Mittagsjournal 1989.10.18

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Das schwere Erdbeben in Kalifornien mit hunderten Todesopfern ist Hauptthema des heutigen Mittagsjournals, zu dem sich Manfred Kronsteiner begrüßt.
    Wir berichten heute Mittag außerdem noch über die massive Haider-Kritik an Vizekanzler Riegler wegen dessen Parlamentsabfertigung, über die Forderung des Wirtschaftsbundes, die Gastarbeiterhöchstzahlen abzuschaffen und über die Arbeiterkammerkritik an den Praktiken der Werbebranche.
    Für Freunde der Bühne ein Beitrag über das Gastspiel des japanischen Kabuki-Theaters an der Wiener Staatsoper.
    Zunächst jedoch zur Meldungsübersicht, gelesen von Stefan Pokorny.
    Georg Schalk-Ruber hat seinem Nachrichtenblog selbstredend die Meldung zum Erdbeben in Kalifornien vorangestellt.
    USA.
    Kalifornien, insbesondere der Großraum San Francisco, ist vom schwersten Erdbeben seit der historischen Katastrophe des Jahres 1906 erschüttert worden.
    Soweit sich bisher absehen lässt, geht die Zahl der Opfer in die Hunderte.
    Eine abschließende Bilanz lässt sich noch nicht ziehen.
    Das Beben hatte eine Stärke von 6,9 auf der nach oben offenen Richterskala.
    Es ist somit vergleichbar mit dem verheerenden Erdbeben in Armenien vom 7.
    Dezember vorigen Jahres.
    Weite Teile von San Francisco bieten ein Bild der Verwüstung, zumal nach dem Beben zahlreiche Brände ausgebrochen sind.
    Auf die städtische Infrastruktur wird sich in den nächsten Tagen vor allem auswirken, dass alle Brücken gesperrt worden sind.
    Der Bürgermeister hat die Militärpolizei um Hilfe gegen Plünderer gebeten.
    Präsident Busch hat Bundeshilfe angekündigt.
    Die Bucht von San Francisco liegt zwischen zwei Erdspalten und ist daher besonders erdbebengefährdet.
    Die bekannteste dieser Spalten ist der St.
    Andreas Graben.
    Diese Verwerfung ist eine tiefreichende Störung in der Erdkruste.
    Hier stoßen zwei tektonische Platten zusammen.
    In der Erdkruste bauen sich gewaltige Spannungen auf, die sich dann in Beben entladen.
    Ein prominenter französischer Erdbebenexperte sagte zu der Katastrophe, sie sei menschlich gesehen ein Drama, aber andererseits nicht überraschend gekommen.
    Der Wissenschaftler sagt nicht nur für die nächsten 48 Stunden ein Nachbeben voraus, sondern für die kommenden Jahre ein weiteres Erdbeben von noch weit verheerenderem Ausmaß.
    Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik.
    Mit einem Flugzeug der polnischen Fluggesellschaft LOT sind in Düsseldorf die ersten 125 DDR-Flüchtlinge aus Warschau eingetroffen.
    In der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Warschau warten derzeit noch etwa 1700 Menschen auf die Ausreise.
    Im DDR-Fernsehen war wieder die Rede davon, dass den Vereinbarungen mit Polen und der Bundesrepublik Deutschland das Bemühen um eine humanitäre Lösung zugrunde liege, dass diese Regelung aber nur zeitweilig in Kraft sei.
    Das SED-Politbüro hat gestern länger als geplant über das weitere politische Vorgehen beraten.
    Einzelheiten wurden nicht bekannt.
    Heute dürfte eine Sondersitzung des Zentralkomitees stattfinden.
    Österreich.
    Das Parlament befasst sich heute mit dem Kunstbericht 1988 und mit dem Thema Forschung und Forschungsorganisationsgesetz.
    Auch über das geplante LKW-Nachtfahrverbot wird diskutiert.
    Entgegen den ursprünglichen Planungen wird der Nationalrat heute noch nicht über die Auslieferung von Ex-Verteidigungsminister Friedhelm Friedschenschlager im Zusammenhang mit der Norikum-Affäre entscheiden.
    In der Fragestunde sprach sich Vizekanzler Riegler für eine umfassende Verwaltungsreform aus, die, wie er sagte, Aufgabe der gesamten Bundesregierung sei.
    Verkehrsminister Streicher hat als Antwort auf das von Bayern angekündigte Nachtfahrverbot für österreichische Lkw über das sogenannte kleine Deutsche Eck bekräftigt, dass er an dem Nachtfahrverbot für laute Lastkraftwagen ab 1.
    Dezember festhalten werde.
    Mit Reaktionen wie der bayerischen sei zu rechnen gewesen, sagte Streicher.
    Er gab sich optimistisch, in Verhandlungen mit Bonn verschiedene Probleme lösen zu können.
    Außerdem verwies er darauf, dass das Nachtfahrverbot für österreichische Lkw über das kleine deutsche Eck ohnehin seit Februar vergangenen Jahres gelte, dass die bayerischen Behörden jetzt aber die Ausnahmeregelungen restriktiver handhaben würden.
    In Vorarlberg wird es auch in den kommenden fünf Jahren keine ÖVP-Alleinregierung geben.
    Heute einigen sich ÖVP und FPÖ darauf, dass der freiheitliche Landesparteiobmann Hans-Dieter Grabherr Landesrat bleibt.
    Landeshauptmann Poetscher sagte, die Zusammenarbeit mit der Freiheitlichen Partei basiere nicht auf einer notwendigen Koalition, sondern sei eine freiwillige, echte Partnerschaft.
    Erwartungsgemäß hat das Landesgericht Eisenstadt heute den Konkurs über die gemeinnützige Baugenossenschaft Wohnbau Ost über die WBO eröffnet.
    Der ursprünglich angestrebte Liquidationsausgleich ist nicht zustande gekommen.
    Die erste gläubige Versammlung findet am 14.
    November statt.
    In der Grazer Kokain-Affäre wird jetzt auch das Verhalten eines leitenden Polizeiobersten untersucht.
    Die Staatsanwaltschaft lässt Angaben überprüfen, wonach der Oberst angeblich unzulässig Informationen über interne Vorgänge in der Polizei nach außen weitergegeben hat.
    USA
    Nach der durch Schlechtwetter bedingten Absage des geplanten Raumfährenflugs versucht die NASA heute neuerlich Atlantis zu starten.
    An Bord wird die Jupiter-Sonde Galileo sein.
    Die Wettervorhersage ist allerdings schlecht, die Chancen dementsprechend noch geringer als gestern.
    Nun zum Wetterbericht.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Allgemein heiter oder wolkenlos.
    Während der Nacht örtlich Nebelbildung.
    Schwacher bis mäßiger Wind aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 14 bis 19 Grad, Frühtemperaturen 0 bis 10 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag nach zum Teil langsamer Auflösung lokaler Frühnebelfelder zunächst wieder allgemein sonnig, während der zweiten Tageshälfte jedoch im Westen Bewölkungszunahme.
    Wind aus Südost bis Südwest, Frühtemperaturen morgen 0 bis 10 Grad, Tageshöchstwerte 14 bis 20 Grad.
    Eine Vorschau auf übermorgen Freitag, bei Durchzug stärkerer Wolkenfelder vor allem im Westen auch etwas Niederschlag möglich, Temperaturen wenig verändert.
    Das Wetter in Österreich um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 14 Grad, Eisenstadt wolkenlos 14, St.
    Pölten, Heiter 13, Linz, Heiter 8 Grad, Salzburg, Heiter 17, Innsbruck, Heiter 14, Bregenz, wolkig 9 Grad, Graz, Heiter 16 und Klagenfurt, Heiter 9 Grad.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter.
    Bei uns war es Nachtschlaf in der Zeit und in Kalifornien gerade später Nachmittag zur Rush Hour, als 15 Sekunden lang die Erde bebte.
    15 Sekunden, die ausreichten, um in der an einer Bruchzone liegenden Stadt San Francisco schwere Schäden anzurichten.
    Hunderte Menschen sind ums Leben gekommen.
    Eine annähernde Zahl der Todesopfer liegt zur Stunde zumindest uns noch nicht vor.
    Eingestürzte Brücken, Häuser und Hochstraßen, gebaustene Gasleitungen, in der Folge zahlreiche Brände.
    Diese Einzelheiten waren ersten Berichten aus Kalifornien zu entnehmen.
    Ich bin jetzt telefonisch mit Armin Amler in Kalifornien für eine Situationsschilderung verbunden.
    Herr Amler, wie sieht's aus?
    Nun, man kann sagen, dass die Zahl der Todesopfer, die Sie nannten,
    bei ungefähr 250 liegt.
    Es gibt auch wesentlich höhere Schätzungen, aber in der Dunkelheit mitten in der Nacht hier in Kalifornien weiß zurzeit natürlich niemand, wie viele verzweifelte Menschen zu dieser Stunde vielleicht noch in Häusern oder gar unter Trümmern eingeschlossen sind und dringend Hilfe brauchen.
    Denn Rettungsmannschaften aus allen Teilen Kaliforniens haben sich mit Spezialwerkzeugen auf den Weg gemacht und bemühen sich die ganze Nacht über Straßenzüge durchzukämmen und die Aufzüge in den Gebäuden zu überprüfen.
    Während es im schlimmsten Berufsverkehr kurz nach 17.04 Uhr gestern Abend ein totales Verkehrschaos gab, da fragten sich auch die Verantwortlichen der Stadt von San Francisco, wie der Transport von Menschen und Material in der Millionenstadt ab morgen früh aussehen soll.
    wahrscheinlich auf Wochen hinaus gesperrten San-Francisco-Bay-Brücke mit vielen Straßen und weiteren Brücken, die die Behörden aus Angst vor strukturell verhängnisvollen Schäden geschlossen haben.
    Und das einzige Heilmittel dagegen ist die Wiedereröffnung der elektrischen Versorgung.
    Und da haben die Behörden vor allen Dingen die Elektrizitätswerke in San Francisco wirklich hervorragend funktioniert.
    Sie haben in den letzten Stunden bereits 50 Prozent der Versorgung wieder aufgenommen.
    Und man kann sagen, in dieser Beziehung könnte es sogar morgen einige
    Versuche geben, elektrisch betriebene Verkehrsmittel wieder in Betrieb zu setzen.
    Das hätte man vor ungefähr sechs Stunden noch nicht angenommen.
    Hat man bereits einen Überblick über die Situation in der Stadt, was die gravierenden Schäden anbelangt?
    Nun, es ist natürlich so, dass man stundenlang diese enormen Schäden aufzählen könnte.
    Die Brücken, die zusammengebrochen sind,
    die Häuser, die in schrecklichen Bränden bis auf die Grundmauern heruntergebrannt sind, und natürlich auch dieses Großfeuer im Bereich des Hafens von San Francisco.
    Dann wird immer wieder gesprochen von dieser Autobahn, der sogenannten Nimitz-Autobahn, die sozusagen zusammengebrochen ist, eine zweistöckige Autobahn,
    die also 200 Menschenleben gefordert hat.
    Und noch immer sind zig Menschen in Häusern und unter Trümmern eingeschlossen, ohne dass man ihnen gleich helfen kann.
    Das ist die hauptsächliche Situation.
    Aber in der derzeitigen Dunkelheit ist es wirklich schwer, Einzelheiten zu nennen und mehr zu sagen, als dass der Schaden wahrscheinlich in Milliardenhöhe liegt.
    Unser Europäern erscheint das Wohnen etwa in San Francisco ohnehin wie der Tanz auf einem Vulkan.
    Wer in der kalifornischen Bebenzone lebt, weiß um die stets präsente Gefahr einer derartigen Naturkatastrophe.
    Inwieweit haben sich Stadtverwaltungen, vor allem aber Bauherren und Architekten auf diese Gefahr bereits eingestellt?
    Wird auch in der organisatorischen und baulichen Planung diese Gefahr mit einkalkuliert?
    Natürlich diesen sogenannten City Code.
    Das sind die Bauvorschriften in San Francisco und in Los Angeles und in allen Teilen Kaliforniens, die direkt von solchen Erdbeben bedroht sind.
    Die sind also im Laufe der letzten Jahrzehnte immer strenger geworden.
    Aber dass sie noch nicht streng genug sind, das zeigt die Tatsache, dass eben sowohl in Los Angeles als auch in San Francisco der Schaden nach solchen Beben immer noch wesentlich größer ist, als er sein müsste.
    Da gibt es in letzter Zeit neue Trends.
    Da gibt es ein völlig neuartiges Laboratorium in Nordkalifornien, wo man beinahe jedes Gebäude, bevor man es baut, in kleineren Maßstab errichten kann, um dann zu prüfen, ob es in der Lage ist, bestimmten Erdstößen standzuhalten oder nicht.
    Also die Technik hat schon wesentliche Fortschritte erzielt in der letzten Zeit.
    Aber die beste Möglichkeit ist eben auch für die Bürger von Kalifornien, sich auf mögliche Erdbeben vorzubereiten, sich nicht nur mit Lebensmitteln und
    allen möglichen Versorgungsgütern einzudecken, sondern auch in der Lage zu sein, erste Hilfe zu leisten und die richtigen Maßnahmen zu treffen, Gasleitungen abzuschalten und all die Dinge zu tun, die in einem Notfall unbedingt erforderlich sind.
    Und da hat man wirklich in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht.
    Aber bei einem solchen Erdbeben, bei einer solchen Katastrophe sieht man, dass es doch noch eine Menge zu tun
    Kalifornien ist auch ein Zentrum für die Erdbebenforschung.
    Hat es entsprechende Vorwarnungen vor dem heutigen Erdstoß in Kalifornien gegeben und wenn nein, warum nicht?
    Keinerlei Vorwarnungen und das ist kein Versäumnis der Geologen, sondern es liegt einfach in der Tatsache, dass wir heute noch keine Möglichkeit haben, weder in der Seismologie noch in der Geologie ein Erdbeben mit einiger Sicherheit vorauszusagen.
    Die Fälle, in denen ein Beben vorausgesagt werden kann, sind immer noch sehr, sehr selten.
    Das sind nämlich diejenigen, in denen sogenannte Vorbeben stattfinden.
    Und Vorbeben gibt es ganz selten.
    Das ist ein Problem, das auch in anderen Teilen der Welt diskutiert wurde, in Japan und in China, wo es ja sehr viele Erdbeben gibt, auch bei uns in Mitte Europa, in Süddeutschland und in Österreich und in der Schweiz.
    hat man darüber Studien angefertigt und jeder Geologe auf der ganzen Welt weiß, eine solche Voraussage eines Bebens ist in den meisten Fällen, in über 90 Prozent der Fälle, völlig unmöglich.
    Man kann nur langfristig sagen, und die langfristige Voraussage hier in Kalifornien lautet, das große Beben wird innerhalb der nächsten 30 Jahre mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit stattfinden.
    Was diese Wahrscheinlichkeit angeht, so besteht sie immer noch.
    Was wir gestern erlebt haben, ist nicht das große Erdbeben schlechthin gewesen, sondern nur ein warnendes Beben, wie es die Seismologen hier in Kalifornien ausgedrückt haben.
    Also der große Schock kommt immer noch ganz bestimmt.
    Soweit also Armin Amlers Informationen aus Kalifornien, wo es jetzt 2.14 Uhr Nacht ist.
    Um die ohnehin bereits dramatischen Ereignisse noch schrecklicher erscheinen zu lassen, greifen vor allem amerikanische Sensationsreporter zum Vergleich mit dem großen Beben, das 1906 San Francisco verwüstet hatte.
    Ein dubioser Vergleich, wenn man bedenkt, dass das Beben vor 83 Jahren eine Stärke von 8,3 nach der Richterskala hatte,
    und das Beben vor ungefähr 10 Stunden nach amerikanischen Messungen an die 6,9.
    Mein Moderatorenkollege Udo Bachmeier hat den Wiener Erdbeben-Experten Dr. Julius Trimmel von der Hohen Warte nach näheren Erläuterungen zu den Erdstößen in Kalifornien gefragt.
    Hier das Gespräch.
    Haben Sie, Herr Dr. Trimmel, das kalifornische Erdbeben auch hier in Wien auf der Hohen Warte registriert oder ist die Entfernung zum Epizentrum schon zu groß?
    Oh nein, wir haben dieses Beben ganz deutlich registriert.
    Es war ja auch relativ stark.
    Die Entfernung von 9.800 Kilometern ist für so eine Registrierung kein Hindernis.
    Dieses Erdbeben war keineswegs das schon lange erwartete ganz große Ereignis an der San Andreas-Störung, sondern eher ein Mittelding, stark genug allerdings, um relativ große Schäden zu verursachen und Menschenopfer zu fordern.
    Mit Nachbeben ist bei so einem Erdbeben zu rechnen.
    Die Nachbeben sind allerdings
    deutlich schwächer als das Hauptbeben.
    Im Allgemeinen um eine Richterskaleneinheit mindestens um so eine Einheit geringer als das Hauptbeben.
    Könnte es nicht umgekehrt sein, dass die bisherigen Erdstöße möglicherweise nur eine Vorankündigung für ein oder mehrere noch stärkere Beben sein könnte?
    Ausschließen kann man diesen Umstand nicht, aber ich würde das von hier aus niemals behaupten.
    Es ist denkbar, dass die amerikanischen Kollegen für sich selbst irgendwelche Prognosen erstellt haben.
    Mit solchen Prognosen kann man allerdings derzeit noch nicht in die Öffentlichkeit gehen, weil man ja keinesfalls eine Fehlprognose machen darf im Falle von Erdbeben.
    Adam, für sich gibt es ja weltweit ein relativ genaues Erdbebenbeobachtungsnetz.
    Warum ist es da insgesamt überhaupt so schwierig, exakte Prognosen über Zeitpunkt, über Stärke eines bevorstehenden Erdbebens zu machen?
    Die Wissenschaft ist noch relativ sehr jung und gerade diese exakten Methoden sind auch noch nicht sehr lange im Einsatz.
    Man darf nicht erwarten, dass man schon im Laufe weniger Jahre ein ausgereiftes System hat.
    Zurück zum Erdbeben in Kalifornien.
    Was hat sich da nun konkret abgespielt unter der Erdoberfläche?
    Man muss rechnen, dass auf einer Länge von etwa 30 Kilometern, das ist so ein Schätzwert, Bewegung stattgefunden hat.
    Nicht sehr groß, das ist also...
    in der Größenordnung von Meter vielleicht, aber ausreichend, um große Wirkungen zu haben.
    Es wird ja dabei viel Energie abgestrahlt von einer Fläche, aktiven Fläche in der Größenordnung von nahezu 1000 Quadratkilometern.
    In welcher Größenordnung bewegt sich dieses Erdbeben nun vergleichsweise, wenn man an frühere Erdbeben denkt, ist das nicht gemessen etwa an dem ersten Erdbeben in San Francisco 1906, ein eher schwaches Erdbeben?
    Ja, man kann das wohl als wesentlich schwächer betrachten, denn wenn wir jetzt also nicht 6,9 Nachrichter haben, wie aus Amerika verlautet, sondern beispielsweise 7,2, wie wir vermuten, dann würde das etwa eine Einheit weniger haben als das große San-Francisco-Beben vom Jahre 1906.
    Und das hieße, dass in etwa
    Ein Dreißigstel der Energie des 1906-Bebens heute frei geworden ist, beziehungsweise gestern nach Lokalzeit.
    Ja, aber es ist sicher auch eine Frage des Epizentrums.
    Es kann ja sein, dass 1906 das Epizentrum etwas anders gelagert war als heute.
    Durchaus, ja, natürlich.
    Wenn das Epizentrum im dicht bewohnten Gebiet ist, dann sind die Wirkungen größer, als wenn es nicht so der Fall ist.
    War das armenische Erdbeben, das Erdbeben in Armenien, stärker als das jetzt?
    Nein, also das armenische Beben war von der Energie her betrachtet sicher schwächer als das kalifornische jetzt, aber die größeren Schadenswirkungen sind auf die schlechtere Bauweise in Armenien zurückzuführen.
    erklärt Dr. Julius Trimmel, der Erdbeben-Experte an der Hohen Warte in Wien.
    Soviel für heute Mittag zum kalifornischen Beben.
    Und jetzt zur Innenpolitik.
    Die gestrige Budget-Rede des Finanzministers und die Diskussion um die Abfertigung von Vizekanzler Riegler, das waren die zentralen Themen einer Pressekonferenz des FPÖ-Obmannes und Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider.
    Neben der Kritik am Budget-Voranschlag fügte Haider dabei der Abfertigungsdebatte einen neuen Aspekt hinzu, der durchaus für weitere Aufregung sorgen könnte, Bettina Reuter informiert.
    Wenn es nach den rechtlichen Informationen von FPÖ-Obmann Jörg Haider geht, dann könnte sich ÖVP-Obmann Vizekanzler Riegler möglicherweise vor Gericht für seine Abfertigungsannahme verantworten müssen.
    Denn nach Haiders Ansicht ist die für Riegler zutreffende Bestimmung des Bezügegesetzes so eindeutig, dass zu überprüfen wäre, ob nicht der Tatbestand des Paragrafen 134 des Strafgesetzbuches gegeben ist, nämlich jener der Unterschlagung.
    Weil der dafür steht, dass fremdes Gut ohne Tätigkeit des Täters in seine Gewahrsame gekommen ist und daher auch Gutschriften jeglicher Art davon erfasst sind.
    Da gibt es sogar ein Urteil, wo jemand, der von einer Gebietskrankenkasse ein Guthaben überwiesen bekommen hat, dass
    im Irrtümlichen überwiesen worden ist und es für sich in Anspruch genommen hat, verurteilt worden ist.
    Das ist der 134 Strafgesetzbuch.
    Und der Vorrecker schreibt ja auch in seinem Strafrechtskommentar, dass hier eine Unterschlagung auch dann vorliegt.
    wenn der Übergeber eines fremden Gutes an den Täter im Irrtum sich befindet.
    Also die Parlamentsdirektion, die irrtümlich etwas angewiesen hat, ist also nicht der Täter, sondern der, der das Gut in Empfang nimmt und es im Wissen, dass das nicht korrekt sein kann, verwaltet.
    Wobei Haider eben davon ausgeht, dass Riegler genau gewusst haben müsse, dass ihm die Abfertigung nach dem Gesetz nicht zugestanden ist.
    Haider führt dafür eine Rede des ÖVP-Politikers Heinrich Neisser an, der damals herausgestrichen hatte, dass die Antiprivilegien-Gesetzgebung wesentlich von der ÖVP geprägt worden sei.
    Rieglers Argument, er habe die Abfertigung im guten Glauben und ohne Wissen um ihre Unrechtmäßigkeit genommen, kommentiert Haider so.
    Das kann also wirklich niemand akzeptieren, diese Rede, denn es war, diese Erklärung, denn es war ja immer so, dass die Frage des Privilegienabbaus, immer dann, wenn es das eigene, den eigenen Bezug betroffen hat, die Mandatare unwahrscheinlich interessiert hat, und man ja weiß, wie hart also im Jahre 1983, 1984 über diese Fragen verhandelt worden ist, das hätte ja bald zu einer Brucherscheinung auch in unserer eigenen Partei geführt.
    Die Konsequenz aus Heiders Hinweis auf eine mögliche strafrechtliche Verfehlung?
    Das könnte entweder durch eine Anzeige erfolgen oder durch eine amtswägige Einleitung eines Verfahrens.
    Also jeder könnte eine Anzeige?
    Anzeigen könnte man, ja.
    Warum erstatten Sie keine Anzeige?
    Nur weil ich das der Staatsanwaltschaft überlassen will, tätig zu werden.
    Die werden nicht tätig werden.
    Heider wird gefragt, warum er sich nun so zurückhält und nicht etwa den Rücktritt Rieglers verlangt.
    Das sind die Aktionen, die ich nicht in so einem Fall sage, weil das muss sich wirklich jeder wissen, wenn man persönlich belastet ist in einer Frage, die jetzt auch in der Argumentation meines Erachtens nicht glaubwürdig ist.
    Auf ausdrückliche Befragung meint der FPÖ-Chef, er würde sich auch so verhalten, wenn es sich um einen Sozialisten und nicht um einen ÖVP-Politiker handelte.
    Rücksichten auf allfällige Koalitionshoffnungen mit der ÖVP auch auf Bundesebene seien da nicht im Spiel.
    Schließlich aber skizziert Haider doch, was er sich unter Konsequenzen vorstellt, nämlich das, was er auch von Freiheitlichen verlangt,
    wenn diese in gerichtliche Vorerhebungen verwickelt seien.
    Die Niederlegung des Mandats oder die Suspendierung aus ihrem Amt bis zur Klärung der Vorwürfe.
    Wobei allerdings etwa im Falle des FPÖ-Abgeordneten Frischenschlager, gegen den es ja Norikum-Vorerhebungen gibt, noch nichts geschehen ist.
    Was aber sagt die ÖVP zu Haiders massiven Attacken gegen ihren Obmann Riegler?
    Danach wird jetzt Erich Aichinger, Michael Graf, Justizsprecher der ÖVP, telefonisch befragen.
    Herr Dr. Graf, Sie haben das jetzt alles am Radio mitgehört.
    Wie würden Sie für einen allfälligen Klienten, Josef Riegler, in dieser Sache argumentieren?
    Was würden Sie allenfalls ergänzend politisch vorbringen?
    Ich finde, das ist eine unglaubliche Gemeinheit des Herrn Jörg Haider.
    Der FPÖ-Obmann bedient sich da wirklich verleumder Methoden gegenüber dem Vizekanzler Riegler.
    Er wirft ihm vor Unterschlagung und zwar in mutwilliger und evident wahrheitswidriger Weise.
    Er behauptet damit, dass Riegler eine Abfertigung, die ihm die zuständige und rechtskundige Parlamentsdirektion, die er wohl wissen muss, was sie tut, irrtümlich ausbezahlt hat.
    dass er die sich vorsätzlich rechtswidrig zugeeignet hätte.
    Wenn wir mal in den Ton verfallen, im wechselseitigen Umgang von Politikern miteinander, dann hört sich, glaube ich, ein zivilisiertes Nebeneinander und auch ein ehrenhaftes Gegeneinander in der Politik einfach auf.
    Herr Jörg Haider stellt sich damit außerhalb des Kreises aller
    anständigen Menschen, die auch in der Politik verlangen, dass wechselseitiger Respekt und persönliche Ehre auch beim persönlichen Gegner etwas bedeuten müssen.
    Jedem kann doch passieren, dass er einmal was ausgezahlt kriegt und sich denkt, die werden schon gewusst haben, was sie getan haben.
    Dem dann vorzuwerfen, er habe ein Verbrechen begangen, indem er das behält, das ist so maßlos und so unerhört, dass
    Für mich so lange, dass im Raum steht der Herr Aider nicht mehr als eine anzuerkennende politische Größe existiert.
    Die juristische Einschätzung des Anwaltes ist also, die Staatsanwaltschaft wird vermutlich von sich aus gar nichts unternehmen, weil, wie Sie argumentieren, der Vorwurf der Unterschlagung eigentlich im Grund so lächerlich ist und eigentlich durch den Wortblatt des § 134 Strafgesetzbuch gar nicht gedeckt.
    Juristisch ist das völlig lächerlich, weil das Delikt den Nachweis erfordert, dass Riegler das vorsätzlich getan hat, um sich zu bereichern.
    Dieser Nachweis ist
    völlig unmöglich zu erbringen und jeder Staatsanwalt, der seine Sinne besamen hat, wird in diesem Fall überhaupt nichts unternehmen.
    Sie haben jetzt, wenn ich es kurz auf der politischen Ebene fortführen darf, ziemlich direkt Jörg Haider, einen Verleumder genannt.
    Sie haben gesagt, da gibt es kein Miteinander.
    Heißt das politisch, dass sozusagen jegliches Miteinander, ÖVP, Freiheitliche Partei, auch in Denkmodellen ausgeschlossen ist, nach einer solchen Vorgangsweise?
    Ich habe, wie ich noch ein Spitzenpolitiker war, wie Sie wissen, immer
    die Möglichkeit für die ÖVP offen halten wollen, mich bemüht, sie offen zu halten, mit beiden anderen Parteien, mit der SPÖ und eventuell auch mit der FPÖ zusammenzuarbeiten.
    Ich kann und will derzeit keine Koalitionsaussagen machen.
    Dazu bin ich nicht berufen.
    Ich kann nur sagen, ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich mit dem Herrn Haider an einen Tisch setzt, solange ein solcher Vorwurf im Raum steht.
    Danke vielmals, Herr Dr. Graf.
    Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Ja, und Riegler hat übrigens die erhobenen Anschuldigungen Haiders als verleumderische Unterstellung mit Entschiedenheit zurückgewiesen.
    Er erhielt heute einen mit 16.10.89 datierten Brief des Präsidenten des Nationalrates, Rudolf Pöder,
    in dem dieser unter anderem erklärt, bezugnehmend auf eine Überprüfung heißt es, dabei hat sich bedauerlicherweise gezeigt, dass auch in ihrem Fall nicht rechtmäßig vorgegangen worden ist und außerdem heißt es, ich darf daher Sie, sehr geehrter Herr Vizekanzler, im Sinne unseres Telefongesprächs einladen, den genannten Betrag dem Bund zu refundieren.
    Der genannte Betrag lautet auf Netto Schillings 737, 324 und 30 Groschen.
    Vizekanzler Riegler hat die Refundierung dieses Betrags in die Wege geleitet.
    Die Abwicklung der gesamten damit zusammenhängenden Fragen wurde von Vizekanzler Riegler bereits einem Anwalt übertragen.
    Der ÖVP-Wirtschaftsbund hat heute seinen jüngsten Bericht über die mittelständische Wirtschaft vorgelegt.
    Die Klein- und Mittelbetriebe beschäftigen demnach rund 70 Prozent der Arbeitnehmer.
    Sie tragen ebenso viel zur Wertschöpfung der österreichischen Wirtschaft bei und ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen liegt bei 60 Prozent.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel und der neue Präsident des Wirtschaftsbundes und Salinger Nachfolger Leopold Matatana
    zogen heute in einer Pressekonferenz im Großen und Ganzen positiv Bilanz, haben aber trotzdem noch etliche Wünsche offen, meint Herbert Huter.
    Der Facharbeitermangel entwickelt sich zu einem wirtschaftspolitischen Dauerthema, zumindest von Unternehmerseite her.
    Der Präsident der Wiener Handelskammer, Karl Dietrich, hat vor kurzem gefordert, dass Arbeitsbewilligungen für Ausländer automatisch erteilt werden sollen, wenn eine Firma das wünscht.
    Und obwohl die Zahl der Gastarbeiter im letzten Jahr um 20.000 auf 178.000 gestiegen ist, das sind etwa sechs Prozent aller unselbstständig Beschäftigten, trotzdem also fordert Wirtschaftsbundpräsident Leopold Madertaler, dass die Kontingente überhaupt abgeschafft werden.
    Es gibt hier seitens des Ministers für Soziales und Arbeit zahlenmäßige Grenzen und das ist schlecht.
    Wenn hier eben der Wirtschaft entgegengekommen werden könnte in dem Maß, wie sie es braucht, das heißt, dass man ansuchen kann um Einstellung von ausländischen Arbeitskräften, so wäre alles gelaufen.
    Es wäre außerdem nicht nur Hilfe für die österreichische Wirtschaft, es wäre auch Hilfe sozusagen für jene, die hier eben ihr Land verlassen mussten oder verlassen haben.
    Und diese restriktive Handhabung führt dann manchmal dazu, dass manche in die Schwarzarbeit gedrängt werden.
    Und das ist gerade das, was wir nicht wollen, auch von der Wirtschaft her nicht wollen.
    Grund des erhöhten Risikos und andererseits auch der Verzehrung der Wettbewerbsbedingungen muss man sagen.
    Also wir wollen keineswegs, dass hier schwarze Arbeit gefördert wird.
    Sie wird aber dadurch, dass man sie mehr oder weniger hineindrängt, weil man keine offizielle Arbeitsbewilligung ihnen gibt, in diesem Bereich abgedrängt.
    Nun zum Thema Nahversorgung.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel bezeichnete das Vordringen von Großmärkten in Österreich als ernstes Problem.
    Die Nahversorgung habe in den letzten Jahren erheblich gelitten, besonders betroffen seien ärmere und ältere Mitbürger, die nicht mit dem Auto zum Supermarkt fahren können.
    Würde man sämtlichen vorliegenden Anträgen stattgeben, so würde das nicht weniger als ein Drittel der Einkaufsfläche aller Geschäfte in Österreich ausmachen.
    Dazu Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel.
    Dass das nicht hingenommen werden kann aus
    Nahversorgungsgründen, aus wirtschaftlichen Überlegungen, auch aus Verkehrs- oder ökologischen Überlegungen heraus, ist überhaupt keine Frage.
    Ich glaube, dass wir hier zu einer koordinierten Anstrengung zwischen den Gemeinden, den Ländern und den Bundesstellen andererseits kommen müssen.
    Wir werden mit dem bescheidenen Instrumentarium, das wir auf Bundesebene zur Verfügung haben, und das sind ja praktisch nur Förderungsschwerpunkte im Bereich der mittelständischen Betriebe,
    werden wir einiges tun, aber ich brauche dringend dazu auch die Hilfe der anderen Gebietskörperschaften und fordere Sie auch an dieser Stelle auf, sich diesem Problem zu stellen.
    Zum weiteren Forderungsprogramm.
    Der Wirtschaftsbund lehnt jede Arbeitszeitverkürzung ab.
    Minister Schüssel meint, dass die Belastung der Beschäftigten durch eine kürzere Arbeitszeit nicht geringer wird, denn sie müssen in kürzerer Zeit dasselbe oder gar mehr leisten.
    In der nächsten Gesetzgebungsperiode soll die Gewerbeordnung liberalisiert werden und eine weitere Steuerreform soll die Betriebe dann noch mehr entlasten.
    Grundsätzlich zieht Wirtschaftsbundpräsident Leopold Marder da eine positive Bilanz.
    Dabei muss man erfreulicherweise feststellen, dass allein in den letzten zweieinhalb Jahren
    etwa 80.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden und ist zur Gänze von den Klein- und Mittelbetrieben und dass bis zum Ende der Legislaturperiode etwa 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
    Das Wirtschaftsforschungsinstitut spricht von einer Zahl mit 105.000.
    Und seit 1986, und auch das, glaube ich, ist sehr erfreulich, nimmt die Zahl der Selbstständigen nicht mehr ab.
    sondern sie nimmt zu, wobei eben feststellbar ist, dass die Risikobereitschaft ganz besonders auch der jungen Menschen hier wieder im Steigen begriffen ist.
    Und die Rückkehr zur Vollbeschäftigung ist nahezu erreicht, obwohl die Beschäftigung in den verstaatlichen Betrieben abgenommen hat.
    Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel ergänzt, dass die Zahl der Betriebe in Österreich in den letzten Jahren um 20.000 zugenommen hat.
    Die Gründung von Technologiezentren, auch Technologie-Parks genannt, meist mit öffentlicher Förderung, gilt als neuestes Mittel zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Problemgebieten.
    Der Gedanke dabei, kleine Gruppen unternehmungslustiger Wissenschaftler sollen ein Produkt im Kleinen entwickeln, auf den Markt bringen und dann eine Firma gründen, die dann Arbeitskräfte braucht.
    Vorbild ist das Silicon Valley in den USA, von wo aus so mancher Computer- und Elektronikhersteller den Siegeszug am Weltmarkt angetreten hat.
    Auch Österreich hat eine Reihe von Technologie-Parks gegründet und der Verband aller österreichischen Technologiezentren hält zurzeit in Salzburg seine Jahrestagung ab.
    Hier wird nun Bilanz gezogen, eine Bilanz, die recht ernüchternd ausfällt.
    Matthias Vogt berichtet.
    Es ging bei dieser international besetzten Enquete um die Frage, ob Technologiezentren taugliche Instrumente zur Förderung der regionalen Wirtschaft sind.
    Im Jahre 1986 wurde der erste dieser Brotkästen für Jungunternehmer in Graz installiert.
    Es folgten das Linzer Innovations- und Gründerzentrum, das Salzburger Technologiezentrum und der Vorarlberger Wirtschaftspark.
    Insgesamt gibt es zurzeit in Österreich zwölf dieser Zentren, sämtliche im Eigentum der Länder und Handelskammern.
    Angesiedelt sind dort mehr als 200 Firmen mit fast 2.000 Mitarbeitern.
    Täglich, so Alfred Urban als Vorsitzender der Vereinigung österreichischer Technologiezentren, kommt eine Firma hinzu.
    Weitere G-Schulen für Hightech-Unternehmer sind in Tirol und Kärnten geplant.
    Im obersteirischen Niklasdorf bei Leoben wird für das heuer noch anlaufende TechnoZ eine hochmoderne Laseranlage angeschafft.
    Im Bundesland Salzburg bekommt jeder GAU sein eigenes Regionalzentrum.
    Eine Filiale ist sogar für das kommende Jahr im bayerischen Grenzort Freilassing geplant, als Ausweitung in die europäische Gemeinschaft.
    In diese Aufbruchsstimmung hinein hielt Professor Erich Staudt vom Institut für Arbeitswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum sein kritisches Referat über die Erfahrungen in der Bundesrepublik.
    Auch dort habe es die Aufbruchsstimmung gegeben, so Staudt, angeheizt noch von den Hoffnungen, die Politiker in Regionen mit Strukturproblemen gemacht hätten.
    Staudt?
    Dieser technologiepolitische Bereich ist auch sehr verführerisch, denn die Erfolge liegen weit in der Zukunft.
    Die Ankündigung findet heute statt und die Strohfeuer sind schnell abgebrannt und dann wird erst nach der nächsten Wahl kontrolliert, was wirklich davon eingetreten ist.
    Sein Institut hat untersucht, was wirklich eingetreten ist.
    Die Hoffnung, mit Technologiezentren könne man Arbeitslosigkeit wirksam bekämpfen, habe sich nicht erfüllt.
    In den 70 bundesdeutschen Zentren arbeiten zurzeit 10.000 Beschäftigte.
    Auch das Ziel, mit den Hightech-Zellen den strukturschwachen Gebieten auf wirtschaftlich gesündere Beine zu helfen, wurde nicht erreicht.
    Das bestätigte auch Karl-Heinz Wodtke, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Technologiezentren.
    Gut funktionierende Zentren gäbe es vor allem in strukturstarken Gebieten und nicht, wie gewünscht, in den wirtschaftlichen Problemregionen.
    Als dritte Fehlentwicklung nannte Staud von der Ruhr-Universität in Bochum die Tatsache, dass in den Hightech-Baumschulen nicht nur Jungunternehmer gefördert werden.
    Auch große Industrieunternehmen würden ihre Forschungsabteilungen ins Technologiezentrum verlegen, um auf intelligente Weise an Subventionen zu kommen.
    Zudem will Stauds Institut herausgefunden haben, dass viele Techno-Sets in ihrem Angebot an der industriellen Nachfrage vorbeiproduzieren.
    Diese Einschätzung wurde aber von den übrigen bundesdeutschen Fachleuten nicht geteilt.
    Frage deshalb an Professor Staudt.
    Sind Technologiezentren taugliche Instrumente regionaler Wirtschaftsförderung?
    In Teilbereichen ja, aber sie können in ihrer Summe nicht die Effekte erfüllen, die eigentlich erwartet werden aus der Wirtschaft.
    Als Abhilfe schlägt Staudt vor, dass noch fünf oder zehn Jahre alle Unternehmen aus dem subventionierten Brutkasten herausgehen müssen, um in der freien Wirtschaft ihre Lebensfähigkeit zu beweisen.
    Alfred Urban, der Vorsitzende der österreichischen Technologiezentren, reagiert auf Stauzkritik so.
    Es gibt die kritische Haltung.
    Eigentlich hat sich in dem Strukturwandel nicht viel getan.
    Es wurden die alten Probleme beibehalten.
    Also nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Letzten Endes aber, glaube ich, sind auch diese eigenen
    einzelnen Anstrengungen in den Regionen sicher wichtig, um sozusagen als Hefe für den Sauerteig zu wirken.
    Diese Vorbildwirkung, die sie gar nicht in Zahlen fassen können, in Zahlen der Finanzierung, in Zahlen der Förderung.
    Es geht darum auch um die Stimmungsmachung in einer derartigen Region.
    Und hier sollte man gerade diese regionalen Technologie- und Gründerzentren nicht vernachlässigen.
    Die deutsche Skepsis hat also den österreichischen Gründerschwung bei Technologiezentren wenig bremsen können.
    Kritik an der Werbung.
    Dieses Thema zählt zu den Dauerbrennern bei der Öffentlichkeitsarbeit der Arbeitnehmervertretungen und vor allem der Konsumentenschützer.
    Während die Werbeausgaben permanent steigen, allein in den ersten drei Quartalen dieses Jahres wieder um fast sieben Prozent, sieht sich die, wenn man so sagen will, Gegenseite immer weniger in der Lage, der Kunst der geheimen Verführung in Form verstärkter Verbraucheraufklärung Parole zu bieten.
    Ein Vorschlag heute von Arbeiterkammerpräsident Heinz Vogler
    die Einführung einer Art Verursacherabgabe für die werbungtreibende Wirtschaft, mit der die Konsumentenaufklärung finanziert werden soll.
    Hans Christian Unger berichtet.
    Die These von Arbeiterkammerchef Heinz Vogler Eingang seiner Pressekonferenz.
    Wärmung bietet immer weniger Information, es werden fast nur mehr Emotionen angesprochen.
    Es wird mehr desinformiert als Grundlagen geschaffen, die dem Verbraucher für bewusste Kaufentscheidungen zur Verfügung stehen.
    Auf der anderen Seite, so Vogler, gebe es zu wenig öffentliche Mittel, um den Bürger objektiv über Wert und Unwert vieler Produkte und Dienstleistungen aufzukehren.
    Die Forderung, die für Vogler daraus resultiert, eine Art Informationssteuer, mit der dieser Aufgabenbereich finanziert werden soll.
    Bloß 2% der etwa 10 Mrd.
    Schilling im Jahr, die in klassische Werbung gebuttert werden, sollten die finanzielle Basis für mehr Sachinformation versus zig frischer Werbeslogans bilden.
    Wer der Empfänger dieser Verursacherabgabe sein soll?
    Nutznießer soll jener Bereich sein, der sich zur Aufgabe gestellt hat, öffentliche Verbraucherinformation zu leisten.
    Also in dem Fall böte sich ja vorherig an,
    der Verein für Konsumenteninformation, ein Verein, der sozialpartnerschaftlich getragen wird, aber der doch nicht über jene finanziellen Mittel verfügt, die er eigentlich braucht, um tatsächlich unter Bedachtnahme auf die Entwicklungen im Werbebereich
    Und diese Informationssteuer soll übrigens nur auf Produktwerbung aufgeschlagen werden.
    Propaganda politischer Parteien und von Interessensorganisationen will man davon ausnehmen.
    Diese Maßnahme allein ist für die Arbeiterkämmerer aber nicht ausreichend, um mehr graue Fakten in die bunte Werbelandschaft zu zwingen.
    Im Mittelpunkt der AK-Kritik die seit Jahren existierenden sozialpartnerschaftlichen Vereinbarungen über eine Art freiwilliger Selbstkontrolle, die aber immer weniger eingehalten würden.
    Zwei Beispiele.
    Nur die Hälfte aller Autofirmen gibt in ihren Inseraten die Verbrauchswerte der Fahrzeuge an.
    Und immer häufiger werden Kinder in der Werbung direkt angesprochen, obwohl es einen Konsens darüber gibt, dies zu unterlassen.
    Der zweite Vorschlag der AK daher, diese Werberichtlinien in das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb einzuarbeiten und damit auch eine Grundlage für Sanktionen zu haben.
    Für Vogler kein Widerspruch zu einer vor wenigen Wochen getroffenen Aussage, weite Teile dieses Gesetzes seien wettbewerbshemmend und deshalb abzuschaffen.
    Und ich glaube, dass es sich hierbei nicht um eine Hemmung oder um eine Einschränkung des Wettbewerbs handelt, sondern hier handelt es sich nur um faire Rahmenbedingungen, die für alle in gleicher Weise Gültigkeit haben sollen.
    Denn derzeit erleben wir die Situation, dass es Firmen gibt, die sich an diese ausgearbeiteten Richtlinien halten
    Und dann gibt es wieder Unternehmungen, die sich überhaupt nicht um diese Richtlinien kümmern und versuchen durch den Einsatz von raffiniertesten Werbemethoden einen Vorteil gegenüber anderen in Bezug auf ihre Produktwerbung erzielen zu können.
    Und noch ein Punkt, der zu reglementieren sei.
    Werbung mit Erotik.
    Der Ideenmangel der Kreativen werde allzu oft, so Vogler, mit möglichst viel nackter Haut überdeckt.
    Immer wieder ja Stein des Anstoßes, vor allem für feministische Organisationen.
    Das Endziel der AK schließlich für mehr Seriosität in der Werbung, die Gründung einer staatlichen Behörde mit Sanktionsmöglichkeiten und Eingriffsrechten, wie sie in den Vereinigten Staaten in Form der sogenannten Fair Trade Commission besteht.
    So viel zu den geheimen Verführern, die uns oft mehr gängeln, als wir glauben.
    Der Airbus sei kommerziell ein großer Erfolg und die Defizite keine Katastrophe, erklärte kürzlich der Präsident der französischen Luftfahrtindustrie, Jacques-André Larpin.
    Und er meinte weiter, bei derart großen Projekten würden eben zu Beginn die Kosten nicht gedeckt.
    Was er nicht sagte,
    Das europäische Airbus-Konsortium gibt es bereits 20 Jahre lang.
    Und so sagen daher viele Kritikern nicht zu Unrecht, der Airbus sei eher ein Steuermillionenfass ohne Boden.
    Und wieder einmal verspricht das Management in Toulouse, es werde bald keine Steuergelder mehr brauchen.
    Wolfgang Fuchs informiert.
    Mit 38 Prozent ist der deutsche Luftfahrtkonzern Messerschmidt-Böll-Koplum an der Airbus-Industrie beteiligt und diese Beteiligung an Europas wohl ehrgeizigsten Technologieprojekt hat die Deutschen bisher umgerechnet fast 25 Milliarden Schillingverluste eingebracht.
    Kein Wunder, dass das Berliner Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie für die Regierung in Bonn rät, man müsse allmählich zu einem privatwirtschaftlichen Konzern umdenken.
    Wenn es nicht gelinge, die finanzielle Abhängigkeit von der öffentlichen Hand zu verringern, dann könnten die Chancen der gesamten Luftfahrtbranche
    stark beeinträchtigt werden, schreiben die Wissenschaftler.
    Diesen Anlauf nehmen die Airbus-Manager nun zum x-ten Mal.
    Vorstandsvorsitzender Jean Pierson, ein Franzose, versprach in Anwesenheit des Aufsichtsratspräsidenten Hans Friedrichs, dem Deutschen, diese Woche in einer internationalen Pressekonferenz, bei der Entwicklung von neuen Flugzeugen werde man nicht mehr die Steuerzahler zur Kasse bitten, sondern mit Geld vom Kapitalmarkt Vorlieb nehmen.
    Konkret geht es um eine verlängerte Version der neuen A320, die dann A321 heißen soll.
    500 Millionen Dollar soll die Entwicklung dieses dann sechsten Kindes der Flugzeugfamilie kosten, wenn es bei diesen Kosten bleibt.
    Denn die Entwicklung und Erprobung der anderen Brüder hat jeweils mehrere Milliarden Dollar verschlungen.
    Wie ehrlich daher die Ankündigung Piersons ist, lässt sich heute nicht sagen.
    Dass es mit den Finanzen des europäischen Herstellers nicht zum Besten steht, ist unbestritten.
    Zu viele nationale Interessen sind da nicht unter einen Hut zu bringen.
    Die Franzosen, die so wie die Deutschen knapp 38 Prozent besitzen, dominieren die Firma.
    Sie versuchen der Welt zu suggerieren, der Airbus sei ein französischer Vogel.
    Und daher bestehen sie auch darauf, dass die Flugzeuge ausschließlich im südfranzösischen Toulouse zusammengebaut werden.
    Weil das Produkt aber aus ganz Europa stammt, müssen
    ganze Flugzeugrümpfe oder große Flügel mit Spezialflugzeugen quer durch den ganzen Kontinent transportiert werden.
    Zwischen Franzosen, Deutschen, Engländern, Spaniern, Holländern und Belgiern gibt es offenbar mehr Reibungsverluste als den Regierungen lieb ist.
    Und so musste jetzt nicht nur eine eigene Abteilung geschaffen werden, die die Transporte sinnvoll koordiniert.
    Ein Brite hat jetzt auch den Job bekommen, ein, wie es in der Firmenmitteilung heißt, völlig transparentes Rechnungswesen innerhalb des Systems zu schaffen.
    Der Manager soll Zugang zu allen bei den Partnern entstehenden Kosten haben.
    Er wird es aber wahrscheinlich trotzdem nicht schaffen, die Riesenfirma in die schwarzen Zahlen zu bringen.
    Dabei wäre die Ausgangslage jetzt günstig wie noch nie.
    Die Auftragsbücher sind übervoll, die Produktionsrate soll verdoppelt werden, weil Lieferfristen bis 1997 bestehen.
    Doch trotzdem macht der Konzern bei jedem verkauften Modell Verlust.
    Die Regierungen haben daher neuerlich beschlossen, sie würden vor allem Verluste, die durch Wechselkursschwankungen der europäischen Währungen gegenüber dem Dollar entstehen, ausgleichen.
    Und so wird der Airbus zwar ein technologisches Spitzenprodukt bleiben und die Fluggesellschaften können sich über Sparsamkeit und hohe Einsatzbereitschaft ihrer Flugzeuge freuen.
    Die Steuerzahler werden aber weiter kräftig zur Kasse gebeten.
    für ein europäisches Prestigeprojekt.
    Wolfgang Fuchs über den großen Vogel namens Airbus.
    Und jetzt ein Radio-Tipp für den heutigen Abend.
    Mit Leidenschaft und Augenmaß, so heißen die Memoiren des langjährigen SPD-Politikers Hans-Jürgen Wischniewski.
    Wegen seiner engen Kontakte zur arabischen Welt, kurz auch Benvish genannt.
    Wischniewski hatte nahezu alle Ämter inne, die eine politische Partei zu vergeben hat.
    Bekannt wurde er als Art Krisenfeuerwehr, vor allem durch seine Vermittlungsbemühungen bei der Empführung der deutschen Landshutmaschinen nach Mogadischu.
    Hans-Jürgen Wischniewski?
    Aber ich mache überhaupt gar keinen Hehl daraus.
    Mein Leben war die Außenpolitik.
    Mit Leidenschaft war ich immer dabei, Augenmaß habe ich nicht immer erreicht.
    Hans-Jürgen Wischniewski zu seinen Memoiren.
    Heute Abend, ab etwa 18.20 Uhr im Programm Österreich 1,
    Weiter geht's mit Kultur.
    Am Freitag gibt es in der Wiener Staatsoper eine Premiere der besonderen Art.
    Erstmals wird an dieser Spielstätte das berühmte Kabuki-Ensemble aus Tokio zu sehen sein.
    Das Gastspiel dauert bis zum 24.
    Oktober und an den fünf Abenden sind jeweils drei Stücke zu sehen.
    Daran anschließend wird das Tokio Ballett mit zwei verschiedenen Programmen vom 26. bis zum 29. in der Staatsoper zu sehen sein.
    Während dieser Zeit kastiert die Staatsoper mit Il Viaggio a Reims, Parsifal, Zauberflöte und Wozzeck in Japan.
    Heute Vormittag gab es in der Staatsoper eine Pressekonferenz über das Gastspiel aus Tokio.
    Erich Gabriel informiert sie darüber.
    Sowohl die Staatsoper als auch die Volksoper gastieren ja immer wieder in Japan.
    Und Kabuki-Ensembles waren auch schon 1983 und 1985 im Akademietheater und im Theater an der Wien zu sehen.
    Aber diesmal gibt es einen besonderen Grund für den Theateraustausch.
    Vor 120 Jahren wurde der erste Freundschaftsvertrag zwischen Japan und Österreich unterzeichnet.
    An den drei Stücken, mit denen das Kabuki-Ensemble aus Tokio in Wien gastiert, kann man die Vielfältigkeit dieser speziellen japanischen Theaterform erkennen.
    Das erste hat den Titel »An den Stock gebunden« und ist eine Farce über das Verhältnis Herr und Diener.
    Dann folgt »Das Raya-Mädchen«, eine poetische Geschichte von der Vergänglichkeit der Liebe, und zum Abschluss »Das Feldlager«, ein heroisches Spiel aus der japanischen Geschichte mit viel Dramatik.
    Kabuki könnte man mal seine Art Musical bezeichnen, da auch in dieser Form Schauspiel, Tanz, Gesang und Musik zusammengehören.
    Mitwirkende der Operngastspiele in Japan berichten immer wieder vom erstaunlichen Wissen des Publikums über europäische Werke.
    In Wien wird es aber nur wenige Kenner des Kabuki geben.
    Was hat der stellvertretende Generalsekretär des Bundestheaterverbandes Georg Springer anzubieten, um das Verständnis der Stücke zu erleichtern?
    Es wird die Möglichkeit für jeden Besucher,
    geben sich über Kopfhörer von einem Tonband über Inhalte Stücke zu informieren.
    Der Grund dafür ist ein sehr naheliegender Theaterbesuch in Österreich ist meiner Erfahrung nach
    100-prozentige Freizeitgestaltung, die man nicht gerne belastet sieht mit großen Vorstudien.
    In diesem Sinne kann man als auf der Seite des Theaterveranstalters stehender Japaner beneiden um sein Publikum und wahrscheinlich das bestinformierte Publikum überhaupt.
    Faszinierend ist beim Kabuki die Ästhetik der Inszenierungen, die prachtvolle Schönheit der Kostüme und das artistische Können der Akteure.
    Der Tourneeleiter Yutaka Wada hat auch die Erfahrung gemacht, dass das europäische Publikum auch zum Beispiel beim ersten Stück den japanischen Humor durchaus versteht.
    Das Publikum lacht.
    Es sind großartige Lachen.
    Das heißt, dass ohne die Sprache und diese spezifischen asiatischen Formen Theaters zu verstehen,
    kann man auch etwas fühlen, etwas wirklich verstehen im wirklichen Sinne.
    Und ganz wesentlich ist beim Kabuki die Anregung der Fantasie des Publikums.
    Das ist eine sehr typische asiatische Theaterform.
    Das heißt, wir haben keine
    Logische Grenzung im Kopf.
    D.h.
    wir sind da am Tisch, wir sprechen, wir suchen uns etwas.
    Und plötzlich in unserer Fantasie, wir sind schon in Schönbrunn.
    Und wir treten zusammen.
    Und vor uns ist eine andere Landschaft.
    Ein besonderes Ereignis des Gastspiels wird das erste Auftreten der beiden berühmtesten Kabuki-Darsteller Japans Bando Tamasaburo und Ichikabo Danjuro in Österreich sein.
    Übrigens war es nicht ganz einfach, sie nach Wien zu bringen.
    Unser japanischer Vertragspartner hat sich gescheit anfänglich diese Garantie zu geben.
    Wir haben uns dann dadurch getroffen, dass wir das nicht in den formalen Teil des Vertrages aufgenommen haben.
    aber dem Bundestheaterverband mit Handschlag zugesichert wurde, wenn es für diese beiden, da muss ich noch einmal sagen, absoluten Topstars des Kabuki nur irgendwie möglich ist, diese Tournee mitzumachen, dann werden sie auch nach Wien kommen und das ist jetzt glücklicherweise auch tatsächlich der Fall.
    Also das Kabuki-Gastspiel aus Tokio ist vom 20. bis zum 24.
    Oktober in der Staatsoper zu sehen.
    Soviel zu Kabuki in Wien.
    Wir erwarten in Kürze einen neuen Bericht aus den USA vom kalifornischen Beben.
    Bis dahin einige takte Musik.
    Zurück zum kalifornischen Beben.
    Ich bin jetzt mit unserem US-Korrespondenten Robert Wiesner telefonisch verbunden.
    Was lässt sich zur Stunde über die aktuelle Situation und deren Folgenschwere sagen, Herr Wiesner?
    Ja, mindestens 250 Menschen sind getötet, mehr als 500 verletzt worden.
    Das ist die vorläufig letzte Schätzung der Opfer des Erdbebens in der Region von San Francisco.
    Am schlimmsten hat es bekanntlich die Stadt Oakland östlich von San Francisco getroffen.
    Dort ist ein rund zwei Kilometer langes Stück einer doppelstöckigen Stadtautobahn zusammengestürzt, mitten in der Hauptverkehrszeit gestern Abend.
    Eine ganze Kolonne von Autos wurden zwischen tonnenschweren Betonplatten zerdrückt.
    Mitglieder der Rettungsmannschaften berichten hier im Fernsehen von schrecklichen Erlebnissen.
    Sie haben etwa sechs Stunden gebraucht, um eine einzige Frau zu befreien, die eingeklemmt war.
    Ein junger Mann war unter den Leichen seiner Eltern gefangen.
    Das Beben, der Stärke 6,9, war bis nach Los Angeles zu spüren.
    Der Gouverneur von Kalifornien hat soeben die Region zum Katastrophengebiet erklärt und ausdrücklich um Bundeshilfe angesucht.
    Und die Bewohner von San Francisco haben Angst vor einem vielleicht noch schwereren Nachbeben.
    Herr Wiesner, wie könnte diese Bundeshilfe denn aussehen?
    Die Bundeshilfe wird vor allem sich darum bemühen, um Transportinfrastruktur aufzubauen, wird versuchen, Unterkünfte aufzubauen für die noch bis jetzt völlig unbekannte Zahl von Menschen, die durch das Beben obdachlos geworden sind.
    Man hat hier Bilder gesehen,
    dass Leute in Hotels, dass Leute in großen Bürohäusern untergebracht wurden, notdürftig untergebracht wurden.
    Die Bundeshilfe wird sicherlich finanzielle Hilfe auch sein müssen.
    Hat man den Eindruck eines funktionierenden Katastrophenalarmplans in San Francisco, in Kalifornien an sich?
    Es hat im Wesentlichen funktioniert, soweit man das aus der Entfernung beurteilen kann.
    Ein Problem hat es gegeben bei den Löscharbeiten in San Francisco.
    Ein Teil der Stadt, vor allem ein Teil aus alten Holzhäusern, hat Feuer gefangen, nachdem Gasleitungen zerplatzt sind.
    Und die Feuerwehren haben das Problem gehabt, dass sie kein Löschwasser zur Verfügung hatten.
    Zum Glück, dafür war man nicht vorbereitet, aber es war eine glückliche Erfügung, zum Glück war im Hafen ein Löschschiff ziemlich in der Nähe und es konnte relativ schnell herankommen und dann Meerwasser aus der Bucht in die Gegend pumpen, wo es benötigte.
    Dazu ist zu sagen, dass ja unsere Feuerwehr in Österreich etwas anders arbeitet als die Feuerwehren in den Vereinigten Staaten.
    Unsere Feuerwehr geht zum Beispiel wirklich in brennende Häuser hinein, was ja in den Vereinigten Staaten nicht gang und gäbe ist.
    Das ist man also bei uns nicht gewöhnt.
    Das hängt aber vor allem auch mit der Bauweise der Häuser zusammen.
    Die Häuser, die in San Francisco am schwersten von Brand geschädigt wurden, sind Holzhäuser, die einerseits den Stoß oder die Stöße des Erdbebens sehr gut überstanden haben, weil Holz ist eine sehr elastische Struktur.
    Allerdings sobald das Feuer dort ausgebrochen ist, waren diese Häuser einfach nicht mehr zu retten.
    Wie denkt man denn in Washington mit dieser Situation jetzt fertig zu werden?
    Gibt es da besondere Aufregung?
    Es gibt natürlich besondere Aufregung.
    Alle Nachrichtensendungen beschäftigen sich so gut wie mit keinem anderen Thema als diesen.
    Präsident Bush hat gestern am Abend eine Rede vor einer Parteiversammlung der Republikaner unterbrochen und hat sich direkt mit den Behörden in Kalifornien in Verbindung gesetzt.
    Die Behörden in Washington, Bush an der Spitze, hat vor allem eine Angst, dass es wieder so gehen könnte wie nach dem Hurricane Hugo, wo man den Bundesbehörden vorgeworfen hat, sie hätten mit den Hilfsmaßnahmen zu lange gezögert, wo man ihnen nicht entsprechend rasches Reagieren vorgeworfen hat.
    Wie kann man sich jetzt vorstellen, dass es in San Francisco selber weitergeht, wenn so viele Straßen, so viele Brücken zerstört sind?
    Wie kann dann das urbane Leben überhaupt aufrechterhalten werden, ohne dass es zu einem Chaos kommt?
    Die Behörden haben deswegen an die Bevölkerung appelliert, möglichst die Häuser nicht zu verlassen, möglichst dort zu bleiben, wo sie sind.
    Man hat darauf hingewiesen, dass es genügend Lebensmittelvorräte gibt, dass es genügend Wasservorräte gibt und dass die Leute möglichst nicht die Probleme dadurch komplizieren sollen, dass sie sich mit ihren Autos auf den Weg machen und alle Straßen für Versorgungs- und Rettungsmaßnahmen blockieren.
    Soweit also der aktuelle Bericht über die aktuelle Situation von Robert Wiesner.
    Ab 13 Uhr kann man übrigens fernschauen und sich die Bilder der Zerstörung aus Kalifornien auch noch im Fernsehen ansehen.
    Im Programm FS1 eine halbe Stunde lang.
    Und damit gebe ich gleich zu den Schlussnachrichten.
    Österreich.
    FPÖ-Chef Haider hat verlangt, bei der an Vizekanzler Riegler ungerechtfertigt ausgezahlten Abfertigung die strafrechtliche Seite zu prüfen.
    Haider sagte, auf die Handlungsweise Rieglers könnte der Paragraf 134 des Strafgesetzes zutreffen, der den Tatbestand der Unterschlagung beinhalte.
    Haider interpretierte, auch derjenige begehe eine Unterschlagung, der irrtümlich ein Guthaben überwiesen oder eine Gutschrift auf sein Konto erhalte und dies nicht melde.
    ÖVP-Justizsprecher Graf sprach in einer Reaktion wörtlich von einer unglaublichen Gemeinheit und verleumder Methoden.
    Die Argumentation Haiders sei juristisch lächerlich, weil der Nachweis der Vorsätzlichkeit sich zu bereichern geliefert werden müsste, sagte Graf.
    Riegler hat inzwischen einen Brief von Nationalratspräsident Pöder erhalten, in dem um Refundierung der irrtümlich ausgezahlten Abfertigung von 737.000 Schillingen ersucht wird.
    Riegler hat die Refundierung bereits eingeleitet.
    Das Parlament beschäftigt sich mit dem Kunstbericht 1988 sowie mit den Themen Forschung und Forschungsorganisationsgesetz.
    Auch über das geplante Lkw-Nachtfahrverbot wird diskutiert.
    Entgegen ursprünglichen Planungen wird der Nationalrat heute noch nicht über die Auslieferung des früheren Verteidigungsministers Frischenschlagers im Zusammenhang mit der Norikum-Affäre entscheiden.
    Verkehrsminister Streicher hat bekräftigt, dass Österreich an dem Nachtfahrverbot für laute Lastkraftwagen ab 1.
    Dezember festhält.
    Streicher reagierte damit auf die Ankündigung Bayerns, ein Nachtfahrverbot für österreichische Lkw auf dem Weg über das sogenannte kleine deutsche Eck einzuführen.
    In Vorarlberg wird es auch in den kommenden fünf Jahren keine ÖVP-Alleinregierung geben.
    ÖVP und FPÖ haben sich darauf geeinigt, dass der freiheitliche Landesparteiobmann Hans-Dieter Grabherr Landesrat bleibt.
    Landeshauptmann Purtscher sagte, die Zusammenarbeit mit der FPÖ basiere nicht auf einer notwendigen Koalition, sondern sei eine freiwillige, echte Partnerschaft.
    Jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Allgemein sonnig.
    Nachmittagstemperaturen heute 14 bis 19 Grad.
    Und das war's auch schon.
    Sie hörten das Mittagsjournal vom Mittwoch, den 18.
    Oktober.
    Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verabschiedet sich Manfred Kronsteiner.
    Einen schönen Nachmittag.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kalifornien-Erdbeben Augenzeugenbericht
    Interview: Korrespondent Amler
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Amler, Armin [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kalifornien-Erdbeben: Interview mit Bebenexperten der Hohen Warte
    Interview: Erdbebenexperte Drimmel
    Mitwirkende: Bachmair, Udo [Gestaltung] , Drimmel, Julius [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Jörg Haider: Angriffe auf Riegler
    Einblendung: FPÖ-Obmann Haider
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung] , Haider, Jörg [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Graff zu Haider-Angriffen
    Einblendung: ÖVP-Justizsprecher Graff
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Mittelstandsbericht": Wirtschaftliche Lage im Gewerbe
    Einblendung: Wirtschaftsbundpräsident Maderthaner, Wirtschaftsminister Schüssel
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Maderthaner, Leopold [Interviewte/r] , Schüssel, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Technologie-Parks in Österreich
    Einblendung: Arbeitswissenschafter Staudt, Technologiezentrum-Vorsitzender Urban
    Mitwirkende: Vogt, Mathias [Gestaltung] , Staudt, Erich [Interviewte/r] , Urban, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Arbeiterkammer-Kritik an Werbung
    EInblendung: AK-Präsident Vogler
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Vogler, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Airbus kommt nicht aus den Roten Zahlen
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Wischnewski-Buch
    EInblendung: SPD-Politiker Wischnewski
    Mitwirkende: Manas, Elisabeth [Gestaltung] , Wischnewski, Hans-Jürgen [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Gastspiel des Kabuki-Theaters in der Staatsoper
    Einblendung: stellvertretender Bundestheaterverbandsgeneralsekretär Springer, Tourneeleiter Takarada
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Springer, Georg [Interviewte/r] , Takarada, Liu [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beben in Kalifornien: Situationsbericht
    Interview: Korrespondent Wiesner
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Wiesner, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1989.10.18
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1989.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-891018_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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