Mittagsjournal 1983.09.28

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich der aktuelle Dienst mit dem Mittagsjournal.
    Am Mikrofon ist Herbert Dobrowolny.
    Wie immer um diese Zeit der Überblick über das Programm der kommenden Stunde.
    Im Parlament in Wien hält heute Bruno Kreisky seine Abschiedsrede als Nationalratsabgeordneter.
    Kreisky zählt zu den profiliertesten Politikern der Zweiten Republik.
    Seit 1954 gehörte er fast ununterbrochen der Regierung an, leitete sie selbst 13 Jahre lang und ist seit 1967 Vorsitzender der Sozialistischen Partei Österreichs.
    Dem Hohen Haus gehört er seit 1956 an.
    Heute findet gleichsam die vorletzte Etappe seines Rückzugs aus der Politik statt.
    Seine letzte Funktion, die des Parteivorsitzenden, wird er ja Anfang Oktober abgeben.
    Wir werden gleich nach den Nachrichten ins Parlament schalten und um etwa 12.45 Uhr einen ausführlichen Bericht über die Rede Kreiskis und die Würdigungen durch die ÖVP-Sprecher Graf und FPÖ-Sprecher Peter bringen.
    Die Inlandspresseschau bringt heute Kommentare zum Konflikt Kreisky-Androsch.
    Die Wirtschaftsredaktion fasst ein neues Unternehmenskonzept für Steyr-Daimler-Puch zusammen.
    Das fehlende Panzergeschäft zwingt die Steyr-Führung zu neuen Strategien.
    Und die jüngste Insolvenz-Statistik zeigt, dass die Wirtschaftskrise jetzt verstärkt auch die kleineren Unternehmen trifft.
    Der heutige 28.
    September ist Jahrestag eines Geiseltramas in Österreich.
    Vielleicht erinnern Sie sich noch an das Drama von Macheg, als arabische Terroristen einen Zug besetzten und damit die Schließung des Durchgangslagers Schönau erzwingen wollten.
    Vor dem Hintergrund der gestern von der DDR bekanntgegebenen neuen Umtauschregelungen für Westdeutsche gehen wir auch der Frage nach, wie es an der deutsch-deutschen Grenze aussieht.
    Ostberlin hatte angekündigt,
    Teile der gefürchteten und als unmenschlich verdammten Selbstschussapparate an der Grenze zu demontieren.
    Und in Polen verstärkt sich der Druck auf Lech Walesa.
    Im polnischen Fernsehen wurde nun ein Gespräch mit seinem Bruder wiedergegeben, in dem es um angebliche Dollar-Millionen für Walesa ging.
    Die Kulturredaktion berichtet schließlich über ein Konrad-Loren-Symposium.
    Anlass ist der 80.
    Geburtstag des Begründers der modernen Verhaltensforschung.
    Nun zu den Nachrichten, die Georg Schallgruber zusammengestellt hat, gelesen werden die Meldungen von Maria Piefel.
    Österreich.
    Vor einer Stunde begann im Parlament die erste Sitzung nach der Sommerpause.
    Wichtigster Tagesordnungspunkt ist zwar die Debatte über die verstaatlichte Industrie.
    Im Mittelpunkt steht aber eine Rede von Altbundeskanzler Bruno Kreisky, der sich heute vom Hohen Haus verabschiedet.
    Im Nationalrat wird heute weiters die neuerliche Diskussion um den früheren Vizekanzler Hannes Androsch zur Sprache kommen.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat in diesem Zusammenhang bereits gestern nicht näher präzisierte parlamentarische Schritte angekündigt.
    USA, China Präsident Reagan wird im April nächsten Jahres zu einem Staatsbesuch nach China reisen.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Kaspar Weinberger sagte bei einer Pressekonferenz in Peking, bereits im kommenden Jänner werde der chinesische Ministerpräsident Zhao Jiang den Vereinigten Staaten einen offiziellen Besuch abstatten.
    Auch der chinesische Außenminister Zhang Aiping habe eine Einladung in die USA angenommen.
    Über seine Gespräche mit führenden chinesischen Politikern äußerte sich Weinberger sehr befriedigt.
    Er gab bekannt, der Regierung in Peking eine schnellere und umfangreichere Lieferung von amerikanischer Technologie zugesichert zu haben.
    Vereinte Nationen.
    Unter Vorsitz der indischen Ministerpräsidentin Indira Gandhi hat gestern Abend anlässlich der UNO-Vollversammlung in New York ein informelles Treffen von 16 Staats- und Regierungschefs stattgefunden.
    Teilnehmer waren unter anderem der französische Staatspräsident François Mitterrand, die Präsidenten von Zypern, Ungarn, Polen, Jugoslawien sowie Bundeskanzler Fred Sinovac.
    Hauptthemen waren der Weltfrieden, die Abrüstung sowie Probleme der Weltwirtschaft.
    Mitterrand warnte die Industriestaaten davor, ihre Verpflichtungen gegenüber der Dritten Welt zu vernachlässigen.
    Er sagte, eine Reihe von Entwicklungsländern hielte am wirtschaftlichen Idealismus des 19.
    Jahrhunderts fest, statt die Probleme der Unterentwicklung in der Dritten Welt multinational in Angriff zu nehmen.
    Indira Gandhi und Mitterrand werden heute vor der UNO-Vollversammlung sprechen.
    Die Kampagne der Medien gegen Arbeiterführer Lech Walesa hat gestern Abend einen neuen Höhepunkt erreicht.
    Zur besten Sendezeit strahlte das staatliche Fernsehen 30 Minuten lang Tonbandauszüge aus einem angeblichen Gespräch zwischen Lech Walesa und seinem Bruder Stanisław aus.
    Die beiden Männer machten sich dabei Gedanken über die gewinnbringende Anlage von einer Million Dollar im Ausland.
    Der ehemalige Solidaritätschef soll demnach das Geld bei einer Vatikanbank hinterlegt haben.
    Das Gespräch war darüber hinaus mit drastischen Schimpfwörtern gespickt.
    Lech Walesa hat die Aufnahme als Fälschung bezeichnet.
    Auf telefonische Anfrage erklärte der Arbeiterführer, er schaue sich das Programm an und lache.
    Nahe Osten vereinte Nationen.
    Der seit Montag geltende Waffenstillstand im Libanon ist in der vergangenen Nacht zum ersten Mal gebrochen worden.
    Etwa 30 Kilometer südöstlich von Beirut lieferten drusische und christliche Milizverbände einander dreistündige Gefechte.
    In Chalde, im Süden von Beirut, hat am Vormittag die gestern verschobene Gesamtlibanesische Konferenz begonnen.
    Hauptaufgabe des Ausschusses ist die Sicherung des Waffenstilsternsabkommens.
    An den sogenannten Versöhnungsgesprächen nehmen die wichtigsten Repräsentanten der verschiedenen libanesischen Bevölkerungsgruppen teil.
    Drusenführer Wali Jumblatt hat für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen neue kriegerische Auseinandersetzungen angedroht.
    Der israelische Verteidigungsminister Ahrens schloss ein neuerliches militärisches Eingreifen im Libanon nicht aus, falls die Drusen weiterhin von PLO-Verbänden unterstützt würden.
    Die Außenminister der vier Staaten, die die multinationale Friedenstruppe im Libanon stellen, haben sich für eine Überwachung des Waffenstillstandsabkommens durch die Vereinten Nationen ausgesprochen.
    Außerdem bekräftigten die Außenminister der USA, Frankreichs, Italiens und Großbritanniens das Mandat der multinationalen Friedenstruppe.
    Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik.
    Der teilweise Abbau von tödlichen Selbstschussanlagen an der deutsch-deutschen Grenze ist heute in Bonn neuerlich bestätigt worden.
    Dagegen vermerkten die DDR-Zeitungen mit keinem Wort die Aufhebung des Mindestumtausches für Kinder unter 14 Jahren bei DDR-Besuchen und die neue Handhabung bei der Familienzusammenführung.
    Selbst die gestrige fünfzeilige Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur ADN ist in keinem ostdeutschen Blatt aufgetaucht.
    In Bonn begrüßten Regierung und Opposition, in Berlin der Senat die jüngsten Entscheidungen der DDR-Führung als ersten, wenn auch ungenügenden Schreckt.
    Großbritannien.
    Nach Informationen der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International werden im Iran politische Gefangene, auch Kinder und schwangere Frauen, gefoltert und heimlich hingerichtet.
    In einem Schreiben an den iranischen Revolutionsführer Khomeini betont Amnesty, seit 1979 seien wesentlich mehr Menschen hingerichtet worden als die offiziell zugegebenen 5.000.
    Die Organisation beruft sich bei ihren Angaben auf Aussagen ehemaliger Gefangener.
    In dem Schreiben wird Khomeini angeboten, eine NSD-Delegation zu empfangen, die ihm Beweismaterial über die schweren Menschenrechtsverletzungen vorlegen will.
    USA.
    Für die Wirtschaft, sowohl in den Industriestaaten als auch in der Dritten Welt, besteht nach wie vor Unsicherheit, ausgelöst durch die Entwicklung der Zinsen und des Dollarkurses.
    Diese Meinung vertraten Wirtschaftsexperten der Europäischen Gemeinschaft bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington.
    So etwa meinte der griechische Wirtschaftsminister, die Entwicklungen seien sehr stark durch die Finanzpolitik der USA beeinflusst.
    Weiters unterstrich er den Willen der Europäer, die Märkte für Importe offen zu halten und trotz der derzeitigen Schwierigkeiten diese Handelspolitik weiter zu verfolgen.
    Japan tritt für eine Stärkung der Landeswährung des Yen ein.
    Diese Entwicklung sei durch sinkende Ölpreise und den hohen Dollarkurs notwendig, sagte der japanische Notenbankchef, da dadurch die japanische Leistungsbilanz gestiegen sei.
    Der japanische Wirtschaftsexperte warnte sich gegen wachsenden Protektionismus und versprach Anstrengungen zur Öffnung des Binnenmarktes.
    Heute wird Finanzminister Herbert Salcher bei der Jahrestagung des Währungsfonds und der Weltbank sprechen.
    Nun zur Wetterlage.
    Das Hoch über dem Balkan und dem südlichen Mitteleuropa bleibt für den Alpenraum wetterbestimmend.
    Das frühherbstliche Schönwetter dauert an.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Wolkenlos bis heiter.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 0 bis 9 Grad.
    In exponierten Lagen leichter Bodenfrost.
    Die Aussichten für morgen Donnerstag.
    Nach Auflösung lokaler Frühnebel durchwegs sonnig, schwachwindig.
    Frühtemperaturen 0 bis 9 Grad, Tageshöchsttemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Auf den Bergen weiterhin gute Fernsicht und sehr mild, Temperatur in 2000 Metern um 12 Grad.
    Die Vorschau auf übermorgen Freitag.
    Örtlich früh Nebel oder Wolkenfelder, sonst sonnig.
    Am Morgen kühl, tagsüber mild.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien heiter 17 Grad, Eisenstadt heiter 16, Linz heiter 18, Salzburg heiter 20 Grad, Innsbruck heiter 20, Bregenz wolkenlos 15, Graz heiter 18 und Klagenfurt heiter bei 16 Grad.
    Das waren also die Nachrichten und die Wetterwerte aus Österreich.
    Zwölf Uhr und elf Minuten ist es mittlerweile geworden.
    Und was ich Ihnen am Anfang angekündigt habe, dass wir gleich nach den Nachrichten ins Parlament schalten, setzt sich in der Realität leider nicht durch, da die Tagesordnung des Parlaments leicht abgeändert wurde und Bundeskanzler Kreisky noch nicht mit seiner Abschiedsrede aus dem Hohen Haus begonnen hat.
    Aber wir bleiben dabei, um etwa 12.45 Uhr hoffen wir dann, alles das zusammenfassen zu können.
    Nun beginnen wir mit Wirtschaft.
    Eine neue und an die Veränderungen Bedingungen angepasste Unternehmensstrategie hat gestern Abend die Steyr-Daimler-Puch AG vorgestellt.
    Das Unternehmen befindet sich ja in einer sehr schwierigen Situation, äußerlich abzulesen an der Tatsache, dass im vorigen Jahr Steyr erstmals einen Verlust hinnehmen musste und zwar in der Höhe von etwa 600 Millionen Schilling.
    Mehrheitlich gehört die Steierdaimler Puch AG zum CA-Konzern und ist mit rund 16.000 Beschäftigten der größte, nicht direkt im Staatseigentum stehende Betrieb Österreichs.
    Mit welchen Maßnahmen nun das Steierdaimler Puch Management versucht, das Unternehmen auf neue Standbeine zu stellen, erläutert im folgenden Beitrag Helmut Glezander.
    Der Zivilsektor von Steyr-Dämmler-Puch muss binnen kürzester Zeit in jeder Sparte für sich gewinnbringend gestaltet werden.
    Auf diese Kurzformel lässt sich das neue Unternehmenskonzept bringen.
    War das Steyr-Dämmler-Puch-Management ursprünglich der Meinung, für die notwendigen Maßnahmen Zeit zu haben und bis Ende der 80er Jahre dank der Gewinne aus dem Militärgeschäft diese Investitionen finanzieren zu können, so ist seit dem politisch unterbundenen Chile-Panzergeschäft klar geworden, dass die notwendigen Schritte rascher und damit auch schmerzvoller in Angriff genommen werden müssen.
    Der Ausgangspunkt und die Wurzel für diese Kursanpassung liegt ganz einfach in der Tatsache, dass das stabilste, gewinnbringende Programm
    nämlich der militärische Sektor, der war von 75 bis 81 eindeutig die stabilste Sparte.
    Für die künftige Entwicklung aus den ja allgemein in Österreich bekannten Gründen, doch mit wesentlich größeren Unsicherheiten,
    zu beurteilen ist, zu beurteilen sein wird, als dies bis vor kurzem noch der Fall war.
    Die Folgen des verbotenen Panzerexports wurden anfangs unterschätzt.
    Dachte man doch, den entgangenen Gewinn von rund 1,2 Milliarden Schilling anderswo hereinzuholen.
    Tatsächlich aber konnte seit 1982 kein Panzer mehr ins Ausland verkauft werden.
    Um den Bestand des an sich gesunden Unternehmens nicht zu gefährden, sind doch 2 Milliarden Schilling-Rücklagen und 2 Milliarden Grundkapital vorhanden, wird aber jetzt so rasch wie möglich bei verlustbringenden Produkten nach Auswegen gesucht.
    Bezogen auf die einzelnen Standorte, nämlich Steyr, Graz und Wien, heißt das.
    Für das Werk Steyr werden weitere Partner insbesondere im Lkw-Bereich gesucht, um so größere Stickzahlen durch gegenseitige Zulieferungen und damit kostengünstigere Produktion erzeugen zu können.
    Die bereits bestehenden Kooperationen mit Triechenland und Nigeria sollen womöglich ausgeweitet werden, wobei bereits Gespräche mit potenziellen Partnern geführt werden.
    In Graz soll der Schwerpunkt auf dem Allradsektor weiter forciert werden.
    Insbesondere erwartet man sich von einem in zwei Jahren erscheinenden neuen Pinzgauer-Modell neue Impulse.
    Schon jetzt bringt der Pinzgauer bezogen auf den Umsatz das beste Konzernergebnis.
    Hand in Hand mit dem weiteren Ausbau des Geländefahrzeugprogramms, Stichwort dazu die in einem Jahr beginnende Produktion der Allradgetriebenen VW-Transporter, wird in der Moped- und Fahrradfertigung in Graz weiter rationalisiert, um die noch immer vorhandenen Verluste im Zweiradbereich wegzubringen.
    Im Steierdämmer Puchwerk in Wien-Simmering schließlich, wo unter anderem die Jagd- und Schützenpanzer gebaut werden, will man vermehrt Autobusse produzieren, wobei man derzeit intensive Verkaufsanstrengungen bei Städten und Gemeinden unternimmt.
    Diese, das ganze Steier-Dämmer-Puch-Unternehmen betreffende neue Konzernstrategie wird sich auch organisatorisch niederschlagen.
    Das reicht von einer neuen Aufteilung der Vorstandsagenten bis zur Schaffung von Technologiezentren, um nicht womöglich an demselben Problem in verschiedenen Werksniederlassungen gleichzeitig zu forschen.
    Alles in allem will das Steuer-Dämmer-Puch-Management mit dieser Strategie möglichst rasch wieder zu jenen gewinnbringenden Zeiten zurückkehren, die es erlaubt hatten, seit 1975 rund eine Dreiviertelmilliarde Schilling an Dividenden auszuschütten.
    Und das Steuer-Dämmer-Puch-Management ist übrigens auch für den Entfall von Ist-Lohn-Erhöhungen.
    Damit liegt Steuer-Generaldirektor Malzacher auf derselben Linie wie ÖEAG-Generaldirektor Oskar Grünwald, der diesen Punkt gestern angesprochen hat.
    Das nur als Ergänzung zu dem Beitrag von Helmut Glitzander.
    Mittlerweile ist es 12.16 Uhr geworden und jetzt ist es soweit, wir schalten in den Nationalrat.
    Dort findet die erste Sitzung der Abgeordneten nach der Sommerpause statt.
    Und die Abgeordneten werden einen recht fulminanten Start in den Herbst zu bewältigen haben.
    Im Mittelpunkt der heutigen Sitzung stehen nämlich im Wesentlichen zwei Dinge.
    Der Beschluss über eine weitere Finanzierungsspritze für die verstaatlichte Industrie in der Höhe von 16,6 Milliarden Schilling und der Abschied eines Parlamentariers aus dem Hohen Haus
    der der österreichischen Volksvertretung mehr als 27 Jahre angehört hat.
    Bruno Kreisky, noch Parteivorsitzender der SPÖ, legt heute sein Mandat zurück und wird seine Abschiedsrede halten.
    Der langjährige Bundeskanzler gehört seit 8.
    Juni 1956 dem Parlament an.
    In der Politik war Kreisky seit 1953 tätig.
    Zunächst als Staatssekretär, später als Außenminister.
    Nach der Verabschiedung Kreiskis wird das Parlament die zusätzliche Finanzierung der verstaatlichen Industrie diskutieren und beschließen.
    In den späten Abendstunden wird die ÖVP einen Antrag auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses rund um die jüngste Diskussion über die Villa von Hannes Androsch beantragen, jener Villa, die der CA-Generaldirektor bewohnt, die ihm aber nicht gehört.
    Doch zurück zum Hauptthema des heutigen Vormittages, der Abschiedsrede von Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky.
    Wir schalten zu Johannes Fischer ins Parlament.
    Ich habe damals eine Diskussion mit ihm begonnen.
    Seit mehr als einem Vierteljahrhundert im Parlament, seit 1951 aktiv in der Politik tätig, 13 Jahre lang Bundeskanzler der Republik, seit 1967 Parteivorsitzender der SPÖ, Bruno Kreisky, der letzte aktive Politiker der Staatsvertragsgeneration, verlässt heute das Parlament und hält soeben seine Abschiedsrede.
    Nachdem Kreisky viermal für seine Partei Wahlen gewonnen hatte, davon dreimal die absolute Mehrheit, musste der Kanzler am 24.
    April des heurigen Jahres den Verlust der absoluten Mehrheit hinnehmen und zog daraus in einer Schnelligkeit, die auch viele seiner Parteifreunde überraschte, die Konsequenzen.
    Er trat als Bundeskanzler zurück, legt nun sein Abgeordnetenmandat ebenfalls zurück und wird am 26.
    Oktober im Parteitag der SPÖ auch den Parteivorsitz an Bundeskanzler Fred Sinowaz abgeben.
    Mit diesem letzten Schritt endet eine politische Karriere, die in Österreich wohl ihresgleichen sucht und die 1951 begann, als Kreisky damals im Dienst des Außenamtes von Bundespräsident Körner zum politischen Beater und Kabinetts-Vizedirektor berufen wurde.
    Im April 1953 wurde Kreisky zum Staatssekretär im Außenamt und war in dieser Eigenschaft maßgeblich an den Staatsvertragsverhandlungen in Moskau beteiligt.
    Und schließlich wurde er im dritten Kabinettrat 1959 Außenminister.
    Hier im Parlament sind die Zuschauergalerien und Journalistengalerien dicht besetzt.
    Vor rund 30 Minuten während der Fragestunde hat Bruno Kreisky den Saal betreten im dunkelblauen Anzug, langsam, bedächtig, die Stufen hinuntergehend, begrüße den Klubchef Sepp Wille und hat vor wenigen Minuten mit seiner Abschiedsrede und mit einem Dank an die Präsidenten des Hauses begonnen.
    Herr Präsident, hohes Haus, da ich mich nach mehr als
    30-jährigem Wirken im politischen Leben der Zweiten Republik nun entschlossen habe, aus dem Nationalrat auszuscheiden.
    Dem Nationalrat gehöre ich seit dem Jahre 1956 an.
    Wenn Sie mir eine persönliche Bemerkung gestatten, so hat vor 100 Jahren der Bruder meiner Großmutter väterlicherseits dem Österreichischen Reichsrat ungefähr die gleiche Zeit angehört, von dem ich auch offenbar
    die Lust an der Beteiligung und Betätigung innerhalb der Politik mitbekommen habe.
    Und ich finde es ist meine Pflicht, mich heute von Ihnen allen zu verabschieden.
    Vor allem von Ihnen, Herr Präsident, der Sie mit so großer Geduld in all diesen Jahren mir erlaubt haben, hier in diesem Hause zu intervenieren.
    Aber ich möchte auch Ihnen danken, Herr Zweiter Präsident,
    dass sie gleichermaßen die Möglichkeit der Betätigung hier gegeben haben.
    Das war der Anfang der Rede des alten Bundeskanzlers Kreisky und dann kam Kreisky auf die Tagesordnung des heutigen Tages zu sprechen, auf die verstaatlichte Industrie.
    Unter anderem bezeichnete er den Wiederaufbau der Eisen- und Stahlindustrie als historische Leistung.
    Wir blenden uns ganz kurz in seine Rede ein.
    ... sie geführt hat, eigentlich die Idee der Verstaatlichung in der Seele zu widerwahren.
    Hier haben die Amerikaner in einer Weise mitgewirkt, die nicht vergessen werden darf.
    Natürlich hat es innerhalb der Bundesregierung immer wieder Diskussionen gegeben und ich erinnere mich noch mit großer Freude an die, die ich mit dem Herrn Dr. Wittheim zu führen hatte über die Volksaktie, die ja er vor allem politisch vertreten hat.
    Ich will heute, da ich das Privileg habe hier zu reden,
    So weiter so ein kurzer Ausschnitt aus der Rede des Bundeskanzlers, des alten Bundeskanzlers Kreisky, der hier jetzt redet.
    Wir werden das am Ende des Journals zusammenfassen und gehen zurück zum Studio.
    Ja, gegen Ende des Journals wird es ungefähr um 12.45 Uhr sein, nur damit Sie sich Ihre Zeit besser einteilen können.
    Nächster Programmpunkt im Mittagsschonal ist die Inlandspresseschau.
    Sie fasst Kommentare zum Konflikt, Androsch Kreisky zusammengestellt hat die Inlandspresseschau Wilfried Seifert.
    Grundsätzlich analysiert Hubert Feichtlbauer die jetzt von offizieller SPÖ-Seite durchaus laut geäußerte Kritik am früheren Finanzminister so.
    Die Wirtschaftspolitik, die Hannes Androsch als Finanzminister gemacht hat, war sicher nicht nur schlecht.
    Aber sie hat Österreich jene Misere beschert, mit der die Regierung Sinovac nur mühsam fertig wird.
    Insofern hat Herbert Salcher nicht Unrecht, auf das problematische Erbe zu verweisen, statt sich von seinem Vorgänger indirekt belehren zu lassen.
    Sehr wohl unrecht aber hat er mit verschlüsselten Hinweisen auf eine mangelhafte Führung des Kreditanstaltkonzerns.
    Entweder er betreibt einen raschen Wechsel oder er lässt es bleiben, Österreichs größte Staatsbank international ins Gerede zu bringen.
    Der Kommentator in der Wiener Tageszeitung Die Presse empfindet bei dem Streit um Androsch auf all seinen verschiedenen Ebenen nur über eines Freude, nämlich über die Bemerkung von ÖVP-Generalsekretär Michael Graf.
    Bruno Kreisky möge nicht den Moralapostel spielen, denn immerhin habe er persönlich das Avancement des von ihm als mieser Charakter eingestuften Hannes Androsch zum Chef der größten Bank betrieben und auch durchgesetzt.
    Der Altbundeskanzler will politisch moralischer sein als sein ehemaliger Lieblingsjünger.
    Aber welche moralischen Maßstäbe legte er dann bei seiner Androsch-Betriebsamkeit einschließlich dessen Beförderung zum CA-Generaldirektor an?
    Die Anti-Androsch-Aktionen der ÖVP könnten ja auch den Vorwurf eintragen, die Geschäfte der Linken in der SPÖ zu betreiben, mutmaßt Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
    Schwer zu sagen, wen eine Rückkehr von Androsch in die Politik mehr stören würde.
    Ideologie-treue Sozialisten oder Strategen der Volkspartei.
    Besitzt doch der frühere Vizekanzler gerade unter bürgerlichen Wählern einen nicht unbeträchtlichen Anhang.
    Aber wie auch immer, der Kampf um Androsch belastet auch Österreichs größtes Kreditinstitut, an dessen Spitze der Ex-Vizekanzler seit seinem Ausscheiden aus der Regierung steht.
    Das ist unerfreulich und gefährlich.
    Die Verantwortung haben allerdings jene zu tragen, die entgegen allen Warnungen einen umstrittenen Politiker in diese heikle Position berufen haben.
    Die Auseinandersetzung um Androsch ist mehr als vielleicht andere politische Streitfragen längst auch zu einem Streit zwischen Zeitungen geworden.
    So meint etwa die sozialistische Arbeiterzeitung heute, es sei für das Medienecho völlig belanglos, ob Androsch beim SPÖ-Parteitag wieder in den Vorstand gewählt werde oder nicht.
    Wird er es, schreibt man über die Leichtfertigkeit, mit der sich die SPÖ so schwer belastete Personen in ihre Gremien holt.
    Wird er es nicht, berichtet man über die Herzlosigkeit, mit der die Sozi da einen der ihren fallen lassen.
    So ist das mit einer bestimmten Sorte von Journalismus.
    Manchmal hält er Linie.
    Manchmal geht er am ... Der Autor meint auf den ... Strich.
    Und manchmal wird Linie zum Strich.
    Das war die heutige Inlandspresse.
    Schauen nun wieder Wirtschaft im Mittagschanal.
    Unter die wichtigsten Daten, aus denen man Rückschlüsse über wirtschaftliche Entwicklungen ziehen kann, gehören jene über die Zahl von Firmenzusammenbrüchen.
    Aus dem durchschnittlichen Geld, welches dabei den Kunden und Lieferanten verloren geht, aus der Zahl der dabei um ihren Arbeitsplatz gekommenen Arbeiter und Angestellten, kann man wichtige Rückschlüsse ziehen.
    Hans Adler besorgt das für Sie im folgenden Beitrag.
    Wichtigste Aussage des eben veröffentlichten Berichtes des Kreditschutzverbandes von 1870 ist die Verlagerung der Firmenzusammenbrüche ganz deutlich in Richtung kleiner Betriebe.
    In den ersten Dreivierteln des laufenden Jahres ist sowohl die Zahl der Arbeitnehmer, die durch Firmenzusammenbrüche ihren Posten verloren haben, als auch die Summe des dabei verlorengegangenen Geldes um jeweils mehr als ein Drittel gegenüber dem Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres zurückgegangen.
    Die Anzahl der zugrunde oder in Ausgleich gegangenen Firmen aber ist gleich geblieben.
    Es hat also viele Kleine erwischt.
    Das ist alles andere als eine Freudenbotschaft, denn vor allem sind die Kleinen zu einem großen Teil im ländlichen Raum daheim oder daheim gewesen und dort sind sie sehr oft der einzige Arbeitgeber im weiten Umkreis.
    Von Arbeitslosigkeit betroffen sind also mit Sicherheit zu einem großen Prozentsatz Menschen, deren Chance auf einen neuen Arbeitsplatz in akzeptabler Entfernung gleich null sein dürfte.
    Den Statistikern des Kreditschutzverbandes fällt auch auf, dass die Zahl jener Konkursanträge, die abgewiesen wurden, weil überhaupt nichts mehr vorhanden war, womit man einen gerichtlichen Konkurs hätte abwickeln können, beängstigend zugenommen hat.
    Das hängt zweifellos auch mit der kleinen Struktur der betroffenen Betriebe zusammen.
    Ein kleiner Meister führt vielleicht keine so effiziente Buchhaltung, dass ihm die Überschuldung seines Unternehmens sofort bewusst wird.
    Er kann sich leicht mit der Größe eines Auftrages übernehmen und niemand weiß, wie oft das Spiel mit dem Tod, welches ein zu großer Auftrag, ein Fehler in der Kalkulation oder das Weiterarbeiten trotz Überschuldung für einen Kleinbetrieb bedeutet, eben noch einmal gut gegangen ist.
    Bis es einmal schief geht.
    Abschließend die Zahlen.
    12 Milliarden Schillings sind der österreichischen Volkswirtschaft heuer schon durch Ausgleiche und Konkurse verloren gegangen.
    13.000 Arbeiter und Angestellte haben dadurch ihren Posten verloren.
    Und last but not least, immer öfter endet der Gang zum Gericht mit Konkurs.
    Und immer weniger Unternehmer, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, können sich mit ihren Gläubigern ausgleichen.
    Die Zahl der Konkursanträge ist gegenüber dem Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres um nicht weniger als 70 Prozent gestiegen.
    Ein Beitrag von Hans Adler.
    Heute vor zehn Jahren wurde Österreich zum ersten Mal vom internationalen Terror im Zusammenhang mit dem Nahostproblem direkt betroffen.
    Am 28.
    September 1973 überfielen drei Palästinenser, mit Handgranaten und Maschinenpistolen bewaffnet, im Grenzbahnhof Marchek einen Zug aus Moskau, in dem sich 37 jüdische Auswanderer befanden.
    Mit vier Geiseln, drei Juden und einem österreichischen Zollbeamten verließen sie den Zug und fuhren mit einem Auto zum Flughafen Wien-Schwechert.
    Sie verlangten eine Sondermaschine, mit der sie samt ihren Geiseln in ein arabisches Land fliegen wollten.
    Die österreichische Regierung verhandelte mit den Terroristen, die sich schließlich bereit erklärten, ohne Geiseln in einem Kleinflugzeug, das von zwei österreichischen Piloten, die sich freiwillig gemeldet hatten, gesteuert wurde, nach Libyen zu fliegen.
    Der Zwischenfall löste schwere innen- und außenpolitische Konflikte aus, weil sich Bundeskanzler Kreisky den Terroristen gegenüber verpflichtete, das Lage-Schönau zu schließen, in dem die sowjetischen Juden bis zu ihrer endgültigen Ausreise nach Israel untergebracht waren.
    Im folgenden Beitrag, den Roland Machatschi gestaltet hat, werden noch einmal die Ereignisse vor zehn Jahren aufgerollt.
    Als alles zu Ende war, als die Geiseln freigelassen waren und auch die beiden österreichischen Piloten von ihrem abenteuerlichen Flug mit drei schwer bewaffneten Terroristen nach Libyen heimgekehrt waren, stellte sich Bundeskanzler Bruno Kreisky in einem überfüllten Saal des Palais Trauzon in Wien österreichischen und ausländischen Journalisten.
    Ich wollte dich gerne fragen, hat jemand schon über Leben und Tod hier zu entscheiden gehabt?
    Ja?
    Hat jemand schon jetzt entscheiden gehabt über Leben und Tod, außer im Krieg?
    Ja.
    Das ist die primäre Frage.
    Ich hab das zum ersten Mal müssen.
    Ja?
    Die zweite.
    Es gab die Möglichkeit, gar nichts zu tun und zu warten.
    Und nach allem, was wir wissen, hätte das den Tod von vier Menschen bedeutet.
    den drei sowjetischen Juden und dem österreichischen Zollbeamten.
    Den sicheren Tod.
    Zweite Möglichkeit, hätte man sie ausfliegen lassen mit den Geißeln, hätte man uns gesagt, es ist der sichere Tod der drei sowjetischen Juden.
    Das hätte man uns genauso verübelt, wie alles anderes Wissen, das wir aus den Diskussionen abgespielt haben.
    Wir hätten schießen können, dann wären alle tot gewesen.
    Das waren die Alternativen.
    Wir haben keine der drei gewählt, sondern einige gesucht, um das Leben von drei Juden zu retten.
    Ich bin nämlich der Meinung,
    Wenn man das Leben von Juden retten will, dann muss man bei den Dreien beginnen, die gerade aktuell bedroht sind.
    Der Pressekonferenz des Bundeskanzlers war ein Gespräch vorangegangen, das offenbar mit größter Härte in der Argumentation geführt worden war.
    Ein Gespräch mit der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir, die aus Straßburg vom Europarat nach Wien geeilt war, um Kreisky zu bewegen, seinen Beschluss zurückzunehmen, das Transitlager Schönau aufzulassen.
    In einer Rede in Straßburg hatte Golda Meir ihren herzlichen Dank für alles ausgesprochen, was in der Vergangenheit von Österreich getan wurde, um auswandernden russischen Juden den Weg nach Israel zu ermöglichen, und hatte ihre Hoffnung ausgedrückt, dass nichts geschehen möge, um diesen Weg noch schwerer zu machen, als ein Hinblick auf die sowjetische Politik ohnehin schon sei.
    I express my appreciation for everything that has been done in the past to facilitate these people to be on their way from Russia to Israel as soon as they are out of Russia and are on Austrian soil.
    All I say again is I hope that nothing will be done in order to make their path to Israel more difficult than it is already as far as the Soviet Union is concerned.
    In der aufgeregten Stimmung dieser Tage vor zehn Jahren gab es viele Unsachlichkeiten und Gerüchte.
    Die Atmosphäre, in der das Gespräch Meir-Kreisky stattfand, sollte offenbar durch eine Geschichte dokumentiert werden, wonach der israelischen Regierungschefin im Bundeskanzleramt nicht einmal ein Glas Wasser zur Erfrischung angeboten worden wäre.
    Dazu Bruno Kreisky zehn Jahre danach.
    Ich habe, als Frau Golda Meir zu mir kam und ich das Gefühl hatte, dass sie etwas müde und abgespannt war,
    ihr angeboten, ob sie nicht den Ruheraum, der seinerzeit für Bundeskanzleringenieur Rapp errichtet wurde und geschaffen wurde, ob sie den nicht eine Zeit lang in Anspruch nehmen möchte und ob ich ihr irgendetwas anbieten kann.
    So hat sie das abgespielt in Wirklichkeit.
    Aber auf der anderen Seite will ich nicht bestreiten, dass das Gespräch sehr hart war, denn sie wollte von mir die Zurücknahme meiner Entscheidung über Schönau haben.
    Und ich habe gesagt, dass ich dazu unter gar keinen Umständen bereit bin.
    Sie hat natürlich auch angedeutet, wie sehr das sogenannte Weltgewissen gegen uns wäre.
    Und ich habe gesagt, die Verantwortung übernehme ich.
    Und sie hat gezeigt, das ist richtig, weil ich habe auch gleichzeitig gesagt, dass Österreich weiterhin das einzige Land sein wird, das für
    russische Emigranten jüdischen Glaubens offen sein wird.
    Sie braucht sich da gar keine Sorgen machen.
    Nur das wird nicht gehen, dass man so wie seinerzeit in Schönau sozusagen eine israelische Agentur in Österreich errichtet, die praktisch extraterritorial ist.
    Das geht nicht.
    Wir wollen kontrollieren, was dort geschieht.
    Und das haben wir seitdem auch getan und das hat immer gut funktioniert.
    Tatsächlich bedeutete die Schließung des Lagers Schönau, das von einer jüdischen Organisation, der Jewish Agency, verwaltet wurde, keineswegs das Ende der humanitären Hilfe Österreichs für die auswandernden Juden aus der Sowjetunion.
    In Wöllersdorf wurde ein neues Durchgangslager unter der Leitung des Roten Kreuzes geschaffen.
    Die Terroristen, die mit ihrer Aktion die jüdische Auswanderung aus der Sowjetunion verhindern wollten, hatten ihr Ziel nicht erreicht, obwohl sie offenbar persönlich zu allem entschlossen waren, wie ein Augenzeuge der Geiselnahme damals berichtete.
    Der vordere Mann erklärte mir, sie beide
    würden zusammen ein Todeskommando bilden und sollte einer von ihnen weich werden, so hätte der andere Mann den Auftrag, ihn zu erschießen und umgekehrt.
    Sodass also wir keinerlei Chance hätten, es gäbe nur eines, sie mit einem Flugzeug und den Geiseln Österreich verlassen zu lassen.
    Dazu ist es aber nicht gekommen.
    Die österreichische Verhandlungstaktik zielte darauf ab, den Zwischenfall ohne Blutvergießen zu beenden und keine jüdischen Geiseln in der Gewalt der Terroristen zu lassen.
    International erregte die Geiselnahme vor allem aber die Entscheidung der Bundesregierung in Sachen Lager Schönau ungeheures Aufsehen.
    In Israel forderte das Parlament Österreich auf, den Beschluss rückgängig zu machen.
    In Washington kritisierte der Senat in einer Resolution Österreich und Präsident Richard Nixon sprach pointiert davon, er hoffe, der österreichische Bundeskanzler werde seine Entscheidung überprüfen.
    Wir sind damals unter großem Druck gestanden, aber wir haben diesem Druck widerstanden.
    Und das ist eine gute Lehre, auch für die, die nach mir kommen, dass sie sich ja nicht durch
    Druck, von wo immer er ausgeübt wird, allzu sehr beeindrucken lassen.
    Das ist sehr wichtig.
    Auch ein kleiner Staat kann zeigen, dass er resistent ist.
    Und ich habe das damals vertreten und das war ja gut für uns.
    Das hat uns dann sehr viel Respekt in der ganzen Welt eingetragen.
    Schönau sollte nicht zu einem Kampfsymbol oder zu einer Ideologie werden, sagte wenige Tage später Österreichs Außenminister Rudolf Kirchschläger vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen nach schweren Angriffen des israelischen Außenministers Abba Eban.
    Mit einer Kampagne gegen Österreich sei niemandem gedient, vor allem nicht den Menschen, für die sie organisiert zu werden scheine.
    Der Wirbel um Schönau legte sich bald.
    Und paradoxerweise wurden in der Zeit unmittelbar nach Schließung des Lagers mehr Juden aus der Sowjetunion über Österreich nach Israel gebracht als vor der Terroraktion.
    Vor zehn Jahren kam Österreich zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem internationalen Terror, im Zusammenhang mit dem Nahostproblem Roland Machatschke zeichnete die Situation damals rund um den 28.
    September 1973 und dem Überfall des Zuges am Grenzbahnhof Machek nach.
    Mittlerweile ist es 12.36 Uhr geworden, sechs Minuten nach halb eins.
    Ein kurzer Blick auf die Schlagzeilen der Beiträge, die Sie bis 13 Uhr noch hören können.
    Wie schaut es an der deutsch-deutschen Grenze in Bezug auf den möglichen Abbau von Selbstschussanlagen aus?
    Die polnische Führung verstärkt den Druck auf Lech Walesa, der übrigens morgen 40 Jahre alt wird.
    Wir fassen dann die Abschiedsrede von Bruno Kreisky im Parlament in Wien zusammen und informieren Sie über das Konrad-Lorenz-Symposium, das heute begonnen hat.
    Anlass ist der 80.
    Geburtstag des Begründers der modernen Verhaltensforschung.
    Nun ins Ausland.
    In Bonn hat die Nachricht, dass die DDR sogenannte Selbstschussautomaten an der innerdeutschen Grenze abbaue und für einige Aufregung gesorgt.
    Wurde die gestrige Bekanntgabe vom Devisen-Umtausch-Zwang für Jugendliche, die in der DDR reisen und die Schaffung einer rechtlichen Grundlage
    für die Familienzusammenführung als zwar positives, aber doch nur kleines Signal Ostberlins gewertet, so sieht man in der möglichen Erleichterung an den Sperranlagen der deutsch-deutschen Grenze schon eher ein Zeichen als Gegenleistung für den Milliardenkredit.
    Innenminister Zimmermann bezeichnete den begonnenen Abbau von Grenzsperranlagen als bedeutsamen Akt der Deutschen Demokratischen Republik.
    Zimmermann sagte allerdings auch, man müsse abwarten, ob der jetzt begonnene Abbau wirklich fortgesetzt werde und wirklich zu einer erheblichen Erleichterung bei der Überwindung der Grenze führe.
    Denn noch ist nicht ganz klar, ob die gefürchteten Anlagen wirklich abgebaut werden oder bloß durch neue Anlagen ersetzt werden sollen.
    Wie es zurzeit an der innerdeutschen Grenze aussieht, versucht Gottfried Zmeck im folgenden Bericht darzustellen.
    Die unmenschlichen Zustände an der innerdeutschen Grenze brachte zuletzt der Tod des Transitreisenden Burkhardt im April wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
    Von der Ostsee bis zum Fichtelgebirge trennt ein 1400 Kilometer langer Stacheldrahtzaun ergänzt durch ausgeklügelte Sperranlagen die Bundesrepublik von der DDR.
    Systematisch wurden im Osten diese Sperranlagen perfektioniert, die Grenze wurde immer dichter.
    Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
    1962 waren es nun noch mehr als 5700, 1980 dann nur mehr 424 Menschen, die die Grenze lebend überwinden konnten.
    Im ersten Halbjahr 83 wurden dann nur mehr 63 Sperrbrecher, wie der Fachjargon für diese Flüchtlinge lautet, registriert.
    Am brutalsten sind die Selbstschussanlagen SM 70, die auf einem Abschnitt von 430 Kilometern aufgestellt sind.
    Dabei handelt es sich um Stolperträte, die bei Berührung einen Treibsatz auslösen, durch den wiederum tödliche Stahlsplittergeschosse auf die Auslösestelle, sprich den Flüchtling, geschleudert werden.
    Neben diesen Todesautomaten ist die Grenze im östlichen Vorfeld vermint, teilweise ist der Grenzstreifen zerpflügt oder es gibt Laufgräben für Hundestaffeln, wie etwa an der Berliner Mauer.
    Und schließlich haben die DDR-Grenzsoldaten Schießbefehl.
    Trotzdem finden Flüchtlinge immer wieder Lücken.
    Erst am Wochenende war drei DDR-Bürgern die Flucht über die Grenze geglückt.
    Insgesamt wurden bisher 189 Flüchtlinge an dieser Grenze getötet, davon allein 72 an der Berliner Mauer.
    Das innerdeutsche Ministerium in Bonn spricht allerdings noch von einer Dunkelziffer, die man berücksichtigen müsse.
    Nach Informationen des bayerischen Ministerpräsidenten Strauß soll die DDR jetzt auf einer Strecke von nur 25 Kilometern der Grenze Selbstschussapparate abgebaut haben.
    Das innerdeutsche Ministerium in Bonn spricht sogar von noch weniger, nämlich 5 bis 8 Kilometern.
    An einigen Stellen seien auch Minen geräumt worden.
    Die Demontage beziehe sich bisher nur auf Anlagen, die Anfang der 70er Jahre gebaut wurden.
    Jetzt sei abzuwarten, ob es sich dabei lediglich um den Ersatz durch neue Geräte oder um einen tatsächlichen Abbau handele.
    In Bonn bleibt man also vorerst skeptisch.
    So sieht es also an der deutsch-deutschen Grenze aus und wir haben recherchiert, wie es an der österreichisch-tschehoslowakischen und ungarischen Grenze aussieht.
    Minenfelder und Selbstschussanlagen gibt es an diesen Grenzen nicht mehr.
    Lediglich nur einen dreifachen Stacheldraht und Patrouillen mit Suchhunden.
    An der GSSR-Grenze zu Österreich gibt es zwei Sektoren.
    A, unmittelbar an der Grenze, den man nur in Begleitung tschechoslowakischer Grenzorgane betreten darf und B, nur mit Sonderbewilligung.
    Beides betrifft Personen, die an der Grenze arbeiten bzw.
    dort Felder oder Hausbesitz haben.
    12.40 Uhr, weiter nun nach Polen.
    Der Aufstieg und Fall einer Symbolfigur könnte man pathetisch das bezeichnen, was sich in den letzten Monaten in Polen rund um Lech Walesa abspielt.
    Vor drei Jahren noch in Begriff der Hoffnung und zwar nicht nur für die Solidaritätsmitglieder, ist er jetzt ein kaltgestellter Funktionär ohne Portfolio.
    Nur, ob gerade das letztere, das ohne Portfolio stimmt, ist seit gestern dahingestellt.
    Da zeigte man nämlich im polnischen Fernsehen einen Mitschnitt eines Gespräches, das Lechs Bruder mit ihm geführt hat, als Lech im vergangenen Jahr im Internierungslager saß.
    Barbara Kudenhowy-Kalergi berichtet.
    In dem Gespräch mit Stanislav Valesa ist es offensichtlich um die Preise gegangen, die Lech Valesa von verschiedenen westlichen Organisationen in den letzten Jahren verliehen worden sind.
    Ich kann das Geld nicht nehmen, weil ich ein politischer Aktivist bin, aber irgendjemand in der Familie muss sich darum kümmern, soll der Arbeiterführer laut dem Tonband zu seinem Bruder gesagt haben.
    Insgesamt seien es schließlich über eine Million Dollar.
    Keine Scheiß-Zlotti, soll Valesa hinzugefügt haben.
    Man könne das Geld nicht nach Polen bringen, weil es der General dort wahrscheinlich verstaatlichen oder sonst wie herauspressen würde.
    Das angebliche Gespräch ist vom Fernsehen und von den heutigen Zeitungen in großer Aufmachung Lech Walesas Erklärungen gegenübergestellt worden, man solle endlich aufhören von seinen Millionen zu reden, er sei ein Pole wie alle anderen auch und habe keine Bankkonten.
    Diese jüngste Enthüllung ist der bisherige Höhepunkt einer Kampagne, die seit Monaten läuft und die den Solidaritätsführer als einen gescheiterten Abenteurer darstellt, den Yankee von Danzig, der die Taschen voller Dollars hat.
    In die gleiche Kerbe hat vor einigen Wochen auch Vizepremier Rakowski geschlagen, als er sich in der Danziger Werft den Arbeitern zu einer Diskussion stellte und den Elektriker Valesa in Anspielung auf dessen Ehrendoktorat einer amerikanischen Universität ziemlich herablassend ansprach.
    Wir reden jetzt miteinander von Doktor zu Doktor.
    Valesa selber scheint die Kampagne bisher ziemlich ungebrochen überstanden zu haben.
    Aber über seine politische Rolle hat er offensichtlich auch keine Illusionen mehr.
    Valesa ist augenblicklich wegen Magengeschwüren krankgeschrieben, er ist von seinen besten Beratern isoliert.
    Über seine Ideen zur Zukunft der Solidarität kursiert ein Flugblatt.
    Es hätte keinen Sinn mehr, heißt es darin, an der Solidarität als nationale Organisation festzuhalten.
    Als Verhandlungspartner der Regierung hätte sie keine Chance mehr.
    Die untergetauchten Führer sollten lieber den Untergrund verlassen.
    Man solle die Ideale der Solidarität nicht vergessen, aber für jetzt sei es besser, in den Betrieben neue, kleine Organisationen zu schaffen, um die Forderungen der Arbeiter fortzubringen.
    Er selber, Lech Walesa, müsse jetzt eher auf ein Nebengeleis treten.
    So ähnlich hat es vor kurzem auch der inhaftierte Aktivist Adam Michnik formuliert, der von einem neuen langen Marsch durch die Institutionen gesprochen hat.
    Damit wäre die polnische Opposition also wieder dort, wo sie vor 1980 gestanden ist, allerdings reicher um unvergessliche Kampferfahrungen und reicher auch um die immer noch geliebte und ausstrahlungskräftige Symbolfigur Lech Walesa.
    Er wird morgen übrigens 40 Jahre alt.
    und ist offensichtlich nicht nur deshalb guter Dinge, weil er in einer ersten Stellungnahme zu dem gestern ausgestrahlten Gespräch gemeint hat, er könne nur darüber lachen.
    Das als Ergänzung zu diesem Beitrag von Barbara Kudnow-Kalergi.
    12.44 Uhr, wir ziehen nun den Kulturbericht im Mittagsschonal vor.
    Der Begründer der modernen Verhaltensforschung, Prof. Konrad Lorenz, feiert am 7.
    November seinen 80.
    Geburtstag.
    Aus diesem Anlass veranstaltet das ORF Landesstudio Niederösterreich gemeinsam mit dem Land Niederösterreich ein internationales Symposium über das Lebenswerk des Nobelpreisträgers, das von heute an bis Freitag im Kongresszentrum Laxenburg bei Wien stattfindet.
    Ziel des Symposiums ist es, das Lebenswerk von Professor Lorenz einem breiten Publikum nahezubringen und die große Bedeutung seiner Arbeit für die Wissenschaft aufzuzeigen.
    Aus Laxenburg berichtet Franz Eiselt.
    Großer Andrang und herrliches Wetter waren heute kennzeichnend für das Konrad-Lorenz-Symposium in Laxenburg.
    Bevor die Wissenschaftler zu Wort kamen, lenkten aber die Grünen die Aufmerksamkeit auf sich.
    Vor dem Kongresszentrum überreichten sie an Landeshauptmann Siegfried Ludwig Gras und Blumen aus den Hainburger Auen und forderten den Landeshauptmann auf, das Gedankengut von Konrad Lorenz zu verwirklichen und gegen den Bau des geplanten Donaukraftwerkes bei Hainburg einzutreten.
    Im Eröffnungsvortrag ging Professor Konrad Lorenz auf seine Mitarbeiter ein, die hier in Laxenburg Referate halten.
    Dabei würdigte Lorenz aber auch seine Frau.
    Meine Frau und ich haben im Jahre 1908, ich war fünf Jahre alt, sie acht, eine für die Verhaltensforschung wesentliche Entdeckung gemacht,
    Wir haben nämlich die Prägung entdeckt, die einmalige Festlegung des Partners, die zu einem ganz bestimmten Lebensalter des Tieres stattfindet und die späterhin nicht reversibel ist, die unwiderruflich ist.
    Es ist verzeihlich, weil wir damals die Folgen und die Bedeutung dieser Entdeckung
    nicht gewürdigt haben, sondern sie nur dazu verwendet haben, Gänse und Enten uns nachlaufen zu lassen.
    Die Technik ist heute noch im Schwange, in unveränderter Weise, und hat sich in Grünau mit den Gänsen kolossal bewährt.
    Wie sehr diese Tiere das Leben von Konrad Lorenz bestimmen, geht auch daraus hervor, dass er derzeit, wie er sagte, an einem neuen Buch über die Graugänse arbeite.
    Als nächstes sei dann ein Buch über die Fische geplant.
    Durch seine Schüler würden immer neue Zweige der Verhaltensforschung beleuchtet, sagte Lorenz.
    Das Wachstum der Äthiologie ist vergleichbar dem Wachstum eines Korallenstockes.
    Wo immer die Spitzen
    am besten wachsen, die sich etwas Neuem zuwenden, die mehr Licht kriegen und so weiter.
    Und ein Korallenstock hat die Eigenschaft, unten nicht dicker zu werden.
    Deswegen bricht er früher oder später ab.
    Ein Eichtbaum wird immer dicker und ein Wissenschaftsbaum nimmt oft keine Rücksicht auf die Frage, ob seine Wurzeln gesund sind.
    Das internationale Konrad-Lorenz-Symposium in Laxenburg wird heute Nachmittag mit einem Vortrag von Dr. Erhard Oeser von der Universität Wien fortgesetzt.
    Er spricht über die Vorläufer der Ethologie.
    Eine Diskussion mit den heutigen Tagungsreferenten wird übrigens um 22.30 Uhr im zweiten Fernsehprogramm ausgestrahlt.
    Ein Beitrag von Franz Eiselt.
    Mittlerweile ist es 12.48 Uhr geworden, drei Minuten nach dreiviertel eins und wir schalten jetzt wieder ins Parlament.
    Dort hielt der langjährige Bundeskanzler Bruno Kreisky heute seine Abschiedsrede als Nationalratsabgeordneter.
    Er gehörte seit dem 8.
    Juni 1956 dem Parlament an.
    Berichterstatter ist Johannes Fischer.
    Und im Augenblick hält bereits der Wirtschaftssprecher der ÖVP, Robert Graf, eine Art Würdigung an den ehemaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky.
    Der Bundeskanzler hat vor wenigen Minuten seine Abschiedsrede beendet.
    Es gab stehenden Applaus von allen Fraktionen, SPÖ, ÖVP und FPÖ.
    Der Applaus war lang anhaltend und, wie es schien, durchaus herzlich.
    Der ehemalige Bundeskanzler hat, wie gesagt, vor fünf Minuten seine Abschiedsrede hier im Parlament beendet.
    Eine Rede, die im Wesentlichen der Erinnerung an die persönlich erlebte politische Vergangenheit gewidmet war.
    Bundeskanzler und Bundesminister Ingenieur Fiegl hat einen sehr festen Platz in der Geschichte der Zweiten Republik.
    aufgrund seiner hervorragenden Charaktereigenschaften, seinem unerschütterlichen Mut und seiner Entschlossenheit, dich aus der Nähe beurteilen konnte.
    Und wenn Sie mir schon diese persönliche Rede erlauben, dann möchte ich sagen, dass es mit zu den glücklichsten Augenblicken meines Lebens gehört, dass ich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Staatsvertrags als ein
    Brunnen in Vilslauer eröffnet werden sollte, mein Manuskript in der Tasche lassen konnte, in dem Augenblick, in dem der Todkranke, damals Landeshauptmann von Niederösterreich, gezeichnet vom Tod in der Tat Platz genommen hat unter den Ehrengästen und ich
    das Glück hatte, ihm noch zu Lebenszeiten das zu sagen, was man normalerweise Politikern erst, wenn sie begraben werden, sagt.
    Ich habe dann als Staatssekretär und Außenminister unter Julius Raab zu wirken gehabt.
    Ich möchte aber ehrlich, dass du ein Wort noch über den damaligen Vizekanzler Dr. Adolf Scherfs sagen.
    Dr. Adolf Scherf war ein großer Realpolitiker.
    Und ein großer Realpolitiker ist man meiner Meinung nach dann, wenn man die Grundsätze, der denen man angetreten ist, nicht vernachlässigt.
    Wenn sie immer wieder gewahrt werden.
    Dann kam die Ära Raab, eine große Zeit in der österreichischen Republik.
    Ich leugne das gar nicht.
    Ich habe Julius Raab aus der Nähe erlebt.
    Ich habe viele Stunden mit ihm verbracht.
    Ich bilde mir nicht ein, sein Historiograf zu sein, aber ich weiß einiges über seine Grundeinstellung und von seiner Haltung.
    Und wenn Sie mir erlauben, auch vielleicht, wenn es Ihnen nicht allen Freude macht, so möchte ich doch sagen,
    Für mich war Julius Raab jedenfalls der Inbegriff jener großen Persönlichkeit, die eben aus dem österreichischen Gewerbe, aus dem österreichischen Kleingewerbe, das so eine so starke Bedeutung in der Ersten Republik und vor allem in der Monarchie hatte, gekommen ist und das ganz bewusst betont hat.
    Und so schwingt sich ein Bogen von Dr. Karl Lohegger, der die erste große politische Persönlichkeit
    dieser gesellschaftlichen Gruppe war, hinüber zu Julius Raab.
    Dass Dr. Karl Loeger, dass seine Erinnerung, die Erinnerung an ihn ein bisschen getrübt ist durch das, was dann später kam und von den Narzissten praktiziert wurde, das soll aber nicht den Blick dafür trüben, was er als großer Wiener Bürgermeister getan hat.
    Und ich fühle mich hier
    durchaus berechtigt, das zu sagen, weil es war ja in der Ersten Republik, dass der Bürgermeister von Wien, Karl Seitz, das Denkmal am Luegerplatz, eingeweiht hat.
    Und so möchte ich gerne dann auch ganz kurz sagen, dass das Verhältnis zwischen Bundeskanzler Raab und Vizekanzler Dr. Scherf kein sehr einfaches war,
    Es gibt eben Imponderabilien, die hier oft hinderlich sind.
    Dass es aber dann als Vizekanzler Dr. Scherf Bundespräsident geworden war, dass sich dann das Verhältnis sehr positiv gestaltet hat und dass beide Männer dann zueinander in einer Weise gefunden haben, wie man das lange Zeit nicht erwarten kann.
    Darf ich hier also ein Wort
    über den Vizekanzler und zu Julius Raab noch sagenden Dr. Bruno Bittermann, mit dem sich Julius Raab, solange sie beide im Parlament waren und Klubobmänner waren, sehr gut gesprochen haben.
    Und immer wieder hat mir Julius Raab gesagt, wann nur der Bittermann schon endlich in die Regierung käme, damit man
    hier zu einer Form der Zusammenarbeit kommt, dann kam er in die Regierung und diese Zusammenarbeit hat nicht ganz so funktioniert, wie sich das manche vorgestellt haben, aber auch nicht so schlecht.
    sich gestaltet, wie das manchmal in der Öffentlichkeit behauptet.
    Aber im Gegenteil, Bruno Bittermann war eine große Persönlichkeit des Parlaments, er hat also seine großen Verdienste um diese Republik und ich möchte nicht gerne heute hier eine Rede halten, ohne das in der optimalsten Weise auch zu würdigen.
    Dann habe ich Gelegenheit gehabt, unter dem Bundeskanzler Dr. Gorbach zu dienen.
    an den ich mit großer Wärme zurückdenke.
    Seine breite Menschlichkeit hat ihm viele Freunde gebracht.
    Und ich hatte die Möglichkeit, anlässlich der Trauerfeierlichkeit in Graz, das alles mit Deutlichkeit zu sagen.
    Nach ihm kam Dr. Klaus, unter dem ich auch eine Zeit lang gedient habe, und ich gehöre zu denen in meiner Partei, die sich mit ihm relativ gut gesprochen haben.
    Wenn Sie mir das gestatten, so möchte ich Ihnen sagen, dass ich ihm einmal, als wir wieder einmal nach einer längeren Diskussion zu einer Lösung gekommen sind, und er sich beschwert hat darüber, dass es so schwer für ihn ist, manchmal auch von den eigenen Freunden verstanden zu werden, da habe ich ihm in einer, die Franzosen sagen, sehr viel richtiger
    in einer Quart d'heure de la vérité, also in einer Viertelstunde der Wahrheit, nicht Stunde der Wahrheit gemeint, gesagt, wissen Sie, ich glaube, wenn Sie mich fragen, dann sind Sie halt eine Mischung von katholischer Religiosität und einem Schuss Calvinismus und das ist halt in Österreich so furchtbar schwer für viele Menschen,
    sich damit abzufinden.
    Ich sage Ihnen das, weil ich mir etwas leiste und bitte Sie um Entschuldigung, wenn das manche vielleicht nicht gut aufnehmen.
    Dann, meine Herren und Damen, bin ich selber als Bundeskanzler gekommen und ich habe nicht die Absicht, heute hier den Besserwissern und den Belehrenden zu spielen.
    Ich möchte mich auf ganz kurze Worte beschränken.
    Wer so wie ich, meine Damen und Herren, dieses Österreich in seiner größten Not
    und in seinem größten Elend erlebt hat, wer die ganze Hoffnungslosigkeit der 20er und 30er Jahre sehenden Auges miterlebt und empfunden hat, der weiß erst, wie großartig der Aufstieg unseres Landes ist.
    Bruno Kreisky also über seine persönlichen Eindrücke einer langen politischen Karriere.
    Und dann, zum Schluss seiner Rede,
    Ich bin sehr froh, dass ich so lange an diesem großen Aufbauwerk mitwirken konnte und dass die Entwicklung dazu geführt hat, dass heute alle Gruppen unseres Volkes zu unserer Fahne stehen, ihr Haupt entblößen, wenn unsere Hymne erklingt.
    Dass es heute keine politische Gruppe von Relevanz und keine Partei gibt, die den Mut hätte, die Lebensfähigkeit unseres Landes in Zweifel zu ziehen.
    Kurz, dass ein neuer österreichischer, sehr ruhiger und stiller Patriotismus entstanden ist.
    Und dass sich erfüllt hat der Geist jener berühmten Rede der Grillpatzer,
    die Sprache der Dichtkunst Ausdruck verliehen hat.
    Ich hoffe, Herr Präsident, meine Damen und Herren, dass uns dieser Geist immer wieder aufs Neue zusammenführen wird.
    Ich danke Ihnen.
    Abschiedsrede von Bruno Kreisky, ehemaliger Bundeskanzler, noch Parteivorsitzender der SPÖ bis zum 26.
    Oktober.
    Dann wird Bruno Kreisky den Parteivorsitz an Fred Sinowaz weitergeben.
    Das war's aus dem Parlament und damit zurück zum Studio.
    Reporter war Johannes Fischer und wir haben noch einige Kurzmeldungen für Sie.
    Österreich.
    Als Folge der Unsicherheiten im Militärgeschäft muss das Zivilgeschäft bei Steyr-Daimler-Puch rascher als ursprünglich vorgesehen gewinnbringend gestaltet werden.
    Generaldirektor Malzacher kündigte an, das Programm zur Erzeugung allradgetriebener Fahrzeuge solle verstärkt ausgebaut werden, weiters seien Veränderungen in der Organisation des Unternehmens geplant.
    Zur Absicherung der bestehenden Produktionen werden verstärkt in- und ausländische Partner gesucht.
    Immer mehr kleine Betriebe werden von den Insolvenzen erfasst.
    Nach Angaben des Kreditschutzverbandes von 1870 ist die Anzahl der von Ausgleichen und Konkursen betroffenen Betriebe gleich geblieben.
    Die Zahl der Arbeitnehmer, die dadurch ihren Posten verloren haben, und die Summe des verlorenen Geldes sind um etwa ein Drittel zurückgegangen.
    USA, China.
    Präsident Reagan wird im April nächsten Jahres zu einem Staatsbesuch nach China reisen.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Weinberger sagte in einer Pressekonferenz in Peking, bereits im Jänner werde der chinesische Ministerpräsident Zhao Jiang den Vereinigten Staaten einen offiziellen Besuch abstatten.
    Vereinte Nationen.
    Unter Vorsitz der indischen Ministerpräsidentin Indira Gandhi hat gestern bei den Vereinten Nationen in New York ein informelles Treffen von 16 Staats- und Regierungschefs stattgefunden.
    Hauptthemen waren der Weltfrieden, die Abrüstung sowie Probleme der Weltwirtschaft.
    Auch Bundeskanzler Fred Sinowaz hat an dem Treffen teilgenommen.
    Nun noch die Wetteraussichten für ganz Österreich bis heute Abend.
    Sonnig.
    Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Am Mikrofon war Herbert der Probeulne.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unternehmenskonzept Steyr-Daimler-Puch, neue Strategie
    Einblendung: Generaldirektor Malzacher
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Malzacher, Hans Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament: Kreiskys Abschiedsrede - 1. Einstieg
    Einblendung: Alt-Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Konflikt Androsch - Kreisky
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Insolvenzstatistik zeigt: Jetzt trifft es die kleinen Unternehmen
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    10 Jahre nach Terroranschlag mit Geiselnahme in Marchegg - Auflösung des Transitlagers Schönau für jüdische Auswanderer aus der UdSSR - Verstimmung mit Israel und den USA
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky (1973), Alt-Bundeskanzler Kreisky (1983), Golda Meir (1973), Augenzeuge (1973)
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Meir, Golda [Interviewte/r] , Anonym, Augenzeugin, Augenzeuge, Augenzeugen [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Palais Trautson [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD - DDR: Wie schaut es an der deutsch-deutschen Grenze aus?
    Mitwirkende: Zmeck, Gottfried [Gestaltung]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen - Lech Walesa wird beschuldigt, dass er Dollar-Millionen annimmt
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konrad Lorenz Symposion
    Einblendung: Konrad Lorenz
    Mitwirkende: Eiselt, Franz [Gestaltung] , Lorenz, Konrad [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Ort: Laxenburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament: Kreiskys Abschiedsrede - 2. Einstieg
    Einblendung: Alt-Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.28 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.09.28
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830928_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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