Mittagsjournal 1985.08.05

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagsschornal, sagt eine Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    die für die nächsten 60 Minuten geplanten Themen sind, Sozialminister Dallinger zur Arbeitsmarktsituation, ein Gespräch mit Dozent Schneider vom Wirtschaftsforschungsinstitut über Schwachstellen der heimischen Weinwirtschaft und damit über mögliche Motive für den Weinskandal.
    Kritik des Vorsitzenden der sozialistischen Jugend Gusenbauer am nur eingeschränkt möglichen Meinungsaustausch bei den Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Moskau.
    Heftige Attacken des aus Österreich stammenden Jerusalemer Bürgermeisters Kollek gegen die österreichische Regierung, die Kirche und die Medien im Zusammenhang mit der Räumung des arabischen Spitals im österreichischen Pilgerhospiz in Ostjerusalem.
    Der Auftakt zu den Gedenkveranstaltungen und den Abwurf einer Atombombe auf Hiroshima vor 40 Jahren.
    Ein Großversuch in Kanada, bei dem mit einem kontrollierten Waldbrand Erkenntnis über den nuklearen Winter, den Atomschläge nach Sichtzügen gewonnen werden sollen.
    In der Bundesrepublik Deutschland soll noch heuer die sogenannte Pille danach auf den Markt kommen.
    Und der nächste Woche in Österreich anlaufende neueste James-Bond-Film im Angesicht des Todes.
    Mehr zu all dem nach den Nachrichten, die Christian Auer zusammenstellte und jetzt Günther Bahr liest.
    USA, Japan.
    In aller Welt wird in diesen Tagen der ersten Atombombenabwürfe am 6.
    August 1945 auf Hiroshima gedacht.
    Die Bürgermeister von 67 Städten in 23 Ländern haben sich heute in Hiroshima versammelt, um am morgigen 40.
    Jahrestag des ersten Atombombenabwurfs gegen das nukleare Wettrüsten zu protestieren.
    Der Bürgermeister der japanischen Stadt Takeshi Araki warnte in seiner Begrüßungsansprache vor der furchterregenden Zerstörungskraft und Grausamkeit der Atomwaffen.
    In Washington haben gestern mehrere tausend Menschen gegen das Wettrüsten demonstriert.
    Mit einem sogenannten Friedensband aus 26.000 farbigen Tüchern umspannten sie das Verteidigungsministerium.
    Kurz vor dem Jahrestag des Atombombenabwurfs aufs Nagasaki hat gestern der Navigator eines der am Angriff beteiligten Flugzeuge in seiner Wohnung bei Hollywood Selbstmord begangen.
    Der 60-jährige Paul Bregman litt unter Depressionen.
    USA.
    In Norfolk im Bundesstaat Virginia wird heute der erste von vier Prozessen in einem der spektakulärsten Spionagefälle der Vereinigten Staaten eröffnet.
    Der Angeklagte, der pensionierte Marineoffizier Arthur Walker, wird beschuldigt, gemeinsam mit zwei Verwandten und einem Freund jahrelang Militärgeheimnisse an die Sowjetunion verraten zu haben, unter anderem hochgeheime Informationen über die amerikanische U-Boot-Abwehr.
    Das FBI, das amerikanische Bundeskriminalamt, hat einen groß angelegten Fall von versuchtem Waffenhandel und Spionage für den Iran aufgedeckt.
    Ein Oberstleutnant, der bereits 25 Jahre in der Armee gedient hatte, wollte gemeinsam mit fünf Helfern Raketenwaffen an den Iran liefern.
    Die sechs Männer wurden verhaftet.
    Ein Unfall mit einem Munitionslastwagen der Streitkräfte im Bundesstaat Oklahoma hat 50 Verletzte gefordert.
    Der mit Fliegerbomben beladene LKW stiess mit einem Personenauto zusammen.
    Der Lastwagen geriet in Brand, sieben Bomben fielen von der Ladefläche und explodierten.
    Etwa 6.000 Menschen wurden aus der nahegelegenen Stadt Cekota in Sicherheit gebracht.
    Die Explosion der Bomben riss einen 8 Meter tiefen Krater in die Strasse.
    Für das Großraumflugzeug der inneramerikanischen Fluggesellschaft Delta Airlines, das am vergangenen Freitag in Dallas in Texas abgestürzt ist, hatte es in letzter Minute Landeverbot gegeben.
    Ein Verantwortlicher der amerikanischen Kommission für Verkehrssicherheit sagte vor Journalisten, der Pilot habe auf die Anweisungen des Kontrollturms aber nicht mehr geantwortet.
    Das Landeverbot wurde als Notsignal gegeben, nachdem die Maschine in eine Sturmbüge geraten war und sich nur noch in einer Höhe von 17 bis 30 Metern befand.
    Bei dem Flugzeugabsturz sind 132 Menschen ums Leben gekommen.
    Frankreich.
    Das Zugunglück in Südwestfrankreich vom Samstag hat nach einer bisherigen Bilanz 36 Menschenleben gefordert.
    Von den 30 Schwerverletzten schweben noch mehrere in Lebensgefahr.
    Unter den Opfern sind angeblich keine Ausländer.
    Ursache der Katastrophe ist menschliches Versagen.
    Ein Bahnhofsvorsteher hatte sich im Fahrplan geirrt und einen Triebwagenzug auf eine eingleisige Strecke geschickt, auf der ein Schnellzug in der Gegenrichtung fuhr.
    Österreich.
    Auch am vergangenen Wochenende ist es zu weiteren Festnahmen im Weinskandal gekommen.
    In Niederösterreich wurden fünf Weinhändler und Weinhauer verhaftet.
    Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der Inhaftierungen auf 34.
    Ein Kellermeister und ein Drogist wurden bereits Ende vergangener Woche nach Geständnissen wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Der Obmann des Ringes freiheitlicher Wirtschaftstreibender, FPÖ-Abgeordneter Hermann Aigruber, hat den Handelskammern vorgeworfen, ihrer Informationspflicht im Weinskandal nur lax nachzukommen.
    In Wien hat heute Vormittag der zweite Rechtsgang des ersten WBO-Prozesses begonnen.
    Es soll geprüft werden, ob die vom Eisenstädter Gericht im April 1983 verhängten Strafen aufrecht bleiben.
    Damals wurden Ernst Rauchwarte und Horst Tietze zu je zehn Jahren und Johann Diewald zu sechs Jahren Haft verurteilt.
    Jeder Tierversuch soll in Zukunft genehmigungspflichtig sein.
    Mit diesem Entwurf des Gesundheitsministeriums für die Novellierung des Tierversuchsgesetzes könnten wesentliche Forderungen der Tierschützer erfüllt werden.
    Genehmigungsbehörden für Tests mit Tieren sollen ausschließlich die Ministerien für Gesundheit, Handel und Wissenschaft sein.
    Bei den Verfahren sollen bereits im In- und Ausland durchgeführte Tierversuche berücksichtigt werden.
    Der Beamtenentwurf soll im Herbst zur Begutachtung versandt werden.
    Liechtenstein Innenminister Karl Blecher ist heute von Wien zu einem Kurzbesuch nach Vaduz gereist.
    Bei einer Unterredung mit dem Liechtensteinischen Regierungschef Hans Brunnhardt steht die Unterstützung Österreichs beim Besuch von Papst Johannes Paul II.
    in Liechtenstein am 8.
    September im Mittelpunkt.
    Bolivien Der Kongress in La Paz hat heute den 77-jährigen Victor Paz Estensero zum neuen Präsidenten gewählt.
    Auf Estensaro entfielen im zweiten Wahlgang 94 Stimmen.
    Er bekam damit um 15 Stimmen mehr, als für die absolute Mehrheit notwendig gewesen wäre.
    Sein Gegenkandidat, der frühere Militärdiktator Hugo Banzer, kam auf 43 Stimmen.
    Israel.
    Ein Anti-Terror-Programm hat die Regierung in Jerusalem in die Lage versetzt, die Bürger- und Menschenrechte in den besetzten arabischen Gebieten weiter einzuschränken.
    Künftig können Palästinenser ohne Gerichtsurteil ausgewiesen oder interniert werden, wenn sie als Sicherheitsrisiko eingestuft werden.
    Arabischsprachige Zeitungen, die gegen die Militärzensur verstoßen, können verboten werden.
    Die Einführung der Todesstrafe für Terrorakte, eine Forderung rechtsgerichteter israelischer Politiker, fand keine Mehrheit.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter?
    Die Kaltfront eines Nordsee-Tiefs wird während der kommenden Nacht den Ostalpenraum überqueren und eine Phase unbeständigem und merklich kühleren Wetters einleiten.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Sonnig.
    Auflebende südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 25 bis 30 Grad.
    Gegenabend im Westen örtlich Gewitter.
    Während der Nacht auch im übrigen Bundesgebiet von Westen her Wetterverschlechterung mit Gewittern und böigem Westwind.
    Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht 13 bis 19 Grad.
    Die Aussichten für morgen.
    Meist stark bewölkt und häufig teils ergiebiger Regen oder gewittrige Regenschauer.
    Nordwestwind.
    In Schauern lebhaft auffrischend.
    Frühtemperaturen 13 bis 19, Tageshöchsttemperaturen 15 bis 21 Grad.
    Die Vorschau bis Freitag.
    Veränderlich und merklich kühler, zeitweise Regen oder Gewitter.
    Ab Donnerstag vor allem im Westen und Südwesten Wetterbesserung.
    Das Wetter heute um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 26 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 25, Süd 10.
    Linz, Heiter 22, Ost 15.
    Salzburg, wolkenlos 25 Grad, Südostwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Innsbruck heiter 23, West 10.
    Bregenz heiter 23, Nordwest 10.
    Graz heiter 22 Grad und Klagenfurt heiter 22 Grad.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter, es ist 12.09 Uhr, wir kommen zum Beitragsteil des Mittagschanals.
    Einmal mehr zum Weinskandal.
    Am Wochenende sind weitere Verhaftungen erfolgt.
    Insgesamt kam es in diesem Zusammenhang also nun schon, wie soeben auch in den Nachrichten gehört, zu 34 Inhaftierungen.
    Zwei geständige Untersuchungshäftlinge wurden auch schon wieder freigelassen.
    Nach wie vor unklar ist allerdings, wie es zu dieser größten bisher dagewesenen Wein-Punch-Affäre überhaupt kommen konnte.
    Die Profitgier und der Druck zum Export des überschüssigen Weins sind eine Ursache.
    Andere Gründe dürften sicher auch in den Versäumnissen der Weinwirtschaft selbst liegen.
    Über die möglichen Hintergründe des Weinskandals und seine Ursachen führte Herbert Hutter mit dem Agrarexperten des Wirtschaftsforschungsinstituts Dozent Matthias Schneider das folgende Gespräch.
    Herr Torsten Schneider, warum wird gepanscht?
    Die vordergründige Antwort ist natürlich, mit billigerer Produktion ein teureres Produkt an den Mann zu bringen.
    Sie haben recht.
    Gepanscht wird vor allem deshalb, weil man damit verdienen kann und weil bisher das Risiko dabei erwischt zu werden nicht sehr hoch gewesen ist.
    Für den österreichischen Weinbau wäre es sicherlich sehr wichtig, dass man sich um den Absatz kümmert.
    Um den Absatz im Inland und zwar nicht nur für Wein, sondern auch für die ganze Palette rund um den Wein.
    Also angefangen von Speisetrauben über Traubensaft bis hin
    zu Grundweinen für Sekt oder hin zu Weinbränden.
    Und sicherlich auch die große Chance, die sich dem österreichischen Weinbau noch im Export hoffentlich auch in Zukunft bieten wird.
    Diese Dinge sind bisher zu wenig beachtet worden.
    Sicherlich in einer Situation, wir waren ja bis Ende der 70er Jahre Nettoimporteur.
    Das heißt, wir haben weniger Wein erzeugt im Inland, als wir verkauft haben.
    Und es war relativ bequem, wenn also eine höhere Ernte war, haben wir also die Importe gedrosselt und es konnte das Preisniveau in etwa gehalten werden und es war der Anreiz offensichtlich für die Weinwirtschaft, sich um Exportmärkte zu kümmern, nicht besonders groß.
    In der Regel kann ohne Stützung exportiert werden und das sollten wir uns natürlich zunutze machen.
    Wenn man sich den Weinskandal in Niederösterreich, die niederösterreichische Spielart anschaut,
    So ist doch immer wieder das Argument aufgetaucht, dass man ausgesprochen untrinkbare Produkte zu einem Trinkwein aufgebessert hat.
    Wäre es hier nicht besser, den Weinbau überhaupt aufzulassen?
    Ich würde sagen, wir sollten hier das Gesetz so handhaben, die Möglichkeiten des Gesetzes voll ausschöpfen.
    Es steht drinnen, dass Trauben unter 13 Grad klosternalburg Zuckergehalt, also nicht für Wein, herangezogen werden dürfen.
    Wenn man diese Bestimmung einhalten würde, so würden wahrscheinlich gewisse Lagen, nicht nur in Niederösterreich, auf längere Sicht aus dem Weinbau ausscheiden.
    Man müsste also die gesetzlichen Bestimmungen, die es hier gibt, streng handhaben und nicht bei jedem schwächeren Jahr, wo die Mostgewichte geringer sind, Ausnahmebestimmungen sozusagen erlassen.
    darauf drängen und darauf achten, dass also Weine, die also gelegentlich auch oder Moste, die also nur neun oder zehn Zuckergrade Klosterneuwurg haben, auch zu Wein verarbeitet werden.
    Die Dinge sollten dann eben zu Essig oder sonst wie also jedenfalls nicht den Weinmarkt belasten, weil sie der Qualität nach ja nicht entsprechen.
    Wenn man sich nun zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wenn man so will, in der Stunde 1 nach dem großen Weinskandal die Marktaussichten ansieht, so fällt ja auf, dass saubere Genossenschaften, saubere Weinbauern, dass die einen großen Zulauf haben von Kunden und zwar von Großkunden ebenso wie vom Konsumenten, dass die also Preise verlangen können, von denen sie eigentlich im Vorjahr nur geträumt haben.
    Gott sei Dank hat der Konsument hier sehr vernünftig und, ich würde sagen, fast wiedererwartend stark reagiert.
    Ich konnte zum Wochenende in Gesprächen mit Weinbauern zum Beispiel feststellen, dass vor allem kleine und mittlere Betriebe einen großen Zulauf haben.
    Das heißt, Leute, die bisher bedenkenlos eben in Kettenläden ihren Wein bezogen haben,
    Unsicher geworden sind dort und jetzt den kleinen Weinhauer, von dem sie zu Recht erwarten, dass er sozusagen nicht banscht, aufsuchen.
    Ich glaube, das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung und ich hoffe, dass ein guter Teil dieser Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten bleiben wird.
    Erfreulicherweise war auch bisher auf der Genossenschaftsseite kein Fall von Verfälschung bekannt geworden.
    Hoffentlich bleibt es so.
    Nach den Informationen, die bisher über das österreichische Weingesetz, über das neue österreichische Weingesetz, heraußen sind, an die Öffentlichkeit gedrungen sind, glauben Sie, Herr Dr. Schneider, dass dieses Gesetz die Möglichkeiten bietet, hier zu einer neuen Weinbaupolitik in Österreich überhaupt zu kommen?
    Es läuft ja momentan die Diskussion.
    Ich glaube primär geht es dort um Kontrollmaßnahmen und eine Verschärfung der Bestimmungen und auch der Kontrollen.
    Und ich glaube, das ist das Entscheidende.
    Es genügt nicht, dass man im Gesetz nur eine Verschärfung vorsieht.
    Es muss auch der administrative Apparat gegeben sein.
    Das heißt, es muss die personelle Ausstattung der Instanzen, die hier kontrollieren sollen, ausreichend sein.
    Es müssen die technischen Einrichtungen in den Labors gegeben sein.
    Sonst bleibt das Ganze am Papier.
    Ob es auch Ansätze zu einer neuen Weinbaupolitik geben wird, vielleicht.
    Das ist noch offen.
    Herbert Hutter sprach mit Dozent Matthias Schneider, dem Agrarexperten des Wirtschaftsforschungsinstituts, über mögliche in der Struktur der österreichischen Weinwirtschaft und der entsprechenden Gesetzgebung liegende Ursachen des Weinskandals.
    Und jetzt um 12.15 Uhr, um Viertel eins, zwischendurch zu internationalen Themen im Mittagsschanal.
    Morgen vor 40 Jahren, am 6.
    August 1945, wurde erstmals in der Geschichte eine Atombombe über bewohntem Gebiet gezündet.
    Von den Amerikanern gegen die Japaner eingesetzt, wobei in Hiroshima mindestens 130.000 Menschen starben.
    Und drei Tage später forderte ein zweiter Atombombenabwurf in Nagasaki weitere 70.000 Menschenleben.
    An diese grauenhaften Ereignisse wird derzeit in aller Welt in den verschiedensten Veranstaltungen gedacht.
    Unter anderem begann heute in Hiroshima ein Welttreffen von 67 Bürgermeistern aus 23 Ländern, eine Gedenkveranstaltung mit der sowohl gegen das nukleare Wettrüsten protestiert, als auch für die internationale Verständigung eingetreten werden soll.
    Bei der Eröffnung sagte der amtierende Bürgermeister von Hiroshima Takeshi Araki, das schreckliche Geschehen vor 40 Jahren sei nicht nur ein Zeugnis der Geschichte, sondern eine niemals endende Warnung für die Zukunft der Menschheit.
    In jenem Land, dessen Politiker und Militärs sich vor 40 Jahren zum Einsatz der Atombombe entschlossen hatten, in den USA, begannen die Gedenkveranstaltungen gestern mit einer Massenkundgebung in der Hauptstadt Washington.
    Von dort meldet sich jetzt Lorenz Gallmetzer.
    Sie sind aus allen Bundesstaaten der USA gekommen, mit Flugzeugen, Bussen oder in Privatautos.
    20.000 Menschen, die auf ihre Art den Auftakt zu einer Woche des Gedenkens an die Schrecken von Hiroshima und Nagasaki vor 40 Jahren bildeten.
    Die Initiative hatte eine pensionierte Lehrerin aus Colorado vor drei Jahren ergriffen.
    Justin Merritt schrieb damals an alle Freunde, die auf ihrer Adressenliste für die jährlichen Weihnachtsgückwünsche standen, und forderte sie auf, ihre eigenen Weihnachtslisten zur Hand zu nehmen.
    Die Idee der heute 61-Jährigen, jeder sollte auf ein Stück Stoff malen, zeichnen oder sticken, was ihm am wertvollsten erschien und was er durch einen Atomkrieg verlieren würde.
    Zusammen sollten die Stoffstücke ein Friedensband bilden und um das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium in Washington, gespannt werden.
    26.000 solche selbstgestaltete Friedensfahnen sind gestern nach Washington gekommen.
    Ein 25 Kilometer langes Band und zugleich eine Menschenkette
    die sich durch das Regierungsviertel zog und drei nicht zufällig ausgewählte Gebäude einkreiste.
    Das Verteidigungsministerium, das Capitol als Sitz des Kongresses und das Weiße Haus.
    Die Generäle und Politiker sollten nicht planen, wie man neue Kriege gewinnen, sondern wie man sie verhindern kann, forderte eine Rednerin.
    Von wenigen Ausnahmen abgesehen, war die Friedenskundgebung in Washington, an der auch Delegationen aus Europa und Japan teilnahmen, auffallend unpolitisch.
    Im Unterschied zu den Demonstrationen der europäischen Friedensbewegung während der letzten Jahre gab es hier keine konkreten politischen Forderungen, keine Diskussionen über Tagespolitik und keine Experten in Raketenfragen.
    Vielmehr war es eine Demonstration der Friedenssehnsucht und der Angst vor einer nuklearen Katastrophe.
    Anstelle der politischen Slogans standen die 26.000 Friedensfahnen, um mit Liebe, Farbe und Gebet den Krieg zu verhindern,
    wie die Gründerin dieser Bewegung, Justin Merrin, erklärte.
    Weil sie sich eine Welt ohne Menschen nicht vorstellen konnte, hat sie auf ihre erste Fahne Namen gestickt.
    An erster Stelle jenen des Erzbischofs aus Nordkolorado, weil er ein Vorbild im Kampf um Frieden darstelle, als letzten jenen ihrer Großenkelin, die sie mit zur Kundgebung nach Washington brachte.
    Andere hatten Blumen, Tiere, Friedenstauben,
    die Noten für Friedenslieder, Zitate aus der Bibel oder ihre Vision von den Folgen eines Atomkrieges zum Teil kunstvoll dargestellt.
    Unübersehbar war die dominierende Präsenz der Frauen und Familien bei dieser Kundgebung.
    Die Hauptorganisatoren waren kleine Aktivistengruppen der verschiedenen Kirchen und der Wohlfahrts- und Sozialhilfevereine.
    Als Justin Merib ihren ersten Piesrübern zu sticken begann,
    habe sie zeigen wollen, dass die Menschen der Gefahr der nuklearen Selbstvernichtung nicht hilflos ausgeliefert seien.
    Jeder einzelne könne etwas in Bewegung bringen, meinte die Lehrerin aus Denver.
    Gestern hat sich ihr amerikanischer Traum verwirklicht."
    Aus Washington berichtete Lorenz Gallmetzer, wie 20.000 USA-Bürger mit einem 25 Kilometer langen Friedensband und einer Friedenskette an den Atombombenabwurf auf Hiroshima vor 40 Jahren erinnerten.
    Bei der derzeit in Hiroshima stattfindenden, schon erwähnten Gedenkveranstaltung von 67 Bürgermeistern aus 23 Ländern sagte der mexikanische Friedensnobelpreisträger Alfonso García Robles im Hauptreferat des heutigen Tages, schon ein begrenzter Atomkrieg würde die Welt in einen nuklearen Winter versetzen.
    Und dies würde eine niemals dagewesene und bisher noch gar nicht erkannte Gefahr für alle Nationen bedeuten, auch für jene, die weit vom Ort der Nuklearexplosion entfernt seien.
    Praktische Erkenntnisse zur Theorie vom nuklearen Winter versuchen seit dem Wochenende amerikanische und kanadische Wissenschaftler dadurch zu gewinnen, dass sie ein großes, stark geschädigtes Waldstück in Kanada anzündeten und beobachten, wie die riesigen Mengen Asche und Staub, die auch bei Atomanschlägen entstünden, die Sonnenstrahl nicht mehr zur Erde durchdringen lassen, berichtet Hans-Gerd Wiegand.
    800 Hektar erkrankter Wald sind am Wochenende in der kanadischen Provinz Ontario in Brand gesteckt worden, um daran den nuklearen Winter zu erforschen.
    Wissenschaftler sagen voraus, dass bei einem atomaren Schlagabtausch Feuerstürme von unvorstellbarer Intensität über die Erde rasen werden.
    Menschen, Tiere, Städte, Felder, Waldgebiete gehen in Flammen auf.
    Gewaltige Raubwolken, husgeschwängert, steigen in den Himmel.
    Sie decken das Sonnenlicht ab und reduzieren die Sonnenwärme.
    Die Temperaturen sinken auf Minuswerte.
    Die Erde wirft dunkel und kalt.
    Das ist der nukleare Winter.
    Er soll für Monate, vielleicht für Jahre anhalten.
    Wer das Desaster unbeschadet überlebt, wird erfrieren oder verhungern.
    Vor drei Jahren veröffentlichte der amerikanische Wissenschaftler Carl Sagan von der Cornell-Universität im Staat in New York seine Theorie vom nuklearen Winter.
    Regierungsstudien in USA und Kanada halten seine Theorie inzwischen für alarmierend glaubhaft.
    Auch andere unabhängige Studien.
    Und so kamen amerikanische und kanadische Wissenschaftler überein, konkrete Forschungen anzustellen.
    Das geschieht jetzt bei dem kontrollierten Großfeuer in Ontario.
    Das Ontario Feuer ist unter bestimmten Windverhältnissen entfacht worden.
    Es bildet einen zentralen Brennpunkt, das sogenannte Inferno, aus dem Rauchwolken bis zu 6.000 Meter hoch schießen.
    Das ist im Kleingemessen vergleichbar mit den Auswirkungen atomarer Feuerstürme.
    Das Verhalten der Rauchwolken in der Atmosphäre, wie hoch sie steigen, wie lange sie dort hängen bleiben und ob Regenfälle sie zur Erde zurückspülen, blieb in den bisherigen Studien über den nuklearen Winter unberücksichtigt.
    Diese Lücke hoffen die Wissenschaftler jetzt in Ontario zu schließen.
    Denn es gibt fünf verschiedene Rauchgenerationen mit unterschiedlich großen Klima-Auswirkungen.
    Sollten atomare Rauchwolken über die Atmosphäre hinaus
    Stratosphäre eindringen, dann sind sie außer Reichweite der Regenfälle und könnten für Monate, sogar für Jahre den nuklearen Winter verursachen.
    Bleiben die Rauchwolken aber in der Atmosphäre hängen, werden sie in wenigen Wochen vom Regen weggewaschen.
    Die Theorie vom nuklearen Winter wäre dann tot.
    Gemessen wird von Flugzeugen aus, die das Großfeuer tagelang überfliegen und am Boden nahe dem Schwerpunkt des Feuers, dem Inferno.
    Vor Ort sind auch Beobachter des amerikanischen Verteidigungsministeriums.
    Die US-Regierung gibt in diesem Jahr 4 Millionen Dollar für die Erforschung des nuklearen Winters aus.
    Kanada stirbt den Ball.
    Zuverlässige Ergebnisse werden erst in einigen Wochen vorliegen.
    Professor Sagan erklärte, dass die Forschungsarbeiten aber auch das nuklear-strategische Denken beeinflussen wollen.
    Würden die Supermächte ihre Atomwaffenoriginale auf 500 bis 2000 Bomben reduzieren, könnte nach seinen Kalkulationen ein nuklearer Winter verhindert werden.
    Das heißt, wer 500 bis 2000 Atombombenexplosionen überleben sollte, wird keine kalten Füße mehr bekommen.
    In Moskau gingen am Wochenende die 12.
    Weltfestspiele der Jugend und Studenten zu Ende.
    Besonders spektakulär war dabei die in die Eröffnungs- und Schlusszeremonien der Moskolympischen Spiele erinnernde Auftakt- und Abschlussveranstaltung, sowie mehrere große Popkonzerte, Rock für den Frieden, mit Musikern wie etwa Udo Lindenberg oder aus Österreich Wilfried.
    Zum ersten größeren Konflikt kam es gleich bei der Eröffnung, als die Westberliner Teilnehmer als eigene Delegation behandelt wurden, worauf die bundesdeutsche Delegation ihre offizielle Festivalteilnahme vorerst aussetzte und erst nach einer Entschuldigung der Veranstalter wieder aufnahm.
    Zwischen den Festivalteilnehmern aus aller Welt kam es zu wenig kontroversiellen Meinungsaustausch.
    Nicht, weil es keine Auffassungsunterschiede gegeben hätte, sondern weil die Veranstalter dem durch einige Maßnahmen vorgebeugt hatten.
    Dies berichtete nach seiner Rückkehr aus Moskau der Leiter der österreichischen Delegation, der Vorsitzende der sozialistischen Jugend, Alfred Gusenbauer, mit dem Edgar Sterbens sprach.
    Herr Gusenbauer, Ihre Kritik an der sowjetischen Besetzung Afghanistans ist in Moskau nicht in der gewünschten Form wegen Übersetzungsschwierigkeiten und technischer Pannen über die Rampe gekommen.
    Wie ist diese Kritik im Detail verhindert worden?
    Ich habe diese Kritik zweimal geäußert.
    Einmal im Rahmen der österreichischen Gala-Veranstaltung und ein zweites Mal bei der Diskussion im antiemperialistischen Zentrum.
    Und da ich ja selbst als Russischen nicht mächtig bin, habe ich mir nachher erzählen lassen, wie die Übersetzung verlaufen ist.
    Und es ist zweimal in derselben Art und Weise falsch übersetzt worden.
    Ich habe dort eine politische Lösung des Afghanistan-Problems verlangt aufgrund der Situation seit 1979, seit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen und diesen bewaffneten Übergriffen aus dem benachbarten Ausland und habe gefordert, im Rahmen dieser politischen Lösung einen
    sofortigen Abzug der sowjetischen Truppen und eine Beendigung jeglicher Einmischung von außen und übersetzt worden ist, dass die sowjetischen Truppen eingetroffen sind im Jahr 1979 auf das freundliche Guteis der afghanischen Regierung, dass es seit diesem Zeitpunkt eben Auseinandersetzungen gibt in Afghanistan.
    Müssen Sie sich jetzt nicht den Vorwurf der politischen Naivität gefallen lassen, dass Sie geglaubt haben, in Moskau offen und kritisch diskutieren zu können?
    Ich glaube, dass dieser Vorwurf nicht zulässig ist, denn diese
    Übersetzungsfehler waren die einzigen, die mir aufgefallen sind im Rahmen der politischen Diskussionen dort.
    Es sind zum Beispiel bei meiner Wortmeldung im Rahmen der Sonderveranstaltung 10 Jahre Schlusssack der Helsinki korrekt übersetzt worden meine Wortmeldungen zu den ganzen Menschenrechtspassagen, die ich dort unter anderem drinnen gehabt habe.
    Und es ist auch sonst bei den anderen Zentren
    so übersetzt worden, meiner Information nach, wie das dem Gesagten auch entsprochen hat.
    Wie gesagt, offensichtlich der einzig sensible Punkt bei den Übersetzungen dürfte tatsächlich das Problem Afghanistan gewesen sein, weil auch der Redetext, die seinen schwedischen Kollegen etwas fehlerhaft übersetzt wurde.
    In allen anderen Bereichen wurde meiner Information nach korrekt übersetzt und das war die große Mehrheit der Zentren, wo eine offene Auseinandersetzung tatsächlich stattgefunden hat.
    Und die Vorfälle waren Ihrer Meinung nach nicht so gravierend, dass man ein Zeichen hätte setzen müssen, etwa in Form einer Abreise?
    Schauen Sie, der Vorfall war natürlich gravierend.
    Ich glaube, dass es auch politisch sehr dumm war, diese Passagen nicht so zu übersetzen, wie sie tatsächlich gesagt worden sind.
    Denn das stört natürlich den Gesamteindruck dieser gesamten Veranstaltung.
    Ich habe aber dazu meinen Protest auch dementsprechend
    deponiert.
    Ich glaube aber nicht, dass man sich durch diese falsche Übersetzung hätte dazu veranlasst sehen sollen, sich die Interventionsmöglichkeit für die restlichen Veranstaltungen nehmen zu lassen und einfach aus Moskau wegzufahren.
    Welches Resümee, welche Lehren würden Sie aus den Weltjugendfestspielen in Moskau ziehen?
    Ich würde glauben, das waren doch die ersten Weltjugend-Festspiele, die auf einer politisch so breiten Ebene stattgefunden hat.
    Es hat ja bis zur christdemokratischen Jugendinternationale, deren Vizepräsident ja der Ottmar Karas ist, der sich skurrilerweise in Österreich nur darin übt, blindwütige Attacken gegen die Festivalteilnehmer zu reiten, dass diese politische Breite erstmals vorhanden war und dass es ein Versuch war, der meiner Auffassung nach sich in weiten Bereichen gelohnt hat.
    Wenn es auch schwierig war und wenn sich die Diskussion auch teilweise oft nur auf der Ebene von Formeln bewegt hat, diese Diskussion hat tatsächlich stattgefunden.
    Und es waren diese Weltjugend-Festspiele letztendlich das einzige Forum im Rahmen dieses internationalen Jahres der Jugend, wo doch nahezu aus allen Ländern der Welt Jugendliche zusammengekommen sind.
    Und es wäre außerordentlich dumm gewesen, wenn diese Möglichkeit von den österreichischen Jugendorganisationen nicht genützt worden wäre.
    Hätten Sie sich doch damit von einem weltweit vorhandenen Prozess des Dialogs, der Verständigung isoliert.
    Propagandistisch missbraucht fühlen Sie sich nicht.
    Schauen Sie, was heißt propagandistisch missbraucht?
    Glauben Sie, wenn ein paar Österreicher weniger dort gesessen wären in den Reihen des Lenin-Stadiums, dass das dann weniger Propaganda für den Generalsekretär der KPDSU Gorbatschow gewesen wäre?
    Und zum Zweiten, der allgemeine Stopp von Kernwaffentests und die Friedensbewegung und alle vernünftigen Menschen fordern einseitige Abrüstungsmaßnahmen,
    damit endlich sozusagen etwas Bewegung in die Verhandlungen hineinkommt.
    Und wenn dann jemand so einen Vorschlag macht, wie der Gorbatschow, und das einseitig erklärt, ohne irgendeine Gegenleistung, dann wird man wohl nicht anstehen können, sowas auch zu begrüßen.
    Denn das ist etwas, was real stattfindet, was wir immer gefordert haben.
    Und daher ist mir schon klar, was dahinter steckt, dass das bei diesen 12.
    Weltjugendfestspielen geäußert wird.
    Aber man darf die Substanz des Schrittes nicht übersehen.
    Das nämlich heißt, dass es bis 1.1.86 keine Kernwaffentests der Sowjetunion gibt.
    Und das ist ein Fortschritt.
    Edgar Sterben sprach mit Alfred Gusenbauer, dem Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend Österreichs, über die 12.
    Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die am Wochenende in Moskau zu Ende gingen.
    Es ist jetzt 12.30 Uhr, halb eins.
    Unsere weiteren bis 13 Uhr geplanten Themen sind Stellungnahmen von Sozialminister Dallinger zur Arbeitsmarktsituation Heftige Attacken des aus Österreich stammenden Jerusalemer Bürgermeisters Kolek gegen Österreich im Zusammenhang mit der Räumung des Arabischen Spitals im österreichischen Pilgerhospiz in Ost-Jerusalem In der Bundesrepublik Deutschland soll noch heuer die sogenannte Pille für danach auf den Markt kommen
    und der nächste Woche in Österreich anlaufende neueste James-Bond-Film im Angesicht des Todes.
    Genau heute vor einer Woche räumten die israelischen Behörden überfallsartig das vor allem von armen Arabern genutzte Spital im österreichischen Pilgerhospiz in Ost-Jerusalem, obwohl die österreichische Bundesregierung zuvor an Israel appelliert hatte, aus humanitären Gründen eine Entscheidung aufzuschieben.
    Dass Israel diese Bitte negierte, zog sowohl Streiks der arabischen Bevölkerung Ostjerusalems nach sich, als auch eine scharfe diplomatische Note Österreichs.
    Außenminister Graz meinte aber trotzdem, er hoffe auf einvernehmliche Lösungen des Problems mit Israel.
    Und auch der Besitzer des Pilgerhospiz, die katholische Kirche Österreichs, äußerte sich ähnlich wie der Außenminister.
    Der Bürgermeister von Jerusalem, der aus Österreich stammende Teddy Kollek, gab nun aber weniger Signale, die auf eine baldige Lösung des Konflikts schließen lassen, sondern attackierte vielmehr die Bundesregierung, die Kirche und die Medien Österreichs, berichtet aus Israel Moshe Meisels.
    Der in Wien gebürtige Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek
    erklärt heute, Mitglieder der österreichischen Führungsspitze haben sich anscheinend noch nicht von einer Hordenpolitik befreit und manche Österreicher und Politiker leben noch immer im Geist der 30er Jahre.
    Kollig machte klar, er reagiere damit auf Presseveröffentlichungen in Österreich nach der Schließung des Hospizspitals in der Jerusalemer Altstadt.
    Er sei über Veröffentlichungen in Wien aufgebracht,
    laut denen israelische Horden sich zu den arabischen Patienten im Spital und österreichischen Krankenschwestern, wie seinerzeit die Nazi-Horden, zu den Juden verhalten haben.
    Die Jerusalemer Stadtverwaltung beschuldigt laut der israelischen Mittagszeitung Ma'arif, die österreichischen Behörden mit arabischen Extremisten in einer Hetzkampagne gegen Israel zu kooperieren.
    Als Beispiel führen sie den Protest an, den Österreicher dem israelischen Botschafter in Wien überreicht haben, laut dem die Spuren der Österreicherin Hilde Grudner, die im Hospizspital arbeitete, als Folge des barbarischen Verhaltens der israelischen Besetzungsmacht verschwunden sind.
    Bei einer Untersuchung der Jerusalemer Stadtverwaltung stellte sich heraus,
    dass Hilde Grudner ins deutsche Benediktinerkloster Dormitian geflüchtet ist und dort um Asyl angesucht hat, nachdem sie wie andere österreichische Angestellte des Hospizspitals nach seiner Schließung von arabischen Extremisten bedroht worden waren.
    Dies wurde von Pater Emanuel vom Dormitian Kloster bestätigt.
    Die Jerusalemer Tageszeitung in englischer Sprache Jerusalem Post
    schrieb heute, dass diese Anschuldigungen ein Teil einer doppelzüngigen Politik sei, mit der Elemente in der österreichischen Regierung und Kirche versucht hätten, das Hospizgebäude zurückzubekommen, während sie zu gleicher Zeit für eine weitere Aufrechterhaltung des Hospizspitals eintraten, um der Besorgnis der armen arabischen Bevölkerung Ost-Jerusalems, um ihr Gesundheitswesen entgegenzukommen.
    Kardinal König hätte Bürgermeister Kolek mehrmals darum ersucht, das Spital zu räumen, um es wieder in ein Pilgerhaus umwandeln zu können.
    Demgegenüber hätte der jordanische Minister für die besetzten Gebiete, Tahir Kanan, erklärt, Kardinal König hätte ihm versprochen, das Hospizspital wieder zu eröffnen.
    Wien hat eine eigenartige Rolle in dieser Sache gespielt, schreibt die Jerusalem Post.
    Einerseits hat die österreichische Regierung durch ihren Botschafter in Tel Aviv Otto Pleinert gegen die Schließung des Spitals protestiert.
    Andererseits hätte der Botschafter seinerzeit in seiner ersten Unterredung mit Bürgermeister Kolek um seine Hilfe zur Räumung des Spitals angesucht.
    Sämtliche österreichische Botschafter in Israel hätten in den letzten Jahren im Jerusalemer Außenministerium die Räumung des Spitals gefordert.
    Österreichischerseits wurde zu diesen Anschuldigungen erklärt.
    Österreich hätte lediglich aus humanitären Gründen um einen Aufschub der Schließung angesucht, bis der Fall der Eröffnung einer Tagesklinik im Gebäude geklärt sei.
    Es habe nie um eine Delogierung der Mieter und Patienten angesucht, wie sie im Hospizspital durchgeführt wurde.
    Mehr Beschäftigte, aber auch mehr freie Arbeitskräfte und eine zunehmende Arbeitslosigkeit, das ist die derzeitige Situation auf dem österreichischen Arbeitsmarkt.
    Die Arbeitslosenrate betrug hierzulande 1983 und 1984 4,5%.
    Für heuer wird mit einer Erhöhung auf 4,7% gerechnet.
    Ende Juli lag die Arbeitslosenrate bei 3,5%, um zwei Zehntelprozent höher als im Juli des Vorjahres.
    Mit dieser Situation beschäftigte sich heute Sozialminister Alfred Dallinger in einer Pressekonferenz.
    Aus dem Sozialministerium meldet sich dazu nun Manfred Steinhuber.
    Die Lage ist einigermaßen paradox.
    Fachleute sprechen von einer Entkoppelung von Wachstum und Beschäftigungsentwicklung.
    In der Praxis heißt das für das heurige Jahr, dass das Wirtschaftswachstum bei 3,5 Prozent liegen wird und die Zahl der Beschäftigten um 10.000 bis 15.000 höher sein wird als im Vorjahr.
    Trotzdem wird die Arbeitslosenrate mit 4,7 bis 4,8 Prozent auch etwas höher als im Vorjahr sein.
    Sozialminister Alfred Dallinger sieht für diese Entwicklung mehrere Gründe.
    Die bessere Wirtschaftssituation habe vielen Arbeitslosen wieder Hoffnung gemacht.
    Und die geringen Einkommenszuwächse der vergangenen Jahre übten auf viele Frauen Druck aus, weil das bisherige Familieneinkommen die Haushaltskosten nicht mehr deckt.
    Einen weiteren Grund sieht Dallinger in der 10 Entwicklung bei der Arbeitszeitverkürzung.
    Ich glaube, dass die Arbeitszeitverkürzung sich viel zu langsam vollzieht und wir daher die beschäftigungswirksamen Möglichkeiten nicht in genügendem Maße wahrnehmen.
    Wir haben das Phänomen, und das möchte ich besonders herausstellen, dass die arbeitstätig beeinträchtigte Arbeitszeit bei Industriearbeiter im Jahr 1984 um 2,2 Prozent zugenommen hat.
    Die Mikrozensuserhebung für Dezember 1984 hat eine tatsächliche mittlere Wochenarbeitszeit von 41 Stunden ergeben, gegenüber 40,4 Stunden im Dezember 1953.
    Das heißt mit anderen Worten ausgedrückt, die, die Arbeit haben, arbeiten länger.
    Während die, die keine haben, natürlich überhaupt keine Arbeit vollbringen.
    Ein Problemgebiet bleibt auch weiterhin die Jugendarbeitslosigkeit.
    Ende Juni waren 28 Prozent aller Arbeitslosen zwischen 15 und 24 Jahre alt.
    Und dies, obwohl mit der Aktion 8000 das Sozialministerium seit 1984 16.000 Jugendarbeitsplätze gefördert hat.
    Auf die Diskussion um neue Modelle zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit reagiert Sozialminister Dallinger allerdings reserviert.
    Ich möchte in dem Zusammenhang gleich erwähnen, dass ich daher für alle Modelle, wie welchen Namen sie immer haben mögen, wie etwa Berliner Modell und andere Modelle, die eine
    direkt oder indirekte Arbeitsdienstleistung zur Folge haben, nicht zu haben bin.
    Ich glaube, dass das einerseits nur kurzfristig eine Hilfe bringen würde und uns andererseits in eine soziale Situation bringt, die unserem
    Staatswesen unserer Form der Regierungstätigkeit unwürdig ist und ich werde mich daher wirklich gegen alle Neuerungen auf diesem Gebiet unter Anführungszeichen wehren.
    Ein Problem, das in voller Schärfe erst in einigen Jahren auftreten dürfte, schnitt Ilian Knapp vom Institut für Berufsbildungsforschung an.
    Die Lehrlingszahlen gehen zurück.
    Das erleichtert zwar die Situation der Schulabgänger, wird aber zu einem Facharbeitermangel führen.
    In manchen Branchen ist das bereits der Fall.
    Gravierend wird der Mangel an Facharbeitern dann zu Beginn des kommenden Jahrzehnts.
    KNAPP empfiehlt deshalb den Lehrberuf als die sicherste Garantie auf einen Dauerarbeitsplatz und zwar auch für Maturanten.
    Daher ist es sicherlich auch den jungen Menschen zu empfehlen, zunehmend sich mit der Lehre zu beschäftigen.
    Es ist sicherlich auch die Frage zu überlegen, wie weit Maturanten der allgemeinbildenden höheren Schulen, die ja praktisch, nachdem sie die Schule absolviert haben, erfolgreich absolviert haben, praktisch keine berufliche Bildung mitbringen.
    In der Bundesrepublik zum Beispiel sind etwa 12 Prozent der Lehranfänger Maturanten der allgemeinbildenden Schulen.
    In Österreich sind das 0,2 Prozent.
    Und damit gebe ich zurück ans Studio des Mittagschannals.
    Manfred Steinhober berichtete von einer Pressekonferenz von Sozialminister Dalinger zur Arbeitsmarktsituation.
    In der Bundesrepublik Deutschland soll noch in diesem Jahr die sogenannte Pille danach auf den Markt kommen.
    Wie die Münchner Medizinische Wochenschrift in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet, soll damit auch etwas legalisiert werden, was viele Frauen bereits seit längerem praktizieren.
    Die gleichzeitige Einnahme mehrerer Antibabypillen in gewissen Zeitabständen, wenn zum Beispiel die regelmäßige Einnahme der normalen Pille einmal vergessen wurde.
    Die neue Pille hat nach Angaben der medizinischen Zeitschrift eine geringere Gesamtmenge an Hormonen.
    Als Nebenwirkungen können aber trotzdem Übelkeit, Erbrechen und Zyklusstörungen im Anwendungsmonat auftreten.
    Zu Fragen über die Pille danach sprach Jürgen Jungquert mit dem Chef der Hormonabteilung der 1.
    Universitätsfrauenklinik in Wien, Dozent Johannes Huber.
    Herr Dozent Huber, in Deutschland hat man die Bille danach jetzt getestet.
    Sie soll in diesem Jahr auf den Markt kommen.
    Wie funktioniert diese Bille?
    Wie ist die Arbeitsweise dieser Bille?
    Das Prinzip dieser Bille besteht darin, dass die Eileiter ruhig gestellt werden.
    und dadurch auf der einen Seite die Spermien möglicherweise nicht in der Lage sind, die Eizelle, welche sich ja in den Eileitern befindet, zu erreichen.
    Auf der anderen Seite scheint damit aber auch der Eitransport
    durch den Eileiter in die Gebärmutter gestört zu sein.
    Aus welchen Wirkstoffen besteht diese Bille?
    Die Bille besteht aus den Wirkstoffen, aus den gleichen Wirkstoffen, wie sie in den bereits am Handel befindlichen normalen Billen enthalten sind, nämlich aus einer Östrogen- und aus einer Gestagen-Komponente.
    Das würde also bedeuten, würde man von der herkömmlichen Pille eine höhere Dosis nehmen, würde die gleiche Wirkungsweise erfolgen?
    Vollkommen richtig.
    Es ist von einer deutschen Organisation diese Empfehlung schon vor längerer Zeit ausgesprochen worden, dass man nämlich innerhalb der 18 Stunden nach dem Verkehr vier konventionelle Pillen auf einmal durch drei Tage hindurch zu sich nimmt.
    Die neue Bille danach ist praktisch nur eine Konzentration der herkömmlichen Bille.
    Das ist richtig, ja.
    Es ist kein neuer Wirkstoff.
    Warum hat man eigentlich nicht früher darauf aufmerksam gemacht, dass man eigentlich herkömmliche Billen in höherer Dosis bei einem Geschlechtsverkehr nachher nehmen könnte, wenn kein Kind erwünscht ist?
    Weil kein Mensch verlässliche Aussagen noch über die Sicherheit dieser Empfängnisverhütung sagen kann.
    Und das, glaube ich, muss man besonders unterstreichen.
    Wir wissen nicht, ob diese Pille tatsächlich den beschriebenen Effekt hat oder nicht.
    Es wäre also verfrüht, diese Form der Antikonzeption im breiten Rahmen zu empfehlen.
    Man könnte aber trotzdem sagen, oder was spricht dem dagegen, wenn man nun etwa nach einem Geschlechtsverkehr eine Bille, eine neue Bille nimmt oder vier normale Antibabybillen.
    Wenn kein Kind erwünscht ist, könnte man es ja auf jeden Fall versuchen.
    Man spricht in Deutschland von einer Sicherheit von 99 Prozent.
    Diese Resultate müssen, so glaube ich, von anderen Zentren noch überprüft werden.
    Was dagegen spricht, lässt sich einfach sagen, nämlich es wird jeder Arzt eine gewisse Reservation besitzen, diese Pille zu verschreiben, über deren Wirkung man noch nicht exakte Zahlen hat, weil, wenn sie nicht wirkt, die Patientin zumindest moralisch den Arzt Vorwürfe machen kann.
    Wie stehen Sie als Hormonexperte zur Pille danach?
    Die Belastung des Organismus durch Hormone in dieser Form der Empfängnisverhütung ist zweifellos gering und tolerabel.
    Eine andere Dimension ist zweifellos die ethische, weil es sich ja möglicherweise hier um ein Frühabortivum handelt.
    Das Hauptargument allerdings, das es noch zu beachten gibt, besteht darin, dass man über die Verlässlichkeit und über die Sicherheit doch noch nicht das letzte Wort sprechen kann und es empfiehlt sich daher, noch weitere Untersuchungen abzuwarten.
    Es gibt aber auch jetzt Arbeiten, wissenschaftliche Arbeiten, an Pillen danach, die auf einer anderen Basis beruhen.
    Ja, und zwar stammen die aus Paris, aus dem französischen Zentrum in Cern, wo eine luteolytische Pille konstruiert wird.
    Was heißt das?
    Das heißt, dies ist eine Pille, bei der man auf das Einsetzen der Menstruationsblutung wartet,
    Und wenn sie kommt, ist es gut, wenn sie nicht kommt, wird diese Pille eingenommen und die bewirkt die Auflösung des Gelbkörpers, deswegen auch der Name luteolytisch, was zur Folge hat, dass innerhalb von wenigen Tagen die Frucht ausgestoßen wird.
    Diese Form ist ebenfalls noch nicht erprobt an einem größeren Patienten gut und besitzt natürlich
    eine enorme ethische Sprengkraft und Dimension.
    Wann könnte diese Pille Ihrer Ansicht nach auf den Markt kommen?
    Soweit man den Äußerungen und Nachrichten der französischen Kollegen folgen kann, handelt es sich nur mehr um wenige Jahre.
    Jürgen Jungwirth sprach mit dem Chef der Hormonabteilung der ersten Universitätsfrauenklinik in Wien, Dozent Johannes Huber, über die in der Bundesrepublik Deutschland noch heuer auf den Markt kommende sogenannte Pille danach und andere Pillen danach.
    Und jetzt ein Programmhinweis auf unser heutiges Abendjournal.
    Journal Panorama.
    Der Zentralfriedhof der polnischen Industriestadt Katowice ist ein steinerner Zeuge für den sorglosen Umgang mit Mensch und Natur in Osteuropa.
    In Schlesien sterben die Menschen früh.
    Sie sterben an Krebs, Lungenleiden und Kreislaufschwäche.
    Doch überall in Osteuropa wächst der Widerstand gegen die Zerstörung der Umwelt.
    Prof. Wierzbicki ist Mitglied des regimekritischen polnischen ökologischen Clubs.
    Wir hören das über das schon seit 40 Jahren.
    Zuerst man sagte, wir haben kein Geld für Umweltschutz, weil wir Sozialismus aufbauen müssen.
    Und jetzt wir hören, dass wir
    keinen Umweltschutz haben können, weil es um die Krise, die Krise muss man liquidieren.
    Wir können das nicht sagen, es geht hier jetzt schon um Leben und die Gesundheit der Bevölkerung.
    Und wenn wir so sagen, wir werden sehr schnell kein sauberes Wasser haben, keine Luft zu hatten, ja,
    Und ich glaube, dass hier ein Gebiet der Katastrophe sein wird.
    Wie nah viele osteuropäischen Staaten der ökologischen Katastrophe schon sind und welche politischen Folgen das hat, hören Sie heute Abend um 18.30 Uhr im Journal Panorama.
    Nach diesem Programmhinweis auf unser heutiges Abend-Journal jetzt weiter im Mittag-Journal-Programm.
    Der neue Staatspräsident Boliviens heißt Victor Paz Estensoro.
    Estensoro erhielt in einer Stichwahl gegen Ex-Diktator Hugo Banza die Mehrheit.
    Das neue Staatsoberhaupt wird morgen die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Siles Soaso antreten.
    Aus La Paz berichtet Ulrich Enke.
    Paz Estensoro heißt der Mann, der nach langem Anlauf den Sprung in das bolivianische Präsidentenamt schaffte.
    Ein konservativer Politiker von der revolutionären nationalen Bewegung,
    der sich bei den direkten Präsidentenwahlen am 14.
    Juli mit Platz 2 begnügen musste.
    Der ehemalige Militärdiktator Boliviens, General Hugo Banza, hatte damals einen zweiprozentigen Stimmenvorsprung, doch für die beiden rechten Kandidaten reichte es bei weitem nicht zu der verfassungsmäßig vorgeschriebenen absoluten Mehrheit.
    So musste nun, ebenfalls verfassungsmäßig, das Parlament entscheiden.
    Ein Parlament,
    in dem der bislang regierenden Linken mit ihren wenigen verbliebenen Sitzen die Rolle des Königsmachers zufiel.
    Sie hatte sich auf die Seite des 77-jährigen Parkes den Zolo geschlagen.
    Nicht aus Überzeugung, wie sie deutlich machte, sondern weil sie den ehemaligen Anwalt und Wirtschaftsprofessor verglichen mit seinem Kontrahenten, dem General, für das vergleichsweise kleinere Übel hielt.
    Als gestern Vormittag ein Mann der linken Minderheit zum Parlamentspräsidenten gewählt wurde, stand fest,
    dass die Rechts-Links-Koalition gegen den stramm autoritären General tatsächlich hielt.
    Unter dem Druck der Straße begann in La Paz eine vermutlich historische Nachtsitzung im Parlament.
    General Banzer hatte seine Anhänger auf die Straße gerufen, wenn wir nicht mit der Stimme ins Parlament kommen, dann kommen wir mit den Stiefeln rein, riefen sie vor dem Parlament, während drinnen, wenn auch erst im zweiten Durchgang, gleichwohl Paz Estensoro gewählt wurde, ein Politiker mit Vergangenheit.
    Als 1946 die ansonsten asiatischen Indios des Hochlandes zum ersten und bislang einzigen Mal in die Stadt La Paz herabstiegen, den damaligen Präsidenten aus dem Palast zerrten, ihn nackt auszogen und direkt gegenüber seinem Regierungssitz an einem Laternenpfahl aufhängten,
    Da konnte sich sein Finanzminister Paz Estensoro noch gerade rechtzeitig retten.
    Dreimal musste er seitdem ins Exil gehen.
    Dreimal kehrte er als Nationalheld zurück.
    1952 und 1960 wurde er zum Präsidenten Boliviens gewählt.
    Der Mann, dessen politisches Leben wie das keines anderen in Bolivien über mehr als 40 Jahre hinweg von dem Wechsel zwischen Militärputsch und Demokratie bestimmt wurde, tritt nun seine dritte Legislaturperiode an.
    Mit einer harten Austeritätspolitik und mit einer möglichst schnellen Umschuldungsvereinbarung mit dem internationalen Währungsfonds will er den Amtsstaat aus der Krise führen, der von einer rund 12.000-prozentigen Inflation und einer rund 70-prozentigen Arbeitslosigkeit gebeutelt vor gut einem Jahr aufgrund der Ebbe in der Staatskasse alle Zinszahlungen an die Gläubiger eingestellt hatte.
    Die politische Linke, die ihn jetzt mit auf den Präsidentensessel hob, wird dabei ebenso Widerstand leisten, wie das die kampferprobten bolivianischen Gewerkschaften tun werden, für die der Währungsfonds mit seinen wirtschaftlichen Sanierungsprogrammen ebenfalls ein rotes Zug ist.
    Aus La Paz berichtete Ulrich Enke über die Bestellung von Paz Estensoro zum Präsidenten Boliviens, eines Landes, in dem öfters geputscht wird als überall anderswo.
    In den österreichischen Kinos läuft diese Woche der neueste James-Bond-Film an.
    Im Angesicht des Todes ist bereits der 14.
    James-Bond-Streifen und der Geheimattent ihrer Majestät wird nun schon zum siebten Mal von Roger Moore gemimt.
    Walter Gellert beginnt seinen folgenden Beitrag mit einem kurzen Ausschnitt aus der Im Angesicht des Todes Titelmelodie.
    Sie haben verloren, 007.
    Das war ein Fehler, Tippe zu töten.
    Ich bin dabei, den gleichen Fehler wiederzumachen.
    Meine Abteilung weiß, dass ich hier bin.
    Wenn Sie mich umbringen, rächen Sie sich.
    Wenn Sie der Beste sind, den Sie haben, dann werden Sie Ihre Inkompetenz wohl eher geheim halten.
    Seien Sie doch nicht so sicher, Soren.
    Sie machen mir Spaß, Mr. Bond.
    Sie mir nicht unbedingt.
    Das Kinopublikum hat ihn also wieder, den Geheimagenten ihrer Majestät James Bond.
    Und ganz offensichtlich unterlaufen ihm auch diesmal wieder einige kleine Unachtsamkeiten, die ihn in die haarsträubendsten Situationen verwickeln.
    Dennoch bleibt die Frage, die in Zeitungsvorankündigungen gestellt wird, nämlich die, ob James Bond einen gleichwertigen Gegner gefunden habe, rhetorisch.
    Denn weder der halbwahnsinnige industrielle Max Soarin, dargestellt von Oscar-Preisträger Christopher Walken, noch dessen schwarzige Spieling Mayday, verkörpert von Grace Jones, sind in der Lage 007 unterzukriegen.
    Bond verhindert nicht nur den auf illegalem Wege geplanten Erwerb,
    von für Militärstrategen wichtigen Mikrochips durch die UdSSR, sondern auch die Vernichtung von Silicon Valley, dem übrigens aufgrund der weltweiten Überproduktion zurzeit krisengeschüttelten Hauptort der US-Mikrochips-Erzeugung.
    Bond-Regisseur John Glenn zu diesem Einfall.
    Silicon Valley is the world's biggest producer of microchips.
    All the technology is centered in that area.
    Silicon Valley ist der weltgrößte Erzeuger von Mikrochips.
    Die ganze Technologie ist auf dieses Areal konzentriert.
    Und das bedeutet, dass das amerikanische Verteidigungsprogramm ernsthaft gefährdet wäre, wenn Silicon Valley zerstört würde.
    Nun, das ist auch der Ort, wo die Russen durch Spionage versuchen, die modernsten Techniken bei Mikrochips in die Hand zu bekommen.
    Und so sagen wir im Film, gäbe es kein Silicon Valley, wo würden dann die Russen sein?
    So wird der Zuschauer im neuesten James-Bond-Film wieder einmal damit konfrontiert, dass James Bond die zivilisierte westliche Welt vor der Bedrohung, die aus dem Osten kommt, rettet.
    Da die Bond-Romane inzwischen ausgegangen sind, basiert der neueste Film auf einer Kurzgeschichte Ian Flemings, was den Kritiker eines deutschen Nachrichtenmagazins zur bissigen Bemerkung veranlasste, Drehbuch und Geschichte seien so idiotisch, als ob es sich um einen Original-Fleming in voller Länge handle.
    und in der Tat spielen den vor allem die Action-Szenen und die Special Effects die wahre Hauptrolle in diesem Streifen, wie noch manches schon bekannt vorkommt, wie eine Verfolgungsjagd auf Skiern zu Beginn des Films.
    Ausgelassen wurde in dieser Hinsicht aber rein gar nichts.
    Da gibt es einen Fallschirmabsprung vom Eiffelturm, da wird ein Auto bei einer Verfolgungsjagd in der Mitte auseinandergerissen und fährt trotzdem weiter, da hängt Bond auf der Flucht an der nicht verankerten Leiter eines Feuerwehrautos.
    An alle Einheiten, gestohlenes Feuerwehrfahrzeug aufreiben.
    Achtung, Fahrer sind vermutlich bewaffnet und äußerst gefährlich.
    Entschuldigung, das war nur eine Probe.
    Und nicht zuletzt erlebt der Zuschauer, wie James Bond an einem Seil hängend von einem Luftschiff über die Bay von San Francisco transportiert wird, ehe der große Showdown auf der Spitze der Golden Gate-Brücke beginnt.
    Die Luftschiff-Szene ist wahrscheinlich das Neueste, was wir auf dem Gebiet der Technik und des Tricks im Film angewendet haben.
    Da gab es natürlich auch Schwierigkeiten bei der Arbeit mit dem Luftschiff bei der Golden Gate-Brücke.
    Aber das war eine große Herausforderung für mich.
    Für mich bedeuteten diese Szenen aber auch eine Weiterentwicklung in meiner Arbeit als Regisseur.
    Dass der neueste Bondfilm nicht unbedingt Neues bringt, finden auch Kritiker.
    Helmut Karasek etwa meint im Spiegel, die Infantilitäten der Handlung seien nicht anders als in 13 Bondfilmen zuvor.
    Nur irgendwie schienen sie ihre ironische Reibung mit der Gegenwart eingebüßt zu haben.
    Die Fans der Bondfilme dürfte das sicher nicht stören.
    Sie werden sich wahrscheinlich am tiefen Fall des Schurken Soren von der Golden Gate-Brücke delektieren.
    Das war eine Forscher von Walter Gellert auf den diese Woche in Österreich anlaufenden neuesten vierzehnten James-Bond-Film.
    Und von der meist reichlich realitätsfernen Bond-Kinowelt jetzt wieder zu tatsächlichen Vorkommnissen.
    Zu dreieinhalb Minuten Mittagsjournal Schlussnachrichten.
    Österreich.
    Der Agrarexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes, Matthias Schneider, erklärte zum Weinskandal, bisher sei gepanscht worden, weil man viel verdienen konnte und das Risiko erwischt zu werden eher gering gewesen sei.
    Jetzt gelte es, sich um den Absatz verstärkt zu kümmern.
    Dabei müssten auch die Trauben, der Traubensaft und der Grundwein etwa zur Herstellung von Sekt berücksichtigt werden.
    Im Hinblick auf Niederösterreich müssten die Möglichkeiten des Weingesetzes voll ausgeschöpft werden.
    Es sollte keine Ausnahmebestimmungen in schlechten Erntejahren geben.
    Das neue Weingesetz dürfe nicht nur Verschärfungen bringen, sondern auch Kontrollen, die durch eine entsprechende personelle und administrative Ausstattung gesichert sein müssten, meinte Schneider.
    Sozialminister Alfred Dallinger hat kritisiert, dass sich der Prozess der Arbeitszeitverkürzung viel zu langsam vollziehe.
    Dallinger sagte, Ende vergangenen Jahres habe sich für die Industriearbeiter eine mittlere wöchentliche Arbeitszeit von 41 Stunden gegenüber 40,4 Stunden 1953 ergeben.
    Aus einer Aussendung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger geht hervor, dass sich die Gesamtzahl der Beschäftigten in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 18.700 Personen oder 0,67 Prozent erhöht habe.
    Der Leiter der österreichischen Delegation bei den Weltjugendfestspielen in Moskau, Juso-Chef Alfred Gusenbauer, hat heute über seine Erfahrungen bei der achttägigen Großveranstaltung berichtet.
    Gusenbauer sagte, seine Kritik an der sowjetischen Besetzung Afghanistans sei in zwei Fällen falsch übersetzt worden.
    Im Übrigen habe es in Moskau allerdings offene Diskussionen gegeben.
    Es wäre falsch gewesen, wegen der Vorfälle mit der Übersetzung vorzeitig aus Moskau abzureisen, meinte Gusenbauer.
    USA, Japan.
    In aller Welt wird in diesen Tagen des ersten Atombombenabwurfs gedacht, der am 6.
    August 1945 die japanische Stadt Hiroshima vernichtet hat.
    Die Bürgermeister von 67 Städten in 23 Ländern haben sich heute in Hiroshima versammelt, um am morgigen 40.
    Jahrestag des Infernos gegen das atomare Wettrüsten zu protestieren.
    In Washington demonstrierten gestern mehrere tausend Menschen gegen das Wettrüsten.
    Mit einem sogenannten Friedensband aus 26.000 farbigen Tüchern umspannten sie das Verteidigungsministerium.
    Kurz vor dem Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki hat der Navigator eines der am Angriff beteiligten amerikanischen Flugzeuge in seiner Wohnung bei Hollywood Selbstmord verübt.
    Als Hauptmotiv für die Tat gelten Depressionen.
    USA.
    Ein Unfall mit einem Munitionslastwagen der amerikanischen Streitkräfte im Bundesstaat Oklahoma hat 50 Verletzte gefordert.
    Der mit Fliegerbomben beladene LKW stieß mit einem Personenauto zusammen.
    Der Lastwagen geriet in Brand, sieben Bomben fielen von der Ladefläche und explodierten.
    Sechstausend Einwohner in der Umgebung der Unglücksstelle wurden vorübergehend evakuiert.
    In Norfolk im Bundesstaat Virginia wird heute der erste von vier Prozessen in einem der spektakulärsten Spionagefälle der Vereinigten Staaten eröffnet.
    Der Angeklagte, der pensionierte Marineoffizier Arthur Walker, wird beschuldigt, gemeinsam mit zwei Verwandten und einem Freund jahrelang Militärgeheimnisse an die Sowjetunion verraten zu haben.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sonnig, gegen Abend im Westen örtlich Gewitter, Nachmittagstemperaturen 25 bis 30 Grad.
    Nachrichten um das Wetter standen am Ende des Mittagschanals.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Untertitel der Amara.org-Community

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    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
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    Wetterbericht
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    Weinskandal: Symptom für Fehlentwicklung in der Wirtschaft
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    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
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    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
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    Pressekonferenz Sozialminister Dallinger zu österreichischem Arbeitsmarkt
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    Die " Pille danach" noch heute auf dem deutschen Markt
    Interview: Hormonexperte Huber
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    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
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    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
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    Präsidentenwahl in Bolivien: Paz Estenssoro neuer Präsident
    Mitwirkende: Encke, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
    Ort: La Paz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Kultur: Neuer James-Bond-Film: "Im Angesicht des Todes" im Kino
    Einblendung: Musik- und Szenenausschnitte, Regisseur Glen
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Glen, John [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Titel Mittagsjournal 1985.08.05
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.08.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850805_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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