Mittagsjournal 1983.04.06

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine recht angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Als Redakteur im Studio des Mittagsschonals begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Was haben wir Ihnen in der Zeit bis um 13 Uhr an Beitragsthemen anzubieten?
    Aus Österreich berichten wir über die Arbeit der Privilegienabbau-Kommission.
    Staatssekretär Löschnack präsentiert in einer Pressekonferenz Maßnahmen vor allem zum Abbau von Politikerprivilegien.
    Die Wirtschaftsredaktion untersucht die Entwicklung der österreichischen Landwirtschaft.
    Der Landwirtschaftsexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes Schneider sieht längerfristig eine nicht zu unterschätzende Gefahr in der permanenten Überproduktion im Bereich der Landwirtschaft.
    In einem weiteren Beitrag beschäftigen wir uns mit einer einstweiligen Verfügung gegen die alternative Liste.
    Eine Verfügung, die der ehemalige SPÖ-Abgeordnete Tull erwirken ließ, der für seine Kleinpartei die Bezeichnung alternativ beansprucht.
    Die Auslandsthemen vor dem Hintergrund des Ost-West-Schlagabtauschs in der Abrüstungsdiskussion begann heute Vormittag eine mehrtägige Konferenz der Außenminister der Warschauer Paktstaaten in Prag.
    In Spanien stehen die Putschisten des Jahres 1981, allen voran Oberstleutnant Tejero, wieder vor Gericht.
    Heute begann das Berufungsverfahren des obersten zivilen Gerichtshofes gegen die Verschwörer.
    Die wegen Spionageverdachts erfolgte Ausweisung sowjetischer Staatsbürger aus Frankreich erhitzt weiter die Gemüter.
    Der kreml-orientierten KPF, die in der Regierung Moroir einige Minister stellt, könnte wegen des Schlags gegen die Spione der Kragen platzen, schreiben französische Zeitungen.
    USA, die bevorstehende Bürgermeisterwahl in der zweitgrößten amerikanischen Stadt in Chicago, steht zunehmend im Zeichen von offenem und verstecktem Rassismus, der sich auch auf andere Teile der USA auszuweiten droht.
    Im Kulturteil des Mittagsschonals informieren wir Sie über den neuen Film Margarete von Trotters mit dem Titel Hellawan, ein Film der demnächst in den Kinos anläuft.
    Wir beginnen jetzt mit den Nachrichten.
    Verantwortliche Redakteur ist Ferdinand Olport und gelesen werden die Meldungen von Wolfgang Riemerschmid.
    In Prag beginnen heute zweitägige Beratungen der Außenminister des Warschauer Paktes.
    Offiziell sind keine Einzelheiten der Tagesordnung bekannt.
    Die Minister dürften den Vorschlag eines Nicht-Angriffspaktes mit der NATO erörtern.
    Auch ein gemeinsames Vorgehen gegen die geplante Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen in Westeuropa dürfte zur Sprache kommen.
    Sowjetunion.
    Der Oberkommandierende der
    Truppen des Warschauer Paktes, Marschall Viktor Kulikow, hat die USA und die NATO beschuldigt, eine militärische Überlegenheit über die kommunistischen Länder anzustreben.
    Kulikow spricht in einem Artikel der Armeezeitung Roter Stern von einer gefährlichen Illusion des westlichen Bündnisses.
    Er betont, die sowjetischen Streitkräfte würden auch gegen neue Waffen des Westens ein zuverlässiges Gegengewicht haben und jeder Drohung des Imperialismus widerstehen.
    USA.
    Die amerikanische Regierung hat sich ermutigt über die Reaktionen Westeuropas auf den Vorschlag Präsident Reagans geäußert, bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion eine Zwischenlösung anzustreben.
    Der Leiter der Europaabteilung im amerikanischen Außenministerium, Richard Byrd, sagte, die USA würden von den Europäern unterstützt und könnten daher die Sowjetunion drängen, die amerikanischen Vorschläge sehr sorgsam zu prüfen.
    Bird kündigte an, die Vereinigten Staaten wollten bei den Genfer Gesprächen flexibel sein.
    Die katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten haben einen dritten Entwurf für ihren Hirtenbrief zum Abrüstungsproblem ausgearbeitet.
    Der Text ist nach Angaben des Erzbischofs von Chicago, John Bernardin, flexibler als die früheren Versionen, in denen ein Einfrieren der Atomrüstung gefordert wurde.
    Jetzt rufen die Bischöfe, die USA und die Sowjetunion auf, die Herstellung von Atomwaffen zu drosseln.
    Der neue Entwurf des Bischofsbriefes unterstreicht auch die Unterschiede der politischen Systeme der beiden Supermächte und warnt davor, blindlinks oder naiv zu verhandeln.
    Großbritannien.
    Die Entlarvung zahlreicher sowjetischer Spione in Westeuropa ist wahrscheinlich durch die Entschlüsselung eines Codes des sowjetischen Geheimdienstes KGB möglich geworden.
    Die Londoner Zeitung Daily Mail berichtet, zwei sowjetische Überläufer hätten die entscheidenden Hinweise gegeben.
    Nach Angaben des Blattes soll demnächst mit weiteren Ausweisungen von Sowjetspionen vor allem aus der Bundesrepublik Deutschland und aus Italien zu rechnen sein.
    Gestern hat Frankreich 47 sowjetische Diplomaten und Botschaftsmitarbeiter der Spionage beschuldigt und ausgewiesen.
    Spanien.
    Der oberste Gerichtshof in Madrid befasst sich ab heute mit dem Putschversuch rechtsextremer Offiziere im Februar 1981.
    Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Militärgericht die Putschisten verurteilt.
    Die Strafen wurden jedoch in weiten Kreisen der spanischen Öffentlichkeit als zu milde angesehen.
    Hauptangeklagter ist der ehemalige stellvertretende Generalstabschef der Armee, Generalmajor Alfonso Armada, der von der Anklagebehörde als Kopf der Rebellion gezeichnet wird.
    Der Generalstaatsanwalt erklärte, den Putschisten seien keine mildernden Umstände wie patriotische oder selbstlose Motive zuzugestehen.
    Frankreich.
    Zum ersten Mal seit dem Wahlsieg der Sozialisten vor knapp zwei Jahren stellt Ministerpräsident Moroir heute im Parlament die Vertrauensfrage.
    Den Abgeordneten liegt das Programm zur Stabilisierung der Wirtschaft vor.
    Es enthält unter anderem eine Zwangsanleihe für Besserverdienende, höhere Verbrauchsteuern und Devisenbeschränkungen für Auslandsreisen.
    Durch diese Maßnahmen soll vor allem das hohe Auslandsdefizit abgebaut werden.
    Obwohl das Sparprogramm sowohl von Gewerkschaften als auch von Unternehmen abgelehnt wird und auch innerhalb der sozialistischen Partei Frankreichs umstritten ist, gilt es als sicher, dass Sozialisten und Kommunisten Mohor das Vertrauen aussprechen werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Zahl der Arbeitslosen ist im März um knapp 150.000 auf etwa 2,3 Millionen gesunken.
    Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg ging die Arbeitslosigkeit von 10,4 Prozent im Februar auf 9,8 Prozent zurück.
    Etwa eine Million Menschen in der Bundesrepublik Deutschland müssen zurzeit kurz arbeiten.
    Die deutsche Arbeitsmarktbehörde erklärt, die Entlastung sei saisonbedingt.
    Allgemein habe sich die Konjunktur eher verschlechtert.
    Österreich.
    Die Vöstalpine hat von den Algerischen Staatsbahnen einen Großauftrag im Umfang von etwa 1,5 Milliarden Schilling erhalten.
    Geliefert werden Schienen, Stahlschwellen, Weichen und Verbindungsmaterial.
    Ein erster Transport ist im Werk Donawitz in der Steiermark bereits abgefertigt und im jugoslawischen Adriahafen Rjeka nach Algerien verschifft worden.
    Wie die Vöstalpine heute mitteilen, sind durch den Algerienauftrag, andere Exportgeschäfte und Aufträge durch die österreichischen Bundesbahnen die Werke Donawitz und Zeltweg bis Ende 1984 ausgelastet.
    Das Landesgericht Graz hat nach einer Klage des früheren SPÖ-Nationalratsabgeordneten Stefan Tull einer einstweiligen Verfügung festgestellt, dass die Alternative Liste Österreich diesen Namen nicht tragen darf.
    Als Grund wird angegeben, Tull habe einige Monate vor der ALÖ seine Partei mit der Bezeichnung Alternative Liste Österreichs beim Innenministerium angemeldet.
    Deswegen sei die Gefahr der Verwechslung groß.
    Ein Sprecher der ALÖ erklärte dazu, die alternative Liste Österreich werde frühestens nach der Nationalratswahl ihren Namen ändern.
    Thailand.
    Die vietnamesischen Truppen, die am vergangenen Wochenende kambodjanische Untergrundkämpfer bis auf thailändisches Gebiet verfolgt hatten, erlitten, nach thailändischer Darstellung, bei Gefechten gegen die thailändische Armee schwere Verluste.
    Ein Sprecher der Streitkräfte in Bangkok erklärte, mehr als die Hälfte der vietnamesischen Eindringlinge sei getötet worden.
    Die thailändische Luftwaffe hat in den vergangenen Tagen Angriffe auf vietnamesische Truppen geflogen, die die Grenze verletzt haben.
    Dabei sollen auch Napalmbomben eingesetzt worden sein, was jedoch von Thailand offiziell dementiert wird.
    Berichte von unabhängiger Seite liegen zurzeit nicht vor, da die thailändischen Behörden das Grenzgebiet für ausländische Journalisten gesperrt haben.
    Kuwait.
    Minister aus acht Staaten am Persischen Golf beraten heute in Kuwait über Möglichkeiten zur Bekämpfung des riesigen Ölteppichs im Golf.
    Seit dem Beschuss iranischer Ölanlagen durch den Irak fließen, nach Schätzungen von Fachleuten, täglich mehr als eine Million Liter Öl in die Gewässer.
    Der Irak hat einen begrenzten Waffenstillstand angeboten, um Reparaturen zu ermöglichen.
    Für eine Abdichtung der Ölquellen werden voraussichtlich etwa 20 Tage benötigt.
    Der Ölteppich hat bereits eine Länge von 50 und eine Breite von 35 Kilometern erreicht.
    USA
    Der Flug der am vergangenen Ostermontag gestarteten bemannten Raumfähre Challenger verläuft nach Angaben der Weltraumbehörde NASA ohne Komplikationen.
    Die vier Astronauten sind in guter Verfassung.
    Im Kontrollzentrum in Houston in Texas bemüht man sich zurzeit um eine Kurskorrektur des von der Raumfähre gestern im All abgesetzten, zwei Tonnen schweren Nachrichtensatelliten.
    Er war vorübergehend ins Trudeln geraten, konnte aber wieder unter Kontrolle gebracht werden.
    Die Wetterlage.
    Mit einer großräumigen Westströmung werden feuchte und vorerst noch relativ kalte Luftmassen gegen die Alpen geführt.
    Eine zurzeit über Westösterreich gelegene Störung überquert bis morgen das Bundesgebiet.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist starke bis geschlossene Bewölkung und von West nach Ost fortschreitend Aufkommen von Regen.
    Schneefallgrenze um 1000 Meter Höhe.
    Mäßige auf den Bergen stürmische Winde aus westlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad, Frühwerte 1 bis 9 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Kühles Westwetter.
    Zunächst noch stark bewölkt und einige Regenschauer.
    Später aufhören der Niederschläge und Bewölkungsauflockerung.
    Schneefall stellenweise bis in tiefe Lagen herab.
    Mäßiger bis lebhafter Westwind.
    Tageshöchsttemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Das Wetter übermorgen Freitag.
    Meist reichliche Bewölkung und strichweise Regen.
    Merklich milder als zuletzt.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig, 13 Grad, Südwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt startbewölkt, 11 Grad, Südwind 20 Kilometer.
    Linz wolkig, 9 Grad, Ost 15.
    Salzburg bedeckt, 11 Grad, Süd 20.
    Innsbruck startbewölkt, 10 Grad, Südost 20.
    Bregenz bedeckt, Regen 5 Grad, Nordwest 5 Kilometer.
    Graz stark bewölkt, 8 Grad, Süd 5 und Klagenfurt stark bewölkt, 7 Grad, Südostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Die Zeit ist gleich 12 Uhr und 12 Minuten.
    Eines der bestimmenden Themen dieses Wahlkampfs in Österreich ist nicht zuletzt der viel diskutierte Privilegienabbau.
    Die Parteien selbst sind ja nicht ganz schuldlos, dass man über die Privilegien ihrer Spitzenfunktionäre jetzt besonders diskutiert.
    Schließlich haben SPÖ und ÖVP, offensichtlich auch unter dem Druck der öffentlichen Meinung, noch unmittelbar vor Schluss der Nationalratssitzungsperiode Anträge eingebracht, um sich selbst als beste Privilegienabbauer zu beweisen.
    Beide Anträge hatten allerdings keine Chance auf Durchsetzung mehr, sodass sich mittlerweile eine vom Bundeskanzler eingesetzte Kommission mit dieser Thematik beschäftigt.
    Dieser Kommission gehören die Staatssekretäre Löschnack, Seidl und Latziner, der Leiter des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt, Sektionschef Adamowitsch und der Innsbrucker Universitätsprofessor Pellingkahn.
    Erste Vorschläge wurden heute also noch knapp vor den Wahlen präsentiert, Wilfried Seifert informiert.
    Ausdrücklich erste Vorschläge sind es, die die Kommission für weiteren Privilegienabbau, wie sie sich selbst nennt, vorzulegen hat.
    Zunächst für den politischen Bereich.
    Erstens, das biennale Vorrückungssystem soll längerfristig fallen, also die automatische Gehaltserhöhung für Politiker im Zweijahresrhythmus.
    Zweitens, Mitglieder des National- oder Bundesrates, die auch Regierungsmitglieder sind und innerhalb eines Jahres aus beiden Funktionen ausscheiden, sollen künftig nur mehr eine Abfertigung erhalten.
    Liegen allerdings 13 Monate zwischen den beiden Abschieden, gebühren weiterhin auch zwei Abfertigungen.
    Frage an den Kommissionsvorsitzenden Staatssekretär Löschnerg, warum hat man dieses Problem nicht geregelt, bevor die jetzt ausscheidenden Minister und Nationalratsabgeordneten das Recht auf zwei Abfertigungen und auch zwei Pensionen erwarben?
    Wir sind ganz einfach vom zeitlichen Ablauf nicht mehr in der Lage gewesen, das so vorzuschlagen, dass wir entsprechend die gesetzliche Änderung durchführen hätte können.
    Im selben zeitlichen Druck war ja auch der SPÖ-Club, der da tatsächlich guten Willens gehandelt hat, aber das eben erst in der letzten Sitzung einbringen konnte.
    Dritter Punkt, als Abgeordnete tätige Beamte sollen in Hinkunft zusätzlich zu ihrem Abgeordnetenbezug nur mehr eine Beamtenpension, aber keinen Aktivbezug mehr erhalten.
    Viertens, pauschalierte Auslagenersätze sollen generell überprüft werden.
    Das heißt, in Zukunft müssen demnach zumindest einige wenige Ausgaben der Politiker auch nachgewiesen werden.
    Für alle Wirtschaftsbereiche soll gelten Veröffentlichung der Vorstandsgehälter und an Vorstandsmitglieder gewährte Kredite inklusive der Sachleistungen und weitere Reduzierung der Aufsichtsratposten.
    Nur für öffentliche Unternehmen wie etwa verstaatlichte Betriebe oder Banken, die Sozialversicherungsträger und die Elektrizitätswirtschaftsbetriebe soll schließlich gelten,
    Einschränkung der Sachleistungen, Reduzierung der Zahl der Monatsgehälter auf maximal 16 und das nur bei entsprechender wirtschaftlicher Lage des Konzerns, sonst 14 und Streichung der Aufsichtsratstantiemen innerhalb des staatlichen Konzerns.
    Den Vorwurf, dass diese späteingebrachten Vorschläge letztlich auch nichts anderes sind als Wahlkampfalibi, erwartet Löschner zwar, er fürchtet ihn aber nicht.
    Schließlich sei diese Kommission ja ständig tätig gewesen und sie habe ja auch in der vergangenen Gesetzgebungsperiode einiges durchsetzen können.
    Ganz sicher ist Löschnack hingegen, dass diese Vorschläge noch nicht als ausreichend betrachtet werden können.
    Erste Vorschläge seien es nicht mehr, um Transparenz in die finanziellen Verhältnisse der Steuerbezahlten zu bringen.
    Schließlich dürfe man nicht übersehen, dass Leute wie er zwei Teile ihres im Übrigen recht anständigen Bezuges sofort weiterzugeben hätten als Parteisteuer nämlich und als Aufwand.
    Denn Vorwurf, dass das ja die wahre Transparenz auch nicht sei, wenn der Steuerzahler einerseits auf diese Art die Parteien zusätzlich finanzieren müsse und andererseits zu bezahlen habe, wenn der Politiker als spendabler Mann oder spendable Frau auftrete, diesen Vorwurf konnte und wollte Löschner nicht ganz entkräften.
    Das wird auch eines Umdenkungsprozesses bedürfen,
    Ich schätze die Situation so ein, dass wir mitten in diesem Prozess drinnen sind, aber das wird halt noch einige Zeit dauern, dass man einen Politiker, wenn Sie wollen, halt nimmer um den Pokal bittet.
    dass man nicht mehr ihm um die Spende anschreibt oder dass man nicht davon ausgeht, wenn er halt zu irgendeiner Veranstaltung geht, dass er dann zumindest einen Teil der Runde dort frei hält oder was immer.
    Das ist ein Umdenkungsprozess, der mit mehr Demokratisierung immer stärker wird, aber das dauert halt noch einige Zeit.
    Änderungen so grundsätzlicher Art werden demnach wohl auch in den zweiten und in den dritten Vorschlägen wohl kaum zu finden sein.
    Zu viel von Wilfried Seifert zu den Vorschlägen der Privilegienabbau-Kommission, die Staatssekretär Löschnack heute präsentiert hat.
    Die Szenerie außerhalb der bisherigen Parlamentsparteien, schon bisher einigermaßen bunt und unübersichtlich, dürfte nun, 18 Tage vor der Nationalratswahl am 24.
    April, um eine Facette reicher geworden sein.
    In einem Gerichtsverfahren soll nämlich geklärt werden, wer sich eigentlich alternative Liste nennen darf.
    Jene Partei, die etwa in Graz bei den Gemeinderatswahlen großen Erfolg hatte und die auch bei den Nationalratswahlen kandidieren wird.
    Oder vielleicht doch die alternative Liste des früheren sozialistischen Nationalratsabgeordneten Stefan Tull.
    Mehr von Erich Eichinger.
    Die Kuriosität könnte einem Literaten vom Range Herzmanowski-Orlandos eingefallen sein.
    Am 27.
    September vergangenen Jahres hinterlegt der frühere Sozialist Stefan Tull beim Innenministerium die Satzungen der Partei Alternative Liste Österreichs, abgekürzt ALÖ, und wird selbstverständlich anstandslos registriert, als immerhin bereits 75.
    Partei Österreichs.
    Deutlich später kommt eine alternative Liste Österreich, auf das S des zweiten Falles verzichten, aber abgekürzt genauso ALÖ in die Registraturakten des Innenministeriums als Partei Nummer 90.
    Selbstverständlich bleiben diese Umstände in eingeweihten Kreisen nicht unbekannt.
    TULS, Alternative Liste Österreichs, versucht Kontakte mit der Alternativen Liste Österreich, letztlich scheitern aber die Gespräche über eine gemeinsame Kandidatur für die Nationalratswahlen.
    Die alternative Liste Österreichs, sprich TUL, geht nun den Zivilrechtsweg, klagt auf Unterlassung wegen Namensmissbrauch und Verwechslungsgefahr.
    Das heißt also, dass die anderen sich nicht mehr ALÖ nennen dürfen.
    Und eine entsprechende einstweilige Verfügung ist inzwischen tatsächlich von einem Drei-Richter-Senat eines Grazer Gerichtes erlassen worden.
    wie Rechtsanwälte nach der Praxis des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb urteilen, ein Indiz, dass die Tull-Gruppe auf dem Zivilrechtsweg Recht behalten könnte.
    Nur, in der Zwischenzeit hat die Tulsche ALÖ nicht die Erfordernisse für eine Nationalratskandidatur erbracht, während die in den Medien als ALÖ geläufigere Partei, der auch die Meinungsforscher vielleicht ein bis eineinhalb Prozent der Stimmen bei den Wahlen zubilligen, die notwendigen Unterstützungserklärungen sehr wohl erbracht hat.
    Und damit hat das Innenministerium, das dann nach der Nationalratswahlordnung nichts weiteres zu prüfen hat, nach Ablauf der Frist für die Einbringung der Kreiswahlvorschläge mit Ende März als ALÖ jene Gruppierung auf den Stimmzettel für die Nationalratswahlen gesetzt, die schon bei den Grazer Gemeinderatswahlen aufgetreten ist.
    Die Situation ist damit verwahren genug.
    Nach öffentlich-rechtlichen Überlegungen, offenbar korrekt, steht eine alternative Liste Österreich ALÖ auf dem Stimmzettel, die privatrechtlich vorerst die Bezeichnung ALÖ nicht mehr führen darf, ohne zu riskieren, dass bei jeder Verwendung dieses Parteinamens beginnend bei etwa 2000 bis 3000 Schilling steigend bis zu 50.000 Schilling pro Fall Geldstrafe zu zahlen sein könnte.
    Verständlich, dass man sich angesichts seiner Nationalratskandidatur eine geringfügige Änderung des Parteinamens überlegt, die das Problem aus der Welt schaffen könnte.
    Juristische Klarheit wird aber noch lange nicht herrschen.
    Die Rechtsmittelfrist gegen die einstweilige Verfügung des Grazer Gerichtes ist noch nicht abgelaufen.
    Bei Ausschöpfen aller Rechtsmittel könnten die Verfahren, so meinen Juristen, bis zu zwei Jahre dauern.
    Und schließlich ist auch noch nicht klar, ob nicht vielleicht sogar eine Anfechtung des Ergebnisses der Nationalratswahlen am 24.
    April kommen könnte.
    Sie hörten Erich Eichinger.
    Jetzt zur jüngsten Entwicklung im Bereich der österreichischen Landwirtschaft.
    Den Titel Hohes Angebot und Absatz sorgen, das hat die österreichische Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik der Veröffentlichung des alljährlichen Überblicks über die Lage der Landwirtschaft gegeben.
    Diese Übersicht stellt seit zehn Jahren der Landwirtschaftsexperte des Institutes für Wirtschaftsforschung Matthias Schneider zusammen.
    Er hat sich diesmal in seiner Arbeit nicht nur auf die ständige Problematik der landwirtschaftlichen Einkommen, sondern auch auf neue Möglichkeiten für Verdienst in der Landwirtschaft konzentriert.
    Unter anderem forderte Schneider in einem Gespräch mit Journalisten eine sogenannte Dorfsanierungsaktion.
    Mehr verbilligte Kredite für die Sanierung und den Neubau von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sollen im Bereich der Landwirtschaft und dort, wo relativ breite Schichten von Zulieferern von der Landwirtschaft leben, Bauaktivität auslösen und zusätzliche Verdienste schaffen.
    So einer der Vorschläge Dr. Schneiders, mit dem Hans Adler das folgende Gespräch über die Situation und über neue Produktionsmöglichkeiten für die Bauern führt.
    Herr Dr. Schneider, Sie haben zunächst einmal einen Überblick über das vergangene Jahr gegeben.
    Das kam an ja inzwischen.
    Wie schaut das aus Ihrer Sicht aus?
    Das Jahr 1982 war aus der Sicht der Land- und Forstwirtschaft ein sehr ungewöhnliches Jahr.
    Es hat sehr hohe mengenmäßige Erträge gegeben, speziell natürlich im Pflanzenbau, wo es Rekordernten auf allen Gebieten gegeben hat.
    Auch in der Tierproduktion sehr gute Leistungen, im Holz allerdings eine gewisse Einschränkung des Einschlages.
    Also der Menge nach ein sehr gutes Jahr, Produktion etwa ein Zehntel höher.
    Den Umsätzen nach und den Einkommen nach eher ein schwaches Jahr.
    Und zwar deswegen, weil diese hohen Mengen, die produziert wurden, auf eine stagnierende Nachfrage im Inland stießen.
    Auch im Export gab es Probleme.
    Dadurch gab es Preisdruck für die Landwirtschaft.
    In Summe etwa sechs Prozent niedrigere Agrarpreise.
    Und das hat sich natürlich mit einer sehr geringen Erlössteigerung und stagnierenden Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft niedergeschlagen.
    Der Grund, warum die Ernten immer größer werden, natürlich mit Schwankungen von Jahr zu Jahr, liegt darin, dass es im Bereich der Land- und Forstwirtschaft einen sehr raschen, sogenannten technisch-wissenschaftlichen Fortschritt gibt.
    Das heißt, in der Züchtung gibt es Fortschritte, es kommen immer leistungsfähigere Sorten im Pflanzenbau, es kommen also leistungsfähigere Tiere in der Tierproduktion.
    Und natürlich auch in der Düngung, im Pflanzenschutz und all das wirkt eben in die Richtung, dass die Ernten immer größer und immer sicherer werden.
    Diese immer wieder steigenden Ernten hat man in den vergangenen Jahren zumindest zum Teil durch einen Mehrverbrauch beim Konsumenten, zu einem wesentlich größeren Teil aber durch die Abwanderung aus der Landwirtschaft kompensiert, also ausgeglichen einfach, indem weniger Leute produziert haben, damit es nicht immer wieder zu viel wird.
    Jetzt hält die Krise diese Abwanderung etwas zurück.
    Wie wirkt das?
    Seit der Stagnation der Wirtschaft ist es schwierig geworden, außerhalb der Landwirtschaft Einkommen zu finden, Arbeitsplätze zu finden.
    Es bleiben mehr Bauern in der Landwirtschaft und mehr Leute produzieren eben mehr.
    Und wir können daher in den letzten Jahren einen steigenden Druck auf den Märkten, einen tendenziell steigenden Druck auf den Märkten verzeichnen, der natürlich, wenn man nicht interveniert, wenn es also nicht Möglichkeiten gibt, diese zusätzlichen Mengen abzusetzen, sei es im Inland, sei es vor allem im Export, dann zu Einkommensdruck für die Bauern führt.
    Ja, und bis jetzt hat man natürlich diese Dinge, diese Probleme versucht, zumindest verbal zu lösen, indem man die Projekte des Biospritz- und der Ölsaaten aus der Lade gezogen hat und hat gesagt, also damit wäre die Landwirtschaft zu retten.
    Gibt es denn eigentlich nichts anderes, womit man rascher wirksam etwas tun könnte?
    Ich glaube, man müsste wahrscheinlich auf verschiedenen Ebenen ansetzen.
    Ich bin sehr positiv eingestellt zum Ölsatenprojekt.
    Das wäre sicherlich ein größerer Brocken, den man vor allem aus dem Ernährungssicherheitsaspekt möglichst verwirklichen sollte, meiner Meinung nach.
    Weiters glaube ich, dass sehr günstige Ansätze, nämlich günstig in dem Sinne, dass es relativ geringe Mittel in Relation zum Erfolg, zu den Einkommen, die für die Landwirtschaft dabei zu erzielen sind,
    Ich glaube, solche Ansatzpunkte gäbe es auch speziell bei den sogenannten Spezialkulturen, bei Gemüse, Obst, Heilkräutern, bei der Nutzung der Gesundheitswelle usw.
    Das sind alles Ansätze, die jeder für sich vielleicht nicht allzu viel bringt, aber in Summe sicherlich einiges.
    Sie haben eine ganze Reihe von Produktionen heute in Ihrer Veröffentlichung als eine Art Rückzugsgefecht bezeichnet.
    Wo sind die Bereiche, in denen wir Rückzugsgefechte liefern?
    Ich glaube, es ist so, dass die Einkommen in Österreich generell relativ hoch sind im Vergleich zu anderen Ländern.
    Natürlich auch in der Landwirtschaft, wenn auch die Landwirtschaft immer klagt, dass sie hinter den Unselbstständigen zum Beispiel zurückbleibt.
    Wenn wir diese Einkommen, diese hohen Einkommen rechtfertigen wollen, so muss uns eben immer etwas mehr einfallen als unseren Konkurrenten zum Beispiel am Weltmarkt.
    Das heißt, wir müssen den Rückzug, den wir sozusagen seit Jahren beobachten, zum Beispiel in der Züchtung, im Pflanzenbau, in der Züchtung, in der Tierproduktion, diesen Rückgang, glaube ich, sollten wir trachten aufzuhalten und wenn möglich sozusagen in eine Vorwärtsstrategie umwandeln.
    Sicherlich ein schwieriges Unterfangen, das nicht allein von der Landwirtschaft angegangen werden kann.
    Eine führende Rolle spielen hier sicherlich die
    die Forscher, die Biologen, die Agraringenieure, denen hier sozusagen etwas Neues einfallen muss.
    Aber ich glaube, es sind Versuche in die Richtung notwendig, wenn wir, wie gesagt, in der internationalen Konkurrenz bestehen wollen.
    Das Gespräch über die Lage der Landwirtschaft hat Hans Adler mit dem Landwirtschaftsexperten des Instituts für Wirtschaftsforschung, mit Matthias Schneider, geführt.
    12.26 Uhr, Auslandsberichte, Mittagschanal.
    Der Rüstungspoker zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion geht weiter.
    Eine Annäherung zwischen beiden Militärblöcken in der Rüstungsfrage scheint ferner denn je.
    US-Präsident Reagan hatte eine sogenannte Zwischenlösung vorgeschlagen.
    Sie sieht vor, dass die NATO zwar mit der Aufstellung von amerikanischen Pershing-2-Raketen und Marschflugkörpern wie vorgesehen Ende dieses Jahres beginnen wird, allerdings laut dem Reagan-Vorschlag in geringerer Zahl als bisher geplant, sofern die Sowjetunion einen Teil ihrer SS-20-Raketen abbaut.
    Für Moskau ist dieser Vorschlag keine Verhandlungsbasis.
    Außenminister Gromyko, jetzt auch stellvertretender Ministerpräsident, erklärte, die Sowjetunion werde keine Verschiebung des Kräftegleichgewichts zugunsten der USA zulassen.
    Da die sägestützten US-Mittelstreckenraketen sowie die französischen und britischen Atomraketen nicht mitgerechnet werden, argumentieren die Sowjets,
    brechte der amerikanische Vorschlag nach den Worten Gromykos der NATO weltweit ein zweieinhalbfaches Übergewicht bei Gefechtsköpfen und Atomraketen mittlerer Reichweite.
    Das US-Außenministerium erklärte sich enttäuscht über die, wie es verlauten ließ, unkonstruktive Reaktion Moskaus.
    Der Kreml zeige keine Bereitschaft der Abrüstung auf ein gleiches Niveau, meint Washington.
    Die Abrüstungsdiskussion, in den Osterfeiertagen auch angeheizt durch zahlreiche Friedensostermärsche, ist auch zentrales Thema der in Prag stattfindenden Außenministerkonferenz der Warschauer Paktstaaten.
    Dieter Möller.
    Zum dritten Mal in diesem Jahr ist Prag Tagungsort des Warschauer Paktes.
    Anfang des Jahres waren die Staats- und Parteichefs des östlichen Verteidigungsbündnisses mit ihren Außen- und Verteidigungsministern nach Prag gekommen.
    Kurz darauf trafen sich die Generäle und Marschäle des Warschauer Paktes in Prag.
    Jetzt kommen die Außenminister in die tschechoslowakische Hauptstadt, um neue Variationen auf ein inzwischen bekanntes Thema einzustudieren.
    Anfang Januar konnte man noch über die neuen Töne des neuen Kreml-Chefs Andropow Mutmaßungen anstellen.
    Auf jeden Fall begann der Ostblock das neue Jahr mit einer groß angelegten Friedensoffensive, die schließlich in der sogenannten Prager Erklärung mündete.
    Jetzt allerdings sind die Ergebnisse schon vorgezeichnet.
    Ein Trupetensignal vom vergangenen Samstag gibt den Außenministern Vorgaben.
    Der dienstälteste und vielleicht jetzt stärkste Mann der Moskauer Regierung, der Außenminister und neuerdings auch stellvertretende Regierungschef Andrej Gromyko, hat auf einer seiner seltenen Pressekonferenzen ein klares Nein zu den jüngsten Vorschlägen des amerikanischen Präsidenten Reagan geäußert.
    Den Außenministern bleibt nur noch, diese Ablehnung im Chor vorzutragen.
    Es geht wohl im Prakt darum, kleine Dissonanzen auszuräumen.
    Rumäniens Staats- und Parteichef Ceaușescu hat nämlich kürzlich erklärt, er könne sich auch eine Zwischenlösung bei der Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen vorstellen.
    Der ständige Ausschuss der Außenminister der Staaten des Warsaw-Paktes, dies ist die offizielle Bezeichnung des Prager-Treffens, wird auftragsgemäß auch die Vorschläge des Januar-Gipfels in Paragrafen fassen.
    Es geht besonders um den Vorschlag auf ein Abkommen zum Verzicht auf militärische Gewalt.
    Damit soll die bittere Pille der Ablehnung von Null- oder Zwischenlösungen in der Raketenfrage für die Öffentlichkeit des Westens schmackhafter gemacht werden.
    Eine wichtige Rolle spielt dabei die Ostermarschbewegung in Westeuropa, der in der tschechoslowakischen Presse nahezu ebenso viel Platz eingeräumt wird, wie der Berichterstattung über Gromykos Pressekonferenz.
    In der großen Zahl der Rüstungsgegner im Westen sieht der Ostblock seine eigene Position gestärkt, die des Westens geschwächt.
    So sind Konzessionen in der paragrafierten Form des Vorschlages auf gegenseitigen Gewaltverzicht kaum zu erwarten.
    Es ist eher anzunehmen, dass die Außenminister des Warschauer Paktes keinen Millimeter von der vorgezeichneten Linie abrücken werden.
    Auf jeden Fall setzt der Warschauer Pakt mit einem solchen Treffen auf den propagandistischen Nutzeffekt.
    Mit seiner Formel vom gegenseitigen Gewaltverzicht kann er wieder einmal seine Friedensliebe demonstrieren, ohne sich in große Unkosten stürzen zu müssen.
    Einen gegenseitigen Gewaltverzicht, das ist schließlich der Wunsch eines jeden.
    Mit dem Hintergedanken, die westliche Öffentlichkeit zu beeinflussen und der NATO-Rüstungspolitik psychologisch den Boden zu entziehen.
    In dieses Bild passt das weibliche Ausschlachten der Ostermarschbewegung.
    Es ist ein neuer Versuch im Ostblockkonzert, die europäischen Staaten und die USA auseinanderzudividieren.
    Anders als noch im Januar lässt sich jetzt vermuten, aus Prag nichts Neues.
    Berichterstatter aus Prag war Dieter Möller.
    Die Zeit, es ist nun 12.31 Uhr.
    Was hoffen wir Ihnen in der verbleibenden Zeit bis um 13 Uhr im Mittagsschornal an Beitragsthemen noch unterzubringen?
    Die spanischen Putschisten um
    Oberst Tejero steht nochmals vor Gericht.
    Die kommunistische Partei Frankreichs und ihr Verhältnis zur Ausweisung der sowjetischen Diplomaten aus Paris, die Bürgermeisterwahl in der zweitgrößten amerikanischen Stadt in Chicago, steht zunehmend im Zeichen der Rassenproblematik.
    Und die Kulturredaktion beschäftigt sich mit Margarete von Trotters Film Hellawahn, der in Österreich in Kürze anlaufen wird.
    Nun nach Spanien.
    Das heiße Eisen schlechthin, ein Gesprächsthema, das allerdings in den vergangenen Monaten eher wieder in den Hintergrund getreten ist, taucht jetzt wieder auf.
    Nämlich das Schreckgespenst Golpe, zu deutsch Putsch, Umsturz.
    Nicht etwa weil es neue Butsch-Gerüchte gibt, sondern weil heute ein neuer Akt in jenem von rechtsextremen Militärs begonnenen Dramas, das im Februar vor zwei Jahren im Überfall des mittlerweile legendären Oberstleutnant Tejero und seiner Zivilgardisten auf das spanische Parlament de Cortes gegipfelt hatte,
    eingeleitet wurde.
    Die spanischen Putschisten stehen nochmals vor Gericht.
    Mehr als zwei Jahre also nach dem gescheiterten Putschversuch gegen die junge spanische Demokratie, zehn Monate nachdem das höchste Militärgericht den sogenannten Jahrhundertprozess gegen die Täter mit weithin umstrittenen Urteilen abgeschlossen hatte, muss sich nun der zivile oberste Gerichtshof als Berufungsinstanz aufs Neue mit dem aufsehenerregenden Putschversuch beschäftigen.
    Es wird allerdings kaum erwartet, dass viel neues Licht in die bisher nur höchst ungenügend aufgehellten Zusammenhänge der antidemokratischen Verschwörung bringen dürfte.
    Das Berufungsverfahren gegen die Putschisten des Februars 1981 begann jedenfalls unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen, berichtet Siegfried Buschlüter aus der spanischen Hauptstadt.
    Das Aufgebot an Sicherheitskräften steht in markantem Gegensatz zu der politisch-sozialen Realität Spaniens von heute.
    Einem Land, das sich in freien, demokratischen Wahlen für eine starke Mehrheitsregierung entschieden hat.
    Auch das ein deutlicher Kontrast zu dem Hauptverfahren gegen die Putschisten im Juni 82, das vor dem Hintergrund zunehmender Entscheidungsschwäche der konservativen Minderheitsregierung Calvo Sotelo ablief.
    Von einem neuen Staatsstreich redet heute niemand mehr.
    Die radikale Rechte hat sich aufgelöst.
    Die Probleme, denen sich die neue sozialistische Regierung gegenüber sieht, sind die der meisten westeuropäischen Industrieländer.
    Inflation und Arbeitslosigkeit.
    Das heute begonnene Revisionsverfahren wird auch in der Sache nichts Neues bringen.
    Weder wird der Generalstaatsanwalt neue Beweise vorlegen, noch werden die Angeklagten vor Gericht erscheinen.
    Bei diesem Verfahren haben die Juristen das Wort.
    Der 64-jährige José Antonio Burón Barba im Namen des Staates sowie die Verteidiger von 20 der 33 Angeklagten.
    Das Hauptinteresse der Öffentlichkeit richtet sich auf den Auftritt des Generalstaatsanwalts, der gegen 28 der 33 Beschuldigten eine härtere Strafe fordert, als sie vom obersten Militärgericht in seinem Urteil vom 3.
    Juni 1982 verhängt wurde.
    Mit besonderer Spannung wird die Entscheidung in Sachen Alfonso Armada erwartet, des Divisionsgenerals, dem die Militärrichter zu sechs Jahren Haft verurteilten.
    Für den Staatsanwalt ist Armada der Redelsführer der Rebellion vom 23.
    Februar 81.
    Wenn sich mehrere Personen auf ein gemeinsames strafbares Vorgehen verständigen, sind sie auch gemeinsam dafür verantwortlich, lautet die Argumentation des Staatsanwalts, der Armada unterstellt.
    Er habe beabsichtigt, nach Beginn des Putsches den Königspalast zu übernehmen und die legitime Regierung durch eine andere von ihm geführte zu ersetzen.
    Nur durch die entschlossene Haltung des Königs konnte der von General Milan Del Bosch und Oberstleutnant Tejero angeführte Aufstand niedergeschlagen werden.
    Die beiden Letzteren wurden für je 30 Jahre Acht verurteilt.
    General Armada wurde vom Militärgericht jedoch zugebilligt, nur in der Anfangsphase am Putsch beteiligt gewesen zu sein.
    Sein Verteidiger wird im Revisionsverfahren Freispruch seines Mandanten wegen Mangels an Beweisen fordern.
    Aufhebung des Freispruches wird der Generalstaatsanwalt im Fall jener Hauptleute der Zivilgarde verlangen, die im Parlament den stellvertretenden Regierungschef Gutiérrez Millado tätlich angreifen.
    Ihnen hatte das Militärgericht Gehorsamspflicht zugebilligt.
    Der Generalstaatsanwalt wirft Ihnen einen Anschlag auf Leib und Leben vor.
    Eine Woche dürfte diese Verhandlung dauern, in der zum ersten Mal in der Geschichte Spaniens ein Zivilgericht über einen Militäraufstand entscheidet.
    Auch das ein Zeichen der demokratischen Normalität, die seit den Wahlen vom 28.
    Oktober vergangenen Jahres zur juristischen Norm geworden ist.
    In Frankreich schlägt die gestern erfolgte Ausweisung von 47 Sowjetbürgern, vorwiegend Diplomaten und Journalisten, auch heute hohe politische Wellen.
    Wie ausführlich berichtet, waren die sowjetischen Staatsbürger, die jetzt wieder in der UdSSR sind, der Spionage beschuldigt worden.
    Zu den Betroffenen gehören neben anderem der erste Sekretär der sowjetischen Botschaft in Paris sowie der Chef des Pariser Büros der Nachrichtenagentur TASS.
    Moskau hat mittlerweile energisch gegen die, wie es heißt, völlig unbegründete und willkürliche Ausweisung heftigen Protest gegen diese Maßnahmen ausgedrückt.
    In Frankreich stößt die Maßnahme der Regierung aber weitgehend auf Zustimmung.
    Diese wird verständlicherweise nicht von der kreml-nahen KPF geteilt, die in der französischen Regierung mit einigen Ministern und Staatssekretären vertreten ist.
    Wie wird sich die Partei verhalten dazu und anderen Reaktionen zur Ausweisung der sowjetischen Staatsbürger aus Frankreich?
    Folgender Bericht aus Paris von Joachim Kruse.
    Der Rausschmiss der russischen Spione ist allen französischen Zeitungen heute viel wichtiger als Regierungserklärung und Vertrauensvotum in der Nationalversammlung.
    Nur die kommunistische Parteizeitung Humanité macht da eine Ausnahme.
    Die Ausweisung von 47 Sowjetmenschen wird da ziemlich klein gehandelt.
    Man begnügt sich mit einem Bericht ohne Kommentar.
    Die anderen Blätter können dagegen gar nicht genug bringen über die Dunkelmänner des KGB in Frankreich.
    Fast alle wussten natürlich schon lange, dass die Sowjets überall ihr Unwesen treiben und fast alle finden es mutig und richtig, dass Präsident Mitterrand so kräftig und plötzlich zugeschlagen hat.
    Niemand zweifelt daran, dass eine Entscheidung von so großer Tragweite mit unkalkulierbaren Folgen für die Außen- und Innenpolitik nur von François Mitterrand selbst getroffen werden konnte.
    Der französische Präsident hätte auf die Informationen über sowjetische Spionageaktivitäten auch anders reagieren können.
    Mitterrand hätte zum Beispiel weniger Diplomaten ausweisen können.
    Er hätte die Säuberungsaktion weniger spektakulär machen können.
    Die plötzliche Massenausweisung entspricht also einer bewussten politischen Entscheidung.
    Es ist unvermeidlich, dass die sowjetisch-französischen Beziehungen, die ohnehin seit dem Regierungsantritt der Sozialisten nicht gut sind, auf einen Tiefpunkt sinken.
    Außenminister Chesson hält sich zwar zurück, er versucht, die schlimmen Folgen in Grenzen zu halten, aber die Sowjets werden früher oder später auf diesen Schlag ins Gesicht reagieren müssen.
    In Paris nimmt man sich den Kauf, zumal die Sowjets mehr an Wunstenbeziehungen interessiert sein müssen als die Franzosen.
    Die Handelsbeziehungen sind günstig für Moskau, während Frankreich ein starkes Defizit im Sowjethandel hat.
    Und Moskau versucht seit einiger Zeit wieder normale Beziehungen mit Besuchen und Gegenbesuchen auf höchster Ebene herzustellen.
    Der Nachteil einer andauernden Verstimmung mit Moskau wird ausgeglichen durch den Vertrauensbonus, den Mitterand durch seinen kräftigen Schlag bei den westlichen Verbündeten bekommt.
    Aber auch innenpolitisch wird die Säuberungsaktion gegen sowjetische Spione Folgen haben.
    Vorläufig halten sich die Kommunisten zurück.
    Sie nehmen die Ausweisung der Sowjets hin, so wie sie die Sanierungspolitik hinnehmen, die ihnen überhaupt nicht passt.
    Die Regierungsbeteiligung ist wichtiger als alles andere, aber die scharfen Sachen, die Mitterand den Kommunisten zumutet, machen in der Partei den Flügel stärker, der lieber aus dem Regierungsbündnis aussteigen möchte.
    Noch ist dieser Flügel schwächer als die Befürworter der Regierungsbeteiligung um fast jeden Preis, aber irgendwann platzt auch den Kommunisten der Kragen und das Regierungsbündnis geht auseinander.
    François Mitterand hat dieses Risiko in Kauf genommen.
    Auch da stehen den Nachteilen gewisse Vorteile gegenüber, die nicht zu unterschätzen sind.
    Die Großaktion gegen sowjetische Spione wird in der französischen Öffentlichkeit begrüßt.
    Der Präsident zeigt, dass er überhaupt nicht der Gefangene der Kommunisten ist, dass er sich nicht von der Supermacht Sowjetunion einschüchtern lässt und dass er für klare Verhältnisse sorgt.
    Mitterrand ist damit allen Versuchen zuvorgekommen, seine Autorität und Glaubwürdigkeit von innen her zu erschüttern.
    Schließlich lenkt der Schlag gegen die Spione von anderen Sorgen ab, so zum Beispiel von den unangenehmen Sanierungsmaßnahmen, die jetzt auf die Franzosen
    Mitte April wird in der zweitgrößten Stadt der USA, in Chicago, ein neuer Bürgermeister gewählt.
    Diese Kommunalwahl findet auch bundesweit und sogar international große Beachtung, weil die Wahlkampfauseinandersetzung nicht allein entlang der Parteifronten verläuft, sondern auch das Rassenproblem und das Wahlverhalten von Schwarz und Weiß auf den Prüfstand stellt.
    Genau gesagt geht es um die Frage, schafft es ein schwarzer, amerikanischer Bürgermeister der zweitgrößten Stadt des Landes zu werden.
    Das künftige Wahlverhalten der Schwarzen bei der nächsten Präsidentenwahl könnte jedenfalls vom Ausgang der Chicagoer Wahl abhängen, wie Klaus Emmerich berichtet.
    Für den Konkretabgeordneten Washington handelt es sich um eine Vorwegnahme der amerikanischen Präsidentenwahl im nächsten Jahr.
    Der stadtliche Schwarze, populärer Rechtsanwalt und gemäßigter Bürgerrechtskämpfer macht aus der Brisanz seiner Wahlwerbung um den Bürgermeister-Sessel der zweitgrößten Stadt der USA, von Chicago, kein Hehl.
    Wenn hier der Mann aus den schwarzen Hehlensvierteln der Südstadt von Chicago bei der Bürgermeisterwahl am 12.
    April nicht gewählt werde, müsse mit Rassenunruhen gerechnet werden, und zwar nicht durch Chicago, sondern in den ganzen USA.
    Dass die weiße Mehrheit in der Drei-Millionen-Stadt nicht nur solche Bemerkungen ihrerseits als undemokratischen Rassismus öffentlich und in zahlreichen Leserbriefen an die Lokalzeitung bezeichnen, heizt das Klima nur weiter an.
    Es war schon kritisch genug.
    Die bisherige Bürgermeisterin Jane Byrne war bei den Vorwahlen ihrer eigenen Partei, der Demokratischen Partei, geschlagen worden, nach Meinung vieler, weil sie zunächst einer der erfolgreichen weiblichen Bürgermeister amerikanischer Großstädte autoritär schließlich auch gegen die Schwarzen gewirkt habe.
    Und die Schwarzen zählen neben den Gewerkschaften traditionell zum Rückhalt der Demokratischen Partei, allerdings nicht unbedingt in Chicago.
    Dort ist die sogenannte Maschine,
    Gemeint ist der fast europäisch wirkende Parteiapparat der demokratischen Partei mit Organisationen in Stadtteilen, Bezirken und einzelnen Häuserblocks.
    Dort ist dieser Parteiapparat entweder weitgehend weiß bestimmt und nur in ausgesprochen schwarzen Vierteln auch mit schwarzen Parteifunktionären versehen.
    Prominente demokratische Politiker wie Senator Kennedy konnten daran wenig ändern.
    Innerhalb der Demokratischen Partei ist es nun zu einer Art Aufstand gegen diese Maschine und diese bisher beherrschende Bürgermeisterin Byrne gekommen.
    Der Traumkandidat der Schwarzen, nämlich Congressman Washington, wurde gegen den Willen der Maschine und eines Teils der Demokratischen Partei zur vielfachen Überraschung als Bürgermeisterkandidat aufgestellt.
    Bürgermeisterin Byrne gab sich erst nach einigem Hin und Her jetzt geschlagen.
    Wie unberechenbar die Wahlwerbung unter dem Gesichtspunkt offenen und versteckten Rassismus in der Großstadt Chicago geworden ist, haben jetzt Kandidat Washington und der frühere Vizebürgermeister Mondale erfahren.
    Sie wurden beim sonntäglichen Kirchengang ausgebucht, aggressiv angegangen und verließen das Gotteshaus vorzeitig von einer Art Leibgade abgeschirmt.
    Nicht nur Anhänger des bisher farblosen Gegenkandidaten der Republikanischen Partei Epten sorgten für Wirbel, sondern auch verunsicherte Demokraten.
    Grund der Unsicherheit unter den weißen Anhängern der Demokratischen Partei von Chicago kann und soll ein Schwarzer überhaupt Bürgermeister werden.
    Antwort von Congressman Washington, den wir danach befragten,
    Es gäbe in den USA mehr als 23.000 schwarze Bürgermeister, darunter in Los Angeles und in Atlanta.
    Die amerikanische Demokratie brauche auch rassische Durchlässigkeit, um weiterhin glaubwürdig zu sein.
    Nach anfänglichen Siegeshoffnungen stellt sich auch bei schwarzen Demokraten aber Zweifel ein, ob es Washington schließlich schaffen wird.
    So blieb die Hälfte aller demokratischen Parteifunktionäre einer Veranstaltung fern,
    wo die Schlussphase des Wahlkampfes um die Riesenstadt jetzt festgelegt werden sollte.
    Der bürgerliche republikanische Gegenkandidat, jüdische Herkunft Ebsen, holt inzwischen nicht nur innerhalb der republikanischen Partei auf, weil er weiß ist, unterstützen ihn plötzlich viele Weiße, ohne ihn überhaupt zu kennen oder dann einschätzen zu können.
    Dass die Endrunde des Wahlkampfes von Chicago zwischen Schwarz und Weiß verläuft, erklären Ortskundige mit Geschichte und Besonderheiten dieser Stadt.
    Ethnische Gruppen sind schubweise nach Chicago gekommen, das wirtschaftlich und politisch in den ganzen Mittleren Westen der USA heute wie jedem stark ausstrahlt.
    Anders als in New York, wo man gerne von einem Melting Pot, von einem Schmelzstil der Nationalitäten im Sinne jeweils neuer Amerikanisierung spricht, haben sich in Chicago die einwandernden Deutschen und Österreicher, die Italiener und die Polen,
    und die Juden immer wieder gleichsam eingeigelt, der Integration mehr oder weniger entzogen, die Eigenart vor das Verbinden der Amerikanische gestellt, so auch die Schwarzen.
    Sie haben also nur nachempfunden, was ihnen die Weißen vorgemacht haben, Besinnung auf Eigenart und ihre Bewahrung.
    In radikaleren schwarzen Gruppen heute mehr denn je.
    So kann es einem geschehen, dass unter dem extremen schwarzen Führer Jesse Jackson das Kampflied
    We shall overcome.
    Wir werden es schaffen, gesungen wird, Ordnungskräfte in der Schwarzen Kirche, die übrigens früher eine Synagoge war, mit der Bemerkung um Ruhe bitten.
    Es handelt sich um ihre Nationalhymne, also eine schwarze Nation im Chicago von heute.
    Aufräumende Hoffnungen und befürchtete Enttäuschungen bei Schwarzen und Weißen verschärfen einen Wahlkampf, der längst um mehr geht als um die Verwaltung einer Stadt.
    die 100 Kilometer lang und 30 Kilometer breit ist.
    Zurück jetzt nach Europa, nach Rumänien.
    Rumänien will nun verstärkt den Kampf gegen die schlechte Versorgungslage und die Wirtschaftskrise aufnehmen.
    Dabei will Staats- und Parteichef Ceausescu ungewöhnliche Wege gehen.
    So etwas sollen Dörfer umgebaut werden, alte Häuser sollen mehrstöckigen Gebäuden weichen.
    Damit soll wertvoller landwirtschaftlicher Boden gewonnen werden, hofft der rumänische Staatschef.
    Dazu und zu anderen Maßnahmen zur Meisterung der Versorgungskrise informiert sie Gustav Kalupa.
    Für mehr Fleisch, Milch, Brot, ja Obst und Tomaten opfert Ceausescu selbstsorgsam gehütete marxistisch-leninistische Tabus.
    Am Dorf kann jeder so viel verdienen, wer will.
    Keine Angst vor Bereicherung.
    logte Ceausescu staunende Dorffunktionäre während seiner Rundreise durch die Provinz.
    Allerdings nur durch eigene Arbeit und die seiner Familienmitglieder schränkte er auf einer Konferenz von Landwirtschaftsfunktionären wenig später doch ein.
    Die Aufhebung von Einkommensbeschränkungen für private Produzenten entspringt sicherlich nicht presslicher Liebe zu den bisher als Kolakken beschimpften Bauern, aber auch so stellt sie für rumänische Verhältnisse eine echte Sensation dar.
    Sie könnte das Leben zwischen Oradea an der ungarisch-rumänischen Grenze und der rumänischen Schwarzmeerküste verändern.
    Zumindest der Fetisch Industrialisierung, dem die kommunistischen Parteiführer der Entwicklung des Landes bedenkenlos unterordneten, wird seines Zaubers doch offiziell entkleidet.
    Der laufende Fünfjahresplan musste schon auf der KP-Landesparteikonferenz im Dezember vorigen Jahres entsprechend korrigiert werden.
    Überzogene Zuwachsraten in der industriellen Produktion, fielende Energiekrise, kostspieligen Fehlplanungen und nicht zuletzt dem wachsenden Unmut der Rumänen zum Opfer.
    Nach bald 40 Jahren Aufbau des Sozialismus stehen sie vor leeren Geschäften und müssen den Riemen wieder enger schneiden.
    Zwangsläufig rückt die Landwirtschaft so auf Platz 1 vor.
    Aber auch Schrebergärtner und Industriearbeiter sollen ihr Schärflein zum Ernährungshunder in Rumänien beitragen.
    Dass in Parkanlagen und Grünzonen in Industriebetrieben anstelle von Blumen und Ziersträuchern Kohl und Buttergeiser gezüchtet werden, regte Nikolaus Ceaușescu schon vor zwei Jahren an.
    In Bukarester Industriebetrieben stehen unterdessen überall Gewächshäuser, in denen Gemüse für Werkskantinen und Werksküchen gezüchtet wird.
    Manche Betriebe liefern ihren grünen Überschuss angeblich sogar an Lebensmittelgeschäfte in der rumänischen Hauptstadt.
    Jetzt empfiehlt der Conducatorul auch einen Umbau der Dörfer.
    Anstelle der typischen langgezogenen rumänischen Rheindörfer mit ihren niedrigen bäuerlichen Anwesen sollen mehrstöckige Häuser entstehen, in denen mehrere Familien Platz finden könnten.
    Falls sich drei Bauernfamilien zusammentun und ein dreistockhohes Haus mit je 80 bis 90 Quadratmeter Wohnraum errichten, würden 50 bis 60 Quadratmeter in den Höfen gewonnen.
    erläuterte Ceausescu allen Ernstes vor einigen tausend Bürgermeistern auf einer Tagung in Bukarest.
    Auf dem gewonnenen Boden könnten dann jährlich 120 bis 150 Kilo Zwiebeln oder 400 bis 500 Kilogramm Paradeiser Gemüse gezogen werden, rechnete er vor.
    Laut Ceausescu würde heute auf jeden der 22 Millionen Rumänen ein halber Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Boden entfallen,
    Um der Jahrtausendwende dürften es nur noch ein Drittel Hektar sein.
    Rumänische Experten haben errechnet, dass für Nährung 0,17 Hektar je Bewohner ausreichend wären.
    Allerdings müssten sie intensiv bearbeitet werden.
    Damit ließen sie die Katze aus dem Sack.
    Ceausescu weiß genau, dass von den 200 Quadratmetern Hofland, das den kollektivierten Bauern zur privaten Bearbeitung zusteht,
    zur Versorgung der Bevölkerung mehr beigetragen wird als durch die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften.
    Zwischen 1974 und 1980 wurden in bäuerlichen Gemeinden und in der Nähe von Städten über 200.000 Hektar bestem Boden für Industrieanbietungen enteignet.
    Sie dürften endgültig verloren sein.
    Jetzt wird mit dem Zentimetermaß nachgemessen, wo wertvoller Ackerboden noch zu retten ist.
    Auf Befehl Ceaușescus werden die urbanistischen Bebauungspläne im ganzen Land neu überprüft, damit die Dörfer in Zukunft in die Höhe wachsen können.
    Ceaușescus' seltsame Vorschläge scheinen so nicht nur ein akademisches Denkmodell zu sein.
    Dass dadurch aber die Versorgungskrise gelindert wird, ist zweifelhaft.
    Mittlerweile ist es 12.51 Uhr geworden.
    Ein Bericht unserer Kulturredaktion.
    Nach dem mehrfach ausgezeichneten Streifen Bleierne Zeit läuft am Freitag in Österreich wieder ein Film der deutschen Filmemacherin Margarete von Trotter an.
    Der Titel des Films »Heller Wahn«.
    Margarete von Trotter ist durch Filme wie »Das zweite Erwachen«, »Der Christ der Klages« und »Schwestern« oder »Die Balance des Glücks« bekannt geworden.
    »Heller Wahn« fand nach der Aufführung bei den diesjährigen Berliner Filmfestspielen bei den Kritikern geteilte Aufnahme.
    Karin Bauer berichtet.
    Bundesdeutsche Filmkritiker übertitelten ihre Analysen von Margarete von Trotters neuen Film »Heller Wahn« mit »Flucht aus der Männerwelt«, »Keine Erfindung rachsüchtiger Emanzen« und »Der bleierne Frauenfilm«.
    Im Wesentlichen geht es der Filmemacherin um die Gegensätzlichkeiten bei den Frauen und außerdem hat sie in ihre Frauenfiguren, wie schon bei ihren früheren Streifen, sehr viel von sich selbst verpackt.
    Ich glaube, dass dieser Film sogar mein persönlichster Film ist.
    Dass ich versucht habe, auch das Milieu zu schildern, was ich kenne und wo ich mich auskenne.
    Also ein Theaterregisseur, eine Intellektuelle, eine Dozentin für Germanistik, eine andere Frau, die malt, der Mann ist Friedensforscher.
    Also das ist natürlich schon so ein Bildungsbürger- und intellektuellen Bereich, den ich da schildere diesmal.
    Ich versuche, das aufzuzeigen, was ich um mich herum wahrnehme.
    D.h.
    ich fühle mich immer mehr als Chronistin, denn als Richterin oder jemand, der jetzt irgendeine Botschaft mitteilen will oder irgendein Rezept, wie man leben soll, das kann ich gar nicht.
    Das fände ich auch hochmütig von mir.
    Ich kann immer nur beschreiben, was ich sehe.
    V.a.
    man fühlt sich selber oft so konträr in sich und hat so große Widersprüche,
    gar nicht in einer Person glaubt, darstellen zu können.
    Bei mir tauchen ja immer wieder zwei Frauen auf, die auch die Extreme von einer einzigen Person sein könnten.
    Margarete von Trotter beschreibt die Freundschaft zweier Frauen, die sich im Urlaub kennenlernen.
    Ruth ist labil und selbstmordgefährdet.
    Die sehr selbstbewusste Olga wird vom Fassbinder-Star Hannah Schygulla gespielt.
    Die Olga ist eine Frau, die macht und tut und weiß, wo es lang geht.
    Sie ist Dozentin an der Universität, sie hat eine Ehe hinter sich, ist mit dem Mann weiterhin befreundet und lebt mit ihrem Liebhaber zusammen, hat einen Sohn von 15 Jahren und schmeißt das alles sehr gut.
    Später wird sich feststellen, dass darunter natürlich auch irgendwo Angst und Schwäche bei ihr liegt, aber so wie es die Verhältnisse von ihr zunächst verlangen, kehrt sie die Stärke bei sich heraus.
    Die Darstellerin von Ruth ist Angela Winkler, die sehr viel mit Volker Schlöndorf zusammenarbeitete.
    Für Ruth ist Olga der erste Mensch, der sie aus ihren Depressionen herausreißen kann.
    Als es sich ihr zu intensiv anschließt, wird ihr Mann eifersüchtig und versucht diese Freundschaft zu zerstören.
    Mit dieser Rolle hat sich Peter Stribek, der Intendant des Hamburger Thalia-Theaters, sehr intensiv auseinandergesetzt.
    Es ist eine sehr vielschichtige Figur.
    Der Mann ist mit einer schwierigen Frau verheiratet, die er sehr liebt.
    Sie sind zehn Jahre verheiratet.
    Die Frau ist erblich voll belastet.
    Sie ist in der Situation, in der sich sehr viele Frauen befinden und keine Kinder.
    Der Mann hat einen Beruf, ist sehr stark ausgelastet.
    Durch diesen Beruf ist er sehr dominant.
    Und er möchte seiner Frau helfen, sich selbst zu finden und sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien.
    und leitet sehr gute Schritte ein.
    In dem Moment, wo er merkt, dass sie sich emotional von ihm entfernt, verliert er die Nerven, da ihm diese Freundschaft der beiden Frauen auch etwas unheimlich ist.
    Welchem Mann ist das nicht irgendwo unheimlich?
    Es ist eine andere Welt, von der wir immer nur einen Teil verstehen.
    Die Meinungen über diesen Film gehen sehr stark auseinander.
    So schrieb Ponky in der Münchner Abendzeitung.
    Heller Wahn ist optisch ja überaus attraktiv, effektvoll, schön, perfekt.
    Aber halt humorlos bis auf die Knochen.
    Ruprechts Kass meinte in der Stuttgarter Zeitung.
    Heller Wahn, das neue Kinostück der tief empfindenden Regisseurin, ist ein scheußlich misraterner Film.
    Der schwächste, den Margarete von Trotter bisher gedreht hat.
    Und Frauke Hangs Kommentar lautet dazu in der Münchner TZ.
    Als nächstes Projekt bereitet Margarete von Trotter einen Film über Rosa Luxemburg vor.
    Nach diesem Beitrag, gestaltet von Karin Bauer, gebe ich noch einmal ins Nachrichtenstudio zu Wolfgang Riemerschmidt.
    Tschechoslowakei.
    In Prag beginnen heute zweitägige Beratungen der Außenminister des Warschauer Paktes.
    Offiziell sind keine Einzelheiten der Tagesordnung bekannt.
    Zur Debatte dürfte der Vorschlag eines Nicht-Angriffspaktes mit der NATO stehen.
    Auch ein gemeinsames Vorgehen gegen die geplante Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen in Westeuropa soll zur Sprache kommen.
    Sowjetunion.
    Der Oberkommandierende der Truppen des Warschauer Paktes, Marschall Viktor Kulikow, hat den Westen beschuldigt, eine militärische Überlegenheit über die kommunistischen Länder anzustreben.
    Kulikow spricht in einem Artikel von einer gefährlichen Illusion des westlichen Bündnisses.
    Er betont, die sowjetischen Streitkräfte würden auch gegen neue Waffen des Westens ein zuverlässiges Gegengewicht haben.
    Großbritannien, Frankreich.
    Die Entlarvung zahlreicher sowjetischer Spione in Westeuropa ist wahrscheinlich durch die Entschlüsselung eines Codes des sowjetischen Geheimdienstes KGB möglich geworden.
    Nach britischen Presseberichten sollen zwei sowjetische Überläufer die entscheidenden Hinweise gegeben haben.
    Demnächst wird mit weiteren Ausweisungen von Sowjetspionen aus europäischen Ländern gerechnet.
    Gestern hat Frankreich 47 Sowjets des Landes verwiesen.
    Spanien.
    Der oberste Gerichtshof in Madrid befasst sich heute mit dem Putschversuch rechtsextremer Offiziere im Februar 1981.
    Damals hatten Angehörige der paramilitärischen Polizeidruppe Guardia Civil das Parlament gestürmt und die Abgeordneten als Geiseln festgehalten.
    Bereits im vergangenen Jahr hat ein Militärgericht die Putschisten verurteilt.
    Die Strafen gelten jedoch in der spanischen Öffentlichkeit als zu milde.
    Frankreich.
    Zum ersten Mal seit dem Wahlsieg der Sozialisten vor knapp zwei Jahren stellt Ministerpräsident Moroir heute im Parlament die Vertrauensfrage.
    Den Abgeordneten liegt ein Programm zur Stabilisierung der Wirtschaft vor.
    Es enthält unter anderem eine Zwangsanleihe für Besserverdienende, höhere Verbrauchsteuern und Devisenbeschränkungen für Auslandsreisen.
    Sozialisten und Kommunisten werden Moroir das Vertrauen aussprechen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Zahl der Arbeitslosen ist im März um etwa 150.000 auf 2,3 Millionen gesunken.
    Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg ging die Arbeitslosigkeit damit von 10,4 Prozent im Februar auf 9,8 Prozent zurück.
    USA.
    Der Flug der am Ostermontag gestarteten Raumfähre Challenger verläuft ohne Komplikationen.
    Die vier Astronauten an Bord befinden sich in guter Verfassung.
    Gestern gab es vorübergehend Aufregung um den von Challenger abgesetzten Nachrichtensatelliten.
    Er geriet ins Trudeln, konnte aber wieder unter Kontrolle gebracht werden.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Starke bis geschlossene Bewölkung und strichweise Regen.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Mit Nachrichten und dem Wetterbericht ist nun eine Stunde ausführlicher Mittagsjournalinformation beendet.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Einen recht angenehmen Tag noch.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Beamtenstaatssekretär Löschnak präsentiert Zwischenbericht der Privilegienkommission
    Einblendung: Staatssekretär Löschnak
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Löschnak, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ex-SPÖ-Nationalratsabgeordneter Tull erwirkt einstweilige Verfügung gegen ALÖ
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation und Zukunft der Bauern
    Interview: Dr. Matthias Schneider (WIFO)
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Schneider, Matthias [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spanien: Vor dem OGH in Madrid begann die Berufungsverhandlung gegen Putschistenoberst Tejero & Co.
    Mitwirkende: Buschlüter, Siegfried [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Ort: Madrid [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA - Die bevorstehenden Bürgermeisterwahlen in Chikago stehen im Zeichen der Rassenprobleme
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Heller Wahn" von Margarethe von Trotta in österreichischen Kinos
    Einblendung: Margarethe von Trotta, Hanna Schygulla, Peter Striebeck
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Trotta, Margarethe von [Interviewte/r] , Schygulla, Hanna [Interviewte/r] , Striebeck, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.04.06
    Spieldauer 00:59:46
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.04.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830406_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo