Mittagsjournal 1985.11.09

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Samstag-Mittag-Journal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jakowski.
    Folgendes Programm haben wir für diese Mittagstunde vorbereitet.
    SPÖ-Frauen wählen ihre bisherige Vorsitzende, Jolanda Offenbeck, wieder.
    Sie musste massive Streichungen hinnehmen.
    In einem Interview spricht sich Frau Offenbeck aber gegen einen Rücktritt aus.
    Frankreich will seine militärische Präsenz auf den Weltraum ausdienen.
    Eskalation des Terrors in Belgien versetzt die Bürger in Angst und Schrecken.
    40 Jahre FAO, Welternährungsorganisation der UNO, in Rom begann heute die Jubiläumsvollversammlung.
    Und Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse.
    Im Journal zu Gast ist heute Jörg Mauthe, der nicht amtsführende Wiener Kulturstadtrat der ÖVP.
    Gegen Ende des Mittagsjournals berichten wir dann noch über die Beschlüsse des Kuratoriums der Salzburger Festspiele.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
    Verantwortliche Redakteurin ist Elisabeth Manners und Sprecher Karl Berger.
    USA.
    Präsident Reagan wird heute in einer 10-minütigen Radiorede seine Ziele und Wünsche für das Gipfeltreffen mit dem sowjetischen Parteichef Michael Gorbatschow präzisieren.
    Die Rede wird vom Regierungssender Stimme Amerikas auch in die Sowjetunion übertragen.
    Washington hat an Moskau appelliert, die bisher üblichen Störungen der Sendungen in russischer Sprache der amerikanischen Radiostation diesmal zu unterlassen.
    Die Rede Reagans wird auch in andere Länder ausgestrahlt und simultan in insgesamt 42 Sprachen übersetzt.
    Gegenüber republikanischen Kongressabgeordneten hat Reagan zuletzt betont, er reise selbstbewusst nach Genf, weil er in den vergangenen fünf Jahren die Stärke und das internationale Ansehen der Vereinigten Staaten wiederhergestellt habe.
    Das Treffen Reagan-Gorbatschow ist für den 19. und 20.
    November angesetzt.
    Frankreich.
    Die Regierung in Paris will die militärische Präsenz Frankreichs auf den Weltraum ausdehnen.
    Verteidigungsminister Paul Killers hat vor der Nationalversammlung die Stationierung von Spionage- und Fernmeldesatelliten angekündigt, die gegen elektronische Störversuche unempfindlich sind.
    Killers meinte, nur so könne die Abschreckungsfähigkeit der französischen Atomstreitmacht angesichts der Weltraumwaffenpläne der Supermächte erhalten bleiben.
    Die Nationalversammlung in Paris hat das Verteidigungsbudget für 1986 mit umgerechnet etwa 380 Milliarden Schilling gebilligt.
    Österreich.
    Beim Bundeskongress der SPÖ-Frauen in Mien-Floridsdorf ist heute die Vorsitzende Jolanda Offenbeck in ihrer Funktion bestätigt worden.
    Wie schon gestern bei der Wahl in das Bundesfrauenkomitee erhielt Offenbeck auch heute bei der Wahl ins Präsidium die meisten Streichungen.
    Offenbeck bekam 197 von 304 Stimmen.
    Die übrigen Mitglieder des Präsidiums sind Friederike Seidel mit 246 Stimmen, Helga Hieden mit 258 Stimmen und Elli Zipser mit 242 Stimmen.
    SPÖ-Präsidentschaftskandidat Kurt Steirer betonte heute vor der Frauenkonferenz, die Frauen seien für ihn die besten Verbündeten.
    In der Kurhalle Wien-Oberla hat heute der 19.
    Jugendkongress des Gewerkschaftsbundes begonnen.
    Er steht unter dem Motto Bildung, keine Angst vor Morgen.
    Die etwa 350 Stimmberechtigten und 100 beratenden Delegierten vertreten die mehr als 95.000 Mitglieder der Gewerkschaftsjugend.
    Bundesobmann Fritz Zwihalek verlangte die Reform der bestehenden Berufsausbildung, die Schaffung eines Berufsausbildungsfonds, die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und die stärkere Einbeziehung der Arbeitswelt in die Umweltschutzdiskussion.
    Die Zahl der Flüchtlinge, die in Österreich um Asyl ansuchen, hat im vergangenen Oktober abgenommen.
    Im Vormonat lagen 503 Asylansuchen vor, im September waren es noch 884.
    Die meisten Flüchtlinge kommen aus osteuropäischen Ländern, an der Spitze liegt Ungarn.
    USA.
    Das Finanzministerium in Washington hat die Vergabe neuer Kredite an Südafrika grundsätzlich verboten.
    Ausnahmen gibt es nur bei Darlehen für Bildungs-, Gesundheits- und Bauvorhaben, von denen alle Südafrikaner, Weiße und Schwarze, ohne jede Diskriminierung profitieren.
    Das Kreditverbot gilt ab kommenden Montag.
    Die Vereinigten Staaten sind gegenüber den Entführern der Amerikaner im Libanon zu keinerlei Konzessionen, aber zu Gesprächen bereit.
    Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, die amerikanische Politik gegenüber dem Terrorismus habe sich nicht geändert.
    Vier der sechs im Libanon festgehaltenen amerikanischen Staatsbürger haben gestern Präsident Reagan in einem Schreiben aufgefordert, über ihre Freilassung zu verhandeln.
    Der indische Sektenführer Bhagwan Shri Rajneesh ist am Abend gegen eine Kaution von umgerechnet etwa 9,2 Millionen Schilling von den Behörden im Bundesstaat Oregon freigelassen worden.
    Der Guru darf Oregon allerdings nicht verlassen.
    Bhagwan war vor elf Tagen gemeinsam mit sieben seiner Anhänger festgenommen worden.
    Die Behörden werfen ihm Verletzungen der Einwanderungsbestimmungen vor.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bildungsministerin Dorothee Wilms hat an die Länder und an die Bildungseinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland appelliert, hochbegabte Kinder stärker zu fördern.
    In einem Zeitungsinterview kritisierte die Ministerin, dass viele Lehrer hochbegabten Kindern völlig hilflos gegenüberstehen.
    Die zwei bis drei Prozent der Schüler seien an den Schulen oft als Querulanten verschrien, weil die Pädagogen ihre Hochbegabung nicht erkennen, betonte Dorothee Wilms.
    Ihrer Ansicht nach ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer nur von Chancengleichheit gesprochen worden und die Individualität dabei verloren gegangen.
    Sowjetunion.
    In Moskau beginnt am Nachmittag die letzte der insgesamt 24 Partien der Schachweltmeisterschaft.
    Für den Gesamtsieg kommen sowohl Titelverteidiger Anatoly Karpov als auch sein Herausforderer Garry Kasparov in Frage.
    Der 22-jährige Kasparov liegt leicht im Vorteil.
    Er führt mit 12 zu 11 Punkten und benötigt nach dem Reglement nur noch ein Unentschieden, um neuer Schachweltmeister zu werden.
    Sein Gegner Karpov ist 34 Jahre alt.
    Großbritannien.
    Ein heftiger Streit zwischen zwei Passagieren wegen einer Zigarre hat in der Nacht auf heute einen amerikanischen Jumbo-Jet zur Notlandung auf dem Flughafen London Heathrow gezwungen.
    Die Boeing 747 befand sich auf dem Weg von Athen nach New York.
    Ein 52-jähriger Amerikaner erregte mit seiner Zigarre den Unwillen seines Sitznachbars.
    Es kam zu Handgreiflichkeiten, in denen auch das Bordpersonal verwickelt war.
    Der Pilot sah die Sicherheit am Bord nicht mehr gewährleistet und er suchte um Genehmigung zu einer Notlandung.
    Die Wetterlage.
    Mit einer kräftigen Südwestströmung wird feuchtmilde Luft vom Atlantik gegen Mitteleuropa geführt.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Unterschiedliche Bewölkungen, gelegentlich etwas Regen, regional aber auch sonnige Abschnitte.
    Wind aus Südost bis Südwest, Nachmittagstemperaturen 7 bis 12 Grad, Frühtemperaturen morgen 0 bis 6 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Wechselnde, vielfach auch starke Bewölkung und von Westen her aufkommende Niederschlagstätigkeit auf den Bergen, Temperaturrückgang.
    Wind aus Südwest bis Nordwest, Tageshöchsttemperaturen 6 bis 12 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, wieder teilweise sonnig, Temperatur auch in den Niederungen sinkend.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt 9 Grad, Südostwind 15 Kilometer in der Stunde, Eisenstadt bedeckt 10, Linz stark bewölkt 11, Salzburg stark bewölkt 13, Südost 20, Innsbruck wolkig 9, West 15, Bregenz wolkig 13, Graz stark bewölkt 11 und Klagenfurt wolkig 8 Grad.
    Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Die zweitägige Bundeskonferenz der sozialistischen Frauen wurde heute in Wien mit einer Rede von Präsidentschaftskandidaten Kurt Steirer und der Wahl ins Präsidium abgeschlossen.
    Bei dieser Wahl musste die bisherige und wiedergewählte SPÖ-Frauenchefin, die stellvertretende Klubobfrau Jolanda Offenbeck, recht massive Streichungen hinnehmen.
    Sie blieb mit rund 65 Prozent knapp unter der Zweidrittelmehrheit.
    Nach dieser Wahl führte Fritz Besata mit Jolanda Offenbeck das folgende Telefoninterview.
    Frau Abgeordnete Offenböck, Sie haben heute knapp die Zweidrittelmehrheit bei der Wiederwahl verfehlt.
    Es gab gestern schon starke Streichungen, heute gab es noch mehr.
    Worauf führen Sie diese zurück?
    In einer demokratischen Partei gibt es verschiedene Standpunkte, gibt es verschiedene Meinungen und das kommt dann in einer Wahl zum Ausdruck.
    Im Übrigen sehe ich es sehr positiv.
    Zweidrittelmehrheit ist im Parlament eine qualifizierte Mehrheit und jede Partei wäre froh, wenn sie
    für ein Gesetz der zwei Drittel Mehrheit kriegt.
    Verfassungsgesetze bedürfen bekanntlich der zwei Drittel Mehrheit.
    Nun ist es aber doch so, dass man bei einer Wiederwahl meistens mehr Stimmen bekommt als bei der erstmaligen Wahl.
    Sie haben weniger bekommen.
    Das muss nicht sein.
    Das, glaube ich, wird man sich überhaupt abgewöhnen müssen in Zukunft zu rechnen, dass die Leute volksdemokratische Mehrheiten bekommen.
    Die Leute werden kritischer.
    Und ich bin nicht sicher, ob auf dem Parteitag auch die Resultate alle so einhellig sein werden.
    Worauf führen Sie selbst, Frau Offenbeck, es darauf zurück, dass Sie doch relativ massiv gestrichen wurden?
    Ich habe eine eigene Meinung zu vielen Dingen und andere haben eine andere Meinung und das ist in der Demokratie erlaubt und das finde ich so außerordentlich.
    positiv, dass man seine Meinung sagen kann, ohne dass man fürchten muss, dass man eingesperrt wird oder sonstige, sagen wir, irgendeine Verfolgung auf sich nehmen muss.
    Und das tue ich.
    Ich mache davon Gebrauch.
    Das sagen, was ich mir denke.
    Würden Sie der Einschätzung zustimmen, dass Sie die weniger emanzipierte Frau sind, etwa im Vergleich zu Staatssekretärin Donald?
    Nein, dem würde ich nicht zustimmen.
    Wissen Sie, ich bin nämlich eine Frau, die ein Leben lang berufstätig war, nie einen Karenzurlaub in Anspruch genommen hat, zwei Kinder habe und eine Familie.
    Aber wie gesagt, mein Leben lang berufstätig war.
    Das heißt, Sie waren, als Sie die Kinder bekamen, nicht in der Karenz?
    Nicht einmal das.
    Habe weitergearbeitet.
    Der Bundeskanzler hat gestern davon gesprochen, man müsse mehr lächeln in der Politik.
    Fassen Sie das im Hinblick auf die Streichungen so auf, dass Sie eventuell dem Bundeskanzler zu wenig lächeln?
    Der Bundeskanzler war gar nicht wahlberechtigt.
    Die Frauen haben also gewählt.
    Und ich weiß nicht, ob Sie die Meinung des Bundeskanzlers teilen bezüglich Lächeln, aber Lächeln ist auf jeden Fall immer gut, denn das zeigt, dass einem die Sache nicht zutrifft.
    Frau Offenbeck, wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zum Bundesparteivorsitzenden und Bundeskanzler Kurz umreißen?
    Ausgezeichnet.
    Am kommenden Montag beginnt der Sozialistische Bundesparteitag.
    Da geht es ja auch darum, dass eine Statutenänderung diese Quotenregelung für die Frauen vorsieht.
    Würden Sie nicht glauben oder befürchten Sie, dass Sie als etwas geschwächte, wiedergewählte Frauenvorsitzende die Quotenregelung weniger massiv jetzt vertreten können, als wenn Sie mit einem höheren Prozentsatz gewählt worden wären?
    Ich würde das nicht so sehen.
    Das ist ein einhelliger Wunsch aller.
    Und daher seht ihr ihn also in dem Wahlresultat eigentlich für keinen Nachteil.
    Der Wiener Bürgermeister und damalige SPÖ-Parteivorsitzende von Wien, Felix Lawig, ist zurückgetreten, als auf einem Parteitag auch nur ungefähr 67% gekommen hat.
    Sie treten nicht zurück?
    Nein, ich trete nicht zurück.
    Die Zeiten haben sich geändert.
    In der Demokratie genügt es 50% plus eine Stimme.
    Das haben mir meine Freunde empfohlen und so halte ich es.
    Soweit die wiedergewählte SPÖ-Frauenchefin Jolanda Offenbeck.
    In zehn Tagen, am 19.
    November, treffen in Genf der amerikanische Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Parteichef Michael Gorbatschow zum ersten Mal zusammen.
    Für dieses Treffen laufen derzeit in Washington und Moskau die Vorbereitungen auf Hochtouren.
    In den Hauptstädten Europas werden die Aktivitäten der beiden Supermächte mit Interesse verfolgt.
    Doch gehen die europäischen Politiker und Regierungen auch ihre eigenen Wege?
    So haben sich erst in dieser Woche 18 europäische Staaten, darunter auch Österreich, auf der Eureka-Konferenz in Hannover auf zehn Projekte für die Entwicklung von Hochtechnologie geeinigt.
    Eureka ist das europäische Gegengewicht zum amerikanischen SDI Weltraumprogramm.
    Und angesichts der Weltraumwaffenpläne der beiden Supermächte, der USA und der USSR, will nun auch Frankreich in den Weltraum vordringen.
    Die französische Regierung will die militärische Präsenz Frankreichs auf den Weltraum ausdehnen.
    Dies hat jetzt der Verteidigungsminister vor der Nationalversammlung in Paris angekündigt.
    Thomas Fuhrmann informiert näher.
    Frankreich erhebt zwar den Anspruch auf eine weltweite politische und militärische Präsenz, doch im Ernstfall fehlt es an den Mitteln, um die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit auch glaubwürdig aufrechtzuerhalten.
    Dies gilt weniger für die nukleare Komponente der Streitkräfte, für die Abschreckung an sich, sondern für die militärische Kommunikation, Aufklärung und Beobachtung außerhalb der eigenen Grenzen in Europa.
    Hier liegt derzeit noch viel im Argen.
    So war Frankreich beispielsweise im Chad-Konflikt auf amerikanische Beobachtungssatelliten angewiesen, um in ernster Lage das Ausmaß der libyschen Präsenz im Chad zu begreifen.
    Diese Abhängigkeit ist auf die Dauer demütigend und problematisch.
    Der Ankauf von amerikanischen AWACS-Radarflugzeugen wurde bisher immer wieder vertagt.
    Die Anschaffung von drei AWACS würde nämlich rund 25 Milliarden Schilling kosten.
    Das wäre die Hälfte des derzeitigen Ausrüstungsbudgets.
    der französischen Luftwaffe.
    Das Wachen und Sehen mittels Radar tief in das Gebiet eines potenziellen Feindes und Angreifers hinein ist eine Sache.
    Das Fotografieren von Truppenbewegungen aus dem Weltall eine andere.
    Hier hat sich die französische Regierung nun zu ersten Investitionen entschlossen.
    Im neuen Verteidigungsbudget, das heute Nacht von der Nationalversammlung beschlossen wurde, sind erste Kredite für den Bau eines Beobachtungssatelliten vorgesehen.
    Für die Entwicklung eines optischen Satelliten sind ungerechnet rund 400 Millionen Schilling geplant.
    Der neue französische Verteidigungsminister Paul Killes kündigte gestern den Bau von insgesamt vier derartigen Satelliten an, die ab 1992 im Abstand von drei Jahren in eine Erdumlaufbahn gebracht werden sollen.
    In seiner Budgetrede sagte Killes nicht, dass sich Frankreich nach wie vor eine Beteiligung der Bundesrepublik an diesem Projekt wünscht.
    Sollte die BRD auf diesem Gebiet nicht mit seinen französischen Alliierten zusammenarbeiten wollen, dann ist man in Paris zu einem Alleingang entschlossen.
    So sehr man in Frankreich die Notwendigkeit eigener Beobachtungssatelliten erkannt hat, so wenig hält die sozialistische Regierung von einer Beteiligung am amerikanischen SDI-Programm.
    In dieser Frage besteht allerdings kein Konsens mit der bürgerlich-liberalen Opposition.
    Kulissenchef Jacques Chirac hält Roland Reagan's Weltraumabwehrwaffenpläne für notwendig und positiv.
    Der frühere Staatspräsident Giscard d'Estaing tritt eher für ein eigenes europäisches Dach gegen eine nukleare Bedrohung ein.
    In einem heute im Wochenmagazin Le Point veröffentlichten Interview vertritt Giscard folgenden Standpunkt.
    Jene westeuropäische Staaten, die über eine entsprechend entwickelte militärische Industrie verfügen, müssten gemeinsam ein Raketenabfangprogramm errichten.
    Dieses Programm sollte mit der bei SDI entsprechenden Phase koordiniert und auf der Basis einer Partnerschaft mit den USA entwickelt werden, meint Ex-Präsident Giscard d'Estaing.
    Die nuancierten und von der Regierungshaltung abweichenden Standpunkte prominenter Oppositionspolitiker sind für die Zukunft von Bedeutung.
    Für den wahrscheinlichen Fall eines Wahlsieges der Opposition bei den Parlamentswahlen im kommenden März könnte sich auch in Bezug auf SDI in Frankreich viel ändern.
    Immer vorausgesetzt, dass die Rüstungsverhandlungen zwischen den beiden Supermächten in den nächsten Wochen und Monaten zu keinen entscheidenden Ergebnissen führen.
    Belgien wird zurzeit von einer Welle brutaler Gewaltverbrechen und Terrorakte heimgesucht, die die Bürger in Angst und Schrecken versetzen.
    Es taucht immer häufiger die Frage auf, wie es möglich ist, dass den seit einem Jahr operierenden linksextremen Terrorgrippen und den seit zwei Jahren im walonischen Landesteil wütenden Gangsterbanden noch immer nicht das Handwerk gelegt werden konnte.
    Regierung und Sicherheitsbehörden haben zwar verstärkte Maßnahmen angeordnet, doch scheinen Terroristen und rücksichtslose Killer davon wenig beeindruckt zu sein.
    Ihren Gerd Richardsen berichtet aus Brüssel.
    Die Angst geht um in Belgien.
    Angst vor neuen Bombenanschlägen der Linksextremistenorganisation kommunistische kämpferische Zellen.
    Angst vor neuen Raubüberfällen durch brutale Gangster, die jeden über den Haufen schießen, der sich ihnen in den Weg stellt.
    So wie damals Ende September bei zwei Überfällen auf Supermärkte in Vororten der Hauptstadt Brüssel.
    Und?
    In diese Angst mischt sich Zorn.
    Zorn der Bevölkerung darüber, dass es den Sicherheitsbehörden in den zurückliegenden Wochen und Monaten nicht gelungen ist, auch nur eine einzige heiße Spur zu entdecken, die zur Erfassung der Täter führen könnte.
    Zwar hat die belgische Regierung seit Anfang des Jahres einige Sondermaßnahmen im Kampf gegen den Terrorismus und das professionelle Gangstertum durchgesetzt.
    So wird zum Beispiel die Fahndung nach den kommunistischen kämpferischen Zellen, im französischen Kürzel CCC genannt, die sich inzwischen auch in einem Bekennerbrief zu der Serie von Bombenattentaten in der zurückliegenden Woche bekannt haben, seit kurzem zentral von der Staatsanwaltschaft in Brüssel ausgesteuert.
    So gibt es auch eine Spezialeinheit aus Polizei und Reichsgendarmerie zur Bekämpfung des Terrorismus, die dem Innen- sowie Justizministerium direkt unterstellt ist.
    Doch, und dies leugnen nicht einmal die betroffenen Behörden, all diese organisatorischen Maßnahmen haben die Fahnder nicht einen Millimeter vorangebracht.
    Wir tappen noch völlig im Dunkeln.
    Dies wird inzwischen von Angehörigen der Staatsanwaltschaft vor aller Öffentlichkeit zugegeben.
    Kein konkreter Hinweis, kein brauchbarer Augenzeugenbericht, kein Fingerabdruck.
    Wie gesagt, nirgendwo eine heiße Spur.
    Und das, obwohl die CCC inzwischen ihre Anschläge mit immer größerer Unverfrorenheit begehen.
    Am helllichten Tage verteilten sie zum Beispiel auf offener Straße in der Universitätsstadt Löwen Flugblätter, die vor der bevorstehenden Bombenexplosion vor einem Bankgebäude warnten.
    Die kommunistischen kämpferischen Zellen wollen, so erklärten sie in ihrem Bekennerbrief zu den Anschlägen der zurückliegenden Woche, den Staat zerstören und die Diktatur des Proletariats im marxistisch-leninistischen Sinne errichten.
    Sie werfen der Regierung unter dem Christdemokraten Wilfried Martens eine Politik der gewaltsamen und systematischen Aggression gegen die Welt der Arbeit vor.
    Und seit mehr als einem Jahr schon versetzen die CCC ganz Belgien in Angst und Schrecken.
    24 Attentate gehen inzwischen auf ihr Konto.
    Da macht sich immer spürbarer Unmut unter der Bevölkerung breit, angesichts der offensichtlichen Ohnmacht der staatlichen Stellen die Täter dingfest zu machen, bevor noch größeres Unheil geschieht.
    Zwei Menschen kamen bei den CCC-Anschlägen ums Leben, neun bei den Raubüberfällen.
    In ihrer Verzweiflung haben sich inzwischen die Angehörigen der sieben Toten, die Ende September bei den Überfällen auf die Supermärkte ermordet wurden, an die Öffentlichkeit gewandt.
    Sie werfen der Polizei zulasche Fahndungsmethoden, ungenaue Befragung von Augenzeugen, schlampige Untersuchungen am Tatort vor und warnen, die Gangster können jeden Tag aufs Neue wieder zuschlagen.
    Doch diese mörderische Kombination, politisch motivierte Bombenanschläge durch die CCC einerseits, brutalstes Profi-Raub-Gangstertum andererseits, erweist sich offensichtlich als eine zu große Aufgabe für Belgiens Sicherheitsbehörden.
    Und so hat Regierungschef Martens, durch permanente Koalitionsgespräche zur Bildung einer neuen Regierung, im Augenblick sowieso anderweitig voll ausgelastet,
    inzwischen an die Bevölkerung appelliert, Polizei und Gendarmerie bei der Suche nach den Tätern zu unterstützen.
    Ein Appell, der von der Bevölkerung eher zurückhaltend aufgenommen wurde.
    Sie will geschützt werden, nicht aber den Hilfs-Sheriff spielen.
    Und so kann es sein, dass nur der Zufall die belgische Polizei auf die richtige Fährte bringen wird.
    Dazu kommt, dass sicherlich das kleine Königreich auch angewiesen ist auf Hilfe der Nachbarn.
    Denn die Grenze ist überall in Belgien nah und da können sich Terroristen und Gangster schnell absetzen.
    Aus Anlass des 40.
    Jahrestages der Gründung der Welternährungsorganisation FAO treffen heute in Rom Ernährungs- und Landwirtschaftsminister aus aller Welt zusammen.
    Die FAO, 1945 gegründet, umfasst 144 Mitgliedstaaten und ist die wichtigste internationale Organisation zur Bekämpfung des Hungers in der Welt.
    Obwohl sich die Nahrungsmittelproduktion im vergangenen Vierteljahrhundert verdoppelt hat und bei einer gleichmäßigeren Verteilung leicht ausreichen würde, alle Menschen zu ernähren, ist der Hunger in der gleichen Zeit für immer mehr Menschen zu einer existenziellen Bedrohung geworden.
    Man rechnet heute, dass rund eine Milliarde Menschen unterernährt sind, das ist fast ein Viertel der Erdbevölkerung.
    Mehr als 200 Millionen Kinder sind in dieser Zahl inbegriffen.
    Die dringendsten Hilfslieferungen der FVO im vergangenen Jahr gingen in die von Hungerkatastrophen betroffenen Regionen Afrikas.
    Millionen Menschen in Äthiopien, dem Sudan, Angola und in den westafrikanischen Staaten Mali und Niger wären ohne diese Hilfe verhungert.
    Rolf Gallus informiert aus Rom.
    Konferenz der Welternährungsorganisation, die zweijährlich am Hauptsitz der FAO in Rom stattfindet, steht heute am Eröffnungstag im Zeichen eines regelrechten Gipfels über Ernährung und Landwirtschaft, an dem rund 100 Agrarminister teilnehmen.
    Höhepunkt der dreiwöchigen Sitzungsperiode der Generalkonferenz der FAO ist dann ein Festakt am 14.
    November, bei dem in Form eines Nord-Süd-Dialogs die Präsidenten Suharto von Indonesien und Mitterand von Frankreich programmatische Reden zur Feier des 40.
    Jahrestages der Gründung der FAO halten werden.
    Das Arbeitspensum der Generalversammlung der Welternährungsorganisation
    die aus den Delegationen der 156 Mitgliedstaaten der FAO besteht, umfasst eine lange Reihe wichtiger Planungen und Initiativen sowie die Behandlung des Arbeitsprogramms und die Aufstellung des Budgets für die nächsten beiden Jahre, also bis zum Herbst 1987.
    Zunächst werden die Delegierten den Entwurf eines internationalen Pakts zur Welternährungssicherung erörtern,
    den die FAO-Leitung als zwingend notwendig bezeichnet.
    In der Präambel des Paktes wird nachdrücklich die weltweite moralische Selbstverpflichtung aller Regierungen, internationalen und nichtstaatlichen Organisationen sowie auch der Einzelmenschen zur gemeinsamen Bekämpfung der Unterernährung und des Hungers festgelegt.
    Der Konferenz wird ferner die Fassung eines internationalen Kodex
    über Verhalten bei Verteilung und Verwendung von Pflanzenschutzmitteln vorgelegt.
    Es handelt sich dabei um einen ersten Versuch, verbindliche Richtlinien für den Handel und Umgang mit Pestiziden zur Verhütung von landwirtschaftlichen und gesundheitlichen Schäden zu fixieren.
    Eine weitere Untersuchung der FAO beschäftigt sich mit der in vielen Entwicklungsländern weit verbreiteten Tendenz der Benachteiligung der Landwirtschaft.
    Um in dieser Hinsicht Anreize zu einer Trendumkehr zu geben, hält die FAO eine wirksame Preisgestaltung und Vermarktung zur Befriedigung der Bedürfnisse sowohl der Landwirte als auch der Verbraucher in den Entwicklungsländern für vorrangig.
    Mit einem kritischen Seitenblick wird allerdings vermerkt, dass die Effizienz preispolitischer Maßnahmen durch die Politik industrialisierter Länder auch beeinträchtigt werden kann.
    Wie immer auf den Generalkonferenzen der FAO wird die Budgetdebatte einen Zentralpunkt der Arbeiten und Diskussionen darstellen.
    In Fortsetzung einer nunmehr eingeübten Praxis sind in dem neuen Haushaltsplan der FAO wiederum Einsparungen bei Verwaltungskosten zugunsten der entwicklungstechnischen und wirtschaftlichen Programme der Organisation enthalten.
    In Zahlen macht das eine Aufstockung bei den Leistungsprojekten von 9,4 Millionen Dollar oder 3,8 Prozent aus.
    Insgesamt wird sich das neue Zweijahresbudget der FAO auf 448 Millionen Dollar belaufen.
    Hinsichtlich der Schwerpunkttätigkeit der FAO bleibt auch in Zukunft Afrika das wichtigste Einsatzgebiet,
    sowohl zur Wiederherstellung der Agrarproduktion nach Ende der Dürre als auch zur Steigerung langfristiger Wachstumsraten.
    Rolf Gallus hörten Sie aus Rom.
    Ein Theaterstück sorgt in der benachbarten Bundesrepublik Deutschland noch vor seiner öffentlichen Aufführung für größte Aufregung in der Öffentlichkeit.
    Es handelt sich um Der Müll, die Stadt und der Tod von Rainer Werner Fassbinder.
    Der vor drei Jahren gestorbene Schriftsteller und exzentrische Filmemacher Fassbinder hat das Stück vor rund zehn Jahren geschrieben, nun sollte es endlich aufgeführt werden.
    Doch Sprache und Inhalte dieses Stücks, welches sich mit Grundstücksspekulationen in Frankfurt beschäftigt und wobei die Hauptfigur, der reiche Jude, zuletzt eine Prostituierte ermordet, führten zu massiven Protesten bis hin zur Bühnenbesetzung.
    Die Demonstrationen in Frankfurt sind noch lange nicht abgeebt, bisher gab es lediglich eine geschlossene Vorstellung für Theaterkritiker und eine neue, intensive, ja schmerzliche Diskussion um Antisemitismus.
    Die Meinung über das Stück und darüber, ob man es aufführen sollte, gehen quer durch die Bevölkerung.
    In der renommierten Wochenzeitung Die Zeit wird den unterschiedlichen Auffassungen in zwei Kommentaren auf der Seite 1 Rechnung getragen.
    Auszüge dazu aus der Meinung von Zeitherausgeberin Marion Gräfin-Dönnhoff und Chefredakteur Theo Sommer.
    Theo Sommer, Chefredakteur der ZEIT, fasst schon im Titel seines Kommentars seine Position so zusammen.
    Die Kunst ist frei und muss es bleiben.
    Für Marion Greffin Dönhoff soll sich hingegen das Stück, wie sie im Untertitel ihres Kommentars schreibt, von selber verbieten.
    Sowohl Sommer als auch Dönnhof stellen in unterschiedlichen Worten klar, dass die Ermordung von sechs Millionen Juden durch Deutsche nichts ist, was man quasi durch Zeitablauf bewältigen kann.
    Sommer wörtlich?
    Auschwitz werden wir nie los.
    Doch damit ist die Frage nicht beantwortet.
    Darf wegen Auschwitz ein Stück wie das von Fassbinder hierzulande nicht aufgeführt werden?
    Diese Frage Sommers beantwortet die Zeit-Herausgeberin mit einem eindeutigen Nein.
    Nach Auschwitz sollte dies ganz einfach der menschliche Anstand, Takt, Stil oder wie immer man es bezeichnen will, verbieten.
    Denn die Folgen sind doch klar.
    Die Antisemiten werden antisemitischer und die wenigen Juden, die in dieses Land zurückgekehrt oder aus dem Osten hierher geflüchtet sind, fragen sich besorgt, ob es wohl bald wieder soweit ist.
    Auch für Theo Sommer stellt sich die Frage, ob man ein Stück aufführen dürfe, wenn sich die Überlebenden des Holocaust dadurch verletzt fühlen.
    Sommers Gegenargument?
    So verständlich die subjektive Angst der Überlebenden des Holocaust auch ist, es muss erlaubt sein, deren objektive Stichhaltigkeit zu bezweifeln.
    In der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, in den Herzen und Köpfen ihrer Bürger findet sich dafür keine Begründung.
    Es droht kein neues Auschwitz.
    Hingegen findet Marion Gräfin Dönhoff genügend Anzeichen und Beispiele dafür, dass die Angst der Juden vor Ächtung und Pogromen nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
    Sie zitiert dazu aus einer Szene des Stücks, in der es heißt, er saugt uns aus, der Jud, trinkt unser Blut und setzt uns ins Unrecht, weil er Jud ist und wir die Schuld tragen.
    Wäre er geblieben, wo er herkommt, oder hätten sie ihn vergast, ich könnte heute besser schlafen.
    Schließlich kommt Chefredakteur Theo Sommer auf sein Hauptargument, das Stück doch aufzuführen, zu sprechen, nämlich auf das Grundrecht nach Meinungs- und Kunstfreiheit.
    Sommer.
    Dieses Grundrecht schützt nicht nur die wertvolle Meinung, sondern jede Meinung.
    Es umfasst auch die Freiheit zu entscheiden, wie ein Gedanke formuliert werden soll.
    Es stellt neben dem Werk dessen Wirkung unter seinen Schutz.
    Dabei unterliegt die Kunstfreiheit, anders als die Meinungsfreiheit, keiner gesetzlichen Beschränkung.
    Eine Zensur findet nicht statt.
    Freiheit der Kunst, das heißt auch Freiheit zur Provokation, zum Irrtum, zum Flop.
    Die Herausgeberin der Zeitschrift geht auf dieses Argument gleichfalls ein.
    Sie bestätigt die Richtigkeit des Satzes, wonach in der Kunst alles erlaubt sei und man keinen Staat wolle, in welchem die Obrigkeit verordne, was die Bürger lesen oder sehen dürften.
    Dönhoff dann weiter.
    Richtig, aber es ist ein Irrtum zu meinen, das Ideal sei Grenzenlosigkeit.
    Der Fortschritt weg vom Obrigkeitsstaat hin zur demokratischen Freiheit besteht doch nicht darin, dass nun niemand mehr irgendwelche Grenzen anerkennt.
    Also je weniger Grenzen, desto mehr Freiheit.
    So ist es nicht.
    Die Demokratie kann auf Dauer nur funktionieren, wenn der Einzelne sich selber Grenzen setzt.
    Das gilt auch für jenen Frankfurter Theaterintendanten.
    Zu bestimmen, wo die Grenze verläuft, das ist Sache des demokratischen Instinkts.
    Wo der nicht vorhanden ist, nimmt die Gesellschaft Schaden.
    Zwei Minuten nach halb eins ist es jetzt.
    Im Journal zu Gast ist heute Jörg Mauthe.
    Er ist im ÖVP-Team von Vizebürgermeister Busseck für Kultur zuständig, als nicht amtsführender Stadtrat, wie das offiziell heißt.
    Vor seinem Einzug in die Politik war der heute 61-Jährige beim Rundfunk tätig, vielleicht erinnern Sie sich noch an seine Tätigkeit beim Watschenmann, dann als Fernsehmacher und Buchautor.
    Der unkonventionelle, manchmal unbequeme Maute war einer der prominenten Streiter gegen den Kraftwerksbau in Hainburg, verfasste mit Günther Nenning gemeinsam ein Manifest für die Schönheit und sorgte auch in den letzten Wochen für Schlagzeilen auf den Kulturseiten.
    Er kritisierte heftig die Ausstellungsmethoden im Kunsthistorischen Museum in Wien, die er vorsintflutlich nannte und brachte damit eine große Diskussion über eine Reform in Gang.
    Insgesamt sieht Mauthe die Kultursituation freilich optimistisch.
    Ausgelöst von der jungen Generation erwartet Mauthe in einigen Jahren eine Kulturexplosion in Wien.
    Mit Jörg Mauthe sprach Ulrich Brunner.
    Herr Mauthe, Sie sind als bunter Hund 1978 von Pussek in die Politik geholt worden.
    Andere sind auch als bunte Hunde in die Politik gegangen und sind nach einigen Jahren nur noch als graue Mäuse übrig geblieben.
    Ihnen gibt man das Etikett bunter Hund.
    Ich hoffe, Sie fassen das nicht als Beleidigung auf.
    Im Gegenteil, ich halte es als Kompliment.
    Auch heute noch.
    Hat es in all diesen Jahren keinen Konformitätsdruck gegeben, keinen Druck gegeben, sich anzupassen?
    Da kann ich für meine Person sagen, ich bin eigentlich von meinen eigenen Vorstellungen, Ideen oder wie man das halt nennen will, ich glaube nicht einen Zentimeter abgerückt.
    Ich habe alles das, was ich einbringen konnte in die Wiener Kommunalpolitik, sicherlich
    eingebracht.
    Das ist sicherlich nicht mein Verdienst allein, sondern das hängt einfach mit der Person des Erhard Busseck zusammen, der einem halt genug Möglichkeiten zur Entfaltung oder dergleichen gibt.
    Was das betrifft, habe ich wirklich ein gutes Gewissen.
    War es nicht auch leichter, Ihre Haltung beizubehalten in einer Partei, die in Opposition ist?
    Wenn man in der Regierung drin ist, sind die Sachzwänge offenbar doch drückender.
    Das mag sein, das kann ich nicht beurteilen.
    Ich bin immer ein Mann der Minderheit gewesen.
    Ich bin immer auf der Seite der Minderheit gestanden.
    Das ist die Seite, auf der ich mich immer wohlgefühlt habe.
    Wenn Sie damit sagen wollen, dass man sozusagen, wenn man an der Macht ist, den Charakter verliert, so möchte ich das also eher bezweifeln.
    Das scheint zwar ein häufiger Fall zu sein, nach allem was man so sieht und hört, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass das nicht unbedingt notwendig sein müsste.
    Das ist ein moralisches Problem, da kommt man weit ins Philosophieren hinein.
    Herr Mauter, Sie sind angetreten als Propagandist einer neuen politischen Kultur.
    Könnten Sie kurz sagen, was Sie damit gemeint haben?
    Ja, ich glaube, dass Österreich im Ganzen und Wien im Besonderen gerade jetzt vor der Jahrtausendwende ungeheure Chancen hat, gerade auf dem weiten Feld der Kreativität, der Kulturschöpfungen und dergleichen mehr.
    Aus Gründen, die schwierig zu erläutern sind, hat Wien immer am Ende eines Jahrhunderts hervorragende Leistungen erbracht.
    Da gibt es irgendeinen geheimnisvollen Rhythmus, über den man sich lang den Kopf zerbrechen kann, denken Sie, ich weiß nicht was.
    1700, wo plötzlich aus dem Nichts heraus, aus Zerstörungen der Türkenkriege, plötzlich dieses Wunder des Barock ersteht.
    1800, mitten in den napoleonischen Kriegen, nach einer schweren Wirtschaftskrise, entsteht eine der größten Kulturepochen der Menschheit, nämlich das Biedermeier.
    Und von 1900, das hat man ja jetzt im Künstlerhaus also sozusagen dokumentiert gesehen, also hat es wieder einen solchen Sprung gegeben.
    Und ich habe das Gefühl, dass ein solcher Kultursprung gerade jetzt vor uns steht und dass wir es in zehn Jahren, so etwa in zehn Jahren, wahrscheinlich, ich weiß, das klingt jetzt sehr anspruchsvoll, aber ich bin überzeugt davon, dass es so ist, Wien die führende Kulturstadt Europas sein könnte.
    wenn die Politiker und die Sozietät bereit ist, also diesen Sprung mitzutun und zu erwagen.
    Sie haben vor kurzem in einem Interview das genannt, die bevorstehende Kulturexplosion und als Beweis angeführt, dass sich viele Jugendliche mit Literatur beschäftigen und so weiter.
    Geht aber nicht Hand in Hand damit eine gewisse Entpolitisierung der Jugend,
    Und liegt da nicht eine gewisse Gefahr daran?
    Es wachsen jetzt die sehr starken Geburtenjahrgänge des Baby-Booms also heran.
    Das ist die dritte Generation, die Großväter haben also die Stadt aufgebaut, die Väter haben als Neureiche sich betätigt und jetzt kommt eine Generation heran, die einfach Kultur macht.
    Und zwar in großem Maßstab, wie es in Wien eigentlich so ähnlich noch nie der Fall gewesen ist.
    Insofern bin ich ungeheuer optimistisch und mit dem Zustand sehr glücklich.
    Weniger glücklich bin ich im Hinblick auf das Politische, denn da haben Sie schon Recht damit, es geht Hand in Hand mit einer Entpolitisierung, insbesondere der jüngeren Jahrgänge, die ziehen sich gerne zurück, haben offensichtlich einen ausgesprochenen Drang zur Idylle, wenn sie so wollen, es kündigt sich da
    in diesem Fall meine ich selbst negativ, ein neues Biedermeier an.
    Das heißt, dass man sich halt ganz aus der Politik zurückzieht.
    Man hält von den Politikern nichts.
    Teil sicherlich mit Recht, aber jedes Volk hat halt auch die Politiker, die es verdient, und lässt aber die Politiker zugleich werkeln, so in der, mein Gott, halt so in der, zu einer gewissen Haltung, wir machen unsere Sachen, die sollen machen was sie wollen, irgendwie wird es schon weitergehen.
    und da sehe ich allerdings wirklich große Schwierigkeiten, denn eine apolitische Generation, die nicht imstande ist, auch die einfachsten politischen Instrumente zur Hand haben, das heißt, zu weitflächigen Konsenshaltungen zu gelangen, das ist nicht ungefährlich.
    Wenn man das mit der 68er-Generation vergleicht, die Politik sehr intellektuell begriffen hat, kann man sagen, dass die heutige Jugend Politik eher emotionell vom Gefühl her begreift.
    Das ist richtig.
    Nun muss man dazu sagen, dass wahrscheinlich die 68er-Generation in einer derartig graviaten und groben Art ihre Politik betrieben hat,
    dass die jüngeren Geschwister, das hat man ja an den AU-Ereignissen ziemlich deutlich gesehen, davon sich offensichtlich eher abgestoßen gefühlt haben.
    Also die Zeit der großen Slogans und der gesellschaftskämpferischen und Konfliktparolen ist endgültig vorbei, das ist ja gar keine Frage.
    Ist nicht aber auch in der heutigen Jugend die Tendenz vorherrschend, keine Kompromisse einzugehen, sondern die Ziele, die man verfolgt, apothektisch ohne Konsensbereitschaft zu verfolgen?
    Das sehe ich so nicht.
    Ich sehe eher, dass Sie versuchen, sich den diesbezüglichen Fragestellungen zu entziehen.
    Das heißt, Sie debattieren nicht einmal mehr drüber, über den Kompromiss.
    Nichts, sondern Sie gehen halt zurück in Ihre eigenen Beisel, in Ihre Kreise, in die kleine Gruppe, wenn Sie so wollen, und lassen den Herrgott, einen guten Mann, und die Politiker mehr oder weniger gute Männer sein.
    Was kann man tun, um dieser Entwicklung gegenzusteuern?
    Dass man beides hat.
    Die Kultur, die Sie voraussagen, diese Kulturexplosion, und gleichzeitig noch ein politisches Interesse.
    Naja, ich glaube, dass die Kluft zwischen den
    alten und älteren Jahrgängern und der Jugend nicht so sehr einmal eine politische ist, sondern einfach eine kulturelle ist.
    Ich glaube, dass sich über die ganzen Fragen, die sich in diesem Umfeld, also Mutationssprung kultureller und so weiter, ein Konsens herstellen ließe.
    Ich glaube, dass eine Politik, eine österreichische Innenpolitik, mehr denn je
    mehr denn je, das ist schon sehr übertrieben, denn so ungeheuer ist sie ja momentan auch nicht, sich wirklich auf Kulturdinge im weitesten Sinne des Wortes beziehen muss.
    Unter Kultur verstehe ich jetzt nicht nur natürlich Theater und Maler und Literatur, sondern unter Kultur verstehe ich halt auch die Art, wie man miteinander umgeht, wie man miteinander redet, wie man miteinander spricht.
    Und da liegt es sicherlich auch an den Politikern hier, einfach die richtigen Worte zu finden, andere Begriffe zu finden, von rein pragmatischen und dem Alltäglichen wegzugehen und halt zu dem zurückzukehren, was man früher einmal halt die Werte genannt hat.
    Nicht ein Wort, das leider ein bisschen abgenützt ist und wahrscheinlich durch ein Neujahrs ersetzt werden müsste.
    Es gibt einen Vorschlag, mit dem man glaubt, die Demokratieverdrossenheit bekämpfen zu können.
    Das ist ein Vorschlag, der unter dem Schlagwort Dritte Republik in Umlauf gebracht wurde.
    Soll heißen, Konzentrationsregierung, starker Präsident, mehr Plebiszite.
    Wäre das ein Weg, mit dem man dieser Entwicklung gegensteuern könnte?
    Also zunächst einmal glaube ich nicht, dass die jungen Leute demokratieverdrossen sind.
    Ich glaube, dass sie einfach Partei
    Politik verdrossen sind, dass sie diese täglichen Querelen und Skandalchen, an denen natürlich unsere Medien keineswegs unschuldig sind, weil sie das halt immer aufschaukeln und in den Vordergrund spielen, ohne auf das zu reflektieren, was dahinter steht.
    Das sollte man über Skandale nicht berichten.
    Aber noch selbstverständlich muss man über Skandale berichten, das steht ja völlig außer Frage.
    Nun muss man halt auch untersuchen, auf welchem Boden diese Skandale gedeihen.
    Und wie die berühmten Sümpfe und Wiesen halt wirklich entstanden sind, aus denen sich hervorwuchern.
    Ich mache den Medien nicht den Vorwurf, dass sie die Skandale aufdecken, sondern dass sie die Politik ausschließlich als Personality-Show betrachten.
    Das, was halt de facto der Fall ist, ist, dass sie wahrscheinlich die alten Parteistrukturen langsam zerbröseln, dass sie zum Teil versteinen oder zum Teil verwesen und darauf müsste man halt einmal eingehen.
    Noch einmal zurück zum Vorschlag Dritter Republik.
    Glauben Sie, dass das ein taugliches Mittel wäre?
    Dazu habe ich offen gestanden, Herr Brunner, keine persönliche Meinung.
    Herr Mauter, wenn ein Jugendlicher zu Ihnen käme und Sie um Rat fragte, wie er sein Leben gestalten soll, was würden Sie dem raten?
    Es ist immer derselbe Rat, den ich in diesem Fall gebe.
    Ich werde es öfter gefragt danach.
    Ich sage, Riemer, setz dich hin und führ ein Tagebuch.
    Warum?
    Weil du nach spätestens zwei oder drei Jahren, wenn du das Niedergeschriebene nachliest, draufkommen wirst, dass du die Figur in einem Roman bist, der nur zur Hälfte von dir selber geschrieben wird.
    Also Tagebuch führen als Art der Selbstfindung?
    Als Selbstfindung und um Distanz zu gewinnen.
    Was würden Sie ihm noch raten?
    wenn er damit nicht zufrieden ist?
    Daran zu denken, wie seine Söhne oder Enkel eines Tages diese Welt, die er mitgestalten muss, vorfinden werden.
    Also Sie raten ihm zu politischem Engagement?
    Selbstverständlich.
    Ich danke für das Gespräch.
    Jörg Mauthe war heute im Journal zu Gast.
    Im mit Betrieben nicht gesegneten Bundesland Burgenland bahnt sich durch die beabsichtigte Stilllegung des größten burgenländischen Industriebetriebes eine wirtschaftliche Katastrophe an.
    Die Rede ist von der voraussichtlichen Liquidierung der Firma Sanipet in Großpetersdorf im südlichen Burgenland.
    Die Firma erzeugt noch Gesundheitsschuhe und beschäftigt knapp 600 Personen aus der gesamten Umgebung, darunter viele Nebenerwerbsbauern.
    Die amerikanische Mutterfirma Schering-Plau möchte aus den starken Absatzrückgängen die Konsequenzen ziehen und den Betrieb im April einfach zusperren.
    Dazu heute der burgenländische SPÖ-Landeshauptmann Theodor Kehry.
    Vor wenigen Monaten wurde mir noch versichert, das war im Jänner, das war im Februar, das war noch im Mai, dass der Betrieb
    aufrechthalten bleibt, dass keine Gefahr für den Betrieb besteht, dass die Arbeitsplätze wohl also eingekürzt werden bzw.
    bei diesen 500, 600 eingefroren werden und dann kann wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Nachricht in eine doch eher
    unmenschlichen Art, würde ich fast sagen, dass eben Ende April geschlossen wird.
    Man könnte vielleicht hier das Positive sehen, das Positive der Wirtschaft in Österreich, die Sozialpartnerschaft.
    Das wäre in Österreich einfach nicht denkbar von einem österreichischen Betrieb, dass der eben auch sagt, ja aus, fertig, ihr könnt so nach Hause gehen.
    Hier zeigt sich, glaube ich, der Kapitalismus amerikanischer Prägung in all seiner
    Brutalität und Unmenschlichkeit.
    Das heißt, der Dollar zählt, der Verdienst zählt, der Gewinn, aber 600 Familien scheinen, also dort Menschen sowas jedenfalls hier entlandscheint, das kann ziemlich egal so sein und das können wir, werden wir auch nicht zur Kenntnis nehmen.
    Und wir werden, ich habe mit dem Bundeskanzler natürlich mittlerweile gesprochen,
    Und wir werden alles unternehmen, dass wir zunächst einmal Zeit gewinnen über den April hinaus, dass wir alles daran setzen, dass Arbeitsplätze, die da vorhanden sind, gerettet werden, neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
    Dass also dieses soziale Unrecht, so wie sich das jetzt da abzeichnet, nicht zum Tragen kommt.
    Das ist eigentlich das Wesentliche, was ich dazu sagen kann.
    Und wir dürfen nicht vergessen, das ist kein verstaatlichter Betrieb, das ist kein Betrieb, wo das Land überhaupt einen Einfluss hat, sondern das ist ein Betrieb, der zu diesem Zeitpunkt schon den amerikanischen Konzern gehört hat.
    Und das habe ich ja gerade versucht aufzuzeigen, welcher brutalen Form, als er da hier vorgegangen wird.
    Und deshalb sind wir ja gerade heuer auch am Ball gewesen, weil wir die Entwicklung befürchtet haben.
    Es sind ja in den letzten Jahren die Plätze, die Arbeitsplätze von 1150 auf knapp 600
    zusammengeschrumpft.
    Und das musste natürlich zum Denken anregen.
    Und wir haben also auch immer wieder den Kontakt zu der Firmenleitung gesucht.
    Aber Sie sehen ja, wie also dort gehandelt wurde.
    Soweit der burgenländische Landeshauptmann Kehry zur beabsichtigten Stilllegung der Firma Sanipet im südlichen Burgenland.
    Schönes aus vergangenen Zeiten gibt es seit gestern in der Wiener Hofburg nicht nur zu sehen, sondern auch zu kaufen.
    Nunmehr schon die 17.
    IRAD hat die Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse Repforten geöffnet.
    Das Ende der Schau ist der 17.
    November.
    Hans-Christian Unger hat sich in den Kojen umgesehen und im folgenden Beitrag zusammengefasst, was die Besucher erwartet.
    Ein Museum zum Einkaufen.
    Mit diesem Untertitel schmückt sich heuer die Wiener Antiquitätenmesse.
    Und das ist keinesfalls eine Hochstapelei, wenn man beispielsweise die Namensliste jener Maler studiert, die hier in den Kojen vertreten sind.
    Ferdinand Waldmüller, Emil Jakob Schindler, Thomas Ender, Rudolf von Alt, Franz Zülow, Wilhelm Töni, Alfons Walde, Alfred Kubin, Egon Schiele, Gustav Klimt und so weiter und so weiter.
    Wobei, das sei auch gleich gesagt, die beiden letztgenannten, also Klimt und Schiele, nicht mit repräsentativen Werken, sondern bloß mit ein paar Skizzen vertreten sind.
    Die Namensliste zeigt aber gleichzeitig auf, dass zumindest auf dem Sektor der Malerei nach wie vor Künstler heimischer Provenienz dominieren.
    Das internationale Angebot ist eher schmal.
    Von ein paar Niederländern abgesehen, findet sich Prominenz vor allem unter der Moderne des 20.
    Jahrhunderts.
    Jean Cocteau, Serge Poliakoff und der Impressionist Edgar Degas sind darunter sicherlich die bekanntesten, die übrigens mit äußerst repräsentativen Werken vertreten sind.
    Von den Bildern weg hin zum Kunstgewerbe, zu Möbeln und zur Plastik.
    Auch auf diesen Gebieten füllen natürlich die Werke österreichischer Künstler in erster Linie die Kuh in.
    So bergen die Räume der Wiener Hofburg in den nächsten Tagen ein paar wunderschöne gotische Holzskulpturen, die durchaus museumsreif sind.
    Dazu kommt ein reichhaltiges Angebot an Objekten aus der Alpenregion und wie immer ist natürlich Barock und Biedermeier reichhaltig vertreten.
    Ja, und nicht zu vergessen natürlich der Jugendstil.
    Wobei auf diesem Gebiet eine Tatsache dem kundigen Besucher hier deutlich vor Augen geführt wird.
    Das Angebot an wirklich erstklassigen Objekten wird immer schmaler und so versuchen die einschlägig spezialisierten Galerien unentwegt neue Facetten dieser Kunstepoche gewinnbringend zu vermarkten.
    So bietet eine davon Jugendstil-Spielzeug an.
    Die Schöpfer Dagobert Peche, Franz Züllow und Ferdinand Andry.
    Auffällig auch, dass immer mehr Jugendstil-Galerien Objekte aus dem Art-Déco zeigen, um ihr Angebot eben zu erweitern.
    Obwohl diese Kunstrichtung, zumindest auf dem Möbelsektor, noch nicht den strengen Auswahlkriterien der Messeschury entspricht.
    Was einem weiter auffällt, wenn man durch die Kojen wandert.
    Mehr Glas und mehr Schmuck als in den Jahren zuvor.
    Und auch ein reichhaltigeres Angebot an asiatischer Kunst, die nach großem Käuferzuspruch in den USA und in England langsam aber sicher auch in Österreich ein zahlungskräftiges Sammlerpublikum findet.
    Teppiche, alte Stiche und Uhren runden schließlich das Angebot der Messe ab.
    Die Frage, die natürlich alle Aussteller bewegt, werden die Besucher nicht nur schauen, sondern auch kaufen.
    Viele Händler sprechen von einer Belebung des Geschäfts.
    Sowohl deshalb, weil mehr gekauft wird, als auch deshalb, weil Leute, die während des Konjunkturtiefs Geld verloren haben, wieder neue Ware zwangsläufig auf den Markt bringen.
    Mindestens ebenso viele Händler wiederum erklären aber dezidiert, vom Konjunkturlüfterl nichts verspürt zu haben.
    Eine eindeutige Aussage lässt sich also nicht treffen.
    Vor allem deshalb nicht, weil offizielle Zahlen der Branche nicht existieren.
    Und natürlich ist das Wohl und Wehe eines Antiquitätenhändlers selbstverständlich auch davon abhängig, ob seine Ware dem gängigen Sammlertrend entspricht, der wiederum die Preisbildung beeinflusst.
    Und die Trends haben sich nicht geändert.
    Jugendstil und neuerdings Art Deco sowie Biedermeier in allen Spielarten sind nach wie vor das Gefragteste.
    Weniger hoch steht in der Gunst der Käufer Barockmöbel.
    Sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil die heutige Wohnungsgröße nicht ganz den Objekten dieses Stils angepasst ist.
    Auf der Wiener Antiquitätenmesse ist aber nicht nur jeder Stil, sondern auch jedes Preisniveau vertreten.
    Von alten Stichen von 2000 Schilling aufwärts über ein Aquarell von Degas um 1,2 Millionen bis hinauf zu dem Waldmüller-Bild mit dem Titel »Drei Generationen«, für das die Galerie dreieinhalb Millionen Schilling will, ist alles vertreten.
    Ein Preis, dreieinhalb Millionen wie gesagt, der sicher am deutlichsten dokumentiert, dass es sich bei der Antiquitätenmesse eben um ein Museum zum Einkaufen handelt.
    Heute Mittag geht in Salzburg eine zweite Gegessitzung des Kuratoriums der Festspiele zu Ende.
    Nachdem die Neubesetzung im Direktorium nach 15-monatigem Hin und Her zwischen Festspielen und Unterrichtsminister Moritz schon Mitte dieser Woche mit dem Kompromiss der Doppelbestellung von Boy Gobert und Michael Hampe erledigt worden war,
    und daher heute nur noch in einem Formalakt realisiert wurde, kam die heute Vormittag erfolgte Entscheidung über den Nachfolger des im kommenden Sommer ausscheidenden Generalsekretärs Otto Sertl auch für Kenner der Salzburger Szene überraschend.
    Aus Salzburg berichtet Sigbert Stronecker.
    Ganz im Gegensatz zum langwierigen Tauziehen um die Nachfolge des im Sommer 1984 verstorbenen Ernst Häussermann im Direktorium der Festspiele kam es heute sehr rasch zur Bestellung eines neuen Generalsekretärs.
    Nachfolger von Otto Sertl, der mit Ende Sommer ausscheidet, wird der 52-jährige Professor Franz Villnauer sein.
    Er leitet derzeit die Kulturabteilung des großen deutschen Bayer-Konzerns in Leverkusen und ist in Wien für das Institut für kulturelles Management an der Musikhochschule tätig.
    Was die Festspielverantwortlichen an Villnauer besonders beeindruckt hat, ist seine reiche Erfahrung im Theater- und Konzertmanagement, wie es in einer ersten Stellungnahme heißt.
    Gestern ging es im Kuratorium um den seit Jahren diskutierten Umbau des kleinen Festspielhauses.
    Drei sehr prominente Schüler des verstorbenen Festspielhauserbauers Clemens Holzmeister waren angetreten, um ihre Vorstellungen über den Umbau, das in seinen Dimensionen und akustischen Bedingungen gleichermaßen unzulänglichen kleinen Festspielhauses darzulegen.
    Für das ursprüngliche Umbaumodell von Clemens Holzmeister aus dem Jahre 1977-78 sprach sich Hans Hollein aus.
    Dieses Modell sieht die Verkürzung des Zuschauerraums und Logentürme vor, die dem Saal den Charakter eines Marktplatzes geben sollen.
    Dazu Hans Hollein.
    Das Wichtige am Projekt Holzmeister ist auf der einen Seite, dass es natürlich sozusagen die Vervollständigung des Erbes Holzmeister im Festspielhaus ist und in Salzburg.
    Salzburg eine derartig innige Verbindung gehabt.
    Er hat wesentlich zur Gestalt dieser Stadt im 20.
    Jahrhundert beigetragen und es ergibt daher durchaus Sinn nun so ein Vermächtnis zu wahren und zu Ende zu führen.
    Der Nachteil des Holzmeister-Projektes ist der Verlust von 300 Sitzplätzen in dem jetzt 1300 Personen fassenden kleinen Haus.
    Der Architekt Friedrich Kurent hat ein Modell erstellt, das wie bei Holzmeister von der Verkürzung des Zuschauerraumes ausgeht, ohne dass aber Plätze wegfallen.
    Mir hat natürlich von Anfang an Holzmeisters Vorschlag
    unglaublich gut gefallen, also die Idee des Raumes sozusagen unter freiem Himmel mit dem aufsteigenden Treppenfoyer und dieses habe ich aufgegriffen und versucht den Platzverlust auszugleichen durch die dritte Dimension.
    Ich habe in der Höhe mehr Galerien als Holzmeister und habe die Seitenteile gut zugänglich und also dicht mit Menschen besetzt.
    Für Wilhelm Holzbauer lassen sich die Probleme des kleinen Hauses nicht durch Adaptionen lösen.
    Er schlägt eine Vergrößerung des Festspielhauses vor.
    Die Baufluchtlinie soll um fünf Meter in den Max-Reinhard-Platz hinein verlegt werden.
    Er weiß, dass er damit in Salzburg mit seinem extrem strengen Altstadterhaltungsgesetz ein Sakrileg begeht.
    Holzbauer vermag seinen Vorschlag aber historisch zu begründen.
    Es ist so, dass alle Baumaßnahmen im Zusammenhang mit den Salzburger Festspielen eigentlich immer radikale Schritte waren.
    Es ist schon zum ersten Mal so passiert, wie das Bühnenhaus um 180 Grad herum gedreht worden ist und dadurch das Geburtshaus des Altlandes Hauptmann Reals verschwinden musste.
    Der Bühnenturm ist dort gebaut worden, das zweite Mal dann beim Bau des großen Festspielhauses.
    Es sind immer, wenn Notwendigkeit dafür da war,
    ganz radikale Schritte unternommen wurden.
    Und ich glaube, dass auch jetzt die Festspiele an einem solchen Punkt stehen, entweder ein bestehendes Objekt sozusagen dekorativ aufzumöbeln oder eben einen Schritt zu gehen, um einen wirklich nach unseren Begriffen perfekten kleinen Saal für den Festspielhausbezirk zu kriegen.
    Das Festspielkuratorium traf noch keine Umbauentscheidung.
    Hollein, Kurent und Holzbauer wurden aber offiziell zu einem beschränkten Wettbewerb eingeladen.
    Die Weiterverfolgung des Projektes von Clemens Holzmeister ist keine Bedingung mehr in diesem Wettbewerb seiner drei Schüler.
    Zum Abschluss des Mittagsschurnals hören Sie jetzt noch einige Meldungen.
    Österreich.
    SPÖ-Frauenvorsitzende Jolanda Offenbeck wurde heute in ihrer Funktion bestätigt.
    Bei der Wahl ins Präsidium erhielt Offenbeck 197 von 304 abgegebenen Stimmen, das sind rund 65 Prozent.
    Die zahlreichen Streichungen bei ihrer Wahl begründete Offenbeck in einem Interview für das Mittagssjournal damit, dass sie immer ihre eigene Meinung vertrete.
    In Wien hat heute der 19.
    Jugendkongress des Gewerkschaftsbundes begonnen.
    Bundesobmann Fritz Zwihalik verlangte die Reform der Berufsausbildung, die Schaffung eines Berufsausbildungsfonds, die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sowie stärkere Einbeziehung der Arbeitswelt in die Umweltschutzdiskussion.
    USA.
    Präsident Reagan wird heute in einer Radiorede seine Ziele und Wünsche für das Gipfeltreffen mit dem sowjetischen Parteichef Michael Gorbatschow präzisieren.
    Die Rede wird vom Regierungssender Stimme Amerikas auch in die Sowjetunion übertragen.
    Washington hat an Moskau appelliert, die üblichen Störungen der Sendungen der amerikanischen Radiostation zu unterlassen.
    Frankreich.
    Verteidigungsminister Paul Killers hat die Stationierung von Spionage- und Fernmeldesatelliten im Weltraum angekündigt.
    Killers meinte, nur so könne die Abschreckungsfähigkeit der französischen Atomstreitmacht angesichts der Weltraumwaffenpläne der Supermächte erhalten bleiben.
    USA.
    Das Finanzministerium in Washington hat die Vergabe neuer Kredite an Südafrika grundsätzlich verboten.
    Ausnahmen gibt es nur bei Darlehen für Bildungs-, Gesundheits- und Bauvorhaben, von denen alle Südafrikaner, Weiße und Schwarze, ohne jede Diskriminierung profitieren.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend, unterschiedliche Bewölkungen, teilweise auch sonnig.
    Nachmittagstemperaturen 8 bis 12 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowsky verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Ein schönes Wochenende noch.
    Musik

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jolanda Offenbeck als SPÖ-Frauenchefin wiedergewählt
    Interview: SPÖ-Frauenvorsitzende Offenbeck
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Offenbeck, Jolanda [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreich dehnt militärische Präsenz auf den Weltraum aus
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror und Gewalt in Belgien
    Mitwirkende: Richardson, Irmtraud [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Ort: Brüssel [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Vierzig Jahre FAO
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Presseschau: Für und wieder Fassbinder-Stück "Die Stadt, dewr Müll und der Tod"
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Jörg Mauthe
    Interview: nichtamtsführender ÖVP-Kulturstadtrat Mauthe
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Mauthe, Jörg [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    O-Ton Landeshauptmann Kery zur Schließung der Firma SANIPED
    Einblendung: burgenländischer Landeshauptmann Kery
    Mitwirkende: Reiss, Christl [Gestaltung] , Kery, Theodor [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse
    Einblendung:
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Kuratorium der Salzburger Festspiele tagt
    Einblendung: Architekt Hollein, Architekt Kurrent, Architekt Holzbauer
    Mitwirkende: Stronegger, Siegbert [Gestaltung] , Hollein, Hans [Interviewte/r] , Kurrent, Friedrich [Interviewte/r] , Holzbauer, Wilhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1985.11.09
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.11.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-851109_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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