Mittagsjournal 1985.08.17

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Bei einer Stunde Information begrüßt Sie als Redakteur Karl Jokowski kurz einen Überblick über das geplante Programm.
    Niki Lauda hört mit dem Rennfahren auf.
    Seine Begründung?
    wie ich sie jetzt im Moment trage.
    Deswegen werde ich im nächsten Jahr keine Autorennen fahren und werde mich voll und ganz um meine Firma kümmern.
    Weitere Beiträge in diesem Mittagssjournal.
    Der Konflikt zwischen dem früheren Finanzminister Andros und seinem Nachfolger Salcher lebt wieder auf.
    Und internationaler Kaufkraft vergleicht der Metallarbeitergewerkschaft.
    Im Journal zu Gast ist heute der frühere ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus.
    Er feierte am vergangenen Donnerstag seinen 75.
    Geburtstag.
    Die Kulturredaktion gibt gegen Ende des Journals eine Vorschau auf das Thomas Bernhard Stück der Theatermacher, das heute bei den Salzburger Festspielen Premiere hat.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten verantwortlicher Redakteurs Rainer Warnecke und Sprecherin Maria Piffel.
    Österreich.
    Niki Lauda wird sich mit Ende der Saison aus dem Formel-1-Rennsport zurückziehen.
    Lauda sagte in einer Pressekonferenz in Zeltweg, seine Fluglinie habe stark expandiert, dies erfordere nun seine ganze Kraft.
    Nach elf Jahren als Formel-1-Rennfahrer sei es nun an der Zeit für ihn, etwas anderes zu tun.
    Er schloss aber nicht aus, dass er später wieder zum Rennsport zurückkehren könnte.
    Südafrika.
    Präsident Peter Botha hat die internationale Kritik an seiner Rede zum System der Rassentrennung in Südafrika zurückgewiesen.
    Botha bezeichnete die Reaktionen aus dem Ausland als verworren und meinte, man müsse diesen Ländern mehr Zeit geben, seine Rede in Ruhe zu analysieren.
    In der westlichen Welt war die Ansprache Bothas mit Enttäuschung aufgenommen worden.
    Der Präsident hatte zwei Verhandlungen mit der schwarzen Bevölkerungsmehrheit angekündigt, eine Lockerung der Rassentrennung aber abgelehnt.
    Die Anti-Apartheid-Bewegung, Afrikanische Nationalkongress, hat eine Ausweitung ihrer Aktionen angekündigt.
    Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu meinte, letzte Hoffnung der Schwarzen sei nun eine Intervention der internationalen Staatengemeinschaft.
    In der Sowjetunion werden die Äußerungen Botas als Zeichen dafür gewertet, dass das südafrikanische Regime noch härter gegen die schwarze Bevölkerungsmehrheit vorgehen werde.
    Auch die Vereinigten Staaten haben sich enttäuscht gezeigt, wollen aber keine wirtschaftlichen Sanktionen ergreifen.
    Kenia
    Papst Johannes Paul hat heute sein offizielles Besuchsprogramm in Kenia unterbrochen.
    Er besucht einen Wildpark.
    Der Papst würdigt damit die Bemühungen Kenias um den Umweltschutz und die Erhaltung der Wildtiere.
    Am Nachmittag wird Johannes Paul im Stadion von Nairobi eine Messe halten.
    Am Abend wird er mit Politikern und Bischöfen zusammentreffen.
    Sowjetunion.
    Moskau hat eine internationale Konferenz über die Verhinderung einer Militarisierung des Weltraumes vorgeschlagen.
    In einem Schreiben an UNO-Generalsekretär Pérez de Cuellar fordert Außenminister Eduard Shevardnadze ein totales Verbot der Weltraumrüstung.
    Als Gegenprojekt zum amerikanischen Krieg der Sterne-Programm regt Shevardnadze die Gründung einer internationalen Weltraumfahrtorganisation an, die die friedlichen Aktivitäten der Länder im Weltraum koordinieren soll.
    Der sowjetische Vorschlag soll auf die Tagesordnung der kommenden UNO-Vollversammlung gesetzt werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischniewski hat sich für die Aufstellung einer internationalen Spezialtruppe zur Bekämpfung des Terrorismus ausgesprochen.
    Wischniewski erinnerte an die Befreiung der Geiseln aus der Lufthansa-Maschine in Mogadischu im Jahre 1977 durch eine Sondereinheit des deutschen Bundesgrenzschutzes.
    Er meinte, viele Staaten seien nicht bereit, auf ihrem Territorium eine fremde Polizeieinheit zu dulden.
    Man solle daher unter Aufsicht der Vereinten Nationen eine Vereinbarung über den internationalen Kampf gegen den Terrorismus treffen.
    Japan.
    Der Bruch einer bei einem früheren Unfall beschädigten und später ausgebesserten Druckwand gilt immer mehr als Ursache des Absturzes des japanischen Jumbo-Jets am vergangenen Montag.
    Ein Bruch dieses Teiles kann zur Zerstörung aller Hydraulikteile für die Steuerung der Maschine führen.
    Zwischen der Herstellerfirma Boeing und den Japan Airlines gibt es in diesem Zusammenhang Meinungsverschiedenheiten.
    Boeing behauptet, der Fluggesellschaft empfohlen zu haben, das Heckteil der Maschine untersuchen zu lassen.
    Dagegen meinte ein Sprecher der Fluggesellschaft, die Boeing-Werke hätten Inspektionen als nicht nötig bezeichnet.
    Nach Angaben der amerikanischen Bundesbehörde für Luftfahrt haben amerikanische Fluggesellschaften bei Inspektionen von Jumbo-Jets in den vergangenen fünf Jahren insgesamt elfmal Schäden im Heckteil entdeckt.
    USA Der Chemiekonzern Union Carbide hat zugegeben, dass bei dem Unfall am vergangenen Sonntag in einer Fabrik der Gesellschaft im Bundesstaat West Virginia eine vermutlich krebserregende Chemikalie ausgetreten ist.
    Warren Anderson, der Chef des Konzerns, gab bekannt, unter den ausgetretenen Chemikalien sei auch Methylenchlorid gewesen, ein Stoff, der bei Tierversuchen Krebs erregt hatte.
    Nach dem Unfall waren 134 Personen medizinisch behandelt worden.
    Anderson versuchte, die besorgten Bewohner des Gebietes zu beruhigen.
    Er betonte, die Chemikalie sei offiziell noch nicht als krebserregend eingestuft worden.
    Schweiz.
    Der Direktor der Chemiefabrik in La Chaux-de-Fonds, aus der vor einigen Tagen eine Giftgaswolke entwichen ist, wurde entlassen.
    Die Arbeiten des Betriebes mit Chemikalien wurden vorläufig eingestellt.
    Die Fabrik befasst sich mit der Wiederaufbereitung industrieller Lösungsmittel.
    In jüngster Zeit soll es mehrmals zu Zwischenfällen gekommen sein.
    Die Giftgaswolke am 13.
    August hat sich glücklicherweise schnell verflüchtigt.
    Lediglich drei Firmenangestellte mussten zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht werden.
    Österreich
    Bundespräsident Kirchschläger hat heute die angekündigte außerordentliche Sitzung des Nationalrates über das neue Weingesetz einberufen.
    Der Nationalrat wird am 29.
    August über den Weinskandal beraten.
    Im Bundesrat steht das neue Gesetz am 4.
    September zur Debatte.
    Täglich kommen etwa 40 Flüchtlinge nach Österreich.
    Innenminister Karl Blecher gab bekannt, dass im Juli mehr als 1100 Personen vor allem aus den Ostblockstaaten nach Österreich geflüchtet sind.
    Unter anderem haben 600 tschechoslowakische und 260 ungarische Staatsbürger um Asyl angesucht.
    Das Innenministerium betreut derzeit 4.300 Flüchtlinge, 2.100 sind in Lagern und 2.200 privat untergebracht.
    Das waren die Meldungen, nun zur Wetterlage.
    Eine weitere Gewitterzone überquert heute Österreich.
    Nach ihrem Durchzug nimmt der Hochdruckeinfluss wieder zu.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen bereits stark bewölkt und lokale Gewitter und Regenschauer.
    Im größten Teil Österreichs anfangs noch sonnig.
    Im weiteren Tagesverlauf aber auch hier Aufkommen von gewittrigen Niederschlägen.
    Dabei stark auffrischender Westwind und Abkühlung.
    Nachmittagstemperaturen im Westen 21 bis 25, sonst noch 24 bis 29 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 12 bis 18 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Am Morgen stark bewölkt durch Reste von Nachtgewittern.
    Tagsüber dann Bewölkungsauflockerung und teilweise wieder sonnig, vor allem im Westen.
    Im Osten im Tagesverlauf aber noch einzelne Regenschauer, mäßiger Westwind, Tageshöchsttemperaturen 20 bis 26 Grad.
    Eine Vorschau auf Montag, meist sonnig, Tagestemperaturen 23 bis 28 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr Mittag.
    Wien und Eisenstadt Heiter 25 Grad, Linz Heiter 19 Grad, Salzburg stark bewölkt 20 Grad, Nordwind mit 15 Kilometern pro Stunde, Innsbruck wolkig 21 Grad, Bregenz bedeckt 16 Grad, Heiter 25 und Klagenfurt Heiter bei 24 Grad.
    Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Sie haben es bereits in den Nachrichten gehört.
    Niki Lauda, Österreichs bester und einer der weltbesten Formel-1-Rennfahrer, wird im nächsten Jahr nicht mehr Autorennen fahren.
    Lauda hat es heute in Zeltweg auf einer Pressekonferenz einen Tag vor dem morgigen Rennen bekannt gegeben.
    Die heurige Saison ist die 13.
    Grand Prix Saison für Niki Lauda und sie verlief nicht so gut wie seine vorangegangenen.
    Zweimal wurde Niki Lauda schon Automobilweltmeister und einmal hat er seine Karriere bereits mit dem Ausspruch, ich will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren, beendet.
    Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen aber Lauda, wieder in den harten Rennsport einzusteigen und er schaffte damals auch gleich wieder einen Weltmeistertitel und verdiente dabei viel Geld.
    Am Österreichring absolvierte Lauda gestern sein bestes Training in dieser Saison, er wurde Zweiter.
    Für heute hatte nun Niki Lauda angekündigt, seine Pläne für die Zukunft bekannt zu geben und um 9 Uhr Vormittag gab dann Niki Lauda auf einer internationalen Pressekonferenz seinen Rücktritt so bekannt.
    Ich habe die letzten 11 Jahre lang damit verbracht, der Faszination der Formel 1, die sie für mich ohne Zweifel war,
    Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es jetzt an der Zeit ist, was anderes zu tun.
    Ich habe das einmal gemacht, aber ich habe es diesmal wesentlich besser überlegt.
    Die Laude transportiert heute hunderte von Menschen täglich.
    Wir werden nächstes Jahr neue Flugzeuge operieren und ich glaube, dass das eine noch größere Verantwortung bedarf, wie ich sie jetzt im Moment trage.
    Deswegen werde ich im nächsten Jahr keine Autos reinfahren.
    Ich werde mich voll und ganz um meine Firma kümmern.
    Niki Lauder wird also im nächsten Jahr keine Rennen mehr fahren.
    Hat sich der Österreicher damit wirklich endgültig vom Rennfahren verabschiedet?
    Oder legt er wieder nur eine Pause ein, um sich seiner Firma besser widmen zu können?
    Mitlieb Niki Lauder sprach darüber Michel Bosch.
    Nicolauder, Sie haben schon vor einigen Jahren den Rücktritt erklärt, haben eine Pause gemacht.
    Ist das jetzt der endgültige Rücktritt?
    Endgültig ist gar nichts im Leben.
    Ich habe mich einmal nach zwei Jahren wieder in die Autos hineingesetzt.
    Ich glaube, der Mensch hat immer das Recht, sich zu ändern.
    Ich bin heute so weit, dass ich eben die Entscheidung getroffen habe, weil ich sicher bin, dass sie richtig ist für heute.
    Was in zwei, drei, vier Jahren stattfindet, kann ich Ihnen leider nicht sagen.
    Hat es im heurigen Jahr eine entscheidende Phase gegeben, dass Sie diesen Entschluss gefasst haben?
    Nein, das ist eine Entwicklung, die sich ganz normal entwickelt hat.
    Die wurde immer größer, ich habe mir genau überlegt, die Konsequenzen und alles, was damit zusammenhängt und dann entschieden.
    Und wann haben Sie mit Ihrem Teamchef gesprochen und wann haben Sie ihm gesagt, dass Sie aufhören wollen?
    Ich habe vor 14 Tagen mit ihm geredet, dass das eine Möglichkeit ist und das hat sich dann die letzten 14 Tage eigentlich entwickelt zu der Entscheidung.
    Werden Sie die Saison noch fertig fahren?
    Auf jeden Fall.
    Und werden Sie in der Formel 1 verbleiben als technischer Leiter von einem Team oder ist die Formel 1 vor der Hand endgültig aus?
    Formel 1 ist im Moment endgültig aus.
    Ich glaube nicht, dass ich mich irgendwie da betätigen werde, weil ich höre auf zum Rennfahren, damit ich nicht wieder irgendwas anderes tun muss.
    Soweit also Niki Lauter zu seinem Rücktritt.
    Während sich Sicherheitsbehörden, Justiz, Politik und eine zu Recht empörte Öffentlichkeit mit dem Weinskandal beschäftigen, zeichnet sich bereits eine neue, von den Betroffenen ebenso heftig diskutierte Affäre ab.
    Keine neue Affäre, sondern der x-te Aufguss einer Angelegenheit, die im Kern bereits zehn Jahre zurückreicht.
    Der Kauf einer Villa im Wiener Nobelbezirk-Neustift durch den Schwiegervater des jetzigen CA-Generaldirektors Hannes Androsch Paul Scherf.
    Über die Art des Erwerbs und vor allem über die Frage, wie diese zehn Millionen
    Schilling-Villa ins nunmehrige Eigentum von Hannes Androsch gekommen ist.
    Darüber gibt es seit Jahren die widersprechendsten Gerüchte, wiederholte Steuerprüfungen, unzählige, oft anonyme Anzeigen und zuletzt in der abgelaufenen Woche eine möglicherweise neue Wendung.
    Der offenkundige Gegenspieler von Hannes Androsch, der frühere Finanzminister Herbert Salcher, wird von einem Schulfreund in einer eidesstattlichen Erklärung beschuldigt,
    mehr oder minder selbst der Drahtzieher anonymer Anzeigen gegen Androsch in der Causa der Villenfinanzierung zu sein.
    Hören Sie dazu folgenden Bericht von Fritz Besatter.
    In dem an skandaldrächtigen Meldungen nicht gerade armen Sommer scheint die alte Chausa der Steuerakte Hannes Androsch schön langsam den österreichischen Weinskandal aus den Schlagzeilen zu verdrängen.
    Seit vor 14 Tagen der Chef der begleitenden Kontrolle beim Neuen Wiener AKH, der 55-jährige Max Gessler in der Kanzlei von Androsch Rechtsberater Herbert Schachter auf dreieinhalb Seiten Aussagen zusammenfasste, die in vier Augengesprächen mit seinem Schulfreund Herbert Salcher gefallen sein sollen,
    Seit diesem 2.
    August 1985 dürfte die an vielen Wendungen und Facetten reiche Causa Hannes Androsch um eine neue Reiche geworden sein.
    Über dieses Gespräch zwischen Max Gessler und Androsch-Anwalt Herbert Schachter gab dieser heute so viel bekannt.
    Aus freien Stücken hat sich Herr Gessler an Generaldirektor Androsch und dann an mich gewendet, um dazulegen, dass Dr. Salche mitgeteilt habe, dass er Aktionen
    gegen Hannes Androsch initiere, und zwar anonyme Anzeigen.
    Hier wurde auch das Zusammenspiel mit einer Wochenzeitung Bezug genommen.
    Darüber hinaus hat dieser Mann gesagt, dass Dr. Salcher gegenüber Dr. Androsch sehr feindselig eingestellt wäre und dass er hier
    auch mit einem ÖVP-Politiker gemeinsame Sache gegen Dr. Androsch mache.
    Des Weiteren hat dieser Zeuge deponiert, dass auch die Frage des sogenannten anonymen Zeugen in einem mehr als zweifelhaften Licht erscheinen lässt.
    Ich habe diese Niederschrift dem zuständigen Untersuchungsrichter
    Herr Dr. Schachter, ich glaube, ein wichtiger Punkt ist der, den Sie auch angeschnitten haben, nämlich die Frage, ob Salcher selbst es gewesen ist, dass der anonyme Zeuge aus der Z, wie es seinerzeit geheißen hat, diese Feststellung oder diese Behauptung hält Dr. Gessler, soweit ich informiert bin, in dieser schriftlichen Darstellung nicht aufrecht.
    Ich darf Folgendes sagen, Herr Gessler hat in einem persönlichen Gespräch von mehreren Zeugen gegenüber Dr. Androsch erklärt,
    dass es diesen anonymen Zeugen nicht gäbe.
    Er hat das, nachdem Dr. Andrasch hierüber eine Niederschrift gemacht hat, gegenüber einem Dritten auch noch bestätigt.
    Als Herr Gessler in meine Kanzlei kam und ich ihm auf diesen Punkt angesprochen habe, erklärte er, dass hier er sich an diese einzelnen Details nicht mehr so genau erinnere und daher habe ich das in meine Niederschrift
    nicht mehr so aufgenommen.
    Herr Dr. Schachter, was denken Sie denn über die Motive des Dr. Gessler?
    Schauen Sie, ich habe auch darauf natürlich Herrn Gessler angesprochen.
    Der hat mir Folgendes erklärt.
    Solange ihm Dr. Salche erklärte, er sei gegen Dr. Androsch feindselig eingestellt, habe er das zur Kenntnis genommen und nachdem er keiner Partei angehörte, sich dann nicht eingemischt.
    Als ihm dann
    Dr. Salcher Mitteilung machte, er stecke hinter den anonymen Anzeigen gegen Dr. Androsch, hat es dieser Zeuge schon als sehr merkwürdig empfunden, aber noch immer keine Konsequenzen aus seinem Wissen gezogen.
    Erst als Dr. Salcher ihm sagte,
    Und jetzt, nachdem er nicht mehr Minister ist und er keine Rücksichten nehmen brauche und er jetzt eine Zusammenarbeit mit einem bestimmten Journalisten, der an die ÖVP gebunden ist, hier Aktionen vorbereite, da erklärte Herr Gessler, dass er nicht länger schweigen könne, sondern sein Wissen eben bekannt gebe.
    Ich habe Herrn Gessler noch erklärt, dass er mir ja als Privatperson
    alles erzählen könne, dass er jedoch bereit sein müsse, wenn er mir etwas erzählt und diese Niederschrift dann unterschreibt, dass er das auch gegenüber der Behörde als Zeuge unter Wahrheitspflicht bestätigen müsse.
    Dazu hat er sich bereit erklärt und hat eben diese Niederschrift unterschrieben.
    Soweit die Darstellung des Anwalts über die Aussage von Salcher-Schulfreund Max Gessler.
    Salcher selbst, der seinen Urlaub vorzeitig abbrach, war heute zu keinem Interview bereit.
    Er sagte lediglich am Telefon, er sei natürlich über Gessler tief enttäuscht, er könne sich jedoch noch kein abschließendes Urteil darüber bilden, da ihm der vollständige Text der Erklärung Gesslers nicht vorliege.
    Er, Salcher, habe sich öfter mit Gessler über Androsch unterhalten.
    Er kenne Gessler seit der Volksschule, habe später als Gemeinderat in Innsbruck öfter mit ihm zu tun gehabt, als Gessler Leiter der Buchhaltung der Stadtwerke gewesen sei.
    Als Salcher dann als Minister nach Wien übersielte, habe er seinen Tiroler Landsmann Gessler hier öfter getroffen.
    Über die Motive des Vorgehens Gesslers wollte Salcher nicht sagen.
    Er habe versucht, diesen zu erreichen.
    Das sei ihm jedoch nicht gelungen.
    Salcher selbst will sich in der Öffentlichkeit nicht zur neuen Wendung äußern.
    Er will die ganze Angelegenheit einem Anwalt übergeben.
    Er legt jedenfalls Wert auf die Feststellung, dass es den seinerzeitigen anonymen Zeugen sehr wohl gibt und er, Salcher, überlegt sich auch einen Weg, wie er diesen Zeugen schützen und trotzdem nachweisen könne, dass diese Person tatsächlich existiert.
    Die jüngste Wendung dürfte damit der ganzen Angelegenheit, die unter der Bezeichnung Steuerakte Hannes Androsch in die politische Geschichte eingegangen ist, neuen Auftrieb geben.
    Auffällig, wenn auch wahrscheinlich bloß ein Zufall ist, dass die Aussage Gesslers auf den Tag genau ein Jahr später erfolgte, als Salcher dem Gericht ein Bündel von Unterlagen über Androschkonten deponierte.
    Am 20.
    Juli des Vorjahres hatte allerdings das Finanzamt in einer sogenannten Schlussbesprechung über den Steuerbescheid Androsch dessen Richtigkeit festgestellt.
    Androsch also vom Vorwurf der Steuerhinterziehung freigesprochen, ehe dann, eben am 2.
    August 1984, Salcher neue Unterlagen bei Gericht deponiert hatte.
    Wieder einige Wochen später kam es dann zu einer Regierungsumbildung, wobei Salcher als Finanzminister ausschied.
    Seit dem Herbst des Vorjahres prüft jedenfalls Untersuchungsrichter Zellenker neuerlich die Steuerakte Androsch, ohne dass bisher ein konkretes Ergebnis bekannt geworden ist.
    Jüngste Berichte des Nachrichtenmagazins Profil, wonach sich eindeutig der Verdacht der Steuerhinterziehung bestätigt hätte, wurden vom Untersuchungsrichter nicht bestätigt und vom Androsch-Anwalt aufs Schärfste zurückgewiesen.
    10 Minuten vor halb 1 ist es jetzt.
    im Journal zu Gast.
    Ist heute Altbundeskanzler Dr. Josef Klaus.
    Er hat am vergangenen Donnerstag seinen 75.
    Geburtstag begangen.
    Die Volkspartei feierte ihren früheren Obmann mit einem Festakt in Salzburg und gestern wurde ihm die Salzburger Ehrenbürgerwürde verliehen.
    Der gelernte Rechtsanwalt Klaus, der 1910 als Sohn eines Bäckermeisters in Kärnten geboren wurde, hat nach seiner Heimkehr aus Krieg und Kriegsgefangenschaft rasche politische Karriere gemacht.
    Nach nur einjähriger Arbeit in einer ÖVP-Bezirksorganisation wurde er 1949 Landeshauptmann von Salzburg, ein Amt, das er bis 1961 ausübte.
    In diesem Jahr berief ihn Bundeskanzler Gorbach als Finanzminister nach Wien.
    Aber schon zwei Jahre später trat Klaus zurück, weil er seine rigorose Sparpolitik im Koalitionskabinett nicht durchsetzen konnte.
    Im selben Jahr 1963 wurde Josef Klaus zum Bundesparteiobmann der ÖVP gewählt und löste ein Jahr später Gorbach auch als Bundeskanzler ab.
    1966 gewann die Volkspartei bei den Wahlen die absolute Mehrheit und Klaus bildete die erste Einparteienregierung der Zweiten Republik.
    Nach der Wahlniederlage seiner Partei gegen die Sozialisten unter Bruno Kreisky trat Josef Klaus von allen Ämtern zurück.
    Seit 15 Jahren tritt Klaus in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung und äußert sich nur sehr selten zu tagespolitischen Ereignissen.
    Hingegen ist er Vorsitzender des Stiftungsrates der Goethe-Stiftung sowie im Kuratorium zweier weiterer Stiftung geisteswissenschaftlicher Natur.
    Das Gespräch mit dem Altbundeskanzler führte Roland Machatschke.
    Herr Dr. Klaus, bis vor zwei Jahren gehörten Sie dem exklusivsten Klub Österreichs an.
    Sie waren nämlich der einzige Ex-Bundeskanzler der Republik.
    Jetzt gibt es dort auch den Dr. Kreiska als Mitglied.
    Von ihm weiß die Öffentlichkeit aus den Medien ständig, was er tut und wo er gerade ist, welche Meinung er zu diesem und zu jenem politischen Thema hat.
    Sie, Herr Dr. Klaus, sind 1970 geradezu wie in der Versenkung verschwunden, was die Öffentlichkeit betrifft.
    Was machen Sie?
    Ja stimmt, seit 1970 bin ich ein völliger Privatmann.
    Ich lebe im Sommer in Wien und den Winter verbringen wir vor allem aus Gesundheitsgründen, was meine Frau anlangte, im Süden.
    Zuerst war das bis zum Jahre 78 im Dörflein
    Bonasola in Ligurien unten am Mittelmeer.
    Und seit 1978 sind wir im Winter immer auf Gran Canaria.
    Da haben wir nach einigen Jahren in verschiedenen Pensionen und Appartementhäusern haben wir im Jahre 1980 ein sehr schönes, kleines Zwei-Raum-Appartement, 50 Quadratmeter, am Canteras-Strand in Las Palmas, unmittelbar ober dem Ozean erworben.
    und leben dort den ganzen Winter glücklich, zurückgezogen und zufrieden.
    Und es ist Ihnen gelungen, völlig die Politik abzuschalten?
    Es ist Ihnen nicht langweilig?
    Ja, das fragen mich viele, wie das überhaupt möglich war.
    Ich glaube, ich habe damals 1970 sozusagen zum Übergang und zur Eingewöhnung in das private Leben und zu einem etwas umfangreichen Rückblick ein Buch geschrieben.
    Damals waren wir übrigens in Teneriffa einen Winter lang.
    Und da habe ich das Buch Macht und Ohnmacht, sozusagen Erinnerungen, geschrieben.
    Und das hat mir sehr geholfen, sozusagen noch einmal eine Art Rückblick und eine Art Testament zu machen und dann eben ein neues Leben zu beginnen.
    Das war das Herrliche.
    Sie haben sich freigeschrieben, sozusagen?
    So ist es, ja.
    Obwohl Ihnen immer wieder attestiert worden ist, von Freunden, von Gegnern natürlich auch, dass Sie ein missionarisches Wesen als Politiker gehabt haben, dass Sie auch zum Politiker berufen gewesen sind, auch das haben Freunde von Ihnen gesagt, haben Sie nie irgendwie den Wunsch verspürt, dann nach 1970, in dieser Zeit, in irgendeiner Form mit der Politik doch wieder etwas zu tun zu haben?
    Nein, das habe ich deshalb nicht, weil ich mir damals gedacht habe, du hast jetzt 22 Jahre sozusagen mit hängender Zunge Politik gemacht, als Regierungschef in einem kleinen Land, als Regierungschef im ganzen Staate, du warst Parteiohmann, du warst in anderen Funktionen tätig und dauernd beschäftigt und so habe ich mir gedacht,
    Ein guter Besen kehrt nur am Anfang richtig und am Ende ist man nicht mehr der Gleiche.
    So ist es also Zeit.
    Und ich danke Gott, dass ich diesen Entschluss fassen konnte, dass ich also freiwillig gegangen bin und es nicht darauf habe ankommen lassen gegangen zu werden, was halt leider auch oft im politischen Leben der Fall ist.
    Hat bei Ihrem Entschluss 1970 nach der Wahlniederlage auch eine Rolle gespielt, dass Sie an Ihre eigene Parteivergangenheit gedacht haben?
    Sie waren immer ein Mann, der bei Abnützungserscheinungen in der Partei auf Ablösung gedrängt hat, so etwa bei Leopold Fiegl, der Ihnen das angeblich, liest man, nie vergessen hat.
    Vor allem aber auch bei Alfons Gorbach, Ihrem unmittelbaren Vorgänger, wollten Sie verhindern, dass die Partei Sie drängt zurückzutreten oder Sie sogar abwählt.
    Ja, wenn ich heute noch einmal in die Situation käme, zum Beispiel den großartigen und hochverdienten Fiegl zu einem Rücktritt zu drängen, so würde ich das nicht tun.
    Schon als Ehrfurcht, die sich damals nicht so stark als wie dann später nach 1955 bei mir besonders herausgestellt hat.
    Das war ja Fiegl 1952.
    Bei Gorbach war ich niemals derjenige, der auf seinen Rücktritt gedrängt hat.
    Niemals.
    Sondern die Menschen waren es rundherum und sind an mich herangetreten und haben zum Beispiel bei einer Versammlung in St.
    Michael im Lungau, hat mich damals in diesen kritischen Februartagen 1964, hat mich ein Versammlungsteilnehmer gefragt, wann werden Sie in Wien die Macht ergreifen?
    Und ich hab gesagt, gar nicht.
    Schauen Sie, ich tue ja hier Skifahren und so kleine
    Wirtshaus- und Stubenversammlungen halten.
    Sonst wäre ich ja ein Bienen, wenn ich darauf es abgesehen hätte.
    Herr Dr. Klaus, ein Zitat aus einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1980, anlässlich Ihres 70.
    Geburtstages.
    Das hat Otto Schulmeister geschrieben.
    Und meine Frage, warum scheint gerade die Volkspartei ihre Führer so zu strapazieren und zu verschleißen?
    Die Volkspartei ist eine Partei von Individualisten.
    Den Wert der Freiheit schätzt man in der Volkspartei so stark, dass sich natürlich auch jeder Funktionär und jeder Mitarbeiter unten an der Basis herausnimmt, eine kritische und keineswegs eine nur devote Einstellung
    zu seinen Funktionären, zu seinen Mandataren einzunehmen.
    Und das hat sich auch in den Bünden und in den Landesparteileitungen, hat sich immer auf dieser Linie entwickelt.
    Sodass also fast immer gewisse Kritiken, gewisse, möchte ich fast sagen, Widerstandsgruppen oder Reformergruppen gebildet haben.
    Ich fasse das gar nicht als einen Nachteil auf.
    Wie denken Sie überhaupt über die Politik Ihrer Partei, Ihre Rolle in der Opposition?
    Sind Sie mit allem einverstanden, was Mock, Graf und die anderen machen?
    Ich habe immer gesagt, als wir in der Alleinregierung waren und ich so das Gehaben und die Situation der damaligen Oppositionspartei betrachtet habe, die Opposition ist ein hartes Brot.
    Diese Opposition hat damals aber nur vier Jahre dauern müssen.
    Jetzt ist sie viermal so lang.
    Und das ist also mein erster Eindruck.
    Die Opposition ist schwierig.
    Wie immer man es macht, ob man da nur Nein sagt oder ob man da Kooperationsbereitschaft zeigt, es ist immer absolut schwierig.
    Man wird also von der Macht mit allen Mitteln ferngehalten, bis dann der Wähler einmal entscheidet.
    Was mein Verhältnis nun zu den heutigen Politikern der Volkspartei anlangt, ich bin natürlich sowohl MOK wie auch allen seinen Mitarbeitern sehr zugetan und habe ja auch manchen einen netten Briefwechsel oder manches nette Gespräch.
    Manches sind ja auch von Ihnen persönlich aufgebaut worden.
    aus Ihrem sogenannten Sekretärestall.
    Ja, ja, oder Baumschule, wie Peter Mann gesagt hat, nicht wahr, aus meinen Sekretären.
    Ja, es ist ja wahr, nicht wahr, sie sind aus meiner Baumschule oder durch mich, nicht wahr.
    Es ist sogar ganz große Leute, wie Corin.
    Corin habe eigentlich ich erfunden und zum Staatssekretär und dann zum Finanzminister gemacht.
    Oder Taus, den habe ich zum Staatssekretär gemacht.
    Und Mox, selbstverständlich, der unter mir
    nicht nur Cabinecio, sondern auch Minister gewesen ist.
    Also ich glaube, man soll nicht zu viel reinreden.
    Ein Rat, der nicht erbeten wurde, der wird meistens als eine Einmischung oder als die Beteiligung eines Uninformierten an irgendeinem Entscheidungsprozess, an dem man nicht mitwirkte, empfunden und darum halte ich mich diesbezüglich zurück.
    und ich schränke mich auf, ich möchte sagen, auf eine sympathische, freundliche und jederzeit hilfsbereite, wenn das gewünscht wird, Einstellung.
    Herr Dr. Klaus, Sie waren in der Geschichte der Zweiten Republik der letzte Bundeskanzler einer großen Koalition und zugleich der erste Bundeskanzler einer Alleinregierung.
    Wie denken Sie heute, 1985, über die Frage der Regierungsform, wofür würden Sie heute plädieren?
    Ja, ich habe schon seit einigen Jahren, habe ich mich durchgerungen zu der Auffassung, dass in gewissen Zeiten, man kann sie Notzeiten, man kann sie kritische Zeiten nennen, dass da das Zusammenwirken aller Parteien und zwar nicht nur im Parlament, sondern auch in der Regierung das Beste wäre.
    Das Schweizer Beispiel kann mit gewissen Varianten, mit gewissen Veränderungen, die hier in Österreich notwendig wären, ruhig uns hier als Hilfe dienen.
    Sehen Sie jetzt eine solche kritische Zeit oder eine solche Notzeit?
    Ja, schon längst.
    Das sehe ich von dem Augenblick an, als das Budgetdefizit explodiert ist und die Schulden des Bundes, aber auch anderer Institutionen viel zu hoch sind, als dass man sie einfach der nächsten Generationen aufhalsen dürfte.
    Bei aller Gegensätzlichkeit Ihrer beiderseitigen Persönlichkeiten haben Sie, Herr Dr. Klaus, eines mit Ihrem Nachfolger, Dr. Kreisky, gemeinsam.
    Sie beide sind in Ihrer jeweiligen Partei zunächst als Reformer angetreten.
    Wie war eigentlich Ihr persönliches Verhältnis zu Kreisky?
    Ich spreche eigentlich nicht gerne darüber, denn über Vorgänger und Nachfolger zu reden ist sehr schwierig.
    Das hat der Dr. Kreisky auch bei seiner Abschiedsrede im Parlament gezeigt.
    wo er also über Rabe und Fiegl und Gorbach ziemlich ausführlich gesprochen hat, aber beim Dr. Klaus hat er nur gesagt, ja, in einer Stunde der Wahrheit hat mir Dr. Klaus einmal gestanden, dass er in seiner Partei eigentlich wenig
    Freunde hat.
    Und ich glaube, er hat dann gesagt, er versteht das, denn bei einer tiefen Religiosität, wie sie der Dr. Klaus hat, mit einem Schuss Kalvinismus, glaube ich, hat er gesagt, oder Puritanismus, mit einem solchen Schuss ist es ja schwer auszukommen.
    Und ich glaube, er hat mir da eigentlich ein Kompliment gemacht.
    Er hat mir ein Kompliment gemacht, weil er anerkannt hat, dass ich aus Grundsätzen, aus einer gewissen religiösen, gläubigen und christlichen Überzeugung heraus Politik gemacht habe und der Schuss Puritanismus oder Kalbinismus
    Das ist eigentlich auch ein Kompliment gewesen, denn womit haben denn die Puritaner so großartig realisiert?
    Na durch Sparsamkeit, durch Religiosität, durch Fleiß und durch eine gewisse Vision, dass also der Mensch nicht vom Brot allein lebt.
    Also ich habe das als ein Kompliment empfunden.
    Und das war also das Ergebnis eines Gesprächs.
    Ich glaube, da sind wir in Lech gleichzeitig Skifahren gewesen und haben dann am Abend, so beim Dunkelwerden, lange Spaziergänge gemacht.
    Also wir haben uns eigentlich nicht nur auf der
    Basis-Opposition-Regierungschef, sondern auch auf der Basis von zwei Politikern, die in Österreich halt irgendwann mal Verantwortung getragen haben oder tragen werden, haben wir uns eigentlich sehr über tiefgehende Probleme gesprochen und ich habe eigentlich hier nur gute Erinnerungen.
    Wenn Sie Österreich heute betrachten, Herr Dr. Klaus, die Kette von Skandalen und Affären mit und ohne Verwicklung von Politikern beider großen Parteien, ich nenne also nur Stichworte wie AKH oder WBO, Lucona, Wein, sehen Sie darin einen Rückgang der öffentlichen Moral in unserem Land?
    Das muss man leider feststellen.
    Schauen Sie, Korruption hat es natürlich immer gegeben und wird es immer geben.
    Es fragt sich nur, wie kann der Höchstverantwortliche oder die Verantwortlichen
    Wie können diese Leute dem entgegentreten?
    Da gilt wohl der Grundsatz, man muss den Anfängen wehren.
    Im ersten Fall muss man hart zugreifen.
    Ich denke da wirklich mit einer gewissen Bitterkeit an die Erfahrungen, die ich beim ersten Bauskandal 1966 gemacht habe.
    Wir haben hart zugegriffen.
    Es waren 134 Verfahren und höchste Beamte, ja sogar Landesregierungsmitglieder und dergleichen sind da ausgetauscht, ausgewechselt worden.
    Aber natürlich
    Die Folge, die dann einem entgegengebracht worden ist, die war auch für mich persönlich schrecklich.
    Ich habe nur in einem einzelnen Fall zum Beispiel in unserem Klub gesagt, nein, wir müssen einen unserer Freunde, unserer Abgeordneten, müssen wir also ausliefern, wir müssen ihm die Immunität absprechen.
    Das ist dann mit einer knappen Mehrheit durchgegangen, aber die Folge war dann für mich schrecklich.
    Also da haben ganze Gruppen mich
    der Mann ist dann später, ist ja bald gestorben, ich soll mich nicht blicken lassen bei dem Begräbnis, ich sei der Mörder und dergleichen.
    Man muss diese Dinge auf sich nehmen, man muss also entgegentreten, all diesen Tendenzen, die da auf eine gewisse Verweichlichung, auf ein gewisses Wegschauen hinzielen, aber auch mit dem Risiko, dass man dann eben als ein sturer
    oder vielleicht sogar unmenschlicher Politiker dargestellt wird.
    Heißt das, dass Sie also den Politikern, die jetzt bei diesen Skandalen die Entscheidungen zu treffen haben, vielleicht eine gewisse Konfliktscheu vorwerfen?
    Schauen Sie, es muss jeder damit fertig werden.
    Man muss da eine gewisse Zivilcourage haben.
    Das heißt also mit anderen Worten, es sind schon in gewisser Weise auch die Politiker schuld, und auch wenn nur dann, wenn sie gar nicht in die Sache selbst verwickelt sind, persönlich, sondern weil sie die Dinge gewähren lassen, treiben lassen, zu wenig hart durchgreifen, Ihrer Meinung nach?
    Ja, es gibt so, wie es im Katechismus Unterlassungssünden gibt, gibt es auch in der Politik solche.
    Sie haben in einem Zeitungsinterview vor drei Jahren im Zusammenhang allerdings mit der Sanierung der Staatsfinanzen gesagt, zuerst ist eine Gesinnungsreform notwendig.
    Es mangelt bei manchem Verantwortlichen an Redlichkeit, Sachlichkeit und an echtem Demokratieverständnis.
    Würden Sie das auch auf diesen ganzen Wust von Affären und Skandalen ausdehnen, dieses Wort?
    Ja, ich würde das heute nicht mehr so aggressiv sagen.
    Aber in der Sache stimmt es.
    In ihrem Buch Macht und Ohnmacht in Österreich, Herr Dr. Klaus, haben Sie geschrieben,
    Hat das in Ihrer aktiven Zeit als Politiker für alle gegolten?
    Und wie messen Sie die heutigen Politiker nach diesen Vorstellungen, die Sie schriftlich niedergelegt haben?
    Ich glaube, diese Sätze gelten für alle Zeiten und für alle Generationen von Politikern.
    Da habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
    Glauben Sie, dass Sie, wenn Sie auch für alle Politiker gelten, dass die heutigen Politiker, die in Österreich das Sagen haben, ebenso denken wie Sie?
    Ich wünschte, dass sie so denken würden.
    Noch ein Zitat aus Ihrem Buch.
    Getrost aber hat sein Urteil zu erwarten, wer es vermag, sobald seine Stunde schlägt, mit Anstand und ohne Schmerz von der Macht Abschied zu nehmen.
    Es hat den Anschein, es sei Ihnen das gelungen.
    Sind Sie glücklich?
    Ja, unbedingt.
    Ich bin ein glücklicher Mensch.
    Ich danke, Herr Dr. Klaus.
    Altbundeskanzler Josef Klaus war heute im Journal zu Gast.
    Die österreichische Nationalbank hat den Diskontsatz von 4,5 auf 4 Prozent gesenkt.
    Das kann für die Bankkunden zweierlei bedeuten.
    Einmal, dass die Zinsen auf Sparbücher sinken und zum anderen, dass Kredite billiger werden.
    Ob und in welcher Form das der Fall sein wird, darüber spekulieren heute die Zeitungen.
    Manfred Steinhuber hat dazu Zitate aus den Kommentaren ausgewählt.
    Die Meinungen der Kommentatoren gehen auseinander.
    Einigkeit herrscht nur darüber, dass die Senkung des Diskontsatzes ein Signal für die Zinsen darstellt.
    Herbert Mitterndorfer rechnet in den Salzburger Nachrichten damit, dass sowohl Einlagen als auch Kreditzinsen sinken werden.
    Der Druck dürfte zunächst die Einlagenzinsen betreffen.
    Bekanntlich wurde schon vor längerer Zeit für den kommenden Montag eine Herabsetzung der Habenzinsen fixiert.
    Nun ist, wenngleich nicht sofort, sicherlich mit einer zusätzlichen Senkung zu rechnen.
    Darüber hinaus könnte die Diskondsatzsenkung auch bedeuten, dass der vor allem von ÖGB-Präsident Anton Benn ja so vehement verteidigte Eckzinssatz von 4 Prozent nicht mehr zu halten sein wird.
    Bei den Kreditzinsen, meint Herbert Mitterndorfer, würden die Geldinstitute allerdings versuchen, eine Zinssenkung so lange wie möglich hinauszuschieben.
    Skeptisch, was billigere Kredite betrifft, ist auch Eva Pfisterer im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung.
    Ob der Kreditapparat diese Verbilligungen jedoch auch an die Kunden, die Industrie und an die Konsumenten in Form billigerer Kredite weitergeben wird, steht zumindest hierzulande noch in den Sternen.
    Eva Pfisterer sieht den Grund darin, dass eine Verbilligung der Privatkredite die Bemühungen der Banken um die Verbesserung ihrer Ertragslage zunichte machen würde.
    Mit den Ursachen der schlechten Ertragslage befasst sich Margarita Mört im Kurier.
    Beim Nachdenken über die Klagelieder in den Vorstandsetagen des Geldapparates taucht noch ein zweites, mit der zu knappen Zinsspanne zwischen Kredit- und Einlagenzinsen verwandtes, ja verknüpftes Problem auf.
    Die Bankgebühren.
    Noch vor wenigen Jahren konnte man in den Prospekten von all den tollen Gratisleistungen lesen, die das Institut X allen anderen voraus hat.
    Girokonten wurden geradezu als Instrument zur wunderbaren Geldvermehrung angepriesen.
    Heute wachsen den Instituten die Kosten über den Kopf.
    Jetzt nachträglich den Kunden Gebühren anzurechnen, wird schwer zu erklären, aber notwendig sein.
    Wie diese selbst eingebrockten Suppen ausgelöffelt werden, ist Sache der Bankmanager.
    Insgesamt sollte man sich wieder auf kaufmännische Methoden, Kosten dort anzurechnen, wo sie anfallen und nicht irgendwo, wo es leicht geht, besinnen.
    Auch Georg Weiland kritisiert in der Kronenzeitung die Politik der Banken.
    Er meint, dass die erst vor wenigen Tagen künstlich verteuerten Kredite nun wieder billiger werden müssten.
    Hätten unsere Banker noch mehr Gespür für Angebot und Nachfrage, dann hätten sie sich dieses peinliche Zinsteater ersparen können.
    Von einer Nobelpreis-verdächtigen Weitsicht waren die Herren unserer Geldwirtschaft wahrlich nicht geplagt, als sie bei ihrer Kreditverteuerungsrunde mit dem Kopf durch die Wand wollten.
    Und ihre Glaubwürdigkeit ist durch den Zick-Zack-Kurs in der Zinspolitik gewiss auch nicht gestiegen.
    Schwitzend werden sie nun wieder Zinskniebeugen absolvieren dürfen.
    Und wahrscheinlich wird ein bisschen Druck von oben notwendig sein, damit die Kreditzinsen wieder nach unten kippen.
    Und in der ÖVP-nahen Südost-Tagespost sieht Bernhard Ibisberger eine sogenannte österreichische Lösung am Zinshorizont, die für ihn allerdings nur eine halbe Lösung wäre.
    Bei uns ist wieder einmal, wie es der Herr Bundeskanzler stets so treffend auszudrücken pflegt, alles sehr kompliziert.
    Zum einen deshalb, weil der Kreditapparat erst jüngst die Kreditzinsen angehoben und die frei vereinbarten Einlagenzinsen gesenkt hat.
    Zum anderen dadurch, weil der Echtzins hierzulande eine heilige Kuh ist, die vom Gewerkschaftspräsidenten Anton Benja höchstpersönlich bewacht wird.
    Deshalb ist es äußerst fraglich, ob unsere Geldinstitute das von der Notenbank gesetzte Signal verstehen dürfen.
    Denn eines ist klar, bleibt der Echtzins tabu, werden die Banken auch bei den Kreditzinsen nicht viel anrühren.
    Zu schlecht steht es um ihre Eigenkapitalausstattung, zu knapp sind die Spannen, um dieses federnlose Polster, wie es der Finanzminister von ihnen verlangt, nachhaltig zu stärken.
    Schon aus diesem Grund werden die Institute den niedrigeren Eckzinssatz zur Bedingung dafür machen, um bei den Krediten mit dem Zinsohrwaschel zu wacheln.
    Bleibt Benja hart und kann den Eckzins halten, die Banken aber, die jetzt wirklich stark unter Zugzwang stehen, diesen Druck auf Dauer jedoch nicht aushalten, könnte es wieder einmal zu einer österreichischen Lösung kommen.
    Man verbilligt einfach nur einzelne Kreditkategorien.
    Würde das Zinskind auf diese Art gewickelt, gäbe es, wie sollte es bei uns auch schon anders sein, gleich zwei stolze Väter.
    Benja, der dem kleinen Sparer weiterhin in die Augen schauen könnte, und die Herren Bankdirektoren, die bei dieser Variante nur verdienen können.
    Der Internationale Metallgewerkschaftsbund mit Sitz in Genf, dem fast 30 Gewerkschaften aus Europa, den USA, Japan und der Dritten Welt angehören, publiziert alljährlich eine Untersuchung, die die Kaufkraft der Metallarbeit in aller Welt zum Inhalt hat.
    In dieser Untersuchung geht es darum, aufgrund der Nettoeinkommen und der daraus berechneten Kaufkraftparitäten festzustellen, welche Unterschiede im Lohnniveau der einzelnen Länder bestehen.
    Dabei wird aber nicht die absolute Höhe des Einkommens zum Vergleich herangezogen, sondern vielmehr der Frage nachgegangen, wie lange Metallarbeiter aus der Stahlindustrie oder der Elektroindustrie arbeiten müssen, um sich Konsumgüter kaufen zu können.
    Susanna Gassner informiert näher.
    Österreichs Metallarbeiter aus der Stahlindustrie, aber auch aus der Elektro- oder Maschinenindustrie liegen, was ihre Kaufkraft betrifft, im Durchschnitt schlechter als ihre Kollegen in den westlichen Industriestaaten.
    Für die meisten Konsumgüter müssen die österreichischen Metallarbeiter länger arbeiten als die Arbeiter in Deutschland, einem der größten Konkurrenten der heimischen Stahlbranche.
    Dazu einige Beispiele.
    Ein österreichischer Stahlarbeiter muss für ein Kilogramm Zucker zwölf Minuten arbeiten, sein deutscher Kollege nur acht Minuten.
    Deutlich wird der Unterschied aber auch bei anderen Lebensmitteln.
    Für einen Liter Frischmilch steht der österreichische Stahlarbeiter neun Minuten an der Werkbank und der deutsche nur fünf Minuten.
    Nur für zwei Lebensmittel, nämlich für Brot und Reis, müssen die deutschen Stahlarbeiter länger als die österreichischen arbeiten.
    Auch für Bekleidung, Mieten und dauerhafte Konsumgüter, wie Kühlschrank oder Fernsehapparat, müssen die Österreicher länger am Hochofen oder in der Gießerei stehen als die deutschen Arbeiter.
    Der Kaufkraftvergleich mit Deutschland ist deshalb so interessant, weil zum Beispiel bei den Lohnverhandlungen, und solche stehen für die österreichischen Metallarbeiter in vier Wochen vor der Tür, immer wieder auf die Gefahr überhöhter Lohnabschlüsse im Vergleich zum deutschen Konkurrenten hingewiesen wird.
    Der Kaufkraftvergleich entkräftet dieses Argument aber weitgehend.
    Österreichs Metallarbeiter bilden aber noch lange nicht das Schlusslicht in dieser Statistik.
    Die japanischen, finnischen, aber auch portugiesischen Stahlarbeiter müssen die meiste Zeit investieren, um sich den Großteil der Lebensmittel leisten zu können.
    Zwei markante Beispiele.
    Für ein Kilogramm Rindfleisch muss der Finne eine Stunde und 30 Minuten arbeiten.
    Der Japaner gar zwei Stunden und der Portugiese noch länger, nämlich zweieinhalb Stunden.
    Der österreichische Stahlarbeiter jedoch nur knapp eineinhalb Stunden.
    Während der finnische Stahlarbeiter für ein Kilogramm Reis 25 Minuten lang arbeiten muss, der Japaner ebenso wie der Portugiese 15 Minuten, hat sich der Österreicher ein Kilogramm Reis in elf Minuten erworben.
    Die französischen Stahlarbeiter wiederum müssen für Grundnahrungsmittel wie Eier, Pflanzenöl, frische Milch oder Brot nicht so lange arbeiten wie die Finnen.
    Für den Erwerb von Kleidern wie Herrenanzüge, Hemden oder Schuhe, aber auch für dauerhafte Konsumgüter wesentlich tief in die Tasche greifen.
    Überhaupt liegt der Arbeitsaufwand für Textilien in Frankreich deutlich an der Spitze.
    Am gravierendsten ist der Kaufkraftunterschied zwischen den einzelnen Staaten bei den Mieten für 2-Zimmer- bzw.
    4-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Küche.
    Auch hier stehen die Franzosen einsam an der Spitze.
    Sie müssen für ihre Monatsmieten zwischen 82 und 132 Stunden arbeiten.
    Das heißt, für die 4-Zimmer-Wohnung muss ein französischer Stahlarbeiter mehr als drei Wochen im Monat arbeiten.
    Im Vergleich dazu sind die Österreicher wesentlich besser dran.
    Für die Monatsmieten müssen zwischen 30 und 40 Stunden bzw.
    eine Arbeitswoche investiert werden.
    Bezieht man in diesen Vergleich die Länder der Dritten Welt ein, so werden wirklich gravierende Einkommensunterschiede deutlich.
    Damit wird auch verständlich, warum Forderungen nach Lohnerhöhungen in der Dritten Welt oft mit Streiks und sozialen Unruhen einhergehen.
    In Indien zum Beispiel muss ein Stahlarbeiter 25 Minuten für ein Kilogramm Reis arbeiten, in den USA nur zwei Minuten.
    Im Salzburger Landestheater findet heute Abend die letzte Schauspielpremiere des Jahres 1985 statt.
    Und zwar wird zum vierten Mal ein Stück des österreichischen Prosa- und Romanautors Thomas Bernhardt aufgeführt.
    Es trägt den Titel »Der Theatermacher« und ist wie bei Bernhardt-Stücken üblich vorwiegend ein großer Monolog.
    Diesmal steht der Theatermacher Bruscon im Mittelpunkt, der von Traugut Bure gespielt wird.
    Am Werk ist ein Team, das auf die Aufführungen von Thomas Bernhardt spezialisiert ist, nämlich der Bühnenbildner Karl Ernst Herrmann und der Regisseur Klaus Peimann, der bekanntlich ab 1986 Burgtheaterdirektor in Wien sein wird.
    Mit Klaus Peimann führte Volkmar Barschald das folgende Gespräch.
    Dieses Stück der Theatermacher, handelt das eigentlich über das Theater?
    Ist das ein Stück über das Theater oder ist das ein Stück, das alle Probleme, die in Bernhardschen Stücken vorkommen, enthält?
    Das Stück behandelt einen Künstler, diesen Bruscon, der über eine bestimmte Vision von Kunst, besonders von Theaterkunst, vom Drama, von der Regie und vom Spielen verfügt und der diese Vision sein Leben lang verfolgt hat.
    Und wie alle großen Künstler ständig kollidiert er mit der gesellschaftlichen, politischen, aber auch künstlerischen Realität, die er vorfindet.
    Und dabei hat er natürlich fürchterliche Verletzungen erlitten und furchtbare Erlebnisse gehabt.
    sodass seine Bemühungen dann fast dem Don Quijote gleichen, der gegen die Windmühlen oder gegen die Schweineherde kämpft.
    Ich würde sagen, es ist ein Stück über den Schauspieler, über den Regisseur, über den Theaterschriftsteller schlechthin.
    Und das natürlich, wenn Sie so wollen, in der Form einer für mich schon beinahe klassischen Komödie.
    Es ist ein echtes Künstlerdrama, aber
    Ich würde es damit auch nicht begrenzen.
    Es steht dann auch für alle diejenigen, die in einer Gesellschaft gegen den Strom schwimmen, die in einer Gesellschaft alternativ oder anders denken und die daran in irgendeiner Weise scheitern oder eben nur unter schwersten Verletzungen und Verwirrungen sozusagen in ihren weiteren Weg gehen.
    Sie haben vorhin gesagt, Thomas Bernhard ist an dem Punkt angekommen, an dem Sie auch oder das Theater überhaupt angekommen ist.
    Ist es das, was Sie jetzt zuletzt gemeint haben, dieser Punkt?
    Ist es das, dass wir alle glauben, wir könnten eigentlich nichts weiteres mehr bewirken?
    Oder was ist es, dieser Punkt?
    Ich finde, dass die gesellschaftliche Realität
    mit der wir es zu tun haben, also eine wirklich verhältnismäßig Niederschmetternde ist.
    Und das ist nicht nur die Realität etwa sozusagen der Republik Österreich, die ja im Moment auch nicht einen so besonders fröhlichen Eindruck macht, wenn man dem allgemeinen Berichten und dem persönlichen Eindruck folgt.
    Handelt sich ja doch um ein beträchtliches Ausmaß an Korruption und Zerfall.
    Auch vor allen Dingen Zerfall der menschlichen und politischen Moral.
    Und in einer solchen Situation, das, was ich übrigens keineswegs, sagen wir mal, auf Österreich begrenzen möchte, also da glaube ich schon, dass da ein ziemlicher Sumpf sichtbar wird, in dem sich ein Teil der Demokratien im Augenblick befinden.
    Ich glaube, dass der Thomas Bernhard da in der Aufdeckung und Polemisierung bestimmter, vor allen Dingen Prozesse, in seinem Werk schon, finde ich schon, ihn ein Visionär, auch einen großen Humanist,
    Sie werden in diesem Österreich, das Thomas Bernhardt auch in diesem neuen Stück so scharf kritisiert, und das Sie jetzt eben sehr kritisiert haben, in einem Jahr... Und lieb, das ist ja nie so und so.
    Ärger entsteht ja aus Liebe.
    Verzeihung, ich habe Sie jetzt unterbrochen.
    Sie werden also in diesem Österreich eine wichtige kulturpolitische Funktion in einem Jahr einnehmen?
    Bestimmt nicht.
    Ich werde die Position eines wichtigen Theaterdirektors einnehmen, oder besser gesagt, des Direktors eines wichtigen Theaters.
    eine kulturpolitische Position bin ich gar nicht dazu imstande.
    Das müssen andere Leute mal nehmen.
    Das Borsin-Burg-Theater-Geschied hat sicherlich auf das ganze Land eine ungeheure Ausstrahlung.
    Das wollen wir hoffen, dass es dann durch gute Aufführungen entsteht.
    Das wäre natürlich mein höchster Wunsch.
    Glauben Sie, Sie können an dieser Situation, die Sie eben kritisiert haben, an dieser verfallenden Moral etwas ändern?
    Ja, das wird das Theater doch immer versuchen.
    Aus dieser möglicherweise Illusion heraus speist sich ja die wirkliche künstlerische Arbeit.
    Herr Ritter, den Effos werden Sie hier nächstes Jahr bei den Salzburger Festspielen uraufführen.
    Und das soll dann auch ins Burgtheater kommen.
    Heißt das, dass Sie vielleicht künftig als Burgtheaterdirektor stärker mit den Salzburger Festspielen zusammenarbeiten?
    Sie wissen, es brodelt derzeit.
    mit Nachfolgegerüchten im Direktorium und man hatte auch immer wieder ihren Namen ins Spiel gebracht.
    Ob mich da noch jemand ins Spiel gemacht hat, kann ich nicht beurteilen.
    Es gibt sicher Menschen, die glauben, dass es sinnvoll wäre, eine kräftigere Allianz zwischen Wien und Salzburg herzustellen und ob die Salzburger Festspiele überhaupt in ihrer jetzigen Konstruktion regenerationsfähig sind.
    wage ich eigentlich zu bezweifeln.
    Die Verbindung und die unglückliche nach meinem Dafürhalten, auch ungeschickte Verbindung, auf die man sich hier eingelassen hat, dass man beweisen muss und beweist ständig und auch ständig darauf hinweist, dass man so viel Geld einspielt und dass man folglich billig ist, ist natürlich völlig dumm.
    Und solange sozusagen über die Kostenrechnung nur argumentiert wird, was ich für ganz verhängnisvoll halte, weil man sich auf das Niveau der Politiker einlässt,
    Und darum geht es ja nicht.
    Es geht ja darum, dass die Kunst, die gewissermaßen das Laboratorium der Zukunft ist, die Kunst, die sozusagen überhaupt erst die Gesellschaft sichert in der Entwicklung des neuen Menschenbildes.
    Das entwickelt ja nicht Herr Frissenschläger, sondern das entwickelt ja dann Edy Verwessely, das neue Bild vom Menschen.
    Wenn solange sozusagen diese Rechnung aufgemacht wird, solange man also immer nachweisen muss, dass Profit dabei zu machen ist, legen sich die Salzburger Festspiele oder diejenigen von den Festspielen, die das tun, selber die Schlinge um den Hals.
    Denn Kunst ist nie rentabel.
    Zum Abschluss des Mittagsjournals hören Sie jetzt noch einige Meldungen.
    Österreich.
    Der Rechtsanwalt des ehemaligen Finanzministers und heutigen Generaldirektors der CA, Hannes Androsch, sagte heute in einem Interview im Mittagsjournal, er habe dem Untersuchungsrichter eine Niederschrift übermittelt, aus der hervorgehe, dass der ehemalige Finanzminister Herbert Zeicher anonyme Anzeigen wegen Steuerhinterziehung gegen Hannes Androsch initiiert habe.
    Androsch-Anwalt Herbert Schachte stützt sich auf Aussagen eines Schulfreundes von Herbert Seicher namens Max Gessler.
    Dieser habe erklärt, Seicher sei Androsch gegenüber feindseelig eingestellt und mache mit einem der ÖVP nahestehenden Journalisten gemeinsame Sache.
    Auch der anonyme Zeuge, auf den sich Salcher bei einer Anzeige gegen Androsch gestützt habe, existiere in Wahrheit nicht.
    Salcher erklärte, es gebe diesen Zeugen sehr wohl und er werde einen Weg suchen, ihn zu schützen und gleichzeitig seine Existenz zu beweisen.
    Im Übrigen wolle er sich in dieser Angelegenheit nicht öffentlich äußern, sondern die Causa seinem Anwalt übergeben.
    Altbundeskanzler Josef Klaus, der dieser Tage seinen 75.
    Geburtstag feierte, sprach sich heute in der Radioreihe im Journal zu Gast für eine Konzentrationsregierung aus.
    In Notzeiten sei es das Beste, wenn in der Regierung alle Parteien zusammenarbeiten würden, sagte Klaus.
    Nach Meinung des Altbundeskanzlers sind Notzeiten, die eine solche Maßnahme erforderlich machten, in Österreich eingetreten, als das Budgetdefizit explodierte.
    Angesichts der Affären und Skandale der letzten Jahre stellte Klaus auch einen Rückgang der öffentlichen Moral fest.
    Es gelte, den Anfängen zu wehren und bereits in der ersten Phase hart durchzugreifen, meinte Klaus.
    Das habe er 1966 als Bundeskanzler beim ersten Bauskandal getan.
    Er sei dafür von der eigenen Partei heftig angegriffen worden.
    In einer solchen Situation, meinte Klaus, müsse man es allerdings auf sich nehmen, auch als sture oder unmenschliche Politiker dargestellt zu werden.
    Niki Lauda wird sich mit Ende der Saison aus dem Formel-1-Rennsport zurückziehen.
    In einer Pressekonferenz in Zeltweg sagte Lauda, seine Fluglinie habe stark expandiert, dies erfordere nun seine ganze Kraft.
    Nach elf Jahren als Formel-1-Rennfahrer sei es an der Zeit für ihn etwas anderes zu tun.
    Lauda schloss aber nicht aus, dass er später wieder zum Rennsport zurückkehren könnte.
    Libanon.
    Die Explosion einer Autobombe vor einem Supermarkt im christlichen Ostteil von Beirut hat heute Vormittag zahlreiche Opfer gefordert.
    Der Radiosender Stimme des Libanons berichtete, es seien Dutzende Menschen getötet oder verletzt worden.
    Das Attentat habe riesige Brände ausgelöst.
    Erst am vergangenen Mittwoch waren bei der Explosion einer Autobombe in der libanesischen Hauptstadt 15 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.
    Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Westen bereits Gewitter, sonst noch sonnig, in der Folge aber von Westen her aufziehende Gewitter.
    Nachmittagstemperaturen im Westen 21 Grad, im Osten noch bis 29 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Samstagmittagsinformation ist beendet.
    Karl Jerkowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Ein schönes Wochenende noch.

    Beiträge dieses Journals

    Trailer Niki-Lauda-Rücktritt
    Einblendung: Autorennfahrer Lauda
    Mitwirkende: Posch, Michel [Gestaltung] , Lauda, Niki [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Warnecke, Rainer [Gestaltung] , Piffl, Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Piffl, Maria [Sprecher/in]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Niki Lauda zieht sich von Rennen zurück
    Interview: Rennfahrer Lauda
    Mitwirkende: Posch, Michel [Gestaltung] , Lauda, Niki [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konflikt Salcher - Androsch lebt wieder auf
    Einblendung: Androsch-Anwalt Schachter
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Schachter, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Altbundeskanzler Klaus
    Interview: Altbundeskanzler Klaus
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Klaus, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Zinssenkung
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationaler Kaufkraftvergleich
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vorschau auf Bernhard-Premiere bei Salzburger Festspielen
    Interview: Regisseur Peymann
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Peymann, Claus [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.08.17
    Spieldauer 00:59:36
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Kritsch, Gerald [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850817_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo