Mittagsjournal 1984.03.12

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    Rechtliches

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    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Bei Mittagschanal bei einer Stunde Information begrüßt sich Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    Wir planen Beiträge unter anderem zu folgenden Themen.
    Vor den um 14 Uhr im Bundeskanzleramt weitergehenden Verhandlungen zwischen Regierung und Beamten scheinen die Fronten einigermaßen festgefahren zu sein.
    Das zeigten Reaktionen auf die gestrige Fernseh-Pressestunde mit Staatssekretär Löschnack und das geht auch aus einem Interview mit dem Beamtengewerkschafter Sommer hervor, das Sie im Laufe dieser Sendung hören können.
    Dann erwarten wir einen Beitrag über eine Pressekonferenz des Vereins der österreichischen Steuerzahler des Ex-FBÖ-Abgeordneten und Ex-Volksanwalts Zeilinger, zurück von der Regierung angekündigten Steuerreform und zu den Diskussionen um Praktiken der Steuerfahnder.
    Der Schwerpunkt unserer internationalen Berichterstattung ist heute der Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak.
    Wir sprechen mit Brigadier Franz Freistetter, der unlängst in der österreichischen Militärzeitschrift die militärische Situation analysierte und dessen Analyse sogar der jüngsten Ausgabe der renommierten Hamburger Zeit in einem Dossier mit dem Titel Unheiliger Krieg im Garten Eden zitiert wird.
    Und Roland Machatsch gefasst die jüngsten Informationen über den Einsatz von Giftgas im Golfkrieg zusammen.
    Gegenstand der für unsere Presseschau aus in- und ausländischen Zeitungen ausgewählten Kommentare sind die zahlreichen DDR-Reisen bundesdeutscher Politiker anlässlich der Leipziger Messe.
    Und die Kulturredaktion informiert dann noch über die erste Uraufführung eines bundesdeutschen Autors seit längerer Zeit im Großen Haus des Burgtheaters, über die bevorstehende Premiere von Klaus Pohls Das alte Land.
    Vor all dem gibt's aber jetzt die Nachrichten, die Gerhard Schalgeruber zusammengestellt hat und die Wolfgang Griemer schmittliest.
    Österreich.
    Der Index der Verbraucherpreise stieg im Februar gegenüber Februar 1983 um 5,7 Prozent.
    Im Jänner betrug der entsprechende Wert 5,6 Prozent.
    Vom diesjährigen Jänner auf den Februar beruhte der Indexanstieg vor allem auf Preisverhöhungen bei Gemüse, Obst, bei den Hotelnichtigungen und bei den Reisen.
    Einige Februarsteigerungsraten aus den Nachbarländern.
    Bundesrepublik Deutschland 3,1%, Schweiz 2,9%, Italien 12,2%.
    Die libanesischen Bürgerkriegsparteien setzen heute ihre sogenannte Versöhnungskonferenz in Lausanne fort.
    Hauptziel ist die Bildung einer Koalitionsregierung der nationalen Einheit.
    Die libanesischen Politiker werden zu diesem Zweck über eine Neuordnung der Verfassung und der Machtverhältnisse im Libanon beraten.
    Unter anderem fordern die islamischen Bevölkerungsgruppen mehr Beteiligung an der Staatsmacht.
    Zwischen den Vertretern der Schiiten, Sunniten, Christen und Drusen herrschen beträchtliche Meinungsverschiedenheiten.
    Lausanne steht im Zeichen scharfer Sicherheitsvorkehrungen.
    In der Umgebung des Tagungsortes wurden starke Polizeikräfte und Antiterrorspezialisten zusammengezogen.
    Wenige Stunden vor Konferenzbeginn ist es in der vergangenen Nacht in Beirut wieder zu heftigen Bürgerkriegskämpfen gekommen.
    Entlang der grünen Linie zwischen dem christlichen und dem muslimischen Teil Beiruts sowie in den Schufbergen östlich der Hauptstadt wurde geschossen.
    Die Gefechte forderten mindestens sechs Menschenleben und 13 Verwundete.
    Jordanien.
    PLO-Chef Yasser Arafat hat zweitägige Gespräche mit jordanischen Regierungsvertretern in Amman beendet.
    Arafat sagte, jetzt seien alle Differenzen der Vergangenheit vergessen.
    Der Dialog zwischen Amman und der PLO habe sich sehr glücklich entwickelt.
    In Jordanien finden heute zum ersten Mal seit 17 Jahren Wahlen statt.
    Es sind Parlamentsteilwahlen.
    Acht Mandate werden neu vergeben.
    Die acht Parlamentarier sind seit 1967, dem Jahr der letzten Wahlen, verstorben.
    Um die Sitze bewerben sich etwa 100 Kandidaten, darunter keine einzige Frau.
    Dagegen sind 40 Prozent der registrierten Wähler Frauen.
    Sie dürfen heute zum ersten Mal wählen gehen, seit das Frauenwahlrecht 1973 eingeführt worden ist.
    Frankreich.
    Iranische Soldaten, die angeblich durch chemische Waffen des Iraks verletzt wurden, werden jetzt auch in französischen Krankenhäusern behandelt.
    Drei Verwundete wurden heute an Bord einer Sondermaschine nach Paris gebracht.
    Bereits in der vergangenen Woche waren iranische Soldaten zur ärztlichen Behandlung in Wien und in Stockholm eingetroffen.
    Vier von ihnen sind inzwischen an den Folgen ihrer schweren Vergiftungen gestorben.
    Bei der Untersuchung von Blut- und Urinproben zweier in Wien behandelter Iraner konnten Senfgas und Mykotoxin, ein Pilzgift, nachgewiesen werden.
    Der Irak hat den Einsatz chemischer Waffen im Golfkrieg nachdrücklich dementiert.
    Sowjetunion
    Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Jochen Vogel, hat heute anlässlich eines zweitägigen Aufenthalts in Moskau Gespräche mit Spitzenpolitikern des Kremls aufgenommen.
    Auch ein Treffen mit Parteichef Konstantin Kernenko ist geplant.
    Dazu hat Vogel zuletzt erklärt, er wolle neue Möglichkeiten für ein Ende des atomaren Rüstungswettlaufs in Ost und West sondieren.
    Auch wolle die SPD zeigen, dass sie der vor 15 Jahren von dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt geschaffenen Ostpolitik verbunden bleibe.
    Vogel hielt sich zuletzt vor etwa einem Jahr in Moskau auf und bezeichnete die damaligen sowjetischen Abrüstungsvorschläge als konstruktiv.
    Bundesrepublik Deutschland
    Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, Frankreichs, Großbritanniens und Spaniens unterzeichneten heute in Bonn ein Abkommen über die gemeinsame Entwicklung des neuen Kurz- und Mittelstreckenflugzeugs vom Typ Airbus A320.
    Das Airbus-Konsortium hofft, 1000 Maschinen absetzen zu können.
    Das wäre etwa ein Drittel des Gesamtmarktes für diese Kategorie von Verkehrsflugzeugen.
    Bisher haben die Luftlinien 51 Maschinen bestellt und sich für weitere 45 Flugzeuge vorangemeldet.
    Der Airbus A320 hat 150 Sitzplätze und kostet pro Stück nahezu 450 Millionen Schilling.
    Mit einer Serie von Warnstreiks will die Industriegewerkschaft Metall in dieser Woche ihre Forderung nach Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich unterstreichen.
    Heute früh legten mehr als 2000 Metallarbeiter in 13 Betrieben von Gelsenkirchen die Arbeit nieder.
    Der Warnstreik dauerte zwei Stunden.
    Bisher waren alle Kollektivvertragsverhandlungen über die Einführung der 35-Stunden-Woche erfolglos.
    Die nächste Gesprächsrunde ist für den 21.
    März geplant.
    Die Unternehmerseite lehnt die Einführung der 35-Stunden-Woche als Belastung der Betriebe ab.
    Die Gewerkschaften betrachten sie dagegen als wirksames Mittel zum Abbau der Arbeitslosigkeit.
    Großbritannien.
    Unbefristete Proteststreiks der Bergleute legten heute zahlreiche Kohlegruben in der staatlichen Kohleindustrie lahm.
    Etwa 90.000 der 180.000 Bergarbeiter beteiligten sich an dem Ausstand.
    Sie wollen gegen Zechenschließungen und Kapazitätskürzungen demonstrieren.
    Die Industrie dagegen will die Kohlehalden abbauen.
    Ein nationaler Streik, somit eine Kraftprobe mit der Regierung, scheint unwahrscheinlich, da die regionalen Gewerkschaften uneinig sind.
    Europäische Gemeinschaft
    Die landwirtschaftlichen Probleme im gemeinsamen Markt erweisen sich weiterhin als nahezu unlösbar.
    Heute Nacht ging eine Konferenz der Landwirtschaftsminister nach 15 Stunden ohne Ergebnis zu Ende.
    Möglicherweise werden sich heute die Außenminister mit dem Themenkreis befassen.
    Eine Lösung scheint insofern dringlich, als in der kommenden Woche in Brüssel das nächste EG-Gipfeltreffen stattfinden soll.
    Kanada.
    Bereits vor dem offiziellen Auftakt der diesjährigen Seehundjagd an der kanadischen Küste gab es gestern Abend schwere Auseinandersetzungen zwischen Umweltschützern und Robbenjägern.
    Mehr als 100 Anhänger der unbeschränkten Robbenjagd haben auf einem kleinen Flugplatz in der Provinz Quebec einen Hubschrauber der Umweltschutzorganisation Greenpeace demoliert.
    Die mit Flaschen, Ketten und Knüppeln bewaffneten Robbenjäger kletterten über die Absperrung des Flugplatzes und stürzten den Hubschrauber um.
    Verletzt wurde im Verlauf dieser Auseinandersetzung niemand.
    Die Umweltschützer wollten in der St.
    Lawrence-Bucht Seehunde filmen.
    Österreich.
    Die Grundwasserverseuchung am Stadtrand von Graz weitet sich aus.
    Am Wochenende wurden auch alarmierende Giftmengen in der Nähe des Ostbahnhofs im 6.
    Stadtbezirk festgestellt.
    Der Umweltschutzkoordinator der Landesregierung sagte, es gebe offensichtlich einen weiteren Verursacher der Grundwasserverseuchung.
    Es gelte nun, ihn so rasch wie möglich ausfindig zu machen.
    Heute findet im Grazer Rathaus eine Krisensitzung der steiermärkischen Landesregierung statt.
    In Wien hat am Vormittag der Mordprozess gegen den 19-jährigen Günther Lorenz begonnen.
    Lorenz bekannte sich schuldig, mit einem waffenscheinfreien alten Militärkarabiner seinen Freund Peter Daubinger, seine Freundin Ursula und deren Mutter Sieglinde Eckert erschossen zu haben.
    Prozessentscheidend dürften die Aussagen zweier Psychiater und eines Psychologen sein.
    Die Experten haben empfohlen, den 19-Jährigen im Hinblick auf seine schwere seelische Abartigkeit in eine Anstalt für geisteskranke Rechtsbrecher einzuweisen.
    Das Verfahren wird vom AKH-Richter Paul Weiser geleitet.
    Die Kraftfahrerorganisation ÖAMTC hat Schritte des Gesetzgebers verlangt, um den Kraftfahrern zu einem sogenannten Recht auf ein Organmandat zu verhelfen.
    Wie der ÖAMTC in einer Presseaussendung mitteilt, liegt es zurzeit völlig im Ermessen eines Exekutivbeamten, ob wegen einer Verwaltungsübertretung ein Organmandat verhängt oder ob Anzeige erstattet wird.
    Einem zahlungswilligen Kraftfahrer kann sogar ohne Angabe von Gründen ein bereits angebotenes Organmandat verweigert werden.
    Außerdem muss der Lenker mit einer Anzeige rechnen, wenn er kein Kleingeld mitführt oder wenn das Exekutivorgan nicht wechseln kann.
    Die Wetterlage.
    Mit einer östlichen Höhenströmung gelangen zeitweise feuchte Luftmassen vom Schwarzen Meer in den Ostalpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen heiter bis wolkig, sonst veränderliche, regional auch starke Bewölkung und örtlich etwas Schneefall.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperatur 0 bis 4 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 9 bis minus 1 Grad.
    Örtlich auch darunter.
    Die Wetteraussichten für Morgendienstag.
    Im Westen zeitweise sonnig, sonst teils aufgelockerte, teils reichliche Bewölkung und strichweise etwas Schneefall.
    Schwachwindig.
    Frühtemperaturen minus 9 bis minus 1 Grad.
    Örtlich auch darunter.
    Tageshöchstwerte 0 bis 5 Grad.
    Die Vorschau bis Freitag.
    Unterschiedliche Bewölkung, örtlich Schneefall, in tiefen Lagen auch Regen.
    Leichter Temperaturanstieg in allen Höhen.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Es ist 12.12 Uhr.
    Wir beginnen den Beitragsteil des Mittagsjournals mit internationalen Themen.
    Im Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak wird auch nach dreieinhalb Jahren noch immer zu Tausenden gestorben.
    Die Iran schickt sogar Kinder in die Minenfelder und der Irak schreckt, wie immer deutlicher wird, auch nicht von dem Einsatz von durch internationale Verträge geächtetem Giftgas zurück.
    Auch von persischen Menschenmassen vorgetragene Offensiven folgen regelmäßig von überlegender Technologie getragene irakische Gegenoffensiven.
    Und beide Seiten ergehen sich in propagandistischen Erfolgsmeldungen.
    Derzeit scheint gerade wieder eine irakische Gegenoffensive zusammengebrochen zu sein.
    Darüber kann auch das gestern veröffentlichte, übrigens das genau 1400. irakische Militärkommuniqué, in dem die Zerstörung iranischer Panzer sowie Artillerie und Infanteriestellungen gemeldet wurde, nicht hinwegtäuschen.
    Der österreichische Experte Brigadier Freistädter schrieb unlängst zur Lage im Golfkrieg in der österreichischen Militärzeitschrift, weder die Iraner noch die Irakis können Operationen durchführen, bei denen sich Bewegung und Feuerkraft koppeln lassen.
    Zitate wie dieses wählte sogar die renommierte Hamburger Wochenzeitung die Zeit für ihr in der jüngsten Nummer erschienenes Dossier unter dem Titel Unheiliger Krieg im Garten Eden aus Brigadiers Freistädter Analyse aus.
    Über Details seiner Einschätzung der militärischen Situation im Golfkrieg sprach Franz Kössler mit Brigadier Freistöter.
    Herr Brigadier, es wird seit dreieinhalb Jahren gekämpft ohne militärische Entscheidungen.
    Es hat zwölf, dreizehn Offensiven gegeben.
    Was ist jetzt das Neue an dieser Offensive und was ist das Dramatische an der Situation, dass der Irak in diesem Augenblick auf chemische Kampfstoffe zurückgreift?
    Das Neue an den Offensiven liegt im Unterschied zu den bisherigen.
    Und zwar waren bisherige Offensive immer sehr punktuell, entweder im Süden, im Mittelabschnitt oder im Norden.
    Nunmehr sind erstens größere Räume erfasst, nämlich der Raum ostwärts Bagdad, weiters der südliche Raum.
    Die zweite Ursache ist auch, dass nunmehr die iranischen Kräfte praktisch zum Teil die Grenze zum Irak überschreiten oder punktuell überschritten haben.
    Und das dritte ist, dass aber keine der beiden Seiten in größeren militärischen Operationen eine Entscheidung herbeiführen kann.
    Ist das militärisch eine günstige Ausgangsposition für den Einsatz von chemischen Kampfstoffen?
    Chemische Kampfstoffe.
    wurden außer im Ersten Weltkrieg bisher nie im großen Umfange und entscheidend, kriegsentscheidend eingesetzt.
    Ich glaube auch nicht, dass in diesem Falle der Einsatz chemischer Kampfstoffe als kriegsentscheidend angesehen wird.
    Es gibt offensichtlich schwerwiegende Nachweise dafür, dass solches eingesetzt wurde, aber man muss, glaube ich, hier in die religiös-ideologischen Standpunkte der Parteien
    eintreten, die ihrerseits zum Ausdruck bringen, beim Gegner gegenüber handelt es sich um Ungeziefer, um etwas, das ausgetilgt werden soll.
    Wo bekommt ein Staat wie der Irak Giftgas her?
    Das wird kaum nachweisbar sein, aber es gibt eben Kampfstoffe auf der Welt, es gibt Erzeugungsländer,
    Es gibt gewisse Lager nicht nur bei den Großmächten.
    Es gibt gewisse auch Möglichkeiten, wenn auch begrenzte, in der eigenen chemischen Industrie.
    Und wie man sieht, kann sich ein solcher Staat eben das auch in gewissem Ausmaß beschaffen, wie etwa auch dies in anderen Gebieten der Fall war.
    Können Sie sich vorstellen, dass eine der Großmächte, in diesem Fall die Sowjetunion, andern Irak, solche chemischen Kampfstoffe geliefert hat?
    Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen, weil man doch damit eine Eskalationsstufe aus der Hand geben würde, die man dann hinterher nicht mehr kontrollieren kann in ihren Wirkungen und Rückwirkungen.
    Sie sagen einerseits, chemische Kampfstoffe sind nicht kriegsentscheidend, aber trotzdem sagen Sie, das ist eine wesentliche Eskalation.
    Warum?
    weil es ein Massenvernichtungsmittel immerhin ist, das geächtet wurde, das schon 1925 geächtet wurde und in dem weltweit sehr viele Staaten beigetreten sind und das nicht nur mit den hier verwendeten und nachgewiesenen Mitteln, Lost, Gelbkreuz und Mikotixine wirkt, sondern es gibt ja hier bedeutend wirksamere und tödlichere und kaum feststellbare mittelchemische Kampfstoffe
    Und wenn dies angekratzt wird, dann ist innerhalb des Bereiches eine sehr gefährliche Eskalationsmöglichkeit eingeschlossen.
    Also glauben Sie, dass der Krieg jetzt noch lange weitergehen könnte?
    So wie es aussieht, wird sich diese Art der Offensive, Offensiven, wie sie jetzt vorgetragen werden, noch eine Weile hinstrecken.
    Und Sie sagen, dass keine der beiden Seiten weder strategisch noch vom technischen Material her die Möglichkeit hat, eine Strategie dort zu entfalten, die zu einer Entscheidung führen kann?
    Der Iran verfügt keineswegs über mehr, also über weniger als ein halbes Dutzend der größeren gepanzerter Verbände.
    die in das Land des Gegners tiefe Vorstöße machen könnten.
    Der Irak hat etwa zehn Großverbände, aber ist gegenüber dem Iran auch nicht in der Lage, große Operationen zu führen, sonst hätte er das bereits unter günstigeren Bedingungen am Anfang des Krieges gemacht.
    Es wird also weiterhin diese Form der Kampfführung mit großen Menschenmassen voran und mit einem Zurückhalt
    gepanzerter Verbände, weitgehenden zurückhaltend gepanzerter Verbände auf iranischer Seite sein und der Irak wird versuchen, mit seinen mechanisierten und mit seinen gepanzerten Verbänden und mit seiner Luftwaffe, aber auch mit der Volksarmee, das heißt also mit einer Miliz hier, immer wieder Barrieren zu errichten und taktische Gegenstöße zu machen.
    Es bleibt also zunächst einmal bei der Abnützung, wobei die eine oder andere Seite hofft, dass sich auch politische Implikationen ergeben.
    Eine Eskalation in den persischen Golf ist dabei, den persischen, den arabischen Golf ist dabei, durchaus eine Möglichkeit, die man nicht einfach von der Hand weisen kann.
    Franz Kössler sprach mit Biradier Freistädter über die militärische Lage im Golfkrieg.
    Die Beweise, dass der Irak in diesem Krieg chemische Kampfstoffe einsetzt, liegen seit dem Wochenende vor.
    Wissenschaftler in Wien und im belgischen Ghent haben anhand von Proben, die den in Wiener Krankenhäusern liegenden iranischen Verwundeten entnommen wurden, Senfgas und das Pilzgift Mycotoxin identifiziert.
    In einem Bericht der britischen Sonntagszeitung Observer wird der Irak darüber hinaus beschuldigt, mehrere Anlagen für die Produktion eines Nervengases zu besitzen und den dort erzeugten Kampfstoff auch einzusetzen.
    Die Irak gehört ebenso wie der Iran zu den mittlerweile 108 Staaten, die den sogenannten Genfer Protokollen des Jahres 1925 beigetreten sind.
    Darin wird zwar der Einsatz von chemischen Kampfstoffen verboten – damals hatte man natürlich nur an die Kampfgase des Ersten Weltkriegs gedacht – nicht aber ihre Erzeugung und Lagerung.
    Im folgenden Beitrag gibt Roland Machatschke einen Überblick über das Arsenal an chemischen Kampfstoffen und die Beschuldigungen, die gegen den Irak vorgebracht werden.
    Zu Beginn zwei Zitate von Opfern.
    Wir standen vor Basra, als die Flugzeuge kamen.
    Es waren zehn und sie warfen ihre Bomben ab.
    Eine orangefarbene Wolke stieg auf, so finster und furchtbar, dass die Sonne nicht mehr durchkam.
    Ich spürte ein Brennen und Stechen und dann nichts mehr.
    Mohammed Reza Asadi, ein 20-jähriger iranischer Revolutionsgardist, im Spital mit Verbrennungen am ganzen Körper.
    Fast alle Dorfbewohner waren tot.
    Aus ihrer Nase und aus ihren Ohren tropfte noch Blut.
    Brandblasen quollen aus ihrer Haut, die seltsam gelb verfärbt war.
    Ein laotischer Bergbauer nach einem Luftangriff sowjetischer Flugzeuge auf sein Dorf.
    Das dunkle Gas, das die Sonne verfinsterte, war Senfgas.
    Die laotischen Bauern waren durch Mykotoxin gestorben, bekannter unter der Bezeichnung Gelber Regen.
    Beide Kampfstoffe wurden in Urin, Stuhl, Blut und Gewebsproben jener 15 iranischen Soldaten festgestellt, die seit mehr als einer Woche in Spitälern in Wien und Stockholm behandelt werden und von denen vier bereits gestorben sind.
    Giftgaseinsatz ist seit dem Ersten Weltkrieg, in dem chemische Kampfstoffe eine Zeit lang eine strategische Rolle spielten, immer wieder behauptet worden.
    Schwierigkeiten tauchen jedoch bei der Beweisführung auf.
    Auch jetzt kann nicht eine lückenlose Beweiskette zur Überführung des Iraks geboten werden.
    Und in manchen Punkten ist man auf schwer zu überprüfende Informationen angewiesen.
    Das Senfgas der Iraker könnte aus einer Fabrik in Samawa südlich von Bagdad stammen.
    Die Herstellung von Senfgas ist technisch nicht sehr aufwendig.
    Ethylengas muss durch flüssiges Schwefeldichlorid durchgeleitet werden.
    Jede Anlage, die Ölprodukte herstellt, könnte dazu verwendet werden.
    Im Erdölland Irak also kein Problem.
    Für den Einsatz wiederum sprechen militärstrategische Gründe.
    Senfgas, das als Flüssigkeit abgeworfen und versprüht wird, verwandelt sich in der Wärme sehr rasch in ein Gas, das dann nicht nur die Haut, sondern auch die Atemwege angreift.
    Im Raum Basra, wo die derzeitige Offensive der Iraner angesetzt wurde, ist es sehr heiß.
    Die große Konzentration sich langsam bewegender Menschenmassen auf engem Raum, wie sie durch das sumpfige Kampfgelände bei Basra diktiert wird, eignet sich vom militärischen Standpunkt geradezu ideal für den Gaskrieg.
    Soviel zum Senfgas, das zum ersten Mal in der Geschichte von deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg eingesetzt worden war.
    Senfgas ist eine rein chemische Waffe.
    Eine biochemische Waffe ist dagegen der gelbe Regen.
    Er bezieht seinen Grundstoff von einem Pilz, dem Fusarium, der äußerst giftige Stoffe, die sogenannten Mykotoxine, ausscheidet.
    Der Pilz lässt sich sehr einfach auf Weizen oder Roggen züchten.
    Man muss nur die Körner feucht lagern und dabei ständig wechselnden Temperaturen aussetzen.
    Das Getreide wird vergoren, dann zerdrückt und ausgepresst.
    Man erhält ein sehr feines Pulver, das oft auch mit Sand vermischt wird, damit es konzentrierter über Zielen abgeworfen werden kann.
    Auf Bildern amerikanischer Aufklärungssatelliten sollen vor allem bei Sverdlovsk in der Sowjetunion große Gärbehälter gesichtet worden sein.
    Der Kampfstoff verbrennt die Haut der Opfer, sie verfallen in Zuckungen, bluten aus Nase, Ohren und Augen und schließlich aus dem ganzen Körper.
    Der Tod kann schon nach Minuten eintreten, aber auch erst nach Stunden, je nach Konzentration des Giftes und der Widerstandskraft.
    Nach Schätzungen des amerikanischen Autors Seagrave, der ein Buch über gelben Regen geschrieben hat, sind in Laos mindestens 15.000 Menschen ums Leben gekommen und noch einmal so viele in Afghanistan, Kambodscha, Äthiopien und dem Nordjemen.
    Die Sowjetunion hat nach Angaben des amerikanischen Kongresses im Jahre 1980 350.000 Tonnen chemische Kampfstoffe gelagert gehabt, achtmal so viel wie die USA.
    Darunter befinden sich auch die sogenannten Nervengifte.
    Das sind Chemikalien, die durch die Haut oder über die Atemwege in den Körper eindringen und dort das Nervensystem angreifen.
    Die Schwierigkeiten mit Nervengiften bestehen nun darin, dass auch bestimmte Unkrautvernichtungsmittel ähnliche Wirkungen zeigen, wie etwa Parathion und Amethon.
    Laut Recherchen des britischen Observer ist der Irak an eine amerikanische Firma und dann an die britische ICI herangetreten, Fabriken für solche Herbizide im Irak zu bauen.
    Beide lehnten ab.
    Der italienische Montedison-Konzern soll dann laut Zeitungsbericht das Geschäft gemacht haben.
    Montedison weist aber diese Behauptung entschieden zurück.
    Der Irak soll mittlerweile drei solche Anlagen in Betrieb haben.
    Indirekter Beweis ist die Tatsache, dass der Iran hunderttausende Ampullen des Gegenmittels Atropin zur Selbstinjezierung in den Niederlanden gekauft hat und dass westliche Korrespondenten auf den Schlachtfeldern bei Basra solche Ampullen gefunden haben.
    Und vielleicht ist auch der Ausspruch eines irakischen Armeeführers ein indirekter Beweis.
    General Hisham Salah al-Fakhri, Kommandant der irakischen Streitkräfte östlich des Tigris, wird mit dem Wort zitiert, hätten wir die Iraner mit Blumen und Wohlgerüchen empfangen sollen?
    Sie hören einen Beitrag von Roland Machatschke.
    Es ist 12.25 Uhr.
    Wir bleiben vorerst noch bei internationalen Themen.
    Immer mehr Bewegung scheint in die deutsch-deutschen Beziehungen zu kommen.
    Ein Ausgangspunkt dafür dürfte der vom bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß vermittelte Milliardenkredit gewesen sein, auf den etwa der Abbau der Selbstschussanlagen an den Grenzen und gerade in den letzten Tagen eine deutliche Zunahme der Bewilligungen von Ausreiseanträgen von DDR-Bürgern folgten.
    Vor diesem Hintergrund gibt es seit einiger Zeit auch immer häufigere Kontakte zwischen Spitzenpolitikern der beiden deutschen Staaten.
    Und am Rande der gestern eröffneten Leipziger Frühjahrsmesse und der gleichzeitig stattfindenden Buchmesse konferierte DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker gestern hintereinander mit dem saarländischen Ministerpräsidenten Werner Zeyer von der CDU,
    Mit dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, mit Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff von der FDP und mit dem linken SPD-Politiker und Oberbürgermeister Saarbrückens Oskar Lafontaine.
    Am Rande dieser Gespräche bekundete Erich Honecker dann auch noch seine Bereitschaft, in die Bundesrepublik zu fahren und dort mit Bundeskanzler Kohl zusammenzutreffen.
    Diese Bewegung im deutsch-deutschen Verhältnis ist selbstverständlich das Hauptthema der Kommentare der heutigen bundesdeutschen Zeitungen.
    Aber nicht nur dieser.
    Reinhold Henke hat Ausschnitte für unsere Presseshow ausgewählt.
    Das Gedränge westdeutscher Politiker in Leipzig nimmt beängstigende Formen an.
    Ganze Kavalkaden von Politikern, Ministerpräsidenten, Minister, Senatoren, Abgeordnete aus Bund und Ländern sind diesmal unterwegs.
    Insgesamt mehr als 100 Personen.
    Dazu kommt eine interne Fingerhackelei zwischen Kohl und Strauß, die Unsicherheiten auf der Regierungsseite erkennen lässt.
    Die Motive für den politischen Massenansturm sind nicht leicht zu entziffern.
    Nicht wenige werden sich in ihrer Ansicht bestätigt fühlen, dass die deutsche Frage wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung tritt.
    Andere werden darin ein eher vorübergehendes Gefühl der Erleichterung sehen, dass die Beziehungen in Deutschland sich auch nach dem Beginn der Nachrüstung nicht zum Schlechteren gewandelt haben.
    Nach der Hysterie, die zuvor um die angeblich bevorstehende Eiszeit entstanden war, wäre das eine durchaus begreifliche Reaktion.
    Der Bonner Generalanzeiger glaubt, dass die DDR-Führung, die momentan liberal gehandhabte Reisewelle, bald wieder eindämmen wird.
    Es ist heute noch kaum vorstellbar, dass der SED-Staat das Misstrauen gegenüber seinen arbeitsfähigen Bürgern so weit abzubauen vermag, dass er ihnen im Vertrauen auf ihre Rückkehr die Besuchsreise in den Westen erlaubt.
    Aber unter den realistischen Zielen eines geregelten Nebeneinanders sollte diese vielleicht sinnvollste aller menschlichen Erleichterungen in den Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten ihren Platz haben.
    Die Basler Zeitung beschreibt den Wettlauf der westdeutschen Politiker unter dem Stichwort Politpilger in Leipzig so.
    Die Selbstverleugnung, mit der sich Unionspolitiker in der so lange kritisierten Ost- und Deutschlandpolitik tummeln, erschwert es der SPD, sich auf diesem ureigensten Tätigkeitsfeld noch bemerkbar zu machen.
    Doch versucht sie mitzuhalten.
    Auch der saarländische SPD-Landesvorsitzende Lafontaine reist nach Leipzig und soll seinen früheren Landsmann Honecker treffen.
    Der SPD-Oppositionsführer in Bonn, Hans-Jochen Vogl, schlägt den Umweg über Moskau ein, bevor er in Begleitung von Egon Bahr, Hans-Jürgen Wischniewski und Carsten Voigt am Mittwoch in Ostberlin Honecker aufsucht.
    In der Süddeutschen Zeitung beschreibt Helmut Löhlhövel einen Teil der Begegnung westdeutscher Politiker mit Honecker so.
    Honecker ist offenbar innerlich darauf vorbereitet, noch in diesem Jahr in die Bundesrepublik zu reisen.
    Freundlich und aufmerksam widmet er sich den so zahlreich wie noch nie nach Leipzig angereisten Bundes- und Landespolitikern, die geradezu den Eindruck machen, als unternehmen sie einen Wettlauf in die DDR.
    Den besten Einfall, wie die oft krampfhafte Stimmung zwischen den Deutschen aus Ost und West zu lösen ist, hatte der Saarländer La Fontaine, der offenbar Honeckers Sympathie genießt.
    La Fontaine schenkte dem obersten Kommunisten der DDR eine Aktie der Firma Asco, bei der Honeckers Familie einst einen genossenschaftlichen Anteil besessen hatte.
    Die 50-Mark-Aktie ist heute 540 Mark wert.
    Honecker, nun zum Kleinkapitalisten geworden, bedankte sich aufgeräumt ein Tag voller Überraschungen.
    Zum Abschluss noch eine Pressestimme aus Österreich, ein Kurzkommentar der Zeitung Die Presse, in dem auf den Milliardenkredit der Bundesrepublik für die DDR eingegangen und vor allzu großen Hoffnungen gewarnt wird.
    Der Milliardenkredit vom Vorjahr hat sich auch im humanitären Bereich ausgewirkt.
    Man kann darauf in Jubel verfallen und beim hoffentlich bald zustande kommenden Honecker-Besuch dann erstaunt konstatieren, dass ja gar nicht alles so eitle Wonne ist.
    Denn die Klimaverbesserung auf dem Messegelände wird keineswegs vom politischen Tauwetter begleitet.
    Die Raketenfrage kann jederzeit wieder einen Eisregen produzieren.
    Das waren von Reinhold Henke ausgewählte Zeitungskommentare zum deutsch-deutschen Verhältnis anlässlich der Reisen bundesdeutscher Spitzenpolitiker in die DDR.
    Ebenso aktuell wie das innerdeutsche Verhältnis ist in der bundesdeutschen Politik derzeit auch die Frage der Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
    Darauf haben sich die Gewerkschaften und die oppositionelle SPD eingeschworen und die Industriegewerkschaft Metall beschloss, dieser Forderung durch eine Serie von Warnstreiks Nachdruck zu verleihen.
    Mit der Kampagne und den Streiks warteten die Gewerkschaften auf das Ende des in der Bundesrepublik bekanntlich alles überschattenden Karnevals.
    Aber am vergangenen Freitag fand dann in einem hessischen Betrieb ein erster einstündiger Schwerpunktstreik für die Einführung der 35-Stunden-Woche statt.
    Heute legten über 2000 Beschäftigte in 13 Betrieben der Ruhrgebietstadt Gelsenkirchen zwei Stunden lang die Arbeit nieder.
    In Gelsenkirchen gibt es übrigens eine weit über dem UNIDIS schon recht hohen bundesdeutschen Durchschnitt liegende Arbeitslosenrate.
    Eine Entschärfung des Konflikts könnte sich durch ein angekündigtes Einschwenken der Regierung auf die SPD-Forderung nach einer Verkürzung der Lebensarbeitszeit abzeichnen.
    So könnte es in der Bundesrepublik Deutschland vielleicht schon bald möglich sein, mit 58 Jahren in Pension zu gehen.
    Näheres berichtet Gottfried Zmeck.
    Für die erste größere Warnstreik-Aktion im Kampf um die Verkürzung der Wochenarbeitszeit wählte die IG Metall bewusst Gelsenkirchen.
    Diese Stadt im Ruhrgebiet weist mit rund 16 Prozent eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenrate auf.
    Das sollte die Mobilisierung der Arbeitnehmer erleichtern.
    Die IG Metall war denn auch mit der Teilnahme an diesen Warnstreiks zufrieden.
    Aus welchen Motiven gingen die Arbeiter heute früh in Gelsenkirchen auf die Straße?
    Dazu einige Teilnehmer der Kundgebung.
    Für unsere Forderung die 35-Stunden-Woche.
    Wir sehen nicht ein, dass die Arbeitgeberverbände weiterhin ihre starre Haltung so beibehalten, wie es bis jetzt ist.
    Und wir sind der Meinung, unsere Organisation, unsere Verhandlungskommission braucht die Unterstützung und deswegen sind wir heute Morgen mitmarschiert.
    Für uns ist die 35-Stunden-Woche als erstes Ziel zu erreichen.
    Weitere Arbeitszeitverkürzungen wie über die Lebensarbeitszeitverkürzung ist natürlich denkbar, aber für uns ist erstmal die 35-Stunden-Woche vorrangig.
    Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die IG Metall Mühe hat, ihre Mitglieder zu mobilisieren.
    Bestenfalls ein Drittel steht hinter der Forderung nach Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
    Dazu kommt, dass wichtige Einzelgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes die Verkürzung der Lebensarbeitszeit bevorzugen.
    Vor diesem Hintergrund versuchte jetzt die Bonner Regierung, der IG Metall-Forderung den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie ihr Modell der Verkürzung der Lebensarbeitszeit attraktiver zu gestalten versuchte.
    Der ursprüngliche Gesetzentwurf sah eine Vorruhestandsregelung für Arbeitnehmer ab 59 Jahren vor.
    Letzte Woche verständigten sich die drei Minister für Arbeit, Finanzen und Wirtschaft auf eine Änderung des Gesetzentwurfs, die Arbeitnehmern bereits mit 58 Jahren die Möglichkeit geben soll, vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden.
    Das Vorruhestandsgeld, das Arbeitgeber vorzeitig aus scheidenden Beschäftigten zahlen müssen, soll weiterhin mindestens 65 Prozent des letzten Bruttolohns betragen.
    Der Zuschuss, den der Staat über die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit den Arbeitgebern dafür zahlt, wenn der freiwerdende Arbeitsplatz wieder besetzt wird, soll aber von 40 auf 35 Prozent dieses Mindestvorruhestandsgeldes verringert werden.
    Hier setzt auch die Kritik jener Gewerkschaften ein, die an sich die Tarifrente ab 58 Jahren immer gefordert hatten.
    Grundsätzlich wurde der neue Regierungsentwurf aber etwa von der IG Bau oder der IG Nahrung, Genussmittel und Gaststätten als Schritt in die richtige Richtung
    begrüßt.
    Die Bonner Regierung sah sich durch die starren Fronten in den bisherigen Tarifverhandlungen mit ihrem Gesetzentwurf unter Zeitdruck.
    Jetzt soll der Entwurf möglichst rasch im Parlament behandelt und verabschiedet werden, damit das Gesetz am 1.
    Mai in Kraft treten könnte.
    Das wäre genau zu dem Zeitpunkt, zu dem die IG Metall nach Ablauf der Schlichtung und nach einer Urabstimmung frühestens zu einem Flächenstreik aufrufen könnte.
    Ob es tatsächlich zu einem Arbeitskampf auf breiter Front kommen wird, ist derzeit unklar.
    Immer mehr mischen sich in die harten Töne auch moderatere Aussagen.
    So hält der IG Metall-Vorsitzende Maier angesichts der Verweigerungspolitik, wie er sagt, der Arbeitgeber, einen Streik für immer wahrscheinlicher.
    Doch mittlerweile wurde aus der IG Metallspitze signalisiert, dass die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich nicht das einzig denkbare Verhandlungsergebnis sein müsse.
    Man könne sich auch andere Lösungen vorstellen, wenn nur grundsätzlich einmal die jetzige 40-Stunden-Woche durchbrochen wird.
    Es ist 12.34 Uhr.
    Im ersten Teil des Mittagsschonals berichteten wir über den Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak, über die von reger Reisediplomatie beherrschten deutsch-deutschen Beziehungen und zuletzt über die Auseinandersetzungen um die Arbeitszeitverkürzung in der Bundesrepublik Deutschland.
    In den verbleibenden 25 Minuten dominieren österreichische Themen.
    Wir bringen ein Interview mit Beamtengewerkschafter Sommer, berichten über Erklärungen von Staatssekretär Latziner zu Problemen der verstaatlichen Industrie, über eine Pressekonferenz des Vereins der Steuerzahler und die Kulturredaktion informiert über die bevorstehende Burgtheaterpremiere von Klaus Pohls »Das alte Land«.
    Die allgemeine wirtschaftliche Lage trifft zur Zeit auch einen Berufsstand, der Kraftgesetz üblicherweise fester im Sattel sitzt als andere.
    Die Beamten.
    Sie sollen, geht es jedenfalls nach den Vorstellungen der Regierung, in Hinkunft ein Solidaritätsopfer bringen und etwas in Kauf nehmen, was der normale Angestellte oder Arbeiter schon lange in Kauf nehmen muss.
    Einen teilweisen Verzicht auf die Pension, wenn neben der Pension noch gearbeitet wird.
    Im Fach chinesischer Pensionsversicherung heißt das Einführung von Ruhmsbestimmungen für Beamte nach dem Vorbild der allgemeinen Sozialversicherungsbestimmungen.
    Die Beamten liefen in der Vergangenheit gegen diese Pläne der Regierung Sturm, verwiesen darauf, dass von 200.000 Pensionisten nur rund 9.000 betroffen wären und eine solche Regelung daher dem Bund an Mehreinnahmen nichts brächte.
    Nun hat gestern Beamtenstaatssekretär Löschnack neuerlich die Einführung der Ruhnsbestimmungen verlangt, unter anderem mit dem Argument, diese Maßnahme würde hunderte neue Arbeitsplätze schaffen.
    Nach mehreren Verhandlungsrunden sind die Gewerkschaftsfronten nun schon ein wenig aufgeweicht.
    Die drei SPÖ-dominierten Gewerkschaften Post, Eisenbahn und Gemeinde wollen sich mit den Rundbestimmungen abfinden.
    Die von der ÖVP dominierte Gewerkschaft der Öffentlich Bediensteten, die größte Geeinzelgewerkschaft, stemmt sich noch dagegen.
    Heute Nachmittag gibt es im Bundeskanzleramt die nächste Verhandlungsrunde.
    Fritz Besatter führte mit dem Chef der Öffentlich Bediensteten Rudolf Sommer das folgende Gespräch.
    Herr Bundesrat Sommer, die ganz grundsätzliche Frage an Sie.
    Derzeit gibt es in Österreich rund 190.000 Arbeitslose.
    Der Beamtenstaatssekretär argumentiert in Sachen Ruhensbestimmungen für Beamten, durch die Einführung dieser Ruhensbestimmungen könnten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.
    Frage an Sie als Gewerkschafter, ist Ihnen das Wort Solidarität nicht hoch genug?
    Der Gewerkschafter wird immer die Solidarität im Vordergrund haben.
    Wir wenden uns gegen den Missbrauch des Begriffes Solidarität.
    Wenn jetzt pensionierte Beamte, aber auch pensionierte ASVG-Versicherte zu Ruhmsbestimmungen in dem Bereich besonders verschärft und bei uns als Neueinführung betrachtet werden als Schaffung von Arbeitsplätzen, so geht das sicher ganz daneben.
    Es geht offensichtlich der Regierung um zwei Dinge.
    Erstens einmal, wenn sie schon den Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft nichts mehr bringen können, wenn dort die Arbeitslosigkeit zunimmt, wenigstens sagen zu können, schaut her den anderen, denen es noch besser geht, denen haben wir was weggenommen.
    ein negatives Erfolgserlebnis für die Regierung.
    Der zweite Weg hier bei den Ruhnsbestimmungen, die so vehement von den sozialistischen Regierungsmitgliedern hier gefordert werden, ist natürlich die Vorbereitung für das weitere Ruhn.
    Nicht nur Arbeitseinkommen, sondern Pension zu Pension.
    Das Ruhn wurde ja von Dalinger schon angekündigt.
    Er will, dass die Pensionen gegenseitig ruhen.
    Er will, dass das auch für den öffentlichen Dienst gilt.
    Und in seinem Bereich arbeitet man ja auch schon an der Verschlechterung der Bemessungsgrundlage für den öffentlichen Dienst, für die Beamten.
    Das ist ja auch schon ein offenes Geheimnis, wenn es auch immer wieder abgestritten wird.
    Wie ernst ist es Ihnen mit Ihrem Widerstand gegen diese Einführung der Lohnbestimmungen?
    Was gedenken Sie allenfalls dagegen zu tun?
    Wir haben bis jetzt immer wieder kundgetan, warum wir dagegen sind.
    Es hat noch nie Verhandlungen darüber gegeben, sondern es wurde nur ein Gespräch nach dem anderen abgewickelt.
    Heute soll ja das Gespräch soweit konkretisiert werden, dass uns die Regierung einmal Zahlen bekannt gibt.
    Wir werden aber noch einmal betonen, dass wir grundsätzlich dagegen sind.
    Und dann werden wir ja sehen, ob die Regierung jetzt mit uns in Verhandlungen eintreten will.
    Oder ob sie es dabei bewenden lässt, dass wir eben Nein sagen.
    Wir werden uns wehren mit allen Kräften, die uns zur Verfügung stehen.
    Noch einmal die Frage, wie ernst es ist.
    Ihnen ist mit dem Widerstand anders formuliert.
    Sie daran erinnert, dass der Zentralbetriebsarzt Obmann der Földalpine vor kurzem
    in der Abwehr weiterer Kürzungen von Sozialleistungen bei der Voest gemeint hat, das ginge auch bis zum Streik.
    Wie schaut das bei Ihnen aus?
    Kollege Rohaldinger, ich habe das Interview selber nicht gehört, sondern nur die Darstellung in den Massenmedien.
    Soll ja angeblich auch nicht gleich mit dem Streik gedroht haben, sondern nur gesagt haben, er kann ihn nicht ausschließen.
    Das kann man nie bei einer Auseinandersetzung mit dem Dienstgeber, kann man keine gewerkschaftliche Maßnahme ausschließen.
    Eine letzte Frage.
    Vor kurzem hat man gesehen, was herauskommen kann, wenn Beamte Dienste nach Vorschrift machen und entsprechend andere Leute sich dagegen entsprechend wehren.
    Ich spreche konkret von der Situation an den österreichischen Grenzstellen, wo innerhalb weniger Tage das totale Chaos eingetreten ist.
    Was haben Sie damals als Gewerkschafter darüber gedacht?
    Ich habe mir gedacht, es kommt davon, wenn man nicht rechtzeitig miteinander spricht und Lösungen findet, die für eben beide Seiten erträglich sind.
    Und es zeigt halt, wenn man unvernünftig und justament Standpunkte durchsetzen will, was dann und wie schnell ein Chaos eintreten kann.
    Die Regierung glaubt ja jetzt, nachdem wir seit 1970, also jetzt fast 14 Jahre hindurch, relativ gut miteinander ausgekommen sind, jetzt ganz einfach diktieren zu können.
    Es kann eh nichts passieren.
    Gerade diese Vorfälle sollten ihnen eine Warnung sein.
    Als Modell haben sie es nicht betrachtet?
    Nein.
    Fritz Besata sprach mit Beamtengewerkschafter Rudolf Sommer über die anlässlich der allgemeinen wirtschaftlichen Lage von der Regierung geplante Einführung der Rundbestimmungen auch für Beamte.
    Wir bleiben bei Sozialleistungsfragen.
    Die verstaatlichte Industrie Österreich sorgt nach wie vor für Gesprächsstoff.
    Diesmal geht es nicht um die Situation des angeschlagenen Edelstahlskonzerns VEW oder um Schwierigkeiten der VÖST Alpine im Industrieanlagenbaugeschäft, sondern einmal mehr ums Liebegeld.
    Konkret geht es um die Sozialleistungen einzelner verstaatlichter Betriebe, die von den Belegschaftsmitgliedern schon als fixer Bestandteil des Einkommens betrachtet werden.
    Der für die verstaatliche Industrie zuständige Staatssekretär Ferdinand Latziner hat unter anderem zu dieser Frage heute vor Wirtschaftspublizisten in Wien Stellung genommen.
    Michael Kerbler fasst im folgenden Beitrag die Kernaussagen der Gesprächsrunde zusammen.
    Die verstaatlichte Industrie hat innerhalb der vergangenen fünf Jahre ihren Belegschaftsstand um 10.000 Beschäftigte reduziert.
    Etwa 105.000 Personen finden heute in Betrieben wie den Vereinigten Edelstahlwerken der Föst-Alpine, der ÖMV, der Elin-Union oder den Simmering-Graz-Brockerwerken noch Beschäftigung.
    Am stärksten fiel die Personalreduktion bei den Vereinigten Edelstahlwerken aus, wo sich innerhalb des genannten Zeitraums der Belegschaftsstand fast um die Hälfte verringerte.
    Staatssekretär Latziner skizzierte heute, was den Personalstand betrifft, ein pessimistisches Bild.
    Denn auch 1984 wird die Zahl der Arbeiter und Angestellten in der verstaatlichen Industrie insgesamt zurückgehen.
    Seiner persönlichen Schätzung nach werden es 1500 bis 2000 Personen sein, die heuer verstaatlichte Betriebe verlassen werden müssen.
    Die Maßnahmen auf der Personalseite sollen im Wesentlichen durch Frühpensionierungen, aber auch durch Kündigungen realisiert werden.
    Mit der Ausweitung der Frühpensionierungsaktion 57 bzw.
    52 will man nicht nur bei den Vereinigten Edelstahlwerken Arbeitskräfte einsparen, sondern man denkt, Solacina, diese Aktion für den einen oder anderen Standort der Föst-Alpine AG ebenfalls anzuwenden.
    Und er nennt auch die beiden Werke, nämlich Donauwitz und Kapfenberg.
    Da im Föstwerk Donauwitz dessen Jahresverlust 1983 weit jenseits der 1 Milliarden Schillinggrenze liegt, man heuer die Umstellung auf die Stranggießtechnik abschließen wird, aufgrund dieser Rationalisierungsmaßnahme aber Personal abgebaut werden muss, kommt offenbar dafür nicht nur eine Umschichtung von Beschäftigten von Donauwitz in andere Föstwerke, sondern auch die erwähnte Frühpensionierungsaktion in Frage.
    Aber nicht nur bei der Föst oder den Vereinigten Edelstahlwerken, auch in der Chemie Linz der Elin-Union und bei den SGP-Werken muss mit einem weiteren Absinken der Beschäftigten 1984 gerechnet werden.
    Die Zahl der in der Verstaatlichtindustrie arbeitenden Menschen nähert sich damit der magischen 100.000-Beschäftigten-Grenze.
    Viele dieser Arbeitnehmer haben, um ihren Arbeitsplatz zu erhalten, etwa am Stahlstandort Judenburg, deutliche Lohneinbußen hingenommen.
    Aber auch was die Sozialleistungen betrifft, mussten die Arbeitnehmer auf Drängern der Unternehmer der staatseigenen Betriebe Abstriche machen.
    Bei der Vöstalpine waren das innerhalb von fünf Jahren 900 Millionen Schilling.
    Kürzungen gab es vor allem bei den Zuschüssen für die Werkspensionen, also auch schon in Pension gegangene, ehemalige Beschäftigte eines verstaatlichen Betriebes mussten und müssen finanzielle Einbußen als Solidaritätsopfer für noch Beschäftigte bringen.
    Bei der Chemie Linz wiederum wurde den Angestellten die Hälfte des 15.
    Gehalts gestrichen.
    Die Kürzung bei den Sozialleistungen soll aber weitergehen.
    In der Vöstalpine verhandelt man um eine zusätzliche Einsparung von 600 Millionen Schilling an Sozialleistungen.
    Bei den Vereinigten Edelstahlwerken will man die Sozialleistungen gar auf 40 Millionen Schilling halbieren.
    Angesichts dieser Bemühungen, neben der Schaffung neuer Produktionen durch Rationalisierungen, Personaleinsparungen und der Senkung von Sozialleistungen die Verluste der verstaatlichten Betriebe zu reduzieren, ist für Staatssekretär Ferdinand Latziner eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich nicht denkbar.
    Er, so Latziner wörtlich, liege da auf einer Linie mit dem bundesdeutschen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff.
    Es könne nur ein Entweder-Oder, eine Lohnerhöhung oder eine Arbeitszeitverkürzung geben.
    Michael Kerbler informiert über Aussagen Staatssekretär Latsinas zu Problemen der verstaatlichten Industrie.
    Es ist 12.45 Uhr, dreiviertel eins.
    Ausgelöst durch die jüngsten Ereignisse in Altlenkbach, den Selbstmord eines Hoteliers im Zug einer Steuerfahndung, ist in Österreich eine generelle Diskussion darüber ausgebrochen, wie der Staat die Einnahmen seiner Steuergelder sichern soll.
    Nun hat der Verein der Steuerzahler unter Leitung des ehemaligen Volksanwaltes Gustav Zeilinger ein Maßnahmenpaket vorgelegt, wie die Steuerfahndung in Österreich menschlicher gestaltet und das Steuersystem an sich vereinfacht werden könnte.
    Roland Adrovica berichtet.
    Der Staatsbürger habe im demokratischen Rechtsstaat des Jahres 1984 nichts zu reden.
    Von dieser Behauptung ging der Präsident des österreichischen Rechtsanwaltskammertages, Walter Schuppich, bei der Schilderung der Situation des österreichischen Steuerzahlers aus seiner Sicht aus.
    Gegenwärtig habe die Steuerbehörde immer recht, der beweisten Notstand liege beim Steuerzahler.
    Auch bei der Steuergesetzgebung habe der Bürger nichts zu reden.
    Eine 14-tägige Begutachtungsfrist für die Kammern und Interessensvertretungen bei Steuergesetzen sei lächerlich und eine Farz hieß es wörtlich.
    Die Reformkommission in Steuersachen bezeichnete Schuppich als Alibi-Veranstaltung.
    Konkret forderte der Rechtsanwaltskammerpräsident dann mehr Rechtssicherheit bei Steuerverhandlungsaktionen.
    Ich bin mir vollkommen bewusst und möchte es mit Deutlichkeit sagen, dass es ein legitimes Recht der Steuerbehörden ist, den Steuerpflichtigen in die Enge zu treiben, sachlich in die Enge zu treiben.
    zu widerlegen, ihm nachzuweisen, dass er Unrecht getan hat.
    Es ist aber sicherlich nicht das Recht der Finanzbehörden, den Steuerpflichten menschlich in Extremsituationen zu bringen.
    Es ist nicht so, dass wir, Steuervereine, uns jetzt wärmen wollen an den dramatischen Ereignissen der letzten Zeit.
    Wir haben unsere Bemühungen vorher begonnen und das, was wir heute sagen, haben wir, wenngleich nicht so anschaulich sagen können, aber schon vor Monaten gesagt,
    Ich möchte nach dem lateinischen Satz primum vivere de inte philo safari sagen, immer kommt zuerst das Leben und dann erst das Steuerzahlen.
    Das Verhältnis zwischen Steuerbehörden und Steuerzahlern sei auf einem Tiefpunkt angelangt, meinte der Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder Franz Burkert.
    Gesetze würden überhastet beschlossen, bei der kommenden Steuerreform sei Ähnliches zu befürchten, falls das Gesetz nicht bis zum 1.
    Juli dem Parlament vorliege.
    Auf Formularen sei vielfach ein Rechtsmittelverzicht von vornherein vorgesehen.
    Der Verein der Steuerzahler fordert daher folgende Maßnahmen, um das Verhältnis zwischen Steuerbehörden und Steuerzahlern zu verbessern.
    Die Überlegenheit der Beamten gegenüber dem Bürger muss weitgehend beseitigt, muss abgebaut werden.
    Nicht der Bürger ist für den Beamten, sondern der Beamte für den Bürger da.
    Und auch die Finanzverwaltung sollte noch mehr als bisher sich bemühen, Bürgernähe hier zu praktizieren.
    Auf alle Fälle ist schikanöse Behandlung auszuschließen.
    Als zweites mehr Informationen, mehr Rechtshilfe über die Rechte und auch über die Begünstigungen.
    Wenn eine Begünstigung zusteht, dann sollte man sie auch den Bürger hier gewähren und es sollten die Amtshandlungen nicht in diesem Belang so bürokratisch geführt werden.
    An den Gesetzgeber
    Bessere rechtzeitige Gesetze an die Verwaltung, bessere Formulare.
    Noch kurz zum aktuellen Stand der Selbstmordtragödie in Altlengbach.
    Laut Präsident Gustav Zeilinger ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft.
    Der ehemalige Nationalratsabgeordnete berichtete darüber hinaus von einem weiteren Selbstmord im Zusammenhang mit einer Steuerprüfung, der sich in der vergangenen Woche in Oberösterreich ereignet haben soll.
    Zeilinger wörtlich.
    Ja, ich darf nur sagen, es ist eine Mitteilung zugekommen.
    Wir haben beim Gemeindeamt gefragt, ob tatsächlich während eines Betriebsprüfungs- und Steuerprüfungsverfahrens eine Frau Selbstmord begangen hat.
    Ich möchte den Namen nicht nennen, weil ich mit der Familie selbst noch nicht in Kontakt getreten bin.
    Ich darf aber gleich sagen, das sind alles Einzelbeispiele von Hunderten, bitte.
    Ob ein Übergriff war oder nicht, nicht sagen.
    Es wurde nur behauptet, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Selbstmord dieser Frau in einem Dorf und der Steuerprüfung.
    Soweit Gustav Zeilinger, der Präsident des Vereins der österreichischen Steuerzahler.
    Es war uns bisher nicht möglich, die Angaben des Präsidenten zu überprüfen.
    Roland Adrovica berichtete von einer Pressekonferenz des Vereins der Steuerzahler.
    Es ist 12.50 Uhr, 10 Minuten vor 1 Uhr.
    Zeit für Kultur-Mittagsschonal.
    Das Burgtheater setzt neuerdings auf Uraufführungen.
    Nach Tom Stoppards, das einzig Wahre in der vorigen Woche im Akademietheater, folgt morgen das alte Land von dem aus der Bundesrepublik Deutschland stammenden Autor und Schauspieler Klaus Pohl und im April wird die Fleischbank von dem Österreicher Alfred Paul Schmidt erstmals gespielt.
    Die morgige Premiere an der Burg inszenierte Achim Benning.
    Bühnenbild und Kostüme haben Matthias Kreil und Leo Bay entworfen.
    Erich Gabriel gestaltete den Beitrag über diese Produktion, die die Nachkriegsgesellschaft reflektiert.
    Allerhand los hier, ja?
    Bist du's?
    Lenz, du lebst?
    Ja, ich lebe.
    Ich kann es noch gar nicht glauben.
    Weißt du noch, wie wir im Herbst jedes Jahr auf dem Essigkrug saßen und Judenstoppen rauchten und die Zwiebel von deiner Mutter fraßen?
    Heiland, Sackmeister!
    Es hat sich vieles geändert, wie?
    Es hat sich gar nicht so viel geändert in dem alten Land nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
    Klaus Pohl beschreibt den kurzen Zeitraum zwischen dem Herbst 1946 und dem Frühjahr 1947.
    Schauplatz ist eine kleine Bauerngemeinde in der Nähe von Hamburg.
    Die Katastrophe hat die Menschen kaum geändert.
    Verändert sind nur ihre Lebensumstände.
    Diese Phase der unmittelbaren Nachkriegszeit ist von den deutschsprachigen Dramatikern eher ausgespart geblieben.
    In der Form der knappen Szenen erinnert Pohl an Büchner und der Dramaturg Gerd Leo Kuck findet, dass da möglicherweise eine neue Form von Geschichtsdramatik sich entwickelt.
    die sich vom rein esoterisch-eklektrischen Theater, was meiner Meinung nach Botho Strauss macht, abhebt und versucht wieder mal
    Weltbilder in größerem Rahmen auf die Bühne zu zwingen.
    Wie weit das gelingt, werden wir sehen.
    Es ist für Achim Benning ein sowohl vom Suchet als auch von der szenischen Lösung her schwierig zu vermittelndes Stück.
    Ich wiederhole mich da, wenn man in Wien am Burgtheater inszeniert, inszeniert man für das Publikum, das in Wien ins Burgtheater geht und nicht für irgendeine abstrakte Presse-Ebene.
    Ich möchte also sie nicht optisch zunächst einmal
    von den Kopf stoßen und fremd sein und unnahbar sein und stilistisch überbeanspruchen, weil es dann das Stück der Text
    hier ziemlich schwer hätte.
    Obwohl das Stücke im ländlichen Milieu spielt, hat es Pohl nicht im Dialekt geschrieben.
    Mir schien aus dem Dialekt fürs Theater nichts mehr zu holen.
    Also da ist nichts zu gewinnen auf der einen Seite.
    Und auf der anderen Seite meinte ich, etwas ausprobieren zu müssen,
    dass da mehr eine gestische, bühnengerechte Prosasprache zu finden.
    Fritz Mulya ist dem alten Land der Bauer Kapo.
    Merkt er, dass das Stück ein Schauspieler verfasst hat?
    Die Figuren sind sehr schön durchgeführt.
    Es sind blutvolle Szenen.
    Es ist echtes Theater.
    Theater nicht um 16 Ecken herum, sondern direktes, gerades Theater.
    Es ist ein Theater, das man in einem großen Haus spielen muss.
    Und das ist eigentlich das, was man sagt, geb dem Theater, was des Theaters ist.
    Wie das Publikum darauf reagieren wird, das kann man vorher nie sagen.
    Ich glaube, wir reagieren alle sehr positiv drauf.
    Es gibt mehr als 30 Rollen.
    Im Ensemble sind unter anderem Maria Bill, Inge Konradi, Kitty Speiser, Wolfgang Gasser, Rudolf Jussitz, Robert Meier, Franz Morak und Kurt Zowinetz.
    Pohl versucht den vergessenen und auch verdrängten Anfang unserer Gegenwart bloßzulegen.
    Die was zu schachern haben, schachern.
    Die nichts haben, sitzen da mit einer Weltuntergangsstimmung.
    Sitzen denn die in ihren Verschlägen.
    Heißt es doch immer, der Glaube kann Berge versetzen, aber die glauben nichts mehr.
    Die sitzen und starren, reineweg wie tot.
    Es ist ein Jammer so, ohne Hoffnung so niedergedrückt, ein ganzes Volk zu sehen.
    Erich Gabriel gestaltet eine Vorschau auf die morgige Burgtheaterpremiere auf die Uraufführung von Klaus Pohl's Das alte Land.
    Und von diesem Stück über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg geht es wieder zur Tagesaktualität, zu den Nachrichten.
    Österreich.
    Der Index der Verbraucherpreise ist im Februar im Vergleich zum Februar des vergangenen Jahres um 5,7 Prozent gestiegen.
    Vom Jänner bis Februar dieses Jahres betrug der Anstieg ein halbes Prozent und ist vor allem auf saisonbedingte Preiserhöhungen bei Gemüse und Obst und auf Verteuerungen in verschiedenen Dienstleistungsbereichen wie Veranstaltungen, Wohnen, Gesundheitspflege und Essen im Restaurant zurückzuführen.
    Der Vorsitzende der Beamtengewerkschaft, ÖVP-Bundesrat Rudolf Sommer, hat heute neuerlich seine ablehnende Haltung gegen die von der Regierung geplante Einführung der Ruhns-Bestimmungen für Beamtenpensionisten bekräftigt.
    In einem ORF-Interview schloss Sommer Kampfmaßnahmen seiner Gewerkschaft nicht aus.
    Heute Nachmittag findet in dieser Angelegenheit eine neuerliche Gesprächsrunde zwischen Regierung und Gewerkschaft statt.
    Nach den Plänen der Regierung soll bei Beamtenpensionen ebenso wie bei den ASVG-Pensionen im Falle eines bestimmten Nebeneinkommens ein Teil der Pension einbehalten werden.
    Anlässlich des Besuchs von Handelsminister Norbert Steger bei der Leipziger Messe konnten Verträge über die Lieferung österreichischer Konsumgüter im Ausmaß von 300 Millionen Schilling abgeschlossen werden.
    Auch wurden verschiedene Großprojekte im Anlagenbau erörtert und über die Geschäftsbeziehungen österreichischer Klein- und Mittelbetriebe zur DDR beraten.
    Seit den 70er-Jahren sind rund 100.000 Arbeitsplätze in der österreichischen Industrie verloren gegangen, davon 50.000 in den beiden vergangenen Jahren.
    Dagegen ist erstmals die Zahl der öffentlich Bediensteten größer als jene der Industriebeschäftigten.
    Diese Mitteilung machte heute der Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Industrieller, Herbert Krejci.
    Wie Krejci erklärte, könne Arbeitsmarktpolitik allein die Vollbeschäftigung in Österreich nicht sichern.
    Man müsse vielmehr zu einer offensiven Wirtschaftspolitik übergehen.
    Krejci erwähnte in diesem Zusammenhang Steuererleichterungen für den Strukturwandel sowie eine verantwortungsbewusste Einkommensentwicklung.
    Schweiz
    Am Nachmittag beginnt in Lausanne die zweite Runde der Versöhnungskonferenz der Bürgerkriegsparteien im Libanon.
    Wegen der verspäteten Ankunft des syrischen Außenministers Halim Kadam, der als Beobachter an der Konferenz teilnimmt, konnte die Tagung nicht am Vormittag eröffnet werden.
    Der Kommandeur der libanesischen Armee, General Ibrahim Tannous, hat Präsident Jumayel inzwischen seinen Rücktritt angeboten.
    Der Rücktritt des Armeechefs ist eine seit langem von Rosenführer Jumblatt erhobene Forderung.
    Die künftige Struktur der libanesischen Armee gilt als wichtiges Thema der Versöhnungskonferenz.
    Sowjetunion.
    Hinter verschlossenen Türen hat heute in Moskau die vierte Gesprächsrunde über eine Normalisierung der chinesisch-sowjetischen Beziehungen begonnen.
    Es ist die erste Begegnung der beiden Großmächte seit dem Tod von Staats- und Parteichef Yuri Andropov und dem Amtsantritt des neuen Parteichefs Konstantin Tschernenko.
    Die Aussichten auf Erfolge bei den für zwei Wochen anberaumten Gesprächen werden von Beobachtern pessimistisch beurteilt.
    China.
    Die chinesische Regierung will mithilfe eines Instituts zur Förderung der Akupunktur diese alte Heilmethode in der ganzen Welt bekannter machen.
    Nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Neues China sollen in dem Institut 700 Studenten, darunter 100 Ausländer, die Möglichkeit erhalten, ein fünfjähriges Studium der Akupunktur zu absolvieren.
    Für den August dieses Jahres ist in Peking ein internationales Symposium über diese Heilmethode geplant.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Westen sonnig, sonst unterschiedlich bewölkt und örtlich noch etwas Schneefall.
    Nachmittagstemperaturen 0 bis 4 Grad.
    Das waren Nachrichten und das Wetter.
    Das Mittagjournal geht nun zu Ende.
    Wir melden uns wieder mit dem Abendjournal um 18 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Österreich Regional.
    Bis dahin informieren wir Sie stündlich in den Nachrichten.
    Für das Mittagsteam verabschiedet sich nun Fritz Wendl.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Brigadier Freistätter zum Golfkrieg
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung] , Freistetter, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: chemische Kampfstoffe , Nachrichten
    Giftgaseinsatz im Golfkrieg: Hintergründe
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: chemische Kampfstoffe , Nachrichten
    Inlands- und Auslandspresseschau zum deutsch-deutschen Verhältnis
    Mitwirkende: Henke, Reinhold [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Ausreisanträge , Nachrichten
    Beginn des Schwerpunktsstreiks der deutschen IG-Metall (Industriegewerkschaft) für die 35-Stunden-Woche
    Einblendung: zwei anonyme Teilnehmer der Kundgebung
    Mitwirkende: Zmeck, Gottfried [Gestaltung]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Beamtenverhandlungen mit Staatssekretär Franz Löschnak
    Interview: Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst Rudolf Sommer
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Sommer, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des Vereins der österreichischen Steuerzahler zu Steuerreform und Steuerfahndung
    Interview: Präsident des Rechtsanwaltskammertages Schuppich und ehemaliger Volksanwalt Zeillinger
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Schuppich, Walter [Interviewte/r] , Zeillinger, Gustav [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Burgtheater: Uraufführung von "Das alte Land" von Klaus Pohl
    Einblendung: Szenen , Interview: Dramaturg Gerd Leo Kuck, Regisseur und Burgtheater-Direktor Achim Benning, Schriftsteller Klaus Pohl und Schauspieler Fritz Muliar
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Kuck, Gerd Leo [Interviewte/r] , Benning, Achim [Interviewte/r] , Pohl, Klaus [Interviewte/r] , Muliar, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.03.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.03.12
    Spieldauer 00:59:08
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840312_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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