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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Samstag wünsche ich zur Mittagschanal begrüßt, hier Louis Glück.
Ein Schwerpunkt der Sendung sind die morgigen Wahlen in Frankreich mit Terrain oder Girac und in Schleswig-Holstein mit Barschl-Opfer Engholm als Favorit.
Weitere Auslandsthemen Polen, der Widerstand erlarmt und Kolumbien eine neue Welle der Gewalt.
Aus Österreich ein Gespräch mit Peter Kreisky über den Mai 68 in Österreich in der Serie im Journal zu Gast und das Pro und Contra um ein Erziehungsgeld für Mütter.
Und dann geht es noch um einen Rockmusiker der besonderen Art, Frank Zappa, der morgen Abend in Wien kastiert.
Vorerst ein Überblick aus unserer Nachrichtenredaktion.
Mit Meldungen von Josef Schweinzer hören Sie Josef Enzelnatek.
Polen.
Unter dem Druck der Behörden wird die Streikbewegung offenbar schwächer.
In der Leninwerft von Danzig haben weniger als 1500 Streikende gemeinsam mit Arbeiterführer Walesa die Nacht über ausgeharrt.
Das Gelände ist von Sicherheitskräften abgeriegelt, von einer Erstürmung wurde aber bisher abgesehen.
Im Stahlwerk von Nowa Huta wurde die Arbeit zwar wieder aufgenommen, viele Arbeiter sind aber nicht zur ersten Schicht erschienen.
Die Führung der Verbotenen Gewerkschaft Solidarität rief am Abend die Arbeiter von Warschau zu Unterstützungsaktionen auf.
Die Vereinigten Staaten haben ihre weitere Förderung des Reformkurses der Regierung davon abhängig gemacht, dass Warschau die Repression gegen die steigenden Arbeiter einstellt.
Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington erklärte, die USA verfolgten die Entwicklung in Polen mit Aufmerksamkeit, dächten aber nicht an Sanktionen.
Neukaledonien, Frankreich.
Melanesische Ureinwohner haben heute in der Hauptstadt Noumea friedlich gegen die gewaltsame Beendigung des jüngsten Geiseltramers durch französische Sicherheitskräfte demonstriert.
Ein starkes Polizeiaufgebot hinderte die Teilnehmer, in die Innenstadt vorzudringen.
Zu der Demonstration hatte die kanadische Unabhängigkeitsbewegung aufgerufen.
Bei der Geiselbefreiung waren 19 Separatisten und zwei französische Soldaten getötet worden.
Der französische Staatspräsident Mitterrand gab gestern in einem Interview bekannt, er selbst habe zur Freilassung der drei französischen Geiseln im Libanon beigetragen.
Mitterrand nannte jedoch keine Einzelheiten.
Vor der morgigen Stichwahl um die französische Präsidentschaft wurde in Paris ein Gerücht laut, wonach Ministerpräsident Chirac die Geiseln habe freikaufen lassen.
Israel vereint den Nationen.
Verteidigungsminister Rabin hat bekräftigt, dass die jüngste Militäraktion Israels im Südlibanon von der Heeresführung ohne vorherige Absprache mit der Regierung durchgeführt worden ist.
Rabin dementierte jedoch, dass die Gefahr einer Konfrontation mit syrischen Truppen bestanden habe.
Die libanesische Regierung hat unterdessen den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York um Schutz vor Israel ersucht.
Der Libanon und seine Bevölkerung dürften nicht länger von der Gnade und der Laune israelischer Politiker abhängen, sagte ein Vertreter der Regierung.
Vatikan Uruguay
Papst Johannes Paul II.
trifft heute zu Beginn seiner elftägigen Reise durch lateinamerikanische Staaten in Uruguay ein.
Dies ist der neunte Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts innerhalb von zehn Jahren in Lateinamerika.
Weitere Etappen auf der Reise des Papstes sind Bolivien, Peru und Paraguay.
Kolumbien
Die Untergrundkämpfer haben heute eine ihrer 14 Geiseln, eine kolumbianische Fernsehjournalistin, freigelassen.
Die Entführer gaben der Frau eine Videokassette mit, auf der sie die Freigabe aller Geiseln ankündigten.
In ihrer Gewalt sind noch zwei Honorarkonsulen, der Bundesrepublik Deutschland, und mehrere Franzosen, Schweizer, Schweden und Kolumbianer.
Mit der Aktion wollen die Geiselnehmer auf eine Serie von Mordanschlägen gegen zahlreiche Oppositionspolitiker und Gewerkschafter in Kolumbien hinweisen.
Südkorea Präsident Roh Dae-woo hat heute einen neuen Innenminister und einen neuen Sicherheitschef ernannt.
Diese personellen Veränderungen werden als Konsequenzen des Präsidenten aus der Wahlniederlage seiner Partei gewertet.
Die südkoreanische Oppositionspartei für Frieden und Demokratie hat unterdessen Kim Dae-Jang wieder offiziell zu ihrem Vorsitzenden gewählt.
Kim sprach sich nach seiner einstimmigen Wahl für eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Oppositionsparteien und der Regierung aus.
Norwegen.
Beim Absturz eines Verkehrsflugzeuges auf felsigem Gelände an der Westkiste Norwegens fünf Minuten vor der Landung sind gestern alle 36 Insassen der Maschine ums Leben gekommen.
Alle Passagiere waren Norweger.
Der Pilot des Flugzeugs hatte kurz vor dem Unglück über Funk einen technischen Defekt bekannt gegeben.
Dieser Fehler dürfte aber nach Angaben der norwegischen Fluggesellschaft nicht für den Absturz der Maschine verantwortlich sein.
Bundesrepublik Deutschland Das Medikament Arteparon wird auf Veranlassung des deutschen Bundesgesundheitsamtes vom Markt genommen.
Arteparon wird zur Behandlung von Gelenkserkrankungen eingesetzt.
Anlass für den Marktrückzug ist ein Todesfall, der in der Schweiz im Zusammenhang mit der Anwendung des Mittels aufgetreten ist.
In Österreich ist Arteparon als Injektionsmedikament erhältlich.
Österreich.
Die Wiener Festwochen werden heute mit der traditionellen Großveranstaltung auf dem Wiener Rathausplatz eröffnet.
Als erster Höhepunkt der Festwochen wird morgen die Schubert-Oper Thierabras uraufgeführt.
Im Mittelpunkt der bildenden Kunst steht eine umfassende Ausstellung über mexikanische Malerei des 20.
Jahrhunderts ab dem 18.
Mai im Wiener Messepalast.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Der Alpenraum liegt im Einflussbereich eines ausgedehnten Hochdruckgebiets, welches sich von Skandinavien bis zur Balkanhalbinsel erstreckt.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Überwiegend heiteres Wetter.
Wind aus Ost bis Südost.
Nachmittagstemperaturen 19 bis 24 Grad.
Im Westen sogar bis 27 Grad.
Frühtemperaturen morgen Sonntag 8 bis 14 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Sonntag im Südwesten Österreichs und teilweise im Westen zunehmende Bewölkung, einige teils gewittrige Niederschläge.
Im übrigen Bundesgebiet morgen weiterhin sonnig.
Südlicher Wind, Tageshöchsttemperaturen am Sonntag 20 bis 26 Grad.
Die Wetterforscher auf übermorgen Montag unbeständig und allgemein kühler als zuletzt.
Hier die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien und Eisenstadt wolkenlos bei 18 Grad, St.
Pölten heiter 18, Linz heiter 19 Grad, Ostwind 25 Kilometer in der Stunde, Salzburg heiter 20, Innsbruck wolkig 21 Grad, Bregenz wolkig 16, Graz stark bewölkt 16 und Klagenfurt heiter bei 19 Grad.
Es ist 12.08 Uhr, im Beitragsteil des Mittagsschornals gibt es jetzt zunächst Auslandsberichte.
In Polen hat das Regime in der Konfrontation mit den Streikzentren auf hart geschaltet.
Nach der Räumung in Nowa Huta nimmt auch der Druck in Danzig zu.
Dazu kommen erste Verurteilungen von Streikaktivisten, Verhaftungswellen und die Ankündigung eines Verbotes aller Protestversammlungen bis Jahresende.
Die Kirche hat resigniert und ihre Vermittlungsbemühungen als eingestellt bezeichnet.
Die USA warnen Jaruzelski vor weiterer Repression.
Friedrich Wilhelm Kramer mit dem Neuesten aus Warschau.
Die Polizei setzt den Danzig ihre Zermürbungstaktik fort.
Ein riesiges Aufgebot der polnischen Miliz umlagert die Leninwerft und stößt auch mal zu einem Scheinangriff vor.
Der Direktor ruft die Arbeiter in aggressivem Ton über Lautsprecher auf, den Streik zu beenden.
In einem Kommuniqué, das immer wieder verlesen wird, heißt es, verlassen Sie die Werft und beenden Sie damit die sinnlose Schau.
Geben Sie die Rolle auf, die Ihnen berufliche Spieler aufgezwungen haben.
Die wollen nur auf Kosten der Arbeiter an ihre Existenz erinnern.
Und dann warnt der Direktor, wenn Sie meine Anordnungen weiter missachten und eine Situation aufrechterhalten, die das Unternehmen gefährdet, sehe ich mich gezwungen, zu anderen Lösungen zu greifen.
Im Verwaltungsgebäude der Werft haben angeblich Geheimdienstbeamte Stellung bezogen.
Die Polizei versucht offenbar, die Streikenden auszuhungern und hat verboten, sie mit Lebensmitteln zu versorgen.
La Juaversa verbrachte mit weniger als 1.500 Arbeitern die Nacht auf der Werft.
Gestern waren es noch 3.000.
Nach amtlichen Angaben halten sich 700 bis 800 Streikende auf dem Gelände auf.
Waubonsa rechnet mit einer gewaltsamen Lösung wie im Stahlwerk in Nowa Huta.
Ein Sprecher des Innenministeriums teilte mit, bei der Räumung des Stahlwerkes sei niemand verletzt worden.
Andere Informationen seien eine Lüge.
Gerichte haben damit begonnen, Teilnehmer an Streiks zu verurteilen.
Der danziger Solidaritätsführer Bogdan Lis erhielt wegen des Aufrufs zum Streik eine Gefängnisstrafe von drei Monaten.
Der Sprecher der verbotenen Gewerkschaft, Janusz Uniszkiewicz, muss für sechs Wochen ins Gefängnis.
Die Begründung, er habe feindlichen Sendern Interviews gegeben.
Die polnische Regierung bereitet unterdessen Sondervollmachten vor, mit denen sie ihre Politik der Reformen sichern und beschleunigen will.
Praktisch laufen die Bestimmungen jedoch auf einen Ausnahmezustand in den Betrieben hinaus.
Streiks- und Protestaktionen sollen verboten werden.
Streikende können mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft werden.
Die Rektoren, die gegen ökonomische Regeln verstoßen, sollen von ihrem Amt suspendiert oder entlassen werden.
Unrentable Betriebe müssen schließen.
Die Preis- und Lohnerhöhungen sollen gestoppt werden.
Das polnische Parlament wird die Sondervollmachten am nächsten Mittwoch verabschieden.
Sie sollen bis Ende dieses Jahres befristet sein.
In einer Rede vor dem Wirtschafts- und Sozialrat des Parlaments verurteilte das Politbüro-Mitglied Mieczysław Rakowski wilde Streiks.
Sie führten früher oder später zu Anarchie und Gesetzlosigkeit.
Durch die Streiks erhielten die Gegner der Perestroika ein hervorragendes Argument.
Wer heute mitten im Kampf gegen den Dogmatismus versucht, Unruhen und Spannungen zu schaffen, der legt, ob er es will oder nicht, eine Bombe unter die Erneuerung des Sozialismus, sagte Rakowski und fügte hinzu, die polnische Führung werde sich vom Weg der wirtschaftlichen und politischen Reformen nicht abbringen lassen.
Das bekräftigte auch Staats- und Parteichef Jaruzelski.
Die Sondervollmachten hätten einzig und allein das Ziel, die Reformen zu beschleunigen.
Ein Bericht aus Polen und ein Nachsatz noch, das geplante Streikverbot ist nun auch von der offiziellen der Regime treuen Gewerkschaft getadelt worden, die sieben Millionen Mitglieder hat.
55 zu 45 für Mitterrand, also 10% Vorsprung für den sozialistischen Amtsinhaber vor seinem bürgerlichen Rivalen Chirac.
Das sagten die Meinungsforscher nach dem ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen.
Und am Vorsprung für François Mitterrand änderte sich auch nichts, bis spektakuläre Geiselbefreiungsaktionen Jacques Chiracs Position drei Tage vor der Stichwahl morgen deutlich verbesserten.
Die Methoden waren völlig unterschiedlich.
Brutalität auf Neu-Kaledonien, Konzessionen an die Geiselnehmer im Libanon.
Aber Giracs Ziel war das gleiche in beiden Fällen.
26 befreite Landsleute als Wahlhilfe.
Besonders an die Adresse der 14 Prozent Le Pen-Wähler, denen Girac den starken Mann und den Patrioten markieren konnte.
Mitterrand plötzlich in der Defensive.
Das macht es morgen doch noch spannender als angenommen zwischen Calais und Marseille, Helmut Opletal berichtet.
Der Wahlkampf ist zu Ende, doch ganz Frankreich steht noch unter dem Eindruck der politischen Paukenschläge, mit denen der bürgerliche Premier und Präsidentschaftsherausforderer Jacques Chirac in den letzten drei Tagen die politische Initiative an sich gerissen hat.
Die Freilassung der französischen Geißeln aus dem Libanon, die Befreiungsaktion für die von der Unabhängigkeitsbewegung gefangenen Gendarmen in Neukaledonien, die Heimholung der Greenpeace-Attentäterin Dominique Prieur oder gestern noch die Veröffentlichung von neuen vielversprechenden Wirtschaftsdaten.
Das Rennen um die Präsidentschaft scheint wieder offen, meinen heute viele Kommentatoren in Frankreich, auch wenn die Meinungsforscher warnen, dass ein Vorsprung von 10 bis 14 Prozent, wie in Mitterrand vor einer Woche hatte, kaum in so wenigen Tagen aufzuholen ist.
Drei Wählergruppen sind es wahrscheinlich, die beim morgigen Wahlgang den Ausschlag geben werden.
Erstens die liberalen Zentrumswähler, vor allem jene, die im ersten Durchgang für den unterlegenen bürgerlichen Kandidaten Rémy Barre gestimmt haben.
Um sie hat vor allem der sozialistische Präsident Mitterrand geworben.
Bei seiner letzten Wahlkundgebung in Toulouse gestern Abend vor 50.000 Menschen, aber auch schon in den Tagen zuvor, hat Mitterrand immer wieder das Thema der Öffnung seiner sozialistischen Partei und seiner Präsidentschaft zur politischen Mitte hin betont.
Ich bin zuerst derjenigen, die die gleichen grundlegenden Entscheidungen gemacht haben.
Ich frage sie mit mir,
Ich bleibe unserer Gesinnung treu, aber wir müssen darüber hinaus blicken und auch andere in die Führung Frankreichs einbeziehen, meint Mitterrand, mit Blick auf neue Bündnispartner der Sozialisten im Zentrum.
Bei den bürgerlichen Wählern der Mitte könnte Mitterrand tatsächlich Erfolg haben.
Vier ehemalige Minister Giscard d'Estaing haben zur Wahl Mitterrands aufgerufen.
Andere Zentrumspolitiker haben Chirac nur bis zum 8.
Mai ihre Loyalität versichert.
Dann fühlten sie sich frei.
Dann würde man weitersehen.
Die Unterstützung einer Mitte-Links-Regierung in der Mitterrand ist vorstellbar geworden.
Die zweite entscheidende Wählergruppe, um die es geht, sind die 15 Prozent, die im ersten Wahlgang für den Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen gestimmt haben.
Le Pen hat seine Anhänger nicht ausdrücklich zur Wahl Chiracs aufgerufen, aber gefordert, keine Stimme dem Kandidaten der Linken zu geben.
Vor allem auf dieses Wählerpotenzial zielte Chiracs politisches Aktionsfeuerwerk der letzten Tage.
Die Schlusskundgebungen gestern mit dem am rechten Flügel der Kulissen angesiedelten Innenminister Pascua in Paris vor über 100.000 Menschen und mit Chirac in mehreren Provinzstädten kreisten immer wieder um diese Politik der Stärke, der nationalen Ehre, die Chirac und Frankreich in diesen Tagen unter Beweis gestellt hätten.
Dass wir in Neu-Kaledonien agiert haben, als es klar wurde,
Wir haben in Neukaledonien gehandelt, als es klar schien, dass der Dialog nichts bringt.
Da habe ich die Verantwortung für eine militärische Aktion auf mich genommen, gibt sich Chirac stark und staatsmännisch.
Mit diesem Bild eines aktiven, in heiklen, nationalen Fragen erfolgreichen Regierungschefs hat es Chirac in den letzten zwei Wochen sehr geschickt geschafft, auch die Themen der Rechtsradikalen aufzugreifen, ohne direkt mit Le Pen zu verhandeln oder auf ihn zuzugehen.
Und auch bei der dritten entscheidenden Wählergruppe, bei jenen, die entschlossen waren, sich im zweiten Wahlgang der Stimme zu enthalten, könnte Chirac durch seine spektakulären politischen Initiativen Theran gewonnen haben und den einen oder anderen überzeugt haben, doch für ihn zu stimmen.
Es könnte also knapp werden in der morgigen Stichwahl.
Und auch wenn Mitterrand letztlich gewinnen sollte, wird es von Bedeutung sein, wie hoch ein solcher Sieg ausfällt.
Nur mit einem großen Vorsprung wird der sozialistische Präsident Mitterrand die nötige Autorität haben, eine regierungsfähige Basis im Parlament zu finden und auch eventuelle Parlamentsneuwahlen zu gewinnen.
Ein Bericht aus Frankreich und mit Spannung blickt man morgen Abend nicht nur nach Paris, sondern auch nach Kiel.
Dort wird der Nachfolger jenes Uwe Barschl gekürt, der letzten Oktober tot in der Badewanne eines Zimmers im Genfer Hotel Bourivage gefunden wurde.
Das war damals der grausige Schlusspunkt der Affäre Barschl-Pfeifer, eines abschreckenden Beispiels dafür, wohin schankenlose Machtgier führen kann.
Das Opfer der damaligen Schmutzkampagne, der Sozialdemokrat Björn Engholm, ist jetzt in seinem dritten Anlauf der Favorit.
Nach 38 Oppositionsjahren könnte die SPD die Wende in Schleswig-Holstein schaffen.
Die Wähler im nördlichsten deutschen Bundesland dürften der CDU, sagen die Meinungsforscher, eine Regenerierungsphase in der Opposition verordnen.
Ihr Kandidat, der von der CDU,
Heiko Hoffmann schlug sich recht gut, aber das Handicap-Barschl war wohl zu groß.
Helmut Brandstetter aus Kiel.
Alte Arbeiterlieder aus aller Welt trägt der Hamburger Sängerhaufen bei der Abschlusskundgebung der SPD vor.
Die schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten sind stolz auf ihre Tradition, gerade jetzt, wo sie nah an der Übernahme der Regierungsgeschäfte sind wie nie zuvor.
50 Prozent geben die Meinungsforscher der SPD bei den morgigen Wahlen.
Wenn man den SPD-Spitzenkandidaten Björn Engholm im Wahlkampf beobachtete, glaubte man, es bereits mit dem Ministerpräsidenten zu tun zu haben.
Seine Auftritte sind bestens organisiert, die Anhänger mobilisiert.
Engholm, einst mit 29 jüngster Bundestagsabgeordneter und für zwei Jahre als Bildungsminister am Kabinettstisch von Helmut Schmidt, hat auch schon eine Regierungsmannschaft bereit, mit der er sogar regelmäßige Kabinettsitzungen durchführte.
Björn Engholm ist das Opfer der Barschl-Affäre.
Ihn hatte der frühere Ministerpräsident im Wahlkampf im Herbst bespitzeln lassen, um ihm sexuelle Ausschweifungen nachweisen zu können, die aber nur in der Fantasie des Uwe Barschl existierten.
Enkholm wollte er auch anlasten, eine Wanze in sein Telefon eingebaut zu haben.
Der sensible Sozialdemokrat hat nach Bekanntwerden der Tricks auch daran gedacht, sich aus der Politik zurückzuziehen.
Doch jetzt nützt ihm sein Image als Opfer, auch wenn er selbst in seinen Reden die Barschler-Affäre nicht erwähnt, höchstens indirekt, wenn er einer neuen Streitkultur das Wort redet.
So meinen manche Zeitungskommentatoren, die morgigen Wahlen seien weniger eine Entscheidung zwischen politischen Programmen als ein abschließendes Gerichtsurteil über Uwe Barschl, bei dem Björn Engholm Genugtuung getan wird.
Dennoch traten im Wahlkampf aus Barschls Schatten einige Sachthemen hervor, allen voran die umstrittene Kernenergie.
Die SPD hat sich eindeutig festgelegt, innerhalb eines Jahrzehnts will sie den Ausstieg schaffen, betroffen davon wären drei Kernkraftwerke.
Brunsbüttel, Brockdorf, wo es immer wieder zu Schlachten zwischen Kernkraftgegnern und der Polizei kam, sowie Krümel, das erst vor wenigen Wochen die Betriebsgenehmigung erhielt.
Björn Engholm.
Es bleibt dabei, wir wollen nicht eines Tages von unseren Kindern gefragt werden, wenn es einen größtmöglichen Unfall gegeben hat, warum habt ihr Alten damals geschlafen?
Wir beginnen mit dem Ausstieg aus der Kernenergie.
Ein gewagtes Versprechen, denn nach einem Wahlsieg muss die SPD handeln.
Die drei Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein werden gemeinsam mit der Hamburger Elektrizitätswirtschaft betrieben, die ihren Energiebedarf zu mehr als zwei Dritteln aus der Kernkraft bezieht.
Andererseits haben in Hamburg auch die Sozialdemokraten die Mehrheit.
Mit ihnen muss sich Engholm arrangieren.
Die Schwierigkeiten, die da drohen, schlachtet die CDU natürlich jetzt schon aus.
Ihr Spitzenkandidat Heiko Hoffmann.
Betriebsräte aus dem Energiebereich, das können Sie ja nicht leugnen.
Die 200.000 Arbeitnehmer vertreten haben in Brunsbüttel kürzlich die politische Absichtserklärung des ehemaligen Landesvorsitzenden Günther Jansen, die drei Kernkraftwerke des Landes stillzulegen, als verantwortungslos, als Provokation und als Kampfansage bezeichnet.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Meine Damen und Herren,
Heiko Hoffmann hat die undankbarste Rolle auf der politischen Bühne der Bundesrepublik nicht schlecht gespielt.
Einen normalen Wahlkampf konnte er aber nicht führen.
Dem früheren Justizminister im Kabinett von Uwe Barschl merkte man an, dass er jedes laute Wort, jede Polemik unterdrücken wollte, um sich nur ja nicht angreifbar zu machen.
Sein Ziel lautet Regierungsübernahme gemeinsam mit der FDP.
Die Meinungsumfragen geben der CDU aber höchstens 40%.
Und auch die FDP kann gar nicht sicher sein, ob sie wieder ins Landeshaus an der Kieler Waterkant einziehen wird.
Im Herbst schaffte sie mit 5,2% gerade die 5%-Hürde.
Richtig aufmerksam wurde man auf die Liberalen in den letzten Wochen überhaupt nur zum Schluss und auch nur, weil die Hamburger Morgenpost eine politische Ehekrise im Hause des FDP-Spitzenkandidaten Dieter Zumpfath ausmachte.
Frau Zumpfath nahm sich nämlich die Freiheit, knapp vor den Wahlen der SPD beizutreten, wo sie bis vor zwei Jahren auch schon war, bis sie noch größere Sympathien für die Grünen entdeckte.
Vollends verwirrte Frau Zumpfert ihren Mann und die Wähler, als sie auch noch verkündete, sie werde am Sonntag aber doch die FDP wählen, weil es der Jahr so schlecht gehe.
Jetzt handeln auch seriöse Zeitungen in Leitartikeln das Faktum des SPD-Beitritts der Frau Zumpfort ab und beschäftigen sich mit der Frage, ob das den Liberalen nützen oder schaden werde.
Naja, bei einem schlechten Wahlergebnis hat Herr Zumpfort den Sündenbock wenigstens gleich zu Hause.
Die Grünen, die die Frau des FDP-Chefs wieder verließ, weil sie so zerstritten sind, werden es am Sonntag übrigens schwer haben.
Ihre Chancen auf einen Einzug ins Landesparlament stehen schlecht.
Von den anderen der insgesamt zwölf Parteien dürfte noch der Südschleswigische Wählerverband gute Aussichten haben.
Für die Partei der dänischen Minderheit im Land gilt die Fünf-Prozent-Hürde nicht.
Die beiden kleinen Rechtsaußen, die Republikaner und die NPD, werden zwar nicht in den Landtag kommen, doch nach ihrem relativ guten Abschneiden in Baden-Württemberg wird man hierzulande genau beobachten, ob rechtsradikale Parteien für Protestwähler wieder interessant geworden sind.
Und hier noch ein Programmhinweis zu den beiden Wahlgängen morgen in Frankreich und in Schleswig-Holstein wird es morgen Abend im Radio Sondersendungen geben und zwar in Ö3 und Österreich 1 ab 20 Uhr und ab 22 Uhr.
Und jetzt um 12 Uhr
23 nach Österreich in der Mittagsjournalberichterstattung.
Die Niederösterreichische Volkspartei hält in Wiener Neustadt ihren 36.
Landesparteitag ab.
Es ist ein außerordentlicher und im Zentrum steht die Landtagswahl in Niederösterreich im Oktober.
Landesparteisekretär Gustav Vetter zog eine positive Bilanz der letzten fünf Regierungsjahre und der Landeshauptmann Siegfried Ludwig, ÖVP-Bundesobmann Alois Mock, hielt am Vormittag das Hauptreferat.
Ewald Schulze berichtet.
Für die niederösterreichischen Landtagswahlen am 16.
Oktober steht für die ÖVP eine klare Mehrheit auf dem Spiel.
Schließlich macht sich die FPÖ mit Grünes und Haider Hoffnungen, erstmals in den Landtag einziehen zu können.
ÖVP-Landesparteisekretär Gustav Vetter erteilte heute der FPÖ aber eine klare Absage.
Für ihn sei die FPÖ mit diesen Vertretern kein Regierungspartner im Landtag.
ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock ging vor allem auf die Bestrebungen Österreichs bezüglich einer Annäherung an die EG ein.
Dies sei allerdings unvereinbar mit einer Arbeitszeitverkürzung, wie sie Tallinger und Ferzett-Nitsch immer wieder forderten.
Das ist nicht die gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Weg nach Europa.
Ich halte vor dem überhaupt nichts.
Dann habe ich schon sehr deutlich gesagt, wenn Sie versuchen wollten, das mit einem Gesetz durchzusetzen, werden Sie nicht unsere Zustimmung finden.
Für uns hat Vorrang die Einkommenssicherung der Arbeitnehmer.
Für uns hat Vorrang das Schaffen neuer Arbeitsplätze und nicht das ständige Reduzieren der Arbeitszeit.
Wenn wir es uns einmal leisten können, bin ich dafür.
Aber zuerst möchte ich die Einkommenssicherung und zuerst möchte ich das wiederhaben, was in den Zeiten der ÖVP-Regierung immer Selbstverständlichkeit war.
dass jeder junge Mensch
der eine gute Ausbildung hat, einen Arbeitsplatz wollte, auch tatsächlich eine Chance bekam, einen Arbeitsplatz zu bekommen.
Mock verteidigte dann auch die Bildungspolitik der ÖVP.
Das sozialistische Modell der Gesamtschule führe die Jugend des Landes nicht an die Europareife heran.
Derzeit ist noch Landesparteiobmann, Landeshauptmann Ludwig am Wort.
Er beschäftigt sich mit dem neuen Niederösterreich-Konzept der ÖVP.
Soweit mein Bericht aus Wiener Neustadt vom Landesparteitag der ÖVP Niederösterreich.
Und jetzt ein Thema, das nicht nur die 2.330.000 österreichischen Mütter interessieren wird, aber vor allem sie.
Sozusagen rechtzeitig zum Muttertag ist ein Thema wieder in die Diskussion gekommen, über das schon länger debattiert wird.
Ein Erziehungsgeld für Mütter.
Nicht berufstätige Mütter sollen also fürs Zuhause beim Nachwuchs bleiben, vom Staat was kriegen.
Die ÖVP ist dafür und hat in einigen von ihr dominierten Bundesländern das Erziehungsgeld auch schon eingeführt.
Die SPÖ ist dagegen und spricht von einer Zurück-an-den-Herd-Kampagne, Waltraud Langer berichtet.
Seit Jahren verlangt die BundesöVP eine spezielle Förderung für kinderreiche Familien.
Durchsetzen konnte sie sich damit noch nicht.
Einigen von der ÖVP dominierten Bundesländern ist das Warten zu lang geworden.
Sie führen eigene Regelungen ein.
So bezahlt Vorarlberg an Familien ab dem zweiten Kind nach dem Karenzjahr ein Jahr lang 1.000 Schilling monatlich.
Der Haken dabei?
Ein Elternteil muss sich verpflichten, dieses Jahr beim Kind zu Hause zu bleiben.
Während die Salzburger dieses Beispiel noch überlegen, werden Tiroler Familien ab 1.
Juli ebenfalls auf diese Weise gefördert, wenn auch erst ab dem dritten Kind.
Das gleiche Modell sieht Oberösterreich vor.
Für Aufregung sorgte dabei Landeshauptmann Josef Ratzenböck.
Er forderte die bundesweite Einführung eines Erziehungsgelds mit der Begründung, Frauen, die zu Hause blieben und ihre Kinder erziehen, würden dabei Arbeitsplätze freimachen, die durch Arbeitslose besetzt werden könnten.
Über diese Formulierung zeigt sich auch die geschäftsführende Bundesleiterin der ÖVP-Frauen, Rosemarie Bauer, nicht erfreut.
Die Argumentation ist sehr gefährlich.
Ich bin nicht glücklich über diese Argumentation, obwohl sicherlich, wenn man alle Facetten dieser Problematik beleuchtet, es hier auch sicherlich eine Problematik gibt oder hier diese Facette man erwähnen kann.
Sie darf nicht im Vordergrund stehen.
Im Vordergrund für die ÖVP steht beim Erziehungsgeld, dass Kinder insbesondere in den ersten drei Lebensjahren ein Anrecht auf zumindest einen Elternteil hätten.
Eingehend diskutiert werden müsse noch, meint Bauer, wie dieser Elternteil dann wieder auf seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann.
Denn im Gegensatz zu einem Karenzia geht beim Erziehungsgeld dieses Recht verloren.
Das wiederum ist für die SPÖ-Familiensprecherin Gabrielle Traxler einer von vielen Gründen, das Erziehungsgeld in der jetzt vorgeschlagenen Form abzulehnen.
Weiteres zählt für sie.
Erstens ist das ein Battle für die Arbeit, die eine Frau bei ihren Kindern leistet.
Zweitens.
Der Herr Landeshauptmann Ratzenböck hat ausdrücklich gesagt, dass er dieses Erziehungsgeld den Frauen gibt, damit sie zu Hause bleiben, um ihre Kinder zu erziehen, um damit Arbeitsplätze frei zu machen, die von Arbeitslosen besetzt werden können.
Die Idee dahinter ist klar.
Der Herr Landeshauptmann wünscht, berufstätige Mütter wieder an den Herd zu drängen.
Wenn für Kinder zusätzlich Geld gezahlt werde, sagt Traxler, dann müsse es für alle gleich viel sein.
Egal wie viele Kinder da seien, egal ob die Mutter verheiratet oder berufstätig sei und... Ein Arbeitsloser...
Ich zitiere wieder den Landeshauptmann, bekommt durchschnittlich in Oberösterreich 6.765 Schilling, ein Arbeitsloser, der keinerlei Arbeit leistet, aber eine Hausfrau mit Kindern will man mit 1.000 Schilling oder 2.500 oder 3.500 Schilling abfüttern.
Rosmarie Bauer von der ÖVP weist diesen Vorwurf zurück.
Nein, ich glaube, das ist auch ein Missverständnis.
Diese 1000 Schillinge pro Kind in Oberösterreich sind nicht gedacht als Erziehungsgeld, sondern die gibt der Landeshauptmann den Mehrkindfamilien, nämlich jenen, die mehr als drei Kinder haben, als Zuschuss.
oder er hat in diesem Zusammenhang gefordert, die Einführung eines Erziehungsgeldes.
Nein, mit 1000 Schillingen kann man wirklich auch niemanden locken.
Das kann wirklich nur eine Erleichterung sein, sozusagen als Ersatz für eine jahrelange versäumte Dynamisierung der Familienbeihilfe.
Aber auch in Tirol und Vorarlberg werden genau 1000 Schilling bezahlt.
Weil also diese Länder hier faktisch ein Signal setzen wollen und sich den Fuß in die Tür stellen wollen, weil sie warten auf eine Bundesregelung, für die wir dann auf Bundesebene wortlich sind.
Und sie eigentlich mit den Mitteln im Budget, die sie haben, schnell und rasch zumindest ein bisschen helfen wollen.
Diese Argumente wiederum zählen für die SPÖ-Familiensprecherin Traxler nicht.
Sie formuliert dazu ihren Wunsch für den Muttertag.
Ich möchte, dass einmal ein Politiker ein Jahr lang seine Kinder um das erzieht, was er den Frauen hier vorschlägt.
Und ich möchte, dass er seinen Posten ein Jahr lang dann einer Frau übergibt.
Dann werden die Herren Politiker vielleicht verstehen, was wir damit meinen.
Rosmarie Bauer dagegen wünscht sich, dass sie am Muttertag einmal keine Veranstaltungen besuchen muss und freut sich, dass am diesem Tag die Familie Tätigkeiten übernehme, die sie sonst zu tun habe.
Waltraud Langer hat berichtet.
1968 war das ein Jahr.
Die Russen marschierten in Prag ein.
In Amerika wurden Robert Kennedy und Martin Luther King ermordet.
Und in Europa probten die Studenten die Revolution.
In Frankreich kommt es zum Generalstreik.
De Gaulle wankt.
In Deutschland sind die Unis im Aufruhr.
Und Rudi Dutschke kriegt eine Kugel in den Kopf.
Während im Mai vor 20 Jahren die Welt brennt, wie es der rote Dani Kohn-Bendit sagte, weht in Österreich nur ein Mai-Lüfterl.
Eine Mini-Revolte an den Hochschulen, vor allem auch am linken Rand der SPÖ.
Einer von dort, Peter Kreisky, ist ein Oppositioneller geblieben, im Gegensatz zu vielen Mitstreitern von damals.
Er kämpfte gegen Zwentendorf, gegen Heimburg, gegen Waldheim.
Und schon vorher gegen Richard Nixon, den Bruno Kreisky als Bundeskanzler in Salzburg empfing, als sein Sohn und andere gegen den US-Präsidenten demonstrierten.
Wegen Vietnam.
1972 war das.
Kreisky Senior hatte für die aufmüpfige Jugend, um es im Soziologenschago von damals zu sagen, nur eins über.
Repressive Toleranz.
Mit Peter Kreisky, heute Beamter der Arbeiterkammer in Wien, spricht Ulrich Brunner in unserer Samstagserie.
Im Journal zu Gast.
Herr Dr. Kreisky, Sie sind ein 68er gewesen.
Sind Sie ein 68er geblieben?
Ja, in den allermeisten Punkten.
Die Kritik sowohl am kapitalistischen Wirtschaftssystem, am Vergeidungskapitalismus, wie wir damals angelehnt an Autoren, ökonomische Autoren, kritisch-marxistische,
formuliert haben.
Kritik an Bürokratie, Hierarchie, an der Naturzerstörung, das ist im Ansatz, wenn auch noch nicht so entwickelt wie in der Umweltbewegung, einer der Inhalte der Neue Linken Bewegung schon gewesen.
Das Verhältnis zwischen den Menschen, ansatzweise auch die Fragen, die vom Feminismus, vom Neuen angesprochen werden, aber da hat es sicher große Widersprüche.
bei den Männern vor allem diese Bewegung gegeben.
Gibt es irgendein Schlüsselerlebnis, das Sie in die 68er-Bewegung gebracht hat oder war das ein kontinuierlicher Prozess?
Ja, kontinuierlich ist zu viel gesagt, aber es war sicher eine Vorgeschichte der Auseinandersetzung mit
der Hochschulsituation, die ohne übertriebene Phrasenhaftigkeit als nachfaschistisch, als nachnationalsozialistisch in Österreich wie in keinem anderen Land zu erfassen ist.
Was meinen Sie da genauer?
Das war, dass unverbesserliche Naziprofessoren, auch Austrofaschisten an den Hochschulen zum Teil dominiert haben das Klima.
Die Hochschulen waren wirklich kein Bereich einer demokratischen Gesellschaft damals, von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Con Bandit hat gesagt, diese ganze 68er-Revolte war auch ein Generationenkonflikt.
Nun hatten Sie einen prominenten Vater, Parteivorsitzender der SPÖ.
War bei Ihnen persönlich das auch ein Generationenkonflikt, das Anrennen gegen die Autorität des Vaters?
Sicher auch, aber der Hauptkonflikt war eigentlich mit Angehörigen derselben oder einer Generation einiger Jahre älterer Studenten-Funktionäre, wie sie die Mauharts und Andrals und Bauers waren, wobei ich nicht mehr am Rande die Auseinandersetzung mit diesen Leuten, sondern mehr mit ihren Nachfolgern geführt habe.
Da ist es um die Frage gegangen, soll eine sozialistische Studentenorganisation so eine Art Wurmfortsatz des BSA sein oder wie CV und schlagende Verbindungen über Beziehungen, Karriere, Vermittlung funktionieren oder soll es mehr auf die Grundwerte des demokratischen Sozialismus hin orientiert sein.
Das hat zu Konflikten sowohl mit dieser
Studentenströmung, das zu den sogenannten Rechten geführt, wie auch auf der anderen Seite mit damals schon führenden Funktionären wie Leopold Graz, die diese Gruppe gestützt haben.
Herr Dr. Kreisky, ein Teil der 68er hat natürlich sich selbst schon verstanden als Träger eines Umbaus der ganzen Gesellschaft.
Übrig geblieben sind Denkanstöße für Reformen.
Muss man daher vom Anspruch her nicht die 68er-Bewegung als gescheitert betrachten?
Ein Teil der 68er und zu denen zähle ich, mich haben sich damals schon als radikal-reformerisch verstanden.
Das heißt nicht, dass ich nur glaube, dass Veränderungen von Schreibtischen und Sitzungen und Beschlüssen von Kongressen ausgehen können und müssen,
Es ist ein Wechselspiel von sozialen Bewegungen, sozialen Strömungen, wo Menschen aktiv werden, in möglichst großer Zahl, und Veränderungen, die dadurch erzwungen werden, ertrautzt und die dann durchgesetzt werden, im Bündnis auch mit
mit aufgeschlossenen, etablierten Politikern und auch Managern und Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Positionen.
Also als Rebell haben Sie selbst sich nicht verstanden?
Ja, aber nicht nur, nicht in meiner erster Linie.
Ich meine, Rebellion zum Teil aus Notwehr gegenüber Verhältnissen, die stickig waren, die unerträglich oft waren.
Warum, glauben Sie, war die Bewegung in Österreich doch schwächer als in Paris, in der Bundesrepublik?
Eines teils, weil sich in Österreich gehandelt hat um einen sehr, sehr verspäteten liberalen Nachholprozess gegenüber diesen vorhin schon erwähnten spätfaschistischen Erscheinungen, spätnationalsozialistischen Erscheinungen an den Hochschulen.
Da ist es einfach um Selbstverständlichkeiten einer liberalen Demokratie gegangen und geht noch immer in Österreich.
Zum Teil darum, und gerade die Causa Valtem beweist das für mich.
Vielleicht war aber auch die Unterdrückung in Österreich, die Repression, nicht so groß wie in Frankreich oder in der Bundesrepublik.
Es war nicht so ein Manifest.
Es hat gewaltsam, zum Teil war auch die Gefährdung der wirtschaftlichen und politischen Machtstrukturen geringer.
Und das Ausmaß der Repression hat auch damit was zu tun.
Aber es gibt sicher auch eine nicht zu unterschätzende und von mir auch geschätzte Tradition,
einer gewissen Flexibilität und Weichheit im Umgang miteinander, sowohl bei den Protestierern wie bei denen gegen die wirklich oder scheinbar protestiert wird.
Im Jargon der 68er müsste das heißen, die repressive Toleranz ist in Österreich noch größer als anderswo.
Nicht immer, aber sie war es oft, und ich halte es nicht unbedingt für was Negatives.
Sehen Sie in der heutigen Grünbewegung eine Nachfolgebewegung der 68er-Bewegung?
Ja, ich habe Probleme mit dem Begriff der 68er-Bewegung, so in dem klischeehaften Sinn.
Ja und nein.
Die 68er-Bewegung hat auf Früheres zurückgegriffen und Künftiges vorweggenommen.
So gibt es sicher Kontinuitäten, aber auch Veränderungen.
Und eben Herbert Marcuse hat in einem seiner wichtigsten Werke schon die
Beziehung Mensch-Natur-Wirtschaft-Gesellschaft-Natur zu einem zentralen Thema gemacht, sowohl gegenüber der belebten wie der unbelebten Natur.
Die Grünen haben es aber bisher doch vermieden, einen Entwurf für eine totale neue Gesellschaft anzustreben, so die Vision einer neuen Gesellschaft.
Etwas, was die 68er schon probiert haben.
Auch nur Orientierungslinien in den kritischen Universitäten oder Veranstaltungen.
Von Ansatz her war es schon der Versuch einer neuen Menschenschaft.
Ja, aber die Verweigerung gegenüber fertigen Konzepten.
Da erinnere ich mich, wie einer unserer Lehrväter und Mütter, wenn man so will, Theodor Adorn, in einem der Vorträge zu denen wir ihn eingeladen haben auf die Wiener Universität,
gesagt, auf die Frage, was er den Vorschlag gesagt hat.
Auf diese Frage gibt er keine Antwort.
Und das ist nicht nur die Resignation und der Pessimismus, so wie ich ihn damals erlebt habe und einen Teil seiner Schriften kenne, sondern das ist das Nicht-Abnehmen-Wollen.
Die Menschen müssen ihre eigene Gesellschaft entwickeln, der sie leben wollen.
Und das verordnete Glück ist meistens Unglück.
Jetzt mache ich einen Sprung.
In das Jahr 1972, da waren Sie in aller Munde.
Damals ist Nixon in Salzburg angekommen.
Ihr Vater war zum Empfang am Flughafen als Bundeskanzler, Sie ein paar hundert Meter weiter weg als Demonstrant.
Ist das eine Folge der unterschiedlichen politischen Ansichten gewesen oder war da auch noch ein Generationenkonflikt drin?
Von allem etwas, aber nicht so viel, wie es viele interpretiert haben wiederum.
Hinzu kommt noch, dass inzwischen, aber das ist besser Ihnen selber zu fragen, mein Vater in vielen Fragen eine Position bezieht, die sich nur unwesentlich zum Beispiel von den Meilen unterscheidet, in der Bedeutung der
Befreiungsbewegungen, der sozialen Veränderung in der dritten Welt, die Auseinandersetzung mit den Machtsystemen, da sehe ich sehr viele Parallelen.
Sicher hat auch eine Rolle, eine Führungsfunktion gespielt.
Und dann haben wir halt auch aufgrund unseres Kontakts zur Bewegung des sogenannten Anderen Amerikas, der oppositionellen, demokratischen und linken Strömungen in den USA, auch vielleicht etwas schärfere Informationen über das, was unerträglich ist an der Innen- und Außenpolitik und der Nächsten.
Hat Ihr persönliches politisches Engagement
Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater belastet oder war das immer auf einer rationalen Ebene?
Eine Differenz auf einer rationalen Ebene?
Es hat alles gegeben.
Es hat viel mehr Übereinstimmung gegeben als gemeinhin angenommen, aber es hat natürlich auch Konflikte gegeben, sowohl auf der sogenannten sachlichen, rationalen Ebene wie auf der
Emotionalen Ebene.
Aber eins, was wahrscheinlich einer der Brüche im Zuge der sogenannten 68er-Bewegung war, war die Frage, was sie unterschieden hat und bis heute die neuen sozialen Bewegungen zum Teil unterscheidet von der alten Arbeiterbewegung.
Sowohl der kommunistischen wie der sozialdemokratischen war die Frage von Lust, Spontanität, Verfremdung, Ironie in der Politik.
Ein Schluss, den wir aus den Niederlagen gegenüber dem Faschismus, dem Nationalsozialismus und den beiden Weltkriegen gezogen haben, war, dass Satire, Humor, symbolische Provokationen zu einer Lockerung der Frontstellungen führen kann.
Es kann natürlich auch zu einer Verwechslung symbolischer Gegenmacht
Positionen mit einer realen Gegenmacht.
Das ist sicher eine gefährliche Tendenz bei manchen Teilen der Studentenbewegung gewesen, vor allem im Ausland, außerhalb Österreichs.
Sind Sie mit Ihrem Vater heute in politischen Dingen eher einer Meinung als früher?
Ich bin sicher in manchem realistischer und geduldiger geworden.
Und Ihr Vater Linker?
Müssen Sie ihn fragen.
Wie ist Ihr Verhältnis heute zu Ihrem Vater?
Gut.
Es war auch meistens gut.
Das heißt, Sie diskutieren über Politik?
Ja, aber nicht nur über Politik.
Es gibt auch anderes im Leben.
Herr Dr. Kreisky, Sie sind Mitglied der SPÖ, treten gleichzeitig sehr oft auf kritisch gegenüber der SPÖ.
Was verbindet Sie denn noch mit der SPÖ?
Die SPÖ in dem Sinn gibt es ja nicht.
Mich verbindet vieles mit der Geschichte der sozusagen katholischen Arbeiterbewegung.
Das Grundsatzprogramm, an dem habe ich auch ein bisschen mitgearbeitet, entspricht meinen politischen Vorstellungen weitgehend.
Die Praxis, die derzeitige
Da gibt es schon größere Unterschiede.
Vor allem fürchte ich, dass diese Praxis eine Art schleichende Entwicklung in Richtung sehr problematischer Situationen in einigen Ländern Westeuropas sein kann.
Nämlich zu Massenarbeitslosigkeit.
Es gibt jetzt schon eine beträchtliche Zunahme der Arbeitslosigkeit.
Die Vergrößerung der ohne dies nicht geringen Ungleichheit zwischen den Menschen, die sich nicht auf unterschiedliche Leistungen zumeist stützen.
dass die zu geringe Herausarbeitung reformpolitischer Notwendigkeiten und Zielsetzungen in der Politik der SPÖ und der Regierungspolitik, auch wenn ich weiß, dass in einer Koalition nicht alles realisierbar ist, was man sich als Partei vorstellt, aber ich glaube, es geht darum, auch Neues neu zu denken und neu zu handeln.
Und warum sind Sie dann noch immer in der SPÖ drinnen?
weil es noch nie so viele Menschen mit ähnlicher Gesinnung und auch Bereitschaft, diese Gesinnung zu äußern, in Diskussionen gegeben hat und weil ich glaube, dass es eine Frage der politischen Diskussion und Entwicklung der nächsten Jahre ist.
Ich glaube, die SPÖ ist nicht abzuschreiben und aufzugeben, sondern man muss sich einmischen in die Politik, egal auf welcher Ebene der Hierarchie.
Sie sind auch engagiert im Klub Neues Österreich.
Warum sind Sie da?
Weil ich seit ungefähr 15 Jahren neben mehr Aktivitäten in der SPÖ und sozialistischen Gewerkschaftsfraktionen
die Notwendigkeit querpolitischer Bündnisse und Kooperationsfelder, Arbeitsfelder immer mehr begriffen.
Aber es gibt so und so viele parteipolitisch ungebundene, liberale, auch konservative und linke, andere Provenienzgrüne, mit denen mich sehr vieles inhaltlich verbindet.
Speziell die Fragen der unterentwickelten und fehlentwickelten politischen Kultur, mein Modewort,
zu verwenden.
Da gilt es in einem Bündnis aller Demokraten und humanistisch Orientierten sehr rasch auf Veränderungen zu drängen.
Herr Dr. Kreisky, Sie tragen so ein bisschen das Etikett frustrierter 68er.
Lassen Sie das für sich gelten?
Andere bezeichnen mich als hoffnungslosen Optimisten.
Wie das zusammengeht, weiß ich nicht.
Ich bin ein gemäßigter Optimist, weil die Alternative zum gemäßigten Optimismus ist nicht nur die innerösterreichische, sondern die Menschheitskatastrophe auf vielen Ebenen.
Darüber viel Worte zu verlieren, ist, glaube ich, müßig.
Ich sehe große Gefahren, aber ich sehe auch sehr viel Ermutigendes.
Zum Beispiel?
Das sind die Erfolge der neuen demokratischen Basisbewegungen, Volksbewegungen im Zusammenhang mit Zwentendorf, mit Hamburg, mit der Verhinderung einer zum Beispiel energiepolitischen Fehlentwicklung, einer Politik der Naturzerstörung, meistens einer nicht Bewussten.
Und international?
International sind über ein Dozent Militärdiktaturen in den letzten 4-5 Jahren zum Rücktritt gezwungen worden, durch zumeist friedliche Volksbewegungen.
Und die Veränderungen in Osteuropa, die sich jetzt in den letzten paar Jahren abzuzeichnen beginnen, das sind Dinge, die weit mehr Mut machen, als was 1968 und davor passiert ist.
Die Abrüstungsansätze.
Ich danke für das Gespräch.
Unser heutiger Journal-Gast, das war Peter Kreisky, und Ulrich Brunner hat ihm die Fragen gestellt.
Es ist drei Minuten nach dreiviertel eins, noch einmal ins Ausland in diesem Mittagsjournal.
Kolumbien versinkt in einer Welle der Gewalt, er trinkt in einem Meer von Blut.
Das berichten Reporter aus dem nördlichsten Land Südamerikas.
Einem Land gezeichnet von wirtschaftlicher Rückständigkeit, von Armut, von Analphabetismus.
Gezeichnet aber vor allem von Terror.
Terror von links und rechts.
Hier die kommunistische Guerilla-Bewegung, 19.
März, dort paramilitärische Todesschwadronen, unterstützt nicht selten von der Armee.
Und über allem die Kokain-Mafia, das Medellin-Kartell, die eigentliche Regierung Kolumbiens.
Der Staatschef heißt Virgilio Barco und ist sogar ein Liberaler, aber vor allem ein Ohnmächtiger.
Diese Woche erst hat die Untergrundbewegung sechs ausländische Diplomaten und Botschaftsangehörige entführt, zuletzt die Schwedin Irene Nilsen.
Die Kidnapper fordern eine Untersuchungskommission über Menschenrechtsverletzungen des Militärs.
Das fordert auch die gemäßigte Opposition.
Bernardo Jaramillo ist Vorsitzender des linken Oppositionsbündnisses Patriotische Union.
Raimund Löw befragte ihn über den Kolumbianischen Bürgerkrieg.
Bernardo Jaramillo ist Anwalt und Parlamentsabgeordneter in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens.
Seit dem vergangenen Herbst ist er Vorsitzender der Patriotischen Union, eines ursprünglich von der Kommunistischen Partei und einer der größten Guerrilla-Organisationen des Landes gegründeten breiten Bündnisses.
Der Vorgänger Jaramillos, als wichtigster Sprecher der legalen Linken Kolumbiens, ist im vergangenen Herbst aus dem Hinterhalt erschossen worden.
Er selbst wagt sich jetzt in seiner Heimat nur im Panzerwagen und geschützt von einem Dutzend Leibwächtern auf die Straße.
Morddrohungen gehören für ihn zum Alltag.
Die Patriotische Union umfasst in Kolumbien jene Kräfte der Linken, die vor drei Jahren das Angebot des damaligen Präsidenten Betancourt zur nationalen Versöhnung ernst genommen haben und aus dem Untergrund in die Legalität getreten sind.
Sie haben einen blutigen Preis gezahlt.
Es wurden mehr als 500 von unseren Leitern und Aktivisten ermordet.
Mehr als 500 unserer Führer und Aktivisten wurden in den letzten zwei Jahren von Kommandos der extremen Rechten ermordet, darunter mein Vorgänger als Parteivorsitzender.
Vier unserer Parlamentsabgeordneten wurden umgebracht, viele Gemeinderäte und Provinzabgeordnete.
Bei den Gemeinderatswahlen im März sind 14 Bürgermeisterkandidaten getötet worden.
Andere Gruppen der Linken in Kolumbien haben längst wieder zu den Waffen gegriffen.
Sechs größere Guerilla-Organisationen gibt es.
Erst kürzlich haben sie sich zu einem losen Dachverband zusammengeschlossen.
Dass Teile der Linken mit der mächtigen Rauschgift-Mafia zusammenarbeiten, wie die kolumbianische Regierung immer wieder behauptet, weist Camarillo zurück.
Das ist eine Verleumdung, sagt er.
Bis jetzt habe es dafür keine Beweise gegeben.
Im Gegenteil.
In Wirklichkeit ist die Rauschgift-Mafia der Nährboden für die rechtsextremen Kräfte.
Sie bezahlen sie und lassen sie für sich morden.
Dann gibt es noch eine enge Verbindung zwischen der Rauschgift-Mafia und jenen Teilen der Streitkräfte, die bis über die Ohren im schmutzigen Krieg stecken.
La Guerra Sucia, der schmutzige Krieg der Streitkräfte gegen Guerilla und all jene, die der Sympathien mit der Guerilla verdächtigt werden.
2000 Menschen sind in den letzten 16 Monaten im schmutzigen Krieg getötet worden, 1500 sind verschwunden.
Seit der neue liberale Präsident Virgilio Barco an der Macht ist, sind die Hoffnungen verflogen, dass das Land durch einen Dialog mit der Guerilla zum Frieden kommen kann.
In den letzten 30 Jahren teilen sich wieder die traditionellen Parteien der Oligarchie, die Liberalen und die Konservativen, alle Macht.
Der linke Oppositionsführer Camarillo.
Ja, die Zeit der politischen Öffnung ist vorbei.
Wir kämpfen jetzt dafür, diesen Weg wieder aufzunehmen und mehr Demokratie zu schaffen.
Die Regierung hat sogar die Aufrufe der Kirche abgelehnt, als Vermittler zu den Aufständischen zu fungieren.
Gegen die Mordaktionen der extremen Rechten wird nichts unternommen.
Zuerst waren es noch individuelle Morde, jetzt sind es richtige Massaker.
Bei den Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren hat die Linke noch eine halbe Million Stimmen auf ihren Kandidaten vereinigen können.
Bei den Gemeinderatswahlen im März blieb die Patriotische Union unter der Ein-Prozent-Marke.
Unsere Kandidaten standen in einem richtiggehenden Kugelhagel der extremen Rechten, erklärt Camarillo.
An vielen Orten wagte niemand gegen die Ortsmächtigen zu kandidieren und an anderen hat man Anhänger der Linken überhaupt nicht wählen lassen.
Die Perspektiven sieht Camarillo in düsterem Licht.
Das war ein Beitrag von Raimund Löw.
In sieben Minuten ist es 13 Uhr.
Noch ein Kulturbericht.
Frank Zappa, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Rockgeschichte, kommt wieder einmal auf Österreich.
Im Rahmen seiner Europa-Tournee gastiert er bürgerschreckter 60er- und 70er-Jahre morgen Abend in der Wiener Stadthalle.
Damit haben Zappa-Fans erstmals seit vier Jahren wieder die Möglichkeit, sich von der Wandlungsfähigkeit dieses jetzt schon legendären Musikers zu überzeugen.
Ein Vorbericht von Martin Traxl.
The American Dream.
With a spindle up my butt till it makes me scream.
And I'll do anything to get ahead.
I'll lay awake night saying thank you Fred.
Oh God, oh God, I'm so fantastic.
Thanks to Freddy I'm a sexual spastic.
And my name is Bobby Brown.
Watch me now, I'm cooling down.
Bobby Brown ist nicht nur hierzulande der wohl bekannteste Song Frank Zappers, mit dem er im Jahr 1980 sogar in den internationalen Hitparaden landete.
Und das ist für Zappers sonstiges Musikschaffen alles andere als die Regel.
Denn Hits zu produzieren war man von ihm und seiner Truppe, den Mothers of Invention, keineswegs gewohnt.
Doch wie er selbst ironisch bemerkt, Unfälle können ja passieren.
Und ein solcher Unfall wiederholte sich einige Jahre später mit der von seiner Tochter Moon Unit interpretierten Nummer Valley Girl, die ihm den größten kommerziellen Erfolg seiner Laufbahn bescherte.
Damit ist die Liste an leicht verdaulichem aber auch schon fast komplett.
Denn seinen Platz in der Rockgeschichte schuf sich der mittlerweile 47-jährige
40-jährige Zapper mit schrägen, unkonventionellen und provokanten Songs, die die Musikwelt veränderten.
Er bediente sich aller Stilrichtungen, kombinierte Reggae, Jazz, Pop und Rock-Elemente und griff immer wieder auf Klangstrukturen von Schönberg, Stravinsky oder John Cage zurück.
Ebenso schuf er große Orchesterwerke, die vom London Symphony Orchestra und von Pierre Boulez' Ensemble Intercontemporain aufgeführt wurden.
Grenzen hat es für Frank Zapper im Musikbereich nie gegeben.
Das einzige, worauf es ihm wirklich ankommt, ist Qualität.
Es ist gut, etwas Gutes zu machen, so mag ich es, aber die Plattenfirmen wollen nichts verkaufen, was gut ist.
Sie wollen Dinge veröffentlichen, die neu sind, weil die Musikkritiker sie davon überzeugt haben, dass nur das, was neu ist, gut ist.
Leider wissen die Leute, die über Musik schreiben, überhaupt nichts über Musik und sie wissen nichts von der Musikgeschichte.
Einige von ihnen sind so jung, dass sie nicht einmal bemerken, dass
So schaffen sie nur Verwirrung über das, was tatsächlich neu ist.
Frank Zapper, der als unermüdliches Arbeitstier gilt, hat seit seiner ersten LP im Jahre 1966 mit dem Titel Freak Out mittlerweile über 40 Alben produziert.
Er schrieb Musicals und Ballette und hat bereits mehrere Filme und Videos gedreht.
In den letzten Jahren ist es um den ehemaligen Bürgerschreck, der sich mit zum Teil obszönen Texten immer wieder über den American Way of Life lustig machte, etwas ruhiger geworden.
Jetzt kehrt er, von einem 43-köpfigen Tross begleitet, ins internationale Musikgeschehen zurück.
Man darf gespannt sein, womit er diesmal seine Fans überraschen wird.
Frank Zappa, morgen in Wien, es ist drei vor eins, hier sind die Schlussmeldungen.
Polen, USA.
In der Leninwerft in Danzig haben weniger als 1500 Streikende gemeinsam mit Arbeiterführer Valesa die Nacht über ausgeharrt.
Das Gelände ist weiterhin von Sicherheitskräften abgeriegelt.
Im Stahlwerk Nova Huta bei Krakau wurde die Arbeit zwar wieder aufgenommen, viele Beschäftigte sind aber nicht zur ersten Schicht erschienen.
Die USA haben die weitere Förderung des Reformkurses der Regierung in Warschau davon abhängig gemacht, dass die Repressionen gegen die streikenden Arbeiter eingestellt werden.
Vatikan.
Papst Johannes Paul II.
trifft am späten Nachmittag in Uruguay ein.
Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche hat eine elftägige Reise durch lateinamerikanische Staaten angetreten.
Insgesamt wird der Papst 17 Städte in Uruguay, Bolivien und Paraguay besuchen.
Österreich.
Bundeskanzler Franitzki hat erklärt, die europäische Perspektive der Politik bedeute für Österreich nicht Flucht, sondern politische Herausforderung.
Bei der Matinee der Deutschen Handelskammer in Salzburg sagte Franitzki, gerade die immerwährende Neutralität räume Österreich eine besondere Funktion in Europa ein.
In dem Bestreben, das Verhältnis zur europäischen Gemeinschaft neu zu gestalten, beginne Österreich nicht als abgeschlagener Außenseiter.
ÖVP-Chef Mock hat beim Landesparteitag der niederösterreichischen ÖVP in Wiener Neustadt von einem wachsenden Bedürfnis nach mehr Freiheit gesprochen.
Mock meinte, der neue Weg, den die ÖVP einschlage, sei ein Weg weg vom Staat und hin zum Menschen.
Zur SPÖ meinte Mock, sie sei auf der Suche nach ihrer politischen Identität, nachdem sie Grundsätze aufgegeben und noch keine neuen gefunden habe.
Der Bundesjugendvorstand des ÖGB hat heute die Forderung nach einer Neuordnung der beruflichen Bildung bekräftigt.
Im Besonderen setzten sich die Delegierten für die Einführung eines zweiten Berufsschultags ein.
Außerdem verlangten sie die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bis 1991 durch einen Generalkollektivvertrag.
Die Wiener Festwochen werden am Abend mit der traditionellen Großveranstaltung auf dem Wiener Rathausplatz eröffnet.
Als erster Höhepunkt der Festwochen wird morgen die Schubert-Oper Fierabras-Uhr aufgeführt.
Im Mittelpunkt der bildenden Kunst steht eine umfassende Ausstellung über mexikanische Malerei des 20.
Jahrhunderts.
Sie ist ab 18.
Mai im Wiener Messepalast zu sehen.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend allgemein sonnig und warm, Nachmittagstemperaturen zwischen 19 und 24, im Westen bis zu 27 Grad.
Es ist 13 Uhr, das war das Mittagschanal.
Das nächste Schanal gibt es morgen um 17 Uhr.
Bis dahin verabschiedet sich Louis Goeck auf Wiederhören.
Einblendung: Musikausschnitt (Arbeiterlied), Kandidaten Engholm (SPD) und Hoffmann (CDU)
Mitwirkende:
Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
, Engholm, Björn [Interviewte/r]
, Hoffmann, Heiko [Interviewte/r]
Datum:
1988.05.07 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten