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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag, Louis Glück begrüßt Sie zum Mittag-Journal.
Zuerst einige Stichworte zum Programm.
Der Dramatiker Thomas Bernhardt ist im 59.
Lebensjahr überraschend gestorben.
Wir bringen eine Würdigung im Verlauf der Sendung.
FPÖ-Obmann Jörg Haider sagt vor dem Lukone Ausschuss aus.
In einem Interview nimmt Haider auch zur Steueraffäre der kärntnerfreiheitlichen Stellung.
US-Präsident Bush gibt die Unterstützung der Contra-Rebellen in Nicaragua auf.
Ein blutiger Wahltag auf Sri Lanka, die Spätfolgen von Tschernobyl und in Slowenien wird eine sozialdemokratische Partei gegründet.
Vorerst der Nachrichtenüberblick von Edgar Theider, Sprecher ist heute Mittag Wilfried Schierlbauer.
Österreich.
Der Schriftsteller Thomas Bernhardt ist tot.
Wie erst heute bekannt gegeben wurde, starb Bernhardt am vergangenen Sonntag im Alter von 59 Jahren in Gmunden.
Noch gestern Abend hatte der behandelnde Arzt Gerüchte über den Tod Bernhardts als falsch bezeichnet.
Nähere Einzelheiten über den Tod Bernhardts sind noch nicht bekannt.
Thomas Bernhardt hatte durch seine zeitkritischen Werke Aufsehen und Diskussionen erregt, zuletzt durch das Bühnenstück Heldenplatz.
Vor dem parlamentarischen Lukona-Untersuchungsausschuss ist heute FPÖ-Obmann Haider gehört worden.
Haider wies neuerlich die Behauptung des Präsidenten des Arbeits- und Sozialgerichts, Demel, zurück, es habe im November 1987 ein Treffen Haider-Proksch gegeben.
Das Treffen müsse im Herbst 1986 oder Anfang 1987 gewesen sein, sagte Haider.
Im Zusammenhang mit einem FPÖ-Dementi warf der ÖVP-Abgeordnete Graf Haider daraufhin ihre Führung der Öffentlichkeit vor.
Haider meinte, dies sehe er nicht so.
Graf sprach so dann die Glaubwürdigkeit des Zeugen Haider an und bezog sich damit auf das gestrige Interview in der Zeit im Bild 2.
Dabei ging es um eine Abschlagszahlung von 500.000 Schilling an einen früheren Kärntner Parteimitarbeiter.
Haider hat vor zwei Tagen erklärt, dieser Betrag sei nach Beendigung des Dienstverhältnisses ausgezahlt worden, daher sei nicht die Partei der Steuerpflichtige Teil.
Jetzt wurde ein Dokument präsentiert, wonach die Regelung vor Beendigung des Dienstverhältnisses getroffen wurde.
Haider sagte in der Zeit im Bild 2, der Vertrag sei durch Steuerfachleute in Anwesenheit eines Rechtsanwaltes erstellt worden.
Im Übrigen wollte man vor den Landtagswahlen einen politischen Skandal inszenieren.
Die FPÖ würde sich dies aber nicht gefallen lassen.
Lucona-Ausschussvorsitzender Steiner sagte heute zu diesem Thema, es sei nicht Gegenstand der Untersuchung.
Parteiobmann Haider berichtete vor dem Ausschuss weiter, das seinerzeitige Gespräch mit Proksch dürfte nicht sehr relevant gewesen sein.
Ferner schloss Haider aus, dass er mit dem damaligen Justizminister Ofner das Thema Lucona erörtert habe.
Mit Nachdruck bekräftigte Haider, dass es nur eine einzige Zusammenkunft zwischen ihm und Proksch gegeben habe.
Polen.
Eine unabhängige Bauerngewerkschaft in Polen wird wieder zugelassen.
Dies ist das erste konkrete Ergebnis der Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition.
Die sogenannte Landsolidarität war 1981 mit Verhängung des Kriegsrechtes verboten worden.
Unterdessen dauern in verschiedenen Teilen Polens Streiks an.
Verlangt werden höhere Löhne und die sofortige Wiederzulassung der Solidarität.
Jugoslawien.
In der Teilrepublik Slowenien wird heute eine sozialdemokratische Partei gegründet.
Die slowenischen Sozialdemokraten wollen sich unter anderem für freie Wahlen und für ein Mehr-Parteien-System einsetzen.
Es ist dies das erste Mal seit der Machtübernahme der Kommunisten in Jugoslawien, dass eine unabhängige politische Partei gegründet wird.
Frankreich.
Unter dem Verdacht der Beteiligung an der Entführung des ehemaligen belgischen Ministerpräsidenten Paul van den Buynans ist in Metzern Jugoslawie festgenommen worden.
Bei dem Mann wurden 150.000 Schweizer Franken gefunden.
Die Seriennummern der Scheine werden derzeit mit den Nummern der Banknoten verglichen, die als Lösegeld in Höhe von 25 Millionen Schilling für die Freilassung van den Buynans bezahlt worden sind.
Die Entführung des ehemaligen belgischen Ministerpräsidenten galt zunächst als Werk politischer Extremisten.
Nach den Schilderungen von den Buinants dauert jedoch alles auf ein kriminelles Verbrechen hin.
Bei einer Explosion im Zentrum der Hafenstadt Toulon sind nach jüngsten Meldungen mindestens elf Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwei Kinder.
Drei Personen werden noch vermisst.
Von den 31 verletzten Bewohnern sind drei in Lebensgefahr.
Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus dem 18.
Jahrhundert war nach einer gewaltigen Explosion wie ein Kartenhaus eingestürzt.
Das Altstadtviertel wurde in einem Umkreis von 100 Metern verwüstet.
Das Unglück wird auf Ausströmen des Gas zurückgeführt.
Möglicherweise kam es aber auch in einem Labor für Zahnprothesen zu einer Chemikalien-Explosion.
Die Wetteraufsichten bis morgen früh.
Zunächst veränderlich bis stark bewölkt und besonders entlang der Alpen-Nordseite Niederschläge, in der Folge Wetterbesserung, im Süden und Osten Bewölkungsauflockerung.
Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen sinkend.
Lebhafter Westwind.
Nachmittagstemperaturen 0 bis 6 Grad, Frühtemperaturen minus 5 bis 3 Grad.
Die Prognose für morgen Freitag, aufgelockert bewölkt oder heiter.
Gegen Abend jedoch im Westen wieder Eintrübung, abflauender Westwind.
Tageshöchsttemperaturen 1 bis 6 Grad.
Die Vorschau auf das Wochenende, veränderlich, nicht kalt.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien bedeckt leichter Regen, 6 Grad, Westwind 40 Kilometer in der Stunde, Spitzen bei 65 Kilometern.
Eisenstadt stark bewölkt, 9 Grad, Westwind 30 Kilometer, Spitzen bei 55.
Sankt Pölten bedeckt leichter Regen, 4 Grad, Linz bedeckt leichter Regen, 4, Westwind 20 Kilometer, Salzburg bedeckt leichter Regen, 3 Grad, Innsbruck bedeckt leichter Schneefall, 2, Bregenz bedeckt Regen, 4, Graz stark bewölkt, 6 und Klagenfurt stark bewölkt, 4 Grad.
Es ist zwölf Uhr und sieben Minuten, hier unsere Berichte jetzt im Mittagschanal.
Zunächst Inland.
FPÖ-Obmann Jörg Haider war heute der erste Zeuge am neunten Tag des parlamentarischen Lukona-Ausschusses.
Haider wurde geladen, weil er mit Udo Proksch zu jener Zeit zusammentraf, als der freiheitliche Justizminister Harald Ofen, also sein Parteifreund, trotz massivster Verdachtsmomente die Suppe für eine Anklageerhebung wegen Versicherungsbetruges für zu dünn befand.
Heider hat das Prockstreffen zunächst als hirngespinst hingestellt und erst als Zeugen des Bestätigten es auch zugegeben.
Aus den Ausschussberichten Bettina Reuter und Waltraud Langer.
Zu Beginn der Einvernahme von FPÖ-Chef Jörg Heider weist Vorsitzender Steiner neben den üblichen Belehrungen ausdrücklich darauf hin, was der Untersuchungsauftrag sei und dass der Ausschuss keine Verurteilungen vornehme.
Nach dieser ungewöhnlich langen Einleitung dann die Befragung.
Den Anfang macht ÖVP-Fraktionsführer Michael Graf.
Sie haben in einem Fernschreiben die Aussage des Zeugen Karl-Heinz Deml, wonach sie im Herbst 87 mit Prox zusammen getroffen sein sollen, als absoluten Unsinn bezeichnet und zuerst ausgesendet, dass sie weder mit Prox zusammen getroffen seien, noch Kontakt zu ihm gehabt hätten.
Heider, dieses Fernschreiben wurde korrigiert, das hat sich nur auf 87 bezogen.
Im Laufe der Befragung durch andere Abgeordnete gibt Haider dann an, dass die ursprüngliche Aussendung von seiner Pressestelle ohne Rücksprache mit ihm selbst erfolgt sei.
Er habe sich nämlich im Wahlkampf befunden.
Es sei aber sein Sekretär, Gernot Rumpold, kontaktiert worden.
Und wenn dieser grünes Licht gäbe, dann könne die Pressestelle auch von sich aus Erklärungen abgeben.
Und der Sekretär sei über alle Termine informiert gewesen.
Der Grüne Peter Pilz fragt, hat der Sekretär von allen Treffen gewusst?
Heider, ja.
Pilz, das heißt er konnte alle Treffen mit Proksch ausschließen?
Heider, ja.
Er weiß Bescheid über den Terminkalender.
Ich habe diese Aufzeichnung an Frau Dr. Patik Bablé gegeben.
Pilz hatte übrigens zuvor die Frage gestellt, ob Heider möglicherweise dreimal im Klub 45 gewesen sei, in Salzburg mit Proksch zusammengetroffen sei und in Innsbruck.
Heider hat das als absolut unmöglich bezeichnet.
Es habe nur ein Treffen mit Udo Proksch stattgefunden.
Um die Frage, wann Haider denn nun wirklich mit Proksch zusammengetroffen sei, kreiste die Diskussion dann die längste Zeit.
Denn Haider konnte den Termin dafür nicht präzisieren.
In seiner Erklärung vom 8.
Februar bei einer Pressekonferenz in Kärnten hatte er ja angegeben, eine Woche nach der Nationalratswahl 1986 auf Versuchen des Vaters von Udo Proksch, der seiner Partei gesinnungsmäßig nahe stehe, im Klub 45 zusammengetroffen zu sein.
Heute erweiterte er den möglichen Zeitraum für den Termin des Treffens mit Proxt auf Herbst 86 bis spätestens Anfang 87, eventuell bis Mitte Februar 87.
Der SPÖ-Fraktionsführer Sepp Rieder meint dazu, es legen wohl Welten zwischen dem Herbst 86 und Februar 87, etwa die Bildung der Großen Koalition.
Haider gibt dann an, dass er seinem Sekretär, der übrigens bei dem Gespräch mit Pogsch anwesend war, den Auftrag gegeben habe, zu recherchieren, wann das Gespräch gewesen sein könnte.
Allerdings habe man ab November oder Dezember 86 die Terminplanung auf Computer umgestellt und der sei dann zusammengebrochen, sodass es über diesen Zeitraum keine Aufzeichnungen mehr gäbe.
Daraus entwickeln sich immer wieder teilweise eher heitere Dialoge über die Art der Terminplanung in Heiders Büro.
So will etwa Felix Ermakora wissen.
Haben Sie denn keinen eigenen Terminkalender in der Tasche?
Heider.
Nein, diese Gewohnheit habe ich nicht.
Ermakora.
Dann lassen Sie sich terminmäßig geradezu manipulieren.
Ermakora interessiert sich dann dafür, wie Arbeitsgericht Präsident Demel denn überhaupt von dem Treffen Heiders mit Proksch erfahren haben könnte.
Heider.
Nun, er hatte ja engen Kontakt mit Proksch.
Vielleicht weiß er es von Poksch selbst.
Einwurf von Sepp Rieder.
Ja, hello boys, wie geht's dem Haider?
Nach langen Diskussionen über den Termin und die Frage, ob Harald Ofner zu diesem Zeitpunkt noch der Justizminister war.
Haider gibt übrigens an, er habe mit Ofner nie über Poksch gesprochen.
beantragt der Abgeordnete Geig die Ladung des Haidersekretärs Gernot Rumpold, der nach Haiders Aussagen bei den meisten Terminen dabei ist.
Ob Rumpold im Hause sei, will man wissen.
Haider weiß das nicht.
Sie seien zwar miteinander ins Parlament gekommen, aber Rumpold erledige jetzt Termine.
Auf Anfrage Steiners außerhalb des Ausschusses wird ihm mitgeteilt, dass sich Rumpold im Wahlkampf befinde.
In Wien, wird im Ausschuss gefragt.
Um den Inhalt des Gesprächs zwischen Proksch, Haider und Rumpold ging es vorher in den Fragen natürlich auch.
Haider wiederholt, dass der Vater von Proksch ihn gebeten habe, sich die Darstellung seines Sohnes anzuhören, da diese sich ungerecht behandelt fühle.
In Sachen Lucona wird gefragt.
Haider sagt, das habe er angenommen, aber er könne sich nicht erinnern, dass dieses Thema dann bei dem Gespräch mit Udo Proksch eine Rolle gespielt habe, was ihn selbst überrascht habe.
Wenn es so gewesen wäre, hätte er sich das aber gemerkt, sagt Haider.
Erinnern könne er sich nur mehr an die Tatsache, dass Proksch das künftige Schicksal von Norbert Steger und dessen ehemaligen Kabinettschef Flohrmann sehr am Herzen gelegen sei, was ihn auch überrascht habe.
Das Gespräch habe circa eine Dreiviertelstunde bis eine Stunde gedauert und man habe auch etwas gegessen, er wisse aber nicht mehr was.
Nach zweieinhalb Stunden Zeugeneinvernahme Heiders kommt die Zeugin Eva Netolitschka an die Reihe.
Sie ist Serviererin im Temel und gibt an, dass es im Temel zwei Treffen zwischen Proksch und Heider gab.
Eines im Frühsommer 87 und eines im Oktober oder November 87.
Netolitschka schließt aus, dass sie Heider verwechsle.
Frau Netolitschka ist zur Zeit noch bei der Zeugeneinvernahme und wir geben zurück ins Studio.
also im Lokona-Ausschuss und wir bleiben noch beim Thema FPÖ-Obmann.
Die SPÖ ist von einer Arbeitnehmerpartei zu einer Nehmerpartei geworden, so vollmundig kommentierte Jörg Haider vor zwei Monaten die Steueraffären Salaberger und Keller.
Inzwischen erinnert der blaue Saubermann immer mehr an den Steinewerfer, der selbst im Glashaus sitzt.
Jedenfalls hat Haider jetzt, um ein Modewort zu strapazieren, einigen Erklärungsaufwand nötig, um die jüngste Enthüllungswelle über Steuerpraktiken freiheitlicher Landesorganisationen und Spitzenfunktionäre weiterhin als eine bloße Kampagne der sogenannten Altparteien abzutun.
Besonders peinlich sind Steuerverkürzungen in der FPÖ Kärnten, denn dort ist Haider Chef und dort wird auch heftig Wahl gekämpft.
Turbulente Zeiten also für den Wahlkärntner, mit dem Robert Stoppacher sprach.
Herr Paterban-Heider, Sie sind jetzt zumindest an zwei Fronten in Bedrängnis geraten.
Zum einen müssen Sie heute vor dem Lukone-Ausschuss aussagen, mussten Sie aussagen.
Zum anderen gibt es die Steuerangelegenheit der Kärntner FPÖ.
Bleiben wir bei der Steuer.
Ihre bisherige Verteidigung war ja, die Abfertigungszahlungen seien erst jeweils nach Beendigung des Dienstverhältnisses erfolgt, wobei es aber laut Gesetz auch unerheblich ist.
Wesentlich ist nur der Zusammenhang mit dem Dienstverhältnis.
Nun tauchen aber auch Unterlagen auf, aus denen hervorgeht, dass gleich in drei Fällen die Abfertigungen noch während des Dienstverhältnisses ausgezahlt wurden.
Was sagen Sie dazu?
Man muss einmal davon ausgehen, dass zur Erledigung der Frage des Ausscheidens von Mitarbeitern ein Rechtsanwalt eingeschaltet wurde und der Steuerberater beigezogen wurde.
Und aufgrund deren Vorschlag diese Vorgangsweise gewählt wurde und es ist daher anzunehmen, dass die wissen, wie die Abfolge und die Vorgangsweise zu klären ist.
Aber sie können ja jetzt nicht den Rechtsanwalt verantwortlich machen, der für den Haftentod, für die Auszahlung von Abfertigungen und auch für die Abführung von Steuern ja der Dienstgeber.
Das wäre für den Fall, dass diese Abschlagszahlungen als reine Abfertigung aus Dienstverhältnissen qualifiziert werden und nicht als Abstandszahlungen, die mit dieser dienstrechtlichen Verpflichtung oder Beendigung des Dienstverhältnisses nicht im Zusammenhang stehen.
Und das wird also auch die Frage der finanzrechtlichen Auseinandersetzung sein.
Das heißt, Sie sagen, das waren gar keine Abfertigungen im gesetzlichen Sinne?
Der Steuerberater und der Rechtsanwalt bestehen auf dem Standpunkt, das wurde mir auch mitgeteilt, nachdem ich ja bei dieser Erledigung nicht dabei war, dass es sich hier um so Abstandszahlungen handelt, die anders zu qualifizieren sind.
Und wenn ich da was einer Vereinbarung, die Sie selbst verfasst und unterschrieben haben, zitieren darf?
Das ist ein Entwurf, den brauchen Sie gar nicht sonderlich hervorzuheben.
Das ist ein handschriftlicher Entwurf, den ich gemacht habe in der Zeit zwischen den beiden Wahlkämpfen im Burgenland und in Wien, wo ich kurze Zeit in Kärnten war und vorgeschlagen habe, man soll überlegen, eine solche Vereinbarung zustande zu bringen, die dann juristisch noch zu prüfen ist und exakt auszuführen ist.
Darf ich noch einmal festhalten, also diese Zahlungen stehen nicht im Zusammenhang mit dem Dienstverhältnis, diese Abfertigungszahlungen?
Das war also die Ansicht der Rechtsvertreter auf unserer Seite, dass man das so fixiert hat.
Aber was sind das dann für Zahlungen?
Die Formulierung mit den Abstandszahlungen, dass ein Dienstverhältnis beendet wird, das an sich nicht kündbar gewesen wäre.
Und das geht es ja hier konkret beim Herrn Kellner.
der ja Betriebsratsobmann gewesen ist, der von seinem Bezirksobmann, Franz Thaler in Villach, wegen eines internen Konfliktes zwischen den beiden nicht mehr als Mitarbeiter akzeptiert wurde.
Dieser Mann ist zwei Jahre ohne Tätigkeit bei uns auf der Lohnliste gestanden und wir haben im außergerichtlichen Wege den Versuch unternommen, eine Klärung und sein Ausscheiden zu erreichen, denn er wäre ja nicht kündigbar gewesen.
Und hier hat man sich dann auf eine Abstandszahlung geeinigt, die von ihm akzeptiert worden ist.
Und das war also der Standpunkt, den unsere Rechtsvertreter eingenommen haben.
Und den werden sie also vertreten müssen.
Aber verzeihen Sie, das ist ja doch ein bisschen ein steuertechnischer Trick.
So schaut es zumindest aus.
Ja, ich lasse mich also hier gerne von unseren Fachleuten im steuerlichen Bereich und im Rechtsbereich beraten.
Und deshalb haben wir sie auch zugezogen.
Und daher sehe ich also da keinen Grund zur besonderen Nervosität.
Man wird also das gegenüber der Finanz zu vertreten haben.
Ihr Vorgänger im Amt des Kärntner Parteiobmanns, Ferrari Brunnenfeld, der ehemalige Staatssekretär, sagt nun, Sie hätten selbst den Auftrag gegeben, die Abfertigungszahlungen nicht auf der Lohnbestätigung zu vermerken.
Das ist ein absoluter Unsinn.
Er leistet halt wieder einmal vor den entscheidenden Landtagswahlen am 12.
März eine Wahlhilfe zugunsten der SPÖ, mit der er sich ja in sehr guten Verbindungen befindet, und versucht also hier dem Kärntner Parteiobmann mitten im Wahlkampf Schwierigkeiten zu machen.
Das sind wir ja von ihm gewohnt.
Konsequenzen für Sie wird es aus dieser Affäre, oder wie man es bezeichnen will, nicht geben?
Es ist keine Affäre, sondern es wird im Rahmen eines Finanzverfahrens zu klären sein, welcher Rechtsstandpunkt korrekt ist.
Und wenn sich unser Standpunkt durchsetzt, dann hoffe ich, dass das auch entsprechend öffentlich
mitgeteilt wird und wenn sich unser Standpunkt nicht durchsetzt, dann werden wir auch die internen Konsequenzen zu tragen haben und ich nehme an, dass dann der verantwortliche Finanzreferent seine Funktion zur Verfügung stellen wird.
Herr Patermann, Heider feststeht jedenfalls, dass Sie mit dieser Steuerangelegenheit ins Gerede gekommen sind.
Nicht nur in diesem Bereich, sondern auch im Bereich Lukona.
Ihr Treffen mit Udo Proksch sorgt für Aufregung.
Das muss man ja eben im Hinblick auf die bevorstehenden Landtagswahlen sehen.
Daher lädt man also den Jörg Heider wegen eines einmaligen Treffens mit dem Herrn Proksch und andererseits wird
Der Herr Dr. Wranitzki, der ja viel mehr involviert ist in diese ganze Angelegenheit und auch der Herr Präsident Graz, erst später vernommen oder überhaupt nicht vernommen.
Haben Sie Sorge, dass Ihr Sieger-Image irgendwie jetzt abbröckelt und sich das auch auf das Ergebnis der
bevorstehenden Landtagswahlen auswirken könnte.
Ich wüsste nicht warum, wenn deutlich ist, dass hier vor den Wahlen vor dem 12.
März eine Reihe von Angriffen gegenüber der FPÖ inszeniert werden, die uns gar nicht die Möglichkeit geben im rechtlichen und im administrativen bis zum 12.
März endgültig Klarheit zu schaffen.
Genau in diesem Klima will man also der FPÖ schaden.
Und das verstehen aber die Leute, dass das jedes Mal vor den Wahlen passiert.
Vor den letzten Wahlen hat man mir vorgeworfen, dass ich mein Haus gestohlen habe.
Und in der Zwischenzeit hat sich dann auch herausgestellt, dass das alles eine infame Propaganda gewesen ist.
Und genau so ist es jetzt.
Das waren Antworten von Jörg Haider auf Fragen von Robert Stoppacher zu den Themenbereichen Kärntner Steueraffäre und Lokonerausschuss.
12.19 Uhr vorerst ins Ausland.
Afghanistan war schon vor der gestern nach neun Jahren beendeten sowjetischen Besatzung eins der ärmsten Länder der Welt.
Industrie und Infrastruktur waren nur schwach ausgebaut, die Lebenserwartung betrug 39 Jahre, die Zahl der Analphabeten 90 Prozent, die Kindersterblichkeit 20 Prozent.
Ein Land auf dem Entwicklungsstand des Mittelalters, also bevor die Russen kamen.
Der Krieg hat alles noch viel Ärger gemacht.
Die Hälfte der 15 Millionen Einwohner musste ihr Zuhause verlassen, 5 Millionen sind nach Pakistan oder Iran geflüchtet, 3,5 Millionen sind Flüchtlinge im eigenen Land, vor allem in Kabul.
Ein Drittel der Felder ist vermint, die Hälfte der Dörfer zerstört, die Straßen zerbombt, die Bahnverbindungen gesprengt, die Kraftwerke stehen still, die Schulen stehen leer.
Nun beginnt unter Federführung der UNO das größte Wiederaufbauprogramm nach den Zweiten Weltkriegen.
Marschallplan für Afghanistan, der vorerst mit 12 Milliarden Schillen dotiert ist.
Inzwischen feilschen aber die Widerstandskämpfer in Rawalpindi weiter um die Verteilung der künftigen der erhofften Macht.
Darüber mehr von Hermann Dennecke.
Die Nominierung des 43 Jahre alten Tiefbauingenieurs Ahmad Shah zum Übergangsprämierminister einer Regierung der afghanischen Rebellen hat den Streit unter den Mujahedin-Gruppen weiter verschärft.
Der Premierminister soll bis zu den Wahlen als Regierungschef amtieren, die in einem halben Jahr in Afghanistan abgehalten werden sollen.
Ahmad Shah war bereits im letzten Frühjahr, doch vor dem Abschluss des Genfer Abkommens über Afghanistan, von der Allianz der sieben Widerstandsgruppen in Peshawar als Chef einer künftigen Regierung für die nachkommunistische Ära eingesetzt worden.
Und schon damals war seine Wahl auf Kritik der moderaten Kräfte gestoßen.
Eine Konferenz von mehr als 200 Mujahedin-Kommandanten hatte ihm die Anerkennung verweigert.
So hatte Shah seine Absicht, nach Afghanistan hineinzugehen und in der Provinz Faktyar sein Hauptquartier zu errichten, auch nicht verwirklichen können.
Ahmad Shah, ein sunnitischer Fundamentalist, hat in den USA studiert und ist mit einer Amerikanerin verheiratet.
Er verfügt nicht über eine eigene Widerstandsorganisation.
Er gilt vielmehr als Gefolgsmann des Fundamentalistenführers Bulbudin Hekmatyar.
Umgeklärt sind bisher Vorwürfe pakistanischer Behörden, Ahmad Shah sei in illegale Geschäfte mit Drogen verwickelt gewesen.
Die Ratsversammlung der Mujahideen im Pilgerhaus in Rawalpindi will heute ihre Beratungen fortsetzen und über die Nominierung Shahs debattieren.
Die Versammlung ist nach wie vor ein Rumpfunternehmen, an dem der gegenwärtige Sprecher des Widerstands, Mujahideen mit seinen 60 Delegierten und die Abgesandten der schiitischen Rebellengruppen aus dem Iran nicht teilnehmen.
Dadurch verfügen die sunnitischen Fundamentalistengruppen in dieser Shura, genannten Konferenz, über eine Mehrheit.
Nach übereinstimmenden Meldungen aus Moskau und Mujahedin-Kreisen ist es gestern zu schweren Kämpfen um einen Flughafen 40 Kilometer nördlich von Kabul gekommen, der bislang von sowjetischen Luftwaffeneinheiten benutzt wurde.
Ein Mujahedinsprecher erklärte, bei diesen Kämpfen seien 155 Soldaten der afghanischen Armee getötet und mehrere Flugzeuge am Boden zerstört worden.
Die Zahl der Mujahedinkämpfer rund um die afghanische Hauptstadt soll sich inzwischen auf über 30.000 erhöht haben.
Auch vor anderen Städten, so vor Jalalabad und Kandahar, hätten die Rebellen ihre Kräfte verstärkt.
Der afghanische Außenminister Abdul Vakil hat inzwischen dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen New York einen Brief übermittelt,
in dem Pakistan und die Vereinigten Staaten beschuldigt werden, die Bestimmungen des Genfer Vertrages massiv zu verletzen durch weitere ständige Waffenlieferungen an die afghanischen Rebellen.
Ein Bericht aus Afghanistan.
Die Sandinisten unterdrücken und betrügen ihr Volk, sie haben eine kommunistische Diktatur errichtet, sie besorgen die Geschäfte Moskaus und Kubas, sie exportieren den Marxismus in die Nachbarländer, unterstützen die Terroristen des Irans und Libyens und uns schicken sie Drogen, um unsere Jugend zu vergiften.
So charakterisierte Ronald Reagan die Linksregierung in Nicaragua.
Für den Bush-Vorgänger war das politisch und ideologisch eine klare Sache.
Keine neue rote Zelle im eigenen Hinterhof in Mittelamerika.
Deshalb kämpfte Reagan acht Jahre mit Interventionsdrohungen, Blockaden, einem Wirtschaftsboykott und massiver Finanzierung der Rechtsrebellen gegen das Regime in Managua.
Die Contra sagte Reagan, das sind Freiheitskämpfer, sind unsere Brüder, das sind die wahren Sandinisten.
All das ist jetzt vorbei.
George Bush hat das Ergebnis des jüngsten Mittelamerikagipfels begrüßt und damit die Kontras praktisch fallen gelassen.
Denn die Staatschefs hatten vereinbart, die Basen der Kontra in Honduras zu schließen.
Dafür versprach Nicaragua weitere Demokratisierungsschritte.
Christian Schüller berichtet.
Die Lateinamerikaner lieben Helden und das hat mit ihrer Geschichte zu tun.
In einem Kontinent, der seit Jahrhunderten Kolonialmächte und fremde Bankiers kommen und gehen sieht, identifiziert man sich gerne mit dem Rebellen, der nichts zu verlieren hat als ein armseliges Leben.
Von dieser Sympathie haben in den 70er Jahren die Sandinisten in Nicaragua profitiert.
Damals ein kleines Häufchen Jugendlicher aus bürgerlichem Haus, die ihre Bücher weggelegt haben, um den Diktator Somoza mit der Waffe zu stürzen.
Diese Sympathien in ganz Lateinamerika gingen über ideologische Grenzen hinweg.
Sie mussten sich aber umkehren.
Und das geschah spätestens, als die Sandinisten selbst allein an der Macht waren.
Als sie mit Hilfe von Geheimpolizei und Politkommissaren das kleine, überschaubare Land zu einer Festung ausbauten.
Die Contras haben solche Sympathien nie genossen, weder in Nicaragua noch außerhalb.
Als Helden und Freiheitskämpfer hat sie nur der nordamerikanische Präsident Reagan bezeichnet.
Lateinamerikas Regierungen, auch die bürgerlichen, wollten bei aller Kritik an den Sandinisten keinen Sieg der Contras.
Und das nicht so sehr deshalb, weil die Contras keinerlei Reformprogramm vertreten haben, ja nicht einmal den leisesten Anflug von Sozialromantik.
Vielmehr haben sie in allem, was sie taten, die Grundlage des lateinamerikanischen Selbstbewusstseins mit Füßen getreten.
Sie waren in Miami mehr zu Hause als im eigenen Kontinent, haben auf jeden symbolischen Anspruch auf Unabhängigkeit von Washington verzichtet.
Jetzt haben die lateinamerikanischen Nachbarn jenen Kompromiss ausgehandelt, der die Contras endgültig entwaffnet.
Im Austausch für demokratische Garantien der Sandinisten.
In beiden Fällen hat man sich zuerst vergewissert, dass Washington stillhalten wird.
So wie Jimmy Carter 1976 scheint auch George Bush derzeit politischen und diplomatischen Lösungen den Vorzug zu geben.
Tatsächlich scheint die Einigung, die gestern besiegelt worden ist, alle Konfliktparteien aus einem Dilemma zu befreien.
Die Sandinisten müssen mit einer katastrophalen Wirtschaftskrise fertig werden.
Die Inflation hat im Jänner 200 Prozent erreicht.
Milch, Suppe, Butter, Fleisch, Fruchtsäfte sind nach und nach vom Mittagstisch der meisten Nicaraguaner verschwunden.
Fisch und schwarze Bohnen sogar für den einstigen Mittelstand die einzige Mahlzeit.
Weitaus schlimmer noch die Lage der Armen.
Die staatlichen Spitäler sind in einem entsetzlichen Zustand.
Es fehlt an Geld und Personal.
Malaria, Kinderlähmung, Tuberkulose, die man nach der Revolution erfolgreich bekämpft hat, breiten sich wieder aus.
Und viele, die unter den Sandinisten lesen und schreiben gelernt haben, vergessen ihre Ausbildung wieder.
Sie haben keinen Arbeitsplatz.
Die Sandinisten haben jetzt eingestanden, dass der Krieg der Kontras allein nicht verantwortlich gemacht werden kann.
Vielmehr habe man politische Fehler gemacht, die Bauern etwa ohne jedes Fingerspitzengefühl behandelt.
Anders sei nicht zu erklären, sagt ein sandinistischer Offizier heute, dass viele Bauern im Norden bereit waren, die verhassten Kontras bei sich zu verstecken und die sandinistischen Geheimdienste in die Irre zu führen.
Jetzt hofft Präsident Ortega, die nicaraguanischen Unternehmer für den Wiederaufbau des Landes zurückzugewinnen.
Denn solange die Contras aktiv waren, haben viele Geschäftsleute immer noch mit dem Sturz der Regierung kalkuliert.
Für die Contras ist die Einigung mit den Sandinisten ein Ausstieg ohne Gesichtsverlust.
Sie können alle politischen Zugeständnisse der Sandinisten jetzt als eigenen Erfolg darstellen.
Wer nicht nach Nicaragua zurückkehren will, dem wurde Aufnahme in eines der Nachbarländer zugesagt.
Die US-Regierung schließlich sieht eine Möglichkeit, ihren Einfluss in Lateinamerika zu festigen, denn der Krieg in Nicaragua hatte viele Freunde der USA im ganzen Kontinent verunsichert.
Einerseits war Washington zu schwach, um in einem kleinen zentralamerikanischen Land Enteignungen und sowjetische Waffenhilfe zu verhindern.
Andererseits gelang es nicht, einen geeigneten politischen Partner zu finden.
Jetzt kann Präsident Bush darauf pochen, dass man mithilfe der Contras immerhin die linke Politik der Sandinisten beträchtlich abgeschwächt habe.
Entspannungshoffnungen für Mittelamerika nach der Distanzierung des neuen US-Präsidenten George Bush von der Contra von den nicaraguanischen Rechtsrebellen.
Christian Schüller hat diese Analyse verfasst.
Am 26.
April 1986 explodierte nach einer Kette von Bedienungsfehlern Block 4 des sowjetischen Atomkraftwerkes Tschernobyl.
Obwohl nur drei Prozent der radioaktiven Strahlung frei wurden, überzog eine Giftwolke von der zweitausendfachen Wirkung der Hiroshima-Bombe die halbe Welt.
Der größte Nuklearunfall der Geschichte erhöhte die Belastungswerte in vielen Ländern, auch in Österreich, für Jahre.
In der Ukraine selbst starben offiziell 31 Menschen, 400 wurden verletzt, 150.000 wurden evakuiert.
100 Dörfer mit 25.000 Menschen im näheren Umkreis Tschernobyls mussten auf Dauer aufgegeben werden.
Die Stadt selbst wird dem Erdboden gleichgemacht.
Nach Schätzungen von Experten wird sich die Zahl der Krebstoten in der UdSSR in den nächsten 70 Jahren um 25.000 bis 75.000 erhöhen.
Knapp drei Jahre nach dem GAU melden sowjetische Publikationen nun, dass sich die Krebsrate in Beisrussland schon verdoppelt hat.
Auch die Kindersterblichkeit nahm dramatisch zu.
Franz Köstler berichtet über einen aufsehenerregenden Artikel der Zeitschrift Moskauer Nachrichten.
Betrieb in Weißrussland berichtet, entspricht in etwa den volkstümlichen Horrorvorstellungen über die mittelfristigen Folgen einer atomaren Verseuchung.
In den Stallungen der Petrovsky-Kolchose kommen wahre Monstren zur Welt.
Kälber ohne Köpfe, ohne Beine, Schweine mit deformierten Schädeln, ohne Augen.
Ganz vereinzelt habe es solche Vorfälle auch schon vor Jahren gegeben.
Ein Jahr nach dem Unfall im Tschernobyler Atomkraftwerk aber seien die Missgeburten sprunghaft angestiegen.
Zuerst auf 65 und allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres waren es schon mehr als 76 auf einen gesamten Viehbestand der Kolchose von nicht mehr als 350 Kühen und 87 Schweinen.
Der landwirtschaftliche Betrieb liegt in der Nähe der weißrussischen Stadt Chitomir, an die 50 Kilometer von Tschernobyl entfernt.
Während im Umkreis von 30 Kilometern mehr als 100 Siedlungen gleich nach der Tschernobyler Katastrophe evakuiert worden waren, arbeiten die Betriebe außerhalb dieses Radios normal weiter.
Aber erst vor wenigen Tagen berichteten die sowjetischen Zeitungen über neue Erkenntnisse, nach denen die radioaktive Verseuchung in Weißrussland, also in den Gebieten nördlich von Tschernobyl, weit über das bisher angenommene Ausmaß hinausgeht.
Fast drei Jahre nach Tschernobyl wurde jetzt die Evakuierung von 20 weiteren Dörfern verfügt.
103.000 Menschen stünden unter, wie es heißt, besonderer ärztlicher Betreuung.
In der Petrovsky-Kolchose fanden die Gesundheitsbehörden keinen Anlass zu besonderen Maßnahmen.
Die Ursachen für die Missbildungen bei den Tieren könnten verschiedenster Art sein und ergeben keinen direkten Hinweis auf radioaktive Einwirkung, ließ das eigens in Kiew errichtete Institut zur Beobachtung der Spätfolgen Tschernobyls wissen.
In der Kolchose selbst freilich hat man keinen Zweifel, woher der Fluch in den Stellen kommt.
Das Futter wächst auf den radioaktiv verseuchten Feldern, sagt der Veterinär der Kolchose.
Und das Fleisch aus unseren Ställen wird nicht angenommen, weil es weit über der erlaubten Norm liegt.
Die Bevölkerung ist zutiefst beunruhigt.
Die Krebsrate, vor allem bei Mund- und Lippenkrebs, hat sich im letzten Jahr verdoppelt.
Den Frauen ist dringend angeraten worden, keine Kinder auf die Welt zu bringen.
Die für ihre kritische Berichterstattung bekannte Zeitschrift lässt keinen Zweifel daran, dass in Sachen Tschernobyl offiziell bewusst verharmlost wird.
Es wird ein Wissenschaftler zitiert, der die Leute beruhigt.
Eine kleine Dosis Radioaktivitätsstelle stelle auch auf einen längeren Zeitraum hinaus keine gesundheitliche Gefährdung dar.
Derselbe Experte aber habe vor der Tschernobyler Katastrophe in einem Fachbuch die genau entgegengesetzte These vertreten, dass nämlich auch kleinste zusätzliche radioaktive Belastungen auf die Dauer schwere gesundheitliche Folgen nach sich zögen.
Die Öffentlichkeit soll das wahre Ausmaß der Katastrophe noch immer nicht erfahren.
Alle Berichte über Tschernobyl seien genehmigungspflichtig, schreibt die Zeitung.
Die Entscheidung fällt eine nicht gerade unparteiische Institution, das sowjetische Ministerium für Atomenergie, eine Art staatliche Atomlobby.
So zweifeln die Bauern in der Petrovsky Kolhose wohl zu Recht an den beschwichtigenden Informationen der Behörden.
Der Korrespondent der Zeitung berichtet, wie ihm eine alte Bäuerin ein Schwein auf die Straße führt, damit er es fotografieren könne.
Der Kopf des Tieres sieht dem eines Frosches gleich.
Plattgequetscht und dort, wo normalerweise die Augen sitzen, sieht sich eine weiße Haut über die Höhlen.
Meine Tochter hat gestern geheiratet, sagt die Bäuerin, und ich frage mich besorgt, was wohl aus meinen Enkelkindern werden wird.
Das Foto des deformierten Schweines veröffentlicht die Zeitung nicht.
An seiner Stelle sieht man die Abbildung zweier Bäuerinnen, die einen Geigerzähler betrachten.
Offensichtlich hat das Atomministerium dieses unverfänglichere Bild.
Das tödliche Erbe von Tschernobyl.
Ein Bericht von Franz Kößler.
Im Bürgerkriegsland Sri Lanka haben gestern Parlamentswahlen stattgefunden.
Überschattet vom Terror der rivalisierenden Volksgruppen, sowohl die Gerier des Minderheitsvolks der Tamilen als auch extremistische Singalesen forderten den Boykott des Urnengangs.
Im ehemaligen Ferienparadies Ceylon tobt seit fünf Jahren ein brutaler Kampf der Tamil um Autonomie.
Ob der sich abzeichnende Wahlsieg der regierenden Nationalpartei und die Niederlage der Opposition unter Ex-Premierministerin Bandaranaike Hoffnung auf Besserung lehrt, das bleibt vorerst offen.
Michael Kerbler berichtet.
Die Parlamentswahlen auf Sri Lanka, übrigens die ersten seit elf Jahren, waren von einer landesweiten Terrorwelle überschattet.
Verschiedene Extremistengruppen, allen voran singalesische und tamilische Extremisten, haben durch Anschläge versucht, die Bevölkerung einzuschüchtern, um sie so von einer Stimmabgabe fernzuhalten.
Mindestens 47 Menschen sind allein am gestrigen Wahltag ermordet worden, darunter der Sohn des Energieministers von Sri Lanka und zwei Wahlbeamte.
Mehrere Wahllokale wurden unter Beschuss genommen und wie sich heute früh herausstellte, sind fünf Beamte, die die Stimmabgabe überwachten, spurlos verschwunden.
Doch die große Mehrheit der etwa 9,4 Millionen Wahlberechtigten haben sich durch den Terror der Singalesen und Tamilen nicht abschrecken lassen.
Amtlichen Angaben zufolge haben nämlich mehr als 65 Prozent der Wahlberechtigten dem Terror getrotzt und ihre Stimme abgegeben.
Allerdings, 80.000 selonesische Polizisten und Soldaten sowie mehr als 40.000 im Norden und Osten der Insel stationierte Soldaten aus Indien waren im Dauereinsatz, um die angekündigten Anschläge auf Wähler und Wahllokale möglichst zu verhindern.
Es wurde heute ein Ausgehverbot über die ganze Insel verhängt, um bei der Veröffentlichung der Wahlergebnisse Ruhe und Ordnung sicherstellen zu können.
Als große Wahlsiegerin ist aus den Parlamentswahlen die regierende Vereinigte Nationalpartei hervorgegangen.
Die Partei von Präsident Ranazin de Premadaza konnte fast 58 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich verbuchen.
Die oppositionelle Sri Lanka-Freiheitspartei der ehemaligen Ministerpräsidentin Bandaranaike blieb unter 34 Prozent.
Als Erfolg kann der amtierende Präsident für sich in Anspruch nehmen, dass die Wahlen überhaupt durchgeführt werden konnten.
Allerdings, ohne die Hilfe Indiens wäre es nicht möglich gewesen, diese Parlamentswahlen überhaupt durchzuführen.
Ministerpräsident Rajiv Gandhi mag sich dadurch bestätigt sehen, dass die Entsendung von bis zu 100.000 Mann aktiv kämpfender indischer Soldaten richtig gewesen war.
Doch die Truppenentsendungen Indiens auf die benachbarte Insel konnte das grundlegende Problem auf Sri Lanka nicht lösen.
Die Gegensätze zwischen den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen blieben bestehen.
Die radikalen Befreiungstiger der Tamilen griffen zu den Waffen, um einen eigenen Staat zu errichten.
Vor allem im Nordabschnitt der Insel, der überwiegend von Tamilen bewohnt wird, ist es in den letzten Wochen verstärkt zu Terroranschlägen gekommen.
Die Langzeitfolgen des Wahlerfolges vom Präsident Premadasa sind nicht abzusehen.
Denn die tamilischen Aufständischen mag das Staatsoberhaupt mit Hilfe Indiens noch unter Kontrolle zu halten.
Die immer mehr an Einfluss gewinnenden Extremisten aus den Reihen der singalesischen Mehrheit des Landes jedoch werden zu einem immer größeren Risiko für die amtierende Regierung.
Die Volksbefreiungsfront, die einem extremen singalesischen Nationalismus huldigt, bekämpft nicht nur die Abhängigkeit Sri Lankas vom Schirmherrn Indien, sondern auch gegen die sich rapide verschlechternde wirtschaftliche Situation des Landes, die immer größere Teile der Bevölkerung an den Rand des Existenzminimums drückt.
Ein Wahlsieg der regierenden Nationalen Volkspartei ist also noch keine Garantie für den Bestand Sri Lankas, einst Vorzeigedemokratie in Asien.
Den Terroristen und Extremisten müsste der Nährboden entzogen werden.
Und das allerdings würde bedeuten, dass sich Sri Lanka von Indien abwendet, wirtschaftliche Reformen durchführt und den Minderheiten auf der Insel größere Autonomie zugesteht.
Ob die regierende Vereinigte Nationalpartei dazu imstande ist, muss gegenwärtig allerdings bezweifelt werden.
Eine erste Bilanz der ersten Parlamentswahl im Bürgerkriegsland Sri Lanka seit zwölf Jahren.
Wir hörten Michael Kerbler.
Es ist 12.37 Uhr.
In den kommunistischen Ländern purzeln die Dogmen.
Polen will sich von marxistischen Grundweisheiten wie dem Klassenkampf oder der Diktatur des Proletariats verabschieden.
Ungarn nennt den Volksaufstand von 1956 nicht mehr weiter eine Konterrevolution und kündigt ein Mehrparteiensystem an.
Und in Jugoslawien ist ein erster Schritt zum Pluralismus für heute geplant.
In Slowenien soll eine sozialdemokratische Partei gegründet werden, die ein demokratisches System nach westlichem Muster anstrebt.
Sehr zum Ärger der weit weniger liberalen serbischen Kommunisten.
Friedrich Orta berichtet.
Ein winziges Büro in einem Altbau in der Laibacher Innenstadt, ein pausenlos läutendes Telefon, Plakate und ein leicht abgekämpfter Ingenieur, der von einem pluralistischen System in Jugoslawien träumt.
Hier ist Franzi Tomsic, ein ehemaliger Gastarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland, seit Monaten mit den Vorbereitungen zur Gründung der ersten sozialdemokratischen Partei in der Nachkriegsgeschichte Jugoslawiens beschäftigt, meist nach Dienstschluss in den Litustreuwerken, wo er arbeitet.
Mit den großen Streiks in dieser Maschinenfabrik im Dezember 87 hat ja das politische Utopie begonnen, was heute am späten Nachmittag im Laibacher Kulturhaus Wirklichkeit werden soll.
Die Grundung der Sozialdemokratischen Partei Sloweniens, offizielle Bezeichnung Sozialdemokratischer Bund Sloweniens.
Seine Organisation will außerhalb der sozialistischen Allianz, also außerhalb der von der kommunistischen Partei beherrschten Vorfeldorganisation tätig werden.
Tomszicz zu den Zielen.
Wir wollen eben eine ganz normale Mehrparteiensystem.
Einführen.
Das heißt eine parlamentarische Demokratie.
Eine parlamentarische Demokratie mit freien Wahlen.
Genau das, ja.
Bei freien Wahlen, so hat unlängst die Jugendzeitschrift Mladina in einer Meinungsumfrage feststellen lassen, würden die Sozialdemokraten 35% bekommen, die Christlichen Demokraten 25%, die Slowenischen Grünen 19%, 8% eine liberale Partei und knapp 10% der Bund der Kommunisten.
Im Parteiprogramm der Sozialdemokraten wird weiteres gefördert.
Volksabstimmung über politische Fragen, die Wahrung der Menschen- und Grundrechte, einschließlich der Rede- und Pressefreiheit, sowie das Recht auf Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen.
Eine drastische Reduzierung des Militärhaushaltes, freie Marktwirtschaft, ein wirksames soziales Netz, mehr Umweltschutz, unabhängige Gewerkschaften, die vollständige Legalisierung des Streikrechts, die Abschaffung der Höchstgrenze für Bodenbesitz von 10 Hektar.
Den Kommunismus hält Domschitz für einen Irrtum der Menschheit.
Wie Sie wissen, offiziell haben wir sozialistische Selbstverwaltungssysteme,
Das hört sich sehr gut an.
Und in den ersten Jahren hatten wir auch einige Erfolge gebucht.
Da haben auch Männer wie Brandt, Kreisky oder Olaf Palme irgendwie ein Auge drauf geschaut, dass das vielleicht doch etwas wird.
Aber ich kann mir vorstellen,
Vielleicht auf ersten Blick war es tatsächlich ein humanes System, aber vollkommen unfähig, sich selbst zu leben.
Wenn Sie jetzt eine Prognose wagen, was die Entwicklung Jugoslawiens anlangt, gesetzt in dem Fall, Sie kommen nicht durch mit Ihren Ideen, was passiert dann in diesem Land?
Dann würde ich für unser Land sehr schwarz sehen.
Wir würden von einer Krise zu der anderen gehen.
Am Ende, heute ist das möglich, Evolution durch ruhige Umwandlung etwas zu erreichen, dann wäre es wahrscheinlich verpasst.
Es könnte zu irgendwelcher Diktatur kommen oder Militärdiktatur.
Vielleicht könnte es zu einer Art kommen, wie es in Rumänien ist.
Das wäre sehr schlecht, auch für Österreich, auch für ganz Europa, denn das wäre so wie Libanon hier.
Wenn jemand jetzt diese slowenische Frühling, wie wir ihn nennen, mit der Gewalt ersticken wollte,
Das würde sich nicht gut ausgeben, auch für diejenigen, nicht die, die jetzt versuchen, zum Beispiel für bunte Kommunisten.
Politisch kommt jedenfalls in Slowenien einiges in Bewegung.
Abzuwarten bleibt freilich, ob die kommunistische Partei bereit ist, die Macht zu teilen und nicht nur die Verantwortung.
In der jugoslawischen Teilrepublik Slowenien entsteht also die erste sozialdemokratische Partei in einem kommunistischen Land.
Ja, 3 vor 3 Viertel 1, jetzt weiter im Programm, vorerst mit einem Programmhinweis.
Die Würfel sind gefallen.
Der Semmering-Basistunnel, beinahe ein Jahrzehnt lang nur politische Absichtserklärung, wird wirklich gebaut.
In den nächsten Wochen will die ÖBB die letzten Einreichungen bei den Behörden vornehmen und im Herbst soll mit dem Bau begonnen werden.
Fertigstellung, wenn alles nach Plan läuft, 1993.
Und dann?
Was geschieht mit der alten Semmering-Strecke, der ersten Gebirgsbahn der Welt?
Für ÖBB-Generaldirektor Übleis alles, nur kein Geschäft.
Für uns gibt es dann im kaufmännischen Bereich nur mehr die neue Strecke.
Die oberste Eisenbahnbehörde wird dann zu entscheiden haben, ob die Bahn als Nebenbahn weitergeführt wird, ob sie als touristische Bahn betrieben wird oder ob sie abgetragen wird.
In der Umgebung des Semmering regt sich Widerstand.
Widerstand weniger gegen den Bau des neuen Tunnels und der dazugehörigen Hochgeschwindigkeitsstrecken als gegen ein Begräbnis erster Klasse für das Lebenswerk des Karl-Ritter-von-Gega.
ÖVP-Abgeordneter und Zweithausbesitzer im Schwarzer Tal, Professor Gerhard Bruckmann, ist der Ansicht, dass man einerseits das Schwarzer Tal schonen müsse und dass die alte Semmering-Strecke erhalten bleiben sollte.
Und zwar nicht nur aus kulturhistorischen Gründen, auf die wir später noch zurückkommen werden.
Dass, wenn man die alte Semmeringstrecke sanft in sich zusammenfallen ließe, das wohl vergleichbar wäre dem Verhalten der türkischen Artillerie 1812, die die Akropolis von Athen zum Ziel ihrer Schießübungen machte.
Touristenattraktion oder flächendeckende Verkehrsverbindung in Form einer Nebenbahn, das ist die Frage, die man jetzt im Verkehrsministerium zu klären versucht.
Genaueres darüber heute Abend um 18.20 Uhr im Journal Panorama.
Ein Panorama von Hans Adler über die Semmeringbahn.
Und jetzt zum Dreiviertel Eins zwei Kulturberichte.
An einem, nämlich dem Nachruf auf Thomas Bernhard, der letzten Sonntag im 59.
Lebensjahr verstorben ist.
An diesem Nachruf wird noch gearbeitet.
Wir haben hier einen anderen Bericht.
Heute vor 50 Jahren starb der österreichische Lyriker und Dramatiker
Jura Seufer im Alter von 26 Jahren im KZ Buchenwald an Tüvus.
Der in Wien aufgewachsene Sohn eines jüdischen Industriellen aus der Ukraine hat mit Theaterstücken wie Weltuntergang, Der Lechneredi schaut ins Paradies, Vineta und Astoria ähnlich wie Oedön von Horvat die Tradition des Wiener Volkstheaters weitergeführt.
Jura Seufer führte einen leidenschaftlichen Kampf gegen den Faschismus und für soziale Gerechtigkeit.
Immer wieder warnte er auch vor einem drohenden Weltkrieg.
Zum 50.
Todestag von Jura Seufer, der Anlass für zahlreiche Gedenkveranstaltungen ist, hat Walter Gelert einen Beitrag gestaltet.
Karl Kraus war als kritischer Geist Jura Seufers großes Vorbild.
Und dass auf den Tag gemünzte schriftliche Äußerungen die terrarische Qualität haben können, hat Seufer auch mit seinem in wenigen Lebensjahren entstandenen Gesamtwerk bewiesen.
Mit den in den 30er Jahren entstandenen politischen Gedichten, mit seinen Kommentaren, die er für die Arbeiterzeitungsrubrik Zwischenruf von Links schrieb,
Mit seinen für das Kabarett ABC verfassten Theaterstücken und Possen, aber auch mit dem unvollendet gebliebenen Roman »So starb eine Partei«, eine Auseinandersetzung mit den Ereignissen des Februars 1934.
Diese Ereignisse waren es die Seufer dazu bewogen, sich von den Sozialdemokraten ab und der verbotenen kommunistischen Partei zuzuwenden, für die er dann illegal arbeitete.
Zum Kabarett kam Jura Seufer durch Zufall.
Hans Weigl erinnert sich.
Ein Freund, der heißt jetzt Leon Askin, der hieß damals Leo Askinase, hat mich gebeten, ob ich für sein Cabaret ABC nicht Texte schreiben könnte.
Da habe ich gesagt, das kann ich nicht.
Ich bin in der Literatur am Naschmarkt.
Er sagt, da weißt du keinen.
Da habe ich gesagt, ich weiß einen großartigen.
Mit dem musst du es versuchen, das ist der Joachim Seufer.
Und auf die Weise ist der Joachim Seufer zum Cabaret bekommen.
theatergeschichtliche und zeitgeschichtliche bedeutsame Wendung gewesen.
Ich werde dir lieber erzählen, wie ich in Vineta lebte, in der versunkenen Stadt.
Ein ganzes Leben habe ich dort gelebt, verlebt.
Und es lässt sich auch was lernen aus der Geschichte, Mädelchen, dass wir lebendig sein müssen.
Verstehst du?
Lebendig meine ich, im Herzen.
Ein Ausschnitt aus dem 1937 entstandenen Stück »Vineta«, dem Gleichnis von »Der versunkenen Stadt« als Warnung vor einem drohenden Krieg.
Der Ausschnitt stammte aus einer Aufführung des Jura-Seufer-Theaters.
Der in den USA unterrichtende Universitätsprofessor Horst Jarka hat Jura-Seufers Gesamtwerk sowie eine umfangreiche Lebensbeschreibung samt Werkanalyse herausgegeben.
Seufer gelang es, so meint Jarka, eine Verbindung zwischen Raimund und Nestroy sowie Marx und Brecht zu schaffen.
Hier haben wir einen Dichter, dem es gelungen ist, auf eine leichte, in leichter Form, schweres, so sagen wir, Ernstes zu bringen.
und der eben jeden tierischen Ernst oder jede tierisch ernste Didaktik vermieden hat und doch nicht leichtes Unterhaltungstheater liefert, sondern sehr wichtige Probleme in ansprechender Form bringt, die uns heute noch beschäftigen.
Und der das Politische mit Fantasie verbindet, also gerade das, glaube ich, was den sogenannten Realpolitikern ja abgeht.
Und ich glaube, das ist gerade das, was die jungen Leute an Seufer findet, die Verbindung von Politik und Fantasie.
1938 wurde die politische Situation für Jura Seufer bedrohlich.
Nach dreimonatiger Haft entschließt er sich, da sein Pass abgelaufen ist, gemeinsam mit seinem Freund Hugo Ebner per Skier in die Schweiz zu flüchten.
Eine Gendarmerie-Streife nimmt sie fest.
Polizeihaft sowie die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald sind die letzten Stationen Jura Seufers vor seinem Tod.
Der Wiener Rechtsanwalt Hugo Ebner war ebenfalls in Buchenwald inhaftiert, als Seufer starb.
Und dann brach in Buchenwald der Typhus aus.
Und der Jura war in einem Arbeitskommando, das in der Beziehung sehr gefährlich war, nämlich bei den Leichenträgern.
Und da hat er sich offenbar mit Typhus angesteckt.
Da war ein zweiter Freund von uns dabei, das war ein Max Hoffenberg, der in Wien lebt.
und der auch angesteckt wurde.
Ich habe die beiden noch einen Tag vor Juras Tod im Revier besucht und der Max Hoffenberg ist durchgekommen und der Jura ist am 16.
Februar 1939 gestorben.
Jura Solfer hatte sich aber auch im Konzentrationslager nicht brechen lassen.
In seinem berühmt gewordenen Dachor-Lied verwendete er die zynische Phrase der Nazis Arbeit macht frei auf seine Weise.
Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt und wir wurden stahlhart dabei.
Bleib ein Mensch, Kamerad, sei ein Mann, Kamerad, mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad, denn Arbeit, denn Arbeit macht frei.
Anlässlich des 50.
Todestags von Jura Seufer veranstaltet die Jura-Seufer-Gesellschaft heute im Wiener Rathaus eine Gedenkveranstaltung.
Das Burgtheater plant am kommenden Sonntag im Akademietheater eine Jura-Seufer-Martiné.
Im Herbst soll schließlich auch ein internationales Symposium über den Dichter in Wien durchgeführt werden.
Das war ein Kulturbeitrag von Walter Gellert.
Um 11.36 Uhr kam die APA-Meldung, Thomas Bernhard ist tot.
Schon am Sonntag starb der Autor in Gmunden.
Noch gestern hatten sein Arzt und das Wiener Burgtheater Gerüchte, Bernhard sei tot dementiert.
Seit 40 Jahren liebt Thomas Bernhardt an einem bösartigen Geschwulst an der Lunge, einem sogenannten Morbus Bug, der mit Cortison behandelt werden musste.
Nun hat er den Kampf gegen die tückische Krankheit verloren, vor vier Tagen schon.
Thomas Bernhardt war zeitlebens ein Enfant terrible der heimischen Literatur und Dramatik, von seinen bösen Romanen bis hin zum Heldenplatz.
Gally giftig, Gosserhohn und Spott, nicht zuletzt auf seine Landsleute.
Doch Bernhard war ebenso kontroversiell als erfolgreich.
Einer der meistgespielten lebenden Autoren deutscher Sprache jedenfalls.
Eine Würdigung von Volkmar Paschalk.
Im vorigen Jahr hat er für Aufregung gesorgt wie kaum je zuvor ein anderer Schriftsteller in Österreich.
Aus dem Zusammenhang geriss eine Textzitate aus seinem Stück Heldenplatz, das er zum österreichischen Bedenkjahr 1938-88 geschrieben hat.
Textzitate, in denen er den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler, die Kirche und die Parteien, die Journalisten und überhaupt alle Österreicher auf die vehementeste Weise angriff, hatten zu einer Medienkampagne von gewaltigen Ausmaßen geführt, die dann, bei der trotz Störversuchen triumphal aufgenommenen Premiere im Burgtheater am 4.
November wie eine Seifenblase zerplatzte.
Denn spätestens jetzt erkannten auch die erbittertsten Gegner das hohe moralische Anliegen Bernhards, der einer saturierten und schon wieder bedenkenlos werdenden Gesellschaft den Spiegel vorhalten und die Menschen aufrütteln wollte, die unrühmliche Vergangenheit dieses Jahrhunderts nicht zu vergessen und nicht erneut in Unmenschlichkeit und Korruption hineinzuschlittern und zu verharren.
Über seine Hassliebe zu Österreich sagte er einmal, Wenn man einmal so ein Herz an die Heimat gehängt hat, genügt das ja, nicht?
Da kann man sich ja verschimmeln lassen an der Wand, an der Mauer, wo es hängt.
Es ist ja ein für alle Mal der Dranggehängt an das Haus Österreich.
Dass Bernhard längst die Wiederholung der immer gleichen Worte und die Übertreibung zu dem formalen Prinzip seiner Prosa und seiner Theaterstücke gemacht hatte, war denjenigen klar, die die Entstehung seines Werkes von 1957 an verfolgt haben.
Als in einer nie abbrechenden Folge aus einer unglaublichen fast manischen Produktivität und Kreativität heraus erwachsene Gedichtbände, Erzählungen und seit 1970, seit dem Erfolg von Ein Fest für Boris, auch Theaterstücke erschienen.
dass es fast schwer ist, die Zahl all dieser literarischen Zeugnisse festzustellen.
Thomas Bernhard musste schreiben, um sich auszudrücken, hat er einmal gesagt.
Ich habe mich auch nie als Schriftsteller in dem Sinn gefühlt, das ist ein Zufall.
Ich wollte ja nur schreiben, aber dass das zufällig Schriftsteller ist, das hat sich nachher ergeben.
Nachdem es keine Schriftstellerakademie gibt, da hätten Sie dann ein Papier, wo drauf steht, mit heutigem Tage ist Herr sowieso, nicht?
zugelassene Schriftstücke.
So wie er als Pianist oder Schauspieler, das kann er alles am Papier dann nach Hause tragen.
Der 1931 in Holland geborene, bei seinem Großvater Johannes Fräumbichler am Wallersee bei Salzburg aufgewachsene, zuerst Musikstudierende, als Gerichtssaalreporter bei einer Salzburger Zeitung arbeitende Thomas Bernhard, der schwer lungenkrank war und immer wieder Aufenthalte in Lungenheilstätten einschieben musste,
Er veröffentlichte zwar zuerst Gedichte, erlebte seinen literarischen Durchbruch aber als Prosautor, mit Romanen wie Frost, Die Verstörung und Das Kalkwerk, mit Erzählungen wie z.B.
Amras.
Marcel Reich-Ranicki, der Bernhards Werk von Anfang an verfolgt hat, nannte ihn damals der deutschsprachigen Literatur düstersten Poeten und bittersten Propheten.
In den 70er Jahren gaben dann seine autobiografischen Schriften die Ursache der Keller, der Atem, die Kälte und ein Kind, Aufschluss über seine Kindheit, seine Jugend, seine entwürdigenden Erlebnisse und die Entstehung seines Dranges zur Menschenbeobachtung und Anklage von Missständen.
Warum hat Thomas Bernhardt damals seine persönliche Geschichte aufgeschrieben?
Wenn ich Zeitungen aufmache, steht über mich die unmöglichsten Sachen und mein Weg geht dorthin und dahin und alles was Tod betrifft und Leben und Philosophie und einfaches Leben und hin und her, das ist alles falsch bis jetzt.
Und dann kommt der Moment, wo einem graust vor diesen Sachen und dann setzt man sich selber hin und versucht das mehr oder weniger ins Authentische zu bringen.
Waren die Bücher einmal veröffentlicht, dann hat sich Thomas Bernhard nie mehr für sie interessiert.
Dann waren sie für ihn erledigt.
Ich weiß ja den Inhalt meiner Bücher gar nicht mehr, weil sie mich nicht mehr interessieren.
So ungefähr weiß ich es schon.
Man weiß ja oft gar nicht, ist das jetzt im Kalkwerk, wo die gelähmt ist, oder ist es in der Verstörung?
Da kann es nicht sein, weil es so ist.
Also so ähnlich ist es.
Ich hänge ja nicht an den Sachen.
Da könnt ich ja dann nichts mehr machen.
Ich will mich ja befreien.
Das wird hinausgeschmissen wie so ein Ballon.
Dann wirft man Sandhecke ab und das sind die Bücher.
Seine Theaterstücke, zumeist Monologe mit wenigen Zwischeneinwürfen von Randfiguren, wiederholen die Prinzipien seiner virtuosen Sprachbehandlung bei der Prosa, der Musikalität seiner Sprache, der ständigen Wiederholungen, die zu dramatischen Steigerungen führen.
Bei den Salzburger Festspielen in Stuttgart und Bochum hat Klaus Baimann einige der wichtigsten Stücke Bernhards aufgeführt.
Der Ignorant und der Wahnsinnige, Am Ziel, Ritter Denefoss, Der Theatermacher, Minetti, Vor dem Ruhestand, Die Weltverbesserer, Der Scheindrückt.
Stücke, die er oft für bestimmte Schauspieler wie seinen Lieblingsschauspieler Bernhard Minetti geschrieben hat und in denen er deutlich zu politischen Zuständen in Deutschland und Österreich Stellung bezogen hat.
Bei allen massiven Angriffen, die vor Verletzungen von Kollegen und Zeitgenossen z.B.
im vorübergehend beschlagnahmten Buch Holzfällen nicht zurückschreckten, war aus seinen Stücken und seiner späten Prosa, wie eben Holzfällen, Wittgensteins Neffe, Alte Meister, die Auslöschung, immer seine zutiefst moralische Haltung, seine eigene Verletzlichkeit, seine große Liebe zu den Zurückgesetzten und Entrechteten und sein verschmitzter Humor erkennbar.
der eine Begegnung mit ihm, auch mit dem Todkranken, stets zu einem heiteren Erlebnis verklärte.
folgt ein paar Schlags Nachrufe auf Thomas Bernhardt, der vor vier Tagen in Munten gestorben ist.
Derzeit vermutlich findet in Wien im engsten Familienkreis Bernhardts Beerdigung statt.
Zwei Hinweise, morgen, Ö3, 22.15 Uhr, Gedanken, da hören wir Thomas Bernhardt über den Tod und auch Sonntagfrüh die Österreich 1 Sendung, Du holde Kunst, ist Thomas Bernhardt gewidmet.
In drei Minuten ist es 13 Uhr, wir schließen unser Journal mit einigen Meldungen.
Österreich.
Vor dem parlamentarischen Lukona-Ausschuss hat FPÖ-Obmann Haider neuerlich die Aussage des Gerichtspräsidenten Demel zurückgewiesen.
Es habe im November 1987 ein Treffen Haider-Proksch gegeben.
Der ÖVP-Abgeordnete Graf warf Haider vor, die Öffentlichkeit irrezuführen.
Der FPÖ-Chef meinte daraufhin, dies sehe er nicht so.
Auf Fragen, ob er, Haider, im Café Demel oder im Club im ersten oder im zweiten Stock gewesen sei, meinte Haider, für ihn sei das gesamte Gebäude das Café Demel.
Auch den Zeitraum für das von ihm zugegebene Treffen mit Proksch weitete Haider aus.
Hatte der FPÖ-Chef ursprünglich den September 1986 als Termin genannt, sprach er nun von einem Zeitpunkt zwischen Herbst 86 und Februar 87.
Eine Angestellte der Konditorei Demel sagte aus, sie habe ein erstes Treffen Haiders mit Proksch im Frühsommer 1987 beobachtet und ein zweites im November 1987.
Die Treffen hätten im Club 45 stattgefunden.
FPÖ-Chef Haider hat die Zahlung von 500.000 Schilling an einen gekündigten Kärntner Parteimitarbeiter neuerlich als Abstandszahlung bezeichnet.
Haider sagte, der Mitarbeiter sei als Betriebsratsobmann nicht anders zu kündigen gewesen.
Der Vertrag sei mit Beratung durch Fachleute ausgearbeitet worden und gegenüber der Finanz zu vertreten.
Sollte sich der Standpunkt der FPÖ nicht durchsetzen, dann werde der Finanzreferent der Partei sein Amt zur Verfügung stellen müssen.
Haider bezeichnete die Angriffe gegen seine Person als infame Propaganda.
Afghanistan.
Einen Tag nach dem Abschluss des sowjetischen Truppenrückzugs hat die afghanische Regierung Pakistan und die USA beschuldigt, ihre Verpflichtungen aus dem Genfer Abkommen grob zu missachten.
Die Verstöße seien so schwerwiegend, dass die Sowjetunion nicht mehr an den Vertrag gebunden sei.
Kabul beschuldigte Pakistan, sich in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzumischen.
Polen.
Die Führung in Warschau lässt eine unabhängige Bauerngewerkschaft wieder zu.
Das ist das erste Ergebnis der Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition.
Die sogenannte Landsolidarität war 1981 mit der Verhängung des Kriegsrechts verboten worden.
Das Wetter bis heute Abend.
Im Süden und Osten langsame Wetterberuhigung, sonst vorerst noch anhaltende Niederschläge.
Nachmittagstemperaturen 0 bis 6 Grad.
Es ist gleich 13 Uhr, das war für heute unser Mittagschanal.
Louis Glück verabschiedet sich im Namen aller Mitarbeiter.