Mittagsjournal 1988.11.26

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Herbert Dobrowolny begrüßt Sie zu einer Stunde Information.
    Im Mittagsschanal geht es gleich nach den Nachrichten um die EG.
    Kanzler Wranicki wird in einem Interview zur Klärung beitragen, ob die Meinungsverschiedenheiten in der Koalition eine Krise, eine klar oder nur eine Debatte sind.
    Weiter sprechen wir mit einer Beraterin der Ungarischen Nationalbank, wie liquid die Ungarn sind, wenn sie immer zu uns einkaufen kommen, und wir informieren sie, wie sehr sich die Wiener Geschäfte daran halten, heute geschlossen zu haben oder nicht.
    Die weiteren Schlagzeilen, Demonstrationen in Azerbaijan und umstrittenste Gesundheitsreform in der Bundesrepublik Deutschland abgesegnet.
    Im Journal zu Gast ist der neue Pen-Club-Präsident George Sebastian und schließlich sprechen wir noch mit Michael Helter über sein neues Programm.
    Nun aber zu den Meldungen, die Georg Schalgruber zusammengestellt hat und Wolfgang Rimmerschmidt liest.
    Zum ersten Mal hat Staats- und Parteichef Gorbatschow öffentlich zum Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan Stellung genommen.
    Die jüngsten Spannungen und Unruhen seien ein Nebeneffekt der von ihm propagierten Politik von Perestroika und Glasnost, von Umbau und Offenheit, sagte Gorbatschow.
    Eine Lösung könne nur durch Diskussion und Zusammenarbeit gefunden werden.
    Gorbatschow hat die Parteichefs der beiden Sowjetrepubliken zu einem Gespräch nach Moskau eingeladen.
    Aus Baku werden weitere Massendemonstrationen und Streiks gemeldet.
    In Armenien sind Protestaktionen verboten worden.
    Die Pravda berichtet heute erstmals und offiziell über den Tod von drei sowjetischen Soldaten in der Stadt Kirovabad in Aserbaidschan.
    Friedensnobelpreisträger Andrei Sakharov will zur Lage in Kirovabad sogar Meldungen über 138 armenische Opfer erhalten haben.
    Sakharov vertritt die Ansicht, dem armenischen Volk drohe ein Völkermord.
    Außenamtssprecher Gerasimov hat die Angaben Sakharovs dementiert und erklärt, es habe in den vergangenen Tagen in Kirovabad sechs Tote gegeben.
    Bei seinem Aufenthalt in Moskau hat der französische Staatspräsident Mitterrand mit Staats- und Parteichef Gorbatschow auch das Thema Menschenrechte erörtert.
    Anschließend sagte Mitterrand, die Sowjetunion müsse in alle Gespräche über Menschenrechte einbezogen werden.
    Moskau habe die Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz unterschrieben.
    Daher könne man die Sowjetunion nicht ignorieren.
    In diesem Zusammenhang ist eine Konferenz über Menschenrechtsfragen umstritten, zu der Moskau für das Jahr 1991 eingeladen hat.
    Mehrere Regierungen haben es als absurd bezeichnet, über Menschenrechte in einem Land zu sprechen, in dem es noch politische Gefangene gibt.
    Mitterrand hat nun eine Teilnahme Frankreichs nicht mehr ausgeschlossen.
    Einen ähnlichen Standpunkt nimmt seit kurzem auch London ein.
    Von Baikonur in Kasachstan soll am Nachmittag wieder ein Sojus-Raumschiff zur Raumstation Mir starten.
    An Bord sind zwei sowjetische Kosmonauten und ein französischer Astronaut.
    Der Franzose hat bereits 1982 an einer sowjetischen Weltraummission teilgenommen.
    Diesmal wird er 24 Tage in der Raumstation bleiben.
    Zum ersten Mal wird diese Raumstation mit sechs Personen voll besetzt sein.
    Beim Start wird heute auch der französische Staatspräsident Mitterrand anwesend sein.
    Polen.
    In Breslau haben etwa 2000 junge Leute gegen eine militärische Ausbildung in den Oberschulen protestiert.
    Die Polizei löste die Kundgebung gewaltsam auf.
    Mehr als 20 Menschen sind festgenommen worden.
    Jugoslawien.
    In Slowenien wird noch heuer ein Denkmal für die Opfer von Willkürprozessen der Tito-Zeit errichtet.
    In den Jahren 1948 und 1949 fanden in Laibach die sogenannten Prozesse von Dachau statt.
    Angeklagt waren Überlebende des Konzentrationslagers Dachau.
    Nur weil sie dem Todeslager entronnen waren, warf ihnen die Anklage Kooperation mit der Gestapo vor.
    Zehn ehemalige KZ-Insassen wurden damals zum Tode verurteilt und erschossen.
    Die Rehabilitierung der Opfer wird als beispiellos bezeichnet.
    Sie geht weit über die Versuche gesellschaftlicher Rivalisierung in anderen Teilrepubliken hinaus.
    Südkorea Präsident Roh Tae-woo hält die Zeit für gekommen, seinem Vorgänger Chun Do-hwan die Fehler und Skandale während dessen Amtszeit zu vergeben.
    Chun Dukhwan habe Reue gezeigt.
    Man solle ihn nicht gerichtlich verfolgen, sagte der Präsident.
    Der frühere Diktator hat sich vor einigen Tagen öffentlich für die Missstände während seiner achtjährigen Amtszeit entschuldigt.
    Er hat sein Vermögen dem Staat überlassen und ist ins Exil, in ein Kloster gegangen.
    Österreich.
    Der polnische Ministerpräsident Rakowski beendet heute einen dreitägigen offiziellen Besuch.
    Im Mittelpunkt standen Wirtschaftsfragen.
    Gesprächspartner waren unter anderem Bundeskanzler Wranicki, Außenminister Mok und Bundespräsident Waldheim.
    Ein neuer Kreditvertrag wurde nicht geschlossen.
    Der Publizist, Journalist und Diplomat Milan Dubrovic begeht heute seinen 85.
    Geburtstag.
    Dubrovic stammt aus einer altösterreichischen Beamtenfamilie aus Dalmatien.
    Er hat vorerst Kunstgeschichte und Soziologie studiert.
    Später wandte er sich dem Journalismus zu.
    1961 wechselte er in den diplomatischen Dienst und wurde österreichischer Presseattaché in Bonn.
    Seine Lebenserinnerungen hat er unter dem Titel Veruntreute Geschichte festgehalten.
    In Graz musste heute wieder Smog-Alarmstufe 1 gegeben werden.
    Alle Autofahrer werden dazu aufgerufen, unnötige Fahrten zu unterlassen.
    Auf den öffentlichen Verkehrsmitteln in Graz gilt bis 18.30 Uhr der Nulltarif.
    Heizungsanlagen sollen auf ein Mindestmaß gedrosselt werden.
    Die Französin Carol Merle gewann das erste Ski-Weltcup-Rennen dieser Saison, den Damen Super-G in Schladming, vor der lange Zeit führenden Österreicherin Uli Meier.
    Anita Wachter wurde ex-equo mit der deutschen Mösenlechner Dritte.
    Olympiasiegerin Sigrid Wolf belegte den fünften Platz.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen und Süden Österreichs vielfach gering bewölkt, im übrigen Bundesgebiet unterschiedliche, zum Teil auch starke Bewölkung und örtlich etwas Regen.
    Schneefallgrenze bei 800 Meter Höhe.
    Meist westlicher Wind.
    Nachmittagstemperaturen 1 bis 7 Grad.
    Frühwerte morgen im Westen und Süden minus 9 bis minus 3 Grad.
    Im Norden und Osten minus 1 bis plus 3 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag, keine wesentliche Wetteränderung, im Westen und Süden meist sonnig, im Norden und Osten insgesamt eher stark bewölkt und mitunter etwas Regen.
    Wind aus West bis Nordwest, Tageshöchsttemperaturen 1 bis 7 Grad.
    Das Wetter am Montag, zunächst allgemein störungsfrei, im Tagesverlauf von Nordwesten her zunehmender Störungseinfluss.
    Die Messwerte Wien stark bewölkt 5°, Eisenstadt stark bewölkt 6°, St.
    Pölten stark bewölkt 3°, Linz stark bewölkt 2°, Salzburg bedeckt 3°, Innsbruck heiter 0°, Bregenz bedeckt durch Hochnebel minus 1°,
    Graz bedeckt zwei und Klagenfurt heiter minus ein Grad.
    Zwölf Uhr und acht Minuten ist es jetzt.
    Die Europapolitik ist zum ernsten Konfliktstoff für die Koalition geworden.
    Während Vizekanzler Alois Mock den Standpunkt vertritt, das Außenamt sei für die Europapolitik zuständig, meint man im Kanzleramt, das sei eine ressortübergreifende Frage und deshalb sei hier die Kompetenz von Kanzler Wranicki gegeben.
    Aber auch inhaltlich sind die Meinungsverschiedenheiten erheblich.
    Wranitzki will ein Ministerkomitee einsetzen, das das feststellen soll, ob weitere Untersuchungen über die Folgen eines EG-Beitrittes für Österreich notwendig seien.
    Außerdem will der Kanzler dem Parlament alle bisher erarbeiteten Studien übergeben.
    Außenminister Mock dagegen sieht in der Einsetzung eines Ministerkomitees nur eine Verzögerung des für Mock unerlässlichen EG-Beitrittsansuchens.
    Ist das nun der Koalitionskrach, den heute einige Zeitungen beschreiben?
    Manfred Steinhuber hat dazu Kanzler Branitzki gefragt.
    Herr Bundeskanzler, Meinungsverschiedenheiten, Krise oder Krach, wie soll man den Zustand der Koalition heute beschreiben?
    Es geht um die Frage der österreichischen Annäherung an die europäische Gemeinschaft und die derzeitige Debatte, ich nenne es nicht Krise, aber die derzeitige Debatte ist nicht angenehm, aber sie hat auch eine gewisse Nützlichkeit.
    Nämlich die Nützlichkeit einmal klar feststellen zu können, worum es wirklich geht.
    Mir geht es darum, und dazu haben wir in der Bundesregierung eine gemeinsame Auffassung,
    mit dem Monat Jänner das österreichische Parlament und damit die österreichische Öffentlichkeit so umfangreich wie möglich zu informieren.
    Und dazu hat die Öffentlichkeit Anspruch und ich habe daher einen umfangreichen, großen Bericht vorbereiten lassen, der viele Aspekte betrifft, Wirtschaft, Verfassung, Neutralität, Außenpolitik, Bundesländerangelegenheiten und so weiter.
    Und ich möchte, so habe ich den Bericht vorbereiten lassen, ihn so umfangreich wie möglich dem Parlament zuleiten.
    Die Kollegen von der Volkspartei meinen, sich mit einem kürzeren Bericht über die bisherige Tätigkeit der interministerialen Arbeitsgruppe bescheiden zu sollen.
    Dort liegen die Unterschiede.
    Der zweite Teil ist der dann und der Bericht, den ich vorbereiten ließ, so umfangreich ist und viele andere Ministerien in Wirklichkeit die gesamte Bundesregierung betrifft, liegt auf der Hand und ist auch verfassungsrechtlich so abgedeckt über das Bundesministeriengesetz, dass der Bundeskanzler hier die
    Berichterstattung leitet.
    Und drittens, was jetzt gesagt wird, die Verzögerungstaktik durch das Einsetzen des Ministerkomitees, das ist, um es milde zu sagen, ein Irrtum, denn wir brauchen ja die Fachressource und die Minister müssen ja den Parlament Rede und Antwort stehen und daher ist es eine Art Projektgruppe, wo eben die zuständigen Minister dann ihre Sache vertreten und weil so viele Angelegenheiten auch der österreichischen Bundesländer berührt sind,
    werde ich dazu auch die Landeshauptmänner einladen, die schon großes Interesse bekundet haben, daran mitzuwirken.
    Also in Wirklichkeit geht es mir um einen klaren und zügigen, beschleunigten Vorgang, um nichts anderes.
    Herr Bundeskanzler, in dieser Debatte, wie Sie es nennen, um den Kompetenzkonflikt, da geht es doch im Klartext darum, dass Sie dem Außenminister das Heft aus der Hand nehmen in der Europapolitik.
    Und das hat doch auch einen parteipolitischen Aspekt.
    Die ÖVP sieht sich als die Europapartei.
    Wollen Sie dieses Etikett jetzt für die SPÖ sozusagen reklamieren?
    Für mich geht es darum, dass wir uns im Inland
    unseren Staatsbürgern gegenüber sowie im Ausland als Bundesregierung präsentieren.
    Schauen Sie, die Leute, die jetzt so schnell für die Abgabe eines Beitrittsbriefes sind, die sagen immer, man muss das schnell machen, aber sie sagen eigentlich nicht warum.
    Und in den vielen, vielen Kontakten, die ich in Versammlungen, in Diskussionen habe, aus Briefen, die mir zugehen, wird doch immer klarer und deutlicher, die Österreicher sind nicht gegen die EG.
    Aber sie wollen genau wissen, warum.
    Es geht in Österreich den meisten Leuten recht gut.
    Wir haben da unwahrscheinlich viel erreicht.
    Und man muss dem Staatsbürger ja sagen, warum sich jetzt eigentlich was ändern soll.
    Und daher muss man breit informieren.
    Und da geht es jetzt nicht um SPÖ oder ÖVP.
    sondern um die gesamte Bundesregierung.
    Und ich will überhaupt niemandem irgendein Heft aus der Hand nehmen, aber ich kann ja nicht, bitteschön, in Angelegenheiten, was weiß ich, Transitverkehr in Tirol und Salzburg oder was kriegen die Bauern in den nächsten Jahren für ihr Fleisch, Getreide, Milch oder sonst irgendwas anderes, kriegen wir eine neue Mehrwertsteuer oder ein neues Geld?
    Das kann man doch nicht einfach so drüber gehen und sagen, melden wir uns nur geschwind an, den Rest werden wir schon sehen.
    Da muss die ganze Bundesregierung dahinter stehen, Rede und Antwort, weil wir müssen ja auch bei der österreichischen Bevölkerung Vertrauen für dieses Vorgehen gewinnen.
    Sie lassen anklingen, dass also noch genügend Zeit ist, um zu überlegen.
    Kann man daraus auch schließen, dass am Dienstag bei der Ministerratssitzung nicht geschehen wird, was vorgesehen war, nämlich dass ein Bericht vorgelegt wird?
    Ja, auf der einen Seite
    wirft man mir Verzögerung vor und auf der anderen Seite sollte man dann wieder aufschieben.
    Also ich bin vernünftigen Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen, aber an sich möchte ich natürlich schon großen Wert darauf legen, den Zeitplan einzuhalten.
    Also Sie bleiben dabei, am Dienstag wollen Sie im Ministerrat berichten und auch beschließen lassen, dass ein Ministerkomitee eingesetzt wird.
    Das Ministerkomitee ist die Projektgruppe, die den ganzen Vorgang zu betreuen hat.
    Das Wichtigere ist, dass die
    die Unterlagensammlung so schnell wie möglich den Abgeordneten und Bundesräten im Parlament zur Verfügung gestellt wird, weil dann kann wirklich ein umfassender und guter Meinungsprozess beginnen.
    Das ist der wichtigste Punkt.
    Noch eine Frage zum Klima, zur Stimmung in der Koalition.
    Sie haben gestern zum Beispiel gesagt, es gebe ein parteipolitisches Gejammer der ÖVP.
    Das ist doch um einen Nuance, glaube ich, aggressiver, als man das von Ihnen gewöhnt ist.
    Wissen Sie,
    Ich habe da aus dem Hauptquartier der Volkspartei gestern Töne gehört, mit denen ich mich ansonsten nicht beschäftige.
    Das sind Töne, die Parteisekretäre, für denen die Welt nur aus rot oder schwarz, links oder rechts besteht und die Menschen dazwischen sind nicht gar so wichtig für sie.
    Solche Töne überhöre ich normalerweise.
    Wenn es aber um ein so wichtiges Thema geht, wie die Zukunft dieses Staates in den nächsten, nicht Jahren, sondern Jahrzehnten,
    Und wenn es darum geht, das Parlament einzubeziehen, weil wenn wir neue Kennzeichen für Autos machen, dann muss das Parlament beschließen.
    Wenn ein Stück Dauernautobahn neu gebaut wird, muss das Parlament beschließen.
    Wenn wir den Salzpreis erhöhen müssen, muss das Parlament genehmigen.
    Und bei der Frage der europäischen Integration soll man das Parlament nicht umfangreich einbeziehen.
    Und das ist dort aus dem
    Parteisekretariat gestern gekommen und da musste ich schon wirklich mit aller Deutlichkeit sagen, dieses Thema eignet sich nicht für Scharmützel mit Parteisekretären.
    Kanzler Franz Franitzki im Gespräch mit Manfred Steinhuber.
    Kaum 14 Tage ist es her, dass Tausende Ungarn an einem Montag, der in Ungarn Feiertag war, den Osten Österreichs heimsuchten und dazu beitrugen, dass der Verkehr in Wien völlig zusammenbrach.
    Heute nun ist in Ungarn wieder Feiertag und man hat sich im Osten Österreichs für einen neulichen Ansturm gerüstet.
    Der dürfte aber nicht so dramatisch ausgefallen sein, wie von den Behörden befürchtet und von den Geschäftsleuten erhofft.
    Dazu kommt, dass heute der erste lange Einkauf Samstag vor Weihnachten ist, wenigstens in acht Bundesländern, nur nicht in Wien.
    Zahlreiche Geschäftsleute haben aber angekündigt, dennoch in Wien offen zu halten.
    Wie es derzeit aussieht, das schildert Hans-Christian Unger im folgenden Beitrag.
    Vorweihnachtliche Bläserklänge haben zumindest heute Vormittag nur wenig dazu beitragen können, die Kaufstimmung in Wien anzuheizen.
    Das große Geschäft, so die Erfahrung des Handels, wird erst Nachmittag einsetzen.
    Dann, wenn schätzungsweise 70 Prozent der Betriebe heute illegal offenhalten werden.
    Aufgrund der Sperrverordnung des Bürgermeisters darf es ja heuer nur drei lange Einkaufssamstage geben.
    Aber man wird sich nicht daran halten.
    Ausgeblieben ist heute auch der erwartete Ansturm der Käufer aus Ungarn.
    Die letzte Meldung aus der Verkehrsleitzentrale, die umfangreiche Vorkehrungen, für die nun doch nicht eingetretene Welle der Madian getroffen hatte.
    Alles ruhig.
    Zeit also heute Vormittag, um im Handel eine kurze Atempause einzulegen und eine erste Bilanz zu ziehen, was das noch vor einem oder zwei Jahren kaum erträumte Geschäft mit unserem östlichen Nachbarn heuer gebracht hat.
    Das Umsatzplus am Beispiel des Kaufhauses Gernros errechnet von Direktor Reinhard Ennlgl.
    Unser Anteil an Touristenumsätzen war in den vergangenen Jahren in der Größenordnung zwischen 8 und 9 Prozent und hat sich im letzten Jahr, also jetzt in diesem Jahr, auf 12 Prozent erhöht.
    Ist das auf die Einkaufswelle aus Ungarn zurückzuführen?
    Im Wesentlichen ja.
    Es ist nur so, diese zwölf Prozent sagen vielleicht nicht ganz das Richtige aus, weil ja darin nur die Werte enthalten sind, die über U34, das heißt, dass über die Mehrwertsteuerrückvergütung erfasst werden können.
    Das heißt, es ist anzunehmen, dass es noch mehr ausmacht und man könnte nicht fehlgehen zu sagen, der Umsatz, den man mit Ungarn macht, könnte in der Größenordnung von ungefähr zehn Prozent am Gesamtumsatz liegen.
    Das könnte man sagen.
    Und Zufriedenheit vor allem deshalb, weil die Kaufleute der Maria-Hilfer-Straße heuer kaum mit befriedigenden Umsätzen rechnen durften.
    Für die Maria-Hilfer-Straße, glaube ich, ist es ein doppeltes Glück.
    Wo gibt es das normal, dass auf der einen Seite eine U-Bahn gebaut wird mit allen den Behinderungen, auf der anderen Seite man diesen Ausfall wettmachen kann durch höhere Touristenumsätze.
    Wir sind froh darüber.
    Eine Anmerkung am Rande.
    Die ungarische Botschaft rechnet damit, dass heuer im statistischen Schnitt jeder vierte erwachsene Bürger Ungarns Österreich besucht haben wird.
    Während es also an der Wiener Handelsfront noch ruhig ist, haben zur Stunde in der Gewerkschaft der Privatangestellten hektische Aktivitäten eingesetzt.
    Der Grund, wie bereits gesagt, das illegale Offenhalten.
    Heute Nachmittag werden Funktionäre des ÖGB eine Art Aktion Plan Quadrat durchführen und eine Liste der Gesetzesbrecher erstellen.
    Eine Flut von Anzeigen könnte dann die Folge sein.
    Ein Bericht von Hans-Christian Ungar.
    Bei ihrem letzten Einkaufssturm haben die Ungarn angeblich 500 Millionen Schilling in ostösterreichischen Geschäften gelassen.
    Karl Stipschitz ist in einem Gespräch mit der ungarischen Beraterin der Nationalbank, Agnes Hajdu, der Frage nachgegangen, woher die Ungarn die Devisen haben.
    Ich glaube, Sie fragen, woher die Ungarn so viel konvertierbare Währung, so viel Schilling haben und nicht den Forint.
    Schauen Sie, von diesem Jahr an kann ein jeder ungarischer Staatsbürger mit dem Weltpass so viel mal fahren, wie viel mal er will oder sie will.
    Zudem kann man legal kaufen, in jeden drei Jahren, ungefähr 20.000 Forint, für 20.000 Forint.
    Ungefähr 5.000 Schilling.
    Ungefähr 5.000 Schilling konvertierbare Währung,
    Und noch dazu kann man dann auch die Karten für Eisenbahnen kaufen.
    Und man kann noch dazu für Benzin auch Devisen kaufen für 6.000 Forint, also das sind auch ungefähr 1.500 Schilling.
    In den ersten zehn Monaten waren viermal so viele ungarische Staatsbürger in Österreich, wenigstens die Grenzüberschreitungen zeigen das.
    Und die gekauften Devisen waren das Dreifache wie im vorigen Jahr.
    Wenn wir diese Summe umrechnen, was Sie gekauft haben, also legal gekauft haben, das sind auch mehr als 5 Milliarden Schilling.
    Aber jetzt, woher haben die Ungarn das Geld, um sich diese Devisen kaufen zu können?
    Diese Summen, die Sie jetzt für Reisezwecke und für Einkauf natürlich
    in Österreich meistens für Einkauf haben, das sind nicht von diesem Jahr, also von Löhne oder Einkommen von diesem Jahr, es ist eine große zurückgehaltene Kaufkraft, die jetzt in diesem Jahr mit dem Weltpass aufgekommen sind.
    Und explodiert, sagen Sie.
    Und explodiert, ja.
    Und da kann man aber vermuten, dass es in den nächsten Jahren wieder ruhiger wird.
    Ich hoffe wenigstens und ich glaube auch, aber ich glaube, Ruhe, wirkliche Ruhe wird dann sein,
    wenn diese Waren, die die Leute jetzt im Ausland, also auch meistens in Österreich kaufen, in Wien kaufen, wenn diese Waren in Ungarn für Forint und für solche Preise, die nahe zu den österreichischen Preisen stehen, einkaufen können.
    Gibt es Schätzungen, inoffizielle Schätzungen, wie viel der Anteil der schwarz gewechselten Devisen im Prozent ist am Gesamten?
    Ich glaube wenigstens das Doppelte.
    Wenigstens so viel ist illegal wie die legale.
    Also zu den 5 Milliarden Schilling noch einmal 5 Milliarden Schilling?
    Ich glaube wenigstens.
    Das ist viel.
    Das ist sehr viel.
    12 Uhr und 22 Minuten ist es jetzt geworden.
    Über die Situation in Armenien liegen nach wie vor nur unklare Meldungen vor.
    Zum einen heißt es, bei den jüngsten Auseinandersetzungen seien mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen, zum anderen dementiert der Sprecher des Außenministeriums, Gennady Gerasimov, diese Zahl der Toten, die völlig aus der Luft gegriffen sei.
    Nach seinen Angaben seien vier Soldaten und zwei aserbaidschanische Zivilisten ums Leben gekommen.
    Die Parteizeitung Pravda berichtet nun heute erstmals über drei tote Soldaten.
    Dennoch ist die sowjetische Hauptstadt Moskau voll von Gerüchten, wie Franz Köstler berichtet.
    Pünktlich, wenn die Glasnost aussetzt, verwandelt sich das Land in eine riesige Gerüchteküche, wie in alten Zeiten.
    Die Nachrichten aus den Unruhegebieten kommen spärlich nach Moskau, wenn es gelingt, einen telefonischen Kontakt herzustellen.
    Überprüfbar sind die Informationen kaum.
    Übereinstimmend sind die Nachrichten, dass die Lage in den großen Städten unter Kontrolle sei.
    Es herrscht Ausnahmezustand, in den Nachtstunden gilt eine Ausgangssperre, Panzer und Sondertruppen sind in Stellung.
    Auch in der südlichen Region von Nakhichevan, an der Grenze zur Türkei, scheint sich die Lage wieder zu beruhigen.
    Aber das, was in Kirovabad im nördlichen Aserbaidschan geschieht, ist weiterhin alarmierend.
    Die 130.000-Einwohner-Stadt ist von der Umwelt so gut wie abgeschnitten.
    Gestern wurde bestätigt, dass bei den Auseinandersetzungen ein vierter Soldat der entsandten Sondereinheiten des Innenministeriums umgekommen sei.
    Also müssen die Auseinandersetzungen mit einer unglaublichen Härte geführt werden.
    Ein offizieller Sprecher in Armenien verfügte jedoch gestern über keine Informationen, dass es Opfer unter der armenischen Zivilbevölkerung gegeben habe.
    Die Armenier seien in ihre Viertel verschanzt, erklärte er, gegen Anstürmen der Aserbaidschaner verteidigt von den Soldaten.
    Demgegenüber hat ein armenischer Priester der Stadt ein weit dramatischeres Bild gezeichnet.
    In einem Telegram an Gorbatschow sagte er, man hat sie falsch informiert.
    Die Lage hat sich nicht normalisiert, sie bleibt katastrophal.
    Der Priester berichtet von zahlreichen Opfern unter der armenischen Besölkerung und den sie verteidigenden Soldaten.
    Seit fünf Tagen dauerten das Gemetzel und die Pogrome nun schon an.
    Die Lage in Kirovabad sei hundertmal schlimmer als die in Sumgait, der kleinen aserbaidschanischen Industriestadt, wo im vergangenen Februar über 30 Armenier von aserbaidschanischen Banden getötet worden sind.
    Der Hilferuf des armenischen Priesters an Gorbatschow ist in Moskau von Frau Bonner veröffentlicht worden, die Frau Andrei Sakharov.
    Sie verbindet seit jeher ein besonders enges Verhältnis zu Armenien.
    Der Nobelpreisträger und Bürgerrechtsaktivist selbst befindet sich zurzeit zu Besuch in den Vereinigten Staaten.
    Dort hat er erklärt, nach seinen Informationen betrage die Zahl der Todesopfer bereits über 130.
    In Moskau wurden diese Angaben heute früh entschieden dementiert.
    Diese Zahl ist absolut falsch, hat der Sprecher des Außenministeriums Gerasimov erklärt.
    Es tut mir leid für Professor Sacharow, aber wir müssen bei den Fakten bleiben.
    Ich habe die Angaben überprüft, die sind falsch.
    Andererseits ist die offizielle Statistik in diesen Tagen der Auseinandersetzung kaum verändert worden und ist somit auch kaum glaubwürdig.
    Zu den drei Todesopfern des ersten Tages sind drei weitere gekommen.
    Die Zahl der Verletzten ist bei 126 stehen geblieben.
    Offensichtlich liegt ein politischer Beschluss vor, die Opferbilanz vorerst nicht zu veröffentlichen.
    Hinter vorgehaltener Hand freilich gestehen auch offizielle Quellen ein, dass es in Kirawabad zahlreiche Opfer gegeben hat.
    Die von Sacharow bekanntgegebene Zahl sei allerdings wahrscheinlich übertrieben.
    Inzwischen hat Gorbatschow in einem Interview die blutigen Auseinandersetzungen zu entdramatisieren versucht.
    Wenn man jahrzehntelang schwelende Konflikte unterdrückt, dann müssen sie bei der geringsten Liberalisierung offen ausbrechen.
    Es müsse jetzt in Gesprächen mit allen Beteiligten rasch eine politische Lösung gefunden werden.
    Gorbatschows Erklärungen lassen erwarten, dass in Zukunft auch die Informationspolitik über den Konflikt im Süden des Landes
    Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sollen künftig mehr als bisher auf das medizinisch Notwendige begrenzt werden, um den Anstieg der Beitragssätze zu bremsen.
    Das sind keine Pläne für eine Reform des österreichischen Sozialwesens, sondern ein Gesetz, das der Deutsche Bundestag gestern beschlossen hat.
    Um die Reform des deutschen Gesundheitswesens hat sich in den letzten Monaten eine heftige Debatte in der Bundesrepublik Deutschland entzündet, die sich auch gestern im Bundestag fortsetzte.
    Worum es geht, schildert Roland Adrowitzer.
    Volksverhetzung kontra Liste der Gemeinheiten.
    Wahrlich keine leichten Brocken, die einander da höchstrangige Repräsentanten der bundesdeutschen Demokratie in den vergangenen Tagen an den Kopf geworfen haben.
    Anlass für diese verbalen Jurien war ein Gesetzeswerk, dem man vom Namen her derartige Brisanz gar nicht zutrauen würde, die Reform des bundesdeutschen Gesundheits- und Krankenversicherungswesens.
    Die Liste derjenigen, die gegen das Reformwerk sturmlief, ist schier endlos.
    Krankenkassen, Ärztevereinigung, Pharmaindustrie, Gewerkschaften, Taxifahrervereinigung, Behindertenverbände und, und, und.
    Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie ab dem kommenden Jahr stärker zur Kasse gebeten werden.
    Die Versicherten müssen Eigenbeiträge leisten, etwa 70 Schilling pro Tag und Krankenhausaufenthalt.
    Die Kassen ersetzen nur mehr Notwendiges und nicht mehr Luxuriöses.
    Taxifahrten zum Arzt werden nicht mehr erstattet, für einen Krankenwagentransport müssen 140 Schilling aus der eigenen Tasche bezahlt werden.
    Nur mit Hilfe dieser und zahlreicher weiterer Änderungen kann, so der Vater der Reform, Sozialminister Norbert Blüm, das deutsche Gesundheitswesen vor dem Bankrott gerettet werden.
    Mehr als 900 Milliarden Schilling machen pro Jahr die Kosten für die Gesundheit der Bundesbürger aus.
    Durch die Reform sollen 100 Milliarden eingespart werden.
    Die Opposition schießt indes aus allen feinen und groben Rohren gegen das Gesetz der Regierung Kohl.
    Überall in der Bundesrepublik
    sieht man Plakate der SPD, wo es unter Anspielung auf Minister Blüm heißt, Gesundheitsreform, was für eine Blümage.
    Aktionen wie diese oder scharfe Flugblätter der SPD haben Bundeskanzler Helmut Kohl zur Weißglut getrieben und die Zunge gelockert.
    Volksverhetzung ist das, was die SPD betreibt, rief der Kanzler empört im Bundestag und löste damit einen Eklat aus.
    Das ist ein Wort aus dem Nazi-Jargon, tobt der Oppositionschef Hans-Jochen Vogl, worauf Kohl die Äußerung zurücknahm, allerdings ohne Entschuldigung.
    Sein Kanzleramtschef Schäuble legte allerdings noch ein Scheufel drauf, in dem er meinte, Volksverhetzung ist genau das richtige Wort für das, was die SPD betreibt.
    Die harten Gegensätze wurden gestern auch bei der Marathon-Debatte im Bundestag deutlich.
    Die beiden Hauptkontrahenten waren dabei der SPD-Abgeordnete Rudolf Dressler und Minister Norbert Blüm.
    Hören Sie die beiden unmittelbar hintereinander.
    Sie wollen unser Gesundheitswesen und unsere Krankenversicherung nicht reformieren.
    Sie wollen ein ganz anderes Gesundheitswesen, eine andere Krankenversicherung.
    In der Krankenversicherung, die Sie wollen, werden die Worte wie sozial und solidarisch zu Fremdwörtern.
    Hilfe für Hilfsbedürftige.
    und Entlastung für die Beitragszahle.
    Das ist der Sinn unserer Reform.
    Hilfsbedürftig ist nicht der Hartmann-Bund-Verband der deutschen Ärzte.
    Hilfsbedürftig ist nicht der Freie Verband der Zahnärzte.
    Hilfsbedürftig ist nicht der Pharmaverband.
    Hilfsbedürftig ist nicht der Apothekerverband.
    Hilfe brauchen die Kranken und die Pflegebedürftigen.
    Und denen helfen wir.
    Und als weiteres Beispiel für die Emotionalität, mit der gestern gestritten wurde und die für ein Sachthema alles andere als normal ist, noch einmal aufeinandergeschnitten, Dresdler und Blüm.
    Bedenken Sie, Ihre Liste der Gemeinheiten mögen Sie heute verabschieden.
    Bedenken Sie aber auch, ab dem 1.
    Januar 1989 tritt sie in Kraft.
    Jeder Patient wird ab 1.
    Januar am eigenen Leib spüren, was Sie an sozialer Ungerechtigkeit angerechnet haben.
    Ab 1.
    Januar besteht ein Anspruch auf die Übernahme der Kosten bis zu vier Wochen je Kalenderjahr, wenn eine Pflegeperson Urlaub machen will.
    Das liest sich so kalt im Gesetzestext.
    Aber für die Mutter, für den Vater, der 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 52 Wochen im Jahr immer für sein Kind oder für seine Mutter, für seinen Vater zuständig ist, der will auch mal
    für die Schwiegermutter auch mal aufatmen, mal Urlaub machen.
    Das ist ganz handfeste Sozialpolitik.
    Und, meine Damen und Herren, deshalb halten wir den Protest aus.
    Wir verwenden das Geld für diejenigen, die gar nicht protestieren können, weil sie zu Hause ans Bett gefestet sind.
    Für die machen wir Politik.
    Das Echo der Medien auf die umstrittene Reform ist je nach Standpunkt verhalten kritisch.
    Die dem linken Lager zugeordnete Presse geht mit der Blüm-Reform hart ins Gericht und spricht von einer vertanenen Chance.
    Ungeteilte Zustimmung kommt aber auch aus dem traditionell regierungsfreundlichen Presselager nicht.
    Der kleine Bürger, in der es ist völlig verstört und verunsichert, er weiß nur, er muss mehr zahlen und kriegt weniger zurück.
    Einen Hoffnungsschimmer hat er aber nur, wenn er gesund bleibt.
    Es wird überlegt, dass die Kassen einen vollen Monatsbeitrag zurückerstatten, wenn jemand ein ganzes Jahr lang keinen Krankenschein benötigt.
    Gesund bleiben dürfte also ihn werden in der Bundesrepublik.
    Ein Bericht von Roland Adrowitzer.
    Im Journal zu Gast ist heute der Schriftsteller George Sébastien, der in der Vorwoche zum Präsidenten des Österreichischen Pen Clubs gewählt wurde.
    Sébastien wurde 1930 in Budapest geboren.
    Er hat als Journalist und Dramaturg in Budapest gearbeitet, emigrierte 1956 nach Österreich, wo er seither als freier Schriftsteller und Publizist tätig ist.
    Sébastien hat Erzählungen, Essays, ein Theaterstück, Reise- und Sachbücher sowie sechs Romane veröffentlicht, zuletzt Albino und Die Werke der Einsamkeit.
    Besonderen Erfolg hatte er 1967 mit seinem Kriegstagebuch aus Israel, Anatomie eines Krieges.
    Sébastien hat auch Meisterwerke der ungarischen Literatur ins Deutsche übersetzt.
    Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Pannonia und Morgen und ist Kulturredakteur der Wochenzeitschrift Die Furche.
    Mit Sébastien sprach Volkmar Paschalk.
    Herr Schäbestjen, Sie sind jetzt rund eine Woche Präsident des Österreichischen Bandzentrums.
    Haben Sie sich um dieses Amt gerissen, haben Sie sich um dieses Amt beworben oder haben Sie das auf sich genommen?
    Ich glaube weder noch.
    Ich habe mich nicht gerissen und es ist mir auch keine Last.
    Es ist so, dass ich am 7.
    Dezember 1956, also bald 32 Jahre, in Wien angekommen bin, keine Menschen kannte.
    und damals von Penn aufgenommen wurde.
    Es ist also mir, der Penn Club, nicht einfach ein Club, sondern ein Teil meines Lebens.
    Außerdem ist es ein gutes Instrument, mit dem kann man für Österreich und für die Literatur einiges tun.
    Und ich werde versuchen zu tun, was sich tun lässt, und ein bisschen mehr.
    Was bedeutet eigentlich dieser internationale Penn Club und der österreichische Penn Club?
    Was kann ein solcher Club bewirken?
    Der Paint Club wurde Anfang der 20er Jahre gegründet, damit eine Weltorganisation der Autoren da ist, die die PEN-Karte unterschreiben.
    Diese PEN-Karte verpflichtet die Autoren, niemals für Nationalhass oder Rassenfanatismus und dergleichen einzutreten, verpflichtet zu Humanismus und Toleranz.
    In Österreich war dann der Gründer des österreichischen Bandzentrums Arthur Schnitzler.
    Und nach 1946, eben nachdem er aus der Migration zurückgekehrt ist, Franz Theodor Tschokor.
    Kann eigentlich jeder Mitglied des Bandclubs werden?
    Jeder, der ein wirklicher Autor ist.
    Man darf ja nie vergessen, dass wir es hier nicht mit einem rein österreichischen Verein zu tun haben, sondern
    mit dem österreichischen Zentrum eines internationalen Vereins.
    Und das ist der einzige internationale Schriftstellerverein, der auch politisch manches kann.
    Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es uns, auch den österreichischen BEM-Mitgliedern, aber auch dem internationalen BEM, immer wieder gelungen ist, Autoren aus dem Gefängnis zu befreien durch Proteste und indem wir auch die Diplomatie bewegten.
    Herr Schäbischen, es gibt den großen Bruderzwist in der österreichischen Literatur.
    Im Jahre 1972 und 1973 haben sich viele der prominentesten österreichischen Autoren und vor allem alle Autoren, die sich der experimentellen Literatur verschrieben haben, von dem österreichischen Bandzentrum getrennt.
    Man hat versucht, ein zweites Bandzentrum in Österreich einzuführen.
    Es wurde immer behauptet, der österreichische Bandclub hat diese Gründung eines zweiten Bandzentrums verhindert und man hat dann die Grazer Autorenversammlung ins Leben gerufen.
    Wie sieht das heute aus?
    Für mich ist das ein Krieg der Großväter.
    Er hat für heute, wir sind 18, 20 Jahre nach dieser damaligen Auseinandersetzung, hat sie nicht viel Bedeutung.
    Was ein zweites österreichisches Penntzentrum betrifft,
    muss der österreichische Pen-Club sich gar nicht bemühen, dass so ein zweites Zentrum nicht zustande kommt, weil das wäre ein Todesurteil für die ganze internationale Pen-Bewegung.
    Es kann ein zweites Zentrum nur existieren, entweder wenn in einem Land mehrere Sprachen gesprochen werden, in der Schweiz gibt es ein deutsch-französisch-italienisches Zentrum,
    oder wenn ein Land sehr groß ist, wie die Vereinigten Staaten, da gibt es eine in Los Angeles, ein Zentrum und ein zweites in New York.
    Nun haftet dem österreichischen Bandclub der Geruch des besonders konservativen Reaktionären an und es war damals für viele eigentlich verständlich, dass sich eben gerade fortschrittliche Autoren von dem österreichischen Bandclub nicht vertreten fühlten.
    Ich sehe heute diese Begriffe konservativ und progressiv nicht definierbar.
    Für den alten Franz Theodor Tschokor,
    waren die Avantgardisten konservativ, weil sie sich mit der Sprache beschäftigten und nicht die Menschheit befreien wollten.
    Sicherlich ist der Pen Club damals veraltet gewesen und sicherlich ist heute ein wesentlicher und auch großartiger Teil der österreichischen Literatur
    Diese Schriftsteller gehören nicht dem Pen Club an, sondern anderen Vereinigungen und vor allem der Grazer Autorenversammlung.
    Nun fragt man sich natürlich nach dem Sinn einer solchen nationalen Schriftstellervereinigung, bei der gerade die prominentesten und die wichtigsten Autoren des Landes nicht vertreten sind.
    Alles hat einen Sinn, wenn wir es sinnvoll machen.
    Also der Pen Club ist offen für alle Autoren und ich hoffe sehr, dass diese Kollegen, die ich hoch schätze und die großartige Schriftsteller sind,
    sich einmal entschließen werden, dem Pen Club beizutreten.
    Ich habe schon einen entsprechenden Brief geschrieben und ich bin ja mit doch einer Anzahl dieser Kollegen gut befreundet und ich kann es Ihnen ja auch als Freund sagen.
    Sie können dann den Pen Club ändern.
    Aber sie können es ja nur als Mitglieder tun.
    Von außen her geht das sehr schwer.
    Der PEN ist eine Möglichkeit.
    Der PEN ist nicht dazu da, innerösterreichische Kulturkämpfe zu führen.
    Ich finde die lächerlich.
    Wichtig ist die Literatur.
    Sowohl unser eigenes Gewissen wie auch das Publikum erwartet von uns nicht Vereinskämpfe, sondern dass wir möglichst gute Bücher schreiben.
    Eine so prominente Schriftstellerin wie Hildes Spiel, die ja schon 1972 aus dem österreichischen Bandzentrum ausgetreten ist,
    hat jetzt ihren Austritt aus dem deutschen und dem englischen Band formuliert als Demonstration dagegen, dass sie es nicht richtig findet, dass der österreichische Bandclub eine große internationale Tagung im Jahr 1991 veranstaltet, an der die wichtigsten österreichischen Autoren, wie sie gesagt hat, nicht teilnehmen können.
    Also ich schätze und liebe die Hilde seit vielen Jahren und es gab eine Zeit, wo wir sehr eng befreundet waren.
    Ich bedauere, dass sie aus dem deutschen und englischen Pen ausgetreten ist.
    Dass das hier ein Kongress stattfinden ist seit zwei Jahren bekannt.
    Es wurde ja nicht jetzt beschlossen, man beschließt nicht im Jahr 88 einen Kongress in 91.
    Wir haben
    uns gerne angeboten, schon vor zwei Jahren diesen Kongress hier zu veranstalten und wir werden es machen.
    Und ich hoffe, dass im nächsten Jahr wir soweit kommen, dass alle Autoren, die Lust haben und mitnehmen wollen,
    auch an diesem Kongress mitarbeiten.
    Glauben Sie, dass die Demonstration Hildespiels, um eine solche handelt es sich ja offensichtlich, auch vielleicht mit Ihrer Person zu tun haben könnte?
    Dass sie glaubt, dass vielleicht von Ihnen nicht die politische Zuverlässigkeit gegeben ist, die sie wünscht?
    Ich meine, Sie haben doch ein sehr abwechslungsreiches Leben hinter sich.
    Sie kommen aus einem kommunistischen Staat, waren sicherlich in Ihrer Jugend dem Kommunismus verbunden und haben dann in Österreich so ein bisschen zwischen ÖVP und SPÖ hin und her gebändelt, oder stimmt das nicht?
    Nein, das stimmt nicht.
    Was die politische Frage an meinem politischen Standort betrifft, der ist, glaube ich, soweit mir wenigstens ziemlich klar.
    Ich war in Ungarn von meinem 16.
    Lebensjahr bis zu Anfang 20 ein überzeugter Kommunist und fand das eine gute und schöne Sache aus verschiedensten Gründen.
    gehörte dann zwischen 1953 und 1956 dieser ganz junge Mann, ich war ja 1923 damals, dieser Gruppe an, die versucht hat eine Reform, damals schon eine Art Perestroika durchzuführen.
    Ich glaube, dass die Leute, unsere Freunde, die damals gestorben sind für diese Sache, jetzt von der Geschichte gerechtfertigt wurden.
    Und als ich dann nach Österreich kam, bin ich aus diesem Spiel ausgetreten.
    Und was ich mache, ist seit vielen Jahren der Versuch,
    die zwischen den Kulturen der Donauländer zu vermitteln.
    Deshalb mache ich auch die Zeitschrift Pannonia.
    Und das kommt auch vor in der Zeitschrift morgen.
    Und ich arbeite da für diesen Zweck mit jedem zusammen.
    Das heißt, wenn ein Minister wie der Dr. Mock der ÖVP angehört und gerne bereit ist einzugehen auf diese Pläne, freue ich mich darüber.
    Und als der Dr. Kreisky Außenminister war,
    und in dieser Richtung Aktionen setzte, machte ich da gerne mit.
    In jeder demokratischen Partei gibt es gute Leute und helle Köpfe und es ist mir völlig egal, wer dahinter ist, wenn ich meine, dass es diesen geistigen Zielen entspricht.
    Und meine, sagen wir, Vorsicht, was den Sozialismus betrifft,
    Der hängt vielleicht damit zusammen, dass unter meinen Freunden mehr solche sich befinden, die von Leuten gehängt wurden, die sich Marxisten, Leninisten nannten, als solche, die von der katholischen Seite verfolgt wurden.
    Aber verfolgt wurden wir alle.
    unter den Nazi und dann unter dem Stalinismus.
    Also ich fühle mich als ein Mitteleuropäer, der versucht hier, was seine Pflicht als Autor ist, fruchtbar zu wirken.
    Sind Sie ein parteiloser Konservativer?
    Ich bin sicher parteilos, aber ob ich Konservativer bin,
    müssen wieder andere sagen.
    Ich fühle mich nicht als einen Konservativen.
    Sie haben in Ihrem letzten großen Roman, Die Werke der Einsamkeit, sich eigentlich sehr negativ über Politik in unserer Zeit geäußert.
    Die Politiker werden bei Ihnen eigentlich als Gangsterbanden hingestellt.
    Ist das Ihre Meinung jetzt speziell für Österreich oder überhaupt für die ganze Welt?
    Nein, wir sind in eine Epoche angelangt, in dem eine
    Erneuerung der Demokratie notwendig ist.
    Keine Erneuerung der Demokratie, sondern überhaupt der Einführung der Demokratie.
    Ich habe immer gesagt und möchte es noch einmal sagen, es wäre schön, wenn in Österreich die parlamentarische Demokratie wirklich eingeführt werden würde, aber wir sehen ja, was wieder mit diesem neuen Wahlgesetz geschieht.
    In einer solchen Situation sind überall Machtgruppen entstanden und halten sich an der Macht.
    denen ihre eigene Macht wichtiger ist als das, was in der Gesellschaft geschieht.
    Und der Menschenverstand und auch die ökonomischen Zwänge und auch ein gewisser Humanismus muss sich auflehnen.
    gegen alle Gruppen, die kein anderes Ziel haben, als an der Macht zu sein.
    Ich sehe mit großer Befriedigung, dass das vor sich geht in Ost und West.
    Es kommt dieser Zwang zur Erneuerung nicht aus dem humanistischen Denken und aus der Philosophie, sondern diesmal aus der Wirtschaft, Richtung Dezentralisation, Richtung Klein,
    Richtung Schutz des einzelnen Lebens und dass die großen, elefantenhafte Körper anachronistisch werden, funktionsundüchtig werden.
    Und ich hoffe sehr, dass diese Zwänge dazu führen, dass hier eine Erneuerte und dem Menschen
    näher stehende Demokratie entsteht.
    Es gibt keine ideale Gesellschaftsformen, aber die Machtausübung, die Arroganz der Macht, die Uneinsichtigkeit der Macht,
    Die fehlende Menschlichkeit der Macht, wie sie heute durch viele Regierungen verkörpert wird, steht im Widerspruch nicht nur zur Menschlichkeit, sondern zu den Erfordernissen des gesellschaftlichen Prozesses.
    Kann die Literatur etwas dazu beitragen?
    Die Literatur ist ein Thermometer.
    Ein Thermometer heilt nicht, aber ein Thermometer zeigt, ob ein Organismus krank ist oder nicht.
    Die Literatur kann auch heilen.
    Nicht ohne Grund sprachen Freunde in der Sowjetunion darüber, dass die Perestroika nur dann möglich wird, wenn die Leute gebildeter werden.
    Weil wenn die Leute eine größere Bildung haben, kann man mit ihnen nicht mehr so autoritär umgehen.
    Und in dieser Hinsicht können wir nur zwei Maße stellen.
    Wird durch die Literatur Bewusstsein erweitert, überhaupt durch die Kunst Bewusstsein, auch Emotion erweitert, Emotionsfähigkeit erweitert.
    Und zweitens wird der Kreis der vernünftigen Freiheit erweitert.
    Und dazu kann jede qualitativ gute, jede anspruchsvolle Literatur beitragen.
    Das ist einer der Zwecke unserer Arbeit.
    Die österreichische Kulturszene ist derzeit ungeheuer verstritten.
    Ich denke an Salzburger Festspiele, an Burgtheater, an Staatsoper, eben an Bandclub und Grazer Autorenversammlung.
    Glauben Sie, dass das eine typisch österreichische Eigenschaft, eine Hinwendung zu Korruption und Skandal und zu Streit und zum Aufbauschen von Skandalen ist?
    Das sind die Anfänge eines normalen Lebens.
    Eine normale Demokratie lebt davon, dass es viele Gruppen und viele Meinungen gibt und dass die in einem
    möglichst kultivierten Art, aber hart, miteinander streiten und diskutieren.
    Das ist selbstverständlich.
    Es ist auch ein Zeichen der Demokratisierung.
    Es ist nur dann schlimm, wenn staatliche Mittel irgendwelche Gruppen besonders bevorzugen und andere Gruppen unterdrücken.
    Wir wollen ein freies Geistesleben und in diesem freien Geistesleben werden sich die verschiedenen Ansichten artikulieren und es werden Leute da sein, die ihre
    die Kunstwerke schaffen, die von anderen Leuten als anstößig empfunden werden und die, die diese Kunstwerke anstößig finden, sollen sie anstößig finden und sollen sich artikulieren und sollen ihre Meinung äußern.
    Das ist der natürliche Zustand einer demokratischen Gesellschaft und nicht die Ruhe.
    Die Ruhe ist die, die opportunistisch ist,
    die faul ist, die träge ist, die sagt, warum soll ich mich aufregen, das Ganze ist gar nicht so wichtig.
    Ob es wichtig ist oder nicht, wir brauchen eine Gesellschaft, wo möglichst viele Meinungen sich frei artikulieren.
    Aber das ist das Leben und das Leben muss frei sein.
    Und es ist richtig, wenn wir hier Auseinandersetzungen in einer humanen und menschlichen Art und möglichst ohne Hass austragen.
    Vielen Dank, Herr Szebestian.
    Im Journal zu Gast war Georges Szebestian.
    Michael Heldtau präsentiert heute und morgen Abend im Wiener Volkstheater seine Show »Meine Zeit«.
    Vor 15 Jahren begann er mit dem Programm »Auf Nacht, Herr Direktor« seine Karriere als Entertainer auf der Bühne.
    Es folgten viele Fernsehshows und nun will er einen Schlusspunkt setzen.
    Deshalb ist dieses Programm, das wieder Luc Hussmann geschrieben hat,
    und das von Robert Obradko musikalisch geleitet wird, eine Art Rückblick.
    Eva-Maria Klinger sprach mit Michael Heldhau.
    Es heißt »Meine Zeit« und das ist ein sehr subjektiver Titel, insofern, dass es, wenn es um eine Musikshow geht, man sich natürlich zuallererst einmal erinnert,
    Was blieb am frühesten hängen musikalisch von dem Ausgangspunkt der 40er Jahre bis 1988?
    Was mir da wichtig war, akustisch, Schlager,
    merkwürdige Dinge, die mir halt viel bedeuten.
    Und was sich da assoziiert, da war ein Krieg, dann war ein Wirtschaftswunder, dann habe ich selber einen Beruf bekommen, der nun etwas mit dieser Branche zu tun hat, vor allem die letzten 15 Jahre, seit ich auch Entertaining gemacht habe und halt Lieder gesungen habe.
    Das alles ist ein Medley im ersten Teil und darum heißt der ganze Abend meine Zeit.
    Herr Heldau, Sie werden am nächsten Wochenende dem Burgtheater über einen Schließtag hinweghelfen, indem Sie ein anderes Soloprogramm, nämlich
    statt zu singen präsentieren.
    Die einzige Rolle, die sie zurzeit spielen, ist in Kinder der Sonne in einer Inszenierung des Ex-Burgtheater-Direktors Achim Benning.
    Und nun werden sie sich in der Krise als möglicher zweiter Ensemblesprecher zur Wahl stellen.
    Wie beurteilen sie die Situation am Burgtheater?
    Sind sie der Meinung, dass der Vertrag von Klaus Paimann über 91 hinaus verlängert werden soll?
    Keinesfalls.
    wenn alles so bleibt, hausintern, wie es bis jetzt ist.
    Das sage ich klar und ohne Schnörkel.
    Also, da sind so viele Dinge wirklich einfach so hingesagt worden, dass das Burgensemble fremdenfeindlich ist, dass die Stadt fremdenfeindlich ist.
    Das darf nicht sein!
    Da sind wir uns ganz, ganz klar, das ist furchtbar.
    Nur das Burgtheater-Ensemble oder das Josefstadt-Ensemble, und ich muss da sagen, einfach Schauspieler, sind nicht fremdenfeindlich.
    Schauen Sie jetzt seine Kleinigkeit.
    Es ärgert mich,
    Wenn mein Direktor, der Peimann, sagt, seit wir Heldenplatz spielen, sind wir wieder ein europäisches Theater.
    Das hat er doch gar nicht nötig.
    Der ist doch viel zu gut, um so etwas zu sagen.
    Und das Haus hat es auch nicht nötig.
    Also ja, wenn es mir allein gesagt hätte, hätte ich gesagt, wie meinen Sie das?
    Das war Originalton und Originalbild.
    Und ich verstehe schon, dass er sich irrsinnig freut, dass dieser Heldenplatz so geht und auch, dass es so ein Spektakel war.
    Nur, dass dadurch das Haus wieder ein europäisches ist, das ist einfach, wenn das jemand anderer sagt und nicht mein Direktor, denke ich über sowas gar nicht nach.
    Das heißt, was müsste sich konkret ändern?
    Es müsste, jetzt nicht das Wort Dialog, aber über den Dialog müsste für alle, die an diesem Haus engagiert sind, eine Möglichkeit sein zu arbeiten und vor allem miteinander zu arbeiten.
    Wir haben ja Zirkel.
    Also schauen Sie sich doch den Spielplan an.
    Das ist doch ganz, ganz klar.
    Ich meine, ich wünsche toi, toi, toi wieder für das Haus, dass wir wieder, wer sagen kann, jetzt sind wir wieder ein europäisches Theater, das kauft man von Venedig, ein toller Erfolg.
    Doch selbstverständlich wünsche ich mir das.
    Ich bin doch gerne in einer Stadt und einem Haus engagiert, wo halt etwas los ist.
    Nur das kann man doch nicht selber so proklamieren.
    Nein, ich meine einfach, dass das Arbeitsklima und Arbeit für alle ist.
    Haus.
    Regisseure, ich muss Ihnen etwas sagen, ich bin lange jetzt an diesem Haus, so wenig Regisseure wie jetzt hatten wir noch nie.
    Und dem Vorwurf, dass Palman zu diktatorisch sei, es wurde das Wort Faschistoid verwendet, schließen Sie sich an?
    Nein, dem schließe ich mich nicht an.
    Ein Direktor muss selbstverständlich Autorität haben.
    Letztlich und endlich.
    Ist er ja auch dafür verantwortlich.
    Also ich drehe es um.
    Ich lasse ja meinen Direktor auch nicht aus der Verantwortlichkeit.
    Das sagen wir...
    einfach zu wenig Stücke, zu wenig Regisseure, Spielplan, man weiß nicht was, niemand weiß, also ich weiß nicht, vielleicht wissen ein paar was kommt, ich weiß nicht was kommt.
    Schauen Sie, es wird unverhältnismäßig laut getrommelt über das, was Erfolge sind und um Schiller zu zitieren, die nicht gerechnet in der Flussverschlang.
    Darüber wird also nicht geredet, was halt gar nicht so ist oder beispielsweise wirklich, also
    Man dreht das Radio auf und man hört einen Regisseur, der bei uns inszeniert, Herrn Nils Peter Rudolf, dieses neue Stück von Botho Strauss.
    Und da höre ich, dass es der Aufstand der Kleinbürger ist und dass wirklich gute Schauspieler, geben ja auch nicht so viele Interviews und so, das ist Provinzgehabe, muss ich Ihnen sagen.
    Schauspieler in einer Großstadt, wo die Medien da sind, wo Rundfunk und Fernsehen da ist und wenn die Schauspieler einigermaßen interessant sind, geben sie Interviews.
    So wie Michael Heldhaar Eva-Maria Kling ein Interview gegeben hat.
    Fünf Minuten vor 13 Uhr schließen wir mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Österreich.
    Die Spannungen innerhalb der Koalition über die EG-Beitrittsfrage sind nach Meinung von Bundeskanzler Franitzki zwar keine Krise, aber eine nicht angenehme Debatte.
    In einem Hörfunkinterview sagte Franitzki, die Einsetzung eines Ministerkomitees zur Prüfung der EG-Problematik sei ebenso wichtig wie eine umfassende Information des Parlaments.
    Er wolle in der Europapolitik niemandem das Heft aus der Hand nehmen.
    Doch es sei verfassungsmäßig vorgesehen, dass der Bundeskanzler die Berichterstattung leite, sagte Franicki.
    Er wolle den Terminplan einhalten und kommenden Dienstag dem Ministerrat seinen Europabericht vorlegen.
    Dieser Europabericht sei viel umfangreicher als jener von Außenminister Muck.
    Zu dem Ministerkomitee will der Bundeskanzler außerdem die Landeshauptleute zuziehen.
    Zu der Kritik der ÖVP meinte Franitzki, die Europapolitik sei ein Zukunftsthema, das sich nicht für Scharmützel mit Parteisekretären eigne.
    FPÖ-Parteiobmann Haider verlangt, die Regierung sollte die Bevölkerung ausführlich über die Vor- und Nachteile eines EG-Beitritts informieren.
    Sowjetunion
    Über die Opferbilanz der jüngsten Unruhen in Armenien und Aserbaidschan liegen unterschiedliche Angaben vor.
    Friedensnobelpreisträger Sakharov sprach von 138 armenischen Opfern.
    Der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums, Gerasimov, dementierte diese Angaben und erklärte, es habe in den vergangenen Tagen sechs Tote gegeben.
    Aus Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, werden weitere Massendemonstrationen und Streiks gemeldet.
    In Armenien sind Protestaktionen verboten.
    Staats- und Parteichef Gorbatschow hat gestern zugegeben, dass die jüngsten Spannungen ein Nebeneffekt seiner Reformbestrebungen seien.
    Eine Lösung könne es nur durch Verständigung geben, sagte Gorbatschow.
    Afghanistan.
    Muslimische Widerstandskämpfer haben eine Schlüsselposition am strategisch wichtigen Khyber Pass erobert.
    In Pakistan wurde bekannt, dass sich eine Einheit afghanischer Regierungssoldaten, darunter 60 höhere Offiziere, ergeben hätten.
    Ihnen soll die Verpflegung ausgegangen sein.
    Gestern sollen die Widerstandskämpfer entlang der Straße zum Khyber Pass vier Bezirke erobert haben.
    Der sowjetische Staats- und Parteichef Garbatschow erklärte gestern, das Genfer-Afghanistan-Abkommen mit dem Terminplan für den sowjetischen Abzug werde dann eingehalten werden, wenn sich alle Vertragspartner an die Bestimmungen halten.
    Sowjetunion Von Baikonur in Kasachstan soll am Nachmittag wieder ein Sojus-Raumschiff zur Raumstation Mir starten.
    Die Mannschaft besteht aus zwei sowjetischen Kosmonauten und einem Franzosen.
    Der Franzose hat bereits 1982 an einer sowjetischen Weltraummission teilgenommen.
    Zum ersten Mal wird die Raumstation Mir mit sechs Personen voll besetzt sein.
    Österreich.
    In Graz ist heute neuerlich Smog-Alarm Stufe 1 gegeben worden.
    Alle Autofahrer werden dazu aufgerufen, unnötige Fahrten zu unterlassen.
    Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln in Graz gilt bis 18.30 Uhr der Nulltarif.
    Heizungsanlagen sollen auf ein Mindestmaß gedrosselt werden.
    Der erwartete Ansturm ungarischer Kaufinteressenten ist ausgeblieben.
    An den Grenzen zu Ungarn wurde heute Vormittag kein außergewöhnlicher Einreiseverkehr registriert.
    Die Behörden haben jedenfalls Vorbereitungen getroffen, um ein eventuelles Verkehrschaos zu unterbinden.
    Dies betrifft Informationen und spezielle Autobusparkplätze.
    Österreich.
    Die Französin Carol Merle gewann das erste Ski-Weltcup-Rennen dieser Saison, den Damen-Super-G in Schladming vor der lange Zeit führenden Österreicherin Uli Meier.
    Anita Wachter wurde ex aequo mit der deutschen Mösenlechner Dritte.
    Olympiasiegerin Sigrid Wolf belegte den fünften Platz.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend im Westen und Süden meist sonnig, sonst eher stark bewölkt und örtlich etwas Regen.
    Nachmittagstemperaturen 1 bis 7 Grad.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch: Vranitzky zu EG-Kontroverse in Koalition
    Interview: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einkäufe der Ungarn in Ostösterreich
    Einblendung: Atmo (Weihnachts-Bläser), Kaufhaus-Direktor (Gerngross)
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Engel, Reinhard [Interviewte/r]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Woher haben die Ungarn Devisen?
    Interview: ungarische Nationalbankberaterin Hajdu
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung] , Hajdu, Agnes [Interviewte/r]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage in Armenien, Aserbeidschan
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Umstrittendste Gesundheitsreform im deutschen Bundestag abgesegnet
    Einblendung: SPD-Abgeordneter Dressler, Sozialminister Blüm (CDU)
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Dreßler, Rudolf [Interviewte/r] , Blüm, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: György Sebestyen
    Interview: PEN-Präsident Sebestyen
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Sebestyén, György [Interviewte/r]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Gespräch mit Michael Heltau
    Interview: Sänger Heltau
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung]
    Datum: 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.11.26
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.11.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-881126_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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