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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagschanal begrüßt Sie Werner Löw.
Auf unserem Programmzettel für die nächste Stunde stehen neben einer Vorschau auf das lange Feiertagswochenende und das zu erwartende Wetter folgende Themen.
Die neue Weinpanscher-Affäre im Spiegel in- und ausländischer Pressekommentare.
Kritik der Opposition, ÖVP, an der Hochschulpolitik der Regierung.
Jüngster Anlass dafür natürlich die Streiks der Technikstudenten.
Dann am heutigen Weltspartag die Frage, wie sparen die Österreicher, wie und wo legen sie ihre Sparschillinge an.
Die Auslandsthemen heute um eines weniger, als wir vor fünf Minuten noch gedacht haben.
Da ging es nämlich um die erwartete Ausreise von Frau Jelena Bona, der Gattin des sowjetischen Dissidenten Andrei Sakharov.
Wir haben vor ganz wenig Muten erfahren, sie ist nicht auf jenem Flugzeug gewesen, auf dem sie eigentlich in Wien-Schwächert erwartet worden war.
Wir informieren aber jedenfalls über die Hintergründe der gestrigen Freilassung von drei sowjetischen Geiseln im Libanon und bringen eine Analyse der gestrigen Nachwahlen in Südafrika.
Ihr Ergebnis wird ja als scharfe Ablehnung von Apartheid-Reformen durch eine Mehrheit der weißen Wähler gewertet.
Und schließlich die Frage, wie geht es in Italien nach überstandener Regierungskrise juristisch weiter in den Ermittlungen nach der Kaperung des Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro.
Im Kulturteil dieses Mittagsschonals die Wiederentdeckung von einem der umstrittensten Autoren Japans, Yukio Mishima.
Ihm ist jetzt auch ein spektakulärer US-Film gewidmet, der nächste Woche nach Österreich kommt.
Und dann Näheres zur eigenartigen Situation, dass die Puccini-Oper Tosca im Bundesland Salzburg durch Behördenbescheid als jugendgefährdend erklärt wurde.
Nur Kindern über 10 kann demnach die Tosca zugemutet werden.
Für Hörer jeden Alter, so wie jetzt die Nachrichten, zusammengestellt von Feder Holi, gelesen von Rosmarin Fraundorfer.
Österreich.
Jelena Bonner, die Frau des sowjetischen Regimekritikers Andrei Sakharov, soll heute aus Moskau in Wien eintreffen.
Mit welcher Maschine sie kommen wird, ist noch nicht bekannt.
Frau Bonner soll nach Israel oder Italien weiterreisen, um sich einer medizinischen Behandlung zu unterziehen.
Über eine mögliche Ausreisegenehmigung für Andrei Sakharov gibt es weiterhin nur Spekulationen.
Die Istgehälter der 160.000 Industrieangestellten werden mit Wirkung von morgen um 4,75 Prozent erhöht.
Die Kollektivvertragsgehälter steigen durchschnittlich um 5,8 Prozent.
Niedrigere Einkommen werden stärker angehoben.
Die Gewerkschaft der Privatangestellten strebt auch die Verkürzung der Arbeitszeit auf 38,5 Stunden ab 1.
November 1986 an, wie sie für den Metallbereich bereits vereinbart worden ist.
Niederlande.
Zwei Tage vor der Entscheidung der niederländischen Regierung über die Aufstellung von 48 amerikanischen Marschflugkörpern hat Regierungschef Ruud Lubbers eine Einladung des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai Ryzhkov zu einem Gespräch über Mittelstreckenraketen erhalten.
Der sowjetische Botschafter in Den Haag hat Lubbers ein entsprechendes Telegramm der Moskauer Regierung übermittelt.
Ob Lubbers die Einladung annehmen wird, ist nicht bekannt.
Bundesrepublik Deutschland.
SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz hat eine rot-grüne Koalition auf Bundesebene nach den Wahlen 1987 abgelehnt.
Die Koalition zwischen SPD und Grünen in Hessen könne kein Modell für den Bund sein, sagte der sozialistische Bundesgeschäftsführer Glotz heute in einem Radiointerview, weil es zu unterschiedliche Auffassungen in der Sicherheits- und Wirtschaftspolitik gäbe.
Glotz sagte, er hoffe auf eine ausreichende Mehrheit der Sozialdemokraten bei den Wahlen 1987.
Sonst käme nur eine Fortsetzung der bisherigen Regierungskoalition der Unionsparteien mit der FDP in Frage, bemerkte Glotz abschließend.
Italien.
Der bisherige und designierte neue Ministerpräsident Bettino Craxi wird voraussichtlich heute Staatspräsident Francesco Cossiga offiziell über die Weiterführung der Fünf-Parteien-Koalition unterrichten.
Craxis sozialistische Partei hat sich gestern mit ihren bisherigen Partnern geeinigt, das von den Republikanern nach der Achille-Laura-Affäre gekündigte Bündnis zu erneuern.
Libanon
Seit gestern Abend sind die drei Angehörigen der sowjetischen Botschaft in Beirut, die vor einem Monat entführt wurden, wieder frei.
Die für den Terrorakt verantwortliche Islamische Befreiungsorganisation hat die Freilassung als eine Gäste guten Willens bezeichnet und Syrien und die Sowjetunion zur Überprüfung ihrer Libanon-Politik aufgefordert.
Ein vierter sowjetischer Diplomat, der gemeinsam mit den jetzt Freigelassenen verschleppt worden war, war kurz nach der Entführung ermordet worden.
USA.
Die Regierung in Washington will die Genfer Abrüstungsgespräche mit der Sowjetunion verlängern.
Nach Informationen aus Regierungskreisen wollen die USA damit Zeit für einen neuen Vorschlag gewinnen, mit dem auf die jüngsten Abrüstungspläne des sowjetischen Parteichefs Mikhail Gorbatschow reagiert werden soll.
Gorbatschow hatte eine Verringerung der beiderseitigen Atomarsenale auf die Hälfte angeboten.
Die Raumfahrer Challenger, die am Mittwoch zur ersten rhein-deutschen Forschungsmission gestartet ist, hat heute einen amerikanischen Militärsatelliten auf einer niedrigen Umlaufbahn ausgesetzt.
Hauptaufgabe des Satelliten wird die Ortung sowjetischer raketenbestückter Unterseeboote sein.
Das Aussetzen des Militärsatelliten innerhalb der rhein-zivilen deutschen Forschungsmission hat inzwischen eine Reihe von Protesten ausgelöst.
Polen.
Die Leitung der Verbotenen Gewerkschaft Solidarität hat gestern zu einer Woche des politischen Gefangenen vom 3. bis 10.
November aufgerufen.
Nach Angaben der Veranstalter soll mit der Aktion auf die schlechten Haftbedingungen der 363 politischen Gefangenen aufmerksam gemacht werden.
Während der Woche des politischen Gefangenen sollen in zahlreichen Kirchen Diskussionen und Messen abgehalten werden.
Indien.
Am ersten Jahrestag der Ermordung seiner Mutter hat Ministerpräsident Rajiv Gandhi heute einen Kranz an der Gedenkstätte für Indira Gandhi in Neu-Delhi niedergelegt.
Bis zu einer Million Menschen werden zu Gedenkkundgebungen in der indischen Hauptstadt erwartet.
Wegen befürchteter Terroranschläge extremistischer SIGs wurden die Sicherheitskräfte im ganzen Land in Alarmbereitschaft versetzt.
Indira Gandhi war vor einem Jahr von zwei ihrer SIG-Leibwächter ermordet worden.
Südafrika.
Bei Parlamentsnachwahlen in fünf Wahlkreisen hat die rechtsextreme Reformierte Nationale Partei gestern überraschend ihren ersten Parlamentssitz errungen.
Die Reformierte Nationale Partei erzielte ihren Erfolg in einem Wahlkreis der Industriestadt Saarlsburg im Oranje-Freistaat.
Die seit 37 Jahren regierende Nationale Partei von Präsident Botha gewann die übrigen vier Mandate.
Soweit die Nachrichten im Mittagsjournal.
Morgen ist ein Feiertag, Allerheiligen, einer der höchsten kirchlichen Feiertage.
Und weil es eben ein Freitag ist, bringt uns das auch ein langes Wochenende.
Die Frage jetzt, ob wir da mit einem typischen Friedhofswetter rechnen werden müssen, an Dr. Sabo von der Hohen Warte.
Ja, grüß Gott.
Nun, die Großwetterlage sieht derzeit so aus, dass sich das flache, aber doch ausgedehnte Mittelmeertief über den gesamten Alpenraum ausgedehnt hat.
Dementsprechend sehen natürlich auch die Wettermeldungen von 12 Uhr der Landeshauptstädte aus.
Wien bedeckt Regen, Bodennebel 4 Grad.
Eisenstadt bedeckt Regen 4°C, Linz bedeckt 4°C, Salzburg stark bewölkt 6°C, Innsbruck bedeckt Regen 7°C, Bregenz stark bewölkt 7°C, Graz bedeckt Regen 4°C und Klagenfurt bedeckt 6°C.
Bis morgen sollte dieses Mittelmeertief seinen Einfluss auf das Wetter in Österreich verlieren.
Das heißt, morgen einzelne Auflockerungen, doch weitgehend niederschlagsfreies Wetter, jedoch stark bewölktes, nebelig-trübes Wetter, also typisches Allerheiligenwetter.
Die Großwetterlage insgesamt stellt sich dann zum Wochenende hin doch recht markant um und zwar insofern, als dass sich über Nordeuropa ein wirklich kräftiges Tiefdruckgebiet ausbildet und an dessen Rückseite werden dann wirklich kühle bzw.
kalte Luftmassen Samstag, Sonntag gegen Mitteleuropa vorstoßen.
Das heißt am Samstag beginnende Wetterverschlechterung an der Alpen-Nordseite mit Niederschlägen.
Im Süden kann es etwas freundlicher sein, ansonsten starke Bewölkung.
Schneefallgrenze müsste sicherlich unter 1500 Meter sinken.
Auch am Sonntag Schwerpunkt des schlechten Wetters doch an der Alpen-Nordseite.
Im äußersten Westen und auch im Süden vielleicht einige sonnige Abschnitte.
Auf der anderen Seite dürfte es zumindest vorübergehend mit den Nacht- bzw.
Morgenfrösten vorbei sein.
Die Frühtemperaturen werden etwa zwischen 1 und 5 Grad liegen und die Tageshöchstwerte je nach Bewölkung 10 Grad vielleicht am Sonntag.
Im Süden ansonsten 4 bis 7 Grad.
Echt besser sollte es aufgrund unserer Unterlagen erst am Montag, Dienstag wieder werden.
Vielen Dank, Herr Dr. Sabo.
War vielleicht nicht anders zu erwarten, als dass das Wetter am Montag erst wieder besser wird.
Wir haben also ein Bilderbuch aller Heiligen, aller Seelenwetter vor uns.
Es ist jetzt genau zehn Minuten nach zwölf.
Unter dem reißerischen Titel »Sprengstoff im Wein« hat jetzt der im Frühjahr aufgeflogene Weinskandal eine neue Facette bekommen.
Diesmal geht es um die Entdeckung der verbotenen, weil gesundheitsschädlichen Gifte Natriumazid und Monoprom-Essigsäure als Konservierungsmittel für jenes Getränk, in dem angeblich die Wahrheit liegt.
Ob es sich nun um einen neuen Weinskandal handelt, der an die Ausmaße der Glykolaffäre heranreicht, oder bloß um ein Nachbeben, das ist derzeit nicht absehbar.
Fest steht, dass bisher 1000 Hektoliter mit verbotenen Zusätzen beschlagnahmt wurden und die deutschen Medien, von der Lokalpresse bis zum Fernsehen, wieder ausführlichst darüber berichtet haben.
Und selbstverständlich haben auch einige Kommentatoren der heute erschienenen Blätter des In- und Auslands die Weinpanscher aufs Korn genommen.
Die deutsche Bild-Zeitung etwa findet die Formulierung, erst Frostschutzmittel, jetzt Sprengstoff im Wein.
Haben es die Österreicher auf den Nobelpreis in Chemie abgesehen?
Kanzler Sinowatz hat vor sechs Wochen erst in Bild seine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Österreich nur noch absolut einwandfreien Wein liefert.
Jetzt müssen wir Angst haben, in die Luft zu fliegen.
Vom österreichischen Literaten Karl Kraus stammt das Wort, der Österreicher ist der einzige Mensch, der durch Schaden nicht klüger, sondern dümmer wird.
Kann das wahr sein, schreibt die Deutsche Bild-Zeitung.
Auszüge aus weiteren Pressekommentaren hat Hans-Christian Unger zusammengestellt.
Zum Schießen.
Diesen Titel hat Dieter Kindermann seiner Klosse in der Kronan-Zeitung gegeben und er geht vor allem auf die zu erwartenden Folgen der Entdeckung von sogenanntem Sprengstoffwein ein.
Der Weinskandal droht eine unendliche Geschichte zu werden, mit Schlagzeilen im Ausland, die den Neuaufbau unseres Weinexports fast unmöglich machen.
Es nützt also gar nichts, wenn wir vor dieser Realität die Augen verschließen und in die heurige Mentalität, es wird ein Wein sein und wir werden nie mehr sein, flüchten.
Es gibt nur noch eine Chance, eine Hoffnung, unser weltweites Weinpanscher-Image wieder loszuwerden.
Alle Verfehlungen müssen aufgedeckt und die Schuldigen hart bestraft werden.
Wie die Aufdeckung und die Kontrolle wirkungsvoller funktionieren könnte, damit beschäftigt sich Heinz Ambrosic in den oberösterreichischen Nachrichten.
Er will bei den inzwischen festgestellten Verbindungen zwischen dem Chemiehandel als Zulieferer der verbotenen Zusätze und den Weinbauern als Verwender einhaken.
Wenn die Chemie nicht hilft, müsste eigentlich zur letzten und wirksamsten Kontrollmaßnahme gegriffen werden, zur Steuerprüfung.
In welcher Chemiefirma immer ein Finanzbeamter auf nur leicht nach Abnehmen in der Weinbranche riechende Stoffe stößt, er müsste sogleich die Kellereiinspektoren mobilisieren.
Denn nur von der fiskalischen Seite her sind solche Gaunereien in den Griff zu bekommen.
Im Weg dabei, so Ambrosic, steht allerdings das strenge österreichische Steuergeheimnis.
Es durch Änderungen zu durchbrechen, ist politisch nicht machbar.
Das wäre nämlich der totale Kontrollskandal.
Der Kommentar in den Salzburger Nachrichten, mit dem Kürzel Stein gezeichnet, nimmt Landwirtschaftsminister Günther Heiden ins Visier.
Ihm wird, so nachzulesen, wie im Fall des Kohl-Skandals indirekt vorgeworfen, dass die Öffentlichkeit über die neue Affäre durch die Medien erfahren habe, ehe noch die Behörden darauf aufmerksam gemacht hätten.
Und dass erst der Krawall in der Bundesrepublik Deutschland eine Reaktion des Ministeriums ausgelöst hätte.
Die Frage, die der Autor am Schluss stellt.
Frostschutzmittel und Sprengstoffe mögen ja noch angehen.
Wie aber bringen wir dem Deutschen Tagesschau zu sehr bei, dass unser Wein nicht auch an Eds Schuld ist?
Und damit nach Deutschland, wo die Anschuldigungen wesentlich deutlicher formuliert werden.
Wie etwa in den Nürnberger Nachrichten.
Eine reine Katastrophe ist die Art, in der das Wiener Landwirtschaftsministerium nach den bösen Erfahrungen mit dem Diethylenglykol seine Informationspolitik betreibt.
Hatte doch einst die österreichische Regierung hoch und heilig versprochen, künftig unverzüglich Alarm zu schlagen.
Sehen die Leute an der Donau wirklich nicht, dass nur völlige Offenheit von Anfang an helfen kann?
Sie legen es ja fast schon darauf an, dass ihnen kein Mensch mehr glaubt.
Und die Frankfurter Abendpost zieht gar ein katastrophales Resümee.
Österreich hat nach dem neuerlichen Skandal als Herkunftsland für Wein endgültig abgewirtschaftet und deutsche Urlauber werden sich schaudernd abwenden, wenn man ihnen eine der Lagen des Landes kredenzen will.
Die Klosse in der Süddeutschen Zeitung hält die tagespolitischen Fragen im Weinskandal aus ihren Zeilen heraus und beschäftigt sich mit Grundsatzproblemen.
Sie geht auf das Wettrüsten zwischen den Chemikern im Weinkeller und den Chemikern in den behördlichen Untersuchungsstellen ein und vergleicht ihre Aktivitäten mit dem Wettlauf zwischen Hase und Igel.
Ein Problem, das, so die Süddeutsche, nicht nur auf Wein, sondern auf fast alle Lebensmittel zutrifft.
Um dann die Frage zu stellen, wieso trotz zunehmender Chemie im Essen mit ihren gesundheitlichen Folgen Tiere und Pflanzen aussterben, während sich der Mensch ständig vermehrt und auch sein Lebensalter steigt.
Die Antwort?
Es ist wohl nicht das fabelhafte Gehirn, das ihn so überlebenstüchtig macht, sondern seine Hochleistungsleber.
Die listige Natur ließ sie still nebenher wachsen, in der Erwartung, dass der Hirnverstand nicht ausreichen würde, die Selbstvergiftung des Menschen zu vermeiden.
Hans-Christian Unger wählte Ausschnitte aus Zeitungskommentaren zur neuen Affäre um österreichischen Wein aus.
Die Streiks- und Protestveranstaltungen der Studenten in den vergangenen Tagen und Wochen, vor allem jene an der Technischen Universität in Wien, haben die Öffentlichkeit auf behauptete Missstände an den Hochschulen aufmerksam werden lassen.
Von zu wenig Raum, fehlendem Gerät und einem Mangel an Lehrpersonal war dabei die Rede.
Aber auch von Versäumnissen des Ressorts von Wissenschaftsminister Fischer.
Auch in einer bei der Klubklausur der ÖVP-Abgeordneten veröffentlichten Resolution wurde scharfe Kritik an Fischer geübt.
Er vernachlässige sein Ressort wegen seiner anderen Aufgaben in der Regierungskoalition.
Heute Vormittag formulierten der Wissenschaftssprecher der Volkspartei Heinrich Neisser und Kultursprecher Erhard Bussek die Kritik der Opposition etwas ausführlicher.
Aus der ÖVP-Zentrale meldet sich dazu Wolfgang Wittmann.
Nach Ansicht der Volkspartei zeigen die zunehmenden Studentenproteste, dass Wissenschaftsminister Fischer überfordert ist.
ÖVP-Kultursprecher Erhard Busek prägt den Begriff, Fischer habe seine politische Halbwertszeit erreicht.
Wissenschaftsprecher Heinrich Neisser fordert, Fischer solle sich entscheiden, ob er lieber Wissenschaftsminister oder Funktionär der rot-blauen Koalition sein wolle.
Dies sei so Neisser durchaus als Rücktritts-Aufforderung der ÖVP und den Minister zu betrachten.
Der Wissenschaftssprecher der Opposition sieht Fischer in einer anderen Funktion besser aufgehoben.
Er wäre für mich, Dr. Fischer, der geborene Kanzleramtsminister.
Da kann er alles das machen, was er jetzt macht.
Troubleshooter für Koalitionsprobleme sein, Koordinator im Koalitionskomitee, juristischer Berater offensichtlich des Herrn Bundeskanzlers.
wie ich meine, nicht sehr erfolgreich, denn seine Beratungstätigkeit ist ja nicht immer mit dem besten Erfolg über die Bühne gegangen, wenn ich also etwa an die 8.
Dezember-Aktion vom Vorjahr denke und dergleichen.
Aber ich halte es wirklich unverantwortlich, dass jemand weiter Ressortminister ist, der für dieses Ressort keine Zeit hat und offensichtlich auch nicht bereit ist, mehr Zeit dafür aufzubringen.
In dem Umstand, dass Minister Fischer sich zu wenig um sein Ressort kümmere, sieht Neisser auch den Grund, dass es noch keine langfristigen Konzepte zur Bewältigung des Massenandranges an den Universitäten gebe.
Der Trend zur Massenuniversität sei durchaus voraussehbar gewesen, meint Neisser, es sei aber bei energischem Einsatz auch jetzt noch möglich, trotz der Studentenschwemme die Qualität der Ausbildung einigermaßen zu sichern.
Neben diesen Vorwürfen übt Neisser aber auch noch andere Kritik an Minister Fischer.
Ich habe aber auch meine gewissen Zweifel an der juristischen Qualität des Wissenschaftsministers.
Es gibt ein paar Dinge, die mich sehr nachdenklich stimmen.
Dass er seit Jahren das UOG, als dessen geistigen Vater oder Mitvater er sich selbst bezeichnet hat, verletzt, wenn er beispielsweise die Planstellen für außerordentliche Universitätsprofessoren nicht, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, im Wege der Universitäten ausschreibt, sondern zentral beim Bundesministerium.
was dazu führt, dass überhaupt jegliche Transparenz der Vergabe dieser Planstelle verloren geht.
So hat er in den letzten Wochen ein Beispiel gezeigt, das ich meine, mit den Grundsätzen eines Rechtsstaates unvereinbar ist.
Er hat dem Parlament eine Regierungsvorlage in einem FUSCH-Verfahren vorgelegt, mit dem die Ausbildung der Zahnärzte neu geregelt werden soll.
Diese Regierungsvorlage liegt im Parlament, sie ist nicht einmal noch im Ausschuss behandelt worden.
Sie wird allerdings bereits, und ich höre, das soll aufgrund einer unmittelbaren Anordnung von ihm erfolgt sein,
seit 1.
Oktober vollzogen.
Wenn das, meine Damen und Herren, Mode macht, dass man Änderungen, die man wünscht, noch bevor sie im Parlament beschlossen werden, schon vollzieht, dann kann man sagen, Rechtsstaat, gute Nacht.
ÖVP-Kultursprecher Busek forderte Minister Fischer auf, über der Situation an den Universitäten nicht die, wie er meint, katastrophale Lage der Museen zu vergessen.
Busek fordert ein Museumskonzept mit genauem Termin und Finanzplan, mehr Finanzhoheit der Museen, eine rasche Entscheidung über die Verwendung des Wiener Messepalastes und den Neubau einer internationalen Ausstellungshalle.
Und damit gebe ich zurück aus der ÖVP-Zentrale zum Studio des Mittagsschonals.
Reporter war Wolfgang Wittmann.
Heute ist Weltspartag.
Er hat lange nicht mehr den gleichen Ruf wie noch vor einigen Jahren.
Die jährlichen Zuwachsraten der Wirtschaft sind geringer geworden und damit auch der Kuchen, von dessen Verteilung das Sparverhalten der Menschen ja schließlich abhängt.
Nicht nur das, die Österreicher haben auch die Art, wie sie ihr Geld anlegen, geändert und das hat weitreichende Auswirkungen auf das, wie im Bankenjargon
Es heißt Geldkapitalbildung.
Dieses Wort schließt alle Arten von Geldanlagen ein, von Wertpapieren bis zum Eckzinssparbuch, von Lebensversicherungen bis zu Bausparverträgen.
Innerhalb dieser Möglichkeiten, Geld auf die hohe Kante zu legen, haben sich gewaltige Verschiebungen ergeben.
Und vieles davon ging zulasten dessen, was bisher eigentlich den Weltspartag ausmacht, nämlich des Sparens auf einem Sparkonto.
Hans Adler analysiert die aktuelle Situation.
Zunächst ein Blick auf das Umfeld im Geldapparat, also bei Banken und Sparkassen.
Das jetzt gültige Kreditwesengesetz, das, wenn es wahr ist, Mitte nächsten Jahres durch ein neues ersetzt werden soll, hat den Banken die Gründung von Filialen, die früher von der Bankenaufsicht im Finanzministerium genehmigt werden mussten, freigestellt.
Und damit hat ein Wettlauf begonnen, der sich sehr bald auf die Zinsen ausgewirkt hat.
Man hat mehr Zinsen für Einlagen angeboten und weniger für Kredite verlangt.
Dazwischen aber liegt der Gewinn der Banken und der ist seither immer im Grenzbereich des gerade noch erträglichen.
Also hat man über Anregung des damals gerade neu bestellten Finanzministers Franz Franitzki im Februar dieses Jahres eine sogenannte ordnungspolitische Vereinbarung getroffen, um den Zinsenwettbewerb wieder in den Griff zu bekommen.
Bei den Einlagen ist das anscheinend gelungen, bei den Krediten weniger.
Hier wird noch immer mehr oder weniger heimlich geschleudert.
Herr und Frau Österreicher aber haben in der gleichen Zeit, nicht zuletzt unter Anleitung der Geldinstitute, gelernt, dass man Geld nicht nur auf ein Sparbuch legen kann.
Man kann festverzinsliche Wertpapiere kaufen, wie Anleihen oder Pfandbriefe, und man kann, wenn man risikofreudiger ist, solche Papiere auch im Ausland erwerben.
Solange der Dollarkurs auf dem Weg nach oben war, haben viele Leute vor allem Dollarpapiere gekauft.
Jetzt ist er auf dem Weg nach unten und das wird sicher vielen Wertpapierbesitzern massives Kopfzerbrechen verursachen.
Und wer verkauft, hat nicht nur den Währungsverlust, sondern auch noch mit Abschlägen und Manipulationsgebühren zu rechnen.
Dennoch haben erstaunlich viele Leute heuer mit einem Blick auf die Zinsen, die im Ausland viel höher als in Österreich waren, ausländische Papiere gekauft und das Drumherum nicht ins Kalkül gezogen.
Auf diese Weise sind ungefähr 12 Milliarden Schilling ins Ausland gegangen.
Ein nicht unbeträchtlicher Aderlass für die heimische Geldwirtschaft.
Ein weiterer Platz für erspartes Geld ist vor allem heuer noch, denn nächstes Jahr wird ja die Förderung verringert, die Anlage in Genussscheinen.
Man hat für sie massiv Werbung betrieben und sogar mit Sonderrabatten zusätzlich Abnehmer gesucht.
In diese Papiere haben die Österreicher heuer, von Jänner bis September, 5,1 Milliarden Schilling gesteckt.
Die Steigerung gegenüber 1984 war damit rund 40 Prozent.
und zwar teilweise auf Kosten des Büchel- oder Brief- oder sonstigen Kontosparens.
Platz drei für die Geldanlagen waren die Aktien.
Die Wiener Börse hat heuer einen erstaunlichen Auftrieb erhalten.
Nicht nur, dass einige neue, interessante Aktien auf den Markt gebracht wurden, zuletzt jene des Schweizerischen Bankvereins, die gestern zum ersten Mal an der Wiener Börse notiert haben.
Eine Ankündigung einer steuerlichen Besserstellung der Aktien und einer Förderung des Kaufes neuer Aktien hat
nicht nur viele Ausländer als Käufer an die Wiener Börse gebracht, auch die heimischen Kunden waren interessiert.
Börsenumsatz in Wien, dem einzigen Börsenplatz in Österreich, von Jänner bis September 8,4 Milliarden Schilling, um 500 Prozent mehr als in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres.
Und schließlich der Anleihemarkt.
Er ist trotz sinkender Renditen, die seit dem Herbst vergangenen Jahres geringer geworden sind und jetzt bei 7,5% stehen, ebenfalls ein harter Konkurrent für die Kontogeldanlagen.
Insgesamt wurden heuer von Jänner bis Ende September festverzinsliche Wertpapiere für 546 Milliarden Schilling neu gezeichnet oder alte Papiere weiterverkauft.
Wie viel Spargeld sich die Banken und Sparkassen dadurch weggenommen haben, dass sie selbst eigene Anleihen aufgelegt haben, ist natürlich nicht herauszurechnen.
Denn sicher wird nicht das ganze Geld auf Sparerkonten gelegt, wenn die Besitzer keine Anleihen kaufen.
Jedenfalls zeigt die Statistik, dass die Österreicher
genauer als früher überlegen, was sie mit ihrem Geld machen.
Das beginnt damit, dass rund 80 Prozent aller Spareinlagen gebunden sind, mit Kündigungszeiten zwischen drei Monaten und fünf Jahren.
Nur etwas über 20 Prozent liegen noch zum Mindestzinssatz auf Eckzins-Sparbüchern.
Ende September 1985 haben Herr und Frau Österreicher jedenfalls 785 Milliarden Schilling auf Sparkonten aller Art liegen gehabt.
Zum Monatsultimo September 1984 waren es rund 735 Milliarden.
Das entspricht einer Steigerungsrate von 6,7 Prozent.
Davon muss man natürlich die Geldentwertung abziehen.
Das waren im September 2,9 Prozent.
Dann bleibt eine wirkliche Steigerungsrate von 3,8 Prozent übrig.
Der Lernprozess in Sachen Geldanlage ist für die Österreicher noch lange nicht zu Ende.
Immer wieder finden sich neue Sonderangebote der Banken auf den Plakatwänden oder werden an den Schaltern angeboten.
Dazu kommt ein deutlicher Trend der Institute zur Verrechnung von Gebühren für die verschiedenen Bankleistungen, weil man eben nicht den ganzen erwünschten oder notwendigen Gewinn in der Spanne zwischen Anlage und Kreditzinsen unterbringen kann.
schon aus Konkurrenzgründen.
Der Kunde muss also zunehmend auch diese Gebühren der Banken untereinander vergleichen, wenn er für sein Geld einen möglichst hohen Ertrag haben will.
Und schließlich die Zinsen.
Man ist sich unter den Bankfachleuten ziemlich einig, dass jetzt ein Tiefpunkt erreicht ist.
Weiter nach unten dürfte es nicht gehen.
Auch schon im Gespräch gewesene 7%-Anleihen wird es wahrscheinlich nicht geben.
Im Gegenteil, man versucht eher durch einen niedrigeren Ausgabekurs die jetzige Rendite von 7,5% wieder zu verbessern.
Für eine Steigerung der Zinsen sprechen sowohl die internationale Situation wie auch die Aktivitäten der österreichischen Nationalbank.
Nur das Wann ist eine offene Frage.
Die Österreicher sparen also anders.
Hans Adler berichtete zum Weltspartag.
Mit ihm am Mikrofon zu hören war Herbert Hutter.
Es ist jetzt 12.27 Uhr, drei Minuten vor halb eins und wir haben den Inlandsteil dieses Mittagsschornals sozusagen abgeschlossen.
Die Fixstarter in der noch verbleibenden Journalzeit sind zunächst einmal Auslandsthemen, nämlich die Hintergründe der gestrigen Freilassung von drei sowjetischen Geiseln im Libanon.
Eine Analyse der gestrigen Nachwahlen in Südafrika und die Frage, wie geht es in Italien nach der überstandenen Regierungskrise jetzt juristisch weiter in den Ermittlungen nach der Kapperung der Achille Lauro.
Im Kulturteil auf jeden Fall die Wiederentdeckung von einem der umstrittensten Autoren Japans, Yukio Mishima.
Zunächst aber noch ein Hinweis auf unser heutiges Abendprogramm.
Journal Panorama.
Der deutsche Schriftsteller und Philosoph Peter Sloterdijk gilt als enfant terrible in Sachen Philosophie und Vernunftkritik.
Sloterdijk, der vor allem durch sein Buch Kritik der zynischen Vernunft bekannt geworden ist, sprach beim diesjährigen Steirischen Herbst im Rahmen der Veranstaltungen der Steirischen Akademie, die heuer dem Generalthema Natur, Verlust und Aussöhnung gewidmet war.
Seine Überlegungen zum gegenwärtigen Verhältnis von Natur, Wissenschaft und Kunst nannte Slototejk eine kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung.
Die Ästhetische Moderne ist wesentlich ein radikaler ästhetischer Kopernikanismus.
Sie nimmt das Risiko der Dezentrierung, ich nehme diese Metapher sozusagen jetzt auch für andere Bereiche in Anspruch, also die Erde rückt aus dem Mittelpunkt, aber es gibt ein anderes aus dem Mittelpunkt Rücken, das jetzt
auf das ich jetzt Bezug nehme.
Dieser moderne ästhetische Kopernikanismus nimmt das Risiko der Dezentrierung mit Begeisterung auf sich.
Sie stürzt sich in das Abenteuer autonomer Konstruktionen, die nicht mehr von polymärischen Vorurteilungen belastet sind.
Und es ist keine Übertreibung, und nicht nur eine Übertreibung, wenn behauptet wurde, dass die Kunst des 20.
Jahrhunderts im Hinblick auf technische Errungenschaften und formale Freisetzungen ergebnisreicher war als die gesamte alte Kunstgeschichte Europas von Altamira bis Renoir und von Orpheus bis Wagner.
Der ästhetische Modernismus schreitet in dem Maße als kopernikanischer Konstruktivismus voran, wie er antiptolemäisch, kontraintuitiv und antitraditionell verfährt.
Die Welt muss also nach ihm mehr und mehr gedacht und entworfen und immer weniger gesehen und gehört werden.
ein Vortrag des deutschen Schriftstellers und Philosophen Peter Sloterdijk, heute Abend im Journal Panorama, etwa 18.30 Uhr, Programm Österreich 1.
Genau einen Monat nach ihrer Entführung sind gestern drei Angehörige der sowjetischen Botschaft in Beirut von ihren Entführern freigelassen worden und in die Botschaft zurückgekehrt.
Ein vierter zusammen mit ihnen am 30.
September entführter Sowjetdiplomat war schon zwei Tage danach ermordet worden.
Als Geiselnehmer hatte sich die Fundamentalistische Islamische Befreiungsorganisation zu erkennen gegeben.
Sie hatte mit ihrer Terroraktion, der ersten Entführung sowjetischer Diplomaten im Libanon überhaupt, erreichen wollen, dass die Angriffe pro syrischer Verbände auf syrisch-feindliche Moslemgruppen in der Hafenstadt Tripoli eingestellt würden.
Die Islamische Befreiungsorganisation sah sich aber bald alleingelassen.
Zuletzt hatte sogar der Führer der Khomeini-freundlichen Moslems, der sogenannten Hezbollah, die Freilassung der Geiseln gefordert.
Die Machtprobe mit Syrien und dessen großen Partner im Hintergrund haben die Terroristen jedenfalls verloren.
Offen bleiben muss die Frage, welche Rückschlüsse diese von Syren durchgesetzte Freilassung der drei Russen auf das Schicksal der anderen im Libanon verschollenen Ausländer zulässt.
Insgesamt sind es ja mindestens elf ausländische Geiseln, darunter Amerikaner und Franzosen, für deren Freilassung offenbar nicht genug Druck erzeugt werden kann.
Hören Sie mehr von Marcel Pott.
Barfuß, unrasiert, erschöpft und ein wenig abgemagert, aber sonst offenbar in guter physischer Verfassung.
Erschienen gestern Abend drei der vor einem Monat verschleppten sowjetischen Diplomaten vor den Toren der russischen Botschaft in West-Berut und meldeten den dort wachhabenden drussischen Milizionären, sie seien soeben nur 150 Meter vom Kanzleigebäude entfernt freigelassen worden.
Wirtschaftsattaché Valery Mirkov, Presseattaché Oleg Sperin und Botschaftsarzt Nikolai Sversky haben anscheinend ihre vierwöchige Gefangenschaft relativ unbeschadet überstanden.
Denn unmittelbar nach ihrem Eintreffen feierten sie mit ihren erleichterten Botschaftskollegen eine Whisky- und Wodka-Party.
Die Freigabe der sowjetischen Diplomaten folgte auf intensivste diplomatische Bemühungen des Kreml, dessen Prestige in der arabischen Welt durch diese Affäre bedroht schien.
Gerade in den letzten Tagen hatte sich die Jagd auf die Entführer im muslimisch beherrschten West-Beirut entscheidend ausgeweitet.
Moskau-freundliche Drusenkämpfer, schiitische Amal-Militionäre und syrische Spezialisten vom militärischen Geheimdienst durchkämpften Haus für Haus alle Zirkel in den südlichen Slumstädten West-Beiruts, denn dort vermutete man den Unterschlupf der Menschenräuber, die angeblich aus den Reihen muslimischer Fundamentalisten stammen.
Offensichtlich sahen sich die Entführer schließlich eingekreist
und entließen ihre russischen Gefangenen notgedrungen in die Freiheit.
Dies geschah nur 48 Stunden nachdem General Kanaan, der Chef des militärischen Geheimdienstes der Syrer im Libanon, persönlich in West-Beirut eintraf, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Denn auch und vor allem das Ansehen Syriens als der entscheidenden Kontrollinstanz im Libanon stand in dieser Angelegenheit auf dem Spiel.
Moskau übte Druck auf seinen engsten Verbündeten Arabiens in Damaskus aus.
Die Syrer wiederum ließen ihre Beziehungen zum Iran spielen, der sogar eine Kommission nach Beirut schickte, um bei der Suche nach den Kidnappern mitzuhelfen, die, wie man glaubt, zu den Anhängern Ayatollah Khomeinis gehören.
Bewiesen allerdings ist dies nicht.
Eine Gruppe namens Islamische Befreiungsorganisation hat die Verschleppung der sowjetischen Diplomaten wie auch ihre Freilassung für sich reklamiert.
Diese bisher unbekannte Fraktion begründete seinerzeit die Entführung der russischen Spione, wie es wörtlich hieß, mit der Forderung, Moskau solle Druck auf Syrien ausüben, mit dessen Unterstützung in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli im September pro-syrische Milizen ihre islamischen Glaubensbrüder abschlachteten.
Sie unterstrichen ihre menschenverachtende Entschlossenheit mit dem Mord an Konsulatsattaché Arkady Katkov, der zwei Tage, nachdem er zusammen mit drei Kollegen entführt worden war, erschossen aufgefunden wurde.
Ein Telefonbericht von Marcel Pott aus Beirut.
In fünf Wahlkreisen Südafrikas haben gestern Nachwahlen zum Parlament stattgefunden.
Und obwohl es nur um die Neubesetzung von fünf der über 160 Parlamentssitze ging, kam diesen Wahlen doch großes Gewicht als Politbarometer im Land zu.
Es ging um die Frage, wohin die weißen Wähler tendieren.
In Richtung auf mehr Reformen?
Oder ob die Wähler eher jenen ihre Stimme geben, denen selbst der magere Reformkurs Botas zu weit geht?
Nun ein erster Wahlkommentar eines südafrikanischen Politikwissenschaftlers war, Präsident Botha wird es schwer haben, aus den Ergebnissen der Nachwahlen ein Mandat für Reformen herauszulesen.
Hören Sie mehr von Roland Haug.
Die Nachwahlen in fünf südafrikanischen Stimmbezirken endeten mit einer Überraschung.
Zum ersten Mal gelang es der rechtsextremistischen, offen rassistisch auftretenden HNP, einen Parlamentssitz zu erringen.
Der Kandidat der 1.
Nationalen Partei, zu Deutsch der wiederhergestellten Nationalen Partei, gewann in der Industriestadt Sasselburg knapp gegen den Vertreter der regierenden Nationalen Partei, NP.
In den vier anderen Wahlkreisen, Springs, Bethlehem, Fribourg und Portnertal konnte sich die nationale Partei des Peter Willenbutter gegen starke Konkurrenz behaupten.
Die 1982 von der Regierungspartei abgesplitterten, sehr weit rechts stehenden Konservativen des Andris Brönig haben bei den Nachwahlen zwar keinen Sitz erringen können,
Es fällt aber auf, dass sich, verglichen mit den allgemeinen Wahlen von 1981, der Stimmenvorsprung der Nationalen Partei zugunsten der Erdkonservativen und Rechtsextremisten verringert hat.
Lediglich im englischsprachigen Port Natal am Indischen Ozean ging der Kandidat der Nationalen Partei, Innenminister Stoffel-Butter, mit beträchtlichem Vorsprung durchs Ziel.
Staatspräsident Butter hat sich offiziell befriedigt über den Wahlausgang geäußert.
Butter sagte, unter weißen Südafrikanern wachse die Opposition gegen Versuche von außen, seinem Land vorzuschreiben, was es zu tun und was es zulassen habe.
Ganz glücklich kann Peter Willem Butter über das Ergebnis der Nachwahl aber dennoch nicht sein.
Denn auf die mit ihm konkurrierenden rechtsextremistischen Gruppierungen
Die konservative und die rassistische Nationale Partei entfiel in 23.700 Stimmen.
Seine seit 1948 unangefochten Regierende im Weißen Südafrika als festgefügte Institution geltende Nationale Partei vermochte hinter sich nicht mehr als 27.000 Wähler zu scharen.
Bei diesen Nachwahlen wurden nicht nur ideologische Fragen wie die Abschaffung einiger Apartheit-Gesetze ins Visier genommen.
Es ging auch um die nicht mehr zu stoppenden Unruhen im Lande und, daraus sich ergebend, um die Alltagsnöte des einfachen Buren und Englischsprechenden.
Diese haben inzwischen mitbekommen, dass sie nicht mehr in einem narren Paradies zur Weise leben.
Viele wollten der regierenden Nationalen Partei wegen deren dilettantischer Wirtschaftspolitik eine Abreibung verpassen und rückten nach rechts.
Die nationale Partei war häufig in die Defensive geraten.
Sie beherrte aber auch ihre Politik, die sie selbst als Reformkurs versteht.
Ihre Wahlredner und Kandidaten bezeichneten diese Politik als die einzig mögliche Lösung für die Probleme des Landes.
Die rechtsextremistischen Parteien sind voll dagegen angegangen.
Sie beschuldigten die Regierung in Pretoria, bei den Schwarzen falsche Erwartungen erweckt zu haben.
Den Weißen wird er zudem kräftig in die Tasche gelandt,
Sie, die weißen Südafrikaner, hätten für einen Sicherheitsapparat und für grandiose Projekte zu bezahlen, die nicht durchführbar seien.
Die rechtsextremistische HNP, die jetzt zum ersten Mal in die Volksvertretung der Weißen einzieht, hatte sich vor 16 Jahren von der Nationalen Partei getrennt, weil er dies in der Rassenfrage zu kompromisslerisch erschien.
Bei ihrer Wahlkampagne hatte die Herstechter Nationale Partei jetzt vor allem gegen die geplante Abschaffung der mittelalterlich anmutenden Sexgesetze polemisiert.
Das aus dem Jahre 1957 stammende Gesetz gegen die Unmoral verbietet sexuelle Beziehungen zwischen Angehörigen verschiedener Rassen.
1984 kamen landesweit immerhin 207 Menschen in den Verdacht, der verbotenen Liebe nachgegangen zu sein.
Die Handelsgesetze am heißen Laken, das war in den vergangenen Jahren eher die Ausnahme als die Regel.
Dennoch wurden seit 1957 über 9.000 Menschen vor Gericht gestellt.
Mindestens 16 Leute hatten Selbstmord verübt, weil sie mit dem Brandmal, das man ihrem Delikt in der Burenrepublik zumaß, nicht mehr leben konnten.
Es beunruhigt die Verlachte, das ist die aufgeklärt denkende Öffentlichkeit in Südafrika, dass man mit pharisäisch lüsternen und bösartigen Reden, die die Abschaffung dieser Rassengesetze aufs Korn nehmen, wieder Wähler stimmen.
12.39 Uhr zurück nach Europa, aber zu einem der aktuellen Hauptthemen der Weltpolitik überhaupt.
Morgen am 1.
November entscheidet die niederländische Regierung, ob sie den NATO-Nachrüstungsbeschluss verwirklichen will und der Stationierung von 48 amerikanischen Marschflugkörpern auf holländischem Territorium zustimmt.
Diese Zustimmung war vom niederländischen Kabinett im Juni des Vorjahres davon abhängig gemacht worden, wie viele SS-20 Mittelstreckenraketen die Sowjetunion Anfang November aufgestellt hat.
Sollten es mehr als im Juni 1984 sein, dann werde nachgerüstet, hieß es.
Heute, also praktisch am Vorabend der niederländischen Nachrüstungsentscheidung, der heftige Proteste von Atomwaffengegnern vorangegangen waren, heute wurde nun bekannt, dass Moskau bis zur letzten Minute versucht, die niederländische Regierung zu beeinflussen und zum Nachrüstungsverzicht zu bewegen.
Laut Meldungen aus den Niederlanden wurde Regierungschef Lübbers gestern vom neuen sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai Ryzhkov zu einem Gespräch über Mittelstreckenraketen eingeladen.
Mehr über dieses spektakuläre Gesprächsangebot im letzten Augenblick von Günter Fieten aus Den Haag.
Der Premierminister der Sowjetunion Ryzhkov scheint Brut Lübbers, den Premierminister der Niederlande, zu einem persönlichen Gedankenaustausch über den Rüstungswettlauf nach Moskau eingeladen zu haben.
In den Niederlanden schenken die Medien dieser Meldung heute große Aufmerksamkeit, obgleich das Amt des hiesigen Regierungssprechers nicht einmal den Empfang des mysteriösen Einladungstelegramms bestätigen will.
Morgen entscheidet das Kabinett, NATO-Mittelstreckenraketen in Holland, ja oder nein.
Die Meldung über das Einladungstelegramm, das dem hiesigen Regierungschef durch den sowjetischen Botschafter Imhak Blatow übermittelt worden sei,
war zunächst durch den führenden Mann der holländischen Neoliberalen Hans van Mierlo in die Welt gesetzt worden.
Van Mierlo, ein früherer Verteidigungsminister, unterhält Beziehungen zu einem angesehenen Geschäftsmann, der seit geraumer Zeit auf Privatebene zwischen Kreml, Kreisen und Politikern der Niederlande vermittelt und schon mehrfach Tauwettervorhersagen aus Moskau mitgebracht hat.
Es handelt sich um den Kaufmann Ernst van Echen.
Die Van Echens gehörten ab dem 17.
Jahrhundert zu den Patriciern von Amsterdam.
Sie sind schon immer im Russlandhandel bewandert gewesen.
Van Echen, eine imposante Persönlichkeit in den 60er-Jahren, hatte gestern Abend im Gesamtprogramm des niederländischen Fernsehens erklärt, ihr sei bei der Abfassung der Einladung an den Regierungschef seines Landes in Moskau persönlich anwesend gewesen.
Die Führung der Sowjetunion wolle die Mauer des Misstrauens durchbrechen und mit den Männern im Haag zu einem vernünftigen Arrangement kommen.
In ersten Reaktionen empfehlen Oppositionspolitiker der Regierung, die Einladung nicht auszuschlagen, wenn sie sich als seriös erweise.
Ex-Verteidigungsminister Van Mierlo, Mitglied des Hager-Senats sowie Spitzenkandidat der Neoliberalen für die kommenden Wahlen, glaubt nicht, dass das Kabinett von seiner morgigen Stationierungsentscheidung abzurücken braucht.
Das Einverständnis mit der Aufstellung amerikanischer Atomwaffen in Holland müsse ja nicht unbedingt zeitlich bindende Zusagen enthalten.
Ein tunangebeter Mann der sozialdemokratischen Fraktion, Klaas de Vries, erklärte, wenn es zu einem wirklichen Dialog zwischen Den Haag und Moskau kommen sollte, dann bekommt der Christdemokrat Lübbers einen Blumenstrauß und eine Kiste Zigarre von der Partei.
Das bisherige Zögern Hollands in der Stationierungsfrage war immer als Angebot an Moskau gedacht.
Wenn ihr endlich mit der Raketenrüstung aufhört, werden wir nicht stationieren.
In zwei persönlichen Schreiben an Premierminister Lübbers hat Michael Gorbatschow hervorgehoben, dass die Sowjetunion die Raketenbestückung westlich des 80.
Breitengrads auf den Stand von vor anderthalb Jahren zurückschraube.
Damals waren in der USSR 378 FS-20 Raketen stationiert.
Heute sollen es nach Angaben der US-Luftwaffe und der CIA jedoch 441 sein.
Die Russen betonen, dass ihre Basen an den Asienflanken des Landes Westeuropa nicht bedrohten und daher nicht mitgezählt werden sollten.
Diese Auffassung wird in einem soeben erschienenen Gutachten des Friedensforschungszentrums der Katholischen Universität Nürnbergen als berechtigt dargestellt.
Bislang hält der Hague Eisen an seinen Beschlüssen fest und morgen ist der entscheidende Tag.
Lübbers hat jedoch immer wieder gesagt, wir werden jedes Signal aus Moskau, das uns vor dem 1.
November erreicht, in unsere Überlegungen einbeziehen.
Und noch vor wenigen Tagen erklärte der Premierminister auf einer Massenkundgebung der Friedensbewegung gegen die Raketen, er habe seit anderthalb Jahren auf ein solches Zeichen gehofft und dafür gebetet.
Ein überraschender Vorstoß Moskaus in Sachen NATO-Nachrüstung.
Morgen sollen die Niederländer darüber entscheiden, ob sie amerikanische Marschflugkörper auf ihrem Territorium stationieren.
Der italienische Ministerpräsident Bettino Craxi wird voraussichtlich noch heute mit Staatspräsident Francesco Cossiga ein offizielles Gespräch über die Weiterführung seiner Regierung führen.
Er dürfte dabei den Staatspräsidenten über seine Absicht unterrichten, die wegen der Achille-Lauro-Affäre zerbrochene Fünf-Parteien-Koalition unter seiner Führung wiederherzustellen.
Und zwar nach allen vorliegenden Berichten auch personell in völlig identischer Zusammensetzung.
Auch Verteidigungsminister Spadolini ist wieder dabei.
Die Kritik des Republikaners an der für ihn zu palästinensernahen Nahost-Politik der Sozialisten-Kraxi hatte ja zum Bruch der Fünfer-Koalition geführt, zur ersten Regierungskrise in Italien aus außenpolitischen Gründen.
Wir gehen aber jetzt, auch nach der politisch offenbar durchgestandenen Freilassung des Palästinenser Führers Abu Abbas, die Ermittlungen im Fall der Achille-Lauro-Entführung weiter, Alfons Thalmer berichtet.
Die Untersuchung des Falles Achille Lauro hat zunächst mit einem typisch italienischen Zuständigkeitsstreit zwischen den Landesgerichten und Staatsanwaltschaften von Genoa, Rom und Syracuse, aus Sizilien, begonnen.
Jede dieser drei Gerichtsbehörden hat auf eigene Faust Verhöre, Verhaftungen und Haftbefehle in die Welt gesetzt.
Die vier in der Nacht der dramatischen Verfolgung des ägyptischen Flugzeuges durch die vier amerikanischen Kampfmaschinen
festgenommenen palästinensischen Terroristen sind dennoch von Anfang an in einem maximal abgesicherten Gefängnis in Norditalien untergebracht worden.
Die Staatsanwaltschaft in Genua hat zwei illegal seit längerem in Italien lebende Araber, trotz verschiedener Reisepässe wahrscheinlich Palästinenser, festgenommen, in denen mit ziemlicher Sicherheit die Organisatoren nicht nur des Anschlags gegen das italienische Schiff,
sondern auch von einem halben Dutzend Attentaten und Personenentführungen auf dem italienischen Territorium vermutet werden.
Aufgrund eines römischen Haftbefehls wurde ein dritter Palästinense verhaftet, der seit längerem in der Hauptstadt Italiens eine Untergrundbasis der Terroristen geleitet hat, von der aus die ersten Vorbereitungen für den Überfall auf die Achille Lauro ausgegangen sein sollen.
Obwohl zweifellos ein Netz von Palästinensern, das in vielfacher Verbindung zu Arafat und zu seiner PLO steht, im Vordergrund der Untersuchung ist, führen Querverbindungen auch zu den iranischen und libyschen Untergrundgruppen von Rom,
die wahrscheinlich sich immer wieder der Kontrolle der italienischen Sicherheitsorgane durch die Benützung von Extraterritorialen unter dem Diplomatenschutz stehenden, in weiten Parklandschaften versteckten Luxusvillen entziehen.
Das weist darauf hin, dass die arabischen Terrororganisationen die italienische Außenpolitik gegenüber ihren Ursprungsländern
nicht honorieren, sondern die für sie günstigen Begebenheiten in Italien für ihre terroristische Tätigkeit ausnützen.
Der von der Sizilianischen Staatsanwaltschaft erlassene Haftbefehl gegen den Leiter der bewaffneten PLO-Gruppen Abu Abbas und dessen Bestätigung durch das Höchstgericht in Rom, das aber zugleich auch die ganze Untersuchung ab heute beim Landesgericht in Genua konzentriert hat, um den Kompetenzstreit zu beendigen, hat einen weiteren Schatten auf die Palästinenser Organisation Arafat geworfen.
Diese Orientierungen der gerichtlichen Untersuchungen haben also dazu beigetragen, dass in dem programmatischen Dokument, mit dem die Regierungskrise beendet worden ist, Außenminister Andreotti auf Wunsch des Verteidigungsministers Spadolini und nach der Vermittlung des Ministerpräsidenten Craxi die Formel akzeptieren musste, wonach Italien die WLO nur dann als Verhandlungspartner bei den Friedensbemühungen im Nahen Osten hinnehmen könne,
wenn Arafat und seine Organisation sich eindeutig von jedem Zusammenhang mit Terror und Gewalt effektiv distanzieren.
Alfons Dallmer aus Rom.
Wie wir bereits gestern im Abend-Journal berichtet haben, hat die Salzburger Landesregierung mit Bescheid vom 21.
Oktober die Oper Tosca von Puccini für Kinder unter 10 Jahren verboten.
Da, so die Begründung, die Szene zwischen Cavaradossi und Tosca im ersten Akt der Oper für die seelische und sittliche Entwicklung Minderjähriger schädlich sein könnte.
Der folgende Beitrag von Eva Halus über die weiteren Entwicklungen nach diesem Tosca-Verbot beginnt mit einem Ausschnitt aus der von der Jugendschutzkommission inkriminierten Stelle der Puccini-Oper.
Ich schwöre es dir, mein Lieber!
Geh!
Geh nicht weiter!
Geh noch weiter!
Nein, nicht weiter!
Vor der Dame!
Geh nicht weiter!
Das also ist jener Abschnitt, der das Interesse und den Ärger der Landesschulinspektion geschürt hat.
Nachdem Cavaradossi seine eifersüchtige Freundin Tosca von seiner Treue überzeugt hat, will die Sängerin noch einen Kuss von ihm.
Davante la Madonna, vor der Madonna, fragt Cavaradossi, e tutto buona, sie ist so gütig, besänftigt in Tosca.
In Erinnerung ist mir diese knappe Szene vor allem dadurch, dass sie in der Salzburger Inszenierung eben nicht vor der Madonna, sondern vor dem unvollendeten Matalena-Bild spielt.
Und die leidenschaftlichen Liebesversicherungen, von denen die Kommission im Theater Inhalt schreibt, finden wohl in Puccinis Musik nicht aber auf der Bühne statt.
Die Landesschulinspektion war also gar nicht gütig, sah einen schädigenden Einfluss auf die geistige, seelische und sittliche Entwicklung Minderjähriger und befürchtet eine verrohende Wirkung.
Begutachtet wurde die Oper übrigens von einer Unterkommission der Filmkommission, die sich seit Mai dieses Jahres alle Produktionen des Landestheaters in Bezug auf Gefährdung der Jugend anschaut.
Ihre Mitglieder wechseln.
Es sind vor allem Schulinspektoren und Schulpsychologen.
Sie wollten jedoch zu ihrem Bescheid nicht ausführlich Stellung nehmen.
Der Leiter der Abteilung für Gesundheitswesen und für Wohlfahrtswesen, Hofrat Edgar Vogelsang, ist mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden.
Er hat verfügt, dass jetzt die Oper Tosca noch einmal durch einen anderen Beirat begutachtet wird.
Also der Beirat wird jetzt für diese Oper anders zusammengesetzt.
Und dann werden wir sehen, wie die Entscheidung dieses Beirates ist, ob der auch 14 ist oder ob er überhaupt sagt, jugendfrei.
Das heißt, es ist bereits in die Wege geleitet.
In Zukunft soll derart vorgegangen werden, dass das Theater selbst der Kommission mitteilt, für welches Alter es ein Stück für geeignet hält.
An eine grundsätzliche Neubesetzung der Kommission ist jedoch nicht gedacht.
Hofrat Vogelsang meint, dass ein allgemeines Theaterverbot für Kinder nicht drohe.
Es ist keine Frage, wenn Sie heute hergehen und sagen, das ist doch ein Bestandteil der Weltliteratur oder das ist ein Oper aus der Welt der Oper, die müsste man doch auch ab sechs freigeben.
Ich stimme also völlig mit Ihnen überein.
Nur im Gesetz steht, und ich habe ja die Aufführung der Oper noch gesehen, im Gesetz steht auch drinnen, dass die Art, nicht nur der Inhalt, sondern die Art der Darstellung zu beachten ist.
Und da nehme ich an, dass die Herren von Bayroth sich gestoßen haben an der Art, sicherlich nicht am Inhalt.
Im Augenblick jedoch machen Eltern sich strafbar, die ihr neunjähriges Kind in die Salzburger Tosca mitnehmen.
Ob der Bescheid der neuen Kommission noch heute vorliegen wird, ist zu bezweifeln.
Die letzten beiden Vorstellungen finden heute und Samstag statt.
Puccinis Tosca bekommt in Salzburg also eine zweite Chance, vielleicht doch ganz jugendfrei zu werden.
Eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten des modernen Japan wird wiederentdeckt.
Der Schriftsteller Yukio Mishima, der 1970 durch eine Art Harakiri freiwillig aus dem Leben schied.
Mehrere Bücher Mishimas werden in deutscher Übersetzung neu aufgelegt und nächste Woche kommt ein Film nach Österreich, der Leben und Werk Yukio Mishimas in neuer, ungewohnter Sicht beleuchtet.
Der Streifen Mishima stammt vom Amerikaner Paul Schrader, der bisher mit Streifen wie Ein Mann für gewisse Stunden und Cat People auf sich aufmerksam machte.
Im folgenden Beitrag informiert Hans Langsteiner über Yukio Mishima und den Film über ihn.
25.
November 1970.
Der erfolgreiche japanische Starautor Yukio Mishima zelebriert auf dem Höhepunkt seiner Karriere öffentliche Selbstvernichtung.
Mit einer kleinen Privatarmee aus kaisertreuen Fanatikern besetzt er das Armeehauptquartier in Tokio, nimmt den dortigen General gefangen, hält vom Balkon des Gebäudes eine flammende, gleichwohl erfolglose Rede für die klassischen Ideale und rammt sich dann, assistiert von einem Studenten, ein altes japanisches Kampfschwert in den Bauch.
Nach zwei misslungenen Versuchen gelingt es dem Helfer, den blutüberströmten Mishima schließlich zu enthaupten.
Das war's.
Tschüss.
So spektakulär endete ein Autor, der jetzt allenthalben wiederentdeckt zu werden beginnt.
Yukio Mishima.
Romanschriftsteller, Homosexueller und elitbewusster Rechtsaußen der japanischen Literatur.
In seinen Büchern, etwa in der jetzt wieder aufgelegten Trilogie Schnee im Frühling, beklagt der traditionsbewusste Mishima die Verwestlichung seines Landes.
Entwirft todessüchtige Theorien vom Einklang körperlicher Schönheit und künstlerischer Vollendung.
und bekennt sich immer wieder offen zu seiner Homosexualität, etwa im autobiografischen Band »Geständnis einer Maske«, daraus eine Stelle über die sadistisch-sexuelle Faszination, die ein Bild des heiligen Sebastian auf den jungen Mishima ausübte.
Seine weiße, makellose Nacktheit leuchtet vor dem dämmerigen Hintergrund.
Die Pfeile haben sich in das gespannte und atmende junge Fleisch gebohrt und verzehren den Leib von innen her mit den Qualen der äußersten Agonie und Ekstase.
Als ich an jenem Tag das Bild betrachtete, durchzugte mich eine heidnische Freude.
Meine Hände begannen sich vollkommen unbewusst auf eine Weise zu bewegen, die sie nie gelernt hatten.
Im Film Mishima, den der Amerikaner Paul Schrader jetzt über Mishimas Leben und Werk gedreht hat, kommt diese Stelle auch vor, und zwar beinahe wörtlich.
Der Streifen wird nicht synchronisiert, sondern läuft im untertitelten japanisch-englischen Original.
Sie hören also die Stimme von Roy Scheider.
The white matchless beauty of the youth's body hung against a dark tree trunk.
His hands tied by thongs.
I trembled with joy.
My loins swelled.
My hand unconsciously began a motion it had never been taught.
Mishima erzählt die Biografie des umstrittenen Dichters nicht geradlinig nach, sondern vereint in einer komplexen und verweisreichen Konstruktion zur Musik des Minimal Musicers Philip Glass äußere Lebensdaten und innere Leitmotive.
Rahmenhandlung sind die Ereignisse des 25.
November 1970, Mishimas rituelle Vorbereitungen auf seinen Freitod, sein missglückter Miniputsch, sein Tod durch Seppuku.
Darin eingebettet sind, in kontrastierendem Schwarz-Weiß, Episoden aus Mishimas Jugend.
Und die wiederum werden ergänzt und durchbrochen von drei Erzählungen Mishimas, die Regisseur Schrader in bewusst künstlichen Studiobauten und grellen Plastikfarben in Szene gesetzt hat.
Schrader über sein Regiekonzept
Das Leben eines Schriftstellers zu verfilmen ist besonders schwer, weil sie seine Arbeit nicht herzeigen können.
Ein Komponist kann seine Musik vorführen, ein Maler seine Bilder, aber ein Dichter?
Höchstens, dass er seine Bücher herzeigt.
Man muss also in seine Fantasien und Projektionen einbringen und da gibt es seinen großen theatralischen Tod.
Und schließlich durchdringt seine Biografie diese beiden anderen Ebenen.
Die Ebene seiner Romane und die Ebene seines bühnenreifen Todes.
Schrader, wie viele zeitgenössische Intellektuelle Amerikas und Frankreichs, von rechtsphilosophischen Gedanken gewiss nicht unbeeindruckt, überträgt die Faszination und den Skandal Yukio Mishima auf die Leinwand, ohne eine restkritische Distanz ganz aufzugeben.
Sein Streifen, komplex, kontroversiell und alles andere als kommerziell, zählt zu den wichtigsten Filmen dieses Kinojahres.
Mishima, der Film kommt nächste Woche nach Österreich.
Im Mittagsschanal jetzt die Schlussnachrichten.
Österreich.
Jelena Bonner, die Frau des sowjetischen Dissidenten Andrei Sakharov, soll heute aus Moskau in Wien eintreffen.
Frau Bonner war nicht in der zu Mittag in Wien gelandeten Maschine der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot.
Möglicherweise wird sie am Nachmittag mit der Maschine der Austrian Airlines nach Wien kommen.
Die Ist-Gehälter der 160.000 Industrieangestellten werden um 4,75 Prozent erhöht.
Die Kollektivvertrags-Gehälter steigen durchschnittlich um 5,8 Prozent.
Niedrigere Einkommen von Industrieangestellten werden mehr angehoben.
Die Vereinbarung tritt morgen in Kraft.
Die ÖVP nimmt ihre jüngsten Streiks an der Technischen Universität Wien zum Anlass für Kritik an Wissenschaftsminister Heinz Fischer.
ÖVP-Wissenschaftsprecher Neisser erklärte, die Studentenproteste hätten gezeigt, dass Fischer überfordert sei.
Der Minister werde sich entscheiden müssen, ob er weiterhin sein Ressort leiten oder Funktionär der rot-blauen Koalition werden wolle.
Dies sei durchaus als Rücktritts-Aufforderung zu werten, betonte Neisser.
Im Zusammenhang mit dem Weinskandal wurden heute zwei weitere Verhaftungen bekannt.
Nach Angaben der niederösterreichischen Sicherheitsdirektion ist der Wein- und Sektproduzent Erwin Klenkhardt aus Rackendorf im Bezirk Genserndorf wegen Betrugsverdachtes in das Kreisgericht Korneuburg eingeliefert worden.
Der zweite Verhaftete ist Diplomingenieur Walter Dörlinger aus Seiring.
Er wird verdächtigt, Kunstwein erzeugt zu haben.
Die KPÖ wird ihren Mitgliedern und Anhängern empfehlen, bei der Wahl des Bundespräsidenten ungültig zu stimmen.
Der KPÖ-Vorsitzende Franz Muri gab dies heute vor Vertretern der Presse in Wien bekannt.
Muri begründete die Ablehnung der Kandidaten der beiden Großparteien mit Angriffen auf die SPÖ und die ÖVP.
Aus der Südsteiermark wird ein Bankraub gemeldet.
In Heimschuh im Bezirk Leibniz überfiel heute kurz nach 8 Uhr ein unbekannter Mann die Filiale der Raiffeisenkassen, bedrohte den Kassier mit einer Pistole und flüchtete mit einer Beute von etwa 50.000 Schilling.
Der Kassier war zum Zeitpunkt des Überfalls allein im Kassenraum.
Jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Zunächst strichweise Regen, später allmähliche Wetterberuhigung und Bewölkungsauflockerung von Westen her.
Und damit, meine Damen und Herren, geht das Mittagsjournal zu Ende.
Werner Löw verabschiedet sich, auch im Namen von der Redaktion und Technik.
Einblendung: Szenenausschnitte, Textausschnitt, Filmmusikausschnitte von Philip Glass, Regisseur Schrader
Mitwirkende:
Langsteiner, Hans [Gestaltung]
, Schrader, Paul [Interviewte/r]
, Scheider, Roy [Interpret/in]
Datum:
1985.10.31 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten