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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Informationen aus aller Welt bietet Ihnen nun wieder das Radio.
Zu einer Stunde Mittagsjournal begrüßt Sie Herbert Dobrowolny.
Guten Tag, meine Damen und Herren.
Einen Schwerpunkt in unserer Berichterstattung bietet und bildet die Situation des sowjetischen Kreuzfahrtschiffes Maxim Gorky, das etwa 1500 Kilometer nördlich von Hammerfest vor Spitzbergen mit einem Eisberg kollidiert ist, Schlagseite bekam und langsam sinkt.
An Bord sind vornehmlich Deutsche, Schweizer und drei Österreicher.
Dieses Schiffsunglück nehmen wir zum Anlass, über die aktuelle Lage hinaus das Tourismussegment Kreuzfahrten näher zu betrachten.
Die weiteren Berichte aus dem Ausland haben die Unruhen in Kasachstan, die Lage in Kambodscha und die Situation der Grünen nach den Europawahlen zum Inhalt.
Die Schlagzeilen aus Österreich, letzter Tag im parlamentarischen Lukona-Ausschuss, erste Bilanz-Pressekonferenz der Stahlholding, Untersuchung über die regionale Konjunkturentwicklung und Premiere von Brechts »Der gute Mensch« von Sechuan im Akademietheater.
Nun aber zur Meldungsübersicht, die Elisabeth Manners zusammengestellt hat und die Christian Neheber liest.
Norwegen.
Im Nordmeer vor Spitzbergen ist es in der vergangenen Nacht zu einem Schiffsunglück gekommen.
Das sowjetische Kreuzfahrtschiff Maxim Gorky mit mehr als 950 Menschen an Bord ist auf einen Eisberg aufgelaufen, hat Schlagseite und droht zu sinken.
Nach bisherigen Informationen sind an Bord des Schiffes drei Österreicher sowie zahlreiche Urlauber aus der Bundesrepublik Deutschland und aus der Schweiz.
Derzeit ist eine dramatische Rettungsaktion im Gang.
Unter den Passagieren sind zahlreiche ältere Menschen.
Neben Erfrierungen befürchtet man vor allem Herzbeschwerden.
Das Unglück dürfte durch einen Navigationsfehler ausgelöst worden sein.
Der Kapitän hatte noch in der vergangenen Nacht einen internationalen SOS-Notruf gesendet.
Daraufhin liefen die Hilfsmaßnahmen an.
Sowjetunion.
Auch die zentralasiatische Sowjetrepublik Kasachstan wird nun immer mehr von Unruhen erfasst.
Die amtliche Nachrichtenagentur TASS berichtet von Toten und Verletzten in der Stadt Novi Uzyen im Südwesten Kasachstans.
Bewaffnete Jugendliche stürmten einen Milizposten, ein Wasserreservoir und andere öffentliche Einrichtungen.
Wohnhäuser und Geschäfte wurden schwer beschädigt.
Grund für die Unruhen dürften wirtschaftliche Unzufriedenheit sein.
Die Bevölkerung ist von Rationierungen und Preiserhöhungen betroffen.
Das sowjetische Innenministerium hat Sondertruppen in die betroffene Region entsandt.
Afghanistan.
Den Regierungstruppen ist es nach eigenen Angaben gelungen, die seit vier Monaten anhaltende Belagerung der Stadt Jalalabad durch die muslimischen Rebellen zu beenden.
Die Stadt zwischen Jalalabad und Kabul soll nun wieder offen sein.
Das Leben in der zweitgrößten Stadt Afghanistans hat sich, so jedenfalls die Berechte der Regierung, wieder normalisiert.
Polen.
Die Zuckerpreise sind heute um zwei Drittel erhöht worden.
Für ein Kilogramm Zucker müssen die Polen nun bereits einen durchschnittlichen Stundenlohn ausgeben.
Da auch Preiserhöhungen bei anderen Lebensmitteln befürchtet werden, kommt es immer wieder zu Hamsterkäufen.
Mehl, Getreide und Speiseöl sind kaum erhältlich.
Schweden.
Beim heute beginnenden Kongress der Sozialistischen Internationale in Stockholm wird SPÖ-Vorsitzender Franitzski zu einem der Vizepräsidenten gewählt.
Thematisch steht die Tagung im Zeichen der Öffnung gegenüber der Dritten Welt und den neuen politischen Bewegungen Osteuropas.
Auch die sowjetischen Kommunisten entsenden eine offizielle Beobachterdelegation.
USA.
Die wilden Streiks in den Steinkohlebergwerken haben sich auf weitere drei Bundesstaaten ausgeweitet.
Nun sind auch in Alabama, Illinois und Ohio 5000 Bergleute im Ausstand.
Insgesamt streiken 29.000 Kumpel.
300 Bergwerke sind lahmgelegt.
Die Arbeiter verlangen die Einhaltung des nationalen Tarifvertrages für Bergleute.
Sie protestieren auch gegen Haft- und Geldstrafen für einige Gewerkschaftsführer.
Südkorea.
78 vietnamesische Bootsflüchtlinge, unter ihnen 17 Kinder, sind von den südkoreanischen Behörden mit einem Handvoll Vorräten an Bord wieder auf hohe See geschickt worden.
Die Flüchtlinge wurden mit einem Boot in internationale Gewässer geschleppt und dort ihrem Schicksal überlassen.
Die südkoreanische Einwanderungsbehörde erklärte, das einzige Auffanglager des Landes sei überfüllt.
Die Vietnamesen hatten am vergangenen Samstag ihr altes Boot in Brand gesteckt und waren ins Meer gesprungen.
Ein südkoreanisches Patrouillenboot schiefte sie auf und brachte sie vorübergehend an Land.
Österreich
Der parlamentarische Lokonerausschuss hält heute seine letzte öffentliche Sitzung ab.
Als Zeugen sollen der ehemalige Leiter des Heeresnachrichtendienstes General Buschek und der Leiter des Abwehramtes Dieglas gehört werden.
Sie werden zu der Verbrennung von Unterlagen im Herbst 1984 befragt.
Die Föst Alpine Stahl AG hat 1988 einen Gewinn von 895 Millionen Schilling erzielt.
Grund ist die weltweit positive Stahlkonjunktur.
Der Generaldirektor der Föst Stahlholding, Ludwig von Burgdandy, meinte wörtlich, man habe nun wieder Boden unter den Füßen.
Die Verbraucherpreise sind im Mai gegenüber Mai 1988 um 2,8 Prozent gestiegen.
Beeinflusst wurde die Teuerung von höheren Streibstoffpreisen und saisonbedingten Höchstpreisen für Frühkartoffeln.
Dämpfend wirkte sich die Butterverbilligungsaktion aus.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Aufgelockerte bis starke Bewölkung und einige Regenschauer und Gewitter.
Mäßiger bis lebhafter Wind aus West bis Nord.
Nachmittagstemperaturen 15 bis 20, im Westen bis 24 Grad.
Die Aussichten für morgen Mittwoch.
Im Westen teilweise sonnig, sonst meist reichlich bewölkt und verbreitet Regenschauer, vereinzelt auch Gewitter.
Mäßiger Wind aus West bis Nord.
Tageshöchsttemperaturen 16 bis 22, im Westen bis 27 Grad.
Die Fursche auf übermorgen Donnerstag.
Teilweise sonnig, ab Mittag wieder Gewitterbildungen.
Warm.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 17 Grad.
Eisenstadt stark bewölkt, 16.
St.
Pölten stark bewölkt, 17.
Linz stark bewölkt, 21 Grad.
Nordwestwind 20 km in der Stunde.
Salzburg stark bewölkt, 19.
Innsbruck stark bewölkt, 21.
Nordwestwind 20 km in der Stunde.
Bregenz wolkig, 19.
Graz ebenfalls wolkig, 19.
Und Klagenfurt heiter, 21 Grad.
Soweit also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagschanal und nun zur Schiffskatastrophe, die sich heute knapp nach Mitternacht vor Spitzbergen, etwa 300 Kilometer westlich von Spitzbergen, ereignet hat.
Das sowjetische Kreuzfahrtschiff Maxim Gorky ist mit einem Eisberg zusammengestoßen, hat Schlagseite bekommen und begann zu sinken.
Unser Mitarbeiter in Norwegen, Hans-Joachim Schilde, hat sie in den letzten Stunden auf dem Laufenden gehalten.
Herr Schilde, wie ist der jüngste Stand?
die Maxim Gorky, der Stolz der Traumschiffflotte der Sowjetunion.
nimmt weiterhin Wasser ein.
Es ist den Norwegern, obwohl sie in einer einzigartigen Leistung zwei Pumpen an Bord gebracht haben, nicht gelungen, das Schiff leer zu pumpen.
Das Wetter hat sich verschlechtert, die Sicht ist trüber geworden, die Wellenbewegung nimmt zu und es regnet stärker.
Die ersten der älteren Passagiere sind in Longyearbyen, der Hauptstadt Spitzbergens, eingetroffen.
Viele unserer Hörer in Österreich werden sich fragen, woher der komische Name Longyear.
Longyear war ein amerikanischer Abenteurer aus Chicago, der zu Anfang dieses Jahrhunderts auf Spitzbergen Kohle fand.
Daher der Name der norwegischen Stadt.
Sind dort eingetroffen, wo ein Katastrophenärzteteam aus Oslo sie bereits untersucht und die ersten, die noch unter Schock leiden, unter Erfrierung leiden, in dem kleinen Grubenkrankenhaus mit zehn Betten behandelt.
Auf Spitzbergen gibt es den modernsten Flugplatz der Arktis auf norwegischer Seite, wo auch Jumbo jetzt landen können.
Von da haben die Norweger eine Luftbrücke eingerichtet, sodass mit Flugzeugen des Roten Kreuzes Passagiere, die unter Umständen schwerer verletzt werden, direkt in das größte Krankenhaus Nordnorwegens gebracht werden können, nach Tromsø.
Aber die Senja ist weiterhin beschäftigt mit der Maxim Gorky, weiterhin beschäftigt, Besatzungsmitglieder zu übernehmen, Passagiere zu übernehmen.
Und es wird wahrscheinlich nicht vor Mitternacht sein, bevor sie in Longyearbyen eintrifft,
Denn sie unternimmt die Rettungsaktion in einem der härtesten Meeresgebiete der Welt, in dem die Geschichte der Seefahrt viele der schönsten und stolzesten Schiffe verloren hat.
Herr Schilde, können Sie Meldungen bestätigen, die uns vorliegen, wonach sämtliche der 575 Passagiere bereits von Bord gebracht werden konnten?
Wie kam es denn eigentlich zu diesem Unglück?
Liegen da schon Informationen vor?
Denn die Maxim Gorky, ein 20 Jahre altes Schiff, das ist noch kein Alter für ein normales Kreuzfahrtschiff.
Die Maxim Gorky müsste ja auch Radar an Bord gehabt haben und müsste ja den Eisberg erkannt haben.
Die Maxim Gorky ist ja die ehemalige Hanseatic, ist in Hamburg gebaut worden, bevor die Russen das Schiff übernommen haben.
Hatte natürlich vor Spitzbergen den Höhepunkt dieser Nordlandfahrt erreicht.
Man sieht ja an 575 Passagieren, das Schiff war voll besetzt.
Und eben Spitzbergen, die Eismauer vorm Nordpol, war natürlich unter der glänzenden Mitternachtssonne das Erlebnis der Reise.
Um 12 Uhr am Abend, um 24 Uhr sprangen die Sektkorken in die Luft.
Es wurde gefeiert, getanzt.
Man freute sich.
Eine Stunde später war fast damals wie auf der Titanic das Unglück da.
Die Maxim Gorky, der Stolz der sowjetrussischen Traumschiffflotte, ging auf einen unterirdischen Eisberg.
Natürlich hat die Maxim Gorky alles an Bord.
Interessant vielleicht die erste Stellungsnahme der Botschaft der UdSSR in Oslo, wo ihr Pressesprecher darauf hinwies, dass gerade Michael Gorbatschow immer wieder bei den letzten großen Unglücken in der Sowjetunion auf menschliches Versagen hingewiesen hat.
Versagen liegt hier auf alle Fälle vor.
Die Norweger wundern sich, dass der russische Kapitän alleine in ein derart gefährliches Gebiet führt, wo eben auch der Eiskantenabbruch immer wieder neue Eisberge ins Meer treibt, wo die Strömungen teilweise unberechenbar sind, dass ja kein Norweger einen Mann mit Erfahrung mitgenommen hat.
Aber wer daran denkt und auch weiß, dass eben hier es um harte Valuta geht, das auch gespart werden muss, kann vielleicht diese Zurückhaltung verstehen.
Auf alle Fälle die Maxim Gorky mit Schlagseite.
Es ist nicht nur ein schwerer Schlag für die Touristen, die an Bord sind.
Es ist vor allen Dingen ein schwerer Schlag für die Billig-Traumschiffe, die anscheinend doch die Sicherheit irgendwo ein Stück, das kann man nach Grund der ersten norwegischen Kommentare von Seefachleuten sagen, doch verlaglässigt haben.
Herr Schilde, Sie haben die Titanic angesprochen.
1912 war dieses Unglück.
77 Jahre später wieder eine Kollision mit einem Eisberg.
Sie meinen, dass diese Billigkreuzfahrtschiffe nicht offenbar diesen Sicherheitsstatus bieten.
Die Maxim Gorki wurde ja in der Bundesrepublik Deutschland gebaut.
Hat man da schon im Bau möglicherweise etwas vernachlässigt oder haben Sie, was Sicherheit betrifft, nur das mögliche menschliche Versagen des Kapitäns angesprochen?
Also man kann ja sicherlich eins sagen, diese Schiffe, auch diese Traumschiffe, sind nicht speziell konstruiert worden, um den Nordpol zu fahren.
Das heißt, von ihrem gesamten Rumpfbau sind sie längst nicht so stark wie zum Beispiel die berühmten finnischen Eisbrecher oder auch die starken Boote der Sowjetarmee, die Schleppboote, die in Murmansk liegen.
Darum ist es für alle Schiffe ein Risiko, dort in das ewige Eis vorzustoßen, denn die Eisberge,
können oft unter Wasser, man kann sich das vielleicht in Österreich sehr schlecht vorstellen, bei dieser Binnenlandnation, die können mehrere Kilometer breit sein.
Sie können auch mehrere Kilometer tief gehen, ohne dass sie genau geortet werden können.
Denn gerade bei auch den, durch die Nähe des Nordpols, zeigt das Echolot am Schiff oft unterschiedliche Ergebnisse an.
Und genau auf so einen Rieseneisberg liegt die Maxim Gorky auf.
Sie kann ja nur von Glück sagen, dass ausgerechnet das modernste Küstenfahrzeug der Norweger, die Senja, in der Nähe war, weil sie dort nämlich auf die Trolla-Flotte der Norweger aufpasst, dass sie nicht zu viel fischen.
Und dadurch ist dieses Schiff ihnen so schnell zur Hilfe gekommen, sonst wäre es im Eismeer zu einer Katastrophe gekommen.
Ich war selbst zehnmal auf Spitzbergen, kenne die Eismeergewässer sehr gut und weiß, dass die Überlebenschancen hier einfach minimal sind.
Aber dank der sofortigen Hilfe der Norweger ist es möglich gewesen, hier den Passagieren zur Hilfe zu kommen.
Man muss auch sagen, wenn man daran denkt, dass die vier größten Eisbrecher-Schlepper der Sowjetmarine jetzt von Murmansk nach Longyearbyen geschickt sind, unterwegs sind, wenn man daran denkt, dass die erst am Freitagmorgen eintreffen werden an der Unglückstelle, kann man sich vorstellen, um welche Entfernung es hier geht, um welch schweres Meeresgebiet es hier zu überwinden gibt.
Wenn wir zusammenfassen, Herr Schilde, im Moment ist die Rettungsaktion noch im Gang.
Nach vorliegenden Meldungen dürfte es keine Toten zu beklagen geben.
Die Passagiere werden von Hilfsschiffen aufgenommen.
Ist es im Moment vielleicht auch noch zu früh zu fragen, ob die Maxim Gorky als Schiff gerettet werden kann oder ob sie möglicherweise sinken wird?
Das weiß im Augenblick gar keiner.
Ich meine, dass die Sowjetunion jetzt vier Jahre größte Schlepper ins Gebiet schleppt, zeigt schon, dass also sämtliche Meldungen von der manövrierten Tüchtigkeit des Bootes, dass sie also aus eigener Kraft wieder nach Bremerhaven zurückgehen könnte, dass die doch sehr stark übertrieben sind.
Das Schiff nimmt weiterhin Wasser ein.
Die Norweger kämpfen verzweifelt, mit dem russischen Kapitän das Schiff zu erhalten.
Keiner weiß es, man steht wieder vor einer großen Ungewissheit, aber man tut von norwegischer Seite auf alle Fälle alles für die Passagiere.
Auch wenn das Schiff verloren gehen sollte, die Passagiere werden gerettet werden und natürlich auch die russische
Herr Schilde, herzlichen Dank für diese Informationen und auf Wiederhören.
Auf Wiederhören nach Wien.
Schiffsferienreisen, sogenannte Cruises, sind nicht gerade ein Massengeschäft für österreichische Reiseveranstalter, aber während der Saison sind doch ständig einige tausend Touristen auf hoher See unterwegs.
Es gibt in Österreich nicht allzu viele Reisebüros, welche solche Ferienfahrten auf dem Programm haben und sie arbeiten natürlich ausschließlich mit ausländischen Veranstaltern zusammen, welche die Schiffe entweder selbst besitzen oder unter Vertrag also gechartert haben.
Die sowjetischen Schiffe sind durchaus nicht der kleinste Teil dieses Urlaubsangebotes, wie sie von Hans Adler erfahren.
Die Sowjetunion betreibt eine ganze Anzahl von Kreuzfahrtschiffen, tritt aber selbst nicht als Reiseveranstalter auf, sondern verschartert diese Schiffe samt Besatzung und Kabinenpersonal an westliche, meist an deutsche Reiseveranstalter.
Ein solcher Reiseveranstalter ist auch das Reisebüro Phoenix in Bonn, welches die Maxim Gorky seit einem Jahr unter Vertrag hat, nachdem dieses Schiff von Neckermann abgestoßen und der Chartervertrag zurückgelegt worden ist.
Das war vielleicht auch der Grund für die geringe Zahl österreichischer Passagiere auf dem Schiff.
Die vier österreichischen Anbieter von Schiffsreisen haben mit dem neuen Betreiber der Maxim Gorky eben noch keine richtige Verbindung aufgebaut.
Auf den Schwesternschiffen der Verunglückten sind jedenfalls eine viel größere Anzahl österreichischer Feriengäste unterwegs.
Aus Hammerfest ist zur gleichen Zeit in der gleichen Weltgegend zum Beispiel derzeit das Schiff Kasachstan mit einer viel größeren Zahl österreichischer Gäste auf Fahrt.
Die im Auftrag westlicher Gesellschaften fahrenden sowjetischen Schiffe sind alle bei westlichen Gesellschaften versichert, weil der Charterer auch die Versicherung organisieren muss.
Diese Versicherungen, meist in Deutschland, Skandinavien, Großbritannien oder Italien beheimatet, fordern strenge Sicherheitsauflagen und kontrollieren sie auch.
Es geht ja um ihr Risiko.
Daher darf es auf solchen Schiffen zum Beispiel keine Kabinen unter der Wasserlinie geben, was früher noch durchaus Gang und Gebe war.
Zudem sind praktisch alle russischen Schiffe so gebaut, dass sie jederzeit ohne großen Aufwand als Truppentransporter umgerüstet werden können.
Davon merkt der Passagier natürlich nichts.
Aber eine Schweißnaht am Bug markiert zum Beispiel jene Stelle, wo der Schiffsbug jederzeit zum Heben umgebaut werden kann.
so dass man mit Fahrzeugen, eben militärischen, wie bei einer Fähre in den Rumpf fahren kann.
Der Platz für den Fahrzeug- und Materialtransport liegt im Rumpf unter der Wasserlinie und dort können die Passagiere auch gegen einen kleinen Aufpreis ihr Auto mitnehmen, eben weil der Platz ohnehin vorhanden ist.
Nur müssen die Fahrzeuge im Frieden mit Kränen eingeladen werden und können daher nicht in jedem Hafen wieder an Land gebracht werden.
Es liegt also auch im militärischen Interesse der Sowjetunion, diese Schiffe auf dem letzten technischen Sicherheitsstandard zu halten.
Und wenn man schon Vermutungen über die derzeit noch unbekannte Ursache des Unglücks anstellen will, wird man sie eher im menschlichen Bereich suchen müssen.
Ganz jung ist die Maxim Gorky übrigens nicht.
Sie wurde 1969 in Hamburg eigentlich für den Atlantikliniendienst gebaut, den es heute fast nicht mehr gibt.
Daher wurde das Schiff auch 1974 an die Sowjetunion verkauft und von seinem ursprünglichen Namen Hamburg auf Maxim Gorky umgetauft.
Heute ist der Heimathafen der Maxim Gorky Odessa am Schwarzen Meer.
Damit ist sie eher eine Ausnahme.
Die meisten sowjetischen Kreuzfahrtschiffe wurden übrigens in Ostdeutschland gebaut.
Die russischen Schiffe werden jahrweise an westliche Partner verschartert, die dann auch die Wartung der Schiffe in Werften im Westen, meist in Genua oder Bremerhaven, verlangen.
Die Russen sind vor allem des Preises wegen als Reisepartner gefragt.
Eine Südatlantik- oder Mittelmeerkreuzfahrt zwischen 7 und 15 Tagen kann man um rund 20.000 Schilling buchen.
Und die teureren und längeren Nordatlantikkreuzfahrten mit 17 Tagen Dauer kosten im Mittel etwa 30.000 Schilling.
Und das bei durchaus durchschnittlichem Komfort.
Die älteren Schiffe mit niedrigerem Standard haben die Russen in den vergangenen Jahren praktisch alle aus dem Charter abgezogen und verwenden sie für Schwarzmeerkreuzfahrten, welche für verdiente Arbeiter sowjetischer Unternehmen veranstaltet werden.
Auch die Ostblockländer treten zunehmend als Charterer dieser Veteranen auf, weil sie eben besonders billig zu haben sind.
Das waren die Informationen von Hans Adler.
Nach dem Kaukasus und dem Baltikum werden jetzt die zentralasiatischen Republiken der Sowjetunion zum Schauplatz für nationale und soziale Spannungen.
Wie die Nachrichtenagentur TASS gestern Abend bestätigt hat, ist es in Kasachstan zu Ausschreitungen gekommen, bei denen eine nicht genannte Zahl von Menschen getötet wurde.
Jugendliche Rowdybanden, so heißt es offiziell, hätten in der Stadt Nowy Usen einen Disco-Besuch, mehrere Geschäfte überfallen und geplündert, um gegen Preiserhöhungen und Rationierungen zu protestieren.
Nähere Informationen dazu von Raimund Löw.
Die Unruhen in Kasachstan scheinen nach den bisherigen Informationen auf eine Kleinstadt am Kaspischen Meer, Nowy Usen, beschränkt zu sein.
Aber man weiß bis heute nicht, wie viele Tote und Verletzte es gegeben hat.
Und die magere Tastmeldung, die gestern Abend in den Fernsehnachrichten verlesen wurde, deutet darauf hin, dass es trotz der Entsendung von Truppen des Innenministeriums noch nicht gelungen ist, die Lage unter Kontrolle zu bekommen.
Begonnen hat ja alles am vergangenen Freitag, als Jugendliche nach einer Tanzveranstaltung wegen ihrer hohen Preise verhasste private Kooperativen angegriffen haben und Autos hintran steckten.
In einer hitzigen, nächtlichen Debatte mit dem Parteigröss der Stadt am Hauptplatz wurde eine Beendigung des Bezugskartensystems gefordert.
Zweiter Anlass der Proteste, die privilegierte Behandlung der zumeist aus Russland eingeflogenen Spezialisten für die Erdölbohrinseln am Kaspischen Meer.
Wenn man der heutigen Prawd erfolgt, dann gab es danach einen plötzlichen und unerwarteten Ausbruch von Gewalt.
Jugendliche Banden haben sich mit Eisenstangen und Steinen bewaffnet und begonnen, die Symbole der Staatsmacht anzugreifen.
Eine Polizeistation wurde mit Molotow-Cocktails und sogar mit Schusswaffen attackiert.
Es ist das fünfte Mal, dass mittelasiatische Sowjetrepubliken in den letzten Monaten von gewaltsamen Unruhen erfasst waren.
Und langsam beginnt der sowjetischen Öffentlichkeit zu dämmern, dass Mittelasien das Armenhaus der UdSSR geworden ist.
Noch bis vor kurzem hat man durch die Umleitung der Flüsse Sibiriens in den Süden eine Belebung der Landwirtschaft erwartet.
Jetzt ist dieses ökologische Wahnsinnsprojekt gestoppt.
Aber für die Usbeken, Turkmenen, Kirgisen und Kasachen bedeutet das den Verlust jeder Hoffnung auf eine entscheidende Verbesserung ihrer Lage.
Die sowjetischen Zeitungen beschreiben ein Phänomen, das es nach der Statistik gar nicht geben dürfte.
Massive Jugendarbeitslosigkeit in weiten Gebieten Usbekistans, aber auch in der kasachischen Stadt Nowy Usen, eben dort, wo es am Wochenende die Unruhe gab.
Dazu kommt die Unzahl ungelöster Nationalitätenprobleme.
Hunderttausende Krim-Tatar, Sowjet-Türken, Sowjet-Deutsche wurden unter Stalin auf dem europäischen Teil der Sowjetunion nach Mittelasien zwangsdeportiert.
Eine Rückkehr in ihre ursprüngliche Heimat hat man ihnen bis heute verwehrt.
Genau mit dieser Frage beschäftigt sich zur Zeit eine Sonderkommission des neu gebildeten obersten Sowjets in Moskau.
Das dringendste Problem ist im Augenblick, dass der Mesheten jener türkischen Volksgruppe, die nach blutigen Pogromen in Usbekistan Anfang Juni an die 100 Todesopfer zu beklagen hatte.
500 Sowjet-Türken sind nach Moskau gekommen und belagern seit mehreren Tagen die Amtsräume des obersten Sowjets.
Es sind vom Schicksal gezeichnete Menschen.
Viele mussten mehrmals in ihrem Leben fliehen.
Jetzt haben sie wiederum Ab und Gut in Usbekistan verloren.
Frauen weinen und erzählen, wie die usbekische Polizei die Banden angeleitet habe, die Häuser und Wohnungen angegriffen haben, in denen meshetische Türken wohnen.
Es ist das 146.
Mal, dass unser Volk bei den sowjetischen Behörden vorspricht, sagt Peter, der Vorsitzende des Ältestenrates der Sowjet-Türken.
Dabei wollen wir nur, was uns zusteht, das Recht auf Rückkehr in unsere Heimat nach Meshetien.
Aber Meshetien gehört zu Georgien.
Und die von neuem Nationalismus erfassten Georgier wollen keine anderen Völker in ihrer Republik.
Schon gibt es in Georgischen Tiflis Demonstrationen gegen eine mögliche Rückkehr der etwa 150.000 heimatlosen Sowjet-Türken nach Georgien, von wo sie 1944 deportiert wurden.
ein schier unlösbar erscheinendes Bündel von Widersprüchen und Problemen, das Erbe jahrzehntelanger nationaler Willkür und Unterdrückung.
Dazu kommt, dass die mittelasiatischen Völker eine Ideologie der totale Opposition gegen die Verhältnisse haben, unter denen sie leben, einen wahren islamischen Fundamentalismus.
Für die Reformpolitik in Moskau
Ein Bericht von Raimund Löw.
Der vietnamesische Außenminister Nguyen Côtac hat gestern einen fünftägigen offiziellen Besuch in Österreich abgeschlossen.
Dabei ging es vor allem um eine politische Regelung für den Kambodscha-Konflikt und die Rolle, die Österreich dabei spielen könnte.
Vietnam hat vorgeschlagen, ein neutrales Kambodscha nach dem Vorbild Österreichs zu schaffen.
Österreich sollte auch an den für August geplanten internationalen Kambodscha-Gesprächen in Paris teilnehmen, um dort die Erfahrungen mit seiner Neutralität zu vermitteln.
Das schlug Gwen Kotak in Wien seinen österreichischen Gesprächspartnern vor, zu denen neben Außenminister Mok und Bundespräsident Waldheim auch Leopold Kratz in seiner Funktion als Vorsitzender der UNO-Kambodscha-Konferenz gehörte.
Vor seiner Abreise erläuterte der vietnamesische Außenminister in einem Gespräch mit Helmut Opletal nochmals die Vorstellungen Hanois für eine Friedensregelung in Kambodscha.
Quynh Khotak gibt sich optimistisch über die Aussichten der für August in Paris geplanten internationalen Kambodscha-Konferenz.
Der provietnamesische Regierungschef Hun Sen und Widerstandsführer Prenz Sihanouk, die sich vorher im Juli noch einmal treffen wollen, hätten sich schon in vielen Punkten genähert, meint der vietnamesische Außenminister.
Sihanouk und Hun Sen sind sich schon einig, dass es ein neutrales, unabhängiges, blockfreies und friedliches Kambodscha geben soll.
dass eine neue aus Wahlen hervorgegangene Regierung bestimmt und eine neue Verfassung verabschiedet werden soll.
Noch nicht geeinigt haben sie sich über die Machtverteilung in der Übergangsregierung zwischen dem Rückzug der Vietnamesen und den geplanten Wahlen.
Außerdem wünscht sich Hun Sen eine eher kurze Übergangszeit, etwa drei bis sechs Monate,
während sich Sihanouk ein bis zwei Jahre vorstellt.
Aber auch die meisten asiatischen Nachbarn wollen eine eher kurze Übergangszeit, da sonst die Phase der Unsicherheit noch länger anhalten würde.
Frage an Außenminister Kuhn-Kotak, droht nach dem fix für Ende September versprochenen Rückzug der vietnamesischen Truppen ein neuer Bürgerkrieg in Kambodscha?
Selbst wenn nach dem Rückzug der Vietnamesen andere weiter die Roten Khmer mit Waffen unterstützen, dann könnte das zwar einen Bürgerkrieg hervorrufen, aber ich bin zuversichtlich, dass Pol Pot trotzdem nicht mehr in der Lage wäre, die Situation zu seinem Gunsten zu wenden.
Die Pol Pot-Leute sind zu brutal und sie könnten niemals die Unterstützung der einfachen Leute in Kambodscha kriegen.
Eine Rückkehr Pol Pots und der Roten Khmer zu verhindern, sei auch eine Pflicht der Weltöffentlichkeit, fügt Gwin Kotak hinzu.
Auch wenn die Roten Khmer jetzt in eine politische Regelung einbezogen würden.
Wir unterstützen die Position der Regierung in Phnom Penh, die eine militärische Rolle für die Roten Khmer auch in Zukunft ausschließt.
Denn solange sie eine Armee haben, verfügen sie auch über ein Instrument, die Macht in Kambodscha wieder an sich zu reißen.
Und zweitens müssen die größten Verbrecher, die wichtigsten Verantwortlichen für die Gräueltaten vom politischen Leben in Kambodscha ausgeschlossen werden.
bleiben.
Andere Vertreter der Roten Khmer könnten daran teilnehmen, ohne aber eine dominierende Rolle in Kambodscha einzunehmen.
Welche Rolle könnten die Vereinten Nationen bei einer Friedensregelung spielen, frage ich den vietnamesischen Außenminister, der in Wien ja auch mit Leopold Graz, dem Vorsitzenden der von Vietnam nicht akzeptierten UNO-Kambodscha-Konferenz konferiert hat.
Solange der UNO-Sitz von Pol Pot bzw.
der sogenannten Koalitionsregierung besetzt ist und solange die UNO ihre einseitige Kambodscha-Resolution aufrechterhält, gibt es keine Rolle für die Vereinten Nationen und die internationale Kambodscha-Konferenz.
Doch wenn es da Veränderungen gibt, dann könnten wir auch unsere Haltung zur UNO neu überdenken.
Ein Beitrag von Helmut Opletal, der mit dem vietnamesischen Außenminister Nguyen Co Thac gesprochen hat.
Die Europawahlen vorgestern waren, neben dem Rechtsvotum in Deutschland und Frankreich, EG-weit von einem Vormarsch der Grünen geprägt.
15% in Großbritannien aus dem Stand, 11% in Frankreich, 8,5% in Deutschland, konsolidiert und zusammen 7,5% in Italien.
Fast jeder zehnte Europaparlamentarier kommt jetzt aus der Umweltbewegung, die dem EG-Parlament ihren Stempel aufdrücken möchte.
Einer der führenden Köpfe der Grünen kommt aus Südtirol.
Alexander Langer gilt als Geburtshelfer der Grünbewegung in Italien und Vermittler zwischen den einzelnen nationalen Ökoparteien und ihren verschiedenen Flügeln.
Richard Gasser sprach mit ihm über die Ursachen dieses Erfolgs und die neuen Strategien der Eurogrünen.
Alexander Langer, der Kopf von bisher schon einem halben Dutzend Oppositionsbewegungen in Südtirol, von der Außerparlamentarischen über die Neue Linke bis zu Alternativen und eben grünen und bunten Listen, gilt als geistiger Vater der Grünen in Italien überhaupt.
Er hat zu einer Zeit, als das politische Umweltbewusstsein auf der Halbinsel noch völlig unterentwickelt war, Nord- und Mitteleuropäischen Ökologiegeist ins Mittelmeerland gebracht.
Alexander Langer.
Wenn man denkt, dass z.B.
in Italien in den letzten Jahren also nachweislich die Krebsrate sehr gestiegen ist und insbesondere in den Gebieten, die besonders stark durch Chemie in der Landwirtschaft betroffen sind, siehe Boa Ebene z.B., oder wenn man denkt, dass es inzwischen in Italien 3-4 Mio.
Leute gibt, die das Wasser nicht trinken können, d.h.
also dort, wo sie leben, das Wasser, das aus dem Hahn kommt, nicht trinken können, ja dann sind das schon Gründe, die irgendwie zu einem grünen Protest irgendwie motivieren.
Bedingungen, die inzwischen fast europaweit gegeben sind, und die für Langer, der die Öko-Bewegung bis in die Sowjetunion studiert hat, die Grundlage für ihren jetzigen politischen Erfolg bilden.
Und wenn man sieht, wie das heute in ganz Europa, ganz besonders stark in Frankreich, wo praktisch die grüne Bewegung bis jetzt also ja nicht am stärksten vertreten war, man denkt an die ganze französische Atompolitik und an die Schwäche der Anti-Atombewegung in Frankreich bisher,
Aber man sieht, dass wirklich bei den Leuten das Bedürfnis besteht, ein Signal zu setzen gegen Umweltzerstörung, gegen die Zerstörung des Gleichgewichts mit der Natur und irgendwie ein Signal, dass man sich auch zu einem Lebenswandel bereit erklären würde.
Also zum Beispiel weniger Konsum, weniger Produktionshetze, weniger Verkehrswahn und so weiter.
Und dass das inzwischen, also bewusste Minderheiten zumindest inzwischen signalisieren.
Im neuen Europaparlament stellt die Ökologiebewegung jetzt fast ein Zehntel der Abgeordneten.
Trotz dieser Stärke möchte Langer jedes Sektiratum vermeiden.
Was heute auch schon bei Konservativen mehrheitsfähig sein könnte, nämlich dass man der europäischen Gemeinschaft vor allem in Umweltfragen auch beschließende Gewalt überträgt, das wäre jetzt spruchreif.
Ich denke jetzt zum Beispiel an das große Problem, das momentan in Europa ansteht, ob man Genmanipulation in irgendeiner Weise stoppen soll.
Also das ist etwas, wo das Europaparlament zumindest eine Empfehlung ausdrücken könnte.
Oder denken wir an die ganze Frage der Chemie in der Landwirtschaft.
Heute ist die Frage des Übergangs zur biologischen Landwirtschaft sicher eine europaweite Frage.
Ebenso wie der Atomausstieg oder wie der Schutz einiger großer Ökosysteme.
Denken wir zum Beispiel an die Alpen, die natürlich nicht nur eine EG-Sache sind.
Oder eben an die Nordsee oder an das Mittelmeer oder Adria oder ähnliche.
Ich möchte, dass aus der zukünftigen grünen Fraktion im Europaparlament so etwas wie ein europäisches Hirn der grünen Bewegung wird.
Und Alexander Langer, gelernter Universitätsdozent und doppelter Doktor, gilt als möglicher Anwärter auf die Führung dieser starken europäischen Grünfraktion.
Seine Heimat und politische Wiege Südtirol will er trotzdem nicht ganz vernachlässigen, auch wenn er vorerst freiwillig aus dem Potsdamer Landtag ausscheidet.
Informationen von Richard Gasser.
Eine Debatte, die vor genau einem Jahr die Vereinigten Staaten in zwei ideologische Lager spaltete und wenige Monate genauso heftig in Italien geführt wurde, sorgt seit gestern auch in der benachbarten Schweiz für hitzige Diskussionen.
Kann das überhandnehmende Problem des Rauschgiftmissbrauchs dadurch in den Griff bekommen werden, dass man den Drogenkonsum legalisiert?
Die Vorteile, die sich die Befürworter davon versprechen, die Drogenkonsumenten können aus dem kriminellen Milieu herausgehalten werden, die Verbrechen, mit denen sich die Süchtigen das nötige Geld für die Drogen beschaffen, würden zurückgehen.
Argumente, die in den USA und in Italien bisher vor allem von Sozialarbeitern und Initiativgruppen propagiert wurden.
In der Schweiz allerdings wird der Vorschlag einer Straffreiheit für Drogenkonsum in einem offiziellen Suchtgiftbericht gemacht.
Reinhard Burchardt aus Genf.
Die Bestrafung des Drogenkonsums hat sich als völlig wirkungslos erwiesen.
Mit diesen Worten hat der Drogenbeauftragte der Schweizer Bundesregierung, Van der Linde, nach jahrelangen Untersuchungen Vorschläge unterbreitet, die den eher schwerfälligen Regierenden im Berner Bundeshaus wie ein Schlag ins Kontor vorkommen müssen.
Ging es nach der von der Linde geleiteten Kommission, so würde schon im kommenden Jahr der Konsum harter und weicher Drogen in der Schweiz völlig straffrei werden.
Bislang müssen Fixer, die beim Drogenkonsum erwischt werden, mit ähnlich harten Strafen bis zu Gefängnis wie Drogendealer rechnen.
Doch trotz der Strafgesetzvorschriften haben Umschlag und Gebrauch von Hasch, Marihuana, Kokain und Heroin in der Schweiz vor allem in den Ballungszentren erheblich zugenommen.
Nach dem jetzt in Bern vorgelegten Drogenbericht der Betäubungsmittelkommission soll neben der Straffreiheit für den Konsum aller Drogen durch Süchtige auch die bisher übliche Unterscheidung zwischen harten und weichen Drogen wegfallen.
Allerdings will die Kommission, die das Gutachten erarbeitet hat, den illegalen und lukrativen Handel mit Drogen weiterhin bestrafen.
Auf welche Art und Weise dann indessen Drogenabhängige ihren Stoff bekommen können, bleibt vorläufig offen.
Für die Bekämpfung des gewinnträchtigen Handels mit Rauschmitteln schlägt die Kommission verstärkte Grenzkontrollen, die Einrichtung einer Bundesdrogenpolizei, engere internationale Zusammenarbeit sowie Kontrollmaßnahmen gegen Geldwäscherei vor.
Im Berner Innenministerium werden diese neuen Vorschläge zurückhaltend aufgenommen.
Innenminister Kotti sprach von einem mutigen und interessanten Beitrag, der zunächst jedoch einmal eingehend geprüft und zuständigen Instanzen vorgelegt werden müsse.
Von einer prinzipiellen Freigabe der Drogen könne man auf gar keinen Fall sprechen.
Die Drogenkommission selbst sieht in ihrer Initiative auch einen wirkungsvollen Beitrag zum Kampf gegen weitere Verbreitung der Immunschwäche Krankheit Aids.
Der liberalisierte Drogenkonsum mit kontrollierter Abgabe von Rauschmitteln und Spritzen sowie die kostenlose Herausgabe von Kondomen könnte ein erster Schritt sein, Aids bei Risikogruppen einzugrenzen, heißt es.
Schweizer Drogenfachleute haben die Vorschläge prinzipiell begrüßt.
Unterdessen ist ein Berner Strafrechtsprofessor in einem längeren Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass das geltende Gesetz die Einrichtung von sogenannten Fixerräumen nicht verbietet.
In Bern wird seit Monaten von der Stiftung Kontakt ein Fixerraum betrieben, in dem Drogenkonsum toleriert und Aidsberatung angeboten werden.
Die Städte Zürich, Basel und St.
Gallen, Winterthur sowie Solothurn beabsichtigen, in den nächsten Wochen ähnliche Zentren einzurichten.
Zwölf Uhr und 36 Minuten ist es mittlerweile geworden.
Nun innenpolitische Berichte im Mittagsschanal.
Im Lukone-Ausschuss ist heute der letzte Tag mit Zeugenbefragungen.
Schon in der nächsten Woche soll der Endbericht des Ausschusses im Nationalratsplenum behandelt werden.
Heute werden noch einmal Zeugen aus dem Bereich des Bundesheeres einvernommen.
Da geht es ja um zwei Vorgänge, nämlich die Überlassung von Heeresmaterial an den Proxverein KUM
und die Verbrennung von Akten im Jahr 1983, wobei nicht klar ist, ob da auch prox Lukone-Akten dabei waren.
Mit den Akten aus dem Heeresbereich gibt es überhaupt Probleme.
Abgeordnete im Lukone-Ausschuss sind weiterhin davon überzeugt, dass im Bereich des Heeres noch Lukone-Akten vorhanden sind, von denen der Ausschuss nichts weiß.
Über den heutigen Vormittag im Lukona-Ausschuss berichten Gisela Hopfmüller und Franz Simbürger.
Die Probleme mit der Aktenbeschaffung aus dem Heeresbereich führten auch heute wieder zu einer Geschäftsordnungsdebatte am Beginn der Lukona-Ausschusssitzung.
Die Abgeordneten sind überzeugt, dass im Heeresnachrichtenamt und im Heeresabwehramt noch Unterlagen zu den Bereichen Prox-Lukona und Lütgendorf vorhanden sind und dem Ausschuss nicht vorgelegt wurden.
Von einem Pflanz des Ausschusses war die Rede und von möglichen Strafanzeigen wegen Urkundenunterdrückung.
Eine neuerliche Aussprache mit Verteidigungsminister Robert Lichal wurde gefordert und die Ladung weiterer Zeugen noch für heute.
Über diese Anträge soll erst im Laufe des Tages entschieden werden.
Erster Zeuge heute, Brigadier in Ruhe Alexander Buschek, der von 1962 bis 1980 Leiter des Heeresnachrichtenamtes war.
Buschek war jener Offizier, der 1976 den damaligen Verteidigungsminister Lütgendorf abgeraten hat,
dem Progsch-Verein Zivil und Militär, kurz KUM genannt, Heeresmaterial zukommen zu lassen.
Seine reservierte Haltung gegenüber KUM begründet Buschek mit undurchsichtigen Geschäftsverbindungen von KUM-Mitgliedern auch ins Ausland.
Von Ostkontakten einzelner KUM-Mitglieder habe er aber zunächst nichts gewusst, sagt Buschek.
Lütgendorf habe ihm damals aber unter anderem von Ostkontakten des KUM-Mitgliedes Rudi Wein erzählt, sagt Buschek.
Der Minister habe auch Udo Proksch als Outsider, zwischen den politischen Fronten stehend, bezeichnet.
Dennoch gab Lütgendorf die Weisung, über KUM nicht weiter zu ermitteln.
Und das habe er dann auch nicht mehr getan, sagt Buschek.
Frage der freiheitlichen Abgeordneten Patik Pablé an ihn.
Haben Sie sich nicht gewundert, dass der Minister so genau über die beteiligten Personen Bescheid wusste und trotzdem die Weisung gab, nichts mehr zu unternehmen bzw.
dem Verein KUM Heeresmaterial zu überlassen?
Buschek darauf, sich zu wundern, war eine persönliche Ansicht.
Der Minister gab die Weisung, die Sache nicht mehr zu verfolgen und ich war als Beamter weisungsgebunden.
Auf seinen Auftrag hin habe es jedenfalls keine Proxsch-Erhebungen mehr gegeben, sagt Puszek.
Von einer Untersuchung des Heeresnachrichtenamtes in Richtung Waffenschmuggel durch die Proxsch-Firma Pinosa im Jahr 1978 wisse er nichts, sagt Puszek.
Das müsse der zuständige Abteilungsleiter selbstständig entschieden haben, ohne ihn zu informieren.
Während der Befragung Buscheks durch den grünen Abgeordneten Peter Pilz stellt sich dann noch heraus, dass etliche Informationen des Nachrichtenamtes über Progsch und Vorstandsmitglieder des Vereines KUM, die in der Information an Lütgendorf enthalten waren, wohl auf Mitteilungen der Staatspolizei beruhten.
Worauf Pilz feststellt, dass Akten der Staatspolizei über mögliche frühere nachrichtendienstliche Aktivitäten Prox, aber vor allem auch des von Lütgendorff-Buschek gegenüber als Kommunist beschriebenen Wirtes Rudolf Wein dem Ausschuss nicht zur Verfügung gestellt wurden.
Derlei Informationen hatte die Staatspolizei ja aus Aussagen des übergelaufenen ostdeutschen Nachrichtenmannes Werner Stiller erhalten.
Worauf der SPÖ-Abgeordnete Schieder einwirft, die haben wir auch nicht angefordert.
Pilz, wir haben angefordert alles, was mit Proxsch zu tun hat.
Pilz sucht nun von Buschek zu erfahren, was das Heeresnachrichtenamt über die Verbindung zwischen Proxsch und Minister Lüttgendorf wirklich wusste.
Buschek betont mehrfach, dass er nur von einer Bekanntschaft gewusst habe.
Pilz, Sie wollen uns weismachen, dass das HNA zwar Beiselgewohnheiten derer kannte, die bei Rudolf Wein verkehrten, aber nichts in der zentralen Sache?
Buschek, ich will Ihnen gar nichts weismachen.
Ich hatte keinen Anlass, diesbezüglich etwas zu erheben.
Sie können überzeugt sein, ich hatte nicht die Absicht, Minister Lüttgendorf nachzuweisen, dass er ein Freund von Proksch ist.
Pilz, haben Verdachtsmomente bei Prox auf nachrichtendienstliche Tätigkeit und Waffenschmuggel existiert?
Buschek darauf, jawohl, soweit das in der Information an den Minister steht.
Und Pilz?
Und die Erhebungsergebnisse rund um Kum waren plötzlich nur noch eine unbedeutende Angelegenheit, als der Minister Nein sagte zu weiteren Erhebungen?
Im Augenblick der Erhebungen war die Sache bedeutend, sagt Buschek.
Es hat ja auch den mehrseitigen Informationsbericht an den Minister gegeben.
Die Ausschussberatungen sind im Moment für eine Geschäftsordnungssitzung unterbrochen.
Am Nachmittag soll dann Brigadier Dieglas vom Heeresabwehramt als Zeuge befragt werden.
Gisela Hopfmüller und Franz Simböger informierten sie über die vormittäglichen Beratungen des Lukone-Ausschusses im Parlament.
Positive Nachrichten aus der verstaatlichen Industrie waren in den vergangenen Jahren eher selten.
Kein Wunder also, dass jetzt die ersten Erfolgsmeldungen von den Managern des ÖAG-Konzerns gebührend hinausposant werden.
Die 400 verschiedenen Sparten des Staatskonzerns wurden ja in sieben sogenannten Branchenholdings neu geordnet,
Und eine dieser Holdings, die Voest Alpine Stahl AG, hat heute ihren positiven Geschäftsbericht 1988 der Öffentlichkeit präsentiert.
Mit einem kleinen Wermutstropfen.
Dem Stahlwerk in Donauwitz in der Steiermark geht es nach wie vor sehr schlecht.
Werner Hofer berichtet.
Es war ein gutes Jahr, steht bedohnt groß und deutlich über dem jetzt vorliegenden Geschäftsbericht 1988 der Voest Alpine Stahl AG zu lesen.
Und AG-Generaldirektor Ludwig von Bogdandi sagt es nochmals in der Einleitung, wir haben wieder Boden unter den Füßen.
Kein Zweifel, die Talsohle der Stahlbranche in Österreich ist zumindest derzeit durchschritten.
Nicht zuletzt, und das geht auch aus dem Geschäftsbericht klar hervor, dank des weltweiten Stahl-Booms.
Rund um den Erdball wurden im vergangenen Jahr 780 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt.
Das waren um 6 Prozent mehr als 1987.
Bei der Föst Stahl AG selbst wurde die Rohstahlproduktion von 4,2 Millionen Tonnen im Jahr 1987 auf 4,4 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr gesteigert.
Der Gesamtumsatz von 52,5 Milliarden Schilling bedeutete ein Plus von 11 Prozent.
Wie der Geschäftsbericht zeigt, konnten alle wesentlichen Tochter- und Enkelgesellschaften der Stahlholding im Jahr 1988 einen Gewinn verbuchen.
Ausgenommen die Standorte Kapfenberg und Donauwitz.
In Kapfenberg rechnet man allerdings schon heuer, die Gewinnschwelle zu erreichen.
Sorgenkind bleibt aber offensichtlich nach wie vor der Standort Donauwitz.
Dazu der Generaldirektor der Stahlholding, Ludwig von Bogdandi am Telefon,
Wir hatten im vorvergangenen Jahr, also 1987, ein Betriebsergebnis von minus 1300 Schillingen, 1300 Millionen Schillingen, also minus 1,3 Milliarden Schillingen.
Im Jahr 88 hatten wir ein solches von 938 negativ und erwarten in diesem Jahr, im laufenden Jahr, ein Betriebsergebnis von minus 582.
Also Sie sehen eine Verbesserung, eine Bewegung in der richtigen Richtung.
Wir erwarten im Jahr 1991 schwarze Zahlen in Donauwitz.
Im Augenblick ist Donauwitz aber noch negativ.
Allerdings die einzige Gesellschaft von unseren 14 Tochter- und Enkelgesellschaften, die negativ ist.
Alle anderen sind positiv.
Und Donauwitz bewegt sich in der richtigen Richtung.
Herr Generaldirektor, welche einschneidenden Maßnahmen werden in Donauwitz in nächster Zeit notwendig sein, um etwa bis 1991 in die schwarzen Zahlen zu kommen?
Ein durchgreifendes Rationalisierungsprogramm, dessen Schwerpunkt das Stahlwerk ist.
Daneben eine Neustrukturierung der Logistik und der Administration mit sehr starker EDV-Unterstützung.
Wir haben aus diesem Grunde die EDV-Leitung in Donauwitz neu formiert und neu gegliedert, um sie wirksamer zu machen.
Wird es zu einem kräftigen Personalabbau weiterhin kommen müssen?
In welcher Größenordnung?
Ich glaube, derzeit gibt es etwa 2.940 Beschäftigte.
Wie soll es hier weitergehen?
Ja, 2.940, das ist die Zahl per Ende des Jahres 1988.
2.843, das ist der Stand Ende Mai.
Und wir gehen davon aus, dass die Sanierung erreicht sein wird, wenn wir um die 2.000 herum liegen werden.
Zufrieden äußert sich der Geschäftsbericht zur Stahlstiftung, also zu jener Maßnahme, mit der gekündigten Föst-Mitarbeitern eine zusätzliche berufliche Qualifikation vermittelt werden soll, damit sie wieder leichter eine Beschäftigung finden.
Rund 400 ehemalige Föstler haben bisher die Stahlstiftung in Anspruch genommen.
100 von ihnen konnten bereits einen neuen Arbeitsplatz finden.
Die weiteren 300 stehen noch in Ausbildung.
Nach diesem Bericht von Werner Hofer bleiben wir gleich beim Thema Wirtschaft.
Sie ist ja im vergangenen Jahr insgesamt um mehr als 4% in Österreich gewachsen.
Dieser äußerst erfreuliche Wert sagt jedoch nur wenig darüber aus, wie sich die günstige Konjunktursituation in den einzelnen Bundesländern ausgewirkt hat.
Was nützt es zum Beispiel einem Arbeitslosen im obersteirischen Industriegebiet, wenn Tirols Wirtschaft gedeiht?
Oder wie tröstlich mag es etwa für den steirischen Handel sein, wenn Wiens Betriebe im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gut floriert haben und mit ihren Werten dieses positive österreichweite Durchschnittsergebnis maßgeblich beeinflusst haben?
Im Auftrag des Bundeskanzleramtes erstellte nun das Institut für Raumplanung eine Studie über den regionalen Konjunkturverlauf in unserem Land und hat die Resultate heute vorgestellt.
Einzelheiten dazu von Hans-Christian Unger.
4,2 Prozent hat das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr betragen.
Ein ziemlich dynamischer Aufschwung also, von dem die meisten Bundesländer profitieren haben können.
Im Schnitt liegt die Ostregion des Landes, inklusive Wien.
Darüber deutlich Oberösterreich und minimal der Westen.
Die Stiefkinder der Konjunktur, wie schon seit Beginn der 80er Jahre, der Süden mit der Steiermark und Kärnten.
Das Resultat dieser neuesten Daten und der Entwicklung während der Jahre vorher?
Das viel zitierte West-Ost-Gefälle hat sich weiter verringert.
Im Gegensatz dazu, so das Institut für Raumplanung, zeichnet sich zunehmend eine Nord-Süd-Schiene ab.
Spitzenreiter der Wertschöpfungsskala nach Bundesländern gereiht, ist übrigens Niederösterreich, gefolgt von Salzburg und Oberösterreich.
Und dazu hat vor allem im Land Ober- und Unterder Enz das weit über dem Durchschnitt liegende Wachstum der Industrie beigetragen.
Dass das West-Ost-Gefälle geringer geworden ist, das ist neben der Industrie vor allem dem Fremdenverkehr als einem der wichtigsten Wirtschaftszweige zu verdanken.
Denn der Zuwachs der Wertschöpfung im Gast- und Beherbergungsgewerbe ist aufgrund der steigenden Beliebtheit des Städtetourismus vor allem in Wien und seiner Umgebung überdurchschnittlich hoch gewesen.
Die regionale Entwicklung des Handels noch, sie hat 1988 in etwa dem Konjunkturverlauf in den einzelnen Bundesländern entsprochen.
Von den einzelnen Branchen weg hin zum Arbeitsmarkt, der in Österreich ja schon seit langem durch eine höchst unterschiedliche Situation in den Regionen gekennzeichnet ist.
Ob es Kündigungen gibt oder neue Arbeitsplätze geschaffen werden, ist übrigens nicht allein von der konjunkturellen Situation abhängig, sondern auch davon, ob nun ein Betrieb seine Produktivität pro Mitarbeiter steigern kann oder nicht.
Die Daten dazu?
Der 3,5-prozentige Rückgang der Arbeitslosen österreichweit ist vor allem auf ein in diesem Fall deutlich positives Minus im Westen zurückzuführen.
Nur Wien, durch das Problem der hohen Sockelarbeitslosigkeit besonders belastet, und die Steiermark haben von der verbesserten Situation nicht profitieren können.
Das Fazit aus den recht sperrigen Statistiken der Wirtschaftsexperten?
Österreichs Wirtschaft hat insgesamt vom internationalen Konjunkturlüfterl profitiert und profitiert weiterhin davon.
Die dynamisch agierenden Bundesländer, jene, in denen sich neue Industrien angesiedelt haben und Umstrukturierungsmaßnahmen erfolgreich durchgezogen worden sind, sie haben sich im Verhältnis zu Gesamtösterreich ein deutlich größeres Stück vom Kuchen abschneiden können.
Und dort, wo seit Jahren, wenn nicht schon seit Jahrzehnten, marode Betriebe, aus welchen Gründen immer, ihren Standort haben, reicht die günstige allgemeine Wirtschaftslage allein nicht aus, um den Anschluss an den rot-weiß-roten Wachstumszug zu erreichen.
Hans-Christian Unger informierte sich darüber, wie sich regional in Österreich die Konjunktur entwickelt hat.
Zwölf Uhr und 50 Minuten ist es mittlerweile geworden, zehn Minuten vor 13 Uhr.
Nun ein Hinweis auf unser heutiges Journalpanorama.
Sie wissen ja, 18.20 Uhr, Österreich eins.
Die Kinder des SOS-Kinderdorfes Bindura in Zimbabwe haben allen Grund zum Feiern.
Ihre neue Schule wird eröffnet.
142 Kindern wird damit die Chance auf Bildung gegeben.
Ein Grundstein im Kampf gegen Abhängigkeit und Unterentwicklung ist damit gelegt.
Die Schule von Bindura ist ein Projekt von 60 SOS-Vorhaben, die in diesem Jahr fertiggestellt werden.
Rechtzeitig zu einem Jubiläum, das SOS Kinderdorf International Ende Juni feiert.
Den 40.
Geburtstag der SOS-Idee des Gründers Hermann Gmeiner.
1000 Projekte, Kinderdörfer, Schulen, Kindergärten, Sozial- und Behinderteneinrichtungen wurden seit dem Bau des ersten Kinderdorfes in Imst geschaffen.
In 100 Ländern.
40 Jahre SOS.
Anlass, Bilanz zu ziehen.
Heute Abend um 18.20 Uhr, Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
Vor einigen Jahren war Bertolt Brechts Parabelstück »Der gute Mensch« von Schezuan bei den Wiener Festwochen in einer Aufführung von Giorgio Strelas »Meilender Piccolo Teatro« mit Andrea Jonasson in der Hauptrolle gezeigt worden.
Nun nimmt sich auch das Wiener Burgtheater dieses Stückes an.
Im Akademietheater inszeniert Manfred Karge im Bühnenbild von Vincent Calara, Heidi Brambach hat die Kostüme entworfen.
In der Doppelrolle der Chante Chuita ist Therese Affolter zu sehen.
Weiters wirken unter anderem Lore Brunner, Matthias Redelhammer, Oda Thormeyer, Hans-Dieter Knebel und Else Ludwig mit.
Premiere ist am Freitag.
Heute und am Donnerstag finden Voraufführungen statt.
Hören Sie einen Beitrag, den Walter Gellert zur Premiere des Bert-Precht-Stückes gestaltet hat.
Eines Tags, und das hat wohl ein jeder gehört, der in ärmlicher Wiege lag, kommt des armen Weibssohn auf nem goldenen Thron, und der Tag heißt Sankt-Nimmerleins-Tag.
Ein Sankt-Nimmerleins-Nimmerleins-Nimmerleins-Tag sitzt er auf nem goldenen Thron.
Ist die Welt noch gut?
Diese Frage stellen sich in Brechts Gutem Menschen drei Götter und finden bei ihrer Suche nach einem Nachtquartier in Sechuan einzig die Prostituierte Shente, die bereit ist, sie aufzunehmen.
Kann der Mensch gut sein und gut bleiben, wenn rund um Armut und Elend herrschen?
Diese Frage verneint Brecht in seinem oft gespielten und viel diskutierten marxistischen Lehrstück.
Denn Chanté steht dank ihrer Freigiebigkeit bald vor dem Ruin.
Im Interesse ihrer Geschäfte muss sie sich von Zeit zu Zeit in einen erfundenen, hartherzigen Vetter namens Chuita verwandeln.
Zum Schluss bekennt Chanté ihr Doppelspiel und wird in ihrer Verzweiflung von den Göttern zurückgelassen, die sich letztlich vor aller Verantwortung drücken.
Etwas muss falsch sein an eurer Welt!
Warum ist auf die Bosheit ein Preis gesetzt?
Und warum erwarten die Guten so harte Strafen?
Manfred Karger inszeniert den guten Menschen von Sichuan, dieses schon zum Klassiker des modernen Theaters gewordene Stück, ohne Stilisierungen.
Er verzichtet auf Masken und äußerliche Bezüge zu China.
Schwarze Ziegelmauern signalisieren, dass man sich in Hinterhöfen von Armenvierteln befindet.
Auf den von anderen Prechtaufführungen gut bekannten Zwischenvorhang wird ebenfalls verzichtet.
Karge sieht den guten Menschen von Seychuan als ein aktuelles politisches Stück.
Da sind diese kleinen Leute mit ihren Bedürfnissen und auf der anderen Seite sind die Götter, sprich die Ideologen, der Überbau, der von ihnen etwas anderes verlangt als ihre Bedürfnisse.
Das heißt, sie bekommen also so eine Ideologie übergestülpt.
Und das zerreißt diesen kleinsten Punkt, diesen schwächsten Punkt, dieser Gentil, die versucht, dieser Ideologie nachgehen zu können.
Und Therese Affolter, sehr sensibel als Gentil, laut, mit Zahnspange versehen und Schweizer-Dütsch sprechend als Shuita, betont im Gespräch ebenfalls die Aktualität des Stückes.
Ich glaube sicher, dass es nicht veraltet ist.
Die Frage, was ist gut, was ist böse, was ist das... Also manchmal schaut ja etwas gut aus und ist gar nicht gut.
Und manchmal ist es etwas, was schlecht aussieht, ist die Motivation nicht schlecht.
Und das ist ja das Tolle hier in dem Stück.
eben nicht schwarz-weiß ist, sondern der Chuitat hat auch gute Seiten.
Die Gentil hat auch eben Grenzen, wo es negativ wird, wo sie gar nicht mehr existieren kann.
Und das finde ich ganz toll, dass das nicht so, wie gesagt, schwarz-weiß gemalt ist.
Und ich finde schon, dass das Stück heute für uns eine Aussage hat.
Alles was ich verbrach, tat ich, meinen Nachbarn zu helfen, meine Geliebten zu lieben.
Und meinen kleinen Sohn vor dem Mangel zu retten.
Für eure großen Pläne, ihr Götter, bei euch armen Menschen zu kleiden.
Ein Ausschnitt aus dem Bert-Brecht-Stück »Der gute Mensch« von Szechuan, das am Freitag im Akademietheater in Wien Premiere hat.
Diesen Beitrag gestaltete Walter Gellert.
Fünf Minuten vor 13 Uhr schließen wir unsere aktuelle Berichterstattung mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
Norwegen.
Die norwegischen Hilfsmannschaften sind zuversichtlich, alle Passagiere des sowjetischen Kreuzfahrtschiffes Maxim Gorky retten zu können, das in der vergangenen Nacht im Nordmeer vor Spitzbergen auf einen Eisberg aufgelaufen war.
Das Schiff mit ursprünglich mehr als 950 Menschen an Bord hat Schlagseite und droht weiterhin zu sinken.
Noch immer dringt Wasser in das Schiff ein.
Die Passagiere sind zum Teil in der Zwischenzeit auf ein Hilfsschiff gebracht worden, zum Teil mit Hubschraubern gerettet worden.
An Bord des Schiffes befanden sich nach letzten Informationen auch drei Österreicher.
Das Unglück dürfte durch einen Navigationsfehler ausgelöst worden sein.
Sowjetunion.
Auch die zentralasiatische Sowjetrepublik Kasachstan ist jetzt von Unruhen erfasst worden.
Jugendliche randalierten in der Stadt Novi Uzien im Südwesten Kasachstans.
Der Grund für die Ausschreitungen dürfte die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der wirtschaftlichen Situation in der Sowjetrepublik sein.
Zuletzt gab es Preiserhöhungen und Rationierungen.
Das sowjetische Innenministerium hat mit der Entsendung von Sondertruppen auf die Unruhen in der Region reagiert.
Afghanistan.
Den Regierungstruppen ist es jetzt nach eigenen Angaben gelungen, die seit vier Monaten anhaltende Belagerung der Stadt Jalalabad durch die muslimischen Rebellen zu beenden.
Die Strasse zwischen Jalalabad und Kabul soll nun wieder offen sein.
Das Leben in der zweitgrößten Stadt Afghanistans hat sich angeblich wieder normalisiert.
Südkorea.
Die südkoreanischen Behörden haben die Aufnahme von 78 vietnamesischen Bootsflüchtlingen abgelehnt und diese wieder auf hohe See geschickt.
Die Flüchtlinge wurden auf einem Boot mit Vorräten an Bord in internationale Gewässer geschleppt und dort ihrem Schicksal überlassen.
Die südkoreanische Einwanderungsbehörde begründete ihr Vorgehen damit, das einzige Auffanglager des Landes sei überfüllt.
Polen.
Die Zuckerpreise sind heute in Polen um zwei Drittel erhöht worden.
Für ein Kilogramm Zucker müssen die Polen nun bereits einen durchschnittlichen Stundenlohn ausgeben.
Da Preiserhöhungen auch bei anderen Lebensmitteln befürchtet werden, kommt es immer wieder zu Hamsterkäufen.
Mehl, Getreide und Speiseöl sind derzeit kaum noch erhältlich.
Schweden.
Beim heute beginnenden Kongress der Sozialistischen Internationale in Stockholm wird SPÖ-Parteivorsitzender Wannitzki zu einem der Vizepräsidenten des Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale Willy Brandt gewählt.
Thematisch steht die Tagung im Zeichen der Diskussion über die neuen politischen Strömungen in Osteuropa.
Die sowjetischen Kommunisten entsenden eine offizielle Beobachterdelegation.
Österreich.
Die Voest Alpine Stahl AG hat 1988 einen Gewinn von 895 Millionen Schilling erzielt.
Der Generaldirektor der Voest Stahl Holding, Bogdani, erklärte, für die positive Entwicklung sei die weltweite Stahlkonjunktur ausschlaggebend.
Zur Situation des Standortes Donauwitz meinte Bogdandi, bis 1991 müsse der Personalstand in Donauwitz um etwa 800 Mitarbeiter reduziert werden.
Ende Mai dieses Jahres waren in Donauwitz 2.800 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Sanierung an diesem Werksstandort werde erreicht sein, wenn in Donauwitz um die 2.000 Menschen beschäftigt seien, erklärte Bogdandi.
Eine Gruppe türkischer Kurden hält seit Mittag das Wiener Büro der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International besetzt.
Mit ihrer Aktion wollen die Kurden ihrer Forderung Nachdruck verleihen, 13 in verschiedenen Städten der Bundesrepublik Deutschland festgehaltene kurdische Aktivisten freizulassen, erklärte ein Sprecher der Gruppe.
Der Generalsekretär von Amnesty International, Aigner, sicherte unterdessen zu, man werde mit den Besetzern über deren Probleme sprechen.
Die Wetteraussichten bis heute Abend, im Westen zum Teil sonnig, sonst eher starke Bewölkung und gewittrige Regenschauer.
Nachmittagstemperaturen 15 bis 20, im Westen bis 24 Grad.
Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Berichterstattung durch den aktuellen Dienst.