Mittagsjournal 1977.01.14

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Es war soeben 12 Uhr, Redakteur der Sendung ist Edgar Sterbens.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Kurz die wichtigsten Punkte unseres Programms.
    Jahresindex 1976 veröffentlicht.
    Demnach sind die Verbraucherpreise in Österreich im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent gestiegen.
    Regierungsklausur in Bad Klein-Kirchheim, Vorschläge zur Aktivierung des Bundesrates, tschechoslowakischer Schriftsteller Kohuts soll delugiert werden, Ärzte-Skandal in Schweden und Gespräch mit dem Komponisten Gottfried von Einem.
    Zunächst jedoch die neuesten Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef im Dienst ist Georg Schallgruber, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Die stärksten Steigerungsraten verzeichneten die Gruppenwohnung mit einer Zuwachsrate von 16,1%, Tabak mit einer Steigerungsrate von 15,4% und die Körper- und Gesundheitspflege mit einem Steigerungswert von 10,4%.
    Die Klausurtagung der Mitglieder der Bundesregierung und des SPÖ-Präsidiums ist heute Vormittag mit den Berichten der einzelnen Regierungsmitglieder fortgesetzt worden.
    Schwerpunkt wird dabei das Konzept von Handelsminister Staribacher sein, in dem Maßnahmen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze für Jugendliche vorgesehen sind.
    Wahrscheinlich wird auch Verteidigungsminister Lüttgendorf neuerlich zu dem umstrittenen Waffentransport nach Syrien Stellung nehmen, der auf dem Flughafenschwächert gestoppt wurde.
    Tschechoslowakei.
    Drei Unterzeichner der sogenannten Karte 77, der Schriftsteller Vaclav Havel, der ehemalige Außenminister Hayek und Professor Patocka, haben gegen die zahlreichen Verhöre und Hausdurchsuchungen bei den Verfassern des Manifestes protestiert.
    In einer westlichen Korrespondenten in Prag übermittelten Erklärung betonen die tschechoslowakischen Regimekritiker, die Gesetze der Tschechoslowakei würden durch das Dokument in keiner Weise verletzt, sondern im Gegenteil verteidigt.
    Die Oppositionellen haben in der Karte 77 die Verwirklichung der humanitären Beschlüsse der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki in der Tschechoslowakei gefordert.
    Unterdessen ist der Dramatiker Pavel Kohut von den Behörden angewiesen worden, seine Prager Wohnung innerhalb von drei Wochen zu verlassen.
    Offiziell hieß es dazu, die Maßnahme sei es von öffentlichem Interesse.
    Frankreich, Israel Der französische Ministerpräsident Barr hat die Verschlechterung der Beziehungen zu Israel wegen der Affäre um den Palästinenserführer Abu Daud bedauert.
    Barr erklärte, Frankreich werde bei der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Protest einlegen, weil diese sich um ein Visum für Daud bemüht hatte.
    Der Palästinenser Führer, mutmaßlicher Organisator des Massakers bei den Olympischen Spielen in München im Jahre 1972, war in der vergangenen Woche in Paris verhaftet, vier Tage später, trotz Auslieferungsforderungen der Bundesrepublik Deutschland und Israels, wieder freigelassen worden.
    In diesem Zusammenhang hat der israelische Verteidigungsminister Peres Frankreich beschuldigt, nicht nur eine araberfreundliche, sondern sogar eine pro-palästinensische Haltung im Nahostkonflikt einzunehmen.
    Libanon.
    Wie Präsident Sargis in einem Zeitungsinterview erklärt hat, sind erst etwa 75 Prozent der schweren Waffen aus den Beständen der rivalisierenden Bürgerkriegsparteien sichergestellt worden.
    Die panarabische Friedenstruppe setzt ihm nach die Suche nach versteckten und nicht abgelieferten Waffen fort.
    USA.
    Der künftige Präsident Carter und der deutsche Bundeskanzler Schmidt haben sich gestern Abend in einem Telefonat geeinigt, in den nächsten Monaten zu einem Meinungsaustausch zusammenzutreffen.
    Diese Begegnung soll noch vor der geplanten Gipfelkonferenz der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten westlichen Industrienationen stattfinden.
    Außer mit Schmidt führte der künftige amerikanische Präsident Telefongespräche mit dem französischen Staatspräsidenten Giscard d'Estaing, mit dem britischen Premierminister Cullen und mit Japans Ministerpräsident Fukuda.
    Vereinte Nationen
    Der Internationale Bund für Menschenrechte hat in einem Schreiben an UNO-Generalsekretär Waldheim den Irak beschuldigt, 230 Kurden hingerichtet und etwa 30.000 Menschen wegen angeblicher Beteiligung am Kurdenaufstand in Konzentrationslage eingeliefert zu haben.
    Der Internationale Bund für Menschenrechte spricht von einem Versuch des Iraks, die kurdische Volksgruppe zu vernichten und hebt hervor, dass die Hinrichtungen zum Teil nur wegen politischer Agitation und des Verteilens von Flugblättern vollstreckt worden seien.
    Nach den Vorstellungen der Organisation soll sich der Ausschuss für die Beseitigung von Rassendiskriminierung bei seiner nächsten Sitzung im März in Wien mit den Vorwürfen beschäftigen.
    Italien
    Die Kommunistische Partei hat in Rom einen finanziellen Rechenschaftsbericht vorgelegt.
    Im Jahr 1976 musste ein Defizit von umgerechnet etwa 10 Millionen Schilling in Kauf genommen werden.
    Die staatlichen Subventionen machten etwa 40 Prozent der Gesamteinnahmen aus.
    Etwa 30 Prozent der Einnahmen stammten aus Mitgliedsbeiträgen.
    Der Rest wurde aus verschiedenen Veranstaltungen und Subskriptionen gedeckt.
    Weiters mussten die kommunistischen Abgeordneten und Senatoren einen Teil ihrer Entschädigungen der Partei zur Verfügung stellen.
    Sowjetunion
    In Moskau hat eine Tagung des sogenannten Weltforums der Friedenskräfte begonnen.
    Aus 110 Ländern sind etwa 500 Menschen in die sowjetische Hauptstadt gekommen.
    Einer der prominentesten Teilnehmer ist der tschedienische KP-Chef Gorbalan.
    UNO-Generalsekretär Waltheim hat eine Grußbotschaft an das Friedenstreffen gerichtet.
    Der sowjetische Parteichef tritt in einer Erklärung für weitere Entspannungsbemühungen und für eine allgemeine Abrüstung ein.
    Österreich
    Im November vergangenen Jahres wurden im Reiseverkehr Einnahmen von etwa 2 Milliarden Schilling erzielt.
    Das sind um 20,8 Prozent mehr als im Vergleichsmonat des vorangegangenen Jahres.
    Die Ausländernichtigungen stiegen auf 507.800, was einer Zuwachsrate von 2,1 Prozent entspricht.
    Im vergangenen Jahr wurde eine geringe Wasserführung der österreichischen Flüsse verzeichnet.
    Davon war besonders die Stromerzeugung aus Wasserkraft betroffen, deren Produktionswerte um 14 Prozent niedriger als 1975 lagen.
    Die kalorischen Kraftwerke wurden verstärkt eingesetzt.
    Diese erzeugten annähernd 11.500 Millionen Kilowattstunden Strom, was einem Zuwachs von mehr als 35 Prozent gegenüber 1975 entspricht.
    Der verstärkte Einsatz von Dampfkraftwerken führte zu einem erhöhten Abbau der österreichischen Braunkohlenvorräte.
    Die Lagerbestände verringerten sich um etwa 690.000 Tonnen auf 1.460.000 Tonnen.
    Die verheerenden Stürme in den österreichischen Wäldern zu Beginn des Jahres 1976 haben einen weit höheren Schadholzanfall als ursprünglich erwartet gebracht.
    Allein in den Wäldern des Bundesforstes beträgt der Anfall von Schadholz 1,2 Millionen Festmeter.
    Ursprünglich hatte man mit etwa 600.000 Festmetern gerechnet.
    Der ÖAMTC hat über sein Tax-Free-Shop-System im vergangenen Jahr ausländischen Gästen nach Einkäufen in Österreich etwa 9 Millionen Schilling Mehrwertsteuer vergütet, die sie aufgrund der geltenden Vorschriften nicht entrichten müssen.
    Die 18-prozentige Mehrwertsteuer wird von den Grenzdienststellen der Kraftfahrerorganisation nach Abzug einer Manipulationsgebühr sofort vorausbezahlt, wenn der Reisende ein zollamtlich bestätigtes Formular des Kaufmannes und die Rechnungen vorlegen kann.
    Der Warenwert muss mindestens 2000 Schilling betragen.
    Die gekauften Waren dürfen in Österreich nicht verwendet werden.
    Insgesamt gibt es mehr als 40 ÖAMTC-Grenzdienststellen und Clearingstellen, die zur Auszahlung der Mehrwertsteuer berechtigt sind.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Von einem kräftigen Tief über den britischen Inseln geht eine Störungsfront aus, die bereits die Westalpen erreicht hat und sich weiter ostwärts verlagert.
    Diese Front wird wieder eine unbeständige Wetterphase einleiten.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    In Westösterreich bereits stark bewölkt und allmählich einsetzende Niederschläge.
    Sonst vorerst noch allgemein sonnig.
    Im weiteren Tagesverlauf allgemeine Bewölkungszunahme.
    Während der Nacht strichweise Schneefälle.
    Winde von Süd auf West drehend.
    Nachmittagstemperaturen minus 4 bis plus 3 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 8 bis minus 1 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen, örtlich aufgelockert bewölkt, sonst meist starke Bewölkung und gebietsweise Schneefall, Westwind, Tageshöchsttemperaturen minus zwei bis plus drei Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, wolkenlos 1 Grad, Südostwind 10 kmh.
    Eisenstadt-Heiter bei 2 Grad, Ostwind 10.
    Linz, Nebel, gefrierend, minus 6 Grad, Ostwind 3 kmh.
    Salzburg-Heiter minus 1 Grad, Südostwind 20.
    Innsbruck stark bewölkt, minus 5 Grad, Westwind 20 kmh.
    Bregenz bedeckt, minus 2 Grad, Nordwind 5, Graz wolkenlos minus 2, Südwind 10 kmh und Klagenfurt heiter bei minus 2 Grad, Nordwestwind 5.
    Soweit also der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsjournal.
    Einen Blick auf die Uhr.
    In wenigen Sekunden ist es 12.11 Uhr.
    Mit einem Bericht des Bundeskanzlers ist heute in Bad Gernkirchheim in Kärnten die zweitägige Klausur der sozialistischen Bundesregierung fortgesetzt worden.
    Neben Kreiskes Referat über die kommenden politischen Aktivitäten gaben auch die einzelnen Ressortschefs Kurzberichte über Anliegen und Aufgaben ihrer Ministerien.
    Nach wie vor steht aber Verteidigungsminister Lüttgendorf am Rande der Klausurtagung im Mittelpunkt des Interesses der Journalisten.
    Aus Bad Kleinkirchheim melden sich nun Eugen Freund und Johannes Fischer mit einem zusammenfassenden Bericht.
    So als hätte die Kurgemeinde ein Kaiserwetter für den Winterkönig bestellt, präsentiert sich Bad Kleinkirchheim heute in weiß und blau.
    So strahlend wie der Himmel dürfte allerdings die Atmosphäre im Festsaal des Kurhauses nicht ganz gewesen sein.
    Zu viele Probleme verdunkeln den politischen Horizont.
    Probleme, die die Regierung in diesem Jahr zu lösen zur Aufgabe hat.
    Weil über konkrete Maßnahmen im Bereich der Wirtschaftspolitik Einzelheiten noch nicht bekannt gegeben werden, sie sollen erst in etwa einer Stunde den Journalisten übermittelt werden, kündigte Bundeskanzler Kreisky als eine Art Journalistenfutter eine Konferenzserie an,
    die sich bis zum Sommer hinziehen soll.
    So wird am 27.
    Februar eine große Konferenz der Sozialistischen Partei für Nebenerwerbsbauern durchgeführt.
    Kreisky meinte in einem kurzen Referat vor den Journalisten, die Nebenerwerbsbauern hätten ganz verschieden gelagerte Interessen.
    So sei etwa ein Nachtschichtarbeiter, der gleichzeitig Bauer sei, von Arbeiterinteressen und von Bauerninteressen geprägt,
    Gleichzeitig sei er aber auch ein Bürger im Wohlfahrtsstaat und habe daher auch sozialpolitische Interessen.
    Hier müsse noch viel geschehen.
    Es sei aber auch schon viel geschehen, meinte der Kanzler.
    Nächste Konferenz im März, eine sogenannte neue Wirtschaftskonferenz, an der sollen junge Leute, Manager der zweiten und dritten Reihe teilnehmen, die Bankfachleute oder Energiefachleute sein.
    Dann soll in Graz eine Künstlerkonferenz stattfinden,
    gerade deshalb, weil hier, wie Kreisky sagte, ein besonders kritisches Klima für Künstlerfragen herrsche.
    Weitere geplante Konferenzen, eine Jugendkonferenz und eine Konferenz sozialistischer Bürgermeister und Vizebürgermeister in Wien und schließlich in ganz Österreich eine Informationskonferenz der Sozialistischen Partei, die in jeweils mehreren Bezirken abgehalten werden soll.
    An ihr sollen etwa 500 bis 1500 Personen immer wieder teilnehmen.
    und sie sollen über die augenblickliche Situation auch in der Wirtschaft informiert werden.
    Schließlich informierte Kreisky die Journalisten auch über die Regierungsmaßnahmen, die für die kommende Zeit vorgesehen sind.
    Hier nannte Kreisky, wie nicht anders zu erwarten, auch die Beschäftigungspolitik für die Jugend.
    Das geht schon aus folgenden Zahlen hervor, dass hier ein großes Problem auf die Regierung wartet, weil etwa im Bereich der Berufsschulen im vergangenen Jahr 46.000 Absolventen waren und heuer 52.000, also 6.000 mehr.
    Im Bereich der berufsbildenden mittleren Schulen gab es heuer oder gibt es heuer 1000 Abgänger mehr.
    Im Bereich der berufsbildenden höheren Schulen sind etwa 300 Abgänger mehr zu erwarten und im Bereich der AHS ist die Zahl der Absolventen etwa gleich geblieben.
    Am Rande der Regierungsklausur sind natürlich nach wie vor die Vorgänge rund um Verteidigungsminister Lütgendorf im Mittelpunkt des Interesses.
    Es geht um angebliche oder tatsächliche Munitionsverkäufe Österreichs an das kriegsführende Land Syrien, die doch in letzter Minute am Flughafen Wien-Schwächert abgefangen werden konnten.
    Bundeskanzler Kreisky meinte dazu gestern, er sei in dieser Angelegenheit falsch informiert worden.
    Heute Vormittag gab es auf Verlangen des Verteidigungsministers ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Kreisky und Lüttgendorf.
    Nach diesem Gespräch baten wir den Verteidigungsminister vor unser Mikrofon.
    Da ich gestern nicht bei diesem Gespräch anwesend war, habe ich den Bundeskanzler
    heute gefragt, wie sich das tatsächlich abgespielt hat.
    Er hat mir erklärt, er hätte nicht behauptet, dass er von mir falsch orientiert worden wäre, sondern er hat erklärt, dass der Bundesminister falsch informiert wurde.
    Das ist zum Teil richtig.
    Die von mir vor zwei Tagen dem Bundeskanzler
    Abgegebene schriftliche Stellungnahme beruhte auf jene Unterlagen, die mir eben zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung standen.
    Gestern hat sich aber herausgestellt, dass ein Zusatzvertrag gemacht wurde, wo diese in Frage stehende Munition aus der Lieferung an die Steuerwerke herausgenommen wurden.
    Ganz konkret gefragt, gab es jetzt ein Geschäft mit Syrien, das über das Verteidigungsministerium gelaufen ist?
    Es gab nämlich kein Geschäft mit Tunesien.
    Es gibt wohl das große Geschäft mit Tunesien mit Ausschluss von Infanteriemunition.
    Als ich am 7.
    Dezember vom Außenminister informiert wurde, dass angeblich Munition von Heeresbeständen nach Syrien
    exportiert werden sollen, habe ich sofort verfügt, soweit es überhaupt in den Einflussbereich des Verteidigungsministeriums gehört, dass diese Sendung nicht abgefertigt werden darf.
    Herr Minister, der Bundeskanzler hat gestern auch eine sehr strenge Untersuchung gefordert.
    Sollten hier Dinge passiert sein, über die man nicht genügend informiert worden ist.
    Werden Sie von sich aus eine solche strenge Untersuchung einleiten oder werden Sie diese abwarten?
    Diese strenge Untersuchung habe ich unverzüglich eingeleitet.
    Die läuft gegenwärtig auch.
    Und es ist selbstverständlich, das ist ja auch verfassungsgerecht, dass ich als Minister hier die Verantwortung zu tragen habe.
    Gleichgültig, wie immer das Ergebnis dieser Untersuchung lauten mag.
    Was bedeutet Ihre Formulierung, Sie werden die Verantwortung tragen?
    Kann das so weit gehen, dass Sie Ihre Demission einreichen werden sollten, Unzulänglichkeiten vorgekommen werden?
    Diese Entscheidung behalte ich mir vor, je nachdem, wie das Ergebnis dieser Untersuchung ist.
    Wann erwarten Sie das Untersuchungsergebnis?
    Ich hoffe sehr, dass ich am Montag, wenn ich wieder zurück bin in Wien, schon konkrete Unterlagen, abschließend konkrete Unterlagen verfügbar habe.
    Ist in dieser ganzen Angelegenheit auch der schon in einer früheren Affäre verwickelte General Tomschitz involviert?
    Er ist insofern nur involviert, dass er
    als Leiter des Heeresbeschaffungsamtes, jene Dienststelle, die ja überhaupt die Verträge mit den Steuerwerken abzuschließen hatte, den Zusatzvertrag von Ende Oktober für das Heeresbeschaffungsamt unterfertigt hat.
    Seine Vorgangsweise war vollkommen korrekt.
    War er dazu berechtigt?
    Er war dazu berechtigt, nach der Geschäftseinteilung für und den Aufgaben
    Aufgabenauftrag für dieses Amt.
    Was soll jetzt bei dieser Untersuchung konkret herauskommen?
    Was sollen die Ergebnisse bringen?
    Mir kommt es darauf an, festzustellen, wieso überhaupt es möglich war, dass diese Munition für einen Export freigegeben war.
    Herr Minister, Sie sind in der letzten Zeit schon des Öfteren mit dem Bundeskanzler sozusagen aneinandergeraten.
    Fühlen Sie sich hier in Ihrer politischen Funktion und in Ihrer politischen Verantwortlichkeit etwas angeschlagen?
    Nein, ich möchte gar nicht sagen, dass ich aneinandergeraten oder dass wir aneinandergeraten sind.
    Das versucht man scheinbar von verschiedenen Seiten zu konstruieren.
    Unser Verhältnis ist nach wie vor ein ausgesprochen vertrauensvolles
    frei und offenes.
    Vielen Dank.
    Reporter, meine Damen und Herren, in Bad Lenkirchheim waren Johannes Fischer und Eugen Freund.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen inländischen Tageszeitungen.
    Die Zitate aus Leitartikeln und Kommentaren hat Wolfgang Steinwendner für unsere Inlandspresse-Schau ausgewählt.
    Schonzeit überschreibt Josef Laschober in den Oberösterreichischen Nachrichten seinen Kommentar zur Regierungsklausur in Bad Kleinkirchheim.
    Der Autor verweist auf Schwerpunkte der Tagung wie Schaffung von Lehrstellen und Gewerbe- und Exportförderung.
    Er schreibt,
    Für die Auslage findet sich gewiss ein ausgezeichnetes Arrangement.
    Darauf verstand sich die Regierung noch immer bestens.
    Zu starten kommt dieser Klausur schließlich, dass diesmal das Ungemach neuer Belastungen verscheucht bleibt.
    Vorerst wenigstens ist Schluss damit.
    Ohnehin war es schon genug ungemütlich.
    Jetzt soll eine Schonzeit vergessen machen.
    Es gehört wenig Spürsinn dazu auszuloten, dass die Regierung für ein mildes Klima trachten wird, um die Gunst der Wähler zu fesseln.
    Noch liegt aber keine leichte Wegstrecke bevor.
    Nicht umhin wird die Klausur kommen, Ungereimtheiten und zwiespältige Meinungen im Regierungssystem auszumerzen.
    Das Raketengerede hat genug Scherben gebracht, da gibt es intern einiges zu sanieren.
    Vielleicht wird das versteckt, aber man wird darauf achten müssen, ob es gelingt, für Klarheit zu sorgen.
    Denn hier verdient die Regierung keine Schonzeit.
    Soweit ein Kommentar in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Mit demselben Thema beschäftigt sich Manfred Scheuch in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Er verweist auf die Notwendigkeit von Überlegungen im Zusammenhang mit neuen Lehrplätzen.
    Scheuch erinnert daran, dass ein ganz besonderes Gewicht auch der Frage der Arbeitsplätze für die Absolventen des mittleren Schulwesens, etwa der Handelsschulen und anderer fortbildender Schulen zukommt.
    Scheuch meint, dass sich eine Gesellschaft auch nicht ein großes, unbeschäftigtes Akademikerproletariat leisten kann, ist ohne dies bereits eine bekannte Erfahrungstatsache.
    Die Regierung kann hier zweifellos Sicherungen einbauen, um solche Entwicklungen einzudämmen.
    Was die Regierung jedoch allein nicht vermag, ist die Änderung der gesellschaftlichen Einstellung zu Bildung und Ausbildung.
    Es ist noch immer eine Tatsache, dass ein bestimmter Bildungsgang heute als Anspruchsberechtigung für die künftige berufliche Stellung betrachtet wird.
    Das wird sich auf lange Sicht zweifellos nicht halten lassen.
    In Österreich ebenso wenig wie sonst wo auf der Welt, schreibt die AZ.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt sieht Wolfgang Sperner gewisse Parallelen in der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs.
    In der benachbarten Bundesrepublik hat sich für die Bonner Koalition die Frage des Arbeitsplatzes und der Arbeitslosigkeit faktisch durch die Hintertür zum Existenzproblem von Bundeskanzler Helmut Schmidt entwickelt.
    Der böse Geist von Bonn wird wohl auch an der Regierungsklausur im Kärntner Bad Klein-Kirchheim teilnehmen.
    Denn ein Nebenproblem wie das der Vollbeschäftigung und der Jugendarbeitslosigkeit kann rasch zum Kardinal anliegen werden.
    Es wäre törig zu behaupten, dass in wenigen Monaten die Regierung mit ihrer Politik bankrott sein werde.
    Das wird schon deshalb nicht sein, weil man wieder einmal die Wirtschaft und die Bevölkerung vorspannen wird, um sie bis zum Überdruss auszulaugen.
    Aber wenn wir den sozialen Frieden durch gesicherte Arbeitsplätze für alle haben wollen, dann wird sich in der nächsten Zeit mehr als bisher das gute Zusammenwirken aller sozialen Partner bewähren müssen, schließt der Kommentar im Neuen Volksblatt.
    Das also war die Inlandspresse-Schau.
    Das Statistische Zentralamt hat heute den Index der Verbraucherpreise sowohl für den Monat Dezember 1976 als auch für das ganze vergangene Jahr veröffentlicht.
    Die Steigerung der Verbraucherpreise betrug im Dezember 1976 gegenüber dem Dezember 1975 7,2 Prozent.
    Gegenüber dem Vormonat, dem November 1976, sind die Preise im Dezember um ein halbes Prozent gestiegen.
    Die Preissteigerungsrate für das Jahr 1976 macht nach den Berechnungen des Statistischen Amtes 7,3 Prozent aus.
    Gestern wurde bereits der Großhandelspreisindex ebenfalls veröffentlicht, der auch interessante Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation ermöglicht.
    Und solche Rückschlüsse versucht nun Hans Adler zu ziehen.
    Mit 7,3 Prozent Jahrespreissteigerungsrate liegt Österreich wieder auf einem Niveau zwischen den Jahren 1972 und 1973, also zu Beginn des Inflationsschubes, der die vergangene Periode der wirtschaftlichen Schwierigkeiten so unübersichtlich gemacht hat.
    und vor allem hat dieser Inflationsschub zu umfangreichen Umstellungen sowohl im Sparverhalten der Österreicher als auch in der Sparförderung durch den Staat geführt.
    Ob allerdings mit einer Inflationsrate von 7,3% schon alles überstanden ist, bleibe dahingestellt.
    Interessant ist, dass die monatlichen Preissteigerungsraten der Bundesrepublik und der Schweiz im Dezember vergangenen Jahres auf einem ähnlichen Niveau wie in Österreich lagen, nämlich gegenüber dem Vormonat zwischen 0,5 und 0,2%.
    Ganz anders sieht allerdings die Sache im Jahresvergleich zwischen Dezember 1976 und Dezember 1975 aus, nämlich so.
    Österreich plus 7,2, Bundesrepublik plus 3,9 und Schweiz plus 1,3%.
    Der Dezemberindex war nicht nur der letzte des vergangenen Jahres, sondern auch der letzte nach der Indexberechnung aus dem Jahre 1966.
    Bereits während der vergangenen zwei Jahre wurden die Verbrauchsgewohnheiten der Österreicher untersucht und danach eine neue Gruppe von ungefähr 200 Waren und Dienstleistungen zusammengestellt, nach denen heuer zum ersten Mal der Verbraucherpreisindex berechnet werden soll.
    Der neue Index gilt dann wieder für die nächsten zehn Jahre.
    Er wird sicherlich eine scheinbare Senkung der Verbraucherpreise zwischen Dezember 1976 und Jänner 1977 mit sich bringen, die natürlich nicht stimmt.
    sondern darauf zurückgeht, dass eben jetzt andere Güter und Leistungen zur Berechnung der Steigerung der Verbraucherpreise herangezogen werden.
    Im Einzelnen ist am Dezemberindex interessant, dass er ausnahmsweise einmal nicht durch die Saisonprodukte durcheinander gebracht wurde.
    Diese Warengruppe, in der vor allem Obst und Gemüse dominiert ist gegenüber dem November vergangenen Jahres nur ein Zehntel Prozent teurer geworden.
    Allerdings im Jahresvergleich Dezember 75 und Dezember 76 sind die Obst- und Gemüsepreise um über 12 Prozent gestiegen.
    Das beweist, dass das gesamte Preisniveau für diese Warengruppe im vergangenen Jahr höher lag als in den Jahren vorher.
    Im Dezember ist dann vor allem der Kaffee teurer geworden, nämlich um 6% in einem Monat.
    Obst ist im Dezember vergangenen Jahres gegenüber dem November um etwa 8% teurer geworden.
    Gemüse dagegen im gleichen Zeitraum um fast 9% billiger.
    Kräftig verteuert hat sich auch das Rauchen.
    Die Zigarettenpreise sind zwischen 15 und 20 Prozent gestiegen.
    Natürlich hat sich auch die Emmentaler Aktion ausgewirkt.
    Sie ist im November zu Ende gegangen und deshalb meldet die Statistik im Dezember eine Verteuerung bei dieser Käsesorte.
    Aber das hat dann eben nichts zu sagen.
    Wichtig ist diesmal auch der Großhandelspreisindex.
    Er wurde an sich bereits gestern bekannt gegeben, aber der Jahresüberblick lässt doch einige Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation zu.
    So ist der Großhandelspreisindex, der sich natürlich immer wieder mit einer zeitlichen Verspätung und nicht in voller Höhe auf die Verbraucherpreise auswirkt, 1976 um 5,9 Prozent gestiegen.
    Das ist immerhin um einiges weniger als ein Jahr vorher.
    Die Freude darüber muss allerdings geteilt sein.
    Im vergangenen Jahr sind nämlich die Halb- und Fertigerzeugnisse im Großhandel um über 6% teurer geworden.
    Das ist fast doppelt so viel wie im Jahr vorher.
    Und diese Rohstoffe müssen verarbeitet werden.
    Das heißt, erstens, ihre Preise wirken sich mit einer zeitlichen Verspätung ja doch auf die Verbraucherpreise aus.
    Und zweitens, sie bedeuten eine Belastung der verarbeitenden Industrie und des Gewerbes.
    Auch die Bauern wurden 1976 zur Kasse gebeten, denn die Agrarprodukte sind im Großhandel ebenfalls stark verteuert worden und diese Indexsteigerung geht aber vor allem auf die Futtermittelpreise zurück, die im vergangenen Jahr um nicht weniger als 26 Prozent gestiegen sind.
    Grund zum Jubeln haben im Augenblick die Letztverbrauchern.
    Die Großhandelspreise für Fertigwaren sind im vergangenen Jahr nur um 3,9% gestiegen und sie wirken sich natürlich kurzfristig auf die Verbraucherpreise aus.
    Gegenüber 1975, als diese Steigerung geradeaus 10% betrug, ist das natürlich ein fast sensationeller Wert.
    Insgesamt also, Österreich bringt nach wie vor keine kräftige Senkung der monatlichen Preissteigerungen zusammen und es läuft damit Gefahr, den Anschluss vor allem gegenüber der Bundesrepublik Deutschland, gegenüber der Schweiz, den USA und Kanada zu verlieren.
    Diese Staaten haben heute ungefähr die gleichen monatlichen Preissteigerungsraten wie Österreich, nur geht Österreichs Indexberechnung zwangsläufig schon von einer weit höheren Grundlage aus.
    Wenn es also nicht gelingt, die monatlichen Preissteigerungen herunterzudrücken, dann wird Österreich den anderen davonrennen.
    Das war ein Beitrag von Hans Adler.
    In letzter Zeit ist in Österreich das Problem der Lehrlingsausbildung aktuell geworden.
    Noch heuer soll ein Berufsausbildungsgesetz in das Parlament eingebracht werden, mit dem die erforderliche Anzahl an Lehrstellen gesichert werden soll.
    Zu diesem Fragenkatalog führte Helmut Glitzander mit Dr. Felix Butschek, dem Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt im Wirtschaftsforschungsinstitut, das folgende Gespräch.
    Herr Dr. Putschek, im heurigen Jahr müssen 58.500 Lehrlinge um 500 mehr als im Vorjahr in der Wirtschaft untergebracht werden.
    Nächstes Jahr steigt die Zahl der Lehrlinge auf über 60.000.
    Dazu sind von zwei Seiten Maßnahmen angekündigt worden.
    Einerseits die staatliche Förderung solcher Lehrplätze und andererseits die bessere Schulung der Lehrlingsausbilder.
    Jetzt stellt sich die Frage, wohin soll das Geld gesteckt werden?
    In welchen Bereichen der Wirtschaft sollen die Mittel fließen, um mehr Lehrlingsplätze zu sichern?
    Ja, grundsätzlich und unter längerfristigen Aspekten ist natürlich eine Intensivierung der Lehrausbildung vor allem in den technischen Bereichen anzustreben.
    Natürlich würde ich sagen, um kurzfristig das Problem zu lösen, mehr
    Lehrlingsplätze zu schaffen, wird man sie dorthin auch geben müssen, wo dieser Effekt einer möglichst raschen Vermehrung der Lehrplätze am ehesten erreicht werden kann.
    Herr Dr. Pudzik, welche Bereiche meinen Sie da konkret?
    Nun ja, ich habe schon angedeutet, dass ich die technischen Bereiche vor allem im Auge habe, Radiomechaniker zum Beispiel, aber auch verschiedene Bereiche des Reparaturgewerbes, technischer Art, Installateure und ähnliches.
    Welche würden für solche Maßnahmen nicht in Frage kommen?
    Welche Gewerbe?
    Ja, ich möchte gerade unter dem kurzfristigen Aspekt, denn wir müssen hier kurzfristige Lösungen treffen, eigentlich kein Gewerbe ausschließen.
    Es geht ja jetzt momentan darum, rasch zu helfen.
    Unter längerfristigen Gesichtspunkten allerdings wird man sagen müssen, dass gewisse traditionelle Gewerbe wie zum Beispiel das Bäckergewerbe
    nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die weitere Berufsentwicklung aller dieser Lehrlinge dort schaffen.
    Herr Dr. Budzik, in diesem Zusammenhang ist noch das Problem der Zeit zwischen Ursache und Wirkung interessant.
    Erst gestern hat Bundeskanzler Kreisky in seinem Festvortrag zum 50-jährigen Jubiläum des Wirtschaftsforschungsinstitutes betont, dass große Investitionen mit den vor Jahren aufgenommenen Krediten erst heuer wirtschaftlich wirksam werden.
    Besteht nicht bei der Unterstützung der Lehrlingsausbildung dieselbe Gefahr?
    Anders gefragt, Herr Dr. Puczek, werden die Maßnahmen zur Schaffung von neuen Lehrlingsplätzen nicht erst in einigen Jahren, wenn die Anzahl der Lehrlinge durch den Pillenknick wieder zurückgeht, also genau dann, wenn man es nicht mehr braucht, wirksam werden?
    Ich glaube das nicht.
    Es handelt sich in diesem Fall ja nicht im engeren Sinne um Investitionen, die also vergleichbar sind jenen in der Industrie, sondern um rasche Adaptionen, um Unterstützung der einzelnen Firmen.
    Und ich würde doch im Hinblick auf die Erfahrungen, die wir mit dem Instrumentarium der Arbeitsmarktförderungspolitik gemacht haben, meinen, dass hier eine sehr rasche Reaktion
    erfolgen wird.
    Herr Dr. Putschek, ich danke vielmals für das Gespräch.
    Das Gespräch führte Helmut Klezander.
    Weitgehend unberührt von allen Veränderungen im Parlamentsalltag fristet der Bundesrat seit Jahren ein Dasein im Schatten des Nationalrates.
    Immer wieder wurden und werden zwar Versuche unternommen, die Öffentlichkeit stärker für die Arbeit der Länderkammer zu interessieren,
    Doch geschah dies bisher eigentlich ohne großen Erfolg.
    Heute Vormittag hat nun ÖVP-Bundesrat Dr. Rudolf Schweiger, der von 1.
    Juli bis 31.
    Dezember vergangenen Jahres selbst den Vorsitz in der Länderkammer geführt hatte, einen neuen Anlauf in die Richtung Aufwertung des Bundesrates unternommen.
    In einer Pressekonferenz in Wien legte er Vorschläge zur Aktivierung des Bundesrates vor.
    Aus dem Presseclub Concordia berichtet dazu Hans Langsteiner.
    Die Frage nach der Effektivität der Länderkammer wird seit mehr als einem halben Jahrhundert gestellt, also seit Bestehen der Bundesverfassung und stets eher reserviert beantwortet.
    Öffentlichkeit und Massenmedien nehmen meist nur dann vom Bundesrat Notiz, wenn er durch einen Einspruch das Inkrafttreten eines vom Nationalrat beschlossenen Gesetzes zwar nicht verhindert, aber doch hinausgezögert hat.
    Was politisch deswegen möglich ist, weil das Kräfteverhältnis der nach dem jeweiligen Landtagsproporz beschickten Länderkammer dem des Nationalrats nicht entsprechen muss.
    Solche Einsprüche sind nicht allzu häufig.
    Während der letzten Gesetzgebungsperiode gab es ganze drei.
    Ein Umstand, der den Bundesrat von der Öffentlichkeit fast ausschloss und Zweifel an seiner Existenzberechtigung überhaupt aufkommen ließ.
    Abhilfe wäre hier nach Ansicht des früheren Bundesratsvorsitzenden Rudolf Schweiger nur durch ein grundsätzliches Umdenken zu schaffen.
    Dem Gedanken des Föderalismus müsse wieder mehr zum Durchbruch verholfen werden.
    Unter anderem durch eine Stärkung der Länderkammerkompetenzen.
    Schweiger?
    In gewissen Belangen ist sicher notwendig, dass gewisse Punkte der Verfassung geändert werden.
    Das ist auch kein Unheil, das ist eine Notwendigkeit.
    Ein absolutes Veto also.
    Ein solches absolutes Veto, das das Gültigwerden eines Gesetzes nicht nur verzögern, sondern unmöglich machen würde, sollte es nach Ansicht Schweigers vor allem für solche Gesetze geben, die in Länderrechte eingreifen, also etwa für den Finanzausgleich.
    Für ein solches Veto sollten einfache Mehrheiten genügen, wobei sich der ÖVP-Bundesrat dafür aussprach, nicht nach Parteifraktionen, sondern nach Bundesländern abstimmen zu lassen.
    Weitere Bundesratswünsche Schweigers, die Einführung einer Fragestunde wie im Nationalrat, die Einräumung des Rechtes, Kontrollanträge an den Rechnungshof zu stellen und Gesetzesinitiativen vorzulegen,
    die Schaffung des Enquete-Rechtes für die Länderkammer, die Einführung einer Generaldebatte nach dem Vorbild der Volksvertretung und ganz allgemein größere Sorgfalt bei der Auswahl neuer Bundesräte.
    Einige dieser Reformwünsche könnten in eine Neuordnung der Bundesratsgeschäftsordnung eingebaut werden, an der derzeit gearbeitet wird.
    Die Chancen für die Verwirklichung des Kernstückes seines Forderungspaketes, nämlich der Schaffung des absoluten Vetorechtes, beurteilte Schweiger heute selbst als nicht sehr günstig.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des ÖVP-Bundesrates und damit zurück zum Studio des Mittagsschornals.
    Reporter war Hans Langsteiner.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Es war vor wenigen Sekunden 12.35 Uhr.
    Nun zur Auslandsberichterstattung im Mittagsschornal.
    Seit einer Woche, nämlich seit der Veröffentlichung der Charta 77, in der prominente tschechoslowakische Regimekritiker ihre Absicht erklärt haben, für die Respektierung der Bürger- und Menschenrechte in der CSSR einzutreten und die Einhaltung der diese Rechte garantierenden internationalen Abkommen zu überprüfen, seitdem stehen die Zeichen in der Tschechoslowakei auf Sturm.
    Achteinhalb Jahre nach der Niederschlagung des Prager Frühlings kommt es nun wieder zum offenen Konflikt zwischen dem totalitären Regime und regimekritischen Intellektuellen.
    In den vergangenen Tagen hat sich dabei der Druck der Machthaber gegen die Dissidenten verstärkt.
    Es hagelte Festnahmen und Verhöre.
    Über die jüngste Entwicklung in der Tschechoslowakei informiert nun Walter Tauber.
    In einer Art Kleinkrieg wollen die tschechoslowakischen Behörden jetzt offenbar die Unterzeichner der Carta 77 mürbemachen.
    Gestern wurde der Dramatiker Babel Kohout aufgefordert, seine Wohnung in der Nähe der Prager Burg
    in der er seit 14 Jahren lebt, zu räumen.
    Angeblich soll sie westlichen Diplomaten zur Verfügung gestellt werden.
    Dahinter könnte freilich auch der Versuch stecken, Kohout überhaupt aus Prag abzuschieben und ihn damit weiter zu isolieren.
    Sein Telefon ist bereits abgeschaltet.
    Man teilte ihm schriftlich mit, dass die Auflösung seines Anschlusses aus Gründen des öffentlichen Interesses geschehe.
    Eine ärztliche Untersuchung der Frau Koho ergab unterdessen, dass sie am Montagabend eine Meniskus Vernetzung erlitten hat.
    Als Polizistin zivil sie in ein Auto zerrten und zum Verhör im Gefängnis Rosine transportiert.
    Die Verhöre gehen unterdessen weiter.
    Auch gestern wurden wieder zahlreiche Unterzeichner der Charta 77 vernommen.
    Wie zu erfahren ist.
    lehnen zumindest einige der Verhörten weiterhin die Stellungnahme zu der Charta und die Unterzeichnung eines Protokolls ab.
    Sie erklären, dass der Einsatz für die Verwirklichung der Menschen- und Bürgerrechte kein strafrechtlich relevanter Tatbestand sei.
    Im Übrigen seien Sie bereit, mit jedem über die Charta 77 und ihre Ziele zu diskutieren, nur nicht mit der Polizei.
    Mittlerweile ist eine groß angelegte Kampagne gegen die Bürgerrechtsbewegung angelaufen.
    Die Parteizeitung Rudel Bravo beschuldigte die Unterzeichner der Charta auf Bestellung antikommunistischer und zionistischer Zentralen gehandelt zu haben.
    Ein paar Absätze weiter freilich erklärt das Blatt Es sei noch nicht klar, wer hinter der Aktion steht.
    Den richtigen Marschstritt scheint die offizielle Propaganda demnach noch nicht gefunden zu haben.
    In eilig einberufenen Betriebsversammlungen werden die Bürgerrechtler als bankrotte Politiker, Verräter und Handklanger des Imperialismus bezeichnet.
    Man lässt Resolutionen gegen sie verabschieden und veröffentlicht sie in der Presse.
    Ein eigenes Urteil über die Charta 77 und ihre Ziele.
    Freilich können sich nur diejenigen Tschechen und Slowaken bilden, die in der Lage sind, ausländische Sender abzuhören.
    Die tschechoslowakischen Massenmedien mochten die Bevölkerung mit dem genauen Inhalt des Manifests der Bürgerrechtsbewegung bislang nicht bekannt machen.
    Aus Prag berichtete Walter Tauber.
    Die Diskussion um den Bau von Atomkraftwerken, um das Für und Wider der Kernkraftnutzung zur Stromerzeugung, diese Diskussion wird derzeit in sämtlichen westlichen Industriestaaten mit beträchtlicher Vehemenz geführt.
    Vor allem in den europäischen Gemeinschaften, in denen zurzeit 53 Kernkraftwerke in Betrieb und 38 in Bau sind.
    Nach einer Studie der Brüsseler EG-Kommission müssten dabei bis zum Jahre 2000 mindestens 110 weitere Kernkraftwerke errichtet werden, um den wachsenden Energiebedarf der Bevölkerung in den EG-Ländern zu decken und die Abhängigkeit von Öllieferungen der OPEC-Staaten drastisch zu verringern.
    Angesichts immer stärker werdender Einwände vieler Bürger gegen den Atomstrom mussten die europäischen Gemeinschaften allerdings von ihrem ursprünglichen Ziel bis 1985 16 Prozent der Energienachfrage aus der Atomspaltung zu gewinnen, abrücken und ihre Nuklearprogramme reduzieren.
    Die gegenwärtige Prognose lautet, dass man in acht Jahren etwa 9 bis 12 Prozent der Energienachfrage in den EEG-Staaten mit Atomstrom decken wird können.
    Fachleuten scheint aber selbst diese revidierte Prognose zu hoch gegriffen.
    Denn Kernkraftgegner verstärken überall ihre Aktionen.
    So auch im Ägämitgliedsland Belgien.
    Aus Brüssel meldet sich dazu Hans-Peter Ott.
    Interenvironment, Dachverband von 160 kleinen und kleinsten Natur- und Gesundheitsschutzvereinigungen in Belgien, ist jetzt mit der rigorosen Forderung an die Öffentlichkeit getreten, auf die Errichtung neuer Kernkraftwerke müsse generell verzichtet werden.
    die im März letzten Jahres in einem Bericht eines belgischen Sachverständigengremiums vertretene Auffassung, man müsse die Energiegewinnung aus der Atomspaltung forcieren, es bestünden dabei keine unannehmbaren Risiken, sei falsch und irreführend.
    Wenn entsprechende Summen zur Erforschung und Entwicklung anderer Energiearten aufgewendet werden, brauchen wir keine Kernenergie, meinen die Inter-Environment-Vertreter.
    Die stärkere Nutzung der riesigen Kohleverräte mit neuen Verfahren wie der Kohleverstromung oder Vergasung und auf längere Sicht die Verlagerung auf Sonnen-, Wind- oder Meeresenergie sei möglich und auf jeden Fall viel risikoloser als die Atomenergie.
    Die Inter-Environment-Vertreter richten zahlreiche Vorwürfe an das Sachverständigengremium.
    Dessen Bericht sei unvollständig und führe die Öffentlichkeit irre.
    Unvollständig, weil das rein menschliche Element des gesamten Problems außer Acht gelassen werde, irreführend und sogar gefährlich, weil ein unvertretbares, magisches Vertrauen in die Kernenergie gesetzt werde.
    Ein solches Vertrauen sei durch nichts gerechtfertigt, zum Beispiel gäbe es für die Lagerung radioaktiver Abfälle, die in Kernkraftwerken entstehen, noch keinerlei zufriedenstellende Lösung.
    Auch die Versorgung mit Uran, dem nötigen Grundstoff für den Betrieb von Kernkraftwerken, sei keineswegs gesichert.
    In der Tat lassen die Verzögerungen bei den Uranlieferungen aus den USA in die europäische Gemeinschaft solche Befürchtungen zu.
    Da droht Westeuropa in eine neue Abhängigkeit zu geraten, wie es jetzt beim Erdöl aus den OPEC-Staaten der Fall ist.
    Der Bericht des Belgischen Sachverständigenrates, auch Bericht der Waisen genannt, gebe so Interenvironment keine Antwort auf die entscheidende Frage, die da lautet, ist die Kernenergie gefährlich oder nicht?
    Für die Umweltschützer steht fest, dass sie große Gefahren in sich birgt.
    Sie wollen nun erreichen, dass auch in Nachbarländern die Ablehnung des Baus neuer Kernkraftwerke mehr Unterstützung findet.
    Sie sind sich, wie sie auf meine Frage betonten, der Gefährdung Belgiens durch etwaige Neuansiedlungen von Kernkraftwerken in Grenzregionen, also an den Grenzen mit Deutschland, Frankreich oder Holland, voll bewusst.
    In Belgien, das mit 30.000 Quadratkilometern nur ein Achtel der bundesdeutschen Landfläche einnimmt, sind zurzeit erst drei Kernkraftwerke in Betrieb, zwei im Bau und zwei weitere in Auftrag gegeben.
    Wie in Deutschland am Rhein, so konzentriert sich hier
    der Kernkraftwerksbau auf den Scheldefluss.
    Auch darin sehen die belgischen Umweltschützer eine Gefahr.
    Zu Massendemonstrationen wie in der Bundesrepublik Deutschland ist es hier bislang aber noch nicht gekommen.
    Die Vertreter von Interenvironment hoffen, dass ihre Argumente auch so zünden.
    Die belgischen Umweltschützer sind also gegen den Bau von Kernkraftwerken, aus Brüssel berichtete Hans-Peter Ott.
    Einen Skandal um die schwedische Ärzteschaft und um das Gesundheitswesen in Schweden hat die Behauptung eines Stockholmer Arztes ausgelöst, dass Berufskollegen Patienten erpressen, sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen.
    Der Mediziner Sven Britton erhebt diese Anschuldigung in seinem vor kurzem veröffentlichten Buch »Offener Brief an meinen Arzt«, in dem er schreibt, dass Patienten die oft sehr langen Wartezeiten vor Operationen verkürzen können, wenn sie medizinische Versuche in Kauf nehmen.
    Der Verdacht, dass Ärzte ihre Patienten derart erpressen, hat in Schweden verständlicherweise einigen Staub aufgewirbelt.
    Günther Grafenberger berichtet.
    Ein Medizinskandal, von dem bisher offenbar nur die Spitze des Eisberges sichtbar geworden ist, bahnt sich in Schweden an.
    Der Stockholmer Oberarzt Sven Britten beschuldigt in einem in der nächsten Woche unter dem Titel »Offener Brief an meinen Arzt« herauskommenden Buch seine Kollegen, Patienten als Versuchskaninchen zu experimentellen Zwecken benutzt zu haben.
    Konkret geht es um die heute 26-jährige Laboratorassistentin Ulla Clason, die vor sieben Jahren an Gallensteinen operiert wurde.
    Sie vertraute nach der Operation ihrem damaligen Kollegen Dr. Britton an, dass sie nur deswegen so schnell operiert wurde, weil sie sich zu experimentellen Zwecken zur Verfügung stellte.
    Andernfalls hätte ich zwei bis drei Jahre warten müssen, wie mir der damals zuständige Arzt sagte, und das hätte ich vor Schmerzen nicht ausgehalten.
    So gab ich meine Einwilligung und nach der erfolgreichen Gallenoperation steckten mir die Ärzte eine Sonde mit radioaktiven Isotopen in die Wunde, die künstlich offen gehalten wurde.
    Mittels dieser Sonde konnten die Ärzte Gallenflüssigkeit sammeln und aufgrund der Isotopenmessungen den Gallenumsatz beobachten.
    Ulla Claesson berichtet, dass sie wegen der radioaktiven Isotopen Angst gehabt hätte, dass bei einer späteren Schwangerschaft etwa Gefahren für das Kind hätten eintreten können, doch hätten sich diese Befürchtungen als unbegründet erwiesen.
    Der Bericht der früheren Patientin hat in Schweden ebenso wie eine Bombe eingeschlagen wie die Beschuldigung des Oberarztes Dr. Brötten gegen seine Kollegen und gegen gewisse Praktiken in der schwedischen Medizinalpflege.
    Zwar betonen führende Ärzte, im Grunde sei eine solche Erpressung der Patienten nicht möglich, weil es ja in jedem Krankenhaus sogenannte ethische Komitees gibt, die darüber wachten.
    Aber Dr. Britton behauptet, in jenen Komitees säßen nur Ärzte und die seien ja schon von Berufs wegen an medizinischen Experimenten interessiert.
    Ein Medizinalrat weist jedoch darauf hin, dass den ethischen Komitees neuerdings Juristen und Laien angehören.
    Dr. Britton erwähnt nicht nur den Fall der Olaj Klason.
    Unter Zitierung des österreichischen Gesellschaftskritikers und Pfarrers Ivan Ilic, der heute in Mexiko lebt, sagt er, es sei die Medizin, die heute den Menschen bedroht.
    Sie habe ihn entmachtet, er sei nicht mehr Herr über seinen Körper und die gesamte Psychosomatik, also die Einbildungskrankheiten, sei eine Folge der Diktatur der Medizin.
    Er selbst als Krankenhausarzt leide darunter.
    Er sei tief bestürzt über das hündische Zutrauen des Menschen zum Arzt.
    Was dieser empfehle, sei geradezu Befehl.
    Scharf geht der schwedische Arzt dagegen vor, dass nur solche Studenten Medizin studieren dürfen, die über Pauken und nochmals Pauken eine Eins im Abitur bekommen, als ob dies die Qualifikation für einen künftigen Arzt sei.
    Er spricht von solchen Strebern als Personen mit Charakterdefekten und von kalten, unempfindlichen Intelligenzbestien und er wirft dem Kollegium des Medizinalvorstandes vor, dass dort Leute sitzen, die durch lukrative Nebenverträge
    die Arzneimittelindustrie beraten und somit nicht mehr objektiv sein könnten.
    Die Verstaatlichung der schwedischen Arzneimittelindustrie habe nicht ausgereicht, um solche Tendenzen zu unterbinden.
    Noch ehe das Buch, offener Brief an meinen Arzt, auf den Markt kommt, hat es bereits für eine große Diskussion in Schweden gesorgt.
    Aus Stockholm hörten Sie Günther Grafenberger.
    Es ist jetzt drei Minuten nach drei Viertel eins, zwölf Uhr achtundvierzig und wir kommen zum Kulturteil im Mittagsschonal.
    Das Wiener Künstlerhaus bietet für die nächsten Wochen ein sehr reichhaltiges Programm.
    Gestern wurde eine Ausstellung mit Werken russischer nonkonformistischer Maler eröffnet, die jetzt im Westen leben.
    Außerdem ist im Künstlerhaus eine Ausstellung von Aquarellen Heinrich Sussmanns zu sehen.
    Morgen wird der spanische Botschafter im Künstlerhaus die erste große Ausstellung des spanischen Künstlers Dario Villalba in Österreich eröffnen.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Heidi Grundmann.
    Dario Villalba, Jahrgang 1939, war 1970 auf der Biennale von Venedig vertreten.
    1973 wurde er bei der Biennale von Sao Paulo mit einem internationalen Preis ausgezeichnet.
    In den letzten Jahren fielen Villalba-Arbeiten bei den Kunstmessen von Köln und Basel auf.
    Villalba-Retrospektiven in Rotterdam, Brüssel und Bochum fanden große Beachtung.
    Vialba verwendet ganz bewusst Fotos als Grundmaterial für seine häufig sehr großformatigen Bildtafeln.
    Und zwar zur Zeit jedenfalls Fotos von Patienten psychiatrischer Krankenhäuser oder von Gefängnisinsassen.
    Sparsame Pinselstriche, Farbflecken und Kratzer auf den Fotos genügen Vialba zur künstlerischen Formulierung seines Hauptthemas, des Leidens des einzelnen vereinzelten Menschen.
    Was mir als Künstler erlaubt, das Leiden als Thema zu akzeptieren, ist die Überzeugung, dass das Leiden eine der stärksten Realitäten des Lebens ist.
    Bei dieser Ausstellung, wie schon bei einigen vorher, habe ich mein Interesse auf die Außenseite der Gesellschaft konzentriert,
    auf Menschen, die ausgestoßen werden durch die verschiedensten Arten von Entfremdung durch Schmerz, wie zum Beispiel straffällig Gewordene oder Geisteskranke.
    Um meine Arbeit nicht nur einer Elite, sondern allgemein zugänglich zu machen, verwende ich die Fotografie.
    Ich manipuliere die Fotos, übermale sie, verstümmle sie manchmal, blase sie zu Überlebensgröße auf und manchmal nehme ich Details und vergrößere sie.
    Ich verwende die Fotografie, weil sie ein Kommunikationsmedium ist, an das wir uns in der industriellen Gesellschaft alle gewöhnt haben.
    Bei der Biennale von Venedig im vergangenen Jahr, bei der der offizielle spanische Pavillon geschlossen blieb, wurde in einer großen Sonderschau versucht, nicht nur die Kunst der deklarierten spanischen Opposition zu zeigen, sondern auch das, was unter dem Stichwort »spanisches Problem« seit den 50er Jahren in die sehr lebhafte innerspanische Diskussion um die bildende Kunst eingegangen ist.
    Die Tatsache nämlich, dass die Kunst in Spanien nie den Anschluss an internationale Avantgarde-Entwicklungen verloren hat,
    und zugleich immer wieder von einem Regime, dem sie deswegen nach allen Regeln der Kunstgeschichte unseres Jahrhunderts nicht genehm hätte sein sollen, vereinnahmt worden ist, zur höheren Ehre eben dieses Regimes.
    Um die Wahrheit zu sagen, Spanien war in Bezug auf die bildende Kunst sehr offen.
    Die spanische Regierung schickte zu den Biennalen von Venedig und Sao Paulo immer die avantgardistischen Künstler.
    In der Kunst hat es keine strenge Zensur gegeben, wohl aber im Theater, in der Literatur und anderen Sparten.
    In der Kunst aber gab es ziemlich viel Freiheit.
    Ich glaube und hoffe, dass diese Freiheit jetzt größer wird, weil Spanien sich verändert hat und die Regierungssituation anders ist.
    Ich hoffe, dass es viel mehr Freiheit geben wird und viel mehr Möglichkeiten zu schöpferischer Arbeit auf allen Gebieten, nicht nur bei der bildenden Kunst.
    Das spanische Phänomen einer von einer Diktatur jahrzehntelang geduldeten und propagandistisch ausgenützten avantgardistischen, im Prinzip also oppositionellen Kunst, sollte nicht nur Kunsthistoriker interessieren, sondern der Diskussion um die Rolle der Kunst auch in der demokratischen Gesellschaft neue Impulse geben.
    Das war ein Beitrag von Heidi Grundmann.
    Mit demselben Programm, mit dem die Wiener Symphoniker vor kurzem in Linz, Graz, Innsbruck und Salzburg gastiert haben, treten sie heute, morgen und am Sonntag im Wiener Musikverein auf.
    Schumanns Violoncello-Konzert in A-Moll mit Michael Maisky als Solisten und Bruckners dritte Sinfonie in D-Moll werden eingeleitet vom Bruckner Dialog Opus 39 von Gottfried von Einem.
    Mit dem Komponisten, dessen Oper »Kawale und Liebe« kürzlich an der Wiener Staatsoper Uhr aufgeführt worden war, führte Brigitte Hofer folgendes Gespräch.
    Herr Professor, einem äußeren Anlass zur Komposition des Bruckner Dialogs war die Eröffnung des Linzer Bruckner Hauses im Jahr 1974.
    Innerer Anlass war sicher Ihre enge persönliche Beziehung zum Werk Anton Bruckners, denn schon bei der Wahl der Orchesterbesetzung haben Sie sich ja an Bruckners Besetzung für die meisten seiner Werke gehalten.
    Und auch als thematisches Material haben Sie Skizzen verwendet, die noch von Bruckner zum Finale seiner unvollendet gebliebenen 9.
    Symphonie komponiert wurden und erhalten sind.
    Ja, ich bekam von der Stadt Linz den ehrenvollen Auftrag, ein Stück zur Eröffnung des Hauses zu schreiben.
    Vor vielen Jahren hatte mich Dr. Böhm gebeten, die Skizzenburgnis zum 4.
    Satz der 9. anzuschauen, ob es nicht möglich wäre, diesen zu beenden.
    Das fiel mir ein.
    Den Satz zu beenden war nicht möglich, weil zu wenig Material dafür vorhanden ist.
    Und es fiel mir also ein, dieses Choral-Thema aus dem 4.
    Satz.
    Ich schaute es mir wieder an und fand das, was ich brauchte.
    Ich habe nicht Variationen geschrieben, denn ein Burgner-Thema ist meist so angelegt, dass es nicht für Variationen unbedingt zu brauchen ist, sondern eher für Durchführungsformen der Sonate.
    Und habe eine Form entwickelt, die, glaube ich, neu ist.
    Nicht im Sinne von Metamorphosen, auch nicht im Sinne von Variationen, sondern Abwandlungen und Entwicklung aus dem Material selbst.
    Die Uraufführung ihrer »Kawali und Liebe« konnte an der Wiener Staatsoper nur einige Male wiederholt werden.
    Sie wurde dreimal nach der Premiere wiederholt.
    Die letzte Vorstellung musste aus probentechnischen Gründen abgesetzt werden.
    An eine Wiederaufnahme ist jetzt erst im April oder im Mai gedacht.
    Und die nächste Premiere der Oper soll erst im Herbst 1978 in Hamburg erfolgen.
    Ist es nicht ein bisschen unbefriedigend für Sie, wenn jetzt die Oper so lange brach liegt eigentlich?
    Ja, es ist schade natürlich, dass in Wien ein so großer Zwischenraum zwischen den nächsten Aufführungen liegen soll.
    Es scheint mir aber noch nicht klar zu sein, ob das tatsächlich auch so sein wird.
    Der Zwischenraum zwischen der U-Aufführung und der Premiere in Hamburg ist deshalb entstanden, weil ich hier darauf Wert legte, dass Herr von der Hohenalli mit Frau Silja das Stück in Hamburg herausbringen und es war kein anderer Termin disponibel, weil die Schwierigkeiten aufgetreten waren durch den Brand des Depots, der Kulissen und
    alles andere schon festlag.
    Daher dieser Zeitraum.
    Ich glaube nicht, dass es dem Stück als solchen schädlich ist.
    Etwas abwarten und bedenken kann nie schaden.
    Ist eine Aufführung an einen anderen Opernhäusern gedacht?
    Es sind verschiedene Anfragen, aber vom Verlag noch nicht abgeschlossen worden, weil ich das in Ruhe erstmal hingehen lassen möchte.
    Aber man hört, dass Sie eine neue Symphonie schon Anfang Dezember im Musikverein uraufführen werden.
    Ja, Direktor Moser gab mir einen Auftrag, im Auftrag des Musikvereins eine Sinfonie zu schreiben.
    Ich habe es mir insofern schwer gemacht, als ich zu einer Viersätzchen nicht die Ausrede fand, sondern also das Stück dann tatsächlich geschrieben habe.
    Ein schweres Problem, denn es gibt, wie Sie wissen, sehr viele gute Sinfonien, geradezu allzu viele.
    Und ich habe also das Stück beendet und am 1.
    Dezember ist in Wien die Uraufführung.
    Welche Besetzung steht noch nicht fest?
    Ja, also wer der Dirigent ist, wissen wir noch nicht.
    Direktor Moser hat Herrn Srowaczewski gefragt.
    Bisher ist noch keine Antwort.
    Daher kann ich noch nichts sicheres sagen.
    Mit Gottfried von Einem sprach Brigitte Hofer.
    Zum Abschluss des Journals, vier Minuten vor 13 Uhr, nun noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Der Index der Verbraucherpreise stieg im Jahre 1976 um durchschnittlich 7,4 Prozent.
    Im Dezember betrug die Indexsteigerung gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres 7,2 Prozent.
    Am stärksten stiegen die Gruppen Wohnung, Tabak sowie Körper- und Gesundheitspflege.
    Verteidigungsminister Lütgendorf sagte zu dem umstrittenen Waffentransport nach Syrien, der auf dem Flughafen Schwechert gestoppt wurde, derzeit laufe eine strenge Untersuchung über alle Einzelheiten dieses nicht zustande gekommenen Geschäftes, das 400.000 Schuss Munition aus Beständen des Bundesheeres betrifft.
    Ziel der Untersuchung sei es, herauszufinden, wie es überhaupt gekommen sei, dass diese Munition für den Export freigegeben wurde, sagte Lütgendorf.
    Konkrete Unterlagen über diese Affäre werden bis Montag vorliegen.
    Neben dieser Problematik kamen bei der Klausurtagung der Regierung in Bad Kleinkirchheim vor allem wirtschaftliche Themen zur Sprache, wobei Finanzminister Androsch darauf hinwies, dass für die Wirtschaft im Grundbudget heuer mehr als 49 Milliarden Schilling zur Verfügung stünden.
    Der ÖVP-Bundesrat Schweiger sagte heute, in zahlreichen europäischen Ländern setze sich die Forderung nach Föderalismus und Regionalisierung immer mehr durch.
    In Österreich sah eine gegenläufige Tendenz festzustellen.
    Durch mehr Gesinnung zum Föderalismus müsse der Bundesrat politisch aufgewertet werden, meinte der ÖVP-Politiker.
    Er warf der SPÖ-Regierung weiters vor, den Ländern immer wieder zusätzliche Lasten zugemutet zu haben.
    Großbritannien.
    Der frühere britische Premierminister Anthony Eden ist heute im Alter von 79 Jahren gestorben.
    Tschechoslowakei.
    Der Dramatiker Pavel Kohut ist angeblich von den Behörden angewiesen worden, seine Wohnung in Prag innerhalb von drei Wochen zu verlassen.
    Unterdessen sind neue Repressionen gegen die Unterzeichner des Manifests Charta 77 bekannt geworden.
    Verhöre von Bürgerrechtskämpfern und Hausdurchsuchungen dürften an der Tagesordnung sein.
    Frankreich Die Regierung in Paris erläutert in einer Erklärung an das israelische Außenministerium die juristischen Gründe für die Freilassung des palästinensischen Terroristen Abu Dhabi.
    Israel Die frühere Ministerpräsidentin Golda Meir erklärte zur Affäre Abu Dhabi, sie habe Mitleid mit Millionen Franzosen, die sich für ihre Regierung schämten.
    In Haifa sind Flugschriften verteilt worden, auf denen die Bevölkerung zu einem Boykott französischer Produkte aufgerufen wird.
    Libanon.
    Präsident Sarkis erklärte, dass erst etwa 75 Prozent der schweren Waffen aus den Beständen der rivalisierenden Bürgerkriegsparteien sichergestellt worden seien.
    USA Der künftige Präsident Carter steckt in Telefongesprächen mit dem deutschen Bundeskanzler Schmidt, dem französischen Staatspräsidenten Giscard d'Estaing, dem britischen Premierminister Cullen und dem japanischen Ministerpräsidenten Fukuda die Richtlinien seiner Politik gegenüber den wichtigsten Verbündeten der USA ab.
    Erörtert wurden auch Wirtschaftsfragen.
    Zwischen Carter und Schmidt soll es in den nächsten Monaten zu einem persönlichen Treffen kommen.
    Italien
    Die Kommunistische Partei registrierte im Jahre 1976 ein finanzielles Defizit von umgerechnet etwa 10 Millionen Schilling.
    Sowjetunion.
    In Moskau hat ein dreitägiges Treffen des Internationalen Forums der Friedenskräfte begonnen.
    Mit diesen Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, ist das Mittagsjournal beendet.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder heute Abend um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Edgar Sterbens verabschiedet sich im Namen von Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Regierungsklausur in Kärnten - Kreisky kündigt Konferenzserie an, Lütgendorf nach vier Tagen Gespräch mit Kreisky
    Interview: Verteidigungsminister Lütgendorf
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Lütgendorf, Karl [Interviewte/r] , Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Regierungsklausur
    Mitwirkende: Steinwendner, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verbraucherpreisindex Dezember 1976 7,2 %, 1976 7,3 %
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    WIFO zu Lehrlingsproblem - österreichische Wirtschaft kann alle Lehrlinge aufnehmen
    Interview: Dr. Butschek
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Butschek, Felix [Interviewte/r]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Der ehemalige Vorsitzende des Bundesrates Dr. Schwaiger fordert echtes Veto-Recht für die Länderkammer
    Einblendung: Dr. Schwaiger
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Schwaiger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Repressalien gegen Regierungskritiker in CSSR werden fortgesetzt, Kohout soll Wohnung verlassen
    Mitwirkende: Tauber, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung - Dario Villalba im Künstlerhaus
    Einblendung: Dario Villalba
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Villalba, Dario [Interviewte/r]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Künstlerhaus, Theater im Künstlerhaus [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gottfried von Einem, Bruckner-Dialog im Musikverein
    Einblendung: Gottfried von Einem
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Einem, Gottfried von [Interviewte/r]
    Datum: 1977.01.14 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Musikverein [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.01.14
    Spieldauer 00:59:40
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.01.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770114_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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