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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Und hier meldet sich Udo Bachmeier mit dem Mittagsjournal.
Guten Tag, meine Damen und Herren.
Zum geplanten Programm der folgenden Stunde.
Die große Regierungspartei, die SPÖ, hält zurzeit eine Klubtagung ab.
Mit Referaten von Vorsitzenden Bundeskanzler Sinowaz und Klubchef Wille.
Für Anfang Juli ist eine neue Regierungsklausur zu Umweltfragen geplant.
Ausland.
Sie hören eine Analyse der ungarischen Wahlen vom Wochenende, dann ein Gespräch mit dem in Wien weilenden Unterrichtsminister von Nicaragua, Fernando Cardenal.
Darüber hinaus Informationen über die jüngste Entwicklung der Ermittlungen im Fall des vermutlich bereits toten KZ-Massenmörders Josef Mengele.
Die Lage im Libanon vor dem Hintergrund der Geiselnahme von finnischen UNO-Soldaten sowie die Zukunft von SALT II angesichts der bevorstehenden Entscheidung Regens zu dieser Frage sind Gegenstand weiterer Berichte im Mittagsschanal.
Der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Saul Bellow ist 70 Jahre alt.
Die Kulturredaktion bereitet ein Portrait von ihm vor.
Erster Programmpunkt sind die Nachrichten.
Verantwortlicher Redakteur ist Rainer Warnecke, Sprecherin Melitta Czapka.
Belgien.
Die belgische Polizei hat schwerwiegende Fehler bei den Ausschreitungen vor dem Europapokalfinale am 29.
Mai im Brüsseler Hezelstadion zugegeben.
Nach einem Bericht der Zeitung La Libre Belgique hat der Generalleutnant der Gendarmerie Robert Bernard eingestanden, dass der Ernst der Lage im Stadion zu spät erkannt worden sei.
Die Exekutive habe mit derart schwerwiegenden Vorfällen nicht gerechnet.
Im Stadion seien zu wenig Polizisten gewesen.
Funksprüche mit Bitte um Verstärkung seien wegen des Lärms nicht gehört worden, heißt es in einem Bericht an die Regierung.
Die zuständigen Gendarmerie-Kommandeure seien nicht am Ort des Geschehens gewesen, als die Lage kritisch wurde.
Außerdem wäre es besser gewesen, wenn im Stadion eine Polizeitruppe unter einheitlicher Leitung gewesen wäre.
Es gab jedoch deren zwei.
Der Gendarmeriechef strebt künftig bessere Ausbildung, bessere Ausrüstung und offensiveres Vorgehen der Polizei an.
In den Stadien sollten zusätzliche Sicherheitseinrichtungen angebracht werden, doch warnt Bernhard davor, Fußballstadien in Konzentrationslager zu verwandeln, in denen die Zuschauer von der Polizei umlagert würden.
Bei den Zusammenstößen im Heyselstadion sind 38 Fußballanhänger ums Leben gekommen.
Österreich.
Unterrichtsminister Herbert Moritz hat heute in Wien das Otto-Glöckl-Symposium über die Entwicklung der Schule eröffnet.
In seiner Ansprache betonte Moritz, es dürfe keinen Stillstand in der Schulentwicklung geben, die Schule müsse sich an der Gesellschaft orientieren und mit ihr Schritt halten.
Der Unterrichtsminister sprach sich für politischen Konsens in allen Schulfragen aus und hob hervor, Schulpolitik dürfe nicht zum Kampffeld des tagespolitischen Streites werden.
Im Wiener Kongresshaus hat am Vormittag eine für zwei Tage anberaumte Klubtagung der Sozialistischen Partei begonnen.
An den Beratungen über die Parlamentsarbeit der SPÖ nehmen außer den Nationalrats- und Bundesratsabgeordneten auch sozialistische Regierungsmitglieder und Landespolitiker teil.
Die Eröffnungsreferate halten Bundeskanzler Fred Sinowatz und Klubobmann Sepp Wille.
Der langjährige Direktor der Bregenzer Festspiele, Professor Ernst Beer, ist im Alter von 66 Jahren in Hannover gestorben.
Beer erlag einem Herzversagen.
Er war in jüngster Zeit in Hannover als künstlerischer Berater tätig.
Bis vor drei Jahren leitete Ernst Beer die Bregenzer Festspiele.
Ungarn.
Bei den ersten Parlamentswahlen nach den Regeln des neuen Wahlrechts erzielten nicht offiziell aufgestellte Kandidaten beachtliche Erfolge.
Erstmalsweise in Ungarn erlaubt, außer offiziellen Parteikandidaten weitere Bewerber um Wählerstimmen zu nominieren.
Von 71 dieser Kandidaten waren 25 erfolgreich.
Die Wahlbeteiligung betrug knapp 94 Prozent, das ist weniger als in früheren Jahren.
Wahlpflicht bestand nicht.
Italien Die Volksabstimmung über die Wiedereinführung der automatischen Anpassung der Löhne an die Inflation wird in diesen Stunden abgeschlossen.
Bisher war die Wahlbeteiligung äußerst gering.
Das Referendum, das von der kommunistischen Partei initiiert worden ist, gilt als Abstimmung über die Wirtschaftspolitik der fünf Parteienregierung unter Ministerpräsident Bettino Craxi.
Craxi hat mit seinem Rücktritt gedroht, falls die von seiner Regierung im Vorjahr beschlossene Einschränkung der Lohnanpassung durch das Abstimmungsergebnis rückgängig gemacht werden sollte.
Israel.
Die israelischen Fahnder glauben nicht an den Tod des Naziverbrechers Josef Mengele.
Der für die Ermittlungen nach Naziverbrechen zuständige Polizeibeamte in Israel sagte heute, die Exhumierung einer Leiche in der brasilianischen Stadt Sao Paulo sei ein Täuschungsmanöver Mengeles und seiner Familie.
Die brasilianischen Behörden halten die Leiche für die des international gesuchten ehemaligen KZ-Arztes.
Unterdessen sagte der Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, die deutsche Regierung habe 1964 vergeblich versucht, Paraguay zur Auslieferung Mengeles zu bewegen.
Bonn habe dem paraguayischen Präsidenten Alfredo Strössner umgerechnet 120 Millionen Schilling geboten, Strössner habe abgelehnt.
Libanon
Der Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät an der amerikanischen Universität in Beirut, Thomas Sutherland, ist gestern Nachmittag entführt worden.
Das Auto Sutherlands wurde auf der Straße vom Flughafen in die libanesische Hauptstadt beschossen, der Chauffeur wurde verletzt.
Sutherland ist bereits der dritte Angehörige der amerikanischen Universität in Beirut, der in jüngster Zeit entführt worden ist.
Aus dem Südlebanon sind heute zwei Raketen auf einen grenznahen Ort im Norden Israels abgeschossen worden.
Meldungen über Verletzte oder Schäden liegen nicht vor.
Frankreich
In dem heute veröffentlichten zweiten Umweltbericht der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wird vor neuen Gefahren für die Umwelt gewarnt.
Der Bericht enthält erstmals eine internationale Umweltstatistik für die OECD-Länder in Europa, Nordamerika und im pazifischen Raum.
Darin werden zwar Teilerfolge bei der Verringerung der Umweltbelastung vermerkt.
Dennoch stammen aus dem OECD-Raum der Großteil der weltweiten Stickstoff- und Schwefelbelastung.
Als immer besorgniserregender werden von der Organisation Probleme mit dem Transport von gefährlichen Abfällen und chemischen Produkten angesehen.
Die OECD warnt auch vor einer sogenannten Wanderbewegung von Umweltgiften, die etwa in das Grundwasser oder in tropische Wälder gelangen.
Österreich
Die Bewohner der Grenzgebiete zur Tschechoslowakei im Bereich von Guglwald in Oberösterreich sind wegen des jüngsten Zwischenfalls stark beunruhigt.
Zwei tschechoslowakische Staatsbürger waren auf der Flucht durch Schüsse gestoppt worden, einer wurde getötet oder verletzt, der zweite festgenommen.
Der Bürgermeister von Schöneck, Friedrich Winkler, hat nun gegen die Zustände im Grenzgebiet protestiert.
Auf tschechischer Seite wird fast täglich geschossen, auch während der Nacht.
Immer wieder werden Leuchtraketen abgefeuert, die auch auf österreichischem Gebiet niedergehen und Waldbrände auslösen könnten.
Außerdem wird kritisiert, dass ein tschechoslowakischer Wachturm so knapp an der Grenze steht, dass die Bewohner von Guglwald praktisch bei Tag und Nacht kontrolliert werden können.
Auch die Aufforderung des Innenministeriums, sämtliche Vorfälle und Beobachtungen zu melden, hat nach Angaben des Bürgermeisters an der Situation nichts geändert.
Das Wetter?
Das Zentraltief über Skandinavien steuert Kaltluft gegen die Alpen.
Das unbeständige und kühle Westwetter wird in den nächsten Tagen andauern.
Phasen mit Wetterbesserung werden nur von kurzer Dauer sein.
Die Aussichten bis morgen früh?
Bereits starke oder zunehmende Bewölkung und zeitweise Regen oder teils gewittrige Regenschauer, dabei lebhaft auffrischender West- bis Nordwestwind.
Nachmittagstemperaturen 14 bis 20 Grad.
während der Nachtschneefallgrenze bis etwa 1500 Meter sinkend, Tiefstemperaturen 7 bis 12 Grad.
Und die Aussichten für morgen?
Veränderlich bewölkt, örtlich Regenschauer, besonders an der Alpen-Nordseite, vor allem im Süden und im Flachland zwischendurch auch sonnige Abschnitte, mäßiger bis lebhafter West- bis Nordwestwind, Frühtemperaturen 7 bis 12, Tageshöchsttemperaturen 14 bis 20 Grad.
Und die Vorschau bis Freitag unbeständig und kühl, teilweise Niederschlag, vor allem im Süden und Osten zwischendurch auch sonnige Abschnitte.
Noch die Messwerte von 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 18 Grad, Südwind 25 Kilometer in der Stunde, Eisenstadt stark bewölkt, 16 Grad, Südwind 10 Kilometer, Linz und Klagenfurt heiter, 18 Grad, Salzburg wolkig, 18, Nordwestwind 10, Innsbruck stark bewölkt, 18 Grad, Bregenz stark bewölkt, 15, Westwind 10 Kilometer und Graz heiter, 16 Grad.
12 Uhr 9 ist es jetzt.
Bereits mehrfach ist in den letzten Wochen über die erste Hälfte der Regierungskoalition Sinovac-Steger aus verschiedensten Perspektiven Bilanz gezogen worden.
Und in diesem Zeichen einer Bilanzierung der vergangenen zwei Jahre steht auch eine Klausurtagung des SPÖ-Parlamentsklubs, eine Tagung, die heute und morgen im Wiener Kongresshaus der Eisenbahner-Gewerkschaft stattfindet.
In Referaten von Bundeskanzler Sinovac und Klubobmann Wille am heutigen Vormittag sowie in noch folgenden Referaten der Minister Wranicki, Latsiner, Blecher sowie von Staatssekretär Löschnack analysiert der SPÖ-Klub gemeinsam mit den sozialistischen Regierungsmitgliedern und dem erweiterten Parteivorstand die bereits geleistete Arbeit.
Und überdies versucht man einen Ausblick auf die Zukunft.
Zwischen den einzelnen Referaten gibt es Diskussionen, die allerdings im Gegensatz zu den Referaten vom Vormittag für Journalisten nicht zugänglich sind.
Heute Vormittag waren sich Bundeskanzler Sinovac und Klubobmann Wille in ihren Ausführungen einig in ihrer positiven Bilanz und in der thematischen Schwerpunktsetzung geleisteter und anstehender Arbeit in Regierung und Parlament.
An erster Stelle rangieren wirtschaftspolitische Fragen verbunden mit der Budgetkonsolidierung.
Dann folgt in der Wertung die Umweltpolitik.
Punkt drei sind dann sozialpolitische Reformen.
Hören Sie Näheres nun von Ernest Hauer.
Die große Losung an der Stirnwand des Tagungshalls lautet einfach Bilanz für Österreich.
Und ganz in diesem Sinn skizzierte Bundeskanzler Sinovac die ersten beiden Jahre der kleinen Koalition, die, so der Bundeskanzler, ihre Arbeit eindeutig bewältigt habe.
Dabei sei es am Anfang schwierig gewesen.
Sinovac zählte auf.
Eine Ära sei damals zu Ende gegangen, Kreisky sei zurückgetreten, in der Partei habe es sogar Pessimismus und Resignation gegeben.
und die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise hätten endgültig deutlich gemacht, dass auch Österreich keine Insel der Seligen sei.
Und in dieser Phase hätte man eine Koalition mit einem Partner ohne Regierungserfahrung eingehen müssen.
Diese Regierung hätte aber Susi Nowatz bewiesen, dass sie selbst unpopuläre Maßnahmen durchziehen könne.
Wir haben, und das war keine Kleinigkeit, in einem Paket geschnürt die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Einführung der Zinsertragssteuer, die Streichung der 30 Schilling-Wohnbeihilfe, wir haben den Steuersatz für Energie angehoben, wir haben bei der Geburtenbeihilfe eine Verminderung durchgeführt, wir haben die Ruhensbestimmungen eingeführt und vieles andere mehr.
Also leicht war das wirklich nicht.
Und viele, die vorher, liebe Freunde, sehr lautstark von starken Einschnitten gesprochen haben, die notwendig wären, und von unpopulären Schritten, zu denen man sich endlich durchringen müsste, waren die ersten, die das sofort vergessen haben und dieses böse Wort vom Belastungspaket erfunden haben.
Das war 1983.
Heute, Mitte 1985, ist das eigentlich alles vergessen.
Wer spricht heute noch bitte vom Belastungspaket?
Die gesetzten Ziele seien erreicht worden, meinte Sinovac.
Die Budgetkonsolidierung, der Anschluss an die internationale Konjunkturentwicklung.
Und man habe die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen, ohne gravierende Kaufkraftverluste hinnehmen zu müssen.
Die Opposition dagegen hätte ihre Chancen verspielt, trotz Erfolgen bei Regional- und Gemeindewahlen, die man nicht auf Bundesebene umlegen könne.
Die ÖVP hat die Chancen der Jahre 1983 und 1984 nicht nützen können.
Und sie hat Chancen gehabt, das ist überhaupt keine Frage.
Nämlich dieses politisch-psychologische Umfeld durch den Wahlerfolg 1983,
durch das Ende der Irak-Reisky, sowie durch die ungänglich notwendigen, sehr unpopulären Maßnahmen, die wir setzen mussten.
Die ÖVP ist in dieser Phase gescheitert.
Wir sollten das festhalten.
In dieser Phase, 1983, 1984, ist die ÖVP gescheitert, und sie wird eine solche Chance bitte bis 1987 nicht mehr vorfinden.
Der Grund für diese Scheitern liegt meines Erachtens in einer wenig realistischen und bisweilen maßlos perfektionierten
Oppositionspolitik.
Die ÖVP ist von einer Neinsagerpartei zu der Jeinsagerpartei geworden.
Tadel für die ÖVP in den Punkten Zwentendorf, Landesverteidigung und Budgetpolitik stellte der Bundeskanzler mehrfaches Lob für den Koalitionspartner FPÖ gegenüber.
Deshalb habe sich auch die Regierungskoalition, so unpopulär sie am Anfang gewesen sei, bewährt.
Es hat in Wahrheit keine internen Schwierigkeiten in dieser Koalition gegeben.
Und was die prinzipielle Arbeit betrifft, so ist das alles klaglos gegangen.
Die Koalition funktioniert.
Ich sage das deswegen, weil ich zwei Jahre jetzt hindurch bei vielen, vielen Pressekonferenzen ununterbrochen mit der Frage konfrontiert wurde, ob es eine Krise der Koalition gäbe.
Alle Abstimmungen im Parlament waren so, dass sie mit den Stimmen beider Regierungsparteien gefasst worden sind.
Und die Koordination der Arbeit ist ohne Schwierigkeiten vor sich gegangen.
Und es hat nicht einmal in diesen zwei Jahren eine wirkliche Krisensituation gegeben.
Mit ihrem neuen Programm, das liberaler sei und mehr auf Österreich ausgerichtet, hätte die FPÖ auch bewiesen, dass sie das Vertrauen rechtfertige.
Vor den Wahlen werde es allerdings keine Festlegung auf eine Form der Zusammenarbeit nachher geben.
Jetzt aber stehe die SPÖ zu allen Vereinbarungen.
Ein Schwerpunkt bei Sinovac war die Umweltpolitik.
Die Regierung habe den Umweltschutz nicht erfunden, aber auch die Grünen hätte das nicht getan.
Und die Regierung habe der Umweltpolitik erstmals Priorität eingeräumt.
Als Beispiele führte der Kanzler den Umweltfonds, die Heizölentschwefelung, die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene und die Maßnahmen zur Autoabgasentgiftung an.
Schlussfolgerung des Bundeskanzlers?
Eines ist klar und deutlich, dass die Umweltkompetenz dieser Bundesregierung immer mehr Anerkennung findet.
Es fragt sich wirklich, warum Grüne ins Parlament einziehen sollten, wenn diese konkrete Umweltpolitik mit diesem großen Nachdruck heute in Österreich gemacht wird.
Ich bin überzeugt davon, dass nur in dieser Weise, wie wir das in den letzten zwei Jahren getan haben, für die Umwelt die nötigen Vorkehrungen getroffen werden können.
Mit einer eindimensionalen, wieder weniger auf die Angst der Menschen hin orientierten Anschauung werden wir nicht die Bereitschaft der Menschen finden und werden wir auch nicht die notwendigen Mittel aufbringen und werden wir auch nicht die Kraft haben, um diese Umweltpolitik durchzusetzen.
Für Anfang Juli kündigte der Bundeskanzler eine neujährliche Regierungsklausur an, bei der weitere Umweltschutzmaßnahmen beschlossen werden sollen.
Hainburg wurde im Referat des Kanzlers übrigens nicht beim Namen genannt.
Auch nicht im Zusammenhang mit dem Jahr 1984, dass Sosinovac für die Koalition ein Jahr der Bewährung gewesen sei.
Was den Donauausbau betreffe, so stehe die Regierung nach wie vor zum Elf-Punkte-Programm vom Jänner.
Derzeit bemühe man sich um ein Gesamtkonzept für den Ausbau der Donau von Greifenstein bis zur Staatsgrenze mit der Tschechoslowakei.
Klubobmann Wille unterstrich in seinem Referat die Bedeutung der wirtschaftlichen Strukturverbesserungsmaßnahmen.
Wille nahm aber auch zur aktuellen Diskussion um Panzerexporte nach Marokko Stellung.
Sein Standpunkt?
Wenn es um Waffenexporte in Entwicklungsländer geht, wenn es um Waffenexporte in arme Staaten dieser Erde geht, dann sollte vor allem einmal der Denkansatz lauten, grundsätzlich nein, aber.
Und bei mir, und ich glaube auch bei euch allen und ich habe auch die Gewissheit bei der Bundesregierung, wird sich dieses Nein zu einer Gewissheit verfestigen.
Es gibt keine Alternative zu Freiheit und Humanität, auch nicht die Arbeitsplätze, auch nicht Arbeitsplatzsicherung kann mit Freiheit und Humanität ausgetauscht oder verwechselt werden.
Für Sozialisten muss das klar sein und ich hoffe, dass es uns gelingt, endlich diese Frage so klar
zu beantworten, dass Meinungsverschiedenheiten künftig nicht mehr auftauchen können.
Derzeit ist eine Pressekonferenz mit Bundeskanzler Sinowaz und Klubobmann Wille im Gang.
Sollten sich dabei neue Aspekte ergeben, melden wir uns noch einmal im Verlauf des Journals.
Vorerst aber gebe ich zurück ins Studio.
Sie hörten einen Bericht von Ernest Hauer.
Im Fall Mengele haben sich sozusagen die Schleißen geöffnet.
Vor allem die brasilianischen Behörden werden überflutet von Hinweisen und Aussagen zur Person des früheren KZ-Arztes und Nazimassenmörders Josef Mengele.
Zahlreiche Informationen lassen die zunehmend gesicherte Erkenntnis zu, dass Mengele alias Wolfgang Gerhardt beim Baden in der Nähe von São Paulo vor sechs Jahren ertrunken ist.
Auch der bisher noch zweifelnde sogenannte
Nazi-Jäger Simon Wiesenthal kann dieser Version einiges abgewinnen.
Doch die Behörden hegen noch immer Zweifel, den letzten Beweis für den Tod des eifrigsten Vollstreckers von Hitlers Rassenwahn erbringen zu können, obwohl sich wichtige Zeugen gemeldet haben.
So etwa das aus Österreich stammende, seit vielen Jahren in Brasilien lebende Ibarra Bossard.
Das EBA beschwört, dass Mengele 1979 unter dem Namen des Kratzers Wolfgang Gerhardt begraben wurde.
Was weiß man mittlerweile in Brasilien Näheres?
Es meldet sich Ulrich Enke.
Trotz aller Skepsis, die geboten bleibt, in dem Fall Gerhardt alias Mengele deutet immer mehr darauf hin, dass die Fahnder auf der richtigen Spur sind.
Mengele Sohn Rolf war nachweislich zweimal bei der Familie Bossert in Sao Paulo zu Gast,
die Josef Mengele während der angeblich letzten Jahre seines Lebens beherbergte.
Von Nachbarn wurde Rolf Mengele auf einem im Hause Bossert gefundenen Foto zweifelsfrei identifiziert.
Zwei Jahre vor dem Tod des Deutschen sei er zu Besuch gewesen, dann noch einmal kurz danach.
Noch ein Herr der Firma Mengele aus Günzburg scheint den gesuchten KZ-Arzt bei Sao Paulo getroffen zu haben.
Hans Seldmeier, der sich als Geldbriefträger für den gejagten NS-Verbrecher betätigt haben soll.
Das zumindest sagt Gitta Stammer, die ungarischstämmige Frau eines nach Brasilien ausgewanderten Deutschen, auf die das Bundeskriminalamt ebenfalls Hinweise hatte und die inzwischen vor der brasilianischen Polizei ausgesagt hat.
Der als Mengele identifizierte Mann habe unter dem Namen Peter Hocheichle
Ab 1961 als Verwalter auf der rund 280 km von Sao Paulo entfernt gelegenen Farm gearbeitet.
Wieder soll es Wolfgang Gerhardt gewesen sein, der Mengele dort einführte.
Jener Gerhardt, der, wenn denn alles stimmt, nach seiner Rückkehr nach Österreich noch einmal 1976 nach Sao Paulo reiste, eigens um seinen Mengele hinterlassenen Ausweis mithilfe seiner eigenen Fingerabdrücke bei der brasilianischen Polizei zu verlängern.
Mengele, so die nun zweite gefundene Arbeitgeberin des Todesengels von Auschwitz,
Seit zu Beginn ein freundlicher und bescheidener Mann gewesen, der für seine Arbeit keinen Lohn wollte, der strikt darauf achtete, nicht fotografiert zu werden, der sich vor jedem Besucher auf der Farm verbarg.
US-Dollar habe er mehr als genug gehabt.
Sie seien von einem Angestellten seiner landwirtschaftlichen Maschinenfabrik auf Deutschland gebracht worden.
Ein Mann, der sich mit Geschichte und Philosophie befasste und gerne klassische deutsche Musik hörte, bevorzugt Mozart.
Von Deutschland, so habe er erzählt, sei er nach Italien, von dort mit dem Schiff nach Argentinien geflohen.
Vorübergehend habe er dann noch in Uruguay und Paraguay gelebt, bevor er nach Brasilien gekommen sei.
Anhand von Zeitungsbildern als Mängel erkannt, soll er gegenüber Frau Stammer seine Identität zugegeben, alle ihm vorgeworfenen Verbrechen aber entschieden abgestritten haben.
Mit der Zeit sei der Deutsche zunehmend autoritärer geworden.
habe sich gegenüber den auf der Farm beschäftigten Rüde verhalten.
Er sei zu einer Belastung des stammerschen Familienlebens geworden.
Dreimal sei er zusammen mit der Familie Stammer umgezogen.
Beim dritten Mal trennten sich die Wege.
Die Familie Stammer zog immer noch nach Aussagen von Frau Stammer in den Norden von Sao Paulo, Mengele in ein ebenfalls Stammers gehörendes Haus im Süden der Stadt.
Schon auf der Farm habe Herr Bossert Mengele mehrfach besucht.
Eine Freundschaft hätte sich angebandt.
Später dann sei Mengele von der Familie Bossert aufgenommen worden.
Die letzten 20 Jahre im Leben des KZ-Arztes Josef Mengele scheinen damit rekonstruiert, wenn wirklich alles so war, wie es sich jetzt hier in Brasilien darstellt oder dargestellt wird.
Allein die Aussage jenes Gerichtsmediziners spricht dagegen, der 1979 die Autopsie an dem damals Ertrunkenen vorgenommen hat, der als Wolfgang Gerhardt beigesetzt und in der letzten Woche als vermeintlicher Mengele exhumiert wurde.
Der Tote sei damals Anfang 50 gewesen.
Mengele war zu dem Zeitpunkt aber schon 68 Jahre alt gewesen.
Damit tauchen neue Zweifel auf.
hat Mengele möglicherweise seine Identität sterben lassen, um selbst unbehelligt weiterleben zu können.
Es bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis das gerichtsmedizinische Gutachten in São Paulo in vermutlich zwei Wochen
Ulrich Enke aus Brasilien zum Fall Mengele.
Von heute Abend an werden in den nächsten zwei Wochen in Wien Lateinamerika-Wochen stattfinden.
Eröffnet werden diese Lateinamerika-Wochen von Fernando Cardenal, dem Unterrichtsminister von Nicaragua.
Fernando Cardenal war wie sein Bruder Ernesto
der ja Kulturminister in Managua ist, bevor er in die sandinistische Regierung eintrat, als Geistlicher tätig und zwar im Jesuitenorden.
Vor einem halben Jahr wurde Fernando Cardenal vom Jesuitenorden ausgeschlossen, weil nach der Meinung Roms seine Regierungstätigkeit mit den Sandinisten nicht mit seiner geistlichen Tätigkeit vereinbar ist.
Fernando Cardenal blieb trotzdem in der Regierung, erhofft, dass ihm die Jesuiten in Zukunft mehr Verständnis entgegenbringen werden.
Mit dem Unterrichtsminister Nicaraguas hat Brigitte Fuchs das folgende Gespräch geführt.
Die Vereinigten Staaten haben ein Handelsembargo gegen Nicaragua verhängt vor einigen Wochen.
Erste unmittelbare Auswirkung offensichtlich ist, dass in Nicaragua die Preise für Lebensmittel sehr stark angestiegen sind.
Wird sich dieser Druck auf die Öffentlichkeit in Nicaragua, glauben Sie, noch verstärken?
Der Embargo kommerziell ist ein Konjunkt
Das Handelsempargo der Vereinigten Staaten ist ein ganzes Paket von Maßnahmen, das sehr schwerwiegende und sehr ernste Konsequenzen für uns in Nicaragua hat und wodurch das Leben von allen Einzelnen schwer betroffen ist.
Das ist nämlich genau die Absicht der Vereinigten Staaten, dass durch die Probleme, die nun entstehen bei der Versorgung, mangelnd
Erscheinungen, die entstehen, die Leute unzufrieden werden und durch diese Unzufriedenheit dann politische Probleme entstehen.
Dieses Handelsembargo hat für die ganze Bevölkerung schwere Konsequenzen.
Auch in meinem Ministerium, im Unterrichtsministerium, gibt es solche negative Konsequenzen.
Unmittelbar betroffen ist natürlich der Handel und die Industrie.
Aber die Konsequenzen sind ja viel weitreichender.
Das Budget, das mir zur Verfügung steht für das Unterrichtsministerium, ist ja auch eingeschränkt worden.
Wir glauben aber nicht, dass sich Präsident Reagan mit diesem Schritt zufriedengeben wird.
Es ist nicht die erste Maßnahme, die er gegen Nicaragua trifft und es wird auch nicht die letzte sein.
Es ist das eben ein Teil seiner ganzen Aggressionspolitik gegen Nicaragua.
Wir sind darauf gefasst, dass weitere Maßnahmen nach dem Embargo kommen und es gibt ständig die Gefahr einer direkten militärischen Intervention.
Auf welche Art und Weise wird Ihr Ministerium direkt und konkret, also die Erziehungsmaßnahmen in Nicaragua, von diesem Embargo betroffen?
Auf direktem Weg eigentlich nicht, denn wir haben also keine komplizierten Maschinen, wo wir also jetzt Ersatzteile brauchen würden aus den Vereinigten Staaten.
Also es ist mehr eine indirekte.
Allerdings, es kann uns passieren, wir haben also Schreibmaschinen, wir haben
Tonbandgeräte und wenn also da etwas bricht, wenn wir da keine Ersatzteile haben, dann werden wir auch diese Dinge nicht mehr benutzen können.
Aber es ist nicht so wichtig, ob das jetzt eine direkte oder eine indirekte Auswirkung ist.
Die indirekte Auswirkung, dass eben unser Budget für Erziehung und Unterricht sehr stark gekürzt werden musste, diese Auswirkung ist die schwierigste und die größte.
Fernando Cardinal, Sie sind Jesuitenpater, Sie sind vor einiger Zeit aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen worden, weil Sie sich politisch betätigen.
weil sie ein Anhänger der sogenannten Volkskirche in Nicaragua sind.
Im deutschen Nachrichtenmagazin Die Zeit ist am Wochenende ein Artikel von Mario Vargasa Llosa gestanden.
Mario Vargasa Llosa ist ein peruanischer Schriftsteller.
Er hat einen Monat in Nicaragua verbracht und hat sich dort umgesehen.
Er schreibt, er habe den Eindruck, dass die Volkskirche
nicht einen derartigen Anhang hat im Land, wie das die Sandinisten immer behaupten, sondern dass die Mehrheit der Menschen immer noch auf Seiten der Amtskirche steht.
Wie sehen Sie das als Pfarrer in der Regierung?
Das ist eine völlig falsche Auffassung.
Es ist richtig, dass ein guter Teil der Hierarchie gegen die Revolution steht.
Wenn nun die Mehrheit der Bevölkerung dieses Konzept der Mehrheit der Bischofskonferenz teilen würde, dann würde das ja bedeuten, dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen die Revolution steht.
Aber alle sind darin einig, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Revolution unterstützt.
Also um ein Beispiel zu geben, um das zu erklären.
Am Karfreitag gibt es eine Prozession mit einem Bild, das sehr geehrt und geschätzt wird.
Es ist das Bild des blutüberströmten Christus.
Das wird vom Erzbischof getragen.
Nun kann man sich die Fragen stellen.
Die tausenden Menschen, die hier
bei dieser Prozession teilnehmen.
Warum sind sie dort?
Wegen dieses Bildes oder wegen der politischen Position, die Ovando Ibravo vertritt?
Wenn man also dann 50.000 Menschen bei dieser Prozession sieht, dann kann natürlich einer, der die Situation nicht so genau kennt, meinen, dass Leute sind, die wegen des Bischofs dorthin kommen.
Aber als der Bischof Ovando
zu einer Messe gerufen hat, eingeladen hat, um daran zu erinnern, dass der Papst in Nicaragua war, sind 300 Leute gekommen.
Haben Sie denn persönlich Kontakt zur Amtskirche?
Es ist so, dass ich nun seit sechs Jahren an die Bischöfe in Nicaragua Schreiben brichte, Briefe richte, und diese Briefe nicht beantwortet werden.
Ich habe auch die Vermittlung von einem Bischof in Anspruch nehmen können,
die Vermittlung des Nuncius, um in einem Gespräch die Probleme aufzuarbeiten.
Ich habe nie eine Einladung, habe nie eine Antwort bekommen.
Brigitte Fuchs sprach mit dem Unterrichtsminister von Nicaragua, Fernando Cardenal.
Er wird, wie gesagt, heute Abend die Lateinamerika-Wochen eröffnen.
Thema seines Vortrags dabei, Nicaragua muss leben.
Heute Abend um 19.30 Uhr in der Halle E des Wiener Messipalastes.
Mit einem fast 100.000 Besuchern zählenden Gottesdienst im Düsseldorfer Rheinstadion ging am Wochenende der 21.
Evangelische Kirchentag zu Ende.
Der in der 35-jährigen Geschichte des protestantischen Leihentreffens bislang größte evangelische Kirchentag unter dem Leitwort »Die Erde ist des Herrn« war geprägt auch besonders von politisch recht engagierten Akzenten in den brennenden Fragen Arbeitslosigkeit, Umwelt, Rüstung, Nord-Süd-Konflikt und Menschenrechte.
Der evangelische Kirchentag, vor allem wie er vom neu gewählten Präses der Synode der evangelischen Kirche, Ex-Minister Schmude, gesehen wird, ist Gegenstand unserer heutigen Sendung.
Mit der Wahl des früheren Bundesjustiz- und Bundesinnenministers Jürgen Schmude zum Präses der Synode der Evangelischen Kirche der Bundesrepublik wurde innerhalb des deutschen Protestantismus ein markantes Zeichen gesetzt.
Schmude ist Bundestagsabgeordneter der SPD und war bis zu seiner Wahl zum Präses stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
Zur politischen Option der Kirche sagt Schmude, man möchte Kirche
und bemerkenswerterweise oft Politiker, die sich einer christlichen Partei zuordnen.
Man möchte Kirche in ihrem kirchlichen Raum verdrängen und ihr die Fürsorge um das Seelenheil der Menschen, wie man es sieht, und um den Trost der Menschen zusprechen und im Übrigen verbietet man sich von ihr jeden Hinweis zur politischen Tagesarbeit
So sehr ich dagegen bin, dass Kirche den Politikern Konkurrenz macht, indem sie selbst Politik betreibt, so wenig geht es, wenn sie nicht ihren Auftrag verfehlen will, dass sie sich in ein Ghetto schließen lässt.
Der deutsche Protestantismus wurde in den vergangenen Jahren durch eine lebhafte Friedensdebatte geprägt.
Schmude dazu?
Zur Zeit der Raketenstationierung im Herbst 1983 war aus meiner Sicht die Angst vieler Menschen vor dieser Entwicklung,
übertrieben.
Heute, eineinhalb Jahre später, ist aus meiner Sicht die Ruhe vieler Menschen über die seither eingetretene Entwicklung übertrieben.
Ist die Angst untertrieben, wird nicht mit genügender Sorge gesehen, dass die Entwicklung seitdem nicht besser geworden ist.
Wenn Ruhe einkehrt, während Gefahren wachsen, da kann es die Kirche sein, die sagt,
Passt auf, ihr habt was übersehen.
Ihr beruhigt euch unter einem falschen Schein, denn in Wirklichkeit sind die Risiken größer geworden.
Kümmert euch um diese Friedensaufgabe, schiebt sie nicht auf Rang 9 oder 17, sondern lasst sie da, wo sie hingehört, auf Rang 1 eurer Anstrengungen.
Ein Gespräch mit Jürgen Schmude, dem neuen Präses der Synode der Evangelischen Kirche der Bundesrepublik, hören sie ab 18.30 Uhr im
Journal Panorama.
Um 18.30 Uhr also im Programm Österreich 1.
Helfrit Brandl gestaltet dieses Abendsjournal Panorama zum evangelischen Kirchentag.
Was hören Sie noch im Mittagsschornal?
Sie hören eine Analyse der ungarischen Wahlen vom Wochenende, Informationen über die Lage im Libanon vor dem Hintergrund der Geiselnahme von finnischen UNO-Soldaten, sowie über die Zukunft von SALT II angesichts der bevorstehenden Entscheidung Regens in diese Frage.
Das Thema der Kulturredaktion heute, Saul Bellow ist 70 Jahre alt geworden.
7,4 Millionen Ungaren wählten am Wochenende ihr Parlament.
Es waren das die ersten Wahlen nach dem neuen Wahlrecht.
Es schreibt die Aufstellung von mindestens zwei Kandidaten in allen Wahlkreisen vor.
In 56 von insgesamt 352 Wahlkreisen sind von der Bevölkerung bis zu vier Kandidaten nominiert worden.
Alle Kandidaten haben sich aber verpflichten müssen, das Programm der Vaterländischen Front zu vertreten.
Dieser politischen Dachorganisation gehören neben der kommunistischen Partei alle Massenverbände an.
Die Alternativkandidaten konnten einen teils sensationellen Erfolg für sich verbuchen.
Von den alternativen 70 Parlamentsbewerbern waren immerhin 25 erfolgreich.
In 45 Wahlkreisen wird es Ende Juni Stichwahlen geben, dort wo kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat.
Näheres zu den Wahlen in Ungarn im folgenden von Karl Stipsitz.
Ungarns Demoskopen haben Recht behalten.
Die Wahlbeteiligung bei den Parlaments- und Kommunalwahlen vom vergangenen Samstag war hoch.
Die Unterstützung für die offiziellen Kandidaten groß.
In Ungarn werden heute kaum noch wichtige innen- und wirtschaftspolitische Entscheidungen getroffen, ohne zuvor die Meinungsforscher zu befragen.
Das ist vor Preiserhöhungen so, nicht anders war es bei der Einführung des neuen Wahlsystems.
Auch den Wahlen waren solche Umfragen vorausgegangen.
Vor allem auf dem Land, so prophezeiten die Demoskopen in ihren vertraulichen Berichten an die Parteizentrale, hätten auch unabhängige Kandidaten eine Chance ins Parlament zu kommen.
70 Ungarn hatten versucht, gegen die offiziellen Kandidaten der patriotischen Volksfront einen Parlamentssitz zu ergattern.
25 von ihnen ist es auch gelungen.
In 45 Wahlkreisen gab es für keinen Kandidaten die absolute Mehrheit.
Am 22.
Juni wird in diesen Bezirken noch einmal gewählt.
Veranstaltet hat die Wahlen die Patriotische Volksfront.
Das ist eine Massenorganisation unter der Kontrolle der Partei, in der Vertreter aller Bevölkerungsschichten repräsentiert sind.
Ihre Mitglieder müssen nicht unbedingt der Kommunistischen Partei angehören.
Chef der Volksfront, diese Organisation gibt es in jedem Ostblockstaat, ist in Ungarn im Repoşgaj.
Bozsgaj war Kulturminister und sogar als möglicher Kader-Kronprinz im Gespräch.
Er gilt als Wortführer des pragmatischen und volkstümlichen, des sogenannten populistischen Flügels der Partei.
An Samstagen kann man ihn mit seiner Frau auf den Budapester Märkten beim Einkaufen sehen.
Als sogenannter Liberaler hat Pozsgaj viele Feinde innerhalb der Partei.
Die Parlamentswahlen, ihr ordnungsgemäßer Ablauf und die Wahlbeteiligung waren also auch ein Test für den Politiker Pozsgaj, ein Test für seine Stellung innerhalb der Partei.
Welche politischen Rückschlüsse können nun aus diesem Wahlsamstag geschlossen werden?
35 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kandidierten auf der sogenannten Landesliste.
Vertreter der Volksgruppen, von sechs Konfessionen, der Regierung und der Partei.
Jeder dieser Kandidaten erhielt, wie erwartet, über 99 Prozent der Stimmen.
Nur Jean d'Orgaspar, der Chef der Gewerkschaften und ein alter Parteisoldat, musste seinen schlechten Ruf mit etwas weniger Stimmen bezahlen.
Interessant sind die ungarischen Wahlergebnisse vor allem im Vergleich zu 1980.
Damals lag die Wahlbeteiligung noch bei 97%.
Fünf Jahre später ist sie auf 94% gesunken.
Es bestand keine Wahlpflicht.
Ein kleines Symbol für die Herausbildung des demokratischen Bewusstseins zeigt auch ein Vergleich der Zahl der ungültigen Stimmen.
Waren es 1980 nur knapp 67.000 Menschen, die auf diese Weise ihrem Unmut Luft machten, so wählten vorgestern mit 386.000 fast sechsmal so viele Ungarn ungültig.
Die genauen Zahlen, die die ungarische Wahlbehörde gestern bekannt gab, erlauben auch einen Vergleich zwischen Stadt und Land.
Gewählt wurden am Samstag ja auch 42.500 Mitglieder der örtlichen Gemeinderäte.
Dort war die Zahl der ungültigen Stimmen viel geringer als auf gesamtstaatlicher Ebene.
Ein Zeichen dafür, dass mehrere hunderttausend Ungarn dem großen Propagandarummel, der den Parlamentswahlen vorausgegangen war, skeptisch gegenüberstehen und sich lieber auf den kleinen, aber überschaubaren Bereich ihres Bezirks konzentrieren.
Zumindest in zwei Wahlkreisen zeigten die Ungarn demokratische Zähne.
Der ehemalige Ministerpräsident Janos Fok und der frühere Innenminister Bela Bisku werden wider Erwarten nicht im neu gewählten Parlament sitzen.
Eine Analyse der Wahlen in Ungarn von Karl Stipsitz.
Die undurchsichtige Lage im Konfliktgebiet Libanon scheint sich etwas entflochten zu haben.
Der von der israelfreundlichen sogenannten Armee des Südlibanons als Geisel genommene französische Oberstleutnant der UNO-Friedenstruppe UNIFIL ist wieder frei.
Der Offizier hatte mit Vertretern der pro-israelischen Miliz über die Freigabe jener finnischen UNIFIL-Soldaten verhandeln wollen.
die seit Freitag von der Miliz festgehalten werden.
Die Armee des Südlibanons hatte die 23 finnischen Unifil-Männer ergriffen, um die Freilassung von elf ihrer eigenen Leute zu erzwingen.
Diese sollen von den UNO-Truppen angeblich an die schiitische Amal-Miliz ausgeliefert worden sein.
Zwei der festgehaltenen Finnen sind inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden, Marcel Pott informiert.
21 finnische Soldaten der im Südlibanon stationierten Friedenstruppen der Vereinten Nationen befinden sich nach wie vor in der Gewalt der sogenannten südlibanesischen Armee, einer Miliz, die von Israel finanziert, ausgerüstet und ferngesteuert wird.
Die von Jerusalem abhängige libanesische Söldnertruppe unter dem pensionierten Armeegeneral Lachat
will die entführten Friedenssoldaten erst dann freigeben, wenn elf ihrer eigenen Leute, die in die Hände der schiitischen Amal-Milizen geraten sind, auf ihre Posten zurückkehren dürfen.
Nach Darstellung des UNO-Vertreters Goksel weigern sich die libanesischen Söldner jedoch, diesem Verlangen nachzukommen.
Allem Anschein nach, so Goksel, handelt es sich um schiitische Muslime, die von ihrer Truppe desertiert sind, weil sie die Rache ihrer Glaubensbrüder von der Schiitenbewegung Amal fürchten.
Diese Darstellung wird vom Anführer der Söldnertruppe und der Regierung in Jerusalem bestritten.
Sie behaupten, finnische UN-Soldaten hätten D-11-Militionäre angegriffen, entwaffnet und sie daraufhin der Amal-Bewegung ausgeliefert.
Welche Version der Wahrheit entspricht, wird die Untersuchung ergeben müssen, die der Kommandeur der UNO-Einheiten im Südlibanon, der irische General Gallaham, in die Wege geleitet hat.
Die Konfrontation zwischen den Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der israelisch gelenkten Privatarmee ist Teil einer Auseinandersetzung darüber, wer in dem bis zu 20 Kilometer tiefen sogenannten Sicherheitsgürtel nördlich der internationalen Grenze auf libanesischem Boden nach Rückzug der Israelis die militärische Kontrolle ausüben soll, um künftig von dort aus Guerilla-Attacken gegen Ziele in Nordisrael zu unterbinden.
Die Regierung in Beirut und der Generalsekretär der Vereinten Nationen betrachten die von Jerusalem abhängigen Milizen als illegal und sind der Meinung, nicht Israels Söldner, sondern die UNO-Einheiten und die reguläre libanesische Armee sollten in dem Grenzstreifen für Ruhe und Ordnung sorgen.
Israel hingegen will eine solche Entwicklung verweiden, um die Operationsfreiheit der eigenen Armee im Südlibanon zu erleichtern, deren Einsatz man in Jerusalem auch künftig nicht ausschließt.
um radikalen Schiitenkommandos oder palästinensischen Untergrundkämpfern entgegenzutreten.
Dies gilt umso mehr als die libanesische Söldnertruppe des General Lakhat, die eigentlich als Israels Polizist das Grenzgebiet überwachen soll, in den letzten Wochen immer mehr Leute durch Fahnenflucht verloren hat und infolgedessen droht, vollends auseinanderzubrechen.
Die offenkundige Unfähigkeit der sogenannten südlibanesischen Armee, die diesen anspruchsvollen Namen wohl kaum verdient, ihre von den Israelis zugewiesene Aufgabe wirksam zu erfüllen, hat die Regierung in Jerusalem offenbar dazu veranlasst, den endgültigen Rückzug der eigenen Armee bis auf Weiteres aufzuschieben.
Marcel Pott aus dem Nahen Osten.
US-Präsident Ronald Reagan wird voraussichtlich heute bekannt geben, ob sich die USA weiterhin an den Vertrag zur Begrenzung der strategischen Rüstung, das sogenannte SALT II-Abkommen, halten werden.
SALT II wurde im Juni 1979 in Wien von den Präsidenten Brezhnev und Carter unterzeichnet, aber vom amerikanischen Kongress nie ratifiziert.
Als Zeichen des Protestes gegen die sowjetische Invasion in Afghanistan
die Ende 1979 während des Ratifizierungsprozesses begann.
Der Vertrag läuft mit Ende dieses Jahres aus.
Ein zweiter Termin liegt zeitlich allerdings noch näher.
Schon im Herbst dieses Jahres wird ein weiteres amerikanisches Atom-Unterseeboot mit 24 Trident-Interkontinentalraketen in Dienst gestellt.
Damit würden die USA über mehr Raketen dieses Typs verfügen, als vom SALT II-Vertrag zugestanden wird.
Die Meinungen innerhalb der amerikanischen Regierung darüber, ob der Vertrag eingehalten werden soll oder nicht, gehen auseinander.
Die europäischen Verbündeten der USA sind dafür, dass Washington sich an den Vertrag hält, schon aus dem Grund, der Sowjetunion keine Propagandamunition zu liefern.
Das sowjetische ZK-Mitglied Georgi Arbatov, USA-Spezialist in Moskau, hat Reagan bereits gewarnt, dass eine negative Entscheidung den gesamten Rüstungskontrollprozess unterhöhlen würde.
Hören Sie eine Analyse von Roland Machatschke.
Mit zusammen 50.000 Atombomben halten die USA und die Sowjetunion einander in Schach und bedrohen gleichzeitig die gesamte Erde mit der Vernichtung, sollten diese Waffen in einem Krieg eingesetzt werden.
Einer der Väter der amerikanischen Atombombe, der aus Wien stammende Physiker Victor Weiskopf, nannte das einen Triumph des Wahnsinns.
Dennoch sind, mit wenigen Ausnahmen, alle Menschen froh, dass ein Vertrag existiert, der die Aufstellung von noch mehr Atomwaffen über die 50.000 Atombomben hinaus verhindert.
Die Abkürzung SALT steht für Strategic Arms Limitation Treaty, zu deutsch Vertrag über die Begrenzung der strategischen Rüstung.
SALT I, der erste Vertrag zwischen Washington und Moskau auf dem Gebiet der atomaren Angriffswaffen, wurde 1972 abgeschlossen.
SALT II umfasst 100 Seiten und ist die detaillierteste Abrüstungsvereinbarung aller Zeiten.
Der Vertrag wurde am 15.
Juni 1979 von dem damals schon leidenden sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Brezhnev und dem amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter im Redoutensaal der Wiener Hofburg feierlich unterzeichnet und mit Bruderkuss besiegelt.
Es ist ein kompliziertes Dokument, so verschachtelt wie das strategische Gleichgewicht, das es sichern soll.
Beide Staaten haben sich darin eine strategische Obergrenze von je 2250 Abwurfsystemen verordnet.
Als Abwurfsysteme gelten Raketen- und Bombenflugzeuge.
Eine bestimmte Anzahl dieser Systeme muss Waffen mit einfachen Sprengköpfen tragen.
Die Zahl, um die es bei der Diskussion in den USA jetzt geht, ist die Zahl der Interkontinentalraketen.
Sie darf 1200 nicht übersteigen.
Die USA verfügen derzeit über 1190 solcher Raketen, die zum Teil auf U-Booten stationiert sind.
Wenn nun im Herbst die Alaska zu ihren Probefahrten in See sticht, hätten die USA die SALT-2-Obergrenze um 14 Raketen überschritten.
Nach den Buchstaben des Vertrags müssten dafür andere Raketen verschrottet werden, etwa die 16 Stück der älteren U-Boot-Raketenklasse Poseidon mit ihrer geringeren Sprengkopfzahl oder 14 landgestützte Interkontinentalraketen.
Hier würden sich die Uralt-Modelle Titan anbieten, die im Gegensatz zu den Minutemen flüssigen Treibstoff verwenden und daher schwerfällig mobil zu machen sind.
In den USA spekuliert man damit, dass Reagan beschließen könnte, keine Demontage anzuordnen, sondern stattdessen Trockendock für ein U-Boot.
Allerdings sind Reservebestände, eingemottete oder in Reparatur befindliche Atomraketen laut SALT II ebenfalls unter die vereinbarten Obergrenzen zu zählen.
Jeder wartet gespannt, wie Reagan das Dilemma lösen wird.
Im Wahlkampf gegen Jimmy Carter hat er SALT II strikt abgelehnt mit der Begründung, der Vertrag verschaffe nur der Sowjetunion Vorteile.
Im Amt hat sich Reagan aber trotzdem daran gehalten.
Die Amerikaner werfen den Sowjets immer wieder vor, gegen den Vertrag zu verstoßen.
Sie sollen konkret eine zweite neue Interkontinental-Rakete entwickelt haben.
Moskau sagt, es handele sich um eine Modernisierung.
Die Sowjets sollen nach amerikanischer Meinung den durch den Vertrag geforderten Abbau mobiler Interkontinental-Raketen nicht durchgeführt haben und schließlich sollen sie Testdaten trotz eines diesbezüglichen Verbots verschlüsseln.
Die Sowjets bestreiten die Vorwürfe.
Die engsten Mitarbeiter des amerikanischen Präsidenten sind uneins.
Verteidigungsminister Weinberger drängt darauf, SALT II nur als ein Stück Papier zu betrachten.
Außenminister Schulz empfiehlt die Einhaltung.
Eines ist allerdings klar.
Sollte Reagan gegen SALT II entscheiden, sind die Aussichten für die derzeit laufenden Genfer Verhandlungen, die ja auf eine Art SALT III abzielen, noch hoffnungsloser.
Roland Maraczke zur Zukunft von SALT 2.
12.48 Uhr ist es mittlerweile geworden, zwischendurch ein paar Takte Musik.
Zehn Minuten vor eins ist es jetzt.
Einer der berühmtesten Schriftsteller Amerikas, Saul Bellow, feiert heute seinen siebzigsten Geburtstag.
Bellow gehört zu den meist ausgezeichneten Autoren seines Landes und das nicht nur, weil er 1976 den Literaturnobelpreis erhalten hat.
Zu den bekanntesten Romanen Bellows zählen die Titel Herzog, Humboldts Vermächtnis, Der Regenkönig und Das Geschäft des Lebens.
Hören Sie aus Anlass des 70.
Geburtstages von Saul Bellow folgendes Kurzportrait des Schriftstellers von Hans Langsteiner.
Von allen amerikanischen Gegenwartsautoren ist er vermutlich der europäischeste.
Gewalttätige Exzesse, wie bei vielen seiner Kollegen von Hubert Selby bis Norman Mailer, sucht man bei Sol Bello vergebens.
Formale Experimente, wie sie ein Thomas Pynchon versucht, sind seine Sache nicht.
Und auch von Wladimir Nabokov, mit dem er gern verglichen wird, trennt ihn mehr, als ihn mit ihm vereint.
Bellows beste Bücher sind dickleibige Lebensbilanzen, in denen rein äußerlich nicht viel passiert.
Verglichen mit Bellows Spätwerk, so schrieb der deutsche Starkritiker Joachim Kaiser, ist der Zauberberg sozusagen Action-Prosa.
Herzog oder die Abenteuer des O.G.
March, das Geschäft des Lebens oder Humboldts Vermächtnis.
In all diesen Romanen zeichnet Saul Bellow Portraits jüdischer Intellektueller im Amerika von heute.
In allen Büchern spürt er ihrer Suche nach dem Sinn ihrer Existenz nach und allen Texten liegt, manchmal mehr, manchmal weniger offenkundig, Selbsterlebtes zugrunde.
Dass von einem gewissen Rang an jeder Roman eine höhere Form von Autobiografie sei, will Bello vom Italiener Alberto Moravia gelernt haben.
Und sein eigenes Werk scheint diesen Grundsatz zu bestätigen.
Wenn in Bellos bislang letztem Roman der Dezember des Dekans ein Soziologie-Professor aus Chicago zu seiner sterbenden Schwiegermutter nach Bukarest reist, dann hat Bello eine ähnliche Reise schon selbst unternommen.
Und wenn Bello in Herzog, seinem wohl bekanntesten Buch überhaupt, einen aus Russland nach Kanada eingewanderten und jetzt in Chicago lebenden College-Professor beschreibt, dann erzählt er damit sein eigenes Leben und das seiner Vorfahren nach.
Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus Petersburg war Bello im kanadischen Quebec geboren worden.
In Chicago, wo er bis heute lebt, hat er Anthropologie und Soziologie studiert, viel gelesen und, relativ spät, selbst zu schreiben begonnen.
Bellos ersten Romanen, Der Mann in der Schwebe und Das Opfer, ist die literarische Bildung ihres Autors, denn auch noch überdeutlich, anzumerken.
Kafka und Rilkes Malte-Lauritz-Brige lassen unverkennbar grüßen.
Europäisch, dann aber mehr in ihrer Thematik als in ihrem Stil, muten auch Bellows spätere Arbeiten an.
Es sind, obwohl von Arbeitslosigkeit über den Mondflug bis zur Atombombe kein Reizwort unserer Zeit ausgeklammert bleibt, im Grunde fast altmodische Lebensbeichten.
Groß angelegte Erziehungsromane in der fernen Tradition des 19.
Jahrhunderts, denen Bellow Ruhm und Rang verdankt.
Immer wieder ziehen da vom Leben geschädigte Sonderlinge durch amerikanische Metropolen und versuchen, ihre Individualität in der Massengesellschaft von heute zu behaupten.
Immer wieder geht es um etwas so altmodisches wie den Sinn des Lebens.
Nur zu konsequent war es denn auch,
dass Bellow, also 1976 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, in seiner Dankesrede den abstrakten Intellektualismus der westlichen Gegenwartsliteratur so scharf wie aufsehenerregend kritisierte.
Bellows Bücher sind gewiss nicht ganz leicht zu lesen, ausführliche Reflexionen, entlegene Nebenepisoden und ein Hauch von Selbstmitleid überlagern mitunter die zuletzt etwas redselig gewordenen Texte.
Bellows letzte seiner insgesamt neun Romane »Humboldts Vermächtnis« und »Der Dezember des Dekans« wurden von manchen Rezensenten denn auch etwas härter angefasst.
Am faszinierenden Sog seiner besten Bücher, an dem, was ein Kritiker einmal den typischen Bellows-Sound genannt hat, ändert das nichts.
Die universelle Bildung des Autors, verbunden mit einem aus tiefstem Humanismus gespeisten Humor, machen ihn gerade auch für ein nicht-amerikanisches Publikum lesbarer und gewinnbringender als viele kurzlebige Bestseller-Moden.
Dass Sol Bello erst kürzlich wieder unter dem deutschen Titel »Der mit dem Fuß im Fettnäpfchen« einen Band mit Kurzgeschichten vorgelegt hat, dem ein neuer, zupackender Sarkasmus bescheinigt wurde, lässt für die Zukunft des heute 70-Jährigen noch das Schönste hoffen.
Der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Saul Bellow wird heute also 70 Jahre alt.
Aus diesem Anlass hörten Sie einen Beitrag von Hans Langsteiner.
Und jetzt gebe ich noch einmal weiter ins Nachrichtenstudio an Melita Čapka.
Österreich.
Im Wiener Kongresshaus hat am Vormittag eine für zwei Tage anberaumte Klubtagung der Sozialistischen Partei begonnen.
An den Beratungen nehmen außer den Nationalrats- und Bundesratsabgeordneten auch sozialistische Regierungsmitglieder und Landespolitiker teil.
Bundeskanzler Sinowaz sagte in seinem Eröffnungsreferat, die Regierung habe in den vergangenen beiden Jahren trotz anfänglicher Schwierigkeiten erfolgreich gearbeitet.
Es sei etwa bei der Steuer gelungen, unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen durchzuziehen.
Damit habe man das Budget konsolidiert und den Anschluss an die internationale Konjunkturentwicklung gefunden.
Die Zusammenarbeit zwischen den Regierungsparteien sei gut, meinte Sinovac, es habe nie eine Krisensituation gegeben.
Trotzdem werde es vor den Nationalratswahlen keine Vereinbarung über eine Koalition danach geben.
Zur Umweltpolitik kündigte Sinovac für Anfang Juli eine neue Regierungsklausur an.
Klubobmann Sepp Wille nahm in seinem Referat unter anderem zu den geplanten Exporten von Steyr-Daimler-Puch nach Marokko Stellung.
Wille sagte, er sei grundsätzlich gegen Waffenexporte in Entwicklungsländer, Ausnahmen müssten besonders begründbar sein.
Unterrichtsminister Moritz hat heute in Wien das Otto-Glöckl-Symposium über die Entwicklung der Schule eröffnet.
In seiner Ansprache betonte Moritz, es dürfe keinen Stillstand in der Schulentwicklung geben, die Schule müsse sich an der Gesellschaft orientieren und mit ihr Schritt halten.
Der Unterrichtsminister sprach sich allerdings für politischen Konsens in allen Schulfragen aus.
Das amerikanische Wirtschaftsembargo gegen Nicaragua hat nach den Worten des nicaraguanischen Unterrichtsministers Fernando Cardinal schwerwiegende Konsequenzen.
Cardinal vertrat in einem ORF-Interview die Ansicht, die USA beabsichtigten durch diese Maßnahme, dass die Leute unzufrieden würden und dadurch Unruhen entstünden.
Das Embargo sei Teil der Aggressionspolitik Präsident Reagans, die Gefahr einer militärischen Intervention bestehe weiterhin.
Kardinal hält sich zur Zeit zu einem Besuch in Österreich auf.
Ungarn.
Bei den ersten Parlamentswahlen nach den Regeln des neuen Wahlrechts erzielten nicht offiziell aufgestellte Kandidaten beachtliche Erfolge.
Zum ersten Mal war es in Ungarn erlaubt, außeroffiziellen Parteikandidaten weitere Bewerber zu nominieren.
Von 71 dieser Kandidaten waren 25 erfolgreich.
Die Wahlbeteiligung betrug knapp 94 Prozent.
Das ist weniger als bei früheren Wahlen.
Italien.
Die Volksabstimmung über die Wiedereinführung der automatischen Anpassung der Löhne an die Inflation wird in diesen Stunden abgeschlossen.
Die Beteiligung dürfte äußerst gering sein.
Das Referendum auf Initiative der Kommunisten gilt als Abstimmung über die Wirtschaftspolitik der Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi.
Der Regierungschef hat mit seinem Rücktritt gedroht, falls die Einschränkung der Lohnanpassung durch die Abstimmung rückgängig gemacht werden sollte.
Bundesrepublik Deutschland.
Der langjährige Direktor der Bregenzer Festspiele, Professor Ernst Beer, ist im Alter von 66 Jahren in Hannover gestorben.
Beer erlag einem Herzversagen.
Er war in jüngster Zeit in Hannover als künstlerischer Berater tätig.
Belgien.
Die Polizei hat schwerwiegende Fehler bei den Ausschreitungen vor dem Europacup-Finale am 29.
Mai im Brüsseler Heyselstadion zugegeben.
Der Polizeichef gestand ein, dass der Ernst der Lage im Stadion erst zu spät erkannt worden sei.
Im Stadion seien zu wenig Polizisten gewesen, Funksprüche mit Bitte um Verstärkung seien wegen des Lärms nicht gehört worden, heißt es in einem Bericht an die Regierung.
Der Polizeichef strebt für die Zukunft bessere Ausbildung, bessere Ausrüstung und offensiveres Vorgehen der Sicherheitskräfte an.
Bei den Ausschreitungen im Heyselstadion sind 38 Fußballanhänger ums Leben gekommen.
Noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
Starke oder zunehmende Bewölkung und zeitweise teils gewittriger Niederschlag, dabei auffrischender West- bis Nordwestwind.
Nachmittagstemperaturen 14 bis 20 Grad.
Eine Stunde ausführlicher Mittagsjournalinformation ist damit beendet.
Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18 Uhr mit dem Abendsjournal.