Mittagsjournal 1988.07.23

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag bei 60 Minuten Information am Samstagmittag, wünscht Manfred Kronsteiner.
    Vorweg die Themen des heutigen Mittagsjournals.
    Ferienwochenende, Sonnenschein und die Verkehrslawine rollt.
    AKH, die Neuauflage einer alten Diskussion anhand eines Vorberichts des Rechnungshofes.
    Das Föstwerk Krieglach wird entstaatlicht.
    Was ist und zu welchem Ende schafft die EG den Binnenmarkt?
    Antwort im heutigen Mittagsschornal, nebst Anmerkungen zur Situation Österreichs angesichts dieses ökonomischen Verbundes.
    Im Schornal zu Gast ist heute die ÖVP-Politikerin Ingrid Tichy-Schreder.
    Regionalkonflikte, ein abstraktes Wort für Blutvergießen.
    Wir analysieren heute die Rolle der Supermächte in diesen Klein- oder Bürgerkriegen.
    La Clemenza di Tito, eine Vorschau auf die Produktion der Mozart-Oper bei den diesjährigen Salzburger Festspielen.
    Zunächst jedoch Wesentliches auf den Punkt gebracht von unserem Nachrichtenredakteur Christian Teiretsbacher.
    Die Sprecherstimme kommt von Wolfgang Riemerschmidt.
    Iran, Irak.
    Radio Teheran hat heute früh zur Mobilmachung aufgerufen.
    Alle tauglichen Iraner wurden aufgefordert, sich rasch in den Kasernen zu melden.
    In einem im Rundfunk verlesenen Kommuniqué war von einem bevorstehenden Einmarsch irakischer Truppen die Rede.
    Der Iran hat den Irak unterdessen auch beschuldigt, bei jüngsten Bombardierungen von iranischen Grenzstädten chemische Waffen eingesetzt zu haben.
    Trotz der jüngsten Ereignisse gehen die Bemühungen um einen Waffenstillstand am persischen Golf weiter.
    In der kommenden Woche sollen Gespräche zwischen den Außenministern des Irak und des Iran bei der UNO in New York beginnen.
    USA.
    Vier amerikanische Wissenschaftler behaupten, das Verteidigungsministerium wolle 300 Millionen Dollar für die Entwicklung von biologischen Kampfstoffen aufwenden.
    Die Wissenschaftler verlangten von ihren amerikanischen Kollegen auf eine Teilnahme an dem Forschungsprogramm zu verzichten.
    Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte hingegen, es sei nicht an die Herstellung biologischer Waffen gedacht, sondern lediglich an die Entwicklung eines Verteidigungssystems gegen derartige Waffen.
    Sowjetunion, USA.
    Die Sowjetunion hat gestern ihre erste SS-20-Atomrakete zerstört.
    Die Nachrichtenagentur TASS meldet, die Rakete sei in Anwesenheit amerikanischer Inspektoren auf einem Versuchsgelände gesprengt worden.
    Die Vernichtung von SS-20-Raketen ist Teil des Vertrages zur Beseitigung von Mittelstreckenwaffen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten.
    Nach einem Bericht der Zeitung Washington Post hat die Sowjetunion einen Plan zur Überprüfung der Rüstungsbegrenzung bei nuklearen Marschflugkörpern entwickelt.
    Der Plan soll die ständige Stationierung von Inspektoren beider Länder in der Nähe von Anlagen vorsehen, in denen Cruise Missiles gelagert sind.
    Sowjetunion
    Die Behörden haben den Bewohnern der Region Bergkarabach Strafverfolgung und Disziplinarmaßnahmen für den Fall angedroht, dass sie den Generalstreik fortsetzen.
    Bereits jetzt müssen mehrere Betriebsleiter mit Strafen rechnen.
    Der Konflikt um die Region Bergkarabach dauert nun schon mehrere Monate an.
    Am Montag dieser Woche hat der oberste Sowjet entschieden, die Enklave bei der Teilrepublik Aserbaidschan zu belassen und nicht an Armenien anzugliedern.
    Dies hatte neuerlich sowohl in der Region Bergkarabach als auch in Armenien heftige Proteste hervorgerufen.
    USA Der ungarische Partei- und Regierungschef Gross schließt langfristig die Schaffung eines Mehr-Parteien-Systems in seinem Land nicht aus.
    Während seines Besuches in den USA sagte Gross gestern vor Journalisten in Los Angeles, er könne sich Wahlen mit mehreren kandidierenden Parteien durchaus vorstellen, könne aber nicht sagen, wann dies möglich sein werde.
    Ferner schloss der ungarische Parteichef einen einseitigen Abzug der in Ungarn stationierten sowjetischen Truppen aus.
    Ein derartiger Schritt hänge vom Rückzug amerikanischer F-16-Kampfflugzeuge aus Westeuropa ab, sagte Gross.
    Jugoslawien
    In Slowenien haben gestern 8000 Menschen gegen die Art der Durchführung eines Prozesses gegen drei Journalisten und einen Offizier protestiert.
    Die Verhandlung in Laibach wird nicht auf Slowenisch, sondern auf Kroatisch geführt.
    Die Kundgebungsteilnehmer werten den unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Prozess als Schlag gegen liberale Tendenzen in Slowenien.
    Die amtliche Nachrichtenagentur Tanjuk meldet, dass die Demonstration gestern von einem Menschenrechtskomitee organisiert worden sei.
    Den drei Journalisten und dem Offizier wird der Besitz und die Weitergabe von Geheimdokumenten zur Last gelegt.
    Die Journalisten haben für ein Jugendmagazin geschrieben, das schon mehrfach wegen seiner Berichterstattung mit der jugoslawischen Armee Schwierigkeiten bekommen hatte.
    Brasilien, USA.
    President Reagan will eine Reihe von Wirtschaftssanktionen gegen Brasilien verhängen.
    Die Sanktionen sollen die Antwort auf die Weigerung Brasiliens sein, Lizenzen für amerikanische Pharmazeutika anzuerkennen.
    Amerikanische Pharmaunternehmen hatten sich im Vorjahr darüber beschwert, dass brasilianische Firmen widerrechtlich amerikanische Medikamente kopierten.
    In einer ersten Reaktion auf die Ankündigung von Wirtschaftssanktionen gegen sein Land bezeichnete der brasilianische Präsident Sarney die Entscheidung Washingtons als ungerecht und grundlos.
    Bei Überschwemmungen sind mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen.
    Die Behörden rechnen mit einer noch höheren Zahl von Opfern.
    Vor zwei Wochen hatte in Südkorea die Regensaison eingesetzt und seither im ganzen Land zu Überschwemmungskatastrophen geführt.
    Der Sachschaden wird auf 100 Millionen Dollar geschätzt.
    4400 Menschen wurden obdachlos.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Heiter bis wolkenlos, meist schwacher Wind.
    Nachmittagstemperatur zwischen 30 und 35 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht zwischen 15 und 20 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Sonnig und weiterhin heiß, ab Mittag im Westen und Norden aufkommende Gewitter.
    Auflebender Wind aus Südost bis West.
    Tageshöchsttemperatur im Westen zwischen 25 und 29 Grad, sonst zwischen 31 und 36 Grad.
    Frühwerte 17 bis 22 Grad.
    Das Wetter übermorgen, Montag, teils sonnig, teils gewittrig.
    Temperaturen anhalten sommerlich.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien Heiter 31°, Eisenstadt Wolkenlos 31°, St.
    Pölten Heiter 31°, Linz Heiter 27°, Salzburg Heiter 28°, Innsbruck Heiter 27°, Bregenz Heiter 28°, Graz Heiter 28° und Klagenfurt Heiter 26°.
    Stau mal wieder.
    Sollten Sie gerade in der Blechschlange stehen, so finden Sie dieses Bon mot des Gliederblödlers Mike Krüger vermutlich etwas geschmacklos.
    Aber immerhin können wir noch warnen vor dem Stau.
    Neben mir sitzt jetzt der Experte Martin Schuschnig vom Ö3-Verkehrsdienst.
    Und er sagt Ihnen, wo es nicht lang geht und er sagt Ihnen auch, wo es Geisterfahrer gibt.
    Im Moment eine ganz wichtige Warnung.
    Achtung Autofahrer!
    Auf der S6 der Brucker Schnellstraße in Fahrtrichtung Bruck kommt Ihnen im Bereich Leoben ein Fahrzeug entgegen.
    Bitte bleiben Sie rechts und überholen Sie nicht.
    Ich wiederhole.
    Auf der S6 der Brucker Schnellstraße in Fahrtrichtung Bruck kommt Ihnen im Bereich Leoben ein Fahrzeug entgegen.
    Bitte bleiben Sie rechts und überholen Sie nicht.
    Jetzt aber weiter zum normalen Verkehrsgeschehen.
    Wo es lang geht und wo es nicht lang geht, in Österreich einmal sozusagen, muss man derzeit die Jahrzehnte Tauernautobahn im wahrsten Sinne des Wortes durchstehen.
    Vor dem Tauern Tunnel bei flacher Winkel Blockabfertigung 10 bis 11 Kilometer Rückstau und bis zwei Stunden Wartezeit auf die Weiterfahrt in den Süden.
    Wenn man das geschafft hat, vor dem Katschberg Tunnel noch einmal 7 bis 8 Kilometer Stau und rund eine Stunde Wartezeit.
    In Tirol, um weiter Richtung Westen zu gehen, auf den Verbindungen über Fernpass und Reschenpass in den Ortsdurchfahrten verbreitet seeflüssiger Verkehr mit Stauungen Richtung Süden, auf der A13 der Brenner Autobahn vor dem Autobahngrenzübergang rund sechs Kilometer Rückstau und in weiterer Folge in Südtirol auf der Brenner Stadtstraße seeflüssiger Verkehr mit Stauungen.
    Verkehrsüberlastung auch in Oberösterreich.
    Auf der A1 der Westautobahn vor der Baustelle Sadlett Richtung Salzburg zwei Kilometer Stau.
    Am Ende der A8 Inkreisautobahn zwei bis drei Kilometer Stau.
    Und auf der B137 der Innviertler Bundesstraße zwischen Neumarkt und Christkirchen zehn Kilometer Stau Richtung Wels.
    Wenn man dann durch Hitze und Stauungen die Südgrenzen erreicht hat, zeigen sich hier folgende Situationen.
    Reschenpass, Autobahn Brenner, Tölmaglern Autobahn und Bundesstraße je um 30 Minuten Richtung Italien.
    Richtung Jugoslawien am Wurzenpass und am Leubelpass bis 45 Minuten, ins Spielfeld bis 2 Stunden und fallweise Umleitung nach Radkausburg, dort 45 Minuten Wartezeit.
    Schließlich noch Richtung Ungarn in Klingenbach und den Heiligenkreuz bis 1 Stunde und in Nickelsdorf bis 2 Stunden Wartezeit.
    Abschließend noch einmal die wichtige Meldung des Geisterfahrers.
    Auf der S6 der Brucker Schnellstraße in Fahrtrichtung Bruck kommt Ihnen im Bereich Leoben ein Fahrzeug entgegen.
    Bitte bleiben Sie rechts und überholen Sie nicht.
    Damit wieder zurück zu Manfred Kronsteiner ins Journal.
    Nach dem Verkehrsdienst die aktuelle Berichterstattung.
    Innenpolitik.
    Am 30.
    Juni dieses Jahres unterzeichneten der Wiener Bürgermeister und der Rektor der Universität Wien einen Schenkungsvertrag.
    Damit geht das alte allgemeine Krankenhaus aus dem Besitz der Stadt Wien in den der Universität über.
    Denn die Stadt Wien besitzt ja mittlerweile ein neues allgemeines Krankenhaus, wenngleich auch die Hälfte davon dem Bund gehört.
    Das berühmt-berüchtigte AKH.
    Zuerst als Wunderwerk der Technik gepriesen, dann Skandal umwittert, kommt die Diskussion um den Monsterbau im 9.
    Bezirk auch jetzt nicht zum Stillstand.
    Ganz im Gegenteil.
    Ein Rechnungshof-Rohbericht und die Auseinandersetzungen um das künftige Management der beiden Bettensilos haben die Wiener Gemüter wieder mal so richtig erhitzt.
    Worum es dabei aber wirklich geht, fasst Bettina Reuter zusammen.
    1955 wollte man ein neues Haus für die 2.
    Chirurgische Universitätsklinik bauen.
    1958 einigte man sich darauf, gleich dem ganzen AKH eine neue Heimstätte zu errichten.
    1962 gründeten Bund und Stadt Wien, die sich die Kosten teilen, eine Arbeitsgemeinschaft und mehr als 20 Jahre später wurde die Durchführung des Neubaus einer eigenen Kapitalgesellschaft, der AKP, übertragen.
    Dann kam der AKH-Skandal.
    Via Auftragsvergabe flossen enorme Schmiergeldsummen.
    Adolf Winter, der Chef der AKP, fasste neun Jahre Gefängnis aus und einige geringere Strafen trafen so manche bis dahin völlig ehrbare Persönlichkeit.
    1982 betraute die ARG AKH die Fösttochter Fahmed mit der Fertigstellung des Projektes.
    Und damit sich der AKH-Skandal nicht wiederhole, beschloss man auch eine begleitende Kontrolle, kurz BKON genannt.
    Munter wurde weitergebaut.
    Und während das Spitalsmodell der Bettentürme nach den 60er-Jahren auf der ganzen Welt wieder aus der Mode kam, kam zum AKH eine Klinik nach der anderen hinzu.
    Ende 1983 legten Famet und Bekon einen neuen Termin- und Kostenplan vor.
    Auf der Preisbasis dieses Jahres bezifferte man die voraussichtlichen Kosten mit rund 38 Milliarden Schilling.
    Rund 24 Milliarden haben Bund und Stadt Wien bereits für das AKH aufgewendet, blieben, bis das AKH 1992 fertig sein wird, noch circa 14 Milliarden Schilling.
    Allerdings, die Famet, die für ihre Mühen 2,3 Prozent des Nettoerrichtungsaufwandes erhält, pflegt die voraussichtlichen Kosten immer um einiges höher anzusetzen als die wirklich benötigte Summe.
    Die Differenz legt sie auf Konten.
    Und der begleitenden Kontrolle ist das nicht besonders aufgefallen, was den Rechnungshof auch nicht gerade entzückt.
    Genauso wenig wie die besonders geringen Kompetenzen, die der BKON überhaupt zugestanden wurden.
    Das Kontrollamt der Stadt Wien darf sowieso nicht kontrollieren.
    Und so hat die Farmaid im Oktober 86 bekannt gegeben, dass die voraussichtlichen Gesamtkosten nicht rund 38, sondern nur mehr rund 34 Milliarden Schilling betragen werden.
    Der Rechnungshof bemerkt dazu.
    Und weiter.
    Vermerkt wird ferner, dass die im AKH-Verband vorgesehene neue Zahn-, Mund- und Kieferklinik in dem mit 34,4 Milliarden Schilling angegebenen Kostenziel nicht einbezogen worden ist.
    Fazit der Bundeskontrolleure, das AKH wird zwar nicht 38 Milliarden kosten, aber bei den 34,4 Milliarden wird es sicher auch nicht bleiben.
    Und noch ein Satz aus dem Bericht.
    Die sich daraus ergebenden Krankenhauserrichtungskosten von rund 16 Millionen Schilling je Bett sind so ungewöhnlich hoch, dass sie weit über der Kostengrenze anderer in- und ausländischer Kliniken dieser Größenordnung liegen.
    Nächstes Jahr soll ja vom alten ins neue AKH übersiedelt werden.
    Deshalb hat sich der Rechnungshof auch die voraussichtlichen Betriebskosten genau angesehen.
    Und er kommt dabei zu einem wesentlich höheren Betrag als die Famed.
    Sie ermittelte nämlich, ohne kalkulatorische Zusatzkosten, 4,6 Milliarden Schilling jährlich.
    Der Rechnungshof meint, zu dieser 1984 errechneten Zahl komme noch die jährliche Erhöhung und eben diese kalkulatorischen Zusatzkosten.
    Er kommt daher auf einen Betrag von rund 5,8 Milliarden.
    Bis zu 10 Prozent könnte sich diese Summe noch steigern, wenn man die neue Struktur der medizinischen Fakultät einrechnet.
    Der Rechnungshof?
    Da ferner die Kostensteigerung im Personalbereich überaus vorsichtig geschätzt wurde, können die von der FAMED ermittelten Betriebskosten daher nur als unterer Grenzwert angesehen werden.
    Ein wesentlicher Faktor für die tatsächlichen Betriebskosten wird wohl auch das künftige Management des Monster Krankenhauses sein.
    Es hat immerhin 45 Universitätskliniken und Institute,
    60 Normalpflegestationen, 46 Operationsräume für jährlich rund 60.000 Operationen zu verwalten.
    Dazu noch sechs Hörsäle für den Lehr- und Forschungsbereich, Seminarräume, eine Bibliothek.
    Über die Frage, wer denn dieses gigantische Vorhaben übernehmen soll, ist in diesem Monat ein heftiger politischer Streit ausgebrochen.
    Denn am 30.
    Juni gab der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk bekannt, wer die Betriebsführung übernehmen soll.
    Ein vierköpfiges Direktorium wird das AKH-Kollegial führen, und zwar im Rahmen einer neu einzurichtenden Abteilung des Magistrats der Stadt Wien, die künftige MA16.
    Die neuen Direktoren?
    Senatsrat Diplomingenieur Peter Brodesser, Aufgabe Verwaltung, EDV-Spezialist.
    Oberstadtbaurat Eduard Frosch, Aufgabe Technischer Direktor, bisher Planungs-, Organisations- und Sicherheitsarbeit.
    Außerordentlicher Universitätsprofessor Reinhard Krepler,
    Ein Sturm der Entrüstung erhob sich in Wien nach dieser Entscheidung des Bürgermeisters.
    Gravierendster Einwand der ÖVP?
    Ursprünglich war vereinbart, die Führung des AKH einer Gesellschaft privaten Rechts zu übertragen und nicht Beamten.
    Einsame Entscheidung des Bürgermeisters, kritisierte die ÖVP-Stadträtin Maria Hampel-Fuchs.
    Und Wissenschaftsminister Hans Tupi in einer Presseaussendung?
    Bürgermeister Zilk verletzt bisheriges Einvernehmen zwischen Bund und Stadt Wien bezüglich AKH.
    Tupi attackierte Zilk vor allem wegen der Bestellung Reinhard Kreplers zum ärztlichen Direktor.
    Die medizinische Fakultät habe in einer Abstimmung mit 14 zu 15 Stimmen Professor Ritter vorgeschlagen.
    Und der Wiener Gesundheitssprecher der ÖVP, Erwin Rasinger, Arzt und Gemeinderat bezweifelte die Qualifikation des Pathologen zur Führung eines Krankenhauses.
    Gesundheitsstadtrat Alois Stacher konterte, Bürgermeister Zilk habe einfach seine Kompetenzen wahrgenommen, weil das Wissenschaftsministerium die Entscheidung hinausgezögert habe.
    Und was Professor Krepler betreffe, so verfüge der bereits über Erfahrungen aus seiner Mitarbeit an der Strukturreform des neuen AKH.
    Einen Tag später versuchte SPÖ-Vizebürgermeister Hans Maier die Wogen zu glätten und meinte, die MA 16 werde zunächst nur die Übersiedlung vorbereiten.
    Die ÖVP begann außerdem auf die explodierenden Betriebskosten hinzuweisen.
    Eine Diskussion ohne realen Hintergrund, meinte dazu der Gesundheitsstaatrat.
    Die MA16-Lösung ist die teuerste Variante, sagte die ÖVP.
    Und Erhard Busseck kündigte an, seine Partei werde diese Konstruktion keinesfalls mittragen.
    Ein paar Tage später ließ dann der neue SPÖ-Klubobmann im Rathaus, Karl Swoboda, durchblicken, er könne sich vorstellen, dass die Vamed die Betriebsführung beibehält.
    Was er bisher von Zilk und Mayer über die MA16 gehört habe, sei ihm zu wenig.
    Finanzstaatssekretär Günther Stummvoll von der ÖVP meldete sich zu Wort und sah angesichts der Betriebskosten Grund zur Sorge, dass die MH16 die Bemühungen um eine Neuordnung der Spitalsfinanzierung obsolet machen werde.
    Sie wird erweiterte Kompetenzen haben, antwortete Gesundheitsstadtrat Stacher und die Betriebskostenschätzungen seien Hausnummern.
    Die Freiheitliche Partei sprach sich dafür aus, dass die FAMED die Betriebsführung für fünf Jahre erhalten solle.
    Und dann kam der Rechnungshofbericht.
    Denkbar, dass die Kosten höher sind, bemerkte dazu der Gesundheitsstadtrat.
    Es werde ja auch mehr geleistet.
    Und Vizebürgermeister Mayer, auch Wiener SPÖ-Vorsitzender, rückte den Rechnungshof, der, wenn weiterhin geheime Rohberichte veröffentlicht würden, seine Unschuld verlieren werde.
    Die ÖVP bezeichnete das Schweigen der SPÖ zum Inhalt des Berichts als skandalös.
    Inhaltlich unrichtig, konterte Vizebürgermeister Mayer.
    Und er kündigte an, dass die Verhandlungen über andere Formen der Betriebsführung weitergeführt würden.
    Auch der Rechnungshof ist für die privatwirtschaftlichere Variante.
    Dass man davon abging, geht übrigens auf einen Protest der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten zurück, die fürchtete, dass das Personal von einem privaten Betreiber schlechter bezahlt werden könnte als von der Gemeinde.
    Und dem Bund könne es schließlich egal sein, in welcher Form die AKH-Verwaltung organisiert ist, meinte die Gewerkschaft.
    Soviel zur neu aufgeflammten Diskussion um das AKH in Wien.
    Die Zeit ist 20 nach 12 und jetzt ein Verkehrshinweis.
    Die S6, die Brugger Schnellstraße, ist wieder frei befahrbar.
    Das in die falsche Richtung fahrende Fahrzeug hat die Schnellstraße verlassen.
    Von Geisterfahrer oder Geisterfahrerin droht also keine Gefahr mehr.
    Und jetzt weiter in der Berichterstattung.
    Das Werk Krieglach der Voestalpine steht seit heute Vormittag unter bundesdeutscher Leitung.
    In der Voestalpine Präzisrohrtechnik GES-NBH hat die bundesdeutsche Firma Reiche Rosek das Sagen, der Großteil der restlichen Werksanlagen wurde am Vormittag an den bayerischen Unternehmer Herbert Sauer übergeben.
    Nach Anfang des heurigen Jahres war das Werk Krieglach der Voestalpine von der Schließung bedroht.
    Nun scheint die Fabrik und der bundesdeutsche Management wieder auf Erfolgskurs zu sein.
    Von der Übergabe des Werkes an den deutschen Unternehmer berichtet Günther Bauer.
    Auf einem Mast hängt die blau-orange Fahne mit dem weißen Signet der Föstalpine.
    Auf einem zweiten Mast wird die weiße Flagge mit dem Firmenlogo des deutschen Industriellen Herbert Bauer langsam aufgezogen.
    Die Übergabe ist damit vollzogen.
    Um rund 50 Millionen Schilling hat der bayerische Industrielle Herbert Bauer einen Großteil des Föstwerkes Krieglach gekauft.
    Bauer, der seinen Stammsitz im bayerischen Oberntzell hat, sieht im Werk Krieglach die ideale Ergänzung zum Stammwerk.
    Das Stammwerk ist übrigens die größte Lohngalvanik Europas.
    Einmal die ideale Ergänzung unserer Produktion in der Bundesrepublik mit den
    Produktionsanlagen, ich will es einzeln beschreiben, das sind die streckreduzierten Rohre, mit der Feuerverzinkerei und mit dem Präzisrohr eine ideale Ergänzung.
    Andererseits ist es aber auch der Reiz eines Unternehmers, so eine schwierige Situation vielleicht zu meistern.
    War die Situation so schwierig?
    Die Situation war zweifellos äußerst schwierig, denn der Betrieb stand kurz vor der Stilllegung und es mussten nicht nur neue Kunden gewonnen werden, sondern vor allem die Mitarbeiter motiviert und dann ganz besonders eine Riesenmenge Kapital beschafft werden.
    Einem Belegschaftsvertreter wird als Zitat in den Mund gelegt, mit Bauer haben wir einen Goldgriff getan.
    Geben Sie diesem Belegschaftsvertreter Recht?
    Ich gebe ihm in der Form nicht ganz recht.
    Und zwar deshalb, weil ich diesen Höhenflug nicht für so gut halte.
    Denn der augenblickliche Zeitpunkt soll uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auf dem Stahlsektor immer wieder ein Auf und Nieder gibt.
    Und zum anderen ist es natürlich auch unsere Aufgabe und unser Ziel gewesen, so schnell wie möglich die Produktion hochzuziehen.
    Und ich glaube, wir sind auf dem richtigen Wege.
    Anfang April des nächsten Jahres will Bauer in Krieglach 100.000 Tonnen Rohre erzeugt und zum Großteil auch exportiert haben.
    Zurzeit werden 180 Mitarbeiter um 30 mehr als bei der Voest beschäftigt.
    Aber nicht nur deshalb ist Erich Schabelreiter, der Arbeiterbetriebsratsvorsitzende, mit seinem neuen Chef mehr als zufrieden.
    Unser neuer Firmenchef, die Firma Bauer, hat vollen Leistungslohn mit übernommen, was wir seinerzeit bei der Voest bereits gehabt haben.
    Und des Weiteren kann ich noch dazu sagen, dass wir in Grieglach jetzt echt durch die Übernahme der Firma Bauer uns im Aufwind befinden.
    Trauern Sie der Föst-Zeit nach?
    Nein, eigentlich nicht.
    Ich muss sagen, wir sind jetzt richtig autonom geworden.
    Wir haben mehr Kontakt mit der Firmenleitung.
    Wenn das so weiter bleibt, können wir uns nicht für das Werk Krieglach der Roages MbH bangen.
    Der neue Chef im Werk Krieglach will aber in Zukunft nicht nur auf den Stahl setzen.
    Die Konjunktur ist ihm da etwas zu unsicher.
    Man will die Abhängigkeit vom Stahl lockern und in Zukunft in neue Technologien der Oberflächentechnik investieren.
    rund 100 Millionen Schilling in den nächsten fünf Jahren.
    Das Werk Krieglacher Föstalpine, das Anfang des Jahres noch von der Schließung bedroht war, dürfte mit der heutigen Übergabe an den deutschen Industriellen endgültig aus dem Wasser sein.
    Soviel über den Verkauf des Krieglacher Föstwerkes an Privat, an die deutsche Firma Reiche Rotec.
    Und wie geht's weiter im Mittagschanal mit dem ausführlichen Samstaginterview
    Im Journal zu Gast ist heute die Abgeordnete zum Nationalrat Ingrid Tichy Schreder, ÖVP, 46 Jahre alt, geschieden, Mutter eines zwölfjährigen Sohnes.
    Seit 1960 ist sie im Familienbetrieb beschäftigt.
    Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin eines Handelsbetriebes mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen Schilling.
    Mitte der 70er Jahre war sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Junge Wirtschaft.
    Seit 1982 leitet sie das neu geschaffene Referat Frau in der Wirtschaft in der Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft.
    Seit 1985 ist sie als erste Frau Vizepräsident in der Bundeswirtschaftskammer.
    Seit neun Jahren gehört sie als Abgeordnete dem Nationalrat an.
    Mit ihr sprach Erich Aichinger.
    Sie sind Unternehmerin in einem Familienbetrieb mit einem Jahresumsatz von rund 200 Millionen Schilling, Politikerin, Mutter.
    Ist das nicht alles ein bisschen viel auf einmal?
    Kann man da wirklich alles hundertprozentig machen oder alles nur halb?
    Das hängt davon ab, wie man sieht.
    Wenn man das vergleicht mit einem Mann, der ist ja auch dein Vater, macht er alles nur halb?
    Was hat im Zweifelsfall Vorrang?
    Die Firma und eine Entscheidung dort, eine Nationalrats-, meinetwegen auch nur Ausschusssitzung, eine Sitzung in der Bundeswirtschaftskammer oder allenfalls der Sohn, der jetzt die Mutter braucht?
    Also wenn mein Sohn krank ist, dann entschuldige ich mich bei Sitzungen und bleibe bei ihm zumindest den ersten Tag, wo es besonders schwierig ist, zu Hause.
    Denn ich bin eine sehr gute Sitzungsbesucherin, aber ich weiß von vielen Kollegen, egal auf welcher Seite, die auch nicht immer da sind, und da kommt auf alle Fälle das Kind zuerst.
    Und wenn die Wirtschaft krank ist, dann entschuldigen Sie sich beim Sohn.
    Also die Wirtschaft kann man nicht krank beten und auch nicht gesund beten, sondern die Wirtschaft, da muss jeder Unternehmer und jede Unternehmerin selbst Entscheidungen treffen und das kann man nicht immer generell für die einzelnen Personen tun, sondern es hängt davon ab, welche Situation gerade anfällt, wo dann Entscheidungen zu treffen sind und dann ist man natürlich da.
    haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt, wozu tue ich mir das alles an?
    Ich könnte heute in aller Ruhe Geschäftsführerin, voll ausgelastet in einem solchen Familienbetrieb eben arbeiten, wozu tue ich mir die Politik an?
    Mein Anliegen ist, die Interessen der Klein- und Mittelbetriebe zu vertreten, das heißt bekannt zu machen und mitzuwirken bei Gesetzeswertung, weil ich selbst am eigenen Leib in der Firma erfahre und erspüre, wo es krankt und das versuche ich zu verändern.
    Das war natürlich jetzt auch eine charmante Umschreibung für einen Klein- und Mittelbetrieb mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen Schilling.
    Und das erwirtschaftet bei, glaube ich, einem Dutzend Angestellter etwa.
    Da muss man dazu sagen, dass gerade meine Branche eine Branche ist mit hohen Umsätzen, was mit allen Industriebetrieben nicht zu vergleichen ist.
    Ich weiß schon, ein Produktionsbetrieb ist etwas anderes.
    Ein Produktionsbetrieb ist ganz etwas anderes.
    Es ist ein Handelsbetrieb.
    Getreidehandel.
    Getreidehandel.
    Und da kann man das nicht vergleichen.
    Es ist ein schwieriger Bereich im sogenannten geschützten Sektor, der jetzt aufgebrochen werden soll in Richtung EG.
    Und das, was ich auch befürworte.
    Das Stichwort EG ist gefallen.
    Haben wir da nicht eigentlich so etwas wie ein Anschlusssyndrom, ein EG-Fieber?
    Ist das wirklich so drängend?
    Ich höre das Wort, muss ich sagen, Anschluss nicht gerne, denn das Problem ist, wenn wir nicht der EG beitreten, müssen wir uns den Bestimmungen der EG viel stärker anschließen.
    Nur wenn wir beitreten oder die Möglichkeit eines Beitritts haben, dann können wir mitgestalten.
    65 Prozent unserer Exporte gehen in die europäische Gemeinschaft.
    Und ich finde, es ist sehr gut, dass wir ein Fieber erzeugt haben, denn man kann nur Ideen verwirklichen,
    wenn man ein Animo dazu hat, wenn man den Willen dazu hat, wenn man sich etwas vorstellt.
    Ist aber nicht gerade das EG-Fieber ein Musterbeispiel dafür, wie sehr eine Interessensvertretung die politischen Parteien vor sich her drängt.
    In dem konkreten Fall war es die Interessensvertretung der Wirtschaft, die Bundeswirtschaftskammer, die hat die ÖVP, deren sie in weiten Bereichen ja nahe steht, gedrängt und die ÖVP hat jetzt wieder ein bisschen die SPÖ gedrängt.
    Das ist verkürzt, aber doch etwas so gelaufen.
    Ist das etwas Schlechtes?
    Ich finde es sogar sehr gut, weil gerade wir von der Wirtschaft ja weiterdenken müssen.
    Eine Wirtschaft kann ja nicht nur die Unternehmen selbst, sondern sie hat Unternehmer und Mitarbeiter gemeinsam und das ist für Österreicher sehr wichtig, die Wirtschaft.
    Und wenn man sich vorstellt, was auf uns zukommt, ist es sehr notwendig, dass die Wirtschaft ihre Position klarlegt und daran interessiert ist, dass ihre Position auch verwirklicht wird.
    Das versuchen wir im Laufe der Jahre bei allen unseren Anliegen.
    Es gab eine Phase der Diskussion, da wusste man noch nicht genau, wie in der großen Koalition die Ressorts wirklich verteilt werden.
    Und da gab es eine Zeit, da wurde Ihr Name genannt als möglicher Handelsminister.
    Hätte Sie das eigentlich gereizt oder war das nie real?
    Das war eigentlich nie real, denn ich als Unternehmerin möchte unabhängig sein und möchte meinen Betrieb behalten und nichts ist schöner in der Politik als unabhängig zu sein und selbst seine Meinung zu sagen und wenn etwas nicht passt zu sagen, jetzt will ich nicht mehr und jetzt ziehe ich mich zurück.
    Also Sie fahren lieber beispielsweise auf die Leipziger Messe als Repräsentantin der Bundeswirtschaftskammer denn als österreichischer Minister?
    Mich reizt immer eine Aufgabe, aber keine Position.
    Sie fahren relativ überwiegend in den Osten Europas.
    Tut sich da eine Frau eigentlich leichter bei Absprachen oder Vereinbarungen?
    Ist es doch üblich, dass man einander nachher zuprostet?
    Aus dem Ritual kann man sich da als Frau leichter befreien.
    Ich fahre nicht nur in den Osten, ich bin auch sehr stark im Westen vertreten.
    Nur im Osten ist es wesentlich wichtiger, dass man offiziell stärker präsent ist.
    Und ich glaube, das Zuprosten, das gibt es nicht mehr so.
    Und seit Gorbatschow gibt es ja auch keinen Alkohol mehr zu einem Mittagessen.
    Und da gibt es auch nicht mehr den Wodka, der strömt nicht mehr, so wie er früher geströmt ist.
    Und ich glaube, da tut man sich als Frau, egal wo immer es ist,
    kann man sich leichter tun.
    Sie sind da eine bisschen stille Emanze, oder ist die Einschätzung falsch?
    Das hängt immer davon ab, was man unter Emanze versteht.
    Ich sage immer, mit der Zeit wird man dazu.
    Denn als Unternehmerin selbst hat man ja kein Problem, weil so ein Produkt muss man am Markt verkaufen und hat die gleichen Chancen wie jeder Unternehmer.
    Und da wird nicht gefragt, ob das Produkt von einem Mann erzeugt wird oder vertrieben wird oder von einer Frau erzeugt oder vertrieben wird.
    In manchen Institutionen gibt es schon noch gewisse Vorurteile.
    Und da ist die Partnerschaft, wie ich sie mir vorstelle, noch nicht verwirklicht.
    Und das ist auch mein Bestreben, dass diese Partnerschaft verwirklicht wird.
    Und es ist auch mein Bestreben, speziell den Unternehmerinnen in Österreich, die doch ein Drittel aller Unternehmer hier stellen, auch den Stellenwert in ihrer eigenen Interessensvertretung als auch im Bund, Land und Gemeinde zu verschaffen.
    Es ist ein offenes Geheimnis, dass Frauen immer noch schlechter entlohnt werden als Männer in verjähigbaren Berufen.
    Wie ist das in Ihrer Firma?
    Da ist die Gerechtigkeit vollkommen durchgedrungen.
    Bei uns ist es so, dass in einem Handelsbetrieb, das hängt immer von der Funktion ab und ich schaue natürlich, dass nicht die Frauen schlechter gestellt sind, auf gar keinen Fall.
    Ich kann mir vorstellen, dass sie
    mit dem patriarchalischen System als solchem ganz elegant umgehen können.
    Er wisste es aber nicht in der Bundeswirtschaftskammer selbst.
    Präsident Salinger gilt ja als recht nachdrücklicher Argumentierer.
    Wie kommt man jahrelang mit ihm zurecht?
    Wenn man mit guten Fakten aufwartet, kommt man sehr gut zurecht.
    Und gerade er war es, der zum Beispiel in der Bundeswirtschaftskammer das Referat »Frauen der Wirtschaft« ins Leben gerufen hat, weil er erkannt hat, dass es wichtig ist, dass man die Unternehmerin anders anspricht,
    als einen Unternehmer.
    Frauen wollen anders angesprochen werden.
    Man kann mit ihm sehr gut diskutieren und wenn man seinen Standpunkt klar sagt, ist das kein Problem.
    Wenn man seinen, Klammer, Salingers Standpunkt klar sagt.
    Nein, nein, nein.
    Man kann mit ihm als guten Argumenten immer zugänglich.
    Sie waren, als Sie Vizepräsidentin wurden, darf ich es unscharmant formulieren, ein schwer verdaulicher Brocken für viele.
    Das wäre wohl undenkbar, eine Frau als Präsident der Bundeskammer.
    Mit solchen Fragen habe ich mich noch nicht auseinandergesetzt, aber ich glaube, dass es auch hier ein Umdenken gibt, denn in einer Landeskammer werden wir bald eine weibliche Präsidentin haben, worüber ich sehr froh bin.
    Also der langsame Schritt durch die Institutionen.
    Das ist wichtig.
    Also ein Drittel der Unternehmer sind Frauen und wir haben ungefähr 7,8 Prozent nur Funktionärinnen.
    Und das ist ein gewisses Problem.
    Es sind nicht, muss ich dabei sagen, nicht immer nur die Männer, die sozusagen Frauen verhindern, dass sie einen Posten als Ausschussmitglied bekommen, sondern es sind teilweise auch die Frauen, die viel kritischer sich selbst gegenüberstehen und sagen, ob sie das in ihrer Arbeit auch schaffen, diese Tätigkeit.
    Und das kommt bei Männern eher selten vor, dass sie sagen, dass sie eine Aufgabe, die ihnen übertragen wird oder denen gegeben wird, dass sie sagen, dass sie zweifeln an ihrer Fähigkeit dazu.
    Ich habe schon heftigere Ablehnungen gehört auf eine Frage, ob man etwas werden wolle.
    Sie sind eine attraktive Mitwürzigerin und haben also kein Zeitproblem.
    Sie könnten sehr warten auf den Präsidenten.
    Ich darf Ihnen ganz ehrlich sagen, ich habe bis jetzt noch nie einen Posten in irgendeiner Art angestrebt, sondern mich fasziniert immer eine Aufgabe.
    Und ich bin mit den Aufgaben, die ich jetzt erfülle, voll aufzufrieden und voll aufeingedeckt.
    Spekulieren kann man im Casino und spekulieren im Casino ist für mich nichts.
    was auch schon einmal so durchgeklungen ist von der Bundeswirtschaftskammer, jetzt das attraktivste Steuersystem Europas.
    Wie schätzen Sie das ein?
    Wir werden überall als Beispiel angeführt und es ist gerade für Österreich interessant, dass gerade unser Steuersystem, so wie es jetzt ausschaut, als Beispiel gebend für andere Staaten ist.
    Ich glaube, dass gerade dieses neue Steuersystem einen Anreiz für die Wirtschaft geben wird.
    Eine Aufschwungphase hat ja auch das Wirtschaftsforschungsinstitut bereits festgestellt und darüber bin ich sehr froh.
    Das ist schon klar, dass ein Vertreter der Wirtschaft etwas loben muss, wo die Wirtschaft weniger Haare lässt als die Lohnabhängigen.
    Ich formuliere es einmal so.
    Das ist natürlich sehr hart formuliert, aber darf ich Ihnen ehrlich sagen, es ist sehr wichtig, dass die lohnabhängigen, oder ich würde sagen, unsere Mitarbeiter, genauso entlastet werden.
    Denn von den Unternehmern als Kunden allein kann die Wirtschaft nicht leben.
    Wir brauchen die Kunden, egal ob sie Mitunternehmer selbst sind oder Mitarbeiter.
    Und unsere Mitarbeiter gehören entlastet von der Steuer, damit sie selbst frei über das Geld verfügen können.
    Und das sind ja die Mitarbeiter, alle die Arbeitnehmer, die auch die Wirtschaft ankurbeln.
    Was bedeutet Ihnen eigentlich die Arbeit im Parlament?
    A. in Ausschüssen und B. im Plenum.
    Wenn man Argumente einbringen kann, das ist für mich von Interesse, so wie wir es jetzt bei der Gewerbeordnung gehabt haben.
    Trotzdem vorher einiges in der Regierungsvorlage da war, gab es noch verschiedene Wünsche und da kann man mitgestalten.
    Das ist das Faszinierende daran und im Plenum
    Das Plenum ist irgendwie eine Art Schaubühne.
    Wenn es durch den Ausschuss gegangen ist, dann wird es sofort mitgeteilt und im Plenum wird das nachvollzogen.
    Nur in manchen Details gibt es noch Änderungen im Laufe eines Parlamentstages.
    Aber in Wirklichkeit hat sich die Plenumsdiskussion, ist eigentlich nur mehr Theater.
    Wenn Sie ins Theater gehen und wenn Sie Zeit dazu finden, was sehen Sie sich da an?
    Möglichst alle Neuinszenierungen, wenn es geht, aber meistens lese ich nur die Kritiken derzeit.
    Neues Theater, eigentlich alles.
    Ich möchte quer durch informiert werden, was momentan sich tut und wie Künstler unsere Welt sehen.
    Palman, haben Sie dazu eine Meinung?
    Ja, ich finde die ganze Diskussion typisch wienerisch und das hat mich sehr beruhigt, denn auch schon vor 100 Jahren gab es um das Burgtheater immer wieder Auseinandersetzungen und das Burgtheater kann gar nicht leben, wenn es nicht in Wien
    einen Sturm und Entrüstung und Diskussion darüber gibt.
    Und ich finde es sogar sehr gut, dass da Entrüstung von allen Seiten gibt, weil das heißt, dass man das Burgtheater liebt, sich auseinandersetzt und dass wir eigentlich noch immer die gleichen Wiener sind wie vor 100 oder 200 Jahren.
    Das heißt also, Sie meinen, wenn ich jetzt einen anderen Vergleich heranziehen darf, der österreichische Bürokrat Grillparzer konnte nur herauskommen am Burgtheater, weil da ein Anführungszeichen Bifke Laube Direktor war.
    Also ich bitte, ich weiß nicht, ob Grillpatzer so ein Bürokrat war, denn sonst hätte er nicht so herrlich schreiben können.
    Was gefällt Ihnen denn bei Grillpatzer besonders?
    Bei Grillpatzer sind interessant, da bin ich gerade ja jetzt auch dabei, mich näher zu befassen, mit den Frauenfiguren, die er gestaltet hat.
    Also das ist nicht nur die einen Frau?
    Nein, das ist Safo und so weiter.
    Also er hat verschiedene Frauenfiguren, also anders geschaffen als zum Beispiel Schiller.
    Schiller hat ganz anders die Frauenfiguren gesehen und da waren eigentlich die Hauptrollen, haben hier zum Beispiel hauptsächlich Männer gehabt und die Frauen haben auch nicht diesen Aussagewert gehabt.
    Naja, die Sappho, das ist doch die Story, wo also die etwas ältere und arrivierte Sklavin und jüngere Nebenbullerin zunächst verdrängt, aber sie dann opfert.
    Ich denke dabei nicht nur an die Geschichte, sondern auch das Verhalten.
    Es gibt mehrere Komponenten dabei.
    Ich möchte mir das näher anschauen.
    Ich kann doch noch nicht genau meine definitive Meinung sagen.
    Ich muss sie mir erst bilden.
    oder einen anderen Vergleich heranziehen, Libusa, das ist doch die Frau, die so gern am Mann ein Rätsel stellt, das ist so wie die Turandot, das ist ein richtiger Spaß zwischen Mann und Frau.
    Und das gefällt Ihnen?
    Ja, das gefällt mir.
    Ein Spaß muss es ja geben.
    Das macht doch das Leben faszinierend.
    Wie kommen Sie eigentlich mit Ihrem Sohn zurecht?
    Hat er manchmal Ansprüche an die Mutter?
    Wünscht er sich, dass sie öfter da wäre?
    Schularbeiten korrigieren?
    Was muss man da alles machen?
    Auch eigentlich glaube ich persönlich, dass ich ganz gut mit ihm zurechtkomme.
    Ich versuche, so viel wie möglich Zeit mit ihm zu verbringen, wobei man auch sagen muss, ein Kind soll nicht nur auf die Mutter total in Anspruch haben, sondern soll mehr Möglichkeiten haben, gute soziale Beziehungen aufzubauen.
    Sie sind sich eigentlich dessen bewusst, dass Sie eine der doch erstaunlichsten Frauen karrieren.
    ohne dass die Öffentlichkeit es so richtig registriert hat, in Österreich gemacht haben.
    Das kann schon sein, aber darüber habe ich mir noch nicht den Kopf zerbrochen.
    Wird der Sohn eigentlich manchmal sozusagen angespitzt nach deinem mutterschwimmenden Geld?
    Ich finde für Kinder von, egal ob Politiker, von Prominenten, die heranwachsen, ist es immer schwieriger,
    aufzuwachsen als normales Kind sozusagen, weil andere Herausforderungen an diese Kinder gestellt werden und diese Kinder anders eingestuft werden.
    Ich versuche es, ihn sozusagen normal als möglich zu halten, sagt er.
    Und ich glaube, für Kinder ist das sehr schwierig.
    Aber bis jetzt merkt er es, glaube ich, noch nicht direkt so.
    Ingrid Tichy-Schreder, ÖVP, war heute im Journal zu Gast, befragt von Erich Eichinger.
    12.41 Uhr zeigt die Uhr, wir gehen weiter in der Berichterstattung.
    Auf allen Erdteilen, mit Ausnahme von Australien und der lediglich von Pinguinen bevölkerten Antarktis, gibt es mehr als 40 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Kriege, Bürgerkriege oder kriegsähnliche Konflikte.
    Selbst Europa passt in diese Statistik, wenn man den Streit in Nordirland zu den bürgerkriegsartigen Konflikten rechnet.
    Auf der Tagesordnung der vier Gipfelkonferenzen des amerikanischen Präsidenten Reagan und des sowjetischen Parteichefs Gorbatschow stand daher auch jedes Mal der Punkt regionale Konflikte.
    Ein etwas euphemistisches, schönfärberisches Wort für Blutvergießen.
    In diesem Jahr sind nun einige hoffnungsvolle Entwicklungen eingetreten, die in einem offenkundigen Zusammenhang mit der Verringerung der Spannung zwischen den beiden Großmächten USA und Sowjetunion stehen, Roland Machatschke analysiert.
    Der Generalsekretär und der Präsident erörterten ausführlich einen großen Kreis regionaler Fragen.
    So heißt die entsprechende Passage im amerikanisch-sowjetischen Abschlusskommuniqué der Moskauer Gipfelkonferenz.
    Aufgezählt werden der Nahe Osten, Iran-Irak, das südliche Afrika, das Horn von Afrika, Mittelamerika, Kampuchea und die koreanische Halbinsel.
    Und dann noch einmal wörtlich.
    Obgleich im Ergebnis der Beratungen ernste Meinungsverschiedenheiten sowohl hinsichtlich der Ursachen der regionalen Spannungen als auch hinsichtlich der Mittel zu ihrer Überwindung zutage traten, stimmten die führenden Repräsentanten darin überein, dass diese Differenzen kein Hindernis für ein konstruktives Zusammenwirken zwischen der UdSSR und den USA sein dürfen.
    Die Liste der einzelnen Krisenregionen, in denen heuer Entwicklungen zum Frieden begonnen worden sind, ist durchaus eindrucksvoll, obwohl in den meisten Fällen von Frieden noch keine Rede sein kann.
    In Afghanistan hat der Abzug der sowjetischen Truppen begonnen.
    In Nicaragua haben sandinistische Regierung und Kontra-Rebellen zum ersten Mal direkte Waffenstillstandsverhandlungen geführt.
    Im Konflikt um Kambodscha werden am kommenden Montag erstmals direkte Gespräche der Konfliktparteien stattfinden.
    Kuba, Angola und Südafrika haben grundsätzliche Einigung über eine Beendigung des Konflikts um Namibia und Angola erzielt.
    Der Tschad und Libyen haben zum ersten Mal seit dem Ausbruch des Krieges vor 15 Jahren Gespräche auf hoher Ebene geführt.
    Der Iran hat sich bereit erklärt, dem Feuereinstellungsaufruf der Vereinten Nationen im Krieg mit dem Irak Folge zu leisten.
    Und Anfang August werden China und die Sowjetunion über die Beendigung des Kambodscha-Konflikts und den vollständigen Abzug der vietnamesischen Truppen sprechen und versuchen, damit das letzte Hindernis vor einer Normalisierung ihrer Beziehungen zu beseitigen.
    Zur übertriebenem Optimismus ist dennoch kein Anlass.
    Nicht nur muss bei allen erwähnten Konflikten abgewartet werden, ob sich die Dinge wirklich zum Besseren wenden.
    Es bleiben auch viele Brandherde und offene Brände, für die sich derzeit keine Löschmöglichkeit erkennen lässt.
    Das Problem Israel-Palästinenser, Libanon und Äthiopien sollen hier nur stellvertretend genannt werden.
    Es lässt sich aber immer deutlicher ein Trend erkennen.
    Auseinandersetzungen, in die Satelliten oder Verbündete der beiden Supermächte verwickelt sind, profitieren unmittelbar vom Entspannungsklima zwischen Moskau und Washington.
    Dort würde sich auch der Entzug von militärischer und wirtschaftlicher Hilfe durch die Schutzmacht so auswirken, dass der Konflikt nicht mehr weiter ausgetragen werden kann.
    Und die Zeichen mehren sich, dass das Engagement Moskaus und Washingtons im Namen ihrer jeweiligen Ideologie in Ländern der dritten Welt für die beiden Staaten zu teuer geworden ist, dass es aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr aufrechterhalten werden kann.
    Das schließt freilich nicht aus, dass nicht jederzeit an vielen Punkten der Erde ein neuer, bewaffneter Konflikt ausbrechen kann, der dem Einfluss der Supermächte nicht unterliegt.
    Für das Jahr 1992 hat die Europäische Gemeinschaft den nächsten großen Schritt zu einem Europa ohne Grenzen angekündigt, den Übergang zum sogenannten Binnenmarkt.
    Zwischen den 12 EG-Mitgliedern, und voraussichtlich werden es bis dahin auch nicht mehr werden, sollen dann auch die letzten wirtschaftlichen Barrieren fallen und viele bürokratische Hürden für die Europabürger beseitigt sein.
    Österreich bemüht sich bekanntlich intensivst, hier den Europaanschluss nicht zu verpassen.
    Im nächsten Jahr will die Regierung entscheiden, ob das in Form eines Antrags auf EG-Mitgliedschaft geschehen soll.
    In der jetzigen Diskussion darüber scheint für den Normalbürger aber sicher eine Feststellung am Platze.
    Alle reden vom Binnenmarkt, aber was ist das wirklich?
    Roland Adroitzer versucht, eine kurze Antwort zu geben.
    1992.
    Dieses Datum ist für die Politiker in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft zu einem unverzichtbaren Bestandteil fast jeder öffentlichen Äußerung geworden.
    Der französische EG-Kommissionspräsident Jacques Delors hat der in den vergangenen Jahren etwas erlahmten europäischen Einigungsidee mit dem Ziel, einen gemeinsamen Binnenmarkt zu schaffen, zu neuem Schwung verholfen.
    Mit dem Inkrafttreten der Einheitlichen Europäischen Akte zu Beginn des Vorjahres haben sich die Mitgliedstaaten der EG verpflichtet, schrittweise bis 1992 einen Raum ohne Binnengrenzen zu schaffen, in dem der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleistet ist.
    Diese Einheitliche Europäische Akte ist die erste große Revision der römischen Verträge, mit denen im Jahr 1957 die damals EWG genannte Wirtschaftsgemeinschaft gegründet wurde.
    Freier Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital.
    Hinter diesen Schlagworten verbergen sich eine Unzahl von großen und kleinen Problemen.
    Zwischen den EG-Staaten sollen also ab 1992 keinerlei Handelshindernisse mehr bestehen.
    Jeder Arbeitnehmer soll sich das Land frei aussuchen können, in dem er arbeiten will.
    Jeder Bürger soll unbeschränkt Kapital kreuz und quer durch Europa transferieren können, um sich die jeweils günstigste Anlageform auszusuchen.
    Ein irisches Versicherungsunternehmen soll beispielsweise seine Dienste auch in Portugal anbieten können.
    Europapolitiker à la Couleurs versprechen sich vom Binnenmarkt einen Konjunkturschub, der bis zu 5 Millionen neue Arbeitsplätze bringen könnte.
    Der Weg bis dahin ist aber noch lang und steil.
    Insgesamt müssen 286 Einzelverordnungen erlassen werden, um Unterschiede zwischen den zwölf Mitgliedstaaten zu beseitigen.
    Knapp ein Drittel hat man bisher geschafft, große und kleine Hürden wurden genommen.
    Zu den großen Themen, die man bereits als erledigt abhaken kann, zählt etwa die Liberalisierung des Kapitalverkehrs.
    Im Kleinen haben die EG-Bürokraten nach oft jahrelangen Diskussionen Streitigkeiten gelöst, die immer wieder für Heiterkeit gesorgt hatten.
    Da hat man sich etwa endlich auf die Normen für Traktorensitze geeinigt, die ebenso umstritten waren wie der Lärmpegel von Rasenmähern oder die Krümung von Salatgurken.
    Für Jürgen Kühn, den zuständigen Abteilungsleiter im Bonner Wirtschaftsministerium, sind das keineswegs paradoxe Beispiele.
    Im ersten Blick sieht es paradox aus, aber wenn Sie genau hinschauen, dann werden Sie sehen, dass auch Rasenmäher oder Traktoren über die Grenzen exportiert werden müssen und dass, wenn man diese Waren in einem anderen europäischen Land verkaufen will, man sich einigen muss über die Standards und Normen für solche Waren.
    Der große Binnenmarkt wird eine Mischung
    von einigen politischen Entscheidungen sein und einer großen Zahl sehr technischer Dinge, die für denjenigen, der nicht unmittelbar damit zu tun hat, sehr paradox wirken.
    Was sind denn so die skurrilsten Beispiele, die Ihnen einfallen, die bisher harmonisiert wurden?
    Waren das die Traktoren und die Rasenmäher?
    Na, die Traktoren und Rasenmäher sind Beispiele.
    Wir haben uns mit Turmdrehkränen und deren Geräuschpegel befasst.
    Jetzt ist eine wichtige Entscheidung gefallen über Spielzeug.
    Für Väter mit Kindern macht das durchaus ein positives Beispiel sein.
    Aber für den Außenstehenden wundert man sich, dass sich ausgewachsene zwölf Minister mit solchen kleinen Produkten
    beschäftigen müssen.
    Das hängt aber damit zusammen, dass beinahe jedes der EG-Länder seine eigenen Normen hat.
    Wir haben zum Beispiel Regelungen in Deutschland, dass Bierzeug nicht mit Lebensmitteln verwechselt werden darf.
    Und da müssen wir zum Teil von unserem hohen Ross, unserer hohen Standards heruntersteigen und versuchen, dass wir auf ein europäisches Niveau kommen, das nach unserer Auffassung möglichst hohe Standards enthalten soll, aber nicht in allen Fällen können wir das erreichen.
    Die Deutschen meinen also, in der Regel sind sie es, die Abstriche machen müssen im Interesse Europas.
    Es hat aber auch schon andere Beispiele gegeben, wo etwa die Dänen etwas heruntersteigen mussten, um zu einem europäischen Kompromiss zu finden.
    Für jene Länder, die nicht Mitglied der EEG sind, wie etwa Österreich, wird die Vollendung des Binnenmarktes natürlich von gravierender Bedeutung sein.
    Sommer ist's und damit Festspielsaison in Österreich.
    Die Prägen zur Festspiele sind diese Woche eröffnet worden und kommende Woche beginnen die weltberühmten Salzburger Festspiele.
    Heuer ohne Knalleffekt und vermutlich auch ohne Politiker-Tipps, wie dieser Regisseur sollte in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt inszenieren.
    Kein Buch mit sieben Siegeln, kein George Tabori, keine Erregung über einen nackten Adam, der sich an einer Gerüststange des Bühnenbilds in der Salzburger Universitätskirche emporzieht, keine Diskussionen über Bürger im Abendanzug oder Kleid, die einander Gewalt antun auf der Bühne.
    Heuer finden nur drei szenische Premieren statt.
    Elias Canettis Hochzeit im Landestheater, im kleinen Festspielhaus die Oper Gennarentola, also Aschenbrödel, von Rossini und die eigentliche Festspielpremiere am Mittwoch in der Felsenreitschule, die Mozart-Oper La Clemenza di Tito.
    Volkmar Paschalk hat den folgenden Vorbericht geliefert.
    Schon im Hinblick auf das Mozartjahr 1991 ist die heurige Premiere der Oper Titus zu werten.
    Man will ja 1991 womöglich alle sieben großen Mozart-Opern in exemplarischen Aufführungen auch im Salzburger Sommer bieten, ist aber, wie in dieser Woche in einer Pressekonferenz verlautet, auch zu abstrichen und Reduktion auf fünf oder sechs Werke bereit.
    Für Titus Mozart späte Rückkehr zur Opera Seria, ein Werk, das sich wegen seines unglaubwürdigen Librettos im Repertoire nie halten konnte, hat man jedenfalls mit Kosten nicht gespart.
    Die italienischen Ausstatter Enrico Job und Benito Persico haben die Felsenreitschule mit gewaltigen Bühnenaufbauten und Vorhängen vollgeräumt, die rasche Schauplatzänderungen gestatten und eine aus barocker Sicht erstellte römische Arenabühne zum Grundmuster haben.
    Als Regisseur wurde der Walter-Felsenstein-Sohn Peter Brenner Intendant des Staatstheaters Darmstadt verpflichtet.
    Es ist eine große Herausforderung Titus zur Eröffnung der Festspiele 88 in Salzburg zu inszenieren.
    Das gehört sicher zum höchsten, was man als Regisseur überhaupt erreichen kann.
    Für die letzte Salzburger Inszenierung des Titus hat Jean-Pierre Brunel seinen Bühnenaufbau streng dem Stein der Felsenreitschule angepasst.
    Peter Brenner zur jetzigen Lösung.
    Es ist eine völlig andere Lösung, die, deshalb sage ich, möchte es nicht römisches Amphitheater nennen, die sich doch stark auch am 18.
    Jahrhundert orientiert, sagen wir mal,
    die Sicht des 18.
    Jahrhunderts auf Rom.
    Wie sieht Peter Brenner die mit Job erarbeitete, pompöse Bühnenarchitektur?
    Als eine Lösung, die ermöglicht, auf die privaten, intimen Szenen, die mindestens vier Fünftelstückes ausmachen, zu konzentrieren.
    Dann aber für die großen Staatsaktionen, für die zur Schaustellung der Macht, den Raum plötzlich fast übergangslos aufzuheißen.
    Gespart wurde auch nicht am Prompt der Kostüme und an der Zahl der Chöre und Statisterie.
    Für Verwendung den normalen Staatsopernchor von 84 Mitgliedern,
    Und eigentlich gar nicht so viele Statisten.
    Das ist nochmal ungefähr dieselbe Anzahl von Statisterie.
    Es ist eigentlich noch zu wenig für diesen Riesenraum.
    Hat Peter Brenner in seiner Inszenierung versucht, die allzu große Milde und den fast unglaubwürdigen Edelmut des Kaisers Titus, mit dem ja Mozart auch Kaiser Leopold II.
    gemeint hat, zu dessen Krönung zum König von Böhmen die Oper geschrieben wurde, mit ironischer Distanz zu sehen.
    liegt mir daran, echte Gefühle zu zeigen und auch keine Posen.
    Die Charaktere sollen wie Menschen reagieren.
    Der einzige, der vielleicht ab und zu in Posen verfällt, ist Titus, der meiner Ansicht nach nicht als der große Herrscher geboren ist, dessen Clemenza fast schon eine
    Flucht vor Verantwortung, vor harter Entscheidung ist.
    Riccardo Muti wird in Salzburg den Titus dirigieren, Carol Vennes singt die intrigante Vitellia, Delores Ziegler den zwischen Freundschaft und Liebesleidenschaft hin- und hergerissenen Sextus.
    Sie ist spezialisiert auf Hosenrollen.
    Ja, ich habe es nicht so vorgenommen, am Anfang nur auf Hosenrollen zu spezialisieren.
    Aber es ging so.
    Und ich finde, die sind so ganz interessant.
    Man kann auch schauspielerisch was leisten.
    Und das gefällt mir sehr.
    Es macht alles so exciting, interessant.
    Und musikalisch auch.
    Titus ist der schwedische Tenor Gösta Winberg.
    Ich glaube Titus ist eine große Oper.
    Ich glaube das sollte auch so gemacht sein.
    Nicht als Kammerspiel.
    Sollte mit vielen Leuten auf der Bühne.
    Große Kuh und Pompös.
    Ist das eine dramatische Partie?
    Ist das eigentlich mehr für einen dramatischen Tenor, wenn man es mal rein musikalisch ansieht?
    Das ist eine dramatische Partie, ja.
    Die Partie hat ein großes Spektrum.
    Und psychologisch ist das eine sehr interessante Figur oder ist das ein bisschen unglaubwürdig, dass er so viel verzichtet und ständig nur verzeiht?
    Natürlich ist das eine komplizierte Figur.
    Er verzeiht alles und alle und die ganze Welt.
    Das ist die Clemenza, die Titel.
    ist.
    Soweit folgt mir ein paar Schalks Vorschau auf Mozart's La Clemenza di Tito bei den Salzburger Festspielen.
    Inwieweit sich seit 12 Uhr Neuigkeiten auf dem Nachrichtensektor ergeben haben, können Sie dem folgenden Meldungsblock entnehmen.
    Text Fedor Holi, Stimme Wolfgang Riemerschmidt.
    Österreich.
    Der Ferienbeginn in den deutschen Bundesländern Bayern und Hessen sowie in zwei großen deutschen Autofabriken hat auf Österreichs Transitrouten zu umfangreichen Stauungen geführt.
    Auf der Tauernautobahn wurden am Vormittag stündlich bis zu 3000 Fahrzeuge in Richtung Süden gezählt.
    An allen Grenzübergängen müssen die Kraftfahrer stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.
    Iran, Irak.
    Die Regierung in Teheran hat den Kriegsgegner Irak heute beschuldigt, eine Invasion des Irans zu planen.
    Radio Teheran hat am Vormittag seine Sendungen mehrmals unterbrochen, um eine amtliche Mitteilung über diese bevorstehende Invasion zu verlesen.
    Alle waffenfähigen Iraner wurden aufgerufen, sich auf raschestem Weg an die Front zu begeben.
    Das militärische Oberkommando hat bereits gestern zur allgemeinen Mobilmachung aufgerufen.
    Unteressen gehen die Bemühungen der Vereinten Nationen weiter, einen Waffenstillstand in der Krisenregion zu erreichen.
    Kommende Woche sollen Gespräche zwischen den Außenministern der beiden kriegführenden Staaten bei der UNO in New York beginnen.
    USA Außenminister Schulz will die israelische Regierung bei ihren Bemühungen unterstützen, ausgewanderte sowjetische Juden, die als ihr Ziel die Vereinigten Staaten angeben, zur Ausreise nach Israel zu bewegen.
    Ein Regierungssprecher in Washington sagte, Schulz habe keine Einwände gegen entsprechende israelische Maßnahmen, die eine solche Emigrationspolitik gewährleisten sollen.
    Vier amerikanische Wissenschaftler behaupten, das Verteidigungsministerium wolle 300 Millionen Dollar für die Entwicklung von biologischen Kampfstoffen aufwenden.
    Die Wissenschaftler forderten von ihren Kollegen im Lande auf eine Teilnahme an dem Forschungsprogramm zu verzichten.
    Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte dazu, es sei nicht an die Herstellung biologischer Waffen gedacht, sondern an die Entwicklung eines Verteidigungssystems gegen derartige Waffen.
    Sowjetunion Nach Meldungen der Nachrichtenagentur TASS ist gestern in Anwesenheit amerikanischer Inspektoren die erste SS-20 Atomrakete auf einem Versuchsgelände zerstört worden.
    Die Vernichtung von SS-20-Raketen ist Teil des Vertrages zur Beseitigung von Mittelstreckenwaffen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten.
    Den Bewohnern in der Region Bergkarabach wurden nun Strafverfolgung und Disziplinarmaßnahmen angedroht, falls der Generalstreik fortgesetzt werden sollte.
    Bereits jetzt müssen mehrere Betriebsleiter mit Strafen rechnen.
    Der Konflikt dauert bereits mehrere Monate lang.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sonnig und heiß.
    Nachmittagstemperaturen bis 35 Grad.
    Das war's also, das Mittagschanal an diesem sonnigen Sommersamstag.
    Einen schönen Nachmittag oder herzliches Beileid im Stau wünscht die Redaktion.
    Musik

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geisterfahrer und Straßenverkehrslage
    Mitwirkende: Schuschnigg, Martin [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Neuauflage und Erweiterung der AKH-Debatte
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    VÖEST-Werk Krieglach wird privatisiert
    Einblendung: Käufer Bauer, Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Schabelreiter
    Mitwirkende: Bauer, Günther [Gestaltung] , Bauer, Herbert [Interviewte/r] , Schabelreiter, Erich [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Ingrid Tichy-Schreder
    Interview: VP-Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Tichy-Schreder
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Tichy-Schreder, Ingrid [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Regionale Konflikte um die Rolle der Supermächte
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Auswirkungen der Teilnahme Österreichs am EG-Binnenmarkt
    Einblendung: Abteilungsleiter Kühn
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Kühn, Jürgen [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vorbericht Salzburger Festspiele
    Einblendung: Regisseur Brenner, Szenenausschnitte, Sängerin Ziegler, Sänger Winbergh
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Brenner, Peter [Interviewte/r] , Ziegler, Delores [Interviewte/r] , Winbergh, Gösta [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.23 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.07.23
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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