Mittagsjournal 1983.02.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Wie zeigt, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und ich sage Ihnen Grüß Gott beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Redakteurin heute im Studio ist Ilse Oberhofer.
    Ich möchte Ihnen wie immer gleich von weg ein paar Stichworte zu unserem Programm sagen.
    Da gibt es heute zwei schwergewichtige Auslandstheme.
    Wir berichten über die Gespräche, die Bundeskanzler Kreisky in Washington führte.
    Vor allem das Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten Reagan dürfte ja in bester Atmosphäre verlaufen sein.
    So kann man heute etwa in einer österreichischen Zeitung die Schlagzeile lesen.
    Kreisgiss-Scharm-Bezwang-Regel.
    Nun unser Korrespondent Klaas Emmerich wird analysieren, was diese Gespräche im Einzelnen an greifbaren Ergebnissen gebracht haben.
    Zweites großes Auslandsthema, die Flüchtlingstragödie in Westafrika, ein unbeschreiblicher Massenexodus, der sich da derzeit eigentlich vor unseren Augen abspielt, wobei wir hier im
    Europa wenigstens durch finanzielle Hilfe ein bisschen mehr sein könnten, als eigentlich nur unbeteiligte Zuschauer ein Hausschlapfen vor dem Fernsehen.
    Uns informiert über die Situation in Westafrika ein Journalistenkollege, der gerade aus Nigeria zurückgekommen ist und den wir eigentlich in letzter Zeit in ganz anderer Funktion erlebt haben.
    Carl Michael Belgredi von unserer Wetterredaktion.
    Er sitzt hier neben mir im Studio.
    Herr Belgredi, Sie sind erst vor kurzem aus Nigeria zurückgekommen.
    Ich bin gestern hier gelandet.
    Sie kennen das Land sehr gut, Sie waren 1967 schon im Biafra-Krieg als Kriegsberichterstatter eingesetzt, kann ich mich erinnern.
    Ja, durch meine Fliegerei bin ich viel in Afrika herumgekommen und ich war im Jahr 1967 im Biafra-Krieg und später in den Folgejahren nochmals im Biafra und auch auf der Seite der Federals, also auf der Seite der nigerianischen Regierung gewesen und habe von den Kriegswirren, von dem Bürgerkrieg, der ja ähnliche Ursachen hatte wie heute, die Ausweisung.
    Darüber wollen wir dann gleich nach den Nachrichten sprechen.
    Jetzt zu unseren Inlandsthemen.
    Vor kurzer Zeit sind im zweiten AKH-Prozess in Wien die Urteile gesprochen worden und da kriegen wir gleich eine Vorinformation von meinem Kollegen Fritz Besatter.
    Diplomkaufmann Dr. Siegfried Wilfring ist schuldig und wird zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
    Alle vier anderen Angeklagten im zweiten AKH-Prozess werden freigesprochen.
    Das ist der Kern des Urteils, das AKH-Richter Paul Weiser heute Vormittag im Wiener Straflandesgericht nach mehr als zweimonatiger Verhandlungsdauer sprach.
    Wir berichten dann über eine Pressekonferenz der FPÖ.
    Die Freiheitlichen wollten dort über ihre Wahlkampfkosten Aufschluss geben.
    Hans Adler hat recherchiert, wie es zu Beginn der Energieferien, sie beginnen ja heute für Ostösterreich, mit Quartieren in den fremden Verkehrsgebieten aussieht.
    Eine neue Zeckenschutz-Impfaktion läuft in Österreich an, auch das ist ein Thema in diesem Mittagsschanal.
    Und außerdem gibt's im Kulturteil ein Gespräch mit dem Lyriker Wolf Wondraczek.
    Zunächst aber stehen unsere Nachrichten auf dem Programm.
    Chef vom Dienst heute Ferdinand Olbert, Sprecher Herbert Slavik.
    Österreich.
    Im zweiten AKH-Prozess im Wiener Straflandesgericht sind heute die Urteile verkündet worden.
    Der ehemalige Spitalsbereichsleiter der Gemeinde Wien, Siegfried Wilfling, erhielt zweieinhalb Jahre Haft.
    Er wurde der Untreue, der Geschenkannahme als Beamter, des schweren Betruges und der Urkundenfälschung für schuldig befunden.
    In einer Reihe weiterer Anklagepunkte wurde Wilfling freigesprochen.
    Die vier anderen Angeklagten, die früheren AKP-Direktoren Adolf Winter und Gerhard Schweiger, der ehemalige Untergebene Winters, Herbert Winkler, und der Wiener Geschäftsmann Hans-Christoph Prutscher, wurden in diesem Prozess zur Gänze freigesprochen.
    Der im Zusammenhang mit dem sogenannten Rezeptskandal entstandene Konflikt zwischen der Ärztekammer und der Gebietskrankenkasse in Wien hat sich verschärft.
    Die Ärztekammer wirft der Krankenkasse unter anderem die Verletzung des Datenschutzes vor und will aus diesem Grund die Datenschutzkommission anrufen.
    Außerdem wollen die Ärzte am 16.
    Februar vor dem Gebäude der Wiener Gebietskrankenkasse eine Protestdemonstration abhalten.
    USA.
    Mit einer Pressekonferenz und einem Essen im Hotel Madison in Washington ist der offizielle Teil des USA-Besuches von Bundeskanzler Kereyski zu Ende gegangen.
    Vor den Journalisten begrüßte der Bundeskanzler die jüngste amerikanische Nahostinitiative.
    Kereyski sagte, zwischen dem Vorschlag Präsident Reagans und dem arabischen Friedensplan von Fes sei genügend Spielraum für Erkundungsgespräche.
    Allerdings habe der israelische Ministerpräsident Begin wenig Interesse daran.
    Kreisky teilte auch mit, er habe Präsident Reagan die persönlichen Eindrücke über sein jüngstes Gespräch mit PLO-Chef Arafat geschildert, aber keinerlei Botschaft überbracht.
    Zum Libanon-Konflikt, sagte Kreisky, Reagan hoffe auf einen Abzug der israelischen und syrischen Truppen aus diesem Land.
    Er selbst sei hier allerdings wenig optimistisch.
    Ein eventuelles Gipfeltreffen zwischen Präsident Reagan und dem sowjetischen Parteichef Andropov bezeichnete der Bundeskanzler als im Prinzip begrüßenswert.
    Er glaube jedoch, dass es dafür noch zu früh sei, sagte Kreisky.
    Nahe Osten.
    Das Gebiet um die nordisraelische Stadt Methulla ist heute neuerlich vom libanesischen Gebiet aus mit Katyusha-Raketen beschossen worden.
    Berichte über Verletzte liegen zurzeit nicht vor.
    Es war nicht der erste Zwischenfall dieser Art.
    Im Jänner beschossen Palästinenser vom Libanon aus ein israelisches Dorf an der Mittelmeerküste und das Beiruter Hotel, in dem die israelisch-libanesischen Verhandlungen stattfinden.
    Die israelischen und die amerikanischen Truppen in Beirut haben nach Angaben des libanesischen Fernsehens ein Abkommen über die Abgrenzung ihrer militärischen Zonen geschlossen.
    Einzelheiten der Vereinbarung wurden nicht bekannt.
    In den vergangenen Wochen kam es mehrmals zu Zwischenfällen, weil israelische Soldaten in jene Zonen eindringen wollten, die von amerikanischen Einheiten der multinationalen Friedenstruppe kontrolliert werden.
    Tunesien.
    Die Nahost-Delegation der Sozialistischen Internationale ist in Tunis eingetroffen.
    Die Delegierten unter Leitung des portugiesischen Sozialistenführers Mario Suares führen in der tunesischen Hauptstadt Gespräche mit Regierungsmitgliedern und dem Generalsekretär der Arabischen Liga.
    Für heute Nachmittag ist eine Begegnung mit PLO-Chef Arafat vorgesehen.
    Die Delegation der Sozialistischen Internationale hat auf ihrer Erkundungsmission bereits den Libanon und Israel besucht.
    Frankreich.
    Der ägyptische Staatspräsident Mubarak hat bei seinem Besuch in Paris mit Staatspräsident Mitterrand die Lage im Nahen Osten erörtert.
    Mubarak erklärte, alle ausländischen Truppen müssten aus dem Libanon abziehen.
    Eine Lösung des Palästinenser-Problems bezeichnete er als die beste Sicherheitsgarantie für Israel.
    Mubarak, der vor seinem Aufenthalt in Paris die USA, Kanada und Großbritannien besucht hat, wird heute nach Ägypten zurückkehren.
    Schweiz.
    Die UNO-Menschenrechtskommission hat sich bei ihrer Sitzung in Genf mit der Lage der Menschenrechte im Nahen Osten und in Mittelamerika befasst.
    Die britische Delegation warf Israel vor, Menschenrechte zu verletzen.
    Der britische Vertreter bei der UNO-Sitzung, Lord Colville, nannte als Beispiel die erzwungenen Rücktritte palästinensischer Bürgermeister in Westjordanien.
    Außerdem beschuldigte er Israel, es verweigere den Gefangenen aus dem Libanon-Krieg die Behandlung nach der Genfer Konvention.
    Er fügte hinzu, Israel sei nicht das einzige Nahostland, das Menschenrechtsverletzungen begangen habe und erinnerte an die Niederschlagung eines Moslem-Aufstandes durch die syrische Armee zu Beginn des vergangenen Jahres.
    Wie aus einem Bericht einer UNO-Arbeitsgruppe an die Menschenrechtskommission hervorgeht, ist die Zahl der sogenannten verschwundenen Personen in El Salvador drastisch gestiegen.
    In dem Bericht heißt es, es gebe Beweise, dass die rechtsgerichtete Regierung El Salvadors Regimegegner systematisch beseitige.
    Im vergangenen Jahr sind in dem mittelamerikanischen Land 970 Menschen verschleppt worden.
    Der amerikanische Vizepräsident Bush ist heute aus Brüssel kommend in Genf eingetroffen.
    Es ist dies die fünfte Station seiner Europa-Reise.
    Bush wird in Genf vor dem Abrüstungsausschuss der Vereinten Nationen sprechen und mit der amerikanischen und der sowjetischen Delegation bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen zusammenkommen.
    Dazu erklärte Bush, er wolle dabei ebenso wie bei seinen Gesprächen mit europäischen Politikern keine Verhandlungen führen, sondern nur konsultieren und andere Meinungen hören.
    Großbritannien.
    Der deutsche Bundeskanzler Kohl wird heute zu einem Kurzbesuch in London erwartet.
    Im Vordergrund seiner Gespräche mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher werden Fragen der Abrüstung und der Rüstungskontrolle stehen.
    An den Beratungen nehmen auch die beiden Außenminister Genscher und Pym teil.
    China.
    Am dritten Tag seines Besuches in Peking ist der amerikanische Außenminister Schulz überraschend zu einer Unterredung mit dem chinesischen Verteidigungsminister Zhang Aiping zusammengetroffen.
    Vor seiner Reise nach China hatte Schulz gegenüber Journalisten erklärt, er wolle in Peking keine Waffen verkaufen.
    Allerdings sei er bereit, nach Möglichkeit auf entsprechende chinesische Fragen zu antworten.
    Die chinesisch-amerikanischen Beziehungen sind zurzeit wegen der fortgesetzten Waffenlieferungen der USA an Taiwan gespannt.
    Der chinesische Ministerpräsident Zhao Ziyang hat eine Einladung in die USA unter der Voraussetzung angenommen, dass vor einem solchen Besuch alle Hindernisse für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Peking und Washington beseitigt werden.
    Indien.
    Auf die Büros der Fluggesellschaften Air France und Irak Airlines in Neu-Delhi sind in der vergangenen Nacht Bombenanschläge verübt worden.
    Es entstand erheblicher Sachschaden.
    Ein Nachtwächter wurde verletzt.
    Die indische Polizei vermutet, dass die Attentate von Iranern verübt wurden.
    Iranische Organisationen in Indien haben in jüngster Zeit mehrfach Drohungen gegen französische Einrichtungen geäußert.
    Großbritannien.
    Der Presserat in London hat britische Zeitungen kritisiert, die Angehörige und Freunde von Verbrechern für Informationen bezahlen.
    Als Beispiel nennt der Presserat Boulevard Blätter, die über den als Yorkshire Ripper bekannt gewordenen Massenmörder Sutcliffe berichteten.
    Eine Zeitung bot Sutcliffes Frau für einen Exklusivbericht eine Million Pfund, umgerechnet fast 27 Millionen Schilling.
    Ein derartiges Vorgehen wird vom Presserat als geschmacklos und als Eingriff in ein schwebendes Verfahren verurteilt.
    USA.
    In Washington gibt es jetzt einen Radiosender, der jeden Tag 24 Stunden lang ausschließlich Witze, Anekdoten und Berichte über lustige Ereignisse ausstrahlt.
    Der Gründer dieser Radiostation hofft vor allem den Autofahrern unter seinen Hörern, Verkehrsstauungen erträglich zu machen.
    Nach eigenen Angaben hat er genügend Sendematerial gesammelt, um 18 Monate lang ein Programm ausstrahlen zu können, ohne einen Witz zu wiederholen.
    Da wird ganz offensichtlich einem dringenden Bedürfnis abgeholfen.
    Die grauslichen Nachrichten, 24 Stunden aus aller Welt, sind ja wirklich für sensible Gemüter nicht immer das Wahre.
    Bei uns geht es jetzt weiter.
    Sie wissen, Freitag ausführliche Wetterprognose.
    Bei mir im Studio Karl-Michael Belgredi.
    Heute muss ich sagen, unter anderem auch als meteorologischer Berater.
    Der Schwerpunkt wird dann ja auf einem politischen Gespräch liegen.
    Herr Belgredi, machen wir vielleicht deswegen das Wetter
    wirklich relativ kurz.
    Wenn ich aus dem Studiofenster schaue, draußen strahlender Sonnenschein.
    Es ist kühl.
    Wie wird es zum Wochenende in Österreich sein?
    Ja, der Blick aus dem Fenster drückt nicht.
    Das ist schon die gute Nachricht.
    Der Samstag bleibt noch überwiegend wunderschön, vor allem im Osten und Süden.
    Die schlechte Nachricht vielleicht gegen Sonntag zuzieht ein Schlechtwettergebiet von Nordwesten in den Alpenbereich.
    Es kommt vorübergehend Schneeregen, später Schnee.
    Die Wetterdienste rechnen mit markanten Hocheinfluss heute und morgen im Alpenraum.
    Und das bedeutet ruhiges Winterwetter.
    Die Stürme im Gebirge werden nachlassen.
    Ungetrübte Sonneneinstrahlung.
    Tageshöchstwerte um 0 Grad.
    Aber während der Nacht glierender Frost in den inneralpinen Schneelagen.
    Sie wissen schon die ungehinderte Ausstrahlung.
    Bei wolkenlosen Himmel bringt Tiefstwerte bis unter minus 15 Grad.
    Jedenfalls beginnen die ersten Semesterferien mit sehr guter Schneelage und einladenden Winterwetter.
    In der Nacht auf Sonntag baut das Hoch in unserem Raum rasch ab.
    Die Folge von Nordwesten wird uns ein Niederschlagsgebiet erreichen.
    Zuerst kommt eine Warmfront, gefolgt von einer Kaltfront.
    Über den Alpen wird die schnellere Kaltfront die langsame Warmfront einholen, eine sogenannte Okklusion.
    Die Auswirkung, ausgiebige Niederschläge in allen Höhen als Schnee, besonders wieder im Nordalpenbereich.
    Aus heutiger Sicht wird also der Sonntag bewölkt, kurzzeitig wird es milder und regnerisch in den Niederungen, dann aber wieder merklich kälter und Schneefall.
    Die Schneefälle werden auch am Montag noch anhalten.
    Der Grund dafür, wir bleiben in der Nordwestströmung.
    Das gilt wiederum vor allem für das Gebiet nördlich des Alpenhauptkammes.
    Da Süden bleibt Wetter begünstigt, bekommt aber auch weniger Schnee.
    In Ostösterreich, also in Wien, Niederösterreich und Burgenland haben für die Kinder die Schulferien begonnen, die Energieferien.
    Getrauen Sie sich Herr Belgredi für diese eine Woche schon so eine langfristige Wetterprognose?
    Was können Eltern und Kinder da erwarten, die jetzt auf Urlaub gefahren sind?
    Vorsichtig kann man jetzt schon die Wettersituation in der ersten Ferienwoche abschätzen.
    Die Vorhersagekarten lassen die Folgerung zu, dass es immer wieder Schneefälle geben wird, überall in Österreich, aber es wird nicht allzu kalt.
    Darf ich Sie jetzt noch bitten um die Messwerte von 12 Uhr aus den einzelnen Bundesländern?
    Ja, hier die Messwerte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
    Wien, sonnig, 3 Grad.
    West, 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, sonnig, 2 Grad.
    Nord, 30 Kilometer in der Stunde.
    Linz, stark bewölkt, minus 1 Grad.
    West, 30 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg, bewölkt, minus 1 Grad.
    Nordwest, 25 Kilometer in der Stunde.
    Innsbruck sonnig, minus ein Grad Windstille.
    Bregenz sonnig, minus ein Grad Südost.
    Drei Kilometer in der Stunde Graz sonnig, drei Grad Nord, 20 Kilometer in der Stunde.
    Klagenfurt sonnig, drei Grad West, fünf Kilometer in der Stunde.
    Herr Belgredi, wir sind heute eigentlich besonders froh, Sie hier im Studio zu haben.
    Sie sind quasi ein authentischer Augenzeuge dessen, was sich derzeit in Westafrika abspielt.
    Ein bisschen hat man ja als Journalist ein Unbehagen jetzt da vom Wetterplausch zur menschlichen Tragödie zu kommen.
    Aber ich glaube, wir schaffen das also ohne zynischen Beigeschmack.
    Ich selbst kann mich ja nur auf die Eindrücke stützen, die ich von Fernsehbildern bekommen habe.
    Wir kriegen das jeden Abend ins Haus geliefert.
    von eher spärlichen Korrespondentenberichten auch, da hat man das Gefühl von einer furchtbaren Flüchtlingstragödie, die sich da in Westafrika abspielt.
    Man sieht Bilder von hunderttausenden Menschen, diese Massen lassen sich überhaupt nicht mehr abschätzen, die da in Panik zusammengepfercht an den Grenzen sind.
    Man sieht prügelnde Polizisten, wie die Menschen von Lastwagen runter prügeln.
    Man sieht hungrige, erschöpfte, verzweifelte Männer, Frauen und Kinder.
    Einfach der Eindruck eines Massenexodus, wie er in diesem Jahrhundert vermutlich so noch nicht vorgekommen ist.
    Was haben Sie selbst davon gesehen?
    Ja, ich war in den vergangenen 14 Tagen im Süden und Osten Nigeria.
    Sie wissen, das ist ein großes Land mit über 100 Millionen Einwohnern.
    Man weiß gar nicht, wie viele Einwohner dieses Land eigentlich genau hat.
    Ich selbst habe Situationen wie prügelnde Polizisten und Flüchtlinge, die mit Lastwagen weggebracht werden und Männer, die versuchen ein Schiff zu erklettern, nicht gesehen.
    Aber ich habe gesehen persönliche Schicksale unter den Ghanesen.
    Zum Beispiel haben diese Ghanesen, sind ja nicht einfach arme Leute, das sind Facharbeiter, die
    seit mehr als 20 Jahren zum Teil im Land leben und es auch zu bescheidenem Wohlstand gebracht haben.
    Das heißt, das muss man jetzt vielleicht ein bisschen vorausschicken, da war jetzt meine Information spärlich und eigentlich nur noch humanitär.
    Es geht also darum, dass die Nigerianer einen Großteil ihrer Gastarbeiter, die sich im Land befinden, nun plötzlich nach teilweise 20 Jahren und so überraschend und über Nacht ausgewiesen haben und ein Großteil dieser Menschen sind Leute aus Ghana.
    Ja, sicher, das ist richtig.
    Und es kommt natürlich, und diese Sachen habe ich schon gesehen, für europäische Begriffe tut sich da Schreckliches.
    Es lagern diese Menschen um den Flugplatz, sie versuchen bei Nacht ihres Lebens nicht sicher über die Grenzen zu fliehen.
    Nicht weil sie etwas verbrochen hat, nicht weil sie direkt vielleicht jetzt verfolgt werden, sondern weil sie Ausschreitungen nach Ablauf der Frist, ich glaube Montag läuft die Frist ab, wenn sie nicht verlängert wird, befürchten.
    Vielleicht kann ich ihm ein bisschen den Rück
    Background von dem Ganzen etwas schildern, denn es hängt direkt mit dem Öl zusammen.
    Mit dem Öl hat damals der Biafra-Krieg begonnen im Jahr 68 und um das Öl ging es in den letzten zehn Jahren und das Öl hat Nigeria nur sehr oberflächlich gesehen Glück gebracht.
    Diese überstürzte Ausweisung der Gastarbeiter aus den benachbarten Ländern, der afrikanischen Westküste vor allem, kann durchaus als Panikreaktion verstanden werden.
    Der Ölpreis sinkt und sinkt.
    Man spricht bereits von Preisen unter 26 Dollar, anstatt von 34 Dollar, wie es die OPEC festlegt.
    Der Absatz geht also zurück und Nigeria bezieht 90 Prozent der Staatseinnahmen aus dem Öl.
    Die steuerlichen Einnahmen sind also minimal.
    Erste Folgen, die Importe können nicht bezahlt werden, viele Projekte sind stillgelegt, die Wirtschaft stagniert.
    Denn in den fetten Jahren hat man sich einfach daran gewöhnt, alle Annehmlichkeiten dieser Welt nicht herzustellen, sondern einfach zuzukaufen.
    Die Ausweisung der schwarzen Ausländer hat also zwei Hauptgründe.
    Vor den noch nicht fixierten Wahlen im Herbst sollte eine populäre Maßnahme zur Arbeitsplatzsicherung die Sympathien für die derzeit regierende Unternehmerpartei mobilisieren.
    Zweitens, die Regierung spielte sich damit selbst eine Erklärung zu, warum die Wirtschaft stagniert.
    Die schwarzen Gastarbeiter waren die gesuchten Handwerker, Lehrer, Facharbeiter, Bauleiter im mittleren Management tätig und dergleichen.
    Das heißt, sie waren die Träger der Wirtschaft.
    Jetzt sind sie weg.
    Jetzt hat man also eine Ausrede, warum die Wirtschaft brach liegt.
    Also man könnte sagen, dieses frühere westafrikanische Wirtschaftswunderland Nigeria hat also jetzt im letzten Jahr eine dramatische Wirtschaftskrise erlebt, bedingt durch weltweite Rezessionen und auch das Fallen der Ölpreise.
    Andererseits dürfte es vermutlich aber auch andere Ursachen geben für schwelende wirtschaftliche Probleme im Land.
    Jetzt sucht man oder greift man zu einem politischen Ablenkungsmanöver, noch dazu Wallen stehen vor der Tür, ein beliebtes Mitteljahr von Herrschenden, die sich quasi an der Macht
    erhalten wollen und irgendwo ihre Sündenböcke suchen, auf die sie dann sozusagen den Hass der Bevölkerung lenken.
    Das ist auch das Stichwort.
    Haben sie in Nigeria selbst so etwas wie Fremdenhass erlebt?
    Stimmt es, dass jetzt die Massen wirklich mobilisiert werden gegen diese Gastarbeiter im Land?
    Ja, sicherlich.
    Man sagt den Leuten jetzt, die guten Jobs haben die Ausländer gehabt und ihr seid deshalb arbeitslos, weil die Ausländer da waren.
    Jetzt jagen wir die Ausländer weg und dann gibt's die guten Jobs.
    Das ist natürlich nur eine hohle Phrase, denn die Gastarbeiter waren überwiegend tüchtiger, disziplinierter und fachlich geeigneter und bekamen deshalb die Jobs.
    Und die Befürchtung ist groß, dass die Unternehmer jetzt ihrerseits dieses Argument der Regierung aufnehmen und sagen, gut, ihr habt uns die Facharbeiter davon gejagt, wir machen die Baustellen zu, wir schließen die Fabriken.
    Die Maschinen sind durch die neu engagierten Nigerianer zugrundegangen.
    Das heißt, es ist die Gefahr eigentlich sehr groß, dass jetzt wirklich ein wirtschaftlicher Kollaps in dieser ganzen Region eingeleitet wird.
    Nigeria bis jetzt wirtschaftlich relativ stabil, die umliegenden Länder ohnehin, also arme Entwicklungsländer, wenn das Ganze jetzt in sich zusammenstürzt.
    Ja, abgesehen von der menschlichen Tragödie, niemand kann sich das Leid dieser etwa drei Millionen Menschen vorstellen, die nun binnen 14 Tagen das Land verlassen müssen.
    Es gibt viel zu wenig Transportmöglichkeiten, die Ersparnisse gehen bei den überhöhten Preisen drauf.
    Niemand kann diese Leute versorgen.
    In ihrer Heimat sind sie wiederum nicht willkommen, weil dort schon große Not herrscht.
    Schuld an der Armut in den meisten selbstständigen Ländern dieses Gebietes ist die krasse Misswirtschaft und die offene Korruption.
    In der Nacht ist man seines Lebens nicht sicher.
    Es gibt keine Nachtwächter, mehr Stewards, Köche.
    Alle sind geflüchtet.
    Was ich Sie noch fragen wollte, weil Sie sehr oft in diesem Land, in diesem Gebiet unten sind, hat man diese Entwicklung wirklich nicht absehen können?
    War das wirklich so überraschend, diese Ausweisung von Gastarbeitern oder hat sich das schon langsam angebahnt?
    Nein, nein, das konnte man klar absehen, dass diese Entwicklung kommt.
    Informierte Leute innerhalb Nigerias wissen diese Dinge immer etwas im Voraus.
    Offiziell wird darüber der Mantel des Schweigens gebreitet.
    Die Informationspolitik der Regierung ist ja sehr
    zurückhaltend.
    Aber es gibt ja schon in letzter Zeit immer wieder sogenannte Riots, also Unruhen, Brandlegungen.
    Sie werden sich erinnern, das Fernmeldezentrum in Lagos hat erst in vergangener Woche gebrannt.
    Das ist ein Hochhaus, wie etwa der Ringturm in Wien so groß.
    Der Brand wurde gelegt, das wurde festgestellt und zwar in der Buchhaltung und es ist vielleicht ganz interessant zu erfahren, in der Buchhaltung gab es Außenstände von 40 Millionen Naira, der Naira ist die örtliche Währung, das ist etwa eine Milliarde Schilling fehlende Telefongebühren.
    Es gibt aber wie gesagt auch Bombenlegungen und Studentenstreiks, also eine allgemeine, eine geladene tropische Atmosphäre vor den nächsten Wahlen.
    Herr Belcredi, ich danke Ihnen vielmals für diese Informationen.
    Ich glaube, Sie haben uns doch einen sehr guten Einblick in den Hintergrund dieser Sachen in Westafrika gegeben.
    Wir erleben hier das humanitäre Elend wirklich jeden Tag.
    Was ich schon in meiner Einleitung gesagt habe, wir müssten nicht nur in dem Sinn unbeteiligte Zuschauer in den Haus schlapfen vor dem Fernseher sein.
    Wir könnten zumindest finanziell helfen, wie immer dann diese Hilfe dort am Ort umgesetzt wird.
    Rotes Kreuz und Caritas haben zwei PostCheck-Konten eingerichtet.
    Ich darf Ihnen hier vielleicht wieder die Nummern durchsagen.
    Das Rote Kreuz, das ist das PostCheck-Konto.
    2.345.000 Kenwort Westafrika.
    die Caritas-Postcheckkonto 7.700.004 Kenwort Ghana.
    Man will also versuchen, zumindest das unmittelbare Elend der Menschen, die jetzt auf der Flucht sind und in die ein ganz ungewisses Schicksal vor sich haben, zu mildern.
    Der Großteil der aus Nigeria ausgewiesenen illegalen Gastarbeiter, das ist mindestens eine Million Menschen, kommt aus Ghana.
    Dieser westafrikanische Staat, die ehemalige Goldküste, hat eine Bevölkerung von zwölf Millionen Menschen und ist etwa dreimal so groß wie Österreich.
    Das Hauptexportprodukt des Landes ist Kakao, doch seit dem Rückgang der Weltkakaopreise Ende der 60er Jahre und aufgrund ungelöster Strukturprobleme erlebt Ghana eine permanente Wirtschaftskrise eigentlich.
    Was nun die Rückkehr der Gastarbeiter aus Nigeria für Ghana selbst bedeutet, darüber sprach Edgar Sterbens mit dem Ghana-Experten Dr. Manfred Katzreiter.
    Herr Dr. Katzreiter, Sie waren schon öfters in diesem Land.
    Welche gesellschaftspolitische und welche wirtschaftliche Situation wartet nun auf die etwas mehr als eine Million Ghanaer, die Nigeria verlassen mussten?
    Ghana ist das Armenhaus Westafrikas mit einem Bevölkerungspotenzial
    von außerordentlich hochintelligenten und besonders fleißigen Menschen.
    Die ehemalige Goldküste, wie sie zur Zeit der Engländer hieß, hat immer mehr die wirtschaftlichen Exporte gedrosselt und vernachlässigt, dafür aber die Menschen-Exporte in die Nachbarländer forciert.
    Was auf Ghana zukommt, ist einfach für österreichische oder europäische Verhältnisse unvorstellbar.
    Sie müssen sich vorstellen, dass in Ghana momentan
    die Kaukau-Ernte vernachlässigt ist, dass die Menschen mit einem Existenzminimum dahinvegetieren, dass eine Militärregierung die andere ablöst, die aber eigentlich nur für die eigene Tasche wirtschaftet, dass Entwicklungsgelder nur über europäische Organisationen sinnvoll verwendet werden, weil Stammesinteressen noch immer vor humanitären Interessen des unbekannten Nachbarn gehen
    Und dass dieser Strom von wahrscheinlich zwei Millionen oder mehr halbverhungerter und total seelisch gestörter Menschen ein Pulverfass in Ghana zum Explodieren bringen könnte.
    Die eigenen Ghanesen werden die Verwandten, die jetzt zurückkommen, nicht mehr ernähren können.
    Welche konkreten Lebensbedingungen gibt es in Ghana für die Mehrheit der Bevölkerung?
    Die chinesische Bevölkerung, ein äußerst genügsamer und fröhlicher Menschenschlag, arbeitet hauptsächlich in der Landwirtschaft und ernährt sich von den in Westafrika üblichen Früchten.
    Allerdings ist dabei
    eine starke einseitige Ernährung der Eiweißprodukte, also Mais, Bananen, Fufu und alle diese landwirtschaftlichen Produkte gegeben.
    Was fehlt ist Milch, ist Butter, ist Fleisch, vor allem Kindernahrung und momentan herrscht in Westafrika der Harmattan,
    Die Zeit des heißen Wüstenwindes mit Temperaturen bis 35, 40 Grad, dringend chloriertes Wasser bzw.
    ärztliche Hilfe sind unausbleiblich, um die Menschen überhaupt vor den nächsten Tagen zu erlitten.
    Es soll auch einen akuten Mangel an Medikamenten geben.
    Mit den Medikamenten ist es so wie mit anderen wertvollen Hilfsgütern, die versickern an den unglaublichsten Stellen und es ist zu hoffen, dass das Rote Kreuz die Hilfsmaßnahmen in den Griff kriegt.
    Wo das Rote Kreuz oder
    eine andere kirchliche Organisation auftritt, ist die Versorgung der Menschen gewährleistet.
    Wahrscheinlich wissen wenige Österreicher, dass in Westafrika, vor allem in Ghana, eine blühende katholische Mission den Schwarzen hilft und eine sehr gute Infrastruktur vorhanden ist mit Schulen, Krankenhäusern, Kinderspitälern, die von Österreich, vor allem von St.
    Gabriel und von anderen katholischen Organisationen gefördert wird.
    Mit Schuld an der Misere des Landes ist unter anderem auch die überwuchernde Korruption und der Schmuggel dessen wegen ja unter anderem auch die Grenzen lange Zeit geschlossen waren.
    Die Grenzen wurden erst jetzt für die Rückwandererwelle wieder geöffnet.
    Welche Erfahrungen haben Sie auf diesem Sektor in Ghana machen können?
    Sehr geehrter Herr Redakteur, Sie treffen den Nagel auf den Kopf.
    Es gibt ein Sprichwort, das heißt, der Fisch beginnt am Kopf zu stinken.
    Unlängst ist aus dem Hafen Thema, dem größten Verschiffungshafen für Edelhölzer, Kakao und andere agrarische Produkte, ein Schiff mit einer vollen Ladung Kakao verschwunden.
    Sie sehen also, das Bermuda-Dreieck geht bis nach Acra bzw.
    Thema.
    Die Ladung ist in Rotterdam aufgetaucht.
    Man weiß bis heute nicht, wie das Schiff aus dem Hafen
    unter der Bewachung der Zollbehörden, Polizeibehörden, Unterlotsen bis nach Rotterdam gelangen konnte.
    Selbstverständlich tauchte nicht die Ladung mehr auf, man wusste nur, der Erlös für ein Schiff Kakao ist in Rotterdam eingezahlt worden.
    Und das ist eine der üblichen Praktiken?
    Leider ja.
    In Afrika gibt es ein Sprichwort, das sagt, wenn Elefanten streiten, dann leidet das Gras.
    In diesem Fall kann man sagen, das sind die Kinder und die illegalen Fremdarbeiter.
    Abgesehen jetzt von den akuten Hilfslieferungen nach Westafrika, welche Maßnahmen könnten von europäischen Stellen getroffen werden, um diesem Land, das ja vermutlich aus eigener Kraft sich nicht mehr aufrichten kann, zu helfen?
    Vor wenigen Jahren hat man in Ghana, beziehungsweise überhaupt in Westafrika, eine Aktion begonnen, die lautete, feed your people, ernährt euch selber.
    Ich glaube, dass Sie neben fahrbaren Kliniken jetzt in der nächsten Zeit mit fliegenden Ärzteteams unbedingt brauchen werden Agrarexperten, die die Ganesen wieder zurückführen zu einer gesunden Landwirtschaft, denn das Land ist so unvorstellbar reich, nicht nur an Gold,
    sondern auch an Edelhölzern und einem wunderbaren, fruchtbaren Boden.
    Sie müssten sich nur wieder hinsetzen und mit der Landwirtschaft beginnen, dann würde sich das Volk sicher leicht ernähren können.
    Wahrscheinlich wird der erste Schritt sein, einen Aufbau der Landwirtschaft, der die leeren Bäuche füllt und damit die Angst vor einer großen Revolution nicht nur der Regierung, sondern auch den Nachbarn nehmen wird.
    Ja, das war ein Schwerpunkt Westafrika im heutigen Mittagsschanal und dieser Schwerpunkt hat das innenpolitisch heiße Thema dieses heutigen Tages ein bisschen nach hinten gerückt, aber jetzt ist es da.
    Im zweiten AKH-Prozess im Wiener Straflandesgericht sind ja heute Mittag die Urteile verkündet worden.
    Dieses Urteil wurde über fünf Personen gesprochen, und zwar über die beiden Hauptangeklagten, den 43-jährigen ehemaligen Wiener Spitalsmanager Siegfried Wilflink und den 40-jährigen Wiener Geschäftsmann Hans-Christoph Prutscher, sowie gegen Adolf Winter, den Hauptangeklagten im ersten AKH-Prozess, gegen seinen seinerzeitigen Vorstandskollegen bei der AKP Gerhard Schweiger und gegen Winters ehemaligen Untergebenen Herbert Winkler.
    Von der Urteilsverkündung berichtet Fritz Besatt aus dem Wiener Straflandesgericht.
    Diplomkaufmann Dr. Siegfried Wilfling ist schuldig und wird zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
    Alle vier anderen Angeklagten im zweiten AKH-Prozess werden freigesprochen.
    Das ist der Kern des Urteils, das AKH-Richter Paul Weiser heute Vormittag im Wiener Straflandesgericht nach mehr als zweimonatiger Verhandlungsdauer sprach.
    Einen Originalton von der Urteilsverkündigung dürfen wir aus Gründen des neuen Medienrechts nicht bringen.
    Doch zurück zum Urteil.
    Siegfried Wilfrink wurde für schuldig befunden, das Verbrechen des schweren Betrugs in einem Fall und der Untreu in mehreren Fällen wie auch der Urkundenfälschung begangen zu haben.
    Als mildernd bei der Strafbemessung wurde der bisherige ordentliche Lebenswandel des Verurteilten als erschwerend die wiederholte Verübung von Straftaten angesehen sowie auch die Tatsache, dass er als hoher Sondervertragsbediensteter der Gemeinde Wien so etwas wie eine Vorbildfunktion gehabt hätte.
    Das Urteil, das muss gesagt sein, ist noch nicht rechtskräftig.
    Wilfrink hat sich heute drei Tage Bedenkzeit erbeten.
    Sollte er die Strafe, eben die zweieinhalb Jahre, annehmen, wird ihm die Zeit der Untersuchungshaft, rund zwei Jahre, angerechnet.
    Andererseits hat der Staatsanwalt im Falle Wilfling Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt.
    Im Fall der Freisprüche der übrigen Beschuldigten, also des Wiener Geschäftsmanns Hans Christoph Prutscher, des früheren AKP-Vorstandsdirektors Adolf Winter und seines Kollegen Gerhard Schweiger sowie Winters seinerzeitigem Untergebenen Herbert Winkler legte der Staatsanwalt heute ebenfalls die Nichtigkeitsbeschwerde ein.
    nun zu den einzelnen Punkten der Anklage, in denen Wilfling für schuldig befunden wurde.
    1.
    Wilfling ist schuldig, vom Wiener Geschäftsmann Weißert im Jahre 1971 200.000 Schilling verlangt und erhalten zu haben.
    Weißert hatte vor Gericht bestätigt, Wilfling diesen Betrag übergeben zu haben.
    Auch sah das Gericht das Verhalten Wilflings in diesem Punkt auf einer Linie mit seinen sonstigen geldorientierten Verhalten.
    Zweitens, Wilfring ist schuldig, den Universitätsassistenten Gürcal, dem er einen Auftrag vermittelte, veranlasst zu haben, 60.000 Schilling an das von Wilfring gegründete Ludwig-Boltzmann-Institut für Krankenhausökonomie zu zahlen.
    Drittens, Wilfring ist schuldig, sich ein bereits bezahltes, aber nicht verwendetes Ticket der Lufthansa angeeignet zu haben.
    Schaden rund 6.400 Schilling.
    Viertens, Wilfring ist schuldig, vom Schweizer Krankenhausexperten Kaufmann eine Spende von 63.000 Schilling für das Ludwig Boltzmann-Institut verlangt und erhalten zu haben.
    Fünftens und letztens, Wilfrink ist schließlich schuldig, eine Urkundenfälschung begangen zu haben.
    Nach Meinung des Gerichts hat er ein Flugticket gefälscht.
    In allen übrigen Punkten der insgesamt zwei Anklageschriften hat das Gericht heute Siegfried Wilfrink freigesprochen.
    Also Freispruch in jenen Punkten, die Wilfling ein gemeinsames Vorgehen mit dem zweiten Hauptangeklagten Prutscher bzw.
    mit den übrigen Beschuldigten Winter, Schweiger und Winkler vorgeworfen hatte.
    Freispruch also auch bei den zwei Hauptpunkten der Anklage, die diesen Prozess überhaupt erst den Namen 2.
    AKH-Prozess verliehen haben.
    Nämlich die Auftragsvergabe von Sanitärcontainern für das AKH sowie für Leibschüssel-Spülmaschinen.
    und Freispruch auch in jenem Faktum, das als sogenanntes Wegensteingespräch in die Annalen der AKH-Berichterstattung eingegangen war.
    Nämlich der von der Anklage behauptete Versuch, von der Firma ÖkoData 2,5 Millionen Schilling im Zusammenhang mit der Vergabe des Auftrags für die Betriebsorganisation des AKH in einem Ausmaß von 122 Millionen Schilling zu erhalten.
    Die Freisprüche fällte das Gericht in manchen der Punkte, weil keine Verstöße gegen das Strafgesetz vorlagen.
    Doch wollte Richter Paul Weiser die Moral heute nicht ganz auslassen.
    Geschäfte etwa mit Geldern zu machen, die wegen der Krebsangst der Menschen gestiftet worden seien, sei zwar gesetzlich nicht strafbar.
    Es werfe aber ein bezeichnetes Licht auf die ethisch-moralische Auffassung mancher Geschäftsleute, die noch dazu als besonders tüchtig gelten, sagte Weiser und meinte Wilfring und Brutscher damit.
    Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass auch der zweite AKH-Prozess keiner war.
    Nicht ein Prozess über und eine Beurteilung dessen, was dieser größte Spitalsbau Europas in allen Phasen seiner Errichtung immer wieder überschattete.
    Nämlich eine ständig wechselnde Organisationsform, ständige Umplanungen, Kostenüberschreitungen und Baumängel.
    Darüber zu urteilen, bleibt einem ordentlichen Gericht versagt.
    Soweit das Wesentlichste von der heutigen Urteilsverkündung im Wiener Straflandesgericht und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Auf der A4 der Ostautobahn in Fahrtrichtung Schwächert zwischen Wien nach Schwächert kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen.
    Bitte bleiben Sie rechts und überholen Sie nicht.
    Ich wiederhole diesen Hinweis.
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    Weiter im Mittagsschanal mit dem zweiten großen Thema dieser Tage, dem Wahlkampf.
    Wenn es um Wahlkampf geht, geht es auch um die Wahlkampfkosten, denn auch in Zeiten wie diesen steht eines fest, Wahlkampf ist eine teure Sache.
    Das weiß die österreichische Öffentlichkeit nicht erst seit einer Veröffentlichung der Wochenpresse über angebliche Wahlkampfkosten der SPÖ, die einen Betrag von 100 Millionen Schilling übersteigen sollen.
    Das wird auch schon klar, wenn man in diesen Tagen in ganz Österreich die Plakatwende betrachtet.
    Die Parteien versprechen im teuren Vier-Farben-Druck sichere Arbeitsplätze, unverbrauchte Kandidaten und eine schönere Zukunft.
    Nach den Auseinandersetzungen zwischen den beiden Großparteien und zahllosen Dementis über die Kosten des Wahlkampfes hat nun heute die kleinste Parlamentspartei, die FPÖ, ihr Wahlkampfkonzept für den 24.
    April in einer Pressekonferenz vorgestellt, Leopold Esterle berichtet.
    Mit Schaukästenplakaten, Motiv aufgehende Sonne, Contra, Städte Smoke, mit drei bundesweiten 16-Bogen-Plakat-Durchgängen, Themen Wirtschaft, Umwelt und Korruption im sinnigen Verhältnis von 60 zu 20 zu 20, mit zwei Fernseheinschaltungen und elf Rundfunkspots, mit einer siebenwöchigen Wahlrundreise von FPÖ-Obmann Norbert Steger und hunderten Wahlversammlungen der elfmannstarken Parlamentsriege wollen die Freiheitlichen um die Wählergunst buhlen.
    Dass man weniger auf Geld als auf persönliches Engagement setzt, hat mehrere Gründe.
    Man hat zu wenig.
    Generalsekretär Grabherr Mayer nennt zwei weitere.
    Die Freiheitliche Partei hat sich bemüht, einen Minimalwahlkampf zu gestalten.
    Und das ganz bewusst.
    In Zeiten, wo es allgemein üblich ist, dem Bürger zu sagen, dass es ein Gürtelengerschnallen gibt, glauben wir, die Freiheitliche Partei, dass auch die Parteien bemüht sein müssen,
    diesen Weg vorzuzeigen und ein Beispiel zu geben.
    Wir haben uns gegenüber früheren Wahlkämpfen den Gürtel enger geschnallt.
    Erstmal aus diesem Grund, zum zweiten, weil auch die Mittel, die die politischen Parteien zur Verfügung haben, geringer geworden sind.
    Gerade durch die vergangenen Korruptionsfälle ist bestimmt auch die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung zurückgegangen.
    Dass sich die vom oberösterreichischen FPÖ-Landesparteiobmann Horst Schender gemanagte Wahlkampagnen-Slogan Gemeinsam schaffen wir's, für Österreich die Freiheitlichen, budgetmäßig zwischen den Gigantenblocks von SPÖ und ÖVP bewegt, wird als gegeben hingenommen.
    Grabherr Mayer vergleicht.
    Wenn ich davon ausgehe, dass es eine bekannte Zahl gibt, die bestritten, aber nicht widerlegt werden konnte bisher, und zwar vom verlorenen Wahlkampfkonzept der Sozialistischen Partei, das ihr Wahlkampfleiter Mahr verloren hat und das nach wie vor unwidersprochen, unwiderlegt geblieben ist, man hat natürlich versucht, das zu negieren und etwas zu verniedlichen, gehen wir von der Zahl von 103 Millionen Schilling der Sozialistischen Partei aus, die nach
    den bisherigen Gepflogenheiten, wie wir wissen von den Landes- und Bezirksorganisationen der Großparteien, ich gehe auch davon aus, dass sich die ÖVP-Wahlkampfkosten in dieser Höhe bewegen, also mindestens verdoppelt werden.
    So bewegen wir uns mit einem Minimalwahlkampf von 5 bis 10 Prozent.
    5 bis 10 Prozent, das sind Runde 10 Millionen Schilling, vergleichsweise aber wenig, schaut man sich die Wahlkampfsummen an, die sich die drei etablierten Parteien im Wahlkampfübereinkommen allein für die Abschlussphase der Propagandaschlacht gebilligt haben.
    So werden sechs Wochen vor der Wahl die SPÖ 30,5, die ÖVP 29,5 und die FPÖ 7 Millionen Schilling in die sogenannte heiße Phase buttern.
    Dass man auch mit dosiertem Einsatz der Werbemittel Aufsehen erregen kann, beweist übrigens ein FPÖ-Plakat in Wien, das Richterin Helene Patik Pablé mit Obmann Steger zeigt.
    Sie, so wird kritisiert, sei schon vor ihrer Karenzierung vom Richteramt werbewirksam affischiert worden.
    Grabherr Mayer heute lakonisch, Frau Pablé wird kandidieren, wie die Aufregung zeigt, haben wir mit ihr einen guten Griff getan.
    Rechtlich sei gar nichts einzuwenden.
    Im Beitrag von Leopold Estele war das.
    Und jetzt halb Inland, halb Ausland.
    In äußerst guter Atmosphäre ist ganz offensichtlich der Besuch von Bundeskanzler Kreisky beim amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan in Washington verlaufen.
    Um etwa nur die Schlagzeile einer österreichischen Zeitung zu zitieren, Kreisky Charme bezwang Reagan.
    Vielleicht eine neue Variante des altösterreichischen A-E-I-O-U.
    Allen Ernstes ist Österreich unwiderstehlich.
    Oder müsste es jetzt heißen A-E-I-K-U?
    Aber im Ernst, was es an bilateralen Problemen zwischen Washington und Wien gegeben haben mag, das scheint ausgeräumt.
    Das betrifft zum einen die Frage von Technologie-Exporten.
    Hier hat ja schon vor Kreiskis Ankunft in Washington Staatssekretär Latziner die Lage zu klären versucht.
    Und auch ein möglicherweise zweiter Wunderpunkt der Beziehungen ist nun geheilt.
    Die USA werden nun in Kürze wieder durch einen Botschaft- oder
    besser und richtiger gesagt, eine Botschafterin in Österreich vertreten sei.
    Es ist Helene von Damm, die enge Vertraute von Präsident Rege.
    Schlagzeile dazu in einer österreichischen Zeitung.
    Helene aber überstrahlte alles.
    Was aber wohl nicht heißen soll, dass den politischen Gesprächen zwischen Kreisky und Rege nicht doch eigenes Gewicht zugekommen wäre.
    Und hier ging es ja vor allem um internationale Fragen, denn in der Ostkomplex vor allem das Polen-Problem.
    Wie auch Präsident Reagan und dann auch Bundeskanzler Kreisky nach ihrem Gespräch in einer traditionellen offiziellen Stellungnahme vor dem Weißen Haus vor Journalisten sagten.
    Er macht darauf aufmerksam, dass Bruno Kreisky heute der Gast ist aus Österreich.
    Chancellor Kreisky and I have had the opportunity to discuss two areas of... Bruno Kreisky und er hatten Gelegenheit, zwei Gebiete, die für die Menschheit wichtig sind, nämlich Polen und der Nahen Osten.
    The Chancellor is a man of extensive experience in international affairs.
    Der Kanzler ist ein Mann mit außerordentlichen Erfahrungen im internationalen Verkehr und er war glücklich, sagt Reagan, so wie sieben Präsidenten vor ihm, mit Geiske Gedanken auszutauschen.
    Die zweiseitigen Beziehungen bezeichne ich als eng und freundschaftlich und kooperativ.
    Und dann gibt Ronald Reagan bekannt, dass Helene von Damm neuer amerikanischer Botschafter in Wien werden soll.
    Es sei für ihn ein Vergnügen gewesen, Kanzler Kreisky zu begrüßen und er erneuert seine Freundschaft für Österreich und das österreichische Volk.
    Der Bundeskanzler erklärt daran, er sei sehr glücklich, heute seinen Gedanken mit Reagan ausgetauscht zu haben.
    Die Beziehungen zwischen den USA und Österreich sind ohne jede Störung.
    Sie sind gekennzeichnet durch lang anhaltende Freundschaft mit den Zweiten Völkern und zwischen den beiden Regierungen.
    Heute ist Österreich blühend und in der Lage, so dass es dankbar ist für das, was die USA seit 35 Jahren für Österreich getan haben.
    Der Bundeskanzler spricht dann von einer unerschütterlichen Freundschaft zwischen der Demokratie der USA und dem kleinen Österreich.
    Und dann sagt er, er sei besonders dankbar für die Ernennung von Helene Van Damme als neuer amerikanischer Botschafter in Österreich.
    Und hören Sie jetzt eine Analyse von Klaus Emmerich zum Ergebnis der Gespräche, die Bundeskanzler Kreisky in Washington geführt hat.
    Zufriedenheit lautet die Selbstbeurteilung seiner zweitägigen Reise nach Washington, die Bundeskanzler Bruno Kreisky in diesen Stunden seinen amerikanischen Gastgebern und der Öffentlichkeit mehrfach signalisiert.
    Er, der die Regierung Regen in ihrer Gesamtpolitik zunächst heftig kritisiert hatte, sieht nun, wie er sagt, eine grundsätzliche Änderung in wesentlichen Elementen der regenschen Vorgangsweise.
    Kreisky umschreibt dies mit mehr Flexibilität.
    Das ist sowohl für die Wirtschaftspolitik als auch staatliche US-Maßnahmen zur Ankupplung der Wirtschaft, für US-Kollekturhoffnungen und erwartete Zinssenkungen als auch für die Abrüstung, das Ost-West-Verhältnis
    und die Nahost-Problematik gilt, war schon im Ansatz ein angenehmes Gesprächsklima zu erwarten und festzustellen.
    Kreisky hat dann außerdem die Journalisten wissen lassen, dass zwei Themen von ihm nicht aufgegriffen werden, nämlich in der Außenpolitik Lateinamerika, wovon, wie Kreisky es selber formulierte, er zu wenig verstehe, und die innenpolitisch verflochtene Frage,
    ob nämlich die USA bereit sein könnten, österreichischen Atommüll abzunehmen.
    Hier hat es sich schon bei den gründlichen Vorgesprächen zwischen Wien und Washington eindeutig herausgestellt, dass die US-Regierung derzeit zu keinerlei verbindlichen Äußerungen von Sachen, die entgegenkommen, ganz zu schweigen, bereit ist.
    Die Selbstsicherheit, mit der Kreisky in den letzten Stunden hier in Washington auftrat, ist aber vor allem wohl auf zwei Ursachen zurückzuführen.
    Einmal die intensiven Bemühungen der Regierung Reagan, die frühere Bedenken einzelner Regierungsbeamter und Politiker schließlich hinter sich ließ und eine Gäste sowie eine Sachentscheidung haben das ihre zu dem sichtlich guten Gesprächsklima beigetragen.
    Die Nominierung der gebürtigen Österreicherin Helene von Damm als Kandidat für den Posten des amerikanischen Botschafters in Österreich, womit Ronald Reagan eine seiner engsten Mitarbeiter nach Wien zu schicken bereit ist,
    und eine ebenso einfache wie glatte sowie saubere Lösung des sogenannten Technologie-Transfer-Problems.
    Österreichische Technologie bleibt ausgespart, weil es hier ausschließlich um unsere Angelegenheit handelt.
    Für amerikanische Technologie und ihre Weiterverbreitung übernimmt die österreichische Bundesregierung eine gewisse Mitverantwortung.
    Der erste Test auf diese neue österreichisch-amerikanische Verständigung ist bereits in den allernächsten Tagen fertig.
    Washington soll nämlich jene Exportgenehmigung für die Herstellung von elektronischen Bauteilen von sogenannten Chips erteilen, die eine gemeinsame Tochtergesellschaft des amerikanischen Chipskonzerns EMI unter Friss seit Herbst beantragt und damit zunächst amerikanische Vorbehalte angefacht hat.
    Nach der technologischen Verständigung zwischen Wien und Washington reichen die österreichische Seite nun damit, dass diese und andere Beispiele des Technologieaustausches
    wieder glatt über die Bühne gehen können.
    Der zweite Grund für die Zufriedenheit Greyskis war wohl die freundliche Aufnahme, die er auf dem Capitol Hill, dem Sitz des amerikanischen Parlaments, erfahren hat.
    Sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat waren außenpolitische Mandatare mit jenem Mann betont freundlich aufgeschlossen und an Informationen interessiert.
    der von einzelnen Senatoren und Abgeordneten noch vor wenigen Monaten, vor allem wegen seiner Neuauspolitik, öffentlich und hinter verschlossenen Türen angegangen worden war.
    Vor allem wegen Kreiskys Gesprächen mit der BLO und mit Oberst Gaddafi.
    Jetzt, da sich der Wind auch in den USA zugunsten der BLO und zulasten Israels etwas zu drehen beginnt, waren die Voraussetzungen für harsche Kreisky-Kritik schon seit längerem geschrumpft.
    Nun konnte Geiske seine Vorstellungen aufmerksamen amerikanischen Parlamentariern vortragen.
    Aggressiver Widerspruch, den manche in Wien befürchtet oder erwartet hatten, blieb nach allem, was man hören kann, aus.
    Geiske selbst hat sich sichtlich erleichtert, erfreut und bestätigt, was seine parlamentarischen Gespräche anbelangt.
    Im Detail freilich gab es etwa mit jüdischen Organisationen Fragen und Fragezeichen.
    Der Bundeskanzler macht in Washington auch kein Hehl, dass er weder in der Ost- noch im Ost-West-Verhältnis fixe Lösungen für Wahrscheinlichkeit.
    Hier traf er sich mit Ronald Reagan zumindest klimatisch, wenn auch wohl nicht ideologisch und meinte, er habe mit diesem Präsidenten immerhin eines gemeinsam, nämlich
    Soviel zum Besuch von Bundeskanzler Kreiskinder in den USA.
    Und ich muss mich jetzt bei Ihnen entschuldigen.
    Zwei Beiträge, die ich Ihnen zu Beginn der Sendung angekündigt habe, bringen wir aus Zeitgründen nicht mehr unter.
    Das eine ist ein Beitrag über eine neue Zeckenschutz-Impfaktion, die anläuft.
    Und das zweite eine Recherche von Hans Adler, der sich umgesehen hat.
    wie es zu Beginn der Energieferien mit Quartieren in den fremden Verkehrsgebieten aussieht.
    In beiden Fällen kann ich Sie nur auf das heutige Abend-Journal vertrösten, möglicherweise auch auf das morgige Morgen-Journal.
    Jetzt aber unser Kulturbeitrag im Mittag-Journal.
    Ein kommerziell erfolgreicher Lyriker, das ist eine äußerst ungewöhnliche Erscheinung auf dem Buchmarkt, wo ja Gedichtbände meist nur Auflagen von einigen Tausend haben.
    Eine Ausnahme ist allerdings der deutsche Schriftsteller Wolf Vondracek, dessen Bücher bereits mehr als hunderttausend Mal verkauft wurden.
    Der 1943 geborene und seit einigen Jahren in München lebende Vondracek wurde unter anderem auch mit dem Leonson-Lehner-Preis und dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.
    Vorgestern kam Vondracek zu einer Lesung nach Innsbruck, heute Abend wird er im literarischen Quartier der Alten Schmiede in Wien lesen.
    Mit Wolf Vondracek sprach Konrad Zobel.
    Herr Wondracek, ein Grund dafür, dass Sie als Erfolgslyriker gelten und das Sie auch sind, liegt sicher darin, dass Sie Gedichte nicht als Ausdruck feinsinniger Hochkultur verstehen oder schreiben, sondern irgendwie als poetisches Verständigungsmittel mit einer Generation, die ein Lebensgefühl hat, das sie teilen und dieses Lebensgefühl ist also weniger von der Hochkultur als von der
    populären, amerikanisch beeinflussten Trivialkultur charakterisiert.
    Wenn Sie das auch so sehen.
    Ein Lebensgefühl ist ein Lebensgefühl.
    Weder oben noch unten.
    Es ist nur, wessen Lebensgefühl es ist.
    Und es ist das Lebensgefühl meiner Generation.
    Und insofern
    da meine Generation, ich bin 1943 geboren, erwachsen geworden in Zeiten mit amerikanischer Kultur natürlich.
    So begegnen wir also Marilyn Monroe, James Dean, all den Kinohelden, Muhammad Ali.
    Aber es gibt natürlich auch etwas, Sie werden sehen, dass in meinen Gedichten oder Sie wissen, dass in meinen Gedichten
    Das, was man die Kunst des Gedichteschreibens nennt, sehr stark da ist.
    Es gibt gereimte Gedichte, es gibt Sonnette.
    Natürlich gibt es das gute alte Europa, der Oper, des Balletts, der Empfindung, des Gefühls.
    Es ist ja nicht nur so, was man mir immer leicht hinach sagt, das ist nur amerikanische, da steht nur Humphrey Bogart und da wedelt irgendwie Marilyn Monroe mit dem Rockschlitz.
    Sie würden sich aber auch dagegen wehren, dass man sagt, Ihre Form ist traditionell und die Inhalte dann, sagen wir, moderne?
    Es geht wirklich durcheinander.
    Es gibt Strophen von tiefstem abendländischem Gefühl und es gibt Strophen von dem großen, rotzigen Gefühl.
    Ja, von manchen Leuten wird ihnen ja auch vorgeworfen, dass das Gefühl vielleicht zu stark dominiert.
    Sie ironisieren alle diese Vorwürfe, die da von verschiedenen Seiten kommen, also zum Beispiel von feministischer Seite ist ihnen auch des öfteren vorgeworfen worden, sie würden Frauen nur als Sexualobjekte bezeichnen.
    In einem Gedicht nehmen sie das auf und sagen, ja, aber nur die besten Frauen, das wäre das eine.
    Ein Kommunist beschuldigt sie in einem Gedicht.
    Sie würden zu unpolitisch denken und sie schrieben nur Suff und Seele sozusagen.
    Sie ironisieren das alles selber in Ihrem Gedicht.
    Ich antworte diesen Dingen, ja.
    Das sind aber Sachen, die auf Erlebnissen von mir beruhen.
    Das sind nicht Dinge, die ich jetzt auseinandersetze mit möglichen Kritikern, möglichen Feinden, möglichen... Wissen Sie, die Feministinnen nehme ich gar nicht wahr.
    Es gibt auch Männer, die so denken.
    Ja, ja, sicher.
    Ich meine, das ist ein Hauptvorwurf bei Frauen.
    Ich stehe zu diesen Gefühlen und ich glaube, dass es schon eine schöne Sache ist, wenn man ein Dichter der Frauen ist.
    Sehen Sie, Lord Byron, da standen nur die ganzen Frauen vor dem Druckhaus, wenn der einen neuen Gesang geschrieben hat und sie haben ihn als Dichter
    der Frauen verstanden.
    Warum wehrt man sich dagegen?
    Ich habe nichts dagegen.
    Es polarisiert sich sehr stark.
    Die einen Frauen rennen aus meinen Lesungen heraus, sind wütend, weil ich sie, wie gesagt, offensichtlich als Sexualobjekte abkanzle oder weil sie mich als einen fürchterlichen Chauvinisten oder Macho sehen und die anderen fühlen sich gerade dadurch angezogen.
    Ich werde seit meinen Gedichten, seit meine Gedichte publiziert sind, eigentlich sehr oft nachts belästigt, muss ich sagen, durch nächtliche Anrufe von Frauen.
    Ja, ich glaube, da ist der Moment, wo wir dieses Thema fallen lassen und von den Liebesgedichten weggehen.
    Sie setzen sich ja auch zwar nicht mehr so stark wie zu Anfang ihres Schreibens mit dem politischen Alltag auch in der Bundesrepublik auseinander.
    Es gibt Gedichte, wo sie zum Beispiel die Deutschen als
    Kerkermeister des Profits, als Profis des Stumpfsinns, Erzengel des Gruppstahls, Fachleute für perfekte Schrauben, glaube ich, heißt es da bezeichnen.
    Man muss es den Deutschen eben banal und klar sagen, dass sie keinen Ausweg mehr haben, sich herauszureden.
    Und so empfinde ich das.
    Ich finde diesen Stumpfsinn umso größer, wenn Sie mich schon nach Politik fragen.
    Wir haben ja wieder den großen Stumpfsinn seit der Regierung Kohl.
    Dieser Mann produziert nun wirklich eine Art von, in seiner Sprache, wenn Sie dem mal zuhören, dieses unsere Vaterland und Stumpfsinn von oben bis unten, in einer pathetischen Soße.
    Sind es mehr diese gesellschaftlichen Verhältnisse oder Ihre private Biografie, die Sie in Ihren Gedichten immer mehr auch das Thema des Selbstmordgedanken, der Todessehnsucht hineinbringen lässt?
    Nein, ich bin kein Selbstmordkandidat.
    Ich beschreibe von 1974 mit dem ersten Gedichtmann bis 1980 mit dem letzten.
    die Empfindung meiner Generation.
    Und da spielen diese Selbstmordgedanken sicher eine große Rolle.
    Nur ein Beispiel dazu.
    Es gibt in einem Gedicht eine Zeile, es werden Freitod-Festivals stattfinden.
    Und das war ein Jahr vor diesem Freitod-Festival in Guayana.
    Ich glaube, unsere Hörer würden noch gerne ein Gedicht hören.
    Mehrere können Sie ja dann heute Abend hinter alten Schmiede hören in Wien.
    Es wird jedenfalls nicht langweilig.
    Wer das jetzt gehört hat, soll kommen zu meiner Lesung.
    Ich werde keine Selbstmordepidemie auslösen.
    Ich lese ein ganz kurzes Gedicht.
    Das heißt, angenehm diese Wohnung.
    Einer schreit Hilfe, doch niemand hört.
    Ich sage, angenehm diese Wohnung, wo einer schreien kann und nicht stört.
    Das war ein Gespräch mit Wolf Wondracek, erfolgreicher Lyriker, aber arm ist er auch.
    Er wird von den Frauen belästigt.
    Also liebe Frauen, lassen Sie den Wolf Wondracek unbelästigt.
    Bei uns geht es weiter mit Kurzmeldungen.
    USA.
    Mit einer Pressekonferenz und einem Essen im Hotel Madison in Washington ist der offizielle Teil des USA-Besuches von Bundeskanzler Kreisky zu Ende gegangen.
    Kreisky hat unter anderem die nachgiebigere Haltung von Präsident Reagan gegenüber der Sowjetunion begrüßt.
    Auch den Nahostfriedensplan des US-Präsidenten Reagan bezeichnete er als konstruktiv.
    Der Bundeskanzler wird sich privat noch bis Dienstag in New York aufhalten.
    Österreich.
    Im zweiten AKH-Prozess in Wien wurden heute die Urteile verkündet.
    Das Gericht befand den ehemaligen Spitalbereichsleiter der Gemeinde Wien, Siegfried Wilfling, für schuldig.
    Er erhielt zweieinhalb Jahre Haft.
    Zur Gänze von der gegen sie erhobenen Anklage freigesprochen wurden der Firmenchef Hans-Christoph Prutscher, die beiden früheren AKP-Vorstandsdirektoren Adolf Winter und Gerhard Schweiger, sowie der AKP-Sachbearbeiter Herbert Winkler.
    Wilfling hat sich drei Tage Bedenkzeit erbeten.
    Der Staatsanwalt hat gegen alle Freisprüche Berufung eingelegt.
    Der im Zusammenhang mit dem sogenannten Rezeptskandal entstandene Konflikt zwischen der Ärztekammer und der Gebietskrankenkasse in Wien hat sich verschärft.
    Die Ärztekammer wirft der Krankenkasse unter anderem die Verletzung des Datenschutzes vor.
    Außerdem wollen die Ärzte am 16.
    Februar vor dem Gebäude der Wiener Gebietskrankenkasse eine Protestdemonstration abhalten.
    Naher Osten.
    Das Gebiet um die nordisraelische Stadt Methulla ist neuerlich von libanesischem Gebiet aus mit Kadjusha-Raketen beschossen worden.
    Es gibt keine Meldungen über Verletzte.
    Bereits im Jänner haben Palästinenser vom Libanon aus ein israelisches Dorf an der Mittelmeerküste und jenes Beiruter Hotel beschossen, in dem die israelisch-libanesischen Verhandlungen stattfinden.
    Auf die Zentrale einer militanten islamischen Gruppierung in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli ist ein Anschlag verübt worden.
    Ein Passant wurde getötet.
    Die israelischen und die amerikanischen Truppen in Beirut haben nach Angaben des libanesischen Fernsehens ein Abkommen über die Abgrenzung ihrer militärischen Zonen abgeschlossen.
    Das Wetter bis heute Abend in Österreich gelegentlich noch Schneeschauer, im Allgemeinen aber aufgelockert bewölkt, Nachmittagstemperaturen minus drei bis plus drei Grad.
    Ein Mittagsschanal des aktuellen Dienstes war das.
    Ilse Oberhofer hat sie durch die Sendung geführt und ich sage auch auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Trailer - Situation in Nigeria
    Mitwirkende: Belcredi, Carl-Michael [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer - AKH-Prozeß und Urteile
    Mitwirkende: Belcredi, Carl-Michael [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Wochenendwetter
    Mitwirkende: Belcredi, Carl-Michael [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Sport ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation in Nigeria - Augenezeugenbericht - Moderatorengespräch
    Mitwirkende: Belcredi, Carl-Michael [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ghana - Politische und wirtschaftliche Lage - Interview mit Ghana-Experte Dr. Manfred Tatzreiter
    Interview: Dr. Manfred Tatzreiter
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Tatzreiter, Manfred [Interviewte/r]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrsdurchsage - Geisterfahrer
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz - FPÖ zu Wahlkampfkosten
    Einblendung: FPÖ-Generalsekretär Grabher-Meyer
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Grabher-Meyer, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA - Offizielle Stellungnahme von US-Präsident Reagan und Bundeskanzler Kreisky anläßlich der Reise von Bundeskanzler Kreisky in die USA
    Einblendung: US-Präsident Ronald Reagan, Bundeskanzler Bruno Kreisky
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung] , Reagan, Ronald [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit dem Lyriker Wolf Wondratschek
    Interview: Wolf Wondratschek
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Wondratschek, Wolf [Interviewte/r]
    Datum: 1983.02.04 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Literaturquartier - Alte Schmiede [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.02.04
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.02.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830204_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Mangelnde Tonqualität
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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