Mittagsjournal 1987.08.08

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    Rechtliches

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    Es ist nun 12 Uhr 2.
    Wegen der Überlänge der Festspielübertragung in Österreich 1, ein heute etwas später beginnendes Mittagssjournal, zu dem sie Udo Bachmeier begrüßt.
    Die Programmschwerpunkte bis 13 Uhr.
    Das Kreisky-Interview in einer Schweizer Zeitung über die Weitergabe von Waldheim-Akten erregt weiter die innenpolitischen Gemüter.
    Wir bringen Auszüge aus Pressekommentaren.
    Im Journal Zugast ist heute der im Zusammenhang mit einem umstrittenen Brief an den jüdischen Weltkongress einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgewordene Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Hödel.
    Dass die Schaffung von Arbeitsplätzen für den Staat ein Geschäft sein kann, ist Kernaussage einer nun veröffentlichten Studie.
    In Wien tagt zurzeit ein internationaler Amazonaskongress, in dem es vor allem um die akute Gefährdung
    des Amazonas-Gebiets geht und auch um weit darüber hinausgehende Folgen.
    Auf kalifornischen Autobahnen häufen sich Straßenkämpfe und Schießereien mit Todesfolgen, in Los Angeles tagt ein Krisenstab.
    Und im Beitrag der Kulturredaktion heute, Helmut Lohner liest in Salzburg Schnitzlers Leutnant Gustl.
    Vorerst die Nachrichten, zusammengestellt heute Mittag von Helmut Koller, es liest Wilfried Schirlbauer.
    Guatemala.
    Die Präsidenten von fünf mittelamerikanischen Staaten haben zum Abschluss ihres Gipfeltreffens in Guatemala Stadt ein Friedensabkommen für die Region unterzeichnet.
    Die Vereinbarung beruht auf Vorschlägen des Präsidenten von Costa Rica, Oscar Arias.
    Sie sieht vor, dass innerhalb von 90 Tagen in Nicaragua und El Salvador ein Waffenstillstand in Kraft tritt.
    Untergrundkämpfe, die ihre Waffen niederlegen, sollen straffrei bleiben.
    Geplant sind auch demokratische Reformen.
    Der Präsident von Nicaragua, Daniel Ortega, hat das Friedensabkommen als seinen ersten historischen Schritt bezeichnet.
    Die nicaraguanischen Contras kündigten an, sie wollten ein Waffenstillstandsangebot der sandinistischen Regierung nicht annehmen.
    Demgegenüber sicherte die kolumbianische Rebellenorganisation M19 zu, sie werde sich an die Vereinbarung halten.
    In El Salvador hat Präsident Napoleon Duarte die bewaffneten Untergrundkämpfer aufgerufen, künftig auf Gewalt zu verzichten und sich an einem demokratischen Prozess zu beteiligen.
    Unterzeichnerstaaten des Friedensvertrages sind Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua.
    Die Regierung in Washington hat vorerst zurückhaltend auf das Abkommen reagiert.
    Südkorea.
    In Seoul hat heute eine Sondersitzungsperiode der südkoreanischen Nationalversammlung begonnen.
    Die auf acht Tage angesetzten Sitzungen sind die ersten, seit die Regierung nach monatelangen Demonstrationen der politischen Opposition im Land Zugeständnisse gemacht hat.
    Es wird die Wiederbelebung eines Ausschusses erwartet, der Entwürfe für eine Verfassungsreform ausarbeiten soll.
    Eine der Hauptforderungen der Opposition ist es, dass der Staatspräsident künftig direkt vom Volk gewählt wird.
    Unterdessen ist der 63-jährige prominente Oppositionspolitiker Kim Dae-Jang offiziell der Oppositionellen Demokratischen Wiedervereinigungspartei beigetreten.
    Iran, Irak.
    Die iranische Marine hat ihre Seemanöver im persischen Golf beendet.
    Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
    Die Führung in Bagdad hat eine Sitzung des sogenannten Golfkomitees bei der Arabischen Liga verlangt.
    Das Gremium soll sich mit der Weigerung Teherans beschäftigen, auf den Friedensaufruf des Weltsicherheitsrates zu antworten.
    Iran, Saudi-Arabien.
    Im Zusammenhang mit den blutigen Zwischenfällen von Mekka hatte Iran neue Angriffe gegen Saudi-Arabien gerichtet.
    Nach iranischer Darstellung haben saudische Sicherheitskräfte mehrere iranische Pilger festgenommen und misshandelt.
    Die Pilger sollen die Kaaba, das islamische Heiligtum, in schwarzer Trauerkleidung umrundet haben.
    Nach den islamischen Regeln ist beim Besuch der Kaaba aber weiße Kleidung vorgeschrieben.
    USA.
    Präsident Reagan hat dem Kongress schriftlich zugesichert, dass die Abgeordneten künftig besser über Geheimdienstaktionen informiert werden.
    In einem Brief an den Geheimdienstausschuss des Senates kündigte Reagan an, er werde die zuständigen Gremien beider Kammern des Kongresses innerhalb von zwei Tagen über neue, sogenannte verdeckte Aktionen unterrichten.
    Die Zusage ist das Resultat von Verhandlungen nach den Enthüllungen der Iran-Kontra-Affäre.
    Sowjetunion.
    Im Bahnhof von Kamensk in der Don-Region hat sich gestern ein schweres Zugsunglück ereignet.
    Vermutlich sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.
    Die amtliche Moskauer Nachrichtenagentur TASS veröffentlichte zwar bisher keine Opferbilanz, schilderte aber Einzelheiten des Hergangs des Unglücks.
    Demnach war die Ursache ein Bremsdefekt bei einem Güterzug.
    Bei einer Geschwindigkeit von 140 km in der Stunde entgleisten 50 Waggons.
    Die Lokomotive raste weiter und prallte gegen einen im Bahnhof stehenden Personenzug.
    Zwei Waggons dieses Zuges wurden zerstört.
    Niederlande.
    Die Genesung der an Gehirnhautentzündung erkrankten Königin Beatrix macht nach jüngsten Angaben der behandelnden Ärzte Fortschritte.
    Es wird allerdings damit gerechnet, dass die Monarchin noch einige Tage im Krankenhaus bleiben muss.
    Königin Beatrix war am vergangenen Dienstag während einer Urlaubsfahrt in der südfranzösischen Stadt Antib an Gehirnhautentzündung erkrankt.
    Österreich.
    Der Streit um die Verweigerung der Salzburger Kollegienkirche für George Taboris Inszenierung des Oratoriums Das Buch mit sieben Siegeln erinnert daran, dass Kirchen ausgegrenzte, geweihte Räume mit Schwellen sind.
    Das erklärte jetzt der Kärntner Diözesanbischof Egon Capellari, der Referent für Fragen der Kultur in der österreichischen Bischofskonferenz ist, gegenüber der katholischen Presseagentur.
    Capellari sagte, die Beseitigung dieser Schwellen würde schließlich auch jene Kunst und Kultur ärmer machen, die sich dem christlichen Glauben nicht verpflichtet wüssten.
    Über die Höhe der Schwelle für ein konkretes kulturelles Vorhaben könne man gegensätzlicher Auffassung sein.
    Die für die Liturgie Verantwortlichen seien aber bei Konzerten und Theateraufführungen in Kirchen keinesfalls bloß Türsteher, die man nach Belieben beiseite beschieben könne.
    Sie müssten vielmehr kundige Hüter der Tür und der Schwelle ihrer Kirche sein.
    Der aktuelle Salzburger Festspiel streit erinnere daran, dass für das Gespräch zwischen Kirche und Kunst noch viel zu tun bleibe, meinte Capellari.
    Caritas Präsident Leopold Ungar begeht heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Ungar wurde 1912 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wiener Neustadt geboren.
    1953 ernannte ihn der damalige Papst Pius XII.
    zum Prelaten, seit 1964 ist der Jubilar Präsident der österreichischen Caritas.
    Ein Frontalzusammenstoß zwischen einem holländischen Reiseautobus und einem Kärntner Lastwagen hat heute früh auf der Drauthal-Bundestraße im Gemeindegebiet von Töplitsch ein Menschenleben und acht zum Teil Schwerverletzte gefordert.
    Die Opfer waren Fahrgäste des Busses.
    Zu dem Unfall kam es, weil der Lenker des Lastautos aus bisher noch ungeklärter Ursache auf die linke Fahrbahnseite geraten war.
    Das Teilstück der Drauthal-Bundestraße, wo der Unfall geschah, weist zwar vier Fahrbahnen auf, war aber in den vergangenen Jahren bereits mehrmals Schauplatz schwerer Verkehrsunfälle gewesen.
    Die Wetterlage.
    Während in Bodennähe schwacher Hochdruckeinfluss herrscht, werden mit einer südwestlichen Höhenströmung weiterhin teilweise feuchte Luftmassen gegen den Alpenraum geführt.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Wechselnd aufgelockert bewölkt, nur lokal etwas Niederschlag.
    Zwischendurch aber auch länger sonnig, während der kommenden Nacht gebietsweise gering bewölkt.
    Wind aus Südwest bis West.
    Nachmittagstemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Temperaturen morgen 6 bis 12 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag wechselt zwischen stärkerer Bewölkung mit Niederschlägen und längeren sonnigen Abschnitten, schwacher Wind aus Süd bis West, Tageshöchsttemperaturen 19 bis 24 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, Wetterverschlechterung von Nordwesten her und Abkühlung.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien-Heiter 20°, Eisenstadt-Heiter 19°, St.
    Pölten stark bewölkt 19°, Linz-Heiter 17°, Salzburg-Heiter 18°, Innsbruck stark bewölkt 16°, Bregenz-Heiter 17°, Graz stark bewölkt 17° und Klagenfurt stark bewölkt 16°.
    Die Zeit ist nun 12.11 Uhr.
    Die gestrige Aufregung um ein Greisky-Interview in der Züricher Handelszeitung findet heute auch ihren Niederschlag in den österreichischen Tageszeitungen.
    Greisky hatte in dem Interview gesagt, der frühere Bundeskanzler Fred Sinowaz habe ihm durch einen Parteisekretär Unterlagen über Bundespräsident Waldheim nach Mallorca geschickt.
    Weiters gab Kreisky an, ein amerikanischer Journalist habe ihm erzählt, er hätte von einem sogenannten Advisor des Parteivorsitzenden Sinowaz Waldheim-Akten angeboten erhalten.
    Im ÖVP-Pressedienst wurde das mit der Schlagzeile verbreitet, Zitat, Kreisky bestätigt, Sinowaz schickte Waldheim-Akten nach Amerika.
    Der Altbundeskanzler bestätigte in nachfolgenden Interviews zwar den Inhalt des Gesprächs mit einem Redakteur der Zürcher Handelszeitung, erklärte aber, die Schlagzeile des ÖVP-Pressedienstes sei durch seine Aussagen nicht gerechtfertigt.
    Außerdem habe er in Mallorca Unterlagen über Waldheim erst erhalten, als der jüdische Weltkongress bereits mit seinen Angriffen gegen Waldheim begonnen hatte.
    Franz Sinnbürger hat zu diesem Thema die folgende Inlandspresseschau zusammengestellt.
    Unter dem Titel »Die Enthüllung« schreibt Peter Gnam in der Kronenzeitung, dass mit Bruno Kreisky erstmals ein prominenter Sozialist zumindest andeutungsweise zugegeben habe, dass die Angriffe im Ausland gegen Bundespräsident Kurt Waldheim von Österreich ausgegangen seien.
    Gnam sieht in den Kreisky-Aussagen einen Racheakt des Alt-Bundeskanzlers Alfred Sinowaz.
    Durch den Racheakt Kreiskis an seinem Nachfolger Sinovac wird jedenfalls wieder ein Schleier jenes Geheimnisses gelüftet, wie es dazu kommen konnte, dass das Image Österreichs in der Welt heute so schlecht ist.
    Dass es da einen von langer Hand vorbereiteten Coup gab, der offenbar von Wien ausgegangen ist und dessen katastrophale Folgen in Form von Interventionen des Jüdischen Weltkongresses Kreiske vorausgesehen hat.
    Dass die Affäre Waldheim von Österreich ausging, meint auch der Kommentator der sozialistischen Neuen AZ.
    Allerdings heißt es dort... Wahr ist, die Affäre ging von Österreich aus.
    Am Anfang des Falles Waldheim stand Kurt Waldheim und sonst niemand.
    Dass der frühere Kanzler Fred Sinowatz etwas damit zu tun haben soll, bestreitet der AZ-Kommentator.
    Seine Meinung zu der nunmehrigen Diskussion?
    Die Schuld, die aus Waldheims Versagen resultiert, soll auf Fred Sinowatz umgeleitet werden.
    Für Fritz Tjocklich in der Kleinen Zeitung ist das Kreisky-Interview Anlass, den Rücktritt von Fred Sinowatz als SPÖ-Vorsitzendem zu verlangen.
    Tjocklich schreibt,
    Angesichts dieses jetzt schlüssig aufgedeckten, skandalösen Vorgehens, dass eine Kampagne, die ganz Österreich in vielen Ländern der Welt in Verruf und Misskredit gebracht hat, vom Büro eines amtierenden Bundeskanzlers gestartet worden ist, müssen jetzt mit Nachdruck folgende Konsequenzen gezogen werden.
    Erstens ist der sofortige Rücktritt von Fred Sinowaz als Parteiobmann der Sozialistischen Partei zu verlangen.
    Zweitens ist ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit der Einvernahme von Fred Sinowaz und Hans Pusch
    sowie allen anderen Beteiligten zu betrauen.
    Der zuletzt angesprochene Hans Pusch war Kabinettschef von Fritz Sinowatz.
    Ganz anders die Haltung von Hans Rauscher in seinem Kommentar im Kurier.
    Für Rauscher hat Kreisky zwar den Verdacht gegen Sinowatz geschürt, kann aber nicht als Kronzeuge gegen den SPÖ-Vorsitzenden in der Causa Waldheim angesehen werden.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf habe mit seiner Aussage, nun sei der rauchende Revolver gefunden, das Kreisky-Interview eindeutig überinterpretiert, meint Rauscher.
    Und im Kurier heißt es,
    Sinovac wäre tatsächlich schwer belastet, wenn Kreisky gesagt hätte, Sinovac habe ihm einen Parteisekretär mit Originaldokumenten zu Waldheim nach Mallorca geschickt, bevor noch die ganze Sache aufgeflogen war.
    Beim genauen Lesen stellt sich aber heraus, dass Kreisky etwas, das er unpräzise als Akten und Dokumente bezeichnet, erst erhalten hat, als der jüdische Weltkongress schon an die Öffentlichkeit getreten war.
    Zweitens soll Kreisky laut Graf gesagt haben,
    Sinovac habe Akten in die USA geschickt.
    Auch dies sieht bei genauer Lektüre des Interviews anders aus.
    Fazit.
    Der Verdacht gegen Sinovac oder den Berater Pusch bleibt.
    Kreisky hat ihn mit Andeutungen geschürt.
    Das zumindest geht aus dem Interview hervor.
    Aber Kreisky zum Kronzeugen gegen Sinovac zu machen, das geht eben nicht.
    Eine Inlandspresseschau von Franz Simbürger.
    Wir bleiben im weiteren Sinn beim Thema.
    Im Journal zu Gast ist nämlich ein österreichischer Kommunalpolitiker, der in diesem Sommer weit über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus bekannt geworden ist, der Linzer Vizebürgermeister Dr. Karl Hödel.
    Anlass war ein Brief, den er an Edgar Bronfman, den Präsidenten des jüdischen Weltkongresses, geschrieben hat.
    Darin kritisiert Hödel sehr scharf Äußerungen Bronfmans über Bundespräsident Waldheim und macht ihn für die Entscheidung der US-Regierung verantwortlich, Waldheim auf die Liste unerwünschter Personen in den USA zu setzen.
    Sofort nach Bekanntwerden des Briefes wurden Vorwürfe laut,
    dass einige Formulierungen antisemitisch seien.
    Hödel bestritt das und wies Forderungen nach seinem Rücktritt zurück, die auch aus den Reihen seiner eigenen Partei, der ÖVP, laut wurden.
    In dieser Woche begann dann eine österreichweite Plakataktion.
    Mehr als 700 Unterzeichner, darunter auch die ÖVP-Umweltschutzministerin Flemming, forderten Hödel auf, sein Amt zurückzulegen.
    Gleichzeitig stellte sich jedoch der oberösterreichische ÖVP-Landesparteiobmann voll vor den Angegriffenen.
    Mit Karl Hödel sprach Roland Machatschke.
    Sehr geehrter Herr Dr. Hödel, treten Sie zurück.
    Das ist auf Plakatwänden in ganz Österreich zu lesen.
    Sind Sie selbst, Herr Dr. Hödel, einem solchen Plakat schon begegnet?
    Nein, ich bin einem solchen Plakat nicht begegnet.
    Ich darf aber auf die gestellte Frage zurückkommen und Sie eindeutig mit Nein beantworten.
    Dieser Plakataufruf, Herr Dr. Höglitz, unterschrieben von mehr als 700 Personen, das sind Künstler darunter, Wissenschaftler, Journalisten, aber auch Politiker, darunter auch Regierungsmitglieder, der Finanzminister und Ihre eigene Parteikollegin Marie-Lise Fleming.
    Hat Ihnen das zu denken gegeben?
    Zu denken schon, warum die Frau Dr. Fleming auf die Idee kommt, das also so, ich habe im Fernsehen, habe ich es ja gehört, das so als eine österreichweite Notwendigkeit darzustellen.
    Ich hätte mir gedacht oder habe mir gedacht bei dem Interview, naja, sie hat ein schwieriges Ministerium, es mag vielleicht sein, dass sie sich dann auch mit anderen schwierigen Fragen beschäftigt.
    Ich habe mich auch deshalb gewundert, weil ja an diesem selben Tag auch der Frau Dr. Fleming bekannt war, die Meinung des Landeshauptmanns von Oberösterreich zu dieser Frage.
    Und auch der Parteivorstand, dem ja die Frau Dr. Fleming angehört, hat sich mit der Frage Hödel beschäftigt und eindeutig erklärt, dass das für den Parteivorstand Ad acta gelegt ist und, König hat es so formuliert, kein Grund ist,
    eine Rücktritts-Aufforderung zu geben seitens des Parteivorstandes.
    Über Latziner bitte will ich nicht sagen, der ist von der anderen Seite, aber er ist für mich nicht der Indikator zurückzutreten.
    Aber es ist nicht nur die Frau Minister Flemming von Ihrer Partei, die sich zum Rücktritt auffordert.
    Kritik ist von verschiedenen anderen Seiten in Ihrer eigenen Partei in der ÖVP gekommen, Herr Dr. Hödl.
    Ich erwähne also nur den Namen Robert Graf, auch ein Minister, und Erhard Bussig.
    Es gibt aber auch Kritik von anderer Seite.
    Da möchte ich zum Beispiel erwähnen den Grazer Bischof Weber.
    Lässt diese ganze Kritik Sie sozusagen kalt?
    Ja, ich habe den Bischof Weber nicht gehört, weil ich also an dieser Diskussion nicht teilnehmen konnte, weil ich nicht in Linz war.
    Das war, glaube ich, der Club 2.
    Ich habe nur gelesen, dass er gemeint hat, so darf man nicht schreiben.
    Ich warte darauf, nachdem er es angekündigt hat, dass ich einen Brief der Bischofskonferenz bekomme, der mich deshalb interessieren würde, weil ich von anderen Bischöfen, die ich also sehr gut kenne,
    eine Meinung habe, die ich so formuliert habe, ich darf es wiederholen, was in der Bibel steht, kann man noch zitieren.
    Und kein Konzil kann zum Beispiel die Bibel stellen, außer Kraft setzen, die in jeder Karwoche, in jedem Jahr viermal verlesen werden, die sogenannte Leidensgeschichte Christi.
    Sie wissen aber, dass die katholische Kirche, ich möchte jetzt nicht eine theologische Diskussion hier führen, aber Sie wissen, dass die katholische Kirche natürlich von dieser Art von Schuldzuschreibung an das jüdische Volk, an die Juden, die großgeschrieben im Zweiten Vatikanum endgültig abgerückt ist und auch entsprechende Veröffentlichungen gemacht hat.
    Ich bin sehr dankbar für den Hinweis, weil ich bin genau dort, wo ich ja sehr gerne mit Ihnen reden wollte.
    Ich habe keine Schuld zugewiesen.
    Und ich würde mir das auch gar nicht trauen, vor allem keine globale.
    Denn ich tue mir zum Beispiel als Christ so schwer, mit der Erbsünde zurechtzukommen, die auch eine globale Schuldzuweisung darstellt.
    Ich habe ja in dem Schreiben an Bronfman ja nichts anderes gesagt als sein Verhalten in Budapest.
    Nachdem gegen den Bundespräsidenten Waldheim der Vorwurf des Nazi nicht gehalten hat, der Vorwurf der Judenverfolgungen oder Deportationen nicht gehalten hat, dass Waldheim Teil einer Tötungsmaschinerie war und deshalb auf die Watchlist kommt.
    Das war der Grund, warum ich überhaupt Bronfman geschrieben habe.
    Und habe ihm gesagt,
    Sie müssen doch wissen, Herr Brampfmann, dass der Widersinn des Krieges darin besteht, dass man tötet.
    Das war nur immer so, zu allen Zeiten so.
    Und daher wird bei jedem Krieg alle Nationen, die darin verwickelt sind, im Krieg getötet.
    Und weil ich es nun annehmen muss, dass er das genau so weiß, kommt mir eben sein Verhalten im Budapest so vor, wie damals die Herren von Jerusalem, so sagte ich es, wobei ich hier nur die einigen wenigen, die in der Heiligen Schrift genannt werden, gemeint habe, die es zustande gebracht haben, dass dann das Volk, das dort versammelt war, von dem ich wirklich der Meinung war, die nicht gewusst haben, um was es geht, ihr Kruzifiki gerufen haben.
    Das war der Grund, warum ich an Bronfman das so geschrieben habe.
    Aber ich darf noch einmal sagen, von einer Schuldzuweisung war bei mir nicht einmal der leiseste Gedanke.
    Das möchte ich so feststellen, weil ich mich immer gegen den Vorwurf zu wehren hatte, ein Antisemit zu sein.
    Und das war auch der Grund, warum ich so deutlich,
    Meine Erklärung im Linzer Gemeinderat am 2.
    Juli sagte, jede Äußerung, die als antisemitische Äußerung aufgefasst werden könnte in meinem Brief, tut mir leid.
    Das glaube ich, Herr Dr. Hödel, wird von manchen Leuten gedacht.
    Ich möchte nur bestimmte Passagen aus Ihrem Brief ganz kurz hier zitieren, die Anlass geben könnten, dass man diesen Brief doch als Ausdruck von Antisemitismus auf Ihrer Seite erkennen könnte.
    Zum Beispiel, wahrscheinlich haben Sie, Herr Bronfman, den Zweiten Weltkrieg in einem sicheren Land erlebt.
    Das heißt, Sie werfen einem Juden vor, dass er den Zweiten Weltkrieg überlebt hat.
    Oder unbeweisbare Behauptungen vieler ihrer Glaubensgenossen in Österreich und Deutschland könnten schwer geschadet haben.
    Da setzen Sie sich den Vorwurf aus, die Juden sind selber schuld am Antisemitismus.
    Und schließlich und endlich
    Um zu zitieren, Auge um Auge, Zahn um Zahn ist nicht unsere europäische Auffassung.
    Diese thalmudische Grundtendenz in aller Welt zu verkünden, blieb ihnen und ihresgleichen vorbehalten.
    Das thalmudische Gesetz von Auge um Auge, Zahn um Zahn ist
    historisch ein großer Fortschritt gewesen gegenüber den früheren.
    Das heißt, dass die Strafe angemessen sein soll und heißt nicht, dass was von Antisemiten immer wieder als Gegenteil behauptet wird, dass eine Strafe besonders streng ausfällt.
    Also das sind Zitate aus Ihrem Brief zitiert, die sicherlich anders geben könnten, diesen Brief als antisemitisches Dokument zu bezeichnen.
    Was sagen Sie dazu?
    Und ich glaube nochmals, wenn man das so im Einzelnen, wie Sie es jetzt ganz richtig zitiert haben aus dem Brief,
    so betrachtet und dann sagt, und das ist antisemitisch, dann muss ich nur bitte sagen, dann war es nie meine Auffassung.
    Ich habe es auch bitte so in meiner Erklärung vom Gemeinderat gesagt und ich glaube auch, dass das auch von jüdischen Mitbürgern verstanden worden ist, denn ich habe hier eine Leserzuschrift aus den oberösterreichischen Nachrichten vom 18.
    Juli, wo Herr Ingenieur Wozasek von der israelitischen Kultusgemeinde Linz wörtlich sagt,
    Wenn Herr Dr. Högl sich wirklich von allen antisemitischen, aufgefassten Äußerungen distanziert und wie er beteuert nie ein Antisemit war, können wir uns als Gemeinde nur freuen, dass wir mit unseren Mitbürgern in Ruhe zusammenarbeiten und für Linz und Oberösterreich arbeiten wollen.
    Also ich glaube, es ist so aufgefasst worden, wie ich es im Gemeinderat gesagt habe und darum war ich auch der Auffassung, nach dieser Erklärung
    ist also nun die Geschichte zu Ende, weil ich glaube, mehr als wie zu sagen, ich bedauere alles, was man falsch auffassen könnte oder antisemitisch auffassen könnte, mehr glaube ich kann man nicht mehr tun.
    Heißt das, dass Sie den Brief ungeschickt abgefasst haben?
    Wenn Sie so wollen, jeden Brief, den man zweimal schreibt, würde man wahrscheinlich anders schreiben.
    Der Vergleich, Herr Dr. Hödel, den Sie in diesem Brief gezogen haben zwischen Kurt Waldheim und Jesus Christus, in dem Sie sozusagen, um es auf eine Kurzformel zu bringen, gesagt haben, die Juden in Jerusalem haben die Römer dazu gebracht, Jesus zu kreuzigen und die Juden oder Bronfman oder der jüdische Weltkongress oder Juden ohne den Artikel die, haben das amerikanische Justizministerium dazu gebracht, Kurt Waldheim auf die Watchlist zu setzen.
    Ist das nicht, wenn Sie das jetzt nachträglich betrachten, ein eher peinlicher Vergleich?
    Ich habe nur den Vergleich nie so gewollt.
    Er kam nur dann so heraus, auch die Presse schrieb, ich habe Jesus Christus und Waldheim nicht verglichen.
    Es hat sich nur bei mir der Vergleich aufgedrängt.
    Wie Promfmann in Budapest erklärt, er hätte also
    diesen Antrag formuliert und der Justizminister Mies hätte also nun diese Verordnung, oder wie es da in Amerika heißt, eben durchgeführt.
    Ich habe aber nie gesagt, dass Jesus Christus mit Waldheim zu vergleichen wäre.
    Das bitte hätte ich mir nie getraut, denn das wäre Blasphemie.
    Wie ist der Tenor der Anrufe und der Briefe, die Sie bekommen wegen Ihrer Aktion, Herr Dr. Hödel?
    Ist da auch keine Spur von Antisemitismus drinnen?
    Ich kann guten Gewissens sagen, nein.
    Der Tenor ist der, Herr Doktor, Sie haben eine Meinung gesagt, die wir teilen, weil man so oft der Meinung ist, dass die Minderheit gegen den Waldheim herziehen darf, darf das Hölzerne Pferd nennen,
    Aber wenn die Mehrheit, wenn auch die schweigende Mehrheit, etwas artikuliert, dann sei es antisemitisch, dann sei es gegen ein ganzes Volk gerichtet.
    Und man hat mich eigentlich auch nur deshalb dann aufgefordert, nicht zurückzutreten, weil ich meine Meinung artikuliert habe.
    Ich möchte auf etwas zurückkommen, was Sie am Anfang dieses Gesprächs gesagt haben, und zwar Ihre Aufregung über das Wort Tötungsmaschinerie, das Bronfmann in Budapest gebraucht hat, mit Bezug auf die deutsche Wehrmacht.
    Machen Sie keinen Unterschied, Herr Dr. Hödel, zwischen einem Angriffskrieg, einem Krieg, der darauf bedacht ist,
    im Falle der Nazis einen ganzen Kontinentsunterjochen und einem Verteidigungskrieg.
    Oder glauben Sie, dass zum Beispiel die Einwohner Belgiens, der Niederlande, Dänemarks, Polens, der Sowjetunion, Jugoslawiens, alles Länder, die überfallen worden sind von Hitler-Deutschland, die deutsche Wehrmacht, was immer sie getan hat, und ich will jetzt gar nicht von Kriegsverbrechen und solchen Sachen sprechen, aber allein diese deutsche Wehrmacht in ihrer Aktion als eine Tötungsmaschinerie ansehen musste,
    Ja, aber dann bitte jede Wehrmacht.
    Es hat ja bitte auch Angriffskriege gegeben.
    Die niederländische Wehrmacht, Herr Dr. Hödl, hat sich verteidigt gegen die deutsche Wehrmacht.
    Ist das auch eine Tötungsmaschinerie?
    Das weiß ich nicht.
    Ich wollte nur bitte sagen, verstehen Sie doch, wenn Sie sagen, Teil einer Tötungsmaschinerie, dass Sie auch alle die, die in diesem Krieg einziehen mussten und nicht davonlaufen konnten.
    Das bitte glaube ich nicht, dass das möglich gewesen wäre.
    Vielleicht einem, vielleicht einem Zweiten ist das gelungen.
    Denn das ist bitte etwas, über das ich auch nicht reden möchte.
    Aber das ist also eine so persönliche Entscheidung, wie zum Beispiel bei Jägerstädter.
    Hoch zu achten, aber das ist eine so persönliche Entscheidung, die ich also hier ausklammern möchte.
    Und das meinte ich mit der Tötungsmaschinerie.
    dass er so viele Hunderttausend und Millionen einregen mussten, die doch bitte nicht gerne eingerückt sind.
    Aber diese kontradiktorische Auffassung, dass Hitler oder der Hitlerkrieg zu verteidigen wäre mit dieser Tötungsmaschine, das bitte möchte ich klarstellen, hatte ich nie die Absicht.
    Aber glauben Sie nicht, dass in den Ländern, die von Nazideutschland besetzt waren,
    von der deutschen Wehrmacht, in der auch zwangsweise, alles zugegeben, Österreicher gedient haben, dass man da über das Wort Tötungsmaschinerie schon anders denkt als in unserem Land.
    Und glauben Sie nicht, dass es wichtig wäre für die Aufarbeitung unserer eigenen Vergangenheit, wenn sich auch die Soldaten des Zweiten Weltkriegs und auch die österreichischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs überhaupt darüber klar werden, dass sie sicherlich Teil einer Tötungsmaschinerie gewesen sind.
    Auch wenn sie in diesem Kriege persönlich furchtbare Schicksale erlitten haben und wenn sie selber persönlich für diesen Krieg überhaupt nichts dafür können.
    Glauben Sie nicht, dass man hier viel zu sehr den Krieg in Österreich glorifiziert, dass man von diesem Zweiten Weltkrieg so spricht, wie wenn er ein Krieg wie alle anderen wäre und darüber vergisst, dass es ein Krieg war, der darauf bedacht gewesen ist, einen ganzen Kontinent unter ein terroristisches Regime zu bringen.
    Niemand glorifiziert den Krieg.
    Ich bin auch überzeugt davon, dass... Kameradschaftsverbände zum Teil schon.
    Ich bin selber Mitglied eines solchen Kameradschaftsbundes in Magdalena und bin dort bei allen Veranstaltungen dabei.
    Aber bitte, der Krieg ist noch nie glorifiziert worden.
    Dass man die Auszeichnungen trägt, soweit Sie also nicht das Hakenkreuz haben, das gebe ich zu.
    Aber ich bitte für immer, ich habe tatsächlich eine Auszeichnung nicht, weil ich eben nicht eingeregt war, weil ich einen Unfall hatte.
    Aber dass der glorifiziert worden ist, das glaube ich nicht.
    Sondern ich glaube eher, dass man sich daran erinnert, welche fürchterlichen Dinge man mitgemacht hat und dass man auch sich hier, auch in den Kameradschaftsbünden klar ist, dass man alles tun muss, dass es zu keinem weiteren Krieg kommt.
    So sehe ich es.
    Herr Dr. Hödel, kommen wir zu einem anderen Thema.
    Anhand der Reaktionen, die Ihr Brief ausgelöst hat, stehen Sie jetzt, nachträglich betrachtet, immer noch dazu.
    Zum Brief, soweit ich ihn an Prompfmann geschrieben habe und soweit ich artikulieren wollte, dass mir sein Vorgehen, Waldheim auf die Watchliste zu setzen, zutiefst getroffen hat.
    Und wenn das Antisemitismus ist, dann bitte muss ich mich ganz entschieden davon distanzieren.
    Das wollte ich nicht.
    Aber zum Brief aus solchen Ständen?
    Zum Brief aus solchen schon, denn ich kann Ihnen ja nichts ungeschehen machen.
    Das wäre also unmöglich.
    Ich möchte Ihnen eines bitten.
    Ich hoffe, dass es möglich sein wird, auch solche Wogen, wie sie jetzt da hochgegangen sind, wieder geklettert werden.
    Ich persönlich möchte alles dafür tun, ohne Plakate, ohne Parolen, aber auch ohne Herz,
    Denn ein wenig fühle ich mich schon gehetzt von sehr vielen Dingen, die passiert sind.
    Und ich glaube, dass das auch kein gutes Zeichen für 88 ist, wo wir alle miteinander uns bekennen müssen und seiner Zukunft bekennen müssen, die frei von allen Aggressionen, die frei von Völkerfeindschaften ist und alles das, was wir bis 39 erleben mussten, auch im Haus Österreich.
    In einem Leitartikel im Niederösterreichischen Volksblatt, also dem Organ Ihrer Partei, der Österreichischen Volkspartei, wurde die in Anführungszeichen Hödel-Hatz verglichen mit der Juden-Hatz der 30er Jahre.
    Ist Ihnen historisch gesehen dieser Vergleich nicht peinlich?
    Das würde ich für überspitzt bezeichnen.
    Glauben Sie, Herr Dr. Hödel, dass Sie Bundespräsident Waldheim in diesem Brief einen Dienst erwiesen haben?
    Das weiß ich nicht.
    Das habe ich auch nicht beabsichtigt.
    Fritz Molden, einer der drei Sonderbotschafter, die von der Bundesregierung ausgeschickt wurden, um in der Welt den Fall Waldheim zu erklären, hat Ihren Brief wörtlich als unglaublich negativ bezeichnet und erschwerend für seine Arbeit.
    Dr. Gruber hat das nicht so formuliert.
    Ich glaube auch bitte, dass Erschwerende passierte, weil man so viel herausgelesen hat, was ich nicht hineinlegen wollte.
    Wenn es erschwerend war, tut es mir leid.
    Nur glauben Sie, dass es mit einem Rücktritt verbessert wird?
    Ich glaube nein.
    Denn ich sage es noch einmal, ich habe nichts getan.
    Wenn man zurücktritt, gibt man ein Zeichen, dass man also schuldig ist.
    Es kann auch sein, dass man zurücktritt, wenn man einen Fehler begangen hat.
    Sie sehen den Brief also auch nicht als Fehler.
    Wenn ich einen Fehler begangen hätte, der so gravierend ist, dass ich als Politiker zurücktreten müsste, würde ich es tun.
    Denn einen solchen Fehler halte ich den Brief nie.
    Herr Dr. Hödl, Sie denken also nicht an Rücktritt.
    Landeshauptmann Ratzenböck und ÖVP-Obmann Mock legen Ihnen Rücktritt nicht nahe.
    Würde es Sie stören, wenn Ihr Nicht-Rücktritt, Ihr Beharren auf Ihrem Posten, auf Ihrem politischen Amt
    unter Umständen so interpretiert wird, da ist einer, der es den Juden so richtig reingesagt hat.
    Sie haben selbst gesagt, dass Sie also von vielen Briefschreibern und Telefonanrufen dazu beglückwünscht werden.
    So ein populärer Mann muss sozusagen der Partei und der Politik in Österreich erhalten bleiben.
    Würde Sie eine solche Interpretation stören?
    Ja, weil ich nicht populär werden wollte, auch nicht populär bin, wenn man das, also so was alles geschrieben worden ist, als populär versteht.
    Es heißt nicht, wenn ich bleibe, denen zeigen wir es.
    Ich habe das von niemandem gehört.
    Diese Reaktion wäre mir auch undenkbar.
    Denn wer mich kennt, also die Linzer, die mich jetzt wirklich schon lange genug kennen, wissen, dass ich überhaupt frei von allen Aggressionen bin.
    Und der sagt mir, das soll ich ja nicht wollte.
    Und daher darf ich nur einmal sagen, wenn mir einmal jemand schreibt, denen zeigen wir es, dann würde ich also langsam auch der Meinung sein, da muss man sich was überlegen.
    Aber das ist kein einziger Brief in dieser Richtung darunter.
    Herr Dr. Hödl, Sie sind offenbar ein eifriger Briefschreiber.
    Sie haben zum Beispiel einen Brief geschrieben an den Historiker Professor Botz, über den Sie als Demokrat entsetzt sind, oder einen Brief an den grünen Abgeordneten Wabel, wegen dessen Hakenkreuz-Fahnen-Aktion im Parlament.
    Bei ihm stellten Sie sogar ein psychiatrisches Ferngutachten.
    Werden Sie angesichts der Folgen Ihres Briefes an Bronfman Ihre Korrespondenz-Tätigkeit mit der gleichen Dynamik wie bisher fortsetzen?
    Wenn ich glaube, dass es notwendig ist,
    gewisse Meinungen zu artikulieren, werde ich es tun.
    Ich werde nur bitte eines tun, ich werde mir jeden Brief dreimal überlegen, damit man also nicht aus dem einen oder anderen Zusammenhang das eine oder andere herauslesen kann.
    Das möchte ich schon sagen.
    Nur, wissen Sie, es gibt halt Dinge, und ich bin, das habe ich also gelernt von meinem Freund Helbig, der lange Zeit in Amerika war, dass dort die Politiker wäschkörbevoll Briefe oder Karten bekommen zu irgendeinem Thema.
    Und ich glaube, das ist etwas, was in Österreich auch notwendig wäre, dass man sich halt artikulieren soll und dass man schreiben soll.
    Das ist der Grund, warum ich schreibe.
    Wenn es so wesentliche Dinge war wie das Entrollen einer Hakenkreuzfahne im Parlament, das stört mich halt fürchterlich.
    Vielleicht bin ich da eben schon zu alt und zu konservativ.
    Ich danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute der Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Karel Hödel.
    Mit ihm sprach Roland Machatschke.
    12.36 Uhr.
    Arbeitsplätze schaffen, das kann für den Staat ein Geschäft sein.
    So kurz und plakativ lässt sich das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung über die finanziellen Auswirkungen von geförderten Arbeitsplätzen zusammenfassen.
    Das Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung hat für zwei vom Sozialministerium geförderte Projekte
    Eine sogenannte Fiskalanalyse erstellt und berechnet, wie viel von den Mitteln, die an Förderung gegeben wurden, wieder hereinkommt.
    Und das Ergebnis ist auf den ersten Blick verblüffend.
    Es kommt beträchtlich mehr herein, als ausgegeben wurde, Manfred Steinhuber berichtet.
    Das Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung hat zwei Projekte aus Bereichen ausgewählt, die gerade jetzt im Schatten der Budgetsparmaßnahmen politisch besonders umstritten sind.
    Einen selbstverwalteten Betrieb und ein Sozialprojekt, beide nur mit Zuschüssen des Sozialministeriums lebensfähig.
    Da ist einmal die Firma Frilla in Niederösterreich.
    Sie war 1983 konkursreif.
    110 Arbeiter und Angestellte übernahmen den Betrieb nach dem Motto ohne Chef geht's auch und sie führten die Lampenproduktion weiter.
    Im ersten Jahr der Selbstverwaltung bekam der Betrieb vom Sozialministerium eine Subvention von rund 6,8 Millionen.
    Diesem Betrag stehen tatsächliche Einnahmen und Einsparungen der öffentlichen Hand von 9,3 Millionen gegenüber.
    Den größten Brocken macht dabei das eingesparte Arbeitslosengeld für einen Teil der Beschäftigten aus, der nach dem Konkurs kurzfristig keinen Arbeitsplatz bekommen hätte.
    Vier Millionen sind das für ein Jahr.
    Dazu kommen tatsächliche Einnahmen.
    3,2 Millionen an Sozialversicherungsbeiträgen haben die 110 Arbeiter und Angestellten gezahlt und 1,9 Millionen Lohnsteuer.
    Und weil sie normal verdienten, waren ihre Konsumausgaben höher, was etwa 250.000 Schilling an Verbrauchssteuern auslöste.
    Alles in allem ein budgetwirksamer Saldo für den Staat von 3,5 Millionen.
    Ein Reingewinn sozusagen, ausgelöst durch 6,8 Subventionsmillionen.
    Aber nicht nur beim Produktionsbetrieb Frilla ist die Bilanz positiv.
    Auch das Salzburger Sozialprojekt Treffpunkt rechnet sich.
    Dort stehen den 1,3 Subventionsmillionen Erträge von 2,2 Millionen gegenüber.
    Und weil vom Salzburger Treffpunkt vor allem Obdachlose betreut werden, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, erspart sich das Land pro Jahr Sozialhilfe von rund 600.000 Schilling.
    Das ist fast dreimal so viel, wie das Land an Förderung für den Treffpunkt ausgibt.
    Walter Reiter, einer der Autoren der Studie, sieht darin auch ein Problem.
    In der Regel ist es so, dass die Kosten großteils von der Arbeitsmarktverwaltung
    getragen werden.
    Die Erträge dagegen auch beispielsweise beim Finanzministerium anfallen, nämlich die Einkommenssteuer und die Umsatzsteuer.
    Und bei den Ländern nämlich die Ersparnis durch Sozialhilfe.
    Also wenn Sozialhilfeempfänger in so einem Projekt beschäftigt werden, spart das Land ja die Sozialhilfe, die vorher für diese Personen bezahlt wurde.
    Das heißt, dass zum Beispiel für die Arbeitsmarktverwaltung das Problem besteht, dass bestimmte Maßnahmen deshalb nicht gefördert werden können, weil die Arbeitsmarktverwaltung von den begünstigten Gebietskörperschaften nicht entsprechend entschädigt wird.
    Bleibt die Frage, wie weit sich die
    Ob die positive Bilanz für alle in letzter Zeit ins Schussfeld geratenen Projekte der experimentellen Arbeitsmarktpolitik gilt?
    Walter Reiter?
    Wir haben bei diesen Einzelbeispielen darauf Bedacht genommen, dass sie also nicht Projekte sind, die also besonders günstig aus irgendwelchen Gründen dastehen.
    Gerade der Vereinträfpunkt zum Beispiel ist doch ein Projekt, das also
    mit sehr schwierigen Arbeitskräften teilweise arbeiten muss.
    Und ausgehend von diesen Ergebnissen kann man annehmen, dass sich eine Großzahl der Projekte der experimentellen Arbeitsmarktpolitik fiskalisch gut rechnet.
    Deshalb wäre es sicher auch vernünftig, die in letzter Zeit
    immer mehr zur beobachtenden Diskriminierung der experimentellen Arbeitsmarktpolitik abzubauen.
    Diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind schließlich die einzige Möglichkeit, Arbeitslosigkeit direkt abzubauen, direkt zu bekämpfen.
    Sie sind offensichtlich so flexibel, dass sie gerade für arbeitsmarktpolitische Problemgruppen geeignet sind und sie sind last not least kostengünstiger als alle anderen Versorgungsinstrumente.
    Bleibt noch anzumerken, dass die Studie nicht vom Sozialministerium in Auftrag gegeben wurde, sondern vom Institut für Arbeitsmarktpolitik der Linzer Universität, dessen Leiter der Verfassungsrechtler und ÖVP-Bundesrat Herbert Schambeck ist.
    Sie hörten Manfred Steinhuber.
    In Wien hat heute eine internationale Tagung über die Bedrohung des Amazonas-Raumes in Südamerika begonnen.
    Mehr als 100 Teilnehmer aus über 20 Staaten sind zu dieser Konferenz nach Wien gekommen, darunter auch Vertreter mehrerer von der Vertreibung und Ausrottung bedrohter Indianerstämme.
    Veranstalter der internationalen Tagung in Wien ist die Österreichische Gesellschaft für bedrohte Völker.
    Eine Organisation, die sich ganz besonders für nationale Minderheiten und von der Ausrottung bedrohte Stammesvölker in aller Welt einsetzt.
    Aber es geht auch um ökologische und wirtschaftliche Fragen und damit indirekt um Zusammenhänge mit unserer europäischen Gesellschaft.
    Helmut Opletal informiert über diese heute in Wien eröffnete Amazonas-Konferenz.
    Amazonas-Tiefland, größer als ganz Europa, ist das mächtigste verbliebene Regenwaldgebiet der Erde.
    Doch die Fachleute haben Alarm geschlagen.
    Wenn das Vordringen dessen, was man Zivilisation nennt, der Bau von Straßen, das Abholzen der Wälder also, im gleichen Tempo weitergeht wie zuletzt, wird es in 20 oder 30 Jahren auch in Südamerika kaum mehr größere Urwaldgebiete geben.
    René Kuppe von der Gesellschaft für bedrohte Völker sieht erst jetzt einen langsamen Bewusstseinswandel.
    Ich glaube, seit Anfang der 70er Jahre ist auch in Europa nach und nach Sensibilität erzeugt worden für die vor allem ökologischen Fehlentwicklungen, die im gesamten Amazonasraum eben seit damals stattfinden, besonders im brasilianischen Amazonasraum.
    im Zusammenhang mit dem damals spektakulären Bau der Transamazoniker Straße.
    Auch damals haben bereits Wissenschaftler darauf hingewiesen, dass die Entwaldung dieses Raumes zu großen Folgeproblemen führt.
    Erstens einmal durch klimatologische Auswirkungen.
    weil das Amazonas-Waldgebiet sehr wichtig ist für den globalen Klimahaushalt.
    Ein weiteres Problem ist die Artenzerstörung, denn man darf nicht vergessen, dass alleine im Amazonas-Gebiet etwa 30 Prozent aller natürlichen Pflanzen- und Tierarten vorkommen.
    Doch die schlimmste Bedrohung trifft die Menschen, die dort leben, die indianischen Ureinwohner Amazoniens.
    An die 300 Stämme, insgesamt einige hunderttausend Menschen, leben noch in den Regenwäldern.
    Doch überall, wo der weiße Mann zu ihnen vordringt, sind sie von Vernichtung bedroht.
    Vom kulturellen Tod, durch die ihnen fremden Lebensformen, die Staatsbeamten, die Missionare, die Konsumgesellschaft.
    und vom physischen Tod durch die Einschleppung von Krankheiten und die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes.
    auf die mögliche Gefährdung durch diese Entwicklung hingewiesen wird, sondern auch von den Hauptbetroffenen selbst, nämlich von den indianischen Völkern, die traditionell im Amazonasraum leben, die seit Jahrtausenden im Amazonasraum leben und die seit Jahrtausenden an diese ökologischen Gegebenheiten, die so verschieden sind, von den uns bekannten Wäldern Mitteleuropas angepasste Lebensformen entwickelt haben.
    Kurzfristiges Ziel ist die Schaffung eines internationalen Bewusstseins für die Bedrohung der Stammesvölker.
    Ein langfristiges Ziel wäre aber jetzt, im internationalen Rahmen verschiedene Organisationen zusammenzubringen, auch Organisationen, die sich mit Menschenrechtsfragen beschäftigen, Organisationen, die sich mit Umweltschutzfragen beschäftigen und letztlich ein Netzwerk aufzubauen, das heißt internationale
    Reaktionsstrategien sozusagen zu planen.
    Das heißt, wann immer konkret jetzt Menschenrechtsverletzungen gegen Indianer gesetzt werden, wann immer etwa jetzt indianische Gruppen von ihrem traditionellen Lebensraum verdrängt werden durch Großprojekte, wie etwa durch Staudamm-Projekte, durch sogenannte Agro-Projekte, bei denen Regenwälder zerstört werden, um eben dann immer international auch Reaktionen setzen zu können.
    Die wichtigsten Themenkreise, die bei der Tagung daher zur Sprache kommen sollen, sind die Rolle der Großkonzerne und internationalen Finanzorganisationen im Amazonasraum, die ökologischen Auswirkungen von Erschließungsprojekten und die kulturelle Bedrohung der Stammesvölker.
    Eine Reihe von Teilnehmern kommt auch aus anderen Weltregionen mit ähnlichen Problemen, aus Südostasien, den Philippinen und Neuginea etwa.
    Und die Tatsache, dass eine solche Konferenz in einem europäischen Land stattfindet, begründet der in Wien arbeitende Brasilianer Carlos Macedo, einer der Organisatoren der Konferenz, damit, dass auch ein Land wie Österreich durchaus an dem Geschehen im Amazonasgebiet beteiligt ist.
    Es gibt keine erste und zweite und dritte Welt.
    Ich glaube, es gibt nur eine einzige.
    Auch österreichische Firmen haben im Amazonasgebiet Investitionen und Interessen.
    Wir sind von den ökologischen Folgen genauso betroffen.
    Und ein Land wie Österreich trägt natürlich auch einen Teil der humanitären Verantwortung.
    Österreich kann auch etwas bewirken.
    Immerhin gibt es auch eine international anerkannte Rolle der österreichischen Politik.
    12.47 Uhr ist es mittlerweile geworden.
    Auch an diesem Wochenende staut sich's wieder an den Grenzen.
    Überlange Verkehrsschlangen führen nicht selten zu Aggressionen, vor allem wenn die Hitze im Auto unerträglich wird.
    Aggressionen, die beim Durchbrennen der Autofahrer nerven, die Unfallgefahr wesentlich erhöhen.
    Besonders dramatische Auswirkungen von verkehrsdichte Aggressionsstau, Imponiergehabe und anderen Faktoren häufen sich in jüngster Zeit auf amerikanischen Autobahnen, insbesondere in und um Los Angeles.
    Dort haben in jüngster Zeit regelrechte Straßenkämpfe, Autobahnschießereien, zahlreiche Verletzte und auch Todesopfer gefordert.
    Mehr von Klaus Emmerich.
    Zuerst wiederholte er auf der linken Spur vor einer Baustelle.
    Dann drängte er sich in die Schlange der Wartenden, ruckte laut und lang, als der Vordermann nur zögernd anfuhr, Schnitt auf der Autobahn ausfuhr, fuhr absichtlich einmal schnell, dann grundlos langsam.
    Bei der ersten Ampel geschah es dann.
    Als der rücksichtslose Fahrer hielt, stieg er aus dem nachfolgenden Auto einer aus, der offenkundig diese und diese ganzen Szenen verfolgt hatte,
    zog seinen Revolver, schoss aus nächster Nähe und verschwand.
    Ein Toter.
    Was sich auf der Superkreuzung des Hollywood Freeway, des San Bernardino Freeway und des Santa Ana Freeway mitten in Los Angeles also abspielte, ist kein Einzelfall.
    Fünf Personen starben in den letzten Wochen durch Schießereien auf diesen Autobahnen.
    Neun Personen wurden verletzt.
    Drei davon schweben mit Lebensgefahr.
    Elf Personen wurden verhaftet.
    Die Stadtpolizei von Los Angeles und die der benachbarten Counties haben für das südliche Kalifornien, wo an die 30 Millionen wohnen, einen Krisenstab eingerichtet.
    Autobahnkontrollen zwischen Santa Monica und San Diego, zwischen Glendale und San Bernardino wurden zuerst verstärkt, inzwischen verdreifacht.
    Die Medien, keineswegs nur die lokalen Zeitungen oder Radio- und Fernsehstationen, sondern Amerikaner im ganzen Land sprechen allerorten von der sich häufenden Unsicherheit auf einem der dichtesten Netze von Stadtautobahnen in der ganzen Welt.
    Dabei zählt es zu den Randerscheinungen, dass die Konzentration der Sicherheitskräfte auf die verschlungenen Autobahnpfade in und um Los Angeles dazu führt, dass die Sicherheit in dieser riesen Stadtregion anderswo nachlässt.
    In Beverly Hills,
    In Burbank, in Pasadena oder in Santana haben sich die Einbrüche beispielsweise in den letzten Wochen verdoppelt.
    Was die Leute von L.A., die in Amerika übliche Abkürzung für Los Angeles, was die Leute jedoch in L.A.
    eigentlich beschäftigt, ist der triste, der unaufgelöste Zusammenhang von Ursache und Wirkung.
    Die Hauptursache liegt in der Verstopfung der wichtigsten Verkehrsadern.
    Diese sind wie in keiner anderen Großstadt an sich auf Individualverkehr eingerichtet.
    Mangel seines Systems von öffentlichen Transportmitteln, das ebenso flächendeckend wie intensiv und vor allem verlässlich ist, dominiert in L.E.
    unbestritten das Privatauto.
    Vier bis fünf Millionen Pkw sind gleichzeitig auf den Autobahnen von L.E.
    im Normalfall unterwegs.
    Zu Stoßzeiten entstehen dann Staus von einer Länge und Hartnäckigkeit.
    Die L.E.-Autobahnen sind meistens vier bis fünf spurig in einer Richtung.
    die selbst autorgewohnte Amerikaner in Schrecken versetzen.
    Staus sind nicht nur die ständige Entschuldigung fürs Zespätkommen, sondern beschäftigen inzwischen angesichts der Morde auch die Psychologen.
    Für die einen handelt es sich um unkontrollierten Individualismus, wo Western-Mentalität zum Durchbruch kommt.
    Die anderen sprechen offen von brutalem Strafenkampf.
    Wieder eine andere vom Triumph der Anonymität, da es sich nicht um eine Auseinandersetzung von Person zu Person handelt, sondern von Auto gegen Auto, also Chevrolet gegen Toyota, Volkswagen gegen Nissan oder Mercedes gegen Cadillac.
    Obwohl amtlich versichert wird, die Schießereien seien auch auf Alkohol oder Drogen zurückzuführen und einige Experten den Medienrummel in Zusammenhang mit Nachahmungstrieb bringen, bleibt unbestritten, die Schießereien auf den Autobahnen von Los Angeles beunruhigen und niemand weiß ernsthafte Abhilfe.
    Klaus Emmerich aus den USA.
    Neun Minuten vor 13 Uhr zurück nach Österreich.
    Im Salzburger Landestheater findet heute Abend eine Lesung mit Helmut Lohner statt.
    Der Schauspieler, der zurzeit in Salzburg nicht nur im Jedermann, sondern auch in Schnitzlers Der einsame Weg zu sehen ist, hat auch für diese Lesung ein Schnitzler-Programm ausgewählt, und zwar die Novelle Leutnant Gustl.
    Diese Novelle, die schon durch ihre literarische Form, den inneren Monolog, berühmt geworden ist,
    nimmt den übertriebenen Ehrenkodex der altösterreichischen Armee aufs Korn.
    Über diese Lesung, über seine Beziehung zu Schnitzler und über seine weiteren Pläne hat Maria Rennhofer mit Helmut Lohner gesprochen.
    Der Stefan von Sala im einsamen Weg ist nicht Lonas erste Schnitzlerrolle.
    Er spielte den Friedrich Hofreiter in Das weite Land bereits zweimal im Reigen und für die heutige Lesung hatte die Novelle Leutnant Gustl ausgewählt, jenen Monolog eines jungen Offiziers der K&K Armee, der sich nach einem Konzert an der Garderobe angerempelt und in seiner Ehre verletzt fühlt, so dass ihm nur mehr der Tod als Lösung zu bleiben scheint.
    Welche Beziehung hat Helmut Lohner zu Arthur Schnitzler?
    Das Wichtigste war für mich natürlich das weite Land und jetzt der einsame Weg.
    Ich habe natürlich eine sehr starke Beziehung zu Schnitzler.
    Die hat sich entwickelt im Laufe der Jahre und überhaupt besonders während der Arbeit zum weiten Land.
    Da habe ich eben gemerkt, dass er mehr ist als ein österreichisches Lokalereignis.
    Und ich würde ihn auf jeden Fall auf die Tschechow-Stufe stellen.
    Schnitzler hat unwahrscheinliche Frauenstücke geschrieben.
    Genauso wie Tschechow in seinen Stücken genießen die Frauen eine unglaubliche Hochachtung, die er ja im Leben vor seinen Partnerinnen auf keinen Fall hatte.
    Und in den Männern steckt vielleicht als Gegenpol sehr viel an Egoismus drinnen.
    Ja, Egoismus und vor allem wirkliche Liebesunfähigkeit.
    Und vor allem, sie sind nicht fähig, über sich selber nachzudenken.
    Das ist das Merkwürdige.
    Und wenn sie über sich nachdenken, dann denken sie aus egoistischen Gründen über sich nach.
    Eine Extremfigur in dieser Hinsicht ist ja vielleicht der Leutnant Gustl.
    Eine Figur, die so sehr in diesem Ehrenkodex dieser Zeit verstrickt ist, dass es eigentlich keinen Ausweg mehr für diese Figur gibt.
    Wie sehen Sie diesen Leutnant Gustl?
    Das Dümmste, was existiert auf jeden Fall.
    Und es ist natürlich auch ein Bild des Zustandes der damaligen Armee.
    Also mit so einer Armee
    musste ein Krieg verloren werden.
    Glauben Sie, dass man heutzutage mit dieser Thematik noch was anfangen kann, dass das Publikum da noch mitgehen kann, dass man für sich selbst auch etwas noch herauslesen oder heraushören kann?
    Oh ja, da bin ich überzeugt.
    Ich meine, es ist schon ein Erfolg, wenn man irgendjemanden
    damit wachrütteln kann überhaupt.
    Es geht um den sogenannten fatalen Ehrenkodex, also die ewige Frage, was eigentlich Ehre ist.
    Aber es führt nicht zum Tod.
    Und so wie er geschrieben ist, nehme ich an, dass er sich nie erschießen würde, weil er eben
    Ein zu großer Egoist ist er, würde das genauso verdrängen und überwinden, wie er all seine Probleme bis jetzt überwunden hat, ob das Schulden sind, ob das betrogene Frauen sind, oder es wird der Antisemitismus angeprangert, der damals sehr stark war, das ist ja keine Erfindung vom Herrn Hitler gewesen.
    Es sind brandaktuelle Zeilen drinnen.
    weil er sitzt in einem Konzert zu Beginn und das ist ausgerechnet ein Oratorium.
    Wir haben jetzt viel über Schnitzler geredet.
    Was gibt es an neuen Plänen für die nähere Zukunft?
    Ja, es ist eigentlich sehr viel.
    Ich gehe jetzt im Herbst auf Tournee mit Plaza Suite von Neil Simon.
    Und dann beginne ich in Zürich am Schauspielhaus mit den Proben.
    Ich werde noch einmal das Weite Land spielen.
    Also es ergibt sich so ein Schnitzlerjahr bei mir.
    Aber zwischendurch habe ich auch an der Deutschen Oper in Berlin Wiederaufnahme von Orphers in der Unterwelt und auch die Fledermaus spiele ich dort, den Frosch.
    Ja und dann werde ich mit Friedrich Dürrenmatt
    für den Südfunk Stuttgart sein überarbeitetes Achterloh 3 machen.
    Und dann kommen drei Filme hintereinander und damit geht's bis in den Spätherbst des nächsten Jahres hinein.
    Und dann kommt das Renaissance-Theater in Berlin mit Flo im Ohr von Fedot.
    In Wien wird Helmut Lohner frühestens 1989 wieder zu sehen sein.
    Konkrete Pläne gibt es jedoch noch nicht.
    Und jetzt kurz vor 13 Uhr noch ein aktueller Nachrichtenüberblick.
    Guatemala.
    Die Präsidenten von fünf mittelamerikanischen Staaten haben in Guatemala Stadt ein Friedensabkommen für die Region unterzeichnet.
    Es beruht auf Vorschlägen des Präsidenten von Costa Rica.
    Innerhalb von 90 Tagen soll in Nicaragua und El Salvador ein Waffenstillstand in Kraft treten.
    Daniel Ortega, der Präsident von Nicaragua, hat das Friedensabkommen als einen ersten historischen Schritt bezeichnet.
    Die nicaraguanischen Contras kündigten an, sie wollten ein Waffenstillstandsangebot der sandinistischen Regierung nicht annehmen.
    Im Gegensatz dazu will sich die kolumbianische Rebellenorganisation M19 an die Vereinbarung halten.
    Washington hat vorerst zurückhaltend auf das Abkommen reagiert.
    Iran-Irak.
    Die iranische Marine hat mehrtägige Seemanöver im persischen Golf beendet.
    Zwischenfälle ereigneten sich nicht.
    Unterdessen haben drei kuwaitische Tanker unter dem Geleitschutz amerikanischer Kriegsschiffe die Straße von Hormoz auf dem Weg in den Golf durchfahren.
    Im Konflikt mit Riyadh hat Teheran neuerlich scharfe Angriffe auf Saudi-Arabien gerichtet.
    Die irakische Führung hat verlangt, dass sich das sogenannte Golfkomitee in der Arabischen Liga mit der Weigerung Teherans befasst, auf den Friedensaufruf des UNO-Weltsicherheitsrates zu antworten.
    Österreich.
    Der Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Karl Hödel hat neuerlich bekräftigt, dass er nicht an einen Rücktritt denke.
    Hödel distanzierte sich aber wieder von allen Äußerungen seines heftig diskutierten Briefes an den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, aus denen antisemitische Tendenzen herausgelesen werden könnten.
    Der Linzer Vizebürgermeister will sich weiterhin dann in Briefen äußern, wenn er es für notwendig hält.
    Er will sich derartige Schreiben aber künftig dreimal überlegen.
    Diözesanbischof Egon Capellari, der Referent für Fragen der Kultur in der österreichischen Bischofskonferenz, hat sich in der Diskussion um die George-Tabori-Inszenierung in Salzburg zu Wort gemeldet.
    Capellari sagte, der Streit um die Verweigerung der Salzburger Kollegienkirche für diese Inszenierung von Franz Schmidts Oratorium, das Buch mit sieben Siegeln, erinnere unter freilich bedauerlichen Begleitumständen daran, dass Kirchen ausgegrenzte, geweihte Räume mit Schwellen seien.
    Die Beseitigung dieser Schwellen würde schließlich auch jene Kunst und Kultur ärmer machen, die sich dem christlichen Glauben nicht verpflichtet wissen.
    Caritas Präsident Leopold Ungar begeht heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Er wurde 1912 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wiener Neustadt geboren.
    1953 ernannte ihn der damalige Papst Pius XII.
    zum Prelaten, seit 1964 ist der Jubilar Präsident der österreichischen Caritas.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend wechselnd aufgelockert bewölkt bis heiter, nur lokal etwas Niederschlag.
    Nachmittagstemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Das Mittagsschonal ist beendet.
    Bis zum Sonntagsschonal morgen um 17 Uhr verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.
    Musik

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Kreisky - Interview
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Der Linzer Vizebürgermeister Hödl
    Einblendung: Linzer Vizebürgermeister Hödl
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Hödl, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Studie über fiskalische Auswirkungen geförderter Arbeitsplätze
    Einblendung: Studienautor Reiter
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Reiter, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Amazonas - Kongreß
    Einblendung: Teilnehmer Kuppe, Organisator Masedu
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung] , Kuppe, Rene [Interviewte/r] , Masedu, Carlos [Interviewte/r]
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Amok auf Kaliforniens Autobahnen
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Helmut Lohner liest Schnitzlers "Leutnant Gustl"
    Interview: Schauspieler Lohner
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Lohner, Helmuth [Interviewte/r]
    Datum: 1987.08.08 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.08.08
    Spieldauer 00:57:39
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Kerbler, Michael [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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