Mittagsjournal 1983.07.23

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Mit dem Samstag-Mittag-Journal meldet sich Udo Bachmeier.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Zu dem für die kommenden 60 Minuten geplanten Programm.
    Einen Nachklang zur gestrigen Sondersitzung des Nationalrates zur Budgetlage vermitteln wir Ihnen in der Inlandspresse-Schau und damit im Zusammenhang ist heute Finanzminister Herbert Salcher bei Rudolf Nagilla im Journal zu Gast.
    Der von der Opposition heftig attackierte Finanzminister erklärt in dem Gespräch, er sehe seine politische Bewegungsfreiheit unter dem neuen Bundeskanzler Sinowaz nicht wie viele glauben, eingeschränkt.
    Die Auslandsthemen dieses Mittagsjournals.
    Wir berichten unter anderem über Spekulationen um den Rücktritt des israelischen Ministerpräsidenten Begin.
    Er hatte vor drei Jahren seinen Rückzug aus der Politik aus Anlass seines heutigen 70.
    Geburtstages angekündigt.
    Einen Bericht erwarten wir darüber hinaus aus Costa Rica, dem einzigen Land Lateinamerikas, das bislang keine Armee hatte.
    Jetzt soll angesichts des Lateinamerika-Konflikts eine Militarisierung eingeleitet werden.
    In Bonn ist die Konferenz über die Nutzung der Bodenschätze der Antarktis erfolglos zu Ende gegangen und die Kulturredaktion bringt eine Vorschau auf die morgen beginnenden Bayreuther Festspiele.
    Wir beginnen mit den Nachrichten, verantwortliche Redakteur ist Raimund Heller und Sprecherin Angelika Kofler.
    Österreich.
    Beamte der Kärntner Sicherheitsdirektion und Vertreter der jugoslawischen Polizeibehörden führen heute gemeinsame Ermittlungen über den Grenzzwischenfall am Wurzenpass.
    Nach Angaben eines österreichischen Gendarmeriebeamten haben gestern 14 Türken kurdischer Abstammung versucht, illegal die österreichische Staatsgrenze zu überschreiten.
    Die in Begleitung von zwei sogenannten Schleppern marschierenden Türken wurden dabei von jugoslawischen Grenzsoldaten beschossen.
    Einer wurde leicht verletzt auf österreichischem Gebiet aufgegriffen, weitere vier wurden kurze Zeit später gestellt.
    Nach den bisherigen Ermittlungen sind die Türken mit einem VW-Bus mit deutschem Kennzeichen von Marburg in der Nähe des Grenzübergangs Würzenpass gebracht worden.
    Jeder von ihnen hat den beiden Schleppern 2000 D-Mark, umgerechnet etwa 15.000 Schilling, zahlen müssen.
    Nach jugoslawischen Angaben sind die Schüsse auf die Türken nicht in Richtung österreichische Grenze abgegeben worden, eine Grenzverletzung liege daher nicht vor.
    Die Erhebungen der österreichisch-jugoslawischen Sicherheitsdelegationen sollen darüber Klarheit bringen.
    Ein schwerer Verkehrsunfall auf der sogenannten Gastarbeiterroute hat heute früh im Gemeindegebiet von Gröbming in der Steiermark vier Menschenleben und neun zum Teil schwer Verletzte gefordert.
    Auf der Heimfahrt von einem Krankentransport ist ein Rettungswagen des Roten Kreuzes aus noch ungeklärter Ursache auf die linke Fahrbahnseite geraten und frontal gegen einen türkischen Kleinbus gestoßen, der mit elf Personen in Richtung Süden fuhr.
    Dabei wurden der Lenker des Rettungswagens und drei Insassen des türkischen Urlauberbusses getötet.
    Eine Rotkreuzhelferin, die im Rettungswagen mitgefahren war und acht Autobusinsassen, wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.
    Die Fahrbahn war stundenlang blockiert.
    Der Kärntner FPÖ-Landesrat Jörg Haider hat heute die Ansicht vertreten, eine klare Durchführung des Privilegienabbaus müsse noch vor der Beratung und der Beschlussfassung über neue Steuern vereinbart werden.
    Dabei sei es laut Haider zwingend notwendig, vor allem die zusätzlichen Einkommen der für die Politik freigestellten Beamtin zu beseitigen.
    Sollte es in dieser zentralen Frage keine saubere Lösung geben, will die Kärntner FPÖ die Frage des Privilegienabbaus im Herbst zum Gegenstand eines Volksbegehrens machen, schloss Heide.
    Das Schlagwort von der Verschwendungsgesellschaft sei richtig, unter Umständen könnten jedoch die Abfallberge der Gegenwart zu den Rohstoffquellen der Zukunft werden.
    Diese Ansicht vertritt Gesundheitsminister Kurt Steirer in einem Interview für die Zeitschrift Umweltschutz.
    Laut Steirer verursacht jeder Österreicher derzeit 209 Kilogramm Hausmüll pro Jahr, was eine Gesamtmenge von eineinhalb Millionen Tonnen für ganz Österreicher gibt.
    Noch vor zehn Jahren betrug der statistische Durchschnitt 179 Kilo Müll pro Österreicher, erläuterte Steirer.
    Diese 17-prozentige Steigerung werfe die Frage auf, ob man angesichts weitgehend ausgefüllter Deponieflächen eine derartige Weiterentwicklung in Kauf nehmen könne.
    Steirer appelliert an die Verbraucher, mehr Umweltbewusstsein zu entwickeln und Produkte mit Einwegverpackungen, die Hauptverursacher der Müllbelastung, zu meiden.
    Der Gesundheits- und Naturschutzreferent der niederösterreichischen Landesregierung, Ernest Brezovski, hat heute die Verantwortlichen der Elektrizitätswirtschaft aufgefordert, unverzüglich Entgiftungsanlagen in allen Wärmekraftwerken, vor allem im Ballungsraum Wien, einbauen zu lassen.
    Bratzowski erklärte wörtlich, der schleichende Tod aus den Schloten der E-Werke und den Abgasen der Kraftfahrzeuge gefährde Gesundheit und Leben von Mensch und Tier und sei die eigentliche Gefahr für die gesamte Natur.
    Nach Ansicht des Niederösterreichischen Naturschutzreferenten übertrifft der saure Regen und der Bleigehalt der Autoabgase alle anderen Umweltgefährdungen bei weitem.
    Polen.
    Nach Aufhebung des Kriegsrechtes am gestrigen Nationalfeiertag sind bereits mehrere politische Häftlinge freigelassen worden.
    Ihre Enthaftung entspricht dem vom Parlament in Warschau beschlossenen Amnestie-Gesetz.
    Der für die Danziger Werft zuständige Pfarrer und Freund von Arbeiterführer Lech Walesa, Henrik Jankowski, teilte mit, in der Region Danzig hätten etwa 30 Personen, unter ihnen 15 Frauen, aus den Gefängnissen zu ihren Familien zurückkehren können.
    Valesa sagte, auch im Raum von Breslau seien mehrere Gefangene auf freien Fuß gesetzt worden.
    Ob sich unter ihnen auch führende Mitglieder der verbotenen Gewerkschaft Solidarität befinden, ist nicht bekannt.
    Die Amnestie soll insgesamt etwa 600 politischen Häftlingen zugutekommen.
    Arbeiterführer Lech Walesa hat angekündigt, dass die Solidarität ihren Kampf zur Durchsetzung der Danziger Abkommen von 1980 und zur Schaffung freier Gewerkschaften fortsetzen wird.
    Die Aufhebung des Kriegsrechts schaffe aber eine neue Lage, der die Formen des Kampfes angepasst werden müssten, betonte Walesa.
    Österreich.
    Der außenpolitische Sprecher der ÖVP, Ludwig Steiner, hat die Aufhebung des Kriegsrechts in Polen als einen begrüßenswerten Schritt bezeichnet, dem aber weitere folgen müssten.
    Es sei aber zu bedauern, erklärte Steiner im Pressedienst der ÖVP, dass das polnische Militärregime nicht gewillt gewesen sei, den Menschenrechtsverpflichtungen entsprechende Zustände herzustellen.
    Das Kriegsrecht werde nämlich in eine Art Ausnahmejustiz verwandelt, betonte Steiner.
    USA.
    Der Vorsitzende des amerikanischen Gewerkschaftsverbandes AFL-CIO, Lane Kirkland, hat die Aufhebung des Kriegsrechts in Polen als Täuschungsmanöver bezeichnet und die Beibehaltung der amerikanischen Sanktionen befürwortet.
    Kirkland erklärte, viele Elemente des Kriegsrechtes, die der Unterdrückung der Gewerkschaften dienten, seien nun im polnischen Zivilrecht verankert.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Auch der Chef der Deutschen Industriegewerkschaft Metall, Eugen Loderer, meinte, die Aufhebung des Kriegsrechtes sei zwar zu begrüßen, von einer Liberalisierung und Demokratisierung könne aber keine Rede sein.
    Loderer forderte eine Generalamnestie für alle aus politischen Gründen inhaftierten oder untergetauchten Gewerkschafter, sowie die Wiederzulassung der Solidarität.
    Italien.
    Der designierte Ministerpräsident Bettino Graxi will noch heute seine Gespräche zur Bildung einer neuen Koalitionsregierung abschliessen.
    Der Sozialistenführer hat bereits die grundsätzliche Zusage der christlichen Demokraten, der Sozialdemokraten, der Republikaner und der Liberalen erhalten, sich an einer Koalition mit den Sozialisten zu beteiligen.
    Der Generalsekretär der Kommunisten Enrico Berlinguer hat erklärt, die KPI werde auch zu der neuen Regierung in Opposition stehen.
    Craxi wird der erste sozialistische Ministerpräsident in der Geschichte Italiens sein.
    Seine Partei hatte bei den Parlamentswahlen vor etwa drei Wochen einen Stimmenanteil von 11,4 Prozent erreicht.
    Israel.
    Ministerpräsident Menachem Begin begeht heute seinen siebzigsten Geburtstag.
    In den vergangenen Tagen wurde mehrmals angedeutet, Begin könnte von seinem Amt als Regierungschef zurücktreten.
    Als Grund dafür wurde sein angegriffener Gesundheitszustand angegeben.
    Begin selbst hatte vor den Parlamentswahlen 1981 erklärt, er wolle sich mit siebzig Jahren aus der Politik zurückziehen.
    USA, Mittelamerika.
    President Reagan plant nach Angaben der Zeitung New York Times ein stärkeres militärisches Engagement der Vereinigten Staaten in Mittelamerika.
    Vorgesehen sind eine begrenzte Blockade Nicaraguas und die Errichtung einer amerikanischen Flotten- und Luftwaffenbasis an der Atlantikküste von Honduras.
    Im August sollen in Mittelamerika und in der Karibik See-, Luft- und Landeübungen der amerikanischen Streitkräfte beginnen.
    Der Sonderbeauftragte Präsident Wagons für Mittelamerika, Richard Stone, ist unterdessen in Panama eingetroffen.
    Er hatte zuletzt in Guatemala mit Staatschef Ríos Montt konferiert.
    Die lateinamerikanische Bischofskonferenz hat ihre besondere Besorgnis über die Zuspitzung der Spannungen in Mittelamerika ausgedrückt.
    Der kubanische Staatschef Fidel Castro hat sich in einem Schreiben an die Präsidenten Kolumbiens, Venezuelas, Panamas und Mexikos für eine Lösung der Konfliktsituation in Mittelamerika auf dem Verhandlungsweg ausgesprochen.
    Die vier Staaten sind in der Contadora-Gruppe zusammengeschlossen, die sich um eine friedliche Beilegung der Krise bemüht.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Hochdruckeinfluss bewirkt im Ostalpenraum hochsommerliches Schönwetter.
    Eine sich von Frankreich nähende Gewitterzone wird morgen die Gewitterbereitschaft erhöhen.
    Die Aussichten bis morgen früh sonnig und heiß.
    Am Nachmittag und in der Nacht im Westen örtlich Gewitter.
    Mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 26 bis 32 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 15 bis 20 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Heiter bis wolkig.
    Am Nachmittag und Abend gebietsweise teils heftige Gewitter.
    Winde aus Südost bis West in Gewittern böig auffrischend.
    Tagessuchstemperaturen 25 bis 32 Grad.
    Schwül.
    Das Wetter übermorgen Montag, teilweise sonnig, jedoch anhaltende Gewitterneigung.
    Warm.
    Die Messwerte von 12 Uhr, Wien-Heiter 27 Grad, Westwind mit 15 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt-Heiter 27 Grad, Nordwind mit 20 Kilometern in der Stunde.
    Glinz-Heiter 27 Grad, West 15, Salzburg-Heiter 28, Nord 3, Innsbruck-Heiter 26, Windstill, Bregenz-Heiter 29 Grad, Süd 5, Graz-Heiter 27, Windstill und Klagenfurt-Heiter 27 Grad, Südwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
    Die Zeit ist gleich 12.12 Uhr.
    Zur heftigen Debatte rund um die Budgetpolitik.
    Als Bundeskanzler Fred Sinowaz der Öffentlichkeit ein entgegen dem Voranschlag 83 um 22 Milliarden Schilling höheres Bruttodefizit für das heurige Jahr bekannt gab, sah die ÖVP, die jetzt einzige Oppositionspartei im Parlament, ihre Stunde für gekommen.
    Sie verlangte eine Sondersitzung des Parlaments über die Budgetlage.
    Gestern war es soweit.
    Mit einem Misstrauensantrag gegen Finanzminister Salcher, dem die ÖVP vorwarf, das heurige Budget nur nach wahloptischen Überlegungen ausgelegt zu haben, verlangte die Opposition außerdem in drei weiteren Anträgen eine Sonderprüfung der Haushalte 1982,
    und 83 durch den Rechnungshof sowie Konzepte zur mittelfristigen Budgetsanierung und Leitlinien für das nächstjährige Budget.
    Nach den Angriffen der Opposition verteidigte Bundeskanzler Sinovac die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre.
    Eine Politik der Vollbeschäftigung habe eben den Preis eines höheren Budgetdefizits, argumentierte Sinovac.
    Von einem Finanzdepakel könne keine Rede sein.
    Außerdem stellte sich Sinovac voll hinter den Finanzminister, der seinerseits die Steigerung des Defizits um 22 Milliarden Schilling erneut mit falschen Prognosen der Wirtschaftsforscher begründete.
    Als Hauptredner der FPÖ des kleinen Koalitionspartners
    warf Klubobmann Peter der ÖVP Wahlkampftaktik vor und meinte für seine Fraktion, an der Kritik am Budget des heurigen Jahres werde nicht gerüttelt, verantwortlich zeichnet die Freiheitliche Partei erst für das des kommenden Jahres.
    Soviel zu den Hauptargumentationslinien in der gestrigen Sondersitzung des Nationalrates, eine Sitzung, die heute natürlich auch von allen heimischen Tageszeitungen ausführlich kommentiert wird.
    Leopold Esterle hat die folgenden Auszüge zusammengestellt.
    Zuerst ein Blick in die Parteizeitungen.
    Unter dem Titel »Verrechnet« nahm Chefredakteur der sozialistischen Arbeiterzeitung Manfred Scheuch aus der gestrigen Sondersitzung den Eindruck mit, dass die Regierung der Opposition für die Gelegenheit einer Klarstellung der Finanzsituation Österreichs geradezu dankbar sein müsste.
    Da hörte man einen mit eindrucksvollen Zahlen operierenden Bundeskanzler, dem die Zustimmung vieler gewiss war bei der Frage, welcher Regierungschef angesichts solcher Wirtschaftsdaten seinen Finanzminister heimschicken würde.
    Da überzeugte eben dieser Finanzminister nicht über den oft entstellenden Umweg des gedruckten Papiers, sondern mit eigenen Worten von den objektiven Gründen, die zur falschen Budgetvorschau verführten.
    Aber auch davon, dass dies alles noch kein Anlass zur Schwarzmalerei sei.
    Wie die Abstimmung ausgehen wird, hat man auch in der ÖVP wissen müssen.
    Aber bei der Propaganda-Wirkung der Aktion könnten sich einige verrechnet haben.
    Manfred Scheuch in der sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Unter der Überschrift Spektakel gehabt, meint Günther Baburek in der ebenfalls sozialistischen Grazer Neuen Zeit, die ÖVP habe sich gestern von Bundeskanzler und Finanzminister eine Standortbestimmung Österreichs aus internationaler Sicht gefallen lassen müssen.
    Was sie dabei zu hören bekam, wich von ihren selbstfabrizierten Horrormeldungen aber schon erheblich ab.
    Österreich zählt weiterhin zu den preis- und währungstabilsten Ländern der Welt, weist eine relativ günstige Beschäftigungslage sowie eine aktive Leistungsbilanz auf und hat die gleichen Budgetprobleme wie alle anderen Industriestaaten auch.
    Dass Sinowaz und Salcher diese günstige Ausgangsposition auch mit Daten belegen konnten, dürfte allerdings an der Haltung der ÖVP auch in Zukunft nichts ändern.
    Sie wird weiterhin schwarzmalen, weil sie ihre eigene, triste Situation mit der Österreichs verwechselt.
    Meint Günther Baburek in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit.
    Im Leitartikel der kommunistischen Volksstimme liest man... Zum Abschluss der Parteistimmen ein Blick ins ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Dort schreibt Chefredakteur Peter Klar.
    Es bleibt das Problem der Redlichkeit in der Politik vor, während und nach Wahlen.
    Einige der sozialistischen Debattenredner ließen gestern durchklingen, dass sie es erkannt haben.
    Nicht die Tatsache, dass sich der Finanzminister in Zeiten wie diesen bei der Erstellung des Voreinschlages 1983 verschätzt hat,
    macht böses Blut, sondern die Tatsache, dass er sich mit voller Absicht aus parteitaktischen Gründen mit dem Ziel verschätzt hat, die Öffentlichkeit und das Parlament irre zu führen.
    Peter Klar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Muskelschwund ist der Titel des Leitartikels der Oberösterreichischen Nachrichten.
    Dort schreibt Chefredakteur Hermann Polz zum gestrigen Misstrauensantrag der ÖVP gegen Finanzminister Salcher.
    Da haben sie nun als Asinovaz und der SPÖ jede Chance vermasselt, Salcher in absehbarer Zeit loszuwerden.
    Eine großartige Leistung der Opposition.
    Opposition, die aus dem Gefühl für größere Zusammenhänge und aus übergeordneter Sicht betrieben wird, müsste doch den Mut aufbringen, sich nicht sofort auf den ersten sich bietenden Augenblick zu stürzen.
    Opposition, die Stil und Konzept hat, müsste sich in der Gewalt haben, manches bis zur Edelfäule reifen zu lassen.
    Das bringt letztlich schneller Ergebnisse als Zementierungsaktionen.
    Auch dazu gehört das Selbstgefühl eines gewichtigen Eigenwertes, das nicht in der ÖVP tief drinnen zu sitzen scheint.
    So vieles von dem, was sie macht, wirkt so schnell fertig und so aufgepackt.
    Es ist halt leicht, die glühende Zigarette an den Luftballon zu halten.
    Das macht dann so schön plopp.
    Aber was dann?
    Fragt Hermann Polz in den Oberösterreichischen Nachrichten.
    In seiner Bilanz einer Sitzung ist auch Thomas Korherr im heutigen Leitartikel der Wiener Tageszeitung die Presse davon überzeugt, dass niemand im Ernst angenommen hatte, die SPÖ werde Salcher fallen lassen.
    Korherr zu Salcher?
    Er wird zwar nicht, wie Bundeskanzler Sinowaz nach dem letzten Ministerrat angekündigt hatte, die ganze Legislaturperiode über im Amt bleiben.
    Er wird es nicht, weil er es, wie zu vermuten steht, gar nicht will.
    Aber jetzt geht er nicht, weil er unter solchen Umständen gar nicht gehen kann.
    Das weiß die Volkspartei auch.
    Und sie ist nicht unglücklich darüber.
    Sie hat ihren Buhmann.
    Sie braucht ihn.
    Und die Koalitionsregierung wieder hat ihren Winkelried, der die Lanzen der Gegner auf sich zieht.
    Thomas Korherr, die Presse.
    Von der Person des Finanzministers weg und zum grundsätzlichen Problem der Staatsverschuldung hin führt der heutige Kurierleitartikel von Hans Rauscher.
    Ihm geht es um das Ende des sozialistischen Zaubermittels Arbeitsplätze durch Schulden.
    Die beiden letzten Beschäftigungsprogramme, die Salcher noch auf Geheiß von Benja und Kreisky anleihern musste, haben ganz offensichtlich nicht gegriffen.
    Einem riesigen Mehr von Schulden steht keine Verringerung der Arbeitslosenrate gegenüber.
    Im Gegenteil.
    Heuer werden es 4,6% sein.
    Wir haben Schulden und Arbeitslose.
    Sinnować ist anzurechnen, dass er sich dieser Verschlechterung der Ausgangssituation bewusst ist.
    Wie man damit fertig werden will, war seine Rede nicht zu entnehmen.
    Die Volkspartei hat das Verdienst, den Kanzler und den Finanzminister zu diesem Offenbarungseid gezwungen zu haben.
    Zu einer Totalopposition ohne Gnade konnte oder wollte sie sich in der Sondersitzung allerdings nicht aufschwingen.
    Das war die Inlandspresseschau von Leopold Esterle.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute Finanzminister Herbert Salcher.
    Der 53-jährige Tiroler übt das Amt des Finanzministers als Nachfolger Hannes Androschs seit Anfang 1981 aus.
    Zuvor war er Gesundheitsminister und bevor er nach Wien kam führender sozialistischer Politiker in Tirol, dort Landeshauptmann, Stellvertreter und Gesundheitsreferent der Landesregierung.
    Finanzminister Salcher, oft versehen mit dem Beinamen der Schotte aus Tirol, ist zunehmend ins Visier der oppositionellen Kritik geraten und hat in letzter Zeit den Stempel als Prügelknabe der Nation aufgedrückt bekommen.
    Vereinzelt soll es Ablösediskussionen über seine Person auch in seiner eigenen Partei gegeben haben.
    Doch spätestens nach dem gestrigen Oppositionssturm gegen Salcher bei der Sondersitzung des Nationalrats, die ÖVP forderte dessen Rücktritt, scheint Salcher in Partei und Regierung fester verankert denn je.
    Bundeskanzler Sinowaz unterstrich, Salcher die gesamte Legislaturperiode halten zu wollen.
    Mit Finanzminister Salcher sprach Rudolf Nagilla.
    Herr Minister, Sie hatten lange Zeit in Tirol, aber auch noch in Wien eine sehr gute Nachred in der Presse.
    Seit ungefähr einem Jahr hat sich da was geändert, das ist ins Gegenteil umgeschlagen.
    aus dem Schotten aus Tirol wurde der Buhmann der Regierung.
    Wie geht es Ihnen so gesehen vor dem Hintergrund dieser Änderung?
    Wenn man nun ins vierte Jahr der Rezession geht, wenn die internationalen Schwierigkeiten sehr groß sind, wenn sich Schwierigkeiten auch in Österreich ergeben,
    nicht nur im Budget, sondern insgesamt, dann ist es naheliegend, dass die Kritik an diesen Schwierigkeiten personifiziert wird und was liegt näher ist, den Finanzminister zu kritisieren.
    Darf ich mir eine ganz persönliche Bemerkung erlauben?
    Sie wirken auf mich ein bisschen weniger entspannt als früher noch.
    Weniger, ich will nicht sagen lustig, aber so in die Richtung.
    Das ist sicher richtig, denn in dieser Situation zu arbeiten und in dieser Situation etwa, das ist meine derzeitige Hauptarbeit,
    ein gutes Budget 1984 zustande zu bringen, das ist ein besonderer Stress.
    Man steht unter einem permanenten Druck und man hat zu wenig Zeit, um sich zu regenerieren, zu erholen oder wie immer man das nennt.
    Das ist wahrscheinlich verbunden mit dem Stress.
    Da isst man mehr dann?
    Nein, das nicht.
    Aber ich war früher Leistungssportler.
    Und als ich noch in Tirol war, hatte ich viel Bewegungsmöglichkeiten.
    Tirol ist ja bekanntlich ein Land der Skifahrer, der Bergwanderer.
    Und das geht mir ab.
    Und der Effekt ist eine Gewichtszunahme, die mir nicht Freude macht.
    In Ihrem Image, das jetzt immer behandelt wird, in der Presse, in der Öffentlichkeit, da gibt es eine gewisse Spannung.
    Ihr Image-Schwerpunkt lag ja immer weniger auf der fachlichen Kompetenz, sondern auf der moralisch-menschlichen Integrität.
    Diese wurde am Anfang ganz besonders hervorgehoben, jetzt hört man davon weniger.
    Jetzt kommt mir das andere zum Vorschein, sage ich jetzt mal ganz vorsichtig, weil das ist ja nicht meine Ansicht von Ihnen, sondern das, was da geboten wird.
    Das ist die veröffentlichte Meinung.
    Da komme ich in eine sehr unangenehme Situation, mich selbst loben zu müssen.
    hätte ich nicht, meiner Ansicht nach, Voraussetzungen dieses Amtes auszuüben, hätten nicht andere diese Meinung gehabt und haben sie noch heute, dann würde ich nicht hier im Finanzministerium sitzen.
    Es ist ein Phänomen.
    Die jetzt als groß bezeichneten Finanzminister Kamitz, Koren und auch mein Amtsvorgänger, die haben in ähnlichen Situationen genau dieselben Schwierigkeiten gehabt mit dem Budget.
    wenn es überhaupt ähnliche Situationen gegeben hat, denn die Rezessionen waren früher längstens ein Jahr und dann hat es wieder große Wachstumsraten gegeben und jetzt dauert die Rezession nun schon das vierte Jahr und da muss man andere Antworten geben, die sicherlich nicht leicht sind.
    Herr Minister, ich habe vor mir eine Tabelle liegen mit den Defizitwerten
    Staatsdefizitwerten der letzten Jahre.
    Und da fällt Folgendes auf.
    In den letzten Jahren von Finanzminister Andrus hat sich das Defizit einigermaßen stabilisiert.
    Je nachdem, ob man das Brutto- oder Nettodefizit nimmt.
    Also ich nehme das Nettodefizit.
    So um die 30 Milliarden herum war das immer.
    Ab dem ersten Salker-Budget ist es sozusagen explodiert.
    Was ist das erste Salker-Budget?
    82.
    Das würde ich für mich in Anspruch nehmen.
    dass ich im Jänner 1981 in die Regierung gekommen bin.
    Aber da hat noch das Budget gegolten, das noch anderes gemacht hat.
    Was heißt gegolten?
    Ein Budget ist zu vollziehen.
    Gut, also sagen wir nach dem zweiten Salker-Budget.
    Ja, hör bitte, da bin ich sehr empfindlich.
    Ja.
    Ist das Defizit dann, das Netto-Defizit, das Brutto-Defizit, ist dann explodiert von eben vorher circa 30 Milliarden, 46 Milliarden, heuer circa 70 Milliarden, nächstes Jahr könnte es noch höher sein.
    Ja, die 70 möchte ich nicht bestätigen und auch nicht dementieren, aber so hohe und hohe Zahlen sind sicher geeignet für ein Gespräch, um eine Tendenz aufzuzeigen.
    Und hier möchte ich sagen, diese Tendenz ist eine Funktion der wirtschaftlichen Situation.
    Ich hätte ohne weiteres vorschlagen können, dass man etwa einnahmenseitig was macht und Steuern erhält.
    Dazu war aber die konjunkturelle Situation 82, 83 nicht geeignet.
    Im Gegenteil, wir haben Steuersenkungen durchgeführt, um die Einkommenspolitik wie bisher vorsichtig zu ermöglichen.
    Ich wollte in einer Zeit einer schweren Rezession nicht Kaufkraft abschöpfen, etwa durch Steuererhöhungen.
    Und jeder Wirtschaftsforscher
    hat gemeint, der Auffang ist ohnehin schon um die Ecke.
    Und da haben wir mit größten Anstrengungen diese zwei Jahre durchgehalten.
    Ich habe aber bewiesen im Jahr 1981, dass ich durchaus in der Lage bin, ein restriktives Budget abzuwickeln.
    Das heißt, das, was man aus dieser Tabelle herauslesen könnte, wenn man es sozusagen Salker unfreundlich liest, nämlich unter dem Androsch hat es gestimmt, unter dem Salker ist es dann explodiert, das ist ein Unsinn.
    Wie weit gehen Sie eigentlich zurück?
    Bis 1976 wahrscheinlich.
    Ja, ab Ende der 70er Jahre.
    Das ist ja bewusst ein bisschen provokant.
    Ja, klar.
    Wenn man eine Provokation beabsichtigt, muss man es so machen.
    Wenn man eine objektive Beurteilung beabsichtigt, darf man das Rezessionsjahr 1975 nicht außer Acht lassen.
    Da wird unter anderem dasselbe.
    Darf man einige Jahre aus dem 7.
    Jahrzehnt und einige Jahre aus dem 6.
    Jahrzehnt nicht außer Acht lassen.
    Man muss ein Gesamtbild zeichnen und nicht herauspicken, was einem gerade gefällt.
    Der ÖVP-Chef Mock hat Ihnen gestern vorgeworfen, Sie hätten das Parlament mit dem Budget dieses Jahres, im vergangenen Jahr, als darüber geredet wurde, im Parlament wissentlich getäuscht, hat er wörtlich gesagt.
    Sie hätten bewusst falsche Zahlen genannt, um das Vertrauen der Wähler zu erschleichen.
    Wenn mir das privat gesagt würde, dann würde ich sehr bekehrt reagieren.
    Wenn der Oppositionsführer nun in diesen Stil der persönlichen Unterstellungen gehen will, dann wird er wahrscheinlich der Politik nichts Gutes tun.
    Es ist eine Ungeheuerlichkeit, einem Finanzminister bewusste Täuschung vorzuwerfen, insbesondere dann,
    wenn dieser Finanzminister vor der MOK-Rede bis ins Detail erklärt, worauf die Abweichungen zurückzuführen sind.
    Aber das ist der neue Stil der Opposition.
    Da kann man halt nichts machen.
    Kränkt Sie sowas?
    Mich ärgert das Kränken nicht.
    Ärgern, weil ein übler Stil, weil Unterstellungen mich im öffentlichen Bereich immer geärgert haben, weil ich das etwa in der Landes- oder Gemeindepolitik nie getan habe.
    Ich habe immer
    sachliche Auseinandersetzungen hart und präzise geführt, aber habe nie derartige persönliche Beleidigungen und Unterstellungen ausgesprochen.
    Insofern, glaube ich, ist das ein Stil, der der Demokratie sicher nicht nützt.
    Und es ist für mich
    sehr erfreulich gewesen, dass einige ÖVP-Abgeordnete, die ich sehr schätze, mir nachher zum Ausdruck gebracht haben, wie leid es ihnen tut, dass dieserart argumentiert wird.
    Nachher?
    Vorher konnten sie es nicht wissen, unmittelbar nach dieser Sitzung.
    Können Sie sagen, wer das war?
    Das kann ich nicht sagen, wer das war.
    Herr Minister, wieder zu den Staatsfinanzen.
    Wenn in der Zeitung so große Milliardenziffern stehen, Defizite, Staatsschulden, wie die zunehmen, wie hoch die sind usw., da wird es Leute geben, die sich fragen, wie lange kann das noch gut gehen?
    So eine emotionale Frage, die ja verständlich ist.
    Ja, dazu muss ich eines deutlich machen, dass die Grenzen dieser Entwicklung dort sind, wo die Finanzierbarkeit liegt.
    Und alle Untersuchungen zeigen, dass Österreich hinsichtlich der Bonität, hinsichtlich der Finanzierbarkeit außerordentlich gute Noten immer wieder
    erhält.
    Aber die Manövrierfähigkeit des Budgets muss erhalten bleiben, deshalb wird man im nächsten Jahr eine Konsolidierung vorsehen.
    Das heißt, die Zuwachsraten in der Kreditaufnahme dürfen nicht mehr so sein wie bisher.
    Also die Gefahr des großen Krags sehen wir nicht gleich in den nächsten zehn, ich weiß nicht wie vielen Jahren, nicht nur in Österreich, international sehen Sie nicht.
    Da kommen wir wieder auf ein anderes Thema.
    Das hängt ja alles zusammen.
    Das hängt alles zusammen.
    Und hier ergeben sich natürlich gewisse Entwicklungen, die man nicht ohne Sorge betrachtet.
    Etwa die hohen Verschuldungsquoten einiger Länder
    Manche Leute hier nennen diesen Zusammenhang Polen, aber insgesamt macht uns Mexiko und Brasilien etwa weltwirtschaftlich gesehen größere Schwierigkeiten.
    Es ergibt sich noch die Frage, wie OPEC in Hinblick auf die zurückgehenden Erdölpreise die Geld- und Kapitalmärkte beeinflusst.
    Das ist sicherlich ein Grund nicht unbeträchtlicher Sorgen, aber das kann man nicht isoliert in Österreich erledigen, sondern muss international erledigen.
    Das ist klar, aber muss man da als kleiner Sparer Angst haben, längerfristig?
    Eine Angst muss man längerfristig nicht haben, denn jeder Mensch, der Angst hat, reagiert ja vollkommen falsch.
    Nur ein Beispiel.
    Wenn irgendjemand in der Gemeinde herumgeht und sagt, er hätte eine Nachricht bekommen, dass die Wasserversorgung demnächst zusammenbrechen wird, obwohl es ja ausreichend ist,
    Und wegen dieser Mitteilung dreht jeder jeden Wasserhahn auf.
    Dann hat sich diese Prophezeiung deshalb, weil sie gemacht wurde, selbst erfüllt.
    Und so wäre es auch da, wenn die Leute Angst hätten und wirtschaftlich falsch handeln würden.
    Nur in dem Beispiel sind diejenigen die Lackierten, die am längsten Vertrauen gehabt haben?
    Nein, es sind die Lackierten, die den Schwarzmalern und jenen Leuten folgen, die falsche Meldungen in die Welt setzen.
    Herr Minister, wie lange wollen Sie noch Finanzminister bleiben?
    Das ist keine Frage des Wollens.
    Ich habe meine Aufgabe übernommen.
    Ich erfülle sie nach bestem Wissen und Gewissen.
    Ich habe einzubringen einiges, was ich gelernt habe.
    Ich habe einzubringen politische Erfahrungen.
    Und der Output ist eine Leistung, die mehr oder weniger anerkannt wird.
    Und es gibt im menschlichen Leben, so auch in politischen Lebenssituationen, in denen man sagt, ich werde mir das überlegen, diese Situation ist derzeit bei mir nicht gegeben.
    Der Bundeskanzler hat vor einigen Tagen gemeint, er könnte sich vorstellen, dass Sie vier Jahre bleiben.
    Können Sie sich das auch vorstellen?
    Ja, wieso sollte das so schwer vorstellbar sein?
    Frag nur, frag nur.
    Warum sollte man sich das nicht vorstellen?
    Na ja, Ihr Job ist ja nicht ganz leicht wahrscheinlich.
    Vorstellen kann man sich's nicht.
    Ja, wollen Sie.
    Wenn Sie sich hineinhorchen.
    Wenn ich in mich hineinhorche, dann will ich meine Aufgabe erfüllen.
    Ich habe eine besondere Art von Ehrgeiz, nämlich etwas, was man übernommen hat, auch zu erfüllen.
    Das heißt, zu den vier Jahren, die Frage eher ja, oder?
    gebe ich deshalb keine Antwort, weil ich der Auffassung bin, dass man mitten in einer Arbeit nicht einen Termin setzen soll.
    Wenn es nach meinen bisherigen politischen Tätigkeiten geht, dann habe ich eine 9er-Serie.
    Ich war neun Jahre im Innsbrucker Gemeinderat, neun Jahre in der Landesregierung und bin nun erst vier Jahre in der Bundesrepublik.
    Dann wären Sie Finanzminister bis 1990.
    Schöne Aussichten.
    Ich weiß nicht, ob das für alle schöne Aussichten sind.
    Ich möchte die Zuhörer nicht schrecken, aber ich möchte deutlich sagen, dass ich meine Aufgaben sehr ernst nehme und beinhart und intensiv arbeite.
    Das weiß auch ein innenpolitischer Redakteur, der sonst unter Umständen kritisch ist.
    Es gab Gerüchte, dass Sie nächstes Jahr vielleicht Chef der Sozialversicherung werden könnten.
    Das ist ein klarer Unsinn.
    Völliger Unsinn.
    Das ist ein klarer Unsinn.
    Ein weiteres Gerücht, darf ich noch eines bringen?
    Da sehen Sie, wie universell ich gehandelt werde.
    Was werde ich noch, bitte?
    Nein, nicht was werden Sie noch, ein anderes Gerücht.
    Wir haben die Möglichkeit, diese Gerüchte alle zu verifizieren oder zu falsifizieren.
    Ja, ja, wunderbar.
    Salker scheint mehr und mehr unter Kuratel gestellt zu sein, vom Bundeskanzler, von Sinovac zum Beispiel.
    Wer will mich unter Kuratel stellen?
    Sinovac habe Sie.
    Wer jemanden unter Kuratel stellt, muss einen Kurator haben.
    Naja, Sie wissen schon, wie ich es meine.
    Nein, ich weiß das nicht.
    So politisch eingeschränkt im Bewegungsspielraum und so ist das gemeint.
    Nein.
    Von Sinovac her.
    Der Bewegungsspielraum ist gleich groß wie früher.
    Nur eines muss man deutlich machen.
    Sinovac ist ein neuer Bundeskanzler, der meines Erachtens volle Solidarität hat.
    Und wir besprechen all die Dinge sehr intensiv durch.
    Ich möchte weder von ihm eine Überraschung erleben, noch er von mir.
    Deshalb bin ich sehr häufig mit ihm zusammen.
    Gute Gesprächsbasis.
    eine sehr gute Gesprächsbasis.
    Wenn man das unter Koratel versteht, dass man sehr intensiv Gedankenaustausch macht und gemeinsam überlegt, was zu tun ist, dann bin ich unter Koratel.
    Aber da ist jeder Minister hoffentlich unter Koratel.
    Herr Minister, zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage.
    Sie sind Katholik, und zwar ein bisschen mehr als nur Taufschein-Katholik, so genau weiß ich das gar nicht.
    Ich würde auch nicht darauf eingehen, sondern nur die Frage stellen, unterstützt Sie das irgendwie bei der Bewältigung Ihrer Aufgabe als Finanzminister?
    Das unterstützt mich bei der Bewältigung politischer Aufgaben, denn es gibt ja eine tiefe Übereinstimmung in manchen Grundüberzeugungen zwischen dem Sozialismus und dem Christentum, wenn man etwa das zweite Vatikanum mit den Ergebnissen nimmt.
    Die soziale Komponente, die solidarische Komponente der Politik, die bei mir sehr stark ausgebildet ist, die führe ich auf diese Wurzel mit auch zurück.
    Nur möchte ich sagen, ich mag jene Politiker nicht.
    die religiösen Exhibitionismus betreiben.
    Und vielleicht möchte ich sagen, weil irgendjemand einmal gefragt hat, ob ich eine Karteileiche sei oder eine andere Art von Katholik.
    Karteileiche bin ich unter Garantie nicht, denn ich zahle einen Kirchenbeitrag, wonach mir ein Privatplan sicher zustünde.
    Würden Sie an Frau Leichnam als Politiker bei einer Prozession mitgehen?
    Dann, wenn, wie es hier in Wien ist, die Teilnahme zumindest eines Ministers eine Verbeugung vor der Kirche und vor dem Kardinal darstellt.
    Nicht aber, um öffentlich zu zeigen, schaut her, was für ein braver Katholik ich bin.
    Das ist Exhibitionismus, den ich nicht teile.
    Danke fürs Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute Finanzminister Herbert Salcher, mit ihm sprach Rudolf Nagilla.
    12.38 Uhr, Auslandsberichte im Mittagsschanal.
    Israel steht im Bann von Spekulationen um einen möglichen Rücktritt des Ministerpräsidenten Menachem Begin.
    Vor drei Jahren hatte der Verfechter einer harten Politik gegenüber den Palästinensern den Wunsch geäußert, sich an seinem 70.
    Geburtstag aus der Politik zurückzuziehen.
    Heute feiert Begin, über den vereinzelten Zweifel über seine Fähigkeit, die Regierungsarbeit noch bewältigen zu können, aufgekommen sind, diesen seinen 70.
    Geburtstag.
    Auch andere Gründe hatten Gerüchten schon lange Nahrung gegeben, dass Begins politische Zukunft nicht mehr sehr groß sein würde, vor allem wegen des Scheiterns des Libanon-Feldzugs und zuvor wegen der Verwicklung Israels in das Massaker in Beiruter Palästinenser-Lagern.
    Doch das politische Ende Begins scheint noch lange nicht in Sicht zu sein, auch wenn Begin einen USA-Besuch kurzfristig abgesagt hat.
    Vertraute Begins versichern, der Regierungschef wolle das Steuerrad gewiss nicht abgeben, solange israelische Soldaten noch im Libanon stehen.
    Michael Kort.
    Diesmal erinnert man sich vielmehr an ein Interview aus dem Jahre 1980, in dem Beckin exakt seinen 70.
    Geburtstag als den Tag angab, an dem er sich von der großen Politik zurückziehen werde.
    Das journalistische Gedächtnis wurde angestachelt durch die überraschende Absage des Washington-Besuches, den der israelische Premierminister für die nächste Woche geplant hatte.
    Hinzu kommt eine allgemeine politische Lethargie,
    die den Mann an den Schalthebeln der Macht ganz augenscheinlich seit Monaten befallen hat.
    Insider sagen, Menachem Begin sei weder physisch, man spricht von einem schweren Herzleiden, noch psychisch in der Lage, die Geschicke des Landes weiter zu lenken.
    Der Tod seiner Frau im vergangenen November und die Blutopfer der israelischen Truppen im Libanon, man zählt derzeit mehr als 500 Tote, lasten Zentner schwer auf ihn.
    Man diagnostizierte depressive Zustände, eine allgemeine Müdigkeit und vermisste seine ehemals zupackende Energie, zum Beispiel bei der Lösung des seit Monaten schwelenden Ärztestreiks und jetzt bei der entscheidenden Weichenstellung in der Wirtschaftspolitik.
    Früher hatte er sein Kabinett straff am Zügel, derzeit führt sich seine Ministerriege auf wie die Muppetshow.
    Und in der Außenpolitik scheut er offenbar eine Begegnung mit dem amerikanischen Präsidenten, weil er inhaltlich nicht mehr dagegenhalten kann.
    Diese Analyse stimmt in jeder Einzelheit.
    Ob sie allerdings das Gesamtbild richtig wiedergibt und vor allem, ob die Konsequenzen stimmen, mit denen hier viele Journalisten rechnen, das bleibt noch abzuwarten.
    Heute jedenfalls wird man von ihm keine politische Sensation erwarten dürfen, wenn überhaupt, dann morgen, wenn sich das israelische Kabinett unter seiner Leitung zur Routinesitzung trifft.
    Aber Menachem Begin ist kein Politiker, der wie der Sonnenkönig nach der Devise handelt, nach mir die Sintflut.
    Er weiß, dass es
    in seinem politischen Lager keine Persönlichkeiten gibt, die so ohne weiteres an seine Stelle treten können.
    Den Libanon-Feldzug, der sich immer mehr zu einer Tragödie für Israel entwickelt, hat er eingebrockt, er hat ihn zu verantworten.
    Das Libanon-Problem muss er selbst noch ordnen, er muss seine Truppen ohne allzu großen außenpolitischen Schaden wieder zurückbringen und das möglichst schnell.
    Außerdem, wer einmal wie Beckin das Steuer in den Händen gehabt hat, der gibt es nicht so ohne weiteres ab.
    Und die Reiseabsage nach Washington muss nicht unbedingt als ein Eingeständnis totaler politischer Ratlosigkeit angesehen werden.
    Vielmehr kann sich dahinter auch politische Weisnicht
    Aus Israel hörten Sie Michael Kort.
    Nun zu einem Land, das von der Weltöffentlichkeit fast vergessen scheint, doch zunehmend in den Sog des Zentralamerikakonflikts geraten könnte, nämlich Costa Rica.
    Das 2,6 Millionen Einwohner zählende Land, südlicher Nachbarstaat Nicaraguas, galt hinsichtlich des Wohlstandes und der inneren Ruhe stets als Vorbild Lateinamerikas.
    Nun leiden aber die Ticos, wie die Costa Ricaner genannt werden,
    unter steigenden wirtschaftlichen und sozialen Problemen, hoher Inflation, enorme Auslandsverschuldung, Probleme, die der neue Präsident Costa Ricas Moche mit Notmaßnahmen bekämpfen will.
    Darüber hinaus soll das Land nicht zuletzt vor dem Hintergrund des sich vor allem zwischen Honduras und Nicaragua eskalierenden Konflikts
    einen weiteren traditionellen Ruf verlieren, nämlich das bisher einzige lateinamerikanische Land ohne Armee zu sein.
    Anschläge und Attentate der letzten Zeit, die Urheber blieben unbekannt, hatten zu einer Verunsicherung der Bevölkerung geführt.
    Präsident Moche sieht daher die Zeit für gekommen, eine armeeähnliche, 10.000 Mann zählende Miliztruppe ins Leben zu rufen, um Costa Rica, das von den USA als eine der Speerspitzen gegen das Revolutionsregime von Nicaragua betrachtet wird, militärisch zu sichern.
    Karl-Ludolf Hübener informiert.
    Von einer verdeckten Militarisierung des bislang einzigen armeelosen Landes Lateinamerikas ist offen die Rede.
    Angst vor Kommunismus, oder was man dafür hält, ist fest verankert in der Bevölkerung Costa Ricas, die mehrheitlich von europäischen Einwanderern abstammt.
    Der Ratschlag, mehr für die Sicherheit zu tun, wurde dann auch geschickt mit der Furcht vor Marxisten-Leninisten gekoppelt.
    Die UNO-Botschafterin der USA, Jean Kirkpatrick, diagnostizierte 1981 auf einem Zwischenstopp in der Hauptstrasse Saint-Joseph öffentlich,
    dass Streiks und Proteste gegen die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen auf kommunistische Wühlarbeit zurückzuführen seien.
    Bislang glaubte man in San Jose auch ohne Heer, mit Schwierigkeiten fertig werden zu können.
    Militärisches hat wenig Tradition in dieser nunmehr ältesten Demokratie des Kontinents.
    1953 war die Armee abgeschafft worden.
    Lediglich eine 7000 Mann starke Polizeitruppe sorgte für Ordnung.
    was den Ticos gut bekam.
    Denn statt kostspielige Streitkräfte zu finanzieren, steckten die Regierungen das Geld in Erziehungsprojekte und ins Gesundheitswesen.
    Als Monche Anfang vergangenen Jahres zum Präsidenten gewählt wurde, verdichteten sich bald die Anzeichen für ein militärisches Umdenken.
    Die Israelis bauten eine 200-köpfige Antiterroreinheit auf.
    Aber noch die Modernisierung des Waffenarsenals der Polizei, von Washington mit 2,5 Millionen Dollar gefördert, nahmen die Ticos relativ gleichmütig hin.
    Erst die Aufstellung der 10.000 Mann starken Organisation für den nationalen Notstand machte viele stutzig.
    Laut Regierung hat die Truppe Polizeicharakter, denn die Verfassung verbietet den Aufbau einer Armee.
    Aufgerufen zum freiwilligen Dienst sind Arbeiter, Handwerker und Studenten,
    die allerdings vorher ein schriftliches Bekenntnis zur Demokratie ablegen müssen.
    Kommunisten werden abgelehnt.
    Und Sicherheitsminister Solano sieht seine Soldaten der Demokratie als Verteidiger gegen jeden Versuch, das demokratische System zu destabilisieren.
    Die Kritiker sind damit nicht zu beruhigen.
    Sie fürchten einen Einsatz gegen streikende Arbeiter.
    Monche steckt in einer Klemme, denn die Auflagen des internationalen Währungsfonds bedeuten den weiteren Abbau sozialer Leistungen und nur kerkliche Lohnerhöhungen.
    Nicht nur Gewerkschafter befürchten deshalb, dass Arbeitsniederlegungen für die Regierung den Tatbestand des nationalen Notstands erfüllen könnten.
    Berichterstatter war Karl Ludolf Hübener.
    Nächstes Thema, die in Bonn zur Ende gegangene Konferenz über die Nutzung der Bodenschätze der Antarktis.
    Es waren zweiwöchige Beratungen der 14 Konsultativstaaten des Antarktis-Vertrags, doch die Ergebnisse der Konferenz werden als eher dürftig beurteilt.
    Es werde noch Jahre dauern, gestand Konferenzvorsitzender und Bonner Delegationsleiter Ernst Jung in einer Pressekonferenz ein, bis eine künftige Regelung über die Ausbeutung der Antarktis erzielt werden könne.
    Die Hauptschwierigkeiten laut Jung, es handelt sich bei der Antarktis um einen Kontinent, bei dem einander widerstrebende Rechtsansprüche erhoben werden und man wisse zu wenig über die einzusetzende Technologie auf dem in vieler Hinsicht noch nicht erforschten Kontinent.
    Es seien zwar verschiedene Lösungsmodelle im Gespräch, doch diese müssten von den einzelnen Ländern des Antarktis-Vertrags erst geprüft werden, erklärte der Konferenzvorsitzende.
    Hören Sie im Folgenden einen Bericht von Gottfried Smegg.
    Bei dem Antarktis-Problem geht es im Kern um zwei Punkte.
    Erstens die Gebietsansprüche verschiedener Staaten und zweitens die Frage der Aufteilung der natürlichen Ressourcen.
    Derzeit regelt der 1961 unterzeichnete Antarktis-Vertrag mit 30-jähriger Laufzeit die Verhältnisse auf dem Kontinent.
    In diesem Pakt, einem Art Stillhalteabkommen, haben sich die 14 sogenannten Konsultativstaaten verpflichtet, den Raum südlich des 60.
    Breitengrades der friedlichen Forschung vorzubehalten.
    Entsprechend diesem Vertrag darf die Antarktis nicht für militärische Manöver oder als Mülldeponie verwendet werden.
    Sieben der 14 Vertragsstaaten, darunter Argentinien, Chile, Frankreich und Großbritannien, machen territoriale Ansprüche geltend, die von den anderen sieben, darunter die USA, die Sowjetunion und die Bundesrepublik, abgelehnt werden.
    In dieser Frage dürften auch nach der Bonner Konferenz die Fronten so verhärtet sein, dass eine einvernehmliche Lösung in absehbarer Zeit nicht zu erhoffen ist.
    Was die Rohstoffausbeute betrifft, so herrscht über das wahre Ausmaß der Bodenschätze noch Unklarheit.
    Experten vermuten unter der bis zu 4700 Meter dicken Eisdecke größere Mengen an Öl, Gas, Kohle oder Eisenerzen.
    Doch die Angaben darüber stützen sich nur auf spekulative Hochrechnungen, denen Erfahrungswerte von anderen Kontinenten zugrunde liegen.
    Zudem steckt die Förderungstechnologie noch in den Kinderschuhen.
    Selbst wenn man in der Lage wäre, entsprechende Vorkommen abzubauen, bliebe noch immer die Frage der Wirtschaftlichkeit offen.
    98 Prozent der rund 14 Millionen Quadratkilometer großen Antarktisfläche sind das ganze Jahr über von Eis und Schnee bedeckt, es herrschen Außentemperaturen bis zu minus 88 Grad Celsius.
    Berücksichtigt man als Kostenfaktoren neben diesen extremen äußeren Bedingungen auch noch die langen Transportwege, dann müssten entweder Rohstoffe in sehr großer Menge in der Antarktis vorkommen,
    oder aber die Bodenschätze auf der Erde insgesamt so knapp werden, dass sich eine Förderung wirtschaftlich lohnen würde.
    Wesentlich mehr Bedeutung kommt den Biorohstoffen in den antarktischen Gewässern zu.
    Abgesehen von den Süßwasserreserven in Form der Tafeleisberge bildet das überreiche Krillvorkommen das größte Nutzungspotenzial.
    Bei der Krillfischerei, die heute schon von der Sowjetunion betrieben wird, rechnet man mit der Möglichkeit eines Jahresfangs von 70 Millionen Tonnen.
    Das entspricht den derzeitigen Erträgen der Weltfischerei.
    Die Ausbeutung des Fischbestandes könnte, ebenso wie der Rohstoffabbau, das ökologische Gleichgewicht gefährden.
    Ein weiteres offenes Problem, denn auch in der Frage des Umweltschutzes kam die Bonner Konferenz offensichtlich keinen Schritt voran.
    Kaum größere Erfolgsaussichten sind der geplanten Antarktis-Debatte der UNO im Herbst dieses Jahres beizumessen.
    Bei dieser Debatte werden sich die Länder der Dritten Welt für eine Regelung ähnlich dem neuen Seerecht für die Tiefseebodenschätze einsetzen.
    Die 14 Antarktis-Vertragsstaaten lehnen eine solche Lösung unter Hinweis auf zu befürchtenden Dirigismus oder Überbürokratisierung jedoch schon seit Jahren ab.
    Ein Blick auf die Uhr, es wird gleich 12.50 Uhr.
    Ein Kulturbericht im Mittagsjournal.
    Von morgen an wird Bayreuth wieder das Mekka aller Wagnerianer.
    Mit einer Aufführung der Meistersinger beginnen dort nämlich die 72.
    Richard-Wagner-Festspiele, in deren Mittelpunkt heuer die mit einiger Spannung erwartete Neueinstudierung der Tetralogie »Der Ring des Nibelungen« steht.
    Zum 100.
    Todesjahr des Komponisten wird das Mammutwerk dabei von prominenten Bayreuth-Debütanten vorbereitet.
    Inszenieren wird der Engländer Peter Hall.
    Die Ausstattung stammt von William Dudley und am Pult steht Georg Scholti.
    Bis 27.
    August stehen dann noch Tristan und Isolde sowie Parsifal auf dem Programm der diesjährigen Bayreuther Festspiele, von denen sich nun Walter Gellert meldet.
    Die Bayreuther Festspiele nehmen in gewisser Weise eine Sonderstellung unter den großen internationalen Musikfestivals ein.
    Sie sind nicht nur dem Werk eines einzigen Komponisten, nämlich dem Richard Wagners, gewidmet, sie sind auch nicht so deutlich auf Umwegrentabilität ausgerichtet wie andere Festspiele ähnlicher Größe, bei denen der wirtschaftliche Aspekt immer wieder deutlich herausgestrichen wird.
    Richard Wagner ist zwar in den Straßennamen präsent, dass eine Parsifal-Apotheke existiert, darf auch nicht verwundern.
    Ansonsten geht man einer totalen Vermarktung des Komponisten eher aus dem Wege.
    Sparsam wirtschaften heißt für den Leiter der Festspiele Wolfgang Wagner die von den Subventionsgebern geforderte Devise.
    Trotzdem versucht man in der Kartenpreispolitik publikumsfreundlich zu bleiben.
    Wir sind ja eins der billigsten internationalen Festspiele.
    Wir liegen also euer bei 185 Mark, der teuerste Platz.
    Wer denn woanders ist, bei 250 Mark, ich bei 300 Mark.
    Und mein Bestreben
    ist es halt immer, die Publikumsbasis möglichst breit zu haben.
    Der Typ unseres Publikums ist anders.
    Und deswegen ist es zum Beispiel bei uns nicht möglich, dass man von vornherein sagen kann, ich würde die einen Preise so stark auch den anderen angleichen.
    Da wäre das publikumsmäßig nicht nur im Sinne Richard Wagners, der eigentlich der Erste war, der eigentlich von einem Art Nulltarif geträumt hat, wäre das nach meiner Ansicht gar nicht möglich.
    Also ganze Überlegungen und statistische Auswertung, Computerauswertung ergeben ganz eindeutig, dass in den großen, in den hohen Gruppen
    Zum Beispiel, also bloß eine Überanfrage von zwei Prozent ist.
    Während in der Mittelgruppe bis zu 500 Prozent nicht zu befriedigende Anfragen liegen.
    Das muss einem natürlich zu denken geben.
    Trotz der niedrigen Kartenpreise ist man bei den Bayreuther Festspielen stolz darauf, dass circa 55 bis 60 Prozent der Gesamtkosten eingespielt werden.
    Wie andere Opernhäuser ist man aber auch in Bayreuth von den steigenden Personalkosten betroffen.
    1951 noch 48 Prozent des Gesamtetats, belaufen sie sich jetzt auf 80 Prozent, was den Spielraum für künstlerische Pläne einschränkt.
    Ums Geld, vor allem aber um Macht geht es in Richard Wagners Ring-Tetralogie, die jetzt zum 100.
    Todestag des Komponisten in Bayreuth neu inszeniert wird.
    Im Gegensatz zu Patrice Chéreau's Interpretation steht diesmal der romantische Aspekt des Werkes im Vordergrund, wie Regisseur Peter Hall und Dirigent Georg Scholti öfters betonten.
    Heuer gibt es also keinen abstrakten Ring, sondern einen Ring, für den man die Wagnerschen Regieanweisungen besonders genau gelesen hat.
    Detail am Rande, die Reintöchter schwimmen in einem Pool.
    Aus Scheros Inszenierung sind übrigens nur drei Sänger, auch in der neuen Produktion.
    Heißt das für Georg Scholti, dass es heute gar nicht so schwierig ist, Wagnersänger zu finden?
    Beuleoit hat ein ganz großes Glück mit dem Akustik insofern, dass man doch nicht die allzu schwere Stimmen braucht.
    Man muss schon ein gewisses Volumen haben, man kann nicht mal ein Corotus-Sopran-Brünnel singen lassen, also das geht auch hier nicht.
    Aber vielleicht braucht man nicht die allerschwersten Stimmen in Beuleoit, um das zum Geltung kommt.
    Das kann man mit einem offenen Gruben-Opernhaus, ist schon viel schwieriger.
    Ich glaube, da ist ein Mythos, der sich immer herausgebildet hat.
    Zwei Mythen haben sich herausgebildet, immer.
    Das macht man sehr gern.
    Eine ist, dass die Vergangenheit Gold war.
    Das war alles wunderbar.
    Und heute ist alles schlecht.
    Also es ist nicht so.
    Nehmen Sie mein Wort, es ist nicht so.
    Es gibt Talente heute, ebenso viele vorhanden wie je.
    Es war nie mehr als zwei, drei Wotans und Siegfried in dieser Welt.
    Es war ja nie mehr.
    Es war ja nie mehr.
    Die anderen waren schlecht.
    Gesungen wurde es mehr.
    Aber schlecht waren die.
    Und es ist heute genauso.
    Es ist ja nicht so, dass man heute beklagen muss.
    Ich finde die junge Generation, mit der ich so liebe, zu arbeiten, sind ungeheuerlich begabt.
    Talentiert.
    Und Wolfgang Wagner meint dazu.
    Schauen Sie, wie wir 1951 angefangen haben, da wurde also auch damals gesagt, es gibt keine Wagnersänger, die wir dann 1951 dann geformt haben, in den Jahren, in den 50er Jahren, in den 60er Jahren.
    Schauen Sie, jedes Mal, wenn ein Besetzungswechsel in wesentlichen Partien stattfindet, wird immer nostalgisch eine Zeit lang dem anderen nachgetrauert.
    Und ich glaube, solange es Theater gibt, wird man immer wieder sagen, das waren die Großen.
    Aber die anderen, die eben noch nicht die Großen sind, die reihen sich dann irgendwie ein.
    Das ist natürlich dann qualitativ.
    Also es gibt natürlich Unterschiede.
    Das ist selbstverständlich.
    In der Bayreutherin-Tetralogie singen unter anderem Siegfried Jerusalem den Siegmund, Manfred Jung den Siegfried an Stelle von Rainer Goldberg, der abgesagt hat.
    Als Wotan ist der in Wien von Oper und Konzert bestens bekannte Siegmund Nims gern zu hören.
    Hildegard Behrens feiert als Darstellerin der Brünnhilde ein Rollendebüt.
    Hören Sie die Sängerin zum Abschluss noch im Schlussmonolog aus der Götterdämmerung aufgenommen bei der Generalprobe in dieser Woche.
    Meinst du auch, mein Freund,
    Siehst du, mein Mann?
    Siehst du ihn, mein seliger Fell?
    Mein Mann, wer hast du denn gespürt?
    Lass ihn mir glauben!
    Mehr von Wagners Ringe aus Bayreuth können Sie übrigens in den nächsten Tagen im Radio hören.
    Die ersten Übertragungstermine am kommenden Montag Reingold, Mittwoch Walküre und Donnerstag Siegfried.
    Und jetzt drei Minuten vor 13 Uhr noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Finanzminister Herbert Salcher hat in der Radioreihe im Journal zu Gast Vorwürfe der Volkspartei zurückgewiesen, wonach er aus wahltaktischen Gründen für das heurige Jahr falsche Budgetzahlen genannt haben soll.
    Salcher sagte, dies sei eine Ungeheuerlichkeit.
    Er bedauere den neuen Stil der Opposition.
    Angesichts einer nun schon das vierte Jahr andauernden Rezession und zunehmender internationaler und nationaler Schwierigkeiten, sei es für ihn, so der Finanzminister, sehr schwierig, ein gutes Budget für das kommende Jahr zustande zu bringen.
    Beamte der Kärntner Sicherheitsdirektion und Vertreter der jugoslawischen Polizeibehörden wollen über den Grenzzwischenfall am Wurzenpass gemeinsam ermitteln.
    14 Türken kurdischer Abstammung haben gestern versucht, illegal die österreichische Staatsgrenze zu überschreiten.
    Einer der Türken wurde dabei von jugoslawischen Grenzsoldaten angeschossen.
    Ein schwerer Verkehrsunfall auf der sogenannten Gastarbeiterroute hat im Gemeindegebiet von Gröbming in der Steiermark vier Menschenleben gefördert.
    Neun Personen wurden zum Teil schwer verletzt.
    Ein Rettungswagen des Roten Kreuzes war aus noch ungeklärter Ursache auf die linke Fahrbahnseite geraten und frontal gegen einen türkischen Kleinbus gestoßen.
    Der Lenker des Rettungswagens und drei Insassen des türkischen Urlauberbusses waren auf der Stelle tot.
    Polen.
    Nach Aufhebung des Kriegshechtes am gestrigen Nationalfeiertag sind aufgrund der Amnestie bereits mehrere Häftlinge freigelassen worden.
    In der Region Danzig kehrten etwa 30 Personen, unter ihnen 15 Frauen, aus den Gefängnissen zu ihren Familien zurück.
    Auch im Raum Breslau sollen bereits mehrere Gefangene auf freien Fuß gesetzt worden sein.
    Ob sich unter ihnen auch führende Mitglieder der verbotenen Gewerkschaft Solidarität befinden, ist nicht bekannt.
    Die Amnestie soll insgesamt etwa 600 politischen Häftlingen zugute kommen.
    Die Aufhebung des Kriegsrechtes in Polen hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst.
    Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß sprach in einem Interview für den polnischen Rundfunk von einem Schritt in die richtige Richtung, dem allerdings weitere folgen müssten.
    Strauß forderte die westlichen Staaten auf, die Hilfe für Polen fortzusetzen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend sonnig und heiß, nur im Westen lokal Gewitter.
    Nachmittagstemperaturen 26 bis 32 Grad.
    Das war wieder eine Stunde Information zur Samstag-Mittagsstunde.
    Das nächste Journal ist das Sonntag-Journal.
    Beginn morgen 17 Uhr, Österreich 1 und Ö3.
    Bis dahin verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Einen schönen Nachmittag, auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Nationalratssondersitzung
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1983.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Finanzminister Salcher
    Interview: Finanzminister Salcher
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Salcher, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD - Dürftiges Ergebnis der Bonner Antarktiskonferenz
    Mitwirkende: Zmeck, Gottfried [Gestaltung]
    Datum: 1983.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Bayreuther Festspiele
    Einblendung: Wolfgang Wagner, Georg Solti, Generalprobenausschnitt aus dem Schlussmonolog "Götterdämmerung" mit Hildegard Behrens als Brünhilde
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Wagner, Wolfgang Manfred [Interviewte/r] , Solti, Georg [Interviewte/r] , Behrens, Hildegard [Interpret/in]
    Datum: 1983.07.23 [Sendedatum]
    Ort: Bayreuth [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.07.23
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.07.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830723_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo