Mittagsjournal 1989.09.02

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Samstag, 2.
    September, zu Mittagschanal begrüßt Sie Christel Reis.
    Eine Übersicht über die für die kommende Stunde geplanten Beiträge.
    Die aktuelle Situation der DDR-Flüchtlinge in Ungarn, sie warten auf den angekündigten legalen Transfer von Ungarn über Österreich in die Bundesrepublik.
    Die gesundheitlich angegriffene DDR-Führung scheint nach wie vor ratlos dem Massenexodus gegenüber zu stehen.
    In Moskau mehren sich Anzeichen, wonach die Autorität der Partei geschwächt ist.
    Im Journal zu Gast ist heute der polnische Schriftsteller, Philosoph und linke Denker Adam Schaff.
    Weitere Themen des Mittagsschanals, Spannungen zwischen den USA und Panama, Bürgermeisterwahlkampf in New York und Kultur im Mittagsschanal, Details über einen der teuersten Filme der Welt, Abyss, der aber möglicherweise nicht die erwarteten Einnahmen bringen wird.
    Vor all diesen Beiträgen einen Nachrichtenüberblick zusammengestellt hat in Elisabeth Mahners, Sprecherin ist Maria Piefl.
    Europa.
    An der ungarisch-österreichischen Grenze gibt es derzeit keine Anzeichen für den erwarteten Massenansturm von DDR-Flüchtlingen.
    In der vergangenen Nacht ist nach jüngsten Angaben etwa 130 Bürgern aus osteuropäischen Ländern die Flucht in den Westen gelungen.
    Der Großteil stammt aus der DDR, die anderen kommen aus Rumänien oder der Tschechoslowakei.
    In Ungarn strömen die DDR-Flüchtlinge in die Lager.
    Zwei Lager in Budapest sind bereits völlig überlastet, seit gestern gibt es am Platensee ein drittes Lager des Roten Kreuzes.
    Als möglicher Zeitpunkt für den Transfer über Österreich in die Bundesrepublik Deutschland wird nun der kommende Dienstag oder Mittwoch genannt.
    Konkrete Angaben darüber liegen allerdings noch immer nicht vor.
    Von österreichischer und deutscher Seite wird versichert, dass man auf alle Eventualitäten vorbereitet sei.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Staats- und Parteichef Honecker ist nach seiner schweren Operation aus dem Spital entlassen worden.
    Die DDR-Nachrichtenagentur ADN betont, Honecker habe den medizinischen Eingriff gut überstanden und sei derzeit auf Genesungsurlaub.
    In den vergangenen Tagen gab es Gerüchte, wonach der 73-Jährige an einer unheilbaren Krebserkrankung leide.
    USA, Sowjetunion.
    Die Regierung in Moskau gestattet immer mehr jüdischen Sowjetbürgern die Ausreise in den Westen.
    Nach Mitteilungen einer zuständigen Organisation in Washington haben allein im August dieses Jahres mehr als 6700 sowjetische Juden Ausreise-Visa erhalten.
    USA.
    Das Justizministerium in Washington hat wieder ein Verfahren eingeleitet, um einem früheren KZ-Wächter die amerikanische Staatsbürgerschaft abzuerkennen.
    Der aus Jugoslawien stammende Anton Titjong wird beschuldigt, während des Zweiten Weltkrieges als Wächter im Nazi-Konzentrationslager Mauthausen tätig gewesen zu sein.
    Di Thiung ist 1952 aus Österreich in die USA eingereist und erhielt 1973 die amerikanische Staatsbürgerschaft, Bundesrepublik Deutschland.
    Zwei britische Soldaten sind vergangene Nacht vor ihrer Kaserne in Münster von unbekannten Tätern angeschossen und schwer verletzt worden.
    Einer der Soldaten schwebt noch in Lebensgefahr.
    Die Attentäter sind weiterhin flüchtig.
    Als möglicher Urheber des Anschlages wird die irische republikanische Armee vermutet.
    Die Terrororganisation hat in den vergangenen Monaten wiederholt britische Soldaten und militärische Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland angegriffen.
    Sri Lanka.
    Bei den bürgerkriegseindlichen Unruhen auf Sri Lanka sind wieder etwa 50 Menschen ums Leben gekommen.
    In den vergangenen Tagen ist es vor allem zwischen der linksgerichteten Singalesischen Volksbefreiungsfront und der Armee zu schweren Kämpfen gekommen.
    Die Untergrundorganisation verlangt, ähnlich wie die separatistischen Tamilen, den sofortigen Abzug aller indischen Truppen aus Sri Lanka.
    USA.
    Die politischen Spannungen zwischen den USA und Panama haben sich weiter verschärft.
    Nach der gestrigen Regierungsumbildung in Panama hat Washington seine diplomatischen Beziehungen zu dem mittelamerikanischen Staat abgebrochen.
    Die USA werden auch die neue Übergangsregierung nicht anerkennen, die gestern vom Staatsrat unter der Kontrolle von Machthaber Noriega gebildet wurde.
    Darüber hinaus fordern die Vereinigten Staaten weiterhin den Sturz von General Noriega.
    Kolumbien.
    Der Vulkan Nevado del Ruiz, nahe der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, ist wieder aktiv.
    Asche und Lava schießen etwa fünf Kilometer hoch aus dem Berg.
    Bisher wurden etwa 3000 Menschen in einer Notaktion aus der Umgebung des Vulkans ausgesiedelt.
    Nach Angaben des Katastrophenschutzes ergießt sich bisher aber noch kein Lavastrom ins Tal.
    Vor vier Jahren sind insgesamt 23.000 Menschen ums Leben gekommen, als der Vulkan nach 400 Jahren plötzlich wieder aussprach.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh im Westen und im Südwesten stark bewölkt und häufig Regen, örtlich auch Gewitter.
    Im übrigen Bundesgebiet vorerst noch aufgelockert, bewölkt oder heiter.
    Gegen Abend und in der kommenden Nacht auch hier Wetterverschlechterung.
    Schwacher bis mäßiger Wind, Nachmittagstemperaturen im Westen und im Südwesten 15 bis 19 Grad, sonst noch 20 bis 25 Grad.
    Frühtemperatur 9 bis 16 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Veränderlich bis stark bewölkt, gebietsweise Regen, Temperaturrückgang.
    Auflebender Wind aus West bis Nordwest.
    Frühtemperatur 9 bis 16 Grad, Tageshöchsttemperatur 13 bis 18 Grad.
    Eine Vorschau auf übermorgen Montag, regnerisch und kühl.
    Nur noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig, 19 Grad, Eisenstadt heite, 18 Grad, St.
    Pölten stark bewölkt, 17 Grad, Linz stark bewölkt, 20, Salzburg und Innsbruck bedeckt, 17 Grad, Bregenz bedeckt leichter Regen, 17 Grad, Graz wolkig, 19 Grad und Klagenfurt stark bewölkt, 18 Grad.
    Zwölf Uhr und sieben Minuten.
    Wieder einmal Beitragsthema Nummer Eins im Mittagsjournal, die DDR-Flüchtlingswelle.
    Aber im Gegensatz zu den Tagen und Wochen zuvor versuchen die hauptsächlich jungen DDR-Bürger nun nicht mehr die risikoreiche, illegale Flucht über die grüne Grenze von Ungarn nach Österreich, die meisten der Fluchtwilligen, über deren genaue Anzahl es nur Schätzungen gibt, die zwischen 1.000 und 20.000 liegen.
    Die meisten von ihnen warten in Budapest auf die in der Nacht auf Freitag bekannt gewordene legale Möglichkeit einer Ausreise.
    In Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland sind Vorbereitungen für diese Aktion getroffen worden.
    Züge stehen bereit, in Bayern wurden rasch Zeltstädte errichtet, um die Flüchtlinge unterzubringen.
    Und während sich das offizielle Ungarn offensichtlich auf die Gratwanderung zwischen der humanitären Aktion zugunsten der Flüchtlinge einerseits und dem Bruderstaat im Warschauer Pakt DDR auf der anderen Seite begeben hat, warten viele DDR-Bürger, die zum Teil schon gescheiterte Fluchtversuche hinter sich haben,
    auf die Abreise in den Westen.
    Aus Budapest, Karl Stipschitz.
    Um zwei Uhr früh hatte das junge Ehepaar in Leipzig in den westdeutschen Nachrichten die halboffizielle Bestätigung der Ausreiseerlaubnis gehört.
    Eine Stunde später schon fuhren sie mit ihren beiden kleinen Kindern in Richtung ostdeutsch-tschechoslowakische Grenze.
    Der Grenzbeamte habe hörbar mit den Zähnen geknirscht, als er den Ausreisestempel nach Ungarn sah, sagte der Familienvater aus Leipzig.
    Am frühen Nachmittag sei man in Budapest angekommen.
    Dort schicken die Flüchtlingsbehörden alle DDR-Staatsangehörige gleich weiter in das neu eröffnete Rotkreuz-Lager am Platensee.
    Innerhalb weniger Stunden warteten in Sankar gestern Abend hunderte Menschen vor dem Tor des Pionierlagers auf Einlass, unter ihnen die Leipziger Familie.
    Insgesamt dürften sich gegenwärtig 5.000 bis 6.000 fluchtwillige Deutsche in Ungarn aufhalten.
    Die Vorbereitung der Massenausreise geschieht weiterhin unter höchster Geheimhaltung.
    Immer mehr Ungarn, Taxichauffeure, Journalisten und Passanten fragen, ob es denn klug sei, sich gleichzeitig mit allen kleinen Oststaaten nach Rumänien und der Tschechoslowakei nun auch mit der DDR zu zerkrachen.
    Während der Westen außer verbaler Unterstützung den ungarischen Reformen ja noch nicht geholfen hat.
    Die DDR hingegen werde von den Westdeutschen mit Krediten und Handelserleichterungen geradezu gefüttert.
    Das mache den orthodoxen Kommunisten dort das Regieren leicht, sagt diese These.
    Die ungarischen Kommunisten bewegten sich auf ihrer gestern Nacht zu Ende gegangenen Sitzung des Zentralkomitees aus ihrer defensiven Position heraus.
    Ein Antrag des Reformers im Reposugoi, der den Rückzug aller Parteiorganisationen aus den Betrieben vorsieht, wurde von der Mehrheit des ZK zurückgewiesen.
    Man will die liebgewordenen Positionen nicht ohne Not räumen.
    Allerdings sollen, was die Betriebsmanager wenig freuen wird, auch Vertreter anderer politischer Parteien ihre eigenen Betriebszellen aufbauen dürfen.
    Die empfindliche Niederlage für Imre Poschgoy ist auch eine Niederlage für die Wirtschaft.
    Der nicht so sehr reformfreudige Teil der ungarischen Kommunisten hat bewiesen, dass die Lösung des eigentlichen Kernproblems Ungarns, der Wirtschaftskrise, derzeit weniger zählt als der Kampf um die Macht.
    Karl Stibschitz aus Budapest.
    Während also hunderte noch in Ungarn ausharrende DDR-Flüchtlinge zwar nicht genau wissen, wann sie in das andere westliche Deutschland können, aber sie andererseits sicher wissen, dass sie nicht mehr in die DDR zurückkehren wollen, wächst im Arbeiter- und Bauernparadies des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker die Unzufriedenheit.
    Unzufriedenheit mit der Wirtschaftslage, der Versorgung mit den notwendigsten Gütern des täglichen Bedarfs, Unzufriedenheit mit der strikten Ablehnung der DDR-Führung mit den Reformen Gorbatschows auch nur ansatzweise zu sympathisieren.
    Und nach Ansicht beispielsweise des DDR-Regisseurs Konrad Weiß, werde sich in der DDR nur etwas ändern, wenn die Leute bleiben, wenn sie nicht in einem doppelten Leben leben, tagsüber im Betrieb und abends durch Druck auf den Fernseher woanders, wenn sie die DDR nicht länger als Saisonarbeit empfinden, von der sie abwandern, sobald sie mühsam wird.
    Aber das Gegenteil scheint einzutreten und seit kurzem kursiert in der DDR folgender Witz, der Nationalfeiertag wird umbenannt in den Tag der Hinterbliebenen.
    Aber die überaltete und teils kränkliche Führungsschicht der DDR ist zurzeit zu Reformen nicht bereit.
    Und wenn morgen die Leipziger Messe eröffnet wird, dann wird der traditionelle Eröffnungsrundgang nicht vom nunmehr 77-jährigen Staats- und Parteichef Honecker angeführt.
    Honecker war an der Gallenblase operiert worden.
    Gerüchte über eine Krebserkrankung wollen nicht verstummen.
    Honecker, der seit dem 18.
    August nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen und hat nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur ADN einen Genesungsurlaub angetreten.
    Und Vermutungen werden laut, wonach der Kreisestaatschef kaum mehr an seinen Schreibtisch zurückkehren wird können.
    Aber Honecker ist nicht der einzige in der DDR-Führung mit körperlichen Gebrechen, berichtet Helmut Brandstetter aus Bonn.
    Während in den Leipziger Messehallen Aussteller und Butzfrauen die Stände auf Hochglanz bringen, haben die Sicherheitsbeamten in diesem Jahr weit weniger als sonst zu tun.
    Denn Erich Honecker, der Staats- und Parteichef, der den Rundgang durch das internationale Treiben in der Messestadt immer genossen hat, wird diesmal fernbleiben.
    Bei der morgigen Eröffnung der Leipziger Herbstmesse wird der 75-jährige Willi Stow den 77-jährigen Staatschef Erich Honecker vertreten.
    Die Klaköre, die Jahr für Jahr laute Erich-Rufe anstimmen, müssen aber nicht auf ein fröhliches, williges Schrei umlernen.
    Storf ist magenkrank und kommt für eine längere Vertretung Honeckers, gar für eine Nachfolge, nicht in Frage.
    Dabei hätte der Ministerpräsident der DDR sogar persönliche Erfahrungen für das größte Problem seines Landes, die Ausreisewelle einzubringen.
    Vor fünf Jahren wartete Storfs Nichte drei Monate lang in der Bonner Botschaft in Prag auf die Ausreise in den Westen.
    Eher schlecht steht es in der kranken Riege der SED auch um den im Westen anerkannten Wirtschaftsexperten Günter Mittag.
    Der erst 62-Jährige ist schwer zuckerkrank.
    Ein Bein wurde ihm bereits amputiert, das zweite muss ihm möglicherweise bald abgenommen werden.
    Mittag, der in Leipzig auch immer gute Kontakte zu österreichischen Regierungsmitgliedern und zur Kammer Präsident Salinger hatte, wird ebenfalls nicht zur Messe kommen.
    Der 52-jährige Egon Krenz, der wie Honegger einmal Chef der Parteijugend war und von diesem als sein Nachfolger aufgebaut wurde, hat ebenfalls Probleme mit überhöhtem Zucker, angeblich freilich selbstgemachte.
    Krenz trinkt zu viel.
    Aber nicht deshalb fürchten kritische Menschen in der DDR, dass es Krenz doch schaffen könnte, Honegger in der Führung der Einheitspartei zu beerben.
    Krenz gilt als fantasieloser Technokrat, von dem man sich in der DDR unter anderem einen Ausspruch erzählt.
    Er soll einmal gesagt haben, er habe in seinem Leben nie etwas gelesen außer Parteitagsbeschlüsse.
    Es gibt aber DDR-Experten, die im Falle eines baldigen Abschieds Honeckers von der Macht optimistisch sind.
    Einige favorisieren den wohl geheimnisvollsten Mann der DDR-Führung für die Spitzenpositionen in Staatenpartei, nämlich Markus Wolf.
    66 Jahre alt und von 1958 bis 1987 Geheimdienstchef der DDR.
    Er war es, der etwa Kanzlerspion Günther Guillaume in der Umgebung von Willy Brandt angesiedelt hat.
    Doch Wolf hatte seit dem Rückzug von der Spionage Zeit zum Nachdenken und zum Bücherschreiben.
    In der Autobiografie »Die Troika« lässt er offene Sympathie für Michael Gorbatschow und einen ideologisch weniger harten Kurs erkennen.
    Als Gorbatschows Mann in der DDR wurde auch lange Zeit Hans Modrow, der Parteichef von Dresden, bezeichnet.
    Doch Modrow ist in der SED nur schlecht verankert.
    Im Politbüro weigerten sich die Stahlköpfe stets erfolgreich gegen die Aufnahme Modrows in das höchste Parteigremium.
    Leute aus der ohnehin schwachen Opposition in der DDR beteiligen sich an solchen Personalspekulationen nur ungern.
    Denn für sie sind diese Herren alle austauschbar.
    Eine Liberalisierung, Luft zum Atmen für andere politische Gruppen trauen sie keinem von ihnen zu.
    Die Menschen in Leipzig sind aber jetzt wieder einmal froh, dass Messezeit ist.
    Denn da werden vor allem im Zentrum der Stadt sogenannte Vitaminbasare aufgestellt.
    Und es gibt, auch wenn man sich anstellen muss, Obst und Südfrüchte in Masse und Qualität, wie man es hier sonst nicht kennt.
    Den westlichen Besuchern und Kameras soll ein Bild vermittelt werden, das ganz anders aussieht als jenes, das DDR-Flüchtlinge in den Berichten über ihre ehemalige Heimat zeichnen.
    Vor zwei Monaten beschwor der sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow in einem dramatischen, vom Fernsehen ausgestrahlten Appell die nationale Einheit.
    Und anspielend auf die zahlreichen Nationalitätenkonflikte, die nun in der UdSSR offen ausgebrochen sind,
    sprach der Kreml-Chef mehrfach von einer sowjetischen Föderation, aber auch von einer wachsenden Gefahr sich verschlechternder ethnischer Beziehungen.
    Gorbatschow kritisierte zugleich unverhüllt die brutale Nationalitätenpolitik Stalins.
    Nun ernte man eben die Früchte der Gesetzlosigkeit früherer Jahrzehnte, als ganze Völker deportiert wurden.
    Und abgesehen von den auch blutig geführten Konflikten in den Sowjetrepubliken Armenien, Aserbaidschan, Usbekistan, Georgien und Kasachstan, hat die sowjetische Führung auch enorm mit dem Los von Moskau Bestrebungen der drei baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen zu kämpfen.
    Die Souveränität Moskaus wird offen infrage gestellt und anlässlich des Jahrestages der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Fakts, in dessen geheimen Zusatzprotokoll auch die Annektierung der baltischen Staaten durch die Sowjetunion festgeschrieben wurde, verbanden mehr als eine Million Menschen die drei baltischen Hauptstädte durch eine Menschenkette.
    Die kräftige Rüge aus Moskau blieb nicht aus.
    In einer vom ZK der KPDSU veröffentlichten Erklärung war von einer besorgniserregenden Entwicklung die Rede.
    Die separatistische Linie, wie es hieß, wurde verurteilt, die prinzipiellen Interessen des ganzen sowjetischen Volkes und des ganzen Vaterlandes seien berührt.
    Aber die baltischen Aktivisten zeigten sich unbeeindruckt.
    Eine Woche nach dem ZK-Beschluss mehren sich nun die Anzeichen einer parteiinternen Krise in Moskau, berichtet Christian Schüller.
    hat so ziemlich alle Machtmittel ausgeschöpft, um ihre Autorität im Baltikum wiederherzustellen.
    Über mehrere Wochen wurde eine gezielte Pressekampagne gegen die Unabhängigkeitsbewegung geführt.
    Baltische Parteifunktionäre pendelten ständig nach Moskau und zurück, so oft wurden sie vom Zentralkomitee vorgeladen.
    Den Höhepunkt machte eine Warnung, die so dramatisch formuliert war, dass sie 260 Millionen Sowjetbürger gegen die baltischen Separatisten aufbringen hätte können.
    Und um jeden Zweifel über den Ernst der Lage auszuschließen, hat Gorbatschow persönlich mehrmals zum Telefon gegriffen.
    Doch eine Woche nach dem großen Krach, nachdem sich der Rauch verzogen hat, wirkt die Lage aus Moskauer Sicht nahezu unverändert.
    Die ungewöhnlich scharfe ZK-Erklärung dürfte die Autorität der Parteiführung eher geschwächt haben als gestärkt.
    Nicht mehr das baltische Problem ist jetzt das Thema Nummer eins, sondern der Führungsstil der Partei.
    Vielen Mitgliedern will es nicht einleuchten, warum die KPTSU in Parteiangelegenheiten immer noch zu den alten Methoden greift, so als hätte es keine Perestroika und keine Demokratisierung gegeben.
    Besonders die baltischen Kommunisten denken offenbar nicht daran, die Moskauer Linie auf Gedeih und Verderb mitzumachen.
    Nach einigen höflichen Verweigungen vor dem Machtwort des Politbüros ist man in Vilnius, Riga und Tallinn rasch zur Tagesordnung zurückgekehrt.
    Und auf der steht nicht mehr und nicht weniger als die Bildung eigener nationaler Fraktionen.
    In der ländlichen KP hat man zwei Modelle für eine solche Unabhängigkeit durchgespielt.
    Entweder die nationalen KP-Organisationen sollen selbst im Politbüro Sitz und Stimme haben, oder aber die andere Variante, die örtliche Parteiorganisation soll nur mehr in einigen wenigen genau festgelegten Fragen der Autorität Moskaus unterstehen.
    Von der Führungsrolle der Partei, wie sie in der sowjetischen Verfassung nach wie vor verankert ist, hält man in Riga wenig.
    Die Führungsrolle müsse sich in der Praxis erweisen, hat das lettische Zentralkomitee offiziell erklärt.
    Die estnische Parteiführung wiederum hat die neue Selbstständigkeit bereits praktiziert.
    So als hätte es kein ZK-Dokument gegeben und keine Warnung aus Moskau wurden gestern zwei prononcierte Förderer der unabhängigen Volksfront in die Parteispitze genommen.
    Sie ersetzen dort konservativere Politiker, die nicht mit der rasanten Entwicklung in Estland Schritt halten konnten, wie es in Talin heißt.
    Ein weiterer Schritt Richtung Radikalisierung
    Die estnische Parteileitung hat ein neues Programm angekündigt, das mehr Flexibilität zeigen soll.
    Wörtliches Zitat, die estnische KP will kein Abziehbild von Moskau sein.
    Doch die Autoritätskrise in der Partei bleibt nicht auf die baltischen Republiken beschränkt.
    Immer mehr KP-Mitglieder würden sich heute politische Konkurrenz wünschen, schreibt in ihrer letzten Ausgabe die Wochenzeitung Moskowski-Novosti, einer der sensibelsten Beobachter des politischen Geschehens.
    Der paradoxe Wunsch, sich einen Gegner zu schaffen,
    sich vom eigenen Machtmonopol zu befreien, dieser Wunsch drückt wohl aus, wie tief das Misstrauen der Parteibasis gegenüber den Entscheidungen von oben geworden ist.
    Vier Jahre nach Gorbatschows Machtübernahme hört man immer öfter die Einschätzung, die Perestroika hätte verkehrt begonnen.
    Die Partei könne die Gesellschaft nur dann verändern, wenn sie bei sich selbst beginne.
    Christian Schüller war das aus Moskau.
    20 Minuten nach 12 ist es jetzt und wir kommen zu unserer Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast ist heute der polnische Schriftsteller, Philosoph und linke Denker Adam Schaff.
    Vor fünf Jahren aus der KP Polens ausgeschlossen, hat er heute einen festen Wohnsitz sowohl in Wien als auch in Warschau.
    Der heute 76-Jährige hat sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg der KP Polens angeschlossen, verbrachte den Krieg in der Sowjetunion und half später unter dem polnischen Parteichef Gomulka mit, einen antistalinistischen Kurs zu steuern.
    In seinen Büchern stellt Schaff vor allem die Frage nach der Rolle des Individuums im Kommunismus und kam immer öfter im Gegensatz zur Partei.
    Schließlich wurde er 1968 als Revisionist aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen und, wie schon gesagt, vor fünf Jahren auch aus der Partei.
    Schaff sieht sich gleichwohl als Marxist.
    Mit Professor Adam Schaff sprach Ulrich Brunner.
    Herr Professor Schaffmann, man kann ein Interview mit einem Polen in diesen Tagen nicht machen, ohne eines Datums zu gedenken, das sich in dieser Woche zum 50.
    Mal jährt, der Überfall Hitlers auf Polen.
    Sie waren zu dieser Zeit in Lennberg.
    Wie haben Sie persönlich diesen Überfall erlebt?
    Ich war schon 27 und schon nicht an der Universität.
    Ich war schon selbstständig.
    Ich war Rechtsanwalt zu dieser Zeit und im politischen Leben.
    Sie waren in der kommunistischen Bewegung schon auch erschienen.
    Ja, ja, ich war schon seit Jahren in der kommunistischen, in der illegalen kommunistischen Bewegung.
    Also ich kann nur eins sagen, das war der große Schrecken.
    Man wusste, es beginnt etwas Schreckliches.
    Das hat man erwartet, seit einiger Zeit schon.
    Es ist ausgebrochen.
    Und das war ein Beginn des großen Tanzes, der dann über die ganze Welt ging.
    Und das kann ich nur sagen, das habe ich damals nicht nur miterlebt, aber verstanden.
    Nur zu unserem Glück war es so, dass damals nicht die Deutschen, sondern die Russen nach Lemberg kamen.
    Das war der Stalin-Hitler-Pakt.
    Man hat Polen geteilt.
    Wir hatten Leid genug mit den Russen, aber jedenfalls war das kein Vergleich mit dem, was man mit den Deutschen hat.
    Darf ich hier beim Stalin-Hitler-Pakt einhaken?
    Für Sie als Kommunist, dieser Stalin-Hitler-Pakt ist ja nur wenige Tage vor dem Überfall abgeschlossen worden, was hat das in Ihnen ausgelöst?
    Hat das Ihren Glauben an den Kommunismus in Frage gestellt oder haben Sie das eben weggesteckt als eine Notwendigkeit?
    Nein, nein, nein.
    Das ist so.
    In einem gewissen Sinn für Russland, für Stalin, in der damaligen Weltsituation, war es eine Notwendigkeit, wenn sie es nicht wollten, das alleinige Opfer dieses Krieges zu werden.
    Die waren schlauer, Stalin war sehr schlau, als die
    Länder im Westen.
    Und er hat diese Karte ausgespielt, hat zwei Jahre gewonnen für Möglichkeit eines Nachrüstens und so weiter und so weiter.
    Aber das soll nicht heißen, dass alles notwendig war, also zum Beispiel das Geheimprotokoll.
    von dem man gesprochen hat, aber man wusste es nicht.
    Das wurde klargestellt erst in der Nachkriegszeit.
    Man hat es veröffentlicht in Büchern, Dokumentationen und jetzt haben auch die Russen es zugestanden.
    Also das war nicht nur nicht notwendig, sondern das war aus der polnischen Sicht ein Verbrechen.
    Ein Verbrechen.
    Und Sie fragen mich, hat das meinen Glauben an den Kommunismus erschüttert?
    Damals wusste ich es nicht.
    Niemand wusste es.
    Bis heutzutage war es etwas, was man vermutet hat.
    Bis in der Zeit, ganz spät in der Nachkriegszeit wusste man es nicht.
    Das war ein pures Verbrechen und das kostete Polen Millionen von Opfern, eine Vernichtung des Landes und so weiter und ich kann Ihnen sagen, bevor
    Stalin diesen Pakt mit Hitler schloss.
    Hat er noch etwas gemacht, weil Sie mich fragen als ein Kommunisten, der Mitglied dieser Partei war und so weiter.
    Im Jahr 1937 am Ende
    hat man die polnische Partei aufgelöst.
    Und die ganze Elite der Kommunisten, die da waren, mit dem ganzen Politbüro, Zentralkomitee und so weiter,
    hat man getötet, ermordet.
    Stalin hat mehr Kommunisten ermordet.
    Damals starben in der Sowjetunion circa 20.000 polnischer Kommunisten.
    Nicht nur Mitglieder dieser Partei, aber auch Polen, die in Russland gewohnt haben und die Mitglieder der russischen Partei waren.
    Das war ein Vernichtungsakt und das war
    Haben Sie das damals gewusst?
    Nein, nein, nein.
    Damals habe ich es nicht gewusst.
    Wir alle haben es nicht gewusst.
    Jetzt kann man es wissen.
    Obwohl, das ist nirgends aufgeschrieben.
    Aber das kann man ersehen.
    Man hatte verschiedene Alternativen.
    Man wusste, der Krieg kommt.
    Wie er weitergehen wird, wusste man nicht.
    Aber man hat auch in die Rechnung hinein...
    gezogen diese Möglichkeit eines Paktes mit Deutschland, mit Hitler und da musste die polnische Partei weg, weil wenn man Polen vernichten wollte, konnte man so eine Kraft, das war eine nicht große quantitativ, aber qualitativ genommen,
    Eine der besten oder vielleicht die beste Partei der Dritten International.
    Da musste man alle töten.
    Und er hat alle ermordet.
    Mit Ausnahme von einzelnen Leuten, die dank der Großzügigkeit der polnischen Faschisten von dieser Zeit im Gefängnis in Polen waren.
    Also das hat sie gerettet.
    Sie sind 1945 zurückgekommen, haben mitgeholfen, das kommunistische System in Polen aufzubauen.
    Wann sind denn bei Ihnen die Zweifel gekommen?
    Wann haben Sie erfahren, was Stalin mit den polnischen Kommunisten gemacht hat?
    Wann war denn das?
    Wann sind da so Ihre Zweifel aufgetaucht?
    Nein, das waren keine Zweifel.
    Ich habe damals mitgeholfen, Polen aufzubauen.
    Und das war nicht nur ich ein Kommunist.
    Alle.
    Warschau lag in Ruinen.
    So etwas kann man sich nicht vorstellen.
    Sie haben als Pole gehandelt, nicht als Kommunist.
    Ich habe... Na, ich weiß nicht, das kann man nicht teilen.
    Ich war ein Mensch und ich war ein Pole.
    Ich habe auch physisch gearbeitet, so wie alle anderen.
    Einmal in der Woche war jeder...
    Ich arbeite den ganzen Tag, ich habe es auch mitgemacht.
    Also wir haben Warschau aufgebaut, wir haben Polen aufgebaut.
    Und obwohl man theoretisch sagen könnte, das habe ich begriffen später.
    Das war ein enormer Fehler.
    der Export der Revolution oder der Import des Sozialismus nach Polen.
    Aber das geschah erst 1948.
    Zu Beginn hat man ganz anders gehandelt und etwas anderes gesagt.
    Das war ein pluralistisches System.
    Es hieß Volksdemokratie und niemand in der Welt wusste, was es heißt.
    Kein Marxismus, kein Sozialismus, aber auch kein Kapitalismus.
    Das war klar.
    Aber das war demokratisch, das war eine Volksdemokratie.
    Erst nachher, im Jahr 48, als der neue Krieg drohte, und das war an der Schwelle, ein neuer Krieg mit dem Westen, da kam der Sozialismus auf einmal
    Volksdemokratie und da haben wir es zu spüren bekommen, obwohl es auch früher bei uns war es heftig in keinem anderen Land, bei uns war es bis Ende 47 war es ein Bürgerkrieg, ein wirklicher Bürgerkrieg mit enormen Verlusten auf beiden Seiten, aber ein Bürgerkrieg.
    Aber damals
    hatte ich keinen Zweifel.
    Man baut auf etwas Neues, eine neue Demokratie und so weiter.
    Alle diese Dinge, Sie fragen mich, ob ich wusste über Stalin, über diese Sachen.
    Ja, das haben wir zu hören bekommen, als die ersten Gruppen der Re-Emigranten aus Russland gekommen sind.
    Und da habe ich zu hören bekommen, die haben schon klar gesagt,
    Ja, der Mann ist verrückt.
    Das ist ein Verrückter.
    Aber Sie haben es damals nicht geglaubt?
    Nein, ich habe es geglaubt und nicht geglaubt.
    Das war die spezifische Schizophrenie.
    Das heißt, von der einen Seite wusste ich.
    Ich wusste sehr viel.
    Und von der anderen Seite wusste ich nicht.
    Ist das möglich?
    Ja, es ist möglich.
    Es gibt so einen psychologischen Mechanismus, der ist wissenschaftlich beschrieben worden.
    Er heißt Cognitive Dissonance und so weiter.
    Also das ist eine Art von Massenschizophrenie.
    Darunter habe ich auch gelitten.
    Aber wenn Sie mich fragen,
    wusste ich schon, ja ich wusste schon, ich wusste schon, es hat bekommen, in der Partei hat es bekommen und dann ist es immer weiter
    Bis 1956, das war die große Zäsur bei uns.
    Wir waren das Land, welches in der Wirklichkeit eine Revolution in der Revolution durchgeführt haben.
    Gegen den Willen von Moskau.
    Herr Professor Schaff, Polen gehört seit 1948 zu den instabilsten Volksdemokratien.
    Hängt das mit der historischen Entwicklung zusammen oder hängt es auch ein bisschen am Nationalcharakter der Polen, wenn es so etwas gibt?
    Beides.
    Beides.
    Ich denke, wir waren anders von Beginn an.
    Wir waren so offen, so liberal, dass heutzutage verschiedene Länder so rundherum hier auch nicht träumen würden, ich spreche von sozialistischen Ländern, so etwas zu machen.
    Wir haben das in der finstersten Nacht
    des Stalinismus gemacht.
    Und das war Polen.
    Und nur Polen.
    Nur Polen.
    Mit was ist das, mit was hängt das zusammen?
    Mit verschiedensten Dingen.
    Wie Sie gesagt haben, das ist der
    Der nationale Charakter, das ist nicht ein Problem vom Nationalismus, Patriotismus, nein, das ist in der Psychologie bekannt.
    Diesen Begriff hat Erich Fromm eingeführt.
    Das ist etwas, was
    im Menschen, in der Geschichte seiner Gesellschaft ausgebildet wird und das wirkt quasi instinktiv im Menschen.
    Und wir sehen anders.
    Ja, aber die oftmalige Teilung Polens, die Auslöschung Polens muss eine Rolle gespielt haben.
    Ja, ja, alles.
    Hier spielt die ganze Geschichte
    Die Genese, man muss sich daran erinnern, wir kommen von der feudalen Zeit mit einer Demokratie, so wie sie nirgends existierte.
    Das war in der Wirklichkeit nicht eine Demokratie, sondern schon eine Anarchie.
    wo im Sein im Parlament genügte, dass eine Stimme veto sagte.
    Da war es aus mit allem, nicht nur mit dem Gesetz, aber auch mit dieser Sitzung.
    Das war die sogenannte goldene Freiheit.
    Das war ein adliger Begriff, das war nicht für das Volk, aber das hat sich ausgewirkt auch in einem Gefühl der Freiheit.
    die die Polen in sich haben, aber auch in diesem feudalen Gefühl dessen, dass die Ehre, und das ist bis heutzutage, ist der höchste Wert.
    Bei uns sind drei Werte, und das werden Sie bei allen finden.
    Gott, Ehre und das Vaterland.
    Das Vaterland ist an der dritten Stelle Gott, das ist klar.
    Gott muss an erster Stelle sein, aber in der Wirklichkeit, im Leben ist die Ehre.
    an erster Stelle, und das ist ein feudaler Begriff, das existierte in allen Ländern, wo es einen Feudalismus gab, nur in anderen ging es verloren.
    Und bei uns, eben wegen der Teilungen und so weiter, der speziellen Rolle, die die adelige Intelligenz bei uns spielte und so weiter, auch die Kirche ist damit verbunden, das waren auch Adelige, haben wir
    Solche Menschen, die man in anderen Ländern nicht trifft, ich wiederhole es immer, das ist das schönste Land oder die schönste Nation, um zusammen zu stärken.
    Und eine der schlimmsten Gesellschaften, um zusammen zu leben, weil das ist der Anarchismus.
    Der Sozialismus kam nach Polen von Russland.
    Auf den Spitzen der Bajonette der Roten Armee.
    Aber nicht nur, auch ohne Bajonetten wäre dasselbe.
    Aus dem Osten kann zu uns nichts kommen.
    Das waren die Feinde, 200 Jahre lang.
    Da sitzt in der Seele jedes Polen, die ganze klassische Literatur ist voll von Hass.
    Wir haben mehrere Polen erzählt, dass der Hass auf die Russen, trotz allem was die Deutschen dem polnischen Volk angetan haben, Auschwitz und so, dass der Hass auf die Russen weitaus größer ist als auf die Deutschen.
    Ja, heute ja, aber heute ist eine andere Geschichte.
    Heute haben wir die Deutschen nicht.
    Wir haben die Russen.
    Wäre es ausgeglichen, hätten wir die beiden, dann wäre ja die Deutschen... Die Deutschen sind nicht Österreicher, apropos wir sind in Österreich.
    Also ich stamme aus Galicien, in Lemberg und in Krakow.
    waren die Österreicher geliebt, obwohl wir auch manches erlebt hatten in der Mitte des 19.
    Jahrhunderts.
    Aber das war der einzige Teil, wo man polnisch sprechen konnte, wo man polnische Schulen hatte, polnische Universitäten, wo die ganze Jugend aus allen Teilen, weil in Russland durfte man nicht polnisch sprechen.
    In Deutschland, aber das war Preußen, durfte man es auch nicht.
    Also der Hass gegen die Preußen, der war absolut so ausgeglichen wie der Hass gegen die Russen.
    Nur, wie gesagt, heute haben wir die Russen, heute haben wir die Deutschen nicht.
    Nun steht in Polen eine Regierung, die Kommunisten sind drin, aber sie haben nicht mehr das Sagen, angeblich nicht mehr das Sagen.
    Wie schätzen Sie denn das ein, in Polen, wie das ausgehen wird?
    Pessimistisch, optimistisch oder ist eine Prognose überhaupt nicht möglich?
    Ja, es sind zwei Sachen.
    Erstens die Prognose, die Prognose ist
    Sehr schwierig und ich muss sagen, ich bin leider sehr pessimistisch, wenn es sich um die Prognose handelt.
    Aber Ihre erste Frage war eine andere.
    Naja, wir haben eine neue Regierung an der Spitze dieser Regierung.
    steht ein Katholik von dem Lager der Solidarność, die keine einheitliche Bewegung ist, aber doch eine Oppositionsbewegung.
    Also die Opposition hat die Regierung übernommen.
    Wie kann man das einschätzen?
    Ich werde es Ihnen klipp und klar sagen.
    In Polen
    ist der sogenannte reale Sozialismus zerschlagen worden.
    Das muss man klar sehen.
    Und man muss auch klar sehen, dass in diesem Fall Polen nur das erste Land ist.
    Das ist, wie die Engländer sagen, forerunner.
    Wir haben hinter uns einige Schritte, die Ungarn, die sind nicht so waghalsig wie die Polen und so weiter, aber etwas werden die machen.
    Und die Sowjetunion selbst, verschiedene Völker dort.
    Aber in Polen, wenn Sie die Frage stellen heute, ist Polen ein sozialistisches Land, dann sage ich als ein Theoretiker des Marxismus, Politologe, Soziologe, was Sie wollen, nein!
    Ist das ein kapitalistisches Land?
    Nein.
    Und da haben wir ein Problem.
    Auch ein theoretisches Problem.
    Was ist entstanden?
    Das werden wir erst sehen.
    Das ist ein Prozess.
    Aber eines ist geschehen.
    Der reale Sozialismus in Polen ist zerbrochen.
    Das ist eine Revolution.
    Herr Professor, ich danke für das Gespräch.
    Professor Adam Schaff war heute im Journal zu Gast.
    Mit ihm sprach Ulrich Brunner.
    In Panama wurde für gestern ein nationaler Feiertag ausgerufen.
    Denn seit gestern haben die zwei Millionen Einwohner des mittelamerikanischen Kanalstaates einen neuen Präsidenten.
    Der sogenannte Staatsrat ernannte den 50-jährigen ehemaligen Landwirtschaftsminister Francisco Rodríguez zum Präsidenten.
    Eine Kaulquappe Noriegas nennt die christdemokratische Opposition den langjährigen Funktionär der herrschenden revolutionären Demokratischen Partei, der auch an den Verhandlungen Panamas mit den USA über die Rückgabe des Panama-Kanals beteiligt war.
    Der wahre Machthaber im Land bleibt aber General Manuel Antonio Noriega, der sein Amt als Armeechef behält.
    Gleichzeitig mit der Ernennung des Präsidenten wurden beide Kammern des Parlaments aufgelöst.
    Neuwahlen sollen, so der Staatsrat, binnen sechs Monaten stattfinden, wenn die richtigen Bedingungen herrschen.
    Die Parlamentswahlen vom vergangenen Mai, die nach Auffassung der internationalen Wahlbeobachter einen Erfolg der Opposition brachten, wurden ja anschließend annulliert.
    Und so sprach die Opposition auch von einem Staatsstreich und forderte die internationale Gemeinschaft auf, den neuen Präsidenten und seine Regierung nicht anzuerkennen.
    Und die USA gehen weiter auf Konfrontationskurs zum Regime ihres ehemaligen Schützlings und CIA-Mitarbeiters Neujäger.
    Was einige mittelamerikanische Staaten gestern angekündigt hatten, das hat Washington bereits wahrgemacht und seine diplomatischen Beziehungen zu Panama abgebrochen.
    Und die USA werden auch die neue Übergangsregierung nicht anerkennen.
    Brigitte Fuchs aus Washington.
    Während in Panama City Francisco Rodriguez, ein Vertrauter von General Manuel Noriega, vom Staatsrat zum neuen Präsidenten ernannt wurde,
    sperrte Panamas Botschafter in den Vereinigten Staaten, Juan Sosa, seine Botschaft in Washington zu und übergab die Schlüssel dem State Department.
    Denn Sosa, ein deklarierter Gegner Noriegas, erklärte, mit dem Ende der Amtszeit Präsident De Valle habe Panama keine legale Regierung mehr, nachdem die Wahlen vom vergangenen Mai von Noriega annulliert wurden.
    Sosa und das übrige Botschaftspersonal haben in den Vereinigten Staaten um politisches Asyl angesucht.
    Bei einer Sondersitzung der Organisation amerikanischer Staaten, die in den letzten Monaten erfolglos versucht hat, mit diplomatischem Druck Noriega zum Rücktritt zu bewegen, zog der stellvertretende amerikanische Außenminister Lawrence Eagleburger das Sündenregister Noriegas.
    Er berichtete von jenen Zeugenaussagen, Dokumenten und Beweisstücken, die zur Anklage Noriegas wegen Verbindungen zur kolumbianischen Drogenmafia im Februar 1988 in Florida geführt hatten.
    Noriega habe zugelassen, dass in der Tarien-Provinz in Panama ein Kokain-Labor vom Medellín-Kartell eingerichtet wurde.
    Nach der Ermordung des kolumbianischen Justizministers Rodrigo Lara Bernillo 1984, habe er den Drogenhändlern in Panama Unterschlupf und eine neue Operationsbasis geboten.
    Gewinne des Rauschgift-Kartells habe Noriega durch das panamesische Bankensystem geschleust und damit reingewaschen.
    Dafür, so der stellvertretende amerikanische Außenminister, sei Noriega von den Drogenkönigen reichlich belohnt worden.
    Igelberger zählte Villen und Luxuswohnungen in Panama, der Dominikanischen Republik und in Frankreich auf, die Noriega gehören sollen, sowie Flugzeuge, Hubschrauber und drei Yachten mit den Namen Macho 1, Macho 2 und Macho 3.
    Ziemlich viel Macho auf einmal, sagte Igelberger vor der ORS.
    Doch über ein geeignetes Mittel den ungeliebten General in Panama, der in den 70er Jahren auf der Gehaltsliste des amerikanischen Geheimdienstes CIA stand, loszuwerden, verfügen die Amerikaner nach wie vor nicht.
    Noriega hat sich bisher weder von verstärkter amerikanischer Militärpräsenz und Manövern in der Panama-Kanalzone, noch vom Einfrieren panamesischer Gelder in amerikanischen Banken beeindrucken lassen.
    Ein Plan der Amerikaner im letzten Frühjahr, Noriega zu kidnappen und vor ein amerikanisches Gericht zu bringen, wurde vom Weißen Haus verworfen, weil man Angst hatte, dass es bei einer solchen Aktion Tote geben könnte.
    Trotzdem wird eine solche Entführungsaktion in der Zukunft ebenso wenig ausgeschlossen wie eine militärische Intervention.
    Als wahrscheinlicher gilt aber ein verstärktes Anziehen der wirtschaftlichen Daumenschrauben, nämlich ein Handelsboykott durch die USA.
    sowie ein Landeverbot in den Vereinigten Staaten für Flugzeuge und Schiffe, die unter panamesischer Flagge laufen.
    Über Spannungen zwischen den USA und Panama informierte Brigitte Fuchs aus Washington.
    Dreiviertel eins ist es in einer halben Minute.
    Schon zwölf Jahre lang ist er im Amt der Bürgermeister von New York, Ed Koch, dessen Großvater aus Polen stammt.
    Und Ed Koch scheint auch weiterhin unumstrittener erster Mann der US-Metropole zu bleiben, denn seine Popularität ist seit seinem ersten Antreten als Bürgermeister umgebrochen.
    Der kontroverselle Kotsch will in der demokratischen Hochburg New York seine vierte Wahlschlacht schlagen.
    Einer seiner möglichen republikanischen Gegenkandidaten ist in Österreich kein Unbekannter.
    Es ist der millionenschwere frühere US-Botschafter in Österreich und Erbe des Kosmetikkonzerns Estée Lauder, Ronald Lauder.
    Er wolle, so der frühere Botschafter, mit der ausgeprägten Abneigung gegen den mutmaßlichen Ostspion Felix Bloch alles in seiner Macht stehende tun, um den Bürgern der Stadt New York wieder eine verantwortungsvolle und aufmerksame Verwaltung zu schaffen.
    Bürgermeister Wahlkampf in New York Robert Wiesner berichtet.
    New York und sein Bürgermeistersein einfach füreinander geschaffen, lautet hier eine Redensart.
    Die Stadt, die niemals schläft und ein Kreuz, der immer den Mund offen hat.
    Vor zwölf Jahren hat Edward Irving Koch zum ersten Mal das Rennen um den Chefsessel im New Yorker Rathaus gewonnen und damit Freunde, die seine verblüfft.
    Er half mit, den drohenden Bankfraut der Stadt abzuwenden, machte ihren Einwohnern neuen Mut und erreichte derart hohe Sympathiewerte, dass die oppositionellen Republikaner bei der nächsten Bürgermeisterwahl gar keinen Gegenkandidaten aufstellten.
    Ed Koch wird noch immer mit der Metropole gleichgesetzt, die genauso viele Einwohner hat wie ganz Österreich.
    Sieben Millionen.
    Aber viel mehr Probleme.
    Der Unmut der New Yorker bei steigender Kriminalität, Wohnungsnot, Verkehrschaos oder Umweltverschmutzung nimmt ständig zu und richtet sich immer mehr auch gegen den Bürgermeister selbst.
    Am 7.
    November wird der Inhaber dieses Amts neu gewählt, doch schon in zehn Tagen fehlt eine wichtige Vorentscheidung, wenn die Parteien in Vorwahlen ihre Kandidaten bestimmen.
    Bei den Republikanern gibt es zwei Bewerber, den früheren Staatsanwalt Rudolf Giuliani und Ronald Lauder, einst amerikanischer Botschafter in Wien.
    Giuliani hatte als unbestechlicher Ankläger von Berufsverbrechern und als Aufdecker von Korruptionsaffären viele Sympathien gewonnen.
    Nicht zuletzt deswegen, weil er auch kein Pardon für eigene Parteifreunde kannte.
    Vor ein paar Monaten noch sah es so aus, als hätte der energische Staatsanwalt die allerbesten Chancen.
    Doch im Alltag des Wahlkampfs hat Giuliani viel verloren.
    Die politischen Profis hatten oft leichtes Spiel mit dem Juristen.
    Ronald Lauder hat bisher für seinen Wahlkampf mehr ausgegeben als alle anderen Kandidaten zusammen.
    Rund 140 Millionen Schilling.
    Aber vielleicht gerade deswegen wirkt er wie eine politische Kunstfigur als eine Torte hochbezahlter Berater.
    Weder Giuliani noch Lauda haben derzeit ernsthafte Chancen, die Wahl zu gewinnen.
    Damit fällt die Entscheidung innerhalb des demokratischen Lagers, und zwar zwischen zwei der insgesamt vier Bewerber.
    Ein ruhiger, älterer Herr mit grauem Haar und dunkler Hautfarbe hat hier viele Sympathien gewonnen.
    David Dinkins, 62 Jahre alt und Vorsitzender der Bezirksvertretung von Manhattan.
    In den Umfragen liegt er derzeit Kopf an Kopf mit Bürgermeister Kotsch.
    Der persönliche Split-Arbeiten könnte verschiedener kaum sein.
    Wo Kotsch poltert und polemisiert, bemüht Dinkins sich um Ruhe und Versöhnung.
    Sein Programm geht stark auf die Wünsche und Sorgen der ärmeren Leute in New York ein, die sich von Kotsch und den Demokraten im Stich gelassen fühlen.
    Dank seiner Hautfarbe kann David Dinkins mehr Schwarze oder Hispanics mobilisieren.
    Mit seiner Persönlichkeit und seinem Programm spricht er ebenso sehr liberale Weiße an.
    Ihm traut man auch zu, die wachsenden Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen abbauen zu helfen.
    Die Zeit dafür wird knapp in New York.
    Der rassistische Mord an einem jungen Schwarzen vor zehn Tagen hat drastisch gezeigt, welches Potenzial an Gewalt in dieser Stadt steckt.
    Bürgermeisterwahlkampf in New York, das war ein Bericht von Robert Wiesner.
    Und vor dem Kulturbericht im Mittagsjournal noch einige Takte Musik.
    ... Musik ...
    ... Musik ...
    Die an Rekorden wahrhaft nicht arme Geschichte der Filmindustrie ist um einige Superlative reicher.
    Die amerikanische Comicstrip-Verfilmung Batman hat noch in diesem Sommer alle Chancen, zum geschäftlich erfolgreichsten Film aller Zeiten zu werden.
    und einem anderen millionenteuren Filmprojekt drohte bis vor kurzem ein finanzielles Desaster.
    Der umgerechnet 560 Millionen Schilling teure Unterwasser-Thriller The Abyss, der Abgrund, erhielt nach seiner Premiere teils so vernichtende Kritiken, dass ein Rekordflop nach Art des Mammutwestern Heaven's Gate unabwendbar schien.
    Inzwischen hat sich das Blatt etwas gewendet.
    Nach Österreich kommt The Abyss Ende Oktober.
    Hans Langsteiner hat den Film gesehen und mit dem Regisseur gesprochen.
    Ein guter Film, hat der alte Cecil B. DeMille einmal gesagt, ein guter Film beginnt mit einem Erdbeben und arbeitet sich dann langsam zum ersten Höhepunkt vor.
    Der Streifen The Abyss folgt diesem Rezept.
    Dort, wo der Ozean am tiefsten ist.
    Schon in den ersten fünf Minuten von The Abyss erleidet ein amerikanisches Atom-U-Boot tragischen Schiffbruch.
    Wasser dringt ein, kein Besatzungsmitglied hat eine Chance.
    Klären soll die Katastrophe ein Team von Tauchern in einer riesigen Unterwasserstation.
    Der ungewöhnliche Schauplatz wurde, ganz gegen die Gewohnheiten der trickreichen amerikanischen Filmindustrie, nicht per Modell simuliert, sondern eins zu eins nachgebaut.
    In einem 17 Meter tiefen Wassertank eines nicht fertiggestellten amerikanischen Atomkraftwerks lernten die Schauspieler erst das Tauchen, dann das Fürchten.
    Die Abyss spielt fast zur Gänze unter dem Meeresspiegel.
    40% der Bilder sind Unterwasseraufnahmen.
    Regisseur James Cameron... Man hat all die normalen Probleme mit der Oberflächenschüttung in Bezug auf Komposition, Rehearsal, Aktion usw.
    Alle Probleme, die bei Dreharbeiten entstehen können, Bildaufbau, Proben, Schauspielführung und so weiter, müssen sie mit 10 multiplizieren, wenn sie unter Wasser in einer lebensgefährlichen Umgebung drehen.
    Alles schlingert hin und her, die Beleuchtung ist schwierig, die Stromversorgung kompliziert und die Kameras müssen gegen den Wasserdruck abgeschirmt werden.
    Alles ist zehnmal so schwierig wie bei normalen Dreharbeiten.
    Und die sind schon schwierig genug.
    und Attentate, Konflikte und Katastrophen.
    An Dramatik sind die ersten zwei Drittel des zweieinviertelstunden Films wahrlich nicht arm.
    Ein Kran droht auf die Station zu stürzen, Hurricanes und fanatische Militärs gefährden das Projekt, eine Frau sorgt zusätzlich für Spannungen.
    Regisseur James Cameron, Action erfahren durch Filme wie Der Terminator und Aliens, hat das alles in schweißtreibender Brillanz in Szene gesetzt.
    So klaustrophobisch eng ist ein Kinosaal nie zuvor geworden.
    Die Probleme des Films beginnen paradoxerweise dort, wo sich die Probleme auf der Leinwand zu lösen scheinen.
    Gütige Außerirdische haben es sich auf dem Meeresgrund gemütlich gemacht und könnten den gestressten Tauchern die Rettung bringen.
    Regisseur Cameron will seinen Streifen denn auch nicht nur als Spektakel betrachtet wissen.
    Der Film soll dazu anregen, über die positiven und negativen Seiten der menschlichen Natur nachzudenken.
    Die Aliens haben dabei nur die Funktion eines unparteiischen Richters.
    Der Film zeigt die positivsten und die negativsten Seiten menschlichen Verhaltens und kommt zu dem Schluss, dass der Mensch letzten Endes gut ist, obwohl noch viel zu tun bleibt, um über die gegenwärtige Existenzform hinauszukommen.
    Vor allem am Finale des Streifens, einer chorumrauschten Begegnung der dritten Art in versöhnlich violettem Schimmer, entzündete sich der Streit.
    Unbeabsichtigte Heiterkeit und harsche Verrisse waren die Folge, ein Flop schien sich abzuzeichnen.
    Inzwischen hat der Streifen immerhin in drei Wochen Laufzeit 35 Millionen Dollar eingespielt.
    Um der atemberaubenden anderthalb Filmstunden zu Beginn nimmt man offenbar den süßlichen Schluss in Kauf.
    Für James Cameron sind an allem ohnehin die Kritiker schuld.
    Die Zuschauer haben den Film sehr gut aufgenommen, nur die Kritiken waren geteilt, und zwar extrem.
    Manche lieben den Film sehr, andere hassen ihn.
    Das hat mit der Mentalität der Kritiker zu tun, die sich wichtig machen, indem sie Filmregisseure aufbauen, die sie ihren Lesern dann exklusiv erklären können.
    Wenn ein Regisseur dann so bekannt ist, dass das Publikum ihn von selbst schätzt, dann kommt der Kritiker, um herumzunörgeln und künstlich Probleme zu schaffen.
    Gar nicht wahr, gibt es doch ohnehin Kritiker genug, die Bewunderung und Vorbehalt prägnant zu verbinden wissen.
    Zum Beispiel der Star-Kritiker von Newsweek, David Anson.
    Er schrieb über The Abyss, der Film ist aufregend, dumm und unwiderstehlich.
    Und nach diesem Beitrag von Hans Langsteiner noch einmal ins Nachrichtenstudio zu Maria Piefel.
    Ungarn, Österreich, Bundesrepublik Deutschland.
    Für die erwartete Massenausreise von DDR-Flüchtlingen gibt es weiterhin keine Anzeichen.
    In der vergangenen Nacht kamen etwa 130 Bürger aus osteuropäischen Ländern aus Ungarn nach Österreich.
    Der Großteil stammt aus der DDR, die anderen aus Rumänien und der Tschechoslowakei.
    In Bayern trafen in der Nacht auf heute etwa 170 DDR-Flüchtlinge aus Ungarn kommend mit dem Zug ein.
    Sie wurden in das Auffanglager nach Gießen weitergeleitet.
    Unterdessen werden weitere Zeltstädte für die erwarteten tausende DDR-Flüchtlinge aufgebaut.
    Das Rote Kreuz errichtet ein fünftes Lager in der Nähe von Deggendorf.
    Eine Sprecherin des Roten Kreuzes sagte, man richte sich auf eine Flüchtlingszahl zwischen 4.000 und 4.500 ein.
    Die Aufbauarbeiten in den fünf Lagerstandorten sollen noch am Wochenende abgeschlossen werden.
    In Ungarn hat das Rote Kreuz am Plattensee ein drittes Sammellager eingerichtet.
    Die Auffangstellen in Budapest sind bereits völlig überlastet.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Staats- und Parteichef Honecker ist nach seiner Gallenoperation aus dem Spital entlassen worden.
    Die DDR-Nachrichtenagentur ADN meldete, Honecker habe den medizinischen Eingriff gut überstanden und sei derzeit auf Genesungsurlaub.
    In den vergangenen Tagen gab es Gerüchte, dass der 73-jährige Staats- und Parteichef an einer unheilbaren Krebserkrankung leidet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Unbekannte Täter haben in der vergangenen Nacht zwei britische Soldaten vor ihrer Kaserne in Münster angeschossen und schwer verletzt.
    Die Attentäter sind flüchtig.
    Als mögliche Urheber des Anschlags wird die irische republikanische Armee vermutet.
    Die Terrororganisation hat in den vergangenen Monaten wiederholt britische Soldaten und militärische Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland angegriffen.
    USA, Europäische Gemeinschaft.
    Wie die Vereinigten Staaten wird auch die europäische Gemeinschaft die neue Regierung Panamas nicht anerkennen.
    In einer Erklärung wird der Regierung des Noriega-Vertrauten Francisco Rodríguez die Legitimität abgesprochen.
    Die Vereinigten Staaten hatten bereits gestern erklärt, dass sie die neue Regierung nicht anerkennen.
    Washington hat die diplomatischen Beziehungen zu Panama abgebrochen.
    Südafrika.
    Die Polizei hat wieder mehr als 400 Demonstranten festgenommen, unter ihnen den Präsidenten des Weltbundes reformierter Kirchen, Alain Boissac.
    Die Apartheidgegner hatten gegen den Ausschluss der Schwarzen von den bevorstehenden Parlamentswahlen protestiert.
    Gestern war der anglikanische Erzbischof, Friedensnobelpreisträger Tutu, vorübergehend in Polizeihaft.
    Österreich Die Diskussion über ein neues Gesetz für die Wiener Börse ist mit einem Kompromiss beendet worden.
    Nach Angaben des Finanzministeriums wird die Wiener Börse als öffentlich-rechtliche Einrichtung festgelegt.
    Die Abwicklungsstelle der noch zu errichtenden Optionsbörse soll privatrechtlichen Charakter erhalten.
    Frankreich.
    Nach starken Regenfällen und Überschwemmungen sind mehr als 1500 Touristen von Zeltplätzen und aus kleineren Dörfern Korsikas evakuiert worden.
    Etwa 50 Autos sowie zahlreiche Campingwagen und Zelte wurden von den Wasser- und Schlammmassen fortgeschwemmt.
    Nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Westen und Süden Regen, sonst zunächst noch sonnige Abschnitte.
    Und das war ein Mittagsjournal am Samstag.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Christel Reis nach einem angenehmen Samstag.
    Schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktuelle Situation der DDR-Flüchtlinge in Ungarn
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Budapest [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Führungsschwäche der DDR-Führung
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eine Woche nach ZK-Entscheidung über Balten-Frage
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Adam Schaff
    Interview: Philosoph Schaff
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Schaff, Adam [Interviewte/r]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA kontra Panama
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bürgermeister-Wahlkampf in New York
    Mitwirkende: Wiesner, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Ort: New York City [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Wird teuerster Film "Abyss" Kassenflop?
    Einblendung: Szenenausschnitte, Regisseur Cameron
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Cameron, James [Interviewte/r]
    Datum: 1989.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1989.09.02
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Reiss, Christl [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1989.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-890902_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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