitskräften haben die von Papst Johannes Paul II.
in Santiago zelebrierte Versöhnungsmesse überschattet.
Die Polizei ist mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen, die ihrerseits die Sicherheitskräfte mit Steinen bewarfen.
Nach Angaben eines katholischen Rundfunk-Senders wurden 600 Menschen verletzt.
Eine chilenische Journalistin erlitt Schussverletzungen und ist erst jetzt außer Lebensgefahr.
Die Zwischenfälle erreichten ein Ausmaß, das bisher auf einer Papstreise noch nie beobachtet wurde.
Johannes Paul ist in Santiago auch mit 19 Vertretern der chilenischen Opposition zusammengetroffen.
In einem längeren Gespräch bezeichnete er Menschenwürde und Gewaltfreiheit als entscheidende Kriterien für einen Dialog.
Der Papst ist unterdessen in den äußersten Süden Chiles gereist.
Österreich.
Bei der Eröffnung der Welsermesse hat Bundespräsident Waldheim heute bedauert, dass das Ringen um eine neue Wirtschaftspolitik von einer Reihe von Auseinandersetzungen belastet werde.
Die Bundesregierung brauche aber die Möglichkeit, betonte Waldheim, sich auf die großen Themen der Wirtschaft und des Strukturwandels zu konzentrieren.
Nur wenn dieses Reformwerk durchgeführt werden könne, würden die Voraussetzungen für die Gesundung der Wirtschaft und für den Weg nach Europa geschaffen, betonte der Bundespräsident.
In Eisenstadt geht heute der 17.
ÖAAB-Bundestag mit der Wahl eines neuen Obmannes zu Ende.
Die Wahl von Verteidigungsminister Robert Lichal zum neuen ÖAAB-Obmann wird voraussichtlich am Nachmittag stattfinden.
Der scheidende ÖAAB-Obmann Herbert Kohlmeier hat am Vormittag der SPÖ vorgeworfen, den Staat verschlampt und verdorben zu haben.
Der ÖVP-Abgeordnete Josef Taus warnte davor, in der verstärklichten Frage ununterbrochen die Koalitionsfrage zu stellen.
Es könne jedoch sein, sagte Taus, dass daraus eine Koalitionsfrage werde.
Zur Personaldiskussion innerhalb der ÖVP meinte der Vorarlberger Arbeiterkammerpräsident Bertram Jäger, er wolle weder einen außerordentlichen Parteitag noch einen neuen Parteiobmann.
Jäger distanzierte sich damit von Interpretationen früherer Äußerungen.
Schweiz
Nach der neuesten Prognose von Konjunkturforschern wird sich die Wirtschaft der Schweiz heuer und im nächsten Jahr positiv weiterentwickeln.
Für heuer sagen die Experten in Zürich ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent voraus.
Ein abruptes Ende des Aufschwunges sei nicht zu erwarten, wird betont.
Die Verbraucherpreise werden nach diesen Prognosen heuer in der Schweiz um 1,3 Prozent steigen.
Die Konjunktur wird größtenteils durch die Inlandsnachfrage angetrieben.
USA Nach der Spionageaffäre an der amerikanischen Botschaft in Moskau gilt das Botschaftsgebäude zurzeit als nicht abhörsicher.
Der amerikanische Außenminister George Shultz wird daher während seines bevorstehenden Moskau-Besuches Telefongespräche mit den USA in einem Wohnmobil außerhalb der Botschaft führen.
Das Wohnmobil soll aus den USA nach Moskau gebracht werden.
Frankreich.
Die Sozialistische Partei Frankreichs wünscht, dass Präsident Mitterrand für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht.
Sollte Mitterrand nicht noch einmal kandidieren wollen, würde die Partei den früheren Minister Michel Rocard als Kandidaten für die Präsidentenwahl in einem Jahr nominieren.
Das wurde auf dem Parteitag in Lille deutlich, der heute vor allem über die neue Parteiführung beriet.
Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
Im Westen und im Süden Österreichs meist stark bewölkt, vor allem im Süden gebietsweise Regen.
Sonst meist noch sonnig.
Nachmittagstemperaturen 10 bis 17 Grad.
Das war das Mittagssjournal des aktuellen Dienstes.
Bis zum Sonntagssjournal morgen um 17 Uhr verabschiedet sich Udo Bachmeier.
Einblendung: Kandidaten Krollmann (SPD) und Wallmann (CDU)
Mitwirkende:
Peter, Markus [Gestaltung]
, Krollmann, Hans [Interviewte/r]
, Wallmann, Walter [Interviewte/r]
Datum:
1987.04.04 [Sendedatum]
Ort:
Bonn [Aufnahmeort]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten