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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Samstag, trotz Regenwetter wünscht Ihnen Lewis Kirk im Namen der Schanal-Mannschaft.
Was haben wir heute für diese Informationsstunde vorbereitet?
Hier sind einige Themen.
Bundespräsident Waldheim zur politischen Kultur in Österreich.
Eine Presseschau zum Blecher Rücktritt aus allen politischen Ämtern.
Die Diskussion um den Brenner Basis-Tunnel.
Ein Bericht über die Wackerstoff-Alternative La Hague in Frankreich.
Eine österreichische Kulturwoche in Budapest.
Und im Journal zu Gast ist der Altersforscher Leopold Rosenmeier.
Das Thema, was steckt hinter den Patientenmorden von Lainz.
Vorerst der Nachrichten über Bligettka Teider stellt ihn zusammen.
Unser Sprecher ist Wolfgang Riemerschmidt.
Österreich.
Bundespräsident Waldheim hat das innenpolitische Klima kritisiert.
Bei der Eröffnung der Welser Frühjahrsmesse lobte Waldheim zunächst die wirtschaftliche Entwicklung, bedauerte dann aber, dass dem neuen Vertrauen in die Wirtschaft ein spürbares Misstrauen hinsichtlich Politik und Politikern gegenüberstehe.
Das politische Vertrauen, der Lebensnerv einer funktionierenden Demokratie, sei spürbar irritiert.
Wo Gemeinsamkeit herrschen sollte, hätten sich Eigennutz, Streit und egoistisches Profilierungsstreben ausgebreitet, sagte der Bundespräsident.
Er forderte die Politiker auf, an jenem Geist der Zusammenarbeit festzuhalten, der die soziale und politische Stabilität der Republik Österreich möglich gemacht habe.
USA.
Die neue amerikanische Regierung strebt eine sogenannte Außenpolitik der kleinen Schritte an.
Außenminister Baker erklärte, damit sollten die Probleme in den Krisenherden gelöst werden.
Baker mahnte neuerlich zur Vorsicht gegenüber der Politik Moskaus.
Man dürfe die sowjetischen Absichtserklärungen nicht unbedingt für bare Münze nehmen, sagte der Außenminister.
Zunächst müsse die Kreml-Führung beweisen, dass es ihr mit der neuen Politik ernst sei.
Vizepräsident Dan Quayle forderte eine Einstellung der sowjetischen Militärhilfe an Nicaragua.
Damit könne der sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow sein neues Denken in der Außenpolitik beweisen, sagte Quayle.
Der Generalsekretär der Bayerischen CSU, Huber, hat die Entscheidung der Bundesregierung verteidigt, am Bau der umstrittenen atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf festzuhalten.
Vor Journalisten argumentierte Huber, die in Wackersdorf geplante Anlage sei sicherer als die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in Frankreich.
Ausgelöst wurde die neuerliche Diskussion, um Wackersdorf durch die Ankündigung des FEBA-Konzerns aus dem Projekt aussteigen zu wollen.
Der Konzern schlug vor, abgebrannte Brennelemente im französischen Laat wiederaufbereiten zu lassen.
Nach Abbruch seines Hungerstreiks ist der RAF-Terrorist Karl-Heinz Delvaux in die Intensivstation der niedersächsischen Justizvollzugsanstalt Zelle eingeliefert worden.
Delwo und die ebenfalls inhaftierte Terroristin Christa Eckes hatten gestern die Bereitschaft geäußert, nach 73 Tagen wieder Nahrung zu sich zu nehmen.
Ob auch die übrigen 40 Mitglieder der Roten Armee-Fraktion ihren Hungerstreik abbrechen, ist zurzeit nicht bekannt.
Die Häftlinge wollten ihre Zusammenlegung in zwei große Gruppen erzwingen.
Unterdessen setzen RAF-Sympathisanten ihre Aktionen zur Unterstützung der Häftlinge fort.
Auf einer Autofirma in Göttingen wurde in der Nacht auf heute ein Brandanschlag verübt.
In Lübeck besetzten etwa 20 junge Leute eine Kirche, um die Forderung der RAF-Häftlinge zu unterstützen.
Nahe Osten.
Bei Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und Demonstranten in Nablus ist wieder ein junger Palästinenser getötet worden.
Die Untergrundführung des Palästinenser-Aufstandes hat für dieses Wochenende zu Demonstrationen aufgerufen.
Damit soll die Ermordung des prominenten Palästinenser-Führers Abu Jihad am 16.
April des Vorjahres in Tunis gedacht werden.
Die israelischen Behörden verhängten über den Gaza-Streifen und das Westjordanland eine Ausgangssperre, um Unruhen vorzubeugen.
Im UNO-Weltsicherheitsrat ist ein Antrag der blockfreien Staaten gescheitert, Israel wegen der jüngsten Zwischenfälle in den besetzten Gebieten zu verurteilen.
Polen.
Die Stadtverwaltung in Warschau hat der Opposition gestattet, am 1.
Mai eine eigenständige Kundgebung abzuhalten.
Am Internationalen Tag der Arbeit gab es in Polen seit 1981 zwar regelmäßig solche Kundgebungen neben den offiziellen Maiaufmärschen, sie waren aber stets verboten und wurden manchmal auch gewaltsam aufgelöst.
Die seit 45 Jahren andauernde Konfrontation zwischen Kirche und Staat soll beigelegt werden.
Vor kurzem wurde ein Abkommen paraffiert, in dem erstmals in einem Ostbürgstaat der rechtliche Status der katholischen Kirche geregelt wird.
Auf dieser Grundlage könnte es zur Rückgabe konfiszierten Kircheneigentums kommen.
Ein Vertreter der polnischen Kirche sagte, damit sei auch der Abschluss eines Vertrages zwischen dem Vatikan und der polnischen Regierung im Frühherbst möglich, der die Voraussetzung für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen wäre.
Sowjetunion.
Der neu gewählte Kongress der Volksdeputierten wird am 25.
Mai in Moskau zu seiner ersten Sitzung zusammentreten.
Die konstituierende Sitzung dieses Gremiums, das künftig das höchste in der Sowjetunion sein soll, verzögert sich, weil bei den Wahlen Ende März in vielen Wahlbezirken keiner der Kandidaten die notwendige Mehrheit der Stimmen erhalten hat.
Am 14.
Mai müssen noch in insgesamt 199 Wahlbezirken neue Wahlen durchgeführt werden.
China
Der frühere Parteichef Hu Yaobang ist im Alter von 74 Jahren gestorben.
Hu Yaobang war vom Februar 1980 bis zu seiner Ablösung durch Zhao Jiang im Jänner 1987 Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas.
Er hatte damals sein Amt nach schweren Studentenunruhen in ganz China zurückgelegt.
In den vergangenen zwei Jahren trat er nur noch selten in der Öffentlichkeit auf.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Vor allem im Südwesten Bewölkungsauflockerung.
Sonst vorerst noch regnerisch und kühl.
Schneefallgrenze bei 1500 Meter Höhe, im Westen bei 1200 Meter.
Während der kommenden Nacht auch im übrigen Bundesgebiet Wetterberuhigung.
Mäßiger bis lebhafter Wind aus West bis Nordwest.
Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad, Frühwerte 1 bis 8 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag.
Nach Auflösung von Störungsresten aufgelockert bewölkt oder heiter, wieder wärmer.
Wind vorerst noch aus West, später auf Süd drehend.
Tageshöchsttemperaturen 12 bis 18 Grad.
Die Vorschau auf übermorgen Montag.
Im Osten noch länger sonnig, sonst erneut Störungseinfluss und Aufkommen von teils gewittrigen Regenschauern.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien bedeckt 8 Grad, Westwind 45 Kilometer in der Stunde mit Spitzen bis 80 Kilometer.
Eisenstadt bedeckt Regen 7 Grad, West 35 mit Spitzen bis 65 Kilometer.
St.
Pölten bedeckt, Regen 6°, Südwest 15, mit Spitzen bis 50 km.
Linz bedeckt, Regen 6°, Nordwestwind 25 km.
Salzburg bedeckt, Regen 7°, Innsbruck stark bewölkt 8, Bregenz bedeckt 8, Graz bedeckt, Regen 9°, Nordwestwind 30 km in der Stunde und Klagenfurt bedeckt, Regen 8°.
Danke Wolfgang Riemerschmidt.
Wie immer begann das Mittagsschanal mit einem Nachrichtenüberblick und dem Wetter.
Es ist 12 Uhr und 8 Minuten geworden.
Und jetzt die Beiträge.
Bundespräsident Kurt Waldheim hat heute bei einer Eröffnung der Welser Messe, bei der sein Vorgänger Kirchschläger 1980 für das Trockenlegen der Sümpfe und das Auge in Wiesen plädiert hatte, grundsätzlich zu Fragen der Demokratie und des politischen Vertrauens Stellung genommen.
Forderte Kirschschläger damals ein Ende der Skandale, so mahnt Waldheim nun,
zu einer Rückkehr zur Zusammenarbeit und zur Sachlichkeit.
Das politische Vertrauen, der Lebensnerv einer funktionierenden Demokratie, ist spürbar irritiert.
Wo Gemeinsamkeit herrschen sollte, haben sich Eigennutz, Streit und egoistisches Profilierungsstreben ausgebreitet.
Das Ziel, gemeinsam für Österreich zu arbeiten, wird vielfach aus den Augen verloren.
Interne Probleme, kritische Ereignisse und die Schatten von Skandalen verstellen gelegentlich den Blick auf die wesentlichen Herausforderungen der Regierungsarbeit.
Ich appelliere daher an die Träger der Verantwortung in unserem Lande, trotz aller Meinungsdifferenzen und Auffassungsunterschiede ihr Handeln wieder verstärkt in den Dienst der unteilbaren Interessen unseres Landes zu stellen.
Ich appelliere an Sie, an jenem Geist der Zusammenarbeit festzuhalten, der maßgeblich an der Schaffung der sozialen und politischen Stabilität unserer Republik beteiligt war.
Ich appelliere an Sie, in der politischen Auseinandersetzung zu einem Stil der Fairness, des wechselseitigen Respektes und der gegenseitigen Wertschätzung zurückzufinden.
Das Ansehen der Politik kann nur durch harte Arbeit, durch nachweisbare Leistungen, durch glaubwürdiges Engagement wiedergewonnen werden.
Geben wir der österreichischen Politik, meine Damen und Herren, eine neue Chance.
Setzen wir einen neuen Anfang.
Tragen wir Sorge dafür, dass die wirtschaftliche Konjunktur auch von einer politisch-demokratischen Konjunktur begleitet wird.
Bundespräsident Kurt Waldheim bei der Welser Messe zum politischen Klima.
Der aktuelle, der von Waldheim erwähnten Skandale, die nicht den Blick auf die politische Arbeit verstellen sollen, wie das Staatsoberhaupt formuliert hat, der Lukona-Skandal also, hat gestern ein weiteres politisches Opfer gefordert nach Leopold Graz.
Karl Blecher war ja im Jänner nur halb zurückgetreten.
Er gab den Innenminister auf und wurde Nationalratsabgeordneter, blieb außerdem Obmann-Stellvertreter in der SPÖ.
Nun also unter dem Druck der neuesten Zeugenaussagen im Ausschuss der völlige Rückzug des 56-Jährigen aus dem politischen Leben.
Er wird sich kommende Woche gegen die Vorwürfe der falschen Darstellung seiner Prox Interventionen verteidigen.
Im Ausschuss.
Gelingt ihm das nicht glaubwürdig, drohen strafrechtliche Ermittlungen wegen Falschaussage, wegen Aktenunterdrückung, Amtsmissbrauch und übler Nachrede bis hin zur Ministeranklage.
Blecher bekräftigte gestern, völlig schuldlos zu sein.
Wie sehen die Zeitungskommentatoren die Entwicklung?
Zitate von Franz Simbürger.
Unter dem Titel »Die Konsequenz« geht Manfred Scheuch in der sozialistischen Neuen AZ auf deutliche Distanz zu Karl Blecher.
Für Scheuch erhebt sich die Frage, ob Blecher das alles der SPÖ nicht hätte ersparen können.
Und dann heißt es weiter.
Vor drei Monaten sahen noch viele in ihm das Opfer einer Medienkampagne.
Heute müssen wir, auch der Verfasser dieser Zeilen, dem damals vor Verurteilungen vor Abschluss der Ausschussberatungen bedenklich schienen, leider sagen, dass uns Karl Blecher enttäuscht hat.
Der Rücktritt Blechers dürfe nicht dazu führen, dass eine weitere Aufklärung der Locona-Affäre gebremst werde.
Das meinen mehrere Zeitungskommentatoren.
In einer Glosse in der Tageszeitung die Presse heißt es etwa, Nicht erspart bleibt den Österreichern, so ist zu hoffen, die restlose Aufklärung der Vorgänge rundum und mit Blecher.
Denn es sollte nicht der Sinn seines Aufgebens aller politischen Ämter sein, durch Reduzierung des öffentlichen Interesses weitere Konsequenzen zu vermeiden.
Weitere Konsequenzen, das verlangt auch Karl Danninger in seinem Kommentar im Standard.
Danninger schreibt, mit dem nunmehr zweiten Rücktritt Blechers habe dieser der SPÖ Erleichterung verschafft.
Und Danninger weiter, bleibt aber auch noch ein weiterer Reinigungsschritt, damit die Bundespartei zu Recht von Erneuerung sprechen kann.
Leopold Graz, der wie Karl Blecher persönliche und Amtsinteressen nicht trennen konnte, bleibt vorläufig bis zum Parteitag im kommenden Herbst stellvertretender Parteivorsitzender.
Dass mit dem Rücktritt Blechers auch als Nationalratsabgeordneter noch nicht alles getan sei, das meint auch Erwin Zankl in der kleinen Zeitung Graz.
Zankl schreibt, Blecher glaubt zwar immer noch, dass er die Vorwürfe gegen ihn entkräften wird können, doch scheint das Kapitel des Politikers Blecher abgeschlossen, der einer der mächtigsten gewesen war.
Der Fall Blecher ist damit aber noch lange nicht zu Ende.
In den Salzburger Nachrichten geht Katharina Krawanja-Pfeiffer der Frage nach,
wie es zum Fall Karl Blechers kommen konnte.
Die Kommentatorin schreibt,
Das vorläufig letzte Blatt als einen, der sich zu lange und zu intensiv der korrumpierenden Macht bediente.
In einem Milrau gekennzeichneten Kurzkommentar auf Seite 1 des Kuriers wird vom Einsturz der Säulen der alten SPÖ gesprochen.
Man liest, Blecher war eine Säule der Partei.
So wie Androsch in zweiter Instanz wegen falscher Zeugenaussage verurteilt eine Säule der Partei war.
Oder Fried Sinowatz.
Oder Leopold Graz.
Oder Karl Sekanina.
Oder Helmut Braun.
Oder Günther Salaberger.
Oder Heinrich Keller.
Es sind die Säulen der alten Kreis-GSPÖ, die da zusammenkrachen.
Ähnlich sieht es auch das Redaktionsoriginal des neuen Volksblattes der ÖVP, der Jockel.
Androsch, Sinovac, Graz, Blecher.
Aus dem Kreisky seine Grundprinzen sind inzwischen faule Äpfel geworden.
Und das Redaktionsoriginal der Oberösterreichischen Nachrichten, der Fitus Mostipf meint.
Der österreichische Exilregierung Progschott schon wieder für einen Rücktritt von einem Wiener Politiker gesorgt.
Und schließlich noch der Kritikrax in den Salzburger Nachrichten.
So untergegangen wie der Blecher ist nicht einmal die Lukona.
Ernste und am Schluss humorige Pressestimmen zum völligen Rückzug von Karl Blecher aus allen politischen Ämtern.
Viertel eins ist es, ein Themenwechsel.
Österreich ist das Durchhaus Europas.
Der Nord-Süd-Transit, vor allem durch Tirol, nimmt immer unerträglichere Ausmaße an.
Die betroffene Bevölkerung beginnt gegen den ganz normalen Wahnsinn von 52 Millionen Fahrzeugen pro Jahr an unseren Grenzen zu kämpfen.
In der Wahlzelle genauso wie mit der Straßenblockade.
Der Transit hat sich seit 1975 verdoppelt und wird sich durch den EG-Binnenmarkt bis zum Jahr 2000 noch einmal verdoppeln, meinen Experten.
Die einzige aussichtsreiche Möglichkeit ist die Verlegung des Schwertransportes einerseits auf die Schiene, andererseits unter die Erde.
Die Schweizer planen ja ihre Alpentransversale unter dem Sankt Gotthard und über das Projekt des Brennertunnels beraten heute in Udine die Verkehrsminister Österreichs, der Bundesrepublik Italiens, der Schweiz und Frankreichs.
Österreich und Italien präsentieren dabei eine Machbarkeitsstudie über das Milliardenprojekt Brennertunnel, das prinzipiell ja bereits beschlossen ist, Herbert Hutter berichtet.
Der Brenner Basistunnel wird mit rund 54 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt, abgesehen von einem ähnlich langen Tunnel in Japan.
Er soll zweigleisig ausgebaut werden, 250 Züge pro Tag bewältigen, die größtenteils dem Transitverkehr dienen.
Der Regionalverkehr für Güter und Personen soll über die alte Brennerstrecke gehen.
Bauzeit etwa zehn Jahre, Fertigstellung zwischen den Jahren 2005 und 2010.
Das Nordportal wird südlich von Innsbruck im Anschluss an die neue Umfahrung gelegen sein, das Südportal bei Franzensfeste einige Kilometer nördlich von Brixen.
Das Südende des Tunnels bei Franzensfeste wird bereits als Verhandlungserfolg Österreichs und der Bundesrepublik gegenüber Italien gewertet.
Denn die Italiener wollten den großen Brennertunnel bereits bei Freienfeld, wenige Kilometer südlich von Sterzing, enden lassen.
Die Begründung?
Man brauche dort einen Bahnhof, um die Lokomotiven umzuspannen, weil Italiens Bahn mit einer anderen Stromart fährt als Österreich und Deutschland.
Außerdem wurden Sicherheitsargumente ins Treffen geführt.
Der neue Bahnhof Freienfeld aber stieß auch auf die massive Ablehnung der Südtiroler, die befürchten, dass durch die Anlage eines großen Bahnhofs dort die italienische Volksgruppe das Übergewicht erhalten könnte.
Inzwischen ist in der Machbarkeitsstudie über den Brennerbasistunnel eine teure Kompromissvariante eingefügt worden.
Der Tunnel soll zwar von Innsbruck bis nach Franzens fest erreichen, die Italiener bestehen aber noch darauf, dass eben bei Freienfeld die Bahn aus dem Tunnel heraus eine Schleife zum dortigen Bahnhof macht und dann wieder in den Brennertunnel zurückkehrt.
Ein teurer Kompromiss deswegen, weil diese zusätzliche Schleife nicht weniger als 10 Milliarden Schilling kosten und so die Gesamtkosten für das Mammutprojekt auf 50 Milliarden Schilling hochtreiben würde.
Die Italiener sagen, dass es zumindest in der Anfangsphase noch zu wenig Lokomotiven geben würde, die sowohl mit dem österreichischen als auch mit dem italienischen Stromnetz fahren können.
Man müsste also die Lokomotiven auswechseln können.
Österreichs Verkehrsminister Rudolf Streicher hält dem entgegen, dass es viel billiger sei, gleich zu Beginn eine ausreichende Menge dieser Mehrsystem-Loks anzuschaffen, als für 10 Milliarden Schilling die zusätzliche Schleife südlich von Sterzing einzubauen.
Dies wird aber sicher noch Gegenstand von Verhandlungen sein.
Gegenstand von Verhandlungen wird aber auch die Finanzierung noch sein.
Sie ist noch offen.
Stichwort Verhandlungen.
Von deutscher Seite wird zum letzten Mal Verkehrsminister Jürgen Warnke in Udine an den Verhandlungen teilnehmen.
Er wird vom bisherigen Innenminister Friedrich Zimmermann abgelöst.
Zimmermann gehört der bayerischen CSU an und hier könnte es sein, dass die österreichischen Verkehrspolitiker auf einen harten Partner stoßen.
Denn alle Verkehrsminister in Westeuropa stehen unter dem Druck der starken Frechterlobbys und die lehnen natürlich Transitlösungen über die Bahn ab.
Sie fordern die freie Durchfahrt der Dicken Brummer durch die Alpentäler.
Es ist daher fraglich, ob Verkehrsminister Friedrich Zimmermann auf die österreichischen und schweizerischen Überlegungen zugunsten des Bahntransits bereitwillig eingehen wird.
Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl allerdings hat dieser Tage in Bern gegenüber dem schweizerischen Verkehrsminister Adolf Ogi freundliche Töne für die Eisenbahn und deren Transit allgemein hören lassen.
Wir müssen genau ihre Philosophie zum Durchbruch verhelfen, sagte der deutsche Kanzler in der Schweiz.
Wir brauchen eine Renaissance der Bahn.
Der Verkehr muss vermehrt von der Straße auf die Schiene verlegt werden.
Die Bundesrepublik Deutschland trete bei einer neuen Alpenbahn in der Schweiz für den Transitverkehr für den Ausbau des Gotthardtunnels ein, wird Kohl zitiert.
Sollte sich auch der französische Verkehrsminister in Udine von der Bahntransitlösung überzeugen lassen, so wäre dies zweifellos ein Vorteil für die Transitverhandlungen Österreichs mit der EG in Brüssel.
Verhandlungen, an denen auch eine eigene Tiroler Delegation in einer Woche teilnehmen wird.
Informationen zum geplanten Brenner Basistunnel von Herbert Hutter.
Wackersdorf wird aufgegeben, Wackersdorf wird weitergebaut.
Was man da in den letzten Tagen aus der Bundesrepublik Deutschland über die Bayerische Atomwiederaufbereitungsanlage zu hören bekam, könnte widersprüchlicher nicht sein.
Trotz der gestrigen Festlegung in Bonn am nationalen Entsorgungskonzept festzuhalten, glauben Insider, dass die Deutschen den Ausstieg aus dem teuren und umstrittenen Projekt suchen.
Zumal sich eine Alternative anbietet, die WAA in La Hague in Frankreich.
Wird großzügig ausgebaut und hat dann jene Kapazitäten, die auch für Deutschlands abgebranntes Nuklear-Material ausreichen.
La Hague bei Cherbourg ist die größte Wiederaufbereitungsanlage der Welt.
Und sie steht in einem Land, wo Anti-Atom-Proteste wie am Wackersdorfer Bauzaun, wie in Gorleben oder einst in Zwentendorf undenkbar wäre.
Frankreich hat mit 70 Prozent den höchsten AKW-Anteil der Welt an der Stromproduktion.
Die 50 Reaktoren sorgen dafür, dass Frankreich auch Stromexporteur Nummer 1 ist in Europa.
Wie sagte doch der französische Verbundchef, wir haben kein Öl, wir haben kein Gas, wir haben keine Kohle, voilà, wir haben keine Wahl.
Ob man Wackersdorf nun weiterbaut oder nicht, Frankreich wird in Zukunft auf jeden Fall verbrauchte Uranbrennstäbe aus bundesdeutschen Atomkraftwerken wiederaufbereiten.
Die Frage ist nur, in welchem Umfang.
Und neu ist das auch nicht, denn schließlich wird hierzulande die atomare Wiederaufbereitung schlicht als lukrativer Markt betrachtet.
So bestreitet die Wiederaufbereitungsanlage La Hague in der Nähe von Cherbourg heute schon die Hälfte.
ihres jährlichen Umsatzes von umgerechnet 12 Milliarden Schilling mit Aufträgen aus dem Ausland.
Neben der Bundesrepublik zählen vor allem Japan, aber auch Belgien, Schweden, die Schweiz und die Niederlande zu ihren Kunden.
Mit Lahage, wo mehr als 3000 Menschen beschäftigt sind,
verfügt Frankreich derzeit schon über die größte existierende Wiederaufbereitungsanlage überhaupt.
Seit 1966 wurden hier 8000 Tonnen verbrauchte Uranbrennstäbe aus Graphitgasreaktoren und seit gut 10 Jahren weltweit 80% aller Brennstäbe aus Druckwasserreaktoren wiederaufbereitet.
1987 etwa schon ein Viertel mehr, als in Wackersdorf jemals geplant war.
Doch damit bei Weitem nicht genug.
La Hague ist zur Zeit auch eine der größten Baustellen in Europa.
Bis 1992 wird man auf diesem drei Quadratkilometer großen Gelände auf einer Halbinsel am Ärmelkanal insgesamt 100 Milliarden Schilling investiert und die Kapazität der Anlage vervierfacht haben.
1600 Tonnen Uran wird La Hague in zwei gleichwertigen Fabriken dann jährlich bewältigen können.
Der rein französische Jahresbedarf liegt bei etwa der Hälfte.
Wenn nun die Cogema, die Betreibergesellschaft von La Hague,
die im Übrigen als einzige auf der Welt vom Uranabbau über die Anreicherung, die Brennstäbeherstellung bis hin zur Wiederaufbereitung den gesamten Atomzyklus beherrscht.
Wenn sie dem am Bau von Wackersdorf maßgeblich beteiligten bundesdeutschen Energiekonzern FEBER ein Angebot macht, sich zu 49 Prozent an einer der beiden neuen Anlagen in Lahag zu beteiligen, dann passt das zunächst einmal in das Allgemeinbild der Nuklearwirtschaft.
Auf dem Markt rund um das Atom ist es plötzlich allerorts sehr eng geworden und durch internationale Kooperation sollen Kosten gespart werden.
Nicht zufällig haben diese Woche der bundesdeutsche Hersteller von Atomreaktoren Siemens und sein französischer Konkurrent Framatome einen Vertrag geschlossen, der in der Hauptsache zwei Punkte beinhaltet.
Erstens die Gründung einer gemeinsamen Firma, die sich um den weltweiten Export deutscher und französischer Atomkraftwerke kümmern soll und zweitens mittelfristig die Entwicklung eines deutsch-französischen Atomkraftwerkes.
Und was die atomare Wiederaufbereitung in Frankreich angeht, so ist ihre Wirtschaftlichkeit mittelfristig auch infrage gestellt.
Die Quasi-Aufgabe der schnellen Brütertechnologie hat sie ausgesprochen teuer gemacht.
Wie ein französischer Atomforscher dieser Tage anmerkte, wäre eine Endlagerung, wie sie etwa in den USA praktiziert wird,
sogar um ein Zehnfaches billiger.
Nur zu verständlich, dass sich die Betreiberfirma von La Hague de Courgemin da nach Partnern umschaut.
Erstaunen mag, dass die französischen Grünen, die durch ihre Erfolge bei den Kommunalwahlen kräftig an Gewicht gewonnen haben und gerade erst Gastgeber eines europäischen Grünen-Kongresses in Paris waren, sich zu diesem Thema bisher noch gar nicht geäußert haben.
Ein Bericht von Hans Woller über La Hague, das wackere Dorf der französischen Atomindustrie.
Und jetzt zu unserer Samstagsserie.
Im Journal zu Gast.
Da wollen wir uns heute mit der grundsätzlichen Problematik befassen, die hinter der Mordserie an alten Spitalpatienten im Wiener Krankenhaus Leinz steht.
Denn abgesehen vom verbrecherischen, vom kalten, schwer fassbaren Töten nach Plan, gibt es Strukturen, gibt es Rahmenbedingungen im Spitalbetrieb,
genauso wie in der Gesellschaft, die die Untaten der Hilfsschwestern zumindest zum Teil erklärbar machen.
Das reicht von Mangel der psychologischer Betreuung des Krankenhauspersonals über die Unmenschlichkeit eines Apparates, der besonders menschlich sein sollte, bis hin zur Deklassierung alter Menschen in der heutigen Erfolgs- und Konsumgesellschaft.
Mit diesen Problemen befasst sich seit Jahren der Wiener Soziologe Professor Leopold Rosenmaier, ein profilierter Altersforscher, der Fragen von Ulrich Brunner beantwortet.
Herr Professor Rosenmeier, in der Diskussion über die tragischen Ereignisse im Krankenhaus Lainz gibt es viele Deutungsversuche.
Die einen sagen, das waren Einzeltäterinnen, die anderen sagen, der Fehler liegt in der Organisation des Spitalswesens und so weiter.
Ist aber nicht die wirklich große Frage, die nach dem Überbauproblem, nämlich nach den gesellschaftlichen Verhältnissen, die solche Vorgänge zumindest begünstigen.
Das ist sicher sehr richtig.
Es gibt diese Grundlagenfrage und man sollte sie auch so gut man kann beantworten, wenngleich das individuelle Täterproblem oder das Problem der Gruppe auch berücksichtigt werden muss.
Man kann nicht aus gesellschaftlichen Verhältnissen heraus, so ohne weiteres, Einzelhandlungen erklären.
Man kann sich aber auch nicht auf den Stammpunkt stellen, dass man die Einzelhandlungen eben nur als solche betrachtet.
Und etwa mit dem Argument, das der Herr Stadtrat Stacher am Schluss der Fernsehdiskussion verwendet hat, indem er gesagt hat, wenn es an den Verhältnissen liege, dann müssten alle Mörderinnen geworden sein.
Es liegt an den Verhältnissen, aber es liegt eben nicht nur an den Verhältnissen.
Und es liegt auch an den menschlichen Voraussetzungen bei denen,
Die durch Kindheit, Jugend, Familienverhältnisse, durch frühe Schädigungen, durch den Druck einer Arbeitssituation, durch den Druck einer schwer auszuhaltenden Hierarchie im Krankenhaus,
und bei zu weniger Berücksichtigung ihrer eigenen Leistungen, bei zu geringer Bezahlung, bei zu wenig Verständnis für ihre Arbeit von verschiedenen Seiten in eine Situation kommen, dass dann, wie man sagt, Sicherungen durchbrennen, dass dann die Belastungen so groß werden, dass die psychischen Störungen einfach in dieser schrecklichen Art und Weise zur Wirksamkeit gelangen.
Liegt es auch daran, dass in unserer Gesellschaft das Alter schlechthin nichts oder wenig zählt?
Dass in unserer Leistungsgesellschaft nur der zählt, der etwas leistet und wer nichts mehr leistet, der zählt nichts und dass das solche Daten erleichtert?
Auch hier würde ich sagen, muss man im Großen und Ganzen ihnen Recht geben.
Aber man muss differenzieren.
Das heißt, man muss unterscheiden.
Denn, wie wir das alle beobachten können, beginnt ja von der Konsumwelt her schon ein gewisses Werben um die Senioren.
Es gibt Seniorenmessen.
Es gibt die Seniorenreisen.
Es gibt auch, glaube ich,
Versuche, wenn auch noch sehr kleine, eine Bildung in und außerhalb der Hochschule für die Älteren anzubieten.
Es gibt Bemühungen in dieser Richtung und diesen Bemühungen, aus den verschiedensten Motiven kommend, liegt zugrunde, dass man erstens merkt, dass es viel mehr ältere Mitbürger gibt und zweitens, dass man auch zu sehen beginnt, dass da ein gewisses Potenzial
ein ökonomisches Potenzial, ein soziales, aber auch ein intelligenzmäßiges, ein Lernpotenzial und vielleicht am wenigsten noch, dass da ein humanes Potenzial in diesen alten Menschen liegt.
Ja, aber da geht es um den gesunden Alten, haben wir auch ein Verhältnis zu den kranken Alten?
Das ist wesentlich gestörter.
Und da glaube ich auch, dass überhaupt unsere Gesellschaft, die auf Wohl funktionieren, auf Schnelligkeit,
auf Überholen.
Wir sind alle irgendwo dauernd im Beruf und auch in der Freizeit auf der Überholspur mit hoch hergerichteten und gut geölten Maschinen.
Wir versuchen zu optimieren, immer mehr zu bekommen, in immer schnellerer Zeit.
Und das schlägt sich ganz entscheidend, diese Form von Lebensstil, an dem wir mitwirken, wird zu einer Alltagsbrutalität.
an der wir alle leiden.
Ich möchte niemanden, auch den, den Sie jetzt interviewen, ausnehmen von dieser Alltagsbrutalität, in die wir hineingeraten und gegen die wir uns moralisch und mit unseren psychischen Mitteln zu wenig wehren, vielleicht auch zu wenig wehren können.
oder zu wenig im Stande sind, größere moralische Leistungen zu setzen, dass wir uns diesem Zeitdruck und dieser im Zeitdruck schon liegenden Menschenverachtung irgendwo entziehen.
Und wenn wir dann ganz langsame
kaum kommunikationsfähige, schwierige Menschen vor uns haben, dann flüchten wir vor ihnen.
Es fällt uns schon sehr schwer, hochbetagte, nähere oder entfernte Verwandte entsprechend zu besuchen.
Da spüren wir schon in uns, dass es vier, fünf Dinge gibt, die uns zuerst einfallen, die wir alle noch zu erledigen haben, bevor wir uns dazu entschließen.
Und wir haben kaum die Kraft zu dieser moralischen Leistung, diesen älteren, kranken, pflegebetürftigen, schwierigen, zum Teil auch ekelhaften,
Menschen, denn warum sollen nicht auch die Alten in vieler Hinsicht unangenehm, ekelhaft sein, so wie wir es, die Jüngeren, ja auch sind in unserem täglichen Leben?
Das bringt mich zum Thema Spitalsorganisation.
Herr Professor, ist es sinnvoll, sehr alte Personen alle in einer Abteilung zu konzentrieren, quasi zum Sterben in eine Abteilung zu bringen, was ja natürlich für das Personal eine enorme Belastung mit sich bringen muss?
Es ist wünschenswert, dass wir
eine bessere Grundeinstellung erstens zu der Spitalsorganisation bekommen und nicht nur von den Kosten ausgehen, nicht so zentral von den Kosten ausgehen, oder dass wir in der Gesellschaft Voraussetzungen schaffen, dass man bereit ist, mehr für das Menschliche auch zu bezahlen.
Darum werden wir wahrscheinlich nicht
herumkommen.
Man könnte auch sagen, weniger Geld in die sogenannte Apparate-Medizin und mehr in die menschliche Betreuung.
Das ist sicher völlig richtig.
Und das hat eine derartige Unausgewogenheit, eine Disproportionalität erreicht, die zum Himmel schreit.
Diese Übertechnisierung und Übermedikalisierung in der Medizin
Und es leuchtet nur so gut ein aufs Erste, weil man genau sagen kann, was dieser Apparat schneller und besser machen kann.
Während man, wenn man mehr Geld zum Beispiel dafür ausgäbe, um Altenhelfer, um geriatrisch oder gerontologisch Ausgebildete,
Personen zusätzlich zu den unmittelbar Pflegenden in die Krankenhäuser hinein lässt, wenn man Sozialarbeiter, wenn man Menschen anstellen würde in einem verstärkten Maß oder überhaupt zulassen würde, dann würde sich dadurch sicherlich ein ganz anderes Klima ergeben, wenn die auch entsprechend ausgebildet sind.
Aber das kann man nicht so sehr und so genau ausrechnen,
als die Einführung eines neuen Apparats und die Einführung einer neuen Technik.
Und die Ausbildung des Personals allein wird es ja wohl nicht machen.
Es fehlt ja, wie man allgemein festgestellt hat, offensichtlich an der permanenten seelischen Betreuung des Personals, dass Sie auch eine seelische Betreuung brauchen.
Da möchte ich einen besonderen Konflikt hervorheben.
Mein Kollege, der Erziehungswissenschaftler Brezinka, der hat gesagt, dass wir heute mit zwei verschiedenen hauptsächlichen Werten zu tun haben.
Auf der einen Seite sind es die Pflicht- und Akzeptanzwerte und auf der anderen Seite sind es die sogenannten Selbstentfaltungswerte.
Die Selbstentfaltungswerte
oder Selbstverwirklichung, wie man sagt, dieses sich selbst einerseits durchsetzen oder sich auch selbst etwas zu gönnern.
Sie kennen ja das Schlagwort auch, das heißt, das gibt man nichts.
Also das würde auf der Linie der Selbstentfaltung liegen.
So zu leben, das zu tun, was mir was gibt.
Nun stellen Sie sich vor, dass junge Stationsgehilfinnen, die in dieser Welt, die Illustrierten, die Reklame, die Urlaubsanpreisungen, alles sind auf die Linie der Selbstentfaltung abgestimmt.
Und die kommen nun in diese Situationen,
wo sie mit Pflichten und wo sie mit Akzeptanz.
Das heißt, sie müssen akzeptieren, dass es hier Hilflose, dass es hier Personen, Menschen gibt, denen sie, das ist auch besonders wichtig, ja gar nicht wirklich entscheidend helfen können.
Das ist eine ungeheure Frustration.
Entsetzliche Last für die eigene Seele, immer wieder dort zu helfen, wo man keinen Erfolg sieht.
Sie haben kein Erfolgserlebnis.
Ja.
Aber das bringt mich zu meiner Frage zurück, ob es sinnvoll ist, solche Fälle alle in einem Zimmer, in einer Abteilung zu konzentrieren.
Ich glaube, dass es nicht ganz vermeidbar ist, dass es Konzentrationen
gibt, vor allem weil ja so viele ältere Patienten sind und weil wir in unseren Krankenhäusern eine direkte Umwandlung in geriatrische Stationen und zum Teil auch in Sterbestationen sehen.
Das heißt, die Bevölkerungsentwicklung überrollt uns hier.
Aber wir müssen, glaube ich, wirklich erstens einmal zu ermöglichen suchen, diejenigen, die Familienmitglieder haben, so zu stützen, das heißt auch die Familien so zu stützen oder Hilfen außerhalb der Krankenhäuser aufzubauen, zum Beispiel die mobilen Schwestern.
Zum Beispiel das System aller Hilfen, die es ermöglichen, dass Menschen so lange als möglich außerhalb des Krankenhauses verbleiben.
Das ist ein Weg, um von der Konzentration wegzukommen.
Die andere Frage ist, ob junge mittelschwer erkrankte Patienten überhaupt akzeptieren würden, dass in ihrem Zimmer ein hoffnungsloser Fall liegt, ein älterer Mensch, der da zum Sterben liegt.
Ich sehe doch,
Zumindest bei Minoritäten von jungen Menschen ein neues, heraufkeimendes Verständnis, auch für die merkwürdigen, schwierigen Alten.
Vor allem bei denjenigen, die nicht so unmittelbar täglich mit der Ekelüberwindung zu tun haben.
Wir Sozialwissenschaftler, die wir entweder in Krankenhäusern oder in Pflegestationen oder in Heimen
arbeiten und die wir Situationen kennen und beobachten, wir sind, wenn wir tageweise dort nur in der Untersuchung tätig sind, schon unerhört betroffen.
Und wenn Sie einmal in ein kleines Kammerl gehen, wo in Spezialwaschmaschinen die Stuhlverschmutzte Wäsche und die Windelwäsche durchgewaschen wird,
und den Geruch dort empfinden, in den die Schwester mehrmals am Tag hineingeht, die diese schmutzige Wäsche bringt, dann wissen sie ungefähr, wovon ich spreche.
Und diese Belastung halten Menschen außerordentlich schwer aus, wenn man ihnen, Sie haben das vorhin selber angeschnitten, nicht hilft.
Das heißt, sie müssen oder sollten außerhalb der Hierarchie, ohne dass die
Ärzte dabei anwesend sind, ihre Schwierigkeiten aussprechen können.
Sie müssen zum Beispiel sagen können, dass es, und wo es ihnen wehtut, dass ihnen die Ärzte nicht oder zu wenig sagen, was überhaupt die Personen haben, die sie pflegen.
Vielfach sind die ganz, ganz nah dran an diesen Menschen und wissen gar nicht genau, warum dieses oder jenes so verschrieben wird.
Die Ärzte sagen, wir haben ja keine Zeit, wir können nicht allen alles erklären, da kommen wir nicht weiter.
Die Schwestern sagen, wir können nicht so arbeiten, wenn wir nicht wissen oder wenn uns nicht irgendwie gesagt wird, warum gerade dieses Medikament, warum das.
Nun, das müssten die Schwestern und die Stationsgehilfinnen vor allem die Möglichkeit haben, darüber zu reden.
Herr Professor, in der Fernsehdiskussion Argumente, an der Sie teilgenommen haben, ist ein Satz gefallen, wir haben leider zu viele Alte in den Spitälern.
Wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung anschaut, dann wird sich das ja ändern und zwar insofern, als es noch mehr Alte in den Spitälen geben wird.
Wie kann unsere Gesellschaft damit zurandekommen, wenn wir jetzt schon nicht damit zurandekommen?
Es hat vor einigen Monaten eine Regierungsklausur in Österreich stattgefunden.
Zum Thema, wie es hieß und wie auch in den Zeitungen zu lesen war, der Überalterung.
Meine Seniorenstudenten in meinen Seminaren haben darauf einen Riesenprotest losgetreten und ich habe einen ihnen vorgelegten Brief an den Herrn Bundeskanzler geschrieben, wo ich einerseits sagte, dass ich es für sehr gut finde, dass man dieses Bevölkerungsproblem anspricht, dass ich mich aber strikt dagegen wehren möchte, dass das schon vom Beginn sozusagen mit dem Etikett der Überalterung sowohl Übersättigung, Überfüllung... Negativ besetzt, negativ genannt.
Nach ein paar Monaten ist dann ein Anruf eines Mitarbeiters des Herrn Bundeskanzlers gekommen.
Ich nehme an, dass wir ja alle irgendwo auf dieser Schiene
laufen, dass wir das als Belastung zuerst empfinden.
Und da müssen wir einfach anfangen, irgendwo umzudenken.
Es ist wahnsinnig schwer.
Ich erinnere mich, dass Buddha das in einer seiner Reden gesagt hat, ich ekle mich vor den Alten, ich empfinde sie als eine Last und ich vergesse dabei, dass ich ja selber alt werden werde.
Die Bedingungen der Technologie und unseres rasenden, immer mehr haben wollens und immer weiter fliegen und immer müheloser alles erreichen wollens, die werfen uns ja direkt zurück in diese atavistische Situation.
Die machen uns ja nicht menschlicher, sondern die werfen uns ja fast in die Wildbeit der Zeit zurück.
Und das muss irgendwo gesehen oder gefühlt werden.
Und da müssen Kräfte wachgerufen werden.
Ringel hat sicher recht, wenn er meint, dass könnten Überhänge von der alten nationalsozialistischen Zeit, wo die Dinge gemacht und wo sie durchgezogen werden sollen, herstammen.
Ich glaube aber, dass wir berücksichtigen müssen, dass unsere technische, unsere auf die nur Selbstentfaltung gerichtete Zivilisation, dieses Hinausträngen, dieses Geringschätzen,
dessen der humpelt, der nicht mit sich mehr zurande kommt.
Wir verachten im Grunde genommen die Schwäche.
Wir haben kein Sensorium für das Schwache an den Kindern.
Da fällt uns ja alles viel leichter, die Hilflosigkeit zu akzeptieren.
Da sind wir ja triebhaft
noch trotz aller unserer menschlichen Triebunsicherheit sind wir triebhaft geschützt, während wir den Alten gegenüber ja belastet sind.
Wir haben Eltern, wir haben Großeltern, wir haben Konflikte in den Familien.
In jedem Alten begegnen uns ja die Probleme, die wir mit unseren Eltern nicht oder nur sehr unvollkommen irgendwo haben an uns herankommen lassen können.
Das darf man nicht vergessen.
Herr Professor, zum Schluss eine persönliche Frage.
Sie sind jahrzehntelang in der Altersforschung tätig und haben jahrzehntelang Vorträge gehalten, Diskussionen geführt, Vorschläge gemacht.
Angesichts der Katastrophe von Leinz, als Sie das gehört haben, waren Sie da nicht eigentlich verzweifelt?
Ich habe irgendwo das Gefühl gehabt, dass diese Menschheitskultur, in der wir leben, offenbar nur durch Katastrophen, aber nicht durch Verstand, nicht durch Voraussicht belehrbar ist.
Und das hat mich sehr tief erschreckt.
Wir haben es bei den Umweltzerstörungen, auch wir Sozialwissenschaftler, Jahrzehnte nicht gesehen, dass das auf uns zukommt.
Wir haben auch zu wenig Mut gehabt, die Entwicklungen, die wir geahnt haben, bei der Dorfzerstörung laut auszusprechen.
Für mich war der furchtbare Schrecken, der daraus entstanden ist, erst durch den Zusammenbruch muss man,
in unserer Gesellschaft lernen.
Also eine Seniorenstudentin hat das bei mir so ausgedrückt.
Es muss was geschehen, damit überhaupt was geschehen kann.
Aber das ist ja schrecklich, wenn die Menschheit so lernt.
Da vernichten wir uns ja, da zertreten wir uns ja vor Rücksichtslosigkeit, bevor wir draufkommen, dass wir selber dann unter die Räder dieser Rücksichtslosigkeit geraten.
Aber anscheinend, das hat mich eigentlich am meisten betroffen, dass entsetzliches Geschehen muss
damit man zu denken beginnt.
Das können wir uns in die Zukunft hinein nicht leisten, dass wir nur auf Katastrophen reagieren.
Ich habe mir auch gedacht, der alte Kant hat recht gehabt, wenn er gesagt hat, der Mensch ist aus krummem Holz geschnitzt.
Wir sind alle nicht gut.
Das Gute und das Böse ist gemischt in uns.
Und wir müssen sehr darauf achten, dass das so ist und viel vorsichtiger damit umgehen.
Ich danke für das Gespräch.
Ein Gespräch mit dem Wiener Soziologen und Altersforscher Prof. Leopold Rosenmeier, geführt von Ulrich Brunner.
Und wir kommen um dreiviertel eins für einen Beitrag in diesem Wiedertagsschanal noch einmal ins Ausland.
In Südamerika brachten die 80er Jahre die Götterdämmerung der Militärdiktatoren.
In Argentinien und Brasilien, in Peru und Uruguay.
Die neuen Demokratien standen vor einem wirtschaftlichen Trümmerhaufen und vor dem Problem, wie sollen wir umgehen mit den entmachteten Missetätern.
Die Menschenrechtsverletzer in Uniform vor Gericht stellen oder amnestieren.
Punto final Schlusspunkt, so hieß das Referendum darüber in Argentinien, dessen Volk schließlich dagegen war, die Altichunter zu schonen.
In Uruguay wird morgen abgestimmt über die Straffreiheit für die Generäle, die zwischen 1973 und 85 zum Teil blutig geherrscht hatten.
Erwin Detling berichtet.
Mit einer aufwändigen und aggressiven Kampagne versuchte die regierende Colorado-Partei von Präsident Julio Mario Sanguinetti, die Bürger davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn habe, die alten Wunden des schmutzigen Krieges der 70er Jahre nochmals aufzureißen.
Es sei politisch klüger,
den gelben Stimmzettel in die Urnen zu legen, den Übeltätern in Uniform zu vergeben und die schlimmen Jahre der Militärdiktatur zu vergessen, sagen die Befürworter der Amnestie.
Julio Mario Sanguinetti glaubte 1985, als er sein Amt antritt, er könne die hitzige Debatte über die Exzesse der Militärdiktatur im Parlament führen und den Streit schlichten.
Er gab einem Ausschuss den Auftrag, das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen der Militärs zu ergründen.
Das Gremium kam zum Schluss, dass in den Jahren von 1973 bis 1985 mindestens 164 Uruguayaner verschleppt, gefoltert und getötet wurden.
Die blutige Verfolgung von Regimegegnern war grenzübergreifend und erstreckte sich nach Chile, Argentinien und Paraguay.
Präsident Sanguinetti nahm an, mit der Generalamnestie, welche das Parlament 1986 aussprach, sei die Sache erledigt.
Er ertäuschte sich.
Ein Initiativkomitee ergriff das Referendum gegen die Mentalität des Schwammdrüber.
Die regierende Colorado-Partei von Präsident Julio Mario Sanguinetti und der engste Verbündete, die Blanco-Partei, versuchten das Zustandekommen des Referendums zu verhindern.
Die Behörde in Montevideo erklärte Zehntausende der gesammelten Unterschriften aus formalen Gründen als ungültig.
Es gelang dem Initiativkomitee schließlich, die geforderte Unterschriftenzahl, eine halbe Million, um 50.000 zu überbieten.
Als die Regierungspartei und ihre Sympathisanten merkten, dass sie das Referendum mit legalen Mitteln nicht verhindern konnten, begannen sie, den Bürgern im Wahlkampf Angst zu machen.
Wer am kommenden Sonntag mit dem grünen Zettel für die Aufhebung der Amnestiestimme Leiste der politischen Destabilisierung in Uruguay vorschub,
Als berühmtes Beispiel zitierten die Befürworter der Amnesty in Uruguay die Zustände in Argentinien.
Im Nachbarstaat haben die Militärs den zivilen Präsidenten Raúl Alfonsín in den vergangenen zwei Jahren mit mehreren Revolten provoziert.
Die Justiz in Buenos Aires hatte zaghaft versucht, Offiziere der Streitkräfte für Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Referendum gegen die Amnestie unterstützt eine linksgerichtete Koalition der sogenannten Frente Amplio sowie Splittergruppen der Colorado und der Blanco Partei.
Sie versuchten den Abstimmungskampf gegen die Amnestie auf einer überparteilichen Basis zu führen.
Die Gegner der Amnestie in Uruguay weisen den Vorwurf zurück, sie wollten sich an den Generälen rächen.
Es geht nicht um Vergeltung, sondern darum, dass die seit 1985 wiederhergestellte Demokratie auf ein solides Fundament zu stehen komme.
Schwamm drüber und vergessen seien keine demokratischen Grundsätze, meinen die Gegner der Amnestie.
Die Justiz in Uruguay müsse die Wahrheit über die schmutzigen Jahre der militären Diktatur ans Tageslicht bringen und einem Rechtsgrundsatz Nachachtung verschaffen.
Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleich.
Die Initianten des Plebiszits stellen sich nicht grundsätzlich gegen eine Amnestie.
Bevor sie vergeben, wollen sie wissen, wer die Menschenrechte während der 13-jährigen Militärdiktatur verletzt hatte.
Das Plebiszit vom Sonntag hat noch eine weitere Bedeutung.
Es liefert Anhaltspunkte, wer im November die Präsidentschaftswahl gewinnen könnte.
Aus Montevideo hat Erwin Detling berichtet über das morgige Plebiszit, über die Amnestierung der ehemaligen Junta-Generäle.
Wir haben in dieser Sendung noch einen weiteren Kulturbericht über eine österreichische Kulturwoche, die am Montag in Budapest beginnt, bis dahin aber ein paar Takte Musik.
Das war's für heute.
Das war zwar kein Czardasch und kein Bartok, aber wir kommen trotzdem nach Ungarn.
Die Annäherung zwischen Ungarn und Österreich geht mit Riesenschritten voran.
Nicht nur, was die wechselseitigen Einkaufstouren anlangt, sondern auch, wie man hört, durch das Niederreißen des Eisernen Vorhangs, was im Mai beginnen soll an vier Kilometern.
Die geplante gemeinsame Weltausstellung Wien-Budapest wird diese Annäherung noch beschleunigen.
Schon jetzt gibt es einen regen kulturellen Austausch, zum Beispiel ab Montag eine österreichische Kulturwoche in Budapest, die von Unterrichtsministerin Hilde Havlicek eröffnet werden wird und bei der unter anderem die Staatsoper mit dem Rosenkavalier gastieren wird.
Ab Montag wird in der Budapester Kunsthalle in einer Großausstellung die österreichische Kunst des 20.
Jahrhunderts präsentiert.
Diese Schau mit dem Titel »Land in Sicht« wurde im Auftrag des Unterrichtsministeriums von Peter Nöwer, dem Direktor des Museums für angewandte Kunst in Wien, zusammengestellt.
Sie umfasst 200 Werke von 73 Künstlern und wird bis zum 28.
Mai geöffnet sein.
Gernot Zimmermann berichtet darüber aus Budapest.
Der riesige, verkehrsumflutete Heldenplatz in Budapest.
Auf der einen Seite der renommierte Museumstempel der Bildenden Künste, auf der anderen Seite das Mückschanock, die staatliche Kunsthalle, ein neoklassizistischer Bau aus dem Jahre 1895.
Ein würdiger Rahmen für eine sehr persönliche Gesamtschau der österreichischen Kunst des 20.
Jahrhunderts.
Peter Nöwer, der Direktor des Wiener Museums für Angewandte Kunst, ist nicht nur Ausstellungskommissär, er versucht sich auch selbst als Designer
Objektkünstler.
Das sind sehr lapidare Betonelemente, die sicher einen Bezug und einen Zusammenhang haben zu diesem Gebäude.
Es sind gewisse Linien des Gebäudes aufgenommen und dort weitergeführt auf dem Platz.
Drei große hintereinander gestaffelte Räume.
Es beginnt ganz bewusst mit der Kunst der 80er Jahre.
Alle Arbeiten in diesem Raum kreisen um die menschliche Figur im weitesten Sinn.
Auch jene Maria Lassnicks mit ihren erfüllten Selbstporträts.
Sie ist die einzige, die auch im nächsten Raum präsent ist, der ausschließlich der abstrakten und gestischen Malerei nach 1945 gewidmet ist.
Vom abstrakten Mittelraum tritt man dann in den letzten Raum, der der Kunst nach 1900 gewidmet ist und der sich wieder an der menschlichen Figur orientiert.
Porträts von Klimt, Kokoschka, Schiele, Böckl, Gerstl, Kolik und vielen anderen werden da gezeigt.
Über die Auswahl der Künstler dieser drei Haupträume wird es gewiss genauso Diskussionen geben wie über die sechs jeweils an den Längsseiten anschließenden sogenannten Künstlerräume.
Peter Növer,
Es war jetzt nicht a priori die Intention, schwierige Künstler auszusuchen.
Ich glaube, im Prinzip sind alle Künstler schwierig.
Mir ist es nicht so sehr gegangen um eine bestimmte Generation, sondern Leute, die ich für sehr wichtig halte und vielleicht als Nebenaspekt, das aber nicht so exakt überlegt wurde, die so stark oft nicht vorkommen.
Der erste Raum rechts gilt der Malerei.
Sie wird von Kurt Kocherscheidt vertreten.
Also ich habe ja immer schon gemalt und die jungen Willens, also die neue Welle von Malerei, die gekommen ist, hat sozusagen die Malerei erfunden, nicht?
Im gewissen Sinn nach den 70er Jahren.
Und es freut mich, dass ich sozusagen repräsentiere eine Malerei, die es schon länger gibt.
Scheidt hat seine Bilder eigens für Budapest gemalt, sondern auch die anderen fünf Künstlerräume sind für diese Ausstellung entstanden, worin die Direktorin der Budapester Kunsthalle, Katalin Nery, eine besondere Wichtigkeit sieht.
Auch dass das Gebäude baulich für diese Schau verändert wurde und dass auch der Heldenplatz davor gestaltet worden sei, sei für Budapest eine Novität der
Ich denke, das Wichtigste ist, dass die Show für Budapest ausgestattet wurde.
Es ist sehr wichtig.
Das Gebäude wurde in das Konzept ausgewertet und sogar das Quadrat, was noch nie passiert ist.
Und viele sehr gute und wichtige Künstler haben spezielle Dinge für diese Show gemacht.
Land in Sicht ist eine Ausstellung, die vielleicht vielen Ungarn den Zugang zur österreichischen Kunst im 20.
Jahrhundert erleichtern wird.
Abschließend Ausstellungsdesigner Peter Növer.
Es gibt ja gemeinsame Wurzeln.
Auf der anderen Seite gibt es aber diesen Austausch, der ist eigentlich kaum oder nur rudimentär vorhanden.
Also diese Kunst, die hier passiert ist und diese Kunst in Budapest, also wenn man Polen, Wien und Budapest nimmt, dann ist das eigentlich sehr schlecht auf beiden Seiten dokumentiert.
Ich halte es auch gar nicht für so aufregend wichtig, das jetzt sozusagen nachzuholen, sondern ich glaube, was man jetzt machen sollte, ist, sich stärker auf die gegenwärtigen Phänomene zu stürzen.
Und vielleicht könnte das auch ein Anfang sein, also ich persönlich würde das sehr gerne sehen, das würde mich auch interessieren, eine Veranstaltung dieser Art in Wien zu zeigen, aus ungarischer Seite.
Österreichische Kunst in Budapest, das war die Vorschau auf eine Ausstellung, die am Montag eröffnet wird.
Und vier Minuten vor eins schalten wir jetzt noch einmal zu Wolfgang Riemenschmidt ins Nachrichtenstudio.
Österreich.
Bundespräsident Waldheim hat das innenpolitische Klima kritisiert.
Bei der Eröffnung der Welser Frühjahrsmesse bedauerte Waldheim, dass dem neuen Vertrauen in die Wirtschaft ein spürbares Misstrauen hinsichtlich Politik und Politikern gegenüberstehe.
Er sagte, wo Gemeinsamkeit herrschen solle, hätten sich Eigennutz-, Streit- und egoistisches Profilierungsstreben ausgebreitet.
Der Bundespräsident forderte die Politiker auf, an jenem Geist der Zusammenarbeit festzuhalten, der die soziale und politische Stabilität der Republik Österreich möglich gemacht habe.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Generalsekretär der Bayerischen CSU, Huber, hat die Entscheidung der Bundesregierung verteidigt, die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf weiterzubauen.
Huber sagte, die in Wackersdorf geplante Anlage sei sicherer als die Wiederaufbereitungsanlage von La Hague in Frankreich.
Ausgelöst wurde die neuerliche Diskussion durch die Ankündigung des FEBA-Konzerns, aus dem Projekt aussteigen zu wollen.
Der Konzern schlug vor, verbrauchte Brennelemente in La Hague wiederaufbereiten zu lassen.
Der RAF-Terrorist Karl-Heinz Delvaux ist nach Abbruch seines Hungerstreiks in die Intensivstation des Gefängnisses Celle eingeliefert worden.
Delvaux und die ebenfalls inhaftierte Terroristin Christa Egges haben sich gestern bereit erklärt, nach 73 Tagen wieder Nahrung zu sich zu nehmen.
Ob auch die anderen 40 Mitglieder der Roten Armee-Fraktion ihren Hungerstreik abbrechen, ist zurzeit nicht bekannt.
Die Häftlinge wollen in zwei große Gruppen zusammengelegt werden.
Österreich.
Der Altersforscher Leopold Rosenmeier sieht für die Mordserie in Lainz persönliche, aber auch gesellschaftliche Hintergründe.
Rosenmeier sagte, die Gesellschaft sei auf Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung ausgerichtet.
Daher sei man versucht, vor dem Umgang mit alten Menschen zu flüchten.
Rosenmeier ist dafür, mehr menschliche Betreuung statt teurer Apparate in die Spitäler zu bringen.
Das Beispiel von Leinz zeige, dass die Menschheit nur durch Katastrophen und nicht durch Vernunft lerne, sagte der Wissenschaftler.
Nahe Osten.
Die israelische Armee hat über zahlreiche Orte und Lager in den besetzten Gebieten Ausgangssperren verhängt.
Die Behörden erwarten offenbar Unruhen zum Jahrestag der Ermordung des Palästinenser-Politikers Abu Jihad.
Die Untergrundführung der Palästinenser hat für morgen zu einem Tag des Zorns aufgerufen.
Abu Jihad, ein enger Vertrauter von PLO-Chef Arafat, ist vor einem Jahr in Tunis ermordet worden.
Palästinenser machen dafür ein israelisches Geheimkommando verantwortlich.
Arafat hat die jüngste Razzia der israelischen Grenzpolizei in dem Dorf Nahalin als Gräueltat verurteilt.
Zugleich beschuldigte der PLO-Chef die USA, die Gewalt Israels gegenüber Palästinensern in den besetzten Gebieten zu ignorieren.
Sowjetunion.
Der neu gewählte Volkskongress der Volksdeputierten wird am 25.
Mai in Moskau zu seiner ersten Sitzung zusammentreten.
Der Kongress der Volksdeputierten soll künftig das höchste Gremium der Sowjetunion sein.
Die konstituierende Sitzung hatte sich verzögert, weil bei den Wahlen Ende März in vielen Bezirken keiner der Kandidaten die notwendige Stimmenmehrheit erhalten hatte.
Und das Wetter bis heute Abend, vor allem im Südwesten, Auflockerungen, sonst regnerisch und kühl.
Das war das Mittagsschanal vom 15.
April.
Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Louis Göck.