Mittagsjournal 1984.07.30

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    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittag-Journal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jokowsky.
    Kurz unser geplantes Programm für diese Montag-Mittagstunde.
    Das Tauziehen der Supermächte um die geplanten Weltraumgespräche in Wien geht weiter.
    Beide Seiten, die USA und die UdSSR, beschuldigen sich gegenseitig, die Gespräche immer wieder zu verhindern.
    Die angespannten Ost-West-Beziehungen werden auch vom früheren Außenminister der USA, Henry Kissinger, im deutschen Nachrichtenmagazin der Spiegel analysiert.
    Wir sind zur Koexistenz verdammt, betitelt Kissinger seinen Kommentar.
    Möglichkeiten und Gefahren der politischen Meinungsforschung.
    Nach dem Tod des Begründers der politischen Meinungsforschung, George Gallup, sprechen wir mit dem österreichischen Meinungsforscher Andreas Kirschhofer.
    ÖVP-Bauernbunddirektor Fahrenberger fordert eine Senkung der Einheitswerte für geschädigte Wälder.
    Argumentation, ein geschädigter Wald bringt weniger Erträge.
    In der Inlandspresseschau zitieren wir Kommentare zur Diskussion um die Steuersache von Hannes Androsch.
    Und die Sportredaktion fasst den gestrigen ersten Tag der Olympischen Spiele von Los Angeles zusammen.
    Die Kulturredaktion berichtet gegen Ende des Mittagsjournals von einer Pressekonferenz in Salzburg von Klaus-Maria Brandauer über die Jedermann-Gespräche und über die Aufführung von antiken Tragödien, die in den Ruinen der sizilianischen Ortschaft Gibelina aufgeführt werden.
    Gibelina wurde 1968 von einem Erdbeben zerstört.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten verantwortlicher Redakteurs Draymond Heller und Sprecher Karl Berger.
    USA-Sowjetunion.
    Die Differenzen zwischen den beiden Supermächten über die geplanten Weltraumwaffengespräche dauern an.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Weinberger hat der Sowjetunion vorgeworfen, die für den Herbst in Wien vorgesehenen Verhandlungen aus rein politischen Gründen verhindern zu wollen.
    Weinberger stellte die Vermutung an, die Sowjets wollten mit ihrer Haltung zu einer Niederlage Präsident Reagans bei den amerikanischen Wahlen im November beitragen.
    Zugleich bekräftigte der Minister die Gesprächsbereitschaft der USA.
    Weinberger sagte, man wolle verhandeln, allerdings nicht mit Vorbedingungen.
    Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS wirft dagegen den Vereinigten Staaten neuerlich vor, die Weltraumverhandlungen zu blockieren.
    Die Amerikaner versuchten, das von der Sowjetunion vorgeschlagene Thema einfach zu ersetzen und unannehmbare Bedingungen zu stellen, schreibt die TASS.
    Hauptstreitpunkt zwischen den USA und der Sowjetunion ist der Umfang der Verhandlungsthemen.
    Während die Vereinigten Staaten in die Gespräche über Weltraumwaffen auch die Raketenrüstung auf der Erde einbeziehen wollen, lehnt die UdSSR dies ab.
    Der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger tritt in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel dafür ein, mit den Verhandlungen bis nach den amerikanischen Präsidentenwahlen zu warten.
    Österreich UNO-Generalsekretär Pérez de Coelhar trifft morgen zu einem einwöchigen Aufenthalt in Wien ein.
    Während seines Besuches wird der Generalsekretär die vierte Konferenz der UNIDO, die UNO-Organisation für Industrielle Entwicklung, eröffnen.
    Außerdem stehen Gespräche mit Bundespräsident Kirchschläger und Bundeskanzler Sinovac, ein Zusammentreffen mit Vertretern der Regierung Zyperns und der türkisch-zyprischen Volksgemeinschaft sowie ein kurzer Besuch in Salzburg auf dem Programm.
    Die Industrie hat die von Wissenschaftsminister Heinz Fischer angekündigte Reform der technischen Studien begrüßt.
    In einer Aussendung der Industriellenvereinigung heißt es, die österreichische Industrie sei auf einen hochqualifizierten Technikernachwuchs angewiesen.
    Eines der wichtigsten Ziele einer Reform müsse es sein, die überdurchschnittlich lange Studiendauer abzubauen, weil dadurch viele junge Menschen von vornherein vom Besuch einer technischen Hochschule abgeschreckt würden.
    Außerdem sollten die neuen Techniken verstärkt verankert werden.
    Die Erweiterung der Ausbildung dürfe jedenfalls nicht zulasten der fachlichen Qualität gehen, betonte die Industriellen Vereinigung.
    Großbritannien.
    Der Streik der britischen Bergarbeiter geht heute in die 21.
    Woche.
    Nach Angaben von Arbeitsminister Norman Tabit hat der Arbeitskampf bisher Unkosten von umgerechnet 1,5 Milliarden Schilling verursacht.
    Tabit erklärte, die Streiks könnten auch zu einer Erhöhung der Strompreise führen, weil die Elektrizitätsgesellschaften teures Öl importieren müssten, um ihre Kohlereserven zu schonen.
    Der Streik der britischen Bergleute richtet sich gegen Pläne der staatlichen Kohlebehörde, 20 unrentable Gruben zu schließen und 20.000 Bergarbeiter zu entlassen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Ein Koalitionsgespräch in Bonn unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl soll am Nachmittag Klarheit in der umstrittenen Frage der Eröffnung des Kohlekraftwerkes Buschhaus schaffen.
    Das Problem hat zu Unstimmigkeiten zwischen der CDU und den Freien Demokraten geführt.
    Das Kraftwerk Buschhaus nahe der DDR-Grenze wurde nach den seinerzeit geltenden Bauvorschriften noch ohne Entschwefelungsanlage errichtet.
    Die CDU will jetzt Buschhaus auch ohne Entschwefelung in Betrieb gehen lassen.
    Als Ausgleich ist die Schließung eines anderen Kohlekraftwerks und die Verwendung von Kohle mit weniger Schwefelgehalt vorgesehen.
    Vertreter der FDP haben sich dagegen ausgesprochen.
    Bundeskanzler Kohl musste für das Koalitionsgespräch seinen Österreich-Urlaub in St.
    Gilgen am Wolfgangsee unterbrechen.
    Die Oppositionelle SPD hat für morgen eine Sondersitzung des Bundestages zum Thema Kraftwerk Buschhaus beantragt.
    Zwischen dem Großherzogtum Luxemburg und der Regierung in Bonn wird derzeit über Erleichterungen bei der Grenzabfertigung verhandelt.
    Nach Angaben des luxemburgischen Botschafters soll bereits nach den Sommerferien auf Grenzkontrollen weitgehend verzichtet werden.
    Allerdings wird es weiter Stichproben geben.
    Ähnliche Regelungen hat die Bundesrepublik Deutschland bereits mit Frankreich, Belgien und Österreich getroffen.
    Der Kurs des amerikanischen Dollars ist heute im Frankfurter Devisenhandel knapp unter die 2,90 Mark gestiegen, umgerechnet etwa 20,30 Shilling.
    Nach Angesicht der meisten Devisenhändler steuert die amerikanische Währung derzeit der psychologisch bedeutsamen Hürde von 3 Mark entgegen.
    Italien, Libyen.
    Der italienische Außenminister Andreotti tritt heute einen offiziellen Besuch in Libyen an.
    Der Minister will versuchen, die Rückzahlung libyscher Schulden in Höhe von umgerechnet 12 Milliarden Schilling zu erreichen.
    Ein Großteil der Summe sind Schulden für Großprojekte italienischer Firmen, der Rest stammt aus einem Handelskredit.
    Wegen der gesunkenen Rohölpreise und hoher Militärausgaben ist Libyen derzeit in finanziellen Schwierigkeiten.
    Dennoch herrscht in Rom Optimismus.
    Schon nach einem Libyenbesuch Andreottes im Februar haben die Libyer Schulden von umgerechnet 4 Milliarden Schilling durch die Lieferung von Erdöl abgegolten.
    Libanon
    80 amerikanische Marineinfanteristen, die als Botschaftswache in Beirut stationiert waren, werden heute aus Beirut abgezogen.
    Zum ersten Mal seit dem Abzug der 6. amerikanischen Flotte im April nähern sich heute wieder zwei Kriegsschiffe der Amerikaner der Küste, um Soldaten an Bord zu nehmen.
    Unter Aufsicht einer muslimisch-drusischen Miliz wurden die Marineinfanteristen von der amerikanischen Botschaft zum Strand in Marsch gesetzt.
    Etwa ein Dutzend amerikanischer Soldaten bleibt zur Bewachung der Botschaft in Beirut.
    Die amerikanische Vertretung wird aus ihrem bisherigen Standort im muslimisch kontrollierten Westbeirut in ein weniger exponiertes Gebäude verlegt.
    Venezuela.
    Die gestern entführte Verkehrsmaschine der venezolanischen Fluggesellschaft Aeropostal ist in der vergangenen Nacht auf Aruba, einer Insel der niederländischen Antillen, gelandet.
    Die Maschine hat sich auf einen Flug von Caracas nach Curacao befunden.
    Die Regierung von Venezuela hat inzwischen unterstrichen, sie sei keinesfalls bereit, auf die Forderungen der Entführer einzugehen.
    Die Luftpiraten, vermutlich zwei Männer, verlangen ein Lösegeld von umgerechnet 60 Millionen Schilling und ein freies Geleit in ein Land ihrer Wahl.
    Am Bord des entführten Flugzeuges befinden sich 82 Passagiere und 5 Mann Besatzung.
    Die meisten Geiseln sind Niederländer.
    Schweiz
    Etwa 75 bis 100 Millionen Kinder und Jugendliche werden nach Angaben der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf, weltweit illegal zum Arbeiten gezwungen.
    Der Generaldirektor der ILO, Francis Blanchard, meinte, die Kinderarbeit sei eines der größten Übel der Gegenwart.
    Es werde Jahre dauern, dieses Problem zu mildern.
    Am stärksten sei die Kinderarbeit in den Entwicklungsländern verbreitet.
    Viele Kinder müssten unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten.
    Allein in Kolumbien gäbe es etwa drei Millionen minderjährige Bergwerksarbeiter.
    Frankreich, Jugoslawien.
    Verheerende Waldbrände in Süd- und Mittelfrankreich haben am Wochenende mehr als 1600 Hektar Baum- und Buschbestand vernichtet.
    Besonders betroffen sind die Departements Ero, Aradesh und Trom.
    Die Brände dürften gelegt worden sein.
    Auch an der jugoslawischen Adria-Küste ist es zu größeren Waldbränden gekommen.
    In der Stadt Makarska musste ein Krankenhaus evakuiert werden.
    Im Gebiet von Dubrovnik gibt es Flächenbrände.
    Personen sind bisher nicht zu Schaden gekommen.
    Die Wetterlage.
    Anhaltender Hochdruckeinfluss und Zufuhr subtropischer Warmluft aus Südwest bewirken im Alpenraum hochsommerliches Schönwetter.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Heiter, schwach, windig.
    Nachmittagstemperaturen 24 bis 21 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 13 bis 20 Grad.
    Die Aussichten für morgen Dienstag.
    Sonnig und heiß.
    Gegen Abend im Westen lokal Wärmegewitter, südlicher Winde.
    Frühtemperaturen 13 bis 20 Grad, Tageshöchsttemperaturen 28 bis 34 Grad.
    Die Vorschau bis Freitag.
    Um Wochenmitte Durchzug einer Gewitterfront mit leichtem Temperaturrückgang.
    Nachfolgend erneut hochsommerliches Schönwetter.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien heiter 25 Grad, Eisenstadt heiter 25, Linz heiter 20, Salzburg wolkenlos 23, Südostwind 15 Kilometer in der Stunde, Innsbruck wolkenlos 24, Bregenz heiter 25, Graz heiter 25 und Klagenfurt heiter 23 Grad.
    Elf Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    An diesem Wochenende entzündete sich zwischen Washington und Moskau eine hitzige Kontroverse um die Voraussetzungen für die in Wien geplanten Verhandlungen über Weltraumwaffen.
    Nach einem sowjetischen Vorschlag sollten diese Gespräche zwischen den Supermächten am 18.
    September beginnen.
    Gegenwärtig scheint es jedoch äußerst fraglich zu sein, ob es dazu kommt.
    Denn am vergangenen Freitag erhob zunächst der stellvertretende sowjetische Außenminister Viktor Komplektov den Vorwurf, die derzeitige amerikanische Haltung mache diese Verhandlungen unmöglich.
    Am Samstag wiesen die USA diese Darstellung zurück und erklärten in einer diplomatischen Note an Moskau ihre Bereitschaft zu Gesprächen über Weltraumwaffen.
    Gestern wiederholte der amerikanische Verteidigungsminister Caspar Weinberger die amerikanische Gesprächsbereitschaft, fügte jedoch hinzu, die USA würden sich den sowjetischen Vorbedingungen widersetzen, die Verhandlungen auf Fragen der Weltraumrüstung zu begrenzen und die Erprobung von Antisatellitenwaffen vorläufig einzustellen.
    Und heute hat nun die Sowjetunion den Vereinigten Staaten von Amerika neuerlich vorgeworfen, die geplanten Satellitenwaffengespräche vorsätzlich zu blockieren.
    als Reaktion auf die Weinberger Erklärung von gestern.
    Was hinter diesen Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen steckt, analysiert Edgar Sterbens.
    Der öffentliche verbale Schlagabtausch zwischen den Supermächten ist nicht allein die Begleitmusik zum heiklen diplomatischen Feilschen um eine Tagesordnung für die Verhandlungen über Weltraumwaffen.
    Hinter dem massiven propagandistischen Sperrfeuer stecken taktische Überlegungen und Winkelzüge außenpolitischer und innenpolitischer Natur.
    Stichworte dazu amerikanischer Wahlkampf und wechselnde Kalküle auf beiden Seiten.
    Im Kern spiegelt das Tauziehen um die Gespräche zur Entmilitarisierung des Weltraums vor allem aber die elementare Kontroverse zwischen Washington und Moskau in Sachen Satelliten- und Antisatellitenwaffen wider.
    Die Sowjetunion hat seit den 60er Jahren konsequent an Antisatellitenwaffen gearbeitet und verfügt zurzeit über ein Monopol auf diesem Sektor.
    Seit 1971 können die Sowjets mit Interkontinentalraketen als Trägersystemen konventionelle Antisatellitenwaffen ins All befördern.
    Auf dem Gebiet der Laser- und Teilchenstrahlenwaffen sind die sowjetischen Forschungsanstrengungen seit langem weltweit führend und bekannt.
    Diesen Vorsprung will Moskau halten.
    Dies umso entschlossener, seit der amerikanische Präsident Reagan in seiner berühmten Sternenkriegsrede im März vorigen Jahres ein groß angelegtes Forschungsprogramm zur Entwicklung neuartiger Weltraumwaffen und die Stationierung von Waffensystemen im All angekündigt hat.
    Die von der Sowjetunion ausgehende Initiative zu Weltraumwaffengesprächen nannte immer als Voraussetzung für solche Verhandlungen die vorübergehende Einstellung der Erprobung von Antisatellitenwaffen.
    Diese an die Adresse der USA gerichtete Forderung wurde von Washington stets abgelehnt.
    Ebenso wie die zweite sowjetische Forderung, die Gespräche sollen auf das Thema Weltraumwaffen beschränkt bleiben.
    Die USA entgegnen seit Ende Juni Stereotyp.
    Die Sowjetunion habe seit langem Tests mit Weltkampfwaffen unternommen und verfüge über einschlägige Waffensysteme.
    Moskau könne daher nicht erwarten, dass Washington einem Moratorium, also der Einstellung von Weltraumwaffentests, zustimmen werde.
    Realpolitischer Hintergrund für dieses Argument?
    Die USA entwickeln zur Zeit ein neues Abwehrsystem gegen Interkontinentalraketen und Satellitenwaffen.
    Ein Forschungsvorhaben, für das in den kommenden fünf Jahren 25 Milliarden Dollar, also rund 500 Milliarden Schilling, aufgewendet werden sollen.
    Das neue Waffensystem, und zwar im Wesentlichen satellitengestützte Hochenergielaser, soll im All stationiert werden, aufsteigende feindliche Interkontinentalraketen mithilfe von Infrarotsensoren ausfindig machen und binnen kürzester Zeit durch gebündelte Strahlung zerstören.
    Dieses zur strategischen Abwehr gegen ballistische Atomraketen gedachte neue Waffensystem ist zwar auch in den USA umstritten, weil es die Rüstungsspirale jenseits der Erdatmosphäre schraubt, doch auf einen Verzicht, weiter zu forschen und Tests anzustellen, wollen sich die Amerikaner als Preis für Verhandlungen mit den Sowjets offenkundig nicht einlassen.
    Hinzu kommt, die USA wollen auch die von Moskau im vergangenen Jahr abgebrochenen Gespräche über atomare Interkontinentalraketen und atomare Mittelstreckenraketen wieder aufnehmen.
    Das wiederum lehnt die Sowjetunion vehement ab.
    Sie verlangt als Bedingung für die Wiederaufnahme solcher Verhandlungen den Abbau aller gemäß dem NATO-Nachrüstungsbeschluss in Westeuropa aufgestellten Waffensysteme.
    Moskau betrachtet den amerikanischen Vorschlag, die Themenpalette der Satellitenwaffengespräche auszuweiten, als unannehmbar.
    Inwieweit die Sowjets bei ihrem Vorschlag zu den Wiener Weltraumwaffen-Verhandlungen von der postwendend aus Washington bekundeten grundsätzlichen Gesprächsbereitschaft überrascht worden sind?
    Inwieweit der wahlkämpfende amerikanische Präsident Ronald Reagan sich nur äußerlich gesprächsbereit gibt, um der Friedensbewegung im eigenen Land etwa den Wind aus den Seelen zu nehmen, in Wirklichkeit aber ganz froh darüber ist, wenn die Verhandlungen nicht zustande kommen, weil er dann deren Scheitern den Sowjets anlasten kann?
    All diese und andere Fragen, über die man spekulieren kann, spielen bei dem Tauziehen der Supermächte vermutlich auch eine nicht zu unterschätzende Rolle.
    Der frühere amerikanische Außenminister Henry Kissinger hat jetzt jedenfalls lakonisch angemerkt, vor der amerikanischen Präsidentenwahl sind amerikanisch-sowjetische Weltraumwaffenverhandlungen sinnlos.
    Edgar Sterbens analysierte das Tauziehen der Supermächte um die geplanten Weltraumwaffengespräche in Wien.
    Zum Ost-West-Verhältnis gibt es heute auch einen Kommentar von Henry Kissinger im deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
    Henry Kissinger war Außenminister der USA unter Präsident Nixon.
    Roland Makatschke fasst die Auszüge aus dem Kommentar Kissingers zusammen.
    Zu Beginn seines Kommentars hält Henry Kissinger drei Tatsachen fest, die seiner Meinung nach bei der Beurteilung des amerikanisch-sowjetischen Verhältnisses berücksichtigt werden müssen.
    Erstens seien grundsätzlich die Sowjets am Stillstand schuld.
    Zweitens hätte es keinen Sinn, die Sowjets zur Wiederaufnahme von Verhandlungen zu drängen, die sie nicht hätten abbrechen sollen.
    Und drittens würde Erpressung die Diplomatie beherrschen, wenn die Erhaltung des Friedens einziges Ziel der Außenpolitik wäre.
    Kissinger leugnet nicht, dass die scharfe antisowjetische Sprache und die zusammenhanglose Politik in der Anfangszeit der Regierung Reagan die Haltung der Sowjetunion verschärft haben, weist aber darauf hin, dass jetzt die Reagan-Regierung dringend verhandeln will.
    Ost-West-Verhandlungen sollten stattfinden, weil sie notwendig sind.
    Die Gefahren des nuklearen Zeitalters wiegen gleichermaßen schwer für beide Seiten.
    Mag das Sowjetsystem auch eine noch so herausfordernde Sprache führen, es ist wirtschaftlich stark angeschlagen und steht vor dem Problem, seine gesamte überalterte Führung erneuern zu müssen.
    Es braucht eine Ruhepause, mindestens so dringend wie der Westen.
    Jede Seite muss erkennen, dass sie zur Koexistenz verdammt ist, wie groß auch die ideologischen Unterschiede sein mögen.
    Keine Seite hat das Recht, ihre Sicherheit so zu definieren, dass sie die Unsicherheit des Gegners erhöht.
    Henrik Kissinger bezeichnet sowjetische Verhandlungspositionen als einseitig und kritisiert vor allem,
    dass Moskau den Abbau der gegenwärtig 41 Pershing-Raketen und Cruise-Missiles in Europa verlangt, bevor es neue Verhandlungen gibt und nicht bereit ist, die 350 SS-20-Raketen mit mehrfach Sprengköpfen zurückzuziehen.
    Kissinger dann zum Thema Rüstungskontrolle im Weltraum.
    Dieselbe beinahe verächtliche Unbeugsamkeit kennzeichnet den sowjetischen Vorstoß zur Entmilitarisierung des Weltraums.
    Es ist irgendwie grotesk, dass die Sowjetunion auf Gesprächen über Waffen besteht, die es in den nächsten zehn Jahren noch gar nicht gibt, während Waffen, die täglich produziert werden, von den Verhandlungen ausgeschlossen sein sollen.
    Wenn ein so irrationaler Vorschlag die Reagan-Regierung in die Defensive bringen konnte, zeigt dies, dass für viel zu viele Menschen der Wunsch nach Verhandlungen höher steht als die Analyse des Inhalts.
    Erne Kissinger registriert im Westen Nervosität angesichts der sowjetischen Politik.
    Er hält es aber für bemerkenswert, dass diese Nervosität ausschließlich die sowjetische Rhetorik zur Grundlage hat, während die Handlungen der Sowjetunion äußerst vorsichtig seien.
    Kissinger spricht von einer psychologischen Kriegführung der Sowjets, von der Ersetzung der Taten durch Worte.
    Aber ein toter Punkt dieser Art könne nicht durch westliches Drängen überwunden werden.
    Auch in einem baldigen Gipfeltreffen sieht Kissinger keinen Sinn, da unvorbereitete Gipfel bis jetzt nur zur Verschlechterung der Beziehungen geführt hätten.
    Die Wünschbarkeit von Verhandlungen kann kein Thema sein.
    Die Verhandlungen müssen einen Inhalt haben, damit der Friede nicht zu einem Schlagwort wird, mit dem die Furchtsamen demoralisiert und die Träumer verführt werden.
    Wir können die Sowjets nicht durch Überredungskünste an den Konferenztisch zurückbringen, aber wir haben eine Gelegenheit, uns auf den Zeitpunkt vorzubereiten, an dem ihr Realismus sie dazu veranlasst, es von selbst zu tun.
    Am besten können wir den Stillstand nützen, indem wir unser eigenes Friedensprogramm deutlicher machen.
    Ich sehe keinen Sinn darin, Gespräche über den Weltraum zu eröffnen, mitten im Wahlkampf, wenn es eine gemeinsame außenpolitische Linie der beiden US-Parteien nicht gibt, wenn die Sowjets versucht sein könnten, eine unliebsame Regierung in Verlegenheit zu bringen und wenn die Regierung nicht handeln mag aus Furcht vor Konsequenzen eines möglichen Fehlschlags.
    Rüstungskontrollverhandlungen sind nach Meinung Kissingers ohnehin nicht das beste Forum, um grundlegende Durchbrüche zu erzielen.
    Es gibt keinen technologischen Ausweg aus der Notwendigkeit, politische Verhandlungen zu führen.
    Der denkbar kühnste Abbau strategischer Waffen, sagen wir vier Fünftel der bestehenden Arsenale, würde jeder Seite noch eine hinreichend große Zahl von Sprengköpfen lassen, mehr als 5.000, um die Menschheit zu vernichten, falls ein politischer Konflikt außer Kontrolle geriete.
    Deshalb können weder die Vereinigten Staaten noch die Sowjetunion einem ernsthaften politischen Dialog ausweichen.
    Da der Versuch, den politischen Wettkampf aus einer ideologisch geteilten Welt zu verbannen, wirklichkeitsfremd ist, muss der Rahmen für diesen Konflikt abgesteckt werden.
    Andernfalls können Krisen durch die Unfähigkeit, miteinander zu sprechen, außer Kontrolle geraten.
    Die Vorschläge Henry Kissingers für die unmittelbare Entwicklung der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen sehen so aus.
    Umgehende, geheime Gespräche über die Ziele für die Gestaltung des Ost-West-Verhältnisses während der nächsten zwei bis fünf Jahre.
    Klarstellung über das Verhältnis zwischen offensiven und defensiven Streitkräften bei Weltraumwaffen.
    Konsultationen der USA mit ihren NATO-Alliierten, was geschehen könnte, sollten die Sowjets die Verhandlungen über Raketen in Europa wieder aufnehmen.
    Und schließlich eine Analyse der Fernziele der sowjetischen Strategie.
    Kissingers Schlussfolgerungen?
    Auf lange Sicht wird Demokratie nur dann erfolgreich sein, wenn man akzeptiert, dass gute Regierungspolitik mit politischer Taktik vereinbar ist.
    Gute Regierungspolitik verlangt, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen.
    Es muss deutlich werden, dass der Kreml sich nicht selbst zu einem Faktor machen kann, der unsere Wahlen beeinflusst.
    Unsere Nation muss auf ernsthafte und umfassende Verhandlungen verpflichtet werden.
    Es müssen Maßstäbe entwickelt werden, nach denen der Erfolg zu beurteilen ist.
    Die Verpflichtung auf das Ziel Frieden muss verbunden werden mit einer Definition des Inhalts von Frieden.
    Ein solcher Kurs würde uns Standfestigkeit geben, bis beiderseitige Notwendigkeiten, nicht einseitige, demütigende Forderungen die Sowjets dazu bewegen, mit uns gemeinsam die Basis für eine gerechte und ehrenhafte Übereinkunft zu suchen.
    Soweit Auszüge aus dem Kommentar von Henry Kissinger im deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
    Im Alter von 82 Jahren ist am Wochenende in seinem Schweizer Ferienhaus George Gallup gestorben, der als Begründer der politischen Meinungsbefragung gilt.
    Gallup hatte 1935 das American Institute of Public Opinion gegründet, welches den Sieg von Franklin Roosevelt bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen 1936 richtig vorausgesagt hatte.
    Allerdings versagte Gallup und das später nach ihm benannte Institut bei den Präsidentenwahlen 1948, als es eine Niederlage des späteren Präsidenten Harry Truman prognostiziert hatte.
    Politische Meinungsbefragung ist auch in Österreich zu einem nicht mehr wegzudenkenden Instrument der Politik geworden, auch wenn noch immer viele Menschen nicht ganz an die Funktionsfähigkeit solcher Umfragen glauben.
    Mit dem Chef des Linzer Immers-Institutes, Andreas Kirschhofer, führte Fritz Besater das folgende Gespräch.
    Herr Kirschhofer, aus Ihrer Erfahrung, was kann letztlich die politische Meinungsumfrage tatsächlich?
    Ist sie Stimmungsbarometer für die Politiker bei der Suche nach der öffentlichen Meinung?
    Wie weit kann sie das sein?
    Was sind da die Möglichkeiten der Meinungsumfragen?
    Ich glaube grundsätzlich, dass die politische Demoskopie eine sehr wichtige Funktion erfüllt in einer Demokratie.
    Denn durch die Existenz dieser statistisch-repräsentativen Umfrage-Methode, mit der gesellschaftliche Massenerscheinungen analysiert werden können, ist es erstmals möglich, eine Art Informationsrückleitung zu machen von der gesellschaftlichen Basis, also von der breiten Bevölkerung hinauf in die Organe der politischen Repräsentation.
    Man darf nicht vergessen, dass früher einmal diese Informationsrückleitung von unten nach oben sehr unzureichend funktioniert hat.
    Sie hat sich im Wesentlichen vollzogen über Parteiorganisationen, über Presseeindrücke oder Aussagen über Polizeiorgane, Geheimdienste oder über eine sehr unpsychologische und schwerfällig amputierende amtliche Statistik.
    Und nun ist dadurch die Existenz der Demoskopie es möglich, sozusagen wie bei einem Telefon von unten nach oben zu telefonieren.
    Das heißt, die Bevölkerung kann sich selber artikulieren über das Instrument Demoskopie.
    Alle politischen Parteien bedienen sich des Instruments der politischen Meinungsforschung.
    Es wird fortlaufend die öffentliche Meinung abgetestet.
    Das kommt dann zu den Politikern, die eigentlich die Handlungspersonen sein sollen oder es auch sind.
    Und die haben jetzt politische Meinungsumfragungsergebnisse vor sich liegen, die ihnen etwas signalisieren, in einem bestimmten Bereich etwas zu tun ist nicht populär, besteht da nicht die Gefahr für die Politiker, dass die Politik die Gefangene der politischen Meinungsforschung wird.
    Was Sie da ansprechen, ist die sogenannte Gefälligkeitsdemokratie.
    Das ist ein Begriff, den der Politologe Theodor Eschenburg schon Mitte der 50er Jahre, glaube ich, geprägt hat.
    Und seither ist das in Diskussion.
    Nach meiner Beobachtung ist die Gefahr einer Gefälligkeitsdemokratie ziemlich gering.
    In der Praxis sieht es eher so aus, dass Politiker Ergebnisse, die nicht so ganz in ihr Konzept passen, eher
    sozusagen übersehen oder ich würde nicht sagen verstecken, aber dass man vor allem solche Ergebnisse als akzeptabel betrachtet, die der eigenen Vorstellung entsprechen.
    Es gibt klassische Beispiele dafür, dass gute, große Politiker, ich denke hier an Adenauer,
    eine Politik betrieben haben, die zunächst einmal scheinbar gegen die öffentliche Meinung war.
    Zum Beispiel die Durchsetzung der sozialen Marktwirtschaft Anfang der 50er Jahre wurde in Deutschland von Adenauer und Erhardt gemacht, obwohl damals die Mehrheit eigentlich eher für eine Nationalisierung der Großindustrie war.
    oder die deutsch-französische Freundschaft wurde vollzogen, als das Meinungsklima noch gar nicht dafür war usw.
    Wie würden Sie einem Vorschlag gegenüberstehen, der da lautet, totale Veröffentlichung von politischen Meinungsumfragen?
    Äußerst positiv.
    Ich glaube, dass in der Transparenz aller Informationen ein großer Sinn und ein großer Nutzen liegen würde,
    Es ist ja nicht einzusehen, warum die Bevölkerung nicht in voller Kenntnis dessen, wie andere Menschen denken, ihre eigene politische Meinung sich bilden sollte.
    Herr Kirchhofer, noch eine letzte Frage, was die Meinungsforschung kann.
    Aktuell würde nächsten Sonntag gewählt werden.
    Wie würden die Wahlen ausgehen?
    Wissen Sie das?
    Ich verfüge über kein rezentes Datenmaterial darüber.
    Ich kann die Frage im Moment wirklich nicht beantworten.
    Möglichkeiten und Gefahren der politischen Meinungsbefragung mit dem Chef des Linzer Immersinstituts, Andreas Kirschhofer, sprach Fritz Besater.
    Und jetzt einige Takte Musik im Mittagsjournal.
    12.30 Uhr, halb eins ist es jetzt genau.
    Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Was können Sie noch bis 13 Uhr hören?
    ÖVP-Bauernbunddirektor Fahrenberger fordert eine Senkung der Einheitswerte für geschädigte Wälder.
    Die Argumentation, ein geschädigter Wald bringt weniger Erträge.
    In der Inlandspresse schaut zitieren wir Kommentare zur Diskussion um die Steuersache von Hannes Androsch.
    Zu dieser Diskussion meldeten sich heute auch die junge Generation in der SPÖ zu Wort.
    und die Sportredaktion fasst den gestrigen ersten Tag der Olympischen Spiele von Los Angeles zusammen.
    Die Kulturredaktion berichtet gegen Ende des Mittagsjournals von einer Pressekonferenz in Salzburg von Klaus-Maria Brandauer über die Jedermann-Gespräche und über die Aufführung von antiken Tragödien, die in den Ruinen der sizilianischen Ortschaft Ghibellina aufgeführt werden.
    Nach den Diskussionen rund um die Schlussbesprechung im Steuerakt Hannes Androsch, hier ist zuletzt mehrfach betont worden, dass die Villenfinanzierung nicht mehr zur Debatte stehe, gibt es natürlich nach wie vor Äußerungen der Politiker.
    So meinte gestern SPÖ-Vorsitzender Bundeskanzler Fred Sinowaz, dass ÖVP-Generalsekretär Michael Graf mit seiner Ausdrucksweise natürlich zu einer Verhärtung der Positionen in der Innenpolitik beitrage.
    Einige Kommentatoren in den österreichischen Tageszeitungen ziehen heute wieder einmal Bilanz über das schon so oft kommentierte Thema.
    Die Zitate hat Erich Eiching ausgewählt.
    In der Kronenzeitung beginnt Peter Gnahm seine Betrachtungen mit einem angeblichen Zitat des ÖVP-Generalsekretärs Michael Graf.
    Man liest, wie der Hannes jetzt ein zweites Mal den Steuerbehörden samt Altkanzler Kreisky und dessen Gehilfen von der Schaufel gesprungen ist.
    Das war schon brillant.
    Mit diesen Worten soll ÖVP-Generalsekretär Graf die jüngste Entwicklung im Fall Androsch kommentiert haben.
    Tatsächlich hätte auch ein Bruno Kreisky in Hochform das Ganze nicht perfekter organisieren können, wie Androsch es getan hat.
    Die Steuerprüfer wurden, wie man jetzt erfährt, bei der Schlussbesprechung festgenagelt.
    Kein wesentlicher heikler Punkt blieb offen, sodass übergeordnete, vielleicht weniger gut gesinnte Dienststellen jetzt gar kein Haar mehr in der Suppe finden können.
    Und abschließend heißt es in der Kronenzeitung.
    Bruno Kreisky hat das ganze Szenario auf Mallorca sicher mitverfolgt und sich seither nicht mehr zu Wort gemeldet.
    Wenn er es doch tun sollte, dann wird er es schwer haben, gegen Andrus zu argumentieren.
    In der SPÖ wird der CA-General nämlich jetzt schon als Sieger gefeiert.
    Kreisky steht aufgrund seines Engagements als Verlierer da.
    Dabei könnte der Altkanzler auf Hannes Androsch stolz sein.
    Wäre der nicht durch seine Schule gegangen, wer weiß, welches Ende die Affäre genommen hätte.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt kommentiert Walter Salzmann, dass Fred Sinowatz weder ein Scharfmacher noch ein politischer Brunnenvergifter ist, wird von niemandem angezweifelt.
    Umso mehr verwundert, dass der SPÖ-Vorsitzende nun in das Horn seines Zentralsekretärs stößt, wonach der ÖVP-Generalsekretär schuld an einer Verhärtung der innenpolitischen Positionen sei.
    Anstatt sich auf Inhalts- wie erfolglose Spiegelfechtereien zu beschränken, täte Sinowatz gut daran, seine Partei wieder zum Regieren zu bewegen.
    Im Nachrichtenmagazin Profil schreibt der Landtagsabgeordnete der Wiener ÖVP, Alfred Warn, ausdrücklich in seiner Eigenschaft als freier Journalist.
    Der Titel des Kommentars, Steuerhinterzieher Androsch, man liest,
    Sogar den beiden Consultatio Treuhändern, Burkert und Schuppich, die immer dann auftauchen, wenn um Hannes Androsch die Luft etwas dick ist, hätte es dämmern müssen.
    Natürlich hat Wal Onkel Steiner zu keinem Zeitpunkt ein millionenschweres Vermögen besessen.
    Natürlich hat dieses Geld immer Androsch oder seine Familie gehört.
    Natürlich hat Androsch, und zwar im großen Stil, Steuern hinterzogen.
    Und natürlich hat er, geradezu als Pervertierung der sozialistischen Idee einer aufrechten Gesinnung, den 82-jährigen Sterbenskrankenwahlonkel nur vorgeschoben, um seine eigenen schmutzigen Geschäfte am Rücken eines Hilflosen abzuladen und im Nachhinein zu vertuschen.
    Ich schreibe das getrost, auch nach der sogenannten Schlussbesprechung, weil ich hoffe und erwarte, dass Hannes Androsch mich klagt", schreibt Alfred Warm, verbunden mit der Ankündigung, sein Landtagsmandat in jenem Moment zurückzulegen, indem er eine Klage Androschs in Händen halte.
    Wir bleiben auch im nächsten Beitrag beim Thema Androsch und die politische Moral.
    Obwohl seit dem Machtwort von Kanzler und SPÖ-Vorsitzenden Fred Sinowaz vor rund einer Woche die Diskussion um den Steuerfall Androsch so gut wie beendet ist, weil sie laut Sinowaz beendet zu sein hat, gingen heute zwei Jungsozialisten, die Vorsitzende der jungen Generation, Maria Berger, und der Wiener JG-Chef Christian Tschapp, mit Vorschlägen zur politischen Moral an die Öffentlichkeit.
    Leopold Esterle berichtet aus der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße.
    Weil politische Moral in der Sozialdemokratie einen höheren Stellenwert haben müsse, als etwa im bürgerlichen Lager, haben heute in der SPÖ-Zentrale die Bundesvorsitzende der jungen Generation in der SPÖ, Maria Berger, und der Wiener Vorsitzende, Christian Tschapp, fünf Punkte wider politische Grauzonen präsentiert, die im Herbst den Bundes- und die Landesparteivorstände zur breiten Diskussion über politische Moral veranlassen sollen.
    Diese fünf Punkte wider politische Grauzonen richten sich nach Angaben Maria Bergers gegen die ständig zunehmende Verquickung von Politik und wirtschaftlicher Macht in der SPÖ und sollen zu einer Art Selbstreinigung der Partei führen.
    Die Punkte kurz gefasst.
    generelle Offenlegung ihrer Vermögensverhältnisse durch die Mitglieder des Bundesparteivorstandes und der Landesparteivorstände der SPÖ sowie deren nächster Angehöriger und zwar vor Funktionsantritt und in der Folge alle zwei Jahre in den Presseorganen der SPÖ.
    Zweitens Offenlegung wirtschaftlicher Tätigkeiten auch der nächsten Angehörigen von Mitgliedern des Bundes- und Landesvorstandes, die durch die politische Tätigkeit des Funktionärs einen wirtschaftlichen Vorteil erfahren könnten in den Presseorganen der SPÖ.
    Drittens, Kampf der Ämterkumulierung.
    Viertens, Verwendung der Gelder aus Wirtschaftsfunktionen durch das entzendende Parteiorgan.
    Beziehungsweise fünftens und letztens, Streichung dieser Bezüge und Remunerationen.
    Sind diese Punkte Ergebnis der Causa Androsch, lautete die Frage an Maria Berger.
    Sicher ist die Causa Androsch das auslösende Moment für diese Vorschläge.
    Ich möchte aber schon betonen, dass es uns darum geht, über diesen konkreten Fall hinauszugehen.
    Es gibt sicher noch andere Personen, die Namen werden wir aber in den zuständigen Parteikremium erst nennen.
    Und wir wollen, dass es insgesamt zu einer Verbreiterung der Diskussion über politische Moral kommt, losgelöst von den konkreten Fällen.
    Nun hat ja der Herr Bundeskanzler Sinowaz mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben, dass er jetzt endlich Ruhe in der Partei haben will.
    Sie selbst haben gerade gesagt, Sie wollen die Diskussion, wenn auch auf anderer Ebene, so doch weiter fortführen.
    Fürchten Sie da Sanktionen des Bundeskanzlers und Parteivorsitzenden oder glauben Sie, dass die politische Moral in der SPÖ so gelitten hat, dass Sie unbedingt etwas unternehmen müssen?
    Ich glaube also nicht, dass es da Sanktionen gibt und ich gehe auch davon aus, dass die Ruhe wirklich erst einkehren kann, wenn es solche Fälle einfach nicht mehr gibt.
    Und Bundeskanzler Sinowaz hat ja gleichzeitig auch gesagt, wie wichtig ihm die Frage der politischen Moral ist und er froh ist, dass es zu einer größeren Sensibilität in dieser Frage gekommen ist.
    Und in diesem Bestreben möchten wir ihn durch die Vorlage unter anderem dieser Punkte auch unterstützen.
    Nun hat der Altbundeskanzler Kreisky schon einmal zehn Punkte, zehn Gebote, wie es damals genannt wurde, für politische Sauberkeit erlassen.
    Das ist Ihnen offensichtlich nicht ausreichend genug?
    Diese zehn Punkte von Genossen Kreisky wurden nicht zur Gänze durchgeführt, beziehungsweise nur mit Einschränkungen durchgeführt.
    Und wir wollen erstens die volle Verwirklichung dieser Punkte und gehen aber mit unseren Forderungen über diese Punkte hinaus.
    Soweit die Vorsitzende der jungen Generation in der SPÖ, Maria Berger.
    ÖVP-Bauernbunddirektor Alfred Vahrenberger hat heute in einem Gespräch mit Journalisten seine Vorstellungen über jenen Anteil an der ÖVP-Steuerreform bekannt gegeben, die die Bauern betrifft.
    Der in drei Phasen angelegte Plan der ÖVP im Falle ihrer Regierungsbeteiligung, die Steuerlasten neu zu verteilen, betrifft die Bauern vor allem im Bereich der Mehrwertsteuer, im Bereich der Förderungen und dort, wo es darum geht, den Nebenerwerb der Land- und Forstwirte mit dem Verdienst aus dem eigentlichen bäuerlichen Beruf zusammen steuerlich zu berücksichtigen.
    Außerdem sieht das Papier die Rücknahme der letzten Einheitswerterhöhung vor, die mit 1.
    Jänner vergangenen Jahres in Kraft getreten ist.
    Und hier beim Einheitswert, der ja die Steuergrundlage für die Bauern darstellt, gibt es eine weitere Forderung der Landwirte.
    Es geht um die Schäden am Wald.
    600.000 Hektar Wald sind, berichtete Farnberger heute, in Österreich bereits schwer durch Umweltgifte geschädigt.
    Für den Bauern oder den Waldbesitzer bedeutet das zum Teil schwere Einkommenseinbußen und die Entwertung der Waldfläche.
    Daher die Forderung van Bergers, man möge für diese Flächen den Einheitswert herabsetzen.
    Wo nichts zu verdienen sei, sei auch nichts zu versteuern, ist die Überlegung, die dem zugrunde liegt.
    Dagegen steht allerdings das nach wie vor geübte Verursacherprinzip, das sinngemäß lautet, wer einem anderen Schaden zufügt, soll gefälligst dafür bezahlen.
    Über diese Problematik spricht Hans Adler im folgenden Interview mit dem Bauernbunddirektor Alfred Farnberger.
    Sie haben das Waldsterben genannt als einen Grund dafür, dass man eigentlich steuerlich etwas tun sollte, indem man den Einheitswert dieser geschädigten Flächen herabsetzt.
    Ist das ein Resignieren vor der Entwicklung?
    Das ist sicherlich kein Resignieren vor der Entwicklung, sondern es ist ein Nachvollziehen bereits eingetretener Schädigungen, die vielleicht auf Jahrzehnte nicht mehr gut gemacht werden können.
    Natürlich muss man das Problem Waldsterben bei der Wurzel backen.
    Die Bundesregierung berühmt sich beispielsweise immer wieder mit der Herabsetzung
    der Emissionswerte nach der Dampfkäselverordnung.
    Hier ist also viel zu wenig geschehen.
    Wir haben gerade in dem Zusammenhang vom österreichischen Bauernbund im Rahmen der Landesagrarätekonferenz ein Zwölf-Punkte-Programm entwickelt, wo unsere Forderungen klar auf dem Tisch liegen.
    Da braucht man also gar nicht sehr lange noch wissenschaftliche Untersuchungen anstellen, sondern einfach dieses Zwölf-Punkte-Programm schrittweise verwirklichen.
    Dann wird auch das Problem des Waldsterbens an der Wurzel gepackt.
    Wäre es aber nicht trotzdem klüger, den Verursacher zu suchen und den heranzuziehen, weil man ja, wenn man ganz allgemein eine Kostenreduktion für den Betroffenen herbeiführt, auch keinen Anreiz schafft, diese Zustände zu ändern.
    Sicherlich muss man das Problem bei der Wurzel packen und das ist nicht nur ein nationales, sondern auch ein internationales Problem.
    Es ist aber bekannt, dass doch der überwiegende Teil des Waldsterbens hausgemacht ist und es sind auch jene Industriezweige bekannt, von wo in erster Linie diese Schäden kommen.
    Es ist natürlich auch der Hausbrand und es sind die Autoabgase.
    Hier könnte man also sicherlich sehr viele Maßnahmen setzen.
    Ein Stichwort wäre nur der Biosprit zur Beimengung zumindest zu Normalbenzin.
    Und es geht weiters,
    natürlich um die Verminderung der Emissionen von jenen Betrieben, die diese Umweltschäden verursachen.
    wo der Verursacher diffus ist, wo das viele sein können, wo das grenzüberschreitend sein kann, wo das der Hausbrand sein kann, die Folgen einer Großstadt, wo man den Einzelnen nicht belangen kann, dann wird man Unterschiede machen müssen.
    Und ist es nicht gefährlich, zu einer generellen Maßnahme zu greifen und zu sagen, okay, du hast den Geschädigten weit, schon setzen wir deinen Einheitswert herab.
    Von der Sicht des geschädigten Produzenten, also des geschädigten Forstwirtes, ist es einmal wesentlich, dass in der Schaden abgegolten wird, als erstes.
    Als zweites muss natürlich sofort jene Maßnahme gesetzt werden, die es verhindert, dass in Zukunft diese Schäden auftreten.
    Und hier muss man sicherlich differenziert vorgehen.
    Man muss also sowohl beim Hausbrand als auch bei der Industrie die entsprechenden Maßnahmen setzen, dass diese Emissionen herabgesetzt werden.
    Dann wird sich also auch in Zukunft das Problem des Waldsterbens vermindern.
    Zwei Minuten vor Dreiviertel Eins ist es jetzt.
    Die Olympischen Spiele von Los Angeles sind also eröffnet und der erste Tag der Wettkämpfe ist vorbei.
    Aufgrund der Zeitverschiebung ist es jetzt an der amerikanischen Westküste knapp vor vier Uhr morgens.
    Die Wettkämpfe des zweiten Tages beginnen also erst in einigen Stunden.
    Im folgenden Beitrag fassen wir die wichtigsten Ergebnisse des gestrigen ersten Tages der Spiele nochmals zusammen.
    15 Österreicher waren ja bereits im Einsatz.
    Zwei Weltrekorde der Schwimmer waren die sportlichen Höhepunkte am ersten Wettkampftag in Los Angeles.
    Über 100 Meter Brust siegte der Amerikaner Lundquist mit 1'01,65.
    Über 200 Meter Graul blieb der Deutsche Michael Groß mit 1'47,44 erfolgreich.
    Auch im österreichischen Schwimmteam konnte man zwei neue Bestmarken registrieren.
    Thomas Böhm qualifizierte sich über 100 Meter Brust mit 1.04,60 für das B-Finale, wo er dann 5. wurde, in der Gesamtreihung also den 13.
    Platz unter 52 Konkurrenten belegte.
    Ich bin sehr glücklich über den 5.
    Platz im B-Finale.
    Ich bin etwas zu schnell angegangen in den 50er, habe ich gespürt.
    Leider ist es nicht viel unter einen 5 gegangen, aber doch wieder unter 5.
    Was war der Unterschied jetzt zwischen Vormittag und Nachmittag?
    Ich habe am Vormittag etwas mehr Spannung noch gehabt gegenüber dem Finale.
    Da war die meiste Spannung schon weg, weil es war qualifiziert für das B-Finale.
    Aber ich bin doch überrascht, dass ich noch so gut geschossen habe.
    Ebenfalls Platz 13 und neuen Rekord gab es für Sonja Hausladen über 400 Meter Lagen mit 4'57,78.
    Gerhard Prohaska und Monika Bayer verfehlten hingegen ihre Bestleistungen klar.
    Bei den Schützen eroberte Xu Haifeng als Sieger im Bewerb Freie Pistole die erste Medaille für China in der Geschichte der Olympischen Spiele.
    Der Österreicher Vinzenz Schweighofer wurde Elfter.
    Ludwig Pusa liegt nach dem ersten Tag des Trab-Bewerbs ex aequo mit fünf weiteren Schützen an zweiter Stelle.
    Mit 72 von 75 möglichen Treffern war er nur um einen Punkt schlechter als der führende Amerikaner Carlyle.
    Im Zeichen der Amerikaner standen die Radstraßenrennen, die mit Siegen von Connie Fine Carpenter bzw.
    Alexi Grewal endeten.
    Bei den Herren belegte Helmut Wechselberger mit rund vier Minuten Rückstand den 15.
    Platz, die anderen Österreicher sowie beide Damen landeten im geschlagenen Feld.
    Ein Fiasko gab es für die modernen Fünfkämpfer, denn zwei der drei Österreicher blieben im Reiten punktelos.
    Michael Billwein liegt an siebter Stelle.
    Soweit zum Abschneiden der Österreicher.
    Schon am ersten Tag zeichnete sich die Vormachtstellung der US-Athleten ab.
    In der inoffiziellen Nationenwertung liegen die USA mit sechs Gold- und drei Silbermetallien schon voran.
    China folgt mit zweimal Gold sowie je einmal Silber und Bros.
    Neue Nationen holten am ersten Tag Medaillen.
    Soviel aus Los Angeles.
    Vor unseren Kulturberichten hören Sie noch einige Takte Musik und zwar Happy Guitar.
    Zwölf Minuten vor 13 Uhr, Kultur im Mittagsjournal.
    Jedermann für Jedermann betitelt sich eine neue Fernsehserie, die ab dem 2.
    August an vier aufeinanderfolgenden Donnerstagen aus dem ORF-Landestudio Salzburg kommt.
    Nach den Talkshows des früheren Jedermanns Maximilian Schell ist nun Klaus-Maria Brandauer der Gastgeber, der ja seit dem Vorjahr den Jedermann in Salzburg spielt.
    Über die Schwerpunkte dieser Fernsehserie berichtet Siegbert Strohnecker.
    Klaus-Maria Brandauer lädt heuer nicht nur auf dem Tonplatz die Tafelrunde zum Fest.
    Aus dem Landesstudio Salzburg kommt ab dem 2.
    August jeweils um 21.45 Uhr in FS2 eine vierteilige Fernsehserie, die live ausgestrahlt wird.
    In der ersten Folge am 2.
    August geht es um die allegorischen Figuren im Jedermann und die Bedeutung dieser Allegorien für die heutige Zeit.
    Klaus-Maria Brandauer wird es dabei mit einer illustren Schar an prominenten Gesprächspartnern zu tun haben.
    Es kommen Elisabeth Bergner, Marte Keller, Christiane Hörbiger, Hannes Androsch, Prelat Leopold Ungar, Karl-Heinz Böhm und Cleo Kretschmer.
    ORF-Intendant Franz Kreuzer wird Brandauer als Diskussionsleiter in Sachen Allegorien assistieren, weil Brandauer sich da als Partei fühlt.
    Einen Auftritt wird der junge Schweizer Kabarettist Michael Birkenmeier haben.
    Wie Klaus-Maria Brandauer seine Gastgeber- und Moderatorrolle versteht, erläuterte er heute Vormittag in Salzburg.
    Ich freue mich sehr auf diese Sendungen, weil diese Sendungen für mich etwas bedeuten, was man nicht alltäglich bekommen kann.
    Nämlich, ich habe die Möglichkeit, in dem Medium Fernsehen etwas zu machen, warum, ich glaube, das Medium überhaupt erfunden wurde.
    Nämlich live zu sein.
    In dem Moment, wo man etwas sagt, merken und hören es auch die Zuschauer.
    Das ist etwas, was ich immer sehr bedauert habe, dass wenn wir Fernsehaufzeichnungen haben vom Theater, dass das nicht gleichzeitig gesendet wird und jeder Skifahrer, der in dem Moment gestartet ist und in dem Moment fällt, war ein Augenblick der Wahrheit für die Leute am Bildschirm.
    Das ist etwas, was die Herausforderung dieser Sendung ist, warum ich sie mit großer Freude mache und warum ich eine große Nervosität habe, weil natürlich jeder Fehler, der passiert, auch ein Fehler ist, jede Dummheit,
    Jeder Blödsinn ist in dem Moment, wo man ihn macht, auch offenkundig.
    Die Termine der Live-Sendungen Jedermann für Jedermann aus dem Landesstudio Salzburg sind also der 2., der 9., 16. und 23.
    August.
    Bühnenbildner Hans Hofer hat eine eigene Kulisse ins ORF-Landesstudio Salzburg gezaubert.
    Thema der zweiten Sendung wird sein, eine Stadt wird zur Bühne.
    Am 16.
    August geht es dann um Salzburg im Ausland, Ausländer in Salzburg.
    Für diesen Termin hat sich übrigens auch James Bond, Sean Connery angesagt.
    Jedermanns Zukunft wird schließlich am 23.
    August diskutiert.
    Brandauer zum Stil der Sendungen.
    Ich finde immer, und wenn ich mit solchen Menschen rede, ob es ein wichtiger Politiker, ein wichtiger Wirtschaftsmann, also wichtige Fachleute sind, plötzlich am Tisch bei einem Bier, wenn all die wichtigen Vorträge vorbei sind, dann sagt er mir ganz plausibel und ganz einfach Sachen, die ich verstehen kann, mit denen ich was anfangen kann.
    Und das finde ich auch in der Kunst das Wichtigste.
    Ich habe nichts von Stücken, ich habe nichts von Büchern, die einen gewissen Teil der Menschen einfach ausschließen.
    Ich finde, dass wenn man sich an eine Öffentlichkeit wendet, dass man die verdammte Verpflichtung hat, so verständlich zu sein, dass jeder unabhängig von seiner Sozialisation, seiner Tradition, seiner Bildung etc.
    einem verstehen kann.
    Damit meine ich nicht den gemeinschaftlichen kleinsten Nenner, also die idiotensichere Tour, sondern einfach fordere ich von den Produzenten die Anstrengung, es einfach so klar zu denken und dann zu formulieren, dass niemand ausgeschlossen ist.
    An dicke Theaterbauten oder Ruinen werden in den Sommermonaten oftmals als Schauplatz für Theater- und Opernaufführungen benutzt.
    Die Arena von Verona zieht bei ihren Opernaufführungen tausende Besucher aus aller Welt an.
    Im griechischen Theater im sizilianischen Syrakus wiederum werden klassische griechische Dramen aufgeführt.
    Griechische Tragödien stehen aber auch seit dem vergangenen Jahr in den Ruinen von Cibelina, ebenfalls auf Sizilien, auf dem Programm.
    Das Besondere an diesen Ruinen ist, dass sie nicht antik sind.
    1968 wurde die Stadt durch ein Erdbeben völlig zerstört und später 15 Kilometer entfernt wieder aufgebaut.
    In der eigens dafür geschriebenen Version der Coephoren des Aeschylus wirken die meisten der Einwohner des Ortes als Komparsen oder als Zuschauer mit.
    Dietmar Polacek berichtet über dieses ungewöhnliche Theaterereignis.
    Den Text, überwiegend auf Sizilianisch, schrieb der in Sizilien 1937 geborene Maler und Dichter Emilio Isgro.
    Der bedeutende Maler Arnaldo Pomodoro schuf die szenischen Maschinen
    Regie führte Filippo Crivelli.
    Agamemnon, der erste Teil der Oreste des Eischülers, war von demselben Team schon im vergangenen Jahr herausgebracht und von der italienischen Kritik überwiegend positiv beurteilt worden.
    Im kommenden Jahr soll die Trilogie mit Orestes vervollständigt und mehrmals aufgeführt werden.
    In Gibellina, der verlassenen Ruinenstadt, die den deutschen Besucher an die Kriegszerstörungen 1945 denken lässt.
    Der Sizilianer Emilio Isgró hat Erdbeben und Krieg, heute und gestern, in einer kühnen Neubearbeitung der Orestie vermischt.
    Die nimmt ja auch in einem Krieg ihren Anfang, dem Krieg um Troja.
    Isgró erfindet eine Art Traumspiel, in der das katastrophengeschlagene Volk und die mythischen Herrscherfiguren Agamemnon, Clytemnestra und Aegistus, Kriege der Vorzeit und die Landung der Alliierten 1943 auf Sizilien,
    ineinander verschwimmen.
    Ein Usurpator, der die Macht missbraucht, auch als Mafioso gedeutet werden könnte.
    Dazu hat Arnaldo Pomodoro fabelhafte Plastiken und Spielelemente von geradezu magischer Wirkung ausgedacht.
    Zum Beispiel die Armee, die mit ihren Schilden ein geschlossenes, stacheliges Carré bildet, das wie ein kubistischer Kriegsroboter alles niederwalzt.
    Man muss nicht Sizilianisch verstehen, das können auch die meisten Italiener nicht,
    um von dieser Aufführung berührt, angerührt zu werden.
    Die Regie von Filippo Crivelli hat, entgegen mehr oder weniger schlimmen Befürchtungen, etwas Erstaunliches fertiggebracht.
    Die Verbindung von artifiziellem Theater, denn die Protagonisten sind professionelle Schauspieler, mit allen möglichen Elementen von Volkskunst, ohne dass dabei peinlicher Dilettantismus herauskäme.
    Im Gegenteil.
    Die Bewohner von Gibellina als antiker Chor, die sich selbst spielen, ohne ihr Unglück spielen zu müssen.
    Die Prozessionen, in denen sich antike und christliche Elemente ebenso mischen wie im Text.
    Der grelle Kontrast von Blasmusik, Avantgarde Klängen von Francesco Penisi und der Volkssängerin Rosa Balistrieri, deren Stimme wie ein pötisches Orakel aus der geschundenen Erde dieses beklemmenden Ortes zu dringen scheint.
    Das schafft einen Ansatz zur Identitätsfindung, um die diese entwurzelte Stadt bemüht ist.
    Man erlebt hier ein Theaterfest im Entstehungsstadium, das auf seine archaischen Vorbilder verweist.
    Auch die antike Tragödie kam aus dem Ritual und hatte, sei es ein Friedensschluss oder eine Stadtgründung, historischen Anlass.
    Vier Minuten vor 13 Uhr ist es jetzt zum Abschluss des Mittagsjournals, hören Sie jetzt noch einige Meldungen.
    USA-Sowjetunion.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Weinberger hat der Sowjetunion vorgeworfen, die für 18.
    September in Wien geplanten Verhandlungen über ein Verbot von Weltraumwaffen aus politischen Gründen verhindern zu wollen.
    Der frühere Außenminister Henry Kissinger regte an, die Gespräche bis nach den Präsidentenwahlen in den Vereinigten Staaten im November zu verschieben.
    Die amtliche Moskauer Nachrichtenagentur TASS beschuldigte ihrerseits die USA, die Wiener Verhandlungen zu blockieren, weil sie nach wie vor die Weltraumfrage mit der Verhandlungen über Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen koppeln wollten.
    Österreich.
    Der Direktor des ÖVP-Bauernbundes, Alfred Fahrenberger, sagte vor Journalisten in Wien, der Drei-Phasen-Plan der Volkspartei zur Steuerentlastung enthalte auch zukunftsweisende Vorschläge für die Bauern.
    Die Rahmenbedingungen für die Land- und Forstwirtschaft müssten so geändert werden, dass diese Säule der Volkswirtschaft wieder ein starkes Fundament bekomme.
    Nach Jahren großer Einkommensverluste in der Landwirtschaft und des zunehmenden Steuerdrucks auf die Bauern sei es jetzt notwendig, die Existenz der landwirtschaftlichen Familienbetriebe zu sichern, meinte Farnberger.
    Die junge Generation in der SPÖ hat heute ein Fünf-Punkte-Programm gegen sogenannte politische Grauzonen vorgelegt.
    Unter anderem sollen sozialistische Spitzenfunktionäre und ihre nahen Anverwandten ihre Vermögensverhältnisse und wirtschaftliche Tätigkeiten offenlegen.
    Außerdem tritt die junge Generation in der SPÖ gegen die Ämter-Kumulierung auf.
    Die Bundesvorsitzende der jungen Generation, Maria Berger, sagte dazu, die Causa Androsch sei sicher auslösendes Moment für dieses Programm gewesen.
    Insgesamt gehe es darüber hinaus, aber grundsätzlich um Sauberkeit in der Partei.
    Venezuela.
    Die Verhandlungen zwischen den Entführern eines venezolanischen Verkehrsflugzeuges und den Behörden der niederländischen Karibikinsel Aruba sind unterbrochen worden.
    Die Luftpiraten, die 87 Personen, unter ihnen 21 Frauen und 12 Kinder, in ihrer Gewalt halten, verlangen jetzt ein Lösegeld von umgerechnet fast 90 Millionen Schilling und die Bereitstellung eines Hubschraubers zur freien Ausreise.
    Eine Übergabe von Waffen an die Luftpiraten lehnte die Regierung in Caracas bereits ab.
    Die Verkehrsmaschine war gestern entführt worden und dann auf Aruba gelandet.
    Schweiz.
    Etwa 75 bis 100 Millionen Kinder und Jugendliche werden nach Angaben der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf, weltweit illegal zur Arbeit gezwungen.
    ILO-Generaldirektor Francis Blanchard meinte, die Kinderarbeit sei eines der größten Übel der Gegenwart.
    Es werde Jahre dauern, ehe dieses Problem gemildert werden könne.
    Am stärksten ist die Kinderarbeit in den Entwicklungsländern verbreitet.
    Frankreich, Jugoslawien.
    Waldbrände in Süd- und Mittelfrankreich haben am vergangenen Wochenende mehr als 1600 Hektar Baum- und Buschbestand vernichtet.
    Die Feuer dürften gelegt worden sein.
    Auch an der jugoslawischen Adria-Küste ist es zu größeren Waldbränden gekommen.
    Die Wetteraussichten für ganz Österreich bis heute Abend.
    Sonnig.
    Nachmittagstemperaturen 24 bis 31 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tauziehen der Supermächte um Weltraumgespräche in Wien
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Wien
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nach Tod des "Vaters der Meinungsforschung" George Gallup: Stellenwert dieses Forschungsgebietes
    Interview: Leiter des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS Andreas Kirschhofer
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Kirschhofer, Andreas [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Gesellschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Steuerakt Hannes Androsch
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von Maria Berger von der Jungen Generation in der SPÖ zu politischer Moral in der SPÖ
    Einblendung: Bundesvorsitzende der Jungen Generation in der SPÖ Maria Berger
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Berger, Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bauernforderung zum Waldsterben
    Interview: ÖVP-Bauernbunddirektor Farnberger
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Farnberger, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sport: Olympische Spiele - Zusammenfassung des ersten Tages
    Interview: Schwimmer Thomas Böhm
    Mitwirkende: Böhm, Thomas [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Los Angeles
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz zu "Jedermann-Gesprächen"
    Interview: Schauspieler Klaus Maria Brandauer
    Mitwirkende: Stronegger, Siegbert [Gestaltung] , Brandauer, Klaus Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Antike Tragögien: einmal anders (in Gibellina auf Sizilien)
    Mitwirkende: Polaczek, Dietmar [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Gibellina [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.07.30
    Spieldauer 00:59:24
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840730_k02
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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