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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Zum Mittagsjournal am Samstag begrüßt Sie Udo Bachmeier.
Kurz zum geplanten Programm.
Österreich.
Beim Landesparteitag der Wiener SPÖ wurde Vizebürgermeister Mayer erwartungsgemäß zum Graz-Nachfolger gewählt.
Leopold Graz ist übrigens heute im Journal zu Gast.
Darüber hinaus berichten wir über den Europakongress der ÖVP in der Wiener Hofburg.
Aus dem Ausland kommt unter anderem ein Bericht zur Ausgangslage für die morgige erste Runde der französischen Präsidentenwahlen.
Vorgesehen sind auch Informationen über eine bedrohliche Heuschreckenplage in Nordafrika.
Die Heuschrecken sind in großen Schwärmen in Richtung Mittelmeer und südeuropäische Küsten unterwegs.
In New York kommen tausende Objekte des Andy Warhol Nachlasses unter den Hammer.
Und in österreichischen Kinos läuft der französische René-Film Melo, ein Liebes- und Eifersuchtsmelodram an.
Wir aber beginnen mit den Nachrichten, zusammengefasst heute Mittag von Georg Schalgruber.
Es liest Erich Oberlechner.
Österreich.
Beim Landesparteitag der SPÖ Wien ist heute Vizebürgermeister Hans Maier mit 77 Prozent der Stimmen zum neuen Landesparteivorsitzenden gewählt worden.
Er tritt die Nachfolge von Leopold Graz an, der nach 14-jähriger Tätigkeit nicht mehr kandidiert hat.
Am Vormittag hat Bundeskanzler Wranicki in einem Referat auf die großen Verdienste der Wiener SPÖ verwiesen.
Weiter sagte Franitzski, zur Regierungsarbeit in einer großen Koalition gehöre, dass man wisse, was man wolle, dass man sich zusammenrede, Kompromisse schließe und zu den ausgemachten Lösungen stehe.
In Wien wird heute der Europakongress der ÖVP fortgesetzt und abgeschlossen.
Vizekanzler Mock sagte unter anderem, die ÖVP habe sich in der Europapolitik als Motor erwiesen und lade den Regierungspartner ein, diesen europapolitischen Kurs der Mitgliedschaft im gemeinsamen Markt bei voller Sicherung der Neutralität mitzutragen.
Die Wiener ÖVP-Obmann Bussek sagte unter anderem, eine geistige Europareife sei fast noch wichtiger als eine wirtschaftliche.
Die ÖVP präsentiert heute auch ein Europa-Manifest.
Libanon Die nordlibanesische Hafenstadt Tripoli war heute Schauplatz eines verheerenden Bombenanschlages.
Möglicherweise kamen bis zu 45 Menschen ums Leben.
Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Wie sich derzeit absehen lässt, explodiert in der Nähe eines Gemüsemarktes in einem dicht bewohnten Stadtviertel während der Hauptgeschäftszeit eine Autobombe.
Die syrischen Streitkräfte haben das ganze Stadtviertel abgeriegelt.
Die Täter sind möglicherweise sunnitische Fundamentalisten, die mit ähnlichen Anschlägen schon mehrmals gegen die Präsenz Syriens protestiert haben.
Sowjetunion
Kritisch und verärgert hat Parteichef Gorbatschow auf die jüngsten Ausführungen von Präsident Reagan reagiert.
Der amerikanische Präsident hat am Donnerstag erklärt, die USA könnten keine normalen Beziehungen zu einer UdSSR haben, die anderen Staaten ihren Willen aufzwinge, das eigene Volk unterdrücke und die Menschenrechte verletze.
Gorbatschow replizierte nun, die Sowjetunion habe nicht die Absicht, die USA umzuerziehen und wolle sich dies auch ihrerseits nicht gefallen lassen.
Moskau habe Predigten und Belehrungen nicht notwendig.
Wörtlich sagte der Parteichef anlässlich eines Gesprächs mit US-Außenminister Schulz, bei allem Verständnis für den derzeitigen amerikanischen Wahlkampf sei zu hoffen, dass beim bevorstehenden Gipfeltreffen in Moskau nicht wieder nur das Alphabet durchgenommen werde.
Die zweitägigen Gespräche von Schulz in Moskau haben keine Fortschritte zur Reduzierung der Atomatenlangstreckenraketen gebracht.
Ein Vertrag dürfte bis zum Gipfeltreffen Ende Mai nicht ausgearbeitet werden.
Schulz und Außenminister Schewert-Nazis sind übereingekommen, eine gemeinsame Interpretation des ABM-Vertrages zur Begrenzung der Raketenabwehrsysteme zu erzielen.
Schulz hält sich heute in Kiew auf, nächste Station ist Tiflis.
Frankreich
Bei den morgigen Präsidentenwahlen stellen sich neun Kandidaten den mehr als 38 Millionen Wahlberechtigten.
Die prominentesten Bewerber sind Staatspräsident François Mitterrand, Ministerpräsident Jacques Chirac, der frühere Ministerpräsident Raimond Bach und der Führer der rechtsextremen Nationalen Front Jean-Marie Le Pen.
Eine Entscheidung wird morgen noch nicht fallen.
In den bisherigen fünf Präsidentenwahlen der Fünften Republik hat noch nie ein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht.
Am 8.
Mai findet eine Stichwahl statt.
Trotz einer Rekordzahl von widersprüchlichen Meinungsumfragen ist anzunehmen, dass Mitterrand und Chirac einander bei dieser Stichwahl gegenüberstehen werden.
USA Die Regierung in Washington hat den Auftrag der amerikanischen Kriegsschiffe im Persischen Golf ausgeweitet.
Jetzt soll jedes zivile Schiff, das in internationalen Gewässern angegriffen wird, beschützt werden.
Bisher hat sich die US-Flotte auf den Schutz von Schiffen unter amerikanischer Flagge beschränkt.
Vereinte Nationen.
Im UNO-Weltsicherheitsrat ist die Debatte über den Mord an Palästinenserführer Abu Jihad in Tunesien fortgesetzt worden.
Die tunesische Regierung, die PLO sowie führende westliche Medien machen Israel für diesen Mord verantwortlich.
Israel weist die Anschuldigungen zurück.
Es gibt bereits einen Resolutionsentwurf, in dem Israel nur indirekt genannt und in allgemeiner Form der Aggression beschuldigt wird.
Wahrscheinlich wird am Montag abgestimmt.
Mit einem amerikanischen Veto ist für den Fall einer Verurteilung Israels zu rechnen.
Großbritannien
Der frühere Erzbischof von Canterbury, Michael Ramsey, ist heute 83-jährig in Oxford gestorben.
Ramsey war von 1961 bis 1974 Erzbischof von Canterbury und damit Geistliches Oberhaupt der Kirche von England und der etwa 70 Millionen Anglikaner in aller Welt.
Er galt als hervorragender Theologe.
Zu seinen Hauptanliegen gehörte die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Westen und Süden noch Auflockerungen, sonst vielfach starke Bewölkung und wiederholt teils gewittrige Regenschauer.
Auffrischender Wind aus West bis Nord.
Nachmittagstemperaturen 7 bis 12 Grad, im Westen und Süden noch 12 bis 17 Grad.
Frühtemperaturen 0 bis plus 5 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
Stark bewölkt und häufig Niederschläge, die südlich des Alpenhauptkammes auch ergiebig sein können.
Kalt.
Schneefall zum Teil bis in tiefe Lagen.
Wind aus nördlicher Richtung.
Frühtemperaturen 0 bis 5 Grad, Tageshöchsttemperaturen 3 bis 9 Grad.
Die Vorschau auf übermorgen Montag.
Wechselnd bewölkt mit sonnigen Abschnitten.
An der Alpen-Nordseite und im Osten noch einzelne Regen- oder Schneeregenschauer.
Weiterhin recht kühl.
noch die Messwerte von 12 Uhr.
Wien bedeckt 10 Grad, Eisenstadt bedeckt 10 Grad, Nordwestwind mit 20 Kilometern in der Stunde, St.
Pölten bedeckt 9 Grad, Linz stark bewölkt 11 Grad, Nordwest 20, Salzburg stark bewölkt 10 Grad, Innsbruck heiter 16, Bregenz heiter 12, Graz stark bewölkt 15 Grad und Klagenfurt stark bewölkt, ich verbessere, Klagenfurt heiter 17 Grad.
Ein Blick auf die Uhr, es ist nun 12.08 Uhr.
Zweiter Tag des Landesparteikongresses der Wiener SPÖ.
Nach dem Rechenschaftsbericht des scheidenden Langzeitobmanns Leopold Kratz gestern Nachmittag war heute Vormittag der wichtigste Tagesordnungspunkt, die Wahl des Nachfolgers.
Wie erwartet haben die fast 800 Delegierten mehrheitlich den Wiener Vizebürgermeister Hans Maier zum neuen Landesobmann gewählt.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war heute Vormittag ein Referat des Bundeskanzlers und künftigen Bundesparteiobmannes Franz Franitzki.
Aus den Wiener Sophienseelen meldet sich Franzi Bürger.
Ja, das offizielle Wahlergebnis für Vizepräsident Hans Maier ist noch gar nicht bekannt.
Wichtigster Punkt bisher und immer noch die Diskussion darüber, das Referat von Bundeskanzler Franz Franitzki, das mehr als eine Stunde lang gedauert hat.
Der Kanzler begann mit einem Blick in die Vergangenheit und einem Rückblick auf die März-Gedenktage.
Dieses Gedenken an den Untergang Österreichs vor 50 Jahren dürfe aber nicht mit dem März 88 beendet sein, sagte Franitzki.
Mit Fug und Recht dürfen wir die These
von der Kollektivschuld zurückweisen.
Wir müssen aber ebenso klar einsehen, dass einzelne Schuld, ja sogar sehr viel Schuld auf sich geladen haben.
Und liebe Freunde, wenn wir glauben, wenn irgendjemand glaubt, diese Dinge ganz einfach vergessen zu können, dann werden wir erkennen müssen, dass sie uns in Zukunft wieder einholen werden.
Und das ist mein umfassendes Verständnis eines modernen Antifaschismus.
Dann ging der Kanzler auf Grundwerte der Sozialdemokratie ein.
Und Franitzki griff besonders die Freundschaft heraus.
Freundschaft ist ja auch der Parteigruß der Sozialisten.
Und Freundschaft in der Politik werde auf harte Proben gestellt, sagte Franitzki.
Und ohne konkreten Namen zu nennen, aber wohl mit Bezug auf die Freundschaft zwischen Leopold Graz und Udo Brocks, sagte er.
Vor allem aber sollten wir uns hüten, jene in der Politik zu verurteilen,
die auch in schwierigen Zeiten von Freundschaften zu Freunden stehen.
Und hier wird sehr viel Individuelles und kaum generelles anzumerken sein und das heißt, wir sollten zueinander so viel Vertrauen haben, davon auszugehen, dass keiner von uns Freundschaft mit Kumpanei verwechselt.
Und Freundschaft im Sinn unseres Großes wird dann unter Beweis gestellt, wenn sie einem nicht gleich entzogen wird, wenn er im Begriff ist, die Gunst der Medien zu verlieren.
Für mediale Vorverurteilungen ihrer Mitglieder steht diese Partei nicht zur Verfügung.
Dann Vorschusslorbeeren des Kanzlers für den neuen Wiener SPÖ-Vorsitzenden Hans Maier und Dank an den Abgetretenen Leopold Graz.
Es folgte Kritik des Kanzlers am Partner in der Regierungskoalition an der ÖVP.
Franitzki sagte, er distanziere sie nicht von der Zusammenarbeit in der Regierungskoalition.
Allerdings ist für eine geteilte Arbeit auch ein bestimmtes Klima erforderlich.
Und der bereichert das Klima nicht, der ununterbrochen von Altlasten spricht.
Ja, er muss sogar aufpassen, nicht selber zur Neulast zu werden.
Im außenpolitischen Teil seiner Rede wiederholte der Kanzler, dass im nächsten Jahr eine Entscheidung über einen Beitrittsantrag Österreichs zur EG fallen werde.
Weiters verteidigte Franitzki neuerlich die Entscheidung, durch das Umweltministerium und nicht durch die gesamte Bundesregierung Einwendung gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf zu erheben.
Dann kam Franitzki ausführlich auf Wien zu sprechen und in diesem Zusammenhang auch auf die Diskussion und die Verhandlungen um die Ladenschlusszeiten.
Ich möchte von dieser Stelle aus natürlich in diese Verhandlungen, die in diesen Stunden und Tagen zu Ende gebracht werden sollen, nicht inhaltlich Einfluss nehmen.
Aber ich sage schon, ich erhoffe Lösungen.
Denn man kann es doch gerade für Wien, seine Konsumenten und seine Wirtschaft als historische Chance begreifen, hier zu einer flexibleren Lösung zu kommen.
wenn man klarzustellen hat, dass die Endabrechnung einer solchen Regelung, wie immer sie ausschaut, nicht für einen der beiden Verhandlungspartner zum Nulltarif ausgehen kann.
In der Diskussion nach der Franitzki-Rede gab es unter anderem Kritik von Ex-Minister Erwin Lanz am gestrigen EG-Vorstoß von SPD-Zentralsekretär Keller.
Der hatte ja gemeint, aus derzeitiger Sicht werde Österreich für einen EG-Beitritt entscheiden.
Lanz dazu heute, für solche Prognosen sei es noch zu früh.
Breiten Raum nahm auch die Diskussion über ganztägige Schulformen ein und hier gab es auch wieder Kritik an den Vorschlägen von Unterrichtsministerin Havlicek, die ja ein Kompromissmodell zwischen ÖVP und SPÖ-Vorstellungen anstrebt.
Mittlerweile wurde auch schon bekannt, wenn auch nicht wie gesagt offiziell, dass Vizebürgermeister Hans Maier als neuer Wiener Parteivorsitzender 77 Prozent der Stimmen erhalten hat.
Das sind etwa 12 Prozentpunkte weniger als Maier im Vorjahr als stellvertretender Landesparteivorsitzender erhalten hatte.
Im Augenblick ist hier beim Wiener SPÖ-Parteitag Bundeskanzler Franitzki beim Schlusswort nach der Diskussion seines Referates und ich gebe zurück an das Studium.
Landesparteitag der SPÖ Wien mit ihrem neuen Vorsitzenden Hans Maier.
Dessen Vorgänger als Landesobmann Leopold Graz hatte den Vorsitz 14 Jahre inne.
Immerhin 11 Jahre war Graz auch Bürgermeister der Bundeshauptstadt.
Er ist heute im Journal zu Gast.
Der 59-jährige Politiker begleitete zahlreiche Funktionen in der SPÖ, in der Regierung und im Parlament.
Mit 33 Jahren wurde er 1963 Zentralsekretär der SPÖ, 1966 Abgeordneter zum Nationalrat und 1970 der erste Unterrichtsminister der SPÖ.
Schon nach einem Jahr wechselte er in den Nationalrat, zurück als Klubobmann der SPÖ.
Nach dem Rücktritt Slaviks übersiedelte Graz ins Wiener Rathaus als Bürgermeister.
Nach wie gesagt elf Jahren an der Spitze der Bundeshauptstadt wurde Graz 1984 Außenminister, schied aber nach dem Sieg Waldheims auf eigenen Wunsch aus der Regierung.
Seit der letzten Nationalratswahl ist Graz Präsident des Nationalrates.
Mit Leopold Graz sprach Ulrich Brunner.
Herr Präsident Graz, Sie haben auf diesem Parteitag der Wiener SPÖ nicht mehr kandidiert.
Ich nehme an, das ist der erste Schritt zum Ausstieg aus der Politik.
Es ist sicher kein Ausstieg aus der Politik in dem Sinn, dass ich mich in Zukunft für Politik nicht interessieren werde oder dass ich nicht Meinungen zu allen Fragen hätte.
Denn wenn man sich so lange und so intensiv mit Politik, d.h.
mit allen Fragen der Öffentlichkeit, des Staates, der Gesellschaft, der Partei beschäftigt, kann man nicht sagen, ab morgen interessiere ich mich nur mehr fürs Blumenzüchten.
Was es ist, ist die Abgabe der Verantwortung an der Spitze der Wiener Partei.
Alle schreiben, Ihre Freundschaft mit Udo Proksch sei der Grund für Ihre Nicht-Kandidatur.
Sie sagen, das ist nicht so.
Die Frage, die Sie sich selber stellen müssen, wer glaubt Ihnen das?
Vor dieser Frage steht jeder Politiker, wenn er eine Äußerung macht,
und mit einer verbreiteten Meinung konfrontiert wird.
Ich kann nur das sagen, was ich vor mir selbst als richtig und ehrlich empfinde, und das ist es, dass das nicht der Grund ist, sondern dass der Grund ist, dass wenn man fast eineinhalb Jahrzehnte diese Funktion gehabt hat,
Und wenn man diese Funktion nicht als Chefadministrator einer Partei auffasst, sondern als einer, der Impulse geben soll, dem immer wieder neue Dinge einfallen, dass wenn man dann das Gefühl bekommt, es ist eigentlich bei jedem Problem, das auftaucht, so das Gefühl, naja, das war ja vor acht Jahren auch schon so, das heißt, wenn es Routine wird, dann wird Zeit, dass das ein anderer übernimmt, was nicht bedeutet, dass man sich von den Fragen absentiert.
Aber dann muss ein anderer dieser Impulsgeber
Das heißt, Sie bleiben dabei, Sie hätten in jedem Fall nicht mehr kandidiert, nur die Optik ist halt eben eine etwas andere.
Ja, die Optik, oder sagen wir, die erzeugte Optik ist eine andere.
Ich möchte da nicht im Detail auf diese erzeugte Optik eingehen, ich möchte nur grundsätzlich sagen, ich bin in dieser Frage, die Sie angesprochen haben, nicht in Verteidigung, ich bin im Angriff gegen die Verleumdungen.
Ich möchte auch den Fall Lucona hier nicht in allen Details ausbreiten.
Sie sind dazu auch schon in mehreren Interviews befragt worden.
Nur eine Frage habe ich schon.
Warum ist es Ihnen so schwer gefallen, sich von Udo Brox zu distanzieren?
eine Einstellung habe, dass wenn mich ununterbrochen, ja nicht alle, sondern ganz gezielt, und das meine ich mit Kampf gegen die Verleumdungen, und auch, da wird man noch drauf kommen, gegen die geistigen und materiellen Inspiratoren dieser Verleumdungen, wenn man mich ununterbrochen in eine Richtung drängen will, dass ich so wie der Großinquisitor
vor einem Gerichtsverfahren auch noch den Stab breche und feierlich sage, und jetzt ist er von allen verurteilt, dann werde ich etwas obstinat und sage sehr deutlich, man hat zu kommen und sich einem Verfahren zu stellen, besonders wenn man unschuldig ist, aber ich gebe keine feierlichen Scheidungserklärungen ab, weil ich das halt emotionell nicht zusammenhabe.
Nun, Sie haben ja auch die Zeitungen gelesen, diese quasi Verhöhnung der österreichischen Justiz durch Udo Broksch, über Interviews in Zeitungen.
Das muss Ihnen doch wehtun, das können Sie doch nicht so wegstecken.
Ich habe es nicht weggesteckt, ich habe hier sehr eindeutig erklärt, und zwar auch in Richtung seiner Rechtsanwälte, dass ich diese Vorgangsweise nicht nur für falsch halte, sondern dass ich sie für moralisch schlecht halte.
Das ist die eine Sache, sowas muss man und kann man offen sagen.
Aber ich lasse mich nicht ununterbrochen in einer Sache in die Funktion eines Richters bringen, der bin ich nicht.
Die Richter sitzen dann drüben und die werden zu urteilen haben.
Und Sie halten Udo Brocksch nach wie vor für unschuldig?
Das ist hier nicht die Frage, was ich persönlich tue.
Denn wir haben eben ein Rechtssystem, in dem nicht, wie in der Nazizeit nach dem gesunden Volksempfinden, abgestimmt wird, ob man einen für schuldig hält, sondern wir haben ein System, in dem aufgrund von vorgelegten Beweisen unabhängige Gerichte zu urteilen haben und das sollen sie tun.
Herr Präsident, Themenwechsel.
Ich habe vor diesem Interview in alten Zeitungen geblättert.
Da ergibt sich über Sie folgendes Bild.
Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre.
Der aufgehende Stern der SPÖ.
der dann langsam verglüht.
Vielleicht überzeichne ich da etwas.
Ja, wenn ich unterbrechen darf.
Ich meine, das ist ja kein Selbstlobinterview.
Aber, ich meine, verglühen als Glububmann, Unterrichtsminister und Bürgermeister der Stadt Wien und jetzt Nationalratspräsident eigentlich Funktionen, wie man widerlich scherzhaft sagt, von denen keine einzige eigentlich erschaunt ist.
Wenn man es als verglühen bezeichnet, bitte.
Im Image, das die Zeitungen von Ihnen gezeichnet haben, sieht es so aus.
Aber hier, ich verlange ja nur, dass man die Realitäten gegenüberstellt.
Wenn man sagt, Ende der 60er Jahre, da hat's so ausgeschaut, als ob aus dem noch was werden könnte.
Der Kronprinz.
Ja, und dann ist eigentlich nix aus ihm geworden.
Wie gesagt, außer Unterrichtsminister, Wiener Bürgermeister und Nationalratspräsident.
Aber nicht Bundeskanzler und Parteivorsitzender der SPÖ, wie man damals angenommen hat.
Dieser letzte Karriersprung ist Ihnen versagt geblieben.
Ja, Karriersprung klingt so, als ob man sich da mit 35 Jahren ein großes Ziel gesetzt hätte, das will ich werden, das habe ich eigentlich nie getan.
Gibt es überhaupt irgendeine Funktion, die Sie wirklich angestrebt haben, was Sie werden wollten?
Denn wenn man Ihre vielen Funktionen anschaut, dann sieht das so aus, als ob Sie jeweils von einer Funktion in die andere gehoben worden wären.
Sie haben das nie mit aller Macht angestrebt, jedenfalls nach außen hin hat man es nie so empfunden.
Ja, wenn man das rückblickend sagen kann, aber ich muss das so sagen, dass es nicht die Funktion abwertet, von denen mir jede einzelne wirklich wichtig ist und mir auch viel an Herausforderung und Erfüllung gegeben hat.
Also den Unterrichtsminister habe ich sicher nicht angestrebt.
Hier bin ich dazu gekommen, weil ich als Zentralsekretär, weil damals sonst niemand da war, die Schulreformkommission in der Opposition geleitet habe.
Ich habe dann, und jetzt komme ich zur einzigen Funktion, die ich wirklich angestrebt habe, weil ich ein leidenschaftlicher Parlamentarier bin, ich habe dann nach den Wahlen 1971 Bruno Kreisky gebeten, ins Parlament gehen zu können, als Bruno Bittermann ausgeschieden ist, als Klubobmann, weil ich wirklich gerne hier Fraktionsführer sein wollte.
Naja, und wie es im menschlichen Leben geht, war das die Funktion.
Er hat das auch eingesehen.
Aber wie es im Leben geht, war das die Funktion, die ich am kürzesten inne hatte.
Denn dann traut auf einmal Felix Labig zurück und die Wiener Partei ist durch einen Telefonanruf des damaligen Obmannes Otto Probst an mich herangetreten, ob ich die Funktion des Bürgermeisters übernehmen möchte.
Ich habe damals, das war eine sehr, sehr schwere Entscheidung.
lange mit mir selbst gerungen, bevor ich sie angenommen habe.
Aber das war jedenfalls eine, an die ich überhaupt niemals gedacht habe.
Ist es nicht so, dass man als Klubobmann natürlich auch einem geringeren Verschleiß ausgesetzt ist als in anderen Funktionen, etwa als Wiener Bürgermeister?
Naja, das ist richtig und ich muss sagen, das war auch für mich innerlich der Grund, diese Funktion dann zu akzeptieren, weil sie eine Herausforderung in dem Sinne ist, nicht nur weil halt für einen geborenen Wiener, der Wiener Bürgermeister, ich möchte nicht andere Funktionen abwerten, überhaupt das Größte ist, schon von der Tradition her, sondern
Weil man natürlich dann als Parlamentarier das Gefühl hat, man kann mitwirken an der Gesetzgebung.
Ich bin aus Leidenschaft Parlamentarier, aber man hat nie den Test, ob man auch etwas gestalten kann.
Und dieser Test ist natürlich beim Bürgermeister drüben dann zu bestehen.
Und den halten Sie für gelungen?
Nein, ich bin da kein Selbstbeurteiler.
Das müssen wirklich andere beurteilen.
Herr Präsident, Sie sind fast 30 Jahre in Spitzenfunktionen tätig, entweder in Spitzenfunktionen der Partei oder in öffentlichen Funktionen.
Sind Sie nicht eigentlich zu jung an die Spitze gekommen?
Ich spreche da wieder den Verschleiß an, den man ja in solchen Funktionen unterliegt, ein Vorresterfront.
Es ist der Verschleiß sicher da.
Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum ich mich jetzt aus der Funktion des Wiener Parteiobmanns zurückziehe.
Ich bin vor genau 25 Jahren Zentralsekretär der Partei geworden.
Sie waren damals 33.
Und zwar, weil einfach damals eine Generation vorher durch Austrofaschismus und Krieg ausgefallen ist in der Partei, im großen Ausmaß zumindest.
Das heißt, ich bin Zentralsekretär geworden in einem Alter, das heute etwa das annehmbare Alter für einen Obmann der jungen Generation in irgendeiner der Parteien ist.
Und ich sage das wirklich nicht wehleidig, aber 25 Jahre mit einem doch sehr ausgefüllten Arbeitstag bringt natürlich einen gewissen Verschleiß.
Herr Präsident, ich weiß nicht, ob Sie meine nächste Frage beantworten können, ob man die überhaupt beantworten kann.
Wenn man zurückblickt, sind Sie sich irgendeinen schweren Fehlers bewusst in Ihrer politischen Karriere, wo Sie heute sagen, das würde ich mit meinem heutigen Wissen anders machen?
Ich kann keinen Einzelfall nennen, aber es gibt sicher eine ganze Menge Dinge.
Das betrifft zum Teil, und Sie verstehen, dass ich gerade hier keinen Namen nenne, Personalentscheidungen in positiver und in negativer Richtung.
In negativer Richtung meine ich, dass es mir eigentlich am meisten leidtut, dort, wo ich nachträglich das Gefühl hatte, Ungerechtigkeiten begangen zu haben, indem ich zu schnell so aus der Hüfte geurteilt habe, mit einem Schnellschuss aus der Hüfte geurteilt habe.
Aber wie gesagt, im Einzelnen muss man sich da vielleicht ruhig zurücklehnen und Bilanz ziehen.
Das kann man sehr schwer sagen.
Sie sind von den Medien zeitweise nicht zimperlich angefasst worden.
Meine Frage, wie hält man das aus, wenn man jeden Tag die Zeitung aufschlägt in der Erwartung, dass man wieder einmal eine draufkriegt?
Bekommt man da eine dicke Haut oder gibt es da schon Dinge, die treffen, die kränken, die betroffen machen?
Es gibt natürlich Dinge, die kränken und betroffen machen.
Wobei, ich muss jetzt ganz offen sagen, vielleicht sieht man selbst, das denkt man sich dann oft, die Dinge...
stärker betont, was ich damit meine ist.
Wenn man über sich selbst einen kleinen negativen Satz findet, geht man natürlich einen ganzen Tag bestürzt und traurig herum, besonders wenn man ihn als ungerecht empfindet.
Und dann kommt man drauf, dass von tausend Leuten, die man trifft, 991 diesen Satz überhaupt nicht gelesen haben oder ihn als gar nicht so besonders arg empfinden.
Und dadurch pendelt sich das nach einigen Jahren ein.
Dass es nicht angenehm ist, ist klar.
Aber man muss hier doch mit einer inneren Ehrlichkeit sagen, man kann sich nirgends, nicht nur Österreich, bei der IG kann sich nicht die Rosinen heraussuchen, man kann sich auch privat nicht die Rosinen heraussuchen.
Man kann nicht sagen, fein, ich stehe an der Spitze, ich will jeden Tag in der Zeitung stehen und auf der anderen Seite dann bestürzt sein, wenn es nicht mehr Lobeshymnen sind.
Also akzeptieren Sie auch, dass das Privatleben der Politiker
in der Öffentlichkeit behandelt wird?
Ich muss sagen, ich hätte es lieber, wenn es nicht so wäre.
Und obwohl es ich selbst nie getan habe.
Aber wenn generell die Politiker beginnen, ihr Privatleben auch als Werbemittel einzusetzen, dann ist geradezu die logische Konsequenz, dass ihr Privatleben auch der kritischen Beurteilung unterliegt.
Ich meine, dass das in Wirklichkeit keine Grundsatzfrage, sondern eine Frage des Geschmacks und der Anständigkeit der schreibenden oder kommentierenden Journalisten ist, ist, glaube ich, eine Tatsache.
Ich möchte an den Beginn unseres Interviews zurückkehren.
Glauben Sie, dass
Ihre Freundschaft mit Udo Broksch, die Reputation Ihres Amtes schmälert?
Nein, das glaube ich überhaupt nicht.
Ich meine, ich kann ja nur danach gehen, wie mir jetzt nicht die engen Parteifreunde, sondern wie mir etwa die Mitglieder des Nationalrates aller Parteien gegenübertreten und wie mir die Menschen gegenübertreten.
Das soll keine Medienschelte sein, aber was mich auch amüsiert ist, das ist etwa auf der gleichen Linie.
Wenn man in Wien die Massenzeitungen liest, müsste man das Gefühl haben, die Sozialisten sind eine verschwindende Minderheit, die eine furchtbare Politik machen.
Und einmal in fünf Jahren kommt der Tag der Wahrheit, das ist der Wahltag.
Und da kommt man dann drauf, dass die Menschen, ich muss sagen, erfreulicherweise den Medien ebenso kritisch gegenüberstehen wie den Politikern und sich selbst eine Meinung bilden.
Und dann kriegen die Sozialisten doch wieder eine recht reputierliche Mehrheit.
Also gut, wie der SPÖ-Obmann sind Sie nicht mehr Nationalratspräsident.
Wollen Sie bleiben?
Ja.
Wollen Sie das auch sein nach der nächsten Nationalratswahl?
Wollen Sie da noch einmal kandidieren?
Die Entscheidung soll man jetzt noch nicht treffen.
Diese Entscheidung will ich jetzt noch nicht treffen.
Ich danke für das Gespräch.
Bei Ulrich Brunner im Journal zu Gast war heute Leopold Graz, bis heute Vormittag Wiener Landesobmann der SPÖ.
In der Wiener Hofburg wurde heute der Europakongress der ÖVP fortgesetzt.
In einem Vortrag unternahm Vizekanzler Außenminister Mock dabei einen erneuten Vorstoß in Richtung EG-Beitritt Österreichs.
Mock vertrat die Ansicht, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssten, um im kommenden Jahr ein entsprechendes Ansuchen stellen zu können.
Mock bekräftigte seine Überzeugung, keine Bedenken haben zu müssen wegen möglicher Neutralitätsgefährdung oder sonstiger Konsequenzen.
Die angestrebte EG-Vollmitgliedschaft ist auch Gegenstand eines heute präsentierten Europa-Manifestes.
Vom Europakongress der ÖVP berichtet Fritz Besata.
Das war's.
Mit der Europa-Fanfare, den Österreichern wahrscheinlich besser aus Joachim Kuhlenkampfs Zeiten, einer wird Gewinnen bekannt, hat die Volkspartei ihren zweitägigen Europakongress hier in der Wiener Hofburg heute Vormittag fortgesetzt.
Schwerpunkt der heutigen Tagung war die Präsentation einer sogenannten Europa-Manifests, vorgetragen vom Vorsitzenden der ÖVP-Europakommission, dem Vorarlberger Landeshauptmann Martin Purtscher.
Dieses Manifest beginnt mit den Worten, Zitat,
Österreich ist eines der Kernländer Europas, war jahrhundertelang eine weltgestaltende europäische Großmacht.
Österreich kann auch in Zukunft einen unverwechselbaren Beitrag zu einem unverwechselbaren Europa leisten."
Das Europa-Manifest hält fest, dass nach Meinung der Volkspartei nunmehr die Diskussionsphase über ein Beitritt Österreichs in ein Europa der 320 Millionen Menschen beendet wird und Entscheidungen zu treffen sind.
Wobei klar erklärt wird, dass die immerwährende Neutralität Österreichs kein Hemmnis für eine Vollmitgliedschaft darstellt.
Andererseits wird als Vorteil herausgestellt, dass Österreich als Staat im Donauraum die Bemühungen des Comecon um eine Annäherung an die Ägä geopolitisch mit unterstützen kann.
Für die Volkspartei stellt Österreichs Schritt in die EG eine ähnliche Herausforderung, einen ähnlichen Impuls dar, wie seinerzeit der Staatsvertrag des Jahres 1955.
Landeshauptmann Martin Purtscher am Ende der Präsentation des Europamanifests.
Erkennen wir die historische Gunst der Stunde, die Herausforderung der österreichischen Zukunft, stimmen wir weder Klagelieder noch Jubelchöre an.
Nicht Angst, sondern Mut, nicht Pessimismus, sondern Optimismus müssen unsere Haltung bestimmen.
Mut war schon immer das Geheimnis des Erfolges.
Lassen Sie mich in Abwandlung des heute schon zitierten Dichterwortes Österreich über alles sagen.
Österreich wie alle anderen europäischen Länder, wenn es nur will.
Am Beginn der heutigen Tagung hatte der Wiener Vizebürgermeister Erhard Busseck Wien als europäische Hauptstadt gerühmt und selbstbewusst gemeint.
Ich glaube, wenn wir heute diskutieren, wie europareif wir sind, was wir tun müssen, um diesen Weg zu einem gemeinsamen, größeren Europa zu finden, welche Verpflichtungen und Möglichkeiten das bedeutet, sollte uns das Selbstbewusstsein begleiten,
dass Österreich immer in seiner ganzen Geschichte, in seiner politischen Tradition, in dem, was es kulturell, wirtschaftlich und sozial zu diesem alten Kontinent beigesteuert hat, immer ein europäisches Land war.
Wir haben es nicht notwendig, den Weg nach Europa zu gehen.
Österreich ist von seiner Bestimmung und Auffassung her immer Europa gewesen.
Vizekanzler Außenminister Alex Mock erinnerte daran, dass es die Volkspartei gewesen sei, die noch in der Oppositionszeit immer wieder den Beitrittswillen Österreichs betont hätte, während der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky die Europapolitik damals vernachlässigt hätte.
Dem jetzigen Bundeskanzler Franitzki konzentrierte Mock allerdings den gleichen guten Willen zur Europapolitik.
Für Mock ist dennoch die ÖVP quasi die einzige EVP, eine Europäische Volkspartei.
Die österreichische Volkspartei war nach dem Zweiten Weltkrieg die Partei des Wiederaufbaus.
Wir wollen in Hinkunft Europapartei sein.
Und Mock noch einmal zur Zielrichtung in der österreichischen Europapolitik.
Die Länder der europäischen Gemeinschaft haben sich zusammengeschlossen, um 1992 die Freizügigkeit des Verkehrs an Personen, an Waren, an Kapital und an Dienstleistungen zu erreichen.
Dies bedeutet für uns auch das Ziel der vollen Teilnahme am europäischen Binnenmarkt.
Wir lassen uns nicht abschotten, wir sind ein Teil des Kontinents, infolgedessen müssen wir auch ein Teil seines Marktes sein.
Europakongress der ÖVP in der Wiener Hofburg.
Fritz Besata hat dort Auszüge aus Referaten zusammengefasst.
12.35 Uhr ist es jetzt.
Mehr als 38 Millionen wahlberechtigte Franzosen sind morgen zum ersten Durchgang der Präsidentenwahlen aufgerufen.
Trotz des fehlens herausragender Höhepunkte des Wahlkampfs blickt man den beiden Wahlgängen doch mit einiger Spannung entgegen.
Unschwer lässt sich prognostizieren, dass der neue Präsident entweder wieder Mitterrand heißen wird oder es gewinnt dann bei der Stichwahl am 8.
Mai ein bürgerlicher Kandidat, aller Voraussicht nach der neogolistische Premierminister Chirac.
Das hängt davon ab, ob Chirac morgen tatsächlich die meisten bürgerlichen Stimmen erhalten wird.
In allen Umfragen jedenfalls liegt der amtierende Ministerpräsident vor dem liberalen, früheren Premier Barr.
Den Wahlkampf beherrscht hat vor allem der rechtsextreme Führer Le Pen, der mit seinen rassistischen Anti-Ausländer-Parolen einen nicht unbeträchtlichen Teil der Wählerschaft, die Rede ist bis zu 15 Prozent, an sich ziehen dürfte.
Zuletzt aber standen auch bei fast allen Wahlrednern die Unruhen in französisch Neukaledonien im Vordergrund.
Zur Ausgangslage vor dem morgigen ersten Präsidentenwahlgang aus Paris mehr von Helmut Opletal.
Am Vortag der großen Präsidentschaftswahlen hat man hier in Paris ganz und gar nicht den Eindruck, als stünde das Land vor einem Tag, der die Zukunft Frankreichs bestimmt.
Der Wahlkampf ist gestern Abend ruhig zu Ende gegangen und auch viele Franzosen sind erstaunt, wie wenig in den letzten Wochen über politische Sachthemen debattiert worden ist.
Auch in den heutigen Pariser Tageszeitungen rangieren die Wahlen nur auf Platz 2.
Aufmacher sind durchwegs die neuerlichen Unruhen im Überseeterritorium Neukaledonien, die Geißelnahme von 27 französischen Gendarmen dort.
Selbst der amtierende sozialistische Präsident François Mitterrand widmete einen großen Teil seiner Abschlusskundgebung gestern Abend vor 30.000 Menschen in einem Vorort von Paris den Ereignissen in Neukaledonien.
Mitterrand sprach sich gegen Gewalt aus, aber so wie schon zur Regierungszeit der Sozialisten zeigte er Verständnis für die Selbstbestimmungswünsche der eingeborenen Kanaden.
Im Übrigen präsentierte sich Mitterrand wieder als Präsident für alle Franzosen, der vor allem auf soziale Gerechtigkeit zieht.
Ich bin Sozialist, fügte er hinzu.
Große soziale Reformprojekte wie vor sieben Jahren das Programm der Linksunion hat Mitterrand diesmal allerdings nicht versprochen.
Am Abend zuvor hatte Mitterrands aussichtsreichster Herausforderer, Ministerpräsident Jacques Chirac, bei seiner Abschlusskundgebung wieder ein Thema angeschnitten, das im Gesamtzusammenhang völlig unproportional den Wahlkampf über weite Strecken überlagert hatte.
Das Wahlrecht für Ausländer in den Gemeinden.
Für mich, und das Gegenteil von Herrn Mitterrand, bin ich sehr, sehr gegen die Wahl der Fremden.
Anders als Herr Mitterrand bin ich zutiefst gegen ein Ausländerwahlrecht, sagte Chirac, und er versucht mit dieser in der Bevölkerung sehr emotionalisierten Frage sowohl Mitterrand als auch dem rechtsextremen Kandidaten Le Pen Stimmen abzuknöpfen.
Denn Chirac muss befürchten, dass er angesichts des in drei Gruppierungen gespaltenen rechten Lagers im zweiten Durchgang nicht genügend Stimmen bekommen könnte.
Dem Führer der rechtsextremen Nationalen Front, Jean-Marie Le Pen, ist es jedenfalls gelungen, einen großen Teil der Aufmerksamkeit der Bevölkerung und der Medien in diesem Wahlkampf auf sich zu ziehen.
Und auch in seiner Schlusskundgebung hat Le Pen sein Hauptthema, die nordafrikanische Einwanderung nach Frankreich, wieder in geschickte Demagogie verpackt, als er sagte, wir haben nichts gegen die Ausländer in Frankreich, sondern nur dagegen, dass sie ihre Gesetze, ihre Sitten und ihre Sonderinteressen uns aufzwingen.
Wir sind keine Xenophoben, aber wir akzeptieren die Fremden in unserem Land, wenn sie uns nicht die Gesetze machen wollen, wenn sie uns nicht ihren Tod und die Verteidigung ihrer persönlichen Interessen belegen wollen.
Mehr als 10.000 Anhänger jubelten bei dieser Schlussveranstaltung in Paris-Le Pen frenetisch zu.
Der erste Wahldurchgang am Morgen gegen Sonntag wird also in erster Linie dazu dienen, die Kräfteverhältnisse zwischen den großen und kleinen politischen Gruppen zu messen.
Die wirkliche Wahlentscheidung fällt erst am 8.
Mai zwischen den beiden Führenden des ersten Durchgangs, voraussichtlich Mitterrand und Chirac.
Der zweite bürgerliche Kandidat, Remobard, liegt jedenfalls schon abgeschlagen zurück.
Der Bewerber der Kommunistischen Partei kann überhaupt nur mit sechs bis sieben Prozent der Stimmen rechnen, das schlechteste Abschneiden der Kommunisten nach dem Krieg.
Doch viele Franzosen sind der Ansicht, dass die entscheidenden Veränderungen in der in Frankreich sehr lockeren politischen Landschaft erst nachher passieren werden.
Gewinnt Chirac, könnte sich ein starker rechtskonservativer Block festigen, gewinnt jedoch Mitterrand, dann könnte die rechte Parlamentsmehrheit zerfallen und die Sozialisten würden versuchen, mit bürgerlichen Zentristen und Liberalen eine neue Mehrheit der Mitte zu bilden.
Ein Vorbericht von Helmut Opletal aus Paris zu den französischen Präsidentenwahlen.
Im Hörfunk sind dazu morgen Abend zwei Sondersendungen geplant.
Die erste um 20 Uhr in Österreich 1 und Ö3, die zweite dann um 22 Uhr in Ö3.
12.41 Uhr ist es mittlerweile geworden.
Die biblischen sieben mageren Jahre scheinen in der Sahelzone kein Ende nehmen zu wollen.
Als in dieser Region Mitte der 80er Jahre der lebensspendende Regen ausblieb, vertorten die Felder.
Tausende Menschen wurden zu Opfern der Türe.
Dafür blieb den Menschen die Heuschreckenplage erspart.
Jetzt gibt es wieder Regen und die alles grün vernichtenden Insekten sind zu einer länderübergreifenden Plage geworden.
Die FAO, die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation mit Sitz in Rom, hat einen dringenden Appell verbreitet, den betroffenen Staaten Nordafrikas beizustehen.
Die bedrohlichen Heuschrecken sind vom Nordwesten des Schwarzen Kontinents in großen Schwärmen in Richtung Mittelmeer unterwegs.
Die Heuschrecken sind schneller unterwegs und vermehren sich auch rascher als angenommen.
Eine Heuschreckenkatastrophe droht große Teile der Ernte Nordafrikas zu vernichten, berichtet Michael Kerbler.
Der Dürre- und Hungergürtel Afrikas, die Sahelzone, wird von einer neuen Katastrophe heimgesucht.
Milliarden von Heuschrecken ziehen über den Norden des Kontinents und vernichten Tag für Tag fruchtbares Weide- und Ackerland.
Mit den lang ersehnten Regenfällen, nach den schweren Dürrejahren 1983 bis 85, ist es zur explosionsartigen Ausbreitung der gefürchteten Heuschreckenplage gekommen.
Zu Beginn der Brutperiode war das Verbreitungsgebiet in Mauretanien etwa 5000 Quadratkilometer groß.
In der Zwischenzeit sind aus den ursprünglich grünen und sozusagen sesshaften Heuschrecken die braunfarbenen mit stabilen Flügeln ausgestatteten Wanderheuschrecken geworden.
Die FAO, die UNO-Landwirtschaftsorganisation, gab bekannt, dass sich die Brutzone inzwischen auf mehr als drei Millionen Quadratkilometer ausgedehnt hat und ein großes Dreieck bildet, in dem Teile von Algerien, Mauritanien und der Westsahara liegen.
Aus diesem Brutgebiet ziehen die Heuschrecken gegenwärtig mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in Richtung Norden.
In Tunesien, Algerien und Marokko wird bereits mobil gemacht gegen die Heuschreckenplage, die die größte seit 30 Jahren sein dürfte.
Aus Tunesiens Hauptstadt werden die ersten kleinen Heuschreckenschwärme gemeldet, die sich von der Strömung des Windes haben tragen lassen.
Einer der größten Heuschreckenschwärme, die ein Aufklärungsflugzeug jüngst geortet hat, bedeckte eine Fläche von 400 Quadratkilometern.
Das entspricht ziemlich genau der Fläche Wiens.
Die Heuschrecken lassen die von ihnen befallenen Gebiete innerhalb kürzester Zeit als abgefressene, kahle, braune Mondlandschaften zurück.
Ein Beispiel.
Ein Heuschreckenschwarm mit einer Ausdehnung von nur einem Quadratkilometer vernichtet pro Tag Pflanzen von 100 Tonnen Gewicht.
Die Ernten im Norden Afrikas sind also in akuter Gefahr und damit auch die Ernährungsbasis der Bewohner dieser Region.
Als wirksamste Waffe im Kampf gegen die Heuschreckenplage erweisen sich Insektenvernichtungsmittel.
Bis zum Jahr 1963 spritzten die Staaten Dieldrin, ein Insektizid auf der Basis des in Verruf geratenen Mittels DDT, das zur Ausrottung der Heuschrecken ebenso eingesetzt wurde wie zur Vernichtung der Larven.
Doch das billige und wirksame Mittel hatte gefährliche Nebenwirkungen.
Es besaß eine hohe Toxizität und gelangte über den Boden in die Pflanzen und damit in den Nahrungsmittelkreislauf des Menschen.
Zahlreiche Vergiftungen wurden registriert, die Eldrin daraufhin verboten.
Die jetzt verwendeten Pestizide sind weniger gesundheitsschädlich, deutlich umweltschonender, aber auch weniger wirksam.
Der Generalsekretär der FAO der UNO-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation, Eduard Sauma, drängt nun darauf, zusätzlich zu anderen, stärkeren Insektenvernichtungsmitteln zu greifen.
Denn sonst gehe ein Drittel der Ernte Nordwestafrikas verloren.
Frankreich, Japan, Belgien, aber auch Italien und Spanien beteiligen sich bereits an der Bekämpfung der Heuschrecken.
Kein Wunder, denn die Mittelmeeranrainerstaaten müssen nach jüngsten Berichten befürchten, selbst Opfer der Heuschreckenplage zu werden.
In der Heuschreckenbekämpfungszentrale, die in Tunis eingerichtet wurde,
Und in der Landwirtschaftsexperten, Meteorologen, Armee- und Luftwaffenangehörige ihren Dienst versehen, sind erste Meldungen eingetroffen, dass Heuschrecken aus Nordafrika bereits bis nach Spanien, Italien, Malta und Kreta gelangt sind.
Das Vordringen der Wanderheuschrecken ist vom Wetter, der Temperatur, der Windgeschwindigkeit und der Windrichtung abhängig, erklärt eine FAO-Experte.
Die Heuschrecken wandern tagsüber und ruhen sich in der Nacht aus.
Deshalb bekämpfen wir die Insekten des Nachts mit Vernichtungsmitteln am Boden und besprühen die Schwärme während des Fluges, berichtet der Fachmann.
Mindestens 150 Millionen Dollar, also umgerechnet 1,8 Milliarden Shilling, sind notwendig, um die Bekämpfungsmaßnahmen zu finanzieren.
Die Geldmittel werden größtenteils von der FAO aufgebracht.
Afrikanische Staaten, aber auch die Europäische Gemeinschaft Kanada und die USA haben Unterstützungszahlungen zugesagt.
Im Kampf gegen die Heuschrecken zählt jeder Tag.
Denn die Insekten vermehren sich mit hoher Geschwindigkeit.
Viermal im Jahr können die braunen Wanderheuschrecken ihre Eier ablegen.
Bis zu 100 neue Insekten entstehen aus jeder dieser Eiablagen.
Gleichzeitig gilt es, das Vorrücken der alles kahlfressenden Schwärme aufzuhalten und dabei zu beachten, dass durch die Pestizide, die nur die Insekten vernichten sollen, nicht auch der schwer belasteten Landschaft und vor allem den Menschen der Maghreb- und Sahelstaaten schwere Schäden zugefügt werden.
Heuschreckenschwärme aus Afrika, die auch Teile Südeuropas bedrohen.
Sie hörten einen Beitrag von Michael Kerbler.
Wir wechseln jetzt in der Berichterstattung in die USA.
Im prominenten Versteigerungshaus Sotheby's in New York läuft heute eine zehn Tage andauernde Auktionsshow ab.
Mehr als 10.000 Objekte aus dem Nachlass des millionenschweren Popkünstlers Andy Warhol kommen unter den Hammer.
Und wer da glaubt, dass in dieser Sammlung vor allem Kunst vertreten ist, der irrt.
Hören Sie Hans-Christian Unger.
Die Ausstellungsräume des weltberühmten Auktionshauses Sotheby's in New York ähneln derzeit eher dem Lokal eines Altwarenhändlers denn einem Kunstsalon.
Da warten etwa 175 Kekstosen auf neue Besitzer, harrenalte Kommoden, Gartenmöbel und Sofas ihrer Käufer und prangt eine Plastikuhr mit dem Bild Fred Feuersteins drauf neben einem Luxuszeitmesser der Marke Patek Philippe.
Da kann sich bei Sotheby's der Besucher mit Geschirr eindecken, Art-Deko-Möbel ersteigern, indianischen Silberschmuck erwerben oder vielleicht afrikanische Masken.
Die einzige Gemeinsamkeit des bunten Sammelsuriums von insgesamt 10.000 Objekten, sie stammen allesamt aus dem Besitz des sicher populärsten Künstlers der Popart, Andy Warhol.
Im Februar vergangenen Jahres gestorben, war der Sohn eines aus der Tschechoslowakei eingewanderten Bergarbeiters, Zeit seines Lebens von einer wahren Sammlerleidenschaft besessen und feierte, die Versteigerung in New York beweiste es, wahre Orgien des Konsumrauschs.
Wenn der viel zitierte Satz tatsächlich von Warhol stammen soll, nämlich der, dass gute Geschäfte die beste Kunst sind, dann müssten angesichts der Kombination Warhol und Sotheby's die Kassen besonders häufig klingeln.
Die Versteigerer hoffen für den Nachlass des Porträtisten von Marilyn Monroe und Mao.
Sie hoffen für den Nachlass, Gesamteinnahmen von zwischen 10 und 15 Millionen Dollar zu erzielen.
Der Reinerlös wird einer von Warhol testamentarisch verfügten Stiftung zugutekommen.
Wenn auch, wie bereits gesagt, schon um 100 Dollar ein in Form einer Katze oder Negermami gestaltetes Kekstößchen zu haben ist und Objekte dieses Genres dominieren, so ist in der Nachlassversteigerung natürlich auch große Kunst mit ein paar Exemplaren vertreten.
Joseph Beuys zum Beispiel mit fünf Bildern und Warhols Pop-Art-Kollegen Roy Lichtenstein und Jasper Jones mit jeweils einem Werk zum Schätzwert von umgerechnet rund fünf Millionen Schilling.
Von der Plastikuhr angefangen bis zu den teuren Objekten der zeitgenössischen Moderne findet sich das alles fein säuberlich in einem sechsbändigen Katalog aufgelistet, der bei Sotheby's um umgerechnet – gute Geschäfte sind die beste Kunst – 1000 Schilling zu haben ist.
Und Kunstexperten, so wissen die amerikanischen Medien zu berichten, haben nach dem Studium des Katalogs bereits die Diskussion angefacht, ob nicht der Nachlass als eine Art Gesamtkunstwerk von einer einzigen Institution angekauft werden sollte, statt in alle Windrichtungen zu zerflattern.
Versteigerung des Andy Warhol Nachlasses in New York.
Informationen waren das dazu von Hans Christian Unger.
Zwölf Uhr fünfzig war es soeben.
Ein ungewöhnlicher Film aus Frankreich läuft in nächster Zeit in heimischen Kinos an.
Der Streifen Melo, ist der Titel, verrät es schon, die fast wörtliche Verfilmung eines Melodrams, das der 1953 verstorbene
französische Dramatiker Henri Bernstein für die Bühne verfasst hatte.
Ein Melodram, das schon mehrmals für das Kino aufbereitet wurde.
Die jetzige Verfilmung unterscheidet sich radikal von allen bisherigen.
Der französische Starregisseur Alain René hat sie mit meist unbekannten, aber vorzüglichen Schauspielern bewusst theatralisch in Szene gesetzt.
Zu Melo jetzt ein Beitrag gestaltet von Karin Bauer.
Auf einem Theaterprogramm erscheinen die Namen der Darsteller und Gestalter.
Der rote Theatervorhang beginnt sich zu heben.
Die Filmkamera entrückt den Betrachter aus der Realität des Zuschauerraums in die künstliche Welt der Bühne.
Hier entwickelt sich die Handlung von Melo, des Melodrams um Liebe, Eifersucht und Tod.
Oh, meine kleine Manisch, meine liebe Manisch.
Aber siehst du denn nicht, Pierre?
Spürst du denn nicht, Pierre?
Was soll ich denn spüren?
Aber sieh mich doch endlich mal an!
Aber erzähl dich einmal nicht!
Ich bin ein gemeines Luder, Pierre.
Ja, so fängt das wieder an.
Ein gemeines Luder.
Oh nein, nicht schon wieder.
Du hast mich nicht mal gefragt, wo ich gewesen bin.
Wieso?
So!
Schau an, die Cousine!
Wie angewidert und entrüstet sie dreinschaut, ha!
Du bist leider reingefallen, Pierrot.
Sie hättest du heiraten müssen.
Was ist denn mit dir, Maniche?
Aber schau sie dir doch an mit ihrem sauberen Schürzchen und ihrer Decke.
Mit ihr hättest du Kinder gehabt.
Hörst du, Pierrot?
Kinder, jawohl.
Doch nicht wieder die alte Leier.
Wo gehst du hin, Maniche?
Zu mir, für eine Weile.
Alain Renés neuster Film basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück des französischen Autors Henri Bernstein.
In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ein gefeierter Dramatiker,
ist er heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
Seine insgesamt 30 Bühnenwerke leben nur noch in Filmen weiter.
Vor allem in Melo, das in 20 Jahren fünfmal verfilmt wurde.
Im deutschen Sprachraum erschien diese Geschichte einer Ehefrau, die ihren Mann wegen eines gefeierten Musikers verlassen will, zweimal unter dem Titel Der träumende Mund.
1932 mit Elisabeth Bergner unter der Regie ihres Mannes Paul Zinner.
1952 verfilmte Josef Vombake diesen Stoff mit Maria Schell und Ove Fischer.
Alain René sah in der zeitlosen Geschichte von Melo den idealen Abschluss seiner Filmtrilogie über tödliche Leidenschaften.
Es ist ein Thema, das man schon in der Bibel findet.
Es setzt sich in König Artus' Tafelrunde oder etwa in der Geschichte von Lancelot von Lack fort.
Man kann dieses Dreiecksthema in vielfachen Varianten im abendländischen Kulturkreis durch Jahrhunderte verfolgen.
Ich glaube nicht, dass es jetzt zum letzten Mal behandelt wurde.
Es waren nicht die Gefühle der 30er Jahre, die mich in Mello berührt haben, sondern ihre Ewigkeit.
Alain René, einer der Begründer der französischen Nouvelle Vague, schuf mit Hiroshima Mon Amour letztes Jahr in Marienbad und Mein Onkel aus Amerika revolutionäre Neuerungen im Film, balancierte mit Wort, Musik und Bild in einer völlig neuen Form, vermischte Zeitebenen auf ungewöhnliche Art.
Umso mehr erstaunt er in seinen letzten Filmen, vor allem in Melo, durch scheinbar konventionelle Theaterelemente.
Ich habe nie gemeint, dass man Theater und Kino gegenüberstellen sollte.
Zugegeben, da gibt es Widersprüche.
Ich wurde durch den Stummfilm sensibilisiert und folglich ist mir das Bild sehr wichtig.
Andererseits war ich enttäuscht, nachdem das Kino sprechen gelernt hatte, keinen Text von Girodu, Pirandello, Tschechow zu hören.
Warum nur immer diese einfache Sprache im Kino.
Ich neige immer dazu, den Ton zu theatralisieren.
Wenn man mir sagt, das sei Theater, so stört mich das nicht.
Es ist ein Spektakel.
In Melo kombiniert René die Begrenztheit des Bühnenraums mit der Freiheit der Kamera.
Sie kann durch Großaufnahmen und Bildausschnitte die Gefühlsausbrüche der handelnden Personen so verdichten, dass sich der Zuschauer voll mit ihnen identifizieren kann.
Eine faszinierende Mischung von Theater und Film.
Ein Beitrag gestaltet von Karin Bauer war das zum neuen René-Film Melo.
Fünf vor eins, das Wort hat jetzt wieder Erich Oberlechner im Nachrichtenstudio.
Österreich.
Beim Landesparteitag der SPÖ Wien ist Vizebürgermeister Hans Maier mit 77 Prozent der delegierten Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt worden.
Der bisherige Landespartei-Chef, Nationalratspräsident Graz, kandidierte nach 14-jähriger Tätigkeit nicht mehr.
Am Vormittag hielt Bundeskanzler Wranicki eine einstündige Rede.
Wranicki sagte, in der Regierungskoalition seien auf beiden Seiten trotz aller unbestreitbaren Erfolge die erforderlichen Lernprozesse noch nicht abgeschlossen.
Für eine geteilte Arbeit sei auch ein bestimmtes Klima erforderlich, bemerkte der Kanzler.
Wer ununterbrochen von Altlasten spreche, bereichere dieses Klima nicht.
Wranicki kündigte ferner an, im kommenden Jahr auf Grundlage fundierter Analysen die Entscheidung über einen EG-Beitritt Österreichs zu fällen.
Nationalratspräsident Leopold Graz bestritt heute in der Radioreihe im Journal zu Gast erneut, dass sein Rücktritt als Wiener SPÖ-Vorsitzender mit seiner Freundschaft zu Udo Proksch zusammenhänge.
Er befinde sich in dieser Angelegenheit nicht in einer Verteidigungsposition, betonte Graz, sondern vielmehr im Angriff gegen jene, die ihn verleumdeten.
Er werde nicht wie ein Großinquisitor noch vor dem Gerichtsverfahren den Stab über Prox sprechen, erklärte Graz.
Prox solle sich aber nun dem Verfahren stellen.
Vizekanzler Mock hat beim Europakongress der Volkspartei eine EG-Mitgliedschaft als nationales Anliegen bezeichnet.
Mock äußerte neulich die Überzeugung, die Neutralität Österreichs werde im zukünftigen Europa keinen Hemmschuh darstellen, sondern eine Brückenfunktion zum Wohle gesamteuropas haben.
Der Vizekanzler fügte hinzu, man dürfe nicht der verhängnisvollen Illusion nachhängen, wonach die EG ein Schlaraffenrand darstelle.
Es werde bei einer Annäherung sicherlich nicht ohne Härten abgehen.
Nach Einschätzung des Finanzsprechers der Freiheitlichen, Holger Bauer, wird die Regierungskoalition in diesem Jahr ihr Budgetsanierungsziel nicht erreichen.
Bauer vertritt die Ansicht, die angepeilte Senkung des Budgetdefizits auf vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes werde nur durch eine neuliche Kürzung der Ermessensausgaben nicht zu erreichen sein.
Vielmehr werde es notwendig sein, die gesetzlich verpflichtenden Ausgaben zu überprüfen und Reformkonzepte beim Personalaufwand, bei der Landwirtschaft, bei den Bundesbahnen und bei der verstaatlichten Industrie zu erstellen.
Libanon In der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli ist heute ein verheerender Bombenanschlag verübt worden.
Möglicherweise sind bis zu 45 Menschen ums Leben gekommen.
Soweit bisher bekannt ist, detonierte ein in einem Auto versteckter Sprengkörper in der Nähe eines Gemüsemarktes.
Das umliegende Stadtviertel wurde von syrischen Streitkräften abgeriegelt.
Als Bombenleger werden sunnitische Fundamentalisten verdächtigt, die in der Vergangenheit ähnliche Anschläge unternommen haben, um gegen die Präsenz Syriens im Libanon zu protestieren.
Sowjetunion
Parteichef Gorbatschow hat sich kritisch zu jüngsten Stellungnahmen von Präsident Reagan geäußert.
Reagan hat ja am Donnerstag erklärt, die USA könnten keine normalen Beziehungen zu einer Sowjetunion haben, die anderen Staaten ihren Willen aufzwinge, das eigene Volk unterdrücke und die Menschenrechte verletze.
Gorbatschow verwiderte, die Sowjetunion wolle die Vereinigten Staaten nicht umerziehen, werde sich dies aber auch ihrerseits nicht gefallen lassen.
Moskau habe Belehrungen nicht notwendig.
Der amerikanische Außenminister Schulz hat heute seinen Aufenthalt in der sowjetischen Hauptstadt beendet und ist nach Kiew weitergereist.
Seine Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Schewertnazi über die Abrüstung bei Langstreckenraketen haben kaum Fortschritte gebracht.
Das waren die Meldungen.
Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend für ganz Österreich.
Im Westen und Süden zunächst noch teilweise sonnig, sonst veränderlich bewölkt und wiederholt teils gewittrige Regenschauer.
Das war das Mittagsschanal von 23.
April.
Bis zum Sonntagsschanal morgen um 17 Uhr in Österreich 1 und Ö3 verabschiedet sich Udo Bachmeier.
Einblendung: Präsidentschaftskandidaten Mitterrand, Le Pen
Mitwirkende:
Opletal, Helmut [Gestaltung]
, Mitterrand, Francois [Interviewte/r]
, Le Pen, Jean-Marie [Interviewte/r]
Datum:
1988.04.23 [Sendedatum]
Ort:
Paris [Aufnahmeort]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten