Mittagsjournal 1984.08.20

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Mahlzeit und Grüß Gott meine Damen und Herren.
    Beim Mittagschanal einer Stunde Information begrüßt Sie im Namen des aktuellen Dienstes Reinhold Henke.
    Im Mittagschanal gibt es heute vorwiegend Berichte aus dem Ausland.
    Die österreichische Innenpolitik ist kaum vorhanden.
    Im Fall Andrusch gibt es zunächst auch keine neuen Wendungen oder Aussagen.
    Finanzminister Herbert Salcher, der am frühen Nachmittag aus Hongkong kommend in Wien hätte landen sollen,
    weil er will auch keinerlei Aussagen zum Thema machen.
    Wie sehr Salcher sich einem Gespräch entziehen will, zeigt auch die Tatsache, dass er nicht von Frankfurt aus nach Wien geflogen ist, sondern per Auto nach Tirol von Frankfurt gefahren ist.
    Im Fall Androsch weiß man auch nicht, ob die Staatsanwaltschaft Vorerhebungen vor Untersuchungen oder gar nichts beantragen wird.
    Das ist also noch nicht heraus, da gibt es nur zurzeit verschiedene Andeutungen.
    und Gerüchte.
    Also Ausland.
    In der Frage der deutsch-deutschen Beziehungen und des bevorstehenden Besuchs des DDR-Staatschefs Erich Honecker in Bonn gibt es weiterhin eine Welle von Attacken seitens des Ostblocks.
    Dazu ist heute ein Interview mit Erich Honecker in einigen DDR-Zeitungen erschienen.
    Polen spricht von der Gefahr des großgermanischen Expansionismus und greift damit auch den eigenen Bündnispartner DDR an.
    Und die Sowjets machen in ihrer Querschusspropaganda ohnehin weiter.
    In der heutigen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel veröffentlicht der Wissenschaftler und Solidaritätsberater Jan Lipski einen Essay über das Verhältnis der Polen zur gesamtdeutschen Frage.
    Auf den Philippinen jährt sich morgen der erste Jahrestag der Ermordung des Oppositionspolitikers Benigno Aquino.
    Seit Wochen kommt es zu Demonstrationen.
    Morgen wird der Höhepunkt mit 500.000 Menschen erwartet.
    In Wien ist nun doch die UNIDO-Konferenz für Entwicklungspolitik zu Ende gegangen, allerdings mit vielen Unstimmigkeiten und auch etlichen Problemen.
    Und dank Kultur im Mittagsschnalder bringen wir ein ausführliches Interview mit Friedrich Gulder und dann noch einen Abschlussbericht der Filmfestspiele von Lokal und Nord.
    Das ist unser heutiges Programm bis 13 Uhr.
    Wir beginnen wie immer mit dem Meldungsteil.
    Nachrichtenredakteur ist heute Edgar Theider und der Sprecher heißt Peter Fichner.
    USA.
    Am Nachmittag beginnt in Dallas im Bundesstaat Texas der 33.
    Wahlparteitag der Republikaner.
    Es gilt als sicher, dass die mehr als 2000 Delegierten Präsident Reagan am kommenden Mittwoch mit großer Mehrheit zum Kandidaten für eine Wiederwahl am 6.
    November nominieren werden.
    Auch an der Bestätigung des amtierenden Vizepräsidenten George Bush wird nicht gezweifelt.
    Es wurden keine Gegenkandidaten für Reagan und Bush aufgestellt.
    Der Traditionsgemäß wird Reagan erst am Donnerstag, einen Tag nach seiner voraussichtlichen Nominierung, sein politisches Programm für die kommenden vier Jahre verkünden.
    Die Polizei hat für den Parteitag umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.
    Es wurden bereits zahlreiche Demonstrationen gegen die Politik des Präsidenten angekündigt.
    Präsident Reagan hat betont, er wolle keinesfalls ein neues Getreideembargo gegen die Sowjetunion verhängen.
    Wörtlich meinte der Präsident, dass von seinem Vorgänger Jimmy Carter nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan angeordnete Embargo sei hirnverbrannt und unfair gewesen.
    Die beabsichtigte Vergeltung habe die amerikanischen Pharma härter getroffen als die Sowjetunion.
    Nach Angaben Regens hat Moskau seit Aufhebung des Embargos im Oktober des Vorjahres in den USA 20 Millionen Tonnen Getreide gekauft.
    Österreich
    Die vierte Konferenz der UNIDO, der UNO-Organisation für Industrielle Entwicklung, ist heute Nacht in Wien ohne Einigung auf ein Schlussdokument beendet worden.
    Die Vereinigten Staaten lehnten als einziger Teilnehmer das Kommuniqué ab.
    Zwölf Staaten, unter ihnen auch die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien, enthielten sich der Stimme.
    Für das Papier entschieden sich die Entwicklungsländer und die Delegierten des Ostblocks.
    Unüberbrückbare Gegensätze gab es vor allem bei der Frage der Finanzierung von industriellen Entwicklungsprojekten.
    Außerdem kam es auch in der letzten Sitzung zu heftigen Auseinandersetzungen über Resolutionen, die sich mit dem Palästina-Problem und mit dem Krieg am Persischen Golf befassten.
    Die für 17 Tage angesetzte Konferenz hätte bereits am Samstag abgeschlossen werden sollen.
    Sie wurde aber wegen der anhaltenden Differenzen verlängert.
    In einer Abschlusspressekonferenz betonte der UNIDO-Exekutivdirektor Rahman Khani, die Konferenz sei kein Misserfolg gewesen.
    Immerhin sei dies die einzige Nord-Süd-Veranstaltung des heurigen Jahres gewesen, meinte Khani.
    In Schloss Glessheim bei Salzburg hat am Vormittag das 27.
    Internationale Diplomatenseminar zum Thema Der Beitrag kleinerer Staaten zum Weltfrieden begonnen.
    Außenminister Erwin Lanz betonte in seiner Eröffnungsrede die politische Bedeutung der kleineren Länder angesichts eines Verfalls der internationalen Zusammenarbeit.
    Lanz sagte, die Hoffnungen auf die sogenannten Globalverhandlungen seien verwelkt, die Erwartungen in die Abrüstungsgespräche hätten zurückgesteckt werden müssen.
    Vorherrschen sei, so Lanz wörtlich, der unkonstruktive Pessimismus, der das Merkmal der Konservativen sei.
    Kleinere Staaten hätten in dieser Welt ein ureigenes Interesse an der Einhaltung internationaler Abkommen, da sie die Gestaltung der Welt nicht mit militärischen oder wirtschaftlichen Mitteln beeinflussen können.
    Der Versuch, die schlimmsten Folgen der zunehmenden Ost-West-Spannungen abzuwenden, gehe in Mitteleuropa von den kleinen Staaten aus, meinte der Außenminister.
    Eines der größten Manöver des österreichischen Bundesheeres in diesem Jahr beginnt heute im Innenviertel.
    Einheiten aus nahezu allen Bundesländern nehmen teil.
    Aufgeboten werden mehr als 5.000 Mann und 800 Fahrzeuge.
    Das Manöver wird bis einschließlich Freitag dauern.
    Dabei sollen ein Sicherheitseinsatz an der Staatsgrenze, die Verteidigung eines sogenannten Schlüsselraums und ein Gegenangriff geübt werden.
    Nahe Osten.
    Ägypten ist entschlossen, Schiffe zu kontrollieren, die den Suezkanal passieren wollen.
    Der ägyptische Außenminister Ahmed Megid sagt in einem Zeitschrifteninterview, Kairo werde die Schifffahrt notfalls einstellen, um seine Gewässer im Roten Meer und im Golf von Suez vor Minen zu schützen.
    Megid bestätigte den Verdacht seiner Regierung, Libyen sei an der Verminung beteiligt.
    Nach Angaben aus Kairo durchsuchen seit mehreren Tagen sowjetische Räumboote das Rote Meer bei Südjemen.
    Weitere zwei sowjetische Schiffe sind zurzeit ebenfalls in Richtung Südjemen unterwegs.
    Die sowjetische Botschaft in Kairo hat den ägyptischen Behörden mitgeteilt, sie befänden sich auf der Fahrt in den Indischen Ozean.
    Unterdessen ist gestern im Roten Meer die Minensuchaktion einer multinationalen Flotte angelaufen.
    Beteiligt sind unter anderem die USA, Frankreich und Großbritannien.
    Durch Treibminen unbekannter Herkunft sind seit Juli mindestens 19 Schiffe beschädigt worden.
    In den südöstlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es wieder zu Artilleriegefechten zwischen Einheiten der Armee und drussischen Milizen gekommen.
    Nach Rundfunkmeldungen schlugen dabei Granaten in den Präsidentenpalast ein.
    Das Gebäude wurde erheblich beschädigt.
    Staatspräsident Amin Shmayel war zu diesem Zeitpunkt nicht in seinem Amtssitz, sondern etwa 20 Kilometer nördlich davon in der Sommerresidenz.
    Im Westen Beiruts wurde gestern der Militärattaché der griechischen Botschaft angeschossen.
    Die Polizei nahm zwei Männer fest.
    Sie hatten offenbar das Fahrzeug des Diplomaten stehlen wollen.
    Für Mittwoch ist eine Sitzung der libanesischen Regierung geplant.
    Dabei soll das umstrittene Dokument unterzeichnet werden, nachdem der erste Teil des Befriedungsplanes für die Schufberge verwirklicht wird.
    Polen.
    Der aus der Haft entlassene Bürgerrechtskämpfer Jacek Kuron hat sich gestern zum ersten Mal seit seiner Freilassung wieder an die Öffentlichkeit gewandt.
    Kuron sagte nach einem Gottesdienst, er fürchte eine Spaltung der polnischen Gesellschaft.
    Zugleich warnte er die Opposition davor im Bemühen, um eine gesellschaftliche Reform den Gedankengängen der Kommunisten zu folgen.
    Sollte die Opposition dies tun, so könnte sie rasch dort enden, wo die Kommunisten heute seien, meinte Kuron.
    Italien.
    Amerikanische und sowjetische Wissenschaftler beraten zurzeit bei einem internationalen Kongress in der sizilianischen Stadt Erice über die Folgen eines Atomkriegs.
    Zu Beginn des viertägigen Treffens unterstrich der Gastgeber der Konferenz, Antonio Zicchicchi, die Konsequenzen eines weltweiten Nuklearkriegs würden weitaus schlimmer sein, als man noch vor drei oder vier Jahren gedacht habe.
    In diesem Zusammenhang erwähnte der Wissenschaftler vor allem die klimatischen Veränderungen, die sich nach einer Serie von Atomexplosionen ergeben würden.
    Tsikiki erklärte, die Wissenschaftler der Supermächte müssten durch intelligente Argumente davon überzeugt werden, dass nur Frieden die Zukunft der Menschheit garantieren könne.
    Österreich.
    Ein neu entwickeltes Gerät soll den Autofahrern künftig das Einparken erleichtern.
    Die VÖST Alpine will in Kürze im Werk Enger-Witzdorf ein entsprechendes Produkt mit der Bezeichnung Parkmaster erzeugen.
    Es wird aus zwei an den hinteren Stoßstangen montierten Ultraschallgebern bestehen, die mit Hilfe von Sensoren dem Lenker am Armaturenbrett optisch und akustisch anzeigen, wie weit die Stoßstange noch von dem dahinter stehenden Auto oder vom seitlichen Randstein entfernt ist.
    Der Parkmaster soll sowohl direkt an die Konsumenten als auch an große Autofirmen verkauft werden, die das Gerät in die Erstausrüstung der Fahrzeuge aufnehmen könnten.
    Der genaue Preis ist noch nicht bekannt.
    Das Wetter.
    Das ausgedehnte Hoch über Mittel- und Westeuropa bestimmt auch heute und in den nächsten Tagen das Wetter im Alpenraum.
    Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden teilweise stärker bewölkt, sonst vielfach heiter.
    Im Tagesverlauf im Norden und Osten regional auch wolkig.
    Schwache Winde, Nachmittagstemperaturen 21 bis 25 Grad.
    Aussichten für morgen.
    Am Morgen stellenweise früh Dunst und Nebel, tagsüber allgemein heiteres Wetter.
    Schwache Winde.
    Frühtemperaturen 6 bis 13 Grad, Tageshöchstwerte 23 bis 27 Grad.
    Eine Vorschau bis Freitag.
    Anhaltendes Hochdruckwetter.
    Ab Freitag im Westen beginnender Störungseinfluss.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien heiter 20 Grad, Eisenstadt heiter 20 Grad, Linz heiter 20 Grad und Ostwind mit 15 Kilometern in der Stunde.
    Salzburg heiter 20, Innsbruck heiter 19, Bregenz heiter 19, Graz heiter 19 und Klagenfurt ebenfalls heiter 19 Grad.
    Also in ganz Österreich ist es heute Mittag schön 12 und 11 Minuten ist es hier an das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    In der Frage der deutsch-deutschen Beziehungen gibt es seit Wochen mehr oder weniger versteckte heftige Attacken der Sowjets gegenüber der Bundesrepublik Deutschland, aber auch gegenüber den Vereinigten Staaten.
    Hinter der neuesten Welle der Ostburg-Angriffe stehen der geplante Besuch des ostdeutschen Staats- und Parteichefs Erich Honecker in Bonn und die damit zusammenhängenden, ohnehin nur sehr zarten, Annäherungen zwischen beiden deutschen Staaten.
    Der deutsche Bundespräsident Weizsäcker betonte am Wochenende in einem Interview neuerlich den Willen zur Entspannung in den deutsch-deutschen Beziehungen.
    Die Verhandlungen, sagte er, seien schwierig, aber es gebe bereits einen fühlbaren Fortschritt.
    Vor Tagen haben die Amerikaner ihrerseits auf das sogenannte Yalta-Abkommen Bezug genommen und sich geweigert, das Abkommen als eine Teilung Europas in verschiedene Einflussbereiche anzuerkennen.
    Was immer in diesen Tagen nun über das deutsch-deutsche Verhältnis gesagt wird, führt unweigerlich zu heftigsten Reaktionen des Ostens.
    Die sowjetische Presse meinte gestern, der Revanchismus treibe in der Bundesrepublik neue Blüten und der antikommunistische Kreuzzug Regens wirke wie Hefe in der Bundesrepublik Deutschland.
    In der DDR beziehungsweise in den Zeitungen der DDR sind heute Interviews mit DDR-Staatschefs Erich Honecker zu dieser Frage erschienen.
    Markus Später berichtet.
    Primitiver Antikommunismus in der Bundesrepublik sei der Nährboden für die Wiederbelebung des Revanchismus.
    So stand es am Wochenende in der Moskauer Parteizeitung Pravda.
    Und der Kommentar in diesem Blatt gipfelt in der Aussage, dass Äußerungen über das Recht der Deutschen auf Selbstbestimmung eigentlich meinten, die DDR sei der Bundesrepublik einzuverleiben und der sozialistische deutsche Staat sei zu vernichten.
    Dies also scheint die Lesart Moskaus zur intensiven Diskussion der deutsch-deutschen Fragen, die in beiden deutschen Staaten geführt wird, zu sein.
    Die Experten sind sich nicht einig, was denn dieses publizistische Sperrfeuer aus Moskau wirklich zu bedeuten hat.
    Sind es massive Störversuche gegen zu enge und weitgehende Beziehungen zwischen Bonn und Ostberlin?
    Oder ist es eine mit der DDR abgesprochene Vorbereitung für den geplanten Honecker-Besuch im Westen Deutschlands?
    Durch die Verstärkung des Drucksaufbaus könnten immerhin Konzessionen der Bundesrepublik leichter erreicht werden.
    Einigen Aufschluss über das, was die DDR und wahrscheinlich auch die Sowjetunion mit dem neuen deutsch-deutschen Dialog erreichen wollen, gibt möglicherweise das Interview des Staats- und Parteichef Honecker an diesem Wochenende in mehreren CDU-Zeitungen erschienen ist.
    In diesem Interview stimmt auch Honecker in den östlichen Chor, der das Lied vom westdeutschen Revanchismus singt, mit ein.
    Er tat das aber nicht sehr laut, nicht sehr ausführlich und nicht sehr konkret.
    Er sprach ganz allgemein von einflussreichen Kräften und von Ultras, die an einer Verschärfung der Situation interessiert seien.
    Den weitaus größeren Teil seiner Ausführungen widmete Honecker dem Dialog zwischen beiden deutschen Staaten.
    Kernstück seiner Ausführungen ist der Gedanke, die Verschärfung der internationalen Lage gebiete es, das Streben nach friedlicher Koexistenz zu verstärken.
    Dazu gebe es keine vernünftige Alternative.
    Es sei besser, zehnmal zu verhandeln, als einmal zu schießen", sagte Honecker.
    Und die DDR werde auch künftig den Dialog mit den politischen Verantwortlichen in der Bundesrepublik fortsetzen und mit allen zusammenarbeiten, die den Realitäten Rechnung tragen und sich von Vernunft und gutem Willen leiten lassen.
    Soweit Erich Honecker wörtlich.
    Seine bevorstehende Reise in die Bundesrepublik, mit der nach wie vor festgerechnet wird, erwähnte der Staatsratsvorsitzende nicht direkt.
    Er sagte lediglich, im Interesse des Dialogs müsse man auch mit Politikern der anderen Seite sprechen.
    Aus diesem Honecker-Interview kann auch auf die von ihm gewünschte Themenliste seines Besuchs im Westen geschlossen werden.
    Er erwähnt nämlich ausdrücklich alte DDR-Forderungen, deren Erfüllung zur Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten notwendig sei.
    Er erwähnt die Regelung der Elbgrenze, die uneingeschränkte Respektierung der Staatsbürgerschaft der DDR oder die Umwandlung der ständigen Vertretungen in Bonn und Ostberlin in Botschaften.
    Und über alles stellt er als die alles überragende Frage die Sicherung des Friedens.
    Beide deutsche Staaten, so meint Honecker, seien da in einer Verantwortungsgemeinschaft.
    Und sie müssten aktiv für eine Verbesserung der internationalen Lage in Europa eintreten.
    Damit beilt Honecker vermutlich eine gemeinsame deutsch-deutsche Initiative für ein ost-westliches Gewaltverzichtsabkommen an.
    Von westdeutscher Seite sind die Honecker-Erklärungen mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden.
    Die Revanchismus-Vorwürfe haben Bonn verstimmt, wobei man sich nicht ganz klar ist, wie ernst sie wirklich gemeint sind.
    Die Angebote zur Fortführung des Dialogs sind sehr positiv bewertet worden.
    Und man rechnet hier in Bonn auf jeden Fall mit dem Besuch Honeckers in der Bundesrepublik.
    Und man erwartet hier auch, dass er Positives mitbringen wird.
    Das heißt, man rechnet mit weiteren Erleichterungen im deutsch-deutschen Grenzverkehr und mit konkreten Verhandlungen, etwa im Umweltschutzbereich.
    Doch eines scheint das Honecker-Interview und das ganze Revanchismus-Getrommel aus dem Osten auch klar zu machen.
    Die DDR erwartet Gegenleistungen und wie es scheint, will sie diesmal keine finanziellen Gegenleistungen, sondern vermutlich politische.
    Dahinter dürfte der Wille Moskaus stehen.
    Und wie viel Spielraum Honecker wirklich hat, wird sein Besuch in der Bundesrepublik wohl zeigen.
    Was den Besuch Honeckers in Bonn anlangt, teilt sich also zur Zeit der Osten in zwei Lager.
    Der Kreml versucht die Gesprächsbasis beider deutscher Staaten zu torpedieren.
    Ungarn und Rumänien zeigen allerdings versteckte Sympathie für den Honecker-Besuch.
    Die Polen wiederum warnten kürzlich vor einem großgermanischen Expansionismus.
    Also relativ scharfe Aussagen Polens gegenüber der Bundesrepublik, aber auch gegenüber den eigenen Bündnispartner Ostdeutschland.
    Ulrich Baumgarten dazu aus Warschau.
    Führende polnische Regierungskreise legen seit einiger Zeit Beunruhigung an den Tag über das Ausmaß der deutsch-deutschen Bemühungen um Annäherung.
    Schon seit vielen Jahren dient die Warschauer Reaktion jeweils als empfindliches Barometer, wenn es zwischen Bonn und Moskau anscheinend zu weitergehenden Vertrautheiten kommt.
    Immer dann nämlich beginnt in Warschau wieder das Stichwort vom polnischen Rapallo-Komplex die Runde zu machen.
    Gänzlich neu ist jedoch nun, dass polnisches Misstrauen diesmal nicht durch diskrete Kontakte auf der Linie Bonn-Moskau geweckt wird, sondern vielmehr durch die Versuche der beiden deutschen Staaten, zu einem besseren gegenseitigen Verhältnis zu gelangen.
    Die polnische Führung hatte sich dazu ausgeschwiegen, bis zum 21.
    Juli
    Ob schon die Vorgespräche über einen Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in der Bundesrepublik seit Monaten ein in der europäischen Öffentlichkeit heftig diskutiertes Thema waren.
    Aber Warschau ließ dazu offiziell lange Zeit kein Wort verlauten.
    Nur hinter den Kulissen der polnischen Szene waren von Zeit zu Zeit halblaute Bemerkungen des Mistbehagens darüber zu vernehmen, dass die DDR Erich Honeckers sich nun anschicke, Polens Platz als Vorzugspartner Bonds im Osten einzunehmen.
    Übrigens stimmt diese Perspektive nur zum Teil.
    Der handels- und wirtschaftspolitische Vorzugspartner Bonds ist die DDR seit eh und je gewesen.
    Das beweisen allein die Umsatzzahlen im deutsch-deutschen Warenaustausch.
    Warschau dagegen war der bevorzugte östliche Gesprächspartner der sozialdemokratisch geführten Bundesregierungen in Bonn in Sachen Entspannung und Sicherheit in Europa, solange an der Spitze der polnischen Politik mit Edward Gerek ein Mann stand, der die Zusammenarbeit innerhalb Gesamteuropas, die Überwindung der politischen Spaltung Europas durch die Schaffung eines dichten Netzes von vielseitigen Verpflichtungen zum Angelpunkt seiner Außenpolitik gemacht hatte.
    Edward Gehrig ist gescheitert und verschwunden.
    Der Nachfolger, General Jaruzelski, hat sich in eine drückende finanzielle Abhängigkeit auch von Moskau begeben müssen, um einen Rest von innerer Bewegungsfreiheit für Polen zu retten.
    Hier dürfte die Erklärung liegen für seine Rede vor dem polnischen Parlament, dem SEM, vom 21.
    Juli, in der er die angeblich erneut drohende Gefahr eines großgermanischen Expansionismus an die Wand malte.
    Diese Bemerkung schlug wie eine Bombe ein.
    Nicht, weil sie so zutreffend war, sondern weil sie so an den Haaren herbeigezogen wirkte.
    Dass Warschau daran selbst kaum glaubt, bestätigte vor Tagen Regierungssprecher Jerzy Urban, als er sagte, Polen habe volles Vertrauen zur Regierung der DDR.
    Es gehe nur um die revanchistischen Tendenzen in der Bundesrepublik.
    Mit anderen Worten, es geht in erster Linie um die Propaganda Moskaus.
    Echte Befürchtungen dagegen dürften sich in Warschau erst dann einstellen, sollte sich eines Tages der Griff der Sowjets um die DDR lockern.
    Darauf deutet jedoch absolut nichts hin.
    Das war ein Bericht aus Warschau.
    Der polnische Literaturwissenschaftler und frühere Berater der Gewerkschaft Solidarność Jan Józef Lipski hat in der heutigen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel einen bemerkenswerten Essay über die polnische Sensibilität gegenüber allem, was deutsch ist, geschrieben.
    Vom polnischen Trauma von der Grenzziehung angefangen bis zu den jüngsten zarten Bemühungen einer besseren deutsch-deutschen Verständigung.
    Lipski ist 58 Jahre alt, also ein unmittelbarer Zeuge der jüngeren polnischen Geschichte.
    Er gehörte zu den Hauptangeklagten des abgesetzten Prozesses gegen die Führungsmitglieder des KOR, des Komitees für gesellschaftliche Selbstverteidigung.
    Wie sehr die Polen die Deutschlandpolitik fürchten, beschreibt Lipski im Spiegel-Essay, aus dem Roland Machaczki nun einige Auszüge bringt.
    Es gibt ein zuverlässiges Barometer, mit dem man in Polen die jeweils von Regierung und Partei empfundene Notwendigkeit eines authentischen Kontakts mit der Bevölkerung messen kann.
    So beginnt der Regimekritiker Lipski seinen Essay für das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel und setzt dann fort.
    Die Skala dieses Barometers bilden Zahl und Maß der Attacken in Presse, Funk und Fernsehen gegen revisionistische Tendenzen in der Bundesrepublik Deutschland.
    Revisionismus ist hier selbstverständlich als Streben nach einer Revision der Oder-Neiße-Grenze zu verstehen.
    Es ist ein unpräzises Barometer.
    Sein Funktionieren kann beispielsweise durch die Erwartung deutscher Kredite gestört werden, während ein sachlicher Zusammenhang mit dem Auftreten der kritisierten Tendenzen in Deutschland kaum zu erkennen ist.
    Jan Józef Lipski bezeichnet das deutsche Thema als Mittel der Innenpolitik in der Praxis der polnischen Propaganda.
    Vor dem Hintergrund der deutschen Gräueltaten in Polen zwischen 1939 und 1945 falle es leicht, Ressentiments und Phobien zu manipulieren.
    Befürchtungen, Tendenzen in der Bundesrepublik Deutschland auf Rückforderung von Gebieten könnten reale Gestalt annehmen, würden von den polnischen Medien geschickt gesteuert.
    Viele Polen wissen heute oder verstehen, dass das Potsdamer Abkommen, das zur Aussiedlung der Deutschen aus den Oder-Neiße-Gebieten und zur Ansiedlung der aus dem östlichen Teil ihres Landes stammenden Polen in diesen Gebieten führte, sein Janusantlitz hat.
    Das Problem für die Polen war, einen Raum zu finden, in dem Millionen ihrer Landsleute, denen ihre engere Heimat und ihr Heim genommen worden waren, weiterleben konnten.
    Für Stalin war dies ein verlässliches Mittel, Polen für immer an Moskau zu ketten.
    Seither eröffnet jeglicher Ungehorsam der Polen mannigfaltige Perspektiven.
    Von einer sowjetischen Intervention über die Vision eines Polen, das Auge in Auge einem auf Änderung der bestehenden Staatsgrenzen zielenden Deutschland gegenüberstehen könnte, bis hin zu einer Wiederholung der Teilung an Polens, den berüchtigten Ribbentrop-Molotow-Pakt von 1939 inbegriffen.
    Es muss gesagt werden, dass für die Polen das Problem der Gebiete östlich von Oder und Neiße, die vor 1945 zum Dritten Reich gehörten, keineswegs leicht und einfach ist.
    Die Wurzel des Übels ist nach Jan Józef Lipski der deutsch-sowjetische Vertrag, den Hitler und Stalin unmittelbar vor dem Überfall Deutschlands auf Polen schlossen und der Polen durch Aufteilung zwischen den beiden totalitären Mächten von der Landkarte Europas verschwinden lassen sollte.
    Die Folgen dieses Vertrags dauern bis heute an.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Millionen von Polen aus den östlichen Gebieten ihrer Vorkriegsrepublik vor die Wahl gestellt, in der furchterregenden Sowjetunion zu bleiben oder in dem in seinen neuen Grenzen entstehenden Polen zu leben, von dem notabene nicht alle damals schon wussten, dass es lediglich ein Protektorat sein wird.
    Die Entscheidung über diese neuen Grenzen wurde übrigens von den Großmächten ohne Polens Teilnahme getroffen, obgleich mit polnischer Zustimmung.
    Damals wurde die Aussiedlung der Deutschen aus diesen Gebieten beschlossen und in Polen von einer Propaganda begleitet, die den neuen Stand der Dinge mit historischen und ethnischen Argumenten allgemein von zweifelhaftem Wert zu begründen versuchte.
    Denn von wesentlicher Bedeutung konnte nur ein Argument sein.
    Wenn Polen von zwei Banditen, Hitler und Stalin, überfallen worden war, scheint die These, nach der die Überfallenen sämtliche Kosten des Überfalls zu zahlen haben, nicht richtig zu sein.
    Das Problem wurde auf Kosten der Deutschen gelöst, die bis 1945 in den Gebieten östlich der Oder und Neiße gelebt hatten.
    Nur wenigen Polen ist bewusst, dass diesen Menschen Unrecht, da Vertreibung aus dem Vaterhaus immer Unrecht ist, getan wurde.
    Unabhängig davon, wie groß der jeweilige Grad ihrer Schuld war.
    Lipski erinnert daran, dass nicht alle 1945 ausgesiedelten Deutschen an der Vernichtung von Polen oder Juden beteiligt waren und lehnt den Grundsatz der historischen Kollektivverantwortung als strafmoralisches Prinzip ab.
    So wie viele Polen von Rückkehr nach Vilna oder Lemberg träumten, heute in sowjetischem Besitz, so sehnten sich Deutsche nach Breslau oder Stettin.
    Aber auch in der vierten Generation der in den ehemals deutschen Gebieten angesiedelten Polen sei aus der Geschichte und Tradition heraus die Angst lebendig.
    So oft die Polen nur davon zu träumen, beginnen die Jalterlast abzuwerfen, werden sie an die deutsche Gefahr Antiportas erinnert.
    Daran arbeiten Dutzende hochqualifizierter Wissenschaftler und Publizisten.
    Und gerade hier ist, auf der Basis von Erinnerung und Angst, eine eigentümliche nationale Verständigung oder vielmehr deren Teilersatz möglich.
    So oft also die kommunistische Macht in Polen sich nicht stark genug fühlt, die Staatsbürger völlig ignorieren zu können, sobald sie die Notwendigkeit verspürt, nach einer
    sei es auch nur begrenzten Gemeinsamkeit zu suchen, wird das Land von einer breiten Propagandawelle zum Thema deutsche Gefahr überflutet.
    Äußerungen deutscher Politiker und Publizisten, die sich immer auftreiben lassen, tragen dann zur Beunruhigung bei, meint Jan-Josef Lipski.
    Ebenso wie Stimmen aus Deutschland, die in Sorge um den Frieden in Europa die Polen zur Ordnung aufrufen.
    Für Lipski gleichbedeutend mit einem Sich-Abfinden mit ihrer Versklavung für alle Ewigkeiten.
    Das Deutschlandbild der Polen sei vieldeutig.
    Einerseits die Erinnerung an die Besatzungszeit mit ihrem durch Propaganda gefestigten Bild eines feindlichen und gefährlichen Landes und andererseits das Bild eines gut regierten, demokratischen Staates.
    Jan Josef Lipski dann in seinem Essay für den Spiegel abschließend.
    Die jüngere Generation hegt viel wenigere Sentiments und Befürchtungen als die ältere.
    Die Jüngeren sind sich nicht sicher, ob sie dem Fernsehen glauben sollen, das ihnen stets mit den Deutschen droht und von dem sie wissen, dass es fast immer lügt.
    Konkreter fürchten sie heute die Russen und die sowjetischen Panzer.
    Sie wissen, dass in den schwersten Momenten der Krise und des Kriegszustandes in ihrem Lande niemand außer den im Westen lebenden Polen ihnen so große Hilfe leistete wie die Deutschen.
    Es genügen aber einige neues, unheilverheißende Äußerungen in Westdeutschland, einige geschickte Sendungen und Artikel in der kommunistischen Presse Polens,
    um schon wieder verderben zu lassen, was erst kaum zu keimen begonnen hat.
    Es kehren die Angst, die Erinnerungen an die deutschen Exekutionskommandos von vor 40 Jahren zurück, das Gefühl der Bedrohung und der Notwendigkeit, sich verteidigen zu müssen.
    Die Erfolge der Manipulanten, der polnischen Propaganda, die uns an den Kreml ankettet, oder im Gegenteil ihre Misserfolge, hängen insofern zu einem großen Teil von den Deutschen ab.
    Das waren Auszüge aus einem Spiegel-Essay, im heutigen Spiegel, das Jan Józef Lipski, ein polnischer Literaturwissenschaftler und ehemaliger Berater der Solidarność, geschrieben hat.
    12 Uhr und 28 Minuten ist es nun, zwei Minuten vor halb eins.
    Zeit für einen kurzen Überblick, was wir noch Ihnen berichten werden aus dem Ausland.
    Kommt noch ein Beitrag aus den Philippinen.
    über die Demonstrationen anlässlich des Jahrestages der Ermordung des Oppositions-Politikers Benigno Aquino.
    Aus Wien berichten wir über den Abschluss der UNIDO-Konferenz für Entwicklungspolitik und dann gibt es natürlich die Kultur im Mittagsschanal.
    Das hören Sie schon im Hintergrund.
    Wer kann das wohl sein?
    Friedrich Gulder.
    Ping-Pong heißt die Nummer.
    Wir bringen Ihnen ein ausführliches Gespräch mit dem Pianisten Friedrich Gulder und auch einen zweiten Kulturbeitrag und zwar den Abschlussbericht der Film-Festspiele von Locarno.
    Und wir gehen jetzt weiter um 12.29 Uhr noch mit einem Auslandsbericht.
    In der Hauptstadt der Philippinen, in Manila, wird es morgen wohl zu groß angelegten Demonstrationen kommen.
    Anlass ist der erste Jahrestag der Ermordung des philippinischen Oppositionsführers Benigno Aguino.
    Der Politiker wurde im Vorjahr nach der Rückkehr aus seinem Exil auf dem Flughafen von Manila erschossen.
    Seit damals ist der Verdacht nicht aus der Welt geschafft worden, dass das Militär des Präsidenten Marcos selber die Hand im Spiel gehabt hat.
    Seit einem Jahr kommt es immer wieder zu Demonstrationen gegen Marcos und für die philippinische Opposition.
    Die meisten Demonstrationen wurden mit Gewalt aufgelöst.
    Die Morgige wollte das Militär auch verhindern.
    Überraschenderweise hat aber der oberste Gerichtshof in Manila ein Verbot der Kundgebungen abgewiesen.
    So wird also befürchtet, dass es morgen zu Ausschreitungen kommen wird.
    Unteressen wird auch der Unmut über die regierungsamtliche Darstellung der Ermordung Akinos immer stärker, wonach der Politiker von Kommunisten umgebracht worden sein soll.
    Michael Brauner dazu aus Manila.
    Was immer die Untersuchungskommission in feinen Formulierungen auch ans Tageslicht bringen wird, die meisten Filipinos glauben schon heute nicht daran.
    Der Mord an Aquino hatte sowohl die demokratische als auch radikale Opposition der Philippinen zu verstärkten Aktivitäten aufgestachelt.
    Aquinos Märtyrer-Tod war der zündende Funke zum Widerstand breiter Bevölkerungsteile gegen die Regierung des nun schon bald seit 19 Jahren teils unter Kriegsrecht regierenden Präsidenten Marcos.
    Der Nährboden für die anhaltenden und sich verstärkenden Unruhen auf den Philippinen ist vor allem sozialer und wirtschaftlicher Natur.
    Das Land steckt in seiner schwersten Wirtschaftskrise, die letzten Endes auf Korruption und Inkompetenz zurückzuführen ist.
    Die jüngsten Daten des philippinischen Elends.
    600 Milliarden Schilling Auslandsschulden, 50 Prozent Inflation, 30 Prozent Arbeitslosigkeit.
    schwere Unterernährung bei 20 bis 30 Prozent der Kleinkinder und ein circa 30-prozentiges Anwachsen der kommunistischen Guerillakader.
    Die Frage, ob sich die Philippinern am Rande des Bürgerkrieges befinden, ist eigentlich schon überholt.
    Auf den meisten der mehr als 7000 philippinischen Inseln wird bereits seit langem auf lokaler und regionaler Ebene gekämpft.
    In den letzten Monaten aber sind die Guerillas der kommunistischen Neuen Volksarmee entscheidend stärker geworden.
    Auf immer mehr wichtigen Straßenverbindungen, z.B.
    auf der zuvor von heftigem islamischen Widerstand gezeichneten Südinsel Mindanao, müssen die Regierungssoldaten und Marines ihre nicht mehr länger verteidigbaren Straßensperren räumen.
    Die Entwicklungen auf den Philippinen laufen wie nach dem kleinen Einmaleins für Guerilla- und Volksbefreiungskriege ab.
    Oft als Klischees und Schwarz-Weiß-Denken verharmloste sozioökonomische Missstände,
    treiben mehr und mehr Sympathisanten und auch Aktive auf die Seite der Guerillas, die sich ein Robin-Hood-Image, also den bösen Reichen nehmen und den guten Armen geben, aufbauen.
    Das fällt ihnen umso leichter, als viele Filipinos, vor allem auf dem Land, aus ihrem Individualschicksal heraus so desperat und verzweifelt geworden sind, dass sie letzten Endes zu Mitteln der Gewalt und des bewaffneten Kampfes greifen.
    In der Psychologie der Alltagsrealität fürchten sich viele Menschen weit mehr vor den abends immer betrunkenen und gelegentlich wild in die Luft und manchmal auch auf Menschen schießenden Soldaten als vor den weit disziplinierteren Guerillas.
    Den einfachen und im Prinzip unpolitischen Filipinos mag das maoistische Gerede der Rebellen unverständlich sein.
    Doch wenn der Reis plötzlich dreimal so viel kostet und weit und breit keine Hilfe und nicht einmal Hoffnung in Sicht ist,
    Wenn Kinder an Unterernährung sterben, wenn Söhne als verdächtige, aber meist nicht abgeurteilte Subversive so gefoltert werden, dass ihre Leichen von den Mördern verbrannt werden müssen, um Untersuchungen unmöglich zu machen, dann werden auch geduldige Menschen radikalisiert und militant.
    Nach ihrem Selbstverständnis haben sie ohnehin nichts mehr zu verlieren.
    In den Offizierscasinos der amerikanischen Marine- und Luftwaffenstützpunkte auf den Philippinen, den größten außerhalb der USA,
    üben sich die Amerikaner in Galgenhumor und debattieren, ob sich auf den Philippinen Entwicklungen wie in El Salvador und Vietnam wiederholen könnten.
    US-Politiker in Washington erwägen für ihren wichtigsten ostasiatischen Verbündeten eine Art Marshallplan, der an Konditionen wie mehr Demokratie, verstärkter Rechtsstaat, Sozial- und Gesundheitsleistungen und vor allem Kampf gegen Korruption gebunden sein soll.
    Doch gerade die Korruption, die bis in die höchsten Kreise der philippinischen Gesellschaft und Regierung reicht und die gegenwärtige Krise entscheidend verschärft, ist auch von der Weltmacht USA, deren Bürger, Firmen und Interessen gelegentlich auch davon profitieren, nicht auszutilgen.
    Das Ausmaß der Demonstrationen zum Akino-Jahrestag jedenfalls wird recht deutlich zeigen, wie stark der Unmut der Bevölkerung bereits angewachsen ist und ob es noch einen friedlichen Weg geben kann.
    Das war ein Beitrag von Michael Brauner aus der philippinischen Hauptstadt Manila zu den Demonstrationen anlässlich des Jahrestages der Ermordung des Oppositionspolitikers Aquino.
    Vier Minuten nach halb eins ist es im Mittagschanal und weil vorhin die Musik von Friedrich Gulder leider nicht ganz gut über den Sender gekommen ist, will ich Ihnen noch eine andere Musik gönnen mit dem Titel Zwerge und Giganten, passt auch ganz gut zum Mittagschanal.
    Zwerge und Giganten waren das, wir haben es heute ein bisschen mit der Musik.
    Sie hören im Verlauf des Mittagsschnalls doch noch ausführlich Musik von Friedrich Gulder, von mit Friedrich Gulder nach dem Interview.
    Mit dem Pianisten aber zuerst noch ein ganz anderes Thema.
    Mit eineinhalbtägiger Verlängerung ist in Wien nun die vierte Generalkonferenz der UNIDO, der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung, für viele Teilnehmer aus den Entwicklungsländern mit nur unzureichenden Ergebnissen zu Ende gegangen.
    Anfang des Monats war die UNIDO-Konferenz, die zweite ihrer Art in Wien, in Anwesenheit von UNO-Generalsekretär Pérez de Coelho und Bundespräsident Rudolf Kirchschläger eröffnet worden.
    Kirchschläger erklärte damals anlässlich seiner Begrüßungsansprache, dass diese Konferenz das wahrscheinlich wichtigste Ereignis des Nord-Süd-Dialogs sein werde.
    Die Konferenz finde zu einem Zeitpunkt statt, so Kirchschläger, wo die Folgen der wirtschaftlichen Rezession der letzten Jahre ernst und sichtbar geworden seien.
    Die industrialisierten Länder, merkte der Bundespräsident an, würden stärker als je zuvor seit dem Krieg an den politischen und sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit leiden.
    Die Entwicklungsländer wiederum kämpften mit schweren Schuldenlasten und der Verschlechterung der Handelsbedingungen.
    Der überdimensionale Bevölkerungszuwachs schaffe darüber hinaus zusätzliche Probleme, sagte Kirchschläger.
    Um Problemlösungen, was Entwicklungshilfe, Möglichkeiten der Industrialisierung und Beseitigung von Handelshindernissen betrifft, standen dann auch in den nachfolgenden zwei Wochen im Mittelpunkt der Diskussionen.
    Das Ergebnis dieser UNIDO-Konferenz fasst nun im folgenden Beitrag Michael Kerbler zusammen.
    Nichts könnte die Krise des Nord-Süd-Dialogs besser verdeutlichen als das quasi Scheitern der vierten UNIDO-Generalkonferenz in Wien.
    Denn selbst eine eineinhalbtägige Verlängerung der internationalen Beratungen in der Wiener Hofburg vermochten nicht die scheinbar unüberbrückbaren Divergenzen in Fragen des Protektionismus und vermehrter Finanzhilfe zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu beseitigen.
    So war etwa für die Präambel zum Schlusskommuniqué der Konferenz an nicht weniger als zwölf Textvarianten gefeilt worden, um sie für eine Mehrheit der Delegierten annehmbar zu machen.
    In dem umstrittenen Textteil stellten die Delegierten fest, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Entwicklungsländer nicht zuletzt auf Handelshindernisse, steigende Zinsen für Geldausleihungen und sinkende Investitionen seitens der Industrieländer zurückzuführen seien.
    Dennoch blieb die gewünschte Einigkeit aus, denn die USA stimmten gegen den Text.
    Immerhin zwölf Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz und Kanada, enthielten sich der Stimme.
    Bei den Beratungen in Wien ging es um zwei Problemkörbe.
    Im ersten Korb waren die Beschlüsse der beiden vorangegangenen Generalkonferenzen, der UNIDO in Lima und in Neu-Delhi beinhaltet.
    Im Problemkorb Nummer zwei ging es um internationale und nationale Maßnahmen zur Förderung der Industrialisierung der Entwicklungsländer.
    zum Problemkorb 1.
    Bei den UNIDO-Generalkonferenzen in Lima und Neu Delhi hatte man sich das Ziel gesetzt, den Anteil der Entwicklungsländer an der Weltindustrieproduktion bis zur Jahrtausendwende auf 25 Prozent von 10 Prozent ausgehend anzuheben.
    Da es den Dritten Weltstaaten bis zum vergangenen Jahr nur gelungen war, diesen Anteil auf kaum 12 Prozent zu steigern, sahen sich die Vertreter in den entsprechenden Arbeitskreisen veranlasst, eine Revision der vor knapp zehn Jahren aufgestellten Prognose vorzunehmen.
    Es gilt aber als offenes Geheimnis, dass im Jahr 2000 im günstigsten Fall für die Entwicklungsländer nur ein Anteil von 15 Prozent an der Weltindustrieproduktion erreichbar ist.
    Dennoch ist man schlussendlich von der ursprünglichen Zielsetzung nicht abgegangen.
    Hinter diesem Festhalten an der alten Position mag die Absicht stehen, die westlichen Industrienationen an ihre Mitverantwortung für einen Wirtschaftsaufschwung in den Entwicklungsländern zu erinnern.
    Viele Delegierte aus diesen Dritten Weltländern machten in Gesprächen klar, dass nur ein Wirtschaftsaufschwung durch eine Belebung der Exporte in den reichen Norden möglich ist.
    Und es wurde in diesem Zusammenhang auf Ausführungen des UNCTAD-Generalsekretärs Garmani Correa hingewiesen, der vor einiger Zeit bemerkte, Zitat, Es ist meiner Ansicht nach nicht richtig zu behaupten, die Entwicklung der Dritte Weltländer müsse der wirtschaftlichen Erholung der Industriestaaten nachfolgen.
    Vielleicht war das in der Vergangenheit so.
    Heute müssen alle Probleme gleichzeitig behandelt werden.
    Während die entwickelten Staaten Maßnahmen ergreifen, um aus ihrem Wirtschaftstief zu gelangen, müssen sie gleichzeitig auch die Wirtschaft der Entwicklungsländer beleben.
    Das wird ihre eigene Erholung ebenso wie unseren Entwicklungsprozess fördern."
    Zurück zu den Ergebnissen der UNIDO-Generalkonferenz in Wien.
    Auf der positiven Seite sind 15 mit Mehrheit verabschiedete Resolutionen zu verbuchen, darunter eine, die ein Hilfsprogramm für Afrika beschreibt, mit dem zwischen 1985 und 1990 umgerechnet rund 4 Milliarden Schilling den am wenigsten entwickelten Ländern dieser Region zugeführt werden sollen.
    Weitere Resolutionen, die die Arbeit der UNIDO in den kommenden Jahren bestimmen werden, haben die Eingliederungen der Frauen in den Entwicklungsländern in die industrielle Entwicklung oder Maßnahmen zur besseren Nutzung des Arbeitskräftepotentials dieser Staaten zum Inhalt.
    Obwohl allerdings in wichtigen Punkten kein Konsens der Tagungsteilnehmer hergestellt werden konnte, obwohl es heftige Auseinandersetzungen etwa in der Plenarversammlung heute Nacht über Resolutionen gab, die die Beendigung des Golfkrieges oder die Hilfe für die Palästinenser betrafen, wollte der Exekutivdirektor der UNIDO, Abdelrahman Kane, nicht von einem Misserfolg der Konferenz sprechen.
    Er meinte, dass die Konferenz dagegen bestätigt habe, dass die Industrialisierung der Dritten Welt ein vordringliches Anliegen sei.
    Er zeigte sich zwar von der Ablehnung der Präambel des Schlusskommuniqués durch die USA etwas enttäuscht, meinte jedoch, dass alles in allem genommen der Dialog zwischen dem industrialisierten Norden und den Entwicklungsländern, die überwiegend auf der südlichen Erdhalbkugel liegen, wieder in Gang gekommen sei.
    Das war das Ergebnis der UNIDO-Konferenz in Wien.
    Michael Kerbler fasste diese Konferenz zusammen.
    12 Uhr und 42 Minuten ist es nun.
    Früher als sonst üblich im Mittagsschneu gibt es heute Kulturbeiträge.
    Als Friedrich Gulder und Chick Corea vor zwei Jahren zum ersten Mal gemeinsam auftraten, wurde dieser Austausch von Klassik und Jazz auf zwei Klavieren als Sensation angekündigt.
    Seither haben die beiden Pianisten bereits mehrere Konzerte gegeben, in denen Gulders seine bereits traditionellen Ausflüge in die Improvisation des Jazz, der leicht zwingenden, melodiösen Klassikinterpretation des US-Jazzers Chick Corea gegenüberstellte.
    Im laufenden Jahr gastierten sie dann bereits in Lissabon, Amsterdam, Luxemburg und Berlin.
    In Berlin führten sie übrigens neben eigenen Kompositionen auch ein Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart mit den Berliner Philharmonikern auf.
    Heute Abend sind Friedrich Gulder und Chick Correa im Wiener Konzerthaus zu hören.
    Rüdiger Wischenbart hat mit den beiden Pianisten gesprochen und dann den folgenden Beitrag gestaltet.
    Getroffen haben sich zwei Pianisten, die beide in ihrem ursprünglichen Fach zu den Grenzgängern zählen.
    Friedrich Gulder, international renommierter Interpret von Bach, Beethoven und Mozart, bezieht in seine Konzertprogramme seit langem regelmäßig auch Jazzkompositionen und Improvisationen mit ein.
    Gleichzeitig erkundete er gemeinsam mit Paul und Limpe Fuchs bei Anlässen wie den Ossiacher Musiktagen in den 70er Jahren die Ausdrucksmöglichkeiten freier Musik.
    Chick Corea, elf Jahre jünger als Gulder, machte zuerst in den späten 60er und frühen 70er Jahren auf sich aufmerksam mit sensibel-melodiösen Harmonien, die er dem damals dominierenden Free Jazz gegenüberstellte.
    Korea spielte mit Miles Davis und Gary Burton.
    Aufnahmen wie Return to Forever mit Koreas gleichnamiger Formation eroberten mit herausgekehrter Sinnlichkeit ein neues, überaus breites Publikum für eine Musik, die eine scharfe Trennung zwischen Jazz und Rock nicht mehr zuließ.
    Mit ihrem Zusammenspiel aber betraten beide Interpreten Friedrich Gulder und Chick Corea Neuland.
    Begonnen hat es beim Münchner Musiksommer 1982, erinnert sich Friedrich Gulder.
    Wir haben uns vor zwei Jahren in München getroffen und haben uns ohne viel Federlesen an zwei vorbereitete Klaviere gesetzt.
    Ohne ein Wort zu reden, zunächst mal fünf Stunden miteinander gespielt, unvorbereitet.
    Das war Liebe auf den ersten Blick.
    Aus diesem ersten improvisierten Dialog auf zwei Klavieren entstand eine kontinuierliche Zusammenarbeit.
    Im Frühjahr dieses Jahres erschien erstmals auch eine gemeinsame Aufnahme eines klassischen Stücks.
    Gulder und Correa spielten mit dem Amsterdamer Konzertgebauorchester unter der Leitung von Nikolaus Arnoncourt Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester in S-Dur ein.
    Correa will auch in seine Soloprogramme künftig einzelne Stücke aus dem klassischen Repertoire aufnehmen.
    Bei der Zusammenarbeit mit Friedrich Gulder soll aber weiterhin der freie, von Improvisationen geleitete Dialog im Vordergrund bleiben.
    Eines der gemeinsam vorbereiteten, von Gulder komponierten Stücke trägt auch gleichsam als Motto den Titel Ping Pong.
    Ja, das war eine gemeinsame Idee ursprünglich, dass man hin und her spielt, wie er dieser Titel ausdrückt.
    Dieses Stück besteht also hauptsächlich daraus, dass man einander die Bälle zuwirft, aber dann den Partner über weite Strecken auch allein spielen lässt.
    Daher der Name Ping-Pong, bis er eben den Ball sozusagen wieder zurückspielt.
    Übrigens hatte ich für dieses Stück den Titel Dialog vorgeschlagen und der Titel Ping-Pong, der einen leicht humoristischen Einschlag hat, der kam dann vom Chorea.
    Gulder wie auch Correa bringen ins Zusammenspiel immer wieder Zitate aus der jeweils eigenen Domäne ein, die dann vom Partner aufgenommen und verändert werden.
    Es ist diese Form des musikalischen Austausches, die auch Chick Correa an der Zusammenarbeit mit Gulder fasziniert.
    Wir haben eine Menge Ideen ausgetauscht.
    Gulda kommt aus einer hohen, sehr disziplinierten Schule.
    Doch hat er einen eigenen Weg zum Jazz und zur Improvisation gefunden.
    Ich bin auf ähnliche Weise zum Jazz gelangt.
    Zugleich interessiert mich auch die klassische Musik.
    So entwickelt sich aus dieser Begegnung ein überaus wertvoller Austausch.
    Chick Corea hat, ähnlich wie Gulda, immer an einem Überschreiten der Grenzen im Jazz gearbeitet, fremde Elemente integriert, wie etwa im Album My Spanish Heart, das stark an spanische Volksmusik und Flamenco angelehnt ist.
    Wie steht es seiner Meinung nach heute mit der Offenheit des Jazz?
    Ich denke, dass sich das Jazz in der Mitte der 80er Jahre
    Heute um die Mitte der 80er Jahre ist Jazz nach allen Seiten hin offen.
    Weiter kann es gar nicht mehr gehen.
    Es gibt keine festen Definitionen mehr im Jazz.
    Stattdessen entstehen neue Verbindungen und Synthesen.
    Ich möchte eine improvisierende, spontane, frische Musik machen im Konzerthall.
    In einem ähnlichen Rahmen wie dem der klassischen Musik, aber mit einer anderen Bedeutung.
    Worin sieht nun Chick Corea die Gemeinsamkeit seiner Musik mit der Klassik?
    Wir nennen die klassische Musik klassisch, weil sie dauerhaft ist und immer wieder aufgeführt wird, über Jahrhunderte.
    Dabei hat diese Musik allerdings museale Züge angenommen, gegen die sich sogar die Interpreten der Klassik auflehnen.
    Diese Steifheit der Musik war anfangs nie beabsichtigt.
    Jazzmusiker können nun eine Aufführung sehr gut offen und frei gestalten.
    Ihnen fehlt jedoch die klassische Disziplin.
    So gibt es zwischen
    die ich beim Spielen erreichen möchte.
    Was nun genau heute Abend im Wiener Konzerthaus am Programm steht, ist noch nicht endgültig festgelegt.
    Aus der Zusammenarbeit soll, meint Friedrich Gulder, keine Institution werden.
    Wir machen nicht allzu viel zusammen, denn wir sind zwar sehr befreundet, aber
    Zum Glück sind wir auch nicht verheiratet.
    Das wäre ganz schlecht, denn er ist sein Herr und ich bin mein eigener Herr.
    Und diese Zusammenarbeit beruht auf einer totalen Fallweisen-Freiwilligkeit.
    Um Ihre Frage nach dem Programm zu beantworten, das wissen wir nicht.
    Das Wesen dieser Duo-Konzerte, also ohne Orchester, besteht unter anderem auch darin, dass wir nur eine Waage ausleihen haben, was wir eigentlich zu spielen gedenken.
    Es gibt zwei, drei Stücke, die immer wieder im Repertoire aufscheinen.
    Eins von mir, eins von ihm und noch ein paar andere.
    Aber der eigentliche Konzertablauf entscheidet sich entweder kurz vor dem Auftritt oder überhaupt erst auf der Bühne.
    Hören Sie nach Friedrich Gulders Ping-Pong nun noch einen Ausschnitt aus einer von Chick Corea angeregten Fantasie für zwei Klaviere.
    Das war's.
    ♪ Ruhige Gitarrenmusik ♪
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Friedrich Gulder war das und das ist doch ein Beweis, dass die Nummer jedenfalls um vieles hörbarer war, als die, die wir vorhin gegen halb eins gespielt haben.
    Jetzt nach Musik, Film im Mittagsschanal selten, nämlich dass Österreich bei internationalen Filmwettbewerben erfolgreich abschneidet.
    Bei den 37.
    Filmfestspielen von Locarno in der Schweiz am Lago Maggiore war das jetzt der Fall.
    Xaver Schwarzenberger erhielt den Bronzenen Löwen für seinen Streifen Donauwalzer, eine Produktion der Wiener Team Film und des ORF mit Christiane Hörbiger und Hans-Michael Rehberg.
    Heinz Kersten berichtet nun vom Festival in Locarno, das mit der Wiedergeburt eines 30 Jahre alten Filmes gestern Abend zu Ende ging.
    Star is Born.
    Gleichzeitig eine Ehrung für den erst vor wenigen Wochen verstorbenen James Mason, der in diesem Film Partner der großen Judy Garland war.
    Der Film lief zum ersten Mal in Europa in der fast dreistündigen Originalfassung.
    Bis weit nach Mitternacht saßen die Zuschauer vor der
    großen Leinwand auf der Piazza Grande unter dem Tessiner Nachthimmel.
    Vorher standen die Sterne hier auch günstig für Österreich.
    Bei der Preisverleihung konnte Xaver Schwarzenberger für die Wiener Teamfilmproduktion Donauwalzer einen bronzenen Leoparden in Empfang nehmen.
    Schwarzenbergers Film wurde in Locarno uraufgeführt.
    Der Kameramann vieler Fassbinder-Filme hat diese, seine zweite Regiearbeit, nach der Stille Ozean, schön fotografiert, als Melodram inszeniert.
    Der ungarische Geliebte einer Wiener Studentin in Budapest wird nach dem Aufstand von 1956 durch einen österreichischen Freund und Rivalen denunziert.
    Der heiratet zurück in der Heimat die Frau, bringt sich aber später von Gewissensbissen geplagt um.
    Als sein alter Vater später den Grund erfährt, begeht auch er Selbstmord.
    Dritter Toter ist am Schluss der nach jahrelanger Haft entlassene Ungar.
    Er erschießt sich, nachdem die einstige Geliebte, jetzt Lehrerin in der österreichischen Provinz, seine Besitzansprüche nicht akzeptiert und ihn nach Budapest zurückschickt.
    In einem Interview hat Schwarzenberger in Bezug auf seinen zweiten Film mehrfach von einem Versuch gesprochen.
    Auch von einem Versuch, wie weit man gehen kann, ohne dass es Kitsch wird.
    Mir schien der Versuch misslungen.
    Wenn schon kein Kitsch entstanden ist, werden doch auch die, wie der Regisseur formulierte, klassischen Emotionsansprüche, Liebe, Freundschaft, Verrat, Tod, nicht eingelöst.
    Die Geschichte und ihre Personen lassen den Betrachter kalt.
    Eine Beziehung zu Ungarn hatte auch der Film, der in Locarno den großen Preis, einen goldenen Leoparden gewann.
    Stranger than Paradise.
    Fremder als das Paradies von dem 31-jährigen New Yorker Jim Jarmusch.
    In kurzen impressionistischen Schwarz-Weiß-Sequenzen werden da humorvoll Erlebnisse einer jungen Ungarin in den USA vorgeführt.
    Ihre Beziehung oder besser Nicht-Beziehung zu einem dort lebenden Cousin und dessen New Yorker Freund.
    Eine schwarze Komödie über die Kommunikationsunfähigkeit in der Massengesellschaft.
    Ein Thema, dem man hier mehrfach begegnete.
    Ungarn selbst war in Locarno gleich dreifach vertreten.
    Außer Konkurrenz durch Marta Mescheros, autobiografischer Abrechnung mit dem Stalinismus, Tagebuch, die schon in Cannes einen Preis bekommen hatte, und durch leichte Körperverletzung von Giorgis Somnias, was schon in Berlin lief.
    Der ungarische Wettbewerbsbeitrag für Locarno, Herbstalmanach von Bela Tarr, bekam hier einen bronzenen Leoparden.
    Der Regisseur lieferte eine eigenwillige Variante der aus ungarischen Filmen bekannten Sozialstudien, in denen es meist um Wohnungsprobleme und verkorkste Beziehungen geht.
    Kaputte Typen sind irgendwie alle fünf Menschen unterschiedlicher Generationen, die da in einer einstmals gutbürgerlichen Budapester Wohnung zusammenleben.
    Psychisch deformiert, nicht zuletzt durch den Drang nach Geld.
    Ein Dostojewski-Sujet.
    Die Kamera entfernt sich nie aus dieser Wohnung, erfasst deren Mieter aus oft extremer Perspektive, bei spärlicher farbig wechselnder Beleuchtung, meist in Großaufnahmen, während quälerischer Dialoge und Selbstreflexionen.
    Im Wettbewerb war dies einer der formal interessantesten Beiträge.
    Locarno als kleines Festival hat es ja schwer, sich in zeitlich naher Nachbarschaft zum großen Bruder Venedig zu behaupten.
    Locarno macht aus der Not eine Tugend.
    Man konzentriert sich im Wettbewerb auf Arbeiten junger, noch weitgehend unbekannter Filmemacher, darunter diesmal immerhin fünf Weltpremieren,
    und bietet ein breites Rahmenprogramm mit Produktionen, die entweder zu Unrecht bisher kaum beachtet oder etwa auf dem Festival von Cannes erst einem kleinen Fachpublikum bekannt wurden.
    Das Konzept hat sich bewährt.
    Am Lago Maggiore verzeichnete man diesmal einen Besucherrekord.
    Ein Erfolg, den nicht jedes Filmfestival für sich beanspruchen kann.
    Das war ein Beitrag über das Filmfestival in Locarno, wo der Österreicher Xaver Schwarzenberger mit seinem Film Donauwalzer den Bronzeren Löwen erhielt.
    In drei Minuten ist es nun 13 Uhr.
    Wir schließen das Mittagsschanal mit Kurzmeldungen.
    Italien.
    Wissenschaftler aus Ost und West sowie erstmals als Beobachter eine Delegation der Volksrepublik China beraten derzeit in der sizilianischen Ortschaft Erice über die Folgen eines Atomkriegs.
    Der Leiter der Veranstaltung, der italienische Professor Antonio Zicchicchi, wies bei der Eröffnung der Tagung darauf hin, dass das Treffen derzeit die einzige Tribüne sei, bei der auf wissenschaftlicher Ebene der Dialog nicht nur zwischen den USA und der Sowjetunion, sondern auch mit China und Europa stattfindet.
    Österreich Außenminister Lanz hat am Vormittag auf Schloss Glessheim bei Salzburg das internationale Diplomatenseminar eröffnet, das heuer dem Thema der Beitrag kleinerer Staaten zum Weltfrieden gewidmet ist.
    Lanz wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass der Friedensbeitrag der Kleinstaaten der eigenen Sicherheit dient.
    Sie würden danach trachten, ihre Ziele durch Verhandlungen und internationale Zusammenarbeit sowie mithilfe internationaler Organisationen zu erreichen.
    Der Vorsitzende des Parlamentarischen Verteidigungsausschusses, der FPÖ-Abgeordnete Norbert Gugerbauer, hat sich heute dafür ausgesprochen, dass noch im Herbst eine Entscheidung über den Ankauf von Abfangjägern getroffen wird.
    Gugerbauer erklärte in diesem Zusammenhang, er erwarte bei den Budgetverhandlungen konkrete Zusagen des Finanzministers.
    Die Bedeutung des österreichischen Luftraums sei schon daraus ersichtlich, ergänzte der FPÖ-Abgeordnete, dass täglich 330 sogenannte Durchflüge und 190 Starts und Landungen zu registrieren seien.
    Österreich dürfe nicht zum Durchhaus Europas werden und müsse eine moderne Luftraumüberwachung sicherstellen.
    USA.
    In Dallas in Texas beginnt heute der viertägige Parteikonvent der Republikaner, bei dem die mehr als 2200 Delegierten den Kandidaten für die Präsidentenwahl im November nominieren werden.
    Einziger Bewerber ist der amtierende Präsident Ronald Reagan.
    Seine Nominierung sowie die von Vizepräsident George Bush gelten als sicher.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das umstrittene Kohlekraftwerk Buschhaus kann Anfang September in Betrieb aufnehmen.
    Nach Angaben des stellvertretenden Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Wilfried Hersselmann, hat das Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig heute die Betriebsgenehmigung erteilt.
    Das Kraftwerk soll bis zur Inbetriebnahme der geplanten Rauchgasentschwefelungsanlage mit schwefelarmer Braunkohle betrieben werden.
    Österreich.
    Nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit steigt die Zahl der Selbstmorde ständig, die im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen verübt werden.
    Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass mindestens 50 derartige Selbstmorde pro Jahr registriert werden.
    Anlässe dafür sind in den meisten Fällen ein Scheitern bei der Führerscheinprüfung, Entzug der Lenkerberechtigung oder Schäden am Auto nach einem Unfall.
    Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist sonnig, schwach windig.
    Nachmittagstemperaturen 21 bis 25 Grad.
    Das war das heutige Mittagsjournal.
    Schönen Nachmittag noch.
    Am Mikrofon war Rainer Tenker.
    Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen attackiert beide deutsche Staaten
    Mitwirkende: Baumgarten, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Philippinen: Unruhen vor Jahrestag der Ermordungdes Oppositionsführers Benigno Aquino
    Mitwirkende: Brauner, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Korruption , Nachrichten
    Abschluss der UNIDO-Konferenz in Wien
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Ort: Wien
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit den Pianisten Friedrich Gulda und Chick Corea
    Einblendungen: Musik
    Mitwirkende: Wischenbart, Rüdiger [Gestaltung] , Gulda, Friedrich [Interviewte/r] , Corea, Chick [Interviewte/r]
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschluss des 37. Filmfestivals in Locarno
    Mitwirkende: Kersten, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1984.08.20 [Sendedatum]
    Ort: Locarno [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
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    Titel Mittagsjournal 1984.08.20
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.08.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
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