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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Tag wünsche ich.
Louis Glück begrüßt Sie zum Montag-Mittag-Chanal.
Und das sind die interessantesten unserer heutigen Themen bis 13 Uhr.
Schwere Mängel in der österreichischen Luftflugsicherung.
Koalitionsgipfel zum 89er-Budget.
Leopold Wagen entscheidet heute, ob er Landeshauptmann von Kärnten bleibt.
Schweden bleibt fest in sozialdemokratischer Hand.
Rücktritt der Regierung in Polen, die Vertreibung der Kurden aus dem Nordirak ein Augenzeugenbericht und Neues vom Wiener Volkstheater.
Den einleitenden Neuigkeitenüberblick vermitteln Ihnen die Nachrichten, Redaktion hat Helmut Koller, Sprecher Stefan Pokorny.
Polen.
Ministerpräsident Messner hat den Rücktritt seiner Regierung bekannt gegeben.
In einer vom Rundfunk übertragenen Rede im Parlament in Warschau betonte Messner, eine Regierung benötige einen Vertrauenskredit, um Reformen erfolgreich zu verwirklichen.
Das nach wie vor gültige Reformprogramm sowie die gescheiterte Lohn- und Preispolitik seien von der Parteiführung, dem Parlament und der Gesellschaft akzeptiert worden.
Bei der Lohn- und Preispolitik sei man allerdings zu technokratisch vorgegangen.
Den Parlamentsabgeordneten liegt ein äußerst negativer Bericht eines Sonderausschusses über die wirtschaftlichen Leistungen der Regierung in den vergangenen zwölf Monaten vor.
Schweden.
Die Grüne Umweltpartei wird nach der gestrigen Parlamentswahl zum ersten Mal in den Reichstag in Stockholm einziehen.
Die Grünen erhielten 5,5 Prozent der Stimmen und werden künftig 20 Abgeordnete stellen.
Mit gemeinsam 178 Mandaten verfügen Sozialdemokraten und Kommunisten über die absolute Mehrheit im Parlament.
Die bürgerlichen Parteien mussten schwere Verluste hinnehmen und erlieten die größte Wahlniederlage seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Sie haben künftig 151 Sitze im Reichstag.
Österreich Der erweiterte Koalitionsausschuss führt heute Abschlussverhandlungen über das Budget 1989.
Bundeskanzler Franitzki hat sich zuversichtlich geäußert, dass man im Sinne des gemeinsamen Konsolidierungszieles zu einer Einigung kommen werde.
Erklärtes Ziel der Regierung ist es, das Nettodefizit auf 65 Milliarden Schilling zu begrenzen.
Der Vorstand der SPÖ Kärnten will heute in Klagenfurt weitreichende personelle Entscheidungen treffen.
Hauptfrage ist, ob Landeshauptmann Wagner im Amt bleibt oder zurücktritt.
Wagner, der vor einem Jahr bei einem Schussattentat lebensgefährlich verletzt worden ist, hat bisher offen gelassen, wie er sich selbst entscheiden wird.
Birma.
Einen Tag nach dem Militärputsch gehen die Proteste der Bevölkerung weiter.
In der Hauptstadt Rangoon kam es heute wieder trotz einer Ausgangssperre und eines Demonstrationsverbotes zu schweren Zusammenstößen zwischen dem Militär und Demonstranten.
Vor der amerikanischen Botschaft eröffneten Soldaten das Feuer auf 2000 Kundgebungsteilnehmer, die gegen den jüngsten Staatsstreich demonstrierten.
Dabei sollen mindestens 50 Menschen erschossen worden sein.
Alle Geschäfte in Rangoon sind geschlossen, die öffentlich Bediensteten sind nicht an ihren Arbeitsstätten erschienen.
Haiti.
Die neuen Militärmachthaber unter General Prosper Avril wollen heute eine Zivilregierung vorstellen.
Vorbereitende Gespräche mit den wichtigsten Politikern Haitis, auch mit Vertretern der Opposition, haben angeblich bereits stattgefunden.
Der bisherige Machthaber, General Nom Phi, ist gestern entmachtet worden.
Es war der dritte Militärputsch auf Haiti seit dem Sturz des Diktators Duvalier vor zweieinhalb Jahren.
Österreich.
Die Kärntner Sicherheitsdirektion hat staatspolizeiliche Vorerhebungen gegen den Kammerfunktionär Heinz Kleinzig aus Tagenbrunn in der Gemeinde St.
Georgen am Längsee begonnen.
Der leitende Staatsanwalt will Klarheit über angebliche Äußerungen von Kleinzig, wonach es im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen keine Gaskammern gegeben habe.
Der frühere ÖVP-Gemeinderat von St.
Georgen wollte in einem Brief an die Zentrale der Volkspartei in Wien mit Hilfe von neuen Unterlagen beweisen, dass die Gaskammern in Mauthausen erst nach 1945 eingebaut worden seien.
Der Staatsanwalt will nun klären, ob ein Verstoß gegen das NS-Wiederbetätigungsgesetz und der Tatbestand der Verhetzung vorliegt.
ÖVP-Bundesgeschäftsführer Marbo hat es bereits am vergangenen Wochenende als erschütternd bezeichnet, dass es in der ÖVP Leute gebe, welche die törichten und lügnerischen Parolen der Neonazis übernehmen.
Ein junger Tschechoslowake ist in den frühen Morgenstunden mit einem vermutlich selbst hergestellten Fluggerät nach Österreich geflüchtet.
Nach Angaben der Sicherheitsdirektion für Niederösterreich landete der junge Mann in der Nähe von Siendorf an der March im Bezirk Genserndorf.
Der Flüchtling hat um politisches Asyl angesucht.
Der 1945 in Israel geborene Pinchas Steinberg wird ab September nächsten Jahres neuer Chefdirigent des ORF-Sinfonieorchesters.
Steinberg, zurzeit Generalmusikdirektor in Bremen, tritt die Nachfolge von Lothar Zagrosek an.
Südkorea.
Bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul besiegte der österreichische Ringer Franz Pitschmann zunächst den Israeli Bernstein durch Disqualifikation, verlor aber dann gegen den Schweden Gulden nach Punkten.
Pitschmann kämpft nun gegen den Deutschen Steinbach um Platz 5 und 6.
Nikolaj Stajkovic qualifizierte sich als Neunter für das morgige Zwölferfinale im Kunstspringen vom 3-Meter-Brett.
Platz 19 für Erich Pils.
Für die Überraschung des olympischen Fußballturniers sorgte Sambia mit dem 4-0-Sieg über Italien.
Der australische Schwimmer Duncan Armstrong gewann die 200 Meter Kraul in der neuen Weltrekordzeit von 1 Minute 47,25.
Der Amerikaner Matt Biondi wurde nur Dritter, der Deutsche Michael Gross gar nur Fünfter.
Nun zum Wetterbericht.
Die Aussichten bis morgen früh.
Teils stark bewölkt, teils heiter.
Mäßiger Nordwestwind.
Nachmittagstemperaturen 17 bis 21 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 7 bis 11 Grad.
Die Vorschau bis Freitag, regional Frühnebelfelder, sonst vielfach sonnig, weiterer Temperaturanstieg.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien stark bewölkt 17 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 18, St.
Pölten stark bewölkt 16, Linz wolkig 15, Salzburg stark bewölkt 14 Grad, Innsbruck heiter 16, Bregenz heiter 15, Graz wolkig 17 und Klagenfurt heiter 16 Grad.
Jetzt ist es 12 Uhr und 8 Minuten.
Unser erstes Beitragsthema sind schwere Mängel in der Steuerung und Überwachung der österreichischen Zivilluftfahrt.
Die Schwachstelle ist die Radaranlage des Bundesamtes für Zivilluftfahrt in Wien, die die Aufsicht über den gesamten Flugverkehr über Österreich hat, aber akute Sicherheitsmängel aufweist.
Das geht aus Tagesberichten und sogenannten Dienstzetteln der Behörde hervor, die uns vorliegen.
Die Behörde spricht in internen Papieren selbst von gefährlichen Situationen.
So wäre der 2.
September des Jahres fast zu einem schwarzen Tag für die Fliegerei in Österreich geworden.
Heftige Gewitter und Regenfälle hatten einen Kollaps des hochtechnisierten Systems zur Folge.
Ein Exklusivbericht von Wolfgang Fuchs.
In der Flugverkehrskontrollzentrale in der Wiener Schnirrgasse führt die sogenannte Aufsicht einen Tagesbericht.
Darin werden alle Abweichungen im Dienstbetrieb mit Uhrzeit protokolliert und auch die getroffenen Maßnahmen angemerkt.
Dienstantritt und Dienstende der Fluglotsen werden darin genauso vermerkt wie Krankmeldungen, aber vor allem technische Gebrechen.
Und an diesem 2.
September 1988 wird der Tagesbericht, den die drei Aufsichtsbeamten im Schichtdienst protokollieren, einige Seiten lang.
Seit 14.21 Uhr regnet es über Wien und wenig später setzt offenbar ein Blitz die Radaranlage kurz außer Betrieb.
Unter 14.52 Uhr heißt es im Vorkommnissebericht,
Nach Radar- und Sensordatenausfall werden verschiedene Luftfahrzeuge, die niemandem bekannt sind, angezeigt.
Genaue Überprüfung infolge Gewitterlagenüberlastung nicht immer möglich.
So meldet sich der Auerflug OS 792 bereit zum Instrumentenanflug, wird aber 15 nautische Meilen nordöstlich des Flughafens Wien-Schwächert angezeigt.
Es muss von den total falschen Anzeigen der Standorte der Luftfahrzeuge blitzartig auf Prothedural-Separation-Handbetrieb umgestellt werden.
Noch dazu Überlastung durch Erfragen der Positionen.
Es liegen 15 Anflüge und 5 Abflüge an.
Um 15.32 Uhr protokolliert die Aufsicht RADAR-ASR nach vorherigem Debakel wieder OK.
Die diensthabende Mannschaft machte sich offenbar dann daran, die Fehler zu suchen.
Denn im Bericht wird wenig später protokolliert,
Nachtrag zu Fehlanzeigen ASR.
Von einzelnen Luftfahrzeugen waren bis zu drei verschiedene komplett dargestellte Anzeigen an weit auseinanderliegenden Positionen vorhanden.
Zusätzlich erschwert Helligkeitseinstellungsstörung die Flugverkehrskontrolle.
Wenige Zeilen darunter heißt es weiter.
Nach Aussagen von Kollegen ist eine ähnliche Störung bei Diesellauf bereits einmal aufgetreten, mit seitenverkehrtem Bild.
Aufklärung dringend nötig.
Am 2.
September war dies jedoch nicht die einzige Panne, mit der die österreichischen Fluglotsen zu kämpfen hatten.
Geschildert wird im internen Papier des Bundesamts für Zivilluftfahrt auch ein Vorfall mit dem Auerflug 801 von Wien nach Budapest.
An Bord dieser DC-9 waren 104 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder, als die Maschine um 16.43 Uhr von der Startbahn abhob.
Doch wenig später gab es mit dem Radarbild bei der Flugsicherung Probleme.
Flug OS-801 wurde, obwohl exakt auf Kurs, nicht über Dürr, sondern über Bratislava dargestellt.
Während der Koordinator COO noch mit Pilotenzwecks Entry Approval koordiniert, findet der Schichtführer durch Befragung heraus, das Luftfahrzeug überdürrt.
Der entscheidende Unterschied, die beiden Städte sind etwa 70 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Und eine weitere Abweichung passiert an diesem Tag.
Ein Auerflug, welcher Position Wallig angezeigt wird, befindet sich nach Befragung in einer Distanz von 12 nautischen Meilen entfernt.
Zur selben Zeit jedoch auf Gegenkurs befindliches Luftfahrzeug im Anflug auf Piste 30.
Es handelte sich um AAT 2553.
Dieser Flug AAT 2553, der Auer Charter-Tochter, hat zu diesem Zeitpunkt 125 Passagiere und mehrere Besatzungsmitglieder zu einem Flug nach London Gatwick an Bord.
Der Tagesbericht der Flugverkehrskontrollzentrale vom 2.
September 1988 hat im Haus in der Schnirrgasse vorerst interne Konsequenzen.
Die Techniker untersuchen die Anlage.
Fünf Tage später, am 7.
September, schreibt der Fachdienst Betrieb in einem Dienstzettel unter dem Titel Betrifft Radarfehler?
Am 6.9.1988 wurde versucht, die aufgetretenen Fehler in der Radardarstellung in ihren Ursachen und Wirkungen zu analysieren.
Für den Fachdienst kristallisierte sich dabei folgender Ablauf der Ergebnisse und Folgen heraus.
1.
Der Ausfall des Radars hatte als Ursache eine kurzzeitige Unterbrechung der Stromversorgung infolge Blitzschlags.
Abhilfe kann hier zweifellos nur eine Non-Break-Stromversorgung bieten.
2.
Die Wiedereinbindung des an sich zwar logischen, jedoch falsch azimutsorientierten ASR-Bildes in das Radarsystem hatte jedoch verheerende Wirkung.
a. Wenn ein Radarkontroller trotz der OK-Meldung auf dem Systembild blieb, so sah er außer dem richtigen Ziel auch noch andere gleichartige Darstellungen des Luftfahrzeugs an falschen Positionen.
B. Ein Radarkontrollor, der auf ASR-Bild schaltete, sah hingegen ein einziges Ziel an einer falschen Position, jedoch über richtigem Kartenhintergrund und hatte, vor allem bei den gebotenen Ausweichmanövern wegen der Gewitterlage, kaum eine Chance, diesen Radarfehler zu erkennen.
In dem Dienstzettel vom 7.9. werden dann folgende Schlussfolgerungen gezogen.
Für die Dienstführung ergibt sich daraus die dringende Forderung nach Maßnahmen, die in Hinkunft solch gefährlichen Situationen hintanzuhalten geeignet sind.
Erstens.
Für das Radar Wien ist eine unterbrechungslose Stromversorgung sicherzustellen, da gerade auch die kurzzeitigen Stromunterbrechungen eine gravierende Störung der Darstellung verursachen.
Zweitens.
Es muss sichergestellt werden, dass nur ein ausreichend geprüftes Radarbild dem Betrieb zur Verfügung gestellt oder in den Radarrechner eingebunden werden kann.
Drittens, eine eingeblendete Teilanzeige hätte unverzüglich und mit größter Sicherheit darüber Gewissheit verschaffen können, ob ein auf seinem Radarsichtgerät angezeigtes Flugziel richtig oder in gefährlicher Weise falsch ist.
Ihre Verwirklichung ist daher mit allem Nachdruck voranzutreiben.
Der Fachdienstleiter.
Am 7.9.1988 gibt es schließlich dann noch einen internen Dienstzettel, der im Dienstraum der Kontrollore aufgehängt wird.
Der Dienstführung ist es ein echtes Bedürfnis, dem Team vom 2.9. dafür Dank und Anerkennung auszusprechen, wie die gefährliche Situation des falschen bzw.
unzuverlässigen Radarbildes dank Geistesgegenwart und Teamwork gemeistert wurde.
Der Dienstgruppenleiter.
Mängel also in der Luftraumüberwachung des österreichischen Zivilflugverkehrs, ein Beitrag von Wolfgang Fuchsarders.
Eigentlich hätte das Budget 1989 schon letzte Woche unter Dach und Fach sein sollen, aber mehrere ÖVP-Minister, allen voran Verteidigungsminister Lichal, fühlten sich vom SPÖ-Finanzminister Latsina benachteiligt und leisteten mit demonstrativer Rückendeckung durch Generalsekretär Kukacka Widerstand.
Heute nun soll der Staatshaushalt in einem Spitzengespräch der Koalition fixiert werden, aber das Koalitionsklima hat sich nicht gebessert, sondern verschlechtert.
Die Sozialisten sind sauer auf die Volkspartei, weil die ÖVP Ex-Kanzler Sinovac in den sofortigen Mandatsverzicht praktisch getrieben hat, nicht zuletzt durch die Drohung eines gemeinsamen Abstimmungsverhaltens mit der oppositionellen FPÖ im Immunitätsausschuss.
Die Verstimmung der SPÖ belastet nun auch dieses Budgetfinale.
Ein Bericht von Gisela Hopfmüller.
Eine Einigung im Sinne des gemeinsamen Konsolidierungszieles.
Das erwartet Kanzler Wranicki von den heutigen Gesprächen mit dem Koalitionspartner.
Gespräche, in denen die getrübte Stimmung zwischen SPÖ und ÖVP wegen der Causa Sinovac wohl zumindest unausgesprochen im Raum steht.
Und da nun einmal das erklärte Ziel der Koalition trotz allem bleibt, das Nettodefizit, also die Neuverschuldung des Staates, bei 65 Milliarden Schilling zu halten, andererseits aber noch etliche Minister zusätzliche Forderungen haben, werden die Verhandlungen heute wohl nicht ganz einfach sein.
Die SPÖ ist nicht böse oder trotzig, es stellt sich für uns aber die Frage, inwiefern die ÖVP in Zukunft ein verlässlicher Partner ist, inwiefern man zu gemeinsamen Zielen steht, ließ Kanzler Wranicki gestern bereits per Aussendung wissen.
Und des Kanzlers Satz, Druck erzeugt Gegendruck, gesprochen nach dem Badener Parteivorstand in der vergangenen Woche, schwingt wohl auch noch nach.
Derlei legt den Schluss nahe, dass ÖVP-Chef Vizekanzler Mock heute einem besonders harten Verhandler Wranicki gegenüber sitzt.
Wobei anzumerken ist, dass Mock selbst, trotz der teuren Wünsche seines Parteikollegen Lichal und der harten Worte seines Generalsekretärs Kukacka in Richtung Latsina nach der ersten Runde der politischen Budgetverhandlungen, durchaus Konsensbereitschaft in Richtung Wranicki signalisiert hat.
Nur, seit damals hat sich ja, wie erwähnt, die Stimmung zwischen den Koalitionspartnern nicht eben verbessert.
Um 11 Uhr ist nun also der erweiterte Koalitionsausschuss hier im Parlament zusammengetreten.
Kaffee und Strudel standen zur Stärkung der Verhandlungsteams bereit.
Vizekanzler Mock war vor Beginn der Sitzung optimistisch, aber nicht sicher, dass die Koalitionspartner sich heute über das Budget einigen.
Es ist möglich, dass wir heute fertig werden, aber wenn ich
Wenn ich daran denke, dass es voriges Jahr auch ein paar Runden benötigt hat, würde mich eine andere Version nicht erschrecken.
Aber ich glaube, es hat jeder die Absicht, heute bei dieser Runde zumindest substanziell weiterzukommen.
Aber es wäre kein Problem, wenn man heute nicht zu Ende kommt?
Es wäre kein Problem, aber ich glaube, man soll es versuchen.
Wichtig ist ja, was herauskommt.
Nämlich, dass ein Budget herauskommt, das einerseits den Sparkurs der Regierung widerspiegelt und gleichzeitig eine Ermunterung für die Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes ist.
Aber könnten die Spannungen rund um die Causa Sinovac dazu beitragen, dass man vielleicht heute doch nicht fertig wird?
Das soll nicht Birne mit Äpfeln vermengen.
Die Frage der Immunität wird im Parlament entschieden und ist offensichtlich hinfällig.
Und das andere ist eine Entscheidung und eine Arbeit der Regierung, die sie leisten muss.
Bundeskanzler Franz Wranicki sagte auf die Frage, ob die Einigung heute zustande kommt.
Ja, wenn es nach mir geht schon.
Sie haben gestern in einer Aussendung gesagt, heute wird sich zeigen, ob die ÖVP wirklich ein verlässlicher Partner ist.
Haben Sie da Zweifel?
Nein, aber es sollte immer wieder unter Beweis gestellt werden.
Glauben Sie, dass die Verstimmung, die seit der vorigen Woche, seit der Causa Sinovac zwischen den Koalitionspartnern herrscht, sich heute in irgendeiner Weise in den Gesprächen ausdrücken wird?
Nein, wir gehen jetzt einmal in diese Gespräche hinein, um ein Budget zu erstellen und beginnen das mit dem besten Willen, ein solches zusammenzubringen.
Die ÖVP hat vorhin gesagt, es wäre kein Malheur, wenn man das heute nicht zusammenbringt, das Budget.
Wie sehen Sie das?
Aber man soll sich ja nicht immer am Malheur orientieren.
Besser wäre, es würde heute zustande gebracht werden.
Von unserer Seite aus ist Wille und Absicht dazu vorhanden.
Das war's vorläufig von den Budgetverhandlungen.
Sollte sich während der Sendung noch etwas Spannendes ergeben, werden wir uns noch einmal melden.
Das war ein Bericht von Gisela Hopfmüller und Ernest Hauer.
Nach Jahren sinkender Unfallzahlen im Straßenverkehr hat sich dieser positive Trend, damals auf die Einführung von Gurten und Helmpflicht zurückgeführt, heuer dramatisch umgekehrt.
Jede Woche werden neue Schreckensbilanzen über das Schlachtfeld Straße veröffentlicht.
Die Zahl der Unfälle wird heuer um rund 20 Prozent zunehmen.
Die Zahl der Verkehrstoten hat die Tausendermarke überschritten.
Hauptursachen sind zwei fatale und oft auch letale Trends.
Raserei verbunden mit riskantem Überholen und Trunkenheit.
Das Innenministerium hat heute eine Aufstellung jener Straßen präsentiert, wo besonders viel Unfälle passieren.
Auch die bevorzugten Auffahrten der Geisterfahrer werden aufgelistet.
Über diese Unfallschwerpunkte berichtet Franz Simbürger.
143 sogenannte Unfallschwerpunkte auf Bundesstraßen und weitere 56 Schwerpunkte auf Landesstraßen.
Das ist das Ergebnis einer Verkehrsunfallanalyse des Innenministeriums, durchgeführt seit Beginn 1986.
Schwerpunkt heißt, an dieser Stelle ereigneten sich binnen eines Jahres 15 Verkehrsunfälle mit Personenschaden auf Bundes- bzw.
8 Unfälle auf Landesstraßen.
Und diese Unfallschwerpunkte sind der Raum Linz-Wels-Vöcklerbruck, die berüchtigte Gastarbeiterroute, also die Pyrenstrecke, weiters der Süden von Wien, das Straßennetz im Klagenfurter Becken und die Tauernautobahn zwischen Salzburg und Bischofshofen.
Diese Schwerpunktlisten sollen nun den Landes-Gendarmerie-Kommanden zur Begutachtung übermittelt werden.
Das Landes-Gendarmerie-Kommando Niederösterreich hat bereits zu acht Unfallschwerpunkten im Nahbereich von Wien Stellung genommen.
Und die Vorschläge zur Entschärfung der Unfallstellen reichen von Installieren einer Ampelanlage, etwa auf der Triesterbundestraße bei Wiener Neudorf, über Erneuerung des Straßenbelages bis zur Einführung neuer Tempolimits und der Aufstellung von Radargeräten.
Innenminister Blecher ist sich allerdings bewusst, dass vermehrte Kontrolle in sichtbarer Form nur punktuell nützt.
Leider zeigen die Rohdaten einen Zusammenhang zwischen Aktionen scharf und rückläufigen Verkehrsunfallgeschehen.
Und das ist das Schlimme an der Sache, dass alle Appelle an die Vernunft so wenig fruchten.
Nach den Kontrollpunkten geben nämlich die Raser genauso wieder Vollgas wie vorher.
Nicht überraschend daher auch die Hauptunfallursachen.
Überhöhte Geschwindigkeit vor allem bei jüngeren Autofahrern und Alkohol am Steuer bei Verkehrsteilnehmern über 30 Jahren.
Blecher fordert daher neuerlich mehr Mittel für Zivilstreifen.
Und noch eine Statistik legte das Innenministerium heute vor, jene über Geisterfahrer.
Kein Tag mehr ohne Geisterfahrer-Alarm, so die Schlagzeile dieses Berichtes.
Seit Beginn 1987 wurden insgesamt 500 Geisterfahrer gemeldet.
Freilich dürfte eine nicht zu schätzende Zahl davon fingiert gewesen sein.
Dennoch wurden von Geisterfahrern in den vergangenen eineinhalb Jahren mehr als 40 Unfälle verursacht.
Allein heuer starben elf Menschen bei derartigen Unfällen.
Und auch hier gibt es Schwerpunkte, und zwar neuerlich die Autobahnen im Raum südlich von Wien und im Klagenfurter Becken, sowie in der Umgebung von Graz, von Innsbruck und auf der Tauernautobahn im Abschnitt Bischofshofen.
Soweit solche Geisterfahrten von der Polizei überhaupt geahndet werden können, erweist sich als Ursache neuerlich häufig Alkohol am Steuer.
Statistisches Material dazu liegt allerdings nur aus der Bundesrepublik Deutschland vor.
Und hier eine besonders überraschende Zahl.
Die Hälfte der Geisterfahrten passiert nämlich bewusst.
Im Bereich des Innenministeriums heißt es dazu, offenbar weichen alkoholisierte Lenker auf die Autobahn aus, weil dort weniger Alkoholkontrollen zu erwarten sind.
Und wenn bei diesem Ausweichen die falsche Auffahrt erwischt wird, so fährt der Lenker einfach weiter bis zur nächsten Ausfahrt von der Autobahn.
Ob allerdings gegen diese Art des absichtlichen Geisterfahrens Maßnahmen wie bessere Bodenmarkierung, Einbau von Bodenschwellen auf Autobahnauffahrten oder deutlichere Trennung von Fahrstreifen helfen, darf in Frage gestellt werden.
Und damit zurück an das Studio.
Das war ein Beitrag von Franz Siembürger.
Aus dem Innern erwarten wir vor allem noch eine Information aus Kärnten.
Vielleicht fällt schon in der Mittagsstunde die Entscheidung, ob der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner weitermacht oder aufhört mit seiner politischen Karriere.
Möglicherweise also knapp vor.
Einst diese Information, vorerst aber jetzt im Journal ins Ausland.
In Polen sind die Dinge doch wieder in Fluss gekommen.
Acht Jahre nach der Gründung der Solidarität und sieben Jahre nach ihrem Verbot wollen alle Beteiligten unter geänderten Vorzeichen an der Reformbewegung von damals anknüpfen.
Die jüngste Streikwelle, die sich sowohl gegen die Misswirtschaft als auch gegen Unfreiheit im Land richtete, hat dem Regime ein Umdenken bewirkt.
Der geächtete Lech Walesa wird wieder als Dialogpartner anerkannt.
Mitte Oktober sollen umfassende Gespräche über neue Wege der polnischen Politik beginnen.
Mit der Solidarität, wenn auch vielleicht nicht mehr unter ihrem Namen.
Der heutige Rücktritt der Regierung ist ein weiteres Indiz dafür, dass Partei- und Regierungschef Jaruzelski die Karten neu mischen will.
Eine Analyse von Barbara Kubenhofe-Kalergi.
Die Regierung Messner ist, wie so viele polnische Regierungen zuvor, an der Wirtschaftskrise gescheitert und an ihrer Unfähigkeit, neue Wege zu deren Lösung zu finden.
Dass der Regierungswechsel in Polen zusammenfällt mit dem Beginn der sogenannten Gespräche am runden Tisch zwischen Regierung und Opposition, lässt manche im Lande hoffen.
Die nächste Regierung wird erstmals die Chance haben, ihre Reformvorschläge nicht gegen, sondern mit der Bevölkerung zu verwirklichen.
Zbigniew Messner, der Mann aus dem Wirtschaftsapparat der Partei, galt schon zu Beginn des Jahres als ablösereif.
Nach den Streitquellen im Mai und im August war sein Sturz praktisch sicher, doch warnte sich damals General Jaruzelski selbst dagegen, für alle Schwierigkeiten Sündenböcke zu suchen und unter Druck von außen zu handeln.
Indessen sind die Streiks aber vorbei, die Ordnung ist wiederhergestellt und die offiziellen Gewerkschaften selber haben den Rücktritt der Regierung gefordert.
Mehr als 100% Inflation und ein fühlbares Sinken des Lebensstandards in diesem Jahr haben diesem Kabinett den Rest gegeben.
Messner selbst hat heute in seiner Rücktrittsrede sein Scheitern so begründet.
Jede Regierung brauche einen Vertrauenskredit, um Reformen zu Ende zu führen.
Für seine Reform suchte er im Vorjahr den Vertrauenskredit in einer Volksabstimmung, die freilich negativ ausging.
Die Polen hatten Angst vor den radikalen Vorschlägen der Regierung.
Keine Subventionen mehr, unrentable Betriebe schließen, nur so viel an Lohn verteilen, als tatsächlich produziert wird.
Als das Programm dann gebremst, aber doch realisiert wurde, legten sich die Arbeitnehmer quer.
Sie setzten es durch, dass trotz marktwirtschaftlicher Bedenken die Löhne doch mehr erhöht wurden, als die Regierung wollte.
Prompt begann die Inflation wieder zu steigen, die Löhne kamen nicht nach und im August explodierte der angestaute Zorn in einer Welle von Streiks.
Messner gab jetzt selbstkritisch zu, dass man zu technokratisch vorgegangen sei und mit der Reaktion der Menschen auf an sich richtige Beschlüsse nicht gerechnet habe.
Diese Situation ist jetzt zumindest ein wenig anders geworden.
Am Wochenende hat es zum dritten Mal ein Gespräch zwischen Lech Walesa und Regierungsvertretern gegeben.
Mitte Oktober soll es im großen und institutionalisierten Kreis weitergehen.
Ein Solidaritätsvertreter sprach nachher von einem Gefühl des Sieges und Walesa erklärte am Sonntag bei der alljährlichen Arbeiterwahlfahrt in Tschendstochau der Menge der Gläubigen, nächstes Jahr werden wir hierher kommen, um unsere Danksagung zu feiern.
Erstmals ist am Wochenende auch ein Walesa-Interview in einer offiziellen polnischen Zeitung erschienen, in dem der Arbeiterführer sagte, seit 1980 haben wir alle dazugelernt.
Möglich, dass diese verbreitete Vertrauensbasis der neuen Regierung zugutekommen wird.
Brauchen wird sie sie.
Der scheidende Zbigniew Messner sagte nämlich auch dies, die Regierungen kommen und gehen, die Probleme bleiben.
In Polen ist also die Regierung zurückgetreten.
Den Hintergrund dazu, den liefert Ihnen Barbara Kudenhofer-Kalergi.
Und wir wechseln zwei Minuten vor halb eins zur anderen Seite der Ostsee nach Schweden.
Schweden bleibt auch in der Nach-Palme-Ära fest in sozialdemokratischen Händen.
Die Partei des Ministerpräsidenten Ingvar Carlsson hat bei der gestrigen Parlamentswahl die Stellung als größte Partei des Landes souverän behauptet, während die bürgerlichen Parteien das schlechteste Ergebnis seit einem halben Jahrhundert verzeichneten.
Die Umweltpartei holte sich wie erwartet die frei gewordenen Sitze.
Die 4%-Hürde war diesmal kein Problem mehr für die Grünen.
Politisch haben die Reichstagswahlen insgesamt wenig geändert in Schweden.
Günther Grafenberger aus Stockholm.
50 Jahre Sozialdemokratie und jetzt weitere drei Jahre hinzu.
Wo gibt es das in Europa außer in Schweden?
Der Sozial- und Wohlfahrtsstaat Nummer eins ist zwar längst nicht mehr jenes sozialistische Mekka, zu dem die europäischen Sozialdemokraten in den 30er, 40er und 50er Jahren gepilgert kamen, um es den Schweden in ihrer Experimentierwerkstatt abzuschauen, wie man Sozialpolitik macht.
Die Verfilzungserscheinungen mit einer Reihe von Skandalen im Sommer aufgrund des langen Machtbesitzes haben manchen Barrikadenkämpfer von einst ganz gewiss nicht ruhig schlafen lassen.
Aber wenn die Partei in Not ist, kommen sie alle zu den Urnen.
Trotz zweier Mandatsverluste verfügen die Sozialdemokraten mit 157 Mandaten immer noch fünf Sitze mehr als die drei bürgerlichen Parteien zusammen, die ihr schlechtestes Wahlergebnis seit Kriegsende vorzeigen müssen.
Die Sozialdemokraten können also auch als Minderheitsregierung weitermachen wie bisher.
Denn die zwei verlorenen Mandate gingen an die Kommunisten mit jetzt 21 Sitzen und die stürzen keine Arbeiterregierung, wie sie selbst erklärt haben, obwohl ihnen die sozialdemokratische Wirtschaftspolitik schwer im Magen liegt.
Fast 90 Prozent der Wirtschaft sind nach wie vor in Privatbesitz und in diesem Jahrzehnt ist die Zahl der Milliardäre in Schweden gestiegen wie nie zuvor, unter den Sozialdemokraten wohlgemerkt.
Arbeit und Kapital in glücklicher Synthese.
Angesichts einer geölt und auf Volldampf laufenden schwedischen Wirtschaft konnten die Argumente der Liberalen und Konservativen nicht verfangen, dass Schweden in Europa wirtschaftlich absackt, wenn man nur umverteilt, statt dynamisch zu wirken.
Der liberale Parteichef Bengt Westerberg, der vor drei Jahren die Mandatszahl seiner Partei verdreifachte, wurde ebenso auf die Verliererstraße gedrängt wie der jugendliche konservative Parteichef Karl Bild, der politisch noch nicht reif genug ist, um zu überzeugen.
Lediglich das Zentrum mit Olaf Johansson konnte den früheren Abwärtstrend aufhalten und zwei Prozent an Stimmen hinzugewinnen, was sich jedoch nicht in Plusmandaten niederschlug, sondern ganz im Gegenteil, sogar in zwei Minusmandaten.
Denn das frühere Wahlbündnis mit den Christdemokraten existierte nicht mehr und da diese abgewählt wurden, gingen auch Mandate verloren.
Der Einzug der Grünen in den Reichstag war allgemein erwartet worden, aber eigentlich in höherem Maße, als es bei 5,5 Prozent der Stimmen und 20 Mandaten geschehen ist.
Ob die Grünen wie ein Fuchs im Hühnerhof den schwedischen Reichstag durcheinanderwirbeln werden, ist die große Frage.
Möglicherweise trägt ihre Existenz im Parlament dazu bei, das starre und überholte Blockdenken zu überwinden und wie schon in den 50er-Jahren wieder eine Koalition aus Sozialdemokraten und Bauernzentrum möglich zu machen, die sich politisch durchaus nahestehen.
In einer Gesellschaft, in der der Bürger in die Sozialdemokratie hineingeboren wird wie in die lutherische Staatskirche und das nun seit über 50 Jahren, riecht es muffig und spießig.
Die einst revolutionären Sozialdemokraten sind zu konservativen Denkern des Beharrens geworden.
Doch das hat sich, wie das Wahlergebnis zeigt, nur noch nicht herumgesprochen.
Würden wir weltweit eine Wirtschaftsflaute erleben statt eine Konjunktur, wäre dies längst deutlich geworden.
Schweden wird also weiter vom Denken gelenkt.
Was wir haben, das haben wir und was wir bekommen, das wissen wir nicht.
Die Geborgenheitsmanie, wie es Volvo-Chef Gyllenhammer einmal nannte, hat gesiegt, zumal das sechsjährige bürgerliche Interregnum von 1976 bis 1982 ja alles andere als ermunternd war.
Vermutlich wird also Schweden auch die nächsten 50 Jahre sozialdemokratisch regiert.
Kurt Tucholsky hat dies in einem inzwischen klassisch gewordenen Zitat einmal so beschrieben, als ein Wähler von einem anderen gefragt wird, warum er denn stets sozialdemokratisch wählt und dieser darauf antwortet, weil alles so schön eingeschaukelt ist.
Die schwedischen Reichstagswahlen von gestern aus der Sicht von Günter Graffenberger.
Drei nach halb eins ist es und wir wechseln unsere Berichterstattung von Skandinavien in den Mittleren Osten.
Der eigentliche Verlierer des Golfkriegs waren die Kurden.
Als der Irak seine Armee nicht mehr an der Südfront brauchte, da schickte er tausende Soldaten zu einer Strafaktion gegen die Kurden im Norden.
Die Kurden hatten zum Teil auf Seiten der Iraner gekämpft.
Viele Kurden starben, viele flüchteten.
Aus kurdischen Flüchtlingslagern in der Türkei berichteten Reporter, dass die Irakis eindeutig Giftgas eingesetzt haben.
Um diesen Vorwurf zu entkräften, hat die Regierung in Bagdad etwa 100 Journalisten aus der ganzen Welt eingeladen.
Eine von ihnen war meine Kollegin Daniel Spera vom Fernsehen.
Sie ist Gast im Studio und die erste Frage lautet natürlich, ist dem Irak dieser Nachweis gelungen?
Den Einsatz von Giftgas kann man natürlich schwer nachweisen, vor allem in dieser Region, wo die irakische Regierung sehr bemüht ist, sämtliche kurdische Dörfer an der nordirakischen Grenze zum Iran und zur Türkei zu zerstören.
sprich mit Dynamit zu sprengen und niederzuwalzen.
Die Journalisten konnten natürlich diese zerstörten Dörfer besichtigen.
Wir wurden also in verschiedenste Dörfer gebracht, die also dem Erdboden gleichgemacht waren.
Was übrig war, war verbrannte Erde, zum Teil noch die Felder und Gärten der Bewohner.
Und die irakischen Betreuer haben sich sehr bemüht, uns zu beweisen, dass kein Giftgas eingesetzt worden ist.
So zum Beispiel hat ein hoher Mitarbeiter des Informationsministeriums vor unseren Augen aus einem Garten Trauben gegessen und gesagt, schauen Sie mich an, mir passiert nichts, ich falle jetzt auf der Stelle nicht tot um.
Und das ist also ein Beweis dafür, dass hier kein Giftgas eingesetzt worden ist.
Das heißt, diese publizistische Entlastungsoffensive war eigentlich insoweit kontraproduktiv, als sie Augenzeuge geworden sind von einem gigantischen Dörferzerstörungsprogramm, das Saddam Hussein dort vollzieht.
Ja, es macht einen gespenstischen Eindruck, wenn man da über diese Nordregion fliegt.
Man fliegt also kilometerweit über Täler, die völlig entvölkert sind.
Wo Dörfer auf der Landkarte eingezeichnet sind, ist heute nur mehr verbrannte Erde.
Oder zum Teil stehen noch Ruinen der Dörfer da, die erst vor einer Woche oder vor zehn Tagen zerstört worden sind.
Es gibt zwei Gründe dafür, die die irakische Regierung anführt.
Erstens ein Modernisierungsprogramm.
Es sollen also die Kurden abgesiedelt werden in neue, moderne Siedlungen am Rande von Städten, nicht nur im Norden, sondern auch im Süden, in einer Region, wo es also nie Kurden gegeben hat.
Und zweitens will man diese Dörfer von Rebellen säubern, von den aufständischen Kurden, die sich um die zwei Rebellenführer Barzani und Talabani gescharrt haben und die zum Teil mit dem Iran in den letzten Kriegsjahren gegen die Zentralregierung im Irak gekämpft haben.
Das heißt überspitzt formuliert könnte man sagen, dass Saddam Hussein, was seinen Bereich betrifft, eine Art Endlösung der kurden Frage vorhat, indem er sie zerstreut, indem er sie dadurch wirkungslos macht in ihrem Widerstand und auch in ihrem Kampf um einen eigenen Staat.
Ja, so kann man das auf jeden Fall ausdrücken.
Es ist auch so, dass aus den verschiedenen Dörfern Familien zum Teil zerrissen werden,
Es werden Freunde und Nachbarn auseinandergerissen.
Man ist also sehr bemüht, eine ganze Dorfbevölkerung nicht in ein gemeinsames Lager zu übersiedeln, sondern es werden zum Teil Dorfbewohner in den Norden verfrachtet und ein anderer Teil eines Dorfes in den Süden, dass also komplett die Wurzeln und die Identität zerstört werden.
Konnten Sie mit kurdischen Menschen sprechen?
Zum Teil ja.
Es ist natürlich sehr schwierig, wenn man die Sprache nicht spricht.
Und die Kurden haben ihre eigene Sprache.
Und der Irak ist immer sehr bemüht darauf hinzuweisen, dass die Kurden im Irak einen besonderen Status haben.
Sie haben eine Autonomie.
Sie können ihre eigene Sprache sprechen.
Nur fällt es also auf, wenn man gerade in die kurdische Hauptstadt sozusagen nach Sulaymaniyah fährt, dass es keine einzige offizielle kurdische Aufschrift gibt.
Es ist alles in Arabisch beschriftet.
Jedes Gebäude trägt einen arabischen Schriftzug.
Es gibt keine Straßenschilder auf Kurdisch.
Ganz selten sieht man ein Geschäft, das kurdisch beschriftet ist.
Und die Kurden in den betroffenen Gebieten sind also zum Teil deportiert worden, zum Teil möglicherweise Opfer von Giftgaseinsatz und im Übrigen geflüchtet, zum Großteil.
Es sollen also in den letzten Monaten fast 100.000 Kurden geflüchtet sein, zum Teil in den Iran, zum Teil in die Türkei, wo ihnen ja auch Verfolgung droht.
Nach Angaben der iranischen Regierung sollen mittlerweile nach einer von Bagdad ausgerufenen Amnestie 21.000 wieder zurückgekehrt sein.
Wir haben von diesen 21.000 nur sehr wenige gesehen, vielleicht ein paar hundert.
Man hat uns dann an die türkische Grenze gebracht, also an die Grenze zur Türkei, nach Sakko, und es wurde angekündigt, dass an diesem Tag 4.000 irakische Kurden aus der Türkei zurückkehren sollen.
Wir haben also mehrere Stunden an diesem Grenzposten verbracht.
Es kam kein Kurde zurück.
Es war aber auch in der Umgebung dieser Grenzstation nichts davon zu bemerken, dass da täglich ein großer Flüchtlingsstrom herüberkommt.
Es waren also keine Flüchtlingslager, keine Auffanglager.
Es war nichts derartiges zu sehen in der Region.
Andererseits kehren kurdische Flüchtlinge aus dem Iran in den Irak zurück.
Warum das?
weil also die Iraner natürlich auch mit diesem Flüchtlingsstrom zu kämpfen haben und zum Teil froh sind, wenn diese Kurden wieder zurückkehren.
Die kommen also zurück und werden dann in Auffanglager gebracht.
Wir haben eines dieser Lager besucht, das Lager Arabid.
Dort sind hauptsächlich Flüchtlinge aus der Stadt Halabja, in der ja im März die irakische Armee Giftgas eingesetzt hat.
Und bei diesem Giftgaseinsatz sind 5000 Menschen getötet worden.
Wir haben diese Flüchtlinge gesehen.
Sie sind zum Teil krank.
Ich habe dort selbst mit dem Arzt gesprochen, der hat mir bestätigt, dass sie Irritationen in den Augen haben und schwere Reizungen auf der Haut, was auf den Einsatz von Giftgas zurückzuführen sein könnte.
Auf jeden Fall lässt sich feststellen, und zwar ganz eindeutig, dass die irakische Regierung jetzt seit dem Ende des Golfkriegs ganz vehement gegen die Kurden vorgeht, dass hier eine extreme Massenvertreibung stattfindet.
dass wie gesagt die gesamte Grenzregion völlig entvölkert ist und dass diese Menschen vertrieben worden sind.
Danke Daniel Spera für diese Informationen, für den Besuch im Studio.
Es ist sechs Minuten vor dreiviertel eins und zwischendurch gibt es im Mittagsschanal jetzt einen Programmhinweis.
Wenn es denn Städte gibt, die ein Geheimnis der Ankunft besitzen, dann gehört Lissabon dazu.
Erst recht an diesem gleißenden Septembernachmittag, da der Portier im Hotel Tivoli mit hinauffährt in den obersten Stock, mit der Hand hinüberweist und mit stiller, fast gedämpfter Stimme sagt, dort drüben, da ist es gewesen.
Wieder liegt diese Stadt in einer Unversehrtheit vor uns, die heute fast unwirklich scheint.
Und doch, das spüre ich sofort, ist irgendetwas anders geworden.
Lissabon ist wieder einmal maltretiert, geschlagen worden.
Es liegt Trauer in der weißen Stadt.
Lissabon nach dem Brand in der Altstadt Giado.
Was bedeutet der Verlust eines der schönsten und ältesten Stadtviertel für die Menschen in Lissabon?
Impressionen aus Lissabon von Volker Mauersberger heute Abend im Programm Österreich 1 um circa 18.20 Uhr im
Und wir warten noch mit einiger Spannung auf den Bericht aus Kärnten über die Entscheidung von Leopold Wagner über seine politische Zukunft.
So viel kann ich verraten, Wagner hat sich entschieden.
In welche Richtung hören Sie dann demnächst.
Vorerst aber jetzt der Kulturbeitrag.
Am Donnerstag findet im Wiener Volkstheater bereits die zweite Premiere der Saison statt, während andere Bühnen es noch zu gar keiner gebracht haben, etwa das Burgtheater oder der Kreis.
Zündstoff von Tom Kempinski fügt sich in das programmatische Konzept Emmy Werners, wonach in dieser Saison die Problematik um Pflichterfüllung und Pflichtverweigerung von vielen Seiten durchleuchtet werden soll.
Nach Schillers Jungfrau von Orlean jetzt also aus zeitgenössischer Sicht.
Von Tom Kempinski hat man in den Wiener Kammerspielen vor sechs Jahren Duett für eine Stimme gespielt.
das in England als bestes Stück des Jahres 1980 ausgezeichnet worden ist.
Zur Produktion des ein Jahr vorher entstandenen Stückes, das jetzt präsentiert wird, ein Beitrag von Eva-Maria Klinger.
Zündstoff im Wiener Volkstheater.
Das ist nach der Jungfrau von Orléans das zweite Stück über mörderische Pflichterfüllung in sogenanntem Vaterländischem Glauben.
Sechs Männer befinden sich in einer Militärbaracke in Nordirland am Vorabend einer Erschießung.
Sie müssen einen Soldaten töten, der einen sterbenden Kameraden nicht geborgen hatte, sondern sein eigenes Leben zu retten suchte.
Laut Kriegsgesetz heißt das Vergehen Desertion, worauf die Todesstrafe steht.
Der Autor Tom Kempinski benutzt diese Extremsituation, um das moralische Recht dieser Hinrichtung infrage zu stellen.
Sechs scharf konturierte Soldatentypen vertreten die verschiedenen Gesichtspunkte.
Verteidigen wir nun die Demokratie oder die Armee?
Das hätte ich schon gern gewusst, um für morgen früh etwas Enthusiasmus aufbringen zu können, weißt du?
Ja beides, die Armee!
Verteidigt doch die Demokratie, oder?
Du liest viel, stimmt's?
Ich meine Zeitungen, also.
Du liest viel Zeitung nämlich, ja?
Naja, ich bin gern auf dem Laufenden, ja.
Das dachte ich mir.
Das Dumme ist nur, nachdem du die Zeitungen gelesen hast und auf dem Laufenden bist und so weiter, passiert etwas Schreckliches mit dir, Hefeld.
Etwas Schreckliches.
Etwas ganz Entsetzliches geht dann in deinem Kopf vor.
So, was denn?
Du glaubst, was drinsteht?
der Österreich-Heimkehrer Michael Rastl als schillernder Zyniker, der als Berufssoldat inhumane Gesetze für unabänderlich hält.
Dagegen ein wimmernder Jungsoldat, der Angst vorm Schießen hat, dagegen ein brutaler Schläger, der Lust daran empfindet und einer, der die Situation emotionell nicht bewältigt.
Er gerät in Panik, richtet sein Maschinengewehr gegen die fünf anderen und hält sie so lange in Schach, bis sie sich weigern, den Erschießungsbefehl auszuführen.
Der Zyniker zeigt auch in dieser bedrohlichen Situation keine Spur von Angst.
Die Regierung sagt, es ist Krieg.
Also ist Krieg.
Also sind die Kriegsgesetze in Kraft getreten.
Der Gefangene hat gegen diese Gesetze verstoßen.
Also ist er schuldig.
Also wird er zum Tode verurteilt.
Baines hat sich zum Gehorsam verpflichtet.
Also muss er ihn auch leisten.
Brillant.
Sensationell.
An deiner Logik ist nichts zu rütteln.
Nur geht's hier leider nicht um Logik.
Du bescheuerte Lochnässmann zur Imitation.
Sondern, na erzähl mal, worum geht's?
Mein Gott, Benzie weiß, was er geschlagen hat.
Er weiß, dass er morgen früh jemanden abknallen muss.
Er hat einfach Schiss.
Nichts weiter.
Du kommst ihm mit Logik und dabei sucht er nichts anderes als ein Hintertürchen, um sich zu verpissen.
Mit deiner Logik kann er ungefähr so viel anfangen wie Prinzessin Margaret mit einem Oinufen.
Der Militärjargon ist reißerisch wie die Handlung.
Regie führt Ex-Burg-Schauspieler und Ex-Burg-Regisseur Rudolf Jusitz.
Sechs Männer zwei Stunden lang in einem einzigen Raum halten zu müssen, ohne den Spannungsbogen reißen zu lassen, ist kein leichtes Unterfangen.
Ich glaube, dass das Stück bisher nur auf kleinen Bühnen aufgeführt wurde.
Und ein gewisses Problem ist, diese Intimität des Raumes sozusagen in die Größe des Volksdaters zu transportieren.
Aber Rudolf Jusitz hofft, dass die Brisanz des Themas und die Brillanz der Dialoge zu Fesseln vermögen.
Auch wenn der Bürgerkrieg in Irland dem österreichischen Publikum nicht so unter die Haut gehen mag wie dem englischen Autor.
Jusitz?
Das Stück ist die Parabel
vom Aussteigen, von sich aus einem wahnwitzigen System raus zu katapultieren, auch wenn es verbunden ist mit Verlust des Lebens.
Ich glaube aber, dass es gar nicht so wichtig ist, dass das jetzt oder nicht nur allein wichtig ist, dass das in England oder die ganze Konfliktsituation England-Irland aufzeigt, sondern dass es eben, wie ich schon sagte, eine Parable ist über
über jede Form von sich verweigern, die Pflicht nicht erfüllen.
Und Tom Kempinski wäre kein Erfolgsautor, gelänge ihm nicht, die beglemmende Situation durch eine überraschende Schlusspointe zu lösen.
Eva-Maria Klinger hat berichtet und jetzt zur Innenpolitik, zur Landespolitik.
Leopold Wagner, der Landeshauptmann von Kärnten, hat also heute entschieden, ob er seine politische Karriere fortsetzt oder ob er sie abbricht.
Und dazu ein direkter Bericht aus dem Landesstudio Kärnten.
Erst einmal wurde die Herbstkampagne durchbesprochen und in letzter Konsequenz auch beschlossen.
Es wurde ferner die Nominierung der Mitglieder des Volksgruppenbeirates vorgenommen.
Das wird dann über den Präsidienst der Partei verlautbart, wer da sein wird.
Es wurde außerdem davon geredet, dass am 22.
Oktober
die Kärntenkonferenz, so wie angekündigt, mit dem Bundeskanzler und Bundesparteivorsitzenden als Referenten stattfinden wird.
Und es hat außerdem den Beschluss gegeben, dass es daneben am 22.
Oktober auch einen außerordentlichen Parteitag geben wird.
Herr Landeshauptmann, wenn ich Sie jetzt kurz interbreche, das heißt also, dass Sie als Landespartei oben zurücktreten wollen?
Ich habe dann meinen Parteifreunden mitgeteilt im Rahmen dieser Sitzung, dass ich mit Wirkung von 28.
September aus meiner Funktion als Landeshauptmann scheide und am 22.
Oktober aus der Funktion des Landesparteiobmannes.
Wir haben uns dann, nachdem ich auch die entsprechenden Begründungen dafür abgegeben habe,
meinen Wünsche entsprechend, darauf geeinigt, dass darauf verzichtet wird, mir eine ganze Reihe von Appellen zuzumitteln, die darauf ausgerichtet sind, mich dazu zu bewegen, zu bleiben.
Ich habe meine Gründe dargelegt, warum ich nicht mehr bleiben kann und will, und meine Parteifreunde haben das respektiert, wie ich also miterleben musste, mit Tränen in den Augen.
Sie haben mich auch alle
persönlich beschworen, meinen Entschluss rückgängig zu machen oder ihn nicht durchzuführen, aber ich bin dabei geblieben, das zu tun, was nun getan werden wird.
Wir haben dann die Personen nominiert, die nachfolgen, und zwar einstimmig.
Es ist zum designierten Landeshauptmann für dieses Bundesland
der hochbefähigte, in jeder Weise, auf jedes politische Amt gut vorbereitete Dr. Peter Ambrosi designiert wurden, auch für die Funktion des Landesparteiobmannes.
Der Kollege Rudolf Gallup, der über große Erfahrungen im Regierungsbereich verfügt, wird Landeshauptmann Stellvertreter.
Und der Rosseka-Bürgermeister Herbert Schiller wird neues Mitglied der Landesregierung.
Er wird also Landesrat.
Wir haben auch über die Besetzung der Funktion des Parteisekretärs gesprochen.
Es wurden Namen genannt, die aber derzeit der Öffentlichkeit noch nicht mitgeteilt werden, weil es nicht meine Absicht ist, dem neuen Parteiobermann hier eine Personenvorgabe vorzugeben,
nicht eventuell auch seinen Vorstellungen entspricht.
Er soll die Möglichkeit haben, sich selbst dafür zu entscheiden, mit wem gemeinsam er diese große und starke Partei führen soll und will.
Herr Landeshauptmann, gab es neben privaten Gründen auch politische Gründe für Ihren Rückzug aus der Politik?
Ich habe meinen Parteifreunden eines gesagt.
Ich bin weder körperlich noch seelisch zerbrochen, so wie das einige versucht haben hineinzuinterpretieren.
Sondern ich habe hier in einem Jahr sehr viel erlebt.
dass mich sehr gefordert hat und dass mir vor allem meine Kräfte in einem Ausmaß in Anspruch genommen hat, das fast nicht zu ertragen gewesen ist.
Denn es gibt ja wahrscheinlich wenige Österreicher, die mit den Erfahrungen ausgestattet leben müssen, die ich in diesem Jahr gewonnen habe.
Ich habe am Beginn dieser
nach den Operationen gesagt, dass ich eine gewisse Zeit brauchen würde, um mir darüber schlüssig zu werden, ob ich das Amt weiter ausüben werde können oder nicht.
Ich bin mir relativ bald darüber schlüssig geworden.
Ich wollte nur, dass dieses touristische Land, dieses Sommerfremdenverkehrsland Kärnten, nicht beeinträchtigt wird durch eine wilde politische Diskussion.
sodass ich natürlich den Herbst abwarten musste, ehe es dann wirklich dazu gekommen ist, um das zu sagen, was zu sagen war.
Und das habe ich heute getan.
Herr Landeshauptmann, Sie sind in weiten Teilen der Kärntner Bevölkerung beliebter als jeder Ihrer möglichen Nachfolger, als auch Ihr Nachfolger Dr. Peter Ambrosi.
Ist es Ihrer Meinung nach nicht unfair, jetzt in einer sehr schwierigen Phase für die Partei?
Im nächsten Jahr finden in Kärnten Landtagswahlen statt und der SPÖ droht hier der Verlust der absoluten Mehrheit, die Partei im Stich zu lassen.
Ich weiß nicht, was sie zur Annahme berechtigt, zu glauben, dass die SPÖ die absolute Mehrheit verlieren könnte.
Das ist eine Partei, die in diesem Lande von den rund 380.000 Erwachsenen 53.000 als Mitglieder hat.
Sie ist im gesamten Bewusstsein der Bevölkerung Kärntens gut verankert.
Sie macht eine Politik, die ihr bescheinigt, dass sie in diesem Lande etwas weitergebracht hat, und zwar aus allen politischen Lagern heraus.
Und sie ist vor allem eine Partei, die durch ein Meinungsumfrageergebnis, das jetzt im vergangenen Juni mit einem riesen Sample durchgeführt wurde, bestätigt erhielt, dass sie die politischen Schwerpunkte im Sinne und im Dienste der Bevölkerung dieses Landes
richtig zu setzen, Frau Mark.
Sie ist außerdem seit fast 70 Jahren die stärkste Partei im Lande und es muss doch einen Grund dafür geben, warum dem so ist.
Und noch eine Frage, die Sie mir gestellt haben, muss klar beantwortet werden, nämlich wie es mit der Beliebtheit ist, wenn jemand kommt.
Als ich gekommen bin, haben auch viele gesagt,
Vielleicht kann er es, vielleicht kann er es nicht.
So wie es heute in einer Demokratie ist.
Aber der Personenwechsel gehörte mit zum demokratischen Regelablauf.
Und es muss also von Zeit zu Zeit akzeptiert werden, dass der eine oder andere ersetzt wird.
Deshalb bricht die Welt nicht ein.
Es wird aus alles gut funktionieren.
Ich bleibe im Lande Kern leben und wohnen.
Ich werde zwar nicht die Beispiele anderer großer Männer in der Politik
kopieren, indem ich ununterbrochen mit Ratschlägen auftreten werde, aber anwesend werde ich trotzdem sein.
Und ich hoffe auch, dass ich nur eine Zeitlung, auch wenn ich den 60er schon knapp überschritten habe, doch so bei Verstand bleiben werde, dass ich das eine oder andere werde an Empfehlungen den Freunden sollten sie Fragen geben können.
Werden Sie noch eine ehrenamtliche Funktion jetzt ausüben?
Ich werde keine Funktion mehr ausüben, weil ich glaube, dass wenn jemand
Das Glück hatte, fast 15 Jahre Landeshauptmann dieses wunderschönen Landes gewesen zu sein, dass er dann sich selbst nicht diskriminieren kann, indem er rundherum kleinere Ehrenämter zu übernehmen beginnt.
Dann hat man sich ja vor einem Jahr gesagt, also ein Rücktritt zu dem jetzigen Zeitpunkt nach dem Attentat wäre der politisch falsche Schluss, den man daraus ziehen würde.
Und jetzt haben Sie sich doch anders entschieden?
Ich wollte, und das ist ja kein Geheimnis, das sollte man den Menschen auch sagen, zunächst einmal zeigen, dass man Überlebenschancen besitzt, wenn man darum kämpft, sie für sich selbst beizubringen.
Das war ja ein harter Weg, den ich gehen musste.
Ich konnte ja zunächst nicht einmal mehr gehen.
Ich musste ja wieder gehen lernen.
Ich musste die schwere Verletzung überwinden.
Ich musste das psychisch und körperlich zu verkraften lernen.
Ich habe den Beweis dafür gebracht, dass man es zustande bringt.
Und ich habe versucht, das Bild, das ich selbst, auch mir selbst gegenüber verpflichtet war, zu gestalten.
Nämlich, dass die Kenner sich an mich nicht, als an einen siechen Mann erinnern sollten.
so zu gestalten, dass sie daran denken, er war ganz ein guter Landeshauptmann.
Ich hoffe, dass mir die meisten das nachsagen werden.
Könnte es auch sein, Herr Landeshauptmann, dass Sie unter Umständen ein Kehre- oder Kreisgeschicksal vermeiden wollten, die beide erst nach Niederlagen zurückgetreten sind?
Das hätte ich versucht auf jeden Fall zu vermeiden.
Wobei ich also schon mit zu meinem Inneren immer gezählt habe, dass ich damit nie gerechnet habe, Niederlagen zu erzielen oder Niederlagen verkraften zu müssen, weil ich für jene, die mich kennen, schon immer genügend Kampfkraft mit an den Tag gebracht habe oder an den Tag gelegt habe, um Erfolge, wenn es sein musste, auch zustande zu bringen.
Das habe ich anscheinend aus der sportlichen Zeit mitgebracht.
um auf Ihre Frage noch einmal zurückzukommen, die Sie früher gestellt haben.
Ich wollte auch haben, dass dieses Haus meiner Partei geordnet übergeben wird und ich möchte den doch jetzt sagen, weil Sie mich das nicht gefragt haben, dass der Parteivorstand die Empfehlungen, die einstimmige Empfehlung und die Empfehlungen des Parteipräsidiums ohne Diskussion
zur Kenntnis genommen hat.
Das zeigt den doch immerhin auch, dass das eine Partei ist, die Führungskraft besitzt und die weiß, was zum richtigen Zeitpunkt das Richtige ist, was getan werden muss.
Herr Landeshauptmann, dennoch müssen Sie diese Entscheidungen ja noch absignen lassen vom
Landesparteitag.
Erwarten Sie hier auch Einstimmigkeit, was Ihren designierten Nachfolger betrifft, Dr. Peter Ambrose, oder erwarten Sie da noch Widerstände?
Wir gehen den Weg, den das Statut vorzeichnet.
Die Mitglieder der Regierung sind durch den Landesparteivorstand zu bestellen.
Der Parteiobmann ist in einem Parteitag zu wählen.
Ob er dort viele oder weniger Stimmen bekommen wird, das richtet sich nach den Vorstellungen der Delegierten.
Ich darf in Erinnerung rufen, dass ich seinerzeit, als ich selbst zum Parteirummen gewählt wurde, nur 14 Stimmen mehr als die Mehrheit hatte.
Es ist eben so in einer Demokratie, man muss sich das Vertrauen erkämpfen.
Aber ich bin überzeugt davon, dass es eine Mehrheit in der SPÖ, und zwar eine starke Mehrheit, für diesen sehr begabten jungen Mann geben wird, der ja vom politischen Angebot, den es in diesem Lande gibt, der beste ist.
Leopold Wagner tritt also am 28.
September von seinen beiden Ämtern als Landeshauptmann und als Landesparteihauptmann der SPÖ Kärnten zurück.
Sein Nachfolger wird in beiden Funktionen Peter Ambrosi.
Wagner amtierte seit dem 19.
April 1974 und damit genau seit 14 Jahren und 5 Monaten.
Damals folgte er Hans Siemer nach.
Leopold Wagner hat die Landtagswahlen 1975, 1979 und 1984 gewonnen.
4 vor 1 ist es.
Nach diesem aktuellen Bericht aus Kärnten gehören die letzten Journalminuten wieder einem Nachrichtenüberblick.
Österreich.
Die Radaranlage des Bundesamtes für Zivilluftfahrt hat schwere Sicherheitsmängel.
In Unterlagen der Behörde ist wörtlich von gefährlichen Situationen im Luftverkehr die Rede.
So hat am 2.
September nach einem Blitzschlag die Radaranlage entweder an falschen Positionen angezeigt oder Flugzeuge an mehreren Stellen des Radarschirms abgebildet.
In einem Revisionsbericht fordert der zuständige Fachdienst dringend eine unterbrecherlose Stromversorgung.
Auf Österreichs Autobahnen vergeht nun kein Tag ohne Geisterfahreralarm.
In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden 500 Geisterfahrer gezählt.
Es kam aus diesem Grund zu mehr als 40 Unfällen, elf Menschen wurden getötet.
Ursache für das Befahren von Autobahnen in der falschen Richtung ist häufig Alkoholisierung.
Zum Teil wird bewusst auf die Autobahn ausgewichen, weil dort weniger Alkoholkontrollen durchgeführt werden.
Der erweiterte Koalitionsausschuss der Regierungsparteien ist im Parlament zu Verhandlungen um die Entfassung des Budgets 1989 zusammengetreten.
Vor Beginn der Sitzung blieb offen, ob man heute schon zu einem Abschluss kommt, doch zeigten sich beide Seiten zuversichtlich.
Erklärtes Ziel der Regierung ist es, das Nettodefizit auf 65 Milliarden Schilling zu begrenzen.
Polen.
Die Regierung von Ministerpräsident Messner tritt zurück.
In einer vom Rundfunk übertragenen Rede im Parlament von Warschau betonte Messner, eine Regierung benötige einen Vertrauenskredit, um Reformen erfolgreich zu verwirklichen.
Zu Beginn der Plenarsitzung hatten die Abgeordneten scharfe Kritik an der Reformpolitik der Regierung geübt,
und den Regierungschef zu einer umfassenden Kabinettsumbildung aufgerufen.
Das Parlament muss nun einen neuen Ministerpräsidenten benennen, der dann auch eine neue Regierung zu bilden hat.
Schweden.
Nach der gestrigen Parlamentswahl bleiben die Sozialdemokraten an der Regierung, die Grünen ziehen erstmals in den Reichstag ein.
Sozialdemokraten und Kommunisten verfügen mit gemeinsam 178 Mandaten über die absolute Mehrheit im Parlament.
Die Grünen erhielten 5,5 Prozent der Stimmen, sie werden künftig 20 Abgeordnete stellen.
Die bürgerlichen Parteien erlitten die schwerste Wahlniederlage seit vier Jahrzehnten.
Ungarn.
Die Regierung in Budapest will nicht auf das Kraftwerksprojekt Nodzmarosch verzichten, zeigt aber Verständnis für die Umweltschützer.
Ein Regierungssprecher meinte, angesichts des fortgeschrittenen Baus sei eine Fortführung sinnvoller.
Zugleich kündigte er ein Kontrollorgan für das Kraftwerksprojekt an.
Nach Ansicht der Regierung würde ein Abbruch des Baus die Beziehungen zur Tschechoslowakei schwer belasten.
Schon vorher hatte Ministerpräsident Groß eine Volksabstimmung über Neu-Gemaroch abgelehnt.
Birma.
Einen Tag nach dem Militärputsch dauern die Proteste der Bevölkerung an.
In der Hauptstadt Rangun kam es heute trotz einer Ausgangssperre und eines Demonstrationsverbotes zu schweren Zusammenstößen zwischen Soldaten und Demonstranten.
Jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Teils heiter, teils stark bewölkt.
Nachmittagstemperaturen 17 bis 21 Grad.
Das war eine Stunde lang das Neueste aus dem In- und Ausland im Mittagsjournal.
Einblendung: Szenenausschnitte, Regisseur Jusits
Mitwirkende:
Klinger, Eva Maria [Gestaltung]
, Jusits, Rudolf [Interviewte/r]
Datum:
1988.09.19 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten