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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Samstagmittag wünscht ein dezent verschnupfter Manfred Kronsteiner als Moderator des Mittagjournals.
Wir informieren in der heutigen Sendung zunächst über die Situation am österreichisch-tschechoslowakischen Grenzübergang Berg-Peterschalka.
Die Sperre dieses Grenzübergangs nach Pressburg, die nach Angaben der GSSR-Behörden durch einen Terrorüberfall notwendig geworden war, ist seit heute früh wieder aufgehoben.
Weiters berichten wir über die Ablöse des sowjetischen Ministerpräsidenten Tichonow durch den ZK-Sekretär Nikolai Rischkow, der als Gorbatschow-Mann gilt.
Gestern Abend ist der Korneuburger Richter Dr. Günther Kossik verhaftet worden.
Das ist nun schon die zweite Verhaftung eines österreichischen Richters unter dem Verdacht der Bestechung.
Der erste Fall war die Verhaftung des Wiener Staatsanwalts Lutz Moser unter dem Verdacht der Bestechung durch Bela Rablbauer.
In Brüssel forderten gestern zwei Überfälle auf Supermärkte, acht Tote.
Die Gangster erschossen auch ein zwölfjähriges Kind.
Wir informieren außerdem über das gestrige Otto-Bauer-Symposium im Wiener Karl-Renner-Institut.
Thema war die Frage, wohin geht die Sozialdemokratie?
Im Kulturtal hören Sie einen Beitrag zum Avantgarde-Musikfestival Töne gegen Töne in Wien.
Und im Journal zu Gast ist heute der Schriftsteller Georg Sebastian, der nicht nur zur Literatur im Allgemeinen, sondern auch zum Fall Bernhard im Besonderen und zur politischen sowie zur gesellschaftlichen Situation in Österreich Stellung nimmt.
Vorerst jedoch die Nachrichten.
Als erster Programmpunkt, als Redakteur ist Rainer Warnecke verantwortlich für die Meldungen, als Sprecherin im Nachrichtenstudio sitzt bereits Rosmarin Frauendorfer.
Österreich.
Der Grenzübergang Berg bei Pressburg ist wieder für den Verkehr geöffnet.
Über die gestrigen Vorfälle auf tschechoslowakischem Gebiet gibt es noch immer keine verlässlichen Berichte.
Nach Angaben von Reisenden wurde in Pressburg ein Mann, angeblich der stellvertretende slowakische Gesundheitsminister, von zwei Männern als Geisel genommen.
An der Grenze wurden am späten Abend Panzersperren aufgebaut.
Später gab es offenbar ein Handgemenge.
Dabei dürften die Geiselnehmer überwältigt worden sein.
Gegen zwei Uhr wurden die Militärfahrzeuge und die verstärkten Patrouillen wieder vom Grenzübergang abgezogen.
Seither ist die Grenze wieder geöffnet.
Für heute ist eine offizielle Erklärung der tschechoslowakischen Behörden in Aussicht gestellt worden.
Der Richter am Kreisgericht Korneuburg, Günther Kossik, ist wegen schweren Betrugs verhaftet worden.
Wie das Justizministerium bekannt gab, wird der 45-jährige Richter beschuldigt, im Zusammenhang mit Haftstrafen Interventionen versprochen und dafür hohe Geldbeträge angenommen zu haben.
Die Behörden haben die Voruntersuchung eingeleitet.
Bei der Eröffnung der Grazer Messe ist Bundeskammerpräsident Rudolf Salinger heute für eine rasche Lösung der Probleme der verstaatlichten Industrie eingetreten.
Salinger sagte, eine Politik der Strukturkonservierung
und ständigen Defizitabdeckung könne letztlich nicht erfolgreich sein.
Er bedauerte das vorläufige Scheitern des gemeinsamen Hochtechnologie-Projekts der Föst und des japanischen OK-Konzerns.
Es sei notwendig, betonte Sallinger, die neuesten Technologien nach Österreich zu bekommen, weil nur so Spitzenleistungen zu erbringen seien.
Die Vereinten Grünen haben in diesem Zusammenhang die Industriepolitik der Regierung kritisiert.
Generalsekretär Wolfgang Pelikan meinte, bei der Suche nach einem neuen Standort büten sich alte Industrieregionen an, die unter Arbeitslosigkeit leiden.
Die Kärntner Freiheitlichen halten zurzeit in Völkermarkt einen Parteitag ab.
In Anträgen werden die Mitglieder der freiheitlichen Nationalratsfraktion und die freiheitlichen Regierungsangehörigen aufgefordert, gegen Verkürzung der Wochenarbeitszeit und für Verkürzung der Lebensarbeitszeit einzutreten.
Die Kärntner Freiheitlichen sprechen sich außerdem gegen den Bau des Karawankentunnels aus.
Stattdessen verlangen sie die Errichtung der zweiten Tunnelröhren auf den Autobahnabschnitten Tauern und Katschberg.
Sozialminister Alfred Dallinger hat sich bei einer Diskussion in Wiener Neustadt mit den Schwierigkeiten des Wohlfahrtsstaates befasst.
Dallinger sagte, es sei leichter, in Zeiten hoher Wachstumsraten den Zuwachs zu verteilen, als in Zeiten der Rezession eine gerechte Verteilung der Substanz durchzusetzen.
Der technische Fortschritt bringe es mit sich, dass sich höheres Wachstum nicht mehr automatisch auch in höheren Beschäftigungszahlen auswirke.
Als langfristiges Ziel bezeichnete Dallinger die Schaffung eines Mindesteinkommens für alle, unabhängig von einem Arbeitsverhältnis.
Die Einführung eines Führerscheins auf Probe ist nach Ansicht des ÖVP-Verkehrssprechers Fritz König diskussionswürdig.
Mit diesen Worten begrüßte König einen Vorschlag von Verkehrsminister Latziner, dem deutschen Vorbild zu folgen.
Allerdings warnte sich der ÖVP-Politiker gegen eine Befristung des Führerscheins und regelmäßige Untersuchungen für ältere Autofahrer.
Dies wäre nach Ansicht Königs eine Diskriminierung.
USA.
Der sowjetische Außenminister Edward Schewert-Naze hat Präsident Reagan neue Vorschläge für die Genfer Verhandlungen über Rüstungskontrolle in Genf überreicht.
Schewert-Naze übergab auch einen Brief von Parteichef Gorbatschow.
Präsident Reagan hat sich über das etwas mehr als drei Stunden dauernde Gespräch zufrieden geäußert.
Außenminister George W. Bush sprach von einer Änderung der bisherigen Position Moskaus, nannte aber keine Einzelheiten.
China.
Der amerikanische Vizepräsident George W. Bush wird im Oktober nach China reisen.
Wie die Nachrichtenagentur Neues China meldet, dürften die Taiwan-Frage und die Situation im geteilten Korea im Mittelpunkt seiner Gespräche mit chinesischen Politikern stehen.
Sowjetunion.
Ministerpräsident Nikolai Tikhonov ist zurückgetreten.
Offiziell werden Gesundheitsgründe angegeben.
Tikhonov ist 80 Jahre alt.
Er war einer der letzten Vertreter der Brezhnev-Ära im Politbüro.
Nachfolger wurde der 55-jährige Politbürofunktionär Nikolai Ryzhkov.
Belgien.
Bei zwei Überfällen auf Supermärkte in der Nähe von Brüssel sind gestern Abend acht Menschen erschossen worden, darunter ein zwölfjähriges Kind.
Die Überfälle waren die folgenschwersten in der belgischen Kriminalgeschichte.
Von den Verbrechern fehlt jede Spur, auch die Höhe der Beute ist nicht bekannt.
Mexiko.
Teile Mexikos sind heute früh von neuen Erdstößen erschüttert worden.
In der Hauptstadt kam es unter der Bevölkerung zu panischen Reaktionen.
Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
In der Stadt stehen bereits Räumkommandos bereit, um die Trümmer der zerstörten Gebäude abzutragen.
Es gibt praktisch kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden.
Nach jüngsten Schätzungen hat das Erdbeben fast 5000 Menschenleben gefordert.
Mehr als 1000 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
USA.
Der die Ostküste entlangrasende Hurricane Gloria hat sich abgeschwächt.
Über den Neuenglandstaaten im Norden der Ostküste verlor Gloria rasch an Kraft und gilt nun als normaler Sturm.
Insgesamt dürfte der Hurricane vier Menschenleben gefordert haben.
Der Sachschaden ist beträchtlich, allerdings geringer als befürchtet.
In New York war hauptsächlich Long Island außerhalb des Stadtzentrums betroffen.
Der Sturm entwurzelte Bäume und knickte Strommasten.
Österreich.
In der Nacht von heute auf morgen endet wieder die Sommerzeit.
Um drei Uhr werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt.
Im kommenden Jahr wird die Sommerzeit am 30.
März, das ist der Ostersonntag, wieder eingeführt.
Die Wetterlage.
Eine Hochdruckzone reicht von der Nordsee über Mitteleuropa bis zur Balkanhalbinsel und zum Schwarzen Meer.
Sie bestimmt das Wetter im größten Teil Österreichs.
Eine im Nordosten vorüberziehende Störung streift den Nordosten unseres Landes mit Wolkenfeldern.
Die Aussichten bis morgen früh.
Allgemein heiter, nur im Nord-Nordosten Durchzug von einzelnen stärkeren Wolkenfeldern.
Schwacher bis mäßiger Nordwestwind.
Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 3 bis 10 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag.
Örtlich Frühnebel, tagsüber im Westen und Süden meist heiter, im Norden und Osten anfangs teilweise stark bewölkt, im Laufe des Tages aber auch hier wieder zunehmend sonnig.
Schwacher im Nordosten mäßiger Wind aus West bis Nordwest.
Tageshöchsttemperaturen 17 bis 24 Grad.
Das Wetter am Montag nach Auflösung einzelner Frühnebelfelder durchwegs sonnig und tagsüber mild mit Temperaturen bis 24 Grad.
Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien stark bewölkt, 19 Grad, Westwind 15 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt heiter 20 Grad, Linz wolkenlos 14 Grad, Nordwind 10 Kilometer in der Stunde.
Salzburg heiter 21 Grad, Innsbruck heiter 17, Bregenz wolkenlos 17, Graz heiter 19 und Klagenfurt wolke ich bei 15 Grad.
Die Zeit ist fast 12.10 Uhr und wir kommen zur ausführlichen Berichterstattung.
Seit den heutigen Morgenstunden ist der österreichisch-tschechoslowakische Grenzübergang nach Pressburg, der Grenzübergang Berg Petršalka, wieder für den Verkehr geöffnet.
Der auf dem Boden der CSSR verübte Terrorakt, der nach Angaben der tschechoslowakischen Behörden die gestern um 8 Uhr verfügte Sperre des Grenzübergangs nötig gemacht hat, scheint mit der Überwältigung der Täter geendet zu haben.
Über diesen Zwischenfall schwebt freilich eine Informationen abschirmende Glocke.
Mehr als die knapp gehaltene Mitteilung über den nicht näher bezeichneten Terrorakt war von GSSR-Seite nicht zu erfahren.
Am gestrigen Abend sickerte dann durch, dass angeblich der stellvertretende Gesundheitsminister in Pressburg von zwei Männern als Geisel genommen worden sei und dass sich die Täter möglicherweise zur Grenze abgesetzt haben könnten.
Jedenfalls waren an der Grenzstation Panzerwagen postiert.
ORF-Reporter Karl-Heinz Papst, der die Nacht über am Grenzübergang Berg ausgeharrt hat, berichtete im Morgenjournal, er habe kurz vor zwei Uhr früh durch das Dunkel tumulte Schreie gehört, offenbar sei mit den Entführern verhandelt worden, es habe ein Handgemenge gegeben, man habe auch Stöhnen vernommen.
Karl-Heinz Papst meldet sich jetzt telefonisch mit einem Bericht über die aktuelle Situation an der Grenze.
Wenn ich mir dieses Ergrenzübergang Petrošalka hinüberschaue, dann erscheinen die Szenen von gestern Nacht fast unwirklich, wo noch vor etwas mehr als zwölf Stunden auf tschechischer Seite Soldaten mit ihren Waffen in Stellung gelegen sind, wo Panzersperren standen, wo trotz Dunkelheit Panzerspähwagen auszumachen waren, wo man Schreie und Befehle hörte.
Jetzt, zwölf Stunden später, kann ich hier nur mehr den eintönigen Alltag einer Grenzstation beobachten.
Wir hier im Berg haben noch immer keine verlässlichen Nachrichten darüber, was sich gestern und heute Nacht in Pressburg unter dem Grenzübergang wirklich ereignet hat.
Aus den Berichten der Augenzeugen und der Ausreisenden lassen sich jedoch einige harte Tatsachen als Kerlen herausschälen.
Zwei bewaffnete jüngere Männer haben gestern in Bresburg einen Mann in ihre Gewalt gebracht.
Das hat ein Augenzeuge bestätigt.
Bei diesem Mann handelte es sich wahrscheinlich um den stellvertretenden slowakischen Gesundheitsminister.
Den Geiselnehmern ist es zunächst gelungen, im Laufe des Tages und der Nacht bis knapp an den Grenzübergang heranzukommen.
Kurz vor Mitternacht wurden die Geiselnehmer dann überwältigt, die Geisel befreit.
Ob dabei die Geiselnehmer ums Leben gekommen sind, ist noch unklar.
Einiges spricht allerdings dafür, dass die Aktion ohne Blutvergießen durchgeführt wurde.
Hier in Berg ist auch völlig unklar, ob die Geiselnahme einen politischen oder einen rein kriminellen Hintergrund hat.
Das alles war, wie gesagt, gestern Nacht.
Jetzt herrscht hier wieder der Alltag, die Pass- und Wagenkontrolle, das Auf- und Ab der Schlagsbäume, die patrouillierenden tschechischen Grenzsoldaten.
Wenn unser Kamerateam Sie aus der Entfernung filmen will, dann geht
Und dazu jetzt eine Meldung, die soeben ins Studio gekommen ist.
Um 11 Uhr Vormittag hat heute Radio Bratislava erstmals eine Meldung gebracht, in die auf das Geschehen von gestern eingegangen wird und in der begründet wird, warum die Grenze zu Österreich gesperrt war.
In dieser Meldung heißt es, ich zitiere wörtlich,
Gestern früh haben zwei bewaffnete Täter, die in der GSSR als Kriminelle bekannt sind, in Pressburg einen Dienstwagen überfallen, zwangen den Fahrer zum Aussteigen und fuhren mit dem Wagen, in dem sich ein weiterer Mann befand, zum Grenzübergang.
Und jetzt nur noch die inhaltliche Wiedergabe dieser Meldung.
Dort, also im grenznahen Raum, fielen Schüsse von Seiten der beiden Entführer.
Sie wollten damit ihrer Drohung Nachdruck verleihen und ihre Ausreise aus der GSSR erzwingen, aber weiterhin entschlossenes Vorgehen der Behörden in den Abendstunden konnten beide Männer überwältigt und die Affäre unblutig beendet werden.
Kein Wort also, wer der Gekidnappte war.
Soweit eine erste Meldung in den tschechoslowakischen Medien.
Offiziell hat man Österreich bis jetzt noch nicht über den Vorfall verständigt.
Brüssel stand gestern im Banne der blutigsten Überfälle der belgischen Kriminalgeschichte.
Bei zwei Überfällen auf Supermärkte wurden acht Menschen, darunter auch ein zwölfjähriges Kind, von den Gangstern erschossen.
Die Verbrecher konnten mit ihrer Beute, deren Höhe noch nicht genau bekannt ist, aber die nicht sehr hoch ist, entkommen.
Mehr über diesen blutigen Vorfall nun von Irmtraut Richardson aus Brüssel.
Die Gangster haben eine Spur des Schreckens und des Bluts hinterlassen.
Kaltblütig schossen sie jeden nieder, der sich ihnen in den Weg stellte.
Inzwischen ist die Großfahndung in ganz Belgien angelaufen, doch noch fehlt von den Tätern jede Spur.
Nach Augenzeugenberichten soll es sich dabei um vier Männer handeln.
Einer davon mindestens 1,90 Meter groß.
Der Riese.
Gestern Abend, kurz nach 20 Uhr.
Lange Käuferschlangen an den Kassen eines Supermarktes in Brenn-Laleu, einem Vorort südlich von Brüssel.
Auf einmal Chaos und Schrecken.
Drei Männer stürmen herein.
Zwei von ihnen vermummt mit Karnevalsmasken, einer mit einem schwarzen Schal.
Gewehre im Anschlag.
Sie zwingen die Wartenden auf die Knie, an die Kassiererinnen der Befehl, Kassen öffnen.
Die Beute, laut Geschäftsleitung, nicht mehr als ein paar tausend Schilling.
Ein Mann, Angestellter der Gemeindeverwaltung, will eine junge Frau schützen, die direkt bedroht ist.
Er wird brutal niedergeschossen, stirbt auf der Stelle.
Die Gangster nehmen dann einen 13-jährigen Jungen als Geisel, rennen auf den Parkplatz, wo ihr Komplize in einem alten schwarzen Opel wartet.
Auf dem Parkplatz lassen sie den Jungen laufen, doch ein Fußgänger kommt ihnen in die Quere.
Auch er wird über den Haufen geschossen.
Er stirbt wenig später im Krankenwagen.
Der Fahrer eines Kleinlastwagens will die Flüchtenden stoppen.
Wenige Schüsse, der Fahrer ist tot, sein Sohn schwer verletzt.
Die Täter können entkommen.
Eine Viertelstunde später dann wiederholt sich das grausige Schauspiel 20 Kilometer entfernt bei einem anderen Supermarkt derselben Kette in Oberreis in Brabant.
Die Täter haben das Fahrzeug gewechselt, stürmen auf den Parkplatz in einem Golf GTI, der am Vormittag in Brüssel gestohlen wurde.
Ein zwölfjähriger Junge wartet vor dem Supermarkt auf seine Eltern,
Er hält sein Fahrrad in der Hand, sieht die Täter.
Er wird niedergeschossen.
Ebenso der Sohn eines Gemeinderates, 33 Jahre alt, Vater dreier Kinder.
Er wollte in dem Shoppingcenter Wahlplakate für seinen Vater kleben.
In Belgien wird am 13.
Oktober ein neues Parlament gewählt.
Auch er auf der Stelle tot.
Die drei stürmen in den Supermarkt, feuern Schüsse in die Luft.
Der Befehl, Kassen öffnen.
Eine Kassiererin kann mit ihren vor Aufregung zitternden Händen die Kasse nicht sofort öffnen.
Sie wird erschossen.
Zwei weitere Passanten kommen im Kugelhagel um.
In den Kassen ist kaum Geld.
Es war kurz zuvor in den Frisur gebracht worden.
Die Gangster fanden es nicht.
Sie fliehen wild um sich.
Nach bisherigen Augenzeugenberichten handelt es sich um dieselben, die den ersten Überfall, die drei Toten von Bren Lalleu, auf dem Gewissen haben.
Der Riese, seine zwei Konflikten mit den Masken, der Fahrer im wartenden Auto.
Die Fahndung konzentriert sich jetzt auf die Region Wallonisches Brabant südlich von Brüssel.
Vor zwei Jahren, im Oktober 1983, hatte es dort ähnlich blutige mörderische Überfälle auf Supermärkte und Tankstellen gegeben.
Die Täter konnten bis heute nicht gefasst werden.
Und jetzt wächst die Angst, dass die Bande der Mörder von Brabant ein weiteres Mal zuschlagen könnte.
Und jetzt wieder zurück nach Österreich.
Hier sorgt die Meldung von einem möglichen neuen Bestechungsfall in Justizkreisen für Aufregung.
Denn nachdem Wiener Staatsanwalt Lutz Moser, dem ja wie berichtet vorgeworfen wird, er habe sich von Bela Rablbauer schmieren lassen, wurde gestern der Korneuburger Richter Dr. Günther Kossik verhaftet.
Ebenfalls unter dem dringenden Verdacht,
Haftfragen gegen Entgelt entschieden zu haben.
Gisela Hopfmüller hat telefonisch dazu Justizminister Ofner erreicht, der zurzeit auf Wahlkampfveranstaltungen in Oberösterreich weilt.
Herr Minister Ofner, der Korneuburger Richter Günther Kotzig ist gestern am Abend verhaftet worden.
In einer Aussendung Ihres Ministeriums wird als Grund angegeben der Verdacht der Bestechung.
Deshalb die Frage an Sie, was konkret wird Kotzig vorgeworfen?
diese Affäre, die Justiz wie einen Keilenschlag getroffen hat.
Wenn ich sage Justiz, dann meine ich vom letzten Portier des kleinsten Gerichtes bis zum Justizminister.
Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich Einzelheiten darüber, was wir wissen, nicht sage, um den Erfolg der Erhebungen nicht zu gefährden oder zu beeinträchtigen.
Ich kann nur so viel sagen, dass es darum geht, dass der begründete Verdacht bestellt,
dass Interventionen in Haftsachen in Aussicht gestellt worden sind, auch in einer Sache im Zusammenhang mit Weinangelegenheiten, und dass für diese Leistungen hohe Beträge verlangt worden sind.
Kann man sagen, wie hoch die Beträge sind?
Ich bitte um Verständnis, dass ich es nicht sagen möchte.
Es soll sich niemand danach richten können, was die Justiz über die Dinge weiß oder vielleicht nicht weiß.
Es ist aber so, dass wir den Eindruck haben, dass der Betrogene in diesem Zusammenhang nicht die Justiz ist, sondern
Der jeweilige Bürger, der an den betreffenden Richter geraten ist, es dürfte nicht so sein, dass tatsächlich Leistungen vonseiten der Justiz erfordert worden sind, die ungerechtfertigt gewesen wären und die der Richter vermittelt hätte, sondern nach unserem bisherigen Informationsstand ist es so, dass Beträge von den Bürgern, die involviert gewesen sind, verlangt worden sind, für angebliche Gegenleistungen,
Aber die Beträge sind gezahlt worden von den Bürgern?
Die Beträge sind, so wie sich unser Informationsstand darstellt, auch gezahlt worden.
Nun ist es ja nach der Affäre um den Staatsanwalt Lutz Moser, der von Bela Rablbauer Bestechungsgelder entgegengenommen hat, bereits innerhalb kurzer Zeit der zweite Fall, der die Justiz erschüttert.
Deshalb die Frage an den Justizminister, wirft das nicht ein beängstigendes Licht auf die österreichische Justiz?
dass es trotz dieser Duplette der Staatsanwalt Moser auf der einen Seite und jetzt der Richter Koschit auf der anderen sich um sehr schwerwiegende, aber doch um Einzelfälle handelt und dass wir eben einzelne personelle Schwächen noch aus Zeiten der Hochkonjunktur haben, zu denen wir es uns nicht aussuchen haben können, wer zur Justiz geht.
Damals war es so, dass man sehr viele
Bewerber aufnehmen hat müssen oder mitunter mit der Lupe suchen hat müssen, die heute nicht mehr Richter werden könnten.
Wir zerbrechen uns aber auf den Kopf darüber, und zwar nicht erst seit diesem Zwischenfall, auch nicht erst seit dem Fall Moser, sondern schon seit vielen Monaten im Zusammenhang mit den Beratungen über eine Novelle zum Richterdienstgesetz, wie wir schon bei der Aufnahme
junge Männer und Frauen für den Richterberuf solche Risiken weitgehend ausschalten könnten.
Das heißt, wir wollen in Zukunft eine Objektivierung des Aufnahmeverfahrens nach Grundsätzen, wie sie unserer Zeit entsprechen.
Nämlich, dass man die Kandidaten völlig objektiv und aus Anonymität heraus von Fachleuten abtesten lässt,
sodass man nicht nur Persönlichkeit mit hervorragender Rechts- und Gesetzeskenntnis in den Richterdienst bekommt, sondern dass es sich auch um sozial normal eingegliederte, entscheidungsfähige und entscheidungsfreudige, zur Menschenfühlung geeignete Männer und Frauen handelt, die Richter sind.
Aber könnte man aus Ihren Ausführungen jetzt nicht auch ableiten, dass sich nicht ausschließen lässt, dass die Fälle Moser und Kotzig nur die Spitze eines Eisberges sind?
Das glaube ich eher nicht.
Ich selber blicke auf eine Praxis als Anwalt von 25 Jahren zurück.
Ich habe ja erst aus Anlass des Amtsantrittes als Justizminister meine Praxis aufgeben müssen.
Ich persönlich habe in diesen 25 Jahren niemals auch nur den leisesten Fataust gehabt bei allen Gerichten, in denen ich eingeschritten bin, vor allem in Wien und in Niederösterreich.
dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen könnte.
Ich glaube daher, dass es sich tatsächlich um Einzelfälle handelt.
Aber es geht darum, wie die Justiz reagiert.
Es geht darum, dass wir nicht einmal den Eindruck erwecken dürfen, dass irgendetwas verduscht wird.
Es geht darum, dass das alte Wort, eine Grähe hockt der andere in kein Auge aus, deutlich sichtbar
Und wie reagiert die Justiz?
Wie reagieren die österreichischen Richter?
Dr. Günter Waratsch von der österreichischen Richtervereinigung nimmt ebenfalls im Mittagsschonal Stellung.
Dass so etwas grundsätzlich nicht dazu angetan ist, die Richter in der Öffentlichkeit in ein gutes Licht zu rücken, ist klar.
Daher, als erstes muss ich Ihnen sagen zu dem Fall,
Sache wurde von den Richtern selbst ins Rollen gebracht.
Das muss man einmal wissen dabei.
Es haben Richter selbst davon erfahren, dass da irgendwas nicht in Ordnung sein sollte, haben sich auch an die Standesvertretung gewarnt und wir haben ihnen den Rat gegeben, sofort das anzuzeigen.
Das ist auch geschehen.
Wir können nur davon ausgehen, dass es sich eben um einen Einzelfall handelt.
sind von der Richterschaft natürlich daran interessiert, dass solche Vorfälle restlos und zwar am schnellsten Weg aufgeklärt und auch entsprechend verfolgt werden, die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden, über die ich hier ja nicht Näheres zu sagen brauche.
Die ergeben sich ja von selbst, immer vorausgesetzt, dass der Verdacht sich bewahrheitet.
Ich möchte aber noch eines dazu sagen, und das erscheint mir ganz, ganz wesentlich.
Es geht jetzt auch gar nicht darum zu erforschen, wenn etwas da drin ist, warum das geschehen ist, welche Motive einer gehabt hat oder sonst was.
Es geht hier nur darum, dass die Bevölkerung ein Recht darauf hat, von den korrektersten Leuten als Richtern behandelt zu werden, jetzt im übertragenen Sinne gesprochen, und dass hier überhaupt gar keinerlei Entschuldigungsgründe oder sonst was anzuhören.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Justizminister Ofner hat zum Beispiel gemeint, man würde in Zukunft strengere Maßstäbe bei der Auswahl von Richtern anlegen müssen.
Ja bitte, das fordern wir seit langem.
Das ist der Herr Bundesminister mit uns.
Diese Forderung ist uns nichts Neues.
Da sind wir mit Herrn Bundesminister einer Meinung.
Wir haben allerdings andere Vorstellungen über die Auswahlkriterien als er.
Welche Konsequenzen werden Österreichs Richter für sich, für die Zukunft aus diesem Fall ziehen?
Wir können nur die Konsequenz sind, den von uns beschrittenen Weg von der Standesvertretung her weiter zu verfolgen.
Nämlich zu fordern, dass tatsächlich mehr respektive effektivere Kontrollen durchgeführt werden.
Nicht jetzt in der richterlichen Tätigkeit, sondern überhaupt.
Die Leute sollen eben besser kontrolliert werden.
So weit also Dr. Günther Vorratsch von der Richtervereinigung zu einem möglichen neuen Skandal im Bereich der Richterschaft.
Es ist mittlerweile 12.25 Uhr und wir kommen zu einem Grundsatzthema.
Friedensbewegung, europäische Identität und sozialistische Perspektiven, so lautet der Titel einer Veranstaltung, die seit Donnerstag im Wiener Dr. Karl-Renner-Institut der SPÖ läuft.
Es ist das vierte internationale Otto-Bauer-Symposium, das noch bis morgen Mittag österreichische und deutsche Sozialdemokraten mit italienischen und französischen Kommunisten an einen Konferenztisch bringt.
Die Liste der Teilnehmer reicht von Staatssekretärin Johanna Donal und Bruno Kreisky über den SPD-Politiker Peter Glotz bis zu Pietro Ingrao, der Mitglied des Zentralkomitees der italienischen KP ist.
Als Veranstalter fungieren der Otto-Bauer-Kreis, ein Diskussionszirkel von Linken in der SPÖ und die Sozialistische Jugend Internationale.
Gestern Abend fand nun eine Art deutsch-österreichische Podiumsdiskussion zum Thema »Wohin geht die Sozialdemokratie statt?« Die Teilnehmer aus der Bundesrepublik Deutschland, Peter Glotz und Detlef Albers aus Österreich, Josef Tschab und Bruno Kreisky.
Manfred Steinhuber hat sich diese Veranstaltung für uns angehört.
Über die Zukunft der Sozialdemokratie sollte geredet werden, doch die Diskussion bewegte sich über weite Strecken durchaus im aktuellen tagespolitischen Bereich.
Detlef Albers, Universitätsprofessor und einer der Programmdenker der SPD, spricht die Frage eines Bündnisses mit den Grünen an und kritisiert die Position des designierten SPD-Spitzenkandidaten Johannes Rau, der sich bereits gegen eine grün-rote Koalition ausgesprochen hat.
Albers
Damit, fürchte ich, wird allzu vorschnell, bevor wir einen ernsten, tiefen Lernprozess der Veränderung in Sachen Ökologie wirklich bewältigt haben, eine Tür zugeschlagen, die darauf hinauslaufen kann, dass wir uns einen wesentlichen Verbündeten, der seinerseits in einem schwierigen Lernprozess sich befindet,
abstoßen und in einem Gegeneinander über lange Jahre genau das erreichen, was der Peter Glotz eigentlich in seinen Schriften immer für ungefähr das Schlimmste erklärt, in einer Wagenburg Minderheitsposition verharren.
Wie weit hier die Meinungen bei den deutschen Sozialdemokraten auseinandergehen, zeigt die Antwort von SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz.
Man kann mit ihnen gemeinsame alternative Bergbauernprogramme machen.
Man kann beschließen, ja, lacht's nicht, das ist ein wesentlicher Programmpunkt in Hessen.
Wirklich, haben Sie gemacht.
Für, glaube ich, 30 oder 40 Millionen.
Man kann weniger Straßen bauen, man kann eine ganze Reihe von Dingen tun mit den Grünen, aber so wie sie zurzeit auf Bundesebene gebaut sind, ist es ausgeschlossen, mit ihnen zu kooperieren.
Ich muss sagen, ausgerechnet, wenn ich gerade mit Linken diskutiere, der Glaube, eine SPD sagen wir von 45 Prozent, also in Umfragen sind wir soweit, Gott gebe, dass wir auch in Wahlen schon soweit wären auf Bundesebene.
Gemeinsam mit 6% Grünen gegen den deutschen Kapitalismus.
Wer glaubt, dass das also eine sozialistische Strategie ist, da kann ich nur lachen.
Also ich halte die Grünen nicht für eine Tür, sondern für eine Tapetentür in ein, was weiß ich, ziemlich fensterloses Boudoir.
Und aus diesem Grund bin ich nicht der Meinung, dass auf Bundesebene das eine Perspektive ist, sondern ich sage ganz offen, ich möchte möglichst viele Stimmen der Grünen zurückhaben für die Sozialdemokratie, um dann handlungsfähig zu sein, selbst als Partei.
Den rot-grünen Ball nimmt dann der SPÖ-Abgeordnete Josef Zschapp eher zaghaft auf.
Als typisch österreichischer Sozialisten reißt es mich jetzt zwischen links und rechts hin und her.
Zwischen der Albers-Position und der Klotz-Position.
Aber ich glaube, dass die traditionelle Frage, wie hältst du es mit der Marktwirtschaft, wie hältst du es mit den Privateigentum und den Produktionsmitteln, was sagst du zur Profitlogik des kapitalistischen Systems,
und über welche Frage kann ich hier einsteigen, welche sozialen Veränderungen und sozialen Bewegungen kann ich benutzen, um diese Systemfrage zu stellen und sie zu überwinden, gerade unter Krisenbedingungen eine besonders komplizierte Angelegenheit ist.
Und das Dilemma der Sozialdemokratie ist in meiner Auffassung noch auch, dass sie sich an dem Auf und Ab der kapitalistischen Entwicklung, oft auf Gedeih und Verderb, abhängig gemacht hat.
Und von dieser Abhängigkeit rührte auch dann ihr Problem,
der weiteren Garantie ihres historischen Hauptverdienstes, nämlich der sozialen Sicherheit.
Und wir haben ja das gemerkt in Österreich ganz besonders deutlich, als die Arbeitslosenraten doch etwas höher als erwartet angestiegen sind, wir größte Probleme gehabt haben, Diskussionen über das Pensionssystem gehabt haben, Diskussionen über das gesamte Sozialsystem und jetzt noch die Budgetdefizit-Debatten haben, wenn man vielleicht von Kreditaufnahmen der Vergangenheit absieht,
die aus irgendwelchen Gründen aufgenommen worden sind und die uns jetzt natürlich auch zur Last fallen.
Und Altbundeskanzler Bruno Kreisky steigt auf die Frage der Grünen überhaupt nicht ein.
Er führt das Gespräch von der Zukunft der Sozialdemokratie zurück zur Politik der sozialistischen Alleinregierung in Österreich.
Wie in längst vergangenen Zeiten setzt er sich mit Josef Zschapp auseinander.
Er übernimmt zum Beispiel in der Hast vielleicht nur gesagt die Formel Schulden, die uns zur Last fallen.
Ja, lieber Genosse Chab, die Schulden, die wir gemacht haben, waren gar nichts anderes als ein Umverteilungsprozess, um uns rasch eine notwendige Infrastruktur zu schaffen, in einer Zeit der Krise vor allem, in der wir also dringend Beschäftigung schaffen mussten,
haben wir uns Geld ausgeborgt und ich habe damals das Wort geprägt, dass mir ein paar Milliarden Schulden weniger Sorgen bereiten als viele Zehntausende Arbeitslose.
Wir sind, ihr sitzt ja da und kennt die Dinge, wir sind durch die große Krise als kleiner Staat und als einmal sehr schwacher Wirtschaftsstaat sind wir
Durchgetaucht ist natürlich, jawohl, wir müssen Schulden machen, denn das, was wir nicht selber mit unseren eigenen Mitteln finanzieren können, ja, aber was hätten denn die österreichischen Banken in dieser Zeit mit ihrem Geld angefangen, wenn sich der Staat bei ihnen ausgeborgt hätte?
Das ist doch in Wirklichkeit nur eine Ausnutzung einer gewissen
eines Umstandes, der in Wirklichkeit den österreichischen Banken vor allem zugutegekommen ist.
Von ausländischen rede ich nicht mehr, die haben uns nicht so notwendig gehabt, aber sie haben es auch gern hergeporkt.
Insgesamt zeigt die Diskussion, dass die Auseinandersetzung zwischen den Polen links und rechts, jung und alt oder grün und rot, in der SPD etwas akzentuierter geführt wird als in Österreich.
Und es stellt sich auch heraus, dass der Reiz der Anekdoten, mit denen Bruno Kreisky die streckenweise sehr theoretische Diskussion auflockert, nichts von seiner Wirkung auf junges Publikum verloren hat.
Nun ein Bericht aus der UdSSR.
Der sowjetische Ministerpräsident Nikolaj Aleksandrowitsch Tichonow wurde gestern in seiner Funktion als Regierungschef abgelöst.
Der Rücktrittsbrief des Kreisen Politikers, Tichonow ist bereits 80, enthielt nach Angaben der offiziellen Nachrichtenagentur TASS die Begründung, sein Gesundheitszustand habe sich verschlechtert und tatsächlich war ja Tichonow seit Juli nicht mehr öffentlich gesehen worden.
Parteichef Michael Gorbatschow nominierte noch gestern den 56-jährigen ZK-Sekretär Nikolai Rischkow als neuen Regierungschef.
Aus Moskau berichtet Franz Kössler.
Die Ablösung Dichonos war seit langem erwartet worden.
Schon im Juli, als eine größere Umbesetzung an der Spitze der Partei- und Staatshierarchie erfolgte, rechnete man allgemein auch mit der Ablösung des 80-jährigen Regierungschefs.
Als enger Vertrauter des verstorbenen Brezhnev passt er kaum noch in die neue Linie der Verjüngung der sowjetischen Führung, die sich eine dynamische Erneuerung der Wirtschaft des Landes zur Hauptaufgabe gemacht hat.
Dichonoff war 1980 von Brezhnev an die Spitze der Regierung gesetzt worden als Nachfolger Kassigins, der mit seinen Plänen einer Korrektur des Wirtschaftsmechanismus hin zu mehr Eigenverantwortung der Betriebe zusehends mit Brezhnevs Linie kollidierte.
galt also als einer der letzten Vertreter dessen, was man die Ära Brezhnev zu bezeichnen pflegt.
Es kam einigermaßen überraschend, dass er im vergangenen Juli dann doch nicht abgelöst wurde.
Es schien einleuchtend, dass er sein Amt bis zum bevorstehenden Parteitag im Februar tragen sollte, bis zum Abschluss des Fünfjahresplans, den er wesentlich mitgeprägt hatte.
Insofern kam der Zeitpunkt seines jetzigen Rücktritts überraschend.
Offensichtlich drängt die Zeit für den ungeduldig auf eine rasche Rationalisierung der sowjetischen Wirtschaft drängenden neuen Generalsekretär Gorbatschow.
Mit Nikolai Rischkow hat er einen Mann an die Spitze der Regierung gestellt, der nach Alter, Erfahrung und Temperament genau in die neue Linie passt.
Als Vorsitzender des Ministerrats hat er vor allem die Wirtschaftskonzeption der Partei in die Tat umzusetzen.
Ryshkov feiert heute seinen 56.
Geburtstag.
Die offizielle Biografie identifiziert ihn als Russen, gibt jedoch keine Auskunft über seinen Geburtsort.
Er ist das, was man im Westen als einen Manager bezeichnen würde, einen Vollbluttechnokraten.
An der Technischen Hochschule von Sverdlovsk als Ingenieur ausgebildet, hat er einen großen Teil seines Lebens im Management eines der größten Schwer- und Rüstungsindustriekomplexe der Sowjetunion in Ural-Maschdorf verbracht,
bevor er 1975 in die Planungs- und Budgetkommission und später in die Industriekommission nach Moskau berufen wurde.
Wie auch Gorbatschow zählt er zu dem Vertrauten Andropov, der in seiner kurzen Amtszeit den neuen Wirtschaftskurs begann, der jetzt mit großer Energie weitergetrieben wird.
Andropov hat ihn im Dezember 1982 zum Sekretär des Zentralkomitees der Partei ernannt, zuständig für Wirtschaftsfragen.
Seine politische Karriere ist außergewöhnlich.
Er ist 1956 der Partei beigetreten, dem Jahr also der Khrushchev'schen Abrechnung mit dem Stalinismus.
Den Sprung an die Spitze der Parteihierarchie hat er geschafft, ohne vorher jemals hauptamtlicher Parteifunktionär gewesen zu sein.
Und im vergangenen April holte ihn Gabor Tschov ins Politbüro, ohne die übliche Vorstufe eines Kandidaten.
Ryzhkov ist in Osteuropa besser bekannt als im Westen.
In seine Kompetenz fielen die Beziehungen zum Comecon, der Wirtschaftsgemeinschaft der Staaten des sowjetischen Blocks,
der jetzt in den neuen Wirtschaftsplänen eine wesentlich bedeutendere Rolle zukommen soll.
Es war vielfach erwartet worden, dass Gorbatschow selbst die Führung der Regierung übernimmt, wie vor ihm schon Khrushchev.
Das ist nicht eingetreten.
Aber wie schon mit Chevatnats im Außenministerium, Ligatschow in der Parteiorganisation und Ideologie, ist mit Rischkow ein Mann in eine Schlüsselstellung des Staatsapparats gekommen, der klar und eindeutig und vorbehaltslos die Politik der neuen Parteiführung verfolgen
Und nun zu unserer Samstagsreihe.
Im Journal zu Gast.
Und im Journal zu Gast ist heute der österreichische Schriftsteller Djörg Szebestian, der 1930 in Budapest geboren wurde.
Er ist ausgebildeter Ethnologe, arbeitete in Ungarn als Schriftsteller und Dramaturg und emigrierte 1956 nach Österreich.
Szebestian hat Hörspiele und Theaterstücke, Filmdrehbücher und Reiseberichte geschrieben, er war viele Jahre Theaterkritiker der Kronenzeitung, er ist jetzt Herausgeber der Monatszeitschriften Pannonia und Morgen.
Derzeit arbeitet er an der Fertigstellung eines großen Romans, der in einem Jahr unter dem Titel »Die Werke der Einsamkeit« erscheinen wird.
Sebastian lebt nicht im Elfenbeinturm, als Journalist geht er auch Fragen des Alltags und der gesellschaftspolitischen Aktualität nicht aus dem Weg.
Mit Sebastian, der übrigens auch Vizepräsident des österreichischen Penn-Zentrums ist, sprach Volkmar Paschalk.
Herr Schäbestien, ein Schriftsteller, ein Dichter steht in diesen Wochen im Mittelpunkt politischer Diskussionen.
Sie, Herr Schäbestien, mussten sich schon aufgrund Ihrer Biografie sehr früh mit dem Verhältnis Schriftsteller-Politik, Kunst-Politik, Zensur und Selbstzensur auseinandersetzen.
Wie sehen Sie diese aktuelle Diskussion rund um Thomas Bernhard?
Ich finde, Bernhard hat im Wesentlichen recht.
Die Lage ist wirklich empörend aus verschiedenen Gründen.
Und ich finde, dass gerade ein Minister für Kunst nicht in inhaltliche Fragen eines Buches oder der Literatur überhaupt reinreden soll.
Natürlich irritiert es, wenn jemand hier, ein Minister,
die psychische Krankheit eines Schriftstellers ins Spiel bringt, weil das kennen wir aus den Diktaturen und das verschiedenster Farbe.
Natürlich irritiert es, wenn er den Vorwurf des Pessimismus erhebt.
Das kennen wir auch aus den Diktaturen.
Und selbstverständlich werden die Autoren hier gereizt und empört auf solche Einmischungen antworten.
Außerdem noch etwas.
Ich meine, dass ein Bundesminister, wenn er sich mit diesen literarischen Phänomenen auseinandersetzt, sich mit der österreichischen Wirklichkeit auch auseinandersetzen muss und sich fragen muss, warum denn Bernhard die Lage so beschreibt.
Seine Ausführungen sind deshalb nur so irritierend, weil er nicht eingeht auf die Gründe dieser Situation.
Erstens nicht sagt, dass das keine österreichische Spezialität ist, sondern dass wir eigentlich in ganz Europa in einer krisenhaften moralischen Situation leben.
Und weil er nicht einmal andeutet, wie diese unhaltbare Lage geändert werden könnte.
Woher nimmt eigentlich, Herr Sebastian, ein Schriftsteller das Recht, sich sozusagen als moralische Instanz zu gerieren, wie das Thomas Bernhard doch tut?
Und wie es ihm auch Klaus Beimann jüngst eben wieder attestiert hat, er hat gesagt, er wäre froh, wenn es in der Bundesrepublik Deutschland nach Heinrich Böll wieder eine solche moralische Instanz gäbe, wie sie Österreich in Thomas Bernhard zur Verfügung hat.
Ich meine, jeder Mensch hat das Recht, eine moralische Instanz zu sein.
und der sprachlich Formulierende, der Mensch, der die Sprache beherrscht, wird diese moralische oder ethische oder auch unmoralische und nicht-ethische Ansichten öffentlich vertreten.
Er hat nicht mehr Recht als wie jeder andere Staatsbürger.
Er ist nur wortgewaltiger als viele Staatsbürger und deshalb hat er ein größeres Echo.
Glauben Sie, kann ein Schriftsteller überhaupt irgendetwas bewirken?
Hat es Sie deshalb zu diesem Beruf des Schriftstellers gedrängt, um irgendetwas an den Zuständen in dieser Welt zu ändern?
Es gibt verschiedene Typen von Schriftstellern.
Es gibt welche, die glauben, dass sie etwas ändern können.
Die kommen aus der großen Tradition der französischen Aufklärung.
Das waren die Typen wie Diderot oder wie in unserem Jahrhundert Romain Rolland.
Es gibt andere, zu denen ich heute gehöre.
Ich habe auch früher gedacht, viel bewirken zu können.
Heute glaube ich das nicht mehr.
Ich glaube, dass ich ganz bestimmte Inhalte in Sprache verdichten kann und dass diese Sprache dann ihren Weg nimmt in der Welt.
Wobei ich nicht beurteilen kann, welche Wirkungen aus der ausgehen.
Glauben Sie, es ist notwendig, dass ein Schriftsteller völlig unabhängig von der Gesellschaft ist?
Ich meine, einer der Vorwürfe von Minister Moritz an Thomas Bernhardt hat sich ja auch darum gedreht, dass er Tantiemen von den Salzburger Festspielen bezieht.
Sie haben sich, glaube ich, frei gemacht, indem Sie sehr viel journalistisch arbeiten.
Jeder Schriftsteller ist unabhängig von der Gesellschaft, wenn er ein Schriftsteller ist, weil im Augenblick des Schreibens ist er frei.
Die Tant Jemen gibt ihm nicht die Gesellschaft, sondern das ist eine selbstverständliche Begleiterscheinung der Freiheit, dass jemand auf die Bühne tritt,
und seit einigen tausend Jahren für seinen Bühnenauftritt auch Geld bekommt, weil er leben muss.
Das muss sich freigestalten und hat nichts zu tun mit staatlichen Meinungen oder Nichtmeinungen.
Es ist in Österreich nicht immer so, in Österreich ist es wohl manchmal so, dass ganz bestimmte politische Gruppen ihre eigenen Lieblingskinder fördern und die
Anderen halt weniger fördern, aber Gott sei Dank sperren sie sich wenigstens die anderen nicht ein, wie es in anderen Ländern.
Ich möchte aber jetzt zurückkommen noch, wenn Sie es erlauben, auf Bernhard, nämlich auf das Warum und auf die Frage, wie man aus dieser Krise hinaus kann.
Sie kritisieren, Bernhard hätte keine Antwort auf all diese Fragen, die anstehen.
Sie haben eine Antwort.
Ich versuche, eine zu suchen.
Ich meine,
dass die Misere, die uns alle so bedrückt und empört, keine österreichische Spezialität ist.
Sie ist europaweit, vielleicht auch noch weltweit.
Das hängt zusammen mit einem Stillstand, weitgehenden Stillstand der soziologischen Prozesse.
Dieser Stillstand erinnert an die Zeit der Heiligen Allianz vor den 30er Jahren, 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Das ist ein Preis des Friedens, den wir hier zahlen müssen.
Die letzte größere soziologische Bewegung war die Studentenbewegung.
Das ist aber ja auch schon ziemlich lange her.
Dadurch entsteht eine stark gewordene Herrschaft, die die einzelnen Staatsbürger ins Private verweist und darauf verweist, genauso wie in Biedermeier, dass sie Geld verdienen mögen.
Es ist also die Zeit der Henri Chissé,
bereichert euch.
Die Arbeiter, die Landwirte, alle verwandeln sich jetzt in kleine Bürger und versuchen sich zu bereichern.
Das ist die allgemeine Atmosphäre.
In dieser allgemeinen Atmosphäre entstehen dann die mit der Bereicherung verbundenen Skandale, AKH-Skandal, WBO-Skandal,
dass an führender Stelle des Staates Menschen erscheinen, die in die Kasse gegriffen haben oder andere Machinationen gemacht haben oder den Eltern empfehlen, den Kindern eine Aufweige zu geben oder Verbrechern wie Nazi-Kriegsverbrechern, die Handreichen und so weiter.
Das ist nur in dieser Atmosphäre möglich.
Die ist nicht österreichisch, die ist europäisch und die ist nur zu ändern, wenn man diese Herrschaft der Klüngel und der Klicken wirklich versucht radikal zu beseitigen.
Wie wäre das möglich?
Nur vielleicht durch die Einführung der parlamentarischen Demokratie.
Das ist ja ein sehr gutes Modell.
Gedacht war das ja ursprünglich so, dass die...
Wähler, das Volk, ihre besten Leute wählen, dass die Gesetze bringen nach den Absichten des Wahlvolkes, eine Exekutive aus sich heraus bilden, die dann diese Gesetze exekutiert.
Das hat sich umgedreht.
Professor Hayek, der Wirtschaftswissenschaftler, hat das sehr klar ausgedrückt.
Heute gibt es Regierungen, die wählen sich ein Parlament und das Parlament exekutiert dann
die Gesetze, die die Regierungen haben wollen und das Wahlvolk muss dann diese Gesetze einhalten.
Es müsste ja denkbar sein, dass man zum Persönlichkeitswahlrecht kommt, dass man wirklich weiß, wen man wählt.
Es müsste denkbar sein, dass diese Herdensolidarität der Abstimmungsergebnisse in den Parlamenten geändert wird.
Es müsste denkbar sein auch, dass zum Beispiel in einem Parlament
eine Partei oder manche Mitglieder eine Partei gegen ihre eigene Regierung votieren, wenn sie der Meinung sind, dass sie das tun müssen, dann erst würden die Leute, die an der Macht sind, vor dem Parlament Achtung haben und auch Angst haben.
Und sie sollten davor Angst haben, weil sonst hat das Parlament keinen Sinn.
Sie glauben also, unsere parlamentarische Demokratie ist zu einer Parteienherrschaft verkommen?
Ja, es ist sehr vereinfacht gesagt, aber man kann es so sagen.
Und hier nähern sich Ost und West und die verschiedenen Klümmel und Klicken, in denen auch sehr anständige und redliche Menschen sind, die sich aber gegen die eigenen Vasallen nicht durchsetzen können, die reichen einander die Hand.
Und es ist ganz klar, dass sowohl die technische Entwicklung, die weitere, wie die
ökologischen Aufgaben, die wir haben, von diesen Machtstrukturen nicht richtig in Wege gleitet werden können.
Es wird die Wirklichkeit dieser Machtstrukturen ändern müssen.
Und das auszusprechen, ist schon eine Sache der Autoren.
Es genügt also, meine ich, nicht zu sagen, dass die politische Atmosphäre ist im Augenblick miserabel.
Wir sollten auch sagen,
worin diese Misere besteht und wie man sie beseitigen kann.
Und da könnte man selbstverständlich weitergehen, als Thomas Bernhardt gegangen ist.
George Sebastian, man könnte Thomas Bernhardt vorwerfen, er stelle nur maßlose Hasstiraden vor und Sie bringen eine Utopie ins Spiel, die ja auch nicht Sache der Schriftsteller allein sein kann und die wahrscheinlich kaum im gegenwärtigen Stadium realisierbar ist.
Diesen Vorwurf kann man machen.
Ich kenne aber sehr viele Politiker und sehe an ihrem Verhalten, wie sie sehr unter der täglichen Arbeit stöhnen.
und überhaupt keine Zeit finden dazu, über die grundsätzlichen Fragen der Republik und der gesellschaftlichen Entwicklung nachzudenken.
In diesen Situationen wird ein Mensch, der ohne politische Bindung allein an seinem Schreibtisch sitzt, vielleicht mehr nützliche Beobachtungen formulieren können als jemand, der
dauernd Rücksicht nehmen muss auf seine Vasallen, der Angst hat, nicht gewählt zu werden, also nicht das sagt, was er wirklich meint, sondern das sagt, wovon er glaubt, dass es ankommt, und der sicherlich überarbeitet ist, wie die meisten Politiker, und einfach nicht die innere Ruhe hat, hier
das eigene Zeitalter als ein Teil der Weltgeschichte zu beobachten.
Ich versuche das.
Dieser Versuch muss unternommen werden, weil die Rettung in der Idee besteht und in der Möglichkeit, aus diesem heutigen Materialismus herauszukommen.
Wenn eine Gesellschaft
nur mehr daran denkt, was sich auszahlt und was sich nicht auszahlt und was finanziell einen Nutzen bringt oder keinen Nutzen bringt oder vertretbar ist oder nicht vertretbar ist, dann verliert sie ihr ideelles Lebensrecht.
Sie kann wohl weiter vegetieren und existieren in einer Art animalischen Utilitarismus,
Aber das Lebensrecht einer Gesellschaft ist eine ideelle Sache.
Da müsste ein Ziel her und überhaupt das Bewusstsein dessen, dass es so ein Ziel geben könnte.
Begriffe wie Schönheit oder anständig sein oder Lust an der Arbeit,
oder schöpferische Fantasie, das sind nur Beispiele, die geben die Maße und nicht die finanziellen Summen eines Budgets.
Und nur aus diesen ausgehend, meine ich, können wir unser eigenes Leben, aber auch das gemeinsame Leben regeln.
Wenn wir das verlieren, dann werden wir zu
Maschinen, die essen, trinken, sich begatten und sterben.
Das bezieht sich auf den Einzelnen und bezieht sich auf ganze Gesellschaften.
Wir brauchen das Denken in anderen Kategorien.
Im Journal zu Gast war Georgi Sebastian.
Töne und Gegentöne erklingen zurzeit im Wiener Messepalast.
Die Rede ist von einem Festival der musikalischen Avantgarde, deren Bandbreite von schrägem, verqueren Rock bis zu minimalistischer Musik, von eigenwilliger Stimmakrobatik bis zu experimentellen Streichquartetten reicht.
Die akustische Ausstellung, schwer in kulturelle Schubladen einzureihender Musikwerke, wurde gestern mit Konzerten von Arthur Lindsay und dem Gitarristen Bill Frisell eröffnet.
Heute Abend um 20 Uhr gibt es einen weiteren Höhepunkt,
Giorgio Battistellis Oper Experimentum Mundi wird vorgestellt.
Robert Billek war bereits am Vormittag im Messepalast und beginnt seinen Beitrag mit akustischen Eindrücken von den Aufbauarbeiten zu Battistellis Bühnenwerk.
So klingt es, wenn 17 Handwerksmeister vom Steinmetz bis zum Konditor ihre Geräte und Utensilien auf einer Bühne aufbauen.
Diese 17 Handwerker sind die Hauptakteure in Giorgio Battistellis Oper Experimentum Mundi, die heute und Montagabend beim Töne-gegen-Töne-Festival im Wiener Messepalast aufgeführt wird.
Die Geräusche, die bei ihrer Arbeit entstehen, ergeben die Musik.
Unterstützt werden die Handwerker von einem Rezitator, drei Frauenstimmen und drei Perkussionisten.
Am Ende von Lärm und Rauch hat Experimentum Mundi dann etwas vorzubeißen.
Die Schuhe sind genagelt, die Nudeln fertig, das Pflaster ist fest, das Fass beinahe dicht und die Mauer steht einen Meter hoch.
Giorgio Battistellis Oper ist aber nur ein Beispiel aus einer ganzen Reihe von Musiktheater-Aufführungen, die beim diesjährigen Töne-gegen-Töne-Festival einen Schwerpunkt bilden.
Da wäre etwa noch das französische Ensemble Atem zu nennen.
Oder der Stimmakrobat und Komiker Carlos Santos, das Berliner Trio Die tödliche Doris, mit dem Motto, wer speit statt schluckt, hat Fantasie genug zum Weitermachen.
Aber auch Robert Ashley, der New Yorker Meister der Musikperformance, mit seiner Oper Atalanta und seiner Videooper Perfect Lives.
Ashley ist mit seinen beiden Werken übrigens schon heute Abend um 19 Uhr im Grazer Annenhofkino zu hören und zu sehen.
Ein anderer Schwerpunkt liegt auf Musikformen, die ganz ungewöhnliche Hörerlebnisse bieten, die nach einer neuen Art des Hörens verlangen.
Der traditionelle Grund für Musik war immer der, der Menschheit zu helfen, mit einer höheren Idee von Harmonie, die wir im Leben finden können, in Berührung zu kommen, meint David Hikes, der Leiter des Harmonic Choir.
Und da die zeitgenössische westliche Musik von diesem Prinzip heute weit entfernt scheint, ist es für Huyck's die wesentlichste Aufgabe, eine Musik mit harmonisierender Kraft zu finden.
Zur Meditation fordern auch die Akkordeonstücke von Pauline Oliverus auf.
Die Komposition, Rattlesnack Mountain etwa, zeichnet die Linien einer Landschaft im Wechsel der Tageszeiten nach.
Pauline Oliverus tritt an diesem Abend aber nicht alleine auf.
Vor ihr spielt Peter Kotik seine feindliedrige, Meditation und Überraschung auslösende Musik.
Und nach ihr folgt die rockige Noise-Music von Sonic Youth.
Als mutigstes Musikfest seit Jahren sind die Töne und Gegentöne 1983 bezeichnet worden.
Und auch heuer wird es bei diesem Festival wieder einige der interessantesten Klänge zu hören geben, die sich angefangen bei der neuen Rockmusik bis zu ausgeflippten Musiktheaterprojekten aus dem Underground ins Bewusstsein aller nach neuen Klängen neugierigen Drängern.
Bei den Tönen und Gegentönen gibt es heuer aber durchaus auch bekannte Namen zu hören, die längst ihr Publikum in Österreich gefunden haben, wie etwa die Gruppe Tuxedo Moon oder Michael Nyman.
Töne und Gegentöne also im Messepalast in Wien.
Im Mittagschanal aber nun die Schlussnachrichten.
Österreich, Tschechoslowakei.
Ein Fluchtversuch mit Geiselnahme war nach tschechoslowakischen Angaben der Grund für die 24-stündige Schließung des Grenzübergangsberg bei Preisburg.