Mittagsjournal 1984.03.06

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Louis Glück begrüßt Sie beim Mittagschanal.
    Auch heute ist der Ministerrat keine Faschingssitzung und deshalb wollen auch wir ernst bleiben und den Faschingsdienstag beruflich einen Spaß machen, überlassen ihn vielleicht auch anderswo.
    Wir berichten also über die Pressekonferenz von Bundeskanzler Sinowaz nach der Regierungssitzung der Tunusmäßigen am Dienstag, aber über die Themen, die dort besprochen wurden, kann ich derzeit noch nichts sagen.
    Heute geht der einwöchige USA-Besuch von Bundespräsident Kirchschläger zu Ende.
    Wir ziehen eine Bilanz.
    Nach der ersten Wiener Herztransplantation gehen wir der Frage nach, welche Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Immunmittel den aktuellen Boom bei Herztransplantationen ermöglicht haben.
    Die Abwehrreaktionen des Körpers gegen ein neues Organ konnten in letzter Zeit stark reduziert werden.
    Aus Anlass des iranischen Vorwurfs, dass der Irak im Golfkrieg Giftgas einsetzt, gehen wir dann dem Thema chemische Kriegsführung und C-Waffen nach.
    Die Wirtschaftsredaktion analysiert die Hintergründe der Dollar-Kursschwankungen.
    Einst auf 25 Schilling sank er ja schon einmal auf 12, dann stieg er wieder auf 20 und jetzt ist der US-Dollar wieder etwas auf Talfahrt und steht bei 18 Schilling.
    Aus Italien berichten wir über politische Aufregung um die 60 Millionen Schilling-Gage für eine Fernsehpräsentatorin.
    Und die weiteren Kulturthemen lauten dann, das Wiener Akademietheater bringt die deutschsprachige Ersterführung von Tom Stoppards Stück, das einzig wahre.
    Aus der Spielzeugstadt Nürnberg gastiert eine Pocket Opera, eine Taschenoper in Wien.
    Ganz wenig Leute singen und spielen Opern.
    Small is beautiful sozusagen als Alternative zum subventionsverschlingenden großen Opernbetrieb.
    Und dann planen wir noch einen Nachruf auf den großen italienischen Bariton Tito Gobbi, der gestorben ist.
    Nachrichten jetzt zunächst wie immer am Beginn des Journals verantwortlich als Redakteurin Elisabeth Manos, Sprecher Peter Fichner.
    USA.
    Bundespräsident Kirchschläger hat seinen sechstägigen Staatsbesuch in den Vereinigten Staaten beendet und die Rückreise nach Österreich angetreten.
    Der Bundespräsident wird nach einem Zwischenaufenthalt in Frankfurt am frühen Nachmittag in Wien erwartet.
    Letzte Station der Visite Kirchschlägers in den USA war Los Angeles.
    Dort war er Gast der österreichischen Außenhandelsstelle.
    Kirchschläger und Außenminister Lanz würdigten aus diesem Anlass die Leistungen der österreichischen Handelsvertretung.
    Der Bundespräsident besuchte auch die Außenstelle der österreichischen Fremdenverkehrswerbung in Los Angeles.
    Im vergangenen Jahr besuchten knapp 700.000 Amerikaner Österreich.
    Zum Abschluss seines Besuchs in den Vereinigten Staaten trifft der deutsche Bundeskanzler Kohl heute in Washington mit Verteidigungsminister Weinberger und Finanzminister Reagan zusammen.
    Auf dem Programm stehen auch noch Gespräche mit Vertretern des Repräsentantenhauses und des Senats.
    Gestern traf Kohl mit Präsident Reagan zusammen.
    Dabei sprach sich der deutsche Kanzler für ein Treffen des amerikanischen Präsidenten mit dem neuen sowjetischen Parteichef Jön Jinko aus.
    Reagan ließ durchblicken, dass er unter bestimmten Bedingungen zu einer solchen Begegnung bereit sei.
    Während des Meinungsaustausches wurden auch Fragen der gemeinsamen Bündnispolitik erörtert.
    Kohl und Reagan vertraten die Auffassung, die NATO habe durch die Realisierung des sogenannten Nachrüstungsbeschlusses ihre große Vitalität unter Beweis gestellt.
    Rumänien
    Die Staaten des Warschauer Paktes haben der NATO offizielle Verhandlungen über ein Einfrieren der Rüstungsausgaben in Ost und West angeboten.
    Eine entsprechende Note wurde vom rumänischen Außenministerium den Botschaften der NATO-Staaten in Bukarest übermittelt.
    Als weiterer Schritt wird eine Verringerung der Militärausgaben auf beiden Seiten angeregt.
    In dem Memorandum fordert der Osten den Westen neuerlich auf, einen Vertrag über den Verzicht auf den atomaren Erstschlag zu unterzeichnen.
    Nahe Ostern.
    Ungeachtet des gestern vereinbarten Waffenstillstandes ist es in der vergangenen Nacht in Beirut neuerlich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den libanesischen Bürgerkriegsparteien gekommen.
    Gefechte gab es vor allem an der Demarkationslinie zwischen Ost- und Westbeirut.
    Die Kündigung des israelisch-libanesischen Truppenabzugsabkommens durch Beirut hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst.
    Der israelische Ministerpräsident Shamir beschuldigte Syrien, den Libanon einem Diktat unterworfen zu haben.
    Die USA registrierten die Entwicklung mit Bedauern, aber ohne Überraschung.
    Die christlichen Milizen im Libanon kündigten Widerstand gegen die, wie sie sagen, Unterwerfung unter Syrien an.
    Positive Reaktionen auf die Kündigung des Vertrags gibt es dagegen von Seiten Libyens und der Sowjetunion.
    Die libanesische Regierung hat Israel unterdessen Verhandlungen über neue Sicherheitsgarantien angeboten.
    Jerusalem soll dies aber kategorisch zurückgewiesen haben.
    USA Das Verteidigungsministerium in Washington rechnet für die nächsten Tage mit einer Großoffensive des Irans im Golfkrieg gegen den Irak.
    Das Ministerium stützt sich dabei auf Berichte des amerikanischen Geheimdienstes CIA.
    Die CIA hat bestätigt, dass der Iran etwa eine halbe Million Soldaten an der Grenze zum Irak zusammengezogen habe, um in dem seit 41 Monaten dauernden Krieg eine Entscheidungsschlacht zu erzwingen.
    Ergänzend zum Verteidigungsministerium teilte das Außenministerium in Washington mit, alle zur Verfügung stehenden Hinweise deuten darauf hin, dass die Irak gegen den Iran tödliche chemische Waffeneinsätze.
    Großbritannien.
    Die britische Bergarbeitergewerkschaft hat die 56.000 Kumpel in der Grafstaft Yorkshire zu einem unbefristeten Streik aufgerufen.
    Mit dem Ausstand soll gegen die geplante Stilllegung von zwei Kohlengruben protestiert werden.
    Ein Sprecher der Gewerkschaft kündigte an, man werde auch die Bergarbeiter in anderen Gebieten Großbritanniens zu Solidaritätsaktionen auffordern.
    Bereits gestern war es in einer Zeche in Yorkshire zu Arbeitsniederlegungen gekommen.
    Streikende Arbeiter bewarfen Mitglieder der Zechenleitung mit Steinen.
    Italien Der weltberühmte Opernsänger Tito Gobbi ist gestern Abend im Alter von 74 Jahren in Rom gestorben.
    Die Todesursache ist nicht bekannt.
    Der aus Venedig stammende Sänger galt als einer der größten Baritone des Jahrhunderts.
    Tito Gobbi hatte seine Laufbahn 1936 als Sieger eines internationalen Wettbewerbs in Wien begonnen.
    Zwei Jahre später feierte er an der Oper von Rom mit Verdi's La Traviata ein glanzvolles Debüt.
    Zu seinen wichtigsten Rollen gehörten der Scapia in Tosca, der Rigoletto und der Posa in Don Carlos.
    Als Don Giovanni und Falstaff trat Gobi auch bei den Salzburger Festspielen auf.
    Er sang an allen großen Opernhäusern der Welt und wirkte bei zahlreichen Schallplattenaufnahmen unter anderem als Partner von Maria Callas mit.
    USA.
    In Los Angeles hat heute der Rauschgiftschmuggelprozess gegen den früheren Automobilhersteller DeLorean begonnen.
    Die Anklage lautet auf versuchte Finanzierung der Einfuhr von 100 Kilogramm Kokain aus Kolumbien im Wert von mehr als 450 Millionen Schilling.
    DeLorean wird vorgeworfen, er habe mit dem Erlös aus den Transaktionen sein Automobilwerk vor dem Konkurs retten wollen.
    Im Fall eines Schuldspruchs droht dem in den USA besonders populären Geschäftsmann eine Höchststrafe von 72 Jahren Gefängnis.
    Österreich, Italien.
    Der für heute angekündigte Beginn einer neuen Serie von Bummelstreiks der italienischen Zöllner Brenner ist auf nächste Woche verschoben worden.
    Nach Angaben der Zöllner Gewerkschaft will man damit dem Ernst der Lage nach der Brenner Blockade Rechnung tragen.
    An anderen italienischen Grenzübergängen, so in Chiasso und in Austa, wird allerdings schon morgen mit dem Bummelstreik begonnen.
    Die italienischen Zöllner verlangen neben Lohnerhöhungen vor allem eine Aufstockung der Zahl der Beamten.
    Die Zusage der Regierung in Rom, 800 neue Zollbeamte in Dienst zu stellen und die Abfertigung zu vereinfachen, wird als ungenügend betrachtet.
    Die Zöllner fordern die Einstellung von mindestens 2.000 zusätzlichen Beamten an den Grenzstellen.
    Schweiz.
    Im Jahresbericht der Schweizer Rückversicherung über die größten Schadensfälle auf der Welt ist dieses Mal auch Österreich mit dem Brand der Thermalbadeanlage in Leupersdorf angeführt.
    Das Schaden in Leupersdorf wird mit 260 Millionen Schilling angegeben.
    Insgesamt sind im vergangenen Jahr durch Tornados, Überschwemmungen, Erdbeben, Brände und andere Unglücke Schäden in Höhe von umgerechnet 72 Milliarden Schilling entstanden.
    Österreich.
    Bei der Explosion eines Gasofens in einem Wohnhaus in Leongang in Salzburg hat gestern Abend eine 32-jährige Hausfrau schwere Verbrennungen erlitten.
    Trotz ihrer schweren Verletzungen im Gesicht, am Kopf und an beiden Händen konnte die Frau ihre zwei schlafenden Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren in Sicherheit bringen.
    Die Ursache der Explosion ist nicht geklärt.
    Wegen einer Massenkarambolage war die Mühlkreis-Autobahn im Stadtgebiet von Linz heute früh länger als eine Stunde blockiert.
    Vermutlich infolge eines missglückten Fahrstreifenwechsels hatten sich bei trockener Fahrbahn sieben Autos ineinander verkeilt.
    Innerhalb kürzester Zeit entstand auf der Mühlkreisautobahn ein längerer Rückstau, in dem sich noch ein weiterer Auffahrunfall ereignete.
    Auch für die Einsatzfahrzeuge war es kaum möglich, sich einen Weg zu bahnen.
    Im Großen und Ganzen endete die Massenkarambolage glimpflich, nur zwei Personen wurden leicht verletzt.
    Das Wetter.
    Ein ausgedehntes Hoch erstreckt sich vom Atlantik über die britischen Inseln hinweg bis zu den Alpen.
    An seiner Ostflanke fließt vorübergehend etwas mildere Luft als zuletzt in Mitteleuropa ein.
    Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen und Süden aufgelockert bewölkt, teilweise auch heiter.
    Im übrigen Bundesgebiet veränderliche Bewölkung, entlang des Alpen-Nordrandes gelegentlich etwas Schneefall.
    Mäßige bis lebhafte Nordwestwinde.
    Nachmittagstemperaturen 2 bis 8 Grad, Frühtemperaturen morgen recht unterschiedlich.
    Im Süden und Westen minus 7 bis 0 Grad, im Norden und Osten minus 2 bis plus 4 Grad.
    Und Aussichten für morgen Mittwoch.
    Im Süden vielfach sonnig, im übrigen Bundesgebiet unterschiedliche, zum Teil auch starke Bewölkung.
    Strichweise vor allem an der Alpen-Nordseite etwas Niederschlag, in tiefen Lagen Regen.
    Winde aus Nordwest bis Nord und Tageshöchsttemperaturen 2 bis 7 Grad.
    Das Wetter übermorgen, Donnerstag, teils sonnig, teils stark bewölkt, Temperaturrückgang in allen Höhen.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 6°, Nordwestwind mit 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 6°, Nordwestwind 35.
    Linz wolkig, 5°, Westwind 20.
    Salzburg wolkig, 5°.
    Innsbruck heiter, 7°.
    Bregenz wolkenlos, 3°.
    Graz heiter, 7° und Nordwestwind mit 20 km in der Stunde.
    Klagenfurt heiter, 9°.
    Jetzt ist es 12 Uhr und 12 Minuten.
    Der erste Besuch eines österreichischen Staatsoberhaupts in der 200-jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten ging heute Nacht zu Ende.
    Bundespräsident Rudolf Kirchschlagers Maschine soll um 14.10 Uhr in Wien-Schwächert landen.
    Die einwöchige Visite mit dem Höhepunkt des Zusammentreffens mit US-Präsident Ronald Reagan hatte zwei Ziele und hat beide zur vollsten Zufriedenheit erreicht.
    Die Selbstdarstellung der österreichischen Neutralitätspolitik in einer Signatarmacht des Staatsvertrages, die Ergänzung also des US-Klischees von Trabfamilie und Ibizanern durch eine Präsentation des politischen und wirtschaftlichen Österreich.
    unter Kontakt mit den Österreichern und den Freunden Österreichs in den USA, den Österreichern mit Pass und den Österreichern des Herzens, wie Kirchschläger sagte.
    Nebenprodukt der Goodwill-Tour Kirchschlägers war die Vereinbarung von mehr technisch-wissenschaftlicher und auch kultureller Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern.
    Insgesamt darf man hoffen, dass die Zahl jener Amerikaner die Austria und Australier verwechseln abgenommen hat, wenn man sich auch über das Medienecho der rot-weiß-roten Woche in den Vereinigten Staaten keine Illusionen machen darf.
    Klaus Emmerich hat den Präsidenten von New York bis L.A.
    begleitet.
    Hier seine Bilanz.
    Auf dem langen Flug von Kalifornien schwingt das Erfolgserlebnis für den Bundespräsidenten und seine prominente Begleitung, Außenminister Lanz, Wissenschaftsminister Fischer, Staatssekretär Latina, wohl noch kräftig nach.
    Und der Staatsoberhaupt hat bei mehreren Gelegenheiten am Ende seiner übereinwöchigen Amerika-Reise klargemacht, dass es ihm nicht nur um protokollarische Formalereignisse in Washington, New York, Chicago und Kalifornien ging, sondern darum, da und dort falsche oder fälschliche Bilder zu korrigieren, politische Standpunkte herauszuarbeiten, was Übereinstimmung, aber auch Unterschiede anbelangt.
    sowie darüber hinaus für Österreich und seine politische sowie gesellschaftliche Wirklichkeit zu werben und nicht in diesem Zusammenhang Österreicher, die in Amerika leben, anzusprechen und zu bekräftigen.
    Ziel erreicht, kann man in diesen Stunden aus der österreichischen Delegation immer wieder hören.
    Da hat wohl mancher seine eigene politische Position und Bewertungskriterien überprüft und festgestellt, dass amerikanische Gesprächspartner ihrerseits zu einer solchen Überprüfung bereit sind.
    Da ist aktive Neutralitätspolitik für amerikanische Gesprächspartner keine fragwürdige, undurchsichtige oder abzulehnende Form mehr.
    Da realisieren Verantwortliche der US-Gesamtpolitik, dass Österreich mehr ist als ein gemütliches Land mit schöner Landschaft und angenehmer Musik.
    So hat auf der anderen, der österreichischen Seite, der Bundespräsident immer wieder herausgestellt, dass man bei der Vertretung Österreichs in der neuen Welt nicht etwas zerstören sollte, um etwas Neues aufzubauen.
    Kirchschläger meinte die unbestreitbaren Sympathiewerte Österreichs wie Musik, Landwirtschaft oder reiche Vergangenheit und auf der anderen Seite das lebenswichtige Bemühen unseres Landes als Industrieland mit eigenständiger Gesellschaftsordnung und hohem Leistungsstand
    auch gerade in den USA entsprechend eingestuft zu werden.
    Mit Lob für die Außenhandelsorganisation der Bundeskammer etwa, wie beim ersten Besuch einer Handelsdelegation in Los Angeles am Montag geschehen, verband der Bundespräsident die Mahnung, Vertreter Österreich im Ausland sollten an einem Strang ziehen, mit anderen Worten, nicht gegeneinander arbeiten.
    Wenn der Bundespräsident auf solch Selbstdarstellungen, öffentlichen Ansprachen und dahinter verschlossenen Türen zu reden kam und er hat in einer Woche über zwei Dutzend Ansprachen gehalten, die meisten in Englisch und am Schluss immer frei, also ohne Manuskript.
    Wenn er also darauf kam, hat er nach innen und nach außen zur Überraschung vieler ausgeprägter und perspektivischer argumentiert, als manche von ihm erwartet oder kalkuliert hatten.
    Ihm geht es sichtlich darum, für die österreichische Außenpolitik einen Gleichgewichtszustand herzustellen, zu bewahren und international anerkannt zu erhalten, der aktive Nationalitätspolitik in größeren weltpolitischen Zusammenhang stellt und damit möglich macht.
    Genauer gesagt, die beiden Supermächte in die Pflicht nimmt, ohne die Eigenständigkeit Österreichs einzuschränken.
    Viele, die den Bundespräsidenten auf dieser Amerika-Reise beobachtet haben, stellten dabei mit einiger Überraschung fest, dass Kirschschläger wesentlich politischer vorgegangen ist, als amerikanische Gastgeber erwartet hatten und dass er im Innenverhältnis auf österreichischer Seite auf einen eigenständigen Beitrag des Bundespräsidenten Wert legt.
    Ein neuer Kirschschläger also, wie mehr und mehr Beobachter feststellen.
    Amerikanischen Gastgebern konnte diese Freiheiten, österreichische Wirklichkeit weniger geläufig oder erkennbar sein.
    In einem Fall aber hat der Bundespräsident schlagartig die Konsequenzen gezogen, als er nämlich vom jüdischen Weltkongress unerwartet statt eines freundlichen oder protokollarischen Empfangs in eine Art politisches Anhörungsverfahren gezogen würde.
    Er war jedenfalls nicht darauf vorbereitet, auf Wiedergutmachung, Hilfe an Israel oder Verfolgung von Kriegsverbrechen und andere Vergangenheitsbewältigung angesprochen zu werden.
    Diese heiklen Fragen beantwortete er mit großer Würde und fand ausnahmslos ebenso klare wie versöhnliche Antworten der begrenzten Leistungsfähigkeit Österreichs eines neuartigen Beitrags unseres Landes, etwa bei der Aufnahme von Juden aus der Sowjetunion,
    oder ganz allgemein der Funktion Österreichs als Asylland.
    Auf amerikanischer Seite ist dabei die Definition Kirchschlägers für aktive Neutralität aufgefallen.
    So wie die Schweiz für das Rote Kreuz oder Schweden für die Dritte Welt steht Österreich als Asylland.
    Vergnügt und locker, wie man den Bundespräsidenten selten beobachten konnte, kehrte nun nach Wien zurück, sichtlich in dem Bewusstsein, das Richtige zur rechten Zeit getan zu haben.
    Der USA-Besuch von Bundespräsident Rudolf Kirschläger ist also rundherum positiv verlaufen.
    Das war eine Bilanz unseres amerikanischen Korrespondenten Klaus Emmerich.
    Die übrigens von Amerika bestätigte Behauptung des Irans, dass der Irak im Golfkrieg Giftgas einsetzt, aktualisierte ein altes Thema, die chemische Kriegsführung.
    Schon Karl Kraus sprach 1915 sarkastisch von des deutschen Kaisers chlorreichen Siegen, als das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg bei einem Angriff an der Flandernfront erstmals Chlorgas einsetzte.
    Der Schock über die wie von unsichtbarer Hand erwürgten Soldaten war damals groß und so wurden C-Waffen schon 1925 weltweit geächtet.
    Doch ein Vertrag über Verbot von Produktion und Lagerung von Giftgaswaffen ist bis heute nicht zustande gekommen.
    Deshalb sind Gase auch immer wieder eingesetzt worden.
    Kaum ein Krieg, bei dem der Vorwurf nicht erhoben wurde.
    In Vietnam, in Afghanistan, in Mittelamerika, im Golfkrieg.
    Die führenden C-Waffen-Länder sind natürlich die Supermächte, die von 1975 bis 1980 erfolglos in Genf über ein Verbot verhandelt haben.
    Heute gibt es erneute Dialogbereitschaft für ein Abkommen zum wirksamen Abbau der Arsenale der chemischen Bomben und Raketen, die allgemein als militärisch umstritten und moralisch besonders verwerflich gelten.
    Harry Sichrovsky berichtet.
    Es war am 22.
    April 1915, etwa 5 Uhr nachmittags, als der Chefchemiker der deutschen IG Farbenwerke, Fritz Haber, in Langemarck bei Uebern in Belgien das Kommando gab.
    Dann wurden aus 5.000 Metallzylindern 168 Tonnen Chlorgas in Richtung der gegnerischen Schützengräben geblasen.
    Minuten später wälzten sich 15.000 französische Soldaten unter grauenhaften Schmerzen am Boden.
    Wenige Stunden danach starben 5.000 von ihnen an Verätzung der Bronchien und der Lunge.
    Das war der erste Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg.
    Franzosen und Briten schlugen in gleicher Münze zurück.
    Insgesamt wurden im Ersten Weltkrieg rund 125.000 Tonnen Giftstoffe versprüht, durch die 1,3 Millionen Soldaten Vergiftungen erlitten und 91.000 daran starben.
    Giftgase zählen zu den sogenannten ABC-Kampfmitteln nach den Anfangsbuchstaben für atomare, biologische und chemische Kampfstoffe.
    Nach ihrer toxikologischen Wirkung unterscheidet man Augenreizstoffe wie das Bromazedon, Nasen- und Rachenreizstoffe, hier ist vor allem das Blaukreuz bekannt, Lungengifte, zu denen das Grünkreuz gehört, Hautgifte wie Gelbkreuz und Nervengifte, zu denen Blausäure gehört.
    Zur Verbreitung der Gase dienten anfangs Abblasvorrichtungen, Zylinder und sogenannte Gaswerfer.
    Das waren großkalibrige Rohre, aus denen Gasminen mittels elektrischer Zündung abgeschossen wurden.
    Später ging man zum Gasschießen mittels Artillerie und Mörsern über.
    Heute dienen Raketen und Flugzeuge zur Verbreitung der Giftstoffe.
    Markantestes und grausamstes Beispiel der Neuzeit, die amerikanischen Flächenbombardements mit Giftstoffen zur Entlaubung des Dschungels in Vietnam.
    Nach dem Ersten Weltkrieg trat so etwas wie Ernüchterung über den Einsatz von Giftgasen ein.
    In der Washingtoner Konferenz von 1922 und den Genfer Giftgasprotokollen von 1925 wurde die Verwendung von Giftgas geächtet.
    Das bewirkte immerhin, dass im Zweiten Weltkrieg Giftgas nicht eingesetzt wurde.
    Dafür wurden auch andere Gründe angeführt.
    Historiker verwiesen darauf, dass Hitler selbst im Ersten Weltkrieg Giftgasopfer war und daher von dem Einsatz dieser Waffe zurückschreckte.
    Vielmehr waren jedoch kriegstaktische Gründe dafür maßgewinnt.
    Giftgasschwaden wirken nur stationär in zumindest teilweise abgeschlossenen Räumen, wie sie der Stellungskrieg in den Schützengräben bot.
    Der rasche Bewegungskrieg mit einem hohen Grad an Mechanisierung macht den Giftgaseinsatz auf kurze Distanz wirkungslos.
    Dennoch wird nicht nur immer wieder der Einsatz von Giftgasen gemeldet, wie eben jetzt im iranisch-irakischen Krieg oder durch die sowjetischen Truppen in Afghanistan, sondern die beiden Supermächte haben, entgegen allen Konventionen, riesige Lager von Giftgasen, vor allem Nervengas, gelagert.
    Die USA 150.000 bis 200.000 Tonnen, die Sowjets gar bis zu 700.000 Tonnen nach Schätzungen.
    Allein auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sollen 10.000 Tonnen chemischer Giftstoffe gelagert sein.
    Erst im Vormonat hat die Sowjetunion in Genf Vorschläge zur Vernichtung des Arsenals chemischer Waffen unterbreitet, was vom Westen jedoch mit Skepsis aufgenommen wurde.
    Das Problem ist hier, wie bei allen anderen Abrüstungsfragen, das der wirksamen Kontrolle.
    Wenn die Ächtung von Giftgasen bisher mit wenigen Ausnahmen gehalten hat, dann aus dem Grund, weil auch hier, wie auf dem Gebiet des atomaren Wettrüstens, so etwas wie das Gleichgewicht des Schreckens wirksam ist.
    Man scheut vor dem Einsatz der Giftgase zurück, aus Angst vor Vergeltung.
    Das ist freilich ebenso wenig ein Ersatz für Abrüstung und Vernichtung wie auf dem atomaren Sektor.
    Über chemische Waffen berichtete Harry Sichrovsky zum aktuellen Fall des Vorwurfs, dass der Irak in den Iran Giftgas einsetzt, wird man möglicherweise ja in den nächsten Tagen aus Wien konkreteres erfahren, wenn nämlich die Ärzte ihre Analysen, ob die iranischen Kriegsopfer, die in Wien behandelt werden, tatsächlich von Giftgaskriegführung herrühren, ob also diese Verletzungen dann wirklich auf Giftgas zurückzuführen sind, wenn diese Analysen vorliegen.
    Gestern wurde in Wien die vierte österreichische Herztransplantation vorgenommen.
    Ein Ärzteteam unter der Leitung von Prof. Ernst Wollner setzte einem 48-jährigen Niederösterreicher in der 2. chirurgischen Universitätsklinik am Allgemeinen Krankenhaus das Herz einer 40-jährigen Frau ein, die an einem Gehirntumor gestorben war.
    Die Operation erfolgte nicht nach der bisher bereits dreimal in Innsbruck angewandten Huckepack-Methode, bei der dem Patienten ein Zweitherz eingepflanzt wird, sondern nach der klassischen Methode, bei der das Herz des Patienten gegen das Spenderherz ausgetauscht wird.
    Zu dieser Methode entschloss man sich in Wien deshalb, weil das eigene Herz des Patienten überhaupt nicht mehr lebensfähig war.
    Dass nun offensichtlich auch in Österreich Herztransplantationen zur medizinischen Routine zu werden beginnen, liegt an relativ neuen Medikamenten, die die Immunabwehr des Körpers gegen das fremde Organ unterdrücken können.
    Dadurch haben sich die Überlebenschancen der Patienten wesentlich erhöht, wie Manfred Kronsteiner berichtet.
    Die erste Herzverpflanzung, die Barnard 1967 an einem Menschen vornahm, führte in den darauffolgenden Jahren zu einem wahren Boom an Herztransplantationen.
    In einem einzigen Jahr wurden in 80 medizinischen Zentren der Welt über 100 derartige Operationen durchgeführt.
    In den frühen 70er Jahren ging der Boom aber stark zurück.
    Nur 22% der Patienten überlebten länger als ein Jahr.
    Heute sind die Einjahresüberlebenschancen mit 85% anzusetzen.
    Diese einschneidende Veränderung hat ihren Grund in der verbesserten Kontrolle der Immunabwehr des Körpers mit neuen Substanzen, die 1980 erstmals an Transplantationspatienten getestet wurden.
    Die größte Problematik bei Herzverpflanzungen besteht nämlich darin, dass der Körper des Patienten das fremde Gewebe des gespendeten Organs erkennt und abzustoßen versucht.
    Zum einen sorgen Bestandteile der weißen Blutkörperchen für eine Zellabwehr, zum anderen greifen Antikörper die Gefäße an und schädigen sie.
    An der kalifornischen Stanford-Universitätsklinik testete der Transplantationsroutinier Norman Shambway vor vier Jahren erstmals eine vom Schweizer Pharmakonzern Sando hergestellte Substanz namens Zyklosporin, die aus Pilzkulturen entwickelt worden war.
    Das unter der Handelsbezeichnung Sand-Immun hergestellte Medikament greift in den Stoffwechsel ein und verhindert das Wachstum der Lymphozyten, die für die zelluläre Immunabwehr verantwortlich sind.
    Das Experiment war so erfolgreich, dass die Tests mit der Substanz auch in anderen medizinischen Zentren, so zum Beispiel an der Innsbruck-Universitätsklinik vom Chirurgenteam Schnitzer-Margreiter eingesetzt wurde.
    Bei den drei bisherigen Innsbrucker Herztransplantationen nach der Huckepack-Methode gehörte die Verwendung von Zyklosporin ebenso zum Um- und Auf-der-Nachbehandlung wie bei der gestrigen Verpflanzung in Wien.
    Zyklosporin bringt eindeutige Vorteile gegenüber der bis 1980 üblichen
    Unterdrückung der Körperabwehr mittels Cortison und zwei weiterer Medikamente.
    Cortison wird nur mehr in geringer Dosis zugesetzt.
    Nebenwirkungen wie schwerste Infektionen, das Absterben von Knochenteilen und Augenlinsentrübungen können weitgehend vermieden werden.
    Der Patient ist auch weit weniger aufgedunsen als bei der herkömmlichen Therapie.
    Erst in jüngster Zeit erkennt man freilich die Nachteile der Zyklosporin-Therapie.
    Es kommt bei drei Viertel der Patienten zu starkem Bluthochdruck, der behandelt werden muss.
    Seltener zu Nierenvergiftungen.
    Und als Wundermittel ist die neue Substanz auch wieder nicht anzusehen.
    Die Patienten machen im ersten Jahr nach der Transplantation mehrere Abstoßungskrisen durch, die allerdings gegenüber früher etwas milder verlaufen.
    Die Unterdrückung der Körperabwehr macht den Körper wehrlos gegenüber verschiedenen Infektionen.
    Die Bronchitis des ersten Tiroler Herzpatienten war eine dieser Folgeerkrankungen.
    Fest steht jedenfalls, dass die Verwendung von Zyklosporin im Großen und Ganzen entscheidende Verbesserungen gebracht hat.
    Bei Nierentransplantationen, heute schon medizinische Routine, konnte die Sterblichkeitsrate auf faktisch null reduziert werden.
    Bei 9 von 10 Nierenempfängern funktioniert das Spenderorgan voll,
    Vor ein paar Jahren noch blieb eine von zwei Spendernieren funktionslos.
    Dass mit dem neuen Medikament und zusätzlich neuen Diagnosemethoden für die Feststellung unerwünschter Abwehrreaktionen nun auch die Herztransplantation in Österreich Routine werden dürfte, zeigt sich darin, dass in Innsbruck bereits acht Patienten auf die lebensrettende Operation warten.
    Das war ein Beitrag von Manfred Kronstein.
    In zwei Minuten ist es halb eins.
    Machen wir einen Blick auf das geplante Programm der zweiten Journalhälfte, unter anderem der Bericht von der Pressekonferenz von Kanzler Sinovac nach der Dienstag-Ministerratssitzung.
    Ein Thema dabei, die SPÖ-internen Probleme zuletzt aktualisiert durch relativ faire Bekritik des neuen User-Chefs Gusenbauer an manchen Zuständen in der Partei.
    Dann berichten wir über die Hintergründe der Kursschwankungen.
    des amerikanischen Dollars.
    Wir berichten über eine Auseinandersetzung in Italien um eine 60 Millionen Schilling-Gage für eine Fernsehmoderatorin, die sogar den Ministerpräsidenten Bettino Craxi beschäftigt.
    Dann gibt es einen Bericht über die bevorstehende Premiere des Wiener Akademietheaters von einem Stück von Tom Stoppard, das einzig Wahre, das seine deutschsprachige Erstaufführung in Wien erlebt.
    dann Gastspiel der Nürnberger Pocket Opera Company im Wiener Serapionstheater und ein kurzer Nachruf auf den Mariton Tito Gobbi.
    Zunächst aber noch zum US-Dollar, zur Währungsfragen, also zur Tatsache, dass seit einigen Tagen der Dollarkurs nach langem Höhenflug wieder sinkt.
    Daran, dass der Dollar seit dem vergangenen Jahr ständig im Kurs gestiegen ist, hatte man sich gewöhnt und man hatte eine einfache Erklärung in der Feststellung gesucht,
    Naja, die amerikanische Wirtschaft erholt sich eben.
    Kein Wunder, dass auch die amerikanische Währung, die im vergangenen Jahrzehnt ja einige Tiefpunkte ihres Kurses erlebt hat, auch wieder wertvoller wird.
    Womit aber ist jetzt mitten in einer Zeit, da sich die Jubelmeldungen über eine wirtschaftliche Besserung in den Vereinigten Staaten mehren, ein plötzlicher Kurseinbruch der Währung zu erklären?
    Hans Adler ist dieser Frage nachgegangen.
    Allen, nämlich allen Leuten, die mit Devisenhandel oder so viel davon besitzen, dass sie aus Kursänderungen massive Gewinne oder Verluste erfahren können.
    War klar, so geht es nicht weiter.
    Der Dollar auf seinem Weg nach oben muss einmal einen Gipfel erreichen.
    Und man hat schon wochenlang gelauert, wer unter den Geldbesitzern als erstes annehmen würde, es sei soweit.
    In dieser Stimmung hat ein Anstoß genügt und den hat die amerikanische Regierung bewusst gesetzt, indem sie die Handelsbilanz für den vergangenen Jänner am Freitag voriger Woche veröffentlicht hat.
    Defizit darin in einem Monat 9,5 Milliarden Dollar.
    Einfache Rechnung der Geldanleger.
    Wenn das so weitergeht, überschreitet das Handelsbilanzdefizit bis zum Jahresende die 100-Milliarden-Grenze und dann ist die amerikanische Konjunktur vorbei.
    Schließlich bedeutet nach einer in Amerika sehr bekannten Rechnung, die ein Kata-Einsager, ein gewisser Herr Bergsten einmal aufgestellt hat, ein Handelsbilanzdefizit von 100 Milliarden Dollar den Verlust von 3,3 Millionen Arbeitsplätzen.
    Der Bericht Fred Bergstens hat also erschienen, viel Aufregung verursacht und es wäre eine eigene Story wert, ihn zu erklären.
    Faktum ist, in Amerika glaubt man daran und daher war für die Geldanleger an diesem Freitag der Augenblick der Umkehr gekommen, auf den man eigentlich schon lange gewartet hatte.
    Der Effekt ist jetzt natürlich eine Abwanderung von Geld aus Amerika, denn am Verlust will niemand beteiligt sein.
    Der Regierung war das nur recht, das wollte man ja erreichen, denn ein zu hoher Dollarkurs behindert die Exporte und macht amerikanische Waren im Ausland teurer.
    Der Anstoß zu dieser Einstellung, amerikanische Produkte müssen billiger werden, damit mehr exportiert und die Handelsbilanz wieder verbessert wird, der war in den vergangenen Wochen nachdrücklich, aber ungewollt von der amerikanischen Industrie
    gekommen.
    Schließlich hat jede Industriegruppe, ebenso wie einzelne Industriegroßunternehmen in Washington, ihre Lobby.
    Lobbyisten gehören in Amerika zum System.
    Es ist ihre Aufgabe, Regierungsmitglieder im Sinne ihrer Auftraggeber zu beeinflussen.
    Und dieser Sinn hat seit Monaten immer mehr nach Einfuhrhindernissen gestanden, um die ausländische Konkurrenz draußen vor der Tür des amerikanischen Marktes zu halten.
    Wenn man schon nicht billiger sein konnte als die Ausländer und daher auf dem internationalen Markt Schwierigkeiten hatte, wollte man eben wenigstens die Konkurrenz außerhalb der eigenen vier Wirtschaftswände halten, indem man die Tür zuschlug.
    Das steht aber einem Staat, der die Freiheit des Welthandels auf seinem Panier trägt, schlecht an.
    Also war der Reagan-Administration
    bei der sich die Lobbyisten die Türschnallen mit immer neuen Restriktionswünschen in die Hand gegeben haben, klar, es muss etwas geschehen, damit wieder mehr Waren made in USA auf den internationalen Märkten verkauft werden.
    Dazu müssen sie billiger werden, dazu muss der Dollarkurs herunter.
    Das ist geschehen.
    Wie lange die Bewegung anhält, ist nicht vorherzusagen.
    Mit 18 Schilling ist der Dollarkurs, gemessen an allen wirtschaftlichen Daten, noch immer zu hoch, mit 12 bis 13 Schilling wäre er zu niedrig.
    Und es würde eine echte Geldflucht aus Amerika einsetzen.
    Also wird vermutlich die goldene Mitte auch der Wunsch der amerikanischen Wirtschaftslenker sein und das wäre ein Kurs zwischen 15 und 17 Schilling.
    Erfahrungsgemäß schlägt das Pendel einmal nach links und einmal nach rechts aus, ehe es in der Mitte stehen bleibt.
    Wahrscheinlich geschieht das auch mit dem Dollar, der ohne weiteres nach unten absacken kann, wenn sich nicht das amerikanische Federal Reserve, das im Devisengeschäft unserer Notenbank entspricht, einmischt und den Kurs künstlich durch Dollarkauf oder Verkauf auf einem bestimmten Niveau hält, das man sich eben wünscht.
    Denn es gibt ja noch einen zweiten wichtigen Aspekt.
    Viele Dinge, vor allem Erdöl, muss auch Amerika aus dem Ausland kaufen.
    Wird der Dollar zu billig, muss man zu viel davon für einen Auslandseinkauf ausgeben und dann werden die Importe zu teuer und das kurbelt natürlich die Inflation an.
    Bleibt der Dollar zu hoch, ist die amerikanische Wirtschaft weiterhin international weniger konkurrenzfähig und die Handelsbilanz bleibt defizitär.
    Die Mitte ist also eigentlich ein Rechenexempel für Präsident Reagan's Beamte.
    den Ursachen der Dollar-Kurs-Schwankungen nachgespürt hat, Hans Adler.
    Im nächsten Beitrag aus Italien geht es, ich könnte fast sagen, um eine Kollegin.
    Eine Fernsehmoderatorin ist Tagesgespräch zwischen Trient und Palermo.
    Und zwar aus mehreren Gründen.
    Zunächst ist die Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin Raffaella Cara der Hit des staatlichen TV-Programms der RAI.
    Und das, obwohl ihre Sendung Pronto Raffaella zur Mittagszeit ausgestrahlt wird.
    Und zweitens führt ihre Super-Gage nun zu politischer Aufregung.
    Die 40-jährige Signorina Carà präsentiert eine Art Show mit Quiz, Musik, Interviews und Neuigkeiten, mit der sie in kurzer Zeit die Einschaltzahlen verzehnfacht hat.
    Die Italiener lassen die Spaghetti kalt werden und vergessen die Siesta, wenn die hübsche Dame auf dem Schirm erscheint.
    Und diesen Erfolg lässt sich der TV-Star auch kräftig honorieren.
    60 Millionen Schilling erhielt sie jüngst für einen Drei-Jahres-Vertrag.
    Die Chefs der RAI argumentieren damit, dass ihnen die privaten Konkurrenten das Zugpferd abgeworben hätten, wenn sie ihn nicht so tief in ihren lieren Sack gegriffen hätten.
    Aber dem Ministerpräsidenten Bettino Craxi war das Salär für die Tele-Lady nun doch zu fürstlich, gemessen an den Grundsätzen seiner jahrhundertum propagierten Sparpolitik.
    Craxi fordert eine Lösung des Super-Vertrags und
    bessere Konditionen für die Reihe, also eine geringere Gage.
    Alfons Dahlmer berichtet aus Rom.
    Die Öffentlichkeit ist empört, dass der Regierungschef, den Präsidenten des staatlichen Rundfunks, zum Befehlsempfänger in Personalsachen zu degradieren scheint, wobei Craxi seinem Parteifreund Savoli die Order erteilen möchte, den kaum unterzeichneten Vertrag für die derzeit erfolgreichste Leiterin und Protagonistin einer der populärsten und in vieler Hinsicht erstaunlichen Sendung
    zu widerrufen.
    Seit Tagen ist von der 40-jährigen künstlichen Blondine mit haselnussbraunen Augen und perfekter Gestalt mehr in der Öffentlichkeit die Rede als über die Inflation, über die Krise, über die Personenentführungen und über die Mafia.
    Der Titel und das Leitmotiv ihrer Sendung, Hallo Raffaella, Pronto Raffaella, ist durch den Streit um ihre Bezüge erst recht zum Ruf der Nation schlechthin geworden.
    Nun, Raffaella Carrà ist tatsächlich ein mediales Phänomen.
    Sie ist heute in Italien populärer und beliebter, als es im deutschsprachigen Raum jemals ein Kohlenkamp oder Peter Alexander oder bei uns ein Konrads gewesen sind.
    Zu diesen Werten ist sie erst in den letzten sechs Monaten aufgestiegen, obwohl sie eine durchaus beachtliche Karriere als Musicalstar, Tänzerin und Sängerin, Partnerin von Frank Sinatra, von Domenico Modugno und
    von Marcello Mastroianni hinter sich hat.
    Zum Unterschied von den vergleichsweise erwähnten Stars hat sie sich aber ihre Herrschaft über das Publikum nicht im Hauptabendprogramm mit dessen ohne dies vorhandenen maximalen Zuschauerzahlen erobert, sondern eine Sendezeit zum fruchtbaren El Dorado gemacht, die überall in der Welt als die Beteiligungswüste mit minimalen Zuschauerzahlen gilt.
    Von Montag bis Mittfreitag unterhält sie etwa 30 Prozent des gesamten italienischen Zuschauers.
    10 Millionen von maximal 36 Millionen Fernsehzuschauern in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr.
    Wobei von 13.30 bis 14 Uhr das Mittagsschornal des ersten Reihe Fernsehprogramms läuft, das übrigens durch die Raffaella Carrà und ihre Sendung auch enorm aufgewertet worden ist.
    Das ist für die europäische Fernsehwelt ein echtes Schockerlebnis.
    Und selbst in Amerika gibt es kaum ein solches Programm zu einer solchen Zeit.
    Eine Mischung von Preisfragen und Varieté, durchsetzt mit völlig unkonventionellen prominenten Gesprächen, das hat es alles schon immer gegeben.
    Die Präsentatorin ist aber von einer unwerfenden, kriegsübligen Beweglichkeit und Natürlichkeit.
    Schon längst von Psychologen und Soziologen seziert,
    gilt Raffaella deshalb als so ein Erfolg, weil sie, obwohl sehr hübsch, nicht als sexy, sondern als Schwester und Tochter aller Italiener beiderlei Geschlechter empfunden wird und eine sehr sympathische noch dazu.
    Also, da in Italien inzwischen das private Fernsehen bereits die Reihe von Markt zu verdrängen beginnt, wurde Raffaella Carà vom privaten Fernsehzahlern Berlusconi ein Drei-Jahres-Vertrag
    von 75 Millionen Schilling angeboten.
    Da das eine Katastrophe für das staatliche Fernsehen wäre, wurde der Rekordstar gefragt, ob er für 70 Millionen Schilling bei der alten Firma bleiben würde, was Raffaella aus Treue zum Haus und der Verlust von 5 Millionen Schilling freudig akzeptiert hatte.
    Der Vertrag ist nun gültig,
    Aber nun ist unter den Parteien ein erbitterter Streit über solche Honoraren in der Zeit der Inflationsbekämpfung ausgebrochen.
    Raffaella wird ihrem Volk erhalten bleiben, aber der Reihepräsident ist schwer in Versuchung, seinem Freund und Regierungschef den Rücktritt auf den Tisch zu legen.
    Das war ein Beitrag von Alfons Thalmer aus Rom und jetzt um 12.40 Uhr, höchste Zeit für Innenpolitik im Mittagsschanal.
    Der Wirtschaft geht es besser, mit dieser optimistischen Feststellung leitete heute Bundeskanzler Fred Sinowatz seine wöchentliche Pressekonferenz nach dem Ministerrat ein.
    Wie der Kanzler sagte, sei in die österreichischen Exporte, in unsere wichtigsten Handelspartnerländer, aber auch in die EG und in die USA in den letzten Monaten stark gestiegen, die Auftragsbücher der Industrie seien voller geworden und der Fremdenverkehr erlebe zurzeit eine ausgezeichnete Saison.
    Weniger optimistisch als im Wirtschaftsbereich gab sich der Kanzler zu Problemen seiner eigenen Partei der SPÖ, insbesondere was sein Verhältnis zur sozialistischen Jugend und der neuen Vorsitzenden Alfred Gusenbauer betrifft.
    Erich Aichinger fasst zusammen.
    Wie schon in früheren Jahren manchmal scheinen die Beziehungen zwischen der Sozialistischen Partei und einer ihrer Jugendformationen gespannt.
    Der Ex-Chef der Sozialistischen Jugend, Josef Zschapp, hatte gemeint, mit Bruno Kreisky habe man trefflich streiten können.
    Das gehe jetzt mit Fred Sinowatz nicht.
    Und der neue Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, Alfred Gusenbauer, hat Äußerungen abgegeben, die vom Parteichef Sinowatz offenbar als in Richtung Aktionsgemeinschaft mit kommunistischen Gruppen aufgefasst wurden.
    Sinowatz heute.
    Ja, wenn das also tatsächlich sich so entwickelt, dass hier Kontakte geflogen werden mit kommunistischen Jugendorganisationen,
    dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass nach einer Auseinandersetzung mit der S.J.
    die Kontakte eingefroren werden könnten, die Beziehungen eingefroren werden könnten.
    Und Sie noch was speziell zur sozialistischen Jugend, dem Parteinachwuchs der 14- bis 25-Jährigen?
    Naja, so groß ist die an sich nicht, die sozialistische Jugend.
    Ich möchte jetzt einmal
    mit dem Vorsitzenden reden.
    Das ist auch vorgesehen.
    Ich möchte auch trachten, dass, wenn es Missverständnisse gibt, die ausgereimt werden.
    Aber für mich ist das also ganz, ganz klar.
    Wer sich also in diesem Bereich entfernt von den Grundsatzeinstellungen der Sozialistischen Partei, der entfernt sich von der SPÖ.
    Und das kann nicht ohne Folgen bleiben.
    Relativ wenig Neues dann zu offenen Sachthemen.
    Zu einer vom Föst-Management geplanten Einschränkung der Sozialleistungen, die die Betriebsangehörigen notfalls mit Streik beantworten wollen, Sinovac, die Arbeiter hätten schon auf vieles in den vergangenen Jahren verzichtet.
    Er wolle morgen Gespräche etwa mit dem Zentralbetriebsratsobmann Ruhalkinger im Parlament führen.
    Zu Steyr-Daimler-Puch, noch heuer sollen die geplanten Vorziehkäufe durch die Bundesregierung getätigt werden.
    Zum Volksbegehren des Kärntner Heimatdienstes zum gemischten Schulwesen.
    Er, Sinovac, identifiziere sich nicht mit dessen Inhalt.
    Es soll Gespräche auf Parteiführerebene geben, das Ganze aus dem Landtagswahlkampf herauszuhalten.
    Zu Zwentendorf.
    Es stimme, so wie Vizekanzler Steger gemeint habe, dass eine Umrüstung etwa in ein kalorisches Kraftwerk zu teuer käme.
    Eine Entscheidung werde nach Prüfung etwa der Endlagerfrage noch heuer fallen.
    Und dann Sinovac allgemein zum Stil des Regierungs, möglicherweise auch als Seitenhieb gegen seinen Vorgänger Kreisky gedacht.
    Eine Unzahl von Kommissionen im Laufe der Jahre gebildet in der sozialistischen Partei.
    Und mir liegt daran, dass wir hier eine Straffung erreichen.
    Das ist so ein Vorhaben von mir.
    Und ich möchte die Effizienz dieser Kommissionen auch verstärken.
    weil ich drauf gekommen bin, dass manche dieser Kommissionen also ganz ganz ganz selten zusammengetreten sind.
    Ich bin mir schon klar darüber, dass ich bei jeder Gelegenheit falsch verstanden werde im Hinblick darauf, dass ich schon in der Regierungserklärung gesagt habe, dass politische Entscheidungen kompliziert sind und dass ich davor warne, den Menschen ein falsches Bild von einem Perfektionismus zu vermitteln, denn ich halte das für undemokratisch.
    Ganz im Gegenteil, man muss, um Entscheidungen treffen zu können, alle Seiten durchdiskutieren können, man muss alles überlegen können und ich stehe dazu, zu dieser Art des Regierens.
    Und das war's für diese Woche aus dem Bundeskanzleramt und damit wieder zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Vielen Dank, Erich Eichinger.
    Dreiviertel eins ist es jetzt zur Kultur.
    Heute und morgen gibt's im Wiener Akademietheater zwei Voraufführungen des neuesten Tom Stoppard-Stückes, das einzig Wahre.
    Die Premiere dieser deutschsprachigen Erstaufführung, die von Peter Wurth in der Ausstattung von Carl Toms inszeniert wird, findet dann am Donnerstag statt.
    Andrea Jonasson, die zuletzt in Wien in Giorgios Trelas Produktion des guten Menschen von Setsuo anzusehen war, spielt die weibliche Hauptrolle und kehrt damit wieder ins Burgensembl zurück.
    Ihr Partner wird, wie in der vorletzten Stoppartpremiere von Night and Day, Joachim Bissmeier sein.
    Den folgenden Bericht gestaltete Erich Gabriel.
    Meinst du echtes Leopardenfell oder nur bedrucktes Nylon?
    Du liebst mich nicht so, wie ich dich liebe.
    Ich bin einfach eine angenehme Abwechslung für dich nach Charlotte.
    Einfach mal was Neues.
    Was Neues, das stimmt.
    Ich habe noch nie eine so alberne Person gesehen.
    Ich liebe dich.
    Ich weiß nicht, weshalb du dich so aufführst.
    Ich fühle mich ganz normal auf.
    Du bist nicht normal.
    Du machst ja nicht genug aus mir, um dir was draus zu machen.
    Eifersucht ist normal.
    Hast du nicht gesagt, du bist nicht eifersüchtig?
    Ja, aber warum bist du nie eifersüchtig?
    Auf wen?
    Auf wen auch immer.
    Das Publikum muss sich wieder darauf gefasst machen, auch in dem neuesten Stoppart in die gewohnte unausweichliche Verwirrung zu geraten.
    Schriftsteller und Schauspieler sind die Akteure im doppelbödigen Spiel.
    Die Ebenen von Spiel und Wirklichkeit überschneiden sich von Anfang an.
    Der Film geht um die Unterschiede zwischen Realität und Erscheinung.
    Der Film sagt, dass Dinge so aussehen.
    Vielleicht sind sie es nicht.
    Ist es auch für Andrea Jonas so verwirrend Stoppard zu spielen?
    Ja, eigentlich ja.
    Also Peter Wood hat uns sehr viel erklären müssen.
    Es war auch verwirrend, weil es gab so Unterschiede in den Übersetzungen, also in der Übersetzung und Wood hatte andere Ideen, weil er mit einer Zweitfassung kam.
    Aber Stoppard ist immer ein bisschen verwirrend und in diesem hier, das einzig wahre, hat es sogar manchmal so leichte, ganz leichte Anklänge an
    Weil die englische Sprache viel mehr mit Worten spielt, als die deutsche Sprache.
    Das ist der Grund, warum...
    Wenn die englische Sprache nicht so wäre, hätten wir kein Shakespeare.
    Die englische Sprache ermöglicht das.
    Sylvia Lucan, Alexander Goebel, Dietrich Hollinderbäume und Helmut Rühl sind die Darsteller der übrigen wichtigen Rollen.
    Henry, der Schriftsteller, kann schreiben, aber kann er auch erleben?
    Und Annie, zuerst seine Geliebte und dann seine Ehefrau, geht es um das Erleben.
    Du bist eifersüchtig darauf, dass jemand ein Schriftsteller sein will.
    Du willst die Literatur als etwas Heiliges bewahren, etwas Besonderes.
    Nicht als etwas, das jeder kann.
    Einige haben es, andere nicht.
    Wir schreiben, über euch wird geschrieben.
    Dich empört an Brody, dass er nicht weiß, wo sein Platz ist.
    Du sagst, er kann nicht schreiben, wie ein Oberkellner sagt, hier dürfen sie ohne Krawatte nicht herein, weil er Worte nicht aneinanderreinen kann.
    Was ist so toll daran, Worte aneinanderzureinen?
    Traditionellerweise gilt das für einen Schriftsteller als vorteilhaft.
    Henry hat Ähnlichkeiten mit Stoppard.
    Und wie ist Annie?
    Die Figur, ja, das ist eine junge Frau, eine junge Schauspielerin.
    Die verheiratet ist mit einem anderen Schauspieler, aber verliebt ist in den Schriftsteller des Stücks, in dem ihr Mann spielt.
    Und sie geht also zu dem anderen.
    Und die Frage ist, ist das nun auch das einzig Wahre, ist das einzig Wahre nun diese Liebe das einzig Wahre, ist aber auch immer wieder die Frage,
    Was ist wahr?
    Was ist zwischen Spiel... Also weil auch immer wieder Theater auf dem Theater ist.
    Also was ist Spiel?
    Was ist Wirklichkeit?
    Das ist vielleicht ein bisschen das Verwirrende.
    Das wird sich aber immer aufklären.
    Die Londoner ließen sich trotz der Verwirrungen nicht abhalten, laut zu lachen.
    Und da sieht Peter Wood doch einen Unterschied zu Wien.
    Es scheint, dass es sehr ungewöhnlich ist, laut zu lachen in Österreich.
    In England ist es sehr ungewöhnlich, nicht laut zu lachen.
    Wir bleiben in Wien, wechseln aber vom Sprech- zum Musiktheater.
    Von heute bis Samstag gastiert im Serapions Theater in Wien eine interessante Musiktheatergruppe aus der Bundesrepublik Deutschland.
    Die Pocket Opera Company Nürnberg zeigt an vier Abenden Gaetano Donizettis' Lucrezia Borgia in einer für das Ensemble erstellten Fassung.
    Die Nürnberger Pocket Opera Company existiert seit 1974 und spielt selten aufgeführt Werke wie Purcells Dido und Aeneas oder Heinrich Marschners Vampir in kleiner Besetzung.
    Die Truppe besitzt kein eigenes Haus und tritt vor allem auch bei europäischen Festivals auf.
    1981 war die Pocket Opera auch schon einmal bei den Wiener Festwochen zu sehen gewesen.
    Über die Arbeit der Nürnberger Taschenoper Company berichtet Walter Gellert.
    Es wäre nicht verwunderlich, wenn der italienischen Belcanto-Oper gerade durch diese wenig respektvolle Inszenierung neue Freunde zugeführt worden wären, schrieb der Kritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über eine Aufführung des Nürnberger Opernensembles, das 40 bis 50 Mal im Jahr auftritt und das vor allem von Auslandsgastspielen lebt.
    Die von der Stadt Nürnberg subventionierte Truppe, die in einer kleinen Fabrik ihre Produktionen vorbereitet, ist ein Beweis dafür, dass Opernproduktionen nicht unbedingt im großen Staatstheaterrahmen stattfinden müssen.
    Die Pocket Opera Company beweist aber auch mit ihren Aufführungen, dass es noch viele Opernschätze zu heben gilt und dass diese Opernraritäten durchaus Spaß machen können, ohne dass man deswegen die Werke denunzieren müsste.
    Ute Rüppel, die in der Organisation des Ensembles tätig ist, aber auch als Orsini in Lucrezia Borgia auf der Bühne steht.
    Ja, wir wollen also Oper, speziell aus dem 19.
    Jahrhundert, lustvoll erneuern, musikalisch, dramaturgisch.
    Wir vergreifen uns also nicht am normalen Opernrepertoire, sondern wir ziehen also Sachen aus der Kiste, die
    einfach nicht mehr gespielt werden, die nicht mehr auf der Bühne erscheinen.
    Was wiederum auch wieder einen sehr lustigen Erfolg hat.
    Der Vampir wurde also nach unserer Produktion 1978 erstmals dann auch wieder in Deutschland in Ulm zum Beispiel gespielt und die Loreley von Catalane hat man dann plötzlich auch wieder entdeckt.
    Das buchen wir eigentlich noch ein bisschen auf unser Konto.
    Wie ist es nun möglich, eine sogenannte kleine Aufführung einer Oper, die normalerweise Chor und Orchester erfordert, zu erstellen?
    Günther Neidlinger ist der musikalische Leiter von Donizettis Lucrezia Borgia.
    Die Hauptpartien sind alle besetzt.
    Die kleineren Partien haben wir zusammengezogen, wird von einem Bassbariton gesungen.
    Der Chor wird auch von den Solisten gesungen.
    Also da haben wir reduziert, aber am musikalischen Text selber ist nichts verändert.
    Das ist also ganz genau treu.
    Vor allem diese riesigen und schwierigen Koloraturarien, die haben wir also bewusst gelassen, weil ja für uns interessant war die Grausamkeit und Absurdität des Geschehens in der Handlung, wie das musikalisch sich niederschlägt in diesen Koloraturarien.
    Das wird also bei uns dadurch
    überspitzt und die musikalische Aussage eben einfach ganz konzentriert dargeboten.
    Aber musikalisch ist es völlig original.
    Nur eben die Instrumentation ist geändert und es ist kein riesiger Opernchor, sondern es ist eben ein kleines kammusikalisches Sängerensemble eben auch dabei.
    Dazu kommt ein Instrumentalensemble bestehend aus Klavier, Klarinette, Trompete und Violoncello.
    Regisseur Peter B. Wirsch, der Leiter der Pocket Opera Company, stellt Donizettis Oper über die fürstliche Giftmischerin Lucrezia Borgia in eine ironisierende Rahmenhandlung.
    Eine alternde Lady plant zu Hause eine Opernaufführung der Lucrezia, wobei ihr tenoraler Gesangsschüler eine Hauptpartie übernimmt.
    Die übrigen Partien werden von den Hausangestellten dargestellt.
    Musiker vom Filmpalast schließlich spielen den Orchesterpart.
    Der squarile Opernabend geht für alle Beteiligten einschließlich der Musiker tödlich aus, da die Lady den Mitwirkenden wirklich Gift verabreicht hat.
    Hier eine kurze Probe, wie Donizettis Lucrezia Borgia in der Fassung der Pocket Opera Company aus Nürnberg klingt.
    Und hier Donizettis Lucrezia Borgia vollständig, eine Plattenaufnahme mit Montserrat Caballé und Ezio Flagello.
    Don Alfonso, favore il femmine, a soprano voi legate a consorde.
    Chi v'offese il mincone non deve.
    Voi chiedeste, io giurai la sua morte.
    Das waren Monserrat Caballé und Ezio Flagello in Donizetti's Lucrezia Borgia.
    Einer der berühmtesten Opernsänger des italienischen Fachs ist übrigens gestern Abend im Alter von 74 Jahren gestorben.
    Der aus Venedig stammende Bariton Tito Gobbi, der den Opernfreunden von zahlreichen Schallplatten aufnahm.
    bekannt ist.
    Tito Gopi trat in den berühmtesten Opernhäusern der Welt auf, so auch in Wien, wo er als Carpia oder als Iago in Verdi's Otello das Publikum begeistert hat.
    Hören wir uns Tito Gopi noch einmal an, mit einem Ausschnitt aus dem Trinklied des Iago.
    Sein Partner ist Florindo Andreolli.
    Sie singen und trinken.
    Viva con me!
    Viva con me!
    Viva, viva!
    Viva, viva!
    Viva!
    Viva, viva!
    Viva con me!
    Viva con me!
    Tito Gopi ist also tot, seine Stimme aber ist unsterblich, nicht nur durch die konservierende Technik der Schallplatte.
    Wir beenden unser Mittagsschanal noch einmal mit einem Meldungsüberblick.
    Österreich.
    Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hat einen sechstägigen offiziellen Besuch in den Vereinigten Staaten beendet und wird heute in Wien zurückerwartet.
    Letzte Station Kirchschlägers in den Vereinigten Staaten war Los Angeles.
    Er war dort Gast der österreichischen Außenhandelsstelle.
    Bundeskanzler Fred Sinowatz gab sich heute zu Wirtschaftsfragen und zu der Exportentwicklung optimistisch.
    Zu innerparteilichen Fragen räumte der SPÖ-Vorsitzende ein, dass es gespannte Beziehungen zur sozialistischen Jugend gebe.
    Sollten Kontakte dieser Organisation zu kommunistischen Gruppen bestehen, könnten die Beziehungen zwischen SPÖ und sozialistischer Jugend eingefroren werden, sagte Sinowatz.
    Die ÖVP-Abgeordnete Helga Rabel-Stadler erklärte heute, bis zu 4.000 Stellen für arbeitslose Lehrer könnten schon im kommenden Herbst zur Verfügung stehen, würde die Teilzeitarbeit für pragmatisierte Beamte rasch realisiert.
    Rabel Stadler appellierte an Unterrichtsminister Helmut Zilk, sich für diese Maßnahme im Sinne der Lehre einzusetzen.
    Rabel Stadler ist in der ÖVP für Arbeitszeitprobleme zuständig.
    Wichtig sei, ergänzte sie, dass die Teilzeitarbeit nur freiwillig ausgeübt werde.
    Die Beteiligung Österreichs an einem Satellitenfernsehprogramm beginnt sich zu konkretisieren.
    Der ORF hat der Satellitenkommission der Bundesregierung Verhandlungen über ein gemeinsames Satellitenprogramm mit dem ZDF und dem Schweizer Fernsehen empfohlen.
    Die Satellitenkommission hat diese Empfehlung zustimmend zur Kenntnis genommen und vom ORF verlangt, die Kosten mitzuteilen.
    Der langjährige stellvertretende Generaldirektor der Austria Tabakwerke, Lothar Chloemstein, ist im 65.
    Lebensjahr in Wien verstorben.
    Chloemstein war vor allem maßgeblich an der Entwicklung der milden Sorte beteiligt, die heute die meistverkaufte Zigarettenmarke des Konzerns ist.
    USA.
    Die beiden amerikanischen Ölgesellschaften Gulf Oil und Standard Oil of California haben heute mit einer etwa 13 Milliarden Dollar Fusion den größten Unternehmenszusammenschluss der Geschichte definitiv vereinbart.
    Allerdings muss die Übernahme von Gulf durch Standard Oil noch von den zuständigen Behörden kartellrechtlich genehmigt werden.
    Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl konferiert heute anlässlich seines offiziellen Besuchs in Washington mit Verteidigungsminister Kaspar Weinberger und Finanzminister Donald Reagan.
    Zuletzt hat sich Kohl bei einer Verhandlungsrunde mit Präsident Reagan neuerlich für ein sowjetisch-amerikanisches Gipfeltreffen ausgesprochen.
    Rumänien.
    Die Staaten des Warschauer Pakts haben der NATO offizielle Verhandlungen über ein Einfrieren der Rüstungsausgaben in Ost und West angeboten.
    Eine entsprechende Note wurde vom rumänischen Außenministerium den Botschaften der NATO-Staaten in Bukarest übermittelt.
    Nahe Osten.
    Auch ein neuer Waffenstillstand im Libanon bleibt unbeachtet.
    In der vergangenen Nacht ist es vor allem in Beirut an der Demarkationslinie zwischen dem Ost- und dem Westteil der Hauptstadt zu kämpfen gekommen.
    Nach der Kündigung des israelisch-libanesischen Truppenabzugsabkommens vom Mai 1983 hat die libanesische Regierung Israel Verhandlungen über neue Sicherheitsgarantien angeboten.
    Dies soll aber abgelehnt worden sein.
    Österreich, Italien.
    Der für heute angekündigte Beginn einer neuen Serie von Bummelstreiks der italienischen Zöllner am Brenner ist auf nächste Woche verschoben worden.
    Nach Angaben der Zöllner Gewerkschaft will man damit dem Ernst der Lage nach der Brennerblockade durch die Frechter Rechnung tragen.
    Die Zöllner verlangen höhere Löhne und eine Aufstockung der Zahl der Beamten.
    Die jüngste Ankündigung des italienischen Finanzministers, es sollten 800 neue Zollbeamten in Dienst gestellt werden und die Abfertigung entbürokratisiert werden, betrachten die Zöllner als eine zu wenig weitreichende Verhandlungsgrundlage.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend im Westen und Süden überwiegen sonnig, im übrigen Österreich veränderlich bewölkt, Nachmittagstemperaturen 2 bis 8 Grad, lebhafte Nordwestwinde.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr, das Mittagsschandal ist zu Ende.
    Ich bedanke mich fürs Zuhören, auch im Namen aller Mitarbeiter.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz des Kirchschläger-Besuches in den USA
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geschichte und Bedeutung des Einsatzes von Giftgas im Krieg
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: ABC-Waffen , Nachrichten
    Fortschritte in der Immunforschung ermöglichen einfachere Herztransplantationen
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Dollarkurs-Bewegungen
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: Beziehung der SPÖ zur sozialistischen Jugend - Stil der Regierung
    Einblendung: Bundeskanzler Sinowatz
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Akademietheater: Deutschsprachige Erstaufführung von Tom Stoppards "Das einzig Wahre"
    Einblendung: Szenen (mit Joachim Bissmeier und Andrea Jonasson) , Interview: Regisseur Peter Wood und Schauspielerin Andrea Jonasson
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Bißmeier, Joachim [Interpret/in] , Jonasson, Andrea [Interviewte/r] , Wood, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gastspiel der Nürnberger Pocket Opera im Wiener Serapionstheater
    Interview: Organisatorin und Schauspielerin Ute Rüppel, künstlerischer Leiter Günter Neidlinger und Leiter Peter Wirsch , Einblendung: Szene (von der Pocket Opera und Aufnahme mit Monserrat Caballé und Ezio Flagello)
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Rüppel, Ute [Interviewte/r] , Neidlinger, Günter [Interviewte/r] , Wyrsch, Peter Beat [Interviewte/r] , Caballé, Montserrat [Interpret/in] , Flagello, Ezio [Interpret/in]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Serapionstheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italienischer Bariton Tito Gobbi gestorben
    Einblendung: Trinklied des Jago (mit Tito Gobbi und Florindo Andreolli)
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Glück, Luis [Moderation] , Gobbi, Tito [Interviewte/r] , Andreolli, Florindo [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.03.06
    Spieldauer 01:00:10
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.03.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840306_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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