Mittagsjournal 1988.05.11

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, willkommen beim Mittagschanal vom 11.
    Mai.
    Das innenpolitische Hauptthema ist der heutige Wechsel an der Spitze der SPÖ von Fritz Inowatz zu Franz Fronitzki.
    Wir fassen die Referate des scheidenden und des neuen Obmanns zusammen.
    Die Auslandsthemen nach Halb 1 dann, Bombenanschlag auf Zypern, die neue französische Regierung unter Michel Rocard,
    KPDSU-Chef Gorbatschow geht erneut mit den Perestroika-Gegnern ins Gericht und bilanzt der nun beendeten polnischen Streikwelle der letzten Wochen.
    Durch dieses Programm führt sie Louis Glück und ich gebe gleich weiter an die einleitenden Nachrichten zu Josef Enzelnatek.
    Österreich.
    Beim Sonderparteitag der SPÖ im Wiener Konzerthaus wird heute der Wechsel an der Parteispitze vollzogen.
    Der künftige SPÖ-Chef Franitzki sagte, in Zeiten des großen gesellschaftlichen Wandels seien die Sozialisten aufgerufen, den Menschen Werte anzubieten und ihnen zu sagen, wie sie die Zukunft bewältigen könnten.
    Der scheidende SPÖ-Vorsitzende Fritz Inowatz sagte, er verabschiede sich aus dieser Funktion mit einem Bekenntnis zu einer maßvollen, ehrlichen und zuversichtlichen Politik.
    Zypern In Nicosia ist heute in der Nähe der israelischen Botschaft eine Autobombe explodiert.
    Nach Angaben der Polizei wurden zwei Personen getötet und 15 verletzt.
    Durch die Wucht der Explosion wurde ein großes Loch in eine Brücke gerissen.
    Zahlreiche Fahrzeuge im Umkreis von etwa 200 Metern wurden beschädigt.
    An der israelischen Botschaft entstand kein Schaden.
    Über die Hintergründe der Bombenexplosion ist vorerst nichts bekannt.
    Dänemark.
    Der konservative Ministerpräsident Schlöter will sich um eine Neuauflage seiner Vier-Parteien-Minderheitsregierung bemühen.
    Bei der vorgezogenen Parlamentswahl haben gestern die vier an der Koalition beteiligten Parteien ihren Mandatsstand behaupten können.
    Sie sind im neuen Parlament mit 70 Abgeordneten vertreten.
    Die drei sozialistischen Parteien büsten insgesamt sechs Sitze ein.
    Die rechtsgerichtete Fortschrittspartei erhöhte ihren Mandatsstand von 9 auf 16.
    Ministerpräsident Schlüter erklärte zum Wahlausgang, die Wähler hätten jene Parteien unterstützt, die eine uneingeschränkte Mitgliedschaft Dänemarks beim Nordatlantikpakt befürworten.
    Schlüter setzte die vorgezogene Parlamentswahl an, nachdem seine Regierung Mitte April bei einem die NATO berührenden sicherheitspolitischen Antrag der oppositionellen Sozialdemokraten eine Niederlage erlitten hatte.
    Bundesrepublik Deutschland
    Die CDU in Schleswig-Holstein will aus der schweren Niederlage bei der Landtagswahl am Sonntag keine unmittelbaren personellen Konsequenzen ziehen.
    Der CDU-Landesvorsitzende Gerhard Stoltenberg sagte nach einer Sitzung des Landesparteiausschusses, er fühle sich ermutigt, seine Aufgabe weiterzuführen.
    Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein hat die SPD die absolute Mehrheit errungen, die bisher regierende CDU hat mit einem Stimmenverlust von etwa 9 Prozentpunkten eine schwere Niederlage hinnehmen müssen.
    Polen.
    Der Streik auf der Leninwerft in Danzig ist beendet.
    Die restlichen 700 streikenden Arbeiter erklärten sich gestern Abend bereit, die seit dem 2.
    Mai besetzte Werft zu verlassen, ohne dass es zu einer Vereinbarung mit den Behörden kam.
    Die Streikenden hatten bis zuletzt die Wiederzulassung der verbotenen Gewerkschaft Solidarität gefordert.
    Im polnischen Parlament beginnt heute die Debatte über die umstrittenen Sondervollmachten für die Regierung.
    So soll es der Regierung künftig möglich sein, Löhne und Preise einzufrieren, unrentable Betriebe zu schließen und Direktoren von staatlichen Betrieben ohne den sonst üblichen Instanzenweg zu entlassen.
    Sovjetunion Parteichef Gorbatschow hat eingeräumt, dass seine Reformpolitik massive Unruhe an der Parteispitze ausgelöst hat.
    Vor Zeitungsredakteuren in Moskau, sagte Gorbatschow, viele Parteimitglieder seien nicht darauf vorbereitet gewesen, die neue Politik in die Tat umzusetzen.
    Die entstandene Unruhe sei aber mehr auf Verwirrung und Panik zurückzuführen, als auf direkte Gegnerschaft zum Reformprogramm, ergänzte Gorbatschow.
    In diesem Zusammenhang bekräftigte der Parteichef seine Entschlossenheit, den Reformkurs fortzusetzen und negative Einflüsse auszuschalten.
    In der Stadt Sumgait hat heute der Prozess gegen die Verantwortlichen für die blutigen Unruhen von Ende Februar begonnen.
    Angeklagt sind mehr als 80 Personen.
    Bei den Auseinandersetzungen zwischen Armenien und Aserbaidschanern kamen in Sumgait Ende Februar nach offizieller Darstellung 32 Menschen ums Leben, 26 davon waren armenischer Nationalität.
    Armenische Nationalisten berichteten von einer weit höheren Opferbilanz.
    Hintergrund der Unruhen war die Förderung der Armenien nach Angliederung der autonomen Region Bergkarabach an die Sowjetrepublik Armenien.
    Die Parteizeitung Pravda berichtet, viele der aus Sumgait in der Sowjetrepublik Aserbaidschan geflüchteten armenischen Familien seien immer noch nicht zurückgekehrt.
    An dem Prozess dürfen keine westlichen Korrespondenten teilnehmen.
    Das waren die ersten fünf Mittagsjournalminuten mit Nachrichten.
    Edgar Teider war der verantwortliche Redakteur.
    Und jetzt haben wir die hohe Warte dran.
    Gertra Goethe sagt Ihnen vor dem morgigen Feiertag und dem für manche verlängerten Wochenende, wie das Wetter der nächsten Tage sein wird.
    Grüß Gott, Herr Doktor.
    Grüß Gott.
    Nun, es ist so, dass im westlichen Mittelmeerraum der Störungseinfluss zunimmt.
    Ein ausgedehntes Tief liegt über der Sahara.
    Störungseinflüsse zurzeit bereits in Oberitalien.
    In Venedig und Mailand hat es heute früh bereits Gewitter gegeben.
    Und diese Störungszone wird dann morgen, am Christi-Himmelfahrts-Tag, auch den Süden Österreichs beeinflussen.
    Das heißt, ich erwarte in Osttirol und in Kärnten starke Bewölkung.
    und auch immer wieder Regen.
    Die Temperaturen werden dabei so um 15 Grad liegen.
    Nördlich des Alpenhauptkammes wird das Wetter etwas besser sein.
    Am besten, wie auch jetzt der Fall ist, im Norden und Osten, also in Niederösterreich und auch in Oberösterreich, dort wird es doch vorwiegend sonnig sein.
    In Tirol und Salzburg doch wieder starke Bewölkung, aber es kommt hier noch zu föhnigen Auflockerungen zeitweise.
    Die Temperaturen liegen in diesen Gebieten auch etwas höher als im Süden Österreichs.
    Das Temperaturniveau wird gehalten und Werte zwischen 18 und 20 Grad sind möglich.
    Am Freitag erwarte ich dann insgesamt starke Bewölkung in ganz Österreich.
    Die Niederschlagstätigkeit wird allerdings schwächer werden.
    Zum Wochenende selbst, das ist halt noch ein bisschen weit weg, kann man jetzt noch nicht sehr präzise sein, aber es steuert alles darauf hin, dass wohl das Tief im Mittelmeerraum bestehen bleibt, die Störungseinflüsse von Süden aber nicht sehr markant sein werden und sich im Wesentlichen doch auf den Süden Österreichs beschränken werden.
    Das heißt also nach wie vor in Osttirol
    In Kärnten, in der südlichen Steiermark und auch im südlichen Burgenland vorwiegend starke Bewölkung, zeitweise etwas Niederschlag.
    In den übrigen Bundesländern aber doch immer wieder Bewölkungsauflockerungen und sonnige Abschnitte.
    Aber dort sind dann auch am Nachmittag Regenschauer oder Gewitter möglich.
    Die Temperaturen, wie gesagt, bleiben hoch.
    Also relativ hoch.
    Es kommt also keine Kaltluft zu uns, sondern Werte um 20 Grad sind dann auch noch möglich.
    Nun zurück zum heutigen Wetter.
    Heute Mittag hat es in Wien hohe Warte.
    Heiteres Wetter gibt es.
    Heiteres Wetter mit 15 Grad.
    In Eisenstadt ist es auch heiter bei 15 Grad.
    In St.
    Pölten heiter mit 13 Grad.
    Nordostwind mit 10 Stundenkilometer.
    In Linz ist es heiter, 15 Grad.
    Ostwind mit 30 Stundenkilometer.
    Salzburg-Heiter 15 Grad, Nordostwind mit 10 Stundenkilometern.
    Innsbruck stark bewölkt, 17 Grad, Ostwind mit 10 Stundenkilometern.
    Bregenz wolkig 18 Grad, Graz-Heiter 14 Grad, Klagenfurt stark bewölkt, 14 Grad und Ostwind mit 20 Stundenkilometern.
    Damit verabschiedet sich die Hohe Warte und ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag.
    Das wünschen wir Ihnen auch.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Ein außerordentlicher Parteitag der SPÖ wählt heute in Wien Bundeskanzler Franz Franitzki auch zum Parteivorsitzenden.
    Franitzki ist der siebente Obmann in der 99-jährigen Geschichte der Sozialistischen Partei.
    Sein Vorläufer Fred Sinowaz amtierte fünf Jahre.
    Die Rückkehr zur Personalunion Kanzlerparteichef bedeutet das Ende der zweijährigen Funktionstrennung, die ohnehin nicht Ergebnis theoretischer Überlegungen war, sondern Resultat personeller Konstellationen.
    Franitzki stellt sich dem Votum von 576 Delegierten.
    Vor der Abstimmung gab es Referate des scheidenden und des neuen SP-Obmannes und wird es eine Diskussion geben.
    An dieser Diskussion und am Abstimmungsergebnis wird man ablesen können, ob es relevanten innerparteilichen Widerstand gegen den pragmatischen Kurs des neuen Parteiobmannes gibt.
    Eine zweite Personalentscheidung wird heute auch fallen im Zentralsekretariat.
    Aus dem Wiener Konzerthaus melden sich mit einem zusammenfassenden Bericht die Kollegen vom Innenpolitikressort.
    Mit Höllenlärm oder genauer gesagt Trakenlärm wurden die Delegierten zum Parteitag hier vor dem Konzerthaus empfangen.
    Initiator des Spektakels sind Proponenten des Antitrakenvolksbegehrens der steirischen ÖVP.
    Die Szene ist geprägt von Transparenten mit Aufschriften wie Drakenabwehr ist Landesverteidigung oder die Steiermark ist nicht der Schuttplatz der Nation.
    Oder auch mit Fragezeichen 24 Draken, Ergebnis von 100 Jahren SPÖ.
    Vor dem Modell eines abgestürzten Draken, dessen Spitze sich in den Boden gebohrt hat, findet der Höhepunkt der Kundgebung statt.
    Eine Absturz-Simulation mit viel Feuer, Rauch und Lärm.
    Ein Maskierter, der den Verteidigungsminister darstellen soll, tritt ans Rednerpult.
    Als Verteidigungsminister und wichtiger, ähm, wirklicher Hofrat melde ich vor der Geschichte den Eintritt des ersten Draken in das österreichische Erdreich.
    Bei den Parteitagsdelegierten findet das Spektakel allerdings kaum Beachtung.
    Herinnen im Konzerthaussaal steht an der Stirnwand zu lesen,
    SPÖ-Entscheidung für die Zukunft.
    Im Foyer wird das Buch »Wranicki – Eine Chance« verkauft, daneben liegen Aufkleber mit dem Satz »Ich bin ganz Wrantz« mit V geschrieben.
    Im Saal sitzen kurz vor Beginn der scheidende Vorsitzende Fritz Inowatz, der künftige Parteichef Wranicki
    und die Zentralsekretäre Keller und Schieder einträchtig nebeneinander.
    Leopold Graz begrüßt Delegierte und Gäste und als er Sinovac das Wort erteilt, folgt minutenlanger Begrüßungsapplaus.
    Ich bin, sagt Sinovac, bei meiner letzten Rede als Vorsitzender genauso aufgeregt wie das erste Mal.
    Als er den Vorsitz 1983 übernommen habe, sei das eine Zeit der politischen Veränderungen gewesen.
    Eine Zeit des Überganges.
    Eine Zeit des geringeren Wirtschaftswachstums habe begonnen.
    Eine Zeit der Krise der Grundstoffindustrie.
    Die Grenzen des Budgets hätten sich gezeigt.
    Manches an lieb gewordenen Gewohnheiten habe man aufgeben müssen.
    Wir haben die Zeit des Übergangs nicht verschlafen, betont Sinovac.
    Vieles hat Schmerzen bereitet.
    Reformen anzuerkennen, heiße aber Veränderungen zur Kenntnis zu nehmen.
    Wir haben die Reformen eingeleitet.
    Franz Franitzki wird diese Entwicklung mit Kraft weiterführen.
    Die Suche nach einer sozialdemokratischen Identität sei ein europäisches Faktum, sagt Zinovac.
    Es wäre völlig falsch zu meinen, wie das ein bisschen leichtfertig formuliert wurde von außen, dass der Zustand der Partei katastrophal sei.
    Nein, wir
    Die österreichische sozialistische Partei mit ihren Organisationen bis in die kleinsten Dörfer hinaus ist in einer Zeit des Übergangs, der Veränderung sicherlich auch konfrontiert mit vielen Sorgen, mit vielen Widerständen, mit vielen neuen Aufgaben und mit Menschen, die anders geworden sind.
    Mit Menschen, die andere Lebensformen anstreben.
    Mit Menschen, die ein neues Bewusstsein haben.
    Und die Partei muss sich daher noch viel mehr dem Reformprozess stellen, inhaltlich, was die neuen zeitgemäßen Inhalte unserer Grundwerte betrifft, und organisatorisch, was die innere Demokratisierung ausmacht.
    Deshalb sei er zur Überzeugung gekommen, dass der Zeitpunkt für den Wechsel gekommen ist.
    Früher als ich gedacht hatte, sagt Zinovacs und ergänzt, es gab auch einen persönlichen Grund für mich.
    In dieser Zeit bin ich müder geworden.
    Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich die Kraft habe, jetzt und hier und im nächsten Jahrzehnt diese gewaltige Aufgabe, die auf uns zukommt, voll bewältigen zu können.
    Und liebe Freunde,
    wäre es nicht verantwortungslos unserer Besinnungsgemeinschaft gegenüber, dann, wenn man diese Erkenntnis hat, weiterhin die höchste und wichtigste Funktion in der Partei zu begleiten.
    Deshalb habe er Franz Wranitzki als seinen Nachfolger vorgeschlagen.
    Wranitzki habe in der österreichischen Politik einen Erneuerungsprozess eingeleitet.
    Er habe das Vertrauen der Funktionäre und Mitglieder der SPÖ gewonnen und er stehe heute für die Neugestaltung der SPÖ auf der Grundlage des Parteiprogramms.
    Wir haben damit unser Haus bestellt, wenn Franz Wranitzki gewählt ist, bis weit in die 90er Jahre.
    Wir haben das heute vollzogen.
    diese Aufgabe bewältigt, vor der die ÖVP in den nächsten Jahren stehen wird.
    Und wir haben sie menschlich anständig, sachlich richtig und letzten Endes für die Partei ordentlich und was die Zustimmung der Menschen in der Partei betrifft sicherlich richtig getroffen.
    Sinovac zitierte auch aus seiner Regierungserklärung von 1983.
    Mein politisches Credo, betonte er.
    Wir brauchen Ideen und Ideale, hatte er damals gesagt, Visionen und Utopien, aber auch die Bereitschaft zur konkreten Arbeit.
    Ich weiß schon, habe er damals gesagt, das alles ist sehr kompliziert.
    Wie die Welt, in der wir leben.
    Haben wir den Mut zuzugeben,
    dass perfekte Lösungen für alles in einer pluralistischen Demokratie nicht möglich sind.
    Dazu stehe ich, sagt Sinovac.
    Er sei stolz, dass er ein Stück des Weges an der Spitze der SPÖ stehen habe dürfen.
    Er sei immer um Konsens bemüht gewesen.
    Trotz aller Blessuren, ich möchte in Wahrheit keine Stunde dieses politischen Lebens missen.
    Nicht die Erfolge und auch nicht die Enttäuschung.
    Ich danke euch allen und den vielen, die nicht hier sind, mit denen ich im Laufe dieser Jahrzehnte zusammengearbeitet habe.
    Die Partei war nicht alles in meinem Leben und ist nicht alles in meinem Leben, aber politisch war sie meine Heimat und sie wird es immer bleiben.
    Ich will euch allen, liebe Freunde, unseren Gruß entbieten, zum Schluss ohne Pathos und ohne falschen Zungenschlag, so wie das ist, was das Wort bedeutet, Freundschaft.
    um seine Aufmerksamkeit dann auf Franz Franitzki zu lenken.
    Wir haben vorher einige Delegierte gefragt, was sie sich von Franitzki erwarten.
    Dass er vor allem für die Wirtschaft viel macht in Österreich.
    Wir erwarten sehr viel von Franitzki, ja.
    Er wird sicher für die Zukunft einige Weichen stellen, speziell auch in der Agrarpolitik, was für uns SPÖ-Bauern sehr wichtig ist.
    Ich glaube, dass er der ideale Mann ist für unsere Bewegung, damit wir also den Einstieg ins Jahr 2000 schaffen.
    Ich befürchte, dass es nichts Gutes ist, diese Entscheidung heute und der Genosse Franitzki hat gesagt, dass er der Partei seinen Stempel aufdrücken will und ich denke mir, dass dieser Stempel durch seine Regierungspolitik ja schon eingefärbt ist und mehr schwarz als rot.
    Was sind in Ihrer Meinung nach die besonderen Qualitäten von Franz Fronitzki?
    An und für sich kann er viel besser mit der Allgemeinheit reden, als wie der vorhergehende Vorsitzende.
    Glauben Sie, er ist der ideale Vorsitzende?
    Für mich ja.
    Warum?
    Er ist der Mensch,
    der auch in der Lage ist, mit dem kleinen Mann zu reden.
    Und ich meine tatsächlich zu reden.
    Ich glaube, Franitzki wird jetzt dann gezwungen sein, Positionen der SPÖ zu vertreten und nicht mehr die Regierung allein zu moderieren.
    Darf ich Sie fragen, was Sie sich vom neuen Vorsitzenden Franitzki erwarten?
    Dass wir vor allen Dingen alle wieder an einem Strang zählen.
    War das bisher nicht so?
    Doch schon, aber man hat doch irgendwie gespürt, dass man
    bis er verlassen war.
    Franz Franitzki selbst begann sein Referat, das etwa zwei Stunden dauerte, noch feierlich.
    Es sei für ihn ein bewegender Augenblick, sich um eine Funktion zu bewerben, die Männer wie Adler, Seitz, Scherf, Pittermann, Kreisky und Fred Sinowatz innegehabt haben.
    Es sei eine Herausforderung, wenn die Partei daran gehe, sich eine neue Identität zu geben.
    Eine, die den Veränderungen in der Gesellschaft Rechnung trabe, trage, aber die um nichts weniger zukunftsorientiert, humanistisch und sozialistisch sein werde als bisher.
    Vom Heinfelder Parteitag vor knapp 100 Jahren spannte Franitz geht an den Bogen über die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie bis zu folgendem Höhepunkt.
    Wir haben seit 1970 mit absoluter oder relativer Mehrheit Österreich wirtschaftlich, sozial und kulturell geprägt.
    Aus einem Nachzüger auf dem internationalen Wirtschaftspaket, der erst in langer und schmerzvoller Erfahrung eine neue staatliche Identität finden musste, ist heute ein anerkannter, starker Partner geworden, der zur Spitze der Industrienationen gehört.
    Und wir Sozialisten dürfen stolz sein, dass wir an führender Stelle die Erfolgsgeschichte unseres Landes geschrieben haben.
    Die Frage, wodurch sich die SPÖ von den anderen unterscheide, sei nur durch Hinweis auf die Grundsätze zu beantworten.
    Franitzki wörtlich, nur wenn wir sagen, wer wir sind, werden wir akzeptiert werden und gewählt werden.
    Und das gelte auch für den Vorsitzenden.
    Und so legte Franitzki sieben grundsätzliche Bekenntnisse ab.
    Zuerst eines zur Arbeit als zentralen Begriff und zur Vollbeschäftigung.
    Allerdings.
    Ein Arbeitnehmer am Computer heute hat wohl ein anderes Bild von sich selber als ein Ziegelarbeiter der Jahrhundertwende.
    Und deshalb müssen wir auch den Begriff der Arbeit erweitern.
    Unser Verständnis von Arbeit umfasst nicht nur den Arbeitnehmer, sondern generell alle Menschen, die etwas leisten, etwas schaffen, etwas arbeiten wollen, die etwas, man kann es sogar so sagen, unternehmen wollen, die in diesem Sinn
    unternehmerisch tätig sind.
    Und unser Bemühen muss dahingehen, für diese Art des Arbeitens die besten Rahmenbedingungen herzustellen.
    Ein Bekenntnis zu einem neuen Verständnis von Fortschritt folgte.
    Der Weg zurück in eine neue Romantik wäre trotz aller möglichen Krisenerscheinungen verfehlt.
    Drittes Bekenntnis, das zur uneingeschränkten sozialen Verantwortung.
    Das heißt zum Beispiel in der politischen Praxis,
    dass unser großes Konzept der Modernisierung
    Selbst unter derzeit schwierigen Umständen, wie dem geringen wirtschaftlichen Wachstum und den knappen öffentlichen Mitteln, nicht auf Kosten einer Minderheit von neuen Dauerarbeitslosen oder Neuverarbeitenden gehen darf.
    Demokratischer Humanismus als weiterer Grundsatz.
    Selbstbestimmung des Menschen, aber kein ungehemmter Individualismus.
    Die Demokratie müsse alle Bereiche erfassen.
    Und hier skizzierte Wranitzki auch seine Sicht von Staat und Markt.
    Wir halten den Staat dort für notwendig und wirkungsvoll, wo der Marktmechanismus keine Rücksicht auf soziale Spannungsfelder nimmt.
    Das ist der Fall im Gesundheitswesen, in weiten Bereichen des Bildungswesens, bei der Altersvorsorge, bei der Umweltpolitik.
    Sie alle eignen sich ganz einfach nicht oder nur sehr begrenzt für einen freien Wettbewerb.
    Wir sehen aber auch ein, dass sich andere Bereiche besser, billiger, den Menschen dienlicher über den Markt regeln lassen.
    Es geht uns also nicht um die vordergründige Frage, ob Staat oder Markt, sondern wir müssen das Miteinander von Staat und Markt so wirksam wie nur möglich für das gesamte Interesse und das Gesamtwohl gestalten.
    Solidarität müsse auf nationaler und auf internationaler Ebene im Vordergrund stehen.
    Der Platz der Sozialisten sei immer auf der Seite der Schwachen.
    Und zum Thema Arbeitslosigkeit in diesem Zusammenhang ein Wort zur sozialschmarotzer Diskussion.
    Auch wenn ein gutes System von Einzelnen überspannt wird,
    Wie viele Erklärungen sind eigentlich noch nötig, um zynischen Zeitgenossen klarzumachen, dass die Schwachen, die Ausgegrenzten, die Arbeitslosen nicht selber schuld sind an ihrem Schicksal und wir sie nicht alleinlassen dürfen und wir sie auch nicht alleinlassen werden?
    Franz Franitzkis siebentes Bekenntnis schließlich, das zu Offenheit und Toleranz.
    Am Umgang mit Minderheiten, mit Fremden und Andersdenkenden, am Akzeptieren von Kritik, zeige sich die demokratische Reife einer Gesellschaft.
    Das 1938-Gedenken habe wichtige Ansätze gebracht.
    Jetzt müsse dafür gesorgt werden, dass nicht wieder der Mantel des Schweigens oder die Decke des Vergessens über diese Zeit gebreitet werden.
    Soweit die sieben Grundsätze des Franz Franitzki.
    Zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben folgte dann vieles, was aus zahlreichen Regierungserklärungen bekannt ist.
    Budgetpolitik als Steuerinstrument, Wiederherstellung von positiven Entwicklungen im verstaatlichten Bereich, Sparsamkeit, neue Bahn, Maß halten.
    Zum Thema Arbeitszeitverkürzung bekannte Franitzki persönliche Sympathie.
    Er stehe hinter der Gewerkschaftsforderung nach der 35-Stunden-Woche.
    Allerdings sei das nur in Verhandlungen nach Tempo, Umsetzung und Branchenunterschieden festzulegen.
    Thema EG?
    Der Binnenmarkt sei die größte Herausforderung der nächsten Jahre und wir müssten uns darauf vorbereiten.
    Zum gegenwärtigen Stand?
    Wir befinden uns gegenwärtig in einem sehr intensiven Analyseprozess über die Form der Teilnahme an diesem großen Wirtschaftsraum.
    Ich habe als Ziel vorgegeben, diesen Prozess bis zum nächsten Jahr abzuschließen und auf der Grundlage von Fakten über die Form der künftigen Zusammenarbeit Österreichs mit der EG zu entscheiden.
    Das beinhaltet natürlich auch die Beantwortung der Frage nach einem Beitritt.
    möchte dazu mit Deutlichkeit festhalten.
    Alle unsere Bemühungen orientieren sich an unserem Staatsvertrag und an der immerwährenden Neutralität.
    An diesen beiden Grundpfeilern der Zweiten Republik können, wollen und lassen wir auch nicht rütteln.
    Bei allem Bekenntnis zur derzeitigen Großen Koalition fand Franz Fronitzki doch kritische Worte für den Koalitionspartner.
    Es gäbe keine Alternative zu dieser Regierungsform derzeit, aber es hätten sich nicht alle Hoffnungen erfüllt.
    Ich kehre zum Bild vom Tandem Österreich zurück, das ich beim letzten Parteitag verwendet habe.
    Während wir damals feststellen mussten, dass es die Sozialisten sind, die sich gehörig ins Zeug legen und in die Pedale treten,
    Während sich die ÖVP auf dem hinteren Sitz zurücklehnte und die Fahrt genoss, so können wir gegenüber damals eine gewisse Änderung feststellen.
    Es sind noch immer die Sozialisten, die unermüdlich vorn in die Pedale treten.
    Die ÖVP auf dem hinteren Fahrradsitz zeigt jedoch ein recht unterschiedliches Verhalten.
    Es gibt Wegstücke, wo sie genauso kräftig in die Pedale treten wie wir.
    Andere, wo sie auf die Bremse steigt.
    weil sie sich wieder einmal die interne Frage stellt, ob sie gut daran getan hat, in diese Regierung einzutreten.
    Und das dritte Mal weiß der rechte Fuß nicht, was der linke tut und umgekehrt, was natürlich auch nicht gerade zu einer ruhigen, beständigen und raschen Fahrt des Tandems Österreich beiträgt.
    Schließlich ein persönlicher Dank an Fred Sinowatz, der in hervorragender und einzigartiger Weise trotz zeitweise vorkommender persönlicher Verunglimpfungen für die Einigkeit der Partei gearbeitet habe.
    Und die Versicherung an politische Freunde und politische Gegner.
    Die österreichische Sozialdemokratie ist am Vorabend ihres 100.
    Geburtstags alles andere als alt und ausgelaugt.
    Sie sei nicht einmal in einer Midlife-Crisis.
    Die SPÖ sei eine Partei, die selbstbewusst ruhig und zufrieden auf das von ihr Erreichte zurückblicke und im selben Atemzug daran gehe, sich mit Kraft und Optimismus für die Aufgaben der Zukunft vorzubereiten.
    Die Rede Franz Franitzkis ist im Moment in den letzten Zügen, wir haben zum Teil aus dem Manuskript zitiert, jetzt soll sich eine Diskussionsphase anschließen, die bis etwa 14 Uhr dauern wird, dann wird der Parteitag für den Wahlgang und die Auszählung der Stimmen unterbrochen.
    Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses, fraglich ist wohl nur der Prozentsatz 60, 70, 80 oder 90 Prozent für Franz Franitzki, wird er dann eine Frage beantworten, die sich ebenfalls seit einigen Tagen stellt.
    die nach der Umorganisation in der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße.
    Und hier verdichten sich im Konzerthaus die Anzeichen, wie aus vielen Gesprächen zu entnehmen ist, dass es weiterhin bei zwei Zentralsekretären bleiben wird.
    Es sollen dies der bisherige Wiener Landtagspräsident Sallerberger und wie bisher Heinrich Keller sein.
    Soweit mein Bericht aus dem Konzerthaus und ich gebe zurück ins Studio.
    Das war ein Bericht vom SPÖ-Parteitag in Wien, die Reporter im Konzerthaus, die waren Gisela Hopfmüller, Bettina Reuter, Robert Stoppacher und zuletzt Ernest Hauer.
    In drei Minuten ist es halb eins, die erste Journalhälfte war also von Innenpolitik dominiert, von dem Österreich-Thema Wechsel an der Spitze der größten Partei des Landes und die zweite Journalhälfte gehört mit einigen Ausnahmen allerdings der Auslandsberichterstattung.
    Im Zentrum der zyprischen Hauptstadt Nicosia ist am Vormittag, wie in den Nachrichten auch schon kurz gemeldet, eine Autobombe explodiert.
    In der Nähe der israelischen Botschaft von zwei Toten war in den ersten Berichten die Rede.
    Ich habe jetzt Telefonverbindung mit Michael Vrase in Zypern.
    Was wissen Sie, Herr Vrase, über diesen Anschlag?
    Guten Tag, die Autobombe zerstörte zwei vorbeifahrende Wagen und die Detonation
    geschah auf einer Brücke unweit des sypriotischen Verteidigungsministeriums, auch nur 150 Meter entfernt von der israelischen Botschaft.
    In dem Auto, was explodierte, saßen möglicherweise sogar vier Leute, man spricht hier in Nicosia von Palästinensern, und die Autobombe galt aller Wahrscheinlichkeit der israelischen Botschaft.
    Der israelische Botschafter in Nicosia, Herr Lopez, erklärte inzwischen auch im Rundfunk, dass er davon ausgeht, dass der Anschlag seiner Botschaft gegolten hat.
    Man muss dazusagen, dass die PLO in letzter Zeit mehrfach den Israelis Rache geschworen hat für die Ermordung des Militärchefs der PLO, Abu Jihad.
    Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass möglicherweise schiitische Extremisten
    den Anschlag auf die israelische Botschaft verübt haben.
    Übermorgen wird in der islamischen Welt der sogenannte Jerusalem-Tag gefeiert.
    Ein Anschlag, dessen ideologische Hintergründe also derzeit noch unklar sind, Herr Frase.
    Das ist richtig.
    Die zypriotische Polizei tappt zur Stunde noch im Dunkeln.
    Es gibt auch noch keine Bekennerbriefe von irgendwelchen
    Organisation, aber man rechnet mit einer gewissen Aufklärung, wenn es gelingen sollte.
    die Leichen, drei oder vier Tote zu identifizieren.
    Ich war vor etwa einer Stunde am Ort der Explosion und man sah nur einige Leichenteile.
    Man muss also noch etwas abwarten.
    Zur Stunde werden weitere zehn Verletzte, alles unbeteiligte Zivilisten, die sich in einem Café unweit der Explosionsstelle aufgehalten haben, sie werden in zypriotischen Hospitälern behandelt.
    Das war live aus Nikosia, Michael Vrase, auf Wiederhören.
    Und jetzt Themenwechsel, wir kommen nach Frankreich.
    In Österreich wird heute Kanzler Franitzki SPÖ-Chef und in Frankreich, da wird eine Art französischer Franitzki Premierminister.
    Michel Rocard, 57 Jahre, ein rechter Sozialdemokrat und ein Mann mit blendenden Umfragewerten, der jenseits der sozialistischen Partei immer beliebter war als in ihr.
    Was auch zu tun hat allerdings mit einer alten Rivalität zu François Mitterrand.
    Nach Montroir, Fabius und Chirac ist Rocard der vierte Ministerpräsident des Staatspräsidenten Mitterrand.
    Und Rocard sucht jetzt im Parlament die neue Mehrheit der linken Mitte und er sucht Minister.
    Einige konservative will er übernehmen.
    Helmut Opletal aus Paris.
    Der neue sozialistische Premier Michel Rocard hat die Konsultationen über die Bildung einer Regierung aufgenommen und wahrscheinlich schon heute Abend wird das erste Kabinett Rocard stehen.
    Eines kann man schon absehen, Schlüsselressorts wie Inneres, Wirtschaft und Erziehung dürften mit Sozialisten besetzt werden, doch auch parteifreie Fachleute und einzelne bürgerlich-liberale Politiker werden Ministerposten erhalten.
    Als undogmatischer Vertreter eines marktwirtschaftlichen Sozialismus genießt Rocard auch in konservativen Kreisen einen guten Ruf und er erscheint bestens geeignet die von Mitterrand gewünschte Öffnung der Sozialisten für eine Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Zentrum zu bewerkstelligen.
    Sogar die konservativen Tageszeitungen in Paris begrüßen heute die Ernennung Rocards
    und auch in Meinungsumfragen erfreut er sich seit Monaten höchster Popularität, und zwar quer durch alle Parteien.
    Dabei hat Michel Rocard eine durchaus unkonventionelle politische Karriere hinter sich.
    Er stammt aus einer protestantischen Familie, sein Vater war Widerstandskämpfer.
    Rocard selbst absolvierte die Eliteakademie ENA und studierte Politikwissenschaft, übrigens zusammen mit seinem Amtsvorgänger Jacques Chirac, mit dem er bis heute eine Dutzfreundschaft pflegt.
    In den 60er Jahren war Oka in den Reihen der weit links angesiedelten Sozialistischen Einheitspartei PSY aktiv und in den Maidemonstrationen von 1968 kämpfte er an der Seite der rebellierenden Studenten und Intellektuellen.
    Erst spät 1974 tritt er der Sozialistischen Partei bei.
    Als Führer einer technokratisch und sozialdemokratisch orientierten Strömung, die unter anderem gegen Verstaatlichungen auftritt, wird Michel Rocard dort ein heftiger parteiinterner Widersacher von François Mitterrand, der eine traditionelle sozialistische Linie staatlicher Interventionspolitik vertritt.
    1981 wird Rocard Planungs- und später Landwirtschaftsminister in der ersten sozialistischen Regierung.
    Doch im April 1985 verlässt er sie wieder, aus Protest gegen das von den Sozialisten eingeführte Verhältniswahlrecht.
    Doch als sich Staatspräsident Mitterrand selbst immer mehr zu einem gemäßigten Sozialisten der Mitte wandelt, steht einer Aussöhnung nichts mehr im Wege.
    Im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf
    verzichtet Rocard auf eine geplante eigene Kandidatur und tritt auf der Seite Mitterrands auf.
    Viele sehen es als logischer Schritt, dass Mitterrand Rocard jetzt als Regierungschef geholt hat.
    Wie es nach der Regierungsbildung weitergeht, das hängt vor allem von den bürgerlichen Zentrumsliberalen ab.
    Eine direkte Beteiligung am 1.
    Kabinett Rokar haben sie zwar abgelehnt, doch gestern haben liberale Zentrumsabgeordnete und Links-Koalisten eine informelle politische Gruppe gebildet, was von vielen als erster Schritt in Richtung Gründung einer eigenen Partei gesehen wird.
    Einer Partei, die dann mit den Sozialisten zusammenarbeiten könnte.
    Frankreich also im Gefolge der Präsidentenwahl vor einer neuen sozialistisch dominierten Regierung.
    Es ist 12.34 Uhr.
    Helmut Opletal hat uns aus Paris informiert.
    In seinem vierten Jahr an der Spitze der sowjetischen Kommunisten muss Michael Gorbatschow mehr kämpfen denn je.
    Das Gelingen seines fast titanischen Versuches, das Rote Riesenreich zu reformieren, steht auf des Messers Schneide.
    Das, was der KPDSU-Chef die zweite russische Revolution nennt, löst wachsenden Widerstand aus.
    Von den Orthodoxen im Machtzentrum, die um die Macht fürchten,
    Von den Millionen Funktionären, die um die kleinen Privilegien zittern und von vielen Sowjetbürgern, die einfach ein besseres, weniger mühsames Leben wollen und sich mit Glasnost und Perestroika nichts kaufen können.
    Aber Gorbatschow geistelt die Kritiker, Klageweiber nennt er sie, die Panik erzeugen und Verwirrung der Gemüter.
    Aber so der Kreml-Chef, es gibt kein Zurück, es gibt keinen anderen Weg.
    Wir sind auf dem langen Marsch und ohne Kampf gibt das Alte nicht auf.
    Letzten Samstag hat Gorbatschow in einer Rede vor Redakteuren, die jetzt veröffentlicht wurde, seine Bereitschaft zu diesem Kampf unterstrichen.
    Bei der vielleicht entscheidenden Parteikonferenz Ende Juni will er, wie er sagt, nur die aktivsten Anhänger der Umgestaltung um sich sehen.
    Christian Schüller berichtet.
    in der Partei noch einmal eine Brücke gebaut, aber der Abstand zwischen den beiden Ufern wächst.
    Vor Moskauers Zeitungsherausgebern und Chefredakteuren zeichnete der Kreml-Chef ein dramatisches Bild der Partei, die Perestroika habe Unruhe und Panik ausgelöst, und das bis hinauf in die oberste Spitze.
    Aber wie um einen offenen Neckar zu vermeiden, hat er im gleichen Atemzug den Konflikt wieder abgeschwächt.
    Es gebe Verwirrung und Ängste, aber keine Opposition gegen die Reformpolitik.
    Und mit einem Seitenblick auf den Chefideologen Ligatschow, der als sein schärfster Rivale gilt, soll der Generalsekretär ihm zugefügt haben, wir haben noch vieles gemeinsam vor.
    Bravter Leser müssen auf die Körpersprache des Kreml-Schiffs verzichten.
    Sie können aber heute mit fünftägiger Verspätung den Text der Gorbatschow-Rede nachlesen.
    Und man muss lange suchen, bis man jene Passagen findet, auf die kritische Bürger mit Spannung warten.
    Gorbatschows Bemerkungen über die bevorstehende Parteikonferenz.
    Die außerordentliche Konferenz, die als entscheidende Wende für die Parteireform angekündigt wurde, gibt viele Rätsel auf.
    5000 Delegierte sollen Ende Juni über die Demokratisierung der KPDSU entscheiden.
    Bisher ist aber noch nicht bekannt, nach welchem Modus diese 5000 Delegierten ausgesucht werden sollen.
    Auch Gorbatschow gab da keine klare Antwort.
    Entscheidend sei nur, dass vor allem aktive Befürworter der Perestroika zur Konferenz kämen, sagte der Parteichef.
    Diese unklare Formulierung so kurz vor Beginn der Konferenz scheint zu bestätigen, was in Moskau viele vermuten.
    Um die Kontrolle der Konferenz tobt nach wie vor ein heftiger innerer Kampf.
    Die konservativen Kräfte versuchen, den angekündigten Erdrutsch rechtzeitig aufzuhalten.
    Unter den Parteiführern, die bei der Organisation der Konferenz ein wichtiges Wort mitzureden haben, ist einer, der sich querlegen könnte, Chefideologe Yegor Ligatschow.
    Gorbatschow hat es bisher vermieden, Ligatschow offen anzugreifen, auch als er von den Panikmachern an der Parteispitze sprach.
    Vergleicht man aber die Reden der beiden wichtigsten Kreml-Politiker, so kommt man zu dem Schluss, dass ihre Positionen schwer vereinbar sind.
    Ligatschow denkt mit dem Kopf des Parteiapparats.
    Wenn also Gorbatschow neulich die Schwächung der Parteibürokratie und eine stärkere Rolle der Basis fordert, so widerspricht das den Vorstellungen Ligatschows.
    Auch die Trennung von Parteiarbeit und Wirtschaftsführung, die Gorbatschow als Hauptziel der Parteireform ankündigt, rüttelt am traditionellen Selbstverständnis der Partei und am Lebens- und Arbeitsstil von hunderttausenden Bürokraten, die gewohnt waren zu dekretieren statt zu diskutieren.
    In den letzten Wochen wurden in Moskau zahlreiche Spekulationen darüber angestellt, was wohl geschieht, wenn Gorbatschow sich mit seiner Parteireform nicht durchsetzt.
    Gorbatschow hat auf diese Fragen nun eine Antwort gegeben.
    Er denke nicht daran zu gehen, soll er zu den Chefredakteuren gesagt haben.
    Seine Gegner dürften erleichtert sein.
    Denn im Augenblick scheint niemand das Steuer der manövrierunfähigen sowjetischen Wirtschaft übernehmen zu wollen.
    Einen geschwächten, nicht einen gestürzten Gorbatschow.
    Christian Schiller aus Moskau und wir bleiben im östlichen Machtbereich.
    Diesmal haben wir nicht gesiegt, aber die Arbeiter in Nowa Huta und wir in Danzig haben etwas Kostbares gewonnen.
    Nach Jahren der Passivität und der Hoffnungslosigkeit wacht die Bevölkerung auf.
    So heißt es im Manifest des Streikkomitees der Leninwerfte in Danzig, das man gestern Abend verteilte, als man den Ausstand beendete.
    Neun Tage hat der Streik in Danzig gedauert, zehn Tage war zuvor in Nowa Huta gestreikt worden.
    Die materiellen Forderungen der Arbeiter wird man wohl zum Teil erfüllen, die politischen Wiederanerkennung der Solidarität aber wohl nicht.
    Nur verliere also auf den ersten Blick in Polen nach diesem ersten Versuch, den Geist von 1980 wieder wach zu rufen.
    Die Protestbewegung nahm nicht die erhoffte landesweite Ausbreitung an, das Regime dokumentierte seine Unfähigkeit zu einem neuen Dialog, die Kirche scheiterte als Vermittler.
    Das Land steckt in einer Krise, heißt es im Danziger Manifest weiter.
    Der Staat wird von den Regierenden weiter als ihr Eigentum behandelt.
    Wenn das so weitergeht, droht eine nationale Katastrophe.
    General Jaruzelski hingegen will seine Reform ohne Solidarnosc machen.
    Heute debattiert das Warschauer Parlament neue Sondervollmachten für die Regierung.
    Eine polnische Streikbilanz von Barbara Kudenhofe-Kalergi, die gerade aus Polen zurückkam.
    Das polnische Parlament will heute durch Sondergesetze versuchen, von der Wirtschaftsreform noch zu retten, was zu retten ist.
    Gleichzeitig hält zur Stunde in Danzig Lech Walesa nach acht Tagen Besetzung der Leninwerft seine erste Pressekonferenz ab.
    Seine Botschaft an die Politiker in Warschau, der Streik hat gezeigt, dass es ohne das Vertrauen der Arbeiter nicht geht, Wirtschaftsreform ja, aber die Gesellschaft muss daran als Partner und als Mitgestalter beteiligt sein.
    Diese Tage waren eine schreckliche Lektion für uns alle, sagte Valenza.
    Die Regierung hat mittlerweile aus ihrem Gesetzespaket bereits das allgemeine Streikverbot eliminiert, nachdem nicht nur die offiziellen Gewerkschaften, sondern auch die führenden Intellektuellen des Landes dagegen protestiert haben.
    Jetzt sollen Löhne und Preise eingefroren werden, unfähige Direktoren sofort entlassen, unprofitable Betriebe geschlossen.
    Regierungssprecher Jerzy Urban hat bekannt gegeben, dass für Haier jetzt schon Lohnerhöhungen von rund 60 Prozent gewährt worden sind, was praktisch das Ziel der Reform, nicht mehr Zahlen als von den Betrieben verantwortet werden kann, bereits zunichte gemacht hat.
    Auch die Leninwerf, die mit rund einer Milliarde Schilling in den roten Zahlen steckt, hat Lohnerhöhungen gewährt, obwohl sie auf der Liste derjenigen Betriebe steht, die wegen mangelnder Effizienz geschlossen werden sollen.
    Dass die Werftbesetzung gestern ohne Polizeigewalt beendet worden ist, ist im ganzen Land mit Erleichterung aufgenommen worden.
    Die polnische Bischofskonferenz hat bis zuletzt auf Gewaltlosigkeit gedrängt und führende Politiker des liberalen Flügels, vor allem Innenminister Kiszczak und Politbüro-Mitglied Baszczykowski, haben sich ebenfalls in diesem Sinne engagiert.
    Auch das negative Echo aus Amerika nach dem Polizeieinsatz beim Streik in Nowa Huta dürfte bei der Zurückhaltung der Behörden in Danzig mitbedacht worden sein.
    Der Auszug des Streikenden aus der Werft gestern Abend wurde zu einem Triumphzug, obwohl Valenza ausdrücklich gesagt hatte, wir kommen nicht in Triumph.
    Zuerst wurde die Solidarnostfahne auf dem Werfttor eingezogen, dann marschierten die Arbeiter in langem Zug zur Brigittakirche.
    Voran das Kreuz, das während der Streiktage im Werksgelände gestanden hatte, dann, eingehängt und mit ernsten Gesichtern, das Streikkomitee, in der Mitte Lech Walesa und der kirchliche Vermittler Tadeusz Mazowiecki, der ebenfalls bis zuletzt bei den Streikenden ausgeharrt hatte.
    Das Publikum begrüßte den Zug mit Applaus und mit Sprechchören Solidarność und immer wieder Lech Walesa.
    Die Streikenden haben zwar ihr Hauptziel wie der Zulassung der Solidarność nicht durchgesetzt, trotzdem wird der Danziger Streik in Polen nicht als reine Niederlage der Opposition angesehen.
    Die Frage des politischen Pluralismus, die in diesen Wochen ja auch anderswo in Osteuropa gestellt wird, ist in Polen jetzt wieder mit Nachdruck auf die Tagesordnung gesetzt worden.
    Barbara Kudnow-Fekalergi hat berichtet, das waren im Mittagsschanal Auslandsberichte aus der Sowjetunion, aus Polen, aus Zypern und aus Frankreich.
    Und bevor wir wieder ins Inland kommen, jetzt ein Programmhinweis auf heute Abend.
    Die Jugend erobert die Straße.
    In Berkeley und Berlin, in Warschau und Paris, in Mexiko und auch ein bisschen in Wien.
    1968.
    Die Tät-Offensive des Vietkong erschüttert die Weltmacht USA.
    In Prag zerbröckelt das stalinistische Herrschaftsmodell.
    Im Mai 1968 bringen Barrikaden in Paris die 5.
    Französische Republik ins Wanken.
    Vor 20 Jahren standen sie auf den Barrikaden.
    Daniel Cohn-Bendit, Paris-Frankfurt.
    Bachmann-Nierumandt, Teheran-Berlin.
    Silvio Lehmann, Wien.
    Hugo Portisch war damals als Sonderkorrespondent in Paris und Prag.
    1968, ein historischer Einschnitt oder ein Mythos?
    Eine Diskussion, zu hören heute gegen 18.20 Uhr im Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
    Eine Diskussion also über die 68er Bewegung und Zeit im Panorama.
    Eine Diskussion, die Raimund Löw führen wird.
    Das ist in einer Minute dreiviertel eins, zwölf vor vierundvierzig.
    Mehr als 1700 Milliarden Schilling haben die Österreicher an privatem Geldvermögen, allerdings auch 1200 Milliarden Schilling Schulden.
    Die beliebteste Form des Geldanlegens ist nach wie vor das Bausparen.
    Insgesamt stecken unsere Landsleute die Hälfte des fürs Anlegen zur Verfügung stehenden Geldes in diverse Sparformen.
    Rund 20 Prozent des Vermögens sind in Wertpapieren angelegt.
    Die auch in Österreich anlaufende Privatisierungswelle hat nun die Bankwissenschaftliche Gesellschaft im Auftrag der Börse untersuchen lassen, wie groß das Interesse an Aktien und damit das Marktpotenzial dieser und anderer Wertpapierformen ist.
    Derzeit sind ja nur 7% der Österreicher Besitzer von Aktienanleihen oder von Pfandbriefen.
    Im privatisierungsfreudigeren Ausland sind es schon viel mehr.
    Das Marktforschungsinstitut Fessel GfK hat heute in der Börse eine Studie über die Barrieren gegen den Wertpapierkauf in Österreich präsentiert.
    Susanna Gassner berichtet.
    Von einem Wertpapier-Boom war in den letzten Jahren viel die Rede.
    Sieht man sich allerdings die Zahl der Käufer an, so ist es immer noch eine bescheidene Gruppe, die diese Sparformen wählt.
    1983 haben 5 Prozent der Österreicher Wertpapiere besessen, heute sind es 7 Prozent.
    In einer groß angelegten Untersuchung hat nun das Marktforschungsinstitut Fessl und GfK sich die relativ große Gruppe der Österreicher, rund 700.000 angesehen, die zu den potenziellen Käufern zählen, aber Barrieren gegen den Wertpapierkauf haben.
    Die Ergebnisse.
    Nur ein kleiner Teil der Befragten erlebt Wertpapiere als für sich passende, sichere Anlage.
    Rund die Hälfte der Österreicher stoßen sich am Wertpapier, weil sie es als Spielform erleben.
    Marktforscher Rudolf Bretschneider.
    Wertpapiere sind für viele Menschen auch für die engere Zielgruppe und das muss man immer im Auge behalten, dass das bei irgendwelchen Normalverbrauchern so ist, würde nicht weiter verwundern.
    Eine gewisse Form des Glücksspiels, gefühlsmäßig interessant, aber sehr kontroversiell.
    Es gehen sehr viele Assoziationen, ungefähr die Hälfte in Richtung Risiko, Spiel, Börsenkrach, schwarzer Freitag, schwarzer Montag, wertlos, fetzen Papier, Flop und Verlust, Machtpolitik, dubios, unseriös etc.
    Nach wie vor.
    Auch in dieser Gruppe ist, aber über keine Wertpapiere verfügt, erlebt also die Welt der Wertpapiere bis zu einem gewissen Grade immer noch als einen Dummelplatz von finanziellen Abenteurern.
    Die Ablehnung des Wertpapiers durch die Sparer resultiert nicht zuletzt aus der Einstellung der Österreicher zum Geld.
    Geld dient den Österreichern laut Bretschneider als Lebensmittel und nicht als Lebenszweck.
    Die Österreicher hätten, so meint Bretschneider, den Kapitalismus, der Geld als Ware betrachtet, die man einsetzt und vermehrt, nie gelernt.
    Dafür habe, anders als in protestantischen Ländern, der Nährboden gefehlt.
    Bretschneider weiter.
    Die Österreicher, kennzeichnet, ich gebrauche diese Verallgemeinerung nicht gern, aber in dem Fall hat sie eine gewisse Berechtigung, haben gern Geld, konkret, wenn sie so wollen, in einer Art Dagobert-Tag-Syndrom.
    Sie haben zwar nicht so viel davon, aber sie sehen es gerne und haben es gern in der Hand, wollen es greifen und begreifen können.
    Und es ist ihnen eines sicher unheimlich,
    dass Geld und Wertpapiere zählen dazu, in Form einer Zahl irgendwo aufscheint, ohne dass man etwas in der Hand hat, dass man anschauen kann oder dass man befühlen kann oder angreifen kann.
    Es ist diese Form des Geldes, die ja für moderne Geldwirtschaft überhaupt typisch ist, verhältnismäßig weit weg.
    Wir haben uns zwar vom Sparstrumpf gelöst, und das nur mühsam,
    Und es gibt heute noch einen horrenden Besitz, viele sind darüber froh, an Silbermünzen, die zu Hause abgelagert werden, zwecks Sparen für bessere Zeiten oder Vererbung an die Kinder.
    Aber dieses Sparstrumpfdenken existiert in einer gewissen Form immer noch.
    Man will es haben und man will es sehen.
    Und noch eine Anmerkung zum Thema Geld ganz allgemein.
    Darüber zu reden, ist in Österreich tabu.
    Besserfalls mit engsten Verwandten und den Bankbeamten wird die finanzielle Lage beraten.
    Um mehr Wertpapiere unters Volk zu bringen, empfiehlt Bretschneider den Bankern, sich einfacher auszudrücken, wenig Fachvokabular zu verwenden und Produkte anzubieten, die man in die Hand nehmen könne.
    Und nicht einen Depotzettel, auf dem nur eine Kontonummer steht.
    Davor haben die Österreicher nämlich Angst.
    Angst vor der Leere, die
    symbolisiert, dass das Geld weg ist.
    Damit gebe ich zurück an der Studie des Mittagsschanals.
    Susanna Gassner hat berichtet, in elf Minuten ist es 13 Uhr.
    In diesem Mittagsschanal planen wir noch einen Kulturbeitrag über Leonard Cohen, der in Österreich spielen wird, und wir planen den abschließenden Nachrichtenüberblick und vor diesen beiden Programmelementen jetzt ein paar Takte Musik.
    Der Poet der Popmusik tritt wieder einmal in Österreich auf.
    Heute Abend ist der aus Kanada stammende Sänger und Dichter Leonard Cohen im Austria Center in Wien zu hören.
    Cohen, Verfasser von Romanen wie The Favourite Game und Beautiful Losers und von Lyrikbänden, etablierte sich Ende der 60er Jahre mit poetisch-melancholischen Songs wie Susanne oder Bird on a Wire.
    Und wenn es auch manchmal recht still um ihn wurde, so hat er jetzt 53-jährige Künstler doch immer wieder den Anschluss im kurzlebigen Showbusiness gefunden, ohne sich dabei an gängigen Moden zu orientieren.
    Auf seiner jetzigen Tournee kann man nun einen doch etwas veränderten Leonard Cohen erleben, wie er sich auch auf seiner letzten LP, I'm Your Man, schon präsentiert hat.
    Walter Gaylord hat heute Vormittag mit Leonard Cohen auf der Fahrt vom Flughafen nach Wien gesprochen und den folgenden Beitrag gestaltet.
    Now in Vienna there's ten pretty women There's a shoulder where death comes to cry There's a lobby with nine hundred windows
    Ich glaube, das Lied ist gut, meint Leonard Cohen über diesen Song, den er nach einem Gedicht von Garcia Lorca geschrieben hat.
    Das Lied ist eine Hommage auf Lorca und natürlich hat er es im Walsertag geschrieben und so ist es auch eine Verbeugung vor der musikalischen Tradition Wiens geworden.
    Mit Texten voller Witz und Ironie, die er in zeitgemäße Klänge verpackt, so präsentiert sich der neue Leonard Cohen.
    Und wer den Folkstar bisher nur melancholisch dreinblickend kannte, dem fällt die Änderung wahrscheinlich schon auf, wenn er das Cover von Cohens letzter LP I'm Your Man in die Hand bekommt.
    Im Nadelstreif mit T-Shirt und dunkler Sonnenbrille hält der Sänger eine angebissene Banane in der Hand.
    Es hat aber immer Veränderungen von Platte zu Platte gegeben, meint Cohen selbst.
    Und da er dieses Album am Keyboard komponiert hat, spielen Keyboards und Synthesizer auch dabei eine wichtige Rolle.
    Und das merkt man dann natürlich auch im Konzert.
    They sentenced me to 20 years of boredom For trying to change the system from within I'm coming now, I'm coming to reward them First, we take Manhattan
    Sie haben mich zu 20 Jahren Langeweile verurteilt, weil ich das System von innen zu verändern suchte, singt Leonard Cohen.
    Schwingt hier auch ein wenig Resignation über das Scheitern einer friedlichen Revolution mit?
    I don't think that I have any sense of a strategy in the song.
    I think that that song
    Ich glaube nicht, dass ich in diesem Song eine Strategie entwickle.
    Er ist aus einer Haltung entstanden, wie sie in den modernen Städten entstehen kann, wo man sich verloren auf die Seite geschoben fühlt.
    Dieses Lied ist so etwas wie mein Kampf in Musik umgesetzt.
    Es ist ein verrücktes Programm, das aber, wie alle diese Dinge, auch ein Körnchen Wahrheit enthält.
    Man muss es als Ganzes sehen, mit der Musik.
    Es ist wie Clint Eastwood als Soundtrack.
    Aber die Musik gibt dem Ganzen eine gewisse Ironie.
    Bei seinem Konzert, das rund drei Stunden dauern kann, werden aber die Leonard Cohen-Fans der ersten Stunde nicht auf die ihnen schon lieb gewordenen Songs verzichten müssen, etwa auf Susanne.
    Allerdings hat Cohen auch diese Lieder ein wenig einer musikalisch-kosmetischen Behandlung unterzogen.
    Leonard Cohen veröffentlicht demnächst auch wieder ein Buch, einen Gedichtband.
    Gedichte und Lieder sind für Leonard Cohen auch zwei ganz verschiedene Dinge.
    Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich Gedichte in Musik umsetze.
    Wenn ich Lieder schreibe, dann fallen sie mir als Ganzes ein, als Songs.
    Ganz allgemein würde ich sagen, wenn ich ein Gedicht verfasse, dann sind das Worte, die für das Papier im Buch gedacht sind.
    Das Gedicht kann viel komprimierter sein, weil man es immer wieder lesen kann.
    Während bei einem Lied Platz um das Wort sein muss, sodass der Inhalt dem Hörer so präsentiert wird, dass er ihn auch ganz schnell verstehen kann.
    Everybody rolls with their fingers crossed.
    Everybody knows the war is over.
    Everybody knows the good guys lost.
    Everybody knows the fight was fixed.
    The poor stay poor, the rich get rich.
    That's how it goes.
    Everybody knows.
    Heute Abend zu Gast im Austria Center Wien, Leonard Cohen oder wie das Profil ihn nannte, Leo der Letzte.
    In vier Minuten ist es 13 Uhr, wir schließen das Journal mit einem neuen Meldungsüberblick.
    Österreich.
    Beim Sonderparteitag der SPÖ in Wien wird heute Bundeskanzler Franitzki zum Nachfolger von SPÖ-Chef Sinovac gewählt.
    Franitzki legte in seinem Referat Bekenntnisse zur Arbeit, einem neuen Verständnis von Fortschritt zur sozialen Verantwortung, einem demokratischen Humanismus sowie zu einem umfassenden Umweltverständnis ab.
    Am Koalitionspartner ÖVP kritisierte der Bundeskanzler, dass die Volkspartei Probleme habe, ihre verschiedenen Gruppen auf einen Nenner zu bringen.
    Die SPÖ stehe jedoch zu dem Bündnis.
    Es sei richtig gewesen, die Zusammenarbeit mit der Haider FPÖ abzubrechen, erklärte Franitzki.
    Der scheidende SPÖ-Vorsitzende Sinovac sagte, er verabschiede sich aus seiner Funktion mit einem Bekenntnis zu einer maßvollen, ehrlichen und zuversichtlichen Politik.
    Nach der Neuwahl des Parteichefs am Nachmittag will Franitzki auch die Entscheidung über die künftige Besetzung des SPÖ-Zentralsekretariats bekannt geben.
    Zypern
    In der Nähe der israelischen Botschaft in Nicosia ist heute eine Autobombe explodiert.
    Mindestens zwei Menschen kamen dabei ums Leben.
    Zehn Personen wurden verletzt.
    Die Explosion riss ein großes Loch in eine Brücke.
    Zahlreiche Fahrzeuge im Umkreis von etwa 200 Metern wurden beschädigt.
    An der israelischen Botschaft entstand kein Schaden.
    Über die Hintergründe der Explosion liegen bisher keine Angaben vor.
    Dänemark
    Der konservative Ministerpräsident Schlüter will sich um eine Neuauflage seiner Vier-Parteien-Minderheitsregierung bemühen.
    Bei der vorgezogenen Parlamentswahl haben die bisherigen vier Koalitionsparteien ihren Mandatstand behaupten können.
    Sie sind im neuen Parlament mit 70 Abgeordneten vertreten.
    Die drei sozialistischen Parteien verloren insgesamt sechs Sitze.
    Polen.
    Der Streik auf der Leninwerft in Danzig ist beendet.
    Die zuletzt streikenden 700 Arbeiter erklärten sich bereit, die Werft zu verlassen.
    Eine Vereinbarung mit den Behörden war nicht zustande gekommen.
    Die Arbeiter forderten die Wiederzulassung der verbotenen Gewerkschaft Solidarität.
    Im Parlament in Warschau beginnt heute die Debatte über die umstrittenen Sondervollmachten für die Regierung.
    Der Regierung soll das Recht gegeben werden, Löhne und Preise einzufrieren und unrentable Betriebe zu schließen.
    Sowjetunion.
    Parteichef Gorbatschow sieht ein, dass seine Reformpolitik an der Parteispitze massive Unruhe ausgelöst hat.
    Vor Journalisten in Moskau sagte Gorbatschow, viele Parteimitglieder seien nicht darauf vorbereitet gewesen, die neue Politik zu verwirklichen.
    Der Parteichef bekräftigte seine Entschlossenheit, den Reformkurs fortzusetzen.
    In der Stadt Sumgait hat heute der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen für die blutigen Unruhen von Ende Februar begonnen.
    Angeklagt sind mehr als 80 Personen.
    Bei den Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Aserbaidschanern kamen in Sumgait Ende Februar 32 Menschen ums Leben.
    Armenische Nationalisten berichteten von einer weit höheren Opferbilanz.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend allgemein heiter bis wolkig.
    Im Westen und Süden Österreichs aber stark bewölkt und mitunter Regen.
    Nachmittagstemperaturen heute Mittwoch zwischen 15 und 20 Grad.
    Das war das Mittagsschanal, ein kurzer Hinweis vielleicht noch, 17 Uhr die nächste Schanalsendung, Schanal um 5, 18 Uhr Abendschanal, 18.20 Uhr Schanal Panorama, eine Diskussion heute zum Thema heißer Mai 68 unter anderem mit Daniel Cohn-Bendit.
    13 Uhr ist es gleich, unsere Sendung wie gesagt ist jetzt zu Ende.
    Ich verabschiede mich im Namen aller Mitarbeiter, auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Feiertagswetter
    Mitwirkende: Ragette, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Sonderparteitag: Reportage: Delegiertenstimmen vor Beginn, Anti-Draken-Demo, Eröffnungsrede Sinowatz
    Einblendung: Atmo, scheidender SP-Vorsitzender Sinowatz, O-Töne von Delegierten
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Roither, Bettina [Gestaltung] , Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Konzerthaus [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Sonderparteitag: Eröffnungsworte Vranitzky, Rede
    Einblendung: zukünftiger SPÖ-Vorsitzender Vranitzky
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Konzerthaus [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwei Tote nach Explosion einer Atombombe in der Nähe der israelischen Botschaft in Nikosia - Moderatorgespräch
    Interview: Korrespondent Wrase
    Mitwirkende: Glück, Luis [Gestaltung] , Wrase, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Nikosia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Porträt des neuen Premierministers Rocard
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Moskau: Gorbatschow über Widerstände auch in der Parteispitze
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen: Streikende in Danzig - Analyse
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Diskussion Mai 1968er Bewegung
    Einblendung: Demo-Atmo (Berkeley, Paris)
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Meinungsforschungsstudie: Die Angst der Österreicher vor den Wertpapieren - nur 7%
    Einblendung: Meinungsforscher Bretschneider
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung] , Bretschneider, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Musik, Wien-Konzert von Leonhard Cohen
    Interview: Sänger Cohen, Musikausschnitte
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Cohen, Leonard [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.05.11
    Spieldauer 00:59:42
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880511_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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