Mittagsjournal 1988.07.20

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    Rechtliches

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    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagsschanal, sagt eine Fritz Wendler als Redakteur im Studio.
    In den nächsten 60 Minuten erwarten wir Beiträge unter anderem zu folgenden Themen.
    SPÖ-Zentralsekretär Keller nimmt zu den Budgetverhandlungen und zum Streit um Alfred Rydlickas Antifaschismus-Denkmalstellung.
    Die Grünen, darunter der Obmann des Parlamentarischen Rechnungshof-Ausschusses Wabel, gaben eine Pressekonferenz mit dem Titel Zahnloser Rechnungshof.
    Umweltministerin Flemming äußert sich über die Hühnerhaltung.
    Beim Parteitag der amerikanischen Demokraten hielt Chesed Jackson eine Rede, der rhetorische Brillanz bescheinigt wird.
    In der DDR zeichnet man nun ein etwas differenzierteres Bild von den Offizieren des 20.
    Juli 1944.
    Das Präsidium des Bunds der jugoslawischen Kommunisten rügt den serbischen Parteichef wegen dessen Nationalitätenpolitik gegenüber Vojvodina und Kosovo.
    Ungarns Ministerpräsident Gross besucht die USA.
    Und bei den Bregenzer Festspielen gibt es mit Samson und Delilah aus Budgetgründen vielleicht für längere Zeit die letzte Opernpremiere.
    Und bei uns gibt es jetzt einen von Ferdinand Olber zusammengestellten Meldungsüberblick, den Wilfried Schirlbauer liest.
    USA.
    Heute Abend wird Michael Dukakis zum offiziellen Kandidaten der Demokraten für die Präsidentenwahlen im November nominiert werden.
    In einer Rede beim Parteikonvent in Atlanta hat sich der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson hinter Dukakis gestellt und die Partei zur Einheit aufgerufen.
    Jackson, der nach den Vorwahlen an zweiter Stelle hinter Dukakis lag, bezeichnete es als Herausforderung, die unterschiedlichsten politischen Strömungen der Partei zu vereinern.
    Den designierten Präsidentschaftskandidaten Dukakis würdigte der schwarze Bürgerrechtler als einen Mann, der auch im heißesten Wahlkampf nie unfair gewesen sei.
    Vereinte Nationen Der UNO-Weltsicherheitsrat hat den Iran und den Irak zur Zurückhaltung aufgefordert, um die Friedensbemühungen von UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar nicht zu gefährden.
    Der UNO-Generalsekretär sprach die Hoffnung aus, innerhalb von zehn Tagen einen Waffenstillstand im Golfkrieg aushandeln zu können.
    Teheran hat gestern Abend mitgeteilt, der Iran sei zur sofortigen Einhaltung einer Feuerpause bereit.
    Zugleich wurde die Regierung des Iraks beschuldigt, sie versuche die Friedensbemühungen durch verstärkte Kampfhandlungen gegen iranische Städte zu sabotieren.
    Für den Fall, dass nach einem Waffenstillstand am Golf eine UNO-Friedenstruppe aufgestellt wird, hat in Wien Vizekanzler Mock die grundsätzliche Bereitschaft zur Entsendung österreichischer UNO-Soldaten zugesagt.
    Sowjetunion.
    Parteichef Gorbatschow hat vor dem obersten Sowjet im Konflikt um Bergkarabach von allen Beteiligten eine verantwortungsbewusste Haltung gefordert.
    Zugleich warf Gorbatschow den politischen Führungen der beiden Kaukasusrepubliken Aserbaidschan und Armenien politische Paranoia, Verantwortungslosigkeit und Unmenschlichkeit vor.
    In der armenischen Hauptstadt Yerevan haben gestern Abend mehrere hunderttausend Menschen an der bisher größten Protestkundgebung teilgenommen.
    Zu Zwischenfällen kam es nicht, nach einer Stunde löste sich die Versammlung friedlich auf.
    Der oberste Sowjet hatte erst am Montag die Forderung der Armenier abgelehnt, die Region Bergkarabach von Aserbaidschan zu trennen und an Armenien anzugliedern.
    Jugoslawien.
    In hunderten serbischen Betrieben haben die Beschäftigten die Arbeit niedergelegt, um gegen die geplante Verfassungsreform der Teilrepublik zu protestieren.
    Die Absicht, die beiden autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo durch Verfassungsänderungen unter engere Kontrolle der serbischen Regionalregierung zu bringen, stößt auf heftigen Widerstand.
    Die Lage in der größten Teil der Republik wurde gestern auch im jugoslawischen Parteipräsidium erörtert.
    Aus Parteikreisen verlautete, dass die Beratungen noch zu keinem Ergebnis gekommen sind.
    Großbritannien.
    Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Verhältnisse in ägyptischen Gefängnissen scharf kritisiert.
    Nach Attentatsversuchen auf zwei ehemalige Minister und einen Journalisten seien vermehrt Berichte über Folterungen eingegangen, betonte die Gefangenenhilfeorganisation.
    Die ägyptische Regierung sollte daher dringend die Umstände in den Gefängnissen prüfen und Maßnahmen gegen Misshandlungen ergreifen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Anlässlich des Attentats auf Hitler vor 44 Jahren hat heute Bundeskanzler Kohl der Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus gedacht.
    Zwar sei der Anschlag am 20.
    Juli 1944 damals gescheitert, nicht aber der Widerstand, betonte Kohl.
    Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung lasse sich nicht dauerhaft unterdrücken.
    Nicaragua.
    Die nicaraguanische Regierung hat den Waffenstillstand mit den von der USA unterstützten Contra-Rebellen um einen Monat bis zum 31.
    August verlängert.
    Präsident Daniel Ortega hat außerdem die Vereinigten Staaten zur Wiederaufnahme von Gesprächen aufgefordert.
    Von den Contras verlangte Ortega in einer Rede anlässlich des 9.
    Jahrestages der Sandinistischen Revolution, die unterbrochenen Friedensgespräche wieder aufzunehmen.
    Österreich.
    In Wien beraten heute die Finanzreferenten der Bundesländer über eine Neuregelung des Finanzausgleichs.
    Die Bundesländer Kärnten, Burgenland und Steiermark fördern wegen ihrer, wie sie argumentieren, wirtschaftlichen Benachteiligung, die Umverteilung von einer Milliarde Schilling zu ihren Gunsten.
    Ein entsprechender Vorschlag wurde bereits gestern Finanzminister Latziner unterbreitet.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Vor 160.000 Fans ist der amerikanische Rockstar Bruce Springsteen gestern Abend in Ost-Berlin aufgetreten.
    Zu dem Konzert des Sängers und Gitarristen, der erstmals in der DDR gastierte, waren die Fans aus allen Teilen des Landes angereist.
    Das Open-Air-Konzert in Ost-Berlin war Auftakt des noch bis zum Sonntag dauernden Rock-Sommers unter dem Motto Nicaragua im Herzen.
    Der amerikanische Rockstar reiste inzwischen nach West-Berlin weiter, wo er am Freitag einen weiteren Auftritt im Rahmen einer Welt-Tournee hat.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, überwiegend heiter, schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 24 bis 29 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 12 bis 17 Grad.
    Die Prognose für morgen Donnerstag, sonnig und sehr warm, schwachwindig.
    Tageshöchstemperaturen 25 bis 30 Grad.
    Das Wetter übermorgen Freitag, Durchzug einer schwachen Störung.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien-Heiter 22°, Eisenstadt-Heiter 22°, St.
    Pölten-Heiter 22°, Linz-Heiter 21°, Salzburg-Heiter 23°, Innsbruck-Heiter 22°, Bregenz-Heiter 21°, Graz-Heiter 20° und Klagenfurt-Heiter 21°.
    Das waren Nachrichten und das Wetter, es ist 12.08 Uhr und wir kommen jetzt zum Beitragsteil des Mittagsjournals.
    In der Zentrale der SPÖ in der Wiener Löwelstraße gab der Zentralsekretär der Großen Regierungspartei, Heinrich Keller, heute Vormittag eine Pressekonferenz unter dem Titel Aktuelle Fragen.
    Und besonders aktuell sind derzeit die Koalitionsverhandlungen über das Budget 1989.
    Der SPÖ-Zentralsekretär sieht Forderungen von ÖVP-Ressortchefs an den Finanzminister als unerfüllbar und der Koalition als nicht unbedingt zuträglich an.
    Alles andere denn ein Beispiel für ein gutes Koalitionsklima sind doch die Auseinandersetzungen um die Errichtung von Alfred Rittlerskas Mahnmal gegen Faschismus und Krieg auf dem Platz vor der Wiener Albertina.
    Während aus der SPÖ bekanntlich immer wieder auf den von allen Fraktionen des Wiener Landtags einstimmig beschlossenen Vertrag zwischen der Bundeshauptstadt und Rydlitschka hingewiesen wird, sieht man, was inzwischen ebenso bekannt ist, in der ÖVP rechtliche Probleme und möchte das Mann mal lieber auf dem entlegeneren Morzinplatz sehen.
    Und dieser gerade im B- und G-Denkjahr 88 besonders beschämende und auch schon im Ausland registrierte Streit war eine weitere der von Heinrich Keller heute behandelten aktuellen Fragen, berichtet nun Ernest Hauer.
    Die Verhandlungen über das kommende Budget könnten nach Ansicht von SPÖ-Zentralsekretär Heinrich Keller für die Regierung insgesamt entscheidend sein.
    Budgetkonsolidierung sei der harte Kern des Koalitionsübereinkommens.
    Aber jetzt meldeten vor allem ÖVP-Ressortchefs insgesamt Zusatzwünsche von 30 Milliarden Schilling an.
    Er sei zuversichtlich, meinte Keller, dass es gelingen werde, diese Wünsche auf Null zu reduzieren.
    Alles andere hätte schwerwiegende Folgen.
    Wenn die Budgetkonsolidierung nicht fortgesetzt werden kann, sehe ich keine Möglichkeit, dass die Sozialistische Partei einem derartigen Budget seine Zustimmung geben kann.
    Und wenn die Sozialistische Partei einem Budget nicht die Zustimmung geben kann, was die wesentlichste Aufgabe einer Regierung ist, dann ist die Regierung als gescheitert anzusehen.
    Rechne aber nicht damit, dass es dazu kommt.
    Soviel zur Budgetproblematik.
    Als außerordentlich wichtig bezeichnete Keller die Einstufung der NDP durch den Verfassungsgerichtshof als neonazistisch.
    Damit sei klar, dass Betätigung im Sinn der NDP als Wiederbetätigung im Sinn des Verbotsgesetzes zu werden sei.
    Und die Justizbehörden seien aufgefordert, tätig zu werden.
    Und unter Hinweis auf das Zusammentreffen von FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider mit Norbert Burger im Vorjahr müsse klar sein, dass die SPÖ keinen Gedanken an ein nahes Verhältnis mit der FPÖ und der Haider verschwenden könne.
    Über weite Strecken galt die Kellerpressekonferenz dann wieder dem Thema Mahnmal gegen Faschismus und Krieg.
    Er sei zuversichtlich, so der SPÖ-Zentralsekretär, dass noch heuer auf dem Albertiner Platz der Grundstein gelegt werde.
    Ein aus übersteigertem Harmoniebedürfnis zustande gekommener Kompromiss hätte keinen Sinn.
    Schließlich habe die ÖVP ja auch im Gemeinderat und Stadtsenat zugestimmt.
    Das ist ein einvernehmlich beschlossenes Denkmal und die ÖVP hat hier einen unsinnigen Streit entzündet.
    Und die ÖVP ist für diesen allein verantwortlich, nicht die Sozialistische Partei.
    Die Sozialistische Partei steht auf der Basis der seinerzeitigen Einigung.
    Die ÖVP hat diese Einigung offensichtlich aufgekündigt.
    Sie soll sagen, warum sie sie aufgekündigt hat.
    Das tut sie aber nicht.
    Sie versteckt sich hinter irgendwelchen Gutachten, sie versteckt sich dahingehend, dass deswegen, weil der Herr Hrdlicka mit einem Holzpferd gegen den Herrn Bundespräsidenten zu Felde zieht, dass das ein Anlass wäre, darüber nachzudenken.
    Sie ist deswegen für den Morzingplatz, um das Denkmal überhaupt zu verhindern.
    Der Morzingplatz ist ja kein Platz in Wien.
    Das ist ein Streifen neben einem K. Wobei kein Mensch unterscheiden kann in Wien, wo der Morzingplatz aufhört.
    und wo der Franz Josefsky anfängt.
    Und auch die von der Kronenzeitung veröffentlichte IFES-Umfrage, wonach eine Mehrheit gegen den Standort Albertinerplatz sei, ist für Keller kein Argument.
    Ich habe das mit großer Faszination gelesen, dass die Mehrheit der Österreicher dafür ist, dass das Denkmal am Morzinplatz aufgestellt wird und nicht am Albertinerplatz.
    Das hat mich deswegen fasziniert, mich würde nämlich interessieren,
    eine österreichweite Umfrage, wer in Österreich überhaupt weiß, wo der Morzinplatz ist und wo der Alperntinerplatz ist, denn dann wäre die Sache wahrscheinlich interessanter.
    Das also nur soweit zu dieser Umfrage, die hier nichts anderes bedeutet als Umfug mit Umfragen.
    Dass also an dem Umfug außerdem ein Institut beteiligt ist, das der sozialistischen Partei nicht ferne steht, finde ich also in besonderer Weise bedauerlich.
    Jetzt sei jedenfalls die Stadt Wien am Zug, meinte Keller.
    Und man solle diese Entscheidung auch gar nicht autoritär auf den Bürgermeister zuspitzen.
    Er wisse ja auch nicht, ob sich Zilk, wie kolportiert werde, noch nicht entschieden habe.
    Bitte, es hat sich der Wiener Parteiobmann und die zuständige Kulturstaaträtin, es hat sich die Wiener Vizebürgermeisterin und sämtliche Wiener Staaträte für dieses Denkmal
    ausgesprochen.
    Ich kann mir nicht vorstellen und ich will mir es auch nicht vorstellen und ich erwarte gar nicht, dass sich der Herr Bürgermeister über die gesamte Wiener Partei, über die gesamte Bundespartei, über seinen gesamten Stadtsenat hinwegsetzen wird und sich der Meinung, ich weiß nicht, wessen anschließen wird.
    Soviel aus der sozialistischen Parteizentrale in der Löwelstraße und damit zurück ins Funkhaus.
    Ernest Hauer berichtete von einer Pressekonferenz des SPÖ-Zentralsekretärs Heinrich Keller.
    Ex-CA-Generaldirektor Hannes Androsch war, was in der Öffentlichkeit kaum bekannt wurde, vom Parlamentarischen Rechnungshof-Ausschuss vorgeladen worden, hatte diesen Vorladungen aber nie Folge geleistet.
    Zwangsvorgeführt wird er nicht.
    Das haben die Nationalratsspitzen beschlossen und das haben die Grünen heute in einer dem Thema Rechnungshof gewidmeten Pressekonferenz bekannt gegeben, berichtet jetzt Manfred Steinhuber.
    Der grüne Abgeordnete Andreas Wabel ist Vorsitzender des parlamentarischen Rechnungshof-Ausschusses und erzieht eine vernichtende Bilanz über die Tätigkeit dieses Gremiums.
    Der Ausschuss hat bisher die Funktion einer Leichenbeschau gehabt und ist jetzt durch Vorgänge in der letzten Zeit zu einem Ausschuss geworden, in dem Gedenkfeiern zelebriert werden.
    Mit Leichenbeschau meint Wabl die Möglichkeit, Politiker oder Manager zu befragen, die nicht mehr aktiv oder im Amt sind.
    Diese Möglichkeit hatte der Rechnungshof Ausschuss bisher.
    Nun aber hat sich da etwas geändert.
    Wir haben mit mühsamen Verhandlungen versucht, bei gewissen Themen auf den Kern zu kommen.
    und mussten erleben, dass verschiedene Personen einfach den Ausschuss ignorieren und sagen, ich komme nicht.
    Dazu gehört ein Herr Androsch, der sich beharrlich geweigert hat, einfach hinzugehen.
    Daraufhin waren selbst alle Ausschussmitglieder sehr enttäuscht und haben gesagt, bitte wenn das so ist, dann benutzen wir die geschäftsordnungsmäßigen Rechte und
    werden den Herrn Androsch zwangsvorführen.
    Und was passiert jetzt?
    Die Präsidiale des Parlaments beschließt in Zukunft nur mehr Auskunftspersonen einzuladen, die tätig sind, die im Amt sind.
    Das heißt, Androsch ist seit einigen Monaten, einigen Wochen nicht mehr Aufsichtsratvorsitzender, kommt deshalb auch nicht mehr als Auskunftsperson infrage.
    Das Prüfungsverfahren, in dem Androsch gehört werden sollte, betrifft die Maschinenfabrik Haidt, bei der Androsch Aufsichtsratsvorsitzender war.
    Eine Pikanterie am Rande ist auch, dass der Beschluss der Präsidiale, der Androsch die Vorführung vor dem Ausschuss erspart, einstimmig, also mit der grünen Klubobfrau Fredermeißner-Blau gefasst wurde.
    Fredermeißner-Blau ist ja nicht informiert worden, warum es hier geht, sondern man hat ja ganz friedfertig vorgetragen,
    Wir haben jetzt hier ein Problem, sollten wir nicht eher die einladen, die noch aktiv sind, als diejenigen, die schon pensioniert sind oder nicht mehr im Amt sind, weil von denen erfahren wir ja sehr wenig, die Aktiven, das sind doch die Entscheidenden und Wichtigen für strukturelle Verbesserungen.
    Und außerdem ist das ja kein Untersuchungsausschuss, sondern das ist ja nur ein Rechnungshof-Ausschuss und mit diesen Argumenten, ohne darauf hinzuweisen, dass es hier um diesen brisanten Fall geht,
    hat die Klubchefin zugestimmt, hat dann aber nach Kenntnis des Sachverhalts sofort ein Protestschreiben gerichtet an die Präsidiale, dass sie hier mehr oder weniger
    hineingeregt worden ist in diesem Organ.
    Der Fall Androsch ist aber nicht das einzige, das die Grünen am Rechnungshof aufregt.
    Die Abgeordneten Wabel und Geyer sind der Meinung, dass Rechnungshofpräsident Tassilo Brösike sich von den Koalitionsparteien als Bremser benutzen lasse.
    Brösike mache von seiner Möglichkeit, den Nationalrat frühzeitig zu informieren, nicht Gebrauch, er weigere sich auch, dem Rechnungshof Ausschuss Unterlagen zur Verfügung zu stellen.
    Und von Rohberichten erfahren die Ausschussmitglieder, wie zuletzt beim AKH, immer nur aus den Medien.
    Wenn der Nationalrat dann die Themen behandle, seien Jahre vergangen und alles sei bereits Geschichte.
    Der Abgeordnete Walter Geier findet dafür ein Beispiel aus der Wirtschaft.
    Ein Unternehmer beauftragt einen Betriebsberater, das Unternehmen zu untersuchen und ihm die Schwachstellen zu sagen.
    Und dann kommt der Betriebsberater tatsächlich auf Schwachstellen drauf, sagt aber seinem Auftraggeber nicht.
    So werde der Nationalrat vom Rechnungshof behandelt, meint Geier und fordert, dass der Rechnungshofpräsident nicht länger von der Nationalratsmehrheit abhängig sein solle.
    Denn dies vermutet Geier als Grund für die behauptete Unwirksamkeit des Rechnungshofes.
    Das war ein Beitrag von Manfred Steinhuber.
    Anlässlich des Tag des Eiers – nicht allzu viele dürften bis jetzt gewusst haben, dass es so etwas überhaupt gibt – gab's heute früh im noblen Wiener Hotel Imperial ein Pressegespräch, an dem auch Familien- und Umweltministerin Fleming teilnahmen.
    Und da ging es um die Produktionsbedingungen der Eierherstellung.
    Denn international ist es seit längerem durchaus üblich geworden, Eier quasi am Fließband mit dem Huhn nur noch als notwendigem, kleinen, lebenden Übel in einer Riesenmaschinerie zu produzieren.
    Keine Rede mehr also von Zeiten, als es in einem Schlager noch hieß, ich wünschte, ich wäre ein Huhn, da hätte ich nichts zu tun, da legte ich ein Ei und manchmal wären es auch zwei.
    Heutzutage werden vom Handel von glücklichen Freilandhühnern gelegte Eier längst als etwas Besonderes mit besonderen Preisen angeboten.
    Was nun Ministerin Flemming und die anderen Teilnehmer am Pressegesprächs anlässlich des am 29.
    Juli bevorstehenden Tag des Eies zu artgerechter Hühnerhaltung zu sagen hatten, das berichtet aus dem Hotel Imperial Waltraud Langer.
    Die Statistiker wissen es wieder einmal ganz genau.
    110.000 Tonnen Eier verzehren die Österreicher jährlich.
    Das sind pro Kopf rund 15 Kilogramm.
    Von diesen 15 Kilogramm stammen etwa 10 Kilogramm von Hühnern, die ihr Leben in Käfigen verbringen.
    Jedes Huhn hat in diesen sogenannten Batterien nicht einmal den Platz in Größe einer Schreibmaschinenseite zur Verfügung.
    Tierquälerei will Elisabeth Richter, Vorstandsmitglied der Wiener Tierschutzliga, den Bauern dennoch nicht vorwerfen.
    Wir sagen sicher nicht, dass die Bauern Tierquäler sind oder die Tiere bewusst ihrer Freiheit beraubt haben.
    Es wurde halt eine moderne Haltung eingeführt, wie in so vielen anderen Bereichen auch.
    Auch wir Menschen sind ja nicht ganz ungeschoren geblieben von den modernen Zeiten.
    Und man sagte den Bauern, sie könnten hygienische Eier in großer Stückzahl ganz billig erzeugen und hätten keine Arbeit mehr.
    Soweit waren die Werbetexte.
    Es wurde natürlich schon etwas anders, denn Riesenbetriebe haben Sondergenehmigungen für
    ich meiner Meinung nach wahnsinnige Anzahlen von Hühnern, die den kleinen oder mittleren Hühnerhalter mit ungefähr 10.000 Hühnern umbringen.
    Die Supermärkte schreien nach billiger Ware und der Konsument hat sich daran gewöhnt, ein Ei als Schleuderartikel wie Mineralwasser, Bier, Semmeln usw.
    mitzunehmen.
    Er schaut nicht, was er da kauft, er will möglichst große braune zurzeit Eier.
    die möglichst nichts kosten."
    Eier von Hühnern, die auf dem Boden oder im Freien gehalten werden, kosten im Schnitt 50 Groschen mehr.
    Der Preis ist es auch meist, woran der Konsument merkt, welche Eier er kauft.
    Denn noch gibt es keine spezielle Kennzeichnung für die Eier glücklicher Hühner.
    Der Konsument, der glaubt, er kann an der Farbe des Trotters feststellen, wo das dazugehörige Huhn lebt, der sitzt einem Irrtum auf, sagt der Landesobmann für Geflügelzucht in Oberösterreich Alois Tragler.
    Es ist tatsächlich kein Problem, die Dotter-Färbung nach dem Wunsch lauter Hofmann-Laroche-Skala von 1 bis 12 so zu gestalten.
    Ich kann z.B.
    Paprika zusetzen, das wird rötlich, aber das kennt der Konsument, das ist eine nicht sehr natürliche Färbung.
    Wir wollen die Dotter-Färbung aufgrund goldgelben österreichischen Maises erreichen und das gute Luzerne Grünmehl, das vorwiegend aus dem Waldviertel stammt, wo eben guter Karottingehalt drinnen ist, also dieser Dotter, diese Färbung,
    wird also natürlich sein und auch intensiv sein.
    Für den Konsumenten ist es also unklar, woher die Eier stammen.
    Über Kennzeichnungsvorschriften verhandelt der Landwirtschaftsminister noch.
    Auch Wirtschaftsminister Robert Graf hätte Möglichkeiten, strengere Vorschriften einzuführen.
    Umweltministerin Marlies Flemming will ihnen in ihrer Funktion als oberste Konsumentenschützerin ihren Parteikollegen dazu überreden, seine Kompetenzen zu nützen.
    Der Herr Wirtschaftsminister hat nach Beschluss der Novelle zum Gewerberecht, die jetzt vor wenigen Wochen im Parlament beschlossen wurde, die Möglichkeit im Rahmen einer Verordnung sehr wohl Vorschriften über das Halten von Tieren im Rahmen gewerblicher Tätigkeit und insbesondere über die von dem mit der Tierhaltung beschäftigten Personen nachzuweisende Ausbildung zu erlassen.
    Und ich bin mit dem Herrn Wirtschaftsminister diesbezüglich in einem Gespräch und ich hoffe, dass es eine solche Verordnung geben wird.
    Für Fleming ist die Haltung von Hühnern in Käfigen Tierquälerei.
    Sie ruft daher zum Boykott vom Kauf solcher Eier auf.
    In der Schweiz und in Vorarlberg ist man einen Schritt weiter.
    Die Batteriehaltung ist dort ab 1991 verboten.
    Den Konsumenten schon jetzt zum Kauf von Eiern aus Bodenhaltung zu überreden, diese Initiative hat der größte Händler solcher Eier ergriffen.
    Gemeinsam mit einer Handelskette will er den Kauf dieser Eier mit speziellen Aktionen fördern.
    Und Alois Tragler vom Geflügelzüchterverband weiß daraufhin, dass dieses Projekt durchaus Zukunft hat.
    Denn bei einem EG-Beitritt könnte eine Spezialisierung der Eierverkäufe auf Bodenhaltung die einzige Chance sein, um gegen die EG-Billig-Konkurrenz zu bestehen.
    Das war ein Beitrag von Waltraud Langer.
    Wenn auch noch lange nicht klar ist, ob, wann und wie Österreich am Binnenmarkt der europäischen Gemeinschaft teilnehmen wird, eines dürfte sicher sein.
    Jene Branchen, in denen es ein Monopol gibt, müssen sich für ausländische Konzerne öffnen.
    Und so würde es bei einem EG-Beitritt etwa keinen Salzmonopol mehr geben.
    Und auch die Austrieter Backwerke würden ausländische Konkurrenz zu spüren bekommen.
    Die Belegschaftsvertretung der ATW warnt nun, dies würde Kündigungen nach sich ziehen.
    Näheres von Werner Hofer aus dem Landesstudio Oberösterreich.
    Derzeit erzeugen die österreichischen Tabakmonopolisten pro Jahr rund 14 Milliarden Stück Zigaretten.
    Kommt es zum Wegfall oder zur Lockerung des Monopols, so werden ausländische Zigarettenerzeuger stark nach Österreich drängen.
    Der Betriebsrat der Austria Tabakwerke schätzt, dass 30 bis 40 Prozent des Marktes verloren gehen könnten.
    Dies wiederum werde weitreichende Auswirkungen auch für den Beschäftigtenstand der Tabakwerke
    Fürchtet der stellvertretende Zentralbetriebsarztobmann des Unternehmens, Ernst Gruber, vom Linzer Betrieb der Austriater Backwerke.
    Ja, es ist natürlich bei uns so in den Austriater Backwerken, dass wir ja schon immer Rationalisierungen gemacht haben und deshalb gemacht haben, weil wieder neue Maschinen angekauft wurden und der natürliche Abgang ja nicht so ganz ersetzbar ist, wie er ersetzt werden hätte sollen.
    Und man natürlich 40 Prozent so von den Fremden
    Firmen dann bei uns herinnen verkauft wird, das würde dann natürlich heißen, dass auch bei uns der gesamte Personalstand wesentlich reduziert werden würde.
    Wie hoch ist der Personalstand derzeit?
    Der derzeitige Personalstand ist bei uns so um die 14 bis 1500 Personen, Angestellten und Arbeiter.
    Wenn man von 30 bis 40 Prozent weniger Verkauf ausgeht, wie Sie zuerst gesagt haben, könnte sich in dieser Größenordnung auch die Personalreduzierung
    in den nächsten Jahren bewegen?
    Ja, in diesen Größenordnungen wird es sich sicher bewegen, ja.
    Das würden dann also etwa 400, 500 Leute weniger als der derzeitige Stand sein?
    So in etwa, ja.
    Ob die Personalreduktion bis in die erste Hälfte der 90er Jahre hinein rein über den sogenannten natürlichen Abgang bewerkstelligt werden könne, bleibe abzuwarten, meinen die Belegschaftsvertreter.
    Kündigungen im üblichen Sinn seien aber bei den Austria-Tabakwerken nicht so einfach, denn es gäbe eine Vereinbarung mit der Unternehmensleitung, der zufolge ein Beschäftigter, wenn er mindestens sechs Jahre bei den Tabakwerken ist, praktisch nicht mehr gekündigt werden könne.
    Und an dieser Vereinbarung werde man nicht rütteln lassen, baut Belegschaftssprecher Gruber vor.
    Daran lassen wir sicher nicht rütteln, weil das macht ja den Tabakarbeiter eigentlich aus.
    Bei uns ist es so, wenn einer in den Betrieb reinkommt, kann man sagen, zu 90 bis 95 Prozent bleibt er für seinen Lebtag in diesem Betrieb, weil er sich einfach verbunden fühlt.
    Das sind natürlich Dinge, die den Tabakarbeiter in Österreich ausmachen.
    Eines wird also auch hier im Fall der österreichischen Tabakindustrie sichtbar.
    In der heimischen Wirtschaft zeichnen sich immer deutlicher mögliche Auswirkungen eines EG-Beitritts Österreichs auch für die einzelnen Arbeitnehmer ab.
    Über einen der zahlreichen Aspekte Österreich und die EG berichtete Werner Hofer aus dem Landesstudio Oberösterreich.
    Es ist inzwischen 12.26 Uhr, vier Minuten vor halb eins geworden, und wir kommen jetzt im Mittagsschanal ins Ausland.
    In Atlanta findet derzeit der 40.
    Parteitag in der Geschichte der Demokratischen Partei der USA statt.
    Ihren ursprünglichen Zweck, die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten zu bringen, haben die Konvents im letzten Vierteljahrhundert wegen der zuvor jeweils längst gefallenen deutlichen Vorwahlentscheidungen eingebüßt.
    Aber großer Wahl mit entscheidender Einfluss wird in Veranstaltungen nach wie vor eingeräumt.
    So meinen Analytiker 1968 habe der chaotische Parteitagsverlauf in Chicago letztlich hamfreies Niederlage gegen Nixon vorbereitet.
    Ebenso wie vier Jahre später die im Handstreich eroberte Hegemonie der Linken vor den Augen der Fernsehnation den Konvent ruinierte und McGoverns Debakel wieder gegen Nixon einleitete.
    Auch diesmal gab es bei den Demokraten Sorge, dass der Konvent zum Schauspiel innerparteilicher Auseinandersetzungen mit Jesse Jackson starker vielzitierter Regenbogen-Koalition verkommen könnte.
    Aber unmittelbar vor Parteitagsbeginn führten Michael Dukakis und der schwarze Bürgerrechtler ein erfolgreiches Einigungsgespräch.
    Und die Front richtet sich nun eindeutig einig gegen Republikaner George Bush.
    Zum Abschluss des gestrigen Tages sprach nun Jesse Jackson zu den, den Versammlungssaal bis auf den letzten Platz füllenden 10.000 Zuhörern und seine Rede wurde allgemein als rhetorisch brillant bewertet.
    Auszüge daraus hat Armin Wolf für den folgenden Beitrag ausgewählt.
    Es war die Nacht des schwarzen Predigers Jesse Jackson.
    Obwohl die Mehrheit der Parteitagsdelegierten politisch nicht auf der Seite des linksliberalen Jackson steht, gestern Nacht jubelten ihm die mehr als 4000 Delegierten einig zu.
    Ein Meer von roten Schildern mit der Aufschrift »Jesse, Jesse« wogte vor dem Rednerpult und immer wieder unterbrachen minutenlanger Applaus und Beifall den charismatischen Bürgerrechtler.
    Jackson betonte die Unterschiede zwischen sich und dem Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis.
    In der sozialen Herkunft, in der Religion, der Rasse und den Erfahrungen.
    Die Vorfahren von Dukakis wären auf Einwandererschiffen in die USA gekommen.
    Jacksons Vorfahren hingegen auf Sklavenschiffen.
    Aber dessen Ungeachtet säßen sie heute im selben Boot.
    My foreparents came to America on immigrant ships.
    My foreparents came to America on slave ships.
    Und Jackson demonstrierte weiter Einigkeit.
    Dukakis habe einen gut organisierten und würdigen Wahlkampf geführt.
    Und immer habe er der Versuchung widerstanden, demagogisch zu werden.
    Er hat die Willensvorschläge durchgeführt in einer verdienten Kampagne.
    Egal, wie müde er war oder wie er versucht hat, er hat immer die Begeisterung gestellt, die Demokratie aufzunehmen.
    Und dann zum Abschluss noch einmal Jacksons Aufruf an seine treuesten Anhänger, die unterprivilegierten Amerikas und vor allem die Schwarzen unter ihnen.
    Ich wurde in einem Slum geboren, sagt Jackson, aber der Slum wurde nicht in mich hineingeboren und er wurde nicht in euch geboren.
    Ihr könnt es schaffen.
    Wir dürfen nie aufgeben.
    Amerika muss besser werden.
    Hofft weiter.
    Ich liebe euch.
    I was born in the Slum, but the Slum was not born in me.
    And it wasn't born in you.
    And you can make it.
    Wherever you are tonight.
    You can make it.
    We must never surrender.
    America will get better and better.
    Keep hope alive.
    Keep hope alive.
    Keep hope alive.
    On tomorrow night and beyond.
    Keep hope alive.
    Voll auf Konfrontation aus war dann in einer umjubelten Rede Senator Ted Kennedy, der jüngste der berühmten Kennedy-Brüder und einst Selbstbewerber um die demokratische Präsidentschaftskandidatur.
    Kennedy schoss sich voll auf den republikanischen Kandidaten-Vizepräsident George Bush ein.
    Bei allen Skandalen in der Reagan-Regierung wolle Bush nun nicht mehr dabei gewesen sein, wettert Kennedy.
    Bei Iron Gate, beim Bestechungsskandal im Verteidigungsministerium, bei den Verhandlungen mit Panamas Militärmachthabern noch Jäger.
    Bush wolle von nichts etwas wissen.
    Und so fragt Kennedy die 4000 Delegierten immer wieder beschwörend in der Art eines Fernsehpredigers, wo war George?
    Und gibt dann auch die Antwort, George Bush sei der Mann, der nie irgendwo dabei ist.
    Aber Bush werde auch am Tag der Amtsübergabe im Weißen Haus im nächsten Jänner nicht dabei sein.
    So when all those assaults were being mounted, I think it's fair to ask, where was George?
    Wo war Dorn?
    Wo war Dorn?
    Wo war Dorn?
    Wo war Dorn?
    Wo war Dorn?
    Wo war Dorn?
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    Wo war Dorn?
    Wo war Dorn
    Bevor Jesse Jackson als Höhe und Endpunkt des gestrigen Tages beim Parteikonvent der US-Demokraten seine Rede gehalten hatte, hatten die Delegierten über die Präsidentschaftswahl-Plattform abgestimmt.
    Dabei waren zwei Forderungen Jacksons niedergestimmt worden.
    Jene nach Erhöhung der Einkommensteuer für Besserverdienende und jene nach einem USA-Verzicht auf einen Ersteinsatz von Atomwaffen.
    Aber trotz dieser Ablehnung der Jackson-Forderungen durch die Mehrheit der Dukakis-Anhänger darf man nicht übersehen, dass auch Dukakis für ein Programm steht, das sich, zum Beispiel in der Sozialpolitik, in einigem an Ideen der europäischen Sozialdemokratie orientiert.
    Mehrmals war in den vergangenen Wochen Dukakis mit dem Exponenten einer rechten SPD, Ex-Kanzler Helmut Schmidt, verglichen worden.
    Und eine solche Politik könnte nun auch in den USA durchaus mehrheitsfähig sein, berichtet aus Atlanta Klaus Emmerich.
    Diese Parteitagsbemerkung der engagierten Abgeordneten Petsch-Röser, die selber einmal daran dachte, sich um die Präsidentschaft der Demokraten zu bewerben, trifft die politische Situation dieser Partei präzis.
    Die Demokratische Partei hat gelernt, nur durch Zusammenstehen die reelle Chance zu nutzen, die durch das Vakuum entsteht, das nach der amerikanischen Verfassung Ronald Reagan, nach wie vor populärer Präsident, im Herbst nicht noch einmal gewählt werden kann.
    Statt Flügelkämpfen soll eine glatte Palette der Parteieinigkeit angeboten werden, auch wenn das hinter der Fassade der Parteiapparatur, wie man hier in Atlanta feststellen kann, nicht immer ganz leicht fällt.
    Statt linksliberaler Beharrlichkeit Pragmatismus der Mitte mit dem Blick auf den amerikanischen Durchschnittswähler, der laut Umfragen bürgerlich handelt und konservativ denkt.
    Statt ausholender Reformideale das Versprechen, das Erreichte zu bewahren,
    zu vermehren, vorsichtig nur zu korrigieren.
    Statt Wiederholung der überlieferten Repertoire-Teile der Linksliberalen hier in Amerika von Abrüstung bis Atomwaffenverzicht, von Unverteilung über Steuern bis mehr Staatseinfluss, Reformen der Gesellschaft von innen, nicht von oben und auch nicht von außen.
    Statt Fortschrittlichkeit um jeden Preis ist Strategien für Sieg vergleichbar dem Gutesberger Programm der SPD, das Willy Brandt und eine ganze Generation von Sozialdemokraten Europas an die Macht gebracht hat.
    Interessant ist im amerikanischen Fall der bewusste Verzicht der Strategen der demokratischen Partei auf Farbe, Konturen, Progressivität und Eigenständigkeit.
    Sie nehmen auch in Kauf, die politischen Parteien in Europa hauptgelegentlich durch die ideologische Annäherung und Erdeckungsgleichheit in Verwechslungsgefahr mit den politischen Konkurrenten zu geraten.
    Die Demokraten kalkulieren kühl, dass die beiden Bewerber, Michael Dukakis ihrer Partei und Vizepräsident George Bush von der republikanischen Partei, in Person, Struktur und Ausstrahlung auf ähnlichem Niveau auftreten.
    Beide sind Sachwalter, Treuhändertypen, nicht Ideologen.
    Beiden fehlt das gewisse Etwas, Charisma genannt.
    Was die neue Siegeszuversicht der Demokraten gegenüber den Republikanern beflügelt, ist die alte Devise, it's time for a change.
    und vom Parteitag der Demokratischen Partei der USA jetzt im Mittagsschanal wieder nach Europa.
    In der DDR hatte man einst ein einfaches Bild vom sogenannten nationalen Kulturerbe, das sich sogar auf den Geldscheinen deutlich ablesen ließ.
    Auf den 10 Mark scheinen Prank Schiller, auf den 20 Mark scheinen Goethe, auf den 50ern ist Hegel abgebildet und auf den 100ern Karl Marx.
    In den Schulbüchern waren die Preußenherrscher undifferenziert ausschließlich Unterdrücker.
    Und Martin Luther einer, der die Bauernkrieger unter Thomas Münzer verraten hatte.
    Im Laufe der Jahre traten aber, mit Ausnahme von den Porträts auf den Geldscheinen, einige Änderungen ein.
    Im Lutherjahr wurde Luther durchaus gewürdigt.
    Im Preußenjahr wurde nicht zuletzt das architektonische Kulturerbe gepflegt und es erschien in der DDR zum Beispiel auch eine international überaus beachtete Bismarckbiografie.
    Und nun, anlässlich des heutigen 44.
    Jahrestags des Attentats von Wehrmachtsoffizieren auf Hitler, zeichnet sich auch dazu eine Beurteilungsänderung in der DDR ab, berichtet Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    Wie die offizielle Ostberliner Nachrichtenagentur ADN meldet, ist zum Jahrestag in der Kirche von Potsdam-Bornstedt eine Gedenkstunde für die Verschwörer abgehalten worden.
    Die Witwen von einigen der damals Hingerichteten waren als Ehrengäste dabei.
    Ebenfalls in Potsdam, dem Zentrum jenes preußischen Offiziersadels, aus dem die meisten Verschwörer vom 20.
    Juli hervorgegangen sind, ebenfalls in Potsdam ist auch ein Gedenkstein enthüllt worden.
    Die Inschrift erinnert an Henning von Tresckow und die Widerstandsbewegung vom 20.
    Juni.
    Generalmajor von Tresckow, einer der führenden Leute des militärischen Widerstands gegen Hitler, ist auch der Held eines in der DDR hergestellten Dokumentarfilms.
    Und schließlich gibt es seit kurzem, ebenfalls offiziell vermeldet, einen weiteren Gedenkstein in Potsdam für den Stauffenberg vertrauten und Mitverschwörer Albrecht Merz von Quirnheim.
    In früheren Jahren war das offizielle Urteil der DDR-Historiker über den 20.
    Juli eindeutig negativ gewesen.
    Misslungener Putschversuch der führenden Kreise der deutschen Monopolbourgeoisie und der reaktionären Militärs lautete die offizielle Definition mit der Zielstellung Adolf Hitler zu beseitigen und durch ein antisowjetisches Übereinkommen mit den imperialistischen Westmächten die ökonomischen und politischen Machtpositionen des deutschen Imperialismus zu retten.
    Jetzt wird die Geschichte revidiert.
    Die reaktionären Militärs werden als Friedensfreunde gesehen, gleichsam als Vorläufer von Erich Honeckers Koalition der Vernunft, die ja auch auf gemeinsame Aktionen mit Friedenskräften in der Bundesrepublik abzielt.
    Besonders gewürdigt wird in diesem Zusammenhang der sozialdemokratische Pädagoge Adolf Reichwein, über den heute in der DDR ein neuer Fernsehfilm ausgestrahlt wird.
    Reichwein, später von den Nazis hingerichtet, gehörte zum sogenannten Kreisauer Kreis, rund um Peter Graf Jorg und Helmut von Molke, der sich Gedanken über ein demokratisches Deutschland nach Hitler machte.
    Reichwein war damals für ein Zusammengehen von SPD und KPD eingetreten.
    Wie in der Sowjetunion, so ist auch in der DDR der Umgang mit den sogenannten weißen Flecken in der Geschichte zu einem wichtigen Anliegen der Glasnost geworden.
    Anders als in der Sowjetunion geht es in der DDR aber nicht in erster Linie um die historische Wahrheit, sondern darum, in der Vergangenheit eine Rechtfertigung zu finden für die gegenwärtige Politik.
    Barbara Kuttenhofer-Kalergi berichtete über die differenzierter gewordene Haltung der DDR gegenüber den Offizieren des 20.
    Juli 1944.
    Und um diese geht's heute Abend auch in unserem Journal Panorama.
    Der Historiker und Experte zur Frage des katholischen Widerstandes gegen die Nationalsozialisten, Professor Ulrich von Hehl, zur prinzipiellen Frage des Widerstandes.
    waren kein Volk von Widerstandskämpfern.
    Und sie konnten das schon deshalb nicht sein, weil ihr Widerstand sich nicht gegen einen äußeren Feind, sondern gegen die eigene Regierung hätte richten müssen.
    Helmut James Graf von Moltke, der mit dem Greisauer Kreis eine der aktivsten Widerstandsgruppen gegen die Nationalsozialisten gegründet hatte, lehnte ein Attentat auf Hitler ab.
    Freier von Moltke erinnert sich.
    Mein Mann vertrat immer wieder den Standpunkt und sagte, die Generäle sind hoffnungslos, sie helfen uns nicht.
    Und es ist schicksalshaft, dass als Stauffenberg auf den Plan trat und seine Vorbereitung für das Attentat
    traf, dass das die Zeit war, wo mein Mann ins Gefängnis kam und also nicht mehr aktiv mitwirken konnte.
    Wie umstritten innerhalb des deutschen Widerstands die Frage des Tyrannenmordes war, zeigt das Beispiel des dem Kreisauer Kreis angehörenden Jesuitenpaters Alfred Delp.
    Er sah den Tyrannenmord legitimiert.
    Delps Biograph Roman Bleistein.
    Aufgrund meiner sehr intensiven Forschungen in dieser Frage kann ich sagen,
    Das Delb, wie viele Mitglieder des Kreisauer Kreises, Moldke ausgenommen.
    Ein Attentat auf Hitler belegt.
    Mehr zur Geschichte des Widerstandes gegen Hitler und den Nationalsozialismus hören Sie heute ab ca.
    18.20 Uhr in unserem... ...Journal Panorama.
    Und jetzt um 12.41 Uhr weiter im Mittagsschonalprogramm.
    Das Parteipräsidium des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens ist, nach Journalistenmeinung in unserem südlichen Nachbarland, mit der schwersten Belastungsprobe seit dem Tod Titos im Mai 1980 konfrontiert.
    Nicht unerwartet resultiert diese Belastungsprobe aus den Nationalitätenproblemen des Landes.
    Der Parteichef Serbiens versuchte nun nämlich, die beiden autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina durch Verfassungsänderungen stärker unter die Kontrolle seiner Republik zu bringen und gegen Widerstände der nicht-slawischen Minderheit gegen solche Pläne ließ er in serbischen Betrieben protestieren.
    Eine Nationalitätenpolitik, die ihm nun eine Rüge eintrug, berichtet aus Belgrad Stislav Gwuszt.
    Die jugoslawische Parteiführung hat nach einer fast zweitägigen Debatte eine der bisher kürzesten Erklärungen veröffentlicht.
    Die Polemiken, Beleidigungen und Beschuldigungen sowie Protestgrundgebungen und unbegründete Presseangriffe der Konfliktparteien sollen sofort eingestellt werden, heißt es in der Erklärung des Präsidiums des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens.
    Der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Provinz Vojvodina um die Demonstration der Bewohner von Kosovo in Novi Sad hat einen negativen Einfluss auf die politische Situation im Lande, stellt die Parteiführung weiter fest.
    Der kaum unterdrückte Groll des Parteipräsidiums ist begründet.
    Es muss nämlich beinahe ohnmächtig zu sehen, wie die politische Situation in Serbien, der größten Teil der Republik von Jugoslawien, einer
    politischen Kontrolle entgleitet.
    Eingeleitet wurde diese Entwicklung durch eine Hausrevolte in der politischen Führung Serbiens.
    Der ambitionierte Parteiführer Slobodan Milošević beschloss offenbar, dass Serbien seine Interesse im Zuge der bevorstehenden Verfassungsreform lauter und ertschiedener vertreten soll.
    Die größte Teil der Republik
    solle nämlich die Autonomie ihrer beiden Provinzen, Kosovo und Vojvodina, auf einen Ausmaß zurückführen, der ihre politische Handlungsfähigkeit nicht mehr beeinträchtigt.
    Die bisherige Verfassung gab nämlich, so meint die nun in Serbien vorherrschende Gruppe, den autonomen Provinzen so viele Rechte, dass die Republik Serbien politisch ohnmächtig war.
    Die Vojvodina, die zwar mehrheitlich ebenfalls von Serbien bewohnt wird,
    ist ebenso Heimat von Magyaren, Russinen, Slowaken, Rumänen, Sigeunern und Deutschen, die bisher ohne nationalen Hass und Hader nebeneinander lebten.
    Als ein ehemaliger Bestandteil der Habsburger Monarchie hat Vojvodina auch eine andere kulturelle Tradition als das jahrhundertelang von den Türken okkupierte Serbien und dessen Provinz Kosovo.
    Das gegenwärtige Entflammen der nationalen Leidenschaften in Serbien, das bereits auch zu scharfen Polemiken mit den Kroaten und Slowenen geführt hat, soll die Entschlossenheit beweisen, mit denen Serbien um seinen Platz in Jugoslawien zu kämpfen bereit ist.
    Die geplante Verfassungsänderung ist eine Chance, die es lange Zeit nicht wiedergeben wird, meint man in Belgien.
    Es scheint, dass die serbischen Politiker nun bei der Wahl der Mittel nicht mehr zimperlich sehen.
    Wird der Aufruf zur Parteiführung nun zu einem Damm für die ausufernden nationalen Leidenschaften der Serben werden, fragte heute die Belgrader Zeitung Borba in einem Leitartikel.
    Die Frage konnte nicht beantwortet werden.
    Doch bereits heute kreist in Jugoslawien ein Spruch.
    Der Himmel ist hoch und Gott ist weit.
    Der Libanon ist aber ganz, ganz nahe.
    In ein Land, in dem auch nur die einstige Zugehörigkeit zu einer kommunismusnahen Organisation ein Reiseverbot bedeuten kann, in die USA, reiste nun der Kadernachfolger an der Spitze der ungarischen KP, Ministerpräsident Gross.
    Sowohl aus privaten Gründen, als auch in offizieller Mission.
    Aber nicht deshalb braucht er, um eine Einreiseerlaubnis keineswegs zu fürchten.
    Denn in den USA wird unser östliches Nachbarland, zumindest in einigen Magazinberichten der letzten Zeit, geradezu als demokratisches Musterland bezeichnet.
    Mehr zur USA-Reise des ungarischen Ministerpräsidenten, jetzt von Carl Stipschitz.
    Ungarns starker Mann Karol Groß fährt mit großen Erwartungen nach Nordamerika.
    Die Einladung ins Weiße Haus, das Treffen mit Außenminister Schulz und den beiden Bewerbern um die Präsidentschaft, George Bush und Michael Dukakis, gilt in Ungarn als Bestätigung ihres Reformkurses.
    Karol Gross ist der erste kommunistische Führer Ungarns, der offiziell in die USA eingeladen wurde.
    Er braucht die außenpolitische Anerkennung, um Punkte zu sammeln im Inneren für seine harte Reformpolitik, mit der Ungarn in sieben bis acht Jahren in eine Art sozialistische Marktwirtschaft umgewandelt werden soll.
    Hartnäckige Gerüchte umranken diesen Amerika-Besuch.
    Vor 14 Tagen erst war Groß bei Michael Gorbatschow in Moskau, wo er die gewagte ungarische Version der kommunistischen Perestroika absegnen ließ.
    Groß könnte, das behaupten politische Kreise in Budapest, seine Hauptstadt als nächsten Schauplatz eines Treffens Gorbatschow-Reagan noch in diesem Herbst anbieten.
    Viel wichtiger noch als dieser Show-Effekt wäre ein Schuldenmoratorium westlicher Banken.
    Ungarn schuldet dem Westen brutto 18 Milliarden Dollar.
    Diese Last der Vergangenheit engt den Manövrierraum der Reformer sehr stark ein.
    Groß könnte mit Hinweis auf die in der Vorwoche gefassten Reformbeschlüsse, die eine radikale Abkehr von der Planwirtschaft bedeuten, die Gespräche in diese Richtung lenken.
    Mehrere Treffen mit amerikanischen und kanadischen Wirtschaftsleuten sollen Interesse wecken für Investitionen in Ungarn.
    Aber auch für Privates wird Karol Gross in den USA Zeit haben.
    Er möchte seine Großtante in Kalifornien besuchen, die ihn bei seiner Taufe in den Armen gehalten hat.
    Um das Treffen auch politisch erfolgreich werden zu lassen, war der überzeugte Kommunist Gross sogar zu Konzessionen bereit.
    Er ließ sich für seinen Auftritt in Washington einen Smoking schneidern.
    Nicht minder geübt in der politischen Kunst des richtigen Auftritts und der passenden Gesten sind die ungarischen Regimekritiker.
    Seit gestern Vormittag befinden sich sechs Männer im Hungerstreik.
    Sie wollen die Behörden dazu zwingen, ihnen einen Reisepass auszustellen.
    Den Berichten der amerikanischen Zeitungen über den Großbesuch, so kalkulieren die Oppositionellen, werden wohl auch einige Zeilen über ihre Streikaktion hinzugefügt werden.
    Das war ein Beitrag von Karls Tipschitz.
    Und jetzt um 12.47 Uhr um zwei Minuten nach dreiviertel eins zu kulturellen Beiträgen im Mittagschanal.
    Morgen Abend hat bei den Bregenzer Festspielen die Oper »Samson und Lalila« von Camille Saint-Saëns Premiere.
    Hatte man bei den Festspielen am Bodensee in den letzten Jahren auf die italienische Oper gesetzt, so steht heuer erstmals ein Werk eines französischen Komponisten auf dem Programm des Eröffnungsabends im Bregenzer Festspielhaus.
    Ulrich Herbergers Bericht beginnt mit einem kurzen Probenausschnitt.
    Die gebürtige Jugoslawin Majana Lipovšček singt in Bregens zum ersten Mal die Rolle der verführerischen Dalila.
    Sie beraubt Samson seiner Kraft und bringt damit das Volk der Hebräer unter das Joch der Philister.
    Schauplatz ist Gaza, religiöser Hintergrund das Faktum, dass Samson seinen Gott verleugnet.
    Den Regisseur, den Engländer Steven Pimlott, interessiert einerseits das religiös-mythische im Werk, andererseits aber auch das politische.
    In der durch einen traumblauen Vorhang ausgestalteten und mit zahlreichen Lichteffekten bestimmten Bühnenszene werden immer wieder jüdische Symbole sichtbar.
    Der Davidstern oder der siebenarmige Leuchter.
    Am Beginn beklemmende KZ-Atmosphäre.
    Ich finde es sehr wichtig, sagt Pimlott, sich damit auseinanderzusetzen.
    Andererseits möchte ich Samson und Dalila nicht zu einer Geschichte des Dritten Reiches machen, sagt er.
    Natürlich handelt die Oper von der Rassenunterdrückung und eine Ausformung ist der Antisemitismus, den es immer noch gibt.
    Wir können aber auch aus einer anderen Sicht auf Israel schauen, auf die Unterdrückung der Palästinenser und sehen, dass die Situation heute, zur biblischen Zeit, genau umgekehrt ist.
    Es sind nun die Palästinenser, die in Gaza von den Juden unterdrückt werden.
    Ich denke, all das muss lebendig sein.
    Aber das ist nicht die einzige Botschaft der Oper Samson und Dalila.
    Das ist es nicht.
    Denn Pimlott ist auch am Verhältnis von Samson zu seinem Gott interessiert.
    Die Oper also als Schnittpunkt zwischen einer religiösen und politischen Dimension.
    Ich will sie schlagen.
    Den Samson singt der Triester Carlo Cosutta, der für den erkrankten Vladimir Atlantow eingesprungen ist.
    Cosutta hat an der Wiener Staatsoper mit Erfolg den Otello gesungen.
    In den letzten Jahren wurden die Bregenzer Festspiele musikalisch durchwegs gelobt.
    Kritik gab es aber jeweils an der Regie.
    Der durchgängige Vorwurf lautete Rampensingen.
    Heuer wird es diesen Vorwurf kaum geben.
    Pimlott hat richtiggehend choreografiert und sinnliche Bewegung in die mythische Szene gebracht.
    Erstmals seit Jahren haben die Festspiele den Weg der Kooperation mit anderen Opernhäusern verlassen und sich als Konsequenz aus den unliebsamen Erfahrungen der letzten Jahre den heurigen Regisseur selbst gesucht.
    Frage an Direktor Alfred Wobmann, ob dies der neue Weg ist, wenn es die aus finanziellen Gründen infrage gestellte Oper überhaupt wieder gibt in Bregenz.
    Ich hoffe, dass es einer sein könnte, denn es ist mir natürlich angenehmer, wenn ich Leute beschäftigen kann, die ich kenne und wo ich nicht einen Kompromiss schließen muss.
    Das fällt heuer weg und das ist sicherlich angenehmer, weil man hier komplette Freiwahl hat.
    Schlussendlich kommt es doch noch zu einer Kooperation mit Samson und Tallila.
    Der Dirigent der Sehinszenierung Hoffmanns Erzählungen, Marc Soustraud, Direktor der Oper in Nantes, will die Bregenzer Samson und Tallila Inszenierung 1992 haben.
    Und eine Delegation des Jerusalem Festivals ist ebenfalls interessiert an den Tempelsallen, die am Schluss der Oper in Frage gestellt einstürzen.
    Eine Assoziation ans Dritte Reich ist immerhin auch hier möglich.
    Zum sechsten Mal wird in diesem Sommer im Hof der Burg Lichtenstein im niederösterreichischen Maria-Enzers-Dorf Nestroy gespielt.
    Auf dem Programm steht diesmal das Mädel aus der Vorstadt.
    Regie führt wie immer Elfriede Ott, die ja die Nestroy-Spiele auf Lichtenstein leitet.
    In den Hauptrollen sind Adolf Lukahn vom Wiener Volkstheater, Gerhard Riedmann und Elfriede Ott zu sehen.
    Premiere ist morgen Donnerstag, gespielt wird bis 21.
    August.
    Näheres von Dieter Gettler.
    Die Einzigen, die keine Freude haben werden an den Nestroy-Spielen im Hof der Burg Lichtenstein, das sind die Gelsen.
    Denn sie werden an Spieltagen erbarmungslos versprüht.
    Ansonsten aber sprüht der Humor.
    Denn die Bearbeitung durch Hans Weigl und die Regie-Einfälle von Elfriede Ott haben die Lacher auf ihrer Seite.
    Das Mädel aus der Vorstadt ist seit dem Gewürzcreme-Kleblatt vor sechs Jahren eigentlich der erste bekannte Nestroy, der in der Burg Lichtenstein über die Bühne geht.
    Sonst hatte man sich immer für eher unbekannte Stücke entschlossen.
    So steht auch heuer eher Johann Nestor im Vordergrund, die Bearbeitung ist sehr zurückhaltend.
    Wohl aber, und auch das hat bereits Tradition, gibt es eine Fülle köstlicher Regie-Einfälle und Couplets.
    Ein ganz besonderes Vergnügen aber ist es heuer, dass Elfriede Ott nicht nur im Regie-Sessel sitzt, sondern eine der Hauptrollen, und zwar die Frau von Erbsenstein, übernommen hat.
    Wir liefern Kanonen geheim dem Iran.
    Doch von sowas zu singen, fang ich gar ned erst an.
    Die Zahl der Affären und Skandale ist groß.
    Wir ham a Regierung, des isch a kurios.
    Doch wissen's a Bessere?
    Ich fürchte sehr, nein.
    Hans Weigl, wie immer stammt diese Nesteroi-Bearbeitung von Ihnen.
    Was fasziniert Sie so an diesem Dichter?
    Es fasziniert mich an ihm, dass er ein ganz großer Dramatiker war, außerdem eine Art Philosoph, der seine Wahrheiten in komische Situationen verpackt hat, dass er ein großer Künstler der Sprache war
    großer österreichischer Dichter, der jetzt so lange nach seinem Tod immer populärer wird.
    Hans Weigl hat ja heuer bekanntlich seinen 80.
    Geburtstag gefeiert und von ihm stammen auch die aktuellen Strophen aus den Couplets, wie sie jetzt Gerhard Riedmann als Herr von Kautz zu Gehör bringt.
    und willst in Gefilde des dritten Bezirks.
    Da kommst gar nicht rein, da hast nur ein Quirks.
    Noch mal, ihr Enzerstorfern, nein, das hat keinen Reiz.
    Der Stau fängt schon an bei der Spiederin am Kreuz.
    Da muss man dazu und kriegt sich's wahr.
    Man ist reit, nur dem Rathaus sein Narren.
    und vom allüberall in Maria Enzersdorf sogar gelsenfrei sprießenden Festspielsommer jetzt im Mittagschanal wieder zu Tagesrealität zu einer Meldungsübersicht.
    Österreich.
    In der Diskussion um das Antifaschismusdenkmal von Alfred Hrdlicka äußerte sich heute SPÖ-Zentralsekretär Keller zuversichtlich, dass dieser Streit demnächst zu Ende gehen und die Stadt Wien die entsprechende Entscheidung treffen werde.
    Die ÖVP beschuldigte Keller einen unsinnigen Streit entfach zu haben.
    Die zweite Nationalratspräsidentin Marga Hubinek warf der SPÖ eine eigenartige Haltung im Zusammenhang mit einer gestrigen Fernsehdiskussion vor.
    Der FPÖ-Bezirksparteiobmann des 1.
    Wiener Gemeindebezirks meinte, man solle, was das Hrdlicka-Denkmal anbelangt, die Wiener Bürger statt des Wiener Bürgermeisters befragen.
    SPÖ-Zentralsekretär Keller hat heute auf die Wichtigkeit der weiteren Budgetkonsolidierung hingewiesen.
    Ein Abweichen von dieser Linie komme einem Bruch des Koalitionsabkommens und damit einem Scheitern der Regierung gleich, sagte Keller.
    Er rechne allerdings nicht damit.
    Jedenfalls werde es keine Zustimmung der SPÖ zu einem Abweichen von diesem Kurs kommen.
    USA.
    Beim Parteikonvent der Demokratischen Partei wird Michael Dukakis heute zum offiziellen Kandidaten für die Präsidentenwahl im November nominiert.
    Der schwarze Bürgerrechtskämpfer Jesse Jackson hat sich in einer allgemein als brillant und mitreißend klassifizierten Rede hinter Dukakis gestellt und die Partei zur Einheit aufgerufen.
    Jackson lag nach den Vorwahlen an zweiter Stelle hinter Dukakis.
    Auf politischer Ebene hat sich Michael Dukakis durchgesetzt.
    Auf seinen Vorschlag hin stimmten die Delegierten gegen zwei Forderungen von Jackson.
    Dukakis hat nur einige kaum ins Gewicht fallende Zugeständnisse bei der Erstellung der sogenannten Wahlplattform gemacht.
    Sowjetunion.
    Die armenischen Arbeiter in der Region Bergkarabach haben den seit zwei Monaten dauernden Streik für den Wiederanschluss an Armenien trotz drohender Zwangsmaßnahmen heute fortgesetzt.
    Ein Sprecher des Gebiets Sowjets berichtete, Fabriken und Verkehr stünden still, die Lage sei unverändert.
    Parteichef Gorbatschow hat zuletzt vor dem Obersten Sowjet von allen Beteiligten eine verantwortungsbewusste Haltung gefordert.
    In der armenischen Hauptstadt Yerevan haben gestern Abend mehrere hunderttausend Menschen an der bisher größten Protestkundgebung teilgenommen.
    Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen, nach einer Stunde hat sich die Versammlung friedlich aufgelöst.
    Vereinte Nationen
    Der UNO-Weltsicherheitsrat hat den Iran und den Irak zur Zurückhaltung aufgefordert, um die Friedensbemühungen von UNO-Generalsekretär Pérez de Cuéllar nicht zu gefährden.
    Der UNO-Generalsekretär hofft, innerhalb von zehn Tagen einen Waffenstillstand im Golfkrieg aushandeln zu können.
    In Wien hat Vizekanzler Mock die grundsätzliche Bereitschaft zur Entsendung österreichischer UNO-Soldaten in diese Region zugesagt.
    Österreich.
    Im Zusammenhang mit dem Tod des Rocksängers Hansi Duimitsch und des 35-jährigen Johann Woller wurde heute ein 28-jähriger Kärntner zu fünf Monaten bedingt verurteilt.
    Er hatte die todbringenden Drogen beschafft.
    Von der Anklage der fahrlässigen Tötung wurde der Mann freigesprochen.
    Und nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sonniges Wetter.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagsjournals.
    Wir melden uns wieder mit dem Journal um 17.05 Uhr in den Programmen Österreich 3 und manchen Regionalprogrammen und um 18.00 Uhr mit dem Abendjournal in dessen Journal Panorama ab etwa 18.20 Uhr in Österreich 1, es heute um den Putsch der Wehrmachtsoffiziere gegen Hitler vor genau 44 Jahren am 20.07.1944 geht.
    Für das Mittagsteam verabschiedet sich nun Fritz Wendl.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Zentralsekretär Keller zu Hrdlicka und Budgetverhandlungen
    Einblendung: SP-Zentralsekretär Keller
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Keller, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Grünen über die Politik des Rechnungshofes
    Einblendung: Rechnungshofausschußvorsitzender Wabl, Abgeordneter Geyer
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Wabl, Andreas [Interviewte/r] , Geyer, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tag des Eies: Pressekonferenz Fleming über artgerechte Hühnerhaltung
    Einblendung: Umweltministerin Flemming, OÖ-Geflügelzucht-Landesobmann Tragler
    Mitwirkende: Langer, Waltraud [Gestaltung] , Flemming, Marilies [Interviewte/r] , Tragler, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Hotel Imperial [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Umsatzeinbußen für Austria-Tabakwerke durch EG-Beitritt
    Einblendung: stellvertretender Zentralbetriebsratsobmann Gruber
    Mitwirkende: Hofer, Werner [Gestaltung] , Gruber, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Demokraten-Parteitag in Atlanta: Redeausschnitte Jesse Edward Jackson
    Einblendung: Bürgerrechtler Jackson, Senator Kennedy
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung] , Jackson, Jesse [Interviewte/r] , Kennedy, Edward [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Ort: Atlanta [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Demokraten-Parteitag in Atlanta: Analyse des Parteiprogramms
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Ort: Atlanta [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    DDR ändert Geschichtsbild über 20. Juli 1944
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Der 20. Juli 1944, Gespräche mit Hinterbliebenen
    Einblendung: Professor Hehl, Witwe von Moltke, Biograph Bleistein
    Mitwirkende: Brandl, Hellfried [Gestaltung] , Hehl, Ulrich von [Interviewte/r] , Moltke, Freya von [Interviewte/r] , Bleistein, Roman [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Serbische Partei rügt Parteiobmann
    Mitwirkende: Gwozdz, Zdislaw [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ungarischer Ministerpräsident Karoly Grosz nach USA - Besuch
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vor der Opernpremiere "Samson und Delila" bei den Bregenzer Festspielen
    Einblendung: Probenausschnitte, Regisseur Pimlott, Direktor Wopmann
    Mitwirkende: Herburger, Ulrich [Gestaltung] , Pimlott, Steven [Interviewte/r] , Wopmann, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Ort: Bregenz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Elfriede Ott in Nestroy-Spielen auf Burg Liechtenstein
    Einblendung: Szenenausschnitte, Gestalter Weigel
    Mitwirkende: Gettler, Dieter [Gestaltung] , Weigel, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.07.20
    Spieldauer 00:59:24
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880720_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    leichte Tonprobleme bei Minute 4 (Bandproblem)
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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