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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsschornal des aktuellen Dienstes.
Ein Mittagsschornal, das heute zwei Schwerpunkte hat.
Hauptthema der innenpolitischen Berichterstattung ist die Situation in den Steirer Werken und in Steyr.
Vor dem Beginn der Regierungsklausur in der oberösterreichischen Stadt Steyr analysiert unsere Wirtschaftsredaktion die Probleme bei Steyr-Daimler-Puch und die dafür diskutierten Lösungsmöglichkeiten.
Die Innenpolitische Redaktion fasst die Aussagen von ÖVP-Obmann Alois Mock und von Arbeiterkammerpräsident Adolf Zettl zur Regierungsklausur und zur Unternehmenssituation zusammen.
Und schließlich zitieren wir auch noch aus den heimischen Zeitungen aus den Kommentaren zu diesem Themenbereich.
Der zweite Schwerpunkt hat die Situation in Rio de Janeiro zum Inhalt.
Vor dem Hintergrund der Ermordung des Auslandskorrespondenten Karl Brugger untersuchen wir das heiße Pflaster Rio.
Ein Mitarbeiter der deutschen Presseagentur erzählt über den gefährlichen Alltag in der brasilianischen Millionenstadt.
Die Schlagzeilen der weiteren Beiträge lauten, vor dem Gedenken an den 12.
Februar 1934 nimmt Verteidigungsminister Frischenschlager zur geplanten Angelobung von Junkmännern im Karl-Marx-Hof Stellung und wir informieren, was die Parteien für diesen Gedenktag alles planen.
Otto Hörmann berichtet schließlich über eine geplante Schulreform in der Sowjetunion.
Aus Österreich kommt noch ein Bericht, der die Tatsache zum Inhalt hat, dass eine Versicherung per Zeitungsinserat und versprochener Belohnung ein gestohlenes Schiele-Bild zurückzubekommen versucht.
Im Kulturteil können Sie schlussendlich ein Gespräch mit Werner Schneider über das Kabarett im Allgemeinen hören.
Zu Beginn aber die Nachrichten.
Verantwortlich dafür ist Edgar Theider.
Gelesen werden die Meldungen von Wolfgang Riemerschmid.
Österreich.
In Steyr, in Oberösterreich, beginnt heute Abend die Klausurtagung der SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung.
Im Mittelpunkt der Beratungen stehen wirtschaftspolitische Fragen, vor allem die geplanten Kündigungen bei den Steyr-Daimler-Puchwerken.
Bundeskanzler Fred Sinowaz betonte gestern noch einmal, dass die Regierung um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen wird.
Er äußerte sich optimistisch, einen großen Teil der bedrohten Arbeitsplätze erhalten zu können.
Die Industriellenvereinigung erklärt heute in einer Aussendung, sie erwarte hinsichtlich der heute Abend beginnenden Klausurtagung der Regierung in Steyr mehr als eine ausschließlich auf Medienwirksamkeit ausgerichtete Kabinettsreise an den Ort eines schwierigen Industrieproblems.
Es fehle noch immer ein eindeutiges Bekenntnis der Wirtschaftspolitik zur Funktion der heimischen Industrie und vor allem der daraus abgeleitete erklärte Wille zu einer offensiven Industriepolitik.
Seitens der Arbeitnehmervertretungen sei in den vergangenen Tagen erfreulicherweise immer wieder auf die entscheidende Rolle der Industrie bei der Wiederherstellung von Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung hingewiesen worden.
Ein klares Wort der Regierung stehe jedoch noch aus, meint die Industriellenvereinigung.
Der Obmann der sozialistischen Jugend, Abgeordneter Josef Tscherpa, klärte heute vor Jugendfunktionären in Wien, die von Steyr-Daimler-Puch geplanten Massenentlastungen dürften auf keinen Fall realisiert werden.
Es müsse endlich damit Schluss gemacht werden, Arbeiter und Angestellte für wirtschaftliche Schwierigkeiten und offensichtliche Managementfehler bezahlen zu lassen.
Dänemark.
Die bürgerliche Regierungskoalition von Ministerpräsident Paul Schlüter hat bei den gestrigen Parlamentswahlen zwar elf Sitze dazugewonnen, verfügt aber weiterhin nicht über die absolute Mehrheit.
Die Koalition ist jetzt mit 76 der 179 Mandate im Parlament vertreten.
Zu einer Mehrheit benötigt sie die Unterstützung der radikalen Liberalen und der rechtsgerichteten Fortschrittspartei des Steuerrebellen Mochens Klistrup, des Hauptverlierers.
Die Fortschrittspartei büßte zehn ihrer ursprünglich 16 Sitze ein.
Die Sozialdemokraten verloren zwei Mandate, sind aber mit 59 Sitzen weiterhin stärkste Partei.
Die Sozialdemokraten hatten gemeinsam mit der Fortschrittspartei das Sparbudget Schlöters abgelehnt und so die vorgezogenen Neuwahlen ausgelöst.
Der Ministerpräsident hat angekündigt, er werde im Amt bleiben und eine neue Regierung bilden.
Bulgarien.
Beim Absturz einer bulgarischen Linienmaschine bei Sofia sind gestern alle 50 Insassen ums Leben gekommen.
Die von Ostberlin kommende Maschine stürzte kurz vor der Landung ab.
Die Ursache des Unglücks ist noch ungeklärt.
Unter den Opfern befinden sich sieben Bürger der DDR.
USA.
Bei seinem Besuch in den Vereinigten Staaten ist der chinesische Regierungschef Zhao Ziyang zu ersten offiziellen Gesprächen mit Präsident Reagan zusammengetroffen.
Zhao und Reagan betonten den Willen, die Beziehungen zwischen den USA und China weiter zu verbessern.
Erhebliche Meinungsunterschiede bestehen allerdings über das Taiwan-Problem.
Reagan bekundete die Absicht, Taiwan weiterhin mit Waffenlieferungen zu unterstützen.
Zhao Jiang meinte, China sei nicht bereit, offiziell auf Gewaltanwendung zur Lösung des Taiwan-Problems zu verzichten.
Im April will der amerikanische Präsident der Volksrepublik China einen Gegenbesuch abstatten.
Das amerikanische Luftverteidigungssystem soll nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington modernisiert werden.
Wie es im Pentagon heißt, soll damit einer Bedrohung durch neue Bomber und Marschflugkörper begegnet werden, an denen die Sowjetunion arbeitet.
Das amerikanische Verteidigungsprojekt sieht unter anderem die Entwicklung eines neuen Radarsystems mit großer Reichweite vor.
Die Radaranlagen sollen in Nordamerika von Alaska bis Grönland aufgestellt werden und die schon mehr als 25 Jahre alten bisherigen Anlagen ersetzen.
Israel.
Die israelische Armee empfiehlt in einem Bericht, die Truppen so rasch wie möglich aus dem Libanon abzuziehen.
Eine Abgeordnete der Oppositionellen Arbeiterpartei verlas im Parlament Auszüge aus dem bisher geheim gehaltenen Dokument.
Sie bezeichnete es als einen beispiellosen Skandal, dass immer noch israelische Soldaten im Libanon im Einsatz seien, obwohl die Armeeführung dies nicht mehr für notwendig halte.
Portugal.
Der Mörder des PLO-Vertreters Issam Sartawi war offenbar ein Einzeltäter.
Zu diesem Schluss kommt die Staatsanwaltschaft im Prozess um den Sartawi-Mord im südportugiesischen Albufeira.
Der Angeklagte, er gibt seinen Namen mit Mohammed Hussein Rashid an, wurde im April vergangenen Jahres wenige Stunden nach dem Attentat auf Sartawi in Lissabon festgenommen.
Er bestreitet den Mord, gibt jedoch zu, von der palästinensischen Splittergruppe Abu Nidal über die Tatvorbereitungen informiert worden zu sein.
Argentinien
Nur einen Monat nach seinem Rücktritt als Chef der Militärregierung ist General Renaldo Bignone gestern verhaftet worden.
Bignone soll wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt werden.
Dem früheren Präsidenten wird unter anderem das Verschwinden von zwei zur Armee eingezogenen Rekruten im Jahr 1976 angelastet.
Der neue, gewählte Präsident Raoul Alfonsin hat wenige Tage nach seinem Amtsantritt ein Gesetz aufgehoben, mit dem sich die Militärs für Menschenrechtsverletzungen Straffreiheit zugesichert hatten.
Auf einem Friedhof in der Nähe der Hauptstadt Buenos Aires ist ein Massengrab mit 482 nicht identifizierten Leichen entdeckt worden.
Die Toten stammen aus der Zeit der Militärdiktatur von 1976 bis 1982.
Die meisten der Leichen weisen Kopfschüsse auf.
Es war der bisher größte Leichenfund seit der Amtsübernahme des demokratisch gewählten Präsidenten Raúl Alfonsín Ende des vergangenen Jahres.
Während des sogenannten schmutzigen Krieges der Armee gegen linksgerichtete Untergrundkämpfer und Oppositionelle sind in Argentinien nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen 6.000 bis 30.000 Menschen verschleppt und ermordet worden.
Sie galten während der Militärherrschaft offiziell als spurlos verschwunden.
Bundesrepublik Deutschland
Die für 1.
Jänner 1986 geplante gesetzliche Einführung umweltfreundlicher Autos wird sich voraussichtlich nicht in der vorgesehenen Form beibehalten lassen.
Innenminister Friedrich Zimmermann erklärte nach einem Gespräch mit Vertretern der Autoindustrie und der Mineralölfirmen, man werde die Einführungstermine je nach Hubraum der Autos staffeln müssen.
Grund dafür ist der Widerstand der Autohersteller innerhalb der europäischen Gemeinschaft.
Vor allem die italienischen und französischen Firmen, die viele Kleinwagen erzeugen, haben nach eigenen Angaben Probleme bei der Entwicklung geeigneter Abgaskatalysatoren.
Autos mit Katalysator erzeugen bei Betrieb mit bleifreiem Benzin wesentlich weniger giftige Abgase als herkömmliche Autos.
Österreich.
Der Historiker Professor Taras Brodakiewicz ist im 82.
Lebensjahr in Wien gestorben.
Er war seit 1955 Professor und Institutsvorstand für Wirtschaftsgeschichte an der Hochschule für Welthandel in Wien.
1965 wurde Brodakiewicz aufgrund seiner Äußerungen Mittelpunkt einer heftigen Kampagne, wobei es auch zu Demonstrationen kam, die ein Menschenleben forderten.
Seine Zwangspensionierung nach einem Disziplinarverfahren wegen Verbreitung nationalsozialistischen und antisemitischen Gedankengutes hatte eine Reihe von Prozessen ausgelöst.
Aus der Wille eines Geschäftsmannes in Graz ist in der Silvesternacht ein Gemälde von Egon Schiele gestohlen worden.
Das Bild stellt den Wiener Kunsthändler Guido Arnot dar.
Es wird auf einen Wert von etwa 5 Millionen Schilling geschätzt.
Die Grazer Kriminalpolizei führt die Ermittlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Bekannt wurde der Diebstahl durch Inserate in fast allen steirischen Tageszeitungen, in denen die Versicherung eine Belohnung von 200.000 Schilling für die Wiederbeschaffung aussetzt.
Die Wetterlage.
In Österreich herrscht heute Hochdruckeinfluss.
Morgen greift eine Störungszone auf den Ostalpenraum über.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Süden zum Teil noch Nebel und Hochnebelfelder, sonst meist heiter.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperatur minus 7 bis plus 1 Grad.
Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 13 bis minus 7 Grad.
Örtlich auch darunter.
Die Wetteraussichten für morgen, von einzelnen Nebel- oder Hochnebelfeldern abgesehen, anfangs meist noch sonnig, nur im Westen bereits bewölkt.
In weiterer Folge auch im übrigen Bundesgebiet Bewölkungszunahme und Aufkommen von Schneefall, in tiefen Lagen mitunter auch Regen, dabei Gefahr von Straßenglätte.
Mäßige Winde, Tageshöchsttemperaturen minus 4 bis plus 2 Grad.
Die Vorschau auf übermorgen Freitag.
Bei aufgelockerter Bewölkung meist sonnig.
In weiterer Folge im Westen erneut Wetterverschlechterung.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien wolkig, 1°, Westwind 10 km in der Stunde.
Eisenstadt heiter 0°, Linz heiter 0°, Westwind 20 km.
Salzburg heiter, minus 2°, Südostwind 15 km in der Stunde.
Innsbruck Heiter minus 7 Grad, Bregenz Heiter minus 3 Grad, Graz wolkenlos minus 7 Grad und Klagenfurt bedeckt durch Hochnebel minus 9 Grad.
Soweit also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
Mittlerweile ist es 12 Uhr und 12 Minuten geworden.
Wenn heute Abend die Klausur, oder wie es offiziell heißt, die Arbeitstagung der Bundesregierung im oberösterreichischen Steyr beginnt, so ist damit der politische Brennpunkt der Debatte um die Arbeitszeitverkürzung als Tagungsort ausersehen worden.
Schließlich war schon seit längerem bekannt, dass es eines Wunders benötigt hätte, um drastische Personalabbau-Maßnahmen im Lastkraftwagenwerk der Steyr-Daimler-Puch AG zu verhindern.
Nun, das Wunder ist nicht eingetroffen und mittlerweile erzielte Erfolge, wie das Lkw-Geschäft mit China oder mit Saudi-Arabien, haben die Zahl der zu kündigenden Arbeiter und Angestellten auf unter 1.000 verringert.
895 Kündigungen sind nun von der Steyr-Daimler-Puch AG bei der Arbeitsmarktverwaltung angemeldet worden,
Und vom Ausgang der heute beginnenden Verhandlungen über die Einführung einer 35-Stunden-Woche für einen Großteil der etwa 8.000 Beschäftigten im Werksbereich Steyr wird es abhängen, wie hoch die Zahl der zu kündigenden Mitarbeiter tatsächlich sein wird.
Helmut Gletsander gibt im folgenden Beitrag eine Darstellung der Situation der Steyr-Daimler-Puch AG.
Was immer heute und morgen in den Verhandlungen über die Einführung der 35-Stunden-Woche in Steyr beschlossen werden wird, so sind doch damit die Probleme der Steyr-Daimler Buch AG nicht gelöst.
Denn das mehrheitliche Besitz der größten österreichischen Bank, der CA, stehende Unternehmen kämpft seit geraumer Zeit an mehreren Fronten zugleich, um der schwierigen wirtschaftlichen Situation Herr zu werden.
Mit mehr als einer Milliarde Schilling schlug sich das 1980 politisch unterbundene Chile-Panzer-Geschäft in den Steier-Bilanzen nieder.
Und zum Zweiten sind neben Markteinbrüchen auf dem Fahrrad- und Moppedsektor auch die Folgen der Wirtschaftskrise für die in Steier erzeugten Lastkraftwagen äußerst schmerzlich.
So mussten schon 1980 rund 600 Millionen Schilling an alten Rücklagen aufgelöst werden.
1981 noch einmal etwa derselbe Betrag und für 1982 konnte dann erstmals keine Dividende mehr ausgeschüttet werden, da 600 Millionen Schilling Verlust die Bilanz rot fährten.
Für 1983 hat das Unternehmen noch keine Zahlen bekannt gegeben, man rechnet aber mit einem weitaus weniger schlechten Ergebnis als 1982.
Jahrelang hatte die Steuer Daimler-Puch AG recht gut verdient.
In dieser Zeit konnten Rücklagen von rund 2 Milliarden Schilling zu dem Eigenkapital des Betriebes von gleichfalls etwa 2 Milliarden angehäuft werden.
Doch wird das Ausmaß der Probleme vergleichsweise daran deutlich, dass allein die 600 Millionen Schillingverlust des Jahres 1982 für jeden der etwa 15.000 Beschäftigten der Steyr-Dämmerler Puch AG einen Betrag von rund 40.000 Schillingen entsprechen.
Angesichts solcher Dimensionen und der bereits seit September 1982 in Steyr laufenden Kurzarbeit hat der Herr Steyr-Dämmerler Puch Generaldirektor Michael Malzacher eine deutlich raschere Gangart bei den notwendigen Veränderungen und Anpassungen an die neuen Gegebenheiten angekündigt.
Der deklarierten Absicht, jeden einzelnen Bereich der umfassenden Steierdämmer-Puch-Produktpalette so rasch als nur irgend möglich und im Notfall auch durch Kostenverringerungen, durch Kündigungen Gewinn bringen zu gestalten, steht nun auf der anderen Seite das Wort von Bundeskanzler Sinowaz gegenüber, dass um jeden einzelnen Arbeitsplatz gekämpft werde.
Malzacher hatte vorgestern zu der Idee der 35-Stunden-Woche gemeint, das Unternehmen könne sich eine solche Kostenbelastung nicht leisten.
Finanzminister Herbert Salcher weist nun diese Ablehnung des Steier-Daimler-Buch-Generaldirektors zurück und betont.
Ich schätze den Herrn Generaldirektor Malzacher sehr, sodass er mir auch eine kritische Bemerkung sicher erlauben wird.
Meine kritische Bemerkung geht in die Richtung,
dass man zuerst die Vorschläge der Partner, Gewerkschaft, Sozialminister, Betriebsrat anhören sollte und dann diese Vorschläge entweder akzeptieren müsste oder ablehnen könnte.
Und das wäre der Zeitpunkt, wo man das der Öffentlichkeit erklärt.
Vorweg solche Erklärungen abzugeben, sind für Verhandlungen immer unangenehm.
Das heißt, Herr Finanzminister, Sie sind als zwar entfernt, aber doch irgendwo Eigentümervertreter der Steuerdämmerer Buch AG durchaus der Meinung, dass man dieser Idee der 35-Stunden-Woche näher treten könnte.
Diese Idee hat eine sehr positive Komponente.
dass man nämlich Menschen, die andernfalls ihren Arbeitsplatz verlieren, auf diese Weise weiter beschäftigen könnte, dass man ein Modell schaffen könnte, das für die Republik Österreich finanziell vertretbar ist, denn die Kosten der Vorschläge des Herrn Sozialministers und des Herrn Nationalrates Wille
sind geringer als die Kosten der arbeitslosen Unterstützung für die sonst freigestellten Leute.
Und über solche Modelle muss man ganz einfach reden, bevor man eine ablehnende Haltung einnimmt.
also die Weichen für die Einführung der 35-Stunden-Woche für die Steierdamler Pucha G in Steier gestellt.
Denn, so meint der Finanzminister, man dürfe nicht nur die Zahlen und Fakten des Betriebes sehen, sondern auch bei einem Unternehmen dieser Größenordnung an die gesamte Wirtschaft denken.
Schließlich habe der Staat auch seinerseits durch den Ankauf von Kyrosir-Jagdpanzern für das Bundesheer dem Unternehmen Hilfestellung gegeben.
Nach Schätzungen würde die Arbeitslosenunterstützung für die 895 Gekündigten weit teurer kommen als der Zuschuss zum teilweisen Ausgleich des Lohnverlustes der 35-Stunden-Woche.
Weitergehende Hilfe, also Geldzuschüsse für notwendige Umstrukturierungsmaßnahmen und Investitionen bei der Steier-Dämmerer Buch AG von Seiten des Bundes werde es aber erst geben, wenn das Unternehmen brauchbare Konzepte für die Überwindung der Krise vorgelegt habe, betonte der Finanzminister.
Soweit also eine Darstellung der Unternehmenssituation bei Steyr-Dämmler-Puch.
Helmut Glitzander hat sie vorgenommen.
Heute hat es natürlich auch wieder politische Reaktionen zu diesem Themenbereich gegeben.
Sie kamen von ÖVP-Chef Alois Mock und von Arbeiterkammerpräsident Adolf Zettl, der ja auch ein bedeutender Metallgewerkschafter ist.
Erich Eichinger und Roland Adrovica fassen diese Aussagen zusammen.
Eine Reihe von Forderungen an die heute Abend in Steyr beginnende Regierungsklausur, in der Diktion des ÖVP-Obmannes Mock, höchstens eine Werbetagung.
Mehrere Forderungen also erhob Alois Mock jetzt am Vormittag.
Eine Betriebsneugründungsaktion solle kommen, eine Erhöhung der steuerlichen Investitionsförderung, bei der Steyr-Reform eine Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen und eine Belebung der Baukonjunktur.
alles unter dem ÖVP-Oberbegriff Arbeitsschaffen den internationalen Aufschwung nützen.
Aktuell ist der Prüfstein für die Theorie, die im Steuerwerk drohenden 895 Kündigungen, von denen offenbar ein Teil durch eine Arbeitszeitverkürzung verhindert werden, für den ÖVP-Obmann Mock ein falscher Weg.
ist ein falscher Weg.
Die Arbeitszeitverkürzung ist meiner Auffassung nach ein sozialpolitisches Ziel, das man dann verwirklichen soll, wenn man es sich allgemein oder im Betrieb leisten kann aufgrund der Kostensituation ohne Gefährdung der Arbeitsplätze.
Aber die Arbeitszeitverkürzung ist kein wichtiges oder nützliches Instrument der Arbeitsplatzsicherung.
Für uns ist das Instrument der Arbeitsplatzsicherung die finanzielle Stärke, die Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebes.
was sich ein Management mit den Betriebsräten innerhalb eines Betriebes ausmacht, ist ihre Sache und liegt in der Verantwortung der beiden.
Aber ich halte nichts, dass die Regierung hier eingreift.
Ergänzung MOX.
Wenn man gestern aus den Worten von ÖVP-Generalsekretär Graf eine Art Gesprächsbereitschaft der ÖVP über den Einsatz von Arbeitszeitverkürzungsmodellen von Fall zu Fall herausgehört habe, dann sei Graf falsch verstanden worden.
MOK halte weiter.
Man muss einmal den Leuten dort die Wahrheit sagen.
Wenn der Betrieb nicht mehr in der Lage ist, aufgrund der Kostensituation die Arbeitsplätze zu sichern, dann bin ich dafür, den Weg zu gehen, den übrigens in den letzten Tagen auch der Landeshauptmann von Oberösterreich aufgezeigt hat, dass man durch massive regionale Investitionsbegünstigungen Ersatzarbeitsplätze schafft.
Denn worauf kommt das hinaus, dass man einen Teil jetzt doch kündigt, einen Teil vertröstet, in der Unsicherheit belässt, mit der Wahrscheinlichkeit, dass in einem oder zwei Jahren erst recht den Arbeitsplatz verlieren.
So hat man es gemacht mit den Arbeitnehmern der Vereinigten Edelstahlwerke oder der verstaatlichten Industrie, wo man immer wieder gesagt hat, die Arbeitsplätze werden durchsubventioniert und durchfinanziert
Und nach einigen Jahren waren es dann um einige Tausende jetzt schon 10.000 Arbeitsplätze weniger.
Während also ÖVP-Chef Alois Mock Arbeitszeitverkürzung bei Steyr als den falschen Weg betrachtet, wird die Front der Verfechter dieses Modells innerhalb der SPÖ offenbar immer breiter.
Damit ist nicht auszuschließen, dass Steyr tatsächlich zum Modellfall für Österreich werden könnte.
Dies geht auch aus einer Aussage hervor, die Arbeiterkammerpräsident Adolf Zettl heute gemacht hat.
Zettl meinte zwar, dass Steyr nicht unbedingt Modellfall werden müsse, er könne sich aber eine ähnliche Lösung durchaus für andere Problembetriebe vorstellen, wie etwa für die Vereinigten Edelstahlwerke, über deren Sanierung ja derzeit diskutiert wird.
Man wird dann sehen, ob bei der Lösung der Probleme, die es dort gibt, auch Arbeitszeitverkürzung in Frage kommt.
Das steht ja jetzt nicht zur Diskussion.
Aber wenn es notwendig sein wird, werden wir sicher auch für VEW eine Lösung finden, eine spezifische VEW-Lösung, wieder im Einklang mit den Beschlüssen, die es ja letztlich bezüglich der Arbeitszeit überall gibt.
Es ist also doch abzusehen, dass das Modell Arbeitszeitverkürzung nun von Branche zu Branche, von Betrieb zu Betrieb vor allem im Bereich der verstaatlichten Industrie oder im Bereich der Konzernbetriebe großer Banken überspringen wird.
Ja, es ist nicht auszuschließen, dass solche Probleme auch in anderen Betrieben entstehen und dass wir dann genauso, ohne Rücksicht darauf, ob das verstaatliche Betriebe oder Konzernbetriebe, verstaatliche Banken sind, genauso in den Griff nehmen werden.
Das heißt, wenn in einem Betrieb Probleme entstehen, Probleme, die durch sinnvolle Einsetzung der Arbeitszeitverkürzung gelöst werden können, dann werden wir das tun, ohne Rücksicht darauf, ob das ein privatwirtschaftlich geführter Betrieb, ein Konzernbetrieb, eine Bank,
oder ein verstaatlicher Betrieb ist.
Noch ein Wort zu einem Zeitungsinterview, in dem Zettl für die Reprivatisierung von Konzernbetrieben großer Banken eingetreten ist.
Zettl sagte heute, er sei hier nicht ganz richtig interpretiert worden, denn es handele sich ja um Privatbetriebe, deren Aktien im Besitz von Banken sind und teilweise sei dies auch schon geschehen.
Außerdem, so Zettl, sei dies ohnehin nur Theorie, denn wer werde schon Betriebe übernehmen wollen, die in derartigen Schwierigkeiten stecken, wie Steyr-Daimler-Puch oder Semperit?
Und damit zurück an den Moderator des Mittagsschonals.
Reporter waren Erich Eichinger und Roland Adrovica und wir bleiben gleich beim Themenbereich, kommen zur Inlandspresseschau.
Markus Sommersacher hat die Zitate für die heutige Presseschau ausgewählt.
Unter der Überschrift Gewinnt Erwin Zankl in der Kleinen Zeitung der Auseinandersetzung um die geplanten Kündigungen bei Steyr und die von der Regierung vorgesehene Lösung durch die Verkürzung der Arbeitszeit folgende Schlüsse ab.
Alfred Dallinger, der sich als angestellten Gewerkschafter am ÖGB-Kongress dem Kompromiss beugen musste, hat als Sozialminister das Gesetz des Handelns zurückgewonnen.
Er kann der ratlosen Regierung ein Modell anbieten, wie die Massenkündigungen in Steyr verhindert oder gar vermieden werden könnten.
Damit steht die 35-Stunden-Woche plötzlich vor der Tür.
Obwohl Bundeskanzler Fritz Inowatz betont, dass es sich nur um ein zeitlich befristetes und regional begrenztes Modell handelt, wird es nicht dabei bleiben.
Zum Modell Steyr werden bald die Modelle VEB und Föst kommen.
Wenn aber einmal in den größten Betrieben Österreichs die 35-Stunden-Woche vollzogen ist, wird es nicht mehr lange dauern, bis der Gesetzgeber mit der generellen Arbeitszeitverkürzung nachziehen muss.
Deshalb geht es in Steyr um mehr als um das Modell Steyr.
Soweit die Kleine Zeitung.
Zum selben Thema meint Peter Pelinka im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung.
Die Arbeitszeitverkürzung ist für Steier nicht aufzuhalten.
Offen bleibt die Frage der Finanzierung.
Dass der volle Lohnausgleich kaum realistisch ist, davon reden selbst die Belegschaftsvertreter.
Dass die gegenteilige Sturhaltung von Generaldirektor Malzacher, er hat jede Arbeitszeitverkürzung abgelehnt, noch weniger als Verhandlungsgrundlage dienen kann, das scheint sogar selbstverständlich.
Die Drittellösung, ein Teil des Lohnausfalls wird vom Unternehmen getragen, ein Teil von der staatlichen Arbeitsmarktverwaltung, ein Teil von den Beschäftigten, wird die einzig realistische sein.
Im neuen Volksblatt der ÖVP setzt sich Peter Klar weniger mit der zukünftigen Lösung bei Steyr als vielmehr mit der Frage auseinander, wer für die jetzige Situation des Unternehmens verantwortlich ist.
Er vertritt die Ansicht, dass neben den Politikern auch die Manager ihre Schuld an der jetzigen Misere tragen, wenn er schreibt, die Steyr-Werke haben und hatten gar mächtige Sager als Auftraggeber, Nationalratsabgeordnete und Gewerkschafter, Minister am Hals.
Wenn also Managementfehler vorgeworfen werden, dann wohl in erster Linie auch, dass das Management nicht immer jene Rückensteife an den Tag legte, die oft auch vor republikanischen Fürstenthronen am Platz wäre.
Dieses Rückgrat zu beugen, wenn nicht gar zu brechen, ist ja wohl auch eines der Ziele dieser sonderbaren Klausurtagung in der Eisenstadt.
Die roten und die mitnaschenden rot-blauen Gasthausbesucher werden den kündigungsbedrohten Freibiertrinkern schon sagen, gegen wen sich ihr Zorn zu richten habe.
Abschließend ein Zitat aus der Tageszeitung Die Presse.
Dort bezeichnet Anneliese Rohrer die Tagung der Regierung als Fasching in Steyr und meint Was also ist dieser Auftrieb von Ministern und Staatssekretären in Steyr wirklich?
Ein groß angelegtes Propagandafest auf Kosten der Steuerzahler?
Der Auftakt zu einem politischen Fasching, in dem man nichts und schon gar nicht die Sorgen der Menschen ernst nehmen muss?
Wahlkampfveranstaltung für eine Wahl, die gar nicht stattfindet?
In der SPÖ und im Bundeskanzleramt war man seit dem Amtsantritt von Fred Sinowatz peinlichst bemüht, dem neuen Regierungschef versteckte Führungs- und sonstige Qualitäten zuzuordnen.
Sie würden schon noch zum Vorschein kommen, hieß es.
Zum Staunen, alter!
Wären diese Fähigkeit Realität und nicht nur Mythos, hätte Sinovat sie jetzt zeigen müssen.
Er hätte diese Planung für Steier verbieten und seine Berater fristlos entlassen müssen.
Soweit also Auszüge aus Kommentaren der heutigen österreichischen Tageszeitungen.
Das Jahr 1984 ist jedenfalls für Österreich nicht nur wegen des ominösen Datums nach dem Buch von George Orwell von großer Bedeutung.
Österreich gedenkt heuer auch der 50.
Wiederkehr der Ereignisse des 12.
Februar 1934, des österreichischen Bürgerkriegs.
Vor 50 Jahren standen Sozialisten und Kommunisten der Exekutive und den christlich-sozialen Heimwehrverbänden gegenüber.
Vor 50 Jahren gab es tagelange Kämpfe und hunderte Tote und mehrere tausend Verwundete auf beiden Seiten.
Die Ereignisse des 12.
Februar 34 haben tiefe Spuren in der Bevölkerung hinterlassen, Wunden, die nur langsam vernarbten.
Heuer, ein halbes Jahrhundert danach, ist bei den politischen Parteien das Bestreben allgemein, bei allem damals Trennenden das gemeinsame Ganze des nach 1945 wiedererstandenen Österreichs zu betonen.
In einer Unzahl von Veranstaltungen, Gedenkfeiern und Ausstellungen wird des 12.
Februar 34 gedacht werden.
Besonders hervorstechend dabei ist die Angelobung von Jungmännern des Bundesheeres im Karl-Marx-Hof in Wien.
Leopold Esterle und Fritz Besarter informieren sie.
Heute, vor genau 50 Jahren, einem Monat und einem Tag, brach in Österreich der Bürgerkrieg aus.
Damit erreichten die inneren Spannungen dieses durch den Ersten Weltkrieg ausgebluteten Landes ihren Höhepunkt.
Damals standen in Österreich einander die großen politischen Lager unversöhnlich gegenüber.
International war Österreich weitgehend isoliert.
Der Druck des nationalsozialistischen Deutschlands wuchs.
Im Lande selbst führte der Weg vom Brand des Justizpalastes 1927
über die sogenannte Selbstausschaltung des Parlaments in den autoritären Ständestaat.
Entluden sich schließlich die Gegensätze in den Februartagen des Jahres 1934 mit Gewalt.
Die Kämpfe zwischen sozialdemokratischer und kommunistischer Arbeiterschaft und Polizei, Heer sowie den christlich-sozialen Heimwehrverbänden forderten mehrere hunderte Tote und tausende Verwundete.
Heute, 50 Jahre danach, sind die Wunden mühsam verheilt.
Schon vor 20 Jahren gab es zwischen dem damaligen Bundeskanzler Alfons Gorbach und Vizekanzler Bruno Pittermann über die Gräber der Toten hinweg einen Händedruck der Versöhnung.
Heuer, im Jahr 1984, wird es wie niemals zuvor Feiern, Gedenktage und andere Veranstaltungen geben, sowohl von den Parteien selbst gestaltet, als auch gemeinsam begangen.
Die Parteien miteinander werden am 11.
Februar in der Säulenhalle des Parlaments eine Feierstunde abhalten.
Als Redner sind Nationalratspräsident Anton Benja und Bundespräsident Rudolf Kirchschläger vorgesehen.
Bereits vorher findet eine gemeinsame Feier aller Parteien an den Gräbern der gefallenen Stadt.
Auch der Wiener Stadtsenat, SPÖ, WÖVB, werden auf dem Wiener Zentralfriedhof der Toten beider damaliger Lager gedenken.
Tags darauf, am 12.
Februar, kommt es zu einer symbolischen Geste besonderer Art, die ursprünglich nicht ganz unumstritten war.
Im Karl-Marx-Hof in Wien-Heiligenstadt, wo die Kämpfe vor 50 Jahren besonders heftig waren, werden Jungmänner des österreichischen Bundesheeres angelobt.
Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager im Gespräch mit Leopold Esterle über den Sinn dieser Veranstaltung.
Worum es gehen muss, ist einerseits die Stellung eines demokratischen Heeres in der Demokratie deutlich zu machen und zweitens die wichtigste historische Lehre aus 1934, dass ein Staat, der das Waffenmonopol aus der Hand gibt, der Privatarmeen zulässt, aus historischen Gründen, wie wir aus der Zwischenkriegszeit wissen, dass ein derartiger Staat
fast zwangsläufig in Krisensituationen, in Bürgerkriegsverhältnisse hineinschlittern muss.
85 Prozent der unter 29-Jährigen, das hat eine Fesselumfrage ergeben, wissen mit dem Jahr 1934 nichts anzufangen.
Die Jungen wissen also zu wenig oder gar nichts, die Alten können oder wollen vielleicht nicht vergessen.
Glauben sie nicht, dass sie hier unnötigerweise Gräben aufreißen?
Natürlich gibt es Aufregung,
aus der historischen Reminiszenz heraus.
Ich meine, diese Demokratie, diese Republik ist heute weit genug, in aller Ruhe, auch mit Emotion, ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten und ihren Nutzen für die Zukunft herauszuziehen.
Und ich bin eigentlich stolz darauf, dass es gelungen ist, dass das Bundesheer es ist, dass über alle Parteigrenzen hinweg an diesem so sensiblen Ort diese Angelobung durchführen kann als Ausdruck dafür, dass eben alle politischen Kräfte, die daran mitwirken im Übrigen, dass sie in der Lage sind, über ihren historischen Schatten zu springen und in dieser
sehr nachdenklichen und zum Nachdenken anregenden Vereidigung an diesem Ort zusammenkommen.
Die Ansprachen bei dieser Angelobung werden Frischenschlager und Nationalratspräsident Begni erhalten.
Soweit die Feiern des offiziellen Österreich.
Die Parteien werden darüber hinaus auch aus eigenem des Bürgerkriegs gedenken.
Die SPÖ plant für den 12.
Februar die Eröffnung einer multimedialen Ausstellung in einer ehemaligen Straßenbahnremise in Wien-Meidling.
Die Ausstellung trägt den Titel »Die Kälte des Februar.
Österreich zwischen 1933 und 1938«.
Sie wird durch den früheren Bundeskanzler Bruno Kreisky eröffnet.
Kreisky sagte übrigens kürzlich in einem Interview, es wäre im heurigen Gedenkjahr das Schlechteste, die Tatsachen zu verschleiern.
Von der SPÖ organisiert wird ferner ein mehrtägiges internationales Symposium.
Kulturelle Veranstaltungen, wie etwa am Abend des 12.
Februar im Volkstheater unter Teilnahme von Bundeskanzler Sinowaz, runden das umfangreiche Programm ab.
Die ÖVP, die sich 1945 als neue Partei gründete, aber die traditionelle Verbundenheit mit der christlich-sozialen Partei der Ersten Republik nicht leugnet, wird durch ihr nahestehende Institute eine Ausstellung im Semper-Debo in Wien-Mariahilf organisieren.
Motto dieser Ausstellung, die vom 16.
Februar bis 22.
April läuft, Konflikt und Versöhnung.
Die FPÖ schließlich, die nicht direkt an eine der damals verfeindeten politischen Gruppen anknüpft, wird voraussichtlich eine einzige Veranstaltung mit dem Publizisten Viktor Raimann abhalten.
Österreichs Parteien sind 50 Jahre nach dem Bürgerkrieg offensichtlich gewillt, in der Erinnerung an das damals Trennende das nunmehr Gemeinsame hervorzuheben.
Österreichische Versicherung sucht per Zeitungsinserat gestohlenes Chile-Gemälde, die Ermordung des Auslandskorrespondenten Karl Brugger als Beispiel für das gefährliche Pflaster Rio de Janeiro, Schulreform in der Sowjetunion und Gespräch mit dem Kabarettisten Werner Schneider.
Am Montag vergangener Woche wurde in Rio de Janeiro ein Mann auf offener Straße erschossen.
Diese Alltäglichkeit in der brasilianischen Millionenstadt machte aber speziell in Europa besonders betroffen.
Der Mann war Karl Brugger.
Er war Korrespondent der deutschen Rundfunk- und Fernseheinstalten und er hat auch des Öfteren für den ORF gearbeitet.
Sein gewaltsamer Tod ging in den Nachrichtenagenturen um die Welt und löste ein gewaltiges Echo aus.
So stornierten unter anderem Reisebüros in Deutschland ihre Arrangements für Brasilien.
Und auch Rio selbst blieb vor den Auswirkungen nicht verschont.
Kurz vor Beginn der Sendung telefonierte ich mit Siegfried Niebuhr, einem Mitarbeiter der deutschen Presseagentur.
Und meine erste Frage an ihn war, wie denn die Reaktionen auf den Tod Karl Bruggers in Rio de Janeiro selbst waren.
Das Aussehen im Lande selbst war sehr gut.
Die Presse von Rio de Janeiro hat an den Tagen nach der Ermordung Burgas auf ganzen Seiten über den Fall berichtet und auch über das Echo in Europa und besonders in Deutschland.
Aber vor allem haben die brasilianischen Journalisten den Fall unter innenpolitischen Aspekten kommentiert.
Denn seit Monaten werfen die Konservativen des liberalen Blätter-Rios dem sozialistischen Gouverneur Leonel Brizola vor, er lasse die Stadt verkommen,
Erlaube Stadtstreichern und Pennern das Kampieren auf den Prachtstraßen von Copacabana etwa und mobilisiere zu wenig Polizei zur Veränderung von Liebereien und Überfällen.
Nach dem Tod Brugers hat Brizola seine Politik denn auch geändert.
Die Straßen von Rio sind wieder voller Polizei und Obdachlose werden seit gestern in Sammelquartiere gebracht.
Läuferlicht macht Leo seit einigen Tagen wieder ein.
Nun, Herr Niebuhr, Sie haben von der Reaktion auch in der Bundesrepublik Deutschland gesprochen.
Wenn ich jetzt aus der Süddeutschen Zeitung einen Satz zitiere, der da lautet, der Rundfunkkorrespondent war ein Einwohner der Stadt und er wurde ermordet wie tausende von Brasilianern, die oft auf grauenvolle Art Opfer einer halbanarchistischen, gewalttätigen Gesellschaft werden und deren Namen nie um die Welt gehen.
Wieso löst der Tod eines deutschen Korrespondenten solche Vorgangsweisen
der Behörden aus und nicht der Tod zahlreicher anderer, die namenlos bleiben.
Ja, Rio ist unbestritten eine Stadt mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt, wenn nicht der höchsten überhaupt.
Hier werden monatlich zwischen 200 und 250 Menschen ermordet.
Jeder vierte Einwohner Rios ist auf diese oder jene Weise schon einmal Opfer eines Überfalls geworden.
werden Omnibus überfallen, die Passagiere ausgeraubt.
Die großen Hotels haben ihren Gästen empfohlen, keine Uhren, keinen Schmuck zu tragen, wenn sie auf die Straße oder an den Strand gehen.
Bei Dunkelheit wollen die Gäste das Hotel am besten behaupten lassen.
Aber es ist natürlich mühselig für die Presse, nun jeden einzelnen Fall, der hier in Rio de Janeiro passiert, in so großer Ausmachung zu kommentieren.
Mehr oder weniger ist ein Mordfall in Rio eine alltägliche Angelegenheit und eine kleine Notiz in der Presse.
Es ist so, dass die brasilianische Presse und auch die brasilianische Öffentlichkeit offensichtlich betroffen waren über das riesige Echo, das dieser Tod in der internationalen Presse gefunden hat.
Und dieser Fall war Anlass, um die ganze Tragik, die ganze Problematik dieser Stadt
einmal aufzurollen und darzustellen.
Denn der Hintergrund der Kriminalität in Rio de Janeiro, die es ähnlich übrigens auch in Sao Paulo und anderen brasilianischen Millionenstädten gibt, ist die erschreckende Armut der unteren Bevölkerungsschichten.
In Rio de Janeiro prallen Armut und Reichtum in einem Ausmaß aufeinander, das für beide Seiten kaum noch erträglich erscheint.
Stadtviertel mit Luxusappartements und die Urlandsquartiere, die hier Favelas heißen, liegen oft nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.
Man muss sich mal vorstellen, zwei Millionen Menschen leben in Rio de Janeiro in Favelas.
Das ist praktisch jeder Dritte.
Dieser schockierende soziale Gegensatz schafft Kriminalität, die von der Polizei natürlich nur oberflächlich bekämpft wird.
Andererseits sind soziale Programme zur Milderung des Schicksals der Armen in weiter Ferne gerückt, weil dieser durchläuft zurzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seiner Geschichte und es fehlt Geld an allen Ecken und Enden.
Herr Niebuhr, können Sie noch einmal die Umstände, die dazu geführt haben, dass Karl Brugger ermordet wurde, in kurzen Worten schildern?
Ja, Karl Brugger war am Montag vergangener Woche
mit einem anderen Journalisten abends zum Essen ausgewogen.
In einem Restaurant in dem vornehmen, ja, vornehmen, mondänen Strandviertel Ipanema.
Auf dem Nachhauseweg wurden die beiden aus einem Gebüsch heraus von einem jungen, etwa 20-jährigen Mulatten
überrascht, der mit einer Pistole in der Hand auf beide zutrat und etwas auf Portugiesisch sprach, dass also der Begleiter von Brugger, der später als Staatsbürger auftrat, nicht verstanden hat, weil er kein Portugiesisch sprach.
Offenbar war es ein Überfall.
Brugger und sein Begleiter reagierten nicht, wie man das hier in Rewe auch nicht tun soll.
Trotzdem schoss der Täter auf Brugger und traf ihn mit einer Kugel direkt ins Herz.
Brugger war wenige Minuten später tot.
Die Polizei nahm zunächst an, der Mörder könne nur ein sogenannter Anfänger gewesen sein, weil er geschossen habe, obwohl Brugger sich nicht zur Wehr setzte.
Der Täter habe die Nerven offenbar verloren und sei davongerannt, ohne sein Opfer bereit zu haben.
Mittlerweile schließt die Polizei nicht aus, dass Brugger Opfer eines Wacheraktes geworden sein könnte.
Der ganze Fall liegt also noch im Dunkeln.
Welche Konsequenzen würden Sie jetzt persönlich aus diesem tragischen Unglücksfall ziehen, Sie als Journalist in dieser offensichtlich sehr unsicheren Stadt Rio de Janeiro?
Ja, diese Konsequenzen, die man für sich persönlich zieht, die zieht man nicht erst nach dem Fall Brugger, sondern man hat sein Verhalten hier in Rio de Janeiro schon immer so eingerichtet, dass man möglichst der Kriminalität entgeht.
Es ist so, dass man in dieser Stadt spontan, vor allen Dingen abends, spontan nicht mehr durch die Straßen
Die Häuser, in denen man wohnt, sind praktisch verbarrikadiert.
In dem Haus, in dem ich wohne, gibt es vor dem Grundstück einen Schlagbaum.
Der wird geöffnet, wenn man mit dem Auto hineinfahren will.
Fremde, die dort nicht wohnen, müssen sich identifizieren, werden an die einzelnen Portiers in den einzelnen Häusern weitergemeldet.
Praktisch auf dem Grundstück, also weiter beobachtet.
Das alles ist sehr mühsam, aber sonst kann man hier in Rio ohne überfallen zu werden einfach nicht leben.
Herr Niebuhr, ich danke Ihnen für dieses Gespräch und auf Wiederhören.
Zwölf Uhr und 42 Minuten ist es mittlerweile geworden.
Wissen ist Macht und Macht ist ja auch nicht gerade das Schlechterste, so könnte man ein geflügeltes Wort auf die nun anstehenden Änderungen in der Sowjetunion abändern.
Die UdSSR plant nämlich eine grundlegende Reform der gesamten Schulausbildung.
Auch im Arbeiter- und Bauernstaat ist ein westlicher Trend in den letzten Jahren eingerissen.
Man versucht nämlich seinen Kindern möglichst viel Bildung auf den Lebensweg mitzugeben und strebt für sie eine universitäre Ausbildung an.
Den Kürzeren dabei ziehen die diversen Berufsschulen.
Um eine Akademiker-Arbeitslosigkeit wie in der kapitalistischen Welt zu vermeiden, möchte man nun das Schwergewicht auf die Ausbildung qualifizierter Facharbeiter legen.
Und man verlängert gleich in einem Aufwaschen auch die Schulpflicht.
Otto Hörmann informiert sie näher.
Das Zentralkomitee der KPDSU hat im Land ein Projekt zur Reform des Schulsystems vorgelegt, das diskutiert und dann über kurz oder lang mit geringfügigen Änderungen zum Gesetz wird.
Die Schulpflicht wird um ein Jahr verlängert, und zwar interessanterweise nicht am oberen Ende, sondern unten.
Das heißt, sind die sowjetischen Kinder bisher im Alter von sieben Jahren eingeschult worden, so kommen sie ab 1986 alle mit sechs in die Grundschule.
Das zweite Schuljahr schon läuft in verschiedenen Moskauer Schulen ein diesbezügliches Experiment.
Die Schulreform kann also nicht mit dem Übergang Brezhnev-Andropov gleichgesetzt werden.
Die Schulpflicht wird dann in der USSR neun Jahre betragen, bis zur Matura kommen noch zwei Klassen dazu.
Vom Eintritt in die Schule bis zum Reifezeugnis braucht man dann elf Jahre, gegenüber bisher zehn Jahre.
In der in vieler Hinsicht geschichtslosen Sowjetunion erinnern sich viele Leute heute aber doch daran, dass sie selber schon einmal, um die Matura zu erreichen, elf Jahre die Schulbank drücken mussten.
Nach Stalin 1958
kam unter Khrushchev eine Schulreform, die zur sogenannten Festigung der Verbindung mit dem Leben eine sogenannte allgemeinbildende polytechnische Arbeitsmittelschule mit Produktionsunterricht brachte.
Mit dem Reifezeugnis bekamen die Absolventen der allgemeinbildenden Mittelschulen auch eine Art Lehrlingsausbildung.
1964, kurz vor dem Sturz Khrushchevs,
ging man wieder auf 10 Jahre zurück.
Die Praxisbezogenheit wurde reduziert, obwohl sowjetische Maturanten immer noch parallel eine Art Lehre durchmachen und ein Zeugnis dafür bekommen.
Einen Tag in der Woche verbringen sowjetische Schüler in einer Fabrik und schnuppern den Hauch der Arbeitswelt, obwohl viele Leute dagegen sind.
Nicht zuletzt deshalb, weil die Schüler nicht frei ihren praktischen Beruf wählen können, sondern davon abhängig sind, welcher Industriebetrieb zufällig in der Nähe der Schule steht.
Jetzt soll also die Praxisbezogenheit wieder verstärkt werden und vor allem deshalb vermutlich, um die Schüler von der Einbahnstraße Matura Universität abzubringen.
Das Land braucht Facharbeiter, Spezialisten der mittleren Ebene, nicht nur Diplomträger.
Dabei kommt man in der UdSSR nicht ohne Aufnahmsprüfung auf die Universität.
Aber wer etwas auf sich helft, will seine Kinder auf jeden Fall auf die Uni bringen, koste es, was es wolle.
Es kostet Geld, den Sprössling durch einen Pauker auf Vordermann bringen zu lassen,
Und auch auf krumme Wege kann man sich nur mit Geld begeben.
Es geht bei der Schulreform letztlich darum, die sich von der Scholle und von der Werkbank entfernt habende Mentalität der Leute zu ändern.
Es gibt zwar in der UdSSR keine Akademikerschwemme im Sinne von Arbeitslosigkeit.
Die zu leistende Erschließungsarbeit in Sibirien zum Beispiel braucht aber Praktika.
Wenn man die Kinder jetzt mit sechs in die Schule schickt, will man in den späteren Jahren Zeit gewinnen, um die jungen Menschen auch auf die kommenden technologischen Umwälzungen vorzubereiten.
Es heißt da in dem Reformprojekt, die Schüler sollen mit Fertigkeiten zur Benützung moderner Computertechnik ausgerüstet werden.
Im Lernprozess sollen in großem Umfang elektronische Rechner zur Anwendung kommen und so weiter.
In westlichen Ohren klingt das alles eher bedrohlich, weil man meinen könnte, die östliche Supermacht ist zu ihrer Bildungsoffensive im Jahr 2000 angetreten.
Eher geht es aber darum, für die USSR nicht abgehängt zu werden vom Westen.
Wie oft kann man in sowjetischen Geschäften sehen, dass eine elektronische Rechenmaschine von der Kassiere unbenützt bleibt und dafür auf dem Abakus die Holzperlen hin und her geschoben werden.
Ein Beitrag von Otto Hörmann aus Moskau.
Soweit die von der Versicherung aufgegebene Zeitungsanzeige, die einen vor fast zwei Wochen geschehenen Kunstdiebstahl in Graz erst jetzt publik machte.
Die Polizei hatte die Ermittlungen bisher unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.
Das Schiele-Bild, das aus der Villa eines nicht näher genannten Geschäftsmannes gestohlen wurde, repräsentiert auf dem Kunstmarkt immerhin einen Wert von 5 Millionen Schilling.
Näheres zu dieser Affäre berichtet Gernot Hollerer vom Landesstudio Steiermark.
Der Täter hat sich für seinen Diebstahl einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht.
Während überall die Sektkorken knallten und der Jahreswechsel gefeiert wurde, drang er ohne jede Gewaltanwendung in die leerstehende Villa des Geschäftsmannes am Grazer Rosenberg ein.
Er muss, so vermutet die Polizei, einen Nachschlüssel gehabt haben.
Erst Stunden später bemerkte ein Hausangestellter den Diebstahl und verständigte den Hausherrn, der sich zum Wintersport in Tirol befand.
Der Diebstahl gelangte bisher nicht an die Öffentlichkeit, denn, wo sich so ein wertvolles Bild befindet, gibt es auch noch etwas anderes zu stehlen, argumentiert die Polizei.
Der Leiter der Grazer Kriminalpolizei, Hofrat Dr. Reinweber, verfügt derzeit noch über keinerlei Hinweise, die zum Täter führen könnten.
Das Bild ist versichert, allerdings nur im Rahmen einer normalen Haushaltsversicherung.
Die erste allgemeine Versicherung setzte gestern in Inseraten in Grazer Tageszeitungen eine Belohnung von 200.000 Schilling aus.
Dr. Zimmermann von der Direktion der ersten allgemeinen Versicherung sieht darin eine realistische Chance, das Bild wieder zu beschaffen.
Ja, also nach den letzten Erfahrungen bei dem Kunstdiebstahl, ich glaube es war in Oberösterreich, im Zusammenhang mit Spitzwegbildern, die ja dann sehr schnell zustande gebracht wurden, hat man sich im Einvernehmen mit der Polizei entschlossen, diese Auslobung zu machen.
Wenn es sich um ein Ereignis lokaler Bedeutung handelt, gibt es vielleicht Hinweise aus der Bevölkerung,
die zur Wiederbeschaffung dienen können.
Ist es ein Täter, der das Bild zu Geld machen will, so wird er damit große Schwierigkeiten haben, weil das Bild ja international bekannt, auch entsprechend katalogisiert ist.
Und über Interpol, so viel weiß ich von der Polizei, wurden alle entsprechenden Stellen verständigt, auch Grenzdienststellen, internationale Kunsthändler und so weiter.
Der wird das sehr schwer absetzen können.
Wie wird die Versicherung reagieren, wenn sich der Täter bei ihr meldet und quasi ein Geld von der Versicherung fordert?
Uns und dem Eigentümer ist die Zustandebringung wichtig und wenn es sich mit den österreichischen Gesetzen vereinbaren lässt, wird das sicherlich ein Weg, das Bild wieder
Egon Schiele, 1890 in Wien geboren, starb im Alter von 28 Jahren.
Zusammen mit Gustav Klimt zählt er zu den bedeutendsten Expressionisten und ist neben Oskar Kokoschka der auf dem internationalen Kunstmarkt am höchsten bewertete österreichische Maler.
Das gestohlene Bild, ein Porträt des Wiener Kunsthändlers und Schiele-Förderers Guido Arnaud, bewertet der Leiter der Neuen Galerie in Graz, Prof. Dr. Winfried Kreiner, so.
Sicher ist es ein bedeutendes Porträt, das vor allem, weil es so spät geschaffen wurde, eine gewisse herausragendere Bedeutung besitzt.
Jedes Porträt von Schiele, der ja noch 28 Jahre alt wurde, hat heute in der Kunstwelt eine
Der Kunstexperte Prof. Skrainer glaubt nicht an einen Zufallstäter, eher schon an eine gezielte Aktion, an einen Auftragsdiebstahl eines Kunstliebhabers im fernen Amerika, wie Skrainer sagte.
Trifft dies zu, scheint die Wiederbeschaffung des Bildes, wie auch die Polizei meint, äußerst schwierig.
Nach diesem Beitrag von Gernot Hollerer nun zur hehren Kulturberichterstattung im Mittagschanal.
Werner Schneider ist einer der wenigen Kabarettisten, der im gesamtdeutschen Sprachraum Kabarett macht und dessen Aggression, dessen Schärfe und dessen Humor in Hamburg ebenso verstanden wird wie in Basel oder in Wien.
Am 23.
Jänner hat Werner Schneiders neues Solo-Programm in der Lach- und Schießgesellschaft in München Premiere.
Der Titel Satz für Satz.
Von heute an bis kommenden Sonntag kann man den Großteil dieses Programms allerdings schon in Wien hören.
In der Kulisse im 17.
Wiener Gemeindebezirk.
Der Beitrag von Brigitte Hofer dazu beginnt mit einem Probenausschnitt aus einer der neuen Nummern von Werner Schneider.
Europa!
Du warst deine Kultur nicht wert.
Du hast sie nationalisiert.
Zu Kult und Dünkel pervertiert.
Du riechst nach Selbstverwesung Europa.
Werner Schneider, europäischer Kulturpessimismus in ihrem neuen Programm Satz für Satz.
Um welche weiteren Themen kreisen Ihre Sätze?
Ja, es kreisen.
leider die Sätze natürlich immer um dieselben Themen, nur verschieben sich natürlich von Programm zu Programm die Schwerpunkte.
Ich habe in meinem letzten Programm so ein bisschen den politischen Menschen aus dem privaten Menschen heraus entwickelt, meine ich.
Mittlerweile ist eine Menge passiert.
Es ist also in der Rüstungsspirale eine entscheidende Drehung weitergegangen.
Es ist der
Zynismus, mit dem man über die Möglichkeit einer begrenzten, atomaren, kriegerischen Auseinandersetzung spricht, ins Unendliche angewachsen.
Es ist eine neue Stimmung da und ich glaube, dass dieses Programm Satz für Satz dem Rechnung trägt, also sehr darauf reagiert.
Es ist ein Programm über Frieden,
über Krieg und über Lebensumstände.
Bleiben wir bei den Lebensumständen.
Wie charakterisieren Sie die in diesem Programm?
Ich glaube, wir haben so eine Bilanzzeit im Augenblick.
Alle Schichten, Politiker, Manager und deren Kunden, würde ich sagen, also die politischen Kunden und die Kunden der Manager, also die Konsumenten, wissen heute, es ist allerhand schiefgelaufen.
Da gab es Fehlentwicklungen, die uns vor Situationen stellen,
die furchterregend sind, aber natürlich wie alles Furchterregende irgendwo auch komisch.
Und jetzt sind wir ja wieder bei dem, was Satire ausmacht.
Man kann ja Verzweiflungen so zeigen, dass die Menschen sich mit einem gewissen erhellenden Befreien auslachen können.
Also dieser Versuch wird ja
von uns allen auch gemacht.
Und wenn ich ihm heute zeige, er ist ein Manager, der nicht mehr weiter weiß, weil seine ganzen ökonomischen Prämissen nicht mehr stimmen.
Und ein Politiker, der nicht mehr weiter weiß, weil er weiß, es ist sinnlos für Unsinn gewählt zu werden.
Das sind natürlich komische Situationen.
Wie sieht es denn mit der Kunst in diesem Programm aus?
Sind Sie da nicht verzweifelt über die Situation der Kunst, sowohl in Österreich, wie auch in der Bundesrepublik Deutschland, wie im Allgemeinen?
Ich bin so verzweifelt, dass ich sie ausgelassen habe diesmal.
Da ist derartig viel unverändert geblieben.
Die kulturelle Situation tritt für mich derartig auf der Stelle, dass ich mir schon blöd vorkomme, etwas zur Kulturpolitik oder dergleichen zu sagen.
Aber das bedeutet ja doch eigentlich, dass das Kabarett auch nicht so wahnsinnig viel bewirkt, nämlich nicht das bewirkt, was man gerne möchte, die sozusagen intellektuellen Köpfe des Landes ein bisschen in Schwung zu bringen.
Das möchten Sie doch unter anderem auch mit Ihrem Programm nicht.
Naja, aber es wäre die Hoffnung nahezu frivol, dass das immer so kurzfristig passiert.
Ich glaube, Wirkung entsteht, und an diese Wirkung glaube ich, durch die Summe.
Durch die Summe von dem, was verschiedene Leute von sich geben.
Ich bin ja nicht der einzige Kabarettist.
Gerade in Wien gibt es heute eine hervorragende Szene, und ich bin überzeugt davon, dass die sich auch kulturpolitisch äußert.
Irgendwann einmal bleibt so viel Gesagtes irgendwo im Raum stehen und löst vielleicht etwas aus.
Wir sind wir, Kleinkünstler, wir sind ja die Nutznießer dessen.
Wir haben das ja vor zehn Jahren schon prophezeit.
Wir haben ja den Bankrott der Großkunst nicht nur vorausgesehen, sondern wir haben ihn ja diagnostiziert.
Warum hat denn Cabaret
Im weitesten Sinne des Wortes.
Eine so unglaubliche Konjunktur.
Weil die Menschen wieder zu Menschen kommen wollen.
Sie wollen jemanden arbeiten sehen.
Sie wollen sehen, wie der Mann sich ausstellt in seiner Gebrochenheit, in seiner Wut, in seinem Humor.
Das wollen sie sehen.
Sie wollen doch keine Konzeptionen mehr sehen.
Dieses ganze Großdramaturgen-Gezeugse, das ohne Programmhefte nicht mehr dechiffrierbar ist, interessiert doch keinen Menschen.
Werner Schneider, ein Jahr hat soeben begonnen.
Sehen Sie es optimistisch?
Sehen Sie es pessimistisch?
Ich sehe es natürlich pessimistisch, ohne ein Pessimist zu sein.
Der Pessimismus in uns aus Baden ist ein Kunstmittel.
Man will ja das Publikum und man will die Öffentlichkeit herausfordern, den Nachweis anzutreten, dass alles anders ist.
Ich mache diese 1984-Hysterie nicht mit.
Ich meine, nur weil ein Autor namens Orwell im Jahre 1948 ein gutes Buch geschrieben hat, muss man 1984 verrückt spielen.
Der Großteil dessen, was in dem Buch steht, stimmt nicht so gut das Buch ist.
Ich sage in meinem Programm, 1984 wird ein ganz normales, ganz gewöhnliches Jahr, also auch nicht viel Ärger als bei Orwell.
Ich wehre mich nur immer dagegen,
dass Pessimisten denunziert werden.
Es gibt so einen Beruhigungsjournalismus, es gibt so einen Versöhnungsjournalismus, der ununterbrochen die Schwarzmaler anschwärzt und sie denunziert.
Und im Grunde sind diese Schönfrisierer der Zukunft ein wirklich kriminelles Glück.
weil sie Facts nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie Zahlen nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie reelle Prognosen nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie nur im Auftrag von verschiedenen Politikern oder von verschiedenen Wirtschaftsmächten falsifizieren.
Wenn wir sagen, wenn es so weitergeht, dann geht es den Bach runter.
Und das sagen ja nicht nur wir, sondern das sagen ja nun auch sehr viele Leute in der Fachliteratur.
Dann sagen wir das deshalb, damit diese Prozesse gestoppt werden.
Wir sagen das aus unserem geradezu kindischen Glauben an eine Zukunft dieser Menschheit.
Ja, ich hab die Zukunft fest im Griff, wenn ich träum, was gut für ein Kind ist.
Nach diesem Beitrag von Brigitte Hofer nun noch einige Kurzmeldungen.
Österreich.
In Steyr in Oberösterreich beginnt heute Abend die Klausurtagung der SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung.
Im Mittelpunkt der Beratungen stehen wirtschaftspolitische Fragen, vor allem die geplanten Kündigungen bei Steyr Daimler-Puch.
Bundeskanzler Sinovac hat sich optimistisch geäußert, einen großen Teil der bedrohten Arbeitsplätze erhalten zu können.
Finanzminister Herbert Salcher meinte, die Idee der 35-Stunden-Woche habe eine positive Komponente, weil Menschen weiter beschäftigt werden könnten, die sonst ihren Arbeitsplatz verlieren.
Arbeiterkammerpräsident Adolf Zettel schließt nicht aus, dass die Einführung der 35-Stunden-Woche bei den Steyr-Daimler Buchwerken ein Modellfall auch für andere Betriebe werden könnte, etwa für die VEW.
ÖVP-Obmann Alois Mock hält die Arbeitszeitverkürzung für einen falschen Weg zur Sicherung der Arbeitsplätze.
Mock sagte, wenn ein Betrieb nicht mehr in der Lage sei, die Arbeitsplätze zu halten, müssten durch regionale Investitionshilfen neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Andernfalls sehe er die Gefahr, dass die nun gehaltenen Arbeitsplätze in ein bis zwei Jahren erst recht verloren gehen.
Angesichts der Klausurtagung der Regierung verlangt die Industrie neuerlich eine offensive Industriepolitik.
In einer Aussendung heißt es, die Arbeitnehmervertretungen hätten auf die entscheidende Rolle der Industrie bei der Wiederherstellung von Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung hingewiesen.
Der Obmann der sozialistischen Jugend, Josef Zschapp, erklärte zu den geplanten Kündigungen, man müsse endlich damit Schluss machen, Arbeiter und Angestellte für wirtschaftliche Schwierigkeiten und offensichtliche Fehler des Managements bezahlen zu lassen.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend, meist heiter, nur zeitweise Durchzug von Wolkenfeldern, Nachmittagstemperaturen minus sieben bis plus ein Grad.
Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information.
Durch den aktuellen Dienst für das Team von heute Mittag verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
Einblendung: Verteidigungsminister Frischenschlager
Mitwirkende:
Pesata, Fritz [Gestaltung]
, Esterle, Leopold [Gestaltung]
, Frischenschlager, Friedhelm [Interviewte/r]
Datum:
1984.01.11 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Politik Österreich
;
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Heimwehrverbände, Ständestaat, Angelobung im Karl-Marx-Hof
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