Mittagsjournal 1984.05.22

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Louis Glück begrüßt Sie bei Mittagschanal.
    Wir berichten heute unter anderem von der Pressekonferenz von Bundeskanzler Sinovac nach dem Ministerrat.
    Der Regierungschef sah sich erneut mit Fragen zum Kraftwerksprojekt Heimburg konfrontiert.
    Aber er nahm unter anderem auch zum Fall des sowjetischen Dissidenten Sakharow Stellung.
    Zwei Beiträge planen wir heute zum Thema das erste Jahr der kleinen Koalition.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf bilanzierte in seinem wöchentlichen sogenannten Pressefrühstück und an ÖGB-Präsident Anton Benja wollen wir einige Fragen zur bisherigen Tätigkeit der Regierung richten, die ja übermorgen ihren einjährigen Bestand feiert.
    Aus dem Bereich Wirtschaft heute ein Beitrag zum Thema, wie werden in Österreich marode Betriebe saniert, am Beispiel der Leica Mürztaler Papierfabrik, die zum CA-Konzern gehört und nach starken Personalreduktionen nun seine Verluste abgebaut hat.
    Ex-UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim gibt derzeit in Wien eine Pressekonferenz, Thema die Verhärtung zwischen den Supermächten.
    Und dann berichten wir ebenfalls aus Wien über eine internationale Tagung zum Thema elektronische Medien und Arbeiterbildung.
    ORF-Generalintendant Gerd Bacher hat dabei zum Thema können elektronische Medien bilden referiert.
    Auslandsthema, abgesehen von der Waldheim Pressekonferenz, ist die deutsche Streiklage.
    Heute begannen ja die Aussperrungen.
    Kultur, 60 Jahre, Wiener Sängerknaben.
    Zunächst aber der Nachrichtenüberblick, verantwortliche Redakteurin Elisabeth Mahners und Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Mit Beginn der Frühschicht haben heute in Nordwürttemberg-Nordbaden die angekündigten Aussperrungen in der Metallindustrie begonnen.
    Sie sind eine Reaktion der Arbeitgeber auf die Streiks der Industriegewerkschaft Metall zur Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
    Von der Aussperrung sind etwa 65.000 Beschäftigte betroffen.
    Die Gewerkschaft und die Arbeitgeber haben gestern Abend neue Verhandlungen zur Lösung des Arbeitskonflikts vereinbart.
    Die Gespräche sollen am kommenden Donnerstag in Stuttgart beginnen.
    Sowjetunion.
    Der deutsche Außenminister Genscher ist heute Vormittag von Staats- und Parteichef Tschernenko in Moskau empfangen worden.
    Einzelheiten der Unterredung sind nicht bekannt.
    Zuvor traf Genscher nochmals mit seinem sowjetischen Ressort-Kollegen Gromyko zusammen.
    Dabei traten weder die gegensätzlichen Positionen zwischen Ost und West, besonders in der Rüstungsfrage, zutage.
    Der deutsche Außenminister beendet seinen Besuch in Moskau am Nachmittag.
    Das Schicksal des Friedensnobelpreisträgers Andrei Sakharov ist weiterhin ungewiss.
    Sakharov ist seit 2.
    Mai im Hungerstreik, um die Ausreise seiner Frau Jelena Bonner zur medizinischen Behandlung im Westen durchzusetzen.
    Die Stieftochter Sakharovs äußerte die Befürchtung, dass der Regimekritiker möglicherweise bereits tot sei.
    Unterdessen ist Sakharov von der amerikanischen Pennsylvania Universität in Philadelphia in Abwesenheit zum Ehrendoktor ernannt worden.
    Der Rektor der Hochschule betonte, Sakharovs Prinzipienfestigkeit sollte das Gewissen von Regierungen und Menschen in der ganzen Welt wachrütteln.
    Der Chef der sowjetischen Luftverteidigung, General Oberst Semyon Romanov, ist tot.
    Die Armeezeitung Roter Stern berichtet in einem Nachruf, Romanov sei bei der Ausübung seines Dienstes im Alter von 63 Jahren plötzlich gestorben.
    Die Luftverteidigung war für den Abschuss des südkoreanischen Jumbo-Jets im September vergangenen Jahres verantwortlich.
    Westliche Beobachter nehmen an, dass Romanov damals den Befehl gab.
    Unter westlichen Diplomaten in Moskau kursiert das Gerücht, dass der General bei einem Truppenbesuch in Afghanistan getötet worden sein könnte.
    USA, Nahe Osten.
    Präsident Reagan hat König Fahd von Saudi-Arabien notfalls bewaffneten Schutz für bedrohte Öltanker im Persischen Golf zugesichert.
    Demnach sind die USA bereit, im Ernstfall militärisch einzugreifen, um Öltanker vor iranischen oder irakischen Angriffen zu schützen.
    Reagan forderte Zugang zu saudi-arabischen Flugplätzen für den Fall, dass eine amerikanische Intervention erforderlich werden sollte.
    Facht hat unterdessen deutlich gemacht, dass er zur Verteidigung seines Landes alle militärischen Mittel einsetzen werde.
    Der Irak hat neuerlich angekündigt, er werde weiterhin Öltanker angreifen, die sich in der vom Irak erklärten Sperrzone um die iranische Insel Kharg aufhielten.
    Der Irak verfüge über genügend moderne Waffen, um den iranischen Ölhafen lahmzulegen, hieß es in Bagdad.
    Europäische Gemeinschaft
    Die für Wirtschafts- und Energiefragen zuständigen Minister der zehn Mitgliedsländer der Gemeinschaft treten heute in Brüssel zu einer Sondersitzung über die Lage am Golf zusammen.
    Ein Sprecher der europäischen Gemeinschaft teilte mit, auch eine völlige Sperre der für die Erdölversorgung des Westens besonders wichtigen Straße von Hormuz würde keine unmittelbare Krise auslösen.
    Schweden.
    Im WSB auf Gotland hat heute eine Konferenz der Regierungschefs der EFTA-Mitgliedstaaten begonnen.
    Österreich ist dabei durch Bundeskanzler Sinowaz, Handelsminister Steger und Außenminister Lanz vertreten.
    Steger sagte heute in einer Rede, die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft könnten nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Länder gelöst werden.
    Er unterstrich die Bedeutung eines offenen, freien Welthandelssystems, besonders für kleine, stark außenhandelsorientierte Länder.
    Der Vizekanzler warnte vor protektionistischen Maßnahmen und sprach sich auch für eine liberale Haltung gegenüber den Entwicklungsländern aus.
    Italien
    Die italienischen Zollbeamten haben heute einen 48-stündigen sogenannten Dienst nach Vorschrift begonnen.
    Während dieser Zeit wollen die Beamten nur ihren normalen Dienst von 8 bis 14 Uhr versehen und keine Überstunden leisten.
    Fernfahrer können somit ab 14 Uhr nicht abgefertigt werden.
    Die Gewerkschaften fordern die Einstellung zusätzlicher Zollbeamter und die Vergütung von Überstunden.
    Im vergangenen Februar hatte ein Bummelstreik der italienischen Zollbeamten zu heftigen Reaktionen der Fernfahrer geführt.
    Sie blockierten ihrerseits drei Wochen lang die Alpenübergänge nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz.
    Österreich
    Der Bundesvorstand des ÖGB hat heute eine Resolution beschlossen, die auch zu Energiefragen Stellung nimmt.
    Darin heißt es unter anderem, der Bundesvorstand des Gewerkschaftsbundes bekenne sich zur Bevorzugung jener Formen der Energieerzeugung, die die geringste Umweltbeeinträchtigung bedeuten, nämlich Wasserkraft und Kernenergie.
    Er trete deshalb für einen möglichst umweltschonenden Bau des Kraftwerks Hainburg ein.
    Außerdem begrüße er die Initiative der Bundesregierung, das Kernkraftwerk Zwentendorf und die noch zu errichtenden Kraftwerke Heinburg und Dorfertal zur Entscheidung zu stellen.
    Nach den Worten von ÖVP-Generalsekretär Michael Graf läuft die Regierung Sinobards Steger Gefahr, den wirtschaftlichen Aufschwung zu verschlafen.
    In einem Pressegespräch in Wien sagte Graf heute, im Gegensatz zum übrigen westlichen Ausland bleibe die Konjunktur in Österreich wegen der verfehlten Politik der Bundesregierung gespalten.
    Die Exporte nehmen zwar zu, die Binnenkonjunktur habe sich aber wegen des Maßnahmenpakets der Regierung nicht verbessern können.
    Der ÖVP-Generalsekretär warf der Regierung vor, das Wirtschaftsklima zu verschlechtern und den Leistungsgedanken zu zerstören.
    Graf verlangte neuerlich eine steuerliche Begünstigung von Investitionen, eine Steuerpolitik zugunsten der Klein- und Mittelbetriebe und die Sanierung defizitärer Staatsbetriebe, vor allem der österreichischen Bundesbahnen.
    Zum ersten Mal liegt jetzt eine Studie über die Kosten der Berufsausbildung in Österreich vor.
    Bei der Untersuchung im Auftrag der Bundeswirtschaftskammer wurden 15 besonders wichtige Lehrberufe durchleuchtet.
    Die Studie ergab, dass 60 bis 70 Prozent der Betriebe mit Nettokosten für die Lehrlingsausbildung bis zu 100.000 Schilling pro Jahr rechnen müssen.
    30 bis 40 Prozent der Betriebe können langfristig gesehen Nettoerträge erwarten.
    Nach einer Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind die Anfänger im Straßenverkehr die Todeskandidaten Nummer eins.
    Wie aus einer jetzt veröffentlichten Statistik hervorgeht, hat jeder zweite Unfalldenker den Führerschein seit höchstens sieben Jahren.
    Zur Eindämmung des Anfängerrisikos schlagen die Verkehrsexperten die Einführung einer zweiten Ausbildungsphase vor.
    So sollte die Lenkerberechtigung nicht wie jetzt unbefristet erteilt, sondern mit der Auflage gekoppelt werden, ein zusätzliches Ausbildungsprogramm zu absolvieren.
    Anfänger, die häufig durch Verkehrsübertretungen auffallen, sollten demnach einer spezifischen Nachschulung unterzogen werden.
    Die Wiener Sängerknaben feiern in diesen Tagen das 60-Jahr-Jubiläum ihrer Neugründung.
    Aus diesem Anlass findet heute im großen Musikvereinssaal ein Festkonzert statt, bei dem Anton Bruckners F-Moll-Messe aufgeführt wird.
    Nach dem Zusammenbruch der Monarchie gab es einige Jahre lang keine Wiener Sängerknaben.
    Zur Fortsetzung der mehr als 400 Jahre alten musikalischen Tradition wurde im Mai 1924 wieder ein Knabenchor gegründet.
    Schweiz.
    Der Weltfußballverband FIFA feiert heute sein 80-jähriges Bestehen.
    Am Gründungstag im Jahr 1904 zählte die FIFA sieben Mitglieder, heute sind es 150.
    Aus Anlass des Jubiläums treffen heute in Zürich Fußballweltmeister Italien und Vizeweltmeister Bundesrepublik Deutschland zur Weltmeisterschaftsrevanche aufeinander.
    Die Wetterlage.
    Das Tief über der Nordsee hat im Ostalpenraum einen Einfluss verloren.
    Die Wetterbesserung wird jedoch nur von kurzer Dauer sein, da in der Folge eine Tiefdruckstörung von Südwesten her auf Österreich übergreifen wird.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Lokal Ausbildung teils gewittriger Regenschauer.
    Sonst bei unterschiedlicher Bewölkung, teilweise sonniges Wetter.
    Winde aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 15 bis 22 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 5 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Vor allem im Osten sonnige Abschnitte, sonst veränderliche, im Tagesverlauf eher zunehmende Bewölkung und nachfolgend teils gewittrige Strichregen.
    Winde aus Südost bis West.
    Frühtemperaturen 5 bis 12 Grad, Tageshöchstwerte 15 bis 20, im Osten noch bis 23 Grad.
    Die Vorschau auf Donnerstag, regnerisch und kühler.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wienstadt bewölkt, 16 Grad, Westwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, 16 Grad, Nordwest 10 Kilometer.
    Linz bedeckt 13°C, Salzburg bedeckt 11°C, Südost 10 km, Innsbruck stark bewölkt 13°C, Bregenz heiter 15°C, Nord 10°C, Graz stark bewölkt, leichter Regenschauer 16°C, Süd 15 km und Klagenfurt stark bewölkt 15°C, Südwind 15 km in der Stunde.
    12 Uhr und 12 Minuten fangen wir im Inland an.
    Die Mehrzahl der innenpolitischen Termine in dieser Woche sind mehr oder minder deutlich auf den Umstand zugeschnitten, dass am Donnerstag das Kabinett Hinnerwatz-Steger genau ein Jahr im Amt sein wird.
    Dieser Umstand kam heute in der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung auch zur Sprache, bildete den Schwerpunkt bei einem Pressegespräch
    des ÖVP-Generalsekretärs Michael Graf und war für uns am Rande einer Vorstandssitzung des Gewerkschaftsbundes auch der Anlass für ein Gespräch mit ÖGB-Präsident Anton Benja zu diesem Thema, das in diesen Minuten, wie ich hoffe, aufgenommen wird.
    Zunächst zur Regierungssitzung.
    Hier kreistet das Schwergewicht der Fragen darum, ob für die rot-blaue Koalition nicht das Problem des Donaukraftwerksprojektes Heimburg das politisch schwierigste im ersten Jahr der Regierung gewesen ist.
    Wilfried Seifert meldet sich aus dem Bundeskanzleramt.
    Heimburg, der Symbolbegriff, der Zwentendorf in der Energiediskussion längst abgelöst hat, war für die knapp ein Jahr alte kleine Koalition ein Problem, aber nur eines unter anderem.
    Mit dieser Formulierung versuchte Bundeskanzler Sinowaz, die recht unübersichtlich gewordene Diskussion wieder in den Rahmen alltäglichen politischen Geschehens zurück zu verkleinern.
    Sinovac sprach dabei neuerlich den ausdrücklich als politisch bezeichneten Wunsch aus, bald mit dem Kraftwerksprojekt zu beginnen, aus all den Gründen, die schon vielfach aufgezählt wurden und hier nicht wiederholt werden sollen.
    Es habe nie einen Zweifel gegeben, dass er für Heimburg sei, dass er aber auf das jetzt laufende Behördenverfahren über Baubewilligung oder Nicht-Baubewilligung keinen Einfluss nehmen könne oder wolle.
    Die ausdrückliche Erwähnung des Kraftwerksprojekts bei Hainburg in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers bedeute aber nicht, dass er dabei persönliche Wünsche einzubringen habe.
    Ich habe Herzenswünsche, die ich da nicht äußere.
    Und auch Herzenswünsche sind etwas anderes als Regierungserklärungen.
    Noch direkter die Frage, ist Bundeskanzler Sinowaz bereit, wie sein Vorgänger, zumindest andeutungsweise sein politisches Schicksal mit dem Bau eines Kraftwerks zu verbinden?
    Wird er im Falle einer Ablehnung Hainburgs zurücktreten?
    Nein, ich trete nicht zurück.
    Sinovac hält auch nichts davon, wie etwa der Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Herbert Moritz von der SPÖ vorgeschlagen hat, jetzt einmal ein halbes Jahr zuzuwarten, bis sich die Diskussionswellen um den Strom gelegt haben könnten.
    Seiner Meinung nach werden die behördlichen Verfahren ohnehin lang genug dauern, wobei Sinovac offensichtlich mit einer Ablehnung in erster Instanz rechnet.
    Ich glaube, dass Heimburg notwendig ist und richtig ist, aus ökonomischen und ökologischen Gründen.
    Daher trete ich dafür ein.
    Daher haben wir es in die Regierungserklärung genommen.
    Daher sind wir ehrlich genug, um das öffentlich zu sagen, auch zu dem Zeitpunkt, bei dem andere, die auch dafür eingetreten sind, es vergessen haben, dass sie eingetreten dafür sind.
    von Österreichs politischem Hauptthema zu einem der jetzt viel diskutierten Anliegen der Weltpolitik, zu dem Hungerstreik des sowjetischen Dissidenten Andrei Sacharow.
    Wie steht Sinowatz zum Verhalten der sowjetischen Behörden?
    Ich bin der Auffassung, dass dieses Verhalten tatsächlich bedauerlich ist.
    Ich bin durchaus auf dem Standpunkt, dass was getan werden kann, für das Anliegen Sacharows getan werden sollte.
    Abgesehen davon, dass ich nicht genau weiß, wie das Gesundheitszustand ist, auf alle Fälle bin ich dafür, dass die Menschen ein hohes Maß an Freizügigkeit haben müssen bei ihren Entschlüssen, ob sie wo bleiben wollen oder nicht.
    Soviel als Zusammenfassung des heutigen Nachministerratsgeschehen.
    Zurück zum Moderator des Mittagsschonals.
    Soweit war also der Bericht von der wöchentlichen Sinovac-Pressekonferenz.
    Am Schluss hörten Sie eine Stellungnahme des Bundeskanzlers zum Fall des sowjetischen Nobelpreisträgers und Regimekritikers Andriy Sakharov.
    Mit diesem Thema beschäftigen wir uns heute Abend auch in der Sendung Journal Panorama ab 18.30 Uhr in Österreich 1.
    Vorgestellt wird das Buch Die Türen öffnen sich der sowjetischen Dissidentin Raisa Orlova-Kopelev.
    In einem Interview nimmt sie die im Exil lebende, in der Bundesrepublik lebende Frau Orlova-Kopolev auch unter anderem zum Fall Sakharov Stellung.
    Ihre Hoffnungen, sagt sie dabei, jemals wieder in ihre Heimat zurückzukehren, sind durch das Verhalten der sowjetischen Behörden gegenüber dem Ehepaar Sakharov erheblich gedämpft worden.
    Reissa Orlova Kopelev ist die Frau des bekannten russischen Schriftstellers und Bürgerrechtskämpfers Lev Kopelev.
    Bisher stand sie mehr im Schatten ihres Mannes.
    Ihr erstes Buch, Die Türen öffnen sich langsam, wird also heute Abend im Journal Panorama ab 18.30 Uhr in Österreich 1 vorgestellt.
    Wir setzen jetzt fort mit einem Bericht von der Pressekonferenz des ÖVP-Generalsekretärs Michael Graf.
    Er hatte als Motto für sein Pressegespräch auch Einjahr-Kabinett Sinovac-Steger gewählt.
    Tenor der ÖVP-Bilanz, die Regierung laufe Gefahr, den wirtschaftlichen Aufschwung zu verschlafen.
    Fritz Besata berichtet.
    Vor der heutigen Regierungssitzung hat der Generalsekretär der ÖVP, Michael Graf, eine Bilanz über Einjahr-Koalitionsregierung Sinovac-Steger gezogen.
    So wie gestern ÖVP-Parteiobmann Alice Mock sah heute sein Generalsekretär keinen Grund, der Regierung gute Zensuren zu erteilen.
    Im Gegenteil, nach Meinung Graf läuft die Bundesregierung Gefahr, den wirtschaftlichen Aufschwung zu verschlafen.
    Mit Hinweis auf die sich verstärkende internationale Konjunktur konstatiert auch Graf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich, allerdings mit folgender Einschränkung.
    Zwar würden die österreichischen Exporte kräftig zunehmen, allein die Binnenkonjunktur hat sich nach Meinung Graf's nicht entwickelt.
    Für den ÖVP-Generalsekretär liegt der Grund darin vorrangig, in dem seiner Meinung nach verfehlten Belastungspaket der Regierung.
    Nicht wegen, sondern trotz dieser Regierungspolitik hat sich die österreichische Wirtschaft geringfügig belebt.
    Aber statt nun hier diese Ansätze auszunützen und mit Konzepten weiterzuarbeiten, legt die Regierung die Hände in den Schoß und beschränkt sich auf den Stereotypen-Slogan, der Aufschwung ist da, wir haben es geschafft und dazu bald der Bundeskanzler die Fäuste.
    Die Volkspartei kann sich dieser Selbstzufriedenheit und Passivität nicht anschließen.
    Für die Volkspartei ist der vielzitierte Aufschwung erst dann erreicht, wenn die Arbeitslosigkeit unter die 3-Prozent-Marke gedrückt wird, die Strukturprobleme der Verstaatlichen gelöst sind und wenn die Arbeitnehmer und Pensionisten nicht länger Verluste bei ihren Reallöhnen hinnehmen müssten, sagte Graf.
    Die VB verlangt deshalb einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel.
    Besonders scharf wandte sich Graf heute dagegen, dass im Zuge der geplanten Steuerreform die steuerliche Begünstigung von Überstunden abgeschafft und die Sozialversicherungsbeiträge als Absetzbeträge in die Steuerprogression einbezogen werden könnten.
    Entsprechende Gerüchte hatte das Magazin Profil in seiner dieswöchigen Ausgabe berichtet.
    Soviel von ÖVP-Generalsekretär Graf und damit zurück.
    Ein Bericht von Fritz Pessater, es ist 12 Uhr und 19 Minuten.
    Operation gelungen, Patient tot, war in den vergangenen Jahren oft genug das Ergebnis von Versuchen, marode Betriebe in Österreich, von denen es bekanntlich nicht wenige gibt, zu sanieren.
    Und das gilt sicher nicht nur für spektakuläre Pleiten wie Eumig und Klimatechnik.
    Wenn es also einmal heißen kann, Operation gelungen, Patient lebt, dann ist das Grund genug, sich näher damit zu befassen.
    Der überlebte Patient heißt in diesem Fall Leica Mürztaler Papier und Zellstoff AG und ist noch dazu ein Konzernbetrieb der Kreditanstalt Bankverein.
    Und zum Leihkam-Konzern gehörte unter anderem die Papier- und Zellstofffabrik Niklasdorf in der Steiermark.
    Die Versuche, dieses mehrmals verkaufte Unternehmen zu sanieren, haben sich über Jahre hingezogen.
    Politische Interventionen haben die Sache nicht leichter gemacht.
    CA-Chef Hannes Androsch spielte mehr als einmal Feuerwehr, wenn die Arbeiter und Angestellten dieses Betriebes auf die Straße gingen, um ihrer Angst um Arbeitsplatz und Existenz Luft zu machen.
    Im Winter vergangenen Jahres wurden Wiederverkaufsverhandlungen geführt, nachdem ein eher sagenhafter arabischer Käufer aufgetaucht war, den der auslandsösterreichische Ingenieur Wilhelm Papst präsentiert hatte.
    Aber nicht die arabische Gruppe, sondern Papst selbst und der niederösterreichische Papierindustrie, Ingenieur Thomas Prinzhorn, Besitzer der Papierfabrik Hamburger Moosbrucker, waren schließlich die Käufer.
    Damit aber war Leigham endlich seinen chronischen Verlustbringer los.
    Jetzt wurde Bilanz gelegt und siehe da, im vergangenen Jahr machte Leigham jahrelang eins der Sorgenkinder unter den CA-Konzernbetrieben keinen weiteren Verlust mehr.
    Man hat saniert, aber um welchen Preis?
    Hans Adler beschäftigt sich mit dieser Frage.
    Leigham ist aus dem Schneider.
    185 Arbeiter und Angestellte suchen einen neuen Posten.
    Würden diese 185 nicht suchen, hätten vermutlich alle 420 ursprünglich in Niklasdorf beschäftigten Menschen keinen Arbeitsplatz mehr.
    So sieht, ganz emotionslos betrachtet, die Rechnung aus, die dem Verkauf der Niklasdorfer Fabrik, die inzwischen wieder den alten Firmennamen Prigl und Bergmeister trägt, zugrunde liegt.
    Und angesichts dieser Rechnung konnte gestern Abend auch der Zentralbetriebsratsobmann des Leicam-Konzerns, Kurt Roth, einigermaßen zufrieden, neben seinem noch amtierenden alten Chef, Dr. Herbert Pock, und seinem ab Herbst amtierenden neuen Chef, Dr. Siegfried Meisel, sitzen.
    Dem neuen Herrn wird die Durchführung eines Unternehmenskonzepts so bliegen, dass der alte zur Zeit ausarbeiten lässt.
    Und zur weiteren Sanierung des immerhin auch nach dem Verkauf von Niklasdorf immer noch größten Papierkonzerns Österreichs gehört auch der Verkauf einer weiteren Fabrik, nämlich jener in Fronleiten, ebenfalls in der Steiermark.
    Und wieder geht es um Arbeitsplätze, konkret um etwa die Hälfte der Belegschaft, die vom Käufer, dem oberösterreichischen Verpackungsmaterialproduzenten Bauernfeind, nicht übernommen wird.
    Man hat eine komplizierte Konstruktion der Übergabe gewählt, um Härten zu verhindern und Zeit zu gewinnen, um die Belegschaft durch den natürlichen Abgang, also durch Pensionierung oder dadurch zu verringern, dass in einem Betrieb eben immer der eine oder andere geht, weil er einen neuen Arbeitsplatz gefunden hat.
    und der wird dann nicht ersetzt.
    Dafür hat man sich bis 1986 Zeit gegeben.
    Was innerhalb des Leihkamm-Konzerns geschieht, ist betriebswirtschaftlich richtig und vielen anderen Unternehmen zur Nachahmung zu empfehlen.
    Es zeigt aber deutlich das Dilemma zwischen dem immer wieder gebrauchten Wort Rationalisierung, das praktisch immer den Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet, und der unbedingten Notwendigkeit, diese Rationalisierung dennoch durchzuführen, um konkurrenzfähig zu bleiben,
    weil sonst auch die restlichen Arbeitsplätze gefährdet sind, wenn nämlich das Schiff samt Besatzung untergeht und vor dem Konkursrichter landet.
    Es stellt sich aber die Frage, warum kauft zum Beispiel ein anerkannter Industrieller wie Thomas Prinzhorn einen Verlustbetrieb, doch nicht, um selbst daran Geld zu verlieren.
    Dazu die Erklärung des Verkäufers, Leihkammschef Herbert Bock.
    Nein, aus der Leikam-Sicht waren wir ja bekanntlich verhalten, dieses Werk im vollen Umfang, also beide Maschinen, bis Ende 1983 zu betreiben.
    Unsere Rechtsnachfolger, genau bin ich nicht informiert, was dort nunmehr gemacht wird, haben jedenfalls bessere Möglichkeiten als wir, dadurch, dass nur die größeren der beiden Papiermaschinen betrieben werden.
    braucht.
    Es sind lohnmäßige, bessere Voraussetzungen, wenn man das besser nennen kann, nämlich, dass nur die kollektivvertraglichen Mindestlöhne bezahlt werden und wir bei der Leihkampf- und das hat auch für Nickersdorf gegolten, doch eine 20 bis 25 prozentige Überzahlung gehabt haben.
    Für Laikam heißt es jetzt, so wurde gestern erklärt, sich auf die beiden Hauptbetriebe in Gratkorn bei Graz und in Bruck an der Mur zu konzentrieren.
    Dort werden in der nächsten Zeit jene Umstellungen und Investitionen getätigt, die dem Konzern einigermaßen sicher über die nächsten Jahrzehnte helfen sollen.
    Dass 1983 zum ersten Mal nach Jahren ausgeglichen bilanziert werden konnte, geht zum Teil auf Hilfen der CA zurück, zum Teil darauf, dass man den Verlustbringer in Niklasdorf los ist.
    Die CA wird das Aktienkapital des Unternehmens Leihkamm aufstocken, schließlich ist die Deckung durch dieses Kapital für die Kredite wichtig, ohne die nun einmal kein Unternehmen große Investitionen vornehmen kann.
    Und für Leikam-Chef Pock und seine Crew ist CA-Generaldirektor Androsch Griff in die Tasche, gleichzeitig der Lohn der guten Tat, einen der in Schwierigkeiten befindlichen Konzernbetriebe der Bank über die Hürden gebracht zu haben.
    Das war ein Beitrag von Hans Adler.
    In Wien hat heute früh eine internationale Tagung zum Thema elektronische Medien und Arbeiterbildung begonnen, die bis Donnerstag dauern wird.
    Veranstalter sind gemeinsam der Österreichische Gewerkschaftsbund und der Internationale Verband für Arbeiterbildung.
    Ziel des Kongresses, an dem Vertreter aus 14 europäischen, asiatischen und afrikanischen Ländern teilnehmen, ist es, eine Strategie zu erarbeiten, wie die elektronischen Medien in der Arbeiterbildung genützt werden können.
    Dabei kam bereits am ersten Tag das Dilemma zur Sprache, vor dem Volksbildner oft stehen.
    Roland Adrovica berichtet.
    Kabelfernsehen, Satelliten-TV, Videorekorder, Bildplatte.
    Allein die Aufzählung dieser Schlagworte zeigt, dass sich die elektronische Medienlandschaft im Umbruch befindet.
    Und zwar in einem Umbruch, dessen Grenzen sich derzeit noch gar nicht absehen lassen.
    Der Internationale Verband für Arbeiterbildung will sich daher auf diesem Wiener Kongress rechtzeitig auf die Medien-Zukunft vorbereiten, bevor diese mit ihrer ganzen Wucht die Gesellschaft erfasst.
    Wie diese Wucht aussieht, davon kann man sich etwa in den Video-Verleihanstalten ein Bild machen, die auch in Österreich bereits wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden schießen.
    Das Programm reicht von Krimis über Abenteuer und Unterhaltungsfilmen bis zu mehr oder weniger Soft-Pornos.
    Bildungsprogramme finden sich kaum oder gar nicht in den Regalen und zwar, weil sie erfahrungsgemäß Erladenhüter bleiben würden.
    Auch die internationalen Kabel- und Satellitenanstalten haben dem von Fachleuten Fun Morality genannten Trend Rechnung getragen und bieten ihren Konsumenten in erster Linie Unterhaltungsprogramme an.
    ORF-Generalintendant Gerd Bacher ging heute bei seinem Referat vor dem Internationalen Kongress für Arbeiterbildung auf diese Entwicklung ein und untermauerte seine These, wonach die Bildungsvermittlung via elektronisches Medium unerlässlich, aber schwierig sei, mit einigen Zahlen.
    Angeboten haben wir 29% Unterhaltung und 15% Bildung.
    In der individuellen Nutzungszeit, also das, was wirklich genutzt und nicht nur was gesendet wurde,
    waren aber 50 Prozent Unterhaltung und nur 4 Prozent Bildung.
    Das heißt, die Unterhaltung wurde fast doppelt so hoch genutzt, wie sie angeboten wurde, die Bildung dagegen nur zu einem Viertel des Angebots.
    Heißt dies, dass die Bemühungen fruchtlos sind, die audiovisuellen Möglichkeiten für Bildungszwecke einzusetzen?
    Das heißt es ganz gewiss nicht, aber es heißt, dass es mühsam ist.
    Sie haben mir die Frage gestellt, ob die neuen Medien bilden können.
    Ich antworte darauf, ja, sie können bilden, aber sie werden diese Funktion nur in beschränktem Maße
    verwirklichen können, zum Teil auch verwirklichen wollen.
    Bacher schlug vor, dass die staatlichen Bildungseinrichtungen und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten als Antwort auf die Entwicklung hin zur totalen Unterhaltung volksbildende Videotheken und Bildplattenarchive anlegen sollten.
    Die Verwendungsmöglichkeiten wären zahlreich, etwa im Fernsehen, im Videoverleih an den Schulen und in der Erwachsenenbildung.
    Aber, und das machte der Generalintendant dem Bildungsexperten klar, dies würde viel Geld kosten.
    Denn eine Chance habe ein Bildungsprogramm nur dann, wenn es filmisch und dramaturgisch erstklassig aufbereitet sei, siehe etwa die Fernsehserie Österreich 2.
    Der Kongress wird heute Nachmittag mit einem Referat von Unterrichtsminister Helmut Zilk fortgesetzt.
    sowie zum Thema Bildung und elektronische Medien, zurück zur Innenpolitik.
    Optimismus über die wirtschaftliche Entwicklung in der nächsten Zeit, Besorgnis über die Arbeitsmarktsituation in den meisten westlichen Industrienationen und die Forderung nach Dämpfung des Preisauftriebes, das sind die wichtigsten Punkte der heute vom ÖGB-Vorstand in Wien veröffentlichten Resolution zur Wirtschaftslage.
    Der Gewerkschaftsbund geht davon aus, dass die Arbeitslosenrate 1984 unter 5% bleiben wird und dass es gelingen müsste, im Jahr 1985 die Inflation erheblich zu dämpfen.
    Der ÖGB-Vorstand tritt auch für eine konsequente Umweltpolitik ein, die sich jedoch der Mittel und Möglichkeiten einer modernen Industriegesellschaft bedienen müsse.
    Erneut forderte ÖGB auch den Bau des Kraftwerks Hainburg.
    Diskussionen im Vorstand gab es heute zwischen der sozialistischen Fraktion und der Fraktion christlicher Gewerkschafter zum Thema Pensionsreform.
    Wir haben die Gelegenheit des ÖGB-Vorstandes auch dazu benutzt, Präsident Benyar um eine Stellungnahme zu einem Jahr Regierung Sinovas Steger zu bitten.
    Mit Anton Benyar führte Johannes Fischer darüber das folgende Gespräch.
    Herr Präsident, Benyar in der ÖGB-Resolution des heutigen Vorstandes heißt, dass Optimismus über die wirtschaftliche Entwicklung sei berechtigt.
    doch dürfen bestehende tiefenstoktorellen Probleme der Weltwirtschaft nicht verkannt werden und sie bergen die Gefahr eines nahelichen Konjunktureinbruchs in sich.
    Wie beurteilen Sie ein Jahr Regierung Sinowatz-Steger jetzt die Wirtschaftssituation 1984?
    Ich möchte sagen, nachdem wir als Gewerkschaft ja mit jeder Regierung und natürlich auch mit der Regierung Sinowatz-Steger über die Wirtschaftsentwicklung geredet haben, dann darf ich sagen,
    haben wir auch vorher schon in der vergangenen Regierung erreichen können, dass die Regierung immer wieder bereit ist, Gelder für die Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung zu stellen und Gelder, die es uns ermöglicht, unsere Wirtschaft konkurrenzfähig auf dem Exportmarkt zu halten.
    Dadurch haben wir eine relativ international gesehen niedrige Arbeitslosenrate zustande gebracht.
    Die hilft uns jetzt,
    eben wo die Exporte größer werden, weil die Länder des Westens in erster Linie wieder einen Konjunkturaufschwung haben, unsere Waren zu verkaufen.
    Und so, glaube ich, liegen wir gut.
    Wenn wir sagen Befürchtungen, dann dürfen wir nicht vergessen die Schwankungen in der amerikanischen Wirtschaft, die Schwankungen des Dollars, die Fragen, was geschieht auf dem Erdölsektor, wenn wir im arabischen Raum
    die griechischen Auseinandersetzungen nicht halten.
    Das müssen wir aufzeigen, damit wir nicht glauben, die Welt ist eigentlich nur mehr rosarot, sondern wir müssen sagen, es gibt Gefahrenmomente und wir müssen eine vorsichtige Gesamtpolitik machen.
    Herr Präsident, eine Problemzone ist auch angesprochen hier in Ihrem Resolutionsentwurf.
    Die Frage der Energiepolitik, die ja zuletzt sehr heftig umstritten ist.
    Der ÖGB hat ganz massiv gefordert Heimburg, der ÖGB fordert hier auch wieder massiv Dorfertalen und Zwentendorf.
    Wird die Energiepolitik insgesamt zu einer Problemzone der österreichischen Politik überhaupt?
    Nein, ich glaube, wir machen nur sehr deutlich darauf aufmerksam, dass wir in Österreich, soll die Wirtschaft konkurrenzfähig bleiben,
    brauchen wir billige Energie.
    Wir wollen aber auch den Arbeitnehmer und seinen Haushalt nicht zu stark belasten, denn das bedeutet ja,
    dass wenn hohe Strompreiskosten vorhanden sind, dass das ja von seinem Einkommen abgezogen wird.
    Wenn wir uns vorstellen, dass wir für diese, aus den drei Kraftwerken, die wir nennen, Heimburg, Dorfertal und Zwendendorf, dass dort etwa 7000 Gigawattstunden zu beziehen wären,
    Und für diese 7.000 Gigawattstunden sind 5 Milliarden Schillinge heute an der Wiesn zu entrichten, dann zeigt sich auch von dieser Seite, dass man das Problem ernsthaft behandeln muss.
    Sind Sie der Meinung, dass die Regierung hier rascher entscheiden sollte, als es vielleicht tut?
    In dem demokratischen System braucht es immer einen Denkprozess.
    Das hat auch gestern der Herr Bundespräsident in Greifenstein gesagt.
    Es wird diskutiert, es ist ja nur so, dass man
    manchmal überhaupt nicht diskutieren kann, weil die Gegenargumente oder die Argumente nicht zur Kenntnis genommen werden.
    Daher gibt es einen Prozess, aber das ist für mich keine Polisierung.
    Ich glaube kaum.
    Das entwickelt sich.
    Ein Problem mit dem Zusammenhang ist auch die Frage eines Energiekonzepts.
    Da hört man aus Ihrer Umgebung, dass Sie unter Umständen hier eine Regierungsumbildung eventuell befürworten würden.
    im Bereich auch etwa des Handelsministeriums.
    Wie sieht das generell aus, Herr Präsident Peña, ein Jahr nach der Regierung Sinnawads-Steger, wie beurteilen Sie die gesamte Regierungsarbeit und vor allem, wo würden Sie glauben, dass man vielleicht eine Regierung umbilden müsste?
    Diese Bundesregierung regiert jetzt ein Jahr, hat Schwierigkeiten überwunden,
    um eben für die Zukunft eine positive Aufwärtsentwicklung festzulegen.
    Warum soll diese Regierung sich umbilden?
    Warum soll das eine oder andere Ministerium umbesetzt werden?
    Wenn ich die neuen Regierungsmitglieder nehme, die haben sich jetzt richtig eingearbeitet.
    Am Anfang war es ja für sie auch ein bisschen schwerer.
    Jene Kollegen, die schon länger in der Regierung waren, haben auch ihre Programme festgelegt.
    Ich sehe gar keine Veranlassung.
    Ich bin sogar der Meinung, jetzt ist das Zusammen
    finden, viel besser geworden, als es am Anfang sein konnte.
    Eine letzte Frage noch, ausgelöst durch ein Interview des Metallarbeitergewerkschaftschefs Sekanina.
    Sekanina hat vor kurzem gesagt, seine Karriere wird im ÖGB enden.
    Das hat naja die Spekulationen ein bisschen in die Öffentlichkeit gebracht, wonach ihre Nachfolge im ÖGB, die Kämpfe um ihre Nachfolge längst ja begonnen haben und vielleicht jetzt in ein entscheidendes Stadium treten.
    Ich frage Sie da ganz bewusst, wird Sekaninas Karriere im ÖGB enden?
    Er ist Obmann der Metall- und Bergarbeiter.
    Solange bei der Gewerkschaft Metall, Bergbau, Energie gewählt ist, ist er Gewerkschafter.
    Und wenn er bis zu seiner Pension durchbleibt, dann endet sie in der Gewerkschaftsbewegung.
    Ich habe diese Antwort von Ihnen erwartet, Herr Präsident.
    Trotzdem möchte ich die Frage auch noch ein bisschen anders formulieren, und zwar in der Richtung, man hat in den letzten Monaten, möchte ich fast sagen, auch aus Gründen
    diverser Dinge, die außerhalb des ÖGB passiert sind, ein wenig das Gefühl gehabt, dass Sie selbst schon das Ende Ihrer Karriere im ÖGB quasi vor sich sehen, vielleicht etwas näher als noch vor einigen Jahren, und dass Sie selber, ich will das Wort amtsmüde jetzt nicht in den Mund nehmen, aber dass Sie selber ein bisschen Ihre Position anders vielleicht sehen, als das auch noch vor ein paar Jahren war.
    Wie sieht das bei Ihnen selber aus?
    Werden Sie die ganze Periode sozusagen durchdienen oder könnte es sein, dass wir da eine Überraschung erleben?
    Darf ich Ihnen das sagen?
    Also seit etwa, das ist jetzt das neunte Jahr, wo immer wieder ich zu verschiedenen Zeiten gefragt werde, ob ich diese Periode noch ausmache.
    Das war in der Zeit von 75 auf 79 und war dann von 79 jetzt auf 83 und jetzt bin ich 83 gewählt.
    Jetzt wäre ich gefragt, ob ich die Periode, die 87 ändert, ausdienen werde.
    Ich darf feststellen, ich bin ein Mensch, der gewohnt ist, wenn eine Funktion übernimmt, diese Funktion auszufüllen, bis der Zeitpunkt da ist, wo ihm die Funktion erlischt.
    Sie haben nicht das Gefühl, dass Ihre eigenen potenziellen Nachfolger selber ein bisschen nervös werden?
    Nein, überhaupt nicht.
    Was könnte dann Zekanin dazu veranlassen, etwa zu sagen, er will seine Karriere?
    Er hat ja nichts anderes veranlasst, als wie er sagt, seine Laufbahn wird in der Gewerkschaftsbewegung enden.
    Ihr Schmunzeln würde aber jetzt schon darauf hindeuten, dass Sie das auch ein bisschen anders interpretiert haben.
    Eigentlich nicht.
    Er hat gesagt, man kann mit ihm dann auch reden, das habe ich auch gelesen.
    Wie ist der Kandidat?
    Sie haben 15 Vorsitzende und 15 gute Zentralsekretäre.
    Wenn ich noch gar nicht weitergehe, sind es 30 Personen, die alle infrage kommen können.
    Und Sie bleiben bis zum Ende der Periode?
    Ich bin gewohnt, meine Funktion so lange auszuüben, für die ich gewählt bin.
    Also keine Überraschung?
    Keine Überraschung.
    Schauen Sie, ich brauche keine Gag.
    Ich brauche nicht irgendwas jetzt für mich zu profilieren.
    Entweder bin ich Plus oder Minus, ich bin es.
    Und damit ist die Sache für mich erledigt.
    Vielen Dank.
    Der Kampf des Reporters um eine Antwort.
    Das waren Fragen von Johannes Fischer und Antworten von Anton Benja.
    Es ist schon acht nach halb eins.
    Ich bin Ihnen schuldig zu sagen, was wir bis 13 Uhr noch planen.
    Eskalation im deutschen Arbeitskampf, seit heute auch Aussperrungen.
    Ein interessanter Artikel von Hannes Androsch, dem CA-Chef, über die Anleihezinsen, die Sparzinsen und neue Gebühren, die er bei Bankleistungen fordert.
    Pressekonferenz von Kurt Waldhelm zu internationalen Fragen in Wien und 60 Jahre
    Wiener Sängerknaben.
    Zunächst ins Ausland, aber der Arbeitskampf um die Arbeitszeit in Deutschland hat eine neue Dimension.
    Denn seit heute kämpfen beide Seiten.
    Die Metaller mit Streiks für die Einführung der 35-Stunden-Woche, die Unternehmer mit Aussperrungen für die Beibehaltung der 40-Stunden-Woche.
    Heute Mittag sieht die Lage etwa so aus.
    Im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden seit einer Woche und in Hessen seit gestern sind rund 60.000 Metallarbeiter im Ausstand.
    Ebenfalls rund 60.000 Arbeiter sind in Nordwürttemberg-Nordbaden aus ihren Fabriken ausgesperrt.
    Rund weitere 100.000 sind im ganzen Bundesgebiet indirekt von den Streiks und Aussperrungen betroffen, weil ihre Firmen mangels Zulieferungen teilweise oder ganz stillgelegt wurden.
    Insgesamt also wird derzeit auf 250.000 deutschen Arbeitsplätzen der Metallbranche nicht mehr produziert.
    Die aktiven und passiven Arbeitstäterlegungen machen derzeit damit etwa 6% aller deutschen Metallarbeiter aus.
    Dieser Prozentsatz könnte sich rasch steigern.
    Die mit dem Vernehmen nach 3 Milliarden Schilling gefüllte Streikkasse der IG Metall wurde in der ersten Streikwoche um 30 Millionen Schilling kleiner.
    Diese Woche wird schon viel teurer.
    Viel Geld verlieren auch die Firmen, besonders die Autohersteller.
    Daimler-Benz beziffert den täglichen Umsatzentfall auf 850 Millionen Schilling.
    In absehbarer Zeit dürften die Lieferzeiten für Neuwagen auch in Österreich länger werden.
    Soviel zur Lage in diesem Konflikt, dessen Ende trotz der Vereinbarung eines neuen Gipfelgesprächs in dieser Woche in den Sternen steht.
    Wie sieht es nun aber direkt an der Streikfront aus?
    Helmut Brandstetter berichtet aus dem Raum Stuttgart.
    Bei den Metallern spitzte sich zu.
    Anders als bei Mercedes rief die IG Metall die Kollegen des Standartelektrik Lorenzwerks SEL in Zuffenhausen auf, gegen die Aussperrung, die hier rund 2500 Arbeiter trifft, zu demonstrieren.
    Rund die Hälfte von ihnen hat sich bis 7 Uhr vor dem Werkstor eingefunden.
    Ihre Losungen auf den mitgebrachten Transparenten.
    Wer aussperrt, gehört eingesperrt, kann man da lesen, oder ohne unsere Arbeitskraft keine Unternehmerschaft.
    Und immer wieder 35 Stunden sind genug.
    Die Kundgebung verläuft genauso friedlich wie der nachfolgende Marsch durch das Werksgelände, den die Betriebsleitung auch gar nicht zu verhindern versucht.
    Wir wollen Arbeit, rufen die Arbeiter und sperrt den Vorstand aus.
    Tatsächlich trifft die Aussperrung, diese schärfste Waffe der Unternehmen im Tarifstreit, IG Metall hart.
    Ab heute muss sie außer für die rund 65.000 Arbeiter, die sie in den Streik gerufen hat, noch für 65.000 weitere ausgesperrte zahlen.
    Rund 2.100 Schilling pro Woche pro Arbeiter sind das, also insgesamt rund 280 Millionen Schilling.
    Und was die IG Metall für diejenigen, die von Betriebsstilllegungen betroffen sind, tut, ist noch nicht sicher.
    Man werde sie nicht im Regen stehen lassen, hatte es zunächst geheißen.
    Ob die IG Metall wirklich zahlen wird, ist aber noch nicht sicher.
    Ernst Eisenmann, der Stuttgarter IG Metall-Chef, gibt sich hier bei den SEL-Arbeitern trotz der drohenden Finanzprobleme kämpferisch.
    In deutsche, holländische, italienische, schweizerische und österreichische Mikrofone und Kameras sagt er, dass an ein Ende des Arbeitskampfes erst dann zu denken sei, wenn die Unternehmer von der Zahl 40 im Tarifvertrag abgingen.
    Ob sie das tun, darüber wird voraussichtlich am Donnerstag hier in Stuttgart ein sogenanntes regionales Spitzengespräch stattfinden.
    Die IG Metall hat sich gegen weitere zentrale Verhandlungen gewehrt.
    Dabei geht es um die Auseinandersetzung um das Kurzarbeitergeld.
    Die Bundesanstalt für Arbeit hat es ja in der vergangenen Woche abgelehnt, denjenigen, die durch Betriebsstilllegungen in anderen Tarifgebieten mittelbar vom Streik betroffen sind, Kurzarbeitergeld zu bezahlen.
    Begründung, in allen Tarifgebieten stellt IG Metall dieselbe Forderung, nämlich nach der 35-Stunden-Woche.
    Also würde auch ein BMW-Arbeiter etwa in München vom Arbeitskampf, der in Baden-Württemberg geführt wird, profitieren.
    Die IG Metall hält dagegen, dass sie in den verschiedenen Bezirken verschiedene Forderungspakete hätte.
    Nur die Forderung nach der 35-Stunden-Woche sei überall gleich, nicht etwa die Prozente bei den Lohnforderungen.
    Nun, man hat sich aber wenigstens darauf geeinigt, wie man weiter verhandelt.
    Auf regionaler Ebene mit Auswirkungen auf das ganze Bundesgebiet heißt die Kompromissformel.
    Vor diesem Treffen, das übrigens auch geheim abgehalten werden soll, will die IG Metall noch einmal Dampf machen.
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat alle seine Mitglieder hier in Nordwürttemberg-Nordbaden für morgen Nachmittag zu einem Solidaritätsstreit
    Ein Bericht von Helmut Brandstetter.
    Politiker von Rang, die sich aus dem internationalen Geschehen zurückziehen, können es meistens doch nicht ganz lassen.
    Sie bleiben der Politik verbunden, auch als Politpensionäre oder schöner gesagt als sogenannte Elder Statesman.
    Entweder sie halten Vorträge oder sie halten sich in Reserve, falls sie doch noch einmal benötigt werden, oder sie arbeiten in Aktionskomitees mit Gleichgesinnten zusammen und starten weltpolitische Initiativen.
    Auf einen von ihnen treffen alle drei Tätigkeiten zu.
    Kurt Waltheim, von 1971 bis 1981 Generalsekretär der Vereinten Nationen.
    Der Österreicher hat einen sogenannten Aktionsrat für internationale Zusammenarbeit gegründet.
    Er ist denkbarer ÖVP-Präsidentschaftskandidat und derzeit ist er in Wien, um einen Vortrag über die Ost-West-Spannungen zu halten.
    Zu diesem Thema gab Kurt Waltheim heute auch eine Pressekonferenz, bei der es auch um andere Themen ging.
    Edgar Sterbens berichtet.
    Kritisch und offen, prägnant und weniger diplomatisch verklausuliert als gewohnt skizzierte der frühere UNO-Generalsekretär die Position Österreichs im Spannungsfeld der internationalen Politik.
    Kurt Waldheim lobte die Außenpolitik aller bisherigen österreichischen Bundesregierungen,
    nannte als die Voraussetzung für eine vernünftige, pragmatische und realistische Außenpolitik die innenpolitische Stabilität und bezeichnete als unabdingbare ergänzende Faktoren für eine solche aktive Außenpolitik des neutralen Kleinstaates die glaubwürdige Wehrbereitschaft und die Funktion als Vermittler.
    Wehrbereitschaft und Vermittlertätigkeit seien in einer Zeit der internationalen Krise besonders wichtig.
    Und die weltpolitische Krise von heute sei besonders ernst.
    Waldheim?
    Es ist gar kein Zweifel, dass die Situation eigentlich seit der Kuba-Krise nie so schlecht war wie heute.
    Und ob jetzt das ausgesprochen wird, öffentlich oder nicht, ich sage es, wir sind mitten im Kalten Krieg.
    Ich weiß, das ist ein unpopuläres Wort, aber ich würde unaufrichtig zu Ihnen sein, wenn ich das nicht mit aller Klarheit zum Ausdruck bringe.
    Daher die Wichtigkeit, dass Österreich sich dieser Situation bewusst ist und außenpolitisch besonders
    bedacht ist, richtig zu handeln und sich auch zur Verfügung zu stellen, wo immer die Möglichkeit besteht, in dieser Ost-West-Spannung konstruktive Lösungen zu finden.
    Die Verschlechterung des Ost-West-Klimas erschwert laut Waldheim auch die Lösung regionaler Konflikte, sei sie im Nahen Osten oder in Mittelamerika.
    Vor allem über die Eskalation des Golfkrieges zeigte sich Waldheim besorgt, wenngleich er meinte, dass der Iran aus ureigenen Interessen, nämlich wegen seiner eigenen Erdöl-Exporte, eine Sperre der Straße von Hormuz nicht herbeiführen werde.
    Aufhochen ließ dann die Aussage des früheren UNO-Generalsekretärs zum Stillstand des Nord-Süd-Dialogs und zur internationalen Verschuldungsproblematik.
    Glauben Sie ja nicht, dass das irgendwie nur mit moralischen Dingen zu tun hat, dass der reiche Norden die moralische Pflicht hat, dem Süden zu helfen, also den unterentwickelten Staaten zu helfen.
    Das ist nicht mehr der Fall.
    Es ist heute so, und ich darf auch das mit aller Brutalität sagen, dass der Norden bereits ein Gefangener des Südens ist.
    Wenn Sie die Finanzkrise, die Schuldenkrise der dritten Welt anschauen, vor allem jetzt kürzlich wieder in Argentinien, Mexiko, Brasilien, also relativ wohlhabendere Staaten unter den Entwicklungsländern,
    wenn Sie sich deren Situation ansehen und die Tatsache, dass wenn es nicht im letzten Augenblick in der argentinischen Krise zu einer Lösung gekommen wäre durch eine gewisse Solidarität der Nachbarstaaten in Lateinamerika und einen 300 Millionen Dollar Kredit der Amerikaner, wären
    wäre das argentinische Finanzsystem zusammengebrochen und damit auch hunderte von Commerzbanken im Norden, in Amerika, in Westeuropa, in Japan.
    Und das hätte zweifellos zu einer Krise geführt.
    Und in Amerika macht sich jetzt immer mehr die Tendenz bemerkbar,
    zu verstehen, dass das Problem gelöst werden muss, nicht aus moralischen Gründen, sondern aus sehr praktischen Selbstinteressen, wie es so schön heißt, Eigeninteresse der Industriestaaten.
    Denn wenn den Südstaaten nicht geholfen wird, irgendwie aus diesen Schuldenbergen herauszukommen, so führt das zu einer Welt-monetäre-Crisis mit allen ihren wirtschaftlichen Folgen.
    Sie, das ja
    30, die Krise der 30er Jahre, wo wir ja mit einer ähnlichen Situation konfrontiert waren.
    Nur damals ist sie nicht gelöst worden.
    Damals kam es zur Katastrophe.
    Soviel vom Pressegespräch des früheren UNO-Generalsekretärs Kurt Waldheim im Club Niederösterreich und damit zurück an das Studio des Mittagsschonals.
    Ein Bericht von Edgar Sterbens.
    Zurück nach Österreich jetzt zu wirtschaftlichem noch einmal.
    In den letzten Wochen haben die österreichischen Banken und Sparkassen ihre Bilanzen vorgelegt und dabei wurde deutlich, dass die Geldinstitute zwar ganz gut verdient haben im internationalen Vergleich, aber um ein beträchtliches Nachhinken.
    Jetzt hat der Generaldirektor der größten österreichischen Bank Hannes Androsch von der Kreditanstalt Bankverein in einer Zeitschrift zur Ertragssituation des österreichischen Kreditapparates Stellung genommen.
    Diese Fachzeitschrift mit dem Namen Österreichisches Bankarchiv wendet sich an Fachleute des Geldgeschäftes.
    Helmut Gletsander von unserer Wirtschaftsredaktion hat sich mit den Aussagen des Ex-Vizekanzlers und seiner Forderung nach niedrigeren Sparzinsen, höheren Anleihezinsen und höheren Gebühren beschäftigt.
    Der Wettbewerb der österreichischen Kreditinstitute hat die Grenzen vernünftiger bankwirtschaftlicher Grundsätze bereits überschritten.
    Es besteht daher die Notwendigkeit, dass sich die Banken und Sparkassen trotz aller gegebenen Intensität des Wettbewerbs über gewisse Kalkulationsgrundsätze verständigen.
    Mit diesen beiden Sätzen mahnt CA-Generaldirektor Hannes Androsch seine Kollegen in den Geldinstituten den wilden Konkurrenzkampf, wie er in den letzten Jahren die österreichische Geldwirtschaft beherrscht, endlich aufzugeben.
    Erst jüngst hat die OECD in einem internationalen Vergleich herausgefunden, dass die Ertragskraft und das Eigenkapital der österreichischen Geldinstitute unter 17 Industrieländern jeweils auf einem der letzten Plätze rangiert.
    International üblich haben nämlich die großen Banken und Sparkassen etwa das doppelte an sicherheitsbietenden Eigenkapital aufgebaut, als dies in Österreich der Fall ist.
    Und wohin der Kampf um Kunden um jeden Preis führt, wird ja am Beispiel der Länderbank ersichtlich, wo dann letztendlich die Steuerzahler für diesen Wettbewerb gerade stehen müssen.
    Androsch verlangt daher, von der seit längerem überlegten Novelle zum Kreditwesengesetz, Zwangsmaßnahmen für die Banken und Sparkassen, damit sie stärker als bisher auf eine vernünftige Relation zwischen Geschäftsumfang und den Eigenmitteln achten.
    Natürlich stellt sich da die Frage, woher soll das Geld kommen, um den Banken und Sparkassen ein höheres Eigenkapital zu bieten.
    Logischerweise kann diese Aufstockung der Eigenmittel nur mit höheren Gewinnen als in den letzten Jahren geschehen.
    Und hier setzt der CA-Generaldirektor zwei Schwerpunkte.
    Der eine betrifft die Zinsen, der zweite Schwerpunkt betrifft die Gebührenpolitik.
    Androsch meint zwar, dass er keine neue Gebührendiskussion beginnen will, betont aber zugleich, dass die Kosten des Zahlungsverkehrs mehr als bisher durch verrechnete Gebühren ausgeglichen werden müssen.
    Nach internen Bankberechnungen subventionieren die großen Geldinstitute den Zahlungsverkehr pro Jahr jeweils mit einigen hundert Millionen Schilling aus dem Ertrag anderer Geschäftssparten.
    Wesentliche Anpassungen werden insbesondere beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr notwendig sein, schreibt der CA-Chef in seinem Artikel, weil hier derzeit die österreichischen Gebühren nur rund ein Zehntel der international üblichen betragen.
    Aber auch für die normale Kontoführung wünscht sich Androsch eine stärkere Abdeckung der Kosten mit dem Argument, dass die Dienstleistungen der Banken und Sparkassen gegenüber der Kundschaft und der Öffentlichkeit in Hinkunft als etwas zu verkaufen sind, wofür es wert ist, einen entsprechenden Preis zu bezahlen.
    Für eine Verbesserung der Gewinnsituation der österreichischen Geldinstitute ist nach dem Urteil Androschs aber auch eine Neustrukturierung der Zinsen notwendig.
    So gehe es nicht an, dass im Wettbewerb um Großkreditkunden Zinssätze unter dem Sparzinsenniveau verlangt werden, weil damit begründete Zweifel an der Seriosität des Bankgeschäfts geweckt würden.
    Diese neue Struktur der Zinsen soll aber auch die Veranlagungsseite der Sparer betreffen, denn nach dem für uns wichtigsten Vergleich liegen die Sparerzinsen höher als in der Bundesrepublik Deutschland, während der Anleiheertrag niedriger als in unserem Nachbarland ist.
    Auch hier muss daher nach Androsch der Hebel angesetzt werden, das heißt also niedrigere Sparerzinsen als derzeit, um auch so die Spanne der Geldinstitute auf internationales Niveau anzuheben.
    Ermahnungen von Hannes Andosch an seine Banker-Kollegen, ein Beitrag von Helmut Klezander.
    Wir kommen zur Kultur.
    Zum Bild, das man sich im Ausland von Österreich macht, gehören der Heurige, die Wiener Philharmoniker, die Lipizzaner und natürlich auch die Wiener Sängerknaben, die alljährlich mit ihren Auslandstourneen eine nicht unbedeutende Werbung für Österreich betreiben.
    Diese Wiener Sängerknaben feiern nun ihren 60-jährigen Bestand.
    Zu diesem Jubiläum hat Walter Gellert den folgenden Beitrag gestaltet.
    Die Wiener Sängerknaben, wie sie vor allem auf ihren Auslandstourneen immer wieder gerne gehört werden.
    Rund 300 Konzerte geben die Knaben aus dem Augartenpalais jährlich auf der ganzen Welt.
    Von den vier Chören zu je 24 Buben sind immer zwei unterwegs, sodass jeder Chor einmal im Jahr eine Konzertreise mitmacht.
    Die Institution der Sängerknaben hatte aber bei ihrer ersten Gründung durch Kaiser Maximilian im Jahr 1498 eine ganz andere Aufgabe.
    Der aus der Privatschatule des Kaisers erhaltene Chor war nämlich dazu da, den Messedienst in der Hofburg zu gestalten.
    Mit dem Untergang der Habsburger Monarchie mussten die Sängerknaben ihre Tätigkeit zunächst einstellen.
    Dr. Walter Taucznik, seit ungefähr einem Jahr allein verantwortlicher Direktor der Wiener Sängerknaben,
    Es haben auch dann sechs Jahre lang keine Knaben in der Hofburg gesungen.
    Und eben erst im Mai 1924 hat der letzte Rektor der Hofburgkapelle, Monsignore Schnitt, diese Institution neu begründet.
    Zunächst hoffte Rektor Schnitt, mit einem gut angelegten Privatvermögen die Institution zu erhalten.
    Aber in der damaligen Weltwirtschaftskrise war dieses Geld bald dahin.
    Und so kam auf die Idee, Konzerte zu veranstalten, die zunächst in Wien, aber bald auch im Ausland so erfolgreich waren, dass die heutigen Konzertreisen entstanden.
    Und so ziehen die Wiener Sängerknaben alljährlich durch die Welt und präsentieren zumeist ein dreiteiliges Programm, das klassische A Cappella-Motetten, romantische und zeitgenössische Chöre, Spielopern sowie Musikstücke mit einer wienerischen Note von Schubert bis zur Strauß-Dynastie enthält.
    Und was gefällt diesem jungen Mann bei den Wiener Sängerknaben?
    Singen erstens und dann die Reisen, weil da kann man auch viel lernen, z.B.
    in Geografie oder in Fremdsprachenkenntnissen.
    Die Mitglieder der Wiener Sängerknaben sind in jungen Jahren schon weit gereist.
    Dieser Bub war z.B.
    Ja, also in Südamerika, Südafrika, in Europa und in Nordamerika.
    Wie ist denn das, wenn man so längere Zeit weg ist?
    Bekommt ihr da Heimweh?
    Ja, also Heimweh haben wir weniger.
    Auf welcher organisatorischen Basis werden die Wiener Sängerknaben geführt?
    Direktor Walter Taucznik.
    Wir sind ein unabhängiges, unsubventioniertes Unternehmen, ein privater Verein.
    Und die Buben ersingen sich das Budget durch ihre Konzertreisen.
    Und dann kommen natürlich noch die Plattenaufnahmen, Rundfunkaufnahmen dazu.
    Auf jeden Fall kann man sagen, dass die 300 Konzerte, die diese vier Chöre, jeder besteht aus 24 Buben, ersingen das Budgetdecken.
    Besonders gefragt sind die Wiener Sängerknaben in den USA, wo man derzeit alljährlich zwei Tourneen absolviert, sowie im fernen Osten und hier vor allem in Japan.
    Trotz der attraktiven Reisen haben die Sängerknaben, die im Internatsbetrieb neben dem Schulunterricht täglich Chorproben haben und auch stimmlich ausgebildet werden, Probleme mit dem Nachwuchs.
    Uwe Christian Harrer, der künstlerische Leiter des Chores.
    Der Mangel an Nachwuchs hat sich in den letzten Jahren natürlich bemerkbar gemacht.
    Es ist die Auswahl nicht mehr so groß wie vor 20 oder 30 Jahren, was sicherlich auch auf den allgemeinen Rückgang der Geburten zu schließen ist.
    Was aber vielleicht auch damit zu tun hat, dass ein großes Interesse nicht mehr so sehr besteht, dass auch vielleicht eben die gesangliche Situation, die musikalische Situation nachgelassen hat.
    Wir sagen das ja immer wieder, dass das passive Musizieren leider überhand nimmt.
    60 Jahre Wilner Sängerknaben kommen also bald ins Pensionsalter.
    Wir schließen mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Bundeskanzler Sinovac hat sich heute nach dem Ministerrat neuerlich für den Bau des Donaukraftwerks Hainburg ausgesprochen.
    Sinovac bezeichnete das Kraftwerk als notwendig und richtig.
    Er meinte allerdings, die Verwirklichung des Projekts hänge nicht von dieser politischen Entscheidung ab,
    sondern von behördlichen Bewilligungsverfahren.
    Darauf habe die Regierung keinen Einfluss.
    Sollten die Bewilligungen nicht erteilt werden, könnte das Kraftwerk auch nicht gebaut werden.
    Dies wäre für ihn aber keineswegs ein Rücktrittsgrund, sagte Sinowatz.
    ÖGB-Präsident Benja hat in einem Interview betont, Österreich brauche billige Energie, um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu sein.
    Man dürfe die Arbeitnehmer aber nicht zusätzlich durch hohe Strompreise belasten.
    Deshalb trete der ÖGB für die Kraftwerke Heimburg, Zentendorf und Dorfertal ein.
    Zur Frage einer Regierungsumbildung sagte Benja, er sehe dafür keinen Grund.
    Zur Führung im ÖGB meinte Benja, er sei gewohnt, eine Funktion bis zum Ende der dafür vorgesehenen Periode auszufüllen.
    Nach den Worten von ÖVP-Generalsekretär Michael Graf läuft die Regierung Gefahr, den wirtschaftlichen Aufschwung zu verschlafen.
    Graf sagte heute vor Journalisten in Wien, im Gegensatz zum übrigen westlichen Ausland bleibe die Konjunktur in Österreich wegen der verfehlten Regierungspolitik gespalten.
    Die Exporte würden zwar zunehmen, die Inlandskonjunktur habe sich aber wegen des Maßnahmenpakets der Regierung nicht verbessern können.
    Italien.
    Die italienischen Zollbeamten haben heute einen 48-stündigen sogenannten Dienst nach Vorschrift begonnen.
    Die Beamten wollen nur normal arbeiten und keine Überstunden leisten.
    Dies bedeutet, dass ab 14 Uhr Fernfahrer nicht mehr abgefertigt werden.
    Die Gewerkschaft der italienischen Zöllner fordert nach wie vor die Einstellung zusätzlicher Beamter und die Vergütung von Überstunden.
    Die Wetteraussichten für Österreich.
    Lokal teils gewittrige Regenschauer, teilweise aber auch sonniges Wetter.
    Nachmittagstemperaturen 15 bis 22 Grad.
    Glück verabschiedet sich im Namen aller Mitarbeiter.
    Es ist 13 Uhr demnächst.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressegespräch nach dem Ministerrat: Kraftwerk Hainburg im ersten Jahr der kleinen Koalition
    Interview: Bundeskanzler Sinowatz u.a. zum kranken russischen Dissidenten Sacharow
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefrühstück des ÖVP-Generalsekretärs Graff zur Regierungspolitik: Gefahr den wirtschaftlichen Aufschwung zu verschlafen
    Einblendung: ÖVP-Generalsekretärs Michael Graff
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sanierung von Leykam (Mürztaler Papier- und Zellstoff AG) gelungen
    Interview: Generaldirektor von Leykam Dr. Herbert Pock
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Pock, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationaler Medienkongress zu Thema "Elektronische Medien und Arbeiterbildung"
    Interview: ORF-Generalintendant Bacher
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Bacher, Gerd [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Unterhaltung ; Bildung ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Technik ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit ÖGB-Präsident Benya zu einem Jahr rot-blauer Regierung
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Benya, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reportage von Arbeitskonflikt in Hessen (BRD)
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des EX-UNO-Generalsekretärs Waldheim "Österreich im Spannungsfeld der Außenpolitik"
    Einblendung: EX-UNO-Generalsekretärs Kurt Waldheim
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Waldheim, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    60. Jahrestag der Wiedergründung der Wiener Sängerknaben
    Einblendung: Sängerknaben , Interview: Direktor Walter Tautschnig und anonyme Sängerknaben und künstlerischer Leiter Uwe Christian Harrer
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Tautschnig, Walter [Interviewte/r] , Harrer, Uwe Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Kultur ; Wirtschaft ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.05.22
    Spieldauer 00:59:53
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840522_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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