Mittagsjournal 1983.04.23

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Beim letzten Mittagsschornal vor den morgigen Nationalratswahlen begrüßt Sie als Redakteur Karl Jakowski.
    Und dieses Mittagsschornal steht ganz im Zeichen der morgigen Wahlen.
    Sie hören nach den Nachrichten die Abschlusserklärungen der Parteiführer von SPÖ, ÖVP und FPÖ, Kreisky, Mock und Steger.
    Wir zitieren aus den letzten Zeitungskommentaren vor den Wahlen.
    Gestern gab es ja die Abschlusspressekonferenzen des Bundeskanzlers und des ÖVP-Kanzlerkandidaten.
    Weiters informieren wir Sie über den Modus der Stimmenauszählung.
    Wenn die Wähler morgen ihre Stimme abgegeben haben, beginnt das große Rechnen.
    Es gibt aufgrund der Volkszählung in den Bundesländern eine geänderte Mandatssituation und außerdem kandidieren erstmals acht Gruppierungen.
    Im Journal zu Gast ist Prof. Gerhard Bruckmann.
    Er ist auch morgen wieder Wahlhochrechner der Nation, und zwar um 18 Uhr auf allen Radio- und Fernsehprogrammen.
    Bei uns ist Prof. Bruckmann heute zu Gast.
    Die Kulturredaktion berichtet dann noch über das Stück »Kabalen und Lieben« in der Wiener Kammeroper.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten verantwortlicher Redakteurs heute Mittag, Georg Schallgruber und Sprecherin Maria Piffl.
    Österreich.
    Vor den morgigen Nationalratswahlen sind heute die letzten Wahlaufrufe veröffentlicht worden.
    Bundeskanzler Kreisky sagte, Österreich sei europareif geworden.
    In Österreich gebe es die niedrigste Arbeitslosenrate neben der Schweiz und eine niedrige Inflationsrate.
    Österreich sei ein Land, das überall bewundert werde, sagte Kreisky und setzte hinzu, er verspreche, den bisherigen Kurs fortzusetzen, wenn die Mehrheit der Österreicher ihm das Vertrauen schenkt.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Mock sagte, die Wahl sei eine Volksabstimmung darüber, ob der sozialistische Weg weiter fortgesetzt werden sollte, trotz 150.000 Arbeitslosen und 40.000 Jugendlichen ohne Arbeit.
    Die ÖVP wolle einen Kurswechsel mit einer Sicherung der Vollbeschäftigung und mit einer Sicherung des Sozialnetzes, erklärte Mock.
    Im FPÖ-Wahlaufruf heißt es unter anderem, bei den Wahlen zum Nationalrat gehe es darum, Österreich so schön zu erhalten wie möglich und dem Fleiß und Können der Österreicher und Österreicherinnen besser Rechnung zu tragen als bisher.
    Sowjetunion, Bundesrepublik Deutschland.
    Der sowjetische Parteichef Jurij Andropov hat die Vorschläge des amerikanischen Präsidenten Reagan für einen Abbau der Mittelstreckenraketen in Europa neuerlich abgelehnt.
    Zugleich gab er aber die weitere Verhandlungsbereitschaft Moskaus zu erkennen.
    In diesem Sinne äusserte sich Andropov in einem Interview für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
    Dieses Interview ist nun vorab veröffentlicht worden.
    Die Abrüstungsgespräche in Genf seien in eine Sackgasse geraten, meinte Andropov, die beiden von Reagan vorgeschlagenen Lösungen seien unrealistisch, man wolle nur den Warschauer Pakt abrüsten und die NATO noch mehr aufrüsten.
    Andropov erneuerte auch den Standpunkt, in die Verhandlungen müsste das britische und französische Atomwaffenpotenzial einbezogen werden.
    Zu Afghanistan-Frage räumte Andropov ein, die Sowjetunion wisse, wie sehr dieses Problem das internationale politische Klima belaste.
    Moskau glaube aber, mit Hilfe der UNO zu einer Lösung auf einer vernünftigen Grundlage kommen zu können.
    Die Sowjetunion suche in Afghanistan nichts und habe dort nichts verloren, formulierte Andropov.
    Allerdings gebe es eine lange gemeinsame Grenze, es sei der Sowjetunion daher nicht gleichgültig, was für ein Afghanistan es in der Zukunft geben werde, ebenso wie es den USA nicht gleichgültig sei, welche Regierung Nicaragua habe.
    USA.
    Präsident Reagan hat der Sowjetunion angeboten, ein neues, langfristiges Getreideabkommen abzuschliessen.
    Reagan sagte dazu, die USA wollten ihre Zuverlässigkeit als Lieferant wiederherstellen.
    Das derzeitige Lieferabkommen ist wegen der Lage in Polen auf ein Jahr befristet.
    Es läuft am 30.
    September ab.
    Die amerikanischen Farmer produzieren erhebliche Überschüsse und sind auf Exporte angewiesen.
    Wegen der politisch motivierten Begrenzung der Ausfuhren mussten sie erhebliche Einbußen hinnehmen.
    Außenminister George Schultz reist morgen für zehn Tage in den Nahen Osten.
    Stationen sind Ägypten, Israel und der Libanon, zusätzliche Aufenthalte sind nicht ausgeschlossen.
    Präsident Reagan sagte zu dieser Mission, vor allem sollten die israelisch-libanesischen Verhandlungen über einen Truppenabzug aus dem Libanon zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
    Zu seinem Nahostplan meinte der Präsident, er sei nicht gescheitert.
    Für das Ende der palästinensisch-jordanischen Gespräche machte Reagan neuerlich radikale Elemente in der PLO verantwortlich.
    In seiner bisher härtesten Stellungnahme gegenüber der Palästinensischen Befreiungsorganisation sagte der Präsident, die PLO sei niemals zur Vertreterin der Palästinenser gewählt worden, die Bedeutung der PLO sei übertrieben worden, Nahostfriedensverhandlungen dürften nicht von der Präsenz der PLO abhängen, aber das Palästinenser-Problem müsse gelöst werden.
    Marokko.
    PLO-Chef Arafat ist in Marokko eingetroffen, um mit König Hassan zu konferieren.
    Zur Diskussion steht unter anderem ein mögliches, außerordentliches arabisches Gipfeltreffen.
    Es könnte Anfang Mai in Marokko stattfinden.
    König Hassan bemüht sich um eine Einigung zwischen der PLO und Jordanien über eine gemeinsame Linie bei den Friedensverhandlungen mit Israel.
    Italien.
    Die seit längerem erwartete Regierungskrise ist voll ausgebrochen.
    Die Sozialistische Partei unter Bettino Cradzi hat beschlossen, die Mitte-Links-Regierung unter Ministerpräsident Amentore Fanfani im Parlament nicht mehr zu unterstützen.
    Die sozialistischen Minister werden jedoch im Amt bleiben.
    Die Koalition aus christlichen Demokraten, Liberalen, Sozialdemokraten und Sozialisten amtiert seit dem 1.
    Dezember 1982.
    Es ist dies eine für italienische Verhältnisse lange Zeit.
    Vorgezogenen Neuwahlen, möglicherweise am 26.
    Juni, dem Tag der Kommunalwahlen, gelten als wahrscheinlich.
    Die letzte Entscheidung darüber liegt aber bei Staatspräsident Pertini.
    Island.
    Etwa 150.000 Bürger wählen heute und morgen ein neues Parlament.
    Das Justizministerium hat die Wahlzeit bis morgen Abend verlängert, weil in den vergangenen Tagen heftige Schneefälle eingesetzt haben.
    Viele Strassen sind unpassierbar.
    Heute kamen die ersten Wähler, vor allem im Norden des Landes, teilweise nur mit Skiern oder Motorschlitten zu den Wahllokalen.
    Der amtierende Ministerpräsident Gunnar Thorådsson hat die Neuwahlen ausschreiben müssen, da seine aus drei Parteien bestehende Koalition keine Mehrheit für einschneidende Wirtschaftsmaßnahmen fand.
    Island hat eine Inflationsrate von etwa 100 Prozent.
    Ein politischer Ausweg aus der Wirtschaftskrise wird nicht erwartet.
    Die Regierungsbildung nach den Wahlen wird voraussichtlich mehrere Monate dauern, da die etablierten Parteien in sich gespalten sind.
    Sogar Teile der drei Regierungsparteien befinden sich zeitweise in Opposition.
    Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien.
    Erwartungsgemäß ist es über die Echtheit der Tagebücher Adolf Hitlers zu heftigen Diskussionen gekommen.
    Das Hamburger Nachrichtenmagazin Stern hat nach eigenen Angaben diese Hitler-Tagebücher aus den Jahren 1932 bis 1945 in langwierigen Recherchen gefunden.
    Die britische Geschichtsforscher Hug Trevor Roper, der bereits zahlreiche Werke über die NS-Zeit publiziert hat, sagte, er sei von der Echtheit der Dokumente überzeugt worden.
    Trevor Roper forderte andere Historiker aber zugleich auf, die Tagebücher mit Vorsicht zu behandeln, der grösste Teil ist nach seiner Ansicht offene Propaganda.
    Die deutschen Historiker Eberhard Jekl und Werner Maser reagierten mit Skepsis und Ablehnung.
    Jekl sagte, er sei bei seinen Arbeiten über Hitler auf sehr viele mutmassliche Fälschungen gestossen.
    Hitler-Biograf Maser bezweifelte den Wert der Tagebücher und sagte, in der DDR gebe es eine Fälscherwerkstatt, in der Hitler-Bilder, Hitler-Briefe und Hitler-Notizen produziert werden, weil man mit dem Verkauf Devisen machen könne.
    Maser berichtete weiter, Hitler habe seit Jänner 1943 an einer Schüttelneurose gelitten und habe daher nicht mit Tinte, sondern nur noch mit Bleistift oder mit Farbstiften schreiben können.
    Wer behaupte, dass die Weltgeschichte zum Teil neu geschrieben werden müsste, kenne weder den Forschungsstand noch die Quellenlage und das Grenze an Hochstapelei, schloss Werner Maser.
    USA
    Bestürzt über die Verschmutzung der Erdatmosphäre zeigten sich die Astronauten der amerikanischen Raumfähre Challenger.
    Der Kommandant des jüngsten fünftägigen Challenger-Fluges, Paul Weitz, sagte vor Journalisten, er habe eine zunehmende Luftverschmutzung feststellen müssen.
    Wörtlich formulierte der Astronaut, die Erde sei leider dabei, ein grauer Planet zu werden.
    Die gesamte Welt sei betroffen, auch die Entwicklungsländer.
    Zu ihrer jüngsten Weltraummission berichteten die vier Männer, sie sei ruhig und problemlos verlaufen, die jetzt in der Praxis getesteten neuen Raumanzüge hätten sich voll bewährt.
    Nun zum Wetter, die Wetterlage.
    Über Mitteleuropa bestehen nur geringe Luftdruckgegensätze, wobei der Hochdruckeinfluss überwiegt.
    Morgen greift von Westen her eine schwach wetterwirksame Front auf den Alpenraum über.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, meist gering bewölkt, mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 15 bis 21, Frühtemperaturen 7 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag, im Westen Bewölkungszunahme und regional etwas Regen, sonst den Großteil des Tages über noch sonnig, mäßige Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 16 bis 21 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, teilweise sonnig, verhältnismäßig mild.
    Nun die Wettermeldungen abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 17 Grad, Ostwind mit 10 Kilometern pro Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt 17, Südost 10, Linz heiter 15, Südost 15, Salzburg heiter 18 Grad, Nord 5, Innsbruck heiter 19, Südost 20, Bregenz wolkig 11, West 5,
    Graz Heiter 16, Ost 10 und Klagenfurt Wolkig 17 Grad Südostwind mit 10 Kilometern pro Stunde.
    Elf Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    In nicht einmal mehr zwölf Stunden, genau in elf Stunden und 49 Minuten, öffnet das erste Wahllokal für die morgigen Nationalratswahlen, und zwar jenes am Flughafen Wien-Schwächert.
    Damit geht ein Wahlkampf zu Ende, von dem Bundeskanzler Kreisky erklärte, dies würde der härteste seit Bestehen der Zweiten Republik sein.
    Tatsächlich härter wurde dieser Wahlkampf, der von politischen Kommentatoren eher als fad und themenlos bezeichnet wurde, erst in seiner letzten Phase.
    Der Bundeskanzler warf gestern der ÖVP vor, dass ihre Propagandisten seinen Gesundheitszustand in der übelsten Weise dargestellt hätten und dass man mit einer solchen Partei nach den Wahlen nicht einmal mehr Verhandlungen führen könnte.
    Das ist die bisher eindeutigste Absage Kreiskis an eine mögliche große Koalition, sollte die SPÖ morgen die absolute Mehrheit verfehlen.
    Diese Absage wurde dann kurz darauf von ÖVP-Kanzlerkandidaten Alois Mock als Indiz dafür gewertet, dass zwischen SPÖ und FPÖ bereits eindeutige Koalitionsabsprachen bestünden.
    FPÖ-Obmann Norbert Steger meinte dann dazu, seine Partei sei nach allen Seiten offen.
    Mit dem heutigen Tag geht also eine Wahlauseinandersetzung zu Ende, deren Ausgang ungewiss wie schon lange nicht mehr ist.
    Offen ist, ob die SPÖ nach 13 Jahren sozialistischer Alleinregierung wieder die absolute Mehrheit bekommt.
    Oder ob die beiden Oppositionsparteien, ÖVP und FPÖ, die absolute Mehrheit der Regierungspartei brechen können.
    Und ob die Grünen erstmals ins Parlament kommen.
    Morgen Abend ab 18 Uhr nach der ersten Hochrechnung werden wir wahrscheinlich schon genaueres wissen.
    Heute, am letzten Tag vor den Wahlen, gaben die Obmänner der drei Parlamentsparteien kurze Abschlusserklärungen.
    Hören Sie zuerst SPÖ-Vorsitzenden Bundeskanzler Bruno Kreisky.
    Liebe Österreicherinnen und Österreicher, unter den vielen Briefen, die ich in den
    Letzten Wochen erhalten habe, hat mich einer gestern besonders beeindruckt, der Brief einer jungen Österreicherin aus Dreiskirchen.
    die mir mitteilt, dass sie zum ersten Mal zur Wahl geht, dass sie sich gründlich geprüft hat, auch die Tätigkeit der Parteien und dass sie sich entschlossen hat, ihre Stimme der Sozialistischen Partei zu geben.
    Ich möchte bei dieser letzten Gelegenheit sagen, dass ich seinerzeit
    als ich mich als Kanzlerkandidat vorgestellt habe, versprochen habe, alles zu tun, damit Österreich europareif wird.
    Österreich ist europareif geworden.
    Wir sind heute das Land, das neben der Schweiz die niedrigste Arbeitslosigkeit hat.
    Wir sind heute das Land,
    das eine aktive Leistungsbilanz hat, eine niedrige Inflationsrate.
    Und wir sind heute das Land, das überall in der Welt bewundert wird.
    Vor allem, weil ja unser Aufstieg von einem so tiefen Niveau begonnen hat.
    Ich verspreche Ihnen, dass wenn die Mehrheit der Österreicher
    und der ÖsterreicherInnen uns am 24.
    April wieder ihr Vertrauen schenken wird, dass wir die Politik fortsetzen werden, die dazu geführt hat, dass in Österreich neue und gute Arbeitsplätze geschaffen werden, dass viele hunderttausende Wohnungen neu gebaut wurden, hunderttausende repariert wurden,
    Wir haben die Tore weit aufgestoßen zu den Schulen für alle jungen Österreicherinnen und Österreicher.
    Diese Politik wird ihre Fortsetzung finden.
    Und wir haben jedes Jahr, Jahr für Jahr die Pensionen und Renten erhöht.
    Ja, wir haben aus Österreich ein Land des bescheidenen Wohlstands gemacht.
    Und ich verspreche Ihnen auch noch eines, die Sparguthaben werden nicht angetastet, lediglich ein kleiner Teil des Ertrags, des Zinsertrages wird letzten Endes von den Banken abgeführt werden.
    Wir werden nach wie vor die Partei
    der Männer und Frauen sein, die in Österreich so viel durchgemacht haben.
    Und wir wollen den Jungen versprechen, wir werden alles tun, damit sie in einem guten Österreich heranwachsen können.
    Hören Sie jetzt ÖVP, ob man alles mockt, den Kanzlerkandidaten der Volkspartei.
    Morgen werden Sie, meine Damen und Herren, eine für Österreich und für Sie persönlich wichtige Entscheidung treffen.
    Diese Wahl ist mehr als nur eine Nationalratswahl.
    Sie ist eine Volksabstimmung.
    Soll in unserer Heimat eine Partei machen können, was sie will, darf eine Regierung ein Volksbegehren mit 1.360.000 Unterschriften gegen den unnötigen Konferenzpalast
    einfach in den Papierkorb werfen.
    Darf die Verschwendung fortgesetzt werden.
    Soll die Sparbuchsteuer kommen, sollen Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und Überstunden höher besteuert werden.
    Die morgige Wahl ist also eine Volksabstimmung, ob der sozialistische Weg fortgesetzt werden soll, trotz 150.000 Arbeitsloser, trotz 40.000 Jugendlicher ohne Arbeit.
    Ich habe schon bei der Fernsehdiskussion mit dem Bundeskanzler erklärt, wir wollen einen Kurswechsel, weil wir die Vollbeschäftigung und ein sicheres soziales Netz wollen.
    Wir wollen darüber hinaus eine Politik, die ehrlich ist und die sich an Grundsätzen orientiert.
    Wir wollen den Menschen helfen, Eigentum zu erwerben.
    Wir wollen die Familien stärken.
    Wir treten für Recht und Sicherheit ein und wir wollen eine gesunde,
    und lebenswerte Umwelt.
    Lassen Sie sich nicht von jenen beirren, die gegen einen Kurswechsel reden.
    Sie tun das nur, um an der Macht zu bleiben.
    Wichtig ist aber nicht die Übermacht einer Partei, sondern das Schicksal unserer Heimat und ihrer Menschen.
    Ich wende mich daher an die Frauen, weil es morgen auf ihre Entscheidung besonders ankommt.
    Ich wende mich an die Jugend,
    Nehmt euer Schicksal selber in die Hand.
    Bleibt nicht abseits stehen.
    Und lasst nicht zu, dass eure Zukunft verspielt wird.
    Ich wende mich an alle Frauen und Männer, die Österreich nach 1945 aufgebaut haben.
    Helfen wir zusammen, um den Aufschwung zu schaffen.
    Und ich wende mich besonders an jene, die heute noch unentschlossen sind.
    Geben sie ihrem Herzen einen Stoß.
    und geben auch sie dem neuen Weg eine Chance.
    Für die FPÖ spricht deren Obmann Norbert Steger.
    Rund acht Wochen war ich auf meiner Wahlreise quer durch Österreich unterwegs.
    Ich habe wieder einmal gesehen, welch herrliche Region in unserer Heimat hat und was für fleißige und tüchtige Menschen in Österreich leben.
    Menschen, die mit ihrer Arbeit viel geleistet haben.
    Das ist der Grund, warum alles getan werden muss, um unser Land schön zu erhalten und um den Fleiß der Menschen besser gerecht zu werden als bisher.
    Unsere Situation heute ist nicht so, dass nach der Wahl alles anders werden muss.
    Es ist aber sicher notwendig, dass wir in einigen wichtigen Punkten, besonders was die Wirtschaft betrifft, Änderungen vornehmen.
    Damit es mit dem Wohlstand und der sozialen Sicherheit gut weitergeht und damit unsere Umwelt nicht weiter geschädigt wird.
    Um dies zu erreichen, trete ich in der Freiheitlichen Partei ein für ein Miteinander der Erfahrung der älteren Menschen und der Dynamik der Jungen, die Hand in Hand die verschiedensten Probleme bewältigen.
    Wir Freiheitlichen rufen jeden zur aktiven Mitarbeit auf.
    Ihre Stimmabgabe bei der morgigen Nationalratswahl ist ein ganz wichtiger Beitrag.
    Dr. Greisky hat 13 Jahre lang sein altes Programm,
    mehr Schulden und mehr Steuern praktiziert.
    Wir Freiheitlichen bieten im Gegensatz dazu ein ganz neues Mittelstandsprogramm an, das jenen neue Chancen bietet, die bisher immer für das bezahlt haben, was andere bekommen.
    Wer aber am Abend des Wahltages unzufrieden brummt, jetzt hat sich wieder nichts geändert, wer selbst daheim geblieben ist,
    Wer trotz allem wieder rot-schwarz gewählt hat, der soll am Abend des 24.
    April aufhören zu schimpfen.
    Denn mit seiner Stimmabgabe für die Freiheitliche Partei hätte er ja die Chance gehabt, wirkliche Veränderungen zu bringen.
    Ihnen allen sage ich nochmals, jede Stimme für die Freiheitlichen, sie ist ein Stachel gegen die Korruption in Österreich.
    Jede Stimme für die Freiheitliche Partei,
    Sie ist ein schwerer Schlag gegen die Privilegenritter und Verschwender in Österreich.
    Und jede Stimme für uns Freiheitliche, sie ist ein Baustein für eine andere Wirtschaftspolitik, bei der der Mittelstand endlich ernst genommen werden muss.
    Nach diesen Abschlusserklärungen der Obmänner der drei Parlamentsparteien zur morgigen Nationalratswahl setzen wir das Mittagsjournal fort mit der Inlandspresseschau aus Wahl der Zitate Fritz Pessater.
    Die meisten der heutigen österreichischen Tageszeitungen gehen in ihren Betrachtungen zur Wahl von der gestrigen Abschlusspressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky aus.
    Der Kanzler hatte, nicht zuletzt mit Hinweis auf, wie er sagte, üble ÖVP-Propagandisten, die seinen Gesundheitszustand in ehrenrüdiger Weise darstellten, eine Koalition mit der Volkspartei geradezu abgeschmettert.
    Der Herausgeber der Presse, Otto Schulmeister, meint dazu unter dem Titel Blutwäsche für Österreich.
    Die öffentliche Diskussion sieht sich auf die Niereninsuffizienz eines namhaften Patienten fixiert, statt auf die drohende Niereninsuffizienz der Republik.
    Wie viele Akteure der politischen Szene sind schon an die Dialyse-Maschine angeschlossen, ohne zu merken, was ihre Wähler und vor allem die Jungen längst wahrnehmen.
    Fragt Schulmeister und kommt zum Schluss.
    Man sagt, das Wahlresultat sei diesmal unvorhersehbarer denn je.
    Wie immer.
    Wer mit den heimischen Verhältnissen vertraut ist, muss für Österreich nichts mehr fürchten als eine Zementierung des Status Quo.
    Nein, daraus kommt nichts Gutes mehr.
    schließt der Herausgeber der Presse seinen Kommentar.
    Auch das Zentralorgan der SPÖ, die Arbeiterzeitung, nimmt sich der gestern von Kreisky artikulierten Kritik an gewissen ÖVP-Propagandisten an.
    Herbert Lackner schreibt, Gerüchtekampagnen wie jene der ÖVP über den Gesundheitszustand Bruno Kreiskys sind an sich sehr gefährlich.
    Sie werden unter der politischen Pudel gehandelt, haben keinen sichtbaren Urheber, werden über den Biertisch geflüstert und entziehen sich auf diese Art der Gegenäußerung.
    Die ÖVP machte allerdings einen fatalen Fehler.
    Sie kalkulierte nicht ein, dass Kreisky ja tagtäglich bei Wahlveranstaltungen und im Fernsehen von einem Millionenpublikum zu sehen ist.
    Und etwas Schlimmeres kann einem Gerüchtemacher gar nicht passieren, dass man sich augenscheinlich von der ausgestreuten Flunkerei überzeugen kann.
    Zum gleichen Thema meint hingegen Detlef Harbig in der steirischen ÖVP-Zeitung Südost Tagespost.
    Wer wirklich gesund ist, der alteriert sich nicht so, wenn seine Gesundheit zur Diskussion gestellt wird.
    Es war ja Kreisky selbst, der geradezu zwanghaft in seinen Wahlreden immer wieder auf dieses Thema zu reden kam.
    Viele Kommentatoren gehen schon heute, wenige Stunden vor dem Wahlakt selbst, auf die Frage ein, wie wohl die politische Landschaft am 25.
    April aussehen wird.
    Soll heißen, ob und welche Koalitionen gebildet werden.
    Kurt Vorhofer in der Grazer Kleinen Zeitung meint etwa,
    Sollte am Sonntag das Wahlergebnis so ausfallen, dass die Bildung einer Koalitionsregierung notwendig sein wird, dann heißt die entscheidende Frage, überspitzt gesagt, so.
    Hat man wirklich etwas Großes im Sinn, nämlich gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen mit dem Ziel, die Republik zu reformieren und zu sanieren?
    Oder soll alles in den ausgeleierten Geleisen so weitergehen?
    Auch Georg Weiland in der Kronenzeitung stellt sich die Koalitionsfrage.
    Eine Koalition zwischen der SPÖ und der FPÖ ist von den wirtschaftspolitischen Schwerpunkten her fast unmöglich, meint Weiland und schreibt über eine allfällige Große Koalition.
    Weiter auseinander als bei den letzten Wahlgängen liegen diesmal auch die wirtschaftspolitischen Ziele der SPÖ und ÖVP.
    Doch glaubt Weiland, sei dies nur in der Theorie so.
    Die Praxis werde hingegen wie immer anders aussehen.
    Die Wähler werden nicht über Lösungen abstimmen, sondern sich für Personen entscheiden.
    Für den Kreisky, den Mock, den Steger.
    Und diese Politiker werden gleichfalls wieder danach vorgehen, mit wem sie persönlich können und mit wem nicht.
    Die Sachprobleme werden, fürchte ich, bei dieser Wahl wieder einmal durch den Rost fallen.
    Der Chefredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten Hermann Polz schließlich kommt nach einer vernichtenden Kritik am Wahlkampf aller Wahlwerbendengruppen zu folgendem Ergebnis.
    Eines darf man vor dieser Wahl mit so viel Unsicherheiten mit Sicherheit vorhersagen.
    Wie immer das Resultat lauten mag, es wird zu keinem der Schrecknisse führen, die uns in der Geisterbahn des Wahlkampfes warnend vorgeführt wurden.
    So gesehen ist diese schwere Wahl wiederum leicht.
    Soweit letzte Pressestimmen zur morgigen Nationalratswahl.
    Obwohl dem Wahlkampf nach Meinung mancher Kommentatoren die große Spannung gefehlt hat, könnte es morgen am Wahltag selbst stundenlang spannend werden.
    Denn so wenig Vergleichbares wie diesmal hat es bei den Nationalratswahlen der 70er Jahre nicht gegeben.
    Neue Gruppen, wie etwa die Grünen oder Alternativen mit Mandatschancen, aber natürlich ohne Vergleichszahlen über letztes Abschneiden kandidieren.
    Mit ein Faktor der Unsicherheit, ob die SPÖ wieder die absolute Mehrheit schafft und alle Koalitionsspekulationen damit hinfällig sind.
    Und aufgrund der Volkszählung 1981 hat sich in sechs der neun Bundesländer die Zahl der zu vergebenden Mandate geändert, sodass auch aus diesem Grund Vergleiche kompliziert sind.
    Erich Eichinger berichtet.
    In der Endabrechnung nicht 95 SPÖ, 77 ÖVP und 11 Sitze für die Freiheitlichen, sondern 94 SPÖ und 78 ÖVP wäre die Nationalratswahl 1979 ausgegangen, wäre schon damals nach den Ergebnissen der jüngsten Volkszählung die Wahl über die Bühne gegangen.
    Also nicht 95, sondern nur 94 SPÖ-Sitze.
    Aber de facto eine um nichts weniger klare absolute Mehrheit der SPÖ bildenden Vergleichswert, an dem das Wahlresultat morgen zu messen sein wird.
    Am kompliziertesten wird morgen wohl das am spätesten einlangende, nämlich das Nationalratswahlergebnis in Wien, zu vergleichen sein.
    Statt früher 39 Mandate sind in Wien entsprechend der Bevölkerungsabwanderung vom Osten des Bundesgebietes in den Westen um drei Sitze weniger, also nur noch 36 zu vergeben.
    Das Wahlverhalten von vor vier Jahren vorausgesetzt, würden zwei abgewanderte Mandate zulasten der SPÖ gehen, eines zulasten der ÖVP.
    Auch die Reduzierung der steirischen Mandatszahl von bisher 30 auf nunmehr 29 würde rein rechnerisch auf Kosten der Sozialisten gehen.
    Profitiert hätten wieder rein rechnerisch die Sozialisten von der Steigerung des Mandatsstandes in Salzburg, jetzt 11 statt bisher 10 und in Tirol neu 14 Sitze, früher 13.
    Der Zuzug von je einem Mandat in Oberösterreich, 31 jetzt, bisher 30, und vor Arlberg, künftig 7 statt bisher 6, hätte wiederum die ÖVP begünstigt.
    Gesamtbilanz dieser vielleicht etwas verwirrenden Rechnung?
    Alles in allem hätte die ÖVP um ein Mandat mehr, die SPÖ um ein Mandat weniger in den vergangenen vier Jahren verwaltet, bei absoluter Mehrheit der Sozialisten.
    Die durch die Volkszählungsergebnisse veränderten Bedingungen sind aber nur der kleinere Teil der rechnerischen Spannungen, die die Wahl morgen begleiten.
    Die abgegebenen gültigen Stimmen in einem Bundesland, sprich Wahlkreis, dividiert durch die Zahl der Mandate.
    Dieser Quotient ergibt sozusagen den Kaufpreis für ein Mandat.
    Und hier kann, wenn eine Partei Glück hat, sich der Kaufpreis beispielsweise nur für 7 und gerade nicht mehr für ein 8.
    Mandat ausgehen.
    Mit dem Restgeld aber sind im zweiten Ermittlungsverfahren, wo für ein Mandat nicht mehr zwischen etwa 24.500 und 27.500 Stimmen notwendig sind,
    sondern je nach Wahlbeteiligung und Abschneiden der bisher nicht im Parlament vertretenen Gruppierungen vielleicht nur noch 17.000 oder 18.000 Stimmen für ein Mandat reichen, winken also für eine vom Rechenglück begünstigte Partei statt des nicht erreichten Grundmandates dann womöglich zwei Restmandate.
    Morgen haben also zunächst die Wähler, aber dann gleich die Rechner.
    In modernen Zeiten wie diesen natürlich die Computer ihren Auftritt.
    Und nun ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt halb eins.
    Im Journal zu Gast.
    Heute Professor Gerhard Bruckmann, seit 1966 Wahlhochrechner der Nation, lebendes Inventar jedes Radio- und Fernsehwahlabends.
    Er wird auch morgen wieder, nachdem das letzte Wahllokal geschlossen sein wird, um 18 Uhr also, er wird auch morgen wieder versuchen, mit einer Computerhochrechnung das Wahlergebnis vorauszusagen.
    Der ORF wird diese erste Hochrechnung über alle Radio- und Fernsehprogramme senden, wie gesagt, morgen um Punkt 18 Uhr, wobei es diesmal für Professor Bruckmann wegen der neuen Parteien, wie Sie ja gehört haben, besonders schwierig sein wird.
    Zur Person.
    Gerhard Bruckmann, der Superhirn, wie ihn die Wochenpresse in der letzten Nummer nannte, er ist 51 Jahre alt.
    Wahlhochrechner ist er nur nebenberuflich.
    Hauptberuflich ist er Professor für Statistik an der Universität Wien.
    Sein wissenschaftlicher Ehrgeiz gilt der Zukunftsforschung.
    Rudolf Nagiller sprach mit ihm.
    Gerhard Bruckmann, der Superhirn, der Computer mit Augengläsern,
    Der Schnellrechner mit dem Charme eines Eiskastens, das ist so das Image, das Sie haben, jedenfalls bei den Medienleuten.
    Gefällt es Ihnen, das Image, Herr Professor?
    Insofern nicht, als es nicht stimmt und zwar in mehrfacher Hinsicht nicht stimmt.
    Zunächst einmal habe ich mit Computern herzlich wenig zu tun.
    Ich habe seinerzeit das mathematische Modell für Wahlhochrechnungen aufgestellt und dies wurde dann von Freunden oder Mitarbeitern programmiert.
    Ich selbst habe es niemals selbst programmiert.
    Und auch sonst empfinde ich mich als einen quantitativen, angewandten Sozialwissenschaftler, der sehr viel mathematische Modelle aufstellt, aber den Computer immer nur als Werkzeug benutzt, wobei ich ehrlich zugeben muss, dass die Programmierung immer von anderen gemacht wird.
    Gut, aber es geht ja eigentlich nicht nur darum, ob sie mit Computer zu tun haben oder nicht.
    Es geht einfach darum, Professor Bruckmann, da klingelt es offensichtlich bei vielen Leuten, jedenfalls Medienleuten, naja, der Superhirn, also ein Zahlenmensch so ungefähr.
    Zu Zahlen habe ich immer eine ganz starke Affinität gehabt, schon seit frühester Kindheit.
    Ich erinnere mich, in der Mittelschule habe ich jeweils das Lehrbuch für die betreffende Klasse gleich in der ersten Woche zur Gänze gelesen und habe anschließend dann Nachhilfestunden gegeben, teilweise auch von Schülern der nächsthöheren Klasse, weil Mathematik ist mir außerordentlich stark gelegen.
    Also diesbezüglich stimmt es, dass ich ein Zahlenmensch bin und zu Zahlen eine sehr starke Beziehung habe.
    Was aber nicht stimmt ist, was anderes noch von dem, was Sie gesagt haben, mit dem Charme eines Eiskastens.
    Fragen Sie Leute, die mit mir zu tun haben.
    Ich glaube schon, dass ich ein einigermaßen humorvoller Mensch bin und der durchaus Verständnis für was Lustiges hat.
    Also stimmt überhaupt nicht das Image oder ist es einfach übertrieben, wie Images ja manchmal sind?
    Ist ein wahrer Kern schon da?
    Also der wahre Kern ist insofern da, als jeder Wissenschaftler gezwungen ist, allein durch seine Tätigkeit außerordentlich rational zu denken und insofern
    Oft einmal zwei Persönlichkeiten, die es sich selbst hat.
    Die eine Persönlichkeit ist die des Wissenschaftlers, wo er haarscharf und, wenn Sie so wollen, eben eiskalt rechnen, überlegen und überprüfen muss.
    Und jede Hypothese genau überdenken muss, bevor er sich damit an die Öffentlichkeit wagt.
    Und daneben ist dann der Mensch aus Fleisch und Blut.
    Und jeder von uns ist auch Mensch.
    Was haben Sie für ein Privatleben?
    Nach Meinung meiner Frau viel zu wenig.
    Ich bin verheiratet, seit über 20 Jahren, habe zwei Söhne.
    Ich komme mit meiner Familie sehr gut aus, meiner Auffassung nach.
    Aber ich gebe gerne zu, dass ich vielleicht weniger Zeit meiner Familie widme, als dies andere Familienväter tun.
    Reiten Sie irgendwelche Steckenpferde privat?
    Ich habe immer sehr viel für Musik übrig gehabt.
    Das hängt mit Mathematik, wie behauptet wird, eng zusammen.
    Ich habe seinerzeit Klavier und Cello gelernt, bis ich es eben durch meinen Hauptberuf bedingt einstellen musste.
    Ich habe jetzt noch einen privaten Singkreis, in dem wir uns so alle vier, fünf Wochen, sechs, sieben Ehepaare unserer Altersgruppe treffen und von alten Madrigalen über Kärntner Lieder bis zu Negro Spirituals singen, was halt der ein oder andere mitbringt.
    Also ein Steckenpferd ist Musik.
    Was Sport betrifft, habe ich also sehr viele Sportarten, circa 30 Sportarten einmal ausprobiert, einfach aus Neugier und Interesse und bin bei ein paar Sachen geblieben.
    Im Winter gehe ich, wie jeder andere Österreicher auch, Skifahren.
    Ich bin noch nicht so weit, dass ich auf langen Lauf umgestiegen wäre.
    Derzeit fahre ich also noch normal.
    Im Sommer schwimmen, windsurfen, ein bisschen Drachenfliegen auch.
    Aber das hat mir meine Frau dann verboten.
    Sie hat gesagt, das ist zu gefährlich, die Witwenrente ist zu gering.
    Aber ausprobiert habe ich es einmal und das war recht lustig.
    Und weil wir noch bei Hobbys sind, ich habe jetzt ein Hobby, das ich als Kind schon hatte und jetzt wieder ausgegraben habe, das ziemlich ausgefallen ist.
    Ich sammle Anker-Steinbaukasten und Informationen über solche Steinbaukasten.
    Das sind Steinbaukasten, die von 1880 herum bis circa 1950 erzeugt wurden von der Firma Anker und seither nicht mehr.
    Und wenn ich von irgendwo was erfahre über solche Steinbaukasten, wer noch welche höhere Nummern hat oder sowas, das ist etwas, was mich sehr interessiert.
    Zum Schluss dieser
    Persönlichkeitsphase im Interview, Herr Professor.
    Die Journalistin Erika Wantoch hat vor ein paar Jahren in einem Gerhard-Bruckmann-Porträt mal geschrieben, die letzten drei Sätze lauteten, selbst Todesängste schlägt Bruckmann nach Ordnungsprinzip in die Flucht, jederzeit würde er, so sagt er, gelassen sterben.
    Der Grund, und jetzt ein wörtliches Bruckmann-Zitat, der Grund, ich bringe alle paar Wochen mein Testament à jour.
    Ich erinnere mich ganz genau daran, nur das mit dem Grund stimmt nicht.
    Es ist nicht deshalb, dass ich gelassen sterben würde, weil mein Testament in Ordnung ist und ich geordnete Verhältnisse hinterlassen würde, sondern es ist vielleicht umgekehrt.
    Es missfällt mir, irgendwo ungeordnete Verhältnisse verursacht zu haben.
    Und das ist der Grund, warum ich selbst für den Fall eines plötzlichen Ablebens gerne bestmöglich vorgesorgt haben möchte.
    Und das stimmt mit dem Vitamin, dass Sie es alle paar Wochen à jour bringen oder alle paar Monate vielleicht?
    Ich habe es damals, das stimmt, damals habe ich es mehr oder weniger à jour gehalten, jetzt bin ich ungefähr ein Jahr hinten nach.
    Ich glaube das Sparbuch hat jetzt eine neue Nummer, das müsste ich also noch umschreiben.
    Aber das andere mit der Todesangst, das klingt vielleicht sehr groß, aber es stimmt wirklich, dass ich keine
    dass ich nicht irgendwie schrecklich am Leben hänge in dem Sinne, dass wenn ich heute abberufen würde, dass ich dann nicht sagen würde, ich bin Gott dankbar für alles das, was ich an Schönem in meinem Leben gehabt habe und akzeptiere daher abberufen zu werden.
    Glauben Sie ans Jenseits?
    Das ist sehr schwer zu sagen.
    Ich habe, wie viele von uns, eine christliche Erziehung genossen.
    Ich bin evangelisch und habe, wie auch viele von uns, später vieles andere dazugelesen.
    Mich hat sehr vieles am Buddhismus beeindruckt, sodass ich hierzu keine sehr einfache Antwort geben könnte.
    Herr Professor Bruckmann, Sie tun ja nicht nur alle vier Jahre Hochrechnen, sondern Ihr Hauptberuf ist Professor an der Universität Wien.
    Ist es richtig, dass ein Spezialgebiet für Ihnen so die Futurologie ist, die Zukunftswissenschaft?
    Richtig.
    In der Forschung habe ich ursprünglich in den ersten Jahren meiner Hochschultätigkeit und auch vorher schon, bevor ich noch habilitiert war,
    mich hauptsächlich mit klassischen statistischen Fragen befasst, etwa einer Verbesserung von Konzentrationsmessungen und der Berechnung von Exportquoten, Methodologiefragen und Ähnlichem und hatte dann ein Schlüsselerlebnis, das war Anfang 1970, als Aurelio Peccei, der Sprecher des Club von Rom in Wien war und der damalige Bundeskanzler Klaus ein Essen zu seinen Ehren gab und niemand wusste, was Club von Rom ist.
    Das war gerade erst im Entstehen damals, das war noch bitte zwei Jahre bevor die Grenzen des Wachstums herauskamen, zu diesem Essen
    war unter anderem auch ich eingeladen und habe dort aus den Worten von Ariel Petschei gemerkt, dass hier ein ungeheuer großes Gebiet von ungeheurer Tragweite besteht und bevor ich da weiterhin jetzt Exportquoten und Konzentrationsmessung betreibe, könnte ich mich diesem riesigen Gebiet der langfristigen Entwicklungsforschung widmen und habe das seither mehr oder weniger ausschließlich getan.
    Seit 1970 mich nur befasst,
    in meiner Forschungstätigkeit mit langfristigen Entwicklungen in Theorie und Praxis.
    Wenn Sie da in die Zukunft so schauen, was sehen Sie da vor sich, so die nächsten 10, 20 Jahre?
    Das ist sehr schwer mit wenigen Worten zu beantworten.
    Darf ich vielleicht zunächst noch sagen, was ich in den letzten 13 Jahren eben auf diesem Gebiet gemacht habe, daraus wird auch klar vielleicht, wie ich die Sache angehe.
    Einerseits methodisch, indem ich
    viele Artikel geschrieben habe und auch einen Sammelband herausgegeben habe über Methoden der Langfristprognostik.
    Wie kann man in die Zukunft schauen?
    Und andererseits konkrete Themen.
    So habe ich vor einigen Jahren ein Energiebuch geschrieben, weil ich der Auffassung bin, dass gerade im Falle Österreich wir die Kernenergie schon aus ökonomischen Gründen nicht brauchen, so dass wir uns das ganze Kopf, wie das ansonsten damit verbunden sein mag, ersparen können.
    Und das wäre ein typisches Beispiel für eine angewandte Langfristanalyse und Systemanalyse auch.
    Also so eine Zukunftsvision haben sie nicht vor sich?
    Sei sie nur negativ oder positiv?
    Halten sie meistens negativ, die herrschende Zukunftsvision?
    Ja, damit kommen wir schon ins Fachliche.
    Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Arten, in die Zukunft zu schauen.
    Das eine ist eine extrapolative oder explorative Prognose, die die Antwort
    die explorative Prognose, die die Frage zu beantworten versucht, was passiert, wann nichts passiert, oder präzise gesagt, wenn keine steuernden Eingriffe ins System erfolgen, was ist die wahrscheinlichste zu erwartende Zukunft?
    Und da bin ich eher Pessimist, aber zweckpessimist.
    Ich würde mir erwarten, dass wenn nichts Wesentliches passiert, dass in den nächsten 10, 15 Jahren sich die ökologische Gesamtsituation weiterhin drastisch verschlechtert und dass die internationale Stabilität ebenfalls sich drastisch verschlechtert.
    Aber diese explorative Prognostik ist nur eine Vorstufe zur normativen.
    Das heißt, dass man erst dann die Frage stellt, so, und was könnte aber jetzt an steuernden Eingriffen erfolgen?
    Und hier erst wird dann die Zukunftsforschung interessant.
    Herr Professor, wenn wir einen Blick in Ihre eigene Zukunft werfen, Sie tun jetzt 14, 13, 17 Jahre, machen Sie jetzt diese Hochrechnungen im Fernsehen, wie lange wollen Sie das noch machen?
    Meine Frau hat einmal gesagt, ein Tenor soll aufhören, bevor er seine erste Arie versungen hat.
    Wenn ich im Großen vielleicht etwas pathetisch gesagt habe, dass ich jederzeit bereit wäre, von dieser Erde abzutreten, dann gilt dies im Kleinen genauso.
    Wenn der ORF meiner eines Tages nicht mehr bedarf, werde ich überhaupt nicht böse sein.
    Ich habe genug andere schöne und interessante Dinge in meinem Leben zu tun.
    Ich kann durchaus auch weiterleben, ohne Hochrechnungen vorzunehmen.
    Aber anders auch formuliert, solange man sich darum ersucht, werden Sie es machen.
    Das hängt mit einer generellen Charaktereigenschaft von mir zusammen, dass es mir sehr schwer fällt, jemandem einen Wunsch abzuschlagen.
    Herr Professor, an sich ist es ja verwunderlich, vielleicht so ganz banal gefragt, wie kann man vom Wahlverhalten eines, naja, Prägenzer Wälder Bauern, die Ergebnisse bekommen Sie ja zuerst, auf das Verhalten eines Wiener Arbeiters schließen und dadurch sozusagen das Gesamtergebnis errechnen?
    Wie ist das möglich?
    Der Grundgedanke jeder Hochrechnung ist eine Beobachtung der Veränderung der Wählermeinung.
    Und diese Veränderung der Wählermeinung geht weit homogener vor sich als die Wendlermeinung selbst.
    Das heißt, im Bregenzer Wald mögen ÖVP und SPÖ andere Prozentsätze, gänzlich andere haben, als in Wien Nordost.
    Aber wenn die Veränderung zugunsten der einen oder anderen Partei in einem Teil Österreichs feststellbar ist, dann geht das meistens einigermaßen homogen auch auf andere Teile Österreichs zu übertragen.
    Wenn also angenommen eine Partei in Vorarlberg zwei Prozentpunkte dazu gewinnt, dann ist nicht anzunehmen, außer es wäre eine Sonder.
    Entwicklung in dem einen oder anderen Bundesland, dass der Trend in anderen Bundesländern wesentlich anders verläuft.
    Das ist der Grundgedanke.
    Darüber hinaus lässt sich aber die Unterschiedlichkeit dieser Veränderung messen.
    Also, es lässt sich messen, dass zwei Prozent zugunsten einer Partei in Vorarlberg bedeuten, sagen wir eineinhalb Prozent in Kärnten,
    2,5 Prozent in Oberösterreich und so fort.
    Sind das Erfahrungsregeln oder was?
    Die lassen sich herausdestillieren aus einem Vergleich je Zweier aufeinanderfolgender Nationalratswahlen in Österreich seit dem Jahr 1945.
    Und daraus lassen sich Erfahrungswerte gewinnen, die man benutzen kann, um die Bandbreite einer solchen Veränderung und damit auch die Bandbreite der Prognose abzustecken.
    Diesmal kann es ja sein, dass die Hochrechnung spannend wird.
    weil Sie in der ersten Hochrechnung um 18 Uhr die neuen Parteien so schwer einschätzen können, weil Sie Wien noch nicht haben in dieser ersten Hochrechnung.
    Wie werden Sie dieses Problem lösen?
    Die Problematik besteht darin, dass ein Grundmandat in Wien perzentuell am leichtesten zu erringen ist.
    In Wien genügen 2,8 Prozent der gültigen Stimmen, um ein Grundmandat zu erringen.
    In allen anderen Bundesländern ist hierzu ein höherer Prozentsatz erforderlich.
    Wenn nun irgendeine neue Partei in
    in der Hochrechnung für Österreich einen Wert von, sagen wir, 2,7 Prozent hat.
    Das wäre nicht ausgeschlossen.
    Dann ist es denkbar, dass dieselbe Partei in Wien eben knapp über 2,8, vielleicht sogar 3, 3,5 Prozent bekommt.
    Es gibt eine Behauptung von Demoskopen, derzufolge Großstädter eher zu neuen Parteien neigen als Bewohner anderer Landesteile.
    Wenn dem so wäre, dann würden, sagen wir, 2,5 Prozent für eine neue Partei außerhalb Wiens bedeuten, 3 Prozent in Wien, und dann wäre das
    ein Grundmandat.
    Oder aber, es bedeutet eben doch auch nur zweieinhalb Prozent in Wien, dann liegt das unter der magischen Grenze von 2,8, da bedeutet es kein Grundmandat und damit auch keinen Anspruch auf Restmandate.
    Es wäre also nicht ausgeschlossen, dass ich um 18 Uhr gezwungen wäre, mehr oder weniger erstmalig zwei Varianten
    vorzubringen.
    Die eine, die darauf beruht, dass eine Partei, die zwar neu ist und in Restösterreich außerhalb Wiens kein Grundmandat errungen hat, in Wien eines gerade erringt und damit vielleicht mit insgesamt fünf Mandaten in den Nationalrat einzieht, die ich natürlich dann von den anderen Parteien in Abzug bringen muss.
    Oder aber, dass wenn einmal von Wien etwas da ist, doch kein Grundmandat zustande kommt, sodass alle anderen Parteien entsprechend mehr Mandate bekommen.
    Dieser Fall ist nicht ausgeschlossen, sodass ich um 18 Uhr
    zwei Varianten bringen muss und damit die Spannung erhalten bleiben würde.
    Dieser Fall ist nicht ausgeschlossen.
    Ist er wahrscheinlich oder eher unwahrscheinlich?
    Kann man schwer sagen heute.
    Das ist heute noch sehr schwer zu sagen.
    Wenn man im Bekanntenkreis herumhört, hört man bei sehr vielen doch die Bereitschaft, diesmal einer neuen Partei die Stimme zu geben.
    Wie sich dann diese Bereitschaft, wenn man wirklich in der Wahlzelle steht, in den Wahlakt ummünzt, ist wieder eine andere Frage.
    Vielfach neigt der Österreicher zwar dazu, vorher zu sagen, ich werde eine andere Partei wählen,
    Wenn er aber dann in der Wahlzelle steht und den Bleistift in der Hand hält, überlegt er es sich vielleicht dann doch noch und wählt dann doch eine gewohnte Partei.
    Wie sich dies auswirken wird, vermag ich nicht zu sagen.
    Danke für das Gespräch.
    Gerhard Bruckmann war heute im Journal zu Gast auf seine erste Hochrechnung über das Ergebnis der Nationalratswahlen.
    Um 18 Uhr wird ja morgen mit Spannung gewartet.
    Dazu vielleicht noch ein Hinweis.
    Der aktuelle Dienst beginnt morgens, eine Wahlberichterstattung um 17 Uhr mit einem Sonntagjournal im Programm Österreich 1.
    Um 18 Uhr können Sie dann die erste Hochrechnung in allen ORF-Programmen hören, anschließend Wahlberichte bis 22 Uhr im Programm Österreich 1 und die Wahlberichterstattung endet dann um 22 Uhr mit einem Sondernachtjournal in den Programmen Österreich 1 und Ö3.
    Nun ein Bericht aus dem Ausland.
    Von den dramatischen Ereignissen im Nahen Osten und der Verschlechterung der Beziehungen zwischen den Supermächten überschattet, zeichnet sich auf dem Balkan, ja sogar im Ostblock, eine neue diplomatische Offensive der chinesischen Führung ab.
    Die für Anfang Mai angekündigten offiziellen Besuche des chinesischen Parteichefs in Rumänien und anschließend in Jugoslawien fügen sich in den Rahmen der Aktivierung der chinesischen Balkanpolitik.
    Zugleich wird auch im Mai ein chinesischer Vizeaußenminister an der Spitze einer Delegation einen Arbeitsbesuch der Sowjetunion, Ungarn, Polen und der DDR abstatten.
    Ein Abteilungsleiter im Außenministerium wird nach Agenturmeldungen auch die Tschechoslowakei und Bulgarien besuchen.
    Schließlich berichteten vor einigen Tagen jugoslawische Zeitungen, dass sich chinesische Außenhandel-Experten in Tirana, der albanischen Hauptstadt, aufgehalten haben.
    Paul Landwehr analysiert den Hintergrund.
    Um sowohl die Tragweite wie aber auch die Vielschichtigkeit der jüngsten chinesischen Initiativen zu begreifen, muss man zwischen den unabhängigen Balkanländern und dem Ostblock im engeren Sinne unterscheiden.
    Unabhängig von der Person des jeweiligen starken Mannes in Peking betrachtet China die Beziehungen zu den einst als Revisionisten verfemten Jugoslawen und zu den autonom agierenden Rumänen stets als eine indirekte Stütze auch für die eigene Unabhängigkeit.
    Der inzwischen in der Versenkung verschwundene frühere chinesische Parteichef Hua Guofeng hatte 1978 Bucharest und Belgrad und zwei Jahre später wieder die rumänische Hauptstadt besucht.
    Präsident Ceaușescu war ebenso ein häufiger Besucher in Peking wie die turnusmäßigen Vorsitzenden der jugoslawischen Bundesregierung bzw.
    andere Spitzenpolitiker aus Belgrad.
    Bereits jetzt kann man feststellen, dass der chinesische Besuch in Jugoslawien und Rumänien auch den Interessen der beiden Balkanländer dient.
    Vor 30 Jahren hatte nicht zufällig die rumänische Führung den aufsehenerregenden Prozess der Befreiung von sowjetischer Vormundschaft durch geheime Besuche des damaligen Ministerpräsidenten Maurer in Peking eingeleitet.
    Anders liegen die Dinge in Albanien.
    Bekanntlich wurden vor fünf Jahren die Beziehungen zwischen China und Albanien im politischen und wirtschaftlichen, allerdings nicht im diplomatischen Bereich praktisch abgebrochen.
    Die Albaner hatten damals die chinesische Führung der Einmischung und der revisionistischen Abweichung beschuldigt.
    Ein Drittel des gesamten albanischen Außenhandels entfiel seinerzeit auf China.
    Nicht weniger als 6.000 chinesische Experten waren in Albanien tätig.
    Ob nun der Besuch des chinesischen Parteichefs in benachbarten Jugoslawien die Beziehungen Albaniens zu China zusätzlich belasten wird, kann man heute noch nicht voraussagen.
    Der Konflikt in und um die überwiegend von Albanern bewohnte jugoslawische Provinz Kosovo schuf jedenfalls eine neue und brisante Lage in diesem Wetterwinkel des Balkans.
    Was nun den Ostblock betrifft, so scheint die Entsendung von hochrangigen Diplomaten aus Peking eine Folge der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Moskau und Peking zu sein.
    Die Gesprächsrunden zwischen den roten Rivalen brachten vorderhand nur einen atmosphärischen Wandel und noch keine greifbaren Ergebnisse.
    Beide Seiten wollen allerdings durch die vorsichtige Normalisierung ihre Position gegenüber der amerikanischen Supermacht stärken.
    Ein deutscher Beobachter bezeichnete kürzlich die Verbesserung der Beziehungen zwischen China und dem übrigen Ostblock, also nicht zwischen China und der Sowjetunion, als eine Annäherung durch Stellvertreter.
    Für die Kenner gelten solche Kleinigkeiten wie die Reise von insgesamt 320 ungarischen Touristen in diesem Jahr nach China, von denen übrigens der ersten 15 vorgestern nach Ungarn zurückkehrten, oder die Ankunft von den ersten drei Studenten aus der DDR in Peking nach einer 20-jährigen Pause als wichtige Indizien.
    Wer könnte zum Beispiel vergessen, dass seinerzeit das politische Torwärter zwischen China und den Vereinigten Staaten durch den Aufenthalt einer amerikanischen Tischtennismannschaft in China begonnen hatte?
    Neun Minuten vor eins ist es jetzt noch ein Kulturbericht im Mittagsjournal.
    Einer der populärsten österreichischen Schauspieler, nämlich Fritz Mullier, ist seit längerer Zeit auch unter die Regisseure gegangen.
    Nach seiner erfolgreichen Inszenierung vom »Floh im Ohr« im Volkstheater, nach einem Stück von Dario Faux und dem »Othellal« im Vorjahr, hat er jetzt wieder eine Aufgabe in der Wiener Kammeroper übernommen.
    Die Bearbeitung eines Altwiener Singspiels mit dem Titel »Kabalen und Lieben«.
    Eine Reihe junger Sänger wirken mit.
    Die Ausstattung ist von Rudolf Schneider-Mantzau.
    Premiere ist heute.
    Dazu ein Beitrag, den Birgitti Hofer gestaltet hat.
    Du bringst uns ins Geschleich mit einer Gruppe.
    Nein, ich hoffe, es wird nicht so schlimm.
    Du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du, du
    Wenn man hier in die Kammer rüberkommt, dann liest man als erstes, wo lässt Fritz Mulya kabalen und lieben?
    Eine sehr interessante Frage, nicht?
    Für Sie auch?
    Ja, solange es sich nur ums Theater dreht, ist das ganz interessant, sonst hat es sich eigentlich ziemlich auskabalt.
    Von dem anderen wollen wir gar nicht reden.
    Aber wir haben nach einem Titel gesucht, als Ankündigung für die nächste Saison, nach dem Motellerl im vorigen Jahr.
    Und nachdem meine erste Regiearbeit hier ist,
    »Gabale und Liebe« nach Schiller von einem Altwiener Volksort.
    Und ich habe mir gedacht, das kann man vielleicht so als Überschrift über die ganze Saison nehmen.
    Und da steht »Wo lässt Fritz Muller Gabalen und Lieben« im Abbonement der Wiener Kammeroper.
    Und Abo ist so eine Abkürzung.
    Es gibt auch furchtbar viele blöde Abkürzungen.
    Immer heißt es Arge.
    Jetzt ist was Neues gegründet worden.
    Das heißt Arge-Kunst.
    Also das ist ein entsetzlicher Arge-Kunst.
    Das ist was Schreckliches.
    Man denkt überhaupt nicht mehr an die Arbeitsgemeinschaft, von der es ja kommen soll, nicht?
    So ist es ja.
    Aber hier bei uns in der Kammeroper, das ist eine Arbeitsgemeinschaft.
    Eine Arbeitsgemeinschaft mit jungen Leuten, mit sehr begabten jungen Menschen, die nur einen einzigen Fehler haben.
    Also die sich unerhört viel zeigen lassen, die unerhört viel können und wunderschön singen.
    Sie haben nur einen Fehler.
    Sie sind meiner Ansicht nach
    wenigstens zu einem großen Teil zugut.
    Das heißt, sie gehen nach einer oder zwei Inszenierungen in der Kammeroper weg an große Theater.
    Also mein Hauptdarsteller ist nächstes Jahr schon in Saarbrücken, die Röser singt jetzt schon in Heidelberg und wird bestimmt in kurzer Zeit an einem großen Opernhaus singen.
    Also hier werden ihnen so die Flügerln umgehängt und dann lernen sie ein bisschen fliegen oder flattern wenigstens und dann gehen sie hinaus und
    werden zu den großen Engeln der deutschsprachigen Oper.
    Und dieses Kabalen und Lieben, um da noch ein bisschen dabeizubleiben, das ist also ein Altwiener Singspiel, ganz nach der traditionellen Art, wo es um Lieben geht, vor allem um Intrigen sicherlich, wo man diesen Typen des alten Wiens begegnet.
    Das Schönste ist, dass wir das natürlich im Biedermeier spielen können und dass ich einen Autor habe, der dieses Fragment, das es ja nun ist, aufbereitet hat, das ist der Kurt Hoemer,
    Wie ist es denn mit aktuellen Bezügen?
    Sind die eingebaut, sind Couplets?
    Die haben wir absichtlich, das heißt, ich habe sie absichtlich nicht eingebaut.
    Es gibt wohl ein Couplet, das heißt, es wird also bei uns so viel gestohlen, man arrangiert sich aber wieder, aber ich wollte nicht am Tag vor der Nationalratswahl
    irgendetwas ins Publikum schießen, so oder so, und das ist vielleicht dann am nächsten Tag auch nicht mehr aktuell.
    Und ich finde nicht, dass man so knapp vor einer Wahl sich irgendwie vielleicht sogar beeinflussend betätigen soll.
    Die Bürger müssen sich da schon selber die Meinung bilden und nicht von oben irgendwelche Direktiven bekommen oder Anreize.
    Wie wichtig ist für Sie als Regisseurin die Musik und welchen Stellenwert hat sie überhaupt bei diesem Werk?
    Ich bin mir absolut bewusst, dass es eine Oper ist.
    Das ist eine sehr gute Oper, sogar eine heitere Oper.
    Es ist mehr als eine Operette und obwohl ich immer wieder auf den Text sehr viel Wert lege, die Musik ist schon die Hauptsache.
    Und der Text ist ein ganz schöner Entourage für diese sehr, sehr schöne und bis jetzt vollkommen unbekannte Musik.
    Kabalen und Lieben, dieses Stück hat heute Abend in der Wiener Kammeroper Premiere.
    Wir beenden das Mittagsjournal jetzt mit Nachrichten.
    Österreich.
    Vor den morgigen Nationalratswahlen sind heute die letzten Wahlaufrufe veröffentlicht worden.
    Bundeskanzler Kreisky wies darauf hin, dass es in Österreich die niedrigste Arbeitslosenrate neben der Schweiz und eine niedrige Inflationsrate gebe.
    Österreich, meinte Kreisky, sei ein Land, das überall bewundert werde.
    ÖVP-Obmann Mock erklärte die Wahl seiner Volksabstimmung darüber, ob der sozialistische Weg trotz 150.000 Arbeitsloser, trotz 40.000 Jugendlicher ohne Arbeit fortgesetzt werden solle.
    Die Volkspartei wolle einen Kurswechsel mit einer Sicherung der Vollbeschäftigung und des sozialen Netzes.
    Im Wahlaufruf der Freiheitlichen Partei heißt es, bei den Wahlen gehe es darum, dem Fleiß und Können der Österreicher und Österreicherinnen besser Rechnung zu tragen als bisher.
    Der Wahlstatistiker Gerhard Bruckmann, der auch morgen für den ORF um 18 Uhr die erste Wahlhochrechnung präsentieren wird, hält es für nicht ausgeschlossen, diesmal zwei Varianten vorlegen zu müssen.
    In der Radioserie im Journal zu Gast sagte Bruckmann, eine Prognose mit zwei Varianten sei dann erforderlich, wenn eine der neu kandidierenden Parteien Aussichten auf ein Grundmandat in Wien haben sollte.
    Sowjetunion.
    Parteichef Yuri Andropov hat die Vorschläge des amerikanischen Präsidenten Reagan für einen Abbau der Mittelstreckenraketen in Europa neuerlich abgelehnt, zugleich aber weitere Verhandlungsbereitschaft angedeutet.
    In einem Interview für das Nachrichtmagazin Der Spiegel erklärt Andropov, die Abrüstungsgespräche in Genf seien in eine Sackgasse geraten.
    Er erneuerte den Standpunkt, dass in die Verhandlungen auch das britische und das französische Atomwaffenpotenzial einbezogen werden müsste.
    USA.
    Präsident Reagan hat der Sowjetunion ein neues langfristiges Getreideabkommen angeboten.
    Das derzeitige Lieferabkommen ist wegen der Lage in Polen auf ein Jahr befristet.
    Es läuft am 30.
    September aus.
    Die amerikanischen Farmer mussten wegen der politisch motivierten Begrenzung der Ausfuhren erhebliche Einbußen hinnehmen.
    Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien.
    Erwartungsgemäss ist es über die Echtheit der Tagebücher Adolf Hitlers zu heftigen Diskussionen gekommen.
    Das Hamburger Nachrichtenmagazin Stern hat die Tagebücher aus den Jahren 1932 bis 1945 in langwierigen Recherchen gefunden.
    Während der britische Geschichtsforscher Hug Trevor Roper von der Echtheit der Dokumente überzeugt ist, äusserten sich deutsche Historiker mit Skepsis und Ablehnung.
    Der Hitler-Biograf Werner Maser bezweifelte den Wert der Tagebücher und meinte, in der DDR gäbe es eine Fälscherwerkstatt, in der Hitler-Dokumente produziert würden, weil man mit dem Verkauf Devisen erhalten könnte.
    Island.
    Etwa 150.000 Bürger wählen heute und morgen ein neues Parlament.
    Die Wahlzeit ist verlängert worden, weil in den vergangenen Tagen viele Strassen durch heftige Schneefälle unpassierbar geworden sind.
    Aus dem Norden der Insel können die Wähler die Wahllokale teilweise nur mit Skiern oder Motorschlitten erreichen.
    Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen wirtschaftliche Fragen.
    Island hat eine Inflationsrate von etwa 100 Prozent.
    USA.
    Bestürzt über die Verschmutzung der Erdatmosphäre haben sich die Astronauten der amerikanischen Raumfähre Challenger geäußert.
    Der Kommandant des Fluges erklärte, die Erde sei leider dabei, ein grauer Planet zu werden.
    Nun noch die Wetteraussichten.
    Überwiegend sonnig, Nachmittagstemperaturen 15 bis 21 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Morgen Sonntag sind Nationalratswahlen.
    Meine Damen und Herren, der aktuelle Dienst berichtet ab 17 Uhr über Wahlergebnisse.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalratswahl 1983: Schlusserklärung - Bundeskanzler Kreisky
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalratswahl 1983: Schlusserklärung - ÖVP-Obmann Alois Mock
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalratswahl 1983: Schlusserklärung - FPÖ-Obmann Norbert Steger
    Einblendung: FPÖ-Obmann Norbert Steger
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Wahlaussichten, Wahlkampf
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medizin ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mandatswanderungen durch Volkszählung
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Prof. Gerhard Bruckmann
    Interview: Gerhard Bruckmann
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Bruckmann, Gerhart [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    China: Chinesischer Parteichef reist nach Rumänien und Jugoslawien
    Mitwirkende: Lendvai, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Kabalen und Lieben" - Alt-Wiener-Singspiel in der Kammer Oper
    Einblendung: Musikausschnitt, Fritz Muliar (Regie)
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Muliar, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Kammeroper [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.04.23
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830423_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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